16 • Rehabilitation BGHW aktuell 4/16 Immer wieder Ekzeme an den Händen, Juckreiz und Entzündungen: Bei manchen Betroffenen heilen trotz Pflege und Beratung beruflich verursachte Hauterkrankungen einfach nicht ab oder treten immer wieder auf. Auch für diese schwereren Fälle bietet das Verfahren „Haut optimal“ Unterstützung an („BGHW aktuell“ 3/16). In Gesundheitspädagogischen Hautschutzseminaren (GPS), die jetzt auch bundesweit angeboten werden, lernen die Betroffenen alles über das Thema Haut und Pflege. „Diese problematischen Verläufe treten nicht so häufig auf, aber gerade diese Betroffenen haben einen besonders hohen Leidensdruck“, weiß Simone Wouterse, Berufskrankheiten-Referentin bei der BGHW. „Deshalb sprechen wir die Versicherten, bei denen Hauterscheinungen immer wieder auftreten, gezielt an und bieten ihnen die Teilnahme an einem ein- oder zweitägigen gesundheitspädagogischen Hautschutzseminar an.“ Bis Anfang 2016 bot die BGHW für alle in Frage kommenden Versicherten eigene gesundheitspädagogische Seminare (GPS) am Standort Berlin der Regionaldirektion Ost an. Dabei arbeitete sie mit dem dortigen Schulungs- und Beratungszentrum der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und dem Hautschutzzentrum Berlin zusammen. In Einzelfällen wurden Versicherte zu GPS in darauf spezialisierte, berufsdermatologische Kliniken und zu anderen Berufsgenossen- Fotolia - miamariam BGHW-Hautschutzseminare helfen bundesweit schaften, mit denen die BGHW hier zusammenarbeitet, eingeladen. dermatologen sowie Gesundheitspädagoginnen unterstützt. „Ein großes Problem für viele Betroffene war allerdings der weite Anfahrtsweg“, so Simone Wouterse. „Auch wenn die Versicherten teilnehmen wollten, war die lange Anreise für manchen ein Hinderungsgrund.“ Die standortnahen GPS der BGHW konzentrieren sich auf die für Handel und Warenlogistik relevanten Berufsgruppen und Einwirkungen; dazu gehören die Bereiche Lebensmittel- und Feuchtarbeit, Metall und Werkstätten, Lagerarbeit sowie die Einwirkung von Papier, Pappen und Kartonagen. Netzwerk bundesweit Deshalb knüpfte die BGHW ein bundesweites Netzwerk, um möglichst vielen Betroffenen die Teilnahme an den Seminaren zu ermöglichen. Zukünftig wird jede Regionaldirektion der BGHW standortnahe GPS in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Schulungs- und Beratungszentren der BGW anbieten. Diese orientieren sich wie bisher an den bewährten Qualitätsstandards der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Versicherten-Schulungsprogramme. Bei den Seminaren werden die Fachleute der BGHW durch erfahrene Berufsdermatologinnen und Berufs- Für den Floristikbereich bietet die BGHW in Berlin weiterhin zusätzlich ein spezielles GPS mit einem praktischem Arbeitsteil in einem Floristikbetrieb an. Inhaltlich setzen die Seminare auf eine Mischung aus allgemeinen Informationen und individueller Beratung. Es gibt eine Einführung zum Thema Individualprävention. Die Teilnehmenden erfahren, warum es wichtig ist, sich mit dem Hautschutz zu beschäftigen, und was jeder einzelne konkret tun kann, um seine Hautge- Rehabilitation • 17 Fotolia - Photographee.eu BGHW aktuell 4/16 sundheit zu verbessern. Es werden wichtige medizinische Grundlagen, wie Aufbau und Funktion der Haut, Mechanismen der Hautschädigung, Ekzeme und deren Therapie erklärt. In einem Zirkel mit verschiedenen Stationen erfolgen die medizinische Untersuchung und Beratung im ärztlichen Einzelgespräch, die Handschuh-Beratung sowie bei Bedarf eine individuelle leistungsrechtliche Beratung. Weitere Themen im Zirkel sind Hautreinigung und Hautschutz, die individuelle Hautpflege und je nach Zielgruppe Themen wie hautschonende Händehygiene und -desinfektion oder Lebensmittelhygiene. Tipps gegen Stress Je nach Seminarzielgruppe wird in den gesundheitspädagogischen Seminaren auch das praktische Arbeiten, zum Beispiel mit Handschuhen, geübt. Außerdem werden die Teilnehmenden auch über die rechtliche Grundlagen (TRGS 401) bei hautgefährdenden Tätigkeiten am Arbeitsplatz informiert. Zudem erhalten sie Tipps zur richtigen Pflege der Haut und erfahren, wie sie Stressfaktoren, die sich auf die Haut auswirken, erkennen und umgehen können. Beim Vorliegen von stressbedingten Hauterscheinungen wird den betroffenen Versicherten ein weiteres Seminar speziell zum Thema Stressbewältigung angeboten. Auch nach dem Seminar kümmert sich die BGHW um die Versicherten, insbesondere dann, wenn weitere Behandlungen notwendig sind. Besondere Hautschutz- und Hautpflegeprodukte werden den Versicherten direkt nach Hause gesandt. Manchmal ermittelt die BGHW auch am Arbeitsplatz nach bestimmten Stoffen und Allergenen. Anschließend können gezielt Hautschutzmaßnahmen ergriffen werden. Konsequent anwenden Nach drei Monaten wird bei den Versicherten nachgefragt, ob das Seminar erfolgreich war. „Viele sind nach dem Seminar hochmotiviert, die Hautschutz- und Hautpflegemittel auch regelmäßig anzuwenden und die Ratschläge der Experten zu beherzigen“, weiß Simone Wouterse. Viele GPS-Teilnehmende bekommen ihre Beschwerden danach in den Griff. „Sie können weiter in ihrem bisherigen Beruf arbeiten, wenn sie konsequent ihre Haut, wie im Seminar gelernt, schützen und pflegen“, so Wouterse. Auch dank des bundesweiten Angebots der BGHW an gesundheitspädagogischen Hautschutzseminaren bleibt den meisten Betroffenen ein Berufskrankheitenverfahren erspart. Denn eine Anerkennung der Hauterkrankung als Berufskrankheit bedeutet immer ein Wechsel des Arbeitsplatzes und oft auch die Aufgabe des Berufs. (sw/be)