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Kurzbeschreibung zum
Bielefelder Klienten-Erfahrungsbogen (BIKEB)
(Diether Höger, November 2001)
Der Bielefelder Klienten-Erfahrungsbogen BIKEB (Höger und Eckert, 1997) ist ein Verfahren zur
Erfassung von Aspekten des "Post-Session Outcome", d.h. des Ergebnisses der soeben vergangenen
Psychotherapiestunde aus der Perspektive des Klienten. In mehreren Studien hat sich das Post-Session
Outcome wiederholt als valider Prädiktor für die Wirksamkeit einer Psychotherapie insgesamt
erwiesen (Orlinsky und Howard, 1986).
Der BIKEB ist eine Weiterentwicklung des in der Gesprächspsychotherapie schon sehr bald etablieren
Klienten-Erfahrungsbogens KEB von Eckert und Schwartz (Eckert, 1974), der sich bei der Vorhersage
des Erfolges von Psychotherapien als valide erwiesen hat (vgl. Eckert, Bolz, und Pfuhlmann, 1979;
Eckert, Schwartz und Tausch, 1977), dessen Auswertung anhand der einzelnen Items für die tägliche
Therapiepraxis jedoch relativ unübersichtlich und beschwerlich war.
Eine explorative Studie mit dem KEB ergab aufgrund von P-Faktorenanalysen (Cattell, 1980) sechs
Aspekte der Klientenerfahrung, zu denen jeweils Skalen mit je vier Items entwickelt wurden:
1. Zurechtkommen mit dem Therapeuten/der Therapeutin
2. Zurechtkommen mit sich selbst
3. Erleben von Veränderung
4. Erleben von Sicherheit und Zuversicht
5. Beruhigung
6. Körperlicher Entspannung vs. Erschöpfung.
Die sechs Skalen des BIKEB wurden an einer Stichprobe von N = 245 Klienten überprüft und
erwiesen sich als reliabel (Alpha .69 bis .87). Eine Faktorenanalyse (R-Technik nach Cattell, 1980))
identifizierte die ersten drei Aspekte als Faktoren, während die drei letzten miteinander konfundierten.
Dennoch ist anzunehmen, dass sie bei bestimmten Individuen getrennte und bedeutsame Aspekte des
Therapieerlebens repräsentieren und es deshalb sinnvoll ist, sie auch weiterhin getrennt auszuwerten
(Höger und Eckert, 1997). Diese Annahme konnten Höger und Wissemann (1999) für die Skala 4
(Sicherheit und Zuversicht) empirisch bestätigen.
In dieser Studie konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass im Sinne der Bindungstheorie (vgl. auch
Höger, 1995) eine erfolgreiche Gesprächspsychotherapie-Stunde dadurch gekennzeichnet ist, dass der
Klient die Beziehung zum Therapeuten als „Sichere Basis“ (Bowlby, 1988) erlebt (Skala 1), was mit
dem Erleben von persönlicher Sicherheit und Zuversicht verbunden ist (Skala 4) und ihm die
Exploration seines eigenen Verhaltens und Erlebens ermöglicht (Skala 2), was wiederum zum Erleben
von Veränderungen führt (Skala 3). Die Aspekte der psychischen Beruhigung (Skala 5) und
körperlichen Entspannung (Skala 6) erscheinen davon unabhängig zu sein.
Tabelle 1: Mittelwerte, Standardabweichungen (bezogen auf mittlere Itemwerte) und Reliabilitäten
(Cronbachs α und split-half) für die Einzelskalen des BIKEB 1
Skala Nr.
1
2
3
4
5
6
Mittelwert
4,32
3,35
3,59
3,22
3,32
2,96
Standardabweichung
0,68
1,09
0,95
1,11
1,08
1,27
Cronbachs α
.69
.77
.74
.87
.75
.83
Split half
.70
.76
.72
.87
.82
.91
Reliabilitäten:
1
nach Höger und Eckert (1997)
2
Literatur
Bowlby, J. (1988). A secure Base. Clinical applications of attachment theory. London: Routledge.
Cattell, R.B. (1980). Strukturen des Wandels: Messung im Zusammenhang mit Konzepten
von Zustandsdimensionen, Merkmalsänderungen, Labilität und Prozessen. In R.B. Cattell
(Hrsg.), Handbuch der multivariaten experimentellen Psychologie (S. 461-534).
Frankfurt/M.: Verlag der Fachbuchhandlung für Psychologie.
Eckert, J. (1974). Prozesse in der Gesprächspsychotherapie: Die Bedeutung subjektiver Erfahrungen
von Klient und Psychotherapeut im Hinblick auf den Therapieverlauf und Therapieerfolg.
Unveröff. Diss., Universität Hamburg.
Eckert, J., Bolz, W., & Pfuhlmann, K. (1979). Überprüfung der Vorhersagbarkeit von
psychotherapeutischen Effekten aufgrund der "Ansprechbarkeit" des Klienten bei
Gesprächspsychotherapie und dynamischer Kurztherapie. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 8,
169-180.
Eckert, J., Schwartz, H.J. & Tausch, R. (1977). Klienten-Erfahrung und Zusammenhang mit
psychischen Änderungen in der personenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Zeitschrift für
Klinische Psychologie, 6, 177-184.
Höger, D. (1995). Unterschiede in den Beziehungserwartungen von Klienten. Überlegungen und
Ergebnisse zu einem bindungstheoretisch begründeten und empathiebestimmten differentiellen
Vorgehen in der Klientenzentrierten Psychotherapie. GwG-Zeischrift, 100, S. 47-54.
Höger, D. & Eckert, J. (1997). Der Bielefelder Klienten-Erfahrungsbogen (BIKEB). Ein Verfahren zur
Erfassung von Aspekten des ”Post-Session Outcome” bei Psychotherapien. Zeitschrift für
Klinische Psychologie, 26, 129-137.
Höger, D. & Wissemann, N. (1999). Zur Wirkungsweise des Faktors „Beziehung“ in der
Gesprächspsychotherapie. Eine empirische Studie. Zeitschrift für Klinische Psychologie,
Psychiatrie und Psychotherapie, 47, 374/385.
Orlinsky, D.E. & Howard, K.J. (1986). The psychological interior of psychotherapy: Explorations
with the therapy session reports. In L.S. Greenberg & W.M. Pinsof (Eds.), Psychotherapeutic
process: A research handbook (S. 477- 501). New York: Guilford Press.
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