'Mi ^1 rfOHONTO Otto Seeck. Geschichte des Untergangs der antiken Welt. Band IV. Geschichte des Untergangs der antiken Welt. Von Otto Seeck. Vierter Band. Geixuciji)' J. B. STUTTGART METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG. Alle Keclite vor1)elialteu. Copyright 1911 by Frauz Siemenroth, Berlin. Druck von Julius Abel in Greils\Yald. Inhalt. V. Die Constantinisclie Dynastie. Seite 1. Die Nachfolge Constantins 2. Die Brüderherrschaft 40 3. Magnentius und Vetrauio 92 4. Constautius Gallus 121 5. Der Kampf um 135 6. Die Rhetorik 168 7. Julian der Abtrünnige 205 8. Julian in Gallien 249 9. Julian als Alleinherrscher 303 Kaiser Jovianus 358 10. die Glaubeuseinheit 1 Fünftes Buch. Die Constantiiiische Dynastie. Erstes Kapitel. Die Nachfolge Constantins. Die Sicherheit des Reiches vor Usurpationen und Bürgerkriegen hatte Diocletian gierten; ^ schloss nicht von finden die Augen, so den Launen der sondern konnte durch sein, Doch die überlebenden Kollegen bestimmt werden. dies System hatte die Hoffnungen, die er darauf nicht erfüllt. ge- vereint es re- dann einer Yon ihnen brauchte die Thronfolge Soldateska abhängig zu 10 zu darin immer mehrere Herrseher dass meint, setzte, Als sein Nachfolger Constantins starb, hatten die Heere des Westens nicht geduldig abge- wartet, bis Galerius ihnen seinen Kandidaten vorstellte, eigenmächtig ihr altes Wahlrecht ausgeübt, und jahrzehntelange innere Kämpfe waren die Folge gewesen. Trotzdem glaubte Constantin, an der Yiel- sondern i.'j herrschaft festhalten müssen; zu nur fügte er den Grundsätzen, die der Begründer der Dynastie aufgestellt hatte, auch einen neuen hinzu. Maxentius waren mit Sowohl er selbst als dem Purpur bekleidet worden, weil die Soldaten den Ausschluss der Leibes20 erben von der Thronfolge dynastisches Gefühl war als Unrecht empfanden; ihr es gewesen, das die Pläne des alten Kaisers zerstört und das Reich in schwere Wirren gestürzt auch als hatte. Dies Gefühl aber Hess erhaltende Kraft gebrauchen; Seeck, Untergang der antiken Welt. I\'. war es 1 sich doch V. Dio Constanlinisclie Dynastie. 2 seinem iiincrston Wesen «lurfliaus iiaeli 80 wollte denn Constantin, dass Weltreiches zwar nacli dem <lio konservativ. Verwaltung des Vorbilde ])ioflf'tians unter mehrere Kaiser geteilt wenlo; aber sollten alle eine Familie bilden. Nur das Recht des Blutes einen Anspruch auf den Throu begründen. Anfangs hatte er sich sie sollte auch darin an seinen Vor- gänger angeschlossen, dass ihm nur ein reifer Krieger für die Stellung des Caesars geeignet schien. Als er nach dem Falle des Maxentius die Keichsregierung auf die Dauer zu ordnen versuchte, hatte lo daher den er zum Mitregenten bestimmt und Bassianus » ihn dadurch an seine Familie augeknüpft, dass er seine Schwester mit ihm vermählte (I S. 151). Doch der Verrat seines Erwählten hatte ihn zu der Ansicht bekehrt, dass nur wirkliche Bande des Blutes verfügen durfte, die Einigkeit der Herrscher Soweit er über die Thronfolge gewährleisten könnten. frei liat er daher in der Folgezeit nur noch seine Söhne und Neffen zu Caesaren waren Freilich fast sie, 10 als er sie zu dieser ernannt. Würde erhob, 20 Kinder, konnten ihm also in der Regierung alle des Reiches und der Abwehr seiner Feinde noch nicht zur Seite stehn; doch auf ihre tätige Hilfe konnte er Denn verzichten. der Ruhm seiner unüberwindlichen Waffen hatte die Barbaren so eingeschreckt, dass unter ihm die Grenzen nur sehr selten gefährdet waren, und die innere Verwaltung wurde von seinen Praefecten und Comites geleitet und beaufsichtigt. 25 Seine kleinen Caesaren hatten also nur die Aufgabe, sich den Truppen im Purpur zu zeigen, damit diese sich gewöhnten, in ihnen die einzig möglichen Nachfolger ihres Vaters zu sehen. sie Sobald dann spielen, sie die freilich Waffen tragen konnten, mussten schon als Knaben die Feldherrn aber nicht weil ihre schwachen Dienste dem 3o 1. irgend Kaiser um Die Nachfolge Constautins. einen Nutzen brachten, 3 nur sondern durch ihren jugendlichen Heldenmut die Soldaten zu gewinnen und an sich zu fesseln. Am 5 1. März 317 hatte er seine beiden Bastarde, den Flavius Julius Crispus, der damals etwa zehn Jahre alt sein mochte, und den Flavius Claudius Constantinus^ der erst vor wenigen Tagen geboren war, zu Caesaren ernannt. Wenige Monate am später, 7. August 317, gebar ihm Fausta, die Tochter Maximians, den ersten 10 legitimen Sohn, Flavius Julius Constantius, dem um 323 der zweite, Flavius Julius Constans, folgte. Jener wurde gleich nach der Absetzung des Licinius und seines Sohnes am 8. November 324, Constans am Weihnachtstage 333 zum Caesar erhoben. Sie alle 15 wurden schon im Kindesalter vinzen geschickt, Den um Pro- dort ihren Vater zu vertreten. Gefahren, die sich daraus ergeben mussten, beugte Constantin dadurch vor, die Seite ijo in weit entlegene stellte und sie dass er ihnen Praefecten an wahrscheinlich anwies, elfjährige dem So musste schon 318 der Rate derselben zu folgen. Crispus unter Leitung des Yettius Rufinus Verwaltung des gallischen Reichsteils übernehmen und konnte dann im Juli 320 einen Sieg über die Franken, im Oktober 323 einen zweiten über die Alamannen an seinen Namen heften, wofür er beidedie 25 mal mit dem Consulat für das folgende Jahr (321 und 324) belohnt wurde. Als Siebzehnjähriger erwarb er noch grösseren Ruhm, indem er 30 in dem Kriege gegen doch bald darauf muss er Licinius die Flotte führte; jenes verbrecherische Verhältnis mit seiner Stiefmutter angeknüpft haben, das beiden im Jahre 326 das Leben kostete (III S. 425). Beschützer verloren Da jetzt die hatte, kehrte Rheingrenze ihren der Kaiser nach langer Abwesenheit im Jahre 328 dorthin zurück, 1* als V. 4 Constantinische Dynastie. Di(! wieder ein Einfall der Alamannen drohte. Aber die Sohne Con- Fiilirung dos Krieges überliess er seinem der eben stantin, und blieb war, halten des Knaben aus beobachten kommen. sich in selbst und, zwölftes sein um falls es ihm nottat, zu Hilfe zweite Constantin und Bruders würdig. Yaters das Yer- nicht gar zu grosser Ferne zu Doch auch der seines Jahr eingetreten in Trier zurück, zu erwies Mit Ehrennamen Alamannicus und dem Consulat 5' dem für das neue Jahr (329) belohnt, blieb er jetzt in Gallien, während sein Vater in die Donauprovinzen zurück- io> kehrte. Zu derselben Zeit dürfte auch mit der seinem alterig war, leicht des die siegreichen dem Constantius, Bruder beinahe gleich- Yerwaltung eines Reichsteils, viel- Um das italischen, zugewiesen sein. Jahr 332 wurde er dann nach Gallien geschickt, den jungen dort Constantin zu vertreten, weil i5- um der Kaiser seinem jetzt ältesten Sohne neue, noch glänzendere Lorbeern zugedacht hatte. Jenseit der unteren Donau 20 lagen die Gothen mit den Sarmaten im Kriege, und diese hatten den Kaiser um Er sagte Hilfe gebeten. zu, leistete sie aber nicht sondern beauftragte den fünfzehnjährigen Con- selbst, Wie er in Gallien von Trier aus die Kriegführung des Knaben beaufsichtigt hatte, so begab er sich jetzt nach Marciauopel, wo er ihm nah genug stantin damit. war, um im Notfalle persönlich eingreifen zu können, und doch fern genug, um seine Selbständigkeit nicht zu gefährden. Am 18. Februar 332 wurden die Gothen in einer grossen Schlacht besiegt, und auf dem Eückzuge sollen nah an hunderttausend durch Hunger und Frost um umgekommen Frieden uud sein. Die Reste des Yolkes baten stellten Geiseln, darunter den Sohn- 25 so 1. ihres wurde noch 5 Sieggekrönt konnte der junge Königs Ariarich. Caesar nach Giallien den Orient in und Constantius Aber da hier einstweilen zurückkehren, versetzt. ruhig blieb, sorgte der Vater dafür, dass alles auch sein zweiter Sohn, der sich bis dahin noch keines Sieges rühmen konnte, Lorbeern gewinne. Ira an J. Sarmaten, ihr Bündnis mit haben, 10 '5 Die Nachfolge Constantius. stantius dem und der Kampf gegen übertragen, so Donau der die ersten 334 beschuldigte man die Kaiser gebrochen zu sie wurde dem Con- dass auch er den Siegestitel Freilich wurde ihm gewinnen konnte. genug gemacht; denn die Feinde hatten eine stammverwandte Völkerschaft, die sie unterworfen und verknechtet hatten, vorher gegen die Gothen mit sich ins Feld führen müssen und waren später nicht imstande gewesen, sie wieder zu entwaffnen. Dadurch Sarmaticus dies 15 leicht sahen sich diese Sklaven in den Stand gesetzt, sich gegen ihre Herren zu erheben und 20 sie aus dem Lande Diese unterwarfen sich den Römern, und zu treiben. Constantin konnte 300000 Menschen jedes Geschlechts und Alters auf den wüstliegenden Ackern von Italien, Makedonien, Thrakien und Skythieu als Kolonen ansiedeln. Nach diesem glänzenden Erfolge kehrte Constantius 25 in den Orient zurück, um die Ostgreuze des "Reiches zu beobachten, weil unterdessen die Gefahr eines Perseraufgetaucht krieges er 30 war. dann Als Constans das wurde auch zum Caesar ernannt und mit der Regierung des zehnte Lebensjahr italischen überschritten Reichsteils vier Kaiser, betraut. hatte, So herrschten wieder wie zur Zeit Diocletians, und auch ihre Verwaltungsbezirke waren ungefähr dieselben. Auch nach seinem Tode wollte Constantin diese Vierteilung erhalten, und da er nur drei Söhne besass, V. Die roiistantiiiisclie Dynastie. 6 sali er gezwungen, die leere sich seiner Neffen aiiszufiillen. Zwar Stelle »lurcli niiisste einen auf die er brüderliche Eintracht seiner Xachfolger den höchsten Wert tote legen; aber höher noch als diese stand ihm das Schema, das cletians sein politischer Lehrmeister hinter- Und lassen hatte. 5 wie es nach der Abdankung Dio- schon einmal zu langen blutigen Wirren ge- führt hatte, so sollte es auch diesmal schweres Unheil stiften. Der Vater Constautius hatte mit der Stieftochter Maximiana Theodora, drei Söhne gezeugt, Dalmatius, Hannibalianus und Julius Cou- lo des Maximian, Flavia In stantius. der unberechtigten nicht Geburt Furcht, dass den Soldaten empfehlen und Aufstände zu ihren Gunsten hervorrufen könne, hatte ihre legitime sie Helena ihren Sohn bewogen, fern zu halten. In dem zogen und lebten später und in sie stillen teils in Unterdessen Korinth. gestorben zu sein, ohne Tolosa wurden Narbo, dem Nachkommen Sturze des Licinius auf sie teils in sie er- Etrurien scheint Hannibalianus Die beiden andern berief Coustautin, an seinen Hof, ehrte zu hinterlassen. als dem Throne Doch unterging. sie 20 nach er sich sicher fühlte, durch Consulat und Patriciat und ernannte den Dalmatius zum Oeusor, einem Amte, das eigens für ihn geschaffen wurde und mit ihm folgern zu machen, 10 den Heeren möglichst 25 zu seinen Mitregenten oder Nach- war schon deshalb ausgeschlossen, weil die militärische Ausbildung, die für einen Kaiser jener Zeit unentbehrlich war, ihnen fehlte. Doch ver- mählte er die Tochter des jüngeren Bruders Constautius mit seinem gleichnamigen Sohne, älteren, der wurde am und der Sohn des nach seinem Vater Flavius Dalmatius hiess, September 33ö zum Caesar ernannt, um nach dem Tode Constautius den vierten und kleinsten 18. 3o 1. Reichsteil, Die Nachfolge Constantins. 7 bestehend aus Thrakien, Makedonien und Achaia, zu übernehmen. Auch Plavius Hannibalianus, der zweite Sohn des Er wurde zum „König Dalmatius, ging nicht leer aus. 5 der Könige und der pontischen Völker" ernannt und mit Constantia, der ältesten Tochter des Kaisers vermählt, der zugleich das Recht, das und der Titel Diadem zu tragen, Schon hierin Augusta verliehen wurde. verrät sich, dass Coustautin diesen Neffen zu grossen 10 Dingen bestimmt Der hatte. alte Caesar war unter Mörderdolcheu gefallen, weil er König werden und seitdem hatten der erste Nachfolger diesen Titel 20 ängstlich vermieden. Wenn ersten zusammenschlössen, 2.3 w^ollte, alle seine und einzigen Mal einem Mitglied des Kaiserhauses beigelegt wurde, und das zwar in der Form „König der Könige", wie sie dem Beherrscher des Perserreiches eigen war, so muss dies ganz besondere Gründe gehabt haben. Während an seinen andern Grenzen das römische Reich nur gegen wilde Stämme zu kämpfen hatte, die sich zwar mitunter zu grösseren A^ölkerwanderuugen er jetzt i.'> zum Augustus und stand ihm im Osten Kraft eines grossen meist aber angriffen, vereinzelt die geeinigte und organisierte Königtums gegenüber. Als um die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. die syrische Grossmacht sich in ihre Teile auflöste, hatten die Parther sich ihrer östlichen Provinzen bemächtigt und bald ihre Herrschaft Indiens ausgedehnt. 30 vom Tigris Durch das bis an die Grenzen siegreiche Vordringen des Pompejus, der Syrien zur Provinz machte, sie zuerst in kamen Berührung mit dem Römerreiche und brachten ihm sehr bald darauf die schwere Niederlage von Carrhae wurde. bei, deren Schmach niemals ausgelöscht Denn durch die Bürgerkriege, die eben da- V. Die CoDstantinische Dynastie. 8 geschwächt, war Korn nicht im- raals ausbrachen, tief seine Waffeuelire durch stande, in der einen Sieg über den Auch neuen Nachbarn herzustellen. als es seine Monarchie dos Augustus wieder straff Kräfte zusammen- gefasst hatte, begnügte es sich mit der rein formellen Cenugtuung, dass ihm die :> Feldzeichen des Crassus, welche die Parther erobert hatten, ausgeliefert wurden, und hielt sich seitdem in vorsichtiger Defensive. "Wohl wurde diese hin und wieder, wie unter Trajan, Severus und Carus, durch einzelne kühne Verstösse unterbrechen; doch ihr Erfolg war nur, dass das nördliche Mesopotamien zeitweilig in römischen Besitz überging, um immer wieder sehr bald verloren oder aufgegeben zu werden; die Macht des Partherreiches hat keiner dauernd Siege jener aggressiver seinen Und geschwächt. römische. die als diese war lo 15 Während Augustus Nachfolgern den Rat hinterlassen Ausdehnung ihrer hatte, auf Grenzen zu verzichten, und dieser Grundsatz auch von den meisten Kaisern be- weitere folgt wurde, träumte reich in einst dem man im Osten gleichen Umfange davon, das Perser- herzustellen, 20 wäe es Cyrus und Darius besessen hatten, und wieder- holt kam um diesen es vor, dass die parthischen Reiterscharen, Anspruch ihrer Könige durchzusetzen, mordend und plündernd über Syrien und selbst über Kleinasien ergossen. Doch so glänzende Erfolge waren selten und führten nie zu dauernden sich Eroberungen. Partherreich theoretisch Im damit, aufrecht allgemeinen jene zu stolzen halten, begnügte sich das Forderungen nur ja einzelne Herrscher Hessen sich sogar bereit finden, die seiner Ober- hoheit des römischen Kaisers anzuerkennen, die dann freilich eine rein formelle leidlich vertragen blieb. So hätte man sich können, wenn nicht die armenische 25 so 1. Die Nachfolge Coustautins. 9 Frage immer wieder den Grund zu Zwistigkeiten geboten hätte. Schon in 5 die in bis anderem Zusammenhange haben wir mehrere verbündete Königreiche dass dargelegt, ersten Jahrhunderte römischen Machtgebiet gerechnet wurden menien 10 der und eingeschlossen seit vom ihm zu- Ihnen war auch Ar- (II S. 110). hinzugetreten, Kaiserzeit sein Herrscher aus der Hand des Pompejus die Krone empfangen hatte. Während nun die übrigen abhängigen Fürsten nach und nach abgesetzt, ihre Gebiete in Stadtbezirke aufund der Provinzialverwaltung unterstellt wurden, hatte sich dieses Königtum dauernd behauptet, weil es bei seinem östlichen Nachbarn Anlehnung und Schutz gelöst i.j Als fand. hoher Gebirgswall vor der Flanke des aufgebaut, konnte Armenien diese wirksam beschützen oder schwer bedrohen. Für den „König der Könige" war es daher von höchster Bedeutung, dass dieser Nachbarstaat ihm Untertan oder wenigstens freundlich gesinnt sei, und immer wieder machte er Versuche, ihn zu einer Sekundogenitur seiner eigenen Dynastie zu machen. Doch anderer- Partherreiches 20 betrachteten seits es die Römer als Ehrensache, ihre Hoheitsrechte in Armenien zu wahren und nur solche 2ö Könige hier zu dulden, auf deren Ergebenlieit verlassen konnten. in Da nun sie sich die Thronfolge hier, wie den meisten Staaten des Altertums, sehr mangel- haft geregelt war, führte ein Regierungswechsel meist dazu, 30 dass ein parthischer Kandidat entgegentrat, bungen, die Den Germanen brachten Angriffe fast dem römischen und jedesmal ergaben sich daraus Reioft zu schweren Kriegen führten. ihre stets wiederliolten immer Niederlagen; doch in demselben Maasse, wie das römische Reich sich innerlich schwächte, V. Die Coustantinisclie Dynastie. 10 drangen sie weiter vor und unterwarfen sich den "rössteu Teil desselben. seit dem Tage von Carrhae wieder und wieder glän- zende Siege errungen; aber niemals wussten Früchte festzuhalten und blieben Wenn die Schwächeren. Gegners ihnen nicht, eniliicli Die Partlier haben schon Rom sie deren gegenüber immer '> der langsame Niedergang ihres wie den Germanen, allmählich zu dauernder Überlegenheit verhalf, so wird man daraus schliessen dürfen, dass auch sie selbst im Niedergange waren, und wirklich hat ihr Reich das römische nicht Doch während wir sehr lange überlebt. die bei lo diesem Krankheitskeime nachweisen und ihre Entwicklung beobachten können, sind Nachrichten unsere Parther und Perser zu dürftig, über wir auch hier als dass denselben Prozess mit der gleichen Sicherheit wahr- nehmen könnten. Immerhin zeigen Symptome, die darauf hiuw^eisen, dass hier dieselben Mächte des Verderbens tätig waren, wie im Westen, und dass auch hier der Erfolg der gleiche war. Auch das parthische Reich Avar gleich dem römisehen ein zivilisierter Staat, 15 auch im Osten sich 20 dessen Grenzen von wilden Nachbarstämmeu immer bedroht und oft durchbrochen wurden. Zwar waren die Saracenen Mesopotamiens, die Gebirgsvölker des Kaukasus und die Nomaden der turanischen Steppen nicht so gefährliche Gegner, wie die Germanen; aber dafür Könige auch kein sondern entgegenzustellen, seine Landwehr bewaffnet, Gegner. Wenn musste König der stehendes Heer jeden Krieg für aufbieten, die vielleicht etwas besser aber den Römern, hatte ihnen der wohlgeschultes 2.5 besser nicht seine die geübt flüchtigen keine war, als ihre Reiterscharen auch gleichartige Waffe besassen, mitunter furchtbar wurden, der nicht minder schnellen Wüstensöhue erwehrten sie sich doch mit Mühe. So 3o H Die Nachfolge Constantius. 1. hatten die Parther, wie die Römer, während sie gegen- einander scharen 5 Raub- bereite ihrem Rücken abzuwehren oder zu be- und obachten, immer zugleich auch stritten, in genug oft militärischen Kraft dadurch Entfaltung die ist ihrer gehemmt und unterbrochen worden. hervorrufen, sie und Kriege schwere Dass welche für Verwüstungen^ die sich noch allein nicht den Niedergang eines Volkes veranlassen, haben wir 10 schon an anderer Stelle zu zeigen versucht S. 318). (I Eine ernstliche Gefahr für seine Zukunft sind dann, wenn besitzt, um es nicht die mehr die zufallen. Wo Vermehrung aus- dauernde Entvölkerung eintritt, den Ländern des römischen Reiches, da eine Folge nur Lücken, welche das feindliche Schwert gerissen hat, durch seine natürliche 15 sie gesunde Zeugungskraft der Kriege, ist wie in sie nicht sondern der physischen und Dies Kennnehmen wir aber auch bei 20 dem grossen östlichen Reiche wahr; denn immer wieder -sind seine Könige bemüht, in den Nachbarländern Gefangene zu machen und diese dann in Scharen auf den Ackern ihres Landes anzusiedeln. Auch hier muss also anbaufähiger oder schon früher bebauter Boden 25 in beträchtlicher Menge wüst gelegen haben, was nur durch den Rückgang der Bevölkerungsziffer erklärmoralischen Verkommenheit der Nationen. zeichen innerer Schwäche lich ist. Auch bei den Persern wird diese Entartung dasein, dass das Volk durch jahr- durch mitbedingt 30 hundertelange Gewöhnung und jede Regung drückt war. Denn hier noch länger zur Knechtschaft erzogen freier Selbsttätigkeit ein entnervender und unbeschränkter in ihm unter- Despotismus hatte als im römischen Reiche seine zerstörenden Wirkunu'en «eübt. Wie dieses V. Die Coiistaiitinisclie Dynastie. 12 mehr einem glich, so Staatenbunde, als einem einheitlichen Staate Aber auch das Gebiet des Partherkiniigs. die Elemente, die jenes bildeten, Nvaren zum allergrössten Teil Städte, wenn auch deren republikanische Selbstverwaltung, und gehemmt, doch noch einen armen der alten freiheitlichen Gesinnung bestehen liess. liest zerrüttet Der König der Könige dagegen 5 vereinigte unter seinem Szepter, wie sein Titel das ausdrückt, fast nur kleine Königreiche, deren Beherrscher über ihren rntertanen mit dem gleichen Despotismus walteten, unterlagen. Zwar suchten dadurch zu festigen, dass dem sie selbst sie Reiches königliche Beamte in au vielen Teilen ihres der selb- die Stelle lo Macht die Sassauiden ihre stäudigen Herrscher setzten; aber da die Ämter meist erblich waren, unterschieden wohl auch jene sich nicht lo sehr wesentlich von den früheren Königen. Das Heer musste mau für jeden Krieg aus den Kontingenten der Unterkönige zusammentreiben, was die Doch Rüstungen sehr verlangsamte. den Vorteil, dass die hatte welche Kaisermacherei, dies die 20 Soldaten des römischen Reiches mit so unheilvollem Erfolge betrieben, den Parthern erspart blieb. Die dynastische Erbfolge erhielt sich daher bei ihnen mit grosser Festigkeit. wechselt, als Artaxerxes, um Nur ein einziges Mal hat einer jener Kleinkönige, sich gegen sie ge- der persische seinen Oberherrn J. 226 besiegte und seines Thrones beDamit traten die Sassaniden an die Stelle der Arsaciden, und statt der Parther wurden die Perser zur herrschenden Nation; doch hierdurch wurde in der ihn 25 auflehnte, das raubte. Regierung des Reiches nichts Wesentliches geändert, und die fest, als nicht neue Dynastie behauptete sich nicht minder es vor die alte getan hatte. w^ilden Dies aber schützte Throustreitigkeiten und blutigen so Die Nachfolge Constantius. 1. Denn wenn Bürgerkriegeu. nur ein Mann und 5 auch feststand, dass es dem seines Geschlechtes Könige folgen dürfe, so 13- meinten doch verstorbenen Söhne alle seine auch seine Brüder und Vettern das gleiche oft Anrecht auf die Krone zu haben. Die Entscheidung'^ wurde von den Grossen des Reiches gefällt, und da diese meist zwiespältig waren, Wenn ständen und Kämpfen. führte sie oft zu Auf- der besiegte Prätendent Kopf rettete, floh er zu den Römern und stellte sich und seinen Anhang ihnen zur Verfügung, um mit ihrer Hilfe vielleicht doch noch auf den Thron seiner seinen 10 immer wieder hofe am So finden wir denn Väter zu gelangen. persische Prinzen, die Kaiser- dann sich auch nicht scheuen, gegen ihr eigenes Vaterland die 15 Wafi'en zu tragen. Da führenden Männer, soweit Flucht retten konnten, fielen, bei jenen in sie Thronkämpfen die nicht durch die sich Massen dem Henker ver- wird im Perserreiche die Ausrottung der Besten nicht minder gründlich gewesen sein, als 20 Und wenn es in im römischen. diesem nicht selten vorkam, dass den Sturz des Familienhauptes auch die Kinder in niit- hineingezogen wurden, war es bei den Persern sogar Gesetz, dass mit dem Schuldigen auch 25 sorgt, dass der Same ganze seine So war gründlich dafür ge- Familie sterben müsse. der Kühnen, die gegen sich die Despotie aufgelehnt hatten, sich nicht fortpflanzte. Wäre die es richtig, dass das Steigen der Ausbreitung des Luxus, die mit ihm aufs Engste zusammenhängt, so Kultur und Perser den bei ihnen Völker entnerve, die Römern so hätten weit überlegen sein müssen waren auch die ; die denn Vornehmsten den primitiven Vätersitten treu geblieben. Zwar prächtige, farbenreiche G-ewänder hüllten sie sich und behängten in sich mit Gold, Edelsteinen und Perlen; aber dass auch die V. Die Constantiiiisclie Dynastie. 14 Männer gern iliroii der Menschheit an. wussten sie nichts; sie ül)orhauj)t Loib schmücken, kein Zeiclien ist sondern gehört schon liolier Zivilisation, dem Urzustände Von dem Tafelluxus der liömer Ausnahme der Könige hatten regelmässigen Mahlzeiten, die man ja mit keine mit kulinarischer Sorgfalt hätte vorbereiten sondern assen zu beliebiger Zeit, wenn sie > können, Hunger was ihnen eben zur Hand war, und das mit grosser Massigkeit, vor allem im Trinken. Gleich den Spartanern der alten Zeit legten sie den höchsten Wert auf körperliche Übungen. Denn ihrem König als Krieger zu dienen, war Ehre und Lebenszweck der Vornehmen, und jeder suchte daher in allen Arten der WafFenkunst, namentlich im Pfeilschiesseu und fühlten, Reiten, ein vollendeter Meister zu werden. die homerischen Helden pflegten sie ihre Und wie lo i:, eigene Tapfer- rühmen und den Feind mit Worten zu bedrohen; kurz in jeder Beziehung erscheint dies Volk in einem Zustande, in dem keit grosssprecherisch zu schrecklichen neben der Roheit des Altertums auch dessen urwüchsige 2<i Tüchtigkeit sich scheinbar hätte erhalten müssen. Wenn trotzdem die Degeneration, wie bei den Persern gleichen Erscheinungen der im römischen Reiche, zeigen, so sich auch kann das nur daran ge- legen haben, dass neben den kriegerischen Sitten der iö Urzeit auch deren Grausamkeit sich erhalten hatte und in der Ausrottung der Besten furchtbar schwelgte. Denn fielen die Höchstgestellten Opfer, so niederen sorgten sie den Thronstreitigkeiteu zum ihrerseits dafür, Volke jede frische Wille vernichtet wurde. dass auch und jeder Der kleine Mann war Macht schutzlos preisgegeben; Kraft er konnte im freie ihrer von ihnen nach Belieben gemartert und getötet werden, und der Begriff des Nebenmenschen, der eigene Rechte geltend so 1. Die Nachfolge Constantins. 15 machen dürfe, war ihm gegenüber dem Hochmut der Vornehmen ganz fremd. In Gegenwart des Herrn durften die Dienenden gingen 5 sie sich war Z. B. bar. gegen es Vergehen am an war so nicht auftun; ver- die Strafe furcht- den Verbrecher lebendig üblich, zu schinden, entweder ringeren Mund den ihn, ganzen Leibe oder bei ge- einzelnen Teilen desselben. Zog der Adelige mit seinem König als gepanzerter Ritter zu Felde, so wurde die Masse als Fussvolk 10 mitgetrieben, ohne irgend einen Sold oder Belohnung. Ihr Leben hatte gar keinen Wert; schonungslos opferte man sie hin, sobald ihren Führern dies nützlich schien. Da es sich von selbst verstand, dass mau die körperden Kriegsdienst auswählte, musste lich Tüchtigsten für 15 auch dies eine Verschlechterung der Rasse zu Folge haben. Die Perser waren daher im Jahr- vierten alle blass und hager und zeigten in Gang und Bewegungen schlaffe Mattigkeit. Zu diesem Sinken der körperlichen Rüstigkeit mochte auch ihr geschlechtliches Leben beitragen. hundert fast 20 Zwar verschmähten die unnatürliche Lüste, vor allem sie Römern so weit man die Ehen Knabenliebe, die bei den breitet war. Doch dafür schloss vernicht selten innerhalb der Familie, ja selbst unter Geschwistern 25 waren sie und erlaubt, dies musste naturgemäss die üblen Folgen haben, die wir bei Heiraten naher Ver- wandten auch bei uns so neben übte Wirkungen. oft beobachten können. Vielweiberei die Denn ihre wirkte sie dahin, dass ^0 schönsten und kräftigsten Frauen sich in den der Reichen ansammelten, Nebenbuhlerinnen oft wo übriff blieb. Indem die Harems unter zahlreichen zur Unfruchtbarkeit waren, während für die Masse Ausschuss sie Da- entnervenden verdammt des Volkes nur der die tüchtigsten Männer V. Die Coiistantiiiische Oyiiustie. 16 durch (lioGrausamkeit war so auch wurden, iliroi'Dos])oton liiiigorafft der ^VeilJer Seiten A^on Nachwuchs gesorgt. Wie im Römerreiche das nicht den für besten Ilinscliwinden der freien Manneskraft darin seinen Ausdruck fand, man dass » an der Besserung des irdischen Lebens verzweifelte und Hoffnungen auf ein schöneres Jenseits wandte, alle so führte auch bei den Persern der weltliche Nieder- gang einen nidischen religiösen Herrscher, Aufschwung soweit sie herbei. ])ie sassa- bekannt uns näher waren alle PHeger ihres alten Feuerkultus, räumten der Priesterschaft grosse Macht über sich ein und bewiesen zugleich ihre Orthodoxie durch strenge Verfolgung der Andersgläubigen. Yor Zauberei hatten die Perser noch grössere Furcht als die Römer; lo sind, wagten sie Bäumen und Früchte und Weintrauben, die an den Stöcken i5' doch im Feindeslande nicht einmal die hingen, weil anzutasten, weise yerhext sein konnten. das auch bei ihnen eindrang, diese möglicher- Gegen das Christentum, scheinen ihre Könige 20' grausam gewütet zu haben, als Decius oder Diocletiau, und als aus der Mitte ihrer Yölker nicht minder ein neuer Heiland aufstand, der Babylonier Mani, da wurde er mit erfinderischer Raffiniertheit hingerichtet. Im 276 kreuzigte man J. ab und hängte sie ihn, zog ihm dann die Haut am ausgestopft Stadttor auf, so jeden vor seiner Nachfolge zu warnen. Lehre erwies sich zu mächtig, unterdrücken können. sie als dass Doch man seine sie hätte Auch im Römerreiche gewann eine grosse Anhängerschaft, obgleich sie auch hier schon seit und eben der Zeit üiocletians verfolgt wurde (HI dies beweist uns geist diesseit und am S. 303), deutlichsten, dass der Zeit- jenseit seiner liehen der gleiche war. 2b- um Grenzen im Wesent- 30' 1. Den Die Nachfolge Constantins. Gottmenschen, zahlreichen 17 die dieser in Epoche des geistigen Rückschritts ihr Wesen trieben Er erklärte (III S. 153), schliesst sich auch Maui au. sich für 5 den Parakleteu, den Jesus Vollender seiner Lehre in seinen Spekulatioueu verheisseu als den künftigen ging also hatte, vom Christentum Dem- aus. wurden auch viele biblische Gestalten, wie und Eva, Kain und Abel, Seth und selbst noch Adam Paulus, in das wunderliche Gebäude der Welt- und eiugefügt, das die Grundlage Religiousgeschichte Aber wie die Gnostiker seiner Verkündigung bildete. gemäss 10 bei allen möglichen Mythologieu, bei griechischer Poesie und Philosophie, bei Astrologie und Zauberkunde Anleihen machten, 15 des orientalischen so verarbeitete Volksglaubens auch mit Lehren der gnostischen Sekteu. seiner Religion, dem alle er Begriffe mit Gedanken Stoa und des Neuplatonismus und nicht ihre am der wenigsten Doch den Kern jene fremden Elemente sich wohl oder übel anpassen mussten, bildete der altpersische 20 Vor der Entstehung von Himmel und Dualismus. Erde, so offenbarte er das Weltgeheimnis, gab es ein Reich des Lichtes und ein Reich der Finsternis, die, streng voneinander getrennt, jedes die Hälfte des un- endlichen 2.-. Raumes Da bekam erfüllten. Macht Lust, erobernd dunkle die das Gebiet der lichten ein- in zubrechen. Der Beherrscher derselben, zu hochstehend, um sich selbst mit wesen aus Namen 30 liegen; dem Kampfe und indem werden diese in sich den Krieg in seinem Die erstgeschaffeneu unfer- sich hervorgehen, die führen müssen. sie zu befassen, lässt Mittel- Finsternis die als hinabgezogen, Siegerin mit ihrer lichten jedem Diuge des Himmels und der Erde ein gutes und ein böses Element vereinigt: im Feuer stammt dasl^euchten Natur vermischt, entsteht die Seeck, Untergang der antiken Welt. W^elt. IV. So ist in - V. Die Constantinisclie Dynastie. 18 aus dorn das BreiiDen Tyiclitroicli. aus der Finstonils, im Winde das sanfte Wehen aus jenem, der zerstörende Sturm aus diesem u.s.w. Die späteren Mittelwesen sind Kampf den berufen, sie geraten daran, die sind, wieder lichten und des Lichtes weiterzuführen Brüder aus der Gefangenschaft, ihre älteren zu befreien. von Bestandteile in die '• arbeiten Sie ihrer finsteren Beimisclning zu so7idern und die vollständige Trennung der beiden Reiche herbeizuführen, Weltschöpfung bestanden hat und wie vor der sie am Ende der Tage lo wiederkehren wird. Wie man sieht, nischen Philosophie hat diese Lehre mit die der plato- Schöpfung der Welt durch von der höchsten Gottheit emanierte Mittelwesen gemein, mit der stoischen den Gedanken, dass alles Bestehende im göttlichen Lichte vergehen während indem er bei bedeutet bei der Demiurg etwas Gutes tat. Chaos der Materie Ordnung brachte, Piaton in das Mani die Schöpfung einen Sieg des Zenon hatte gelehrt, dass die Welt bösen Prinzips. im himmlischen Feuer verzehrt werde, aber nur um sich immer wieder neu aus ihm zu gebären; denn auch in der Sonderung der Elemente war sie ein Geschöpf der Gottheit und daher in jeder Gestalt vollkommen: nach Mani dagegen sollte ihr Untergang ein endgiltiger sein und die Erlösung von dem Übel bedeuten. v, Doch solle. Derselbe finstere Pessimismus, der 20 2.'. das Christentum den Herrn der Welt im Teufel erblicken auch im Manichäismus Hess, prägt sich der Lehre entsprechend, findet Menschen dem daher darin, das lichte finsteren des Leibes Abtötung des sie aus. Der Konsequenz Hierzu passt auch seine Ethik. Aufgabe des die Element seiner Seele von zu befreien. Fleisches, wie sie Sie predigt auch die -o 1. Die Nachfolge Constautius. 19 Asketen übten, vor allem Vermeiden Nahrung und Fernhalten von der Berührung Denn dessen verführende Macht ist schon des Weibes. seit den Tagen Evas ein Kampfmittel der Finsternis. Doch diese Forderungen Hessen sich nicht an die ganze Gemeinde stellen. Sie gliederte sich daher in die zwei Hauptklasseu der Wahrhaftigen und der Zuchristlichen tierischer 3 Von hörer. 10 mau verlaugte letzteren dass nur, sie glaubten und die Sakramente empfingen, gewisse Gebete täglich hersagten und bestimmte Fasttage einhielten doch diese Freiheit schloss sie von den priester; lichen Stellungen aus. vorbehalten, ein die Diese blieben den Wahrhaftigen asketisches Leben Sie führten. mehrere Rangklassen, über denen gliederten sich als einheitliches Oberhaupt der Nachfolger Manis in Babylon thronte. So findet sich auch die Hierarchie der christlichen Kirche in ihren Hauptzügen bei den in 1.-, Mauichäern wieder. Man rühmt 20 oft den Tiefsiun dieser Lehre; tat- auch sie ein trauriges Zu- sächlich aber bezeichnet rücksinken auf niedrigere, längst überwundene Stufen des Denkens. Schon Thaies hatte mehr als achthundert Jahre früher den grossen Schritt getan, die Natur aus dem Walten die meisten und menschenähnlicher Wesen zu erklären, Mani denkt Philosophen waren ihm darin gefolgt. der Veränderuns: von Stoffen statt aus 2:> wieder alle als Personen und kehrt so zur primitiven Mythenbild uug zurück. sich die weltschaffenden Kräfte In 50 Astronomie der Achtungswertes hatten geleistet; schon die Babylonier von den Griechen war sie soweit fortentwickelt worden, dass einer ihrer klarsten Aristarch Geister, kanische ;Sonue System und Mond von Samos, vorbilden zwei schon konnte. Schiffe, das Mani welche kopernisieht den 9* in aus- V- Die Constantinisclif Dyimstie. 20 geschiedeneu Lichtstoff in das Reich sicli um ilin in Wenn der siiiiiinolii, des guten Gottes abzuführen. Mond zunimmt, füllt er sich mit dem aufsteigenden Lichte; wenn er abnimmt, ladet er es in das Sonnenschifp hinüber, damit dieses es weiter aufwärts trage. 80 wird die griechische Wissenschaft, die dem Am von ihm mit Füssen getreten. in er, „tief- Lehrer gewiss nicht unbekannt war, keck sinnigen" auch 9 Himmel erkennt hierin den Gnostikern folgend (III den Sternen die bösen Archonten; aber S. sie 242), haben lo einen Teil des I/ichtelements in sich auf- gleichfalls genommen und müssen nun gezwungen werden, es wieder auszuscheiden. Zu diesem Zweck erscheint von Zeit zu Zeit ein Lichtwesen den männlichen nacktes schönes Weib, den weiblichen als auf, dass den Lichtstoff in Pollution einer Zugleich brüllen und der Schweiss gierde, fällt sie von sich geben. sie als vor Be- ihrer heiss erregten Leiber auf die Erde, wodurch Donner und Regen er- klärt werden. fleischliche i.> dem Grade Jüngling und regt so ihre Sinnlichkeit in Blitz als schöner Dieser Gedankengang zeigt, 20 dass die Enthaltsamkeit des Parakleten nicht gerade dazu beitrug, seine Phantasie weniger schmutzig zu machen, wie keineswegs ja sie diese auch noch bedeutsamer aber beim Wirkung übte ist, heiligen (III Antonius Was 231). S. 25 wir sehen in Mani die roheste Mythenbildung wiedererstehen, wie sie vorher nur der eigen war. frühesten Denn Naturerklärungen Urzeit der Religionsgeschichte der Denkprozess, aus hervorgehen, über den jener grauen Weisen, erhebt nach dem sich seine nicht 3o welchen die Sonne jeden Abend von ihrem Vater, dem Nachtgefressen und jeden Morgen neu geboren himmel, wurde (II S. 363. 380). 1. Indem Die Nachfolge Constautius. 21 Nationen des Perserreiches geistig so die wie wirtschaftlich immer tiefer sanken, machten es sie den Römern, obgleich bei ihnen das gleiche Sinken eingetreten war, doch nicht schwer, ihre Überlegenheit 5 dauernd zu behaupten. vor dem (284) Kaiser durch innere Unruhen im Perserreich unter- Carus, stützt, So konnte noch unmittelbar Regierungsantritt Diocletians bis zur Hauptstadt desselben, und Ktesiphou, darüber hinaus vordringen und Mesopotamien, das in 10 den Wirren der vorhergehenden Zeit verloren war, Wie wiedererobern. König Vararanes machte es scheint, (276 II — 293) um das J. 288 einen Versuch, die Provinz wiederzugewinnen, und Diocletian musste ihm Aber noch ehe der Kampf begann, beim Kaiser eine persische Gesandtschaft, entgegenziehen. 15" erschien ihm fremdartige Tiere und andere Geum Frieden. Wahrscheinlich war die Yeranlassung, dass Hormisdas, der Bruder des Königs, sich sclion damals gegen ihn erhoben und überbrachte schenke und bat 20 ihn in einen inneren Krieg verwickelt hatte, der noch nach Jahren nicht beendet war. lichen Brüder tot waren und den Thron bestiegen daran 25 sich in denken, die Alexandria hatte, konnte Scharte Erst als die feind- ihr Oheim Narses 293 man im Perserreiche auszuwetzen. Während der Usurpator Achilleus erhoben und Diocletian gezwungen war, eine Stadt eigenen Reiches sieben Monate zu belagern, hatte Narses den potamien 30 Zeitpunkt einzufallen. raschend, dass die für geeignet, Der Angriff Perser schon seines hielt um in Meso- kam so über- über Carrhae bis nahe an den Euphrat vorgerückt waren, ehe Galerius ihn bei Callinicnm überschritt und ihr weiteres Vor- dringen kleine aufzuhalten Schar eiligst suchte. Obgleich er nur eine zusammengeraffter Truppen bei 22 V. sich Die Constantinisclie Dynastie. wagte hatte, dem doch, er Feinde die Schlacht zu bieten, den Untertanen die lage, wurde. So Persern preisgeben freilich man musste und weit erlitt ganz übeHegoncn aber eine Nieder- als Sieg verkündet Mesopotamien den zufrieden sein, man dass .7 wenigstens die Euphratgrenze behaupten konnte. Unterdessen war Diocletian als Sieger in Ale- xandria eingezogen und bereitete die Erneuerung des Kampfes vom zunilclist dadurch vor, dass er durch Gesetz März 297 eine Verfolgung gegen die Mani- 31. Denn chäer anordnete. auch sich in warum scheinen, römischen Greise als die Götter überlegen wo kam und für Schmach der eine der gezeigt eilends nach Syrien, entgegen Ursachen Feinde hatten. zu Fusse er- den sich Dann zog er Niederlage seine durch neben dem Wagen die Heeres des alten Kaisers hergehn musste, ehe dieser ihn einlud, neben ihm Platz zu nehmen. um die 1:, der geschlagene Galerius ihm bestraft wurde, dass er angesichts des meilenweit dem seinem Reiche verbreitete, mochte abergläubischen w dass eine persische Religion 20 Diocletian blieb jetzt im Orient, Euphratgrenze zu beobachten, während sein Caesar den Auftrag bekam, die Truppen von Moesien und Illyricum heranzuführen und zugleich neue Aushebungen anzuordnen, die jene an der Donau ersetzen 25 sollten. Narses hatte sich nach Armenien gewandt, das er wohl auch seinem Reiche anzugliedern hoffte, und trat ihm Galerius entgegen. Diesesmal errang hier er einen glänzenden Sieg, eroberte das persische Lager uud erbeutete hier nicht nur reiche Schätze, sondern machte auch den ganzen Hof und vor allem die Familie hatte, des zu Königs, seinen die diesen Gefangenen. ins Feld begleitet Wahrscheinlich lief sa Die Naclifolge Constantiüs. 1. 23 auch der grösste Teil des geschlagenen Heeres auseinander, und ehe neues gesammelt wurde, ein das feindliche Reich den Kömern lag offen. Narses schickte einen Gesandten an Galerius ab, ö der um flehentlich gewiesen Frieden aber bat, Inzwischen wurde. aber zurück- stolz Diocletian hatte den Euphrat überschritten und war, ohne ernstlichen Widerstand zu finden, vorgerückt, bis Nisibis w^o er Heer mit dem seines Caesars vereinigte. Doch während dieser an grosse Eroberungen dachte, war sein 10 der vorsichtige Greis nicht geneigt, Reich in gefährliche das geschwächte er den dargebotenen Frieden an, lieferte die unverletzt aus lö So nahm Abenteuer zu stürzen. und begnügte sich damit, Gefangenen dem nörd- liehen Mesopotamien noch jenseit des Tigris die LandCorduene hinzuzufügen und einzelne Kleinkönige, bisher den Persern Untertan gewesen waren, in schaft die die Klientel der Römer Mässigung erwarb er 20 und Durch diese Dankbarkeit des Narses, vierzig Jahre lang blieb die Ostgrenze ungefährdet. Dem bis zu übernehmen. sich die Narses folgte sein Sohn Hormisdas der 309), das freundliche Nachbarreiche aufrocht Verhältnis H (302 zu dem und nach dessen Tode erhielt, brachen wieder die üblichen Throustreitigkeiten aus. 25 Sein ältester Sohn xVdanarses, der zunächst die Herrschaft von autrat, den Hormisdas, durch 30 fliehen, wurde Grossen eine nach schon des Reiches List seiner sein Vaterland Gattin, Fahnen gekämpft er hat. ein Säugling erhoben, Sapor, der zweite, Später gelang es ihm in Fesseln gelegt. unter deren wenigen Monaten gestürzt, zu den Römern zu dann wiederholt gegen Auf den Thron wurde der erst einige Monate nach dem Tode des Königs Hormisdas von einer seiuer Konkubinen geboren war. Siebzig Jahre lang (309 V. 24 bis 37i>) Römern sollte Die Constaatinisclie Dynastie. er Herrschaft boliaupton <lie Als er den iiml Feind werden. ein sehr gefährlicher zum Jüngling erwachsen war, suchte auch noch die Freundschaft dos mächtigen Nachbarn. Er wechselte Geschenke mit Constantin, und dieser schrieb ihm eigenhändig einen IJrief, durch den er ihn zum Christentum zu bekehren oder wenigstens den Anhängern desselben, die sich damals auch in Persien stark vermehrt hatten, freundlich zu stimmen er Die Folge suchte. dass, w'ar, später als der Krieg 5 lo ausbrach, Sapor in den Christen die Vertreter einer römischen und daher feindlichen Religion sah und sie ebenso verfolgte, wie vorher Diocletian die Manichäer. Denn sobald der junge König in das Mannesalter ein- getreten war, nahm die Pläne er seines Grossvaters i5 wieder auf und strebte nach dem Ruhme, Mesopotamien zurückzugewinnen und auch Armenien seinem Reiche anzugliedern. Schon um Constantin seine Ostgrenze das als um den Constantius dahin, Jahr 335 betrachtete gefährdet und schickte einstweilen die Perser zu 20 beobachten, die schon begannen, plündernde Scharen über den Tigris zu senden. dann eine Gesandtschaft Gegen Ende 336 erschien in Constantinopel, verlorenen Provinzen zurückforderte. Kriegserklärung gleich. Dies welche die kam einer Constantin erwiderte, dass er 25 persönlich die Antwort überbringen wolle, und rüstete sich, in den zu suchen Kampf zu warum sein, ziehn. Hierin dürfte der Grund er einen seiner Neffen mit dem Titel König der Könige schmückte. In allen seinen Kriegen war Constantin bisher glücklich gewesen und vertraute fest darauf, dass ihn auch künftig die Hilfe seines Gottes nicht verlassen werde. War doch sein Sieg bestimmt, die Christen auch im Perserreiche aus ihrer bedrückten Lage zu so 1. befreien und Die Nachfolge Constantins. 25 ihre Religion zur herrschenden zu den Kampf machen. wo er Er hatte ihm aufgedrungen wurde, musste seine sanguinische nun nicht gesucht; aber, Natur hierin eine Fügung Gottes sehn, der ihn zum 5 Werkzeuge auserwählt habe, um das Reich Alexanders wieder aufzurichten und das Christentum, wie es ver- kündet war, an bis Doch zu verbreiten. letzten die die Enden der Erde Länder des fernen Ostens war kaum der Proviuzialverwaltung zu unterwerfen, 10 möglich, weil ganz auf der municipalen beruhte sie und Städte im griechisch-römischen Sinne dort gar nicht zu finden waren. gelingen, den unter Auch mochte Kleinkönigen es leichter Bundesgenossen gegen ihren Oberherrn zu finden, wenn mau 15 fast sie nicht mit der Absetzung bedrohte, sondern ihnen die Aussicht eröffnete, auch unter der Herrschaft Roms in Folglich musste der- ihren Stellungen zu verbleiben. jenige, der küuftig das Perserreicli beherrschte, wieder ein 20 „König der Könige" dem Hannibalianus sein. Wenn also dieser Titel kann das wohl ihm diese beigelegt wurde, so nichts anderes bedeuten, als dass Constantin Würde zugedacht die des Kaisertums •25 machen wollte. wäre den vier Sie Reichsteileu Diocletians als fünfter hinzugetreten, der, wenn auch in engster zivilisierte so 30 mit andern Worten, dass er hatte, Grossmacht des Ostens zu einer Sekundogenitur auch in anderen Formen regiert, doch mit ihnen und die ganze Welt wäre, wie unter derselben Religion, Verbindung gestanden unter demselben hätte, Herrscherhause geeinigt worden. Doch der Tod und sollte diese für Constantin, der gewesen war, bedeutete Denn so blieb er immer stolzen Pläne zerstören, ein Liebling des Glückes dies vielleicht ein neues Glück. der nie bezwungene Kriegsheld, V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie. 26 währeud d'n^ Schwierigkeiten des bevor- iiii<i,oli(3ureii steliondon l^\ddziigos, die er wold kaiim libersuli, schwere eine wahrseheinlic'li Enttäuschung ihm bereitet Noch Anfang 337 schickte Sapor eine neue Gesandtschaft und versuchte einzulenken; doch wurde ^ hätten. ihr der Frieden Am verweigert. 3. April feierte der Kaiser dann noch das Osterfest in Constantinopel und weihte um die A])ostelkirche Grabmal das bereitet ihn die Bischöfe, gleiten und durch ein, hatte. die ihr ihn in der Sclion auf er sich selbst sammelten dem Feldzuge sich be- in Gebet seinen Waffen den Sieg verleihen sollten, als eine schwere Krankheit ihn befiel. Erst suchte er in einem nahegelegenen Badeort Heilung, dann bei den Reliquien des Lucianus in Helenopolis. Als auch der Schutzpatron der Arianer an ihm kein Wunder wirken Stündleiu, wollte, bereitete er sich auf sein letztes indem er am OJrabe des ketzerischen Heiligen und liess sich dann nach dem nahen Nicomedia bringen, um hier durch Eusebius, den berühmtesten Schüler des Lucianus, die Taufe zu seine Beichte iö ablegte, 20 Vor den Toren der Stadt, in der Villa Ancyro, ereilte ihn am 22. Mai 337 der Tod. Die Regierung, die mit diesem Tage ihr Ende fand, ist folgenreich für Jahrtausende geworden. Aber empfangen. so treu dem auch Constantin an seinem Glaubensbekenntnis, politischen wie so ehrlich er hielt, immer dem religiösen, festgehalten hatte, erfüllte, was er für seine Pflicht das Erbe, das er seinen Nachfolgern hinterliess, war doch kein segensreiches. Die Kirche schwelgte in trunkenem Siegesübermut und schädigte den Staat und sich selbst durch unfruchtbare Zänkereien. Das Reich 25- seufzte Beamtenschaft, unter in dem Druck einer vielköpfigen der jeder den andern belauerte und doch keiner der Raubg-ier der Kollesen Einhalt s-ebot. 30> 1. Die Nachfolge Constantins. 27 Die Verwaltung der Städte war durch erblichen Zwang- und damit jede freudige Selbsttätigkeit in ihr dem flachen Laude war der Bauer in das Joch der Leibeigenschaft gezwungen und während so die erwerbenden Stände unter der harten Faust der Regierung verkümmerten, wuchs die Zahl der Soldaten geregelt unterdrückt; auf ; > und Beamten, stärker an. die von jenen erhalten wurden, immer In demselben Maasse, wie die Bevölkerung schwächer und minder zahlungsfähig geworden war, 10 hatte sich strebte doch die Steuerlast vermehrt, und dabei der Kaiser nach dem Ruhme der Freigiebig- und warf das Geld mit vollen Händen um sich. So hinterliess er denn gründlich zerrüttete Finanzen und ein Münzwesen, dass durch wiederholte Verkeit la schlechterung des Geldes alle Stätigkeit verloren hatte. Lidern er zugleich das Reich von er dafür, neuem teilte, sorgte^ dass jeder der vielen Herrscher nur seine eigenen Sorgen und Gefahren berücksichtigte und alle andern hilflos im Stiche Hess oder gar offen bedrohte. 20 Und das, als eben wieder ein grosser Krieg vor der Türe stand, der nur zu dringend eine straffe Zusammen- fassung aller Kräfte des Reiches hätte fordern müssen. So glänzender Waffentateu Constantin sich rühmen durfte, sein Friedensregiment hinterliess einen Zustand, 2.'. der auch grösseren Herrschern, als seine Nachfolger waren, fast unlösbare Aufgaben gestellt hätte. Schon gleich die ersten Wochen nach dem Tode des Kaisers sollten zeigen, dass seine Söhne nicht ge- 30 willt waren, sein politisches Testament lieh hinzunehmen. Die als unumstössseines Hin- nächste Folge scheidens hätte sein müssen, dass seine vier Caesaren den Augustustitel annahmen. Constantius und Constans drei Monate, Doch Constantin zögerten damit und der Neffe Dalmatius ü., noch über wag-te nicht 28 V. Die Con.stantiiiifsclie Dynastie. selbständig vorzugehen, Erben erklärt hatten. am sich die Von näher berechtigten schweren Erkrankung aus Antiochia herbei, um Zeit, ihr kam hatte keiner diesen Auf Sterbebette des Vaters gestanden. richt seiner und ehe eilte die Nach- zwar Constantius aber nur noch zur rechten '. seine Leiche nach Constantinopel zu geleiten dort die letzten Ehren zu erweisen. Doch der Ordnung der Verhältnisse, die er als der einzige anwesende der drei Söhue hätte regeln müssen, war seine schwache, ewig bedenkliche Natur nicht ge- Er wachsen. Coustantins, die Neffen gleichberechtigt an die Seite vollen lo weder Lust, die A^erfügungen ihm und seinen Brüdern die beiden hatte stellten, Umfaug anzuerkennen, noch den Mut, in ihrem sie offen Doch ehrgeizige Offiziere errieten leicht, und er wusch seine Hände in Unschuld, indem er selbst nichts tat und ihnen das Handeln überliess. Der schnelle Tod des Kaisers, nmzustossen. was 15 er wünschte, der ihn in der Blüte der Manneskraft betroffen hatte, gab ihnen den Anlass, das Gerücht zu verbreiten, er sei von seinen Brüdern vergiftet worden, und bald 20 erklärten die Truppen, dass sie keinen von der Familie der Mörder über sich dulden und nur die Söhne Coustantins als als sie Herrscher anerkennen wollten. diese allein und ausgerufen am der 9. Doch auch September 337 zu Augusti Senat von Rom dies thronte Monaten, 25 bestätigt nicht. Der entVerwandten wurden von Constantius mit Misstrauen, von den Soldaten mit finsterem Hasse angesehen, der sich in den nächsten hatte, legte sich die . Aufregung noch Caesar und seine heimlich geschürt, immer mehr steigerte. Anfang 338 warfen sich die zuchtlosen Scharen auf die Brüder und Neffen ihres toten Kaisers und machten sie alle nieder. Nur zwei Söhne des Julius Constantius so Die Nachfolge Coastantius. 1. entgingen dem Bliitbade, der zwölfjährige Galliis, der krank schwer 29 und daniederlag, der siebenjährige Julian. Coustantius hatte alles untätig geschehen lassen, 5 ja er legalisierte sogar nachträglich jene Morde, indem Vermögen der Opfer er das und konfiszierte sie durch zu gerichteten Verbrechern stempelte. Auch er vielen 10 Anhänger den Prozess machen und ihrer überlieferte die gestanden daliess am Männer, die seinem Vater hatten, nächsten und den Patricius Optatus B. z. den langjährigen Praefecten Ablabius, dem Henker. Er mochte viele, Entschuldigung eine die er hinrichten liess, die Reichtümer unentbehrlich schwer 20 wo hatten und dass jetzt, forderte, auf Unglück Einziehung für vielleicht alle, ihren die sei. der Perserkrieg Geld er- zusammengeraubten ihrer schwer Trotzdem zerrütteten haben Gewissen seinem seiner und dass finden, der bedrückten Untertanen gefüllt Beutel auf Kosten 15 darin späteren Morde diese und gelastet, Jahre, Finanzen vor alles allem seine Kinderlosigkeit und die Misserfolge des Perserkrieges, betrachtete er als göttliche Strafe. Er liess sich daher auf seinen Feldzügen gerne von Geistlichen begleiten, die im Gerüche der Heiligkeit standen, um durch ihre Gebete den Zorn der Gottheit abzuwenden; aber auch dies wollte nicht bemüht, die immer Gunst helfen. Umso eifriger des Himmelsherrn war durch Fürsorge für dessen Kirche wiederzugewinnen. er stete Immer wieder hat er die Privilegien des Klerus bestätigt und 30 wurden verboten die heidnischen Opfer und endlich gar mit der Todesstrafe bedroht; vor allem erweitert; aber suchte er die Einheit der christlichen Kirche, die auch unter seiner Regierung durch die Umtriebe Athanasius gefährdet war, so o-ut des^ es "insv zn erhalten 30 \'- oder Coustuuünisclie JJi(i Diese Bestrebungou herzustolleii. (liesnial Dyim.stit'. ihr Ziel nicht erreichen; den grimmigsten um auch sollten trugen ihm nur orthodoxen Geistlichkeit der Ilass sie Doch wie er selbst meinte, hatten sie seinen Gott, wenn auch nicht ganz, so doch einigermaassen mit ihm ver- ein, so sehr er sich Denn söhnt. über alle scliaft so viele wurde und dass ihm seine unter den grössten glaubte fest, > Usurpatoren ihn auch bedrohten, er Sieger, blieb, betrachtete pjr deren Gunst bewarb. er gleichfalls Ilerr- immer erhalten als göttliche Fügung, Gefaliren i*^ dass über seiner Person ein schützender oft, dessen Nähe zu empfinden verschwimmenden Umrissen vor Engel walte, und meinte oder ihn gar luftig in sich zu sehen. So fühlte er sich einerseits als den Ver- wandtenmörder, der wie Kain gezeichnet und mit Kinderlosigkeit gestraft war, wählte Rüstzeug, zugleich aber auch als das er- Herrschaft dessen werden könne, weil ^> es berufen sei, erschüttert nie die einheitliche Kirche des Herrn herzustellen und über die Erde zu verbreiten. sich in Und derselbe tragische Zwiespalt, wie er -^ diesem Schwanken zwischen wohlbegründeter Keue und dem spricht, hat der Stolz auf seine göttliche Sendung aus- ganzen Regierung des Kaisers seinen Stempel aufgedrückt. Auch später hat Constantius sehr viel unschuldiges Blut vergossen; doch war er die Herrschaft nur als Mittel seiner Lüste betrachtet hätte. die Er erkannte ihm der Herr mit aller Energie, sein fähig war, ihr genugzutun. kam, betrachtete er sie als Person, die ihn hoch über hebe. sie auferlegt habe, der 2.5 darum kein Tyrann, der als Pflicht, und bemühte schwerflüssige Und weil sie eine heilige alle und Launen schwere sich Natur von Gott Weihe seiner andern Sterblichen er- Auf dem römischen Thron war er der erste so Die Nachfolge Constantins. 1. 31 dem Vertreter des Gottesgnadentums ganz in Sinne, wie es in jüngstvergangener Zeit Friedrich Wilhelm IV. Er nannte aufgefasst hat. -j sich daher, nachdem Usurpatoren Sieger geblieben war, alle den gerne Schriftstücken Herrn des in er über offiziellen ganzen Erd- kreises oder bediente sich des Titels „Meine Ewigkeit", der selbst in jenem Zeitalter, obgleich es längst ge- wohnt war, Attribute alle der auf den Göttlichkeit Kaiser zu häufen, Verwunderung und Anstoss erregte. 10 Doch den Anforderungen, So bietet er das traurige Bild eines Mannes, der sich zum Höchsten das strebt, und mit glaubt berufen 15 die er selbst an sich stellte, o-enügteu seine schwachen Mittel nicht. Höchste zu aller leisten, Anstrengung während danach doch die Begabung ihn niemals über das hinauskommen lässt. Schon seine äussere Erscheinung war für seine Auch körperlich stolzen Ansprüche ein Hindernis. Dürftigkeit seiner Mittelmässige hätte 20 er gerne die gemeine Menschlichkeit überragt, wie es die mächtige Gestalt seines Vaters getan hatte. wenn der innere Zwiespalt seines Wesens auch zum Ausdruck kommen sollte, sass ihm ein stattlicher Oberkörper auf kurzen, krummen Doch in bei als seiner Statur Beinchen. Aber dass er infolgedessen klein war, mochte 25 er nicht zugeben: als er seineu Eiuzug in beobachtete man, dass er Rom hielt, den gewaltigen sich unter Wölbungen der Triumphbogen bückte, als fürchte er, dem Kopfe oben anzustossen. Im übrigen stand er, auch wenn sein Wagen rüttelte, steif und starr, wie eine Bildsäule, und wendete die Augen weder mit 'M rechts noch links. Nur in feierlicher Unbeweglichkeit wollte er sich den Untertanen zeigen; nichts liches sollten man in sie an ihm wahrnehmen. seinen Mienen niemals Mensch- So bemerkte den Ausdruck einer V. Die Constautini.sche Dynastie. 32 lebhaften Empfindung, er nach Südländers Art des drückte er dies dieselbe oder gar gestikulierte und wenig; leise immer nur ausspuckte oder sich schneuzte. dass er sich kratzte, Er sprach sondern und keiner hat je gesehen, dass starre Yornehnilioit, missfiel ihm etwas, so > der liogel nui- durch ein finsteres in Schweigen aus, wie es in der Natur der Sache liegt, dass ein so ängstliches auf sich Achten in mürrische Nach Popularität zu Wortkargheit übergeht. war daher er darin, um imstande, nicht seine sondern streben, sich gefiel lo unnahbare Hoheit eine sorgsam be- Doch hütete Schranke zu ziehen. je strengere Selbst- beherrschung er sich dem Publikum gegenüber auflegte, desto mehr empfand er das Bedürfnis, sich im engen Kreise des Hauses frei gehen zu lassen. Erschien er dem Hof und dem Volke wie ein Gott, so fanden seiue Frauen und seine Kammerdiener ihn nur zu Die Eunuchen seines Palastes, vor denen menschlich. er die starre doch in Maske der Göttlichkeit ablegte schmeichlerischer und die ihm vor Liebedienerei \:> 20 krochen, übten daher im vertrauten Geplauder eine Macht über ihn aus, die sein Urteil über Personen und Sachen oft bestimmte und sehr unheilvoll auf seine Denn weil er seine Schwächen Reffieruno; einwirkte. fühlte und doch sich selbst nicht andern, darüber zu täuschen suchte, weniger, die als 25 bedurfte er der Lobpreisungen zur Stärkung seines Selbstgefühls, und wer ihm in geschickter Weise zu schmeicheln wusste, gewann dadurch grosse Macht über ihn. Auch in den christlichen Tugenden seinen jenigen, Untertanen die vorleuchten, damals der Überwindung Freiffiebiskeit. am des wollte namentlich in er den- höchsten geschätzt wurden, sündlichen Fleisches Seine Lebensführung konnte und der man fast so Die Naclifolge Constaiitius. 1. 33 im Essen und Trinken war wenig und nicht regehnässig, Die Zeit und Gelegenheit es boten. asketische nenuen: eine er äusserst massig, schlief wie sondern Keuschheit, die als die Blüte aller christlichen ."' Tugend wertete auch er sehr hoch, wie schon seine Ge- galt, So verfügte er gleich im Anfang setzgebung verrät. seiner Regierung, dass in den Kerkern die weiblichen Gefangenen von den männlichen streng zu sondern Die Verwandtenehen, welche die Kirche seiner seien. 10 Zeit mit übergrosser Strenge verurteilte, erklärte er den näheren Graden bedrohte er für ungiltig, ja in sie Obgleich sogar mit der Todesstrafe. durchaus Schönheit weibliche für Vater, er, wie sein un- nicht empfänglichwar, hat er seine strenge Selbstbeherrschung 15 doch auch darin bewiesen, dass er sich von jedem unerlaubten Verhältnis ängstlich Eine desto fernhielt. grössere Macht übten seine Frauen über ihn ans, und während er die Witwen, die eine zweite Ehe eingingen, durch Rechtsuachteile 20 weniger als bestrafte, ist er selbst nicht dreimal verheiratet gewesen. In der Freigiebigkeit suchte er es seinem Vater gleichzutun, und Günstlingen seinen fiel es nicht Auch er Verschwendung gezwungen, der schwer, fürstliche Reichtümer zu erwerben. wurde durch 25 geleerten diese Staatskasse druck wieder durch aufzuhelfen, unbarmherzigen Steuer- und überkam ihn dann die Reue, so nahm er auch wohl die Geschenke, die er vorher dieser 30 gemacht Beziehung, hatte, so wieder zurück. schwankte er Und wie auch sonst in in Namentlich pflegte er sich lange zu besinnen, ehe er jemand ein wichtiges Amt anvertraute, und keiner w^urde in Hof und Heer zu einer hohen Stellung befördert, den Trotzdem der Kaiser nicht genau zu kennen glaubte. seinen Entschlüssen unsicher hin und her. Seeck, Untergang der anlikeu Welt. IV. o V- Dif* ConstaiitiiiisflK; Dynastie. 34 täuschte er und Wahl ineist in den' sicli deren war Ilauljsiiclit s^'incr Kreaturen, ganzen seiner wälir<;n<l Keo-ieruno- eine fnrchtljare Geissei für die Untert-anen. Auch was dem, in schätzten, dem Ruhm Literatur, hätte er gern alle am Heiden die der Waffen hitchsten und der schönen 5 Untertanen überstrahlt; doch auch hier versagte seine schwache Kraft. und hatte guten rhetorischen Unterricht genossen, Er die Ansprachen, die er an das Heer oder den Senat zu halten hatte, genügten den bescheidenen Ansprüchen, die man an einen so hohen Herrn zu lo stellen pflegte; aber sich durch rednerische Prunkstücke auszuzeichnen, dazu fehlten ihm die Frische der Einfälle und die Be- Was weglichkeit des Geistes. er veröffentlichte, daher nur schlechte Verse, die selbst versteht, sehr freilich, waren wie sich von ^> bewundert wurden. Trotzdem wird wohl auch auf dem literarischen Gebiet seine Unzulänglichkeit empfunden haben und zollte denen um so er grössere Anerkennung, rühmen konnten. die Gleich besserer Leistungen sich seinem Vater spielte er 20 daher gern den Mäcen, wirkte darauf hin, dass seine Taten durch berühmte Redner verherrlicht wurden, und erwies ihnen, selbst w^enn und Libanius, Heiden waren, Namentlich aber vollen er darauf, Ehren. höchsten dass keiner in den 25 dessen rhetorische Bildung nicht auf Senat gelangte, der hielt wie Themistius sie, die Höhe stand, welche die Sitte der Zeit vorschrieb. Wie die literarischen, so hatte er auch die Waffen- übungen mit pflichttreuem Fleisse getrieben und im Pfeilschiessen, Reiten und allen andern militärischen Fertigkeiten eine Er konnte daher achtungswerte Ausbildung erreicht. die Exerzitien des Heeres mit Ver- ständnis leiten; doch wie er in seinem ganzen Wesen 30 Die Nachfolge Coustantius. 1. tastend kecke, und unsicher war, so fehlte ihm auch der immer vorwärts drängende Mut Constantins. Er wagte nicht lichsten 5 35 ohne die umständ- leicht einen Krieg- ehe Yorbereitungen: möglichst eine grosse Truppenmasse angesammelt, die Verpflegung sorgfältig geordnet und jeder zu erwartenden Schwierigkeit vor- Aber während gebeugt war, zog er nie ins Feld. alles Die meist der günstige Zeitpunkt schon verstrichen. 10 dies mit bedächtiger Langsamkeit besorgt wurde, war Feinde, vorher die schwemmt hatten, Sicherheit, und plündernd Provinzen die über- waren mit ihrem Raube längst in man doch auf sie, so war der traf Kaiser ängstlich darauf bedacht, nicht zuviel zu wagen. Seinen Feldherrn pflegte er vor allem einzuschärfen, 15 und grosse Menschen- schonen dass sie ihre Kräfte opfer vermeiden müssten, und dieselbe Verantwortung, die er ihnen auflegte, hielt kühnen So Schritt zurück. auch ihn selbst von jedem zwar von schweren er ist Niederlagen verschont geblieben, hat aber auch selten 20 entscheidende Siege errungen. Meist schleppte er seine Kriege unentschlossen durch lange Jahre hin, und die Verwüstungen, die doch sehr eine noch so 25 verschlangen dann sie hervorriefen, mehr Gut und Menschenleben, viel als selbst mörderische Hauptschlacht hätte kosten können. Diese kriegerische Unzulänglichkeit erfüllte ihn mit peinigendem Misstrauen gegen alle Feldherrn, die Tüchtigeres leisteten, als er selbst. Gern wäre er dem Vorbilde Diocletians gefolgt und hätte alle Kriege nur ßo durch die Kaiser führen lassen. Mitregentschaft neuerte er sie reichen auch immer wieder, Aufgaben, Grenzen ihm gefährlich stellte, die oft sich erwiesen ihm hatte, die er- weil er allein den zahl- der gefährdeten gewachsen war. Doch auch der nicht So Schutz 3* V. Die Coiistantinisclie Dynastie. 3(1 seinen Caesaren traute er nie und hütete sich, Kuhni zu Alle verbreiten. Siege, die unter ihren seiner lio^iorung erfochten wurden, schrieb er sich persün- und verschwieg zu ücli kündigung sie wirklich Ämter zu daidcon in ihrer auch soweit es ging, den gefährlich, Die Ver- iiiiil. unterzuordnen, war sein Nebenbuhler ein ihm zu den Waffen des Schwäch- Er überhäufte den Yer- dächtigen mit Elireu und Schmeicheleien, berief ihn lings, an und T^ist Hof, seinen Tücke. als wenn er Dingen bestimmt habe, und ab. Und auch ihn zu tat lo noch grösseren ihn dann im Stillen die untergeordneten Helfer der Ermordeten, jeder, von > militärischen Würde herabzudrücken zivilen griff er so öffentlichen der Feldherrn, denen waren. Erschien Bestreben. eifriges ihrer bei Namen sorgfältig die und Freunde dem man vermuten 15 konnte, dass er ehrgeizige Pläne iu irgend einer Weise unterstützt habe, wurde der grausamsten Folter unterworfen und in der Regel hingerichtet, mindestens verbannt mid mit Konfiskation bestraft. Wurde ein Angeklagter dieser Art freigesprochen, Richtern sehr böse sein, so ^t? konnte der Kaiser den und bei den Hinrichtungen Qualen seiner Opfer nach Möglichkeit Dabei hielt Constanund zu verlängern. schärfen zu milden Herrscher und sehr tius selbst sich für einen suchte er die hörte nichts lieber, als pries. seine Menschenliebe Als einmal das Volk von Edessa seine Statue umwarf und peitschte, stillen wenn man 2.7 sie, Hess Gefühl, er wie das einen unartigen ungestraft, dass seine Buben, vielleicht in aus- dem schwächliche Kriegführung gegen die Perser mit Recht den Zorn der mesopotamischen Städte gereizt hatte. Auch hat er Gefolterte, von deren Unschuld er sich ausnahmsweise übcizeugen liess, durch Ämter und Würden, wahrscheinlich auch so Die Nachfolge Constantins. 1. 37 durch reiche Geschenke schadlos zu halten gesucht. Solche selbst sich 5 Taten Gerechtigkeit ausgleichender hoch zu geschrieben gute wird haben; er noch mehr aber wirkte auf ihn die Überzeugung seines Gottesguadentums und liess ihm jede Grausamkeit, die er zum Schutze seiner Herrschaft ausübte, be- Der Herr der Heerscharen hatte Krone anvertraut: wer sie ihm streitig zu rechtigt erscheinen. 10 ihm die machen versuchte, sündigte daher gegen den Willen Gottes und verdiente schon deshalb die härteste Strafe. Je deutlicher er seine eigene Schwäche fühlte, desto freudiger klammerte er sich au den Glauben an, dass In einem er der auserwählte Schützling Christi sei. der Edikte, 15 er durch die Volke bekanntgeben wollen im Glauben öffentlichen stand uns der rühmen Anschlag dem Satz: „Immer und fröhlich da wir wissen^ dass unser Reich mehr durch sein, die wir liess, Religion, als durch Leistungen und Arbeit oder Als des Leibes zusammengehalten wird." nun gar gegen das Ende seiner Regierung seine dritte Gattin guter Hoffnung war, da mochte er meinen, dass auch der Fluch seiner Yerwandtenmorde jetzt von ihm genommen sei und mit erhöhter Zuversicht in die Zukunft schauen. Doch je inniger er an seinem christlichen Glauben Schweiss 20 25 hing, desto ängstlicher scheute er dessen Widersacher, den Teufel, der sich Wenn in den Heidengöttern verkörperte. er ihren Kultus grimmig bekämpfte und nicht davor zurückscheute, die Millionen seiner Untertanen, 30 die noch am Glauben ihrer Väter festhielten, sogar der Todesstrafe zu unterwerfen, so geschah dies nicht nur, noch, um das Reich Christi auszubreiten, sondern weil die mehr unheimlichen Bräuche, die ihm selbst schon fremd geworden waren, ihn mit abergläubischer V. Die Constantinische Dynastie. 38 Angst Den erfüllten. Opfern, nächtlichen am die ehesten einen finsteren 'i'eufelsdicnst vornuiten liessen. allem er daher vor trat Denn vor entgegen. hegte er grössere Furcht als nichts vor den Wirkungen der Auch sein Vater hatte an sie geglaubt, aber in kühnem Vertrauen auf den Schutz seines Zwar hatte er verGottes ihr freien Lauf gelassen. Zanberei. boten, Liebeszauber üben zu oder durch magische Bräuche Leben und Gesundheit anderer zu gefährden; doch durch wundertätige Sprüchlein und andern Hokuspokus Kranke heilen zu '^ w oder gutes Wetter für die Ernte zu schaffen, hatte er ausdrücklich erlaubt. Auch der öffentlichen Befragung von Orakeln und Zeichen- deutern hatte er sich nicht widersetzt; nur soweit heimlich war, wurde sie unter Strafe gestellt; sie doch i5 dies war auch unter heidnischen Kaisern geschehen. Denn durch verheissungsvolle Weissagungen waren mit- unter Usurpationen angeregt oder unterstützt worden, uud die Heimlichkeit Hess schon als solche vermuten, wonach mau dass das, hatte Constantin die forschte, meisten So gefährlich war. Formen der Magie 20 als gelteu lassen; für seinen Sohu dagegen war jede Zauberei, jede Zeichendeutung strafbar. schienen, wurden die bedenklich Selbst Träume, unschuldig mit Hochverratsprozessen verfolgt. schreibt weil Ammian, ihm „wegen ein Wiesel eines über den „Wenn jemand", Eulenschreis Weg gelaufen 25 oder war. oder wegen irgend eines ähnlichen Vorzeichens einen Kundigen zu Kate zog oder die Besprechung eines alten Weibes zum Lindern eines Schmerzes anwandte, was ja auch die medizinische Wissenschaft anerkennt, so wurde er vou irgend einem, von dem er es nie erwartet und hätte, verfiel dem denunziert, Todesurteil." vor Gericht geschleppt So wurden die Hexen- so 1. Die Naclifolge Constautins. 39 prozesse in ganz derselben schauerlichen die sie in unserem durch diesen Mittelalter frommen Kaiser Dies war der Mann, der 5 grossen Constantin antrat. auch mit seinen Brüdern den kleinsten und teil empfing, sollte wie sein Yater, 10 w^alten. sollten, eingeleitet. jetzt die Erbschaft Denn wenn des er sie anfangs teilen musste, ja von ihnen schwersten gefährdeten Reichs- er sie doch beide überleben und, als Alleinherrscher Doch ehe Mitregentschaft, am Bedeutung, wiedergewinnen über dem Reiche dies eintrat, sollte das das Diocletian System der begründet und Con- stantin erneuert hatte, zum zweiten Mal Wirren über das Reich heraufbeschwören. schwere Zweites Kapitel. Die Brüdeiiierrscliaft. Als Constantin II. dass die erfiilir, Ostens nur ihn und seine Brüder sich dulden wollten, eilte er als Truppen des Herrscher über aus Gallien herbei und schlug sein Hoflager in Thessalonike auf, dem war. Reichsteil, der mitten in dem Dalmatius bestimmt gewesen Offenbar fürchtete er, dass Constantius '-> allein Erbe des Vetters an sich reissen wolle, und wünschte in der Nähe zu sein, um sich seinen Anteil das Doch zu sichern. Gründen dies nicht leicht; war schon aus geographischen denn selbstverständlich konnte lo er nicht daran denken, die ßalkanhalbinsel mit seinem Gallien zu scheinen, vereinigen. die Reichsteil thrakische hinzuzufügen, Das Natürlichste musste Diöcese dem wie mit sie es orientalischen ihm ja schon unter der Herrschaft des Licinius verbunden gewesen war, und grösser, Macedonien mit Achaia, die ^-^ zusammen aber viel dünner bevölkert und minder er- tragreich waren, dem Constans zu übergeben. Auf Weise aber wäre gerade der älteste Bruder, der die grössten Ansprüche machen zu dürfen glaubte, leer ausgegangen: denn ihn durch Italien oder Afrika diese dieser beiden war unmöglich, weil die Verwaltung Länder nicht getrennt werden konnte. Rom seine Verpflegung auf die überseeische zu entschädigen war für 20 2. Die BrüdeilieiTscliaft. 41 der es Zufuhr angewieseu; der Kaiser, beherrschte, musste daher auch über die Korusteuern Afrikas ver- '' fügen können. Man zusammen dem gallischen Gebiet angliedern können; und Afrika hätte also nur Italien damit aber hätte Constantin mehr als die Hälfte des Reiches erhalten, und Constans wäre auf ein gar zu dürftiges Erbteil beschränkt worden. die teilung der Beute, 10 So rächten sich Yerwandtenmorde des Constantius, indem durchführen liess, die sich kaum die Ver- in gerechter Weise von Anfang an den Zankapfel gleich unter die Brüder warf. Zunächst wird man die Yerhandlungen durch Gesandte geführt haben; aber da sich auf diese Weise kamen im Sommer 338 Yimiuacium an der pannonischen Grenze zusammen, um in brüderlichem Gespräch die Schwierigkeiten zu beseitigen. Nach der Regel, die Diocletian eingeführt und Constantin der Grosse, soweit es in seiner Macht lag, immer aufrecht erhalten hatte, hätte die Gesetzgebung ein Recht des keine Einigung erzielen Hess, ir. 20 die Söhne Coustautins ältesten Kaisers in bleiben müssen. Doch Constantius, der nur wenige Monate jünger war, als sein Bruder zudem als legitimer Sohn dem Bastard überlegen fühlte, war nicht geneigt, diesem einen solchen Vorrang einzuräumen. Anders stand Constantin, und sich 2'> es mit tochter Constans, Fausta der zwar auch von der Kaisers- geboren war, aber noch im sech- zehnten Lebensjahre stand, während seine Brüder das einundzwanzigste ^0 erreicht oder überschritten hatten. Dass über den Knaben eine Art von Vormundschaft nötig sei, namentlich die selbständige Gesetzgebung, wahrscheinlich auch das Recht, die höchsten Beamten zu ernennen, ihm noch nicht anvertraut w^erden könne, darüber dürften sich Constantin und Constantius leicht 42 V. Die CoDstantinische Dynastie. verständigt haben, uml er falls War man mussto er nachgeben. konnte es nicht zweifelhaft so selbst dass die Ober- sein, über den jüngsten Bruder nur anfsicht zustehen So kruine. hat widersprach, aber hierüber einig, dem denn Constantin ältesten auch 11. '- den Ileichsteil des Oonstans Gesetze und Verordnungen erlassen; Constantius dagegen wahrte seine für Unabhängigkeit. volle Einigten sich die beiden älteren Brüder über die Notwendigkeit irgend einer gemeinsamen Maassregel, so wurde die betreffende A^erfügung m von Jedem gesondert für sein (iebiet verkündigt. Dies bedeutete, dass das Reich wieder ebenso gespalten war, wie damals, als die beiden feindlichen Mitregenten, Constantin regierten (I S. 136); der schwierigen Frage, Dalmatius geschehen und Licinius, nebeneinander doch erleichterte es die Lösung i» was mit dem Reichsteil des solle, Constantius fühlte durch den Mord der Verwandten sein Gewissen schwer bedrückt; wenn in mochte es als eine Art Sühne betrachten, von dem Lohne der Untat nichts für sich er er Anspruch nahm. 20 Constantin dagegen war sangui- genug, zu meinen, dass ein Machtzuwachs des nisch Constans ihm selbst zu gute komme, da er in dem Gebiet des Knaben ja doch die entscheidende Gewalt So wurde die ganze Erbschaft des ausüben werde. 25 Ermordeten ungeteilt dem jüngsten Bruder übergeben und er damit macht, bald Lage zum mächtigsten von freilich als irrig in erweisen sein werde, diese sollte, Vaters die zum Opfer dass er die dreien ge- sehr sich nicht in der Macht zu missbrauchen. Die Hochverratsprozesse, ;Coustantius allen der Voraussetzung, denen einflussreichsten gefallen waren, 3o auf Befehl Kreaturen des seines hatten die Folgen gehabt, die in jenem knechtischen Zeitalter die natür- liehen 43 Die Brüderherrschaft. 2. und selbstverständlichen waren. \Yer sich unter dem Übermut der Beamten der vorigen Regierung vor ducken müssen, der glaubte jetzt die Gelegenheit benutzen zu können, und zahllose DenunRache zur hatte 5 liefen tiationen kurzem die gegen diejenigen Macht Händen gehabt in noch vor die ein, hatten. Der und Unsicherheit, die hierdurch hervorgerufen wurde, traten die Brüder wenigstens insoweit entgegen, als von Viminacium aus der Befehl allgemeinen Furcht 10 au die Beamten erging, anonyme Anzeigen nicht zu beachten. Die Lasten der Decurionen waren unter Condem Grossen noch drückender geworden, ihre Verpflichtung, die Stadtämter zu übernehmen, noch stantin 15 bindender. Aber da 20 Günstlinge und zu die Übrigbleibenden tragen. Sprache Auch mit freigiebig hatten an ihren um Steuererhebung, scheint dies gekommen Titular- zu sein; denn in Standes- so schwerer Viminacium Brüder als die zur sich getrennt hatten, erliessen Constantin für den Westen, Constantius dasselbe den für erkauft hatten, Osten nach Gesetz, und nichtig sein ••^0 Fürsprache seiner er auf die sehr würden gewesen, die von den Pflichten der Curie befreiten. So waren viele der reichsten und leistungsfähigsten Decurionen aus ihrem Ordo ausgeschieden, lasten, vor allem der 25 über sich gewann, selten es war Bitten abzuschlagen, bestochenen er dem sollten des alle Reiches jene gleichzeitig Würden und diejenigen, welche null sie nicht nur in den Decurionat zurück- gezwungen, sondern auch mit einer schweren Geld- strafe belegt wurden. Zugleich scheint man die kaiser- lichen Schenkungen, mit denen Constantin der Grosse so freigiebig gewesen war, ganz oder zum grösseren Teil für den Fiskus einüezoe-en zu haben. So leiteten V. Dio Coustantinische Dynastie. 44 <lie pietätvollen S()line ihr mit ein, (hiss sie Die Not der Finanzen obgleich, nm anstössige Form gemeinsames Regiment da- ihren Vater öffontlicli dosavoulorten. iiir nioclite dies entschuldigen, abzuhelfen, sich wohl eine minder hätte finden lassen. Doch schlimmer aucli auf dem 5 und woniger verzeihlich war, dass man kirclienpolitischen Gebiet bannt worden, weil Constantins wohlerwogene Athanasius war nach Trier ver- Maassregeln ninstiess. unversöhnliche Kampflust seine im fernen Westen, der von dem arianischen noch gar schien. nicht Doch berührt war, am Streit hatte sich der Kaiser in der Wahl des Verbann ungsortes stark vergriffen. Denn ebendort war <lie Residenz des jungen Constantin, über dessen unreifen Geist der energische Manu bald grosse Macht gewann und dadurch doppelt gefährlich wurde. Den Tod seines kaiserlichen lo ungefährlichsten lö Gegners begrüsste daher Atha- nasius mit freudiger Hoffnung. War er bisher ausser jeder Verbindung mit seiner alexandrinischen Gemeinde gewesen, so wagte er Ende 337 wieder, ihr den üblichen 20 Osterbrief zu schicken, und sprach darin ganz unge- scheut die Erwartung aus, dass er bald zu ihr zurück- kehren werde. liess Auch Paulus von Constantinopel ver- den Verbanuungsort, den Constantin der Grosse ihm im Pontus angewiesen hatte, und eilte gleich nach dem Tode des Kaisers nach Trier, wo der dortige Bischof Maximinus ihn in seine Kommunion aufnahm und ihm die Fürsprache des jungen Herrschers erwirkte. So forderte denn dieser auf dem Kongress der drei Brüder, dass verbannt hatte, alle in ihre alten Geistlichen, die ihr Vater Rechte eingesetzt würden. Gonstantius, der die kirchlichen Zustände des Orients besser kannte, mochte anfangs zaudern; doch Athanasius wurde nach Viminacium berufen und wusste 2:» 3o 2. Die Brüderherrschaft. auch ihn zu beruhigen. kräftio-e haben des Eino-reifen schien, So wurde ein 45 den das Streit, Herrschers beendet zu alten von neuem entfacht, um die ganze Re- gierungszeit seiner Dynastie zu erfüllen und noch zu 5 überdauern. Als Kongress der auseinanderging, Constantin stolz als Sieger. gewahrt blieb: aber durch seine erwies, ihn leicht ihm allein Vormundschaft über falls Constantius sich widerspenstig zum Gehorsam zwingen zu können. Und wirklich hätte dieser schon deshalb nicht gewagt,^ sich mit den Beherrschern der andern Reichsteile zu überwerfen, weil der Perserkrieg, dessen Beginn sich wider alles Erwarten bis dahin zum Ausbruch kam und Macht erforderte. Aber gerade 20 sich nicht er- den jüngsten Bruder meinte er drei Viertel des Reiches zu beherrschen, und 15 fühlte hatte er dass das Recht der Gesetzgebung reicht, 10 Zwar wartete, sollte dort, verzögert hatte, jetzt das Aufgebot seiner ganzen wo er es am Constantin Widerstand wenigsten erfinden. Dem Constans hatte er das grösste Gebiet zugeteilt, weil er wegen Jugend für ungefährlich er nach Trier zurückgekehrt, so trat ein Ereignis ein, dass den Knaben veranlasste, sich als Mann zu fühlen und keine Vormundschaft ihn 25 seiner grossen Doch kaum war hielt. mehr über sich dulden zu wollen. Die Sarmateu und ihm gelang es, ihrer Herr zu werden, ehe der älteste Bruder ihm zu durchbrachen Hilfe 30 kommen erworbenen die Donaugrenze, konnte. Jetzt, wo er sich den wohl- unl WafFengauge seine Selbständigkeit bewiesen wollte er sie auch in der Regierung seines Siegestitel Sarmaticus beilegen durfte in ernstem hatte, mehr missen. Schon anfang 339' Reichsteils nicht begann auf eigene Faust Gesetze zu geben, er, und V. JJie Constautinisclie Dynastie. 46 gloicli widerriefen ersten die bestimmt hatten. Hatten das, was seine Brüder die A'erfügungen ihres sie Vaters, welche die Staatskasse scliädigteu, für nichtigerklärt, zeigte so sich Am liebender Sohn. 6. demgegenüber Constans April 330 bestätigte er als alle •'> Schenkungen Constantins des Grossen, bald darauf (am 23. Juli) auch die l'itularwürden, die dieser ver- wenn liehen hatte, daran er gleich dass sie festhielt, Ordo befreien sollten. So nicht nur von der Gesetzgebung seines nicht von den Pflichten des machte er sich Bruders unabhängig, sondern desavouierte kundig und brandmarkte ihn Nur als weil er gemeint hatte, den beherrschen können, zu hatte des Dalmatius Reichsteil die Abtretung von als Knaben als Vormund ihm Constantin den zutraf, da jene jetzt, verlangte er, durcli dem ältesten Augustus, komme der grösste Reichsteil zu. Natürlich wollte Constans auf den Teil seiner schon wertvollsten Lebzeiten bei alles verwaltet freilich, Kongress von Viminacium zugeteilt machen. Denn Krieg zu führen Ungerechtigkeit, die jetzt, hatte, dass er in hatte, konnte er hatte, zum Feinde da dieser einen empfand 20 was ihm der behalten, ohne sich auch den Constantins zu den er Erbschaft, Vaters seines Nicht nicht verzichten. i.o und Afrika entschädigt zu Italien werden; denn ihm, offen- undankbaren Sohn. zugewiesen: Voraussetzung nicht mehr sie lo schweren er es als Nachteil 25 und seinen Aushebungen auf schwächlichen Asiaten und Orientalen beschränkt Er musste danach streben, einen Teil der Donauwo er in den Ländern der Samateii und Gothen besser brauchbare Werbebezirke fand. Diesem sehr berechtigten Wunsche gab Constans nach war. grenze zu gewinnen, und trat Diöcese ihm von der Erbschaft des Dalmatius Thrakien ab. Sie entsprach die kaum einem '(> 2. 47 was Coustaiitiu von ihm yerlaugte, ihm eine Bundesgenossenschaft, die stark schien, um diesen von seiner unbescheidenen dessen, Drittel und Die Brüderherrschaft. sicherte o-enuo- Forderung abzuschrecken. Doch der junge Coustantin staud an Kühnheit 5 und Schnellio-keit des Entschlusses nicht hinter Während Constans noch Yater zurück. seinem glaubte, ihn durch Verhandlungen beschwichtigen zu können, brach Ende des Winters 340, er ffeg-en Alpen kaum gangbar war, als Weg der plötzlich über mit Heeres- 10 die 15 was er als sein Erbteil beanspruchte, in Besitz zu nehmen. Ohne Widerstand zu finden, durchzog er die Poebene und rückte auf die Pässe der Julischen Alpen los, um sich ihrer zu bemächtigen, ehe Constans, der beim Beginn des macht in Italien ein, um das, Bruderkrieges noch unbesorgt in dem fernen Xaissus ihm versperren konnte. Doch dieser hatte sie, sobald er von dem Anmarsch Constantius erfuhr, durch eine Vorhut besetzen lassen, während er selbst weilte, sie 20 sich anschickte, ihr mit dem Gros des Heeres zu folgen. Unterdessen war sein Gegner bis Aquileja vorgedrungen, das am Fusse des Gebirges lag und den Ausgang jeuer Pässe beherrschte. Aber da er nicht erwartete, schon hier auf ein starkes feindliches 25 es dem Führer Heer zu jeuer Vorhut, ihn in einen Hinterhalt So sah sich der tapfere Sohn des nie be- zu locken. siegten Vaters plötzlich von Feinden umringt in verzweifeltem herrschaft 30 uommen gelaug treffen, über hatte, Kampfe. das ganze fand nicht Der eben noch Reich in und fiel Ober- die Anspruch ge- einmal ein ehrliches Be- Leichnam wurde in das Küstenflüsschen Alsa geworfen und bald darauf sein Andenken gegräbnis; sein ächtet. Als Constans eintraf, fand er anfang April 340 in Aquileja den Krieg beendet und konnte auch ^'- 48 im galllschon konnte und Der siebzehnjährige Jüngling dem römischen des drei Viertel beherrschte jetzt gebietes Erbschaft des toten Bruders lleichsteil die antreten. iiubüliindort Dynastie. (.'onstaiitini.sclie ß't! ?dacht- auch ('onstantins, wenn dieser nicht durch den Perserkriog in steter Bedrängnis gewesen wäre, Willen seinen musste sich damit begnügen, aufzwingen. in •'/ Dieser dem Bruderkampfe wenigstens Thrakien gewonnen zu haben; eine neue Keichsteilung, die seine Macht der des jüngeren Bruders ebenbürtig zur Seite gestellt hätte, wagte sie unter den gegebenen Umständen er, billig obgleich lu und recht gewesen wäre, nicht zu beantragen. Wäre dem schwächlichen C^onstantius ein Gebiet von dem Umfange zugefallen, wie es jetzt sein Bruder beherrschte, er wäre froh gewesen, Teile desselben Denn einem Mitregenten übergeben zu können. 15 die Grenzen desselben waren die ausgedehntesten und zu- An Rhein und Donau die meist gefährdeten. gleich lauerten die Germanen und Sarmaten, Britannien wurde immer wieder von den Bieten und Scoten beunruhigt, und selbst Afrika war von Zeit zu Zeit durch Einfälle der schweifenden Wüstenstämme bedroht. Wollte der Kaiser, wie der politische Katechismus Diocletians es vorschrieb, alle seine Kriege persönlich führen, rausste er sich beinahe vervielfältigen können. dieser schwierigen völlig sich gewachsen. so Doch 25 Aufgabe war der junge Constans Während die Züge des Constantius mit der feierlichen Langsamkeit eines Leichen- konduktes vorwärts zu bewegen pflegten, höchster Schnelligkeit von Ort zu Ort. noch an der Donau gewesen, darauf weguno: (341 20 am Niederrhein der Pranken — 342). Dann so eilte War erschien er mit er eben er gleich und kämpfte hier eine Bein setzte siegreichem Kriege nieder er mitten im W^inter nach 3 2. Britannien 5 um über, Nordens durch Die Brüderherrscliaft. hier die wilden 49 Stämme sein plötzliches Erscheinen in des Schrecken So machte er sich allen barbarischen zu setzen. Nachbarn furchtbar und schützte kühn die Grenzen des Reiches. Dazwischen finden wir ihn immer wieder in Mailand oder Aquileja, wo er vom Zentrum seines aus die Verwaltung Reiches gleich bereit bringen. ist, Doch jeder beaufsichtigt, bedrohten hatte er auch die aber zu- Grenze Hilfe zu bewegliche Unrast 10 und das militärische Geschick seines Vaters geerbt, so verstand er es doch nicht, wie dieser, sich bei den Soldaten beliebt zu machen. Denn mit starker Faust hielt er sie nieder und trug der rohen Masse gegenüber ungescheut die Verachtung des Hochgebilden zur 15 Schau. Setzten sich doch auch die ästhetisierenden Neigungen des grossen Constautin fort. in diesem Sohne So berief er den Rhetor Proaeresius aus Athen nach Gallien an seinen Hof, machte ihn zu seinem Tischgeuossen und ehrte ihn durch die hohe Titular20 Auch schenkte würde eines Magister Militum. er auf dessen Bitte der Stadt Athen mehrere Inseln, damit sie von deren Kornsteuern ihre armen Bürger ernähren Denn wie könne. gleich 25 er seine selbständige Regierung- damit eröffnet hatte, die Schenkungen seines Vaters zu bestätigen, so scheint er ihm auch später in der Freigiebigkeit nachgeeifert zu haben. Die Folge war auch bei ihm, dass er die Steuerzahler hart drücken und endlich sogar Ämter und Würden für Geld feilbieten musste. 30 Natürlich suchten diejenigen, welche sie käuflich erworben hatten, sich aus den Taschen der Untertanen schadlos zu halten, und die Erpressungen der Beamten steigerten sich unter ihm noch über das hinaus, was man schon unter Constantin dem Grossen Seeck, gewoliiit gewesen war. Uiitt>rgang der antiken Welt. IV. 4 50 ^- Doch '^i'" ('iiislaiitiiiisclii' Dyiiastie, ihm auch sonst ähnlich war, das kocko Selbstbewnstsein und die gesunde Lebeusso sehr dieser Soliii freudigkeit des Vaters liatte er nicht geerl^t. religiöser In streng Erziehung war ihm vor allem die Keusch- heitsforderung und scheint des sich in dem Weibe ihm Olympias, vor eingeprägt (/hristontums ihm bis zu einer gesteigert zu haben. die Tochter des worden 5 krankhaften Scheu Sein Vater hatte Praefecten Ablabius, zur Gattin bestimmt, und auch als dieser durch Con- war stantius hingerichtet Verlöbnis fest, nicht dazu, (S. 29), hielt er treu an dem lo Tode Dass dem Sohne entschloss sich aber bis zu seinem Ehe zu die vollziehen. des Constantiu und der Fausta Sinulickeit nicht fremd war, ist fast selbstverständlich; doch befriedigte er sie an schönen Knaben, vor allem au blondlockigen Barbarensöhnen, die als Sklaven oder Geiseln in seine gekommen waren und dann ir, Hand oft eine unheilvolle Ge- Diese perversen Neigungen walt über ihn erlangten. wirkten zunächst auf sein körperliches Befinden ver- an neuralgischen Schmerzen ihm die Laune verdarben, mitunter bösartig werden. Sodann erfüllte ihn die Scham derblich ein; er oft litt und konnte, wenn 20 sie über dies ekle Treiben, das er nach seinen religiösen Anschauungen selbst verurteilen musste, Menschenscheu; am liebsten mit finsterer zog er sich unter dem 25 Verwände des Jagdvergnügens in die Einsamkeit der Wälder zurück, wo keiner ihn sah ausser den Lieblingen, die seinen Lüsten fröhnten. Yor allem aber trieb ihn der Katzenjammer immer wiederholter Reue, der doch nie die Besserung folgte, sein Heil in der Kirche zu suchen, die den schwachen, aber bussfertigen Sündern Yergebung und ewnge Seligkeit versprach. In der Taufe suchte er Reinigung von seinen Lüsten, verbot den heidnischen Kultus und stiftete reiche Gaben zur :iO Die BrüderlieiTscliaft. 2. 51 Ausschmückung der Kirchen und zu Almosen. Sein Hoflager wurde immerfort von Bischöfen überlaufen, die ihn nur nicht 5 Unfug, ein erbettelten, Würden der zu Wie nehmen bemüht war, in Afrika das Schisma und dabei weder vor ansehnlichen vor harten Ketzergerichten haben wir schon scheute, solchem Masse in er beseitigen, Geldopfern noch xo sich dagegen Stellung steigerte, dass ein Coucil musste. Fragen angingen, für ihre Freunde geistlichen in sondern auch jlmter und in zurück- anderem Zusammenhange Dieser religiöse Eifer dargestellt (III S. 336). sollte von Athauasius geschürt, ihn auch mit Constantius entzweite und beinahe einen neuen Bruder- es sein, der, krieg heraufbeschwor. Als auf Beschluss des Brüderkongresses die ver- 15 bannten Bischöfe zurückkehrten, Diöcesen ihre in dass ihre hatten die meisten zunächst dafür gesorgt, 20 Kirchen gründlich würden, die arianischen Ketzer die Douatisten, 25 Zwischenzeit hatten. erlitten die Die orthodoxen dabei ziemlich ebenso, wie später als Julian sie aus In Gaza zerschmettern; der Verbannung liess in den Asclepas Adriauopel warf Lucius das Abendmahlsbrot den Hunden vor; in Ancyra riss den Pressbytern der Gegenpartei die Marcellus Priestergewänder vom geschändeten Hostien Leibe, hing ihnen die angeblich um den Hals und aus der Kirche auf den Markt hinaus. 80 gereinigt durch es zurückrief (III S. 344). entweihten Altar Befleckung der der in sie Herren machten von Ketzer in den Yolksmassen einen stiess sie Da auch starken so die Anhang besassen, ging dies natürlich nicht friedlich ab, sondern es kam zu Strassenkämpfen und Brandstiftungen. Constantinopel, gekehrt, die wo Zügel In Paulus, aus der Verbannung heim- der geistlichen Gewalt mit sehr 4* V. Die Consttintinisclie Dynastie. 52 kräftiger Faust wieder ergriffen solclie Krawalle. den in Orient Vaters Als scheint gefunden zu haben. er Obgleich seinem Keichsteil gehörte, zu sie die Stadt seines wildem Aufruhr damals noch niclit sie Ruhe herzustellen. Bischöfen der benachbarten Städte, die l^aulus zum zweiten Mal absetzte, und Hess ihn dann als Oefangenen in Ketten nach An führen. dem 5 er sich doch für hielt eine kleine Synode aus den Eile in Viiiiinaciura in berechtigt und verpflichtet, hier die Er berief daher gab es eben- aus unterwegs reisend, berührte, hatte, Constaiitius, la fernen Singara in Mesopotamien ab- wurde Eusebius von Nico- seiner Stelle media, der unter den Kirchenfürsten des Orients der vornehmste war, Wie gewählt. jetzt zimi Bischof von Constautinopel Paulus, so wurden auch andere seiner lä Genossen, deren Rückkehr zu Unruhen geführt hatte, wenn auch vielleicht in milderer Weise, aus ihren Bischofssitzen entfernt. Athanasius hatte seine Heimkehr nicht übereilt. Er war klug genug, neue Glaubenskämpfe vorauszusehen, und suchte daher möglichst viele Bischofssitze für seinen Anhang zu gewinnen, damit ihm auf künftigen Synoden, wenn nicht die Majorität, so doch eine ansehnliche Minderheit gesichert sein Weg sich gegen 2a sei. Soweit ihn durch Städte führte, deren geistliche Leiter 25 den Arianisnms tolerant gezeigt hatten, versammelte er kleine Synoden und weihte mit ihnen Gegenbischöfe der strengen Observanz, darunter auch solche, die noch Heiden waren und vor ihrer Ordination zum Christentum erst unmittelbar übertraten. Von denen, diekurzvorher abgesetzt waren, führte er einzelne in ihre Diöcesen zurück und machte anderen Hoffnung darauf. Indem er so geflissentlich Kirchenspaltungen her- vorief, erregte er überall Krawalle und Strassenkämpfe so 2. Auch die Die BrüdeiheiTschaft. wo man in Alexandria, 53 dem von agitatorischen Treiben dass erfuhr, seine Es kam zu Reise aufhielt, wurde das Volk unruhig. 5 über sich natürlich Yerzögernng seiner Kückkehr wunderte und bald Tumulten, die den Praefecten zwangen, durch Hin- Verbannungen und richtungen Bewegung die zu unterdrücken und dabei selbst der streitbaren GeistAls Athanasius dann endlich lichkeit nicht zu schonen. am 10 November 338 23. in sein Bistum einzog, war sein Erstes, dass er die Kornlieferungen, die Constantin zur Ernährung der Armen angewiesen an der Mitglieder Gegenpartei und pflegten, einstweilen zurückbehielt schuf, 15 um für die soweit sie hatte, werden zu verteilt sich so die Mittel Knüttelarmee seiner Anhänger neue Kämpfer zu werben und zu besolden. Waren seine Gegner schon durch die Strafgerichte des Praefecten eingeschüchtert, so verloren sie jetzt auch den letzten Der Melitianer Arsenius bat de- und wehmütig, Mut. ihn in die Kirchengemeinschaft der Orthodoxen auf20 zunehmen; Ischyras fand das er vor abgelegt Jetzt, war, 25 wo dem hatte, Concil von Tyrus wider Athanasius schriftlich erlogen für man von ihm erwartete erklären. das Schlimmste, und dem war wer seinen Zorn gereizt hatte, um Dass ihnen vom kein Mittel ihn zu besänftigen. Melitianer hoffen, sich aber zu der Verbannte triumphierend zurückgekehrt zu schlecht, 30 sich sogar bereit, das Zeugnis, dies gelingen werde, konnten die weil sie zwar Schismatiker waren, orthodoxen Dogma nie entfernt hatten. Die arianischen Ketzer dagegen mussten annehmen, dass jetzt, wenigstens in Ägypten, jede Hoffnung für sie geschwunden sei, auch ferner innerhalb Kirchengemeinschaft geduldet zu werden. mal machten sie Zum daher den Versuch, sich als der ersten- unab- V- T)ie Constantiiiischc Dynastie. 54 hängige Keligionsgemeinschaft zu konstituieren, sich bestellten einzelnen in Freund weihte der Arius, Secundus alte von Und unterdessen der Eusebius, und bestiegen Bischöfe. Schicksalsgenosse Ptolemais Alexandria den Pistus. Constantinopel Stallten (III S. 414), un<l So des in bald sollte ihnen durch den hatte, Bischofsthron eine :> von mächtige Hilfe werden. In Antiochia Errichtung Constantiu hatte Grosse der neuen Kirche angeordnet, einer die die der lo Hauptstadt des Orients würdig sein sollte, und seinem Sohne Constantius zugleich mit der Verwaltung des östlichen lieichsteils auch die Leitung des Baues über- Nach zehnjähriger Arbeit war das Prachtgebäude fertig geworden und sollte jetzt im Beisein tragen. des Kaisers, der es als sein eigenstes Werk betrachten am dem man auch die Quin([uennalien des Coustaus feierte. Doch die Bischöfe, die in der stattlichen Zahl von 97 zu dem Feste geladen waren, versammelten sich schon mehrere Wochen vorher. Denn was Athanasius auf seiner Reise tat, Weihnachtstage war werden, eingeweiht konnte, 338, i5 wahrscheinlich an 20 für die Vertreter der milderen Richtung, die seit den Strafgerichten Constantins des Grossen im Orient die herrschende man den kaum aus war, Paulus eine von schwere Drohung. Constantinopel, nachdem Wie der Verbannung zurückgekehrt war, wieder beseitigt hatte, so wollte man auch seinem Gesinnungs- genossen, der noch gefährlicher war, das Handwerk legen, ehe er in Alexandria wieder festen Fuss fassen konnte, und dazu war Eile nötig. Da War, Eusebius von Caesarea kurz vorher gestorben fiel 2& er seinem Namensvetter, von Constantinopel, die alleinige dem neuen Bischof Führung der Synode so 2. zu. Er wusste indem er 55 sich sogleich des Kaisers zu versichern, über jene Einziehung der Kornspendeu sich und beschwerte Die BrüderheiTSchaft. ihn dem veranhisste, Athanasius Auch schriftlich einen scharfen Verweis zu erteilen. ö wurde dem Philagrius, der schon nach der ersten Verbannung des Bischofs dessen Anhänger mit starker Hand zur Ruhe gezwungen hatte, zum zweitenmal von Ägypten übertragen die Praefectur passendes Werkzeug geschaffen, 10 scharfes Eingreifen der wurde. Hierdurch ermutigt, Athanasius und Gewalten staatlichen ein so aufs Neue ein falls erklärte nötig Synode, die durch einen Beschluss des Coucils von sei Tyrus abgesetzt, aber nur durch Erlass der drei Kaiser ohne Befragung eines neuen Concils 1". zurückgeführt worden. lichen Macht in die Dies sein in sei ein Eingriff Bistum der welt- Rechte der Kirche; die Wieder- einsetzung des Athanasius müsse daher kanonisch für Dies wurde durch ein Sendschreiben nichtig gelten. den Bischöfen mitgeteilt und 20 gefordert, mit Pistus in Julius von Rom darin auf- zu treten. An zugleich sie Kommunion überbrachte es der Presbyter Macarius, begleitet von zwei Diakonen, damit bei dem vornehmsten Stuhle der Christenheit die Auffassung des Eusebius auch einer mündlichen Vertretung nicht ent2.-J behre. Den wagte freilich Unruhstifter aufs neue verbannen, zu der Zustimmung seines übermächtigen Bruders gewiss war. Die Synode von Antiochia sandte daher auch an Constantin 30 und II. Constautius eine Anklageschrift, neuen Sünden gezählt waren Kaum nicht, des ehe in er der die gewalttätigen Bischofs alten auf- und seine Bestrafung erbeten wurde. nach Alexandria zurückgekehrt, sah sich Athanasius schon mit einer neuen Verbannung bedroht und traf schnell seine Gegenniaassregeln. Er trieb aus \'. 56 Die Coiistantinisclie Dynastie. wo ihm Ägypten, weigerte, an Biscliöfen als ochenischen in grösster Eile nicht So vereinigte er stehen konnte. weniger jemand den Gehorsam zusammen, was nur gehen und nicht leicht also achtzig, eine Synode, die der anti- gleichkam, beinahe Teilnehmerzahl an ^ darin freilich hinter ihr zurückstand, dass sie nur eine Diöcese vertrat, der alles vor der rücksichtslosen in Gewaltsamkeit des Athauasius Der Grund- zitterte. dass ein Bischof, den ein Concil abgesetzt hatte, satz, nicht ohne den Beschluss eines anderen Concils durch lo einfaches Dekret des Kaisers restituiert werden könne, war damals zwar durch die Autiochener zum ersten Mal formuliert worden, entsprach aber zu gut den Machtgelüsten der Kirche, hätten bestreiten können. hauptung auf, denn sei; Beamter, der Comes Dionysius, habe man was um so formel des Denn war Ägypter ihn daher die Be- weniger Grund hatte, man als weltlicher ein sie geleitet. sich hinter einer nichtigen So Formfrage, die nicaeuischen Concils freudig anerkannte. ihm vorgesesseu hatte, so konnte Synode von Tyrus nicht deswegen nngiltig sein, weil hier in seinem Auftrage ein kaiserlicher Komdie missar ihn hatte vertreten müssen. rein man 25 Noch mehr Gewicht auf einen andern Einwand, der gleichfalls formeller Art war. jenes Abendmahlskelches, Um über das Zerbrechen das mau seinem Diakonen Schuld gab bestand 20 Glaubens- dieses giltig, obgleich Constantin, ein noch ungetaufter Laie, legte 15 Bischofsversammlung gar kein gewesen Concil verkroch die stellten das Urteil von Tyrus müsse für nichtig gelten, weil die dortige richtiges dass als Sie festzustellen, hatte Athanasius (III S. 437), das Concil oder den Tat- eine Unter- suchungskommission nach der Mareotis entsendet, und weder dem Auseklao-ten noch seinen Parteioäugern ^o 2. war gestattet es worden, den Verhören, dem geschehen; denn vor sie an- gewalttätigen Bischof hegte dass keiner in seinem jeder Ägypter solche Furcht, 5 die war mit gutem Grunde Dies beizuwohnen. stellte, 57 Die BrüderheiTScliaft. Freunde Beisein gegen ihn ausgesagt Dass ein Strafprozess nicht in Abwesenheit des Angeklagten geführt werden dürfe, war ein Grundsatz sowohl des weltlichen als auch des geistoder seiner hätte. lichen Rechtes; hier aber handelte es sich gar nicht 10 um den Prozess sondern nur selbst, um einen kleinen Auch ohne den zerbrochenen Teil des Zeugenverhörs. Becher war Material genug vorhanden, um Äthan asius Gleichwohl klammerte er sich an zu verurteilen. angeblichen Formfehler, und wer entschlossen diesen 15 freizusprechen, ihn war, um die ganzen rechtlich sich scheute, denken man Da jeder Christ den gottseligen Herrscher, dessen An- 25 bestätigt hatte. verehrte, offen anzugreifen unbequeme Tatsache doch suchte man sie wenigstens nicht und leugnen abzuschwächen und umzudeuten. So erfand man denn das ü^lärchen, als Athanasius nach Constantinopel geflohen vrar, habe er den Kaiser vollständig davon überzeugt, dass alles, was man ilnn vorwerfe, grundlos sei. Dieser habe darauf das Concil an seinen Hof beordert, und hier habe es gewagt, ;!0 man hoch jene konnte, Grund genug, hierin Allerdings war es bedenklich, zu erklären. dass Constantin sie 20 fand Verhandlungen von Tyrus für wider- keine von auf Grund den Anklagen deren es zu wiederholen- vorher in Tyrus sein Dafür habe man den Athanasius verleumdet, dass er gedroht habe, die Kornschiffe, die nach Konstantinopel bestimmt waren, in Urteil gesprochen habe. Alexandria zurückzuhalten, und diese falsche An- schuldigung, also ein rein weltlicher, kein kirchlicher V. I)ie Constantiiiisclie Dynastie'. 58 sei os (iriiiid, gewesen, die Constantin veranlasst habe, Um den Bischof nach Trier zu verbannen. diese l']r- findung zu beglaubigen, fälschte Athanasius einen Brief des Kaisers, in dem dessen Entrüstung über das Ver- fahren des Concils ausgesprochen lloflager befohlen Urkunde wurden lichen dem Sendschreiben an wurde. alle ne])st > anderen Beweisstücken Synode beigelegt, das die ägyptische Bischöfe der Christenheit richtete. das für iFulius von plar, und dieses an das Abschriften dieser angeb- Rom Das Exem- bestimmt war, über- lo brachten Presbyter des Athanasius, welche die Abge- sandten der Antiochener auch mündlich bekämpfen sollten. Im lateinischen Westen hatte man für die dogma- tischen Streitfragen, welche die spitzfindigen Orientalen i5 nur ein sehr geringes Verständnis; so lebhaft erregten, die Feinheiten der Unterscheidung von „Wesensgleich" und „Wesensähnlich" und wie die Stichworte sonst lauten mochten, begriff man kaum. Wie gross die Unwissenheit hier war, beweist die merkwürdige TatSache, dass selbst Hilarius von Poitiers, ein Vorkämpfer 2a der orthodoxen Partei, noch lange Jahre später nicht einmal nicaenische Glaubensbekenntnis gelesen Aber von Athanasius und andern Verbannten liatte. hatte das man gehört, dass die xlrianer Christus schmähten, und dies genügte, setzen zu um Als erfüllen. Papst Julius aufgefordert und bald dar- wurde, mit Pistus zu kommunizieren, auf durch die Presbyter des Athanasius erfuhr, jener ein schnöder Christomache Ansinnen mit Entrüstung von ihrer guten Sache sich. sei, wies er dass das Im Bewusstsein forderten die Gesandten der Anti- ochener, dass eine grössere Synode die Entscheidung fälle, und Julius sagte 25 die gläubigen Seelen mit Ent- ihre Berufuns; zu. Im übrigen so Die Brüderherrschaft. 2. wurden Macarius und aber weisend behandelt, dass Rom sie 59 Genossen so ab- seine bald für gut fanden, aus und zu ihren Auftraggebern zu verschwinden zurückzukehren (Ende 338). Auch 5 Gesandtschaft, welche nach Trier ge- die o-anffen war, hatte kein besseres Glück: doch davon kann man als Um 10 Autiochia noch nichts erfahren haben, in schon das Schicksal des Athanasius sich entschied. dürften Zeit diese Constantin zwischen Zwistigkeiten die und Constans begonnen haben; IL der suchte in Constantius einen Bundesgenossen, letztere und dieser gewann dadurch Thrakien, sondern auch die nur die Diöcese nicht die kirchlichen Freiheit, Verhältnisse seines Reichsteils nach eigenem Ermessen 15 zu Seine ordnen. ihr Eintreten wie Pistus für es Synode sah einen war, einen ein, dass 20 Vertreter die scharf der Arianer, begangen Fehler Man und suchte ihn wieder gutzumachen. daher, durch sie entschiedenen so hatte, beschloss ausgesprochenen auch Athanasius, beide und für Alexandria einen Bischof zu weihen, der sich nicht zum Arianismus bekannte, sondern nur bereit war, dessen Anhänger Richtungen, sowohl Pistus als für abgesetzt zu erklären 25 in der Kirchengemeinschaft zu dulden. schied man sich für Anfangs ent- den Edessener Eusebius, der als glänzender Redner galt und sogar im Ruf eines Wundertäters stand, weil 30 man durch einen Mann von so hohen Gaben am ersten des Athanasius Herr zu werden hoft'te. Doch jener scheute die Kämpfe, die ihm in Alexandriu bevorgestanden hätten, und lehnte ab. So wählte man den Kappadoker Gregorius, der Ehrgeiz und Mut genugbesass, sich dem feindlichen Ägypten als Primas auf- drängen zu lassen. verfasste die Doch ehe er die Reise Synode noch ein Schriftstück, antrat, in dem V. Die foustantinisclie Dynastie. ßO sie ausdi-ücklicli ci'klärte, das Gefolge ]3iseliöfe sicli schon weil es zuscliliessen, iiiclit ilmii eines Presbyter Ariiis wäre, uiiscliicklicli bildeten, eine Begründung, die ganz dem hierarchischen Zeitgeist Vielmehr seien sprach. dem bei sie aii- weiDi ent- altüberlieferten Glauben der Väter geblieben und hätten dem Arius Kommunion nur ihre auch dass hätten, Das gewälu't, weil sie sieh überzeugt nicht von er ihm abgefallen sei. nicaenische Glaubensbekenntnis, das ja Eusebius und auch Arius nicht selbst 10 ihm abwich, im Sinne das im Wortlaut von gestellt, wurde unterschrieben hatten, aber ihm ein anderes gegenüber- angegriffen, aber übereinstimmte, nur dass es die entscheidenden Schlagworte der Orthodoxen, namentlich das „Wesens- Anathem gegen die ariauischen Lehren, Doch nachdem man diesen Syuodalbrief ab- gleich" und das wegliess. geschickt hatte, überzeugte er die mau versöhnende Wirkung, die hatte, denn gleich ein doch nicht übte. sich sehr bald, man von ihm Man arbeitete Glaubensbekenntnis 1.5 dass erhofft daher das die 20 und alle Eigenschaften derselben mit hochtönenden Worten aufzählte, namentlich aber, worauf es besonders ankam, einige der anstössigsten Sätze des Arius ausdrücklich verdammte, freilich nicht ohne den Au- 25 zweites Göttlichkeit Sohnes des noch aus, schärfer betonte hängern desselben denn doch die Möglichkeit gewisser Mentalreservationeu zu lassen. Sohn für fluchte man Geschöpf Wenn Geschöpf Gottes erklärt ein jetzt diejenigen, die w^ie er z. hatte, welche sagten, er andern Geschöpfe, B. den so ver- sei ein gestattete also noch immer, ihn ein Geschöpf zu nennen, nur ein Geschöpf von ganz besonderer Art. Offenbar er- wartete man, dass die starren Orthodoxen an solchen Hintertüren, durch die mau die Arianer denn doch so 2. in Die BrüderheiTschaft. 61 die Kirche hineinlassen wollte, achtlos vorübergehn würden. War Dass den halben Betrug noch durch einen ganzen. •^ man schon dies nicht gerade ehrlich, so stützte Synode zwei verschiedene Glaubensbekenntannahm und veröffentlichte, konnte Anstoss er- dieselbe nisse Man regen. dies suchte daher nach einem Verwände, der Noch Alexander rechtfertigen könne. hatte in seinem Streite gegen Arius sich nicht gescheut, auch 10 dessen Lehrer Lucianus anzugreifen, den Märtyrertod erlitten hatte. obgleich dieser Doch seitdem hatten Constantin und dessen Mutter in gläubiger Verehrung vor seinen Reliquien gekniet, Wunder waren von ihnen ausgegangen und seine Heiligkeit so über jeden Zweifel i:- erhoben, dass selbst Athanasius wagte. Man und Glaubensbekenntnisses gelassenen haben. niemals anzufechten Papieren des dessen zugleich stützte indem man behauptete, Autorität, 20 sie begründete daher den Erlass jenes zweiten es in den nach- aufgefunden Heiligen zu Offenbar war dies erlogen: denn der Inhalt des Schriftstückes zeigt nur zu deutlich, dass es aus dem arianischen Streite, der zu Lebzeiten des Lucianus noch gar nicht begonnen hatte, hervorgewachsen Doch wie Athanasius, wenn 2."» nie es seinen Zwecken entsprach, davor zurückscheute, Fälschungen setzen, so ist. in die Welt zu auch seine Gegner. Die Ehrlichkeit war eben eine Tugend, die bei den Christen jener Zeit, welcher Partei sie auch angehören mochten, in sehr niedriger Wertung 30 stand. Nachdem Gregorius diese Bekenntnisse noch mit unterschrieben und sich so von jedem Verdachte des Arianismus i^ereinio-t hatte, lager unter militärischer zoo- er vom Hof- Bedeckung nach Ägypten. Athanasius wusste, wie ängstlich der verstorbene Kaiser es gescheut hatte, kirchliche Bewegungen mit y (j2 I>ie . Wiiffeii;^owalt iiiedorzuscilila^eii. (loii in Furcht gesetzt hatten, l'^r <]iirf"t(3 dessen schwächeren noch erfolgreicher zu bekämpfen, für einen wirkungsvollen Krawall. Mord und Brand, um man den konnte hoffen, mit heldenmütigen Cunstantin die selbst den Mitteln, Dynastie. C'oii.stai}tiiji.sclie besser! so (iegnern in wie heute die Sozialisten für <lie Sohn und rüstete daher Kam es dabei zu Denn auch •"' dies Schuhe schieben, alles Blutvergiessen, das durch ihre Demonstrationen hervorgerufen wird, die Polizei verantwortlich niachen. Als am 18. März 339 lo ein Edikt des Philagrius den Alexandrinern verkündigte, dass Gregorius sammelten Kirchen ihrem zu und Bischof gewählt sei, Anhänger des Athanasius sich die rüsteton in zum Widerstände, sich ver- den Der Praefect tat den Aufrührern nicht die Ehre an, die Soldaten gegen giösen sie Parteien aufzubieten, sondern Hess die reli- ihren Zwist unter ausmachen. sich Arianer und Melitianer vereint stürmten des Quirinus, i5 freudig unterstützt von die Kirche Heiden Juden, denen es einen Hauptspass bereitete, und einmal 20 mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung auf die stolzen Orthodoxen loszuschlagen. Den frommen Jungfrauen, die bei solchen Gelegenheiten nicht leicht versäumten, die Kleider Füsse allerlei vom Leibe getrampelt Unfug wurden Mönche unter die Kirche und Baptisterium und wohl auch mitzuhauen, mitzukreischen gerissen, und in getrieben. Athanasius während desselben war dem Kampfe hielt er sich in einer ferngeblieben; andern Kirche, der des Theonas, auf und beschäftigte sich eifrig mit taufen. das Die heilige Handlung galt nicht Juden und 25 einmal Heiden Katechumeneu, schauen als ein Mysterium, geschweige durften. denn Man konnte daher hoffen, dass der Praefect sich vor ihrer Ent- 3o 2. Die Brüderlieirschaft. 63 weihung- sclieueu werde, oder tat er dies nicht und duldete einen Angriff der Yolkshaufen, so gab er da- dem mit Feinde 5 so streitbaren Bischof neue in die Waffen gegen dessen wirklich konnte Athanasius ungekränkt den Ausgang des Kampfes abwarten, und als die schwächeren Anhänger Morgen aus er sich überzeugt hatte, dass seine Alexandria seine 10 Und Hand. am waren, Unterdessen entfliehen. Freunde den andern damit Altar, er zerschmetterten nicht durch die Ketzer entweiht werde, und steckten die Kirche des Vier Tage später hielt Gregorius Dionysius in Brand. seinen Einzug, und es begann ein Strafgericht gegen dem selbst dem Kerker und Waren vorher Arianer die Spitzführer der unterlegenen Partei, bei Presbyter und fromme Jungfrauen 15 der Geissei nicht entgingen. und Melitianer von der Kirche ausgeschlossen ge- wesen, so hielten sich jetzt die strengen Orthodoxen 20 dem Gottesdienste fern, weil ihnen die Berührung mit den Ketzern befleckend hitzköpfig genug, sie und schien, nicht still in war Winkeln Gregorius ihren schmollen zu lassen, sondern die Staatsgewalt gegen sie aufzubieten. Athanasius Brandbrief in 25 heilige Pflicht antiochenische schickte die wild aufrührerischen einen Welt hinaus, aller Concil Bischöfe und in dem erklärt den Kaiser, es für wurde, der die das dessen Beschhisse zur Ausführung gebracht hatte, mit allen Mitteln zu bekämpfen. und später auch 30 in Dann zog anderen er zuerst in Provinzen Ägypten umher und suchte möglichst viele Bischöfe zu bewegen, dass sie ihm zustimmende Briefe übergaben und durch ihren Protest die A^erfügungen klärten. er des Concils für ungiltig er- Mit diesen Schriftstücken ausgerüstet, kam nach Rom, wo er mit offenen Armen empfangen 64 V. J.)ie Hier sammelten sich auch andere wurde. ihren und niederen Geistlichkeit der Kampf gegen ßiscliöfe, nebst ihrem Gefolge abgesetzt hatte, die Constantius aus Cuiislaiilinisclie Dyua.stie. bereiteten sich, die Ariiiiierfr(uni(Io mit Hilfe des orthodoxen Westens auszufecditen. 5 Als die Abgesandten der Antiochener, Sache gerechte den vertrauend, auf ihre römischen Bischof aufgefordert hatten, seinerseits ein Concil zu berufen, hatte er sich beeilt, einen Wunsch zu erfüllen, der ihm auch im Orient das Schiedsrichteramt zu über- lo Doch schon das Einladungsschreiben tragen schien. hatte verraten, dass er nichts weniger als unparteiisch Die Adresse desselben nannte nicht die Bischöfe war. des Ooncils von Autiochia, sondern „die Partei des Eusebius", und der Inhalt zeigte, dass er diese, nicht Athanasius, In Nicaea hatte behandeln Angeklagte zu als man den 15 gedenke. Beschluss gefasst, dass kein Bischof aus der Stadt, für die er geweiht war, in eine andere versetzt werden dürfe, hatte ihn aber gleich Trotzdem gab S. 416). willkommenen Anlass, durch jenen Brief zu erklären, seine Synode solle nicht nur die Beschlüsse des Concils von Tyrus nachprüfen, sondern zugleich untersuchen, ob die Berufung des Eusebius auf den Bischofsstuhl von Constantinopel darauf selbst übertreten (III er Papst kanonisch Julius sein, 25 giltig sei. Dies Schreiben konnte langt 20 den als man dort kaum nach schon die Antiochia ge- Absetzung des Athanasius ausgesprochen und die Ersatzwahl für ihn vollzogen hatte. Zwar hatte man selbst die Scheidung des Papstes angerufen; doch konnte nicht, um sie abzuwarten, rückgängig machen, und bereit die selbst vollendete Ent- mau Tatsache wenn das Concil dazu gewesen wäre, hätte der Kaiser \Yidersprochen. 30 2. Die Biüdevherrschaft. Denn unmöglich konnte er 65 zulas^seu, dass die alle Szenen fanatischen Aufruhrs, welche der törichte Beschluss des Kongresses von Yiminacium hervorgerufen hatte, sich bei einer zweiten ö Doch der erneuerten. Rückkehr der Verbannten alten Autorität Roms zu wider- sprechen, die in kirchlichen Dingen niemals ernstlich angefochten war, mochte auch ihm das Gewissen beschweren. Seiner ewig zaudernden Unentschlossenheit wird es daher höchst willkommen gewesen 10 der Perserkrieg, der schon ausgebrochen war sein, dass Jahren drohte, jetzt ihm die Gelegenheit bot, in's Feld zu ziehen und die Lösung der schlimmen kirchlichen Frage bis zu seiner Rückkehr zu verzögern. Den Persern werden die Wirrnisse, in welche der Tod Constantins das Reich gestürzt hatte, nicht unbekannt geblieben sein und ihre Kampflust mächtigbelebt haben; doch die Langsamkeit der Rüstungen, endlich lö seit und die durch ihre Heerverfassung bedingt war, hatte zur Folge, dass sie erst im •20 Während konnten. mit Brüdern seineu J. 338 zum Angriff schreiten Constautius im fernen unterhandelte, hatte Westen sich in Armenien eine römerfeiudliche Partei gegen den König erhoben, ihn mit seinen Anhängern in die Verbannung getrieben und die Grenzen des Reiches 2.'; durch Plünderungszüge beunruhigt. Dann war auch Mesopotamien eingefallen, hatte das Land verwüstet und die Stadt Xisibis angegriffen. Doch Sapor selbst in der kleinen Besatzung und den tapferen Bürgern es gelungen, ihn AO seines Heeres nach dreiundsechzigtägiger Belagerung zum Rückzuge zu zwiugeu. gegen Ende des Sommers 338 kehrte, hatte war dort war auch ohne die Hilfe des Kaisers und er dann Constautius unterwegs nach Armenion den vertriebenen Seeck, Untergang Als aus Viminacium zurück- der Antiken Welt. gezogen, König wiedereingesetzt IV. 5 V. Die Constantinische Dynastie. B6 und dessen Gpftnor geführt. Dann Gefangene mit als liatto er sich scharen gewandt nach Antiofhia sich gegen ijhindermlo Saraceneii- und durch Vorträge deren Bundes- gewonnen. genossenschaft gegen selbst hatte er noch nicht anzugreifen gewagt; denn Perser die Diese 5 das Heer, das nach den Morden von Constantinopel die neuen Kaiser als Kreaturen seine konnte, war auch im Orient frech und es bedurfte einiger Zeit, um betrachten und aufsässig, schwer erschütterte die Auch mochte der Mannszucht wiederherzustellen. ängstliche Herrscher den Krieg nicht eher eröffnen, als bis er numerischen Übermacht der lo war, sicher und brachte daher mit Aushebungen und Werbungen jenen Winter 338/39 richteten kirchlichen durch die der hin, Kämpfe so ereignisreich eben be- geworden i5 Als dann im Frühling die schwere Frage an war. ihn herantrat, wie er sich zu den Forderungen stellen sollte, freute er sich, die Entscheidung mit guter auch Manier Roms diesem Kriege in in die Länge ziehen zu können, indem er gegen die Perser zog. Dies aber 20 war auch der einzige Erfolg des sorgsam vorbereiteten Denn als Constantius nach Mesopotamien Feldzuges. gelangte, fand er hier keine Feinde, und seinerseits in das persische Gebiet einzufallen, konnte er sich nicht entschliessen. 80 war die Ehre der römischen Waffen nur dadurch hergestellt, dass man sie 25 den Persern von ferne gezeigt hatte; die Plünderungen des Sapor wurden nicht vergolten, und unbesiegt, aber auch sieglos, wie er pflegte, kehrte der Kaiser die in Winterquartiere von Antiochia zurück. Seine Abwesenheit gab auch dem 30 Concil den er- wünschten Anlass, einstweilen nichts zu tun; den Januar 340 hielt es die Presbyter, die bis als in Ge- sandte des Papstes dessen Schreiben überbracht hatten, Die Brüderherrschaft. 2. ohne ihnen eine bestimmte Antwort in Autiochia fest, Doch war zu geben. politisch, als Zaudern insofern nicht un- dies Absetzung sowohl des Eusebius die um auch des Gregorius 5 67 wurde, je länger so schwieriger Nachdem man behauptet hatten. sie ihre Bischofssitze als während der Winterquartiere des Heeres sich mit dem Kaiser hatte beraten können und seines Schutzes sicher war, entschloss werde 10 man man römische Synode, obgleich die selbst sie wozu der Perserkrieg Denn nicht ohne Grund gefordert hatte, nicht beschicken, einen passenden durfte man Vorwand bot. anführen, dass die Bischöfe sich nicht zu des Orients monatelanger Reise von ihren Gemeinden entfernen dürften, während diese immerfort von lö Raub- Zügen oder gar von Belagerungen bedroht waren. Doch in dem an. gleich dem mau Synodalbrief, in man gegen Man erklärte schlug 20 man sich endlich zu der Antwort, und seien spruchen dürfe, dies Julius mitteilte, ihn zugleich einen sehr hohen dass alle Bischöfe vor Gott ihm, keinen Vorrang er weil er Wenn Reiches herrsche. Ton bean- deshalb über die grösste Stadt des er auf seiner Verteidigung des Athauasius und seiner Genossen beharre, entzünde er selbst die Fackel die 25 Gesamtheit der gemeiuschaft Kühnheit, lasse Wege, orientalischen bleiben Bischöfe Man wolle. ihm Kirchen- in hatte also den Papst mit der Exkommunikation bedrohen. 30 man der Zwietracht; Wahl, ob er mit den Gebannten oder mit der der lateinischen einst die trennen Xatur der Sache stantinopel, war Dies erste und sollte, lag, tat ihn Schritt Kirche wie zu auf dem von der in der dies der Bischof von Con- der künftig das Haupt der orientalischen Christenheit werden Richterstuhl der griechische die zu sollte. laden Weil wagte, Rom ihn vor seinen antwortete er damit, 5* V. Die Constanlinisclio Dynastie. 68 dass seine Rechte er dpiion des Papstes gleich- als wertig entgogenstellto. Einstweilen freilich war dies kühne Anmaassung; doch war wnrde vom Kaiser sie bemüht, eifrig unterstützt, zu rechtfertigen. sie und dieser Zum Nach- •'> folger Petri Hess sich der Bischof von Constantinopel freilich nicht stempeln begründete, war spruch, die als geben war. um ; aber was die Macht des Papstes weniger dieser historische An- viel Bedeutung der Es dieselbe Zeit, wo ersten alten Schritte völlig tat, gekommen um gleichzustellen. war, des Constans Im des römischen, was liom dem empfangen lag, (S. 46), er der Welt er die folgenden Schritte, i5 gleich dem Range durch Denkmünzen verkündete. aus den und eine Reihe Damit war das Wichtigste geschehen; doch wie dies seine Art war, tat lo 330 hatte er die J. darauf erliob er den Senat der Stadt zu kostbarer dass der Kaiser das jüngere Diöcese Thrakien, in der Constantinopel Händen ihm unter- die der Streit zwischen Julius und Eusebius zum Ausbruch die Stadt, daher gewiss kein Zufall, ist obgleich sie 20 not- die wendige Konsequenz dieses ersten waren, nur langsam Feldzug nach Mesopotamien gemacht einen zweiten hatte, der ebenso erfolglos war, er, ein durch Constantinopel Praeturen seit wie der das geregelt geschaffen die und wurden, zu ihrer wie sie den Zeiten der Republik besass. die ihm die !). öffentlichen zu weiteren Entschlüssen gelangte, ein, am uach Autiochia zurückgekehrt, Gesetz, Sommer 340 Erst uachdem er im und unentschlossen. erste, gab Spiele für Ausrichtung Rom Ehe er schon dann traten Ereignisse Freude an seiner neuen Hauptstadt Denn ohne Rücksicht auf den gründlich verleideten. Vorteil, den der Kampf gegen Rom 25 September ihr gebracht hatte, so 2. Die BrüderheiTSchaft. bekannte sich ihre Bevölkerung in 69 offenem Aufruhr zu seinen kirchlichen Gegnern und verscherzte so für lange Jahre die kaiserliche Gunst. Die entschlossene Antwort der Autiochener und 5 Hebung gleichzeitige die deutung er gewiss Da bedenklich gemacht. deren Be- Coustautiuopels, nicht verkannte, zu hatten Julius den Yorwändeu, unter denen jene ihre Beteiligung an dem römischen Concil abgelehnt hatten, auch der gehörte, dass dessen Termin 10 für die w^eite Reise zu früh angesetzt es noch bis in den Winter 340/41. sei, verzögerte er Trotzdem wollte Verbauuten kein Orientale sich dazu und auch aus dem lateinischen Reichsteil kamen nicht mehr als etwas über füufzig Bischöfe zusammen. Von einer so dürftigen Zahl das geistausser den einfinden, 15 Oberhaupt des Ostens absetzen zu liche Julius Er nicht. liess lassen, wagte zwar die Wahl des Gregorius für ungiltlg erklären, weil sie der Entscheidung seines Concils vorgegriffen habe, 20 und forderte in dem Syuodal- schreiben, dass Athanasius und seine Genossen wieder in ihre Bistümer eingesetzt würden. Auch hob er ge- so wichtige Fragen nicht ohne Zustimmung Roms entschieden werden dürften. Doch liess er zugleich durchblicken, dass er die Be- bührend hervor, dass die 25 Schlüsse nicht als endgiltig betrachte, sondern bereit sei, falls sie den Beratungen eines neuen grösseren Concils, die Orientalen Denn unterwerfen. sich daran beteiligen wollten, w^enn er sich auf den Standpunkt des Athanasius 30 Kommunion auch darin stellte, zu gauz dass jede mit den Cliristuslästerern unmöglich sei, ihm doch vor allem daran, dass keine Kirchenspaltuüg sich bilde und der Nachfolger Petri auch ferner im Orient als höchste Autorität anerkannt bleibe. so lag Und in seinen Bestrebunaen fand er eine sehr wirk- 70 V. Die Constantiiiisclie Dynastie. same Unterstützung an dorn jungen Kaiser, der seit einiü'on Monaten den westlichen Ueiclisteil unbestritten beherrschte. Constans Solange seinen Bruder hatte ältesten fürchten müssen, bewarb er sich um die Freundschaft -^ des Constantius und hütete sich daher, diesem in seine Doch kirchen})olitischen Maassregeln drein/Aireden. seit er durch den Tod Constantius IL dreiviertel des Reichsgebietes in seiner Iland vereinigt hatte, koimte er ohne Gefahr, wie sein Herz ihn trieb, als Schützer der be- drohten Orthodoxie auftreten. Spruch Synode ihren gefällt Nachdem richtete hatte, Constantius die drohende Frage, warum Sitze zurückgeführt hatte, Franken Kreise Jüngling durch ihren aus vier Bischöfe Antiochener entsandt, der Nach um den dem zornigen Zuspruch zu beruhigen. Mit einem neuen Glaubensbekenntnis ausgerüstet — es war das dieses Concil verkündete — machten das dritte, sich sie zurichten. i5 seinen Feldzug gegen die wurden vorbereitete, an auf ihre wieder verbannt seien. wo Constans eben Gallien, er die Bischöfe, der gemeinsame Beschluss der Brüder die lo römische «lie 20 .• auf den Und Weg, vermochten aber gleichzeitig vollzogen nichts sich aus- im Orient Ereignisse, die den Forderungen des westlichen Keichs- neuen Nachdruck gaben. teils Während noch Jahr, zu Antiochia dieselbe Zeit das Concil, jetzt schon im dritten tagte, wurde ganz Stadt, in der die 20 starb Syrien, Eusebius, und um vor allem aber die Bischofsversammlung ihren Sitz hatte, von wiederholten Erdbeben heimgesucht, die ein ganzes Jahr lang das Volk in Schrecken setzten. In einem so abergläubischen Zeichen erblicken, Zeitalter dass rausste man der Kirchenstreit hierin ein den Zorn Gottes wachgerufen habe, und auch die Synode selbst 3o 2. gab Die ßrüderherrschaft. indem Überzeugung Ausdruck, dieser Kanon des nicaenischen 71 den sie kein dass Coneils, Bischof seinen Sitz mit einem andern vertausclien dürfe, er- neuerte und damit den Mann, der bis zu seinem Tode 5 Führer gewesen war, ihr Stimmung, die auch wirkte auf zukommen. 10 er dem Die öffentlich verleugnete. diesem Beschlüsse kundgab, in Coustantius Wünschen den geneigt, sich wie Einstweilen, und ein seines machte Bruders zur Probe, ihn entgegengestattete Paulus, den Bischofsthron von Constantinopel, der jetzt durch den Tod seines Nebenbuhlers erledigt war, wieder einzunehmen, und zugleich wurde auch dem Asclepas von Gaza, 15 der zu den wildesten Fana- Verbannten gehörte, die Rückkehr unter den tikern gewährt. Zuerst erschien dieser in Constantinopel, um die Gemeinde auf den Empfang ihres orthodoxen Bischofs vorzubereiten, und alsbald herrschte wieder Mord und Todschlag 20 in der Kirche selbst kam Hauptstadt des es zu wilden In Ostens. Kämpfen, bei der denen der Altar mit Menschenblut befleckt wurde, und als Paulus triumphierenden seinen Einzug hielt, waren schon Hunderte von Opfern für die Rechtgläubigkeit Da gefallen. 25 fassten den Zorn des Kaisers reizen musste, Anhänger die Fünf von dies ihnen, die des sich Eusebius Mut. frischen wahrscheinlich nach der Auflösung des Coneils von Antiochia auf der Heimreise befanden, traten in einer 30 Kirche Constantinopels zusammen, sprachen abermals die Absetzung des Paulus aus und weihten an seiner Stelle einen gewissen Macedonius, was natürlich zu neuen Raufereien Anlass gab. Constantius kehrte reumütig zu der Überzeugung zurück, dass er, ohne die Pflichten gegen sein Reich zu verletzen, die A^erbannung der orthodoxen Geist- V. Die Constantinische Dynastie. 72 liehen iiielit Asclepas kitiine. auf'liobcii eiiiiiial iiocli wurde wieder aus dem östlichen Reichsteil verwiesen, und auch Paulus, der entschlossen war, sich nötigenfalls mit (Jewalt zu behaupten, aus Constantinopel sollte entfernt werden. Während Antiochia '-' er die in Magister den der Kaiser entsandte hielt, 341/42 Wintor((uartiere Hermogenes an die Donaugrenze, wo das Kommando übernehmen sollte, und gab ihm Equitum gleich Ruhe den Auftrag, unterwegs herzustellen und Paulus Constantinopel die in lo Verbaimung zu Tagen des Jahres 342 die in schicken. Als jener in den ersten er zu- in der Hauptstadt anlangte, fand er wilderregte Yolks- haufen bereit, Mit der ihren Bischof zu verteidigen. kleineu Militärmacht, die zur Stelle war, versuchte er, i5 den Aufstand niederzuschlagen-, aber der Pöbel blieb Sieger, steckte sein Haus in Brand, bemächtigte sich seiner Person, schleifte ermordete ihn. ihn durch und Strassen die Auch der Proconsul wurde verwundet und musste nach Haraclea geordneten Staatsgewalt An fliehen. herrschte der Stelle 20 Constantinopel in nur noch der Bischof mit seineu Bandeu. Der streitbare Herr mochte hoffen, wie Constantin in seiuer Furcht, Märtyrer zu macheu, sich durch Aufstände religiöse lassen, dasselbe so wiederholt auch bei reichen; aber darin sollte er sich Constantius fliegender asiens Nachricht die Eile die und langte einschüchtern hatte Sohne zu er- täuschen. Sobald seinem erhielt, schneebedeckten durchzog Gebirge in Constantinopel an, eben zur Besinnung in Klein- das Volk als gekommen war und er in banger Furcht den Folgen seines aufrührerischen Wahnwitzes Weinend und Gnade flehend empfing entgegensah. es den Kaiser, und dieser zeigte sich milder, 2."> als man 3o Die Brüderlierrschaft. 2. Zwar Paulus erwartet hatte. die Verbannung und die einzige hänger 5 traf, man in keinen hin- Strafe, welche seine niederen An- bestand darin, dass von den 80000 Scheffeln ägyptischen Weizens, die Constantin zur täglichen Verteilung unter die Bürger angewiesen genommen ihnen donius, der unschuldig 10 Emesa w^urde uach geschickt; doch Hess richten, 73 hatte, die Hälfte Den Gegenbischof Mace- wurde. zwar an der Ermordung des Hermogenes aber doch auch eine Knüttelarmee war, ins Feld zu führen pflegte, wenngleich eine kleinere als Paulus, Hess Constantius seine Ungnade fühlen. Er setzte ihn nicht ab, hielt aber mit seiner Bestätigung Dazu mochte freilich die Zustimmung zurück. ohne Kaiser ij dass beitragen, seines der übermächtigen Bruders keine endgiltige Entscheidung zu treffen wagte. Dieser hätte aus den Ereignissen von Constanallerdings die tiuopel am nicht die 20 Lehre ziehen können, Willen guten Rückberufung der des Constantius verbannten doch nicht durchfuhren Hess; war meisten, er, w^ie die in dass es wenn lag, Geistlichen Mit unbelehrbar. sich Dingen religiösen dem Westen hielt er die Arianer für schwere Sünder, und wer ihnen, wie Paulus nnd Athanasius, unerbittlich widerstand, der erschien ihm als ein heiliger Glaubensheld, mochte auch noch soviel Blut ganzen 25 Während durch seine Zettelungen vergossen werden. und 34'2 gegen die Frauken kämpfte, hatte der Bischof Maximiuus von Trier, mit dem Athanasius in der Zeit seiner ersten Verbannung in stetem Verkehr gestanden hatte, über den jungen Kaiser Einfluss gewonnen. Er in Verbindung mit dem greisen Hosius, der aus seinem Cordova nach CJallien er in 30 den Jahren 341 gekommen dulden, war, dass die bestürmten ihn, orientalischen er möge Bischöfe es sich nicht gegen V. Die Constantinische Dynastie. 74 Rom und auflehnten zerstörten. Als menisches Concil Westen, Julius Dieses Gedankens schlug seinem zum Orte der Anfang um Bruder, wenn und Constans sich 5 hatte. Empfindlichkeit der vor, eine Stadt, die an lo und des griechischen lateinischen die geplant Bischöfe beider Parteien Dies einzuladen schien. zur Folge, dass Papst Julius es unter Würde um doch und Meinungs- Rom, sondern Serdica Zusammenkunft gelegen, freilich seiner (öku- Osten ihre an die nicht unter gleichen Bedingungen hatte Kirclie zweites dem bei bemächtigte schonen, den Grenzen des Reichsteils der ein Zahl vertreten, von dies Orientalen zu wurde zum Austrag bringen könnten, wie verschiedenheiten Papst Einheit die empfohlen, gleicher in so Heilmittel fand, an den Beratungen teilzunehmen konnte die Debatte freier so keiner, der schon kraft Stellung seiner überlegene Autorität in Anspruch nahm, sie ; 15 regen, sich eine beherrschte. Constantius konnte den Vorschlag nicht zurückweisen, obgleich er nicht im Zweifel darüber blieb, welche der glücklichen Beendigung des Denn nach Frankenkrieges kam um dort mit Athanasius Partei sein Constans 342 nach Mailand, zu konferieren, und er als dann Anfang 343 in Britannien gewesen war, Hess er ihn noch einmal zu nach sich 20 Bruder unterstützen werde. Gallien Concil stattfinden Da kommen. sollte, gleich 25 darauf das konnte der Hauptgegner der Orientalen als Vertrauensmann des Kaisers und Vermittler von dessen Aufträgen vor den Bischöfen er- scheinen. 30 So erfuhren denn seine Ankläger schon auf der Reise nach Serdica, dass reiches, die vor ihnen dort die Vertreter des angekommen waren, Westnicht nur mit ihm kommunizierten, sondern dass er unter 2. Die BrüderheiTschaft. ihnen eine führende Rolle 75 machten daher Sie spiele. zwei Tagereisen vor ihrem Ziele in Philippopel Halt, um sich einer vorläufigen in Vorgehen meinsames 5 Man Beratung über ein geOrientalen aller dem Standpunkt beschloss, an zu einigen. festzuhalten, dass die Strafurteile der früheren Synoden, namentlich des von Tyrus, Concils solange müssten, bis eine höhere Autorität könne solche 10 aber nicht aufhebe. Als ägyptische Ver- sie die Sammlung ansehen, die, von Athanasius berufen, ganz unter seinem Drucke gestanden habe, und ebensowenig die kleine Synode von Rom, in der ausvertreten war, sondern nur das ökumenische Concil von Serdica. Ehe der lateinische schliesslich 15 man gelten rechtskräftig als Reichsteil dieses gesprochen habe, seien die kommuniziert zu betrachten; vor Verbannten als ex- Entscheidung der dürften daher die Bischöfe des Concils nicht mit ihnen Kirchengemeinschaft pflegen, noch weniger ihnen Sitz 20 Diese und Stimme bei den Beratungen gewähren. Forderung wollte mau einhellig vertreten und bedrohte jeden, der auf sie verzichte, mit der Absetzung. wirklich wäre gegen sie kaum etwas einzuwenden Und ge- wesen, wenn nicht die römische Synode deshalb eine höhere Autorität 25 Spruch als genommen Concil von Tyrus das weil sie unter hätte, dem in An- Vorsitz und mit seiner Zustimmung ihre BeDas Auftreten der Orientalen richtete seine Spitze also weniger gegen Athanasius, als gegen Rom, und hätte daher allen Bischöfen willdes Papstes schlüsse gefasst hatte. :50 kommen sein Lehre waren müssen. sie alle Denn nach jedem ohne Unterschied, oder das ärmlichste heilige Geist. Wer der christlichen Nachfolger der Apostel und in Nest ob er die Welthanptstadt beherrschte, wirkte der den Orientalen zustimmte, schützte 76 V. Die Constantinische Dynastie. die Selbständigkeit des E2)iskopats gegen die Anmaassung des Papstes, was unter anderen Umständen ein sehr wirksames Lockmittel hätte sein können. Doch der Knechtssinn der Zeit drängte dazu, unfehlbare Mächte zu schaffen, denen man sich in stumpfem 5 (lohorsam beugen könne, und auch die freieren Geister unter den Occidentalen hatten sich in ihren Ilass gegen den Arianismus so verbissen, dass jedes Mittel ihnen recht war, denn auch um ihre Sache durchzukämpfen. So hat si)äter das Concil von Serdica beschlossen, lo von einer Synode an den Papst dass Appellationen gehen müssten und dieser dann die Richter bestimmen solle, welche den endgiltigen Spruch zu fällen hätten. Da ein Kanon niemals neues Recht schaffen sollte, sondern was schon seit den Zeiten der Apostel rechtens gewesen war, hatte natürlich auch dieser rückwirkende Kraft, und damit war die Aufnahme des Athanasius und seiner Genossen in die angeblich nur feststellte, Kirchengemeinschaft 10 vollgiltig legitimiert. Als der Brief der Orientalen, der ihre Forderung 2(' wurde sie von den dort versammelten Bischöfen kurzweg abgewiesen. Dadurch enthielt, in Serdica anlangte, war ein die Kaiser es gemeinsames Concil beider Reichshälften, wie beabsichtigt hatten, von vorn herein ausgeschlossen, und das nur wegen der formellen 20 Frage, ob die Verbannten als stimmberechtigte Mitglieder daran teilnehmen gegenüberstehen sollten. oder als Augeklagte ihm Gewiss hätte sich bei gutem Willen ein Ausgleich finden lassen; z. B. hätte man Atlianasius und seine Genossen bewegen können, dass sie freiwillig auf ihr Stimmrecht verzichteten; so wäre man den Orientalen ento-eoengekommeu, und doch hätten die Romfreunde ihren prinzipiellen Standpunkt nicht aufo-eo-eben. Ein solches Ausoleichen der Geo-en- 30 2. Die Brüderlierrschaft. aber weder im Charakter des Athanasius, Sätze lag noch entsprach seinen es Anhänger yerfügten kaum seine Gegner über achtzig. 5 77 Denn Interessen. Da seine Stimmen, neunzig über der Abfall einzelner Bischöfe auf beiden Seiten nicht ausgeschlossen war, konnte er also einer Majorität keineswegs sicher nnd so ansehnliche sie ihm blieb, Minderheit dadurch Synode 10 wenn selbst jede sein, musste ihr doch eine gegenüberstehn, Autorität dass eingebüsst Waltete doch nach der Theorie in den Bischöfen der heilige Geist; eigentlich einstimmig man wenn aber Ketzer betrachten: als sie mussten daher ihre Beschlüsse Schlössen einzelne sich aus, so konnte sein. fast Hälfte des Concils widersprach, musste es doch 15 die hätte. die sehr zweifelhaft bleiben, auf welcher Seite der heilige Geist, Für Athanasius war auf welcher der Teufel wirkte. es daher das Vorteilhafteste, wenn die Spaltung fort- dauerte; auf diese Weise konnte der Beschluss seiner 20 Synode einstimmig sein und die Gegner schon deshalb als Schismatiker gebrandmarkt werden, weil sie sich dem Papst und seinem ökumenischen Concil wider- setzten. So tat als sie in 25 man denn auch Zwar um zu erleichtern. forderte nichts, den Orientalen, man sie des guten Scheines beharrten und willen wiederholt auf, an den Sitzungen der übrigen Bischöfe teilzunehmen. Doch als sie darauf nach ihrem Standpunkt auch darauf beharren mussten, dass 30 um Serdica angelangt waren, eine Annäherung sie die Kirche nicht betreten könnten, in w^elcher die Exkommunizierten am Gottes- dienst wie an den Beratungen teilnähmen, behandelte man dies sollte man auch man den einfach als böswilligen Starrsinn. nachgiebig sein, da man Kaiser auf seiner Seite hatte? Warum wusste, dass Konnte mau 78 \- (loch die L)iti C'üustuuliiii.sclie Gegner bedrohen, dass Dyna.sUe. sie sicli gegen seinen ausgesprochenen Willen auflehnten, wenn sie sich an den Sitzungen des Concils nicht beteiligten. Freilich waren auch sie nicht ohne allerhöchsten Schutz: zwei v'ornehme Hofbeanite des (vonstantius begleiteten 5 und nahmen an ihren ]joratungen teil, und da sie die Kirche verschmähten, wurde ihnen der Kaiserpalast von Serdica für ihre Versammlungen eingeräumt. Doch sie jeder wusste, dass Constans der mächtigere war und dass sein älterer Bruder ihm schon einmal, als er den lo Paulus aus der Verbannung zurückberief, hatte nach- geben müssen. So regte sich denn auch unter den Um Orientalen bald der Kleinmut. fester die Schwankenden zusammenzuhalten und persönliche Einwirkungen der Gegner auszuschliessen, wohnten sie alle beiein- 1.5 ander im Palast; trotzdem gingen zwei von ihnen zur feindlichen Partei Da über. sie weiteren Abfall fürchten mussteu, benutzten sie gern einen Vorwand, um wegzukommen. Im Herbst 343 hatte Constantius in seinem Perserkriege zum erstenmal einen nennenswerten Erfolg errungen. Er war in das Feindesland eingefallen, hatte eine Stadt erobert und die Einwohner gefangen fortso schnell, wie möglich, aus Serdica geführt, Dies dem um sie als Kolonen Thrakien anzusiedeln. 20 der Kaiser die Anwesenheit seiner Bischöfe nicht entbehren w^ollte. Man anzunehmen, und war handlungen in Serdica beeilte froh, ein ehe die Reihen der Partei Man man in durch ein Siegesfest gefeiert werden, bei sollte 20 erliess daher noch sich, seine Einladung den unfruchtbaren Ver- Ende machen zu können, sich noch mehr lichteten, einen Synodalbrief, in dem Sünden der Gegner aufzählte und über ihre aussprach, und trat dann die Heimreise an. Doch unter den Exkommunizierten die Führer den Kirchenbann so Die Brüderherrscliaft. 2. befand nicht sich 79 nur der greise Bekenner Hosius, der lange Jahre hindurch Constantin auf seinen Feld- zügen als siegbringender Beter begleitet und in allen kirchlichen Fragen beraten hatte, sondern auch Julius, 5 Männer auf, Vergangenheit, Man Rom. der Bischof von die lehnte sich o-egen also von denen der eine durch seine grosse der andere als Nachfolger Petri die anerkannten Häupter der damaligen Christenheit waren. Und 10 zugleich erklärte man, es nicht dulden zu können, dass Urteilssprüche die durch die würden, obgleich des Trennung der 15 man orientalischen Bischöfe umgestossen selbst vorher die Entscheidung augerufen Papstes der und Occidentalen geprüft hatte (S. 55). Vor einer einheitlichen Kirche Christi scheute zwar noch zurück, ja man klagte die Gegner man bitter Auch man im Westen Anknüpfungen, konnte sie aber nur finden, indem man ein Exemplar des Synodalan, weil ihr Treiben sie herbeizuführen drohe. suchte an Donatus von Karthago schickte, der im Kampfe gegen Rom stand, und ihn dadurch als rechtmässigen Primas von Afrika anerkannte. Damit aber bekannten die Orientalen sich offen als Schismatiker, und was konnten die Donatisten, deren schreibens 20 gleichfalls Sekte ganz auf das abgelegene Afrika beschränkt war, 25 ihnen in ihrem Kampfe helfen? führte man ihn doch So berechtigt er war, mit solchem Ungeschick, dass Gegner den Schein des Rechts für sich gewinnen konnten, und dies war für die Stellungnahme der die Kaiser, namentlich des jungen Constans, von höchster 30 Wichtigkeit. Papst Julius war nicht in Serdica anwesend, damit die einflusst Hosius Unterwerfung unter Rom umsomehr uubeund freiwillig erscheine. Er wusste, dass seine Geschäfte besorgte, und dieser leitete V. Die CoiistaiitiiiisclK; Dynastie. 80 das ganze alle seine Urteil der bannton Natürlich bestimmte bestätigte römischen Synoilo, s])rach damit frei Gegenpartei. sicher, und Occidentalen der Concil Beschlüsse. das es Ver- alle nnd exkommuiiiziorto Und jene fühlten sich ihres Erfolges so die lläu])ter der '» dass einer von ihnen, l^ncins von Adrianopel, ohne die Erlanbnis Constantins des abznwarten, in seinen Bischofssitz znrückkehrte, noch ehe das Concil auseinandergegangen war. auf ihrem Rückwege Als in seiner dann die Orientalen Stadt rasteten, weigerte Kommunion, sondern er ihnen nicht nur die auch den Pöbel gegen wie es scheint, brach ein Tumult aus, bei sie dem namentlich lo hetzte, auf. Es die Arbeiter der kaiserlichen Arsenale, eine kampfesfreudige, wohl- bewaffnote Schar, sich so hervortaten, dass zehn von ihnen später hingerichtet wurden. dies Constantius der in Bischöfe Recht hätten. und aufs neue die in Überzeugung, Lucius wurde nasius ergriffen sich in Serdica hatten, hatten, in seine dass Ketten gelegt und Verbannung abgeführt, mehrere andere Bischöfe, welche lä Natürlich bestärkte die Partei des Atha- namentlich jene beiden, ' 20 die von den übrigen Orientalen getrennt gleichfalls abgesetzt und verbannt. An alle Statthalter des Ostens erging der Befehl, die Strassen und Häfen sorgfältig bewachen zu lassen, damit keiner 25 der ausgewiesenen Geistlichen heimlich zurückkehren könne, und wer von ihnen dies versuchte, w'urde mit der Todesstrafe bedroht. So hatte das Concil, das ein ökumenisches sein wollte, weiter nichts dass der Riss zwischen sich noch mehr vertiefte erreicht, als dem Westen und dem Osten und in diesem die Richtung der Busebianer zu einer noch ausschliesslicheren Herrschaft gelangte, als sie schon vorher besessen hatte. Jeder der beiden Kaiser meinte, dass seine Bischöfe so Die Brüderherrschaft. 81 die echten Vertreter des Concils seien, und beide hatten 2. gleich und jede an Zahl beinahe weil die Parteien Recht dazu, ein Lage war, der andern schlimme in der Dinge vorzuwerfen. Doch Coustans 5 schlossen, von ihr hatte Macht und war ent- die Er entsandte Gebrauch zu machen. zwei Bischöfe begleitet von einem hohen Offizier an seinen Bruder, die vor diesem den Standpunkt des Concils occideutalischen 10 vertreten und sollten, gab ihnen einen Brief mit, der die Forderungen desselben sehr energisch Und unterstützte. Wirkung dessen wurde erhöht durch ein hässliches Bubenstück des Stephanus von Antiochia, der als Bischof der daResidenz maligen 15 des Constantius den zu einfluss- Führern der Orientalen gehörte. Als die Gesandten um die Osterzeit 344 angelaugt waren, reichsten suchte er ihnen dadurch beim Kaiser entgegenzuwirken, Er dass er ihre Sittlichkeit verdächtigte. dass eine 20 öffentliche gemach geführt wurde, und versteckte gesellen in auf Zeugen Doch der Anschlag misslang, und da dienen sollten. man seine Schuld gerichtlich nachweisen konnte, wurde Daer im August 344 durch eine Synode abgesetzt. mit war der Bischof beseitigt, der durch seinen steten Aufenthalt öo au, einige Spiess- der Nähe, die seine lieben Kollegen handhafter Tat ertappen und ihm gegen 2.5 stiftete Dirne bei Nacht in ihr Schlaf- in der am erfolgreichsten und es versteht sich Vergehen auch die fochten hatte, in den Zwar war nächsten Umgebung auf ihn hatte von sie als selbst, des Kaisers einwirken können, dass sein schmähliches Sache der Orientalen, die er ver- Augen des Constantius gefährdete. Leontius, der jetzt den Bischofsthrou von Antiochia erhielt, gleichfalls ein Vertreter der eusebi- anischen Richtung. Seeck, Untergang Doch sah der antiken Welt. IV. sich der Kaiser ver6 82 ^ • der erst kürzlich inelirero anlasst, Constantinisclie Dynastie. "'f- verljaiiiiteii Geist- lichen wieder in ihre Stellungen einzusetzen, namentlich aber den Paulus aus soine)n Zwangswohnsitz in Emesa zu befreien und ihm die Kückkehr nach Constantinopel zu gestatten. Zum •'' zweiteimial w'urde an dieser Stadt der Ver- such gemacht, ob sich der Wille des Constans erfüllen und dennoch lasse, Ruhe der Gemeinden die und zum zweitenmal scheiterte machen wur höherem Grade Volksmassen mit der Sache, dass ein Es sammeln konnte, die Macht liegt daher um seiner „reinen" zu jeder Gewalttat bereit w^aren. Da sein ver- der Natur wie Paulus Scharen begeisterte lo besitzt, ein als in fanatischer Eiferer, immer wieder war, die fortzureissen, sich nünftiges Maasshalten. es Noch heute täglich die Beobachtung, dass ein wilder ]{adikalisnius in viel die aufrechterhalten er. um sich i'' Eehre willen Gegenbischof Macedonius im Amte blieb, kam es natürlich zu den üblichen Krawallen, und wieder überzeugte sich der Kaiser, dass mit Paulus nicht um des Constans willen sollte auszukommen war. Doch mit dem unverbesser- 20 man lichen Bischof glimpflich verfahren; er sollte nicht durch eine harte Stadt, in Verbannung der er bestraft, Unheil stiften konnte, ausgewiesen Der Praefect Philippus empfing den Auftrag, werden. jenen mit möglichst wenig erregt Lärm 2.5 aus Constantinopel Nur durch List konnte er ihn erfüllen; war das Volk. Unter falschen Vorspiege- fortzuschaffen. so sondern nur aus der lungen veranlasste er Paulus, mit ihm zu einem Gespräch unter nachdem hatte, vier Augen zusammenzukommen, und von seiner Knüttelarmee getrennt bemächtigte er sich seiner Person und schiffte er ihn so ihn bei Nacht heimlich nach Thessalonica ein. Als er dann aber den Macedonius unter militärischer Bedeckung '•0 Die Brüderlierrschaft. 2. in die Hauptkirche der Stadt einführte, noch zu einem Aufruhr, 5 83 bei dem kam doch es nicht weniger als 3150 Menschen erschlagen wurden. Dass man gegen die Gewohnheit der Zeit diese Ziffer so genau feststellte, hatte wahrscheinlich den dem Zweck, zu zahleumässig Constans beweisen, welches Unheil die Rückberufung des Paulus herbeiDenn um diese Zeit ging eine Gesandtgeführt habe. an schaft 10 ihn die ab, über ihn wahrscheinlich die kirchlichen Zustände des Orients unterrichten und ihn zum Verzichten auf seine Forderung bewegen sollte. Doch in den Ostertagen 345 traf er mit Athanasius so zusammen, wohin auch Paulus aus Thessalonica entflohen war, und der fanatischen Energie dieser beider Glaubenskämpfer gelang es leicht, sich in Aquileja 15 den schwachen Wie werfen. es Jünglings Charakter des scheint, wurden die Constantius gar nicht empfangen; denn nur bis Poetovio 20 man ihnen in unter- sie gelangten Pannonien. Wahrscheinlich sendete dorthin die Botschaft den Alpenübergang sich zu Gesandten des Kaiser doch nicht für sie s])aren entgegen, könnten, zu sprechen sei. dass sie weil der Bald dar- auf empfing Constantius von seinem Bruder den folgen- den Brief: „Hier sind Athanasius und Paulus bei mir; 25 auf mein Nachforschen aber habe ich erkannt, sie so um ihrer Frömmigkeit willen verfolgt dass werden. du ihnen ihre Throne wiedergibst und diejenigen abwehren willst, welche sie mit Unrecht belästigen, so werde ich die Männer zu dir schicken; weigerst du dich aber, es so zu Meldest du machen, so mir war dass mögest du wissen, dass ich kommen und ihnen nun, auch gehörigen Throne eine selbst dorthin gegen deinen Willen jenen unverkennbare wiedergeben werde." Kriegsdrohung; und 6* die Dies dass V. Die Constantinisclie Dynastie. 84 Constans vor dein bewies des Befohlstoii Bruclio oireiieii der Dann übermütige erfulir man, dass aus in grosser ]m1o nacli dem nörd- Schreibens. er von Aquileja zurückscheute, iiiclit und Kürze uiihüfliche die wo von dem Frankenkriege lichen Gallien gereist war, her wahrscheinlich noch die Hauptmasse 5 seines Heeres und konnte daraus auf Rüstungen schüessen. Wie Könige um ihr lleich kämpfen, so waren Athanasius und Paulus im Begriff, um ihre Bischofsthrone stand, einen Bürgerkrieg zu entfesseln. musste Constantius seineu Feldzug gegen fast lo noch immer Perser die Jalir antreten, für Jahr und das jedesmal mit schlechtem oder docli sehr zweifel- Wenn haftem Erfolge. war, um ihm hielt, sein Bruder gewissenlos genug dessen willen, was er für den rechten Glauben den Rücken in war feind zu unterstützen, Doch auch gewiss. der Geistlichkeit, zu fallen und so den Reichs- seine Niederlage so gut wie er selbst stand zu sehr als dass er im Banne ohne die Zustimmung etwas zu verfügen gewagt hätte, was seiner Bischöfe i» 20 Er versammelte daher Frage vor, ob er, nur um ihren Beschlüssen zuwiderlief. und eine Synode die Autorität halten, sich immer waren in führen den kirchlichen die gemässigteren erwiesen hatten, 25 so in diesem Falle minder skrupellos, als und Paulus, und stimmten deren Rück- zu. Constantius verkündigte der Welt, dass die Eintraclit der Kaiser wiederhergestellt er sich selbst mit seinem um sei, indem Bruder gemeinsam zu Consuln für das künftige Jahr designierte, und reiste dann nach die zu erwartenden Krawalle durch persönliche Anwesenheit besser niederzuhalten. Constantinopel, seine er- Wie die Kämpfen dieser solle. auch sie Athanasius berufung als von Tyrus aufrecht zu Bruderkrieg einen Orientalen Zeit legte ihr die des Coucils 30 2. um yielleicht auch, er doch Die BrüderheiTSchaft. Denn können. Nähe begegnen zu sollte, war die grösserer wie sich bald zeigen Kriegsgefahr durch 5 eiuein Augriff des Coustans, falls aus erfolgte, 85 noch nicht seine Nachgiebigkeit beseitigt. Paulus wurde auf Befehl des Constans von zwei Bischöfen feierlich in Constantinopel eingeführt; auch Yerbanuten kehrten heim, wobei die andern es an den obligaten Strassenkämpfen natürlich nicht fehlte; 10 Athanasius zog es vor, noch zu schmollen. es am sich so dass fügte, sein Gegenbischof Gregorius Juni 345 starb, seine Wiedereinsetzung sich 2G. also friedlicher vollziehen konnte, als bei seiner 15 Schicksalsgenossen, rührte er den meisten sich nicht aus Zwei Briefe des Constantius, in denen er ihn zur Rückkehr aufforderte, blieben unbeantwortet; vergebens schrieben die meisten Würdenträger des Aquileja. um Kaisers an ihn, er 20 nur Obgleich ihn zu versöhnen. auf einen Bruderkrieg, der Offenbar hoffte Gegner vom seinen dem ja sein dem ihm ganz ergebenen Constans unterwerfen sollte. Und seine Hetzereien waren nicht Throne stossen und auch den Orient, in Bischofssitz lag, erfolglos; 25 kam es doch soweit, dass sein kaiserlicher Gönner das Consulat für 346, dass er zum Zeichen der Versöhnung mit seinem Bruder gemeinsam bekleiden sollte, zurückwies und im ganzen Occident nicht verkündigen Hess. Da die Jahresbenennung in jedem Dorfe des Reiches bekannt werden musste, bedeutete dies nichts anderes, als dass mit der grössten 30 Öffentlichkeit, die überhaupt denkbar war, dem Con- stantius die brüderliche Freundschaft gekündigt wurde. Natürlich blieb der innere Zwist des Nachbar- reiches auch den Persern nicht verborgen; Sapor machte nicht nur den üblichen Einfall, der sich fast niljähr- V. Die Constantinische Dynastie. 8f) wiodorliolte, licli bedoiitciidste Monate soiidoni Festung der Er glaubte lang. l)ela<^erto sich Doch Xisibis, Zeit lassen zu da der Kaiser mit seinem lieben zu tun hatte. aiicli die röniisclien (jrenzlando, drei Constantiiis dürfen, Brüderchen cenu"- war so pflichttreu, trotz der Gefahr, die ihn ])crsönlich bedrohte, wenn auch spät, zu ziehen. zum Entsätze der Von Edessa aus fast bittenden Jirief Stadt nach Mesopotamien schrieb er einen dritten, an Athanasius, er möge endlich nach Alexandria zurückkehren, und noch in Gallien 5 gewesen war und nachdem dieser am Hofe des lo sich Constans überzeugt hatte, dass es mit dem ersehnten Bruderkriege denn doch nichts werden wollte, folgte er dem Rufe. In Antiochia traf er mit Constantius zu- sammen, um auch mündlich die nötigen Garantien zu empfangen und zu geben. Dann zog er am 15 31. Oktober 34G triumphierend in Alexandria ein, während der Kaiser nach Constantinopel zurückkehrte, wo die innere Ruhe noch immer bedroht scheinen mochte. 20 Constans durfte sich als stolzer hatte den widerspenstigen Osten Sieger fühlen; er dem Machtgebote Roms unterworfen und die Kirchenspaltung, die sein öku- menisches Concil, wenn nicht herbeigeführt, so doch zum offenen unterdrückt. Ausbruch getrieben Durch ihn schien hatte, gewaltsam 25 die katholische Einheit glorreich hergestellt; denn die Parteikämpfe innerhalb der einzelnen Gemeinden des Orients, die seinem Bruder das Leben verbitterten, gingen ihn nichts an. Was er gegen die Bischöfe des Ostens, obgleich sie durch Macht eines Kaisers geschützt wurden, hatte durchsetzen können, das, meinte er, müsse ihm auch in Afrika gelingen. Schon wenige Monate, nachdem die Athanasius in sein Bistum eingesetzt war, versuchte er 30 Die BrüderlieiTSchaft. 2. 87 und gute Worte, dann durch rohe Ge- zuerst durch Geld walt auch die Douatisteu mit der allgemeinen christlichen Wie Kirche auszusöhnen. war der zeigt haben, 3 wir an anderer Stelle ge- zwar ihrer Erfolg, dass die Sekte Bischöfe beraubt und wurde, unterdrückt äusserlich aber innerlich sich nur umsomehr festigte und bald einen wilderen Fanatismus entwickelte, Und (III S. 340). 10 nach gestrebt, rechtgläubig trotz ihrer Unterscheidungslehren anerkannt zu w^erden, nach Bekenntnissen gesucht, sich vereinigen könnten, in 1.5 Alexandria, Städten aus je vorher Hatten die Arianer bisher nur da- im Orient. politik als nicht anders wirkte seine Kircheu- Kirche und vielen in wo sie andern waren, ausgestossen nur Christen alle so bildete sich jetzt, Constantinopel der denen in als und immer unter Führung der Presbyter Aetius und Eunomins eine neue Sekte, welche auf die erhob Sie verzichtete. die frühere alten Zurückhaltung arianischen worte zu Dogmen, verwarf nicht nur das M) Stich- „Wesens- gleich" der Orthodoxen als ketzerisch, sondern erklärte dem Yater sogar für Christus unähnlich, und da im der Meinungen die entschiedenen Richtungen Streite den Sieg gewinnen, wenigen verschwanden nach Generationen die Reste über meist 25 des die gemässigten zahmen alten, Arianismus unter den neuen, kampfesfreudigen Eunomianern. Und nicht Gebiet griff 30 wo nur in er mit brutalen keine Gewissensbedenken scheint er dem hatte er in Fragen war Condas wirtschaftliche Fäusten ein, und zu überwinden hier, waren, auch bei seinem Bruder nicht auf Wider- stand gestossen zu sein. mit religiösen und gewaltsam; auch stans hart Als Constautin der Grosse Schatze des Licinius rasch genug fertig war, für seine unüberwindliche Verschwendunffs- V. Die Coiistiintiiiisclie iJynastie. j^g sucht trotz nacl) neuen aller früheren Verschhichtei'img der Münze gegriffen. Folge eingetreten, dass die wieder lOrfahruugeu Preise alle und rnüsseu suclien Ilili's(jii(3lleii zu einer Natürlicli war stiegen und lange Zeit die Kaufkraft des Geldes eine ganz unsichere blieb. 5 Um diesem Übel abzuhelfen, wendeten seine Söhne ein Mittel an, dessen sich schon Diocletian bedient hatte. So bot der hochverehrte Begründer ihrer Dynastie ihnen und dass iler Erfolg keineswegs so ge- ein Vorbild, um wesen war, jetzt Nachahmung zur zu ermuntern, war nach einem halben Jahrhundert vergessen. lo Sie Hessen neues besseres Geld prägen und bezeichneten Stücke alle tcmporion (feJicium reparatio), nicht allmählich verfügten sondern gleichen der Doch zogen kenntlich waren. Münzen mit desselben so Aufschrift dass sie die alten, leicht sie schlechten durch die Staatskassen kurzweg, und bei hoher Strafe keiner dass sie sie i.5 ein, uugiltig seien mehr ausgeben dürfe. Dies traf zwar nicht das Gold und Silber, das auch unter Coustautin hatte, als immer und Korn bewahrt sein gutes Schrot sondern nur das Weisskupfergeld. dieses bekam selbst die Schätze, der kleine die er Mann Doch anderes fast nie in Zeiten 2ü zu sehen; der Gefahr ver- grub, bestanden meist aus diesen bescheidenen Münzen. Die Sparpfennige, die er sich unter harten Entbehrungen zurückgelegt hatte, waren also mit einem Male zu wertHatte die Kirchenlosen Metallstückchen gew^ordeu. politik des 20 Coustans auch das Volk mächtig aufgeregt, Wirkungen doch auf Afrika und auch hier machten sie sich nicht in allen Gemeinden geltend: dieser gesetzliche Raub dagegen traf die breitesten Schichten der Bevölkerung so beschränkten sich diese und den Orient, •im ganzen religiösen weiten Reich. Und da man Kämpfen gewöhnt hatte, sich Coustans in als den den- so Die Brüderherrscliaft. 2. 89 jenigen zu betrachten, der in jeder Frage, die zwischen den Kaisern war, den Ausschlag geben konnte, streitig niusste der allgemeine wenn auch 5 sein Münzreform und ausgeheckt Und dazu war ebenso Denn wer vorgeschlagen zuerst des Kaisers die Persönlichkeit Mochte auch erwecken. vielleicht welcher von den beiden jene schöne nichts weniger als geeignet, 10 in erster Linie treffen, diesmal noch schuldiger war. schuldig oder gar konnte wissen, hatte? Hass ihn Bruder Liebe oder Ehrfurcht zu orthodoxe Geistlichkeit die ihn verherrlichen, der einfältige Christ hörte mit ge- sundem Widerwillen von seinen unnatürlichen Ausschweifungen flüstern, und sein menschenscheuer Hang zur Einsamkeit entfremdete ihm nicht nur das 15 Volk, sondern auch, was wichtiger war, das Heer. Als jetzt nicht nur seine niederträchtigen Günstlinge die Untertanen bedrückten und bestahlen, sondern er ganzen Reichsbevölkerung 20 bitterung am Diebstahl grossen jenen selbst vollzog, A'ermögen der da muss die Er- gegen ihn furchtbar gewachsen sein, und bald sollte sie sich zu seinem Verderben Luft machen. Um 348 scheint wenig mehr als der Aufstand 25 kosten In Münzgesetz das ein Jahr losbrach, erlassen zu sein; war seitdem vergangen, als der ihm Thron und Leben sollte. der nächsten Umgebung des Kaisers bildete derselben war Comes sacrarum largitionum den Schatz des Constans verw^altete und so auch über die Mittel verfügte, um durch Bestechung Anhänger zu gewinnen. Doch selbst nach der Krone zu greifen, sich eine Yerschwörung. Die Seele Marcellinus, der als 30 wagte er nicht; dazu bedurfte Soldat und bei den künftio-en Herrscher es Soldaten wurde ein eines Mannes, populär war. der Zum Halbbarbar aus Britau- 90 Die Constaiitiiiisclio V. nien Ixistinimt, I)yiKi.sfie. dem Magneiitius, der zuerst in Ma<:;-niis vornehuion Korps der Protectores gedient hatte, dann zum Comes die aufgestiegen war und als solcher in Gallien beiden Legionen der Joviani Er fehligte. obgleich einen übernahm die Constans ihn früher, als schwer Soldatenaufstand und Herculiani be- ihm zugedachte sein TiOben durcli war, durch bedroht Kaiser nach Gewohnheit, seiner dem von nur umgeben, als Jäger den winterlichen Wald durchstrich, wurde in seiner Abwesenheit alles für die Erhebung vorbereitet. kleinen Kreise Am 18. seiner Lieblinge Januar 350 dunum den Geburtstag Gelage, zu dem die Hierarchie zivilen tief in die => NYährend sein persönlichos Einschreiten gerettet hatte. der Rolle, feierte Marcellinus in lo Augusto- seines Sohnes durch ein grosses Spitzen eingeladen der waren. Nacht hinein gezecht und militärischen hatte, Als man \'> bis entfernte sich Magnentius unter einem sehr naheliegenden Yorwande und kehrte dann zurück im vollen kaiserlichen Schmuck und umgeben von Leibwächtern. Ungehemmt durch nüchterne Bedenken machte in der Hass gegen Constans sich Luft. Auch diejenigen, Verschwörung eingeweiht waren, riefen dem Usurpator Heil, und die wenigen, die sich widersetzten, mussten sich den Drohungen der LeibWächter fügen. Damit aber war es gegeben, dass auch sie die Sache des Magnentius mit allem Eifer welche nicht in 20 der betrunkenen Schar die 25 denn was sich ihm angeschlossen gezwungen oder nicht, wäre bei einem Siege vertreten mussten; hatte, ob des Constans zweifellos als Hochverräter gefallen. Nicht nur die Truppen, die in und bei Augustoduuum standen, begrüssten den Jubel, sondern auch die neuen Kaiser mit lautem Einwohner der Stadt und die Bevölkerung des umliesrenden Landes, die von allen 3o 2. Seiten freudig Die BrüderlieiTschaft. Constaus Als herbeieilte. 91 seiner in Waldeinsamkeit von der Erhebung erfuhr, wagte er nicht, um 5 eines rheinischen der Heerlager aufzusuchen, mit den Soldaten, die er so oft hatte, zum Siege geführt den Usurpator zu bekämpfen, sondern er floh nach Spanien, wo keine nennenswerte Truppenmacht stand. Dort, wo er trotz seiner vielen Reisen noch nie vorher gewesen war und man ihn persönlich nicht am ehesten Rettung zu finden. kannte, glaubte er noch 10 Unterwegs seiner Lieblinge, Am blieb bei ihm. in dem Dörfchen Magnentius lö zu der Franke Laniogaisus, nördlichen Fusse Helena, holte ihn Verfolgung seiner der Pyrenäen, Gaiso den ein, ausgesandt hatte. Der unglückliche Jüngling flüchtete sich in die Kirche des Ortes, wurde aber herausgerissen und getötet; der Gott, sein dem er mit solchem Eifer gedient hatte, schützte Leben nicht. Wieder hatte die Mitregentschaft, 20 auch sein Gefolge; nur einer verlief sich blonden in das Heil des Reiches Constantin immer nur in neue Wirren unter Brüdern nicht Und auch sollte, die es sich erwiesen, dass der Diocletian und nach ihm in gesehn stürzte, dass hatten, sie es selbst Frieden durchzuführen war. wogegen sie in erster Linie schützen immer lauernde Usurpation, hatte sie nicht das, abzuwehren vermocht. Drittes Kapitel. Magnentius Vetranio. iiiid Kein Mensch im weiten Reich ausser der ortho- doxen Geistliclikeit und den blonden Lieblingen des Kaisers hatte Grund, seinen frühen selbst diejenigen, welche ihm hatten, wie der Praefect am Tod zu beklagen; nächsten gestanden von Gallien Fabius Titianus, schlössen sich freudig seinen Mördern an. stautius, •'' Auch Con- den der jüngere Bruder seine Überlegenheit brutal hatte fühlen lassen, hätte ihm kaum eine Träne nachgeweint, wenn nicht die Usurpation auch ihn selbst mit schweren Gefahren bedroht hätte. seine Pflicht sei, Denn dass es lo der Dynastie des ersten christlichen Kaisers die Reichsregierung in ihrem vollen zu erhalten, stand ihm ohne weiteres fest. Umfange Dies aber war umso schwieriger, als gerade damals der Perserkönig ihm drohender als je vorher gegenüberstand. Nachdem 8apor seinen i.o Versuch gescheitert sah, den Zwist der Brüder zur Eroberung von Nisibis auszunutzen (S. er hatte 85), sich zu einem Waffen- stillstände bereit finden lassen, wahrscheinlich weil sein eigenes Reich von wilden Nachbarvölkern heimgesucht war. Aber da er sie Heerfolge zwang, fasste er zu brechen und gegen und sogar zur den Entschluss, den Vertrag bald besiegte das Röraerreich, das infolge desselben keinen Angriff erwartete, schnell und über- 20 3. Magneutins uud Vetrauio. 93 Er sammelte im Sommer 448, Tag und Nacht marschierend, auf drei Brücken den Tigris und drang ungehindert bis in die Gegend von Singara raschend einen Hauptsclilag zu führen. ein gewaltiges Heer, überschritt 5 vor, wo er, an eine Hügelkette gelehnt, ein befestigtes Ausnahmsweise erschien Constantius um den weiteren Vormarsch der Perser zu hindern, und lagerte sich etwa zwanzig Kilometer von ihnen entfernt. Doch zu kühner OfPenLaffer schlug-. zur rechten Zeit im Felde, 10 sive konnte er sich auch diesmal nicht entschliessen, günstiger Stellung den Angriff sondern erwartete in Aber auch der Perserkönig wollte nicht des Feindes. dem Schutze seines den Kampf zu führen; dies auf den Vorteil verzichten, unter starken Palissadenw^alles 15 mochte ihm umso nötiger scheinen, als seine schnell zusammengetriebenen Massen den w^ohlgeübten römischen So standen Söldnern keineswegs gleichwertig waren. sich denn die Heere untätig gegenüber, eine List seinen 20 in Zweck bis Sapor durch Seine Stärke lag erreichte. den Bogenschützen und Panzerreitern; beide beim Lager hielt indem er diese unmittelbar vor demselben halten liess, jene über den Wall und die er fest, Die minder brauchbaren umlieo-enden Hüg-el verteilte. Truppen 25 sich befehligte er bald zurückziehen Römer zum Angriff; und in hinter sich herlocken, doch sollten sie verstellter Flucht die an das Lager bis diese gelangten und dort, von der Verfolgung ermüdet, auf den Kern der feindlichen Macht ganz 30 frisch entgegentreten nicht übel aus, stellte Flucht, es der ihnen Der Plan sah zog aber nicht in Betracht, dass ver- wenn sie zwanzig Kilometer weit, also mindestens vier Stunden lang, zu leicht in stiessen, konnte. wirkliche auch dieses Mal, fortgesetzt Panik übergeht. wird, nur So geschah und der Strom der Fliehenden V. Die Coiistantinisclie Dynastie. 94 drängte die iiidit mir aul" das Lager zu, sondern luudi J^ichtung der 'J'igrisbrücken, innl in wuido dorthin auch der König selbst mitgerissen, so dass der Schlussakt des Kampfes, der nach seiner Absicht der entscheidende sein sollte, seiner Führung Als das römische Heer sich entbehrte. dem Lager > näherte, erkannte Constantius die Gefahr und suchte ängstlich, wie er war, die Scldaclit abzubrechen. Doch gegen den Verfolgungseifer der Soldaten erwiesen seine Be- Zum fehle sich machtlos. grossen Teil waren es an- m geworbene Gothen, deren Disziplin eine sehr mangelhafte war; zudem hatten sie, an ein kühleres Klima gewöhnt, furchtbar unter der mesopotamischen Hitze und die vom waren Cisternen, die allein ihn löschen konnten, So konnte nichts feindlichen Lagerwall umschlossen. Die Eisenreiter wurden sie vom Sturme zurückhalten. gelitten. vergingen Sie fast vor Durst, 10 mit Keulenschlägen niedergeschmettert, die Palissaden auseinandergerissen, und unaufhaltsam drang das Heer hinein, zuerst nach dem Wasser, dann aber auch nach der reichen Beute verlangend, die in den Zelten der Perser zu erwarten war. Unterdessen war die Nacht eingebrochen, stösse an, zufinden; um 20 und mau zündete Fackeln und Holzsich in dem fremden Lager zurecht- damit aber bot die Bogenschützen, die man ein treffliches Ziel im Dunkel versteckt, für 25 ringsum Höhen lauerten. Von allen Seiten wurde das römische Heer mit Pfeilen überschüttet, uud in der auf den begann ein neuer, furchtbarer Kampf. Zwar fing man einen Sohn des Perserkönigs, den dieser zur Thronfolge bestimmt hatte, und brachte Finsternis der Nacht ihn unter Qualen um, auch dies w^ohl gegen den Willen des Kaisers, dem der Prinz, wäre er am Leben blieben, als Geisel trefflich hätte dienen können. ge- Doch aü Maguentius und Vetrauio. 3. die Verluste, gegen einen un- das Nachtgefecht die 95 sichtbaren und unerreichbaren Feind mit sich brachte, waren so sich seine schwer und empfindlich, dass der Soldat Kache nicht rauben Hess. So fühlten sich nach der Schlacht bei Singara, 5 der grössten und blutigsten, die in diesem langjährigen Kriege ausgefochten wurde, beide Teile Doch der Kaiser besiegte. als hatte erreicht, dass die Perser rulimlos abziehen mussten und, wie es scheint, auch im nächsten 10 Jahre (349) Ruhe hielten. Als sie aber von der Usur- pation des Magnentius erfuhren und nun mit Recht vor- Römern aussetzten, dass ein schwerer Bürgerkrieg den bevorstehe, da meinten vorher nur mit 15 sie, der Orient, der ihnen schon Mühe widerstanden ihre sichere Beute werden. hatte, müsse jetzt Sapor rüstete nicht mehr einen Feldzug, sondern eine kleine Völkerwanderuno-. Weiber und Kinder mussten seine Krieger begleiten, damit die ganzen Familien im Feindeslaude angesiedelt werden könnten, wenn mau die früheren Bewohner 20 ausgetrieben oder ins Innere des Perserreiches ver- Nachdem pflanzt hätte. er das östliche Mesopotamien verwüstet und mehrere kleine Burgen eingenommen hatte, erschien er Mal 25 die seine um zum dritten dieser Stadt zu versuchen. Doch wieder vor Nisibis, Macht an Einwohner, durch ihren Bischof Jacobus, au dessen Wunderkraft begeistert, sie glaubten, fest widerstanden ihm alten Hartnäckigkeit. Alles Bollwerk Mesopotamiens 30 Kampfe zu mutigem auch diesmal mit der wurde versucht, um dies in die Hände der Perser zu bringen: der Fluss ]\lygdonius, der die Stadt durchströmte, wurde zuerst abgedämmt, um ihr das Wasser zu entziehen; doch Brunnen und Zisternen genügten dem die Bedürfnis. Dann angesammelte Flut staute man plötzlich ihn auf und Hess gegen die Stadt vor- V. 96 Die Constantiiiisclie Dynastie. brochon, und wirklich gelang es auf rüese Weise, einen Mauern zum ihrer Teil schnell war richtet, und auch niaschinen als horanfulir, man Aber l)rini;en. neuer Wall ein er- mit Schiffen Belagerungsdie scheiterten Nachdem man Stürme, zu Einsturz, der Bresche liinter vier todesmutigsten Monate lang •"» Festung die umlagert und vergebens ungeheure Menschenopfer ge- kam die Nachricht, dass die Massageten in das Perserreich eingebrochen seien, und zwang den bracht hatte, König zum Rückzuge. Diese Einfülle wiederholten lo den folgenden Jahren, und der Misserfolg der sich in gewaltigen Rüstungen, die den Persern schon zweimal zugemutet waren, hatte ihre Kräfte erschöpft und ihren Mut gebrochen; inneren ihre so blieben die Römer, während ausfochten, Streitigkeiten an sie der Ost- ij grenze fast ganz unbehelligt. hätte die Persergefahr den Kaiser nicht Freilich abgehalten, Rechte seiner Legitimität die^ geheiligten Immerhin war zu wahren. er pflichttreu genug ge- wesen, die Städte des Orients, ehe er gegen Magnentius zog, zu rüsten, indem er ihre verproviantieren reichlich sich Mauern Insofern Hess. und sie durfte er herstellen auch an der glorreichen Verteidigung von Nisibis ein gewisses Verdienst zuschreiben; doch die Stadt zu seinerseits die Belagerer entsetzen, indem er wagte nicht, sondern stand w^ährend der langen er Monate, untätig die in sie in der sorgfältig äussersten Gefahr schwebte, Mesopotamien. prozesseu wo zu schonen, rücksichtslos er la angriff, Von jeher war es sein Grundsatz gewesen, Menschenleben im Kriege ebenso jetzt, 20 nach Kräften zum Aushalten von Belagerungen wie er sie hinopferte; in Hochverrats- namentlich aber bald für seine eigenen Rechte kämpfen musste, wollte er keinen Soldaten zum Schutze seiner 00 Magueutius uud Vetrauio. 3. nachdem Erst Untertauen verlieren. 97 Belagerung die ohne sein Zutun gescheitert und der Feind abgezogen war, kam er nach Nisibis, um die tapferen Bürger zu beloben und auch für künftige Fälle zur Beharrlichö zu keit Doch ermutigen. Feldzug nur potamien obgleich zu verlassen er hatte Meso- doch nicht gewagt, Auf ehe die Gefahr vorüber war. diese Weise hatte wie das seiner unschlüssigen Art entsprach, den er, 10 den ganzen er müssiger Beobachter führte, als ganzen Sommer fruchtlos gezaudert und konnte erst im Herbst 350 den Marsch nach Westen antreten. Unterdessen hätte Magnentius fast das ganze Reich in seine Gewalt bringen können, wenn nicht der kühne Entschluss eines Weibes ihm Einhalt geboten hätte. Yon 1.') schon seiner ältesten haben; denn war das sie Tochter Grosse der Constantin Constautia Bedeutendes muss erwartet einzige unter seinen Kindern, das er bei seinen Lebzeiten durch den Augustustitel ehrte. 20 Mit ihrem Vetter, sie der Könige" zur Königin des neu zu gründenden Perserreiches bestimmt gewesen, der Tod ihres Vaters und bald darauf dem 2.") dem „König Hannibalianus vermählt, war sie fast ihr diese stolze Gemahl ermordet wurde. dreizehn Jahre in als Hoffnung zerstörte stiller Nach- Witwentrauer verlebt hatte, erhielt sie die Nachricht, dass ihr jüngster Bruder durch Magnentius gefallen sei, und gleich dar- auf die zweite, dass dieser nicht nur Gallien beherrsche, sondern auch Italien sich ihm ohne jeden Widerstand Denn am 18. Januar 350 hatte er Augustoduimm den Purpur genommen, und schon am 27. Februar konnte der von ihm ernannte Stadt- unterworfen habe. M in praefect, jener Fabius Titianus, dessen wir erwähnt haben, in Rom sein Amt antreten. erwarten, dass Magnentius sich jetzt nach Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. oben (S, 92) Es war zu dem beuach7 V. Die Constantinische Dyiiastio. 98 wemlen harten Piiniioiiion iiinl ilaiiii iiiicli die übrigen Donaiiprovinzen gewinnen werde, ehe Constantius aus dem fernen Orient zu seiner Bekiiin[)fung herbeieilen könne; dies aber hätte für die constantinisclie Dynastie Denn neben den Kiioin- schon beherrschte, boten verhängnisvoll werden müssen. lamlen, die der üsurj)ator und Thrakien Paunonien, lllyricum Material für Werbung und Aushebung. Kr wäre also dem Umfang seines Gebietes, sondern das ^> wertvollste nicht nur durch auch durch die kriegerische Brauchbarkeit von dessen lo BeW'ohnern dem Constantius weit überlegen gewesen und hätte diesem auch den Orient leicht entreisseu können. Das paunonische Heer Peditum Vetranio, der als tüchtiger Offizier Mann licher dem bei der befehligte ein alter treuer Magister Diener Constantins, i5 und wohlwollender, freund- den Soldaten beliebt war, aber aus niedrigsten Stande hervorgegangen, so sehr jeder Bildung entbehrte, dass er nicht einmal lesen gelernt Von dem müden, etwas stumpfsinnigen hatte. konnte man Initiative erwarten, Greise aus eigener den Maguentius bekämpfen werde. Zudem nicht dass er 20 Donautruppen entfremdet sehr geneigt gemacht, sich jedem Usurpator hatte sich Constans auch die und sie bereitwillig eigenen anzuschliessen. Mache musste Doch ihnen ein lieber Kaiser sein, als ihrer 25 der Fremdling aus Britannien, den ihre gallischen Nebenbuhler auf den Schild erhoben hatten. Diese Stimmung der Soldaten benutzte Constantia mit schnellem und klarem Entschluss. Weil sie daran verzweifelte, ihrem Bruder die Donauländer zu erhalten, reizte sie das meuterische Heer zur Aufstellung eines neuen Usurpators. sein, Denn jedenfalls musste es Constantius leichter zwei Gegner, die untereinander im Hader lagen. so Magueütius uud Vetrauio. 3. 99 zu besiegen, als der geschlosseaeu Macht eines Mannes zu widerstehn, der über Dreiviertel des Reiches boten hätte. ihn, sich 3 daher zu Yetranio und bewog eilte am 1. März 350 zuerst in Mursa, dann dem benachbarten Sirmium, dem Hauptquartier pannonischen Heeres, zum Kaiser ausrufen zu lassen. auch des Sie schon ge- in Als Constantius durch einen Brief seiner Schwester dies erfuhr, zögerte er nicht, dem unfähigen Gegner kaum zu fürchten, wohl aber 10 zu brauchen war, ein Greise, der als Bundesgenosse Diadem zu übersenden und Erwies er sich so als Mitregenten anzuerkennen. so konnte der Kaiser als ihn treu, dem Magnentius mindestens mit einer gleichwertigen Macht entgegentreten, ja vielleicht gelang es sogar 15 dem Yetranio allein, den gallischen Usurpator niederzukämpfen oder doch so zu schwächen, dass später seine völlige Besiegung nicht gar zu schwer war. Jedenfalls wurde dieser durch die Erhebung Pannoniens aufgehalten, und Constantius gewann die Zeit, 20 in während die Perser Nisibis belagerten, sein Heer Mesopotamien spazieren zu führen. Unterdessen sollte dem Magnentius ein neuer Feind erstehen, dessen Macht freilich nur von kurzer Zwei Usurpatoren hatten sich erhoben Dauer war. uud beide zunächst guten Erfolg gehabt; damit schien 25 die Zeit der wilden Kaisermacherei, Regierung Diocletians geherrscht wie hatte, sie vor der wiedergekehrt zu sein, uud noch ein Dritter meinte nach der Krone umsomehr als er sich kaiserlichen rühmen konnte. Flavius Popilius Nepotianus, der jugendliche Sohn von Constantius Halbschwester greifen zu können, Blutes 30 Entropia, sammelte schnell eine Schar von Abenteurern und Yagabunden und griff mit ihr keine Truppen geschützt war. kurz vorher Rom an, das durch Anicius, den Magnentius zum Praefecteu von Italien und zum •7* 100 V. Consiilii Die Coiistciiititiisclie oniiuiiit Initte, l)e\vaffnote Bürgerschaft und sandte ihn gegen. Doch wurden leicht besiegt, die Dynastie. (Icii der Teil oinoii Aufständischen ent- ungeübten und ungeordneten Haufen und als Anicius in der Furcht, dass mit den Fliehenden auch die Verfolger eindringen könnton, die Tore schliessen allesamt niedergemetzelt. ein, liess, Nepotianus drang in Rom liess sich hier am umgab sich mit einer Schar von Gladiatoren rufen, 3. & unter der Mauer Juni 350 7>um Kaiser aus- und wütete dann erbarmungslos gegen alle, die ihm als Anhänger des Maguentius verdächtig waren, ^lit dem Praefecten fielen zahlreiche vornehme Römer ^o den hastigen Richtersprüchen des Jünglings zum Opfer, obwohl seiue blutige Herrschaft kaum vier Wochen dauerte. Marcellinus, den Maguentius unterdessen zu ir, seinem Magister Officiorum gemacht hatte, rückte mit Heeresmacht heran; durch den Verrat des Senators Heraclides drang er am 30. Juni in die Stadt ein. Nepotianus wurde erschlagen und sein Haupt auf einer Stange durch die Strassen getragen. Mutter Seine 20 musste ihm in den Tod folgen und mit ihr eine grosse Zahl der Angesehensten und Reichsten. Denn für den bevorstehenden Krieg brauchte Magneutius Geld, und dieses liess sich nicht schneller beschaffen, als durch Hinrichtungen und die Konfiskationen, welche ihnen 2ä nach dem römischen Rechtsmissbrauch folgen mussten. Und für die Ernährung bare Afrika. seines Heeres sorgte das frucht- Denn auch dieses und von dort aus drangen seine war ihm Truppen zugefallen, bis in die Cyrenaica vor, die schon zur ägyptischen Diöcese, also zum Reichsteil des Constantius gehörte. Die nächste Aufgabe, die der Usurpator sich gestellt sah, ihr war die Beherrscher Eroberung der Donauländer. Damit nicht durch Constantius unterstützt so Magnentius uud Vetranio. 3. werde, 101 Magnentius zunächst mit diesem suchte an- Mochte er sich auch heimlich zum Kampfe ihn bereiten, so hatte er docli Münzen auf seinen zuknüpfen. o-effen 5 Namen schlagen lassen und ihn öffentlich höher berechtigten schickte Mitregenten anerkannt. an eine Gesandtschaft er immer ihn ab, als Jetzt um die, und festgehalten zu werden, iliren Weg über Afrika und Ägypten nahm. Als der legitime Kaiser, wie er musste, den Mörder 10 Pannonien nicht in seines Bruders bemerkt bemühte dieser sich um die und hatte damit abwies, Bundesgenossenschaft des Yetranio besseren Erfolg. dem Der schwache Alte sah Constantius wiederholt, 15 wenigstens Furcht heranzurücken oder ihm eiligst ausreichende voll entgegen und bat Angriff der tapferen Gallier zu Hilfe Dieser senden. ihm zwar Geld und wies die Donautruppen, soweit sie ihm noch gehorchten, an, die Pannonier zu schickte unterstützen: doch solange Sapor vor Nisibis lag und, falls 20 er die Stadt eroberte, noch Reiches einzudringen drohte, wagte der Kaiser sein Heer nicht zu vermindern. Freilich hätte immer ängstliche Defensive, an der er mit einer mochte Yetranio sich gefährlich Dies sein. durchführen Misstrauen konnte doch hatte gerade das herbeizuführen, was Constantius fürchten dem 30 hätte, Yon seinem musste. er in alter auch noch so unterwürfig ihn gar zu sehr zu verstärken, zeigen, die sich festhielt, Truppenzahl geringeren viel lassen; aber 25 Innere des tiefer ins legitimen die Folge, am meisten Herrn, an Loyalität nur zu gerne festgehalten ganz ungenügend unterstützt, sah der Greis sich gezwungen, den Anerbietungen des Magnentius Gehör zu schenken, und als Constantius endlich seinen Marsch nach Europa genossen auf antrat, der fand Seite er den früheren Bundes- seines Feindes. Trotzdem 102 hielt er aiicli z. Die Coiistaiitiiiisclic Dyniislie. \. jetzt iiiclit für iiötif^, machte B. er in jungen Philosophen sich zu um Ancyra Halt, sich von dem schöne Lobrede eine 'riieinistius übereilen; auf seine Menschenfroundlichkfut vortrag-en zu lassen. Und zeitweilig dachte er vielleicht wirklich um freundlich genug, menschen- } auf die Rache für den ermordeten Bruder zu verzichten und den beiden Usurpatoren, die ihn durch um gemeinsame Gesandtschaft eine Anerkennung baten, ihren Wunsch seine zu erfüllen. Sie erboten sich, ihm die Ehrenrechte des ältesten Augustus ic und um die neue Herrschergemeinschaft auch durch Familienbande fester zu knüpfen, trug ihm Magnentius seine Tochter als Gattin an und warb zu lassen, selbst um die Hand der Constantia. Als diese Bot- Übergang war Constantius, der vor der Macht und Kriegserfahrung seiner Gegner schaft ihn über den in Heraclea, Bosporus, bald nach seinem grosse Furcht hatte, nahe daran, jene Friedensbedinguugen anzunehmen. Doch in der Nacht erschienen ihm Vater und Bruder und mahnten ihn an die Pflicht der gemeint zu Wie Blutrache. hatte, hören, i^ erreichte, Constantin Grosse der 20 immer Träumen die Stimme Gottes auch sein frommer Sohn. Gestärkt in seinen so durch die Überzeugung, im Auftrage einer höheren Gewalt seinen Kampf zu führen, zog er mit besserem Mut seinem ungewissen Schicksal entgegen. Doch fertigte sie als er die Gesandten nicht ab, Gefangene in seinem Lager, 25 sondern behielt um Gegner die möglichst lange über seine Beschlüsse im Ungewissen zu lassen. 30 Yetranio hatte durch seine Truppen die Pässe, Pannonien von der thrakischen Diöcese trennten, sperren von die lassen. Constantius Doch als gleichzeitig und von Maijnentius bei Gesandte ihm er- Magnentius und Vetranio. 3. 103 schieneD und beide ihn an seine Verspreclmugen erinnerten und als Bundesgenossen in Anspruch nahmen, da Hess seine er Loyalität des ") alten Wahl durch dem über sich gewinnen, es nicht treu gedient hatte, die gewurzelte tief Er konnte Soldaten bestimmen. er so lange Jahre die Gefolgschaft zu versagen; so zog er denn Constantius entgegen und begrüsste ihn in Serdica, ]0 der Grenzstadt der thrakischen Diöcese, Von Herrn und Gebieter. als seineu gemeinsam in dort zogen das Gebiet des Yetranio ein in der ersten Stadt desselben, Naissus, Halt, 15 sie und machten um sich und Bundesvorzustellen. Am Weihnachtstage 350 genossen standen sie beide auf erhöhtem Platze den Truppen gegenüber, und Constantius, als der vornehmere, den vereinigten Heeren als nahm Jenes Fest hatte nicht nur zuerst das die Bedeutung, Wort. Mitkaiser damals dass es schon Geburtstag als des Erlösers galt, sondern an ihm hatte auch Constans den Caesareupurpur empfangen 20 durch reiche Geschenke an und seiue alljährlich dies Soldaten So machte schon der Tag es dem Redner Bruder zu seinen ermordeten Hörern die Pflicht der Rache, die Sinne verständlicher war, 25 als alle tums, mit feurigen Worten zur Erbschaft berufen, konnte sie er die sie fragen, Antwort, die gefeiert. leicht, an und seinen erinnern ihrem kriegerischen Lehren des Christen- „Wer einzuschärfen. wenn der Bruder stirbt?" ist So und mit lauten Rufen gaben ihrem starken dynastischen Gefühl entsprach. 30 Yetranio war auf den Thron gelangt, nicht so sehr weil seine persönlichen Eigenschaften die Soldaten gewonnen hätten, als weil zu der Zeit, wo Constantia einen Usurpator in Pannonien brauchte, er hier zufällig die höchste militärische Stelluno- bekleidete. Schon dass 104 ^'. Coustaiiliiiisclic Dynastie. I>i'' er aus iiieilrigem Stande horvorgegaii;^eii war. nuisste sein Anselm beeinträchtigen, und der mit lieit, «t wülirtMid zwischen .Magnentins geschwankt Als und war hatte, man nun den dio Unontsclilossenllegjci'ung kiiizeii s(;iiiei' (Jonstantius hin nicht geeignet, unil licr- es zu steigern. •"' dem jugend- abgelebten Greis neben lichen Herrscher stehen sah, der auf eine Reihe kaiser- Almen zurückblicken konnte und das Bewusstvornehmen Abstammung stolz zur Schau licher sein dieser trug, da musste dieser Gegensatz Phantasie des Heeres wirken. Schreiern, augeben mächtig Und auf die lo von/ den Chorus der übrigen deu Ton die für eine Anzahl war wohl schon vorher durch- noch wirksamere Mittel gewonnen. Denn wie es scheint, sollten, hatte Constautius mit Gomoarius, der von den LeibWächtern des Vetranio eine Schar befehligte, schon auf dem Marsche Verbindungen angeknüpft und durch ihn heimlich Geld verteilen lassen. So hörte man denn in des i.^ den Akklamationen, mit denen das Heer die Rede Constautius beantwortete, Namen; kein Heilruf auf regenten liess sich immer seinen vernehmen. nur seineu bescheidenen Da wurde 20 Mit- Vetranio von Furcht ergriffen; er zweifelte au der Treue seiner und war nicht so kühn, sie auf die Probe zu stellen. Purpur und Diadem warf er von sich und Soldaten stürzte sich um Gnade flehend dem Constautius >:> zu Der Greis war ungefährlich genug, um sie ihm nicht zu versagen. Der Kaiser hob ihn auf, umarmte ihn und nannte ihn seinen lieben Vater. Mit einem Füssen. reichen Jahrgeld ausgestattet, schöne Prusa zurückziehen, Jahre seines Lebens Noch ehe er wo durfte er sich in er in behaglicher so das die letzten Ruhe das sechs verbrachte. Heer des Vetranio mit dem seinen vereinigte, hatte sich Constantius noch andere ao 3. Magnentius uud Vetrauio. 105 Bundesgenossen geworben, deren Unterstützung- dem römischen Kaiser zwar nicht zur Ehre gereichte, aber für 5 die Entscheidung sie in früheren Verträgen drücklich entband, 10 doch sehr Bürgerkrieges sie eingegangen aufforderte, waren, Gallien in auseinzu- er das eroberte Land Bebauung überlassen werde. Daraufhin hatten rauboierio-e Scharen den Rhein überschritten ^nd ein grauenvolles Morden und Plündern begonnen. fallen, uud ihnen verhiess, dass ihnen zur gegen den be- vorstelienden Angriff des Constantius verteidigen und musste 5la*nentius mochte 15 des wirksam war. Er hatte an die Rhoiugermanen Briefe gesandt, in denen er sie von den Verpfliclitungen, die selbst Italien den Schutz Galliens keinem Untertanen d,Qch anvertrauen, weil in einer Zeit, in der sein eigenes Beispiel die Usurpation als nicht hoffnungslos erwiesen Feldherr hatte, jeder siegreiche buhler hätte werden können. zum Neben- ihm Auch er griff daher auf das Yorbild Diocletians zurück und ernannte gegen 20 Ende 350 seinen für die gallischen Provinzen Bruder Magnus Decentius, ein einen Caesar, Beispiel, das Gegner alsbald Nachahmung fand. Auch Constantius glaubte sich im Rücken bedroht. bei seinem Er Nachricht hatte die empfangen, dass die Perser 25 wieder einen Einfall gemacht hätten, der öo Raubzug gewesen zu sein scheint. Gleichwohl meinte er, im Orient eines Vertreters der kaiserlichen Gewalt nicht entbehren zu können, und suchte nach einem passenden Mitregenten. Doch einen solchen zu finden, war nicht leicht; denn nach freilich nur ein unbedeutender der Regel, auch er als die sein Vater aufgestellt hatte und die bindend anerkannte, mussten die Herrscher durch Bande des seinen Verwamlteu verbunden war durch seine Blutes sein, und von eisene Schuld V. Die Constantinisclie Dynastie. 106 fast keiner Pedant, richtig um mehr am Leben. Doch war sehr zu er von einem (Irnndsat/, den er einmal erkannt hatte, abzuweichen; auch mochte als in Umgebung kein Feldherr zu finden sein, gegen den sein immer waches Misstrauen ganz geschwiegen seiner hätte. So war er Auswahl auf seiner in die beiden einzigen Vertreter des kaiserlichen Mannesstammes an- dem Blutbade von Constantinopol ent- gewiesen, die ronnen waren (S. Beide hatte er nur 29). als Kinder gekannt und konnte daher nicht wissen, welcher von ihnen sich für den Kaiserthron besser eignen werde. Unter diesen Umständen verstand es selbst, sich 5 von m dass er den älteren wählte, der dann freilich, wie sich bald zeigen des sollte, keineswegs der tüchtigere war. Constantius, Julius der Halbbruder Constantins Grossen, war zweimal vermählt gewesen, i5 zuerst mit der vornehmen Römerin Galla, dann mit Basilina, der Tochter des Julius Julianus, der lange Jahre hin- durch bei Licinius die Stelle des Praefecten bekleidet hatte. Aus erster Ehe hatte er zwei Söhne und eine 20 Tochter besessen, aus zweiter einen Sohn, den späteren Kaiser Juliauus. Die Tochter war mit ihrem Vetter Constantius verheiratet gewesen, aber früh gestorben; den Sohn hatten ältesten die Soldaten mit zugleich Der zweite, seinem niedergemacht (S. Gallus, geboren im J. 326, war bei der Ermordung seiner Verwandten ein zwölfjähriger Knabe gewesen, und da er zudem so krank daniederlag, dass man seineu Tod erwartete, hatten ihn die Aufrührer verschont. Obgleich der grösste Teil seines Vermögens konfisziert wurde, blieb ihm doch noch ansehnlicher Vater Grundbesitz lebte und in in '28). Jonien, Ephesus wo er in der nächsten Zeit die Schule besuchte. Doch er sein zwanzigstes Jahr erreicht hatte, schien er als dem 25 so Magnentius und Vetrauio. 3. 107 um misstrauischen Constantius gefährlich genug, Bruder Julianus wurde ihr seinem vierzehnjährigen Wohnsitz auf der kaiserlichen 5 ihn Ihm und Aufsicht zu unterwerfen. einer strengeren Domäne Fundus Macelli in der Nähe des kappadokischen Caesarea angewiesen, wo zwar eine Bedienung sie erhielten, die ihres Standes würdig war, aber von jedem Verkehr mit der AussenAuf diese Weise welt streno- abo-eschlossen blieben. verlebten sie die sechs Jahre, die für die Entwicklung 10 Jünglings fast die andere Gesellschaft als des wichtigsten ohne jede sind, Sklaven und Frei- ihrer die Unter diesen Lakaien, von denen manche wohl zugleich Spione des Kaisers waren, lernten sie die übermütigen Gebieter spielen, zugleich aber auch gelassenen. iJ Zunge sorgsam im Zaume halten, damit kein Wort von ihnen an den Hof berichtet werde, das Anstoss ihre hätte erregen können. war höchst nossen, unten, 20 von wenigsten Kommandos. stattet so ge- sie Tyrannen nach der Regierung erfuhren den des Pflichten sie nichts, militärischen Die einzige Betätigung, die ihnen ge- Werken war, bewegte sich in den Frömmigkeit. 20 zu sie zu feigen Leisetretern nach oben auszubilden. Von den Geschäften am Die Erziehung, die geeignet, So besuchten sie denn christlicher fleissig die Gottesdienste und leiteten sie sogar selbst durch Vorlesen der Bibel; dem Grabe auch begannen eines Märtyrers Diese Erziehungsmethode sie gemeinsam über eine Kirche zu erbauen. an schlug bei Gallus und machte ihn zu dem eifrigen Theologen und skrupel- w losen W^üterich, bei dem heftige bitterste als der er sich bald erweisen sollte; besser gearteten Julian dage^-en rief sie eine Reaktion hervor Abnei2:uno' oeo-en und den erregte in ihm kaiserlichen drücker und sein unfruchtbares Christentum. die Unter- Die V. 108 Coii.stuiitiui.sche Dyiiu.stie. wurde Anfall": 351 aus seiner länfllichen Galliis Abo'oscliiodonlicit herausgerissen Natürlich konnte er Sirrniuni beschieden. und Bruders, der ihn seines Vaters an den Hof nach iiiul dem Mörder selbst enterbt misstrauisch in (Jefanj^-enscliaft gehalten und keine hatte, .o sehr freundliche Gesinnung entgegenbringen, und Con- musste dies stantius Doch empfinden. wenig er so Grund hatte, seinem künftigen Caesar zu trauen, er andern keinen wusste Kandidaten geeigneten musste ihn daher, so gut es ging, zu Zu diesem Zwecke der griff und versöhnen suchen, lo fromme Kaiser zu einem Die beiden Vettern schworen sich religiösen Mittel. unter Assistenz des Bischofs Theophilus zu, dass keiner dem andern Übles sinnen wolle, ein Eid, den beide, so eifrige Christen sie waren, schon nach kurzer Zeit brechen sollten. Gallus seinen seines Um des guten Namen bisherigen neuen Gönners Claudius Constantius 15. ab und nahm den als Flavius März 351 den Caesaren- purpur und vermählte sich mit der sehr viel älteren Coustantia, die bald, wie ihr Bruder erwartet und gehofft ihr eilte hatte, er grosse Macht über ihn gewann. dann nach Antiochia, um Mit Kampf gegen -'^ Magnentius vorbereitete. hatte 2ii die Perser zu beobachten, während sein Augustus den Unterdessen i5 willen legte So empfing er an. am Omens auch dieser eifrig gerüstet. Er hatte unter den freien Germanen, vor allem den Franken und Sachsen, Hilfstruppen geworben, und um das Geld zu ihrer Bezahlung aufzutreiben, kein Mittel der Gewalt gescheut. Schon die massenhaften Hinrichtungen wohlhabender Kömer, welche dem Aufstande des Nepotianus gefolgt waren, mussten dazu dienen, seineu Schatz zu füllen. Dann zwang er die Keicheu, ihm den Nachlass des Constaus abzukaufen, so 3. Magnentius und Vetranio. legte den Untertanen eine Steuer Einkommens ihres 109 von der vollen Hälfte bedrohte jede Hinterziehung auf, mit der Todesstrafe und gab den Sklaven das Recht, ihre Herren, falls sie sich dieses Verbrechens schuldig 5 machten, zu denunzieren. Angesehensten, Viele der Reichsten und eine grosse Anzahl von namentlich Senatoren, sahen sich dadurch veranlasst, aus seinem und zu fliehen Reichsteil Constantius Schutz zu bei suchen, was dann freilich die Konfiskation ihres Ver10 mögens, soweit es dem Tyrannen erreichbar war, zur Folge haben musste. die Macht, bieten die konnte, er Trotz dieser Gewaltmittel war zum Kampf um noch nicht halb stark, vereinigten Heere des Constantius und 15 Denn wenn schwächte, deutende konnte entgegenzustellen; 20 er doch den Gallien, aufdie Rheinburgen umhin, nicht Einfällen wie des Vetranio. er auch die Garnisonen der Truppenzahl Krone seine so eine be- Barbaren der das seine Operationsbasis bildete und ihm die wertvollsten Werbebezirke darbot, durfte er nicht ganz verlieren. Er in der Defensive; aber dasselbe tat hielt sich daher auch sein Gegner, obgleich er über eine erdrückende Übermacht verfügte. Denn keckes Dreinfahren lag nicht in der Natur des Constantius, und zudem hatte im Kampf gegen die 25 Reiterscharen der Perser auch er diese Waffengattung Da nun Ebenen Pannoniens die Schlachtfelder darboten, wäre es ihm vor allen andern vermehrt und ausgebildet. für ihre Entfaltung die weiten vorteilhaftesten sehr erwünscht gewesen, 30 Wall der Alpen hinter wenn Magnentius, den sich lassend, ihm festen hier entgegen- getreten wäre. So blieben die Gegner untätig stehen. schliesseu, bis tief in den Sommer 351 Endlich musste sich Constantius ent- den Alpenübergang zu wagen. Doch au ^- Diö Coiistaiitiiiisclie I)yiia.stie. 110 der damaligen Grenze wo Atrans Italiens, bei (St. Oswald), der Pass durch eine enge Schlucht führte, hatte ihm Magnentius einen Hinterhalt Bergen, Weg den die auf das marschierende Heer liinab, Von den gelegt. donnerten Steine begleiteten, und nach schweren 5 Verlusten musste sich Constantius nach Poetovio (Pettau) wo zurückziehen, Ebene er zuerst wieder eine ihm die Ausbreitung einer Schlachtordnung Aber fand, die gestattete. Magnentius ihn verfolgte, wagte er mit seinen als schwer erschütterten Trup])en auch hier nicht Stand zu halten, sondern ging südwärts über die Save zurück. Yen dort schickte er seinen Praefecten Philippus als Gesandten nach Poetovio und erbot von tretung gallischen durch und Italien Reichsteil Freilich konnte er lo die es Afrika Gegner im seinen anzuerkennen. Mitregenten als gegen Ab- sich, diesem nicht verborgen Annahme dieses Vorschlags sein, sich i5 dass nur einen Waffenstillstand erkauft hätte; denn ohne Zweifel hätte Constantius, sobald die Gelegenheit sich bot, den Krieg erneuert und wäre ihm dann mit noch grösserer Überlegenheit entgegengetreten. Magnentius 20 lehnte und ging gegen die Savelinie vor. Hier suchte der Feind ihn am Übergänge zu hindern; doch wurde dieser nach hartem Kampfe erzwungen und damit der Mut des schwachen Kaisers ganz gebrochen. Eiligst zog er sich in die starke Stellung von Cibalae zurück, in der einst Licinius das Vordringen Condaher ab hemmen zu stantius versucht hatte (I S. 154), ver- noch mehr durch schnell hergestellte Be- stärkte sie festigungen und erwartete so den Angriff des Magnentius. Doch 25 dieser war kein Constantin, der den Mut gehabt hätte, auch einen überlegenen Feind in kühnem An- sturm zu werfen, Unterhandluno-eu. sondern Da er eröffnete jetzt seinerseits aber im Rausche der ge- so Hl Magnentiiis uud Vetraaio. 3. wonueuen Siege seine Forderungen wurden sie zurückgewiesen. stellte, gar hoch zu suchte er Jetzt den Kaiser dadurch aus seiner schwer angreifbaren Stellung herauszulocken, 5 Städte die Paunoniens entweder erzwingen, herbeieilte, man sich dass oder tat er rings konnte er Entsatz bemächtigte so nicht, ihn her zum Coustantius dies um So berannte. dass und konnte Magazine seiner er sein Heer, dessen Grösse die Verpflegung sehr erschwerte, durch 10 Hunger zum Verbrechen 15 im Sturm zu nehmen; doch ein Handstreich auf Sirmium (Mitrovica) scheiterte; darum Magnentius aber wurde der Plan nicht aufgegeben. umging in weitem Bogen das Lager von Cibalae und wandte sich gegen Mursa (Esseg), das im Norden deses, Siscia selben, nur \Virklich gelang veranlassen. (Siszek) wenige Meilen davon entfernt, gelegen war. In der Zwischenzeit werden sich die Soldaten des Wirkung Coustantius von der moralischen ihrer Nieder- lagen etw^as erholt, vielleicht auch neue Verstärkungen 20 herangezogen haben. Sie mussten es Stadt wurde, belagert als Nähe dass in ihrer nächsten finden, und konnten bedenklicher hindern, als mau Schmach emp- eine befreundete dies umso un- unterdessen wohl schon 36000 Mann während verfügte, der Kaiser ihm 80000 entgegenerfahren hatte, dass der Feind nur über 25 stellen konnte. keit der ist Handgemenge als Überlegenheit der des Altertums in noch höherem Grade als für das Feuergefecht unserer Zeit; und das Heer des Magnentius bestand fast oauz aus tapferen Germanen, das des Coustantius zum grössten Teil aus schwachen Orientalen. Gleichwohl begann Zahl, 30 Allerdings galt der Satz, dass Tüchtig- Truppe mehr wert man für unter die den Offizieren des Zahlenverhältnis bekannt wurde, Usurpators, am als das Siege zu zweifeln, V. Die Coiistiintiiiisflio Dynastie. 112 was darin Ausdruck fand, si.'iiicii dass der l'^ranke Silvaiuis mit der auserlesenen Reiterschar, die er be- noch vor der Schlacht zum legitimen Kaiser fehligte, Dies trug nicht nur dazu bei, den Mut von überging. dessen Truppen zu liehen, war, Seite sondern verminderte auch und gerade scheidung herbeiführen war dies es, was Ent- die sollte. Als Constantius sich endlich entschlossen hatte, und zum EutMursa heranzog, suchte Magnentius auch diesmal durch Hinterhalt zu wirken. In einem Amphitheater, das, von einem Gehölz umgeben, vor die •'' Feindes, die ohnehin seine schwache die Reiterei des Stellung von Cibalae aufzugeben, lo satze des belagerten der Stadt lag, versteckte er vier germanische Auxilieu und gab ihnen den Befehl, während des Kampfes dem Feinde überraschend wurde macht dies den Rücken zu fallen. \r, Doch verraten und die ganze Schar mit Über- vernichtet. aufgestellt, in dass rechts an die Zur Schlacht wurden die Heere so sich Magnentius links, Constantius Nach dem von Drau anlehnten. Alters 20 her üblichen Schema hatten beide ihre Reiterei auf die doch Flügel verteilt; sehr viel stärker und war die reichte des legitimen Kaisers auf der Linken infolge seiner grossen Überlegenheit weit liinie hinaus. über die feindliche Trotzdem scheute er nach seiner Ge- 2r, wohnheit den Angriff, und auch sein Gegner zauderte. So standen Truppen Als bis sich zum denn dann endlich es am 28. September 351 die späten Nachmittag untätig gegenüber. zum Kampfe kam, umfasste die Reiterei des Constantius alsbald den rechten Flügel des Feindes und löste schnell dessen ganze Schlachtreihe, indem drängte, sie dieselbe völlig auf. seitwärts gegen Doch wenn auch den Fluss vereinzelt und auseinandergerissen, bewahrte jeder Heerhaufe seinen so Magnentius und Vetranio. 3. 113 kühnen Germauen wehrten Zwar unterlagen sie den Pfeilschüssen der Orientalen und dem Ansturm der unverwundbaren Eisenreiter, von denen Constantius nach dem Yorbilde der Perser mehrere Schwadronen gebildet hatte; viele fanden auch in der Drau ihren Zusammenhang, und die sich mit verzweifeltem Mute. ö wahrscheinlich darunter Tod, 10 sie sich bis ihr Leben er spurlos tief der Erhebung dankte; denn nach dem Usurpator seine Kampfe war dem Marcellinus, Doch wehrten verschwunden. Nacht hinein und verkauften die in Die Zahl der Gefallenen war daher teuer. auf Seiten des Constantius noch grösser als bei seinem Gegner; Doch J5 er 30000 Mann, verlor nur 24000. dieser für Magnentius bedeutete dies zwei Drittel seines Heeres, während Wer blieben. gewonnen dem Kaiser noch immer 50000 Mann am aber durch diese Schlacht das waren die Barbaren, hatte, an den Grenzen lauerten. Denn mochte meisten die es rings den seit Zeiten Diocletians auch stark vermehrt sein, so blieb 20 das Reichsheer doch noch ein Yerlust abgesehen von denen, Kämpfen immer schwach genug, dass von 54000 seiner besten welche schon Kriej-er, in ganz den früheren waren, seine Schlagfertigkeit sehr gefallen ernstlich gefährdete. Die beiden, 2.) um deren Krone zur totschlug, hatten wenigsten beigetragen. man Entscheidung Magnentius sich gegenseitig am Tages des war, sobald er bemerkte, dass die feindliche Reiterei seinen rechten Flügel ins 30 zu nehmen stantius Wanken brachte und ihn selbst gefangen drohte, als einer der ersten geflohen. Con- dem Kampf überhaupt weit sah von nichts; hinter der Front kniete er in einer Kapelle, die über dem Grabe eines Märtyrers errichtet war, und betete, während seine Soldaten sich schlugen. Es bedurfte Seeck, Unt<'rgang der antiken Well. IV. 8 \'. 111 Stimiuc der Valens ConslaiifinisclK; Dynastie. I)i(! eines von um Engels, .Miirsa, ihm der /.iKO'st beten lüsfliof ileiii half, 'liiich iiiiil diesen ihm selbst den Bieg zu verkündigen. Ki>t andern Tage sah er sich die Leichenhaufen an Don Anhängern weinte ein j)aar Tränen. ihm die noch jetzt zu ])ators, verkündigt, was zur Folge durch hatte, Pflicht des Kaisers gewesen, ganz ohnmächtig jetzt floh. langes Zaudern sein :. wurde Amnestie dass, wer irgend herangekommen war, wäre herbst und des Usur- abfielen, konnte, aus Italien an das Hoflager Obgleich am der Spät- doch die erste m es seinen Gegner, der ihm nach gegenüberstand, Italien wenn nötig, auch nach Gallien zu verfolgen und dem Kriege schnell ein Ende zu machen. Doch und, so Coustautius zögerte ihn noch zwei Jahre hin. weilen schien es ihm dringlicher, Einst- !.5 Sirmium, wo er in die Winterquartiere bezog, ein Ketzergericht über den Bischof der Stadt Photinus abzuhalten, der sich irgend welche unschuldigen Hypothesen über die Natur der Gottheit geleistet hatte. Unterdessen 20 Maguentius hielt Aquileja, in am Ausgangspunkt der julischen Alpenpässe, seinen Hof und versuchte wiederholt, mit Constantius A'^erhandlungen anzuknüpfen; doch obgleich er sich bereit er- gegen Zusicherung von Leben und Freiheit den Purpur niederzulegen, wies der Kaiser alle An- klärte, träge zurück. Da ein Traum ihm die Rache -''j für seinen Bruder geboten hatte, meinte er diesem göttlichen Befehl müssen, in vollem Umfange nachkommen zu auch wenn dies noch so So musste sich der L^surpator zu und Atrans gemacht schliessen, nach den Blut weiterem Erfahrungen, hatte, schien es die schwierige Alpenstrasse viel kostete, Kampf ent- er bei die ihm nicht unmöglich, auch gegen ein weit über- so 3. Maguentius uud Vetranio. 115 Er Hess daher eine legeues Heer zu verteidigen. alte die den Pass sperrte, wiederherstellen und legte eine Besatzung hinein, die ausreichte, um den Dnrchmarscli des Kaisers unmöglich zu machen. Befestigung, 5 gegen Belagerungsmasehineu Mauer zu führen, die umliegende Gegend war deshalb kaum o-anz wasserlos war und dadurch den Aufenthalt des Heeres sehr erschwerte, und aushungern liesseu sich tunlich, weil die Feinde die 10 weil nicht, zu einer Ein List. Comes Actus, Hess und wusste dann die 15 Zufuhr von sich die tun feindliche die Constantius, dieser uud sahen jetzt sie w^arfen Italien Ratschlägen sie am umgehen, überzeugten, abgeschnitten des anrücken dass sie waren, gaben und unter- Gehör Actus dass so Als die Soldaten sich. Schon 25 von aucli den und sich sie Heer des Kaisers das zugleich sich sei dem legitimen Während sie noch ergäbe. auf unwegsamen Felspfaden wenn Stellung bei Nacht Tagesanbruch der nehmen absichtlich gefangen von beiden Seiten bedroht war. bei aus daher griff Besatzung zu überzeugen, dass w^erde, Hess schward?;te, Italien Mau Lage des Maguentius hoffnungslos klügsten sie des Offizier Herrscher widerstandslos 20 die ihnen nicht gesperrt werden konnte. Mittag desselben Tages wurde dies o-eo-en dem Maguentius gemeldet, eiliger Flucht räumte. der sogleich Aquileja in Ungehindert konnte Constantius den Pass überschreiten und in die Stadt einziehen. Was an Besatzungen über Italien verstreut war, ergab sich 30 zum grössten Teil kurz vorher sich Siziliens dem Sieger. in grösster Eile Seine Flotten, die er erbaut hatte, bemächtigten und Afrikas, drangen in die Pomündung und schnitten den F'eind von den südlicheren Teilen Italiens ab, ja sie landeten sogar Truppen an den ein V. Die Constantinis<lie Dynastie. 116 Pyrenäen, die doron Pässe iMagnent'uiH, bosef/.tcn iiml slmiic Ver- Doch gelang es Verfolgern bei Ticinum unterbrachen. mit Spiuiien binduiip,' don gar zu liitzigen eine Schlappe beizubringen, uml dies genügte, um die Operationen des zaghaften Kaisers völlig zu lähmen, Statt hinter dem Usurpator -y her sogleich nach (iallien zu ziehn und dessen schon gebrochene Macht völlig zu vernichten, liess den von erfolg er sich durch jenen kleinen Miss- Gefahren eines zweiten Alpenüber- Er bezog in Mailand die Winterquatiere, beging hier seine Vermählung mit der schöneu Eusebia und feierte fröhliche Flitterwochen, während die Provinzen des Westens nicht nur von ganges zurückschrecken. den Barbaren, die er hatte, schrecklich selbst verwüstet, als Helfer herbeigerufen sondern auch durch die verzweifelten Rüstungen des Magneutius bis i5 auf das wurden. Und dem Tyrannen grausame Lust, möglichst viele sein Verderben, das er sicher voraussah, mit ihm büssen zu lassen; niemals wütete er furchtbarer gegen dieletzte lo Blut ausgesogen bereitete es eine 20 jenigen, welche er für seine Gregner hielt, als in diesem seinem letzten Winter (352/53). an seinen Wagen gebunden und So sie soll dann er einzelne in rasender Fahrt zu Tode geschleift haben. Erst Feldzug im Hochsommer 353 nach Gallien an. Bei trat Constantius den Mens Seleuci 25 (La- Batie-Mont-Saleon) iu den Schluchten des Bucch musste er sich den Durchzug durch das Gebirge mit einer neuen Schlacht erkaufen. Auch diesmal besiegt, floh Magnentius nach Lyon und sandte Botschaft an seinen Caesar, dass dieser sein Heer herbeiführen sie vereinigt könnten. solle, damit noch einmal das Kriegsglück versuchen Decentius hatte, seit er mit dem Purpur geschmückt war, eine schwere Zeit fruchtloser Kämpfe so Magnentius und Vetranio. 3. Mit durchlebt. Macht, kleinen der 117 Bruder sein die ihm hatte lassen können, war er von dem Alamannenköuio; Chnodomar schwer o-eschlag-en worden, und hatte 5 dann sich Mühe gegen nur mit plündernden Scharen behaupten können. weithin die Jetzt musste Land widerstandslos ihrer Raubgier preisgeben und wandte sich nach Süden, um seinem Augustus zu Hilfe zu kommen. Doch unterer das unglückliche wegs konnte 10 keineswegs Sache bereit und Abfall zu hatte waren, zu Aber noch ehe Zeit, musste des ihm ihre ihren für sie eiligst weiter- nach Lyon gelangen konnte, er Schicksal das dort sich verlorene Hauptstadt schloss die sondern Gallier die seine Die Trier, nicht hatte er strafen, dass für sich lassen. Reichsteils, Tore, ziehn. überzeugen, sich aufopfern westlichen 15 er des Magnentius ent- schieden. Die 20 Soldaten, hielten jeden wollten sich die ihm die weiteren noch Kampf geblieben für waren, aussichtslos kaufen, dass sie ihm den Usurpator auslieferten. bewachten daher den Palast desselben, nicht zu 25 sondern schützen, lassen. Als er dies um um er sich, Wahl zwischen willigem Tode oder qualvoller Hinrichtung blieb. so Sie ihn ihn uicht entschlüpfen zu wahrnahm, überzeugte dass ihm und den Seinen uur die tötete seine und Verzeihung des Kaisers dadurch er- frei- Er Mutter und die Verwandten und Freunde, noch umgaben, und die ihn 10. August 353 selbst in sein stürzte sich Schwert. dann am Coustantius Hess ihm das Haupt abhauen und es zur Abschreckungkünftiger Empörer durch die Provinzen des Reiches tragen. Als Decentius in Sens von dem Tode seines Augustus erfuhr, verzichtete er auf ferneren Widerstand und erhäno-te sich am 18. August. V. Die Constaiitinisclif 118 Dynastie. So war die Einheit des Reiches wieder nach mehr hergestellt, dreijährigen Kämpfen, a])or erst iii(dit nnr die kaiserlichen Finanzen, sondern als au(di die den Wohlstand der Privaten schwer erschüttert nnd durch den ungeheuren Menschenverlust seine Wehrkraft untergraben Und hatten. Dauer des Krieges trug an nur Vater zu tun mit pflegte, aufreibenden dieser der immer zaghafte, Wäre zaudernde Herrscher die Schuld. wie sein er, kühner Entschlossenheit in weniger als einem vorwärts gedrungen, so hätte er Doch werden können. seine eigenen meinte er sicherer je weniger er Grund Leistungen wieder sein desto sein, Selbstbewnsstsein. und P^r dies stärkte betrachtete dem daran, Titel dass „Meine Ewigkeit" und zweifelte es ihm beschieden sei, wie dem Reiche, so auch der Kirche ihre Einheit wiederzugeben. Wie seine er i5 sich den Auserwählten des Herrn, benannte sich als selbst mit nicht zu stolz liatte, seinem Siege eine wunderbare in Begnadigung Gottes zu erkennen, jetzt ^^ der Zeit mit seinem unfähigen Gegner fertig Drittel auf '' diese Aufgabe zu lösen versuchte, aber Beinühungen an ihr scheitern sah, soll 20 alle weiter unten dargestellt werden. jetzt Das Gottesgnadentum, dessen stolzes Gefühl ihn mehr als je erfüllte, hatte vor allem die Wirkung, ihm die erst Auflehnung gegen seine Gewalt, niedergekämpft hatte, als Frevel die er eben gegen den 2ä und ihn zu den Widersacher anzu- göttlichen Willen erscheinen zu lassen härtesten Strafen gegen seine spornen, weil sie ihm zugleich als Feinde des höchsten Zwar wusste er auch zu schonen; doch tat er dies nur, wo er damit dem klar ausgesprochenen Willen der Gottheit nachzukommen Himmelsherrn erschienen. meinte. Als Maanentius seine ffauze Verwandtschaft so Magiientius uud Vetranio. 3. hinschlachtete, hatte er auch seinem 119 Bruder Desiderius mehrere Wunden beigebracht; doch erwies davon sich keine Diese wunderbare Rettung, in der tötlich. als er den Finger Gottes erblickte, veranlasste Constantius, '' ausnahmsweise milde zu sein, obgleich der einzige über- lebende Spross des untergegangenen Kaiserhauses ihm als Usurpator hätte gefährlich werden können. war härter er Desto gegeu die untergeordneteu Helfer des Als er nach Beendigung des Bürgerkrieges im Herbst 353 zu Arelate seine Tricennalien feierte, Tyrannen. II) benutzte diese er Gelegeuheit etwa nicht zu einer Amnestie, sondern während der prunkenden Festlichkeiten gingen die Hochverratsprozesse ununterbrochen Seine Spürhunde durchzogen Gang. ihren traurigen i.j die Provinzen, überall nach Kompromittierten spähend; namentlich der Notar Paulus zeichnete sich unter ihnen wahrscheinlich aus, frommer Bote um war, L'O (HI dort 336). S. des derselbe Mann, den Frieden Als er in drohte, sein gegen in Scharen Ketten von legen Hess, Amt welche Wüten wenn niederzulegen, gar zu hemmen uud nicht diejenigen, keine haltbaren Verdachtsgründtv vorlagen, aus der Gefangenschaft entlassen würden. verhaftete Paulus den pflichttreuen und mit ihm diejenigen, Martinus, standen. 30 vor dem der die Beamten ihm persönlich nahedass jede Anklage wusste, zur Verurteilung führte, zückte Verzweiflung den Dolch gegen Paulus und in Da selbst Gerichte des unerbittlichen Kaisers fast mit Sicherheit dann als zur Aburteilung an das Hoflager zu befördern, sie suchte der Vicar Martinus sein iö vorher der Kirche herzustellen Britannien Schuldigen und Unschuldigen um der nach Afrika geschickt Constans die eigene Brust. Doch dies in seiner stiess ihn und ähnliches machte auf Constantius keinen Eindruck; weder entzog V. Die Coiistantinisclie Dynastie, 120 er dem Paulus Vertrauen, sein nodi wurde den Prozessen Einhalt geboten. Während im westlichen Iteichsteil die Ausrottung der Besten ihren gewohnten Gang weiterging, hatte sie auch im Orient nicht geruht, ja hier trat sie sogar Nerotypus, oft so noch hässlicher der uns begegnet, hatte in und bösartiger auf. Der der römischen Kaiserzeit so in dem Caesar Gallus Verkörperung gefunden. eine neue Viertes Kapitel. Constantius Gallus. Die I.ust am daran, zu erweisen, leo-enlieit audern gegenüber seine Überist wohl keinem Menschen fremd: stärksten aber wirkt sie bei feigen Schwächlingen, weil sie ihnen die Freude bereitet, sich über das Ge5 fühl im Ihre dem, der vollste der Lage in Befriedigung ist, in mit liebt bei dem entscheidend immer hinwegzu- findet sie das Schicksal bei seiner Bestreben, einzugreifen, von allen ihren Untertanen ge- und gesegnet zu werden, und auch später stand neben raffinierter Grausamkeit ein ver- ihnen schwenderisches Beschenken ilirer Günstlinge. schon das Beglücken eines Einzelnen als 20 sie zeitweilig und zwar kann dies in doppelter Weise geschehen, indem man sie beglückt oder sie quält und vernichtet. Nach beiden Richtungen hin pflegen Tyrannennaturen wirksam Caligula und Xero begannen ihre Regierung zu sein. Mitmenschen 15 'beschleicht, Stillen täuschen. 10 das eigenen Unzulänglichkeit, ihrer wieder das ganzen Martern Volk zum harte Arbeit, zu sein. und und Töten; Heile will werden, Gesellen jener ist viel man so Doch schwerer, gar einem erfordert das Art pflegen träge So überwiegt denn bald die Art der Machtwelche die bequemere und minder kost- entfaltung, spielige ist und zugleich einen gewissen schaurigen ^- 122 ''•'' Denn (leimss bereitet. anderer, denen lichom wenn und dass wir anzusehn, einjjfinden in Empfindung- nur zu trachtet, als einem Despoten weil leicht, diese erstirbt über das ge- er sich andern alle untergeordnete Geschöpfe be- tief :. k» mit deren I.ust und Leid er nichts gemein Auch hat. lassen, Grund nur im menschlichen meine Schicksal hoch erhoben wähnt und Menschen nur wir, aucli wirken uns auf T.eirlen ist, mit beha^^- der rauhen Wirklichkeit davor zu- in hat seinen Doch Mitgefühl. dass es anj^enelini Trauerspiel ein rückscheuen, l)ynastip. wir selbst entrückt sind, (irusoln wir f'onstantinisclic er darf mit Richard sagen: III. Denn Liebe, die Graubärte göttlich nennen, Sie wohnt in Mensclien, die einander gleichen, Docli nicht in mir: icli bin ich selbst allein. Zu der ]\Ienschenverachtuug, Kennzeichen der Tyrannen welche dass die, bei, tatsächlich wert sind. um sich dulden sie v, die ein regelmässiges bildet, trägt es wesentlich umgeben, der Verachtung- Denn da Geister nicht sie freie Umgang können, besteht ihr fast nur .><' aus niedrigen Schmeichlern, die alles an ihnen preisen und jeder ihrer Launen folgen. Für ihre Wohltaten Dank, den sie fordern; oft ist auch ihr Leben durch Verschwörungen bedroht, und finden sie fast nie den das Misstrauen, dass ihrer feigen Art wird so gesteigert und richtet sich gegen ihre gefügigen sie Werkzeuge sind. Doch natürlich alle, die ist. 20 nicht je entschiedener ausserhalb der Menschheit stehen, desto näher fühlen Gleich dieser halten sie Glück der Gottheit. und Unheil, Leben und Tod in ihrer Hand, und wie sie Anbetung für sich selbst verlangen, so sind sie sie sich auch bereit, sie einer Macht, die sie anerkennen, furchtsam zu gewähren. denn bei fast allen als noch höher So finden wir Tyrannen des Altertums, die uns so Coüstantiiis Gallus. 4. genauer bekannt sind, ein 123 Empfinden, tief religiöses das freilich oft höchst sonderbare Gestalten annimmt. Nero trug fromme Scheu, ihrer und damaligen Gestalt er weil einweihen zu lassen, Mysterien 5 skrupellos so sich, gegenüber Gottheit sittliche als er eleusinischen die in sich nach dazu sie Reinheit verlangten doch war, sonst Sünder schweren der fühlte; Verkehr mit dem Jupiter Capitolinus zu stehen; Domitian, Coramodus, meinte Caligula 10 Elao-abalus persönlichem in erfüllten alle Eifer. Leben za zittern, des Pflichten Je mehr gläubigem sie Grund mit Kultus für ihr hatten, mit desto heisserer Inbrunst suchten Gunst der Macht zu gewinnen, die ihnen nach ihrem Glauben Rettung oder Verderben bringen konnte. sie die Alle Züge, die für das Charakterbild der früheren 15 Tyrannen bezeichnend sind, finden sich auch bei Gallus wieder; nur in einer Beziehung weicht er von ihnen ab. Während sie alle ihre Macht auch zu wilden ge- schlechtlichen Ausschweifungeil missbrauchten, scheint 20 er ein treuer Gatte gewesen zu zum Dies wird sein. grossen Teil dadurch veranlasst sein, dass der kühne, herrische Geist der Constantia sich den schwächlichen Gemahl völlig unterworfen hatte Leidenschaften straff im Zügel 25 und seine sinnlichen hielt; das Sittengesetz des Christentums, doch mag das ja in aucii seiner damaligen Ausprägung keine Sünde mehr verurteilte, als die Unkeuschheit, dazu mitgewirkt haben. Gallus war nicht weniger Elagabalus. 30 antrat, fromm als Denn Domitian oder Als er eben die Herrschaft des Orients erfuhr er von der Ketzerei des Aetius, der eben damals die Sekte der Eunomianer gründete (S. 87). Sogleich entbrannte er in heiligem Eifer und gab den Befehl, dem Christuslästerer die Beine zu zerschmettern. Doch der Bischof Leontius von Antiochia, der ein 124 \'- Coii.sf;mtiiii.scli(; I>i'' hyiiastii,'. Schüler dos Luci;iiius war und daher zum Ariaiiisnius hinneigte, vermochte ilin, die Ausführung d(;s Strafurteils zu verschieben zu lassen. Der und sicli tiefgelehrte den Ketzer vorführen und welterfahrene Manu, der mit frommer (^berzeugungstreue eine hinreissende 5 Beredsamkeit vorband, gewann alsbald Macht über den kaiserlichen Jüngling. Er musste in dessen Um- gebung bleiben und wurde sein hochverehrter Lehrer und geistlicher Berater. Da im Ilaine Dajdme vor den Toren Antiochias dem ApoUon eine unzüchtige Feier begangen zu werden pflegte, übertrug um die Reliquien des Märtyrers Babylas hierher, ihre Macht die Dämonen zu bannen. Doch jo Gallus durch behielt er vor diesen immer eine heillose Angst und trat allem, was nach Zauberei aussah, mit den härtesten Strafen entgegen. Als er erfuhr, dass sein Bruder dem Heidentum zuneige, schickte er wiederholt den Aetius um zu ihm, ihn durch dessen kräftiges rechten Glauben zurückzuführen, stellte, als wenn er völlig bekehrt 10 Wort zum und da Julian sich sei, schrieb er ihm 20 einen uoch erhaltenen Brief, dessen Inhalt au die Bekenuerfreude Coustantins erinnert. In der ersten Zeit nach seiner Erhebung scheint auch er, wie Caligula und Nero, bemüht gewesen zu sein, seine Herrsclierpflichten treu zu erfüllen. versteckte Grausamkeit trat nur darin hervor, Seine er besondere Freude an dem Schauspiel von Faustkämpfern fand und sie desto lebhafter beklatschte, je mehr Blut und zerbrochene Knochen es gab. Erst als ein Aufstand und ein Mordversuch ihn über die Gefahren belehrten, drohten, brachte die jeden römischen Kaiser bedas Misstrauen seine tyrannischen Neigungen zum Ausbruch. sich in 25 dass Bei den Juden seheinen dieser Zeit wieder einmal Messiashoffuunffen so 4. Im zu haben. o'ereo't caesarea bei Constantius Gallus. ,1. Nacht die einen gewissen Patricius 125 352 ermordeteu römische sie riefen zu ihrem Könige aus, schnell verbreitete sich der Aufstand auch über i> Dio- in Besatzung-, und mehrere Doch das Heer, das andere Gemeinden Palästinas. Gallus ihnen entgegenschickte, besiegte sie leicht; die schuldigen Städte wurden niedergebrannt und ihre Ein- wohner zu den kleinen Kindern herab ermordet. bis wenn nicht gerechtfertigt, so doch entschuldbar sein. Denn während im Westen der Usurpator noch nicht besiegt war und In diesem Falle mochte eiserne Härte, 10 an der Ostgrenze die Perser drohten, musste die Ruhe im Innern erhalten werden, und wenn der Caesar zu diesem Zweck auch vor den grausamsten Abschreckungs1.5 mittein nicht zurückscheute, fand er dafür o'ewiss nicht nur bei seinem Augustus, sondern auch bei der grossen Mehrzahl seiner Untertanen die vollste Billigung. eine persönliche Gefahr trieb ihn weiter. tius 20 schon an jeder Siegeshoffnung verzweifelte, meinte er einen Frieden oder wenigstens einen Waffenstillstand dadurch vom Rückkehr damit in Kaiser erwingen zu können, dass er dessen den Orient nötig machte. dass erreichen, vertrat, 25 er den aus der Welt schaffen Dies wollte er Caesar, der ihn hier Er sandte daher liess. einen gedungeneu Mörder gegen ihn aus, der, in Antiochia angelangt, unter den dortigen zu werben suchte. Doch ein Soldaten Helfer das unbe- altes W^eib, achtet den Unterredunoen der Verschwörer hatte, 30 Doch Als 3Iagneu- zeigte gerichtet. reich und sie an; sie wurden ergriffen «-elauscht und hin- Constantia aber beschenkte die Denunziantin liess sie aus dem Tor des Palastes in einem Staatswagen durch die Stadt fahren, um durch diese Ehrung jedem vor Augen zu stellen, welch hoher Lohn dem beschieden sei, der den Caesar vor öffentliche V. Die Coiistaiitiiiisclie Dynastie. 126 Dies rief eine Menge Anklagen einer Gefahr vvanio. auf TTochvorrat sie oiler Zauberei hervor, wie schieclit die, auch begründet sein mochten, regehnässig zur Ver- urteihing führten. Nachdem sich hatte, es bald das so an diizu edle und l^^olter zu begonnen berauschen, 5 ging ohne jede Anklage seinen auch liber, Ilen.sclierj)aar lilut Tyrannenlaunen zu fröhnen. einen In angesehenen Alexandriner namens Clematius war seine Schwieger- doch mutter verliebt, Da zurück. schlich wies er ihre Anträge keusch Halsband palast und bot der Constantia ein köstliches wenn an, sie ihr dafür zur Kacho Sogleich erging an den Comes verhelfen man ihm auch nur gestattete, traf ein Wort gewissenlosen Mordes hergab, die und ohne Der Be- zum Werkzeug stand 15 der Verteidigung den Unschuldigen der Tod. amte, der sich so unbedenklich in w'oUe. Orientis Honoratus der Befehl, den Clematius hinrichten zu lassen, dass lu sich heimlich in den Kaiser- sie bei eines Constantius hohem Ansehn und wäre wohl imstande gewesen, 20 Willkühr des Caesar und seiner würdigen Frau durch hemmen. Um so mehr Nachgeben belehrt, ungehindert tun durften, was sie wollten, und seineu Einspruch wurden dass sie zu diese durch sein sträfliches begannen jetzt, sich der Freude am Martern und Blut- 25 vergiessen, die ihnen natürlich war, in voller Freiheit hinzugeben (Winter 353/54). Als frommer Christ konnte Gallus nicht den An- spruch erheben, dass göttlich verehre; man ihn mit Gebeten und Opfern doch jener Gottheitskitzel, der bei den heidnischen Tyrannen der früheren Jahrhunderte hervorgetreten war, blieb auch ihm nicht s,o widrig fremd. Auch er wollte nicht auch beglücken, selbst wo die nur strafen, sondern Natur der Dinge dem ao Coustautius Gallus. 4. 80 gab er im Frühling 354 zu widerstreben schien. müsse werden, und billiger ilesselben für 5 von Antiochia Stadtrat (-lern den Ausführung unmöglich erklärte, wollte er seine alle Doch diesmal fand Hono- dem Caesar sich Korn das Befehl, als dieser die Mitglieder hinrichten lassen. ratus den Mut, zu widersetzen, und Sich an einem so so den Massenmord. hohen Beamten, wie der Comes Orientis es war, zu rächen, wagte Gallus noch nicht; doch fand er ein Als die Teuerung zuanderes Opfer seines Zornes. verhinderte 10 127 nahm, hetzte Volk auf Theophilus, den er das Statt- halter von Syrien, und erregte so einen Aufstand, bei dem das i.j dieser von den aufgeregten Haus Massen zerrissen und dem man wahr- eines reichen Antiocheners, scheinlich Koi-nwucher Schuld gab, in Brand gesteckt wurde. Schon vorher war in Antiochia ein System der Spionage organisiert worden, wie es selbst unter der Despotie 20 römischen der gleichen gefunden Freunden trauten über den ihnen Caesar hat. Kaiser Selbst im oder kaum engsten und seine Gattin äusserte, wurde Nach Dunkelvverdeu zog zugetragen. alsbald umher, um seiues- Familienkreise er in höchst eigener Person verkleidet in 2ü je was man unter ver- auszuhorchen, So verbreitete sich bald in den Strassen was man über ihn sagte. Antiochia die ängstlichste jedes Gespräch über politische Dinge und Persönlichkeiten schien gefährlich. Denn selbst Leisetreterei; wenn sie Ohren kam, eine Anklage auf Hochverrat herbeiführen, und dann hatte man eine :io ganz unschuldige Äusserung konnte, entstellt zu dem erwarten, Gallus dass presste, das der erwünscht war. zu die Folter jedes Geständnis er- Grausamkeit des unerbittlichen Richters V. Die ronstautinisclie Dynastie. 128 Thalassius, gegeben war, dem Caesar <lor über liatte zwar ihn Praefect bei- wieflerholt bei als Constantins Klage gofiihrt; doch zu einer energischen Zurechtweisung Denn er koinite zitterte dieser seiner Kreatur sich ffe^en ihn selbst ein nicht sich aufraifen. dass der Caesarenwahnsinn davor, wenden und ihm Und neuer Usurpator erstehen könne. :« so freilich war der Beherrscher des Orients selbständig genug, eine Erhebung versuchen zu können; doch der um furchtsame Gallus hätte sich niemals der Gefahr auseiner gesetzt, Augustus sie so erdrückenden Übermacht, wie ihm gegenüber Auch ento-eo-enzutreten. beo;ing, hätte er nicht besass, in offenem Untaten, die die wenn gewaat, er Kampf täglich er gemeint hätte, dass Constantius ebenso für die Sicherheit seiner Unter- tanen eintreten werde, dass fiberzengt, sieh Willkürakte ersten 1.5 Hätte er wie für die eigene. seine lo sein den Zorn des Kaisers erregten, er wäre vor den späteren zurückgescheut. sicher fürchtete und persönlich sich zu So von Feiglinge gegenüber, aber sorgfältig in Trotz reizen. standen denen jeder andern nahm, ihn Anklagen des Acht aller zwei sich den 20 Constantius seinen Caesar mit Praefecten behandelte katzeuhafter Freundlichkeit und gab ihm dadurch den Mut, seineu Tyrannenlaunen Zügel immer mehr die zu lockern. Gleichwohl witterte Gefahr für auch sich selbst er und suchte schwächen, indem er dem Gallus das die in der freundlichen sie Form, abzu- Doch dass er über ge- von aufrührerischen Geiste der Soldaten sprach und sich stellte, als lieben wenn er nur für die Sicherheit seines Verwandten besorgt sei. Und auch 25 eine Kommando meisten Truppen des Orients entzog. schah dies dem diesen in dass diesem nur noch seine Leibgarden blieben, beruhigte die Angst 3o 4. Constantius deun des Kaisers nicht; ausgeschlossen, 5 freilich war es Heere des Orients, die dass 129 Gallu.s. nicht aus- auch wenn Gallus nicht mehr den Oberbefehl über sie führte, ihm doch bei einer Usurpation zufielen. Unterdessen war Thalassius gestorben, und als im Sommer 354 sein Nachfolger Domitianus nach Antiochia geschickt wurde, gab ihm der Kaiser den Auftrag, er solle Gallus durch freundliche Überredung zu bewegen 10 suchen, dass er Westens komme, wo man ihn das Hoflager des an leicht hätte unschädlich macheu können. Doch wie gewöhnlich hatte Constantius sein Werkzeug schlecht gewählt; der neue Praefect war ein rauher, offenherziger Mann, zur Ausführung 15 eignet. Anschläge hinterlistiger In Antiochia angekommen, gar nicht erfüllte genicht er dem Caesar dem Verwände eines einmal die Pflicht der Höflichkeit, sich vorzustellen, sondern blieb unter Unwohlseins lange wahrscheinlich 20 in um seinem Amtslokal eingeschlossen, sich zunächst über die Zustände Da mag des Orients zu unterrichten. er denn auch von der Feigheit des Gallus gehört haben und zu der Ansicht gelaugt sein, dass er sein Ziel am leichtesten Als durch schroffe Einschüchterung erreichen werde. er daher endlich 25 wurde, in das Consistorinm berufen fuhr er ohne jede Einleitung mit dem kurzen Gebot zum Augustus, Caesar, wie es befohlen wenn du zauderst, ich anordnen werde, dass man dir und deinem Hofe die Verpflegung entziehe." Nachdem er dies gesagt hatte, heraus: „Reise ist, 30 und wisse, dass, ging er hinaus und Hess sich trotz wiederholter Ein- ladungen nicht wieder vor dem Caesar sehen. durch mit militärische Recht erzürnt, Bewachung, Staatsgefangenen. Seeck, Untergang Da stellte ihn Hier- dieser unter behandelte ihn also versammelte der Quaestor der antiken Welt. IV. 9 als ^- 130 Montius Constaiitiiiisclie Dynastie. r)if! Angesehensten die ihnen vor, stellte dass der I.eihwüclitor un«l Verfahren gegen solches ein einen Beamten, der keinem anderen (jericht als des Augustus Auflehnnng einer unterstehe, dem gegen diesen selbst gleichkomme; er forderte sie also auf, dem Befohl des Caesar Zweifel war dies ein und Gallus wäre Disziplin, in er sowohl den Quaestor da er selbst über sie keine richterliche Formen zu kümmern, war und nahm lieber stachelte sie Strassen, und aufgegeben Fluss als Domitian sie Es genügte, Formen dass juristische Gewohnheit, Recht suchte. Antiochias und gegen die wider- aus iJ Häusern, ihren unter ihren Fäusten den Geist wurden hatten, o-eworfen. allen um seine rohen Misshandlungen durch die unter die Leichname die eine folo-te Verratsprozessen gegen die sich lo zum Krawall w^illkommen war, und Montius schleiften Gewalt besass, Die barbarischen Krieger, auf. denen jeder Anlass rissen Doch nicht Rede eine Beamten spenstigen auch den Praefecten, er Rache, als dass er durch sie als daher die Truppen Er versammelte gegen die seinem Hechte gewesen, wenn bei Constantius verklagt hätte. Ohne gehorchen. zu nicht schweres Vergehen > Reihe in 20 den von Hoch- Freunde der Ermordeten, Hohn sprachen. Es des Rechtes Montius unter den Händen seiner 25 Mörder nach Epigonus und Eusebius geschrien hatte, um zw^ei Männer, die zufällig diese sehr häufigen Namen trugen, aber gar nicht die wirklich Gemeinten waren, nach grausiger Folterung Auch offen zur jetzt wagte Constantius dem Tode zu weihn. nicht, seinen Caesar Verantwortung zu ziehen, ja den alten Be- fürchtungen, die ihn daran gehindert hatten, trat noch eine neue hinzu. Nachdem Gallus den Oberbefehl über die Heere des Orients hatte niederlegen müssen. so war über- ürsiciuus Militum Magister deu auf er 131 Coustantius Gallus. 4. gegangen, einen Veteranen aus Coustantius Zeit, der tüchtiger Feldherr anerkannt als sehr beliebt war. 5 bei Musste ihn beim Kaiser zu verdächtigen. fürchten, den Soldaten Dies gab seinen Neidern Anlass, man nicht wenn im Orient kein Vertreter der Gewalt mehr anwesend sei, Ursicinus zum dass, kaiserlichen So wurde denn zuerst dieser unter ehrenvollen Vorwäudeu an das Hoflager nach Mailand beschiedeu, ehe man sich an Gallus Augustus ausgerufen werde? 10 heranwagte. Durch immer dringendere Botschaften wurde der Caesar zu seinem Augustus geladen, wenn 15 er über als aber nicht Schandtaten Rede seine man ihm Vielmehr deutete solle. gern ihm an, dass seine Gallien, wo noch immer sei die Hilfe als die Germanen sei, des Mitregenten jetzt dringender nötig, im Orient. die und hausten, Gallus traute diesen heuchlerischen Versicherungen nicht; sein Gewissen sagte ihm, er sie Schwester zu um- liebe armen, von der er so lange getrennt gewesen 20 mau jugendliche Übereilungen werde gelten lassen. Constantius wünsche, in als stehen schwerste Strafe verdient habe, und dass jetzt drängte ihm die Todesfurcht w^irklich den Gedanken 25 an eine Usurpation legen hatte. 30 Doch ihm früher sehr fern geihm der Mut dazu, uud es auf, der fehlte war mehr als zv,'eifelhaft, ob die Soldaten, die ihn weder liebten noch seinen Feldherrngaben vertrauten, sich von ihm würden fortreissen lassen. So entschloss er sich denn nach langem Zaudern, dem Rufe zu folgen, und sandte einstweilen seine Gattin voraus. Sie, die durch ihr kühnes Einschreiten die Donauproviuzen vor Magnentius gerettet uud ihrem Bruder erhalten hatte, besass so grosse Ansprüche an dessen 9* ^- r)ic Constantinisclie Dynastie. 132 man Dankbarkeit, dass Zorn seinen wurde sie würde wolil hoffen durfte, sie Doch können. liesiinftigon unterwegs von einem Fiefjer befallen und starb schon in Bithynien, ehe auch nur die Hälfte der Reise sie So musste Gallus, auch dieser Für- vollendet hatte. Sprecherin beraubt, Weg den gefährlichen in 5 halber Verzweiflung antreten. dem Zuge durch Asien Als er auf wieder Mut. alter Fröhlichkeit dem selbst Denn es nahm an den Circusspielen Sieger den Kranz Weiterreise er Constantinopel In wurde er unter er sogar in ohne dass Bewachung gehalten. solange er den Truppen des Donauheeres nahe war, erschien er Erst gefährlich. dem ängstlichen Kaiser noch immer Poetovio (Pettau) schon er als in Eine Schar, die Constantius Maske ab. sorgfältig aus ihm persönlich verpflichteten Soldaten zusammengesetzt hatte, empfing ihn hier und führte ihn, nachdem mau ihm die Abzeichen der Caesarenwürde genommen hatte, als Gefangenen nach Pola, wo i& man ganz nah der italischen Grenze anlangte, warf die lo und drückte Auch auf der nur heimlich und, er fasste teil aufs Haupt. bemerkte, mit überall empfangen wurde, gewohnten Ehren den feige einst den jungen schon Wie Purpurschuhe dem hatte. ereilt Crispus Siegeszeichen ein Kaiser sein 20 Schicksal wurden seine 2» nach Mailand überbracht, der mit freudiger Erleichterung die Nachricht empfing, dass er keinen Nebenbuhler Auch hierin Gottes, sieht, und wie sie nicht Hatte er ihm sah er ein mehr zu fürchten habe. neues Zeichen der Gnade es scheint, hatte er anfangs die Ab- durch einen Eidbruch zu verscherzen. dem Caesar bei seiner Erhebung zugeschworen, nichts Böses zu sinnen, so wollte er dies wenigstens soweit halten, dass er ihm das Ijeben schenkte. Zum 3a Constantius Gallus. 4. Lügen war er 133 zwar immer unbedenklich bereit gewesen, Schwur hegte er um des zweiten fromme Scheu, wievielmehr vor einem aber vor jedem Gebotes willen In seinem Auftrage konnte daher noch der falschen! 5 ihm mit neuen der Gallus gefangen nahm, Offizier, Eiden versichern, dass ihm nichts Schlimmes weiter geschehn Doch der junge Bösewicht glaubte an seine Rettung und sah dem Tode mit solle. selbst nicht Als Abgesandte des stumpfer Verzweiflung entgegen. 10 Constantius ihn Pola einem Verhör unterwarfen, in wusste er auf die Fragen, warum er den oder jenen habe umbringen lassen, nichts Besseres zu antworten, Constantia ihn dazu angestiftet habe. als dass elende Versuch, 15 alle Schuld auf seine tote Schwester neuem abzuwälzen, erfüllte den Kaiser mit er die Nachricht Dieser Als Zorn. davon empfing, Hess er sich auch und durch seinen Schwur nicht mehr zurückhalten, erbärmlicher Angst der schon wochenlang in Gallus, zwischen Leben und Tod geschwebt hatte, wurde auf 20 Auch über seinen Befehl enthauptet (Ende 354). seine "Werkzeuoe, vor allem über die Soldaten, die sich bei der Ermordung des Montius und Domitianus hervor- getan hatten, erging jetzt ein furchtbares Strafgericht. Noch waren 25 die beil schon Anhänger des und HenkerFreunde des Gallus Prozesse gegen Magnentius nicht abgeschlossen, gegen wieder die als Folter die wüteten. So war denn Constantius zum erstenmal voller Alleinherrscher geworden, und sogleich erwies er 30 Gott, der ihn ohne sein dazu gemacht hatte, seine Dankbarkeit. 1. Dezember 354, also dem Verdienst und Würdigkeit etwa um Denn am dieselbe Zeit, da er jenen Eidbruch beging, erliess er ein Gesetz, das wohl eine Art Sühne dafür bieten sollte. Es verfügte, dass V. Die Constaiitiiiisclio Dynastie. 13-1 alle Tompel geschlossen Darbringung heid- die uinl nischer Oi)fer mit Enthau|)tinig und Konfiskatif)n Vermögens bestraft werden solle. das unter den Kaisern, die ihm Toleranz schön seinerseits gepredigt Irindlidi rüstete hatte, Bauern zum sind Vielleicht 0])fer gefallen; waren, sich festhielt, heran, obgleich leicht einige arme doch an den alten Adel wurden, wenn sie wagten sie -i vollem Umfange ihm des Senats, dessen konservativer Sinn noch meist Väterglauben so jetzt Allerdings fehlte zu blutiger Verfolgung. viel daran, dass jenes harte Gesetz in ausgeführt wurde. des Christentum, l);is Beamten sich die selbst am lo nicht mit Strafe bedroht den heidnischen Kultus duldeten. Ebenso wurden die Führer der literarischen Bewegung verschont, auch wenn sie sich, wie Themistius und 10 Libanius, ganz offen zur untergehenden Religion be- kannten, ja der Kaiser selbst erwies ihnen die höchsten Denn Ehren. er hielt auf Bildung vor der Nachwelt sich decken, fallen wenn wäre. ein mit und hätte gemeint, ewiger Schmach zu be- berühmter Redner durch ihn ge- 20 Es bewahrheitete sich eben wiederum, immer unter einem despotischen Regiment persönliche Einflüsse mächtiger sind als Gesetze, und selbst dass der religiöse Eifer des Herrschers konnte daran nichts 25 ändern. Desto freudiger bewährte er ihn in immer er- neuten Versuchen, die Einheit der christlichen Kirche, die der Glaube verhiess, die aber in der rauhen immer nur frommer Wunsch geblieben Doch hier war, mit Güte oder Gewalt herzustellen. Wirklichkeit stemmte sich ihm eine Macht entgegen, der das absolute Kaisertum nicht o-ewachseu war. selbst so Fünftes Kapitel. Der Kampf um die Glaubenseinheit. Als durch die Kriegsdrohung des schreckt, orientalische die Constans Geistlichkeit der ge- Rück- berufung des Athanasius und seiner Genossen zuge- 5 stimmt hatte (S. 84), war doch eine kleine Zahl von Starrköpfen übrig geblieben, die lieber den Frieden des Reiches, als ihren prinzipiellen Standpunkt opferten. Etwa dreissig Bischöfe Synode schreiben erlassen, 10 waren in Antiochia zu einer und hatten ein Rund- zusammengetreten durch welches die Rückkehr des Athanasius für widerrechtlich erklärt und alle Gemeinden der Christenheit aufgefordert wurden, ihm die Kommunion Gregorius tot Da zu versagen. war, wählten sie gewissen Georgius, der einstweilen 35 ziehten musste, sein Als dann der Amt Tod in sein Gegenbischof an dessen freilich Stelle einen darauf ver- xilexandria anzutreten. des Constans im Orient bekannt wurde, erwartete Athanasius das Schlimmste, und kein Mittel war ihm zu Schrieb er doch 20 schlecht, um die Gefahr abzuwenden. sogar heimlich an Magnentius, den Mörder seines Wohltäters, und suchte dessen Schutz, der damals noch sehr wirksam erscheinen konnte, für gewinnen. Die Truppen des Usurpators waren nach Libyen vorgedrungen, hatten also einen Teil sich zu ja des ägyptischen Sprengeis schon in Besitz genommen V. Die Constantinische Dynastie. 136 (S. 100); war begründet, mitliiii (lass Andenken zu stark, er des ermordeten als war als er Pietät für das die noch Bruders einstweilen dass der Kaiser die Versprechungen, die ihm gegeben vielleicht Magnontius noch minder gefährlich, Vielleicht hatte. ganz un- sein alter Feind dafür erwies sich Constantius zunächst gefürchtet ihm konnte Gefallen freilich nicht tun; nicht ]']rwartuiii:,- bald auch in Alexandria einziehu sie Diesen würden. die auch hatte, scheute gleich er hätte mögen; brechen Aufstände, die neue die 10 Verbannungen von Bischöfen hervorrufen mussten, und wollte, während er von äusseren Feinden ringsum bedroht war, im Innern seines Reichsteils den Frieden erhalten: Folgezeit beruhigte jedenfalls einen Brief, in in dem seiner er Athanasius er durch ihm versprach, ihn für alle Auf dies Stellung zu belassen. ij Kaiserwort gestützt, hielt der Bischof sich für völlig sicher und vergass Christen, lichste dabei, wie Constantius dass für einen so es war, auch frommen das feier- Versprechen ungiltig wurde, wenn es mit den 20 Forderungen seiner Religion nicht mehr vereinbar Es kam nur darauf an, den Kaiser zu überschien. dass die Gebote Gottes einen Wortbruch von zeugen, ihm forderten, Schlacht bei und dies sollte schon gleich nach der Mursa einem Gegner des Athanasius 25 gelingen. V^'ährend sonst der lateinische Westen im Streite gegen die Christomachen fest zusammenhielt, hatten zwei pannonische Bischöfe, die schon durch die Nachbarschaft ihrer Städte in enger Verbindung standen, Ureacius von Singidunum und Valens von Mursa, sich den Eusebianern angeschlossen. Reise Sie hatten die weite nach Tyrus nicht gescheut, um urteilung des Athanasius mitzuwirken, bei und der Verals diese 30 Der Kampf 5. später die Glaubeuseinheit. wurde, angefochten teidigern gehört. um ihren zu Nachdem aber ihren Gegner freigesprochen 137 eifrigsten Ver- das Concil von Serdica und die Ankläger des- mit dem Anathem belegt hatte, entzogen sie dem Zorne des Constans, der sie mit Absetzung selben 5 sich und VerbaunuDg bedrohte, indem sie nach Rom reisten und sich vor versammeltem Klerus feierlich dem Spruche verurteilten 10 Papstes des Urkunde sie die Julius eigenhändig einer in unterwarfen. Lehren des Arius, schuldigungen, wegen deren sie Zugleich geschriebenen erklärten alle Be- den Athanasius früher für falsch und erlogen und traten ihm in Kommunion. Doch als Constantius in Pannonien eingerückt war, widerriefen sie diesen Widerruf und kehrten zu der Partei zurück, der ihr Ein jetziger Herrscher seine Gunst zugewandt hatte. so schimpflicher Doppelverrat würde heutzutage jeden Mann von öffentlicher Wirksamkeit und vollends gar einen Geistlichen moralisch vernichten; in jenem feigen verurteilt hatten, brieflich mit 15 20 Zeitalter nicht dagegen dachte man erbärmlich genug, ihn nur mit der Furcht vor dem Kaiser zu ent- schuldigen, sondern auch den Verrätern wieder führende Rollen zuzuweisen. sehr bald Ja der eine von ihnen brachte es durch frommen Hokuspokus dahin, 25 dem Constantius für einen Heiligen zu gelten, der in unmittelbarem Verkehr mit der Gottheit stehe. Dass die Entscheidungsschlacht gegen Magnentius innerhalb seines Bistums stattfand, wusste Valens schlau zu 30 benutzen. Während bei Mursa die Soldaten für ihren Kaiser kämpften und fielen, kniete dieser meilen- weit hinter der Front in einer einsamen Kapelle, und der Bischof der Stadt half ihm beten. nützlichen Beschäftigung war, erschien dem die Als über dieser Nacht hereingebrochen A^aleus ein Ens:el und verkündigte ]3S \'. ihm, als (lass jener der Sieg gewonnen mit sondern anch, Schlacht entschieden Kraft die lia))e. um nur. «lass werde, Gebetes Mann von die dieser 5 aberglänbischen Kaiser und gebrauchte dies so- an der Partei, die ihm eine so schmach- Unterwerfung aufgezwungen volle nifiit seines ]*^in dem niusste bei EinHuss gewinnen grossen gleich, dass dies sich später begnadet Oesicliten liirnnilischen W nndormacht Da sei. glaubte Constantius erwies, walii- Dynastie. f'onstantiiii.s(;lie I>i<" seine hatte, Rache zu nehmen. lo Sein erstes Opfer wurde Paulus von Constantinopel. Schon gleich nach dem Tode des Constans hatten Eusebianer neuen Mut gefasst; bedrohten sicht die sie die höhnischer Zuver- voll Orthodoxen, und es ist sehr wahrscheinlich, dass hierdurch Reibungen hervorgerufen 15 wurden, die sich im Laufe der Zeit verschärften und und endlich in Tumulte In offene Gewalttat übergingen. dessen Constantinopel, grossstädtischer Pöbel zu religiösem Aufruhr von jeher sehr geneigt war, solche Kämpfe zuerst Anlass gegeben haben, Mal starb, schon sehr sein Bischof seinen Verbannung zu in die wir Paulus Mursa ausgebrochen mögen und zum den treiben. Jedenfalls finden nach der Schlacht bei bald 20 fünften dem armenischen Cucusus, wo er kurz darauf wie man wohl kaum mit Recht flüsterte, er- in 25 mordet durch die Werkzeuge des Kaisers. Unterdessen war jener Georgius, den das Concil der Dreissig zum Gegenbischof des Athanasius ordiniert am Hoflager des siegreichen Herrschers eingetroffen, um dort seine Sache zu führen. Als gegen hatte, Ende 351 die in Sirmium unter den Augen des Kaisers welche die Lehren des Synode zusammentrat, Photinns verurteilen stinimberechtio'tes sollte Mitoflied (S. 114), daran durfte teilnehmen, er als womit so Der Kampf 5. die Zwar damals die Glaubenseiulieit. Bischofswahl seiner Giltigkeit setzung des Athanasius zu brechen; ) anerkannt war. wohl noch Constantius beabsichtigte 139 eben erst gegebenes Wort dnrch die Ab- sein nicht, um ihm angemessen scheinen, in doch mochte es Alexandria ein Doppel- bistum zu dulden, damit auch diejenigen, w^elche sich der starren Orthodoxie eines fernhielten, Führers nicht entbehrten. geistlichen Eine neue Kirche, die er dort erbauen Hess, näherte sich der Vollendung; dies 10 prächtige Denkmal Kirchen der Stadt seiner Frömmigkeit, das alle älteren dem Doch Athanasius, der 15 nahm er macht, stiftet um überwiesen Gieorgius dies übertraf, sollte werden. ahnen mochte, baute vor am es April 352 19. Ganz ähnlich hatten als bei der Osterfeier in es die Donatisten hatte; damals hatte die rechtgläubige Geistlichkeit, geduldig ihr hingenommen, und auch der Kaiser hatte (III S. 33'J). Doch seitdem waren gefügt mehr als liche Krawalle so häufig gewesen waren, dass sich ge- Constantin in Cirta einen Kirchenbau ge- Volksaufstände zu vermeiden, diese Anmaassuug sich 2') weit und stellte den Kaiser vor eine vollendete Tatsache. Noch ehe das Gebäude fertig und eingeweiht war, Besitz. -'0 Umfang an wahrscheinlich zwei Jahrzehnte vergangen, in denen kirch- ganz an loren hatte. sie mau gewöhnt und jede Scheu davor ver- Sogleich Bischöfe zusammen, trat um eine Anzahl orientalischer den Übergriff des Athanasius gegen ihn auszunutzen, was um so mehr Aussiclit auf Erfolg hatte, als der Kaiser persönlich dadurch verletzt -0 sein musste. wagte man Doch durch frühere Erfahrungen nicht, ohne die Unterstützung belehrt, Roms vor- zugehn, und richtete daher die Anklage zunächst an den Papst. Dieser hatte sich zwar auf die war das geschehen, früher Seite des Athanasius gestellt; doch V. Die C'onstantinische Dynastie. 140 als der Unterstützung- des Constans für or Da seinen Schützling sicher war. Änderung Und dass nach den schien auch hatte, nicht rolitik ausgeschlossen. von Beschlüssen Serdica die obgleich sie sich ihnen widersetzt hatten, Orientalen, dennoch seiner und er jetzt eitlen andern Kaiser mit anderen Gesinnungen eine sicli seine Gewalt richterliche seinen Machtgelüsten schmeicheln gegenkommen musste anriefen, und ihn zum Ent- geneigt machen. Die Anklageschrift war an Papst Julius gerichtet; denn im fernen Orient wusste man noch er schon am 12. April 352 gestorben und Liberius an seine günstig sein. die Mai dieser Hoffnungen der Ankläger nur war vorher Julius 22. Doch getreten war. Stelle Wechsel konnte für am lo dass nicht, so entschieden für i5 Athanasius eingetreten, dass er seine Stellung zu ihm nicht ändern leicht konnte, ohne päpstliche seine Autorität zu gefährden; sein jSachfolger dagegen hatte keine Vergangenheit, erlegte, und konnte und des die ihm Verpflichtungen sich entscheiden, heiligen Stuhles Nutzen zurück, die Orientalen sie gegen ihn ebenso so mit vielleicht Rom musste er fürchten, würden, aufsässig schickte das sie Dauer des Er nahm dass gegen Streites daher bytern nach Alexandria, Rom um drei Pres- den Angeklagten zur Ver- zu laden. Hatte Athanasius bisher in 30 Rom und den Bischöfen des Westens seine festeste Stütze gefunden, so schien ihm jetzt 25 das ihm übertrugen, freudig an und eine feierliche Gesandtschaft von antwortung nach wie 20 er auf die Gemeinschaft gar gewöhnten, ganz zu verzichten. Richteramt, Wies entsprach. seinen Vorgänger, und bei längerer sich auf- wie dies seinem auch diese zu brechen. nung, sich zu behaupten, beruhte Seine einzige Hoffjetzt auf den fana- um Der Kampf 5. die Glaubenseinheit. 141 Volksmasseu, durch deren totverachteude tisierten sich Constantius vielleicht ebenso einschrecken Wut liess, wie dies bei seinem Vater zu wiederholten Malen geDoch nur inmitten seines Heeres konnte lunsren war. 5 er den Kampf aufnehmen; um halten und, es So weigerte er behrlich. es schlagfertig zu er- den Feind gegen nottat, zu seine Anwesenheit in Alexandria unent- war schicken, sich, Rom nach zu reisen, Gegnern schutzlos ausgeliefert gewesen wäre, und liess sich dafür von Liberius vou der Kirchengemeinschaft ausschliessen. Wusste er doch, wo 10 wenn er seinen dass es zur Zeit nicht auf den Papst, sondern nur auf den Kaiser ankomme; erwies dieser sich versöhnlich, Einstweilen berief so war auch jener leicht gewonnen. 15 der er auf sie in Synode der ägyptischen eine er verlassen zu können. um sich Achtzig Bischöfe traten Alexandria zusammen und erklärten ihr Oberhaupt natürlich für schuldlos. 20 unter Geistlichkeit, gründlich genug „gereinigt" hatte, zugestellt und etwa von Gesandtschaft drei abgeschickt, Votum wurde dem gleichzeitig vier alexandrinischen um Ihr dort am 19. ägyptischen an Presbytern die Sache des Liberius Mai 353 eine und Bischöfen das Hoflager Athanasius zu vertreten. Unterdessen hatte sich Constantius schneller, als 25 man war erwarten konnte, der Alpenpässe bemächtigt und in Italien eingedrungen. Als Magnentius in über- stürzter Flucht Aquileja verliess, werden seine Papiere dort zurückgeblieben und so auch die Briefe, die Atha30 nasius an ihn gerichtet hatte, in die gefidlen sein. mittiert, dass Damit war jener seine Siegers kompro- Gesandten es gar nicht wagten, und unverrichteter Sache Und schon vier Ta2,-e nacli ihrer Ab- vor den Kaiser zu treten, heimkehrten. Hände des so unheilbar V. JJic Coiislaiitinisclie Dynastie. 142 am reise aus Alexandria, herr Montanas hier Mai 353, war der Kammer- um angehingt, das an Verautvvortun«'- 23. lloflai^er Athanasius al)zii zur Doch führen. hinterhältig, wie Constantius war, hatte er diese Yor- hidung nocli Montanas am brieflich diese eine in Form milde sehr gekleidet. •'' erklärte, dass der Bischof selbst den Kaiser ihm Audienz gebeten habe eine jetzt bewilligt behauptete Athanasius, geschrieben haben; zu werden niemals einen derselbe und dass Demgegenüber solle. Brief solchen müsse von irgend lo einem seiner Feinde gefälscht sein. Da also die Einladung des Kaisers auf einer falschen Voraussetzung beruhe, Hess brauche sich zufrieden nicht er durch stellen, zu nicht ihr Montauus diese folgen. schlechte Natürlich Ausrede sondern verlangte Gehorsam Doch während für den Befelil des Herrschers. ij dieser Yerhandluugen war auch das Volk von Alexandria von der Gefahr seines Oberhirten unterrichtet worden; es rottete sich zusammen und nahm eine so drohende Haltung an, dass der Abgesandte des Kaisers es ge- 20 raten fand, ohne Athanasius an das Hoflager zurück- zukehren. Hätte Constantius sogleich die Militärmacht einschreiten lassen und den aufsätzigen Bischof zur ver- dienten Strafe gezogen, so wären ihm schwere innere Kämpfe Doch der erspart geblieben. -'j Zauderstrategie, die sieh in seinem Feldzuge gegen Magnentius bewährt zu haben schien, blieb er auch Streite treu. Athanasius Er hatte niclit in seinem kirchlichen Wort zu dürfen. der geistlichen Wäre er den verpfändet, wieder abzusetzen, ohne Zustimmung -brechen sein und glaubte Autoritäten schnell es nicht und energisch vorgegangen, so hätten diese, des kaiserlichen Schutzes, den sie unter Coustans genossen hatten, beraubt und so Der Kampf 5. um die Glaubeuseinlieit. 143 durch seine glänzenden Siege erschreckt, wohl kaum einen Widerspruch gewagt. Doch als er immer wieder um schüchtern die 5 auf ihre Bischöfe immer zäher und Um 10 gewinnen und zugleich dem den Athanasius von tun, Denn sein. der hatte der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen; doch keiner der beiden damit erreicht zu Kampf- yerstockter. den Orient zu siegreichen Kaiser einen Gefallen zu Papst alte und wurden mit der o-enossenschaft mit Athanasius Zeit besannen sich ihre Unterstüzuug bat, occidentalischeu Zwecke schien achtzig orientalische Bischöfe hatten sich für den Gebannten erklärt, eine viel 15 grössere Zahl, als seine Übereilung Stellungnahme des und wünschte Athanasius Anzahl aus ihrer teilgenommen und den Marcellus Presbyter als trauenswürdigen Glaubenszeugen 25 und Hessen Aquileja dem diesen eine bitten, zu berufen, das, sie die Sache Urteil einer entsandten eine zwei und den Yincentius am und daher hatte er Er versammelte daher Bischöfe, Mitte, von Capua, der jede persönliche indem unentschieden als italischer jetzt, vermeiden, zu neuen Synode überwies. 20 augeklagt hatte, vorher ihn und auch Constantius zauderte, seine Absetzung zu vollziehen. Da wurde Liberius stutzig; er bereute nicänischen Concil einen für galt, sehr ver- an den Kaiser Yersammlung nach an der Ostgrenze Italiens gelegen, auch den orientalischen Bischöfen keine gar zu weite Keise zumutete. Xachdem ihm auch 30 der gallische Reichsteil zu- gefallen war, hatte Constantius sein Hoflager in Arelate aufgeschlagen und beging hier im Herbst 353 mit grossem Prunk sein dreissigjähriges Regierungsiubiläum, Maouentius das zuo-leicJi o-elton als konnte. Feier des Sieo-es über Damit diesem Fest auch V. Die Coustuiitinischc Dynastie. 144 die Weihe religiöse nicht fehle, wird er auch Bischöfe dazu eingeladen haben, vor jedenfalls jenen allen Valens von Mursa, dessen Gebet, wie er meinte, die Entscheidung Krieges des scheint Vincentius, hatte. So Arolate anlangte, hier herbeigeführt er als in 5 schon eine Versammlung vorgefunden zu haben, die als Concil Der konnte. gelten Kaiser fand es daher überflüssig, erst noch eine neue nach Aquileja zu berufen; wenn genugzutun, dem Wunsche meinte er er des anwesenden Bischöfe zum die zusammentreten Gericht über Athanasius Liberius lo Von liess. den Anschuldigungen, wegen deren er in Tyrus verurteilt worden war, hatten ihn die Occidentalen in und dass sie ihre damalige Serdica freigesprochen, Entscheidung widerriefen, muten. Doch was liess jetzt vorlag, ihnen sich kaum zu- 15 waren nicht jene ver- jährten Anklagen, sondern der erst kürzlich entdeckte Hochverrat, den Mao-nentius beo-angeu seine Korrespondenz er durch hatte, und brechen milde zu behandeln, konnte wagen, als Usurpators wurden. schwer, solches mit Ver- man umsoweniger 20 eben damals die weltlichen Anhänger des dutzendweise Gleichwohl einen als festeste ein Mann fiel zu zur es Schlachtbank geführt den orthodoxen Bischöfen verurteilen, der sich immer Schutzwehr gegen die Christom achen des Orients erwiesen hatte. gewinnen, indem Sinne stellten sie sie 25 Sie versuchten daher Zeit zu das Concil sprengten. In diesem den Antrag, dass keiner über Atha- nasius zu Gericht sitzen dürfe, der nicht vorher seine unbedingte Zustimmung zu erklärt habe. Aber dem Bekenntnis von Xicaea Valens lehnte dies ab, indem er darauf hinwies, dass zur Zeit nicht die Glaubensfrage, sondern nur die Schuld des Hochverräters zur Discussion stehe, und da Constantius ihm zustimmte. 30 fügte man um Der Kampf 5. nicht, ]45 Abgesandte des sich; selbst Vinceiitius, der weigerte sich Papstes, die GlaubeDseiolieit. das Yerdaniniungsurteil Nur Paulinus von Trier widersetzte sich und wurde dafür in die Verbannung geschickt. Der Kaiser erliess ein Edikt, das die Unmit zu unterschreiben. •"' beständigkeit des Liberius tadelte, Christenheit aufforderte, sich alle Bischöfe der dem Spruch der Synode durch schriftliche Erklärung anzuschliessen, und jeden, der diesem Befehl 10 nicht nachkam, Gesinnungs- als genossen des Hochverräters mit A^erbannung bedrohte. Nach Recht und Sitte jeuer Zeit war hiergegen und doch beging der Kaiser eine nichts einzuwenden, Tu die Schuld des einen Sünders, grosse Torheit damit. werden der bestraft 15 musste und schon laugst hätte- Dutzende von Un- bestraft sein sollen, verwickelte er schuldigen und rief damit in der ganzen Christenheit, der sie baren als fromme Märtyrer erschienen, einen Hass gegen sich Denn hervor. furcht- dass viele Bischöfe und nicht die schlechtesten seinen Drohungen 20 widerstehen und ihre Zustimmung für das Urteil gegen Athanasius weigern würden, konnte voraussehen. Dieser behauptete man ja, mit Sicherheit dass seine Briefe Magnentius von seinen Feinden gefälscht seien, und auch wenn sie echt waren, würde sein Vero-ehen, so schwer es im staatlichen Sinne war, doch für die an 2j geistliche Auffassung gegenüber seiner tatenfreudigen Rechtgläubigkeit indem sehr die Synode, leicht die gewogen haben. über ihn zu Gericht Und sass, es ablehnte, sich zur nicänischen Glaubensformel zu be30 kennen, hatte des Arianisnms schwer verdächtig sie sich gemacht, und dies musste auch ihr Urteil erscheinen Alexander lassen. als Von den Geistlichen, Genossen des Arius hatte, lebten einzelne Seeck, Untergang noch in der antiken Welt. als parteiisch in die schon den Bann getan Aloxandria und leiteten IV. 10 ]4ß \- I'it' Constantiiiisrlio Dynastio. dort eine, kleine (iemeiiide, die die diireli liitoloraii/. des Athanasius zu einer soliismatischen geworden war, nnd Biscliof ersetzen sollte, brieflich Damit war nion getreten. Setzung nach Athanasius des Anschauung der in ver- Kommu- es bewiesen, dass die Ab- ^ Aufnahme der Arianer miisste, was die katholische Kirche die in Ketzern war Georgius. der den mit diesen nrteilton herbeiführen Occidentalen aller fast die öemeinschaft der Heiligen aufs Unwürdigste befleckt war eine Frage von So hätte. lieber Natur, ob ein rein kriminalrecht- des Kaisers offen Trotz zu bieten wagte, Verbannung gestempelt., und der "J Hochverräter, der den Befehlen verdiene, dies zur die Strafe .Glaubensfrage zwang auch den Pajist, ument- schiedener, als er es bisher getan hatte, zu ihr Stellung i', zu nehmen. Nachdem ihm geworden war, in dem Edikt vou Arelato christliche bekannt den Kaiser, richtete er einen Brief an dessen er das Gesinnung mit hohen Worten ])ries, sein eigenes Verhalten entschuldigte und vorsichtig vermied, irgend eine Meinung über Schuld oder Unschuld Nur darauf wies und Richtern des zu äussern. dass von dessen Anklägern er hin, mehrere, Athanasius namentlich auch der neue Bischof von Alexandria, im Verdachte des Arianisnuis ständen, Spruch sei. und deutete damit schüchtern der Synode an, dass 2:. der von Arelate nicht unanfechtbar Nicht nur wegen der Anklage gegen Athanasius habe er den Kaiser um die Berufung eines Concils gebeten, sondern auch weil Fragen von noch grösserer Wichtigkeit, vor allem die Stellung der Bischöfe nicänischen Glaubensbekenntnis, zu beraten seien. die Entscheidung hierüber sei, 20 könne in Arelate zum ])a zurückgewiesen er seine Bitte durch die dortige Versamm- :w Der Kampf um die Glaubenseinheit. 5. luiig nicht als erfüllt betrachten, 147 sondern müsse noch dringender darauf zurückkommen. Dieser Brief zeigte dentlich, dass dem Papst nicht an der Person des Athauasius gelegen war, sondern '' dass er nur die Gemeinschaft mit Ketzern, die der Westen immer verbrecherische Gotteslästerer be- als vermeiden trachtet hatte, mit das Einverständnis so viel daran, nicht zu 10 zu treten, dass er die Bitte des Liberius ohne Weiteres Zwar wenn erfüllte. beruhigt, vollstreckt hätte dabei hätte; und man nur die Glaubensfrage die Überzeugung gewonnen fest entschlossen sei, vorgelegt hätte, dem ersten Bischof der Christen- eine grosse Kirchenversammlung für und behandelte, bis Mailand von Arelate stellte damit Er berief das Jahr 355 schon Errungene wieder in Frage. hatte, die Beschlüsse Kaiser Doch Con- alles nach der dass Ernst zu machen. noch entgegenkommender zeigen und heit 25 dieser ohne Zweifel die Sentenz gegen Athauasius gleich worden wäre und man dem neuberufenen stantius wollte sich 20 sich auch diese hätte sich leichter lösen lassen, wenn Concil 1.'' Offenbar suchte er wollte. dem Kaiser, und diesem lag dem Stuhle Petri in Gegensatz gesprochen sie als nicht vorhanden. Weder wurde Athauasius abgesetzt, noch ging man dem Edikte gemäss gegen die Bischöfe vor, die seiner Verurteilung ihre Unterschrift versagten; ja Paulinus von Trier wurde sogar aus der Verbannung zurückberufen, an <lem 30 um als Constantius eine zu machen schaffen Wunsch stimmberechtigtes Mailänder Concil teilzunehmen. des Opposition, IJborius, sollte, der die und für ihm noch musste diesen Mitglied So stärkte doch der viel den bedeut- samste war, die Entscheidung der Glaubensfrage, unerfüllt lassen. lü* 1 Die Constantiiiisclie Dynastie. V^ |H Denn das als mehr als unter ihnen in (Joiicil der stattlichen Zahl von dreihundert Biscliöfen zusammentrat, fehlte Valens aucli seinen beheri-schenden immer die Ansieht vertreten, machte wieder und nicht geltend. ]*jinfluss dass Er hatte Arianer die als '' Angehörige der rechtgläubigen Kirche zu betrachten und musste seien, meinung daher Jeder Formulierung des sich widersetzen, (Jlaubens christlichen Da ausschloss. nun die für eine occidentalischen Bischöfe, welche in der Lehr- ihre andere die Versammlung 'o eine erdrückentle Mehrheit bildeten, nicht zu gewinnen waren, bestand er auch Mailand darauf, dass nicht in das (jllaubensbekenntnis, sondern nur die Schuld des Athanasius zur Beratung stehe, und ganz Denn war politisch. handelte damit der ('horführer erst dei' i.'< starren Orthodoxie beseitigt, zugleich die Bischöfe ab- ihm gesetzt, die an die sal man nicht festhielten, und durch ihr Schick- übrigen genügend eingeschüchtert, so durfte hoffen, auch eine tolerante Glaubensformel dass mehr auf erheblichen Widerstand stossen werde. 20 So wiederholten sich denn die Vorgänge von Arelate: wieder Bischöfe forderten nicänische Einzelne, alle anwesenden der durch den Einfluss des Valens zurückgewiesen. dies Aber da man schon als dass Abstimmung über Athanasius das Bekenntnis unterschrieben; wieder wurde vor die -^'' Berufung des neuen Concils schwächliche Unentschlossenheit des Kaisers aus- legen konnte, war diesmal und mutiger. Und sius, die 0])position viel lauter der Bischof von Mailand, Diony- der auch zu ihr gehörte, w^isste die Bevölkerung der Stadt so zu fanatisieren, dass heit des Concils besorgt wurde ratungen aus der Kirche Kaiserpalast verlegte. in man für die Sicher- und daher seine Be- den Constantius besser hatte geschützten nicht, wie -o um Der Kampf 5. sein Vater in Xicaea, die um sondern stattfanden, Da sie hörte er dies mehr, sius fast late selbst geleitet, ihnen, man als einem Vorliang hinter seine das Behausung seiner in Grausamkeit kannte, Eingreifen tätioe seines So wurde denn auch diesmal Athana- milden Vaters. 10 aber jetzt verborgen, zu, und weil wirkte Verhandlungen 149 ihre Unabhängigkeit zu betonen, sich ihnen ferngehalten. j die Glauheiiseinheit. einstimmig verurteilt; aber während in Are- nur ein Bischof zu widersprechen wagte, mussten diesesmal schon und werden, vier da die in die Verbannung geschickt Bestimmung des Ediktes jetzt erneuert wurde, folgten ihnen noch mehrere andere, weil sie ihre Zustimmung verweigerten. schriftliche Zu den Verbannten ly gehören. anullierte bald sollte Constautius Als das auch Liberius arelatensische und den Prozess des Athanasius in Urteil Mailand ganz von vorne beginnen Hess, hatte er mehr getan, als der Papst zu fordern gewagt 20 hatte. Wünschen auch oder nur zu hoffen Ein Kaiser, der seinen unausgesprochenen so bereitwillig entgegenkam, musste ihm als der gehorsamste Diener des Stuhles Petri erscheinen. Umsomehr war er enttäuscht, die Glaubensfrage, als Lösung er vor allem gedrungen hatte, wieder von der Tagesordnung verbannt wurde und alles sich in Mailand wiederholte, weswegen er das auf deren 25 Concil von Arelate verworfen hatte. schrieb der er Im ersten Zorn an die Bischöfe, welche die Anerkennung nicänischen Formel beantragt hatten und dann mit A^erbannung bestraft waren, einen Brief, in dorn 30 er sie zu ihrem Hoffnung Martyrium beglückwünschte und die aussprach, dass werde, es mit ihnen zu eignisse bewiesen haben, auch teilen. war er Wie bald gewürdigt die späteren Er- diese Freudigkeit, sein glänzendes Bistum aufzuopfern, keineswegs ernst ge- V. Die Constantinische Dynastie. 150 meint. T^iberiiis jener Brief zu schrecken indem wohl hoffte mir, er sich flem zu den Überzeugungen der ver- offen bannten Bischöfe bekannte und heraufbeschwor, über sich Kaiser, «Ion unbekannt bleiben konnte, dadurch und zur Umkehr zu bewegen. Denn niclit selbst ihr er jenen stellte Schicksal vor "> die Notwendigkeit, ihnen entweder ihre Strafe zu erlassen oder auch ihn selbst ebenso zu bestrafen, und aus der ganz übertriebenen Nachgiebigkeit des C'on- früheren stautius hatte mit Unrecht den Schluss ge- er nicht zogen, dass dieser zu abergläubisch sei, um sich lo an der Person des Nachfolgers Petri zu vergreifen. Was folgte, ihn in dieser sollte Meinung nur be- Eusebius, der Hofeunuche und vertrauteste stärken. Ratgeber des Kaisers, ein reiches Geschenk kam selbst nach Rom, Wahrscheinlich war er vom Hoflager abgereist, um er jedenfalls, hoffte seine Unterschrift zu die ehe Gunst des Papstes bewarb, versöhnlich zu stimmen und ihn Aus den Be- des Kaisers schloss Liberius, dass brauche und fürchte, und spielte mit um man ihn so grösserer Er lehnte es ab, sich von Constantius beschenken zu lassen, und als Eusebius die Gaben beim Grabe des heiligen Petrus niederlegte, Sicherheit den Verletzten. erteilte er dem Küster geduldet habe, und Hess einen Verweis, sie entfernen. weil Dann er dies das Vorgehen des Mailänder Concils beschwerte und Zustimmung entschieden verweigerte. Schon früher haben wir dargelegt, wie Constantius seineu Sieg über alle Usurpatoren als eine 2.5 schickte er eine Botschaft an den Kaiser, in der er sich über seine 20 den Beschlüssen des Concils zu erlangen, erreichte aber das Gegenteil. mühungen 15 Denn indem jener Brief dort bekannt geworden war. Constantius sich so um ihm für seine Kirche zu überbringen. besondere so um Der Kampf 5. die Ghuibeuseinlieit. 151 Gunst seines Gottes betrachtete und sich seitdem für dessen auserwähltes Rüstzeug hielt (S. 118). Er hörte es gern, wenn man „Königs 5 ihn nach Analogie des persischen Könige" der den „Bischof Eben der Kirche wieder herzustellen. Überzeugung bei Glück gehabt jetzt hatte diese ihm eine weitere Stütze gewonnen, da er wenige Monate nach 10 Bischöfe" der nannte, und hielt sich für berufen, die gestörte Einheit eine hatte, dem Mailänder Concil das neue Usurpation, die sehr gefährlich schien, den Aufstand des Silvanus in Gallien, dem von wir noch berichten später raschend schnell und fast werden, über- ohne Blutvergiessen nieder- Die schroffe Ablehnung des Liberius, dem zuschlagen. entgegengekommen war, erfüllte ihn daher mit wildem Zorn. Er schickte dessen Abgesandte in die Verbannung, ja den einen derselben, den Diakonen er so freundlich 15 Hilarius, lies er vorher auspeitschen, weil er als ver- trauter Diener des Papstes diesen nicht besser beraten Dann erging von Rom, Liberius habe. 20 damit der Doch war um Kaiser die der Befehl an den Stadtpraefecten selbst ihn nach Mailand zu schaffen, persönlich Bevölkerung schon Aufstände zu vermeiden, könne. bearbeiten so erregt, dass, sich heimlich in man, der Stille der Mitternacht des Bischofs bemächtigen musste. 2.") Nachdem er gegen Ende 355 am war, verhandelte Constautius zwei Hoflager angelangt Tage mit ihm; doch Liberius war schon zu weit gegangen, um ohne Gefährdung seines Ansehns zurückzukönnen. tötliche Da alles Zureden vergeblich war, verwies ihn der Kaiser nach 30 Beroea in Herzens. Thrakien, wahrlich nicht gern und leichten Wie es heisst, bot zuerst er selbst, dann durch seine Gemahlin und endlich durch den Eunuchen Eusebius dem Bischof die Solidi stattliche Summe (6345 Mk.) für seinen Unterhalt in von 500 der Ver- Die Constiintiiiisclie Dynastie. V. 152 bannung an; doch Er brauchte sie dieser wies nicht si(! dreimal stolz anzunehmen; denn /jiriick. dass ihnen von allen Seiten gross, Doch strömten. Be- die war geisterung für die geniaassregelten Bischöfe Gaben reiche so zu- zeigt jene zudringliche Freigiebigkeit, ^ dass Constantius immer noch nicht darauf verzichtete, Beide Tcilf den Paj)st frcundlicliei" zu stimmen. waren schwaidcend und nachgiebig gewesen: infolgedessen hatten beide auf die Schwäche des Gegners vertraut und hatten sieh, dadurch verführt, soweit vor- gewagt, Weg dass keiner von beiden den lo des Rück- zugs zu finden wusste. Rom Als die Nachricht des Geschehenen nach ge- langte, leistete dort der ganze Klerus vor versammelter Eid, bei Lebzeiten des Liberias keinen Gemeinde den 1.0 anderen Papst zu dulden; aber schon nach wenigen Monaten, als die erste Hitze Der o-ebrochen. älteste verraucht war, wurde er Diakon Felix durch liess sich Acacius von Caesarea, den Nachfolger und Gesinnungsgenossen des Eusebius, zum und die grosse Bisc'liof verbannten Hirten Doch das Volk fest. Um musste die Ordination nicht im Kaiserpalast vollzogen Während man seine am die so mit eiserner Strenge 25 gegen die hatte dieser selbst seinem Bistum zu behaupten vermocht. scheint gegen ihn getan zu haben, staatlichen Bischof von an seinem zu vermeiden, und auch später der Felix anwesend war. Nach dem Concil von Arelate nichts 20 geweihten Orte, sondern Anhänger des Athanasius vorging, in hielt Wut werden, besuchte es keine Kirche, in noch weihen, Mehrzahl der städtischen Geistlichkeit unterwarf sich ihm. sich Rom von Kornlieferungen, Alexandria die man ausser weiter dass Constantin zum Zwecke man dem der Almosen- verteilun^ zugewiesen hatte, seiner Verwaltung entzog so 5. Der Kampf um die Glaiibenseinlieit. 153 und auch arianischo Arme unter die p]mpfänger aufnahm. Damit glaubte man ihm ein Machtmittel zu um nehmen, gewährte ihm aber nur eine Handhabe, den orthodoxen Pöbel, der seines gewohnten Unter5 haltes teils schon beraubt war, es teils Zeit fürchten musste, zu noch wilderer als uach der Entscheidung von Mailand Ende August 355 der Notar Diogenes 10 um Alexandria anlangte, in Doch Athanasius ihn aus der Stadt zu entfernen. liess nächster 8o stand das Heer des Bischofs kampf- entfiammen. bereit, in Aufregung zu sich vor dem Abgesandten des Kaisers gar nicht sehen, sondern übertrug seinen Knüttelschwingern die Unterhandlungen. eine Kirche in Besitz 15 unterstützt am Diogenes Als nehmen 4. September musste er wollte, sie, von dem Officium des Praefecten, wahr- Juden und Heiden, im Sturm erobern. Vier Monate setzten sich diese Kämpfe fort, ohne dass er den Bischof zum Weichen brachte, scheinlich auch von Arianern, erkannte und am Aber der Triumph des Athanasius sollte nur wenige Tage dauern; endlich hatte sich der Kaiser zu dem entschlossen, was schon vor Jahren hätte geschehn müssen. Auf die Berichte bis der 20 23. des 25 Notar sich endlich Dezember Alexandria Diogenes hatte als besiegt verliess. durch er andern einen Notar namens Hilarius den Befehl geschickt, dass die bewaffnete Macht einschreiten solle. Das Unternehmen schien so gefährlich, dass der Dux Syrianus alle Truppen Ägyptens vor Alexandria zusammenzog, ehe er öo am 6. Januar 35(5 in Begleitung des Hilarius in die Stadt einmarschierte. Jetzt zog Athanasius mildere Saiten auf; er suchte nur noch Zeit zu gewinnen, und dies wurde ihm durch die Unentschlossenheit des Syrianus erleichtert, der, wahrscheinlich auch hierin den Anweisungen des Kaisers ^- I^ic ('oiistiiiiliiiisclie Oyiiaslio. 154 f()lj4oml, nach Mögliclikeit Blutvcrglessen zu vermeiden So Hess er wünschte. Vorgehen zu zn einem energischen haniihmgon mit dorn Bischof nur i\cn Anhang l)enutz('n, auf Unter- und ermutigte dadurch ein Denn da man den Feld- desselben. und schwanken horrn zaudern den ersten Sclirecken sich, statt Hoffnung fassen, dass auch er sali, sich konnte man 5 die durch das Gebrüll Menge schrecken lasse und von seiner Athanasius Macht keinen Gebrauch macheu werde. erklärte, durch den Brief, den der Kaiser ihm nach der gläubigen dem Tode lo des Constans geschrieben habe, sei ihm die dauernde Behauj)tung seines Bistums zugesichert und angewiesen, sich durch keine Drohungen Gegner einschüchtern zu lassen (S. 136). Dieser schriftliche Befehl könne nur durch einen andern schrifter zugleich seiner liehen widerrufen Befehl des Kaisers man ihm einen solchen vorlege, sei er bereit zu weichen. Er wusste wohl, dass diese Bedingung nicht erfüllt Hilarius seine Aufträge nur münd- werden konnte, lich empfangen Aveil hatte. Als dies ihm vorgestellt wurde, oder dem Praefecteu, 20 dem verlangte er eine schriftliche Beglaubigung von Dux if) wenn werden: dass der Kaiser ihr Vor- auch dies konnte ihm nicht gewährt werden, weil Constantius ja weder gehen mündlich mit dem autorisiert habe; aber dem andern gesprochen einen noch mit sondern nur mit dem Notar. Durch die ganz berechtigt schienen, hatte, 25 solche Forderungen, aber, wie er sehr wohl wusste, unerfüllbar waren, schleppte er die Verhand- lungen volle zehn Tage Inzwischen hin. hatte die orthodoxe Geistlichkeit der Stadt neuen Mut gefasst, Das Presbyterium, begleitet von einer ungeheuren Volksmenge, erschien vor Syrianus und ersuchte eine Gesandtschaft an den Kaiser zu gestatten deren Erfolg abzuwarten. Und ihn, und wirklich Hess er sich so um Der Kampf 5. die Glaubenseiuheit. 15o einschüchtern und erklärte sich bereit, nichts zu unter- nehmen, ehe eingetroffen schriftlicher Da sei. vom Hoflager Zeit in dem fernen Befehl dieses sich zur befand und der Seeverkehr durch den Winter ]\Iailand j ein unterbrochen konnten so für Athanasius lange war, Aber da der Dux den Übermut des Pöbels von Tag zu Tage wachsen sah, wurde ihm sein Versprechen leid; schon nach dreiundzwanzig Tagen beschloss er, es zu brechen und sich der Person Monate gewonnen 10 Wie des Bischofs zu bemächtigen. den Liberius aus als er hielt, Rom der Stadtpraefect, am 8. die Mitternacht. Februar eine nächtliche Andacht mit nicht weniger als umstellte er die Kirche Während man 5000 Mann. auch entfernte, so wählte Ausführung seines Vorhabens er zur Als Athanasius 1j sein. Türen die verschlossenen thronte jener inmitten der dichtgedrängten einschlug, Gemeinde stolz auf seinem Bischofsstuhl und Hess dnrch einen Diakon den 13G. Psalm vorlesen, das Lob des Herrn „der Pharao und sein Heer ins Schilfmeer 20 stiess, denn seine Güte währet ewiglich; denn er dachte an uns, da wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich; und erlöste uns von unseren Feinden, denn seine Güte währet ewiglich." Der ungeheuren Übermacht gegenüber scheint er auf gewaltsamen 25 die später Orthodoxen triumphierend einige Leichen vor und stellten sie, aus; falls um die Aufregung zu schüren, öfPoutlich aber da sich auch weibliche darunter befanden, werden 30 Zwar wiesen Widerstand verzichtet zu haben. sie wohl im Gedränge erstickt konnte Syrianus behaupten, seme Soldaten bestärkte das gefallen Aber dass sei. Volk nur in dass der machen. Die Gemeinde von er Meinung, Vater, so fürchte sich auch Constantius, .Teden- sein. keiner durch dies wie tat, sein Märtyrer zu Alexandria hatte die V. 156 f'oiistaiitinisclie im Getüniinel der seitdem versteckt hielt, Kundige wenn Atlianasiiis war eiitkominen sich iiinl Verborgen- Acn Kaiser. Die höchst Argumente derselben, deren Nichtigkeit sophistischen jeder uii<! richtete ans seiner heit eine Verteidigungssclirif't an freilicii Dynastie. einen Protest zu erhissen, Küliiilieit, selbst, [>i(' durchschauen leicht keinen andern Zweck haben, als musste, dem '>1 konnton Constantius, er selbst den Kajnpf aufzugeben wünschte, seinen Doch erwies Rückzus: zu erleichtern. man ganz so schwach, wie es die Presbyter, er sich gehofft hatte. nicht Zwar wagten lo noch vier Monate lang die Kirchen zu behaupten und im Sinne des Athanasius ihre Gottesdienste zu halten, aber als am gekommen war und Praefect Juni 350 ein neuer 10. mit ihm ein neuer Feld- der energischer war als Syrianus, herr, ihnen bald gewaltsam entrissen, und am 24. wurden sie hielt Cieorgius als Bischof seinen Einzug in Alexandria. Doch vermochte er In der Kirche selbst dem sieh wurde nur kurze Zeit zu halten. ein Angriff auf ihn gemacht, nur unter dringender Lebensgefahr entging, er und schon am 2. is Februar 357 Oktober 358 musste er wiederholten Aufständen weichen. 20 den immer Wieder bemächtigte und behielt sich die Partei des Athanasius der Kirchen mehr nachdem sie wagte als zwei Monate in ihrer Gewalt; aber auch sie durch die Truppen daraus vertrieben war, sich überliess Georgius nicht ihre Geistlichkeit. in die'Stadt zurück, kirchliche Verwaltung seiner Alle diese 25 sondern niederen Unruhen, bei denen ohne Zweifel viel Blut vergossen wurde, scheint Athanasius aus seinem Versteck angestiftet und geleitet zu haben; denn er blieb in Alexandria oder kehrte doch bald dahin zurück, ohne dass man seiner habhaft Während der streitbare so Absetzung die Flamme werden konnte. Bischof trotz seiner des kirchlichen Aufruhrs immer so 5. Der Kampf um 157 die Glauben.seinheit. zu üähreii wusste, hatte der schwäcliere Liberias den Kampf schon Am aufgegeben. Mai 357 waren 22, zwanzio- Jahre veroano-en, seit Constantius durch den Tod •> seines Vaters zur selbständigen Herrschaft gelangt Als Sieger über war. Feinde, die geistlichen alle seine wie die weltlichen, wollte er den Tag durch prunkende Festlichkeiten feiern, und zwar sollte dies in der Haupt- geschehn, die er noch nie besucht stadt des Reiches Auf goldenem, mit Edelsteinen geschmückten Wagen, umgeben von auserlesenen, prächtig ge- hatte. 10 Truppen, kleideten wie Schauspiel, 1.'. es am bot ihnen seit 28. April seinen den Kömern so Jahrhunderten ein nicht geworden war. Doch staunten sie seine seidenen Drachenfahnen und blinkenden Panzerreiter zu Teil an, so bewunderte er noch mehr die nie gesehenen Herrlichkeiten, Bauten, eine 2(1 und Einzug triumphalen er hielt die bessere was alles, die Rom hoheitsvollen Zeit der es Die gewaltigen ihm bot. Denkmäler, mit denen geschmückt Kaiser davon übertrafen hatte, gehört und erwartet hatte. Ihn überkam der Ehrgeiz, dass neben den gross- artigen Gedächtnismalen, die seine sich hier Merkzeichen 2r) hatten, errichtet seiner Vorgänger im Reich auch irgend ein würdiges Regierung sich erhebe, das an diesem vornehmsten Orte der Welt die ferne Folgezeit an ihn erinnere. Durch die herrliche Reiterstatue des Trajan angeregt, dachte er anfangs daran, auch sich in ähnlicher Weise darstellen zu lassen; doch schnell Hess er sich überzeugen, dass kein Erzgiesser seiner :!o Zeit imstande war, etwas zu schaffen, was sich diesem W^erk des Altertums ebenbürtig an die Seite stellen konnte. So entschloss er Ägypten zu entführen und wo er noch heute steht. einen sich, in Rom Obelisken aus aufstellen zu lassen, Die Kunst der christlichen ] V. Die Constantinisclic Dynastie. 58 l*]|)0(luj sie ihren IJankerott erklärt-, liiillo Irotor ein Denkmal ansohnliclies um ihrem zu enichten, Ver- niusste die lieidiiisclic Vorzeit bestolileii; zu einer eigenen mehr Ticistung fühlte sie nicht Den Anschauungen <ler die Zeit Kraft. entsprechend, rief > der Stadt bei Constantius auch eine die Herrlichkeit gewisse llochscliätzung ihrer Bewohner hervor. So- weit seine steife Förmlichkeit dies zuliess, zeigte er sich Ivömcrn seinen Zwar noch zum Herrscher. der sich setzte, hielt (lesinining er gnädiger als sich er als und grössten Teil aus Heiden vorstellte, lo zusammen- angemessen, seine christliche für es leutseliger dem Senat bevor er im Sitzungs- scharf zu betonen: saal erschien, musste die Statue der Siegesgöttin, die ihn schmückte, entfernt werden. um sich für seinen verbannten IVischof Die Männer zu verwenden. i5 rechnen und auf seine Cinade der christliche Pöbel benutzte dies, Desto sicherer durfte freilich wagten es nicht, den Zorn des Kaisers gegen sich heraufzubeschwören; doch eine Deputation von Frauen trug ihm die Bitte der Gemeinde vor, und Constantius seines Jubiläums veranstaltete, Erklärung verlesen, dass falls urteiluno- des als Bischof!" ihr dieser Hess er im Circus die bereit er sich sei, Liberias zu entschliesse, der Yer- den Ruf: Doch dies Anlass zu benutzen, Das Volk ant- „Ein Gott, ein Christus, ein hinderte den Kaiser nicht, den um in neue Verhandlungen mit Dieser war unterdessen seiner einzutreten. Verbannung gründlich satt geworden und sehnte sich nach der vornehmen Stellung zurück, die er in der Hauptstadt der Welt bekleidet hatte und die ihn auch liiberius 25 Athauasius zuzustimmen und den Felix Kollegen neben sich zu dulden. wortete durch sich Bei den Spielen, die er zur Feier nicht unzugänglich. begnadigen, zeigte 20 3o um Der Kampf 5. Glaubenseinheit. ilie Lohn der Fügsamkeit erwartete. 358 nahm er nicht nur jene Bedingungen jetzt Im Jahre als auch stimmte sondern an, einem 159 des Kaisers Glaubens- neuen bekenntnis zu, das allen Orthodoxen strenger Obser"' Und vanz ein Greuel war. das Volk von Rom nahm gar keinen Anstoss an diesem kläglichen Abfall seines und Es Flucht. 10 mehr viel Personen, ist zu vermieden, xVthanasius weil er die wieder ein Zeichen dafür, wie kirchlichen stellen seit xsicht um verurteilt stellen der Schlacht seines bei auch versagte, die ängstlich war willen nicht Verbindungen hatte Mursa zuerst Glaubens Kommunion die zu lassen, leitete, worden, Magnentius mit um Streitigkeiten oder des Kaisers Andersgläubigen Jubel Glaubensfragen drehten. der Valens, lautem mit Gegenbischof in diese um ]leligions])olitik ir. dies sich als Solche auch darauf seinen bald trieb empfing ihn sondern Oberhirten, weil er sondern angeknüj)ft und kaiserlichen Befehlen den Gehorsam verweigert 20 hatte. stellten, als 2.0 Die Bischöfe, hatte man welche verbannt, sich weil auf sie seine sich Seite dadurch Gesinnungsgenossen eines Hochverräters bekannten und den Beschlüssen eines Concils, das dem nicänischen an Mitgliederzahl weit überlegen war und daher auch keine geringere Autorität in Anspruch nehmen Erst nachdem man die Vorkämpfer der Intoleranz beseitigt hatte, schien die Zeit gekommen, um die Forderung der Toleranz, wie sie die durfte, hartnäckig widerstrebten. Arianer :!o ein stellten, auch dogmatisch zu formulieren. Widerstand von Bedeutung war noch zu überwinden, Er hatte der des greisen Ilosius von Oorduba. in Nur sich der diocletianischen Verfoloung als Bekeuner be- währt, denn in Nicaea und endlich in Serdica eine führende Rolle gespielt und besass daher ein Ansehu V. Die Coustantinische Dynastie. ]C)0 in ganzen der Christenheit, höclist gefährlich von Mailand schioden, hatte um dass seinen Einspruc.li Nach dem Concil ihn Constantius an den Hof ho- erscheinen Hess. ihn durch seine j)ersönlicho J^jinwirkung Aber da zur Unterschrift zu bewegen. er sicdi stand- ^ weigerte, wurde er ungekränkt entlassen; zur Verbannung des neunzigjährigen (Jreises, der eine so haft o-rosse Yerffanoenheit hinter sich hatte, konnte sich Nach den der Kaiser denn doch nicht entschliesson. römischen Festlichkeiten war dieser auf die Nachricht von Plünderungszügen der Barbaren an 'o Donau die gegangen, hatte die feindlichen Stämme zu Friedensschlüssen Sirmium veranlasst und dann der Kesidenz wo er dem benachbarten Mursa genommen, mit Valens, seine im engsten in Verkehr vorstand, endlich die Glaubensfrage zur Entscheidung u, bringen wurde Hosius beschieden und ein paar Monate am Hofe festgehalten, bis der schwache Alte, der sich aus dem kalten Winter Pannoniens in seine südliche Heimat zurücksehnte, genügend bearbeitet war, um allem zuzustimmen, was man von ihm verAls Ende 357 ein Concil in Sirmium zulangte. Hierher wollte. -'o sammentrat, wirkte er sogar selbst bei der Abfassung der Claubensformel mit, die seine früheren Über- wurde der Gebrauch der Worte „Wesen", „wesensgleich" und „wesensähnlich" als unbiblisch verboten, womit man den gefährlichsten Streitpunkt aus der Welt zu schaffen Das Verhältnis von Vater und Sohn erklärte meinte. 25 mau 3o zeugungen Lügen für jedem ein strafte. In ihr unerforschliches Geheimnis, so die Freiheit blieb, darüber zu denken, wie dass ihm wurde die Unterordnung des Sohnes scharf betont und damit den So gewann Arianern sehr weit entgegengekommen. dies passend schien; gleichwohl 5. man eine Der Kampf Handhabe, um um die Glaubenseiulieit. 161 nicht nur der älteren, milden Richtung des Arius und Eusebius, sondern auch den schrofferen ganz 5 10 Eunomianern, „unähnlich" Vater und Sohn für Duldung zu gewähren. die erklärten, Kurz vorher waren sie noch verfolgt worden, wohl weniger um ihrer Lehre willen, als w^eil Gallus sich auf ihre Seite gestellt hatte und sie daher für seine Anhänger galten. Doch um die Glaubenseinheit in ihrem vollem Umfange herzustellen, wollte man jetzt auch sie mit den Altarianern und den Orthodoxen unter einen Hut bringen. Aber hatte vorher der Fanatismus dem Einigungswerk die des Westens meisten Schwierigkeiten be- so zeigte sich jetzt, wo die Eunomianer alle Konsequenzen des Arianismus rücksichtslos gezogen und so den Widerspruch kräftig herausgefordert hatten, reitet, 15 auch der Osten aufsässig. tiochia versammelten, Dank 'M Während um dem sie sich in An- Kaiser ihren freudigen auszusprechen, beschloss in Ancyra eine andere Synode, ihn vor der Ausbreitung der neuen gefähr- Lehre zu warnen. Dies entsprach auch den Anschauungen des Valens, der immer eine vermittelnde Stellung eingenommen hatte. So wurde denn im Frühling 358 von den Bischöfen, die sich um das Hoflager des Kaisers gesammelt hatten, wieder ein lichen 25 neues Bekenntnis aufgestellt, dass den Altarianern noch immer die Freiheit ihres Glaubens die Eunomianer ausschloss, und dafür aber liess, erlangte der Kaiser auch die Zustimmung des Liberius. 30 Es blieb noch übrig, die Einheit durch ein öku- Ein solches war schon im Jahre 357 geplant und für 358 angesagt menisches Concil beglaubigen zu lassen. gewesen; doch hatte der Kaiser verfügt, einer ganz neuen Seeck, Untergang Form verhandeln der antiken Well. IV. solle. dass es in Die Bischöfe 11 V. Die Constantinische Dynastit'. 1(32 beider Reichsteile zu gemeinsamen Beratungen zu vereinigen, bot schon deshalb grosse Schwierigkeiten, weil im Westen nur sehr wenige griechisch verstanden und im Osten fast keiner lateinisch. Bei keiner der Versammlungen, die bisher für ökumenische hatten gelten wollen, war es daher gelungen; in Xicaea waren nur 5 ganz wenige Abendländer erschienen, in Mailand eine nicht viel grössere Zahl von Morgenländern, und in Serdica hatten sich beide gleich von Anfang au streng gesondert. Zudem war durch das ewige Hin- und i*^ Herreisen vieler hundert Bischöfe die kaiserliche Post furchtbar mitgenommen. Denn wie wir es bei den Südländern beobachten können, noch heute pflegte jeder Reisende, auch die frommen Herren nicht ausgenommen, die Zugtiere so schlecht zu behandeln, dass sie benutzen is und sie ruinieren fast gleichbedeutend war. Waren sie dann unbrauchbar geworden, so mussten sie durch Naturalsteuern ersetzt werden; eine starke Ausnutzung der Post wurde daher zur schweren Last für die Provinzen (11 S. 292). Um diese etwas zu erleichtern 20 und zugleich jener Sprachschwierigkeit Rechnung zu tragen, bestimmte Constautius, dass die lateinischen Bischöfe sich in Ariminum, die griechischen in Nicomedia versammeln Doch am sollten. 24. August 358, als die Teilnehmer ihre Reise schon angetreten hatten, suchte ein 25 furchtbares Erdbeben Macodonien und das nörd- heim; Nicomedia wurde gänzlich zerund auch Cecropius, der Bischof der Stadt, unter ihren Trümmern begraben. Durch dies böse Vorzeichen liche Kleinasien stört geschreckt, verschob Constantius das Concil auf das nächste Jahr und wies den Bischöfen des Ostens das isaurische Seleucia zum Versammlungsort an. Unter- dessen bereiteten die Geistlichen, die in Sirniium den Kaiser umgaben, die Beratungen vor, arbeiteten unter so Der Kampf 5. dem beherrschenden um die Glaubenseinheit. 103 Einfluss des Valens das Glaubens- bekenntnis, dass sie vorzulegen gedachten, weiter aus, unterschrieben es alle am Mai 359 im Beisein des 22. Constantius und verpflichteten sich, es jeder in seinem 5 Reichsteil zu vertreten. man Als sich Ariminum versammelte^ in Stimmung die sich des zeigte orthodoxen Westens alsbald dass eine sehr grosse Zahl von Bischöfen darin, die unentgeltliche Verpflegung, die der Kaiser ihnen an10 gewiesen hatte, für später nicht annahm, ein Heldenmut, der Folgen haben sollte. In üble selbst sie ihren Städten vereinzelt, hatten sie sich einschüchtern und das lassen wo jetzt, 15 ihrer Urteil mehr gegen Athanasius unterschrieben; als vierhundert beisammen waren, machte schon der Zusammenschluss einer so grossen Zahl ihnen Mut zum Widerstände. Denn die Partei des Valens war nur durch achtzig Bischöfe vertreten, die gleich 20 Verschwörern ihre gesonderten Beratungen um " hielten, dann geschlossen der grossen Majorität von Gegnern zu widerstehen. Dachte man doch sogar daran, den Prozess des Athanasius wieder zu erneuern, und nur dadurch, dass Constantius schon vorher verfügt hatte, die Angelegenheiten besonderen des Orients müssten in Seleucia verhandelt werden, konnte Valens 25 es hintertreiben. Doch als er formel vorlegte, wurde sie, obgleich er sich Zustimmung des Kaisers sondern 21. Juli 30 berief, dann seine Glaubeusauf die nicht nur abgelehnt, auch gegen ihn und seine Genossen am 359 das Anathem ausgesprochen. Ein neues Bekenntnis erklärte man für überflüssig, weil das ni- caenische völlig genüge. Unterdessen war der Kaiser, richten aus gezogen, dem Osten um durch böse Nach- veranlasst, nach Constantinopel von hier aus für den nächsten Frühling 11* V. Die Constantinische Dynastie. 164 einen Feldzug gegen die Perser vorzubereiten. Dorthin schickten die Mehrheit und die Minderheit des Concils je zehn Bischöfe als Gesandte, ihm dessen Be- die Doch Valens war ihnen vorausgeeilt und erwies sich wieder als schlauer Diplomat. Er riet dem Kaiser, die Widerstrebenden durch langes PFinhalten mürbe zu machen, was umso wirkungsvoller sein musste, als gerade die schlüsse zur Kenntnis bringen den Unterhalt aus Staatsmitteln von Eifrigsten <re wiesen sollten. 5 sich hatten und der Aufenthalt in einer fremden, w von Zugereisten überfüllten Stadt einen sehr empfindlichen pekuniären Druck auf sie ausübte. Constantius befahl daher den versammelten Bischöfen, so lange in Arimiuum zu und hätten, bleiben, liess bis sie der trotz Antwort erhalten seine dringendsten Bitten des Concils dessen Abgesandte monatelang warten. i5 auf Bescheid Endlich gestattete er ihnen, mit Valens und seinen Freunden in dem thrakischen Dorf Nice zusammenzutreten und über eine Einigung zu beraten. Der Ort war gewählt, damit der einfältige Gläubige, der von den Unterscheidungslehren stand und sich kaum das nur für Stichworte begeisterte, nicenische Bekenntnis mit dem 20 etwas ver- nicaenischen verw^echsele und jenes daher ohne Misstrauen aufnehme. Indem man so das Volk durch eine plumpe Täuschung zu gewinnen hoffte, und das wohl kaum ohne einige Aussicht auf Erfolg, wirkte man auf die Abgesandten Für Gründe des Concils mit drastischeren ^Mitteln. mit denen ist bis auf den waren sie unzugänglich 23 — heutigen Tag in Glaubenssachen nichts auszurichten aber der Herbst war schon w^eit vorgeschritten, — , und schwachen Greise fürchteten sich vor der kalten Winterreise über die schneebedeckten Gebirge des die Balkan und der Alpen. So widerriefen sie das Anathem 3» 5. y-eo-eu um Der Kampf die Partei die Glaubenseinheit. und unterschrieben am des Valens man Oktober ein Glaubensbekenntnis, das 10. 165 ihnen Als sie nach Ariminum aus Constantinopel zuschickte. zurückkehrten, war dort die Aufregung so gross, dass 5 man anfangs auch sie von der Kirchengemeinschaft Doch der Gardepraefect Taurus, auszuschliessen drohte. der das Concil im Auftrage des Kaisers von diesem das 10 leitete, wenn er eine Glaubensformel zur einstimmigen Annähme bringe, und wusste sich jene hohe Ehre zu verdienen. Die Sehnsucht nach der Heimat und die Angst vor der winterlichen Reise wirkten auch 15 hatte Versprechen des Consulats erhalten, hier, und das umso mehr, als man sie hinter dem schönen Wort der Kircheneinheit verstecken konnte. So wenig der Glaubenseifer des Westens sich früher um sie gekümmert hatte, jetzt hatte sie die Kraft gewonnen, auch die Hartnäckigsten zu bekehren. Die Katarrhe, die man sich auf der Fahrt durch die schneebedeckten Alpen holen konnte, erschienen den alten Herren doch 20 von grösserer Bedeutung, als das Wörtchen „Wesens- So wurde denn das Bekenntnis von Nice gleich". wenn auch nach heftigen und nach nehmigt, Kämpfen, einstimmig ge- siebenmonatlicher Dauer durfte das Concil auseinandergehn. Auch 25 in Seleucia, wo sich am 29. September etwa kam hundertundfünfzig Bischöfe versammelten, heftigen Streitigkeiten; Eunomianern und Altarianern. die Mehrheit, 30 es zu sie hier zwischen Auch hier beschloss nur tobten dass ein neues Glaubensbekenntnis un- nötig sei; doch wollte sie sich nicht zum nicaenischen bekennen, sondern zu demjenigen, das unter dem Einfluss des Eusebius von Nicomedia 341 formuliert war. vermochte Doch bei Constantius in Antiochia den geschmeidigen Orientalen seinen Willen noch leichter V. Die Constantinisclie Dynastie. 166 (lurchzusotzon den Lateinern von Arimiuura. bei als Natürlich blieb es auch diesmal nicht aus, dass einige Bischöfe abgesetzt werden und mussteii den in be- treffenden Städten es die üblichen Krawalle und selbst Gemetzel Aber solche Vorfälle waren zu ge- gab. wohnlich geworden, gekümmert als dass man in Afrika und da hätte, sich viel um ^ sie der Donatismus schon von Constans äusserlich unterdrückt war, konnte es jetzt Kirche wirklich scheinen, hergestellt sei, auch auf diesem Gebiet wenn als Constantius als Sieger fühlen. Doch Überzeugungen, vor allem sich nicht durch wer sie die bekämpft, Widerstände ruft durfte religiöse, sich lassen sie nur zu heftigerem "Wie der Donatismus aus der Ter- auf. lo Gewalt unterdrücken; staatliche der die Einheit der und 15 folgung des Constans neugestärkt hervorging, so die orthodoxe Sekte aus dieser ihrer scheinbaren Nieder- Wohl lässt sich die Kircheneinheit herstellen, wenn man die Andersdenkenden zu Zehntausenden auf den Scheiterhaufen sendet oder aus dem Lande lage. treibt, der wie dies Gegenreformation geschah. nur solche Herrscher tun, die Dies aber können gleich Ferdinand IL die Meinung vertreten: „Lieber eine Wüste, als ein Land voll Ketzer!" Doch die stumpfsinnige Grausam- keit im Ausrotten der Besten, durch welche burgischen Jesuitenzöglinge die Kraft ihrer Länder besass selbst ein Constantius nicht. Er verbannte nur die wenigen Bischöfe, die sich ihm offen zu widersetzen wagten, den sie und strafte den Aufruhr, entzündeten, wie er gestraft werden musste. die 25 die habs- vernichtet haben, Die Millionen, 20 den katholischen Staaten zur Zeit in sich zähneknirschend, aber still unterwarfen, blieben unbehelligt und durften eine Zeit erwarten, die ihnen erlauben w^erde, mit verdoppeltem 3o 5. Der Kampf um die Glaubenseinheit. Fanatismus für ihren Glauben einzutreten. genug kommen. 167 Und bald Constantius die Zwistigkeiten der Christen unterdrückt, so schürte und sollte sie Hatte begünstigte sie sein Nachfolger mit hämischer Schadenfreude. Es war ein seltsames Verhängnis, dass gerade die Dona- die Verfechter des „reinen" Christentums, tisten und die Bischöfe vom Schlage des Athanasius, durch einen heidnischen Kaiser ihre Hoffnungen erfüllt sehn mussten. Sechstes Kapitel. Die Rhetorik. Als Constantiii der Grosse sich gezwungen sali, in den religiösen Streitigkeiten des Orients das Scliiedsricliteramt zu übernehmen, hatte er mit allem Ernst die ünterscheidungslehren der einzelnen Sekten studiert. Da ihm nur das nicht Schriften, sondern Persisch der manichäischen 5 wohl auch das fremdartige Griechisch der paulinischen Briefe und der Septuaginta Schwierigkeiten bereiteten, hatte er den sprachgelehrten Strategius zu sich berufen und, als er sich nützlich erwies, ihn durch einen hergeleitet Obgleich war, Ehrennamen, der von den JMusen und durch hohe Würden belohnt. Strategius dieser Musonianus lo Be- für stechungen nicht unzugänglich war, behauptete er doch auch unter Constantius seine einflussreiche Stellung. Als Schützer und Ratgeber begleitete er 343 die i5 Serdica und brachte es 354 sogar zum höchsten Amte des Reiches, der Praefectur des Orients. Wahrscheinlich diente er auch dem jungen Kaiser, wie dessen Yater, mit seiner orientalischen Bischöfe nach Gelehrsamkeit. Jedenfalls gische Neigungen, hatte und dass Constantius theolo- er den Glaubensfragen nicht mit der Gleichgiltigkeit des Unwissenden gegen- überstand, sondern selbst etwas davon zu verstehen meinte, wurde den Untertanen nicht zum Heil. Denn 20 6. es ist Die Rhetorik. kaum anzunehmen, Streit mit jener zähen hätte, wären nicht seine mit im Spiele gewesen. 5 lö dass den er durchgeführt Hartnäcliigkeit Lehrmeinungen eigensten Und wie kirchlichen sein Eifer für das Christentum zum grossen Teil auf literarischen Studien beruhte, 10 169 so auch die Feindschaft seines Nachfolgers o-eo-en dasselbe. Die heidnische Reaktion des Julian können wir nur verstehen, nachdem wir nns vorher mit der Bildung und Literatur seiner Zeit vertraut gemacht haben. Das Ideal des antiken Menschen war der Redner. Diese Anschauung hatte sich in den Demokratien gebildet, als Männer wie Perikles oder Gajus Gracchus durch die Macht des gesprochenen Wortes die BeSchlüsse der Volksversanniilungen bestimmten und so die Politik Staaten ihrer der Überlieferungen leiteten. Blütezeit in Doch wie alle dem gesunkenen Altertum mit treuer Pietät bewahrt wurden, so hatte jenes Ideal auch seine Kraft behauptet, als unter der 20 mehr Herrschaft absoluter Monarchen die Rede nicht eine Macht, sondern nur noch eine Kunst bedeutete. Freilich wurde sie auch damals nicht selten zur Macht, aber nicht mehr, weil hinriss, 25 schätzte und ihn Staatsämtern die zu der sie Menschen zu hohen So gewann eine Begabung, Herrscher daher die beriefen. Zeit, grosse Volksmassen zu Taten man den Redner auch sondern weil von der wir hier als oft sprechen, rein künstlerisch war, doch auch praktisch hohe Bedeutung-^, und jeder, der nach einer Stellung öo Welt strebte, Übung auszu- in der suchte sie bei sich durch Lehre und bilden. Auch die Wege hierzu hatte schon das perikleische Zeitalter gewiesen. Als die Philosophie sich an den Versuch heranwagte, die Ursachen alles Seienden auf- V. Die Constantinisclie Dynastie. 170 zudecken, hatten die Sophisten auch die Gründe der AVirkung rednerischen den in Kreis ihrer Unter- suchungen gezogen, und das mit um so grösserem Eifer, als man sich von diesem Zweige der Forschung nicht nur theoretische Erkenntnis, sondern auch prak- tischen Nutzen versprechen durfte. Man > beobachtete, wie die scharfen Gegensätze der Antithese die Auf- merksamkeit stachelten und Körer einprägten, wie sich dem Gedächtnis der ein sanfter oder kräftiger Gleich- klang der Worte musikalisch wirkte und gleich er- lo greifenden Melodien gerührte oder begeisterte Stim- mungen auslösen konnte. Zugleich lehrte die Dialektik, an der Philosophie ausgebildet, klare Beweise führen Gründe des Gegners widerlegen, daneben auch durch blendende Trugschlüsse das Yolk oder die Richter täuschen, wenn dies dem Kedner vorteil- und die haft schien. sie den Rühmten schlechteren könnten, und eine 15 doch die Sophisten, dass sich Grund zum besseren machen Zeit, in der sich die Parteien oft genug mit chikanösen Prozessen bekämpften, musste Kunst begrüssen. Hatte bisher der Redner sich nur auf seine natürliche Begabung verlassen, so wurde ihm um die Mitte des 20 dies als eine höchst wertvolle fünften Jahrhunderts v. Chr. eine Theorie geschaffen, durch die er sich die Mittel seiner Wirkung lernend aneignen konnte. 25 Unter denen, die an ihr gearbeitet haben, ragten namentlich der Sizilianer Gorgias und der Chalkedonier Thrasymachos hervor. die aus, der mitunter völlig in dieser dafür den Reim überging; denn war der antiken Poesie fremd, wurde aber um so lieber in der machos führte das Jener bildete Lehre von der Antithese und vom Gleichklang den Alten ein in Prosa verwendet. Thrasy- anderes Element in die Rede ein, noch höherem Maasse dichterisch so Die Rhetorik. 6. indem erschien, rhythmisch geahmt ö Schüler Perioden Bildung der in Sie unterrichtete. Strophen eines tragischen Chores nach- den sollten seine er fliessender 171 sein, jeder Satzteil ein ins Ohr fallender Vers, zusammen eine auch musikalisch abgeschlossene Denn Rede und Gedicht wurden völlig zusammengeworfen und auch die hohen Worte, die alle Einheit. diesem eigen waren, ohne Scheu auf jene übertragen. Natürlich Hessen sich die Kunstmittel des Gorgias 10 und des Thrasymachos auch vereinigen, und die Folgezeit hat es getan. Als diese Künstler zuerst in Athen auftraten, übte die Musik ihrer Kede Wirkung. 15 sie — berauschende geradezu eine bezahlen konnte — denn billig drängte sich zu ihrem Unterricht, waren sie nicht und in kurzem hallten Volksversammlung und Gerichte von tönenden Gleichklängen und rhythmischen KaDoch so begeistert man ihnen anfangs denzen. lanschte, 2ü Wer , Künstlichkeit aufdringliche ihre Und auch im Volke sich sehr bald ab. dass Redner dieser Art den schlechteren brauchte erfuhr man, Grund zum besseren machten, und wurde misstrauisch und verstockt, regte 25 sobald sie ihre Kunst zur Schau stellten. sich denn schon Reaktion gegen sie, als Lysias auftrat. Er. war obgleich scher Lehrer, nach wenigen Jahren So eine deren bedeutendster Vertreter nicht in erster Linie rhetorier auch diesen Erwerb nicht verschmähte, sondern Advokat, wurde also durch das Hier praktische Bedürfnis der Volksgerichte bestimmt. 30 aber musste jeder für sich selbst plädieren; Lysias konnte daher seine Reden nicht halten, sondern nur sie aufschreiben und dann von seinen Klienten aus- wendig lernen sie in ihrem lassen. Stil der Daraus aber ergab Person desjenigen sich, dass angepasst 172 ^ sein mussteii, ein Krüppel, — kämj)fte — ß'^ Constaiitiiiisclie Dynastie. • für den der die sie Wenn Armennnterstützung seine für Kede bestimmt waren. eines solchen noch erhalten ist im liohen Ton eines äschyleischen Chores einher- , wäre, gestelzt Lysias so hätte daher ninsste nur dies seinen Gelächter der Stil erregt, Sprache 'j des gewöhnlichen Lebens nähern und seine Kunst mehr verhüllen woniger Auf glänzende, sie darum studierte sorgfältig nicht Kunst. die Advokatonknitte, welche die Kichter betrügen konnte er natürlich nicht verzichten, und sollten, um wirkten Ton war doch zeigen; als eine wenn so sicherer, sie in dem lo sie schlichten des einfältigen Biedermannes vorgetragen wurden. So hat denn auch seine Redeweise begeisterte Nachahmer gefunden, und der Kampf, den er gegen die Manier des Gorgias und Thrasymachos eröffnet i:, hatte, im ganzen Verlaufe des Altertums nicht zur Ruhe gekommen. Denn auch der Einfachheit wurde man nach einiger Zeit wieder satt und verlangte nach reicherem Schmuck, wenn man auch die Farben ist selten so dick auftrug, getan hatten. Den 20 wie es jene alten Sophisten entschiedenen Sieg gewann damals «ine vermittelnde Richtung, wie sie den meisten der grossen attischen Redner eigen den ist wie Stil dieser als Die Praxis hat ist. gebildet, der zwar gedrungener 25 der des Lysias, aber doch in der Hauptsache, dieser, sucht. Männer Gedanken Hörer zu Zorn einen natürlichen Ausdruck der Nur an Stellen, wo man die oder Begeisterung entflammen oder auf ihre Tränendrüsen wirken mittel will, des Gorgias verschmäht man auch die Kunstnicht. in stetem Wechsel bald liegt es in der viele den Takt besassen. zu finden. Die Mode neigte Natur der Sache, dass nicht hier die richtige Mitte Freilich mehr zur Schlichtheit, bald so Die Rhetorik. 6. mehr zur doch immer gab Künstelei; Riohtungeu, beider 173 untereinander die Vertreter es lebhaftem in Streite lagen. Dieses bewusste Verwenden oder Vermeiden der 5 Kunstmittel hat zur Folge gehabt, dass in der Literatur des späteren Altertums jede Naivität des Stils ertötet Auch wir sprechen ist. nicht selten in rhetorischen Figuren; Gleichklänge wie „Leben und Lieben" oder „Saft und Kraft", Antithesen, die zugleich durch den 10 Gleichklang wirken, wie „des einen Tod Brot", uns sind ist des andern Aber obgleich geläufig. allen sie auch heute ihres Eindrucks nicht verfehlen, empfinden wir sie 15 doch nicht als Kunstmittel, sondern brauchen halb unbewusst, wie es das individuelle Bedürfnis sie nach klarem und lebendigem Ausdruck uns Im Altertum dagegen wusste eingibt. jeder Gebildete, der sich einer solchen Redefigur bediente, ganz genau, wie sie war und welche Wirkung ihr die Ihre Anwendung war daher immer bewusst und konnte je nach den Zwecken, die technisch benannt Theorie zuschrieb. 20 völlig sich der Schriftsteller vorgesetzt hatte, gesucht oder vermieden werden. c' est und -'•"• Heutzutage Lc der Satz: sfi/Je sich ihr in auch treu zu bleiben pflegt; damals aber konnte jeder Künstler der Feder nach Belieben in ganz verschiedenen Stilarten schreiben. rühmteste Beispiel dafür dem die ist Schriften gehalten werden; des Cicero, des Apulejus weichen einzelne sie für Art des Stils in einem doch auch von den Tacitus, stilistisch Arrian, des so sehr von den des andern ab, dass die moderne Philologie kam, Das be- das Gastmahl Piatons, in Lobreden auf Eros von jeder Person anderen Ton 30 gilt VJiominc, weil jeder nach seiner Eigenart schreibt in A^ersuchung- Es gab eben für jede ganz genau kannte und die man Rezepte, unecht zu halten. 174 jo ^ iiacli Constautinisclie Dynastie. t)i*^ • dor Gelegenheit so oder so anzuwenden ver- stand. Denn im fünften Jahrhunrlert seit Sophisten von Art des der (lorgias Heredsanikeit aufgetreten waren, hatte Ciir. die ]. ehrer der v. als dieser Unter- •> immer rieht nicht aufgehört, sondern mit der Zeit sich Anfangs hatten ihn nur diejenigen zum Advokaten oder Staatsmann, was meist zusanmienfiel, berufen glaubten. Aber da dies natnrgemäss die Vornehmsten und Höchstgeachweiter ausgebreitet. aufgesucht, die sich lo teten waren, wirkte ihr Beispiel auch auf die übrigen Dasjenige, was wir allgemeine Bildung nennen, ein. konzentrierte sich daher bald in zum der Erziehung während der ganzen Dauer Sie begann schon in der •des Altertums geblieben. Knabe lesen und schreiben der Hatte Kinderstube. gelernt, so wurde er mit den Dichtern bekannt gemacht, Redner, und so ist vor allen andern mit es i"^ dem Homer. An ihrem Vortrage musste er sich eine reine und klare Aussprache einüben, dann auch eine wirkungsvolle Deklamation; an Beispielen ihren ihm wurde die Grammatik 20 bei- gebracht; aus ihnen bereicherte er durch Auswendiglernen seit Wortschatz. seinen Denn weil man den Zeiten des Thrasymachos die Rede schon als eine Art der Djchtung betrachtete, waren poetische Aus- drücke in ihr keinesw^egs an gehobeneu und verpönt, sondern leidenschaftlichen mit Vorliebe angewandt. Neben Stellen sogar dieser Beschäftigung mit der Poesie gingen kleine Aufsätze her, die alle Vorübungen für den künftigen Rednerberuf geDas Kind musste Erzählungen nieder<ilacht waren. xils schreiben, weil vor Gericht der Tatbestand zu erzählen war; es musste Märchen und Fabeln erfiuden, weil sich dadurch 25 wurden irgend eine Moral oder ein Satz politi- so Die Rhetorik. 6. Weisheit scher demonstrieren Mannigfaltigkeit und Biegsamkeit Stil -> dergleichen mehr. man man Dabei wurden ihm auch aus den alle diese deren Schule des Rhetors über; von ihm lernte in die die Theorie praktische der Redekunst und zugleich Anwendung in deren den Deklamationen, die er schriftlich Diese ahmte man vortrug. und mündlich nach und übte sich allen drei Arten der Beredsamkeit, welche das Alter" tum unterschied. Es waren das die Ermahnungsrede und die Prunkrede. dieser Gattuno-en, fingierte mau Anklage, Doch dann Schülern seinen 20 gewinnen, zu Übungen Musterbeispiele Nachahmung empfohlen. Die diesen Kinderuuterricht leiteten, bezeichnete man als Grammatiker. War man ihnen entwachsen, so ging für und vorgelegt 15 so für seinen Menschen, Landschaften, Kunstwerke beschreiben und Prosaikern 10 besten musste denselben Gedanken es Formen ausdrücken, um in verschiedenen am Volksversammlung der liess; 175 praktisch die Prozesse, anderer ein bei die die so Streitrede, Für die die erste wichtigste war, denen ein Schüler die übernahm. Verteidigung w^aren die Jünglinge weiter fortgeschritten, leisteten sie sich in so wohl auch das Kunststück, zuerst und dann gegen dieselbe Sache zu plädieren. Die Ermahnungsrede knüpfte meist an irgend eine historische Erinnerung an; zum Beispiel riet man den Trojanern, die Helena auszuliefern und so den Krieg für 25 zu vermeiden, Stellungen, 30 nicht. oder man machte dem Vorr Sulla ob er die Diktatur niederlegen solle oder Die Prunkrede unterschied sich von dem, was wir heute Gelegenheitsrede nennen, nur dadurch, dass sie meist viel länger und kunstreicher war. bevorzugten Platz innerhalb dieser Gattung Lobrede ein. Ihr erster Einen nahm Ausgangspunkt dürfte die die V. 17f) I)i(; Constautinisclie Dynastie. Leichenrede oeweseii sein, insofern früh auch übergegangen, da/u ist man sehr liebenden die un- Namentlich verschämtesten Lobhudeleien vorzutragen. in den monarchischen Staaten wurde es üblich, den König und später den Kaiser zu den Preis fliese des Verstorbenen enthalten niusste; doch Jede feiern. bieten; man in konnte Festlichkeit dazu wieder zu preisen, und die Aufgabe war jedesmal Neues zu bieten weniger gepriesen stantin, musste wurde man die und nicht leicht, oder wenigstens das Alte • Da zudem neu zu wenden. Anlass dieselbe Person wieder hatte daher ein als 5 den höchsten Tönen lo Nero natürlich nicht Trajan oder Con- ein Kunst verstehen, auch dem Es war Unrühmlichsten Rühmliches abzugewinnen. man daher eine sehr nötige Übung, dass torenschule alle möglichen in der Rhe- Dinge in hohen Tönen preisen lernte; zum Beispiel waren das Lob der Kahlköpfigkeit und das Lob des Rauches beliebte Themata. Wir haben uns bei dieser letzten und niedrigsten Art am längsten verweilt, weil sie sinkenden Altertums, die uns hier schäftigt, die einzige ir» schlechten und hässlichen war, e-ewisse Bedeutung bewahrte. die in in 20 der Zeit des erster Linie be- praktisch noch eine Die Streitrede und die Ermahnungsrede waren nur solange von Wichtigkeit gewesen, als man durch sie auf Volksversammlungen Zwar und Geschwornengerichte einwirken konnte. wurden sie auch später noch in den Schulen eifrig geübt, und auch vor den Einzelrichtern der letzten Kaiserzeit stellten die Advokaten ihre Beredsamkeit zudringlich genug zur Schau. Beschuldigte man doch so manchen, dass es ihm viel mehr darauf ankomme, von seinen künstlerischen Leistungen reden zu machen, Aber als das Interesse seines Klienten wahrzunelimen. 25 so 6. Die Rhetorik. 177 was eiue leicht bewegliche Menge oder auch eine Geschwornenbank hinreissen konnte, das wirkte nicht auf einen hochgebildeten Beamten, der Rhetoren auf der Schulbank ä wenn er ihre geschickte bewundern mochte, sich Knifte der alle selbst gelernt hatte und, Anwendung auch Kenner als doch nicht von ihnen fangen So hatte die Streitrede den grössten Teil ihrer Wirkung eingebüsst, und in demselben Maasse, wie Hess. das Interesse an w Reden, zahlreichen gekommen Zauberei — , aus der Kaiserzeit auf uns vor Gericht gehalten und so war eben sah, ist. Was die der es so minderwertig, dass es immer wieder ab- Nachwelt der — gegen die Anklage Apulejus die sich nicht veranlasst zuschreiben zu überliefern. Etwas mehr Beachtung haben die Ermahnungsreden gefunden, von denen wir noch aus dem vierten Jahrhundert n. Chr. einige besitzen, zum Beispiel Reden des Symmachus, in denen er Anträge, die er im römischen Senat gestellt hat, befürwortet, andere von Libanius, die bitten 25 die des sonst derartiges gab, man 20 abnahm, wurde man auch in Unter den sind, befindet sich nur eine einzige Verteidigung lö ihr ihrer künstlerischen Ausgestaltung lässiger. um Schutz für die heidnischen Tempel oder für die Abstellung gewisser Missbräuche der Verwaltung eintreten, noch andere von Themistius, denen zur Pflege der Philosophie oder zur Übung bestimmter Tuo-enden e-emahnt wird. Doch an Zahl in und Bedeutung treten sie hinter zurück, ja sie selbst so den Prunkreden weit nehmen mehr und mehr deren Denn was Redner dieser Zeit in und worauf sie ihre beste künstlerische Kraft verwenden, sind nicht mehr poliCharakter an. die erster Linie erreichen wollen tische Erfolge oder die Freisprechung Angeklagter, sondern das Gewinnen hoher Protektionen, Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. und für 12 V. Die Constantiui.sclie Dynastie. 178 Zweck waren Lobreden diesen Und wie zu brauclion. sie so niaclite die Eitelkeit ihre sie natürlich selbst sich Gönner auch nur zu wir oben erwähnten, Hess sich noch Tage naclieinandor im drei tioehia zu besten bereit, Jener Btrategius Musonianus, dessen auzuliüren. herab, am dazu drängten, erscheinen, wt'il mit der Lobrede auf ihn als Praefeet dazu Stadtrat von An- Ijibanius in einer Sitzung niclit werden konnte, fertig und selbst die Kaiser bemühten sich darum, von Ijerühmten liednern angefeiert zu werden; denn dadurch meinten zu ihren sie überliefern. war, •'' Ruhm am sichersten der Wer dagegen noch nicht lo Nachwelt berühmt der erstrebte nichts eifriger, als dass ihm die Erlaubnis erwirkt werde, den Herrscher anzureden; denn erregte er dessen Wohlgefallen, so war dies der sicherste Weg, zu Ehren und Reichtümern zu gelangen. 15 So besteht denn die Mehrzahl der Reden, die uns aus den Zeiten Diocletians und seiner Nachfolger erhalten aus sind, Panegyriken, die meisten auf die Kaiser gehalten, einzelne auch auf mächtige Staats- 20 mänuer und Hofleute. Daneben stehen in' kaum geringerer Zahl andere, die nicht durch den Stoff, sondern nur durch die wirken Form Sie sind ausschliesslich bestimmt, sollen. die Kunst ihres Verfassers zu geigen, und da dieser fasst immer Lehrer der Beredsamkeit ist, Schüler für ihn anzulocken. seine Li diesem Sinne hatte Prunkreden gehalten, und ihm absehbare Reihe ähnlicher Virtuosen. mit Bewunderung zu, ja kämpfe, in denen Preis rangen. durch die sie man schon folgte Man Gorgias eine un- hörte ihnen veranstaltete sogar Wett- mit ihren Nebenbuhlern um den Aber solange Krieg und Frieden noch Volksversammlung 25 beschlossen wurden, heftete sich das lebhaftere Interesse doch an die Reden so Die Jlhetorik. 6. von politischer Bedeutung. So hoch man den Isokrates Demosthenes, Aeschines und Hyperides schätzte, hinter 5 179 musste er denn doch zurückstehen. Aber Führung des Griechentums monarchischen Staaten übergegangen war, reiclie nicht auf die die aus sich die seit dem Welt- Alexanders entwickelten, wurde die grosse Politik mehr auf dem Marktplatz von Athen oder Theben gemacht, und damit verloren die Reden, die hier nach Auf wie vor gehalten wurden, ihren sachlichen Reiz. 10 diese Weise gelangte das öde Virtuosentum Beredsamkeit, soweit sie noch als in der literarische Er- scheinung beachtet wurde, zur unbeschränkten Allein- Und herrschaft. an sich hat, 15 wie es diese Art von Kunstübung man strebte nach neuen, bestechenden und überraschenden Wirkungen und suchte daher nicht nur die klare Einfacldieit des Lysias, sondern auch die mächtige Wucht des Demosthenes noch zu überbieten. So wurde denn jene Überladung mit Kunstmitteln, wie sie 20 Gorgias und Thrasymachos geübt hatten, wieder aus der Rumpelkammer hervorgeholt und nach einer Richtung noch weiter ausgebildet. Jene hatten sich und in ihren Perioden an die Strophen der Tragödie piudarischen des hatte 25 sich in Hymnus angelehnt. dem Dithyrambus Seitdem eine neue aber Form der Lyrik entwickelt, die sich in noch freieren Rhythmen bewegte und den strengen Strophenbau verschmähte. An dieser modernsten Dichtung bildete sich die nach- demostheuJsche Redekunst, schon weil modern 30 sie sein die Perioden in kurze Glieder mals antithetischer sie gleichfalls Nach diesem Muster zerhackte wollte. Bildung, von paralleler, oft- unterbracli durch sie knappe, schlagende Sentenzen, die gleichfalls rhythmisch ins Ohr klinoeu fallen, sollten. aber doch nicht wie wirkliche Yerse Um diesen eio-entümlichen Stil 12' zu y. ]^0 |)i(' charaktrisiercii, ^välll(;ll Nachahmers, weil Dynast ic. Coiistaiitiuisclie sie wir die eines römischen 'l'irailo ausnahmsweise die Möglichkeit bietet, aucli in der deutschen Überset/Aing jenem rliyth mischen Klange ahnen zu Was von Vögeln etwas von lassen. b fliegt, was von Fischen schwiinnit, was von Tieren umherläuft, in uns'reiu Bauche wird's bestattet. Forsche nun, warum jählings wir sterben: Sterben nährt Leben uns. Wir wollen ist, lo nicht dabei verweilen, wie närrisch es das plötzliche Sterben der Menschen daraus zu er- denn offenbar kam unserem Rhetor nicht auf den Sinn, sondern nur auf den Klang an. Man wird bemerken, wie in dieser klären, dass sie tote Tiere essen; es tollgewordenen Prosa zunächst drei i» Nebensätze sich genau entsprechen, aber durch eine etwas verschiedene Silbenzahl gar zu starre Einförmigkeit vermieden wird; wie dann das Ganze in einer scharfen Antithese aus- und die beiden Glieder derselben, „Sterben nährt" und „Leben uns", in der Zahl und dem Falle der Schon Gorgias hatte das Silben übereinstimmen. läuft kühne Gleichnis gebraucht, die Geier, die sich 20 von den Leichen des Schlachtfeldes nährten, „beseelte Gräber" zu nennen; wenn in unserem Beispiel von der ,.Be- im Bauche des Menschen die Rede ist, so wird damit jener Gedanke nur in leichter Veränderung Man merkt darin das Bestreben, durch wiederholt. Neuheit zu verblüffen, und doch zugleich die dürftige Abhängigkeit von dem Vorbilde der Alten. Und hierin ist auch die Rhetorik der Folgezeit sich immer treu geblieben: ungescheut stahl man Gleichnisse, Rede- -^ stattung" tiguren und was man sonst brauchen konnte, reicheren Vorgängern und fuhr doch volle Original zu spielen. Der Stil, fort, bei den das geist- den jene Tirade so Die Khetorik. 6. verdeutlichen 5 sollte, ist 181 vorzugsweise durch Hegesias von Maguesia ausgebildet worden, und da seine Landsleute sich ihm eifrigst anschlössen, wurde er später nach seiner Heimat der asianische genannt. Die römische Beredsamkeit hat in der Hauptsache Auch das gleiche Schicksal gehabt wie die griechische. sie 10 erreicht Höhepunkt ihren Epoche jener ([em Untergänge der Re- wilden Parteikämpfe, publik unmittelbar vorhergingen; die der in auch verflacht sie unter der monarchischen Yerfassung zu leerer Schön- Nur rednerei. unterscheidet darin sich Ent- ihre wicklung von der eben geschilderten, dass sich sie nicht selbständig vollzog, sondern an die griechischen Die anknüpfte. Vorbilder 15 die in die daher Asia- lauten Denn auch nismus und Atticismus. sich welche Stichworte, ästhetischen Richtungen scheiden, Rom standen Verfechter der Einfachheit und des reichen Schmuckes gegenüber; auch hier wurde das Höchste, wie es sich uns in den Reden Ciceros darstellt, durch 20 eine taktvolle Vermittlung zwischen beiden Stilen er- Vor allem aber war auch reicht. hier der Unterricht genau derselbe, wie wir ihn oben geschildert haben, ja er lehnte sich so eng an das griechische Vorbild an, dass auch der römische 25 an Studien lateinischen diesen Seit die Knabe begann, Dichtern wurden bevorzugt, so Homer um seine erst überzugehen, treuesten anfangs Ennius, grammatischen später und den zu auch unter Nachahmer des Homer in der Kaiserzeit Vergil. Augustus sich der Gewalt bemächtigt konnte die Redekunst wohl noch im Senat dem hatte, Kaiser schmeicheln oder vor Gericht Triumphe feiern, aber nicht mehr wirklich in entscheidenden Staatsaktionen. grossen Inhalts immer mehr, aber weit beraubt, entfernt, Jedes verkümmerte sie dadurch an Interesse V. Die Constantiiiisclie Dynastie. 182 zu verlieren, wurde sie nur mit desto regerem Eifer Aus der betrieben. verdrängt, Politik fanden die Tummelkonnte, und musste man Talente in der schönen Ijiteratur den einzigen der platz, noch reizen sie auf das Beifallbrüllen erregter Volksmassen verzichten, so man suchte Ersatz dafür in 5 dem Händeklatschen Anklage- und Ver- eines feingebildeten Auditoriums. teidigungsreden in fingierten Prozessen zu halten, war man nicht auch reife um getan, für den so man bleiben; doch hatte Ernstfall in nur dies als Mittel In der Kaiserzeit dagegen betrachtet. Übung zu zum Zweck wurde es Selbst- zweck, und die höchsten Spitzen der Gesellschaft fanden es nicht Streitfälle unter ihrer Würde, 15 über die lächerlichsten Phrasen zu schmieden. Je häufiger diese Deklamationen waren, desto schwieriger wurde sie lo hatten es schon in republikanischer Zeit mit- Cicero, unter nur in der Schulstubo gewohnt, sondern Männer, ja selbst berühmte Redner, wie neue und packende Themata zu finden. es, Man für geriet daher auf die abenteuerlichsten Einfälle, die mit der 20 Wirklichkeit gar nichts mehr zu schaffen hatten, wohl aber Gelegenheit boten, leidenschaftlich, gefühlvoll oder Ein paar Beispiele mögen dies erhaben zu w^erden. illustrieren; wir haben sie die tollsten sind sondern weil sie — sie gewählt, nicht etwa, weil es gibt sich am noch viel kürzesten schlimmere — , 25 erzählen lassen, „Man nimmt an, es bestehe ein Gesetz, dass, wenn ein Mädchen geraubt worden sei, sie entweder den Tod des Entführers oder seine Ehe ohne Mitgift fordern dürfe. In einer Nacht raubt jemand zwei Mädchen. Für Advokat auf." „Nach dem der Tyranneumord zu belohnen, bestrafen. Ein Tyrann ertappt Die eine fordert den Tod, die andere die Ehe. jede von beiden fingierten der Recht Ehebruch tritt ist zu ein — 30 Die Rhetorik. 6. 183 ihm niederBelohnung des Tyrannenmordes Über oder die Strafe des Ehebruches anzuwenden?" solche Dummheiten wurde stundenlang peroriert, und jemanden bei seiner Frau, wird aber von Ist hier die gestossen. 5 von nur nicht das Knaben, unreifen sondern Senatoren und hochgeachteten Künstlern! es und <les Themen, die BeTyrannenmordes den Mittelpunkt bildete das jedesmal natürlich benutzt prächtigem Phrasenschwall die und preisen Antastung ihre freie als um in Verfassung zu wurde, das schwerste Ver- Dies war unter der ganzen brechen zu brandmarken. Herrschaft der Kaiser möglich, obgleich den meisten nichts ferner lag, als die Gedankenfreiheit zu befördern. Aber sie wussten sehr wohl, dass jene Tyrannen nur von Papier waren und dass es keinem in einfiel, was er der Rhetorenschule predigte, auch in die Wirklichkeit So fern stand diese Kunst dem Leben! zu übertragen. Und doch 20 erfüllte gebildeten Welt Eifer, hat. wie ihn Auf die sie kaum ein Gedanken der ganzen die und nährte in ihr einen literarischen anderes Zeitalter gesehen Weltereignisse einzuwirken, war nur noch den Vertrauten des Kaisers möglich, und auch 25 ist so noch in zahllosen anderen lohnung 15 Dabei bemerkenswert, dass, wie in unserem zweiten Bei- spiel, 10 von konnten es nur tun. in sie bescheidener und diskreter Weise Zudem war man der Kämpfe des römischen Marktes, die vorher nicht nur mit tönenden Reden, sondern auch mit Steinen, Knütteln und Dolchen aus- müde und freute sich und Gefahren des sicheren Friedens, obgleich er arm w^ar an spannenden Vorgängen. Aus der Politik verdrängt, warf sich so gefochten 30 nach den wurden, gründlich Aufregungen das Interesse der führenden Kreise gänzlich auf die. Literatur. Und die Erziehuns der Jug-end hatte dafür ^- I^ie Constantinische Dynastie. 184 dass auf diesem Gebiete jeder (iebildete ein gesorgt, feiner Kenner, fast meisten auch ausübende Künstler die Daraus erwuchs sein konnten. ein Dilettantismus Schon unglaublicher Verbreitung. mau schule hatte gründlich weise gelernt; breitung. zu den Kaisern in den literarischen Konven- und sorgten für Für schwieriger ihre buchhändlerische Ver- trugeu tikeln vor bis auch sie Beherrschung der galt die •'> konnte jeder fast daher Verse machen, und unzählige, hinauf, Kinder- Form und Ausdrucks- die poetische kennen in der von JO man, durch die rhetorischen Übungen verwöhnt, Ansprüche an sie, denen zu geProsa, und wirklich nügen nicht stellte Doch war. leicht je seltener die Auserwählten fanden, desto zahlreicher Da jenigen, die sich für berufen hielten. wenn gegen Ende zu verwundern, hunderts n. sich waren ist hier die- es nicht i5 des ersten Jahr- Chr. die Schriftsteller sich beklagen, dass sie nicht leicht mehr so schenkfreudige Gönner finden, wie in den Zeiten des Augustus und selbst noch des Wer einem Nero. Herrn solchen eben darbrachte, musste dieser selbst ihm etwas eine Dedikation darauf gefasst vorlas, was er sein, 20 dass natürlich für hielt. So ging es denjenigen, die von Feder leben wollten, wie heutzutage den Musikern noch schöner ihrer und Malern. singt, lässt Tüchtigkeit Da sich alles pinselt oder klimpert, geigt oder 25 durch Leistungen von bescheidener kaum noch ein Hungerlohn erwerben. Zugleich aber hat die allgemeine Verbreitung dieses Dilettantismus auch das Verständnis für die grosse Kunstleistung mächtig gehoben, und das aussergewöhnliehe Talent, fast wenn es in Mode zu kommen weiss, wird über die Gebühr bewundert und mit Gold über- schüttet. So gab es damals Virtuosen des Stils, die von Stadt zu Stadt reisten und überall nicht weuiaer 30 6. augeschwärmt wurden Die Rhetorik. als 185 unsere Primadonnen. Bei jeder schöngeruudeten Sentenz, jedem neuen Gleichnis, jeder prächtigen Beschreibung klatschte r> 10 man in die Kedner mit lauten BravoHände, Rufen, sprang von den Sitzen auf und warf ihm Kusshände zu. Dies wurde so zur Gewohnheit, dass man sich später selbst im christlichen Gottesdienst nicht davon freimachen konnte. Johannes Chrysostomus suchte in seiner Gemeinde diese lärmenden Beifallsbezeigungen zu unterdrücken, doch als er dagegen unterbrach eiferte, den sprach er den folgenden Satz: „Geh' in die Malstube, und du wirst sehen, wie dort tiefes Schweigen herrscht: also auch hier; denn auch hier malen w^ir Gemälde mit den Farben königliche, nicht gewöhnliche i.j 20 der Tugend." Als man diese „schöne Stelle" hörte, wurde selbst die Predigt gegen das Klatschen durch ein unbezähmbares Klatschen unterbrochen. Das Wort wirkte eben viel mehr als der Sinn; denn w^as diese waren rein formelle Begeisterungstürme auslöste, Worüber der Redner sprach, darauf Leistungen. kam es nicht an; selbst das Lob des Rauches oder der Kahlköpfigkeit konnte Enthusiasmus hervorrufen; ja wenn abgebrauchte Themata 25 in neuer und über- steigerte dies Weise Griechische Vorträge wohl noch die Bewunderung. eines berühmten Sophisten wurden selbst von Römern, raschender behandelt wurden, die seine Sprache nicht verstanden, mit Eifer besucht, angeblich, weil schon allein die klangvolle Modulation Stimme sie entzückte, in Wirklichkeit wohl, weil es Modesache war, den Stern des Tages gehört zu haben. Allerdings war die Stimme dieser Virtuosen sorgfältig geübt, um für Erhabenes und Mildes, Starkes und Klägliches die rechten Töne zu finden, und den seiner so Vortrag begleitete eine anmutige, fieissig studierte V. Die Constantiiiisclie Dynastie. jS() Gestikulation, man dass so vom ohne Grund nicht Singen und Tanzen der Kedner sprechen konnte. Wie Beredsamkeit durch Denio- die griechische Höhe- sthenes, so liatte die röniisclie durch (Jicero ihi'en ])unkt erreicht. mit Wollte Vorbildern grossen diesen man einem etwas Neues und Hörerkreise, der genau Anziehendes bieten, indem man das nur erreichen, Wie Künstlichkeit überbot. mosthenes hinausgestrebt sie vertraut so liess so sich durch raffinierte über l)e- einst liegesias hatte, 5 ^var, neue die wollte lo römische Rhetorik Cicero übertreffen und gebrauchte dazu auch ganz ähnliche Mittel. Zwar war der Asia- nismus von den Vertretern der klassischen Redekunst so scharf getadelt worden, später so viel, dass man und ihre Autorität galt auch Doch ihn prinzipiell verwarf. 15 hatte dies nur die Folge, dass die Vertreter des über- künstelten Stils nicht Asianer nannten, sich dem ihn als den modernen Cicero gegenüberstellten. frischen lust, sondern angeblich veralteten des Immerhin w^ar es ein Zeichen Selbstbewusstseins und lebendiger Schaffens- dass man sich nicht zur Nachahmung irgend welcher berühmten Muster bekannte, sondern die findung hatte, selbständig Neues 20 zu gestalten. EmpUnd wirklich bewahren die knappen Sentenzen, die kräftigen Antithesen und wirksamen Gleichklänge, wie und Tacitus bieten, sie Seueca 25 auch für unser Ohr noch einen hohen Reiz. Doch wenn auch mit feinerem Geschmack und geringerer Überladung verwendet, sind dies doch dieselben Kunstmittel, deren sich schon Hegesias und vor ihm Gorgias bedient hatten, und wie bei ihnen, so riefen sie auch diesmal die entsprechende Reaktion hervor. Schon Tacitus erzählt uns davon, wunderer der Alten den modernen Stil wie die Beals künstlich 3o 6. und doch 5 und er bekämpften, geziert 187 selbst muss ihnen Seine eigene Schreibart kann recht geben. dadurch Die Rhetorik. entschuldigen, dass überfeinerte zugleich er nur und Geschmack nach neuen der abgestumpfte Reizmitteln verlange, und dass der Schriftsteller nicht umhin könne, den Forderungen zu tragen. Doch als er dies seiner Zeit Rechnung niederschrieb, waren jene Forderungen schon im Begriff, in ihr Gegenteil umzuschlagen. 10 Jahren und sich Und hatte er in seinen jüngeren dem neuen Stil freudig angeschlossen die vollendetsten Muster geschaffen, hervorgegangen und reifsten sind, so kehrt er in zurück. ciceronischen Zeit So verfocht auch er jene Reaktion, die mit der Regierung Hadrians einsetzte; Art aus, aller ihm Werk, dem Dialog von den Rednern, zu der schlichteren Schreibweise der 15 die aus seinem spätesten Reaktionen ist, ging sie doch wie es die weit über das hin- was berechtigt war und durch Tacitus vertreten wurde. 20 Der Kampf gegen das übertrieben Moderne war unter der Fahne der Alten eröffnet worden, worunter man zunächst Cicero und seine Mitstrebenden verstand. Doch von diesen Alten ging man bald zu den noch Alteren über; denn auch 25 man nicht mit in jenen erkannte Unrecht eine gewisse Künstlichkeit, und der durch allerlei Feinheiten der Rede übersättigte Geschmack drängte zum ganz Ursprünglichen und Naiven. So stellte man in der Prosa Cato und Gracchus über Cicero, in der Poesie Naevius und 30 Ennius über Vergil, ein auch heute anschliessen Werken jener dürftige dem wir uns vielleicht würden, wenn uns von den Urteil, mehr al* Doch von der zur Nachahmung über ältesten lateinischen Literatur Fragmente erhalten wären. Bewunderung ging man alsbald 188 V- lind I-^ie wie licher Art", nns sie englischen Prärafaeliten in der biMonden Kunst die mit ihrer Vergötterung haben. beschert JJotticelli Fratzen ganz ähn- gos])ensterliafto (himit scliuf Dynustic. Con.stantir)i.s<'li(; man Hielt es dos doch den schönsten Schmuck der Kode, wenn man für mit sie •'> längst veralteten Worten ausstaffieren konnte, die aus l^nnius und Plautus zusammensresucht ^Yaren und nur noch mit Hilfe eines Lexikons verstanden dato, wurden. Sprache des gemeinen Mannes Über die rohe sich die Literatur hatte noch heute tut; immer erhoben, wie man sich anf mnsste man dafür doch solange Markte zum Volk wendete, von ihm verstanden zu werden. kunst zur Deklamation geworden war und hatte, dunkle Altertümlichkeit, die lo es freiem sorgen, Seit aber die vornehme Hörsäle zurückgezogen xiuch für sie Rede- sich in i'- man konnte gelehrtes tief Studium und reiche Belesenheit verriet, den geforderten Beifall finden. Schon seit dem Anfang der Kaiserzeit immer weiter von dem hatte sich die Schriftsprache entfernt, was im Volksmunde lebte, und begann «in ganz mumienhaftes Dasein zu führen. die aus Dialekte, Sprachen Während denen die modernen romanischen erwachsen entwickelten, 20 jetzt sind, sich unbeachtet weiter- nach Provinzen und Landschaften sich -' schieden und in immer weiterem Umfange den Ver- kehr des •Gebildete gemeinen Lebens beherrschten, an, Latein sein Büchern zu lernen. letzteren, oder Da man fing der Griechisch aus auch die Dialekte des soweit sie klassisch geworden waren, vernachlässigen konnte, schrieb lieben, sein wenn auch man nicht bald nach Be- nicht ganz ohne Fehler, im Aeolisch der Sappho oder im Jonisch des Herodot, vor allem iiber strebte man dem reinen Atticismus nach. Hatte so 6. dieses 5 Wort 189 den Zeiten des Cicero nur die schlichtere Stilgattung des Lysias und Demosthenes im Gegensatz zum Asianismus bezeichnet, man auch sprachlich auf Zu zurücko-eheu wollte. so bedeutete es jetzt, dass Muster die der Blütezeit Zwecke wurden Formen, die seit Jahrhunderten aus dem Sprachgebrauche verschwunden waren, zum Beispiel der Dual, den Toten von geschaffen, 10 in Die Rhetorik. Lebens stand. und aufervveckt gänzlich der diesem ausserhalb so Ihn zu beherrschen, galt ein Stil wirklichen des als das Ab- zeichen der Höchstgebildeten, deren Kreis sieh freilich immer mehr unter diesen Umständen Die Schwierigkeit, in verengte. erlernten Sprachen zu schreiben, hatte zur Folge, dass seit der Zeit Hadrians i.'j der literarische Dilettantismus seltener wurde und damit Wert und Ansehen derjenigen wuchs, Dies war umsomehr der verstanden. am Hofe auch ihrer zu bedürfen dem hohen Wert, den man auf 20 legte, hielten es die die jene Fall, Kunst als denn bei meinte; einen schönen Kaiser für geboten, Briefe und Erlasse in eine klassische mau Stil dass ihre Form gekleidet wurden, und wählten daher zu ihren Geheimschreibern gern literarische Berühmtheiten. So bekleidete der hochgelehrte Antiquar und Historiker Sueton, dessen 25 Schriften sich durch klaren, flüssigen Stil auszeichnen, Amt jenes Heihe in bei Hadrian, von Rednern, und nach ihm finden wir eine Dichtern, ähnlichen Stellungen. hundert gab es kein sichereres so Geld zu erwerben, zwar waren die als Geschichtschreibern Vollends im vierten JahrMittel, literarische Forderungen, die um Ehren und und Leistungen, man an diese stellte, schon sehr bescheiden geworden. Die furchtbare Seuche, zehntelang die im Reiche wütete, unter Marcus jahrhatte die Blüte des ^- I^ie Constautiuische Dynastie. ]<)0 A'^olkes und hingerafft, <lio barischen Einwanderern kommen < bahl aucli in Denn Bürgerkriege, mörderischer worden, deren NachSchichten hidieren die eindrangen. Jesellschaft Lücken waren mit bar- gefüllt dem die der lange Folge dritten Jahr- die hundert seinen Charakter gaben, schuf Platz für ^ sie; doch Wirren dieser Art unter den Kelchen pflegen und Vornehmen, die im Staat eine Kolle spielen und deren Besitz zur Konfiskation in reizt, am gründlichsten Diese Kreise aber waren es gewesen, aufzuräumen. ic denen die Literatur nicht nur ihre Gönner, sondern auch ihre funden und bedeutendsten Vertreter geIndem sie hinschwanden und Halb- meisten hatte. barbaren in ihre Stellen einrückten, ging der hoch- gebildete Geschmack, die sichere Herrschaft über die Sprache, auch wo sie i' sich bisher erhalten hatten, der Die künst- römisch-griechischen Gesellschaft verloren. denn neue Formen wenigsten im stände. lerischen Ideale blieben die alten; zu schafTen, war diese Zeit Man also strebte am nach demosthenischem Griechisch und ciceronischeni Latein. Freilich hatte Gefühl für den Unterschied der Stilarten man fast das ganz was dem hochverehrten Altertum angehörte, galt für schön, und die Schriftsteller aus der Zeit des Hadrian und der Autonine betrachtete eingebüsst. man als -^ Alles, 25 ebenso klassisch, wie die Vertreter der wirk- lichen Blütezeit, weil sie damals ja gleichfalls schon So ahmte man unbekümmert Dio von Frusa und Aristides neben Xenophou, Isozu den Alten gehörten. krates, Piaton und Demosthenes nach, und der elende Fronte, der seine Briefe und und plautinischen Floskeln Reden aus catonischen zusammengeflickt hatte, stand als hohes Stilmuster neben Cicero, Plinius und Seneca. Bei jedem Worte, das man als Redner oder so Die Khetorik. 6. Schriftsteller brauchte, durfte die kommt ^,Wo es Und wendbar. 5 Frage den Alten vor?" ihnen nachweisen Hess, bei sich es bei je mehr sich 191 die gestellt werden: Und nur, galt es wenn für an- Bevölkerung mit barbarischen Elementen durchsetzte, desto weiter entfernten sich Schrift und Deklamation von der Sprache des Lebens, desto seltener wurden die Leute, die noch einen gebildeten mehr waren 10 sie Stil schreiben gesucht. und desto des Magister Memoriae und des Quaestors, denen die Leitung der wichtigsten die Kanzleien des Kaisers und Abfassung seiner meisten Erlasse oblag, ernannte man Männer von literarischem Ruf, und oft dann zu den höchsten Würden auf. Einige gern stiegen sie 15 konnten, Namentlich für die Amter Beispiele mögen Eumenius, dies beglaubigen. rhetorischer Lehrer in dem unbe- deutenden gallischen Städtchen Augustodunum, hatte das Glück, die Bekanntschaft des Constantius zu machen, der damals noch Gardepraefect des Maximian 20 Auf dessen Empfehlung wurde ihm 289 war. am Grüudungstage Roms als 25 Art, vorher Kaiser die Fest- nicht schlecht, aber auch nicht besser, und nachher hunderte geschrieben sind. Immerhin fand man um dem Es war ein Panegyrikus der gewöhn- rede zu halten. lichen vor gestattet, ihn sogleich diese Leistung bedeutend genug, zum Magister Memoriae zu befördern. Publilius Optatianus Porphyrius baute Yerse, die jedes poetischen Wertes bar waren, aber an Künst- Dagewesene übertrafen. Einer war der folgende. Das ganze Gedicht bestand aus fünfunddreissig Versen und jeder lichkeit ao alles bisher seiner häufigsten Triks Vers aus fünfunddreissig Buchstaben, so dass, wenn man diese in gleichen entstand. Abständen sclirieb, ein Quadrat Die Exemplare, die hohen Gönnern, nanient- V. Die Constantinisclie Dynastie. 192 wurden, waren mit Silber lieh (1cm Kaiser, überreicht Piirpurpergament auf waren in jeder der dazwischen geschrieben, Zeilen fünfiniflilreissig aber einzelne Buchstaben durch Goldschrift ausgezeichnet, und diese bildeten innerhalb des (Quadrats bestimmte Muster, sinnvollen Bilder und Zeichen, gramm ein zum Christi oder ein Schiff. goldenen Buchstabeu für Sinn, Monodiese dann Las man so Beispiel das ergab sich wieder gewöhnlich auch Verse. dies zu einer Wahl Mühe Natürlich fülu'te lo der Worte, welche den Sinn fast unverstcändlich machte, endlicher sich, :> bald irgendwelche bald nur mathematische Figuren, und war auch erreichen. zu so nur mit un- Constautin belohnte indem er den Dichterling in hoher Stellung an Hof zog und sich bei ihm für die Widmung solcher Elaborate in einem sehr schmeichelhaften Als dann Porphyrius wegen irgendBriefe bedankte. sie, seinen welcher Sünden, die wir nicht kennen, in die Ver- bannung geschickt war, schrieb er für die Vicennalieu des Jahres 326 einen Panegyrikus auf den Kaiser und seine 15 20 Söhne, der aus Versen der eben geschilderten und erlangte dadurch nicht nur Begnadigung, sondern wurde auch 333 zum StadtpraeArt bestand, fecten von Rom befördert. Themistius schrieb in seiner Jugend Paraphrasen dann des Aristoteles und Hess Philosophie dem neugegründeten nieder. in Ausserdem sich trug er Reden 25 Lehrer der als Constantinopel vor, die in uner- träglich schwülstigem Stil eine banale Moral predigten, darunter auch mehrere Panegyriken auf die Kaiser; denn auch diesen Prunkstücken sophischen Anstrich zu w^usste er einen philo- geben, indem er seine Schmeicheleien in die Lobpreisung bestimmter Tugen- den einkleidete. Dies grosse Licht für sich zu ge- 3o 6. Die Rhetorik. 193 5 bemühten sich um die Wette Ancyra, Aiitiochia und endlich auch Rom. Doch Constautius ernannte ihn 355 zum Senator von Constantinopel und fesselte Später er^ ihn dadurch an die Stadt seines Vaters. zwei Statuen, noch und er wurde richtete man ihm erst zum Proconsul, dann auch zum Stadtpraefecten von Constantinopel gemacht, und das unter den sehr christlichen Kaisern Constantius und Theodosius, obgleich er sich offen zum Heidentum bekannte. 10 Sextus Aurelius Yictor, ein Afrikaner niedrigsten winueii, Standes, überreichte 361 dem Julian eine Zum ganz kurzer Kaiserbiographien. 20 sie nicht gesehenen Rhetors dann in dem Reden als ein dürftiger Dies aus. er sie einen kurzen dem der ihm Antiochia, als Lehrer durch griechische die Stellung des widmete er diesem 369 römischen Geschichte, an Wert oder richtiger an Wertlosigkeit 30 in christlichen Kaiser Valens. bekleidete, Abriss erst C^aesarea sich selbst verschaffte Magister Memoriae bei Während der Acacius, palästinensischen und zeichnete tätig war, 25 Teil Auszug aus den Werken früherer Schriftsteller; ausser einem schlichten, klaren Stil lässt sich ihnen wieder wissenschaftlich noch künstlerisch irgend ein Vorzug nachrühmen. Trotzdem wurde der Verfasser für diese Dedikation sogleich zum Consularis Pannoniae ernannt und stieg unter Theodosius sogar zum Stadtpraefecten von Rom auf, obgleich auch er Heide war. Eutropius, gleichfalls Heide, war Neffe des an- war 15 mehr Sammlung grössten dem der Schriftchen Er wurde dafür durch das Proconsulat von Asien belohnt und unter des Victor ungefähr gleichstand. Theodosius sogar zum Praefecten erhoben. Decimus Magnus Ausonius war Lehrer der RheBurdigala. Er machte Verse, die an dich- torik in Seeck, Untergang der antiken Welt. 13 ^- 194 1^*'^ terischem Gehalt standen und Constantinische Dynastie. kaum über denen nicht teilweise viel »ien J'orphyrius weniger künstlich So baute er ganze Gedichte aus Hexametern, die mit einsilbigen Worten begannen und endigten, oder auch aus solchen, in denen auf je ein einsilbiges waren. Wort ein zweisilbiges, silbio-es folgten. dann ein Auch in allen drei-, vier- und > fünf- möglichen lyrischen Yersmaassen hat er sich versucht, aber ohne von der künstlerischen Bedeutung dieser Formen eine Ahnung zu haben. So zählt er zum Beispiel in der weichen, seine der Sappho greifenden Strophe "' ans Herz grammatischen Kollegen von Burdigala auf: Sag' ich erst von Romulus, von Corinthus Oder von Sperclieus und seinem Sprössling, Oder wie Menestheus' Athenerrause 15 Lehrte Grammatik? Alle waren fleissig im Unterricliten, Karg bezahlt und ärmlich an schöner Rede, Aber weil zu unserer Zeit sie lehrten, Doch zu erwähnen. Yersifizierte Prosa dieser Art reichte damals aus, Aufmerksamkeit des Hofes auf den Dichter Yalentinian machte ihn zum Erzieher zu lenken. seines Sohnes, und bald w^urde er zum Quaestor, später durch seinen dankbaren Schüler sogar zum Praefecten um -^o die 2'' und Cousuln (379) ernannt. Merkwürdigerweise ist dies das letzte Beispiel, man es durch rein literarische Verdienste zu hohen Würden bringt. Denn der Redner Quintus Aurelius Symmachus und der Historiker Virius Nicomachus dass können in diesem Sinne nicht angeführt sie von vornehmer Geburt waren, also ihre Ämterlaufbahn durch ihre künstlerischen Leistungen zwar vielleicht gefördert, aber doch nicht bestimmt Flavianus werden, weil so 6. Ammianus wurde. wunderlich 5 das 195 steht geschraubte Geschicht- als und über Victor Latein Eutrop; so Werkes seines durch die Feinheit seiner Charakteristiken ist, und Marcellinus himmelhoch schreiber auch Die Rhetorik. Dramatik der Erzählung erweist wuchtige die er sich selbst des Tacitus, den er fortgesetzt hat, nicht ganz unwürdig. Synesius ist und der inhaltreichste phantasievollste Redner, den diese Zeit hervorgebracht Claudius Claudianus hat hat. 10 auf Stilicho und Honorius in seinen Lobgedichten zwar den Vergil nach- geahmt, aber dessen poetische Kraft nicht nur erreicht, Aber obgleich sondern manclimal selbst übertroffen. man ihm auf dem vornehmsten Platze Eoms, dem Forum des Trajan, eine Statue errichtete, hat er es 15 erstgenannten Beifall des sind für ihre sich Publikums belohnt worden. steigert, abnimmt, trat und ist ihre des Tri- die beiden Werke nur durch den selben Maasse, wie der künstlerische 20 Amt doch nicht über das recht bescheidene bunus und Notarius hinausgebracht, Dass Wert der in dem- Literatur Begünstigung durch die Herrscher aber nicht seltsam, Es unerklärlich. eben das Gesetz von Angebot und Nachfrage in mehr Talente auf den Markt kamen, desto wurde ihr Preis. Wenn die Literatur sich gegen das Ende des Kraft: je niedriger 25 vierten Höhe suchen Jahrhunderts erhob, sein, so mag dass wieder der zu einer Grund zum ansehnlichen Teil gar nicht mehr auf sie hatte, Denn wer einzuwirken. Sprache immerfort fehlerhaft sprechen hört und selber fehlerhaft spricht, wird viel Beherrschung gelangen, Anfang an durch die Grammatik richtigen zu unterdessen die Volkssprache sich von der geschriebenen weit genug entfernt 30 darin um eine sie schwerer zu ihrer als als wer sie fremde von- erlernt. 13* V. Die ConstaiitiiiisclH- Dynastie. 196 Es dalier sehr bezeichnend, dass unter ist den lateini- schen Schriftstellern dieser Zeit die allerbedeutendsten, Annniauus JMarcellinus und Claudian, der eine Antiochia, andere der wenn auch also beider j\latters])rache CJriechisch war, das nicht Und lehrte. man welches Griechisch, in auch deutsche Namen heisst auf: um recht ein die Mitte des fünften ansehnlicher Dichter Man Merobaudes, ein Geschichtschreiber Frigeridus. lateinisch also .7 den Schulen bald treten in der römischen Literatur Jahrhunderts schrieb aus aus Alexandria herstammten, oder griechisch, wie Humanisten des sechzehnten Jahrhunderts taten, H) die es und konnte dann auch hinter ihren Leistungen nicht gar zu weit zurückbleiben. Fleisses, lernen; um doch Diocletians eignet, die dazu wenn dieser Schriftsteller anzuspornen. Ausonius wären wesen, in hohe Lohn, der dem Freilich bedurfte es Sprache der seit den i^ Zeiten war wohl geSchon Porphyrius und winkte, ihren Kunststücken unfähig ge- zu sie nicht Wortschatz hätten eisernen Weise meistern zu aus einem ungewöhnlich grossen wählen können, und es der Natur der Sache, dass solche Studien, liegt ^0 in wenn sie immer mit so glühendem Eifer betrieben werden, sich mehr erweitern und vertiefen. Daraus ergibt sich zwar nichts weiter, als dass die Beherrschung der Sprache besser werden und sich zugleich über weitere 2.> Kreise verbreiten musste, eine Steigerung der literari- schen Talente konnte dies zwar fördern, herbeiführen. Jahrhunderts aber nicht W^enn auch diese gegen Ende des vierten eintritt, so dürfte der Grund wohl darin liegen, dass das frischere, zeugungskräftige Barbarenblut, das schon seit Marcus die antike Welt erfüllte, allmählich auch in die Kreise der Schriftsteller eindranor. Der Germanen Merobaudes und Fris-eridus 3» Die Rhetorik. 6. 197 haben wir schon erwähnt; daneben aber gab es Unzählige, die ihre fremde Abstammung unter römischen Namen oder griechischen zufälh'g erhaltene Notiz 5 und Flavianus, Roms die So versteckten. lässt eine uns schliessen, dass Symmachus damals in den literarischen Kreisen die führenden Rollen spielten, von einem bar- barischen Ahnherrn abstammten, und bei wie vielen mag es dies noch der Fall gewesen ohne dass wir sein, nachweisen können! Doch zur 10 Zeit Julians, von der wir hier in erster Linie zu reden haben, waren mustergiltige Leistungen noch und seltener Ruhm Der der folglich Rede um so überstrahlte mehr geschätzt. den sogar der WafPen; denn dass meist unverfälschte Barbaren das 15 ausübten, gab ihm einen Anstrich während der edle Atticismus der BeWie redsamkeit im vornehmen Altertum wurzelte. Kriegshandwerk des Gemeinen, wir schon früher gesehen haben, betrachtete es selbst ein 20 Constantin würdiges Ziel wirklich „mit dem König gehen" unglaubliche Eitelkeit Literatenklasse, 26 als Ehrgeizes, seines auch auf diesem Gebiete Lorbeern zu pflücken. Der Dichter und noch mehr der Redner meinte daher, wärtiger einer die hervortritt, gezierten in zu dürfen, und eine bemächtigte sich ihren Schriften als sie sich Bescheidenheit zu der um ganzen so wider- immer hinter verstecken sucht. fast Und das ganze Publikum, die Herrscher an der Spitze, bestärkte sie in diesem gespreizten Selbstgefühl, und das nicht nur durch den wahnsinnigen Beifallslärm, 30 mit dem man begleitete. ihre Glaubte Deklamationen und Vorlesungen man doch allen Ernstes, dass es in ihrer Hand liege, ihren Freunden ewigen Ruhm zu verleihen und ihren Feinden ewige Schmach. Um die Lobrede eines g-eschätzten Stilisten bewarben V. Die ConstantinisclK; Dynastio. 193 sich daher sogar die demütigem mit Kaiser und der Private meinte schon dadurch iceit Namens seines dass gewäiirleistet, ein soiclies Denn auch Licht ihn mit einem Briefchen beehrte. diese kleinen Eifer, die Uuaterblich- Kunstwerke bewahrte man der Nachwelt. 5 indem man sie zu grossen Sammlungen vereinigte und so für ihre buchhändlerische Verbreitung sorgte.Zwar waren sie meist inhaltsleer bis zur Dürftigkeit — sich offen ihnen auszus})rechen, in verbot schon das Sj)ioniersystem vieler Kaiser und die allgemeine Leisetreterei, die es grossgezogen hatte man auch nichts weiter schreiben, wohlbefinde und um mau sich in denen man dies des Grusses, sie sich Die Rhetoren oder, sichern. damals nannten, die Sophisten hielten sich daher für die Blüte des Volkes und schauten mit souveräner Verachtung auf die ganze minder gebildete Menschheit nieder. es nicht nutzlos, weil der literarisch war, erschien ihnen Wert des Mannes ja doch nur von seiner Redefertigkeit abhänge. wenn So findet Lateinisch zu lernen. könne der Advokat 25: Rom reisen, Gericht, meint durch seine rhetorischen wenn könne er Notizen durch irgend menschen geben Auch vor allein Sieger bleiben; Juristisches brauche, es Libanius Schüler auch die Rechts- .seine schule von Berytus besuchen oder gar nach Kunstgriffe 20; Selbst ein reiches Wissen, soweit grammatisch und höchst ärgerlich, er, ^^ nach der Meinung der Zeitgenossen diesen Nichtig- keiten die Ewigkeit zu um lo doch mochte dass Wendungen ausdrückte, und die eleganten wie als , baldige Antwort bitte, so genügten doch schon die zierlichen Pointen, um — er wirklich etwas sich ja die erforderlichen ao einen der banausischen Fach- lassen. In der früheren Zeit hatte der Redner oft gemeint, hochmütig auch auf den Philosophen herabblicken zu 6. Die Rhetorik. 199 im vierten Jahrhundert dem Boden der altheiduischen Überlieferung und fühlten sich daher veranlasst, sich gegen den übermächtigen Ansturm können; doch dies hatte Denn geändert. j sich beide standen auf Seit der des Christentums fest zusammenzuschliesseu. Neuplatonismus die Herrschaft errungen hatte, war die Philosophie nicht so sehr Wissen wie Glauben oder doch Wissen nur insofern, 10 Dämonen und damit währen schien. Und als die Kenntnis sie über die Herrschaft sie der zu ge- wie die Philosophen sich gern geheimer Künste rühmten, so sind auch die Sophisten oft den Verdacht in von deshalb der der Zauberei christlichen gekommen und Staatsgewalt verfolgt worden. Daraus ergibt 1.'. von sich selbst, dass die Vertreter des neuen Glaubens zu ihnen Im Gegensatze stehen mussten; da aber andere Bildung gab keine es konnten die rhetorische, sie, wenn sie nicht als ganz zum Pöbel gehören wollten, deren Künste doch nicht völlig 20 Wir sahen ablehnen. Kaiser, doch so als gläubig schon an sie , dass die christlichen ihrer Kirche hingen, Ehrenpflicht betrachteten, die es Sophistik zu fördern und zu belohnen, und keiner ihrer Geistlichen nahm 25 Standen doch sehr viele von ihnen das übel. ihnen und gerade die bedeutendsten zu ihr in einem Verhältnis, das kaum weniger anerkennend lehnend war. Nach wie vor war ausschliesslich Kunst, sondern als ab- die Rhetorik nicht strebte vor Gericht auch nach praktischen Erfolgen; auf die advokatische 30 Fertigkeit, den schlechteren Grund zum besseren zu machen, hatte sie also keineswegs verzichtet, und dies musste den Christen mit Recht So dass ist sie denn auch Lactanz „die Jünglinge als sich nicht sündig erscheinen. ganz klar darüber, zur Tugend, sondern V. Die Constautinische Dynastie. 200 zu Hinterhältigkeit redseliger um mussto er richten, und der glänzende Und ihm doch ihr unter- Umfang an- dieser Konflikt hat nicht nur auf sondern gelastet, in seiner Schriften zeigt, Stil dass er sich ihre Kunstniittel in vollem geeignet hat. und erziehe'", des lieben Brotes willen in einer > oder der anderen Weise durchzieht er die ganze christliche Literatur. In es eine wortgetreue sehen und liatte der Septuaginta, das alte Testament der die Kirchenväter war Form griechischen der Übersetzung aus in benutzten, dem Hebräi- lo daher den wohlgerundeten Perioden- bau, den rhythmischen Satzschluss und alle die anderen Und das fast Rhetorik der Kunstniittel noch ferner Volk niedere anwenden nicht stand bestimmt ihr und können. das neue, das für aus ihm hervor- Ausdrücke, lateinische Lehnworte, wie Amen, Halleluja, Hosianna, atticistischen Sprachreiuiger ein selbst Hebräisclies, alles Dinge, die dem Für Abscheu waren. den naiven Reiz des Volkstümlichen, der unsere Zeit aus den Worten der Bibel so mächtig ergreift, hatte man damals i5 Hier traf man überall auf gemeine gegangen war. Yerstäudnis kein gar und konnte 20 es da ja die ganze Literatur sich in einer nicht haben, Kunstsprache bewegte, die mit der wirklich gesproche- So leugneten nen kaum noch etwas gemein hatte. denn auch die Christen nicht, dass die Bibel künst- 25 lerisch auf der allerniedrigsten Stufe stehe; sie fanden eben darin ein Zeichen ihrer Gotteskraft, dass obwohl von „Fischern" geschrieben und im Stil sie, deren Bildungsgrad überall verratend, doch eine so mächtige Wirkung ausgeübt dass eine Zeit, Kunststücken widerwillig habe. Dies aber hinderte nicht, die ihren Geschmack an rhetorischen gebildet las. Es ist hatte, sie nur charakteristisch ungern und dafür, dass so Die Rhetorik. 6. in den erhalteneu Schriften Constantins des Grossen, obgleich sich sie alle fast ziehen, doch Bibelzitate 5 201 anf kirchliche Dinge be- kaum A'orkommeu. Der Geist- nicht vermeiden, aber wenn liche konnte er in der damals herrschenden Bildung erzogen war, sie freilich ihm Verlegenheiten, wie folgende bereiteten sie auch Geschichte Bei einer cyprischen Synode, welcher zeigt. der heilige Spyridon beiwohnte, predigte ein Bischof, der vorher auch weltliche Studien getrieben hatte, 10 und führte dabei das Wort an, durch das Christus den Gichtbrüchigen heilt: „Hebe dein Bett auf und Da aber das Lehnwort y.pajißaTov, das wandele!" für „Bett" im Evangelium stand, jedem Atticisten 15 durch das tadellose barbarisch klang, ersetzte es der hochgebildete ay,i\iTzouq. Da Mann sprang Spyridon auf und schrie vor allem Volke den Redner au: „Bist du besser als er, der xpaßßaiov gesagt hat, dass du Freilich dich schämst, seine Worte zu gebrauchen?" hatte 20 niemals Christus griechisch gesprochen; doch Aber auch wenn man es gewusst hätte, musste man es doch als gottlos empfinden, die Worte der Bibel, die vom heiligen Geiste davon wusste man waren, diktiert nichts. wie einen schlechten Schüleraufsatz zu korrigieren, und wenige werden so etwas gewagt 25 Zudem wird haben. lichen schon deshalb keinen Anstoss die grosse Mehrzahl der Geist- an den Barbarismen der Bibel genommen haben, weil sie selbst un- genug waren, um ebenso barbarisch zu Wenn man vorgab, die sprechen und zu schreiben. Rhetorik zu verachten, machte man also aus der Not eine Tugend; denn auch diejenigen, welche sie beherrschten, konnten nicht die ganze Masse ihrer Kollegen an den Pranger stellen, indem sie ihren gebildet 30 schlechten Stil als Manuel anerkannten. Galt ihnen V- 202 doch Rechtgläubigkeit allen So Constautinische Dynastie. I^'C viel mehr als Bildung. sind die christlichen Schriftsteller darin ganz einig, die (lass rhetorischen McHtzchen, damals welche so durchaus verwerflich seien; sehr bewundert wurden, doch hinderte dies nicht, dass diejenigen unter ihnen, welche sich dieser Mätzchen zu bedienen verstanden dennoch für die grössteu KirchenFast nur ihre Werke sind uns erhalten, lichter galten. ein deutliches Zeichen, dass man die Schriften minder rhetorischer Stilisten auch unter den Christen viel und eifrig bedienten, geringer schätzte und es nicht der sie -f immer wieder abzuschreiben. Und wirklich war fast schon Mühe wert seit w fand, der Gründung der Christengemeinden ein bischen Rhetorik für ihre wenn auch nicht unentbehrlich, so doch sehr Denn sie hatten ja nicht nur vor Leiter, Ui wünschenswert. ihren Gläubigen zu predigen, sondern ungebildeten auch die Lehren ihrer Religion gegen die Angriffe gebildeter Heiden zu verteidigen, und um auf deren Publikum wirken zu können, war es zweifellos nötig, 20 dass sie den stilistischen Anforderungen der Zeit leid- genügten. lich Und was den Apologeten w^urde bald auch den l^redigern als die Kunstmittel, Gorgias die recht war, um billig, in der so mehr athenischen Volksversammlung erprobt hatte, auch bei christlichen Gemeinden ihre Wirkung nicht verfehlten. So haben denn auch von den hervorragenden Kirchenvätern die allermeisten die Rhetorenschule davon und ihre Schriften legen ab. Augustin erzählt, dass er nicht besucht habe, sondern um sich an Ambrosius rhetorisch hallten nicht weniger um Ae.w zu sich 25 durchgemacht, das deutlichste Zeugnis in Mailand die Predigt christlich schönen bilden, zu erbauen, Redefigureu und die des Kirchen von Beifallklatschen und Bravo- 30 6. wider, rufen Lärm der ^> die als Prediger die traten Die Rhetorik. 203 Zwar Hörsäle der Sophisten. dem wiederholt aber entgegen, der Begeisterung schmeichelte ihnen doch, und da ihr Publikum dies bemerken musste, fiel es ihm nicht ein, damit aufzuhören. So war das Verhältnis des Christentums zur Rhetorik ein gründlich unwahres; offiziell und aber schalt es sie, tatsächlich verschmähte machte jeder Prediger, der die genügende Bildung dazu besass, von i<» ihren Lehren den ausgiebigsten Gebrauch und stellte doch beleidigt, wenn sich man Der dies anerkannte. „grosse" Basilius war Schüler des Libanius gewesen und, in 1.) obgleich dieser Heide war, doch stellern nius Da gegenseitige Lobhudelei unter Schrift- damals zum guten Ton gehörte, schreibt Libader von Entzücken an ihn einen Brief, strömt. können, denn das übersteige weit seine eigene Kraft; Homer, Piaton, Aristoteles und Susarion. Darauf erwidert der Gepriesene kurz und beleidigt, einem solchen Atticisten könne er nicht würdig antworten, müsse ihn aber daran erinnern, dass er nicht der Schüler von Philosophen, sondern von „Fischern" Libanius schreibt einen Entschuldi- sei. gungsbrief, doch bleibt dieser er Monate später Bischof daran so über- So etwas habe er seinen Schüler nicht lehren die lichrer des Basilius seien >} Deni- gemäss schickte er ihm auch seine Predigt gegen die Völlerei. -'0 immer zu ihm einem freundlichen Verhältnis geblieben. in unbeachtet. Erst als einem zweiten Schreiben erinnert, dass dieser selbst den predige, man dürfe über seinem Zorn die Sonne nicht untergehen lassen, erhält er eine höchst gezierte Antwort, in der Basilius noch einmal das ganze Feuerwerk seiner Rhetorik spielen lässt, denz für alle Folgezeit um damit die Korrespon- abzubrechen. 204 V. Die Constiiutiiiische Dynastie. 8ü gekränkt zeigte sich ein wenn er in christlicher Bischof, Gefahr kam, sich zu den Kunstniittehi bekennen zu müssen, die er docli mit vollem Bevvusstanwandte! Seine Glaubensgenossen verziehen ihm diese Heuchelei und machten sie freudig mit. sein Als langte, der für die Rhetorik begeistert war, man 5 aber ein heidnischer Kaiser auf den Thron geihn nicht ungerecht schelten, wenn da konnte er die Christen zwang, mit ihrem vorgeblichen Kass gegen die Redekünste Ernst zu machen, und ihnen den Unterricht darin verbot. Und doch hat nichts die Kirche mehr aufgeregt und ihren Zorn gegen den Abtrünnigen zu wilderen was sie Flammen entfacht, als dass er ihr zumutete, theoretisch immer verkündigt praktisch durchzuführen. hatte, auch lo Siebentes Kapitel, Julian der Abtrünnige. Flavius Claudius Julianus war gegen Jahres 331 zweiten als Frau Ende des Sohn des Julius Constantius und seiner zu Basilina Constantinopel geboren. Seine Mutter war mit Eusebius von Nicomedia ver5 wandt und Richtung. sie die eifrige Anhäugerin Man konnte seiner ihr später theologischen Schuld geben, dass Absetzung eines orthodoxen Bischofs veranlasst habe, wonach sie grossen Einfluss auf Constantin be- 10 15 sessen haben muss, also gewiss keine unbedeutende Sie starb schon wenige Monate nach der Frau war. Geburt ihres Sohnes; doch der christliche Geist ihres So hat der spätere Apostat Hauses überlebte sie. schon mit lallendem Kindermunde Gebete sprechen gelernt, und immer ist ihm das gläubige Empfinden, ganz von dem Willen der Gottheit abhängig zu erhalten geblieben, auch sein, als diese selbst für ihn eine Er erzählt uns, wie er als frommer Sehnsucht zur strahlenden Sonne aufsah und von der Erhabenheit des Sternenhimmels so hingenommen war, dass er über seiner staunenden andere Gestalt annahm. Kind 20 in Betrachtung alles um sich Neigung zum Schwelgen in sich trägt, in her vergass. Wer diese unbestimmten Gefühlen über den müssen auch religiöse Ein- wirkungen eine starke Macht ausüben. V. Die Constantinische Dynastie. 20fi Kaum war die Schuld er sieben Jahre alt, wurdq so (liirch des Constantius sein Yater ermordet und Vermögen konfisziert. Ihn selbst brachte man nach Nicomedia, wo ihn sein Verwandter, der Bischof sein Eusebius, in dieser nur wirken, Obhut nahm. seine wenig auf die noch in weil er konnte Allerdings '> Erziehung des Kindes ein- demselben Jahre auf den Bischofsthron von Constantinopel berufen den kurzen liest wurde und seiner Lebenszeit meist beim Kaiser Doch in Antiochia zubrachte. Mardonius, bestellte er den Eunuchen i" der schon der Basilina Kinderwärter ge- wesen war, bei ihrem verwaisten Sohne zu dem gleichen Dienst, und dessen Einfluss auf den lenksamen sollte war auch für den die Manu bedeutsam bleiben. Knaben Natürlich Erziehung eine streng christliche; doch musste ihn sein Lehrer auch in die Anfänge der '^> Grammatik und dazu konnten ihm nach der Methode, damals den ganzen Unterricht beherrschte, nur die Dichtungen des Homer und Hesiod dienen (S. 174). «inführen, die So wurde Julian schon früh mit der schönen Fabel- 20 weit der griechischen Mythologie bekannt, die auf das phantasievolle Kind Als er später mit soll er einen einen uns zahlreich Constantinopel Nicocles fangen den Ilias fast in allen Als er zehn Jahre nach Eindruck machte. bekleidet wurde, homerischen Vers vor sich hingemurmelt und Citate aus haben, tiefen dem Caesarenpurpur alt und Odyssee begegnen geworden war, durfte zurückkehren, grammatischen um erst er durch empund dann bei Hecebolius die hergebrachten letzten Schliff zu Übungen zu beginnen. Beide waren Christen und eben darum von Constantius zu seinen Lehrern bestimmt worden. Aber alles, was man in der Schule las und deklamierte; hing; so eng mit den rlietorischen 25 seinen Schriften. ao 7. Julian der Abtrünnige. 207 Uberlieferungeu des Heidentums zusammen, dass auch Männer, die ihnen feindlich gegenüberstanden, nicht umhin konnten, Und 5 ihre Schüler damit bekannt zu machen. bahl soHte sich Knabe ihm Lehrer von entschieden ein Da der Augen der Hauptstadt auf sich Richtung darbieteu. heidnischer die prinzliche zog, hielt der vorsichtige Constantius es schon nach zwei Jahren und wieder für angemessen, ihn von dort zu entfernen nach Nicomedia zu senden, wo eben damals Libanius 10 Schule seine Julian hier sie Rhetorik der nicht besuchen, Zwar eröffnete. durfte sondern musste sich auch Aber da die DeAnkömmlings in der Stadt an christliche Lehrer halten. klamationen neuen des Aufsehen machten, verschaffte sich jener Abschriften i.j davon und studierte sie mit um verbotene Früchte bekanntlich wurde Heidentums So er in die so grösserem Eifer, als am eingeführt, doch sie die neuen Ideen, zur Reife gediehen. Nach römischer Anschauung Jahren gebildeten aufnahm, brauchten noch lange Jahre, die er in sich ehe des ohne zunächst seinem Christenglauben untreu zu werden; 2' schmecken. besten Gedankenwelt das in Jünglingsalter man trat Als ein. mit vierzehn Julian sich diesem Zeitpunkt näherte, erschien dem misstrauischen 2j Kaiser auch die bithynische Gh'ossstadt er schickte ihn fährlich; für ihn ge- 345 mit seinem neunzehn- jährigen Bruder auf das kappadokische Landgut Fundus Macelli, wo beide sechs Jahre in geschiedenlieit verlebten (S. 107). 80 strengster Der Ab- lernbegierige Schüler musste seinen Unterricht abbrechen, was ihm ein tiefer Schmerz war. Denn jene Ruhmsucht, die ihn später zu glänzenden Herrschertaten aber auch oft in kleinliche Eitelkeit begeisterte, überging, war die einzige Leidenschaft, die er niemals überwinden lernte, 208 V^' und nichts Constantiiiisclic Dynastie. l->i<^ war mehr geeignet, man doch nur den zu nähren und zu sie Übungen. befriedigen, als die rhetorischen Beklatschte sondern auch der Lernende, der seine Sache gut machte, durfte nicht fertigen Meister, auf lebhafte Beifallsbezeigungen rechnen, und war er gar ein kaiserlicher Prinz, recht nicht Auf fehlen. konnten so diese Julian die ]\Ieinung ausgebildet, ihm sie Weise hatte zum dass er sich in grossen Redner und Schriftsteller berufen sei. Jede militärische und politische Beschäftigung war ihm untersagt ge- man weseu; wie es scheint, hatte nicht •'> erst n» einmal für nötig gehalten, ihn das Lateinische, die Sprache des Hofes und des Heeres, der Gesetze und der Gerichte, Denn gründlich etlernen zu lassen. griechischen Schriftstellern war, so belesen er in den von den lateinischen is wusste er nichts, und selbst seine Richtersprüche hat Kaiser als er er, w^ar, dem Brauch entgegen griechisch Die griechische Rhetorik schien ihm daher gefällt. der einzige zu gelangen. Weg, um zum Und jetzt sah heissersehnten Nachruhm er sich aus diesen für ihn ^o immer herauswurden ihm sogar die so hoffnungsreichen Studien vielleicht für gerissen, ja wie Bücher versagt, es scheint, soweit sie nicht christlichen Inhalts So warf er sich denn mit dem stürmischen waren. Tätigkeitsdrange, der ihm eigen war, Beschäftigung, sich in in die ihm noch erlaubt den Klerus aufnehmen, las auf die einzige blieb: er 2r> liess der Dorfgemeinde, deren Mitte er leben musste, aus der Bibel vor, und fügte den Texten wohl läuterungen hinzu. eine rhetorische Betätigung (S. 185) schon gesehn hervorrufen, war. dessen auch die üblichen Er- Dies Predigen war ja gleichfalls und konnte, wie wir oben haben, jenes Beifallklatschen Lärm ihm so lieb und vertraut Wahrscheinlich wurde es damals sein höchster ho Julian der Abtrünnige. 7. dereinst Ehrgeiz, als 209 Bischof auf der Kanzel einer Grossstadt zu glänzen; jedenfalls weist ein Kennzeichen Er darauf hin. 5 erfreute sich nicht nur am Almosen- spendeu und anderen Werken christlicher Frömmigkeit, sondern Hess sich auch schon in früher Jugend was der Zeitsitte keineswegs entsprach. Denn um ihre Sünden ganz vollständig abzuwaschen und sich so für das Himmelreich zu bereiten, unterzogen sich die meisten jenem Reinigungsbade der Seele erst am Ende ihres Lebens, falls sie nicht Geistliche werden taufen, 10 Dann mussten wollten. Stellung die Weihen des christlichen empfangen haben, weil sie ja berufen waren, andern zu ihrer sie so darf dass man er sie später fast Julian also einzio-e geistlicher dem Beruf als Zukunftshoffnuno- vorschwebte. Doch 20 auswendig kannte, hiernach wohl vermuten, dass ihm in Elend seiner Verbannung ein es ging ihm, wie es noch heute so vielen unserer jungen Theologen die Bibel vertiefte sie Wenn spenden. ihnen unterzog und zugleich die Bibel so eifrig sich studierte, und geht. für die darbot, Erklärungen suchte, dem Christentum 25 dem schon vor Mysteriums Antritt V, freilich sie heraus. Indem sich er Schwierigkeiten, studierte in die er sich aus Wie man Lobreden auf den Kauch oder die Kahlköpfigkeit schrieb (S. 176), war auch eine häufige Schulübung, dass mau so eine es Sache, die man selbst für eine schlechte hielt, möglichst geschickt zu verteidigen unternahm. Nur in diesem Sinne suchte Julian im Wettkampfe mit seinem £0 Bruder gegen dessen Lob des Christentums den heidDoch indem er nischen Glauben zu rechtfertigen. mit seinem gewohnten Eifer die Gründe sammelte, Zweck anführen Hessen, begannen die sich für diesen sie Die erhalteneu Reste ihn selbst zu überzeugen. Seeck. rnteigang der antiken Welt. IV. 14 V. Die Constantinisclie Dynastie. 210 der Schrift, (hirch die er später die cliristüche Lehre mit welchem Ernst uns deutlich, bekiinij)fto, zeigen er über jene Fragen nachgedacht hat und wie nament- licl) der Inhalt des alten Testaments, sowohl an sich, als auch Glauben in dessen Verhältnis Moses, erschütterte. Bestimmungen über zum so neuen, seinen er dar, legt und schneidung, die Verbote gewisser Speisen und die Be- Sabbatheiligung Hand andere liitualvorschriften aus der eigenen viele Gottes empfangen, und doch meinten die Christen, sich von ihnen lossagen zu nicht aufzulösen, der ihm er Dem sondern zu erfüllen. die Unterscheidung Bösen gewähren konnte, und wurde lo dürfen und gleichwohl das Gesetz der Menschheit war es verboten, von essen, 5 hatte grausam dafür als bestraft: Urvater dem Apfel Guten und dennoch tat, des er es zu 15 konnte ein Gott so missgünstig sein, seinem edelsten Geschöpf jene wertvolle Erkenntnis zu versagen? Adam wurde dem auch vom Baume Paradiese vertrieben, damit er nicht aus des Lebens esse und dadurch unsterblich werde: die ihm also neidisch das Gute nicht geDie Juden waren das auserwählte Volk des gönnt. Herrn gewesen, und doch hatte er nicht verhindert, dass sie erst die Knechte der Assyrer und Babjlonier, dann der Römer wurden. Wenn diese so sehr viel mehr Beweise der göttlichen Huld und Fürsorge auf- 20 Gottheit hatte zuweisen hatten, musste man daraus nicht schliessen, dass ihre Götter die mächtigeren waren? viel Trug und Grausamkeit berichtete L"nd wie nicht das alte Testament, die der Gott Israels nicht nur ungestraft gelassen, fohlen sondern angeblich gebilligt oder sogar be- hatte! Ergab sich dass jener Gott ein böser 25 daraus Dämon nicht, entweder oder dass die Er- zählungen der Bibel unwahr seien? Und doch war so 7- Julian der Abtrünuige. Uufehlbarkeit ihre Grundlage die 211 des christlichen Glaubens! Wir können nicht auf alles eingehn, was Julian gegen das Christentum hervorgehoben hat; seine Schrift 5 dessen Schwächen mit einer Vollständigkeit und Sachkunde auf, wie keiner, der gegen die neue Lehre polemisierte, sie vor ihm erreicht hatte. „Wir stossen in ihr auf Anschauungen über die Verschiedenzählte heit des LehrbegrifFs der einzelnen neutestamentlichen !0 Schriftsteller, der über Kirche, der alttestamentlichen über die Diskrepanz der Lehre des Urchristen- Zeit, tums von des nicaenischen Zeitalters, der Theologie Anschauungen, auf mithin 20 und des späteren Christusbildes prinzipielle Abweichung des die vom Hebraismus Christentums 15 über den Unterschied des alttestament- Messiasideals lichen die wir sonst als Ent- deckungen der moderneu kritischen Theologie zu beWahrlich nicht leichtsinnige trachten gewohnt sind." Unkenntnis war es, was Julian seinem Kinderglauben abtrünnig machte, soudern nach gründlichstem Studium und gewissenhafter Prüfung hatte er ihn als unhaltbar erkannt. dem Jüngling Als Gedanken kamen, wird solche er anfangs selbst darüber in tiefster Seele erschrocken 25 gab sein; dem es er sich doch für das damalige Christentum, zu noch in kindlicher keine schwereren Sünden, Vielleicht hätte ein Frömmigkeit bekannte, Zweifel und Ketzerei. kluger Theologe auf Grund der allegorischen Auslegung, 30 als die man ja seit Alters her mit trefflichem Erfolge anzuwenden pflegte, seiner Bedenken zum Schweigen bringen manche können. Doch ausser demütigen Kammerdienern und seinem stumpfsinnigen Bruder hatte er in seiner Verbannung keinen, mit dem er sich über religiöse Fragen hätte 14* 212 V. Die Constantinisclie Dynastie. bespreclien können. Zwar war das Bedürfnis zu dem Schutze der Gottheit zu »lauben und sich unter fühlen, immer ihm und wurde damals durch stark in Lage noch geAber auch der Tyrann, der ihn ohne jeden Grund seinen geliebten Studien entrissen hatte und immerfort sein Leben bedrohte, war gläubiger Christ, und der Gegensatz, in dem er sich innerlich zu Conseine bedrängte und selbst gefährliche steigert. ^y stantius fühlte, konnte leicht auch auf sein Verhältnis zu dessen Religion zu einwirken. Mardonius hatte ihn erzogen und strenger Sittlichkeit namentlich ihm ausgebildet, auf welche die Lehre der Demut und Entsagung den höchsten Wert legte. Er hatte darauf gedrungen, dass der Knabe nicht, wie es seine Art war, die Augen unstät umherschweifen lasse, sondern sie fein sittsam zu Boden schlage. Von Theater, Circusrenuen und allen unschuldigen Vero-nüo'unaen der Jugend hatte er ihn zurückgehalten und vor jeder Art des Prunkes ernstlich gewarnt. Er hatte ihn gelehrt, dass es nur darauf ankomme, die Seele zu schmücken, und auch als Julian vom Christentum abgefallen war, blieb ihm die Überzeugung, Tugenden la die in iS' 2a dass den Leib, ihren niederen Diener, nach Kräften zu misshandeln, Pflicht des Weisen er sich in Gallien bei dem sei. So weigerte härtesten Frost, sein Zimmer 25 heizen zu lassen; auch als die Kälte ganz unerträglich wurde, gestattete er es nicht, sondern Hess nur ein paar Kohlenbecken hereinbringen, deren dünstungen ihn Leben fast das und schlecht und entzog kosteten. sich, soweit ihm giftige Er Aus- ass wenig dies möglich war, den Schlaf, wie die Einsiedler der Thebais. Die Keuschheit bewahrte er mit religiöser Strenge-, der Liebesgenuss, auch der eheliche, schien ihm nur zum Zwecke der Kinderzeuouno- berechtio-t. „Von der 30 Julian der Abtrünnige. 7. Liebe", schreibt kannst du den einmal, er 213 der Hunger, „löst nnd anwenden, so häng' dich auf!" niclit Als später bei der Eroberung einer persischen Stadt eine Anzalil 5 denn schöner Jungfrauen gefangen auffallend wurde, wollte er sie nicht einmal sehen, Immer wieder berühren. hat er geschweige seinen in Schriften gegen Schwelgerei und Üppigkeit gewettert, ja er 10 nahm es sogar den Kranken übel, wenn Pflege ihres Leibes sorgten. die durchaus die Sittlichkeit, Heidentum jener Caesaren, Zeit sehr wenig entsprochen. schon 15 durch fremd war, bisher der Kirche die aber christlich, nicht sie für Dieser asketischen auch dem hatten beigetreten die waren, Constantin der Grosse erregte den Prunk seiner Kleidung und haltung das lebhafteste Missfallen Julians, Hof- und seine Liebeleien und Ehebrüche waren allbekannt; Crispus war wegen Blutschande hingerichtet worden; Constans hatte unnatürlichen Lüsten gefrönt. Von Constantin IL und Constantius sind derartige Vergehen zwar nicht 20 überliefert, doch hatte der eine aus Herrschsucht einen Bruderkrieg entfacht, der andere mordet, als gebetet. oder Paulus, dem 25 die, um ihre nicht sittlichen Ideal des fast noch mehr ge- Bischöfe, wie Athanasius Throne zu behaupten, vor Blutvergiessen entsetzlichen Strassenkämpfe Und auch immer wiederholter zurückscheuten, Jünglings kaum dem konnten entsprechen. So konnte er durch reiche persönliche Erfahrung auch an dem Glauben irre werden, dass das Christentum auf die Moral seiner Bekeuner günstig einwirke. so Und jene Verfolgungen der Heiden und Ketzer, jene Concilieii die alle, doch von denen jedes inspiriert sein wollte und untereinander im wildesten Hader lagen, konnten seinen Glauben an die segensreiche Kraft des heiligen Geistes, auf den sie sich beriefen, auch nicht ^'- 214 Diti Constantinisclie Dynastie. Durch solche Eindrücke musste nicht nur was wichtiger ist, auch sein sicli immer mehr gegen das inneres Empfinden Christentum sträuben. Doch warf er es nicht weg, verstärken. seine Vernunft, sondern ehe er einen Ersatz dafür fand, der ihn befriedigte; um sich mit der kahlen Negation zu begnügen, dazu war das religiöse Bedürfnis zu mächtig trat dann die entscheidende Wandlung ein, dass er 5 ihm. in erst So dadurch mit der neuplatonischen Philosophie, die ja weniger Philosophie als Religion war, genauer ver- lo traut wurde. Die Erhebung seines Bruders auf den Caesarenbefreite auch ihn im J. 351 aus seiner länd- thron lichen Gefangenschaft. nicht zu er um alt, die Der Neunzehnjährige war noch rhetorischen Studien, in denen i5 seinen wahren Beruf zu erkennen meinte, mit Erfolg wieder aufzunehmen, auch seine Lehrer frei und jetzt gestattete zu wählen. man Er entschied ihm, sich wohl nicht aus religiösen Gründen, sondern weil dieser als Redner und Schulhaupt eines hohen Rufes genoss. Nachdem Julian in Nicomedia für einen Heiden, den Gallus, dieser als vom Hoflager nach 2a Autiochia neuen Würde begrüsst hatte, begab er sich nach Pergamum, wo damals der greise Aedesius lehrte. Dieser war ein Schüler des Jamblichus gereiste, in seiner 2.7 wesen, dessen Schriften für das Evangelium der ueuplatonischen Philosophie und zugleich der heidnischen Religion galten; so sehr, dass auch Julian bewunderte ihn später er ihn fast noch über Piaton Aedesius selbst war damals schon zu lebt, um alt stellte. und abge- den Unterricht des jungen Prinzen zu über- nehmen; doch wies er diesen an seine Jünger Chrysanthius und Eusebius, die im Sinne ihres Meisters dessen Schule weiterführten. Indem Julian sich unter 30 7. ihrer Leitung in Julian der Abtrünnige. der Rhetorik auch ihre philosophischen ein Zufall hatte 5 lernte ausbildete, er Anschauungen kenneu, und dafür gesorgt, dass er sehr geneigt auch diesen Belehrungen ein war, 215 Ohr zu williges leihen. Auch das Christentum kommende hatte seine Propheten, die vorauszusagen Ereignisse wussteu; doch war nur den grössten Heiligen verund wirkte selbst bei diesen nicht jederzeit, wenn mau sie brauchte. Die Heiden dagegen besasseu in der Opferschau und mannigfachen Zauberriten, diese Fähigkeit liehen 10 welche die studierten und erprobten, mit stets bereite Mittel, Eifer um die Dass diese Art der Weis- Zukunft zu erforschen. V) Philosophen neuplatonischen sagung, die sich beliebig kommandieren liess, ihm als Teufelsspuk untersagt war, hatte selbst Constautiu als Er Mangel seiner neuen Religion empfunden. daher gesetzlich angeordnet, bei dass Himmelszeichen die Haruspices nach 20 hatte schlimmen wie vor über Bedeutung zu befragen und von ihren Bescheiden ihm Meldung zu machen sei. Constantius dagegen verfolgte diese Hexenkünste mit wildem Fanatismus, und wie begreiflich, trat Julian auch deren zu ihm in Widerspruch. Wer immerfort um Leben zittern muss, den treibt schon die Angst, hierin 2.J sein zukünftigen Gefahren nachzuforschen. er die noch in Schule Propheten 30 So hatte auch seinen Knabenjahren, als er zu Nicomedia besuchte, wahrsagen sich durch lassen, und heidnischen einen wie es hatten dessen Verkündigungen, als Gallus erhoben wurde, sich ganz oder teilweise scheint, zum Caesar erfüllt. Dies ihm erwecken, dass in den geheimnisvollen Lehren und Riten, die eine solche Kenntnis verliehen, etwas von übernatürlicher Weis- konnte den Glauben in V. Die Cuustaiitinische Dynastie. 216 enthalten heit und musste den Wunsch hervor- sei, rufen, sich tiefer in sie einweihen zu lassou. Und wirklich konnte für einen Jüngling, der in heissem Hingen mit seinen Zweifeln unterlegen war und doch den unüberwindlichen Drang sich fühlte, > glaubensvoll einer Gottheit unterzuordnen, das Heiden- wie tum, Neuplatoniker die es umgestaltet eine grosse Anziehungskraft ausüben. Aberglauben wissenschaftliches ein hatten, dem Mäntelchen umSie hatten gehängt und ihn so auch für die geniessbar gemacht, die sich als Philosophen hoch Menge erhaben schon dadurch dem sie Zahlreiche fühlten. viel über die mehr als lo ungebildete Schriften, die die Bibel anzogen, dass gebildeten Stilgefühl entsprachen, gaben von ihren Lehren Zeugnis, und doch besassen heilige Schrift, in der jedes sie keine i5 Wort von Gott eingegeben und daher untrüglich sein sollte. So gaben sie der Auslegung und selbst dem Widerspruch freien Raum und zwangen keinem einen Glauben auf, der nicht Denken übereinstimmte. Freilich erman von den Bewohnern des Olymp noch schlimmere Dinge, als von dem Gott Israels; seinem mit 20 zählte viel aber sie waren nur durch Dichter denen jeder überliefert, von während die Geschichten der Bibel wörtlichen Glauben beanspruchten. Die Ehebrüche des Zeus und die Ent- mannung in sie fabelten, des Attis konnte Mittelchen, ein dass w^usste, eine Lehre allegorisch erklären, wodurch auch das Anstössigste tiefer Sündenfall und man seine sich Weisheit verwandeln Hess; der Strafe dagegen oder auch die Befehle Gottes, welche den Juden ganze Völkerschaften hinzumetzeln geboten, wollten unzweifelhafte Geschichte sein. Zwar hatte 25 sich die allegorische Ausleouns' auch an die Bibel herangewagt: aber wenn sie hier so 7. Julian der Abtrüunige. umdeuten eutscliiildigen, mildern, ihr sehr bald das starre waren ja dürfe, 5 was die stemmte wollte, Denn entgegen. man Christen einig, dass alle als Dogma 217 nichts glauben Tradition der Väter Die Worte der Schrift mussten ebenso erklärt werden, wie anerkenne. immer wieder also von sie sich darin alters her erklärt waren, und wer es anders machte, wurde zum Ketzer. man So hatte urteilt io und den in das Christentum zum Stillstande ver- Bedenken Das gemacht. die Beseitigung neuauftauchender meisten unmöglich Fällen Heidentum dagegen war so glücklich, von Dogma und Ketzerei nichts zu wissen: seine Überlieferungen konnte jeder annehmen oder verwerfen, wörtlich gelten lassen oder allegorisch deuten, wie das seinem 15 Denken und Empfinden Arbeit geistigen Philosophie, die unterstützte schon Und entsprach. seit ihn bei dieser sehr wirksam eine Jahrhunderten darin ihre Aufgabe fand, den Volksglauben als vernünftig zu erw^eisen und ihm doch von seinem erbaulichen Ge'jo Von nichts zu rauben. halt ausgehend Piaton und auf den Bahnen Plutarchs weiterschreitend, hatte im und Dämonen- dritten Jahrhundert Plotin den Götter- glauben zu ergreifender mystischer geführt (III S. 25 in 152); sein Vertiefung hin- Schüler Porphyrius hatte einer Streitschrift den Beweis geliefert, neue und in Christentum bei weitem vorzuziehen endlich, ein dass diese ihren Grundlagen doch uralte Lehre Schüler des sei; Porphyrius, dem Jamblichus dessen letzte Jahre schon an die Kindheit Julians heranreichten, üü Überlieferungen des Heidentums, die ritu- hatte alle ellen, die mythologischen ein System stiegenen gebracht. JVlystik und die philosophischen, in Zwar war es in seiner ver- dunkel und widerspruchsvoll genug: ßben dies aber konnte ein Zeitalter anziohn, das ge- 218 V. J)ie Coiistauiiiiisclie I)yiiastit'. wohnt war, das Göttliche am im Geheimnisvollen und Unverständlichen zu finden. Wer am Christentum irre geworden war und, wie Julian, doch nicht auf den froninion (Hauben verzichten mochte, durch die Hand der Gottheit immer und überall geleitet zu werden, dem bot sich hi(!r etwas, was die neuesten Ergebnisse der Wissenschaft und zugleich die ältesten Überlieferungen der Religion zu vereinigen und so nicht weniger den Forderungen des Verstandes als des Herzens zu genügen schien. Und diese Mystik liebsten ä lo gewährte der Eitelkeit eines Julian auch die Genugtuung, dass sie nur dem Hochgebildeten verständlich war und ihn so Eingeweihten als über die rohe Masse erhob, ohne ihn doch von deren Glauben zu lösen. 15 Wie wir schon gesehn haben, stimmte der Christen und der Heiden damals sache überein: beide erkannten an, in dass die Moral der Haupt- man alle Menschen als Brüder behandeln müsse; beide sahen in der Abtötuug des Fleisches die höchste Erfüllung der Sittlichkeit. Aber wenn das Heidentum auch Entsühn ungeu kannte, nahm es doch nicht an, dass sie, gleich der Taufe, von jeder Sünde befreiten, und betrachtete dies als moralischen Vorzug o-egeuüber dem Christentum (HI S. 213). Julian selbst lässt in einer seiner Schriften Jesus sagen: „Wer Weiber verführt oder Blut vergossen hat, wer fluchbeladen und schamlos ist, der komme ungescheut; denn ich werde ihn, indem ich ihn mit diesem Wasser wasche, alsbald rein machen; und begeht er dasselbe zum zweiten Mal, so werde ich ihm gewähren, dass, w^enn er nur an seine Brust schlägt, er wieder rein nicht nur werde." Julian konnte also den Anschauungen treu bleiben, die ihm von Mardonius anerzogen und seitdem in langen Jahren 20 "25 3o 7. geistlicher Übung Julian der Abtrünnige. zur zweiten Natur geworden waren, sondern er konnte und ausbilden so sie sogar zu noch grösserer Strenge das stolze christlichen Kaisern, die 5 Reinigung so tige 21^ viel sündigten, auch sittlich den Gefühl geniessen, im Vertrauen auf ihre künf- gesündigt und noch Vor hatten weit überlegen zu sein. allem aber zog ihn au, dass das Heidentum die Zauberei und die Formen der Weissagung, Werke des Teufels hatte, nicht als 10 geschaffen die sie Denn verurteilte. Zuverlässigkeit erprobt zu haben meinte, seit er ihre zog ihn zu diesem geheimnisvollen Wissen ein tiefer Drang, in dem sich Neugier, Furcht und Andacht Als er durch Eusebius und Chryseltsam mischten. santhius hörte, dass einer ihrer Mitschüler, Maximus, ij der in Ephesus eine Schule eröffnet hatte, jene dunkle der Seite neuplatonischen zum Haupt- Philosophie gegenstande seiner Forschungen gemacht habe so zur ersten Autorität in der Hexerei da erkannte er 20 verliess in und sei, diesem den Lehrer, den er brauchte, Pergamum und suchte den grossen Zauberer Erst die Lehren des auf. geworden Maximus waren es, die ihn seinem Kinderglauben völlig entfremdeten und ihn noch 25 im Jahre 351 veranlassten, sich überzeugt zum Heidentum zu bekennen. Es war nicht die Art des Julian, was sein Herx erfüllte, voll verschliesseu. die Seinem Bruder wurde er durchgemacht hatte, selbst 30 heuchlerischer Besonnenheit in sich die zu Wandelung^ und sehr bald bekannt, an den Hof des Constautius scheinen Gerüchte davon hingedrungen zu sein. Um ihn zum Christen^ tum zurückzuführen, schickte ihm Gallus seinen neuen Gewissensrat Aetius (S. 124), dass sein Übertritt und noch ihm und Julian, der wusste. mehr seine Zauberkünste die dringendste Lebensgefahr bereiteten, sah sich V. Die Constantiuisclie Dynastie. "220 stollon, als wenn er bekehrt sei. Damit er nicht durch fortdauernden Verkehr mit Maximus Verdacht errege, verliess er Ephesus und veranlasst, sich zu nach Nicomedia über, wo er siedelte sicli das liaar auf mönchische Art scheren Hess und sogar seine Vorlesertätigkeit in übung man verfiel ja daher von ihren Gläubigen oder auch nicht, nur durch Aus- nicht eines falschen Kultus der Hölle; Älartyrium Nach der Kirche wieder aufnahm. heidnischer Lehre '' sie verlangte wie das Christentum, Bekennerschaft, sondern J'> leonute ihnen unbedenklich auch eine sehr weitgehende So konnte Julian, wenn er nur Heuchelei gestatten. heimlich opferte, «eo-en seinen führte er das <lie auch öffentlich predigen, neuen Glauben zu Verstössen. Leben eines ohne damit Daneben grossen Herrn, wozu ihm i'> Erbschaft seiner mütterlichen Grossmutter, die er angetreten kürzlich machte hatte, die gewährte. Mittel Er bei den Statthaltern der benachbarten Provinzen als Bruder des Caesars zum Besten Freunde geltend und war natürlich von Gunstbuhlern umdrängt. Da man seine Vorliebe für Kunst seinen Einfluss seiner und Wissenschaft kannte, besuchten ihn namentlich Philosophen und Sophisten, an deren Verkehr er sich gern belehrte und ergötzte. Ausserdem sass er Tag und Nacht über den Büchern und eignete sich so jene 20 -•' reiche Kenntnis der griechischen Literatur an, die er später in seinen Schriften durch eine -Citaten recht aufdringlich zur Schau Überfülle von gestellt hat. Als gegen Ende 354 Gallus hingerichtet war, be- mau Julian, in Constantiuopel heimlich mit dem Bruder zusammengekommen zu sein, was für ihn die Quelle schwerer Gefahren wurde. Denn weil Constantius in dem tollen Treiben seines Caesars, obschuldigte gleich es nur durch sinnlose Tyrannenlaunen bestimmt «Ci Julian der Abtiünuige. 7. worden war, schaft ein finsteres meinte witterte, Komplott gegen seine HerrJulian er, des Hochverräters eingeweiht, das besserem Grunde wurde er wegen Hoflager. seines mit Maximus der Zauberei verdächtigt; es 10 ihm mit sich bekam Schlinge zu sehen, in teils dem benachbarten Como wie Den wurde Mailand, Gefangener ein damit jener ihn aus nächster Nähe beob- achten und, Als doch gelang entziehen. er nur einmal zu aber trotzdem sieben Monate lang gehalten, lö der unterstützte, in Mit Verkehrs Hilfe der Kaiserin Eusebia, die ihn eifrig Kaiser selbst teils Pläne die in sei und beschied ihn zur Untersuchung nach Mailand an 5 221 wenn es nottat, unschädlich man ihm dann kehr erlaubt hatte, macheu könne. die Heim- endlich im Juli 355 liefen Denunziationen neuer Ver- schwörungen, von denen weiter unten noch zu reden sein wird, leiseste am Grund Hoflager der zu ein. Annahme Obgleich nicht der dass Julian vorlag, irgend etwas mit ihnen zu schaffen habe, wurde doch 20 das Misstrauen des Constantius auch gegen ihn durch von Neuem rege gemacht. Da da- jener auf der Reise nach Asien die Lager zahlreicher Truppenkörper konnte berühren und sein Verkehr mit ihnen dem Kaiser bedenklich schien, empfing Julian, 2r. als er seinen Weg eben angetreten hatte, den Befehl, sich nach dem stillen Athen zu begeben, wo er keinen Soldaten zu sehen bekam. Aber wenn dies auch nicht als Gunst gemeint war, der Jüngling begrüsste es mit Freuden ; wurde ihm doch so die Gelegenheit, die Stätte der grossen Erinneao rungen, an denen sein Herz sich schon seit den Kinder- jahreu erbaut und erhoben hatte, endlich mit leiblichen Augen zu Eleusis, und nach denen sehn, sich in die heiligen Mysterien von' er seit seinem Keligionswechsel brünstig verlangte, heimlich einweihen zu lassen. Dynastie V. Dio Constantiiiisclie 222 war schon Athen zur <le.s Augustus und wenn auch Zeit menschenleere Stadt gewesen, Kaiser, vor allen andern Hadrian, um sie eine viele ihres alten liuhines willen ausgeljaut, geschmückt oder beschenkt hatten und selbst noch Constautin und Constans dieser romantischen (S. 4U. Überlieferung S. 51), hatte dies J waren geblieben treu Kückgang zwar ihren weiteren vielleicht etwas aufhalten, aber docli nicht verhindern können. So hauste denn zwischen den verfallenden Prachtbauten besserer Zeiten eine dünne Bevölkeruns:, die sich vorzugsweise von dem Denn war dürftiff Handelsbedentung des alten Athen zusammengeschwunden Nichts in die lu Gelde, das wissbegierige Reisende oder fremde Studenten mitbrachten, ernährte. ^ — wenn ein Kornschiif von ungewöhnlicher Grösse an der Küste i5 erschien, lief die halbe Stadt in den Piräus hinunter, um Wunder anzustaunen das Verwaltung sondern für Korinth in eine — , und auch Achaia ihren Sitz deren Zeit, geistiges wo deren geheuren niclit Leben sich hier, Aber aufgeschlagen. glänzendste Reste nicht ganz seinen Einfluss verlieren. Bücherschätze, Jahrhunderte früherer die römische hatte fast aus- 20 von der Vergangenheit nährte, konnte der schliesslich Ort, Provinz der aus zur waren, Schon die unden Stiftungen angesammelt, jedermann Bibliotheken die, vereinigt öffentlichen in A^erfügung 25 standen, mussten Lernbegierige anlocken und noch mehr der immer noch nicht erloschene Glaube, dass Athen als Mutter der Künste Überlieferungen der Ruf, dem und Wissenschaften treuesten bewahre. auch Freilich ihre war man hier die echte attische Sprache dem Munde der Einwohner lernen kön?ie, dass schon aus seit am zweiten Jahrhundert erloschen; höchstens in den Dörfern des Binnenlandes, wohin das Dialekt- so 7. Julian der Abtrünnige. 223 gemisch der zahlreichen Fremden nicht drang, meinte man noch etwas von der Auch waren hin. 5 alten kamen zu finden, aber dort die schönen Aussprache gar nicht die Studenten Professoren uahmsweise Athener; aber dass nur selbst in sie aus- der Stadt des lehren durften, verlieh auch Syrern und Armeniern einen Nimbus, wie ihn die Schulhäupter nicht leicht an einem andern Ort besassen. Wie die Perikles Christen glaubten, 10 in ihren Gemeinden apostolischen müsse sich die echteste Tradition erhalten haben, weil durch die ununterbrochene Folge das der Bischöfe Wissen der Apostel auch auf ihre fernsten Nachfolger übergegangen sei, so uahmen die Philosophen an, wo Piaton 15 gelehrt habe, Jener reinsten. sei hatte Leitung Akademie der seinem unmittelbaren Schüler übertragen, dieser und seinen, so am auch der Platonismus die dem spann sich der „goldene Faden", ohne jemals abzureissen, durch neun Jahrhunderte fort, bis Justinian im Jahre 529 die athenische Hochschule auf20 Dass man löste. dies nicht früher getan hat, obgleich die Philosophie, die sie lehrte, den fruchtbarsten Nähr- boden für das Heidentum schuf, Beweis für die fast ein ist abergläubische merkwürdiger Scheu, mit der auch die christlichen Kaiser die alten Überlieferungen 25 Athens schonten. Wenn man freilich an die unverfälschte Reinheit jener mündlichen Tradition glaubte, so täuschte sich Apostel. 30 nicht weniger, darin Von als bei man der Nachfolge der Alters her hatte für jede der herrschenden Philoso])henschulen, die platonische, die aristotelische, die stoische und die epikureische, je ein Lehrstuhl in Athen bestanden, und, wie es scheint, ist die Yierzahl dieser Professuren bis auf Justinian erhalten geblieben. Doch die philosophischen Lehrgebäude, die sie ver- V. Die Constantinisclie Dynastie. 224 waren treten sollten, untergegangen, teils in ein teils Das Epikureertum fand (lieser gläubigen Zeit keinen Boden mehr; wenn überhaupt noch gelehrt wurde, kann dies nur in einziges zusammengeflossen. in es historischem Sinne geschehn sein. drei anderen Schuloi hatte Philon angeeignet, nach der eigentlich dasselbe meinten, so, man alle In bezug auf die sich die '- Theorie des rechten Philosophen und deutete ihre Schriften dass diese Übereinstimmung glücklich herauskam. Da schon Poseidonios den Timaios in Stoicismus Kommentar zum m Akademie hinüber- seinem die in man geleitet hatte (III S. 143), brauchte sich nur noch mit Platou und Aristoteles zu beschäftigen und interpretierte diese natürlich in dem heidnisch-religiösen So fand Julian, Sinne des Jamblichus. Athen kam, auch hier dieselbe Philosophie Herrscherin, in er schon die als er nach i5 als absolute durch die Schüler des Aedesius eingeweiht war. Von vereinzelten Studenten die die Ausnahmen abgesehn, besuchten philosophischen Vorlesungen nur 20 nebenher; denn hier, wie überall, konzentrierte sich das Interesse der Lernenden auf die Hhetorik. diese gab es drei angestellte Professoren, Für von denen einer durch den Kaiser, zwei durch die Stadt besoldet Der berühmteste unter ihnen, Proaeresius, war damals Christ, und dies mag dazu mitgewirkt wurden. 25 haben, dass Constantius seinen jungen Vetter gerade nach Athen schickte. Neben den drei öffentlichen Schulen gab es noch eine ganze Anzahl privater, deren Leiter darauf warteten, dass sie bei eintretender Vakanz auf jene berufen würden, und sich unterdessen, so gut es ging, von den Honoraren ihrer Jünger ernährten. Solche flössen aber auch den besoldeten Professoren zu — denn nur bei den Philosophen, die durch reiche so Juüau der Abtrünnige. 7. 225 Stiftungen erhalten wiirdeu, pflegte der Unterricht unentgeltlich zu sein war Da nun hängig. 5 — ; das Einkommen der Ehetoren von der Zahl ihrer Scliüler durchaus ab- also jene drei ganz dasselbe lehrten und ebenso die Privatdozenten, die auf ihren Tod lauerten, Kon- tobte zwischen diesen allen der rücksichtsloseste kurrenzkampf, um den die Horden ihrer Schüler mit in so grösserer Begeisterung eingriffen, jugendlichen Tollheit die 10 als er ihrer schönsten Vorwände bot, sich Wie Unfug auszutoben. in allerhand die christlichen Sekten für ihre Bischöfe, so schlugen sich die Studenten der verschiedenen Schulen Köpfe störten für Professoren ihre Kühe die ist es so ergangen, irgendwie Eintrag ohne dass tat. Denn dem dies seines Schülerkreises zu Proaeresius seinem Ansehn mit allen Mitteln von Überredung, List oder auch Gewalt für die Erweiterung man als l^^üchse er- betrachtete sorgen, Wurden das gute Recht des Sophisten. wartet, so stellte er auf allen Jleerstrassen, Athen führten, seine Patrouillen neuen Ankömmlinge 2ö aus, nach die damit die sie schon vor den Toren aufgriffen Kam und ihrem Lehrer zuführten. in zum Hafen und sich lieferten ein Schitt' an, so geschlossenen Kolonnen marschierten die Schulen Schlachten um jeden Land gesetzt wurde. Auf den Zusammenschluss der Gruppen wirkte die gemeinsame Herkunft in der Regel ein; wer einen Landsmann Studenten, ."0 an die den Prügeleien ihrer Jünger nie ganz unschuldig waren, aus Athen ausgewiesen wurden; selbst 20 die der Stadt oft so dass mitunter die Schulhäu[)ter, empfindlich, 15 Sie blutig. der ans unter den Dozenten fand, ein und suchte dann trat aucdi Nachbarprovinzen zu gewinnen. Libanius, als er Seeck, Untergang meist in seine Schule die Angehörigen seiner So wollte der Syrer zum Studium nach Athen kam, der antiken Welt. IV. Jil sich V. Die Constaütinische Dynastie. 226 dem Epipbanius weil aiischliessen, Doch wurde Syrer war. «lioser gleiclifall.s dem er scliou im Piriius von Gefolge eines andern Soj>histen gepackt, diesem aber durch die Garde des Diophantus abgekämpft und dann gezwungen, sich eidlicli dessen Schule zu geloben. Auf diese Weise kam zu er •'' einem Lehrer, den er und niemals schätzen lernte; doch ihm den liücken zu wenden, verbot ihm sein Schwur. Natürlich bekämpften sich auch die Sophisten, ffar nicht «iewollt hatte einer von ihnen nicht nur vor seinen Schülern, wenn lo sondern vor einem weiteren Publikum reden wollte. Selbstverständlich hatte er dann seine Claque bereit, und bejubeln die ihn an passenden Stelleu beklatschen musste; doch die Claquen seiner Konkurrenten wirkten ihr entgegen, und es kam darüber oft zu solchen i5 Störungen, dass zeitweilig keiner öffentliche Vorträge zu halten wagte. Diese Stürme im Wasserglase haben Julian seiner geliebten Rhetorik nicht irre gemacht. wenn auch in oder Coustantinopel Studenteukriege nicht so wichtig wie in der kleinen an Denn Nicomedia die -'O genommen wurden, Universitätsstadt, wahrscheinlich auch nicht ganz so blutdürstig waren, so hatte er doch auch dort schon Ähnliches beobachten können daher und Hess es sich Und historischen aus die dem Hause als etwas Gewohntes gefallen. Stätten, die bei jedem 25 Schritt grosse Erinnerungen in ihm weckten, das rege geistige Streben, das ihn umgab, vor allem das freie Sichgehenlassen als Student unter Studenten, umso wohler tat, als er sich vorher sieben Monate lang immer unter misstrauischer Aufsicht gefühlt hatte, haben ihm die Zeit, die er in Athen verdas ihm bringen o-emacht. durfte, Doch zur genussreichsten kaum hatte er seines sich dem Lebens ersten so Julian der Abtrüouige. 7. 227 Freudenrausche hingegeben, so wurde er zu seinem Schmerz wieder an das Hofiager zurückberufen, grössere Aufgaben als Redenschreiben und bitteru wo neue Deklamieren seiner harrten. 5 hatte die Germanen zu Ein- fällen in Gallien aufgefordert, um sich mit ihrer Hilfe erwehren (S. 105); Constantius selbst des Magnentius zu diesen besiegt hatte, 10 und aber seit er sich das ganze Reich unterworfen konnte er ihr wildes Hausen nicht länger dulden. Persönlich mochte er einem Feinde der treten, an ihn sein er hat daher konnte; nicht entgegen- Wort gegebenes erinnern wohl mehrere Feldzüge au der Donau oder am Bodensee angeführt, sich aber der Rheingrenze immer ferngehalten. Um sie wieder 15 herzustellen und die Barbaren zuschlagen, hatte er den Franken Silvanus erwählt, aus Gallien heraus- der durch seinen Abfall von Magnentius den Sieg bei Mursa vorbereitet (S. 112) und dadurch das trauen des Kaisers gewonnen hatte. 20 neidische vollste Ver- Dies veranlasste gegen den Magister Peditum Rivalen, denn zu dieser hohen Würde war er erhoben Intrigue zu spinnen, was um so — leichter gelang, — eine als kurz vorher ein vermeintlicher Hochverrat das Miss- nachdem es durch den Tod des Ruhe gekommen war, von neuem trauen des Kaisers, 25 kaum Gallus zur aufgestachelt hatte. In Sirmium hatte Africanus, der Statthalter zweiten Pannonien, ein Gastmahl gegeben, Wein so erhitzt, des und vom hatten einige über den Kaiser gescholten, von Weisssagungen gesprochen, die einen Wechsel der Regierung verkündigten; ein niedriger Offizier namens Marinus scheint sogar angedeutet zu haben, dass ihm selbst die Herrschaft prophezeit worden sei. Dies wurde denunziert, und Conandere baldigen 15* V. Die Constantinisclie Dynastie. 228 witterte alsbald ein finsteres Komplott staiitius gegen Wahrsagekünste Alle Teilnehmer jenes un- seine Person, das durch zauberische noch gefährlicher schien. heilvollen Gastmahls wurden Ketten nach .Mailand in Unterwegs erstach sich Marinus mit einem Küchenmesser, das er in einem unbewachten Augen- geführt. blick ergriffen man Die andern Hess hatte. •> foltern, und als sie nur von einem leichtsinnigen Gerede Betrunkener auszusagen wussten, wurden sie gefangen gehalten, um die endgiltige Entscheidung des Kaisers lO" zu erwarten. Wie Schwebe, tius es scheint, man als war dieser Prozess noch in der die Erregung, die er bei Constan- hervorgerufen hatte, benutzte, um dem Silvanus und seinen Anhängern ein Bein zu stellen. Er hatte einem gewissen Dynamius einen Empfehlungsbrief gegeben; von diesem wurde der Text abgewaschen, i5 sodass nur die eigenhändige Unterschrift übrig blieb, und darüber auf dem gefälscht, dem in nach bekannte, jetzt leeren Blatt ein der Krone zu angesehene Männer, die seine aufforderte, man Kaiser den in das heller so waren, in und einige Freunde kannte, unterstützen. Der später für den Haupt- Planes hielt, veränderten Brief, übergab dem 25 und dieser berief um ihm wurde Befehl Angst sogleich das Consistorium, Schriftstück gegeben, die sauberen des zu man 2a streben, als seine Usurpation Praefect Lampadius, den anstifter Schreiben der Feldherr sich scheinbar dazu Alsbald vorzulegen. diejenigen, welche als Mitwisser genannt Dadurch erfuhren auch der Leibgarde von der Anklage, und Haft zu nehmen. Offiziere einer von ihnen, Malarichus, ein Franke, wmo Silvanus, und mit diesem befreundet, Kameraden, die sich ihm trat umgeben von bereitwillio- seinen ang-esclilossen so Julian der Abtrüuuige. 7. 229 hatten, vor den Kaiser und verbürgte sich dafür, dass sein Landsmann verleumdet Familie Er erbot sei. am Hoflager Geiseln als zu sich, seine selbst lassen, nach Gallien zu reisen und den Silvanus zur Stelle 5 zu schaffen, damit er sich vor immer, nahm dem Consistorium ver- Aber Constantius, misstrauisch, wie teidigen könne. nicht dies Apodemius, einen Agens sondern an, in Rebus, schickte der als den eins der schlimmsten Werkzeuge seiner Justizmorde berüchtigt 10 war, um den Angeklagten zu Als jener es die Anstifter zitieren. Reise angetreten seine hielten hatte, des Komplotts für nötig, den Mala- kühnes und freimütiges Auftreten nicht ohne Eindruck auf den Kaiser geblieben war, dadurch unschädlich zu machen, dass sie auch ihn in den richus, dessen 15 bevorstehenden Prozess des Silvanus verwickelten. Namen Sie komponierten als Mitschuldigen daher in beider neuen Brief, durch den der Vorsteher einen Cremona geheimnisvoll auffür den bewussteu Zweck Das Schreiben wurde dem Adressaten des nahen Arsenals von 20 gefordert wurde, bereitzuhalten. alles und sollte dann im Fortgange der UnterDoch ehe dies bei ihm gefunden werden. zur Ausführung kommen konnte, schickte er selbst es an Malarichus mit der Anfrage, was dieser mit seinen dunkeln Worten meine. Damit hatte man den Beweis heimtückischer Machenschaften in Händen; die Franken, die in der Leibgarde zahlreich und Aon grossem Einfliiss waren, machten Tiärm, und der zugestellt suchung 25 80 Kaiser berief den Hof Bei dieser entdeckte zu einer neuen Untersuchung. man auch die verwischten S'puren der Fälschung. denjenigen, in dem ersten Brief älteren Schrift unter der Der Praefect wurde abgesetzt und mit die man für seine Mitschuldigen hielt. V. Die Constantinisclie Dynastie. 230 Doch einem Verhör unterworfen. einzelne oljfj;leich gestanden, sj)rach Constantius die ganze Yerläumder- bande ja frei, Dynaniius wurde sogar belolmt. Denn unterdessen Statthalterschaft man Nachricht erhalten, eine hatte wirklich den 5 Silvanus dass durch Purpur genommen habe, nnd damit schien die Anklage gegen ihn, wenn sie sich auch auf erwiesene Fälschungen stützte, dennoch gerechtfertigt. Jener Apodemius, den der Kaiser nach Gallien gesandt hatte, war nicht, wie sein Auftrag vorschrieb, Köln zu Silvanus direkt nach mit grausamen Willkühr, der Rebus eigen dessen w^ar (II S. Agentes in unterwegs einige von 102), und Klienten Sklaven den die aufoegriifen und von ihnen durch die Folter Aussagen gegen ihren Herrn So erfuhr zu erpressen gesucht. und da bevorstand, es sich um was ihm dieser, Hochverrat handelte, i& selbst dass Constantius, wusste, er i<> sondern hatte gereist, wo niemals von der fast Unschuld des Angeklagten zu überzeugen war, dachte er daran, über die Rheingrenze zu seinen Stammes- Dass er genossen zu fliehen. 20 kurz vorher nicht sie würde unter gewöhnnicht im Wege gestanden ohne Erfolg bekämpft hatte, lichen Umständen haben (I selbst zu ihren mussteu waren, dem Aber da 194). S. der Feldherr sie bekriegte, Einfällen es sie waren erbittert. Ihm wurde ihn umbringen er sicher sah dessen zu keine man begehen. durch das andere ihn So durch Gallien Verrat daher mitgeteilt, oder fälschlich gewann Versprechen als er 2.7 dass gegen ihn höchst dass die Franken würden, das bezichtigt grosser Kaiser Bundesgenossen ausliefern Rettung, den aufgefordert betrachten, vermeintlichen ihres und als sie in und Verbrechen, hatte, wirklich denn seine Truppen Geldgeschenke und so 7. am Hess sich 11. Julian der Abtrünnige. 231 August 355 von ihnen zum Augustus ausrufen. Sein feiges Misstrauen hatte Constantius Gefahr gebracht, 5 das Feldherren besten müssen; seines versuchte vorher aber in die Herr und einen der Reiches bekämpfen zu tapferste wie noch, er dies seiner niedrigen Art entsprach, die Mittel der Hinterlist und 10 Das Tücke. musste er in mögliche einzig Werkzeug dazu einem Manne finden, den er durch das gleiche Misstrauen schwer gekränkt hatte. Der Magister Militum Ursicinus war, wie wir oben (S. 131) sahen, aus dem 15 Orient abberufen, Krone nicht weil er nach der strebte, sondern weil er möglicher Weise danach hätte streben können. Man hatte ihn bisher dem man andern, bei so viel den Soldaten zutraute, Mailand in man recht schlecht behandelt; jetzt aber wusste keinen Geschick und Popularität um die Heere Galliens zu gewinnen, ja vielleicht gar den Silvanus zur Pflicht 20 zurückzuführen. Constantius lud ihn in .ehrenvollster Weise Consistorium, vor das ihm sehr begegnete gnädig und wusste den tapferen Krieger wirklich zu bestimmen, dass er sich Aufgabe gefährlichen der Als Begleiter und Helfer wurden ihm zehn unterzog. Tribunen und Protectores beigegeben, darunter 25 mianus Marcellinus, der später als Greis setzung des Tacitus geschrieben und uns darin genaue Nachrichten über dies Am- eine Fort- Unternehmen auch hinter- lassen hat. Constantius übergab 30 dem Ursicinus der so abgefasst war, als ob jener von des Silvanus noch nichts wisse. in den freundlichsten Überbringer zu aus seinen Formen einen Brief, dem Aufstaude Diesem wurde darin mitgeteilt, seinem Nachfolger ernannt dass der sei und Händen den Oberbefehl an der Kheingrenze V. Die Constantinisolie Dynastie. 232 JJann durchzog die kleine Scliaar überneliinen solle. in Eile fliegender (Jallieu, damit sie friili genug in Köln aidcomnio, um dort glauben zu machen, sie jiabe (las Hoflager verlassen, ein; hier di»? r8ur[)ation bekannt Doch als sie anlangte, fand sie die geworden sei. Bevölkerung in freudigster Aufregung und schon eine die zusammengezogen, Trupi)enmacht bedeutende kampfesnuitig darauf brannte, über die Alpen geführt Ursicinus überzeugte sich, zu werden. durch Verstellung da er nur Jo Silvanus empfing ihn mit Auszeichnung, retten könne. und dass und seiner (lenossen Leben sein auch von Constantius jener gekränkt un.d bedroht war, wurde ihm leicht geglaubt, dass er sich anscliliessen wolle, und der erprobte So war willkommener Helfer begrüsst. mit wurde, ihm möglich, ohne dass er beargwöhnt dem Usurpator Feldherr es als i5 den Soldaten zweier barbarischen Auxilien heimlich in Verbindung zu treten und sie durch grosse Ver- sprechungen seine für Morgengrauen des den Palast ein, den Silvanus, Zwecke stiessen die als er zu Wachen Im gewinnen. Septembers 355 brachen 7. sie in 20 nieder und töteten eben im Begriffe war, zur Kirche zu gehn. cil Wenige Monate vorher hatte Constantius das Convon Mailand bestimmt, den Athanasius zu verurteilen, und damit seine ilirem Ziel um Bemühungen um 25 die Glaubenseinheit einen wichtigen Schritt nähergebracht; noch etwas früher hatte er ein Gesetz erlassen, das die Ausübung des heidnischen Kultus mit schweren Strafen bedrohte (S. 133). und leicht Als jetzt die Usurpation so schnell unterdrückt wurde, scheint er darin eine Art Bescheinigung des lieben Gottes gesehen zu haben, dass dieser mit den Leistungen des Kaisers für seine Kirche zufrieden sei, und schrieb daher den Erfolg so 7. Julian der Abtrünnige. 233 nur seinem eigenen Glück und seiner Frömmigkeit zu. entfernt, dem Ursicinus dankbar zu sein, Hess er Weit sogar eine Untersuchung anstellen, wo die gallischen Kassen, deren Silvanus sich bemächtigt hatte, geblieben 5 und bewahrte seinem Retter auch später das Natürlich gab es wieder eine Reihe seien, alte Misstrauen. von Hoch Verratsprozessen; doch in seiner religiös gehobenen Stimmung, vielleicht auch in dem Gefühl, an dem Aufstande nicht ganz ohne Mitschuld gewesen zu i<» sein, Constantiiis diesmal ungewöhnlich milde. war Er Freunde des Usurpators, die an dessen Erhebung nicht unmittelbar beteiligt waren, und Hess sogar den kleinen Sohn desselben, den er als Geisel schonte die in Mailand lö festgehalten hatte, Hochgefühl mit seinem Gott in am Leben. Und das Frieden zu sein, mochte auch dahin wirken, dass er den letzten Fluch, der noch auf ihm lastete, nach Möglichkeit abzuwälzen suchte. Hatte er fast den ganzen Mannesstamm des Herrscherhauses abschlachten lassen, so konnte er dies 20 nicht besser sühnen, als indem er dem letzten, der noch davon übrig war, die höchste Wohltat erwies. Auch die Kaiserin Eusebia scheint die Meinung ihres Gatten geteilt zu haben, dass seine morde 25 Yerwandten- die Strafe der Unfruchtbarkeit über sie herauf- beschworen hätten (S. 29), und war lichen Sehnsucht nach Mutterglück in der echt weib- um so seine Übeltaten an Julian gutzumachen. mehr bemüht, Und ihre all- bewunderte Schönheit verlieh ihr eine grosse Macht über den sinnlichen und doch christlich keuschen Mann. ;^o Nach der Hinrichtung des Gallus hatte Bruder vor dem geschützt, es tötlichen erwirkt, sie dessen Verdachte ihres Gemahls dass dieser ihm eine Audienz gewährte und ihn ungekränkt nach Athen ziehen Hess, und drängte jetzt auf seine Erhebung zum Mitregenten. V. Die Constantinische Dynastie. 234 JJeim dass ein solcher nicht zu ontbohren niolir sei, empfand auch Constantius. Der Grundsatz Diocletians, dass man keinem privaten Feldherrn Gelegenheit geben dürfe, sich den Trup])en durch Kriegstaten zu emp- fehlen, schien in i]en Ereignissen der letzten Zeit eine neue Bestätigung gefunden zu haben. es, wenn wert, Der Kaiser '> hielt nicht für geboten, so doch für sehr wünschens- aus Italien dass er sich als dem Zentrum des Reiches nicht zu weit zu entfernen brauche, und doch traten an fast allen an ihn heran. Grenzen militärische Forderungen selbst durch Kriege gegen entfernte Völker beschäftigt; aber seine Feldherren k» war zwar der Grosskönig In Persien suchten immer wieder bald Mesopotamien, bald Armenien mit kleinen Raubzügen heim; Quaden und Sarmaten plünderten an der Donau, i:, vor allem aber heischten die Zustände Galliens dringend Abhilfe. Die Franken, Alamannen und Sachsen sollen in diesen Jahren am Rhein fünfund vierzig Kastelle zer- und ihre Bewohner als Sklaven mitgeschleppt haben, und Ende 355 eroberten sie Köln, das nicht mehr durch Silvanus geschützt wurde, und verwüsteten stört es furchtbar. nur Zwar schien Julian, der sich bis dahin literarisch beschäftigt hatte übungen und von den Waffen- geflissentlich ferngehalten war, für die schwie- rigen Aufgaben, die ihn dort erwartet hätten, durch- aus nicht geeignet; doch um so weniger brauchte dass er bei 25 Con- Es Truppen den Caesarenpurpur zeigte; die Feldherren, die der Kaiser ihm zur Seite stellen wollte, konnten für ihn das Handeln übernehmen und doch durch seine Anwesenheit in ihren Schranken gehalten werden. Dass Julian diese bescheidene Rolle, die ihm zugedacht war, verkannte und selbst etwas leistete, ist der wichtigste Grund gestantius Usurpationsgelüste genügte, 20 ihm zu fürchten. den 30 ; Julian der Abtrünnige. 7. wesen, warum Augustus seinem mit er 235 bald so zerfiel. Als diesem das vermeintliche Komplott des Afri- canus und Marinus bekannt geworden war und bald 5 darauf jener gefälschte Brief ihm zugesteckt wurde, Erhebung Galliens zu bedrohen der ihn mit der schien, hatte er in seiner übertriebenen Vorsicht den Jüngling dem ganz augewiesen, sich aufzuhalten. Kaum mehr verweilt, in als ungefährlichen Athen zwei Monate hatte Julian den neuen Befehl empfing, au 10 hier ij Damit war seine Ernennung zum Mitregenten noch keineswegs entschieden immer noch vermochte Constantius das Zaudern und Besinnen, das ihm natürlich war, nicht zu lassen. Julian wurde nicht im Kaiserpalast, sondern in einer Yorstadt er als das Hoflager zurückzukehren. Mailands einquartiert, wusste, was mau wo einen Brief au Eusebia flehentlich bat, •20 er zunächst mit ihm vorhabe. geschrieben, noch gar nicht Er hatte in dem schon er sie ihm zum zweitenmal seine Entlassung zu erwirken; doch durch einen Traum gewarnt, schickte In seinen Befürchtungen beruhigte er ihn nicht ab. ihn nur die freundliche Fürsorge, die ihm die Kaiserin durch ihre Eunuchen erwies, und die tröstenden und ermunternden Botschaften, die aß sandte. Denn erst als er sie gewähren. 355 wurde gestellt, mit sie nicht zu er ihm er Willen durch. sehen; eine kurze Audienz Doch unterdessen wirkte sie für Am 6. ihn und November durch Constantius den Truppen vor- dem Purpur Caesar ausgerufen. fesseln, ihm wiederholt über- bekam Caesar war, durfte setzte endlich ihren oO selbst sie Um bekleidet und von ihnen ihn noch enger zum an sich zu vermählte ihn der Kaiser gleich darauf mit seiner Schwester Helena, bei welcher Gelegenheit ihn Eusebia, seinen Neigungen freundlich Rechnung tragend, V. Die Constautiiiisclie Dyiia>tii-. ^36 Gegen mit einer kleinen Bibliothek besclienkte. und natürlich <nittin, die viel älter als er selbst Christin seine eifrige bewahrte er immer die entschiedenste war, Hei seiner ottenen Natur trat dies so un- Abneigung. verhüllt hervor, dass, als sie nach Fjhe kinderlos starb, haben, vergiftet zu begründet; aber dass zeigt deutlich genug, man fünfjähriger ihn sogar beschuldigte, (Jewiss man kaum war ^> sie dieser Verdacht un- ihn überhaupt hegen konnte, wie wenig seine Ehe dazu bei- ihm sein neues Verhältnis zu dem Mörder seines Vaters und seiner Brüder erträglicher zu machen. So viel er auch in seinen Schriften von sich und seinen trug, lo Schicksalen redet, der Helena erwähnt er darin nur ganz beiläufig, und wenn er bis an seinen frühen Tod von der Frauenliebe sehr niedrig dachte, wird nicht ohne Schuld daran gewesen sie gewiss Während der wenigen Wochen, die er noch in wurde er auch jetzt wie ein Verbrecher bewacht; seine Diener wurden ihm fast alle genommen und durch andere ersetzt, die dem Kaiser VertrauensMailand is sein. blieb, 20 würdiger schienen; kein Brief durfte an ihn gelangen, und jeder, der seine Gemächer ängstlich untersucht, liches Zettelchen betrat, wurde vorher ob er nicht irgend ein gefähr- einschmuggeln wolle. In seinem rarischen Eifer benutzte er diese schweren Tage, eine Lobrede auf Constantius auszuarbeiten schlechtem Takt. vom dass Stricke priesenen, um die Entjj:egen dem selbstverständlichen man im Hause des Gehängten nicht reden darf, wurde die Mutter des Geihr hinrichten lassen, Gemahl wegen Blutschande hatte mit einem nichtssagenden Lobe be- dacht, von den Verdiensten geredet, die Silvanus sich um 25 und ihm Sie zeugte von guter Schulung, aber sehr vorzutragen. Grundsatz, lite- den Kaiser erworben hatte, und sogar seiner Ver- so Julian der Abtrünuige. 7. wandtenmorde, wenn auch Erwähnung 237 entschuldigendem Sinne, in Doch wenn man den Redner getan. nach für einen Gimpel halten musste, 5 hier- passte er nur umso besser für die Rolle, zu der er bestimmt Sein Machwerk wurde daher, wie es scheint,* war. am gnädig aufgenommen, und er, von Constantius seine gleitet, 10 so 1. feierlich ein Dezember 355 durfte Stück des Weges be- Reise nach Gallien antreten, was ihm nach der misstrauischen Bewachung, unter der er in Mailand gestanden hatte, als Befreiung erscheinen musste. Und doch Leben hatte ihn dahin geführt, in der literarischen und rednerischen Betätigung seinen eigentlichen Beruf zu erblicken, und das Streben nach ewigem Nachruhm, das ihn immer digen 15 ging er nicht gern und nicht mit freu- Hoffnungen. früheres Sein beseelt hat, schien auch auf diesem Gebiet seine volle Befriedigung finden zu können. Vom Waffenhandwerk verstand er noch nichts, und doch hatte ihn die harte 20 und langjährige Mühe, mit der er hatte ausbilden sich zum Atticisten müssen, an den Gedanken gewöhnt, dass Erfolge sich nur durch gründliche Schulung erreichen Hessen. tärischen 25 sich das Wenn er sich Übungen hingab, in Gallien hörte man den mili- ihn oft von römische Sprüchwort brauchen: „Man hat den Ochsen zum Reitpferd gemacht" und seinen heiligen Piaton anrufen. Als Themistius ihn brieflich zu seiner neuen Würde beglückwünschte und ihm im Moralphilosophen 30 deren Pflichten Stile des da ant- darlegte, wertete er voll bescheidenen Zagens und zitierte dabei den Vers des Aristophanes: Die Kunst betreibe jeder, die er gut Und neben dem Misstrauen fast erdrückenden verstellt. in sich selbst, Pflichten gewachsen ob er seinen sein werde,. 938 ^ stand bei • ^'G Constantinische Dynastie. iliin Oonstantius die und l^^ircht tlio vor doni gerichteten Bruder, dessen Scliicksal Augen schwebte. Misstrauen des den liin- finstere ]']rinnorun^' an ihm immer vor So meinte er denn, die Würde, die ihn jetzt sclimückte, bedeute ihm nicht nur den Verlust der literarischen Flusse, die sein Leben liätte r» nach seinem Wunsche ausfüllen sollen, sondern auch schim{)f- und ruhmlosen Tod. Als er nach Zeremonie der Wahl, auch er jetzt als Pur])urträger neben dem Kaiser im Wagen sitzend, in den liche Niederlagen <ler Palast eingezogen war, soll er lo den homerschen Yers vor sich hingemurmelt haben: Da purpurne Tod und das starke Verliängnis. Der neue Caesar w-ar von mittlerer Statur und ergriff ihn der erschien, da er sich durch sein vieles Lesen eine etwas gebückte Haltung angewöhnt hatte, noch kleiner, i'> als er war; doch seine breiten Schultern und sein eben- massiger Körperbau erwiesen ihn jeder Anstrengung fähig. als kraftvoll und zu So konnte er sich eine un- ermüdliche Tätigkeit zumuten, und wenn er den Tag 20 mit den Pflichten des Kriegers und Herrschers ausgefüllt hatte, sitzen. noch die halbe Nacht über den Büchern In seiner ganzen Erscheinung prägte sich eine nervöse Unrast aus. Sein Körper bewegte sich auf und ab, die Schultern zuckten, die Schritte waren unund schwankend; seine Augen blickten klug, aber etwas wild und fuhren unruhig hin und her; auch zeigten sie nicht selten den Ausdruck verletzender 25 stät Überlegenheit. seine Denn sein lebhaftes Mienenspiel drückte Gedanken und Empfindungen so uuverhüllt aus, dass in dieser Zeit, die einen heuchlerischen Stoicis- mus als hohe Tugend pries, selbst seine nächsten Freunde daran Anstoss nahmen. Seine Sprache w'ar zerhackt und manchmal stockend; seine plötzlich her- 30 Julian der Abtrüunige. 7. 239 und überrascheiuleu Fragen mochten vorgestossenen den, an welclien sie gerichtet waren, leicht verwirren. man Brachte ihn zum Lachen, brach so er in überlautes (iewieher aus, wie er überhaupt in 5 was Wenn er tat, leicht taktlos übertrieb. ein allem, er zu Ge- und von Ungerechtigkeit und Bedrückung richte sass unterbrach er die Redner oft mit ungestümen hörte, Ausrufen, und auf der Strasse wehrte er unbequeme Bittsteller selbst mit 10 Wie Faustschlägen und Fusstritten ab. dies wilde Auffahren, dieser Mangel an Selbst- allgemeine beherrschung lächter noch so erregte, Missbilligung mehr und oft absichtliches sein Das Yernachlässigen jeder anständigen Körperpflege. asketische Mönchsideal, das 15 Jugend als ihm in seiner christlichen der Gipfel der Sittlichkeit dargestellt war, behielt er auch als heidnischer Philosoph bei ihm äusserlich in einer Weise Ausdruck, 20 später, als noch band, den Bart nicht mehr rasieren und bekannte sich ungescheut zu den Läusen, die ihn belebten. Auch nahm er sich selten die Zeit, sich Haare oder Nägel von Tinte geschwärzten Fingern. Philosophie ihm war nichts ihm veräclitlicher mal ausnahmsweise derb an, weil seiner Stellung oft mit schmutzigen, Da seine strenge vorschrieb, nur die Seele zu schmücken, kaiserlichen Barbier, 30 vielen liess er keine Rücksicht auf Constantius ihn beschneiden zu lassen, und erschien 25 und gab die So unköniglich oder gar lächerlich erschien. sich Ge- er als Kleiderprunk. Den der ihm in Constantinopel ein- die das zukam; Haare kürzen sollte, prächtige Hofkleid als er dann noch fuhr er trug, das erfuhr, dass jener ein hohes Gehalt bezog, jagte er ihn ans dem Dienst und mit ihm die Köche und die anderen Diener Doch mochte dem Volk auch wunder- der allerhöchsten Tafel und Toilette. seine übertriebene Einfachheit 240 V. die sclieinen, lieh \)\ii Cull^talltilli^cllO Uyuastic. Soldaten bewunderten dass es. er von der Weichlichkeit des Hofes unberührt blieb und unter ihnen lebte, wie einer aus Ohne ihrer Mitte. ihre Zuneigung zu verlieren, konnte er gegen sie streng und sogar liart sein, weil er auch hart gegen sich •> So hat er nach der Schlacht bei Strass- selber war. burg die Heiter, die vor dem Feinde geflohen waren, ihren Kameraden in Weiberkleidern zur Schau gestellt und im Perserkriege von einer Truppe, die ihre Fahne verloren hatte, sogar zehn Soldaten hinrichten lassen, v) Weise vermochte er unter den zuchtlosen Barbaren, die sein Heer bildeten, eine Disziplin zu erhalten, wie kaum der grosse Constantin, und blieb Auf diese doch, wie dieser, der Abgott seiner Soldaten. Als Julian zur Alleinherrschaft gelangt war, führte lä im ausgesprochensten Gegensatze zu Constantin er sie dem Grossen und hat sich auch nicht gescheut, ihn nicht nur in seinen literarischen Erzeugnissen, sondern auch offiziellen in Staatsschriften Und doch war kein anderes Dynastie dem ersten christlichen Kaiser näher verwandt, zu als ihre Religion ihren Vorgängern richtung in Opposition Strom Bestreben, alter traten, Denn nende Ähnlichkeit. sich der herrsehenden ist Zeit- eine sehr bezeich- beide zeigten nicht innerlich und damit beide wechselten und 20 Schon dass jener Abtrünnige. beide frische der Mitglied greifen. sie anzu- rücksichtslos vom darin das sie träge 25 fliessenden Überlieferung widerstandslos forttragen zu lassen, sondern ihren Gltiuben selbständig zu prüfen und frei zu wählen, eine Kühnheit des Geistes, zu jener Zeit sehr selten war. nicht tief und scharf genug, Weltanschauung zu bilden; derjenigen, in welcher sie sie Beide dachten um sich die 30 freilich eine eigene sahen nur die Mängel erzogen w\iren, weil sie 7. ihnen am so stürzten sieh Julia u der Abtrünnige. geworden bekannt besten dann wurde. zuffetrag-en und war, prüfungsloser ßegeisteriing der in entgegengesetzten in die Arme, wie 5 241 Denn auch ihnen sie Julian fertig* war durchaus Gründe kein philosophischer Kopf: so klar er seine darzulegen weiss, wo er das Christentum negiert, so und nebelhaft wird er in den Schriften, Und auf die sein positives Bekenntnis geben wollen. ein solches ganz zu verzichten, war er so wenig im verworren 10 wie stände, tief im sein Ohm: denn grosser den TIerzen fühlten beide unüberwindlichen Drang zu und das Bedürfnis, immer die Hand der Gottheit über ihrem Haupte zu sehn. Freilich erfüllte dies Constantin mit der kühnen Sicherheit des erklärten Götterlieblings, während Julian, wie wir eben gesehn haben, lange an seinem Glück und seinen glauben 15 Fähigkeiten zweifelte; doch beruhte dieser Unterschied Denn achtzehn Jahren zum nur auf den Schicksalen ihrer ersten Jugend. jener 20 hatte sich schon mit aufgeschwungen Herrscher unternahm, selbst unter und den dann alles, schwierigsten was er Verhält- nissen gelingen sehn; Julian dagegen hatte seit seiner dem Beil gelebt; was er gewar ihm durch herzlose Willkür vererhoffte, immer fehlgeschlagen; fühlte er frühesten Kindheit unter wünscht 25 was er sagt, sich hatte, an irgend einem Orte wohl, so musste er ihn sjcher bald verlassen; den Verkehr, der ihm am meisten zusagte, konnte er fast nur heimlich pflegen; üO immer musste er heucheln und sein Inneres verbergen, wenn er sein Leben erhalten wollte; der kecke Freimut, der ihm, wie Constantin, angeboren war, aber von diesem schon in wickelt werden durfte, gewesen. früher Jugend war ungehemmt ent- für Julian ein stete Gefahr So eingeschüchtert und verängstigt, mussto Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. 16 ^ 242 CoDstantinisclie Dynastie. '^'^ • und bescheiden werden, wenn man iiiisiclior er freilich es Bescheidenheit nennen will, dass or nur literarischen liuhm erwartete und auf den kriogeriscdien verzichten zu müssen glaubte. Nach seiner Erhebung zum Caesar, die er, widerwillig seinen Studien entsagend, über sich •> hatte ergehen lassen, zweifelte er nicht nur an seiner zum Herrschen, sondern mehr noch an seinem Fähigkeit Glück, und sein vorhergehendes lieben gab ihm allen Grund Erst als ihm in Gallien die ersten Siege dazu. wurde auch in ihm der Gedanke ihm helfend und schützend zur Seite stehe, und das um so mehr, als er so vielen Gefahren wider alles Hoffen und Erwarten entgangen waren, 2:eluns:en lo mächtig, dass seine Gottheit Auch war. er glaubte, dass sie durch seine Träume unmittelbar mit ihm verkehre; er hörte ihre Stimme, sah in sie er ausersehen auch er Glück hielt ihr sei, sich Reich auf Erden zu verbreiten; daher für unbesiegbar und sein Er erwählte sich den unerschütterlich. für Kaiser Marcus zum Vorbild, der Philosoph und Feldherr zugleich gewesen war; Athene und der sieghafte Sonnengott, von denen die eine die geistige, andere die kriegerische Seite seiner Tätigkeit wurden 10 sichtbarer Erscheinung und meinte, dass 20 der vertrat, seine Lieblingsgötter; zeitweilig kokettierte er sogar damit, ein uugelehrter Soldat zu sein, und meinte, wie Constantin, alles zu können. teilte dieser Denn 25 bekanntlich ja auch den literarischen Ehrgeiz Juliaus; auch er hörte sich gern deklamieren und Hess sich dann mit bescheiden stolzem Lächeln beklatschen, und wenn viel seine Leistungen dürftiger seines Neffen, Jugendbildung. waren, als lag dies so Aber auf diesem Gebiete noch die recht eben an mochte auch nicht immer berechtigt sein, mittelmässigen seiner geringen ihr Selbstvertrauen es gab ihnen doch so 7. Julian der Abtrünnige. 243 über die Gemüter kühne Zuversicht in Kampf und welche den Sieg an ihre Fahnen hefteten. jeue überlegen sichere Herrschaft ihrer Krieger, jene Gefahr, 5 Und beide errangen ihn nur in rastlosem Vordringen und entschlossenem niemals Augriff, in zaudernder Defensive; denn eine schnelle, besonnen selbst oft Eutschlussfähigkeit gab ihren Kriegen übereilte und nicht nur das, sondern auch ihrer ganzen Persönlich- einen keit, 10 rühmt in er Schwung. Denkens und fortreissenden sich diese trat Handels auch so mit alles Julian Bei Hurtigkeit des der literarischen Produktion hervor; die sich, lange Rede auf den König- Helios in drei Nächten aufs Papier geworfen zu haben, wenig kürzere auf die Göttermutter gar nur die 15 einer Nacht, und das inmitten zeitraubender Denn auch Reich immer sehr geschäfte. das mals diese 20 um am er in Staats- hat seine Pflichten gegen ernst genommen und literarischer Spielereien willen, sie nie- so sehr ihm Herzen lagen, aufgeschoben oder gar ver- säumt. Constantin war eitel genug, sich gern zu schmücken 5 Julian vernachlässigte sein Äusseres bis zur ünsauberkeit; doch auch den aus blickte die Eitelkeit hervor. 25 Jugend auf gewesen, der andere erst christ- licher Prediger und dann Philosoph; bei jedem von ihnen trat Stande, 30 Offizier Löchern seines Mantels Der eine war eben von sie den also sie in der ihrer in Form auf, Frühzeit welche erwählt dem hatten, gemäss war und innerhalb desselben am meisten bewundert wurde. Denn so stolz Julian damit prahlte, von den Meinungen sich der Masse unabhängig zu war ihm doch nicht weniger Es gibt in der Literatur Länder und Zeiten wohl kein zweites Beispiel, loben zu lassen, Bedürfnis, als Constantin. aller sein: 16* 244 ^'• eigenen 'langenden seine Schriftstollor ein (lass ConstiiiitiiiiMlie Dynastie. l^ic-' mit solcher Breite nnd Selbstgefälligkeit aufzählt, wie dies Julian tut. seiner in meinte, seihst VjY gegen Streitschrift nnd wirklich verstand die Antiochener Schmeichler zu hassen, die Wie Freimut zu schätzen. er, j und durch wahre Natur war, so hasste er Lüge und Verstellung und Hess sich auch ein offenes Wort des Tadels mit guter Miene gefallen. er selbst eine durch Als ihn Arzt darauf iiufmerksam machte, sein dass ihm der Zorn gar zu deutlich in Mienenspiel und Stimme verrate, antwortete er: „Du hast Recht; gib acht, ob du mir das zum zweitenmal vorwerfen sich bei So war er immer kannst!" bereit, an seiner Ver- vollkommnung zu arbeiten, und nahm jede Hilfe dazu, die ihm freundlich und achtungsvoll geboten wurde, Auch zauderte er nicht, seine mit Dank entgegen. Fehler bekennen; zu gefällt hatte, nahm selbst den Nacht überlegt und am Richtersprüche, wenn er oft, als lo die 1j er er sie in der folgen- unhaltbar erkannt hatte, Doch anderen Morgen wieder zurück. sich aus- 20 lachen zu lassen und selbst belustigt mitzulachen, hat er denn neben seiner nie gelernt; bitteren, giösen Ernsthaftigkeit war für gesunden Zwar Raum. strebte er danach, sich tief reli- Humor auch kein durch Witz auszuzeichnen, und hat in diesem Sinne einmal den lustigen Spötter Lucian nachgeahmt. Doch sein Symposion, in dem er nach diesem Muster 2i seine Vorgänger in der Weltherrschaft äusserst flach kritiwas er geschrieben siert, ist wohl das Schlechteste, hat, ein ganz trockenes und ödes Machwerk. Als wegen seines schmutzigen Bartes und wenig kaiserlichen Benehmens verspottet hatte, war er zwar vornehm genug, nicht mit Folter und l^ichtbeil dreinzufahren, aber auch dann das Volk von Antiochia ihn 30 , Julian der Abtrünuige. 7. würdelos genug, einen sich, des Pöbels In dieser bemüht auf das Gelächter uai mit einer Streitschrift zu antworten. er Ton überlegener Ironie doch gelingt ihm dies sehr schlecht. 5 245 festzuhalten, Aus jeder Zeile merkt man den nagenden Ärger gekränkter Eitelkeit, und bis zu seinem Ende hat er der Stadt, die seine Verdienste nicht zu würdigen verstand, einen zähen Groll bewahrt. Des Lobes bedürfen 10 hängig sein, in welchen man von denen, mit Wenn Con- zu verkehren hat. täglich Kammerdiener bestimmen stantin sich oft durch seine iiess, von den Menschen ab- heisst erster Linie natürlich besass Julian wenig von der Sorte so — seine — machte eben sehr bescheidene Ansprüche aber auch an- seinem Hofe gab es einen Eunuchen, Toilette 15 den Eutherius, der notorisch grossen Einfluss besass. Noch mehr aber drängte 20 durfte. Wie den Jüngling zu Freunden, oder gar die er als gleichwertig kennen es er bis als überlegen aner- an seinen Tod die Er- innerung an seinen Kinderwärter mit rührender Dankbarkeit bewahrte, Männern, konnte. an So so denen stolz er trieb es ihn auch später zu bewundernd emporblicken auf den gemeinen Durchschnitt er der Menschheit herabblickte, das demütige Bedürfnis, 95 sich unterzuordnen und leiten wie zu lassen, es in seinem Yerhältnis zur Gottheit hervortritt, beherrschte auch seine Stellung zu denjenigen, die er als seine Er hegte die Neigung, sie sich zu idealisieren, und wurde dann freilich, wenn längere Bekanntschaft ihm ihre Natur enthüllte, oft wirklichen Freunde betrachtete. 30 schwer enttäuscht. ihn Vielleicht hätten solche zum Menschenhasser gemacht, wenn nicht ein so gar kurzes gewesen schon, wie er von Männern, die wäre. er Erfahrungen sein Leben Wir sahen liebte und ver- V. Die Constantinische Dynastie. 246 ehrte, Tadel ernsten aiicli Tngend, nicht nur Ohne Zweifel wurde seltene dankbar liinnaiim, eine bei gekrönten Häuptern. dies Verhalten nicht allein durch das edle Jünglingsbedürfnis, zu bewundern und sondern auch zu vertrauen, durch seinen Piaton be- stimmt, den er fast auswendig kannte und immer im Munde von edler Das führte. lilealbild, das dieser j Mänuerfreundschaft gezeichnet hatte, wirkte mächtig auf ihn ein, wie er sich andererseits von demselben auch die Verachtung der Frauenliebe ange- Meister lo Denn auch darin war er Idealist, dass er dem tatkräftigen Ernst der Überzeugung be- eignet hat. sich mit was strebte, er aus seinen philosophischen Büchern gelernt hatte, auch in die Wirklichkeit zu übertragen. annahm, von dem er meinte, dass Homer und Piaton ihn bekannt hätten, und auch seine Untertanen dazu bekehren wollte, so versuchte Wie er er den Glauben 45 auch sonst das hochverehrte Altertum in die verNeuzeit zurückzuführen, und wie auf dem derbte so irrte religiösen, biete in dem, was ordnete sich staatlichen Ge- Er Consuln, auf deren leeres 20 Scheiuamt an die hohe Zeit der Republik erinnerte, be- noch scheiden und den dem er für echt altertümlich hielt. er auch unter, erschien legte sich selbst eine durch ein Versehen hatte; er lehnte ab, in zu Fuss ihrem Gefolge in hohe Geldstrafe auf, als er 25- ihre Ehrenrechte übergegriffen sich Dominus nennen zu wie Augustus es abgelehnt hatte (H S. 8), lassen, obgleich diese Bezeichnung des Kaisers schon seit Jahrhunderten allgemein üblich war; aber auf seine absolute Gewalt wollte hätte, er nicht verzichten, wäre es und wenn unmöglich gewesen. er es Weil gewollt die Kultur des Altertums auf der Blüte der Städte beruht hatte, suchte er diese aus ihrem tiefen Verfall wieder auf- so» 7. Julian der Abtrünnige. 247 zurichten, fand aber dafür kein anderes Mittel, als die Decurionen noch strenger, Coustantin als getan es hatte, an ihren Stand zu binden und ihre Zahl selbst durch [> widerrechtlichen Zwang zu vermehren; eben war ganz modern und hatte jenen Verfall, wenn auch nicht herbeigeführt, so doch beschleunigt. dies aber Mit Piaton hielt er Gerechtigkeit für die Grundlage der Staaten und suchte zu pflegen, indem er den sie Übergriffen der Mächtigen nach Kräften entgegentrat 10 und persönlich zu Gerichte keit fragte sie er die sich bekannten, sass; aber bei dieser Tätig- Parteien oft, zu welcher Religion und wenn er seinem Glauben zu Liebe auch nicht das Recht beugte, wurden die Christen doch verblüfft und eingeschüchtert. 15 Sophie ehrte und förderte, mochte wenn Dass er die Philo- man preisen; aber er mitten in einer Senatssitzuug aufsprang mit unschicklicher Eile und dem Neuplatoniker Maximus, angekommen war, entgegenlief, so fand man Und so waren auch seine das mit Recht würdelos. geschlechtliche Enthaltsamkeit, sein Hungern, Wachen der eben 20 und Frieren, kurz alle die Mittel, mit denen er das Fleisch zu Gunsten der unsterblichen Seele abzutöten suchte, zwar schöne Beweise der eisernen Energie, mit der er seine Gedanken in Taten umsetzte, aber 20 indem er seine löbliche Verachtung des Prunkes bis zu abstossender Schmutzigkeit steigerte und, während er leutselig sein wollte, mitunter er sich gemein wurde, machte dennoch lächerlich. Auch Nichtachtung des Geldes und 'io seine Freunde zu beschenken, predigte die Pflicht, die Philosophie, und auch diese Lehre hat Julian prinzipiell anerkannt. Er rühmte sich sogar, dass er ein schlechter Finanzmann sei, obgleich er in seiner Verwaltung Galliens das Geoenteil bewies. Und so sehr er sonst zu Über- V. Die Cou.stautiuisclie Dyiia.siiu. 248 treibungen geneigt war, im Geselienkegeben ist er maass- und hat nie die wüste Verschwendung Constantins nachgeahmt, die für das Reich so unDieser war eben am Hofe heilvoll geworden war. aufo-ezogen und hatte die niedere Welt nur von ferne voll o-eblicbcn 5 durch den Nebel gesehn, der leider überall den Thron umgibt; Julian dagegen hatte mit den Untertanen als ihresgleichen gelebt und zwar nicht als einer der reichsten. In Constantinopel und Nicomedia hatte er das Treiben der Grossstädte kennen gelernt und einer auf dem stillen Fundus Macelli die lo Nöte des armen Bauern beobachten können. So erkannte er das Unrecht, ihm durch eine harte und leichtsinnige Finanzpolitik die sauer erworbenen Groschen aus der Tasche zu ziehn, und begann daher im Hofhalte zu sparen, die 15 Überzahl der schmarotzenden Beamten zu vermindern, die erwerbende Bevölkerung zu begünstigen und den Dies bedrückten Steuerzahler mitleidig zu schonen. war es, was dem Reiche Not tat. Trotz der vielen Torheiten, die er beging, vor allem auf dem religiösen 20 Gebiete, hätte daher seine Regierung ein hoher Segen für die leidende Menschheit werden können, wenn seine Finanzpolitik Zeit gehabt hätte, sich zu bewähren und Aber wie um seines Glaubens willen Mörderhand ihn traf, so wurden bei seinem frühen Tode mit dem, was dieser Glaube Unnützes und Schädliches gewirkt, auch die fruchtbaren Schöpfungen seiner einzubürgern. eine und das Elend der Zeit ging weiter seinen traurigen Gang. Hand alle vernichtet, 25 Achtes Kapitel. Julian in Gallien. Als der neue Caesar die Verwaltung- des gallischen Reichsteils in übernahm, fand er das Keruland desselben trostlosem Zu seinem Y erzweif lungs- Zustande. kampfe wird Magnentius 5 alles aufgeboten haben, was er an Kriegern noch besass; so hatten die die Constantius selbst ins gerufen I^and Germanen, hatte, alle Rheinfestungen von ihren Verteidigern entblösst ge- funden und sich ihrer leicht bemächtigt. in 10 ihrem wilden Freiheitsdrange der bedrückenden Enge Da sie selbst verschmähten, sich es städtischer Siedelung zu unter- sie Häuser und Mauern verwüstet, die Einwohner zu Sklaven gemacht und deren Äcker in Besitz genommen. Ihre neuen Ansiedlungen zogen sich am linken Ufer des Rheines in einem ununter- werfen, hatten i'> brochenen Stellen bis Streifen dessen hin, Breite auf fünfzig Kilometer Versprechungen des Kaisers ungehindert hausen zu stieg, gestützt, dürfen. an einzelnen und auf meinten Freilich die sie hier mochte es auch nach ihrer eigenen Meinung dessen Wünschen .20 kaum entsprechen, dass Väter zurückgreifend sie, (I hierin auf die Sitten ihrer S. 182), ihrem bebauten Lande eine Wüstung von etwa hundertundfiinfzig Kilometern Breite vorgelegt hatten, auf der die verheerten Städte unbewohnt, die Felder unbebaut bleiben sollten V- l>i« Coiistantinischc Dynastie. 250 und verboten Tjandes Auftreiben das selbst Aber war. da meinten fühlten, Yiohs sich sie sie Und haupten zu können. ihres den (ialliern als Herren des auch dieses Gebiet be- wirklich schien Constantius ganz abgeneigt, es ihnen zu überlassen; jeden- niclit .v wollte er für die Wiedereroberung keine grossen falls Opfer bringen. Als Julian das Hoflager verliess, be- stand die Verstärkung, mitbrachte, in d. h. in seiner Christen, konnten die, dem Heere Mann, gallischen wie er später schrieb, stellen, lo anderes nichts Auch als seine ersten Erfolge den ihm eine grössere Macht zur Yer- Kaiser veranlassten, auf seinen er dreihundertundsechzig kleinen Leibgarde, meist unkriegerischen als beten. fügung zu die ganzen blieb furchtbar er doch für deren Unterhalt ausgesogenen ange- Reichsteil i.j wiesen: ja selbst die Beschaffung der Waffen für die Neuangeworbenen, mit denen er sein kleines Heer war ihm selbst überlassen. verstärkte, Unklar und uueutschlossen, wie Constantius war, wusste er wohl auch recht, die w%is er wollte. in seiner gallischen Politik Er hatte den Barbaren geschickt; doch als kaum 20 Öilvauus gegen diesem einige Er- geworden waren, hatte er sein Heer dazu vermögen können, ihn mit dem Purpur zu bekleiden. Dass die Germanen besiegt wurden, erschien daher folge zuteil dem Kaiser noch siegt 2.7 bedenklicher, als dass sie nicht be- wurden, und diesen zwiespältigen Gefühlen ent- sprechend, ordnete er ihre Bekämpfung zwar hinderte sie doch zugleich. Ein Caesar, der die höchste Gewalt in au, aber absehbarer Zeit ohnehin erwarten durfte, konnte an sich für minder gefährlich gelten, privater Feldherr. Doch zwischen als ein Julian und seinem Augustus standen die blutigen Schatten der ermordeten Verwandten; dieser musste die Rache des Sohnes und so 8. Julian in Gallien. 251 Bruders fürchten, und jener war seines Lebens nicht wenn man sicher, ihn fürchtete. hebung zum Caesar nicht erloschen 5 zu deutlich Erfahrungen, konnte. 10 Constantius des war, hatte er schon in Mailand nur wahrgenommen und wusste dass solch ein Argwohn aus vielen sein tötlich So lag allerdings die Versuchung ihm sehr nahe, durch einen kühnen Aufstand, mochte er noch so grosse Gefahren mit sich bringen, sich auch der unheimlich schleichenden Gefahr zu entziehen, die ihn verborgen und sein dem Dies konnte täglich bedrohte. erklärt Constantius nicht hinlänglich, es zum keine Lust hatte, seinen Caesar dass er gefeierten Sieger und es lieber dulden wollte, dass die gallischen Lande noch recht lange und vielleicht für immer eiu Tummelplatz der Barbaren blieben. Wie er mit gewohnter Pedanterie genau vorwerden zu 15 Dass mit seiner Er- Argwohn der lassen, geschrieben hatte, welche Leckerbissen Julian für seine Tafel beanspruchen dürfe, 20 nicht — kümmern vorbehalten — , ordnete er auch sonst so Um dessen ganzes Verhalten. den Krieg der blieb sondern dem ruhig in sollte er sich Magister Militum Vienne, wo ein Angriff der Barbaren nicht zu befürchten war, seinen Purpurmantel zur Schau 25 und nur darauf achten^ einem ähnlichen Kleidungsstück Gelüsten trage. Die Bibliothek, somochte man nach seinein früheren Verhalten meinen, die ihm Busebia gnädig geschenkt hatte, werde für stellen dass kein siegreicher Feldherr nach seine Beschäftigung vollauf genügen. 30 man sich freilich: denn seit er Darin täuschte Caesar geworden war, hielt er es für seine Pflicht, die Waffen- und Marschübuugen der Soldaten eifrig mitzumachen, so ungewohnt ihm diese Tätigkeit auch war. Doch in die kriegerischen Operationen durfte er nicht eingreifen,. V. Die Constantinisclie Dynastie. •252 ja wenn wirklich Krone gestrebt sein Magister wäre hätte, nach Milituni iler er nicht imstande gewesen, zu verhindern; denn ausser seiner kleinen Tieibwache war kein einziger Trupi)onküri)er ihm anvertraut. Nicht ohne (inind durfte es daher Constantius für bedeidvlioh halten, einen tüchtigen und angesehenen <lles in Gallien befehligen J^^eldherrn zu lassen. '• Ursicinus schon früher für verdächtig gegolten und war hatte es jetzt doppelt, seit er seine Gewalt über die Soldaten gegen Silvanus aufs neue bewährt hatte. Er wurde daher abberufen und an seine Stelle ein gewisser umso gegenüber Caesar dem der durchaus unfähig, aber Marcellus entsandt, auf eifersüchtiger lo seine Macht war. So musste Julian nicht nur den Winter, sondern iiuch den ganzen Frühling 35(5 nicht anders machte es sein Magister Militum. schon die Tatsache, gewalt, von dass dem man ein Vertreter i:» und untätig bleiben, Doch der Kaiser- Hilfe erwarten konnte, in ihrem Laude war, gab den Galliern neuen Mut. Sie begannen vereinzelten Plünderern und kleineren Streifscharen aufzulauern und taten so den Germanen vielen Schaden. Mit welcher Tücke und Grausamkeit dieser 20 Guerillakrieg geführt wurde, zeigt ein Beispiel, das uns zufällig überliefert •Charietto hatte niedergelassen das Ein riesiger Germane namens ist. auf römischem Boden sich nnd begann, umliegende Land •den Krieg gegeu sie. als seine verheerten, Wenn sie, Volksgenossen auf eigene Faust von erbeuteten Wein- vorräten trunken, des Nachts in ihren Lagern schliefen, schlich er sich zu ihnen und schnitt so viel wie die Umstände erlaubten. Tätigkeit hatte er schon Gallien erschien; jetzt 25 in Trier Mit dieser begonnen, aber wurde es ehe Köpfe ab, nützlichen Julian in ihm möglich. 'io S Julian in Gallien. 8. sich Abenteurern und Schar von eine Caesar die ganze Bande, da bar erwiesen hatte, ist um Verzweifelten zu sammeln und mit ihnen seinen Kleinkrieg Später grösserem Maassstabe fortzusetzen. 5 25 sie sich wie er taten, gekommen verübte, sie zu sein, der sehr brauch- als und Charietto seinen Dienst, in Ähnliche Helden- römischer Offizier gefallen. als nahm in scheinen auch sonst vor- aber gewannen namentlich die Städte, die jetzt auf schnelleren Entsatz hoffen konnten, 10 grösseren Mut, den Angriffen der Barbaren zu wider- Schar bei Nacht Augustodununi war zwar von den Soldaten des (Autun) überfiel, Marcellus keiner bei der Hand; aber die Veteranen, die hier angesiedelt waren, liefen zusammen und Als stehen. 15 eine Namen den wehrten, des Caesar als Feldgeschrei rufend, die Eingedrungeneu ab. Die Stadt lag Vienne so nahe, dass und 20 gewesen wäre, auffällig ihre Verteidigung siegreiche Es hätte. kam ihm zu, es unpassend wenn Julian sich um nicht gekümmert gar die tapferen Veteranen auch persönlich zu beloben und auszuzeichnen; ausserdem hatte Beispiel ihr gezeigt, des Caesar wirkte, und es Vorteil :'.j auch anderen Dies lassen. leuchtete wie anfeuernd die Nähe war wünschenswert, diesen Städten zu auch dem gute kommen Coustantius zu ein; auf Julians Bitte gestattete er ihmvdaher zwar nicht, Krieg zu führen, aber doch Gallien zu durchziehen, damit durch auch die 'M den ferner Anblick des kaiserlichen liegenden Gemeinden zu Purpurs grösserer Zuversicht und Kampfesfreude ermutigt würden. Der Kaiser selbst beabsichtigte gegen die Alemannen vom Oberrhein musste aus einen Feldzug ihm daher angenehm zu sein, unternehmen; wenn ihre merksamkeit nach Gallien hin abgezogen wurde. es Auf- So V, Die Constantinische Dynastie. 254 maclito den sicli friedliche scharen zu ziehen. weil sein, Wege die Ende Juni 3;j() auf Augustodunum und dann Doch konnte die Heise Julian gegen zuerst nacli nördlich woitex' keine doiin um y^'o.^^, überall feindliche Streif- Auf machten. unsicher diese 5 \Veise durfte der Caesar seine ersten Kriegserfahruny-en sammeln. mehr als 2 Mit einer Beoleitmannschaft von nicht — 3000 Mann schlug er sich unter immer neue Scharmützeln nach Reims durch, wo der grösste Teil des gallischen Marcellus, dem Heeres einstweilen unter dem Befehl des lu auch noch Ursicinus zur zusammengezogen war. Von dort rückte von Julian mehr begleitet, als geführt, an den Rhein, um den Feldzug des Kaisers zu unterstützen. Doch die Anwesenheit eines Purpurträgers im Lager Seite stand, es, hatte die auf ihn achteten, als und der Caesar war genug, sich bescheiden taktvoll zurückzuhalten. nicht So der Oberbefehl denn doch in seine Hand, und Nach einem er machte seine Sache gut. am Gefecht i'> mehr auf den Feldherrn, den Con- stantius ihnen bestellt hatte, kam dass die Soldaten natürliche Folge, 20 siegreichen Oberrhein zog er stromabwärts und be- woo- die Franken, ihm das eroberte Köln im Herbst 356 wieder auszuliefern. Dann ging er nach Trier, Heer in die Winterquartiere und bezog sie selbst, nur von einer kleinen Macht begleitet, in verteilte das Sens. Da wurde die Stadt 25 von einem feindlichen musste sich belagern Heere angegriifen, und lassen, weil er zu schwach war, den Germanen im offenen Felde entgegenzutreten oder auch nur einen Julian Ausfall zu wagen. mehr als doch er dafür zu Zwar stand Marcellus mit einer ausreichenden Truppenzahl in nächster Nähe; hielt die rächen, Gelegenheit für günstig, dass er bei um sich dem vorhergehenden so Julian in Galüeu. 8. 255 Er rührte Feldzuge ganz bei Seite geschoben war. sich nicht weniger zum als dreissig nur dadurch -''> an sich Entsatz, obgleich die Belagerung nicht der Tage gerettet, dauerte. dass Stadtmauer die So wurde Julian Kraft und brach der Barbaren sie entmutigt abzogen. Unterdessen hatte Constantius im Spätsommer 356 die Schweiz durchzogen und über den Rhein einen Alamannen gemacht. Gleichnicht nur durch Julian im Elsass Einfall in das Gebiet der 10 wurden diese zeitig bedrängt, sondern auch von einer andern barbarischen Völkerschaft, mit der sie einen der üblichen Nachbar- auszufechten zwiste im Kücken angegriffen. hatten, In dieser Not wagten sie nicht, sich dem Kaiser in 15 offenem Kampfe zu 20 die Wege durch Yerhaue zu sperren und so seinen Yormarsch nach Möglichkeit aufzuhalten, und zogen sich in die Wildnisse des Schwarzwaldes zurück. Doch als der Spätherbst mit Schnee und Kälte eingetreten war, wurde ihnen der Aufenthalt in dem rauhen Wald- Sie begnügten sich damit, stellen. gebirge gar zu beschwerlich. und fanden Gehör, kampfscheue Kaiser Sie baten Ohne jeden um Verlust, Frieden wie der es liebte, konnte er als Sieger in Mailand einziehen und war daher in sehr zufriedener 25 Stimmung, was seinem Caesar zu Gute kam. Denn im Winter fand sich Marcellus am Hoflager ein, um wegen der Übergriffe, die sich Julian in sein Doch 30 Kommando erlaubt hatte, Beschwerde zu führen. dieser hatte seinen Oberkämmerer, den Eunuchen Eutherius, nach Mailand geschickt, der bei Constantius sehr beliebt war und die Verteidij'uno: seines Herrn mit gutem Erfolge führte. Da eigenes Unternehmen sehr sein hatte, war der Kaiser geneigt sie dessen Kriegführung wirksam unterstützt zu billigen; denn zu Die Constantinische Dynastie. 256 V. gläuzciulen Taten, welche die seinen Schatten stellen können, hatte sich in hätten den in nichtgeführt, sondern sie den (irenzen jener brauchbaren Mittclm.ässigkeit gehalten, die er an seinen schätzte. Auch hatte am Untergebenen sich Marcellus, indem meisten er Sens h nicht entsetzte, selbst in schweres Unrecht gesetzt und zugleich den schlagenden Beweis seiner Untüchtigkeit Wenn geführt. also Julian aus dem Kommando dem Reiche genützt, ihn verdrängt und damit nicht nur sondern, was viel schwerer wog, auch den Erfolg des kaiserlichen Feldzuges gesichert hatte, so war la dies nur zu loben. Ausserdem brachte Eutherius zu seiner Unterstützung ein neues Prunkstück der Rhetorik mit, eine Lobrede auf die Kaiserin, der Julian seiner in Dankbarkeit für ihr Wohlwollen Ausdruck gab und sich damit von neuem ihre mächtige Fürsprache 15 er- warb. Er empfing daher jetzt durch den Willen seines Herrn den Oberbefehl in Gallien, den er sich vorher angemaasst hatte; Marcellus bekam seinen Abschied und wurde durch Severus ersetzt, einen tüchtigen 20 Krieger, der auch bereit war, sich willig unterzuordnen. Auch eine Verstärkung gallischen mando Heere um 25000 Mann bewilligt; w^irde aber indem er dies dem Kom- so stark vergrösserte, hielt das Misstrauen des Kaisers es doch für angezeigt, schwächen. durch Teilung zu es 25 Jene neuen Truppen wurden daher dem dem Befehl des Caesar, dem Augustus unterstellt sein Comes Domesticorum bei Gallus Barbatio übergeben, der nicht sondern sollte. unmittelbar Er war früher gewesen, hatte sich aber mit ihm verfeindet und dann man konnte daher zu seinem Untergange mitgewirkt; erwarten, eben dass günstig er dem Bruder gesinnt sein seines werde. geeignet erschien er Constantius, um Opfers Um so Julian nicht besser zu be- 30 Julian iu Gallien. 8. wenn und, obachten es 257 ihm nottat, Flügel die zu beschneiden. So unbequem dem Caesar dieser Kampfgenosse war, konnte er sich doch 5 und ihm nach den ersten geworden war, jetzt mit Oberherrn fortsetzen, und damit war neue, glänzende Ziele bot glücklichen Versuchen Erlaubnis seines auch ein 10 Hand Er Ruhmsucht seiner Erfolge freuen. durfte die kriegerische Tätigkeit, die seiner lieb der Zivilverwaltung grosser Teil gelegt, schon weil in dieser seine in bedrängten Zeit ihr Zweck die Verpflegung der Truppen sein Um sie dem verwüsteten und ausgesogenen wichtigster musste. Lande zu lichste 15 Winterquartieren, sich hatte er sich erleichtern, Sparsamkeit brachte, sein und so ängst- die selbst zu den grosse Gefahren dies auch mit auferlegt Heer verteilte ganz kleinen Abteilungen in über die Städte Galliens, damit keine davon durch zu starke Einquartierung bedrückt werde. Als dann 357 beim Beginn der guten Jahreszeit 20 das auch diesmal vereinigt hatte, es in sich Reims, zum Sammelpunkte bestimmt war, es unter Führung des Caesar sollte gegen Südosten vorrücken, während zugleich Barbatio ihm von Basel aus entgegenkam. So hoffte mau die schweifenden Barbarenhorden von beiden Seiten her 25 zusammenzutreiben und endlich zwischen den römischen Heeren zu erdrücken. Barbatio aber hielt es für seine Hauptaufgabe, seine Selbständigkeit den Caesar fühlen zu lassen, und Hess daher jeden Befehl, den diesem •30 erhielt, geflissentlich unbeachtet. schar Lyon überfiel und die plünderte, liess Umgebung besetzen, die und wirklich gelang von der Stadt aus- Julian die drei Strassen, jene ihren R'ückzug antreten musste, er Als eine Raub- auf denen durch Reiterei es auf zweien derselben, Feinde niederzumachen und ihnen die Beute abSeeck, Untergang der antiken Welt. IV. 17 ^ 258 zunehmen. Gebietes, • Die auf Constantiiii.sclie Dynastie. I^i*-' dritte dem aber lag schon liarbatio innerliallj Konnuaiido das in des An- spruch nahm, und dieser befahl der 'rru])pe, die der Caesar abgeschickt hatte, aus seinem oMachtberoich zu weichen, sodass hier die Plünderer ungeschädigt durch- -^ Später entschuldigte er sich bei Constantius kamen. durch die Behauptung, die Offiziere Julians hätten ihm seine Soldaten abspenstig wurden macheu wollen, und wirklich jene, darunter der spätere Kaiser Yalentiniau, auf diese Anklage hin mit Entlassung bestraft. lo Bei diesem Verhältnis der Feldherren konnte der Plan jenes kombinierten Vorgehens, .schon weil er auf ihrem Zusammenwirken beruhte, nicht zur Ausführung kommen. Statt vorher Gallien von Feinden zu säubern, wie Julian beabsichtigt hatte, rüstete Barbatio einen i5 Brückenbau; denn wenn er den Rhein überschritt und auf dessen rechtem Ufer kämpfte, war er von dem Caesar völlig getrennt und konnte Lorbeern erringen, an denen dieser keinen Anteil hatte. Aber durch den Anprall schwerer Balken, welche die Germanen den hinabschwimmen Hessen, w^urde die Brücke zerstört, und der Übergang musste unterbleiben. Unterdessen rückte Julian vor, überwand die Verhaue, die seinen Marscli hindern sollten, und gelangte an den Auf dessen Inseln hatten die Barbaren, Oberrhein. die vor ihm hatten zurückweichen müssen, Schutz 20 Strom gesucht. Um sie hier anzugreifen, Barbatio die Bote, die diesem übriggeblieben der waren. dem Jüngling forderte er von von seiner Schiffsbrücke Doch der trotzige Feldherr, keine neuen Erfolge gönnte, zog es Zum Glück für Julian war durch die ffrosse Trockenheit des Sommers der Wasserstand so niedrig, dass man eine jener Inseln auch watend erreichen konnte. Hier wurden die Flüchtlinge niedervor, sie anzuzünden. 25 so 8. Juliau in Gallien. 259 gemacht, ihre Fahrzeuge erbeutet iiud mit ihnen auch gewonnen. Was aus dem Blutbade, dem Männer, Weiber und Kinder schonungslos die andern Insehi bei hingeschlachtet wurden, sein Leben retten konnte, floh 5 auf das rechte Rheinufer, und damit war das linke Feinden von man konnte Jetzt gereinigt. an die Wiederherstellung der Kastelle gehen, welche früher Grenze gedeckt hatten, und begann mit Tres Ta- die bernae (Zabern), weil seine Befestigungen die Strasse 10 die sperrten, führte. hier über die Yogesen man Zugleich erntete Kastell und Man Gallien das Korn ab, das die eingedrungenen Germanen gesät und bei ihrer um Flucht im Stiche gelassen hatten, 15 innere ins hatte zunächst das dann das Marschheer zu verproviantieren. es dringend nötig, weil Barbatio die Ge- treidesendungen, die aus Gallien angelangt waren, für sich so 20 was er davon nicht Und während er mit Beschlag belegt und, brauchen konnte, verbraunt hatte. den Caesar nach Kräften schädigte, trug er selbst eine üble Schlappe davon. überfiel plötzlich Denn Germanenhaufe ein einen Teil seines Heeres, trieb ihn Flucht und zog mit reicher Beute ab. in ordnungslose Gründlich verärgert, brach der treffliche Feldherr, noch ehe der Herbst herangekommen war, 25 ab, verteilte sein gab sich selbst erfolg zu Heer Operationen in die Winterquartiere an das Hoflager, verteidigen alle und alle um und be- dort seinen Miss- Schuld auf Julian zu schieben. 50 Die Niederlage des Barbatio hatte den Alamaunen gegeben; auch hatten sie durch einen neuen Mut Überläufer erfahren, dass die 'IbOOO ]\[ann, die jener an den Rhein geführt liegende Garnisonen hatte, schon in zerstreut w^eit auseinander- wurden und nur das ßehr viel kleinere Heer des Caesar — es zählte nicht 17* V. Die Constantinisclie Dynastie. 2f)0 — 13000 Mann mehr als war. 80 entschlossen noch zusammengeblieben ein sich, sie versammeln, zu dem grosses Aufgebot Könige und Zuzug leisteten. Die Seele des ganzen Fürsten Unternehmens war Chnodomar; auf die Einladung des Conzu fast alle iiire den Caesar stantius w^ar er in Gallien eingefallen, hatte Decentius in einer Schlacht besiegt und > so auf den) linken Rheinufer für sein Volk neue Sitze gewonnen. Jetzt aber war er durch Julian wieder auf das rechte zurückgetrieben und strebte danach, sein früheres Gebiet Die Briefe, wiederzuerobern. stantius durch die den Alamannen die Landstriche, die Magnentius wegnehmen würden, als ihr dem sie Eigentum zu- Er überschickte sie durch eine Gesandtschaft dem Caesar und liess ihn auffordern, die Versprechungen seines Au- gesichert hatte, waren noch seinem Besitz. in gustus zu erfüllen oder sich zum Kampfe gegen erdrückende Übermacht zu bereiten. mit der Befestigung Zaberns und Ernte beschäftigt war, Botschaft fest. liess, unbeantw^ortet 10 Con- um und eine Julian, der noch dem Einbringen der Zeit zu gewinnen, die hielt i5 -'O Überbringer ihre Unterdessen sammelten die Alamannen nördlich von der Mündung der 111 ihre Scharen auf dem rechten Rheinufer und begannen auf das linke überzusetzen. Als sie in drei Tagen und Nächten etwa 35000 Mann gelandet hatten, beschloss Julian, die weitere ^^ Ver- stärkung des Feindes durch schnellen Angriff zu verIn der ersten Morgenfrühe brach er von hindern. Zabern auf und rückte nach Osten vor, bis er von den Höhen jenseits Brumath die Stellungen der Alamannen überschauen konnte. Hier machte er Halt und forderte die Soldaten auf, da sie einen Marsch von über dreissig Kilometern hinter sich hätten, ein Lager zu schlagen und sich bis zum andern Morgen so 8. erholen, damit stantius 10 sie ihm beigegeben hatte, dem zustimmten, gab Wahrscheinlich war es ihm mit seinem er nach. Zaudern gar nicht ernst gewesen; aber da er im Begriffe war, ein Unternehmen zu wagen, das höchst gefahrvoll und daher gar nicht im Sinne seines vorsichtigen Auo-ustus war, auf den Zwang die wollte er die Yerantwortuns; und seiner Umgebung seines Heeres So zog man denn abwälzen. 15 261 dann den Feind mit frischen Doch aus den Reihen Gräften angreifen könnten. seiner Krieger scholl ihm der kampfesfreudige Ruf entgegen, dass sie gleich zur Schlacht geführt werden wollten, und als auch die hohen Beamten, die Con- 'ZU 5 Julian in Gallien. Ebene hinab, wo die um die Mittagsstunde in Germanen ihre Heerkeile schon formierten. Julian stellte seine Schlachtordnung so auf, dass sein linker Flügel und stand so auf einer Anhöhe unter Severus von oben her gegen Feinde vor- die stürmen konnte, was ihm einen grossen Vorteil ge20 währte. Er selbst befehligte den schwerer gefährdeten rechten Flügel, der sich in der hatte er, um Ebene ausbreitete; hier seine Flanke zu decken, die ganze Reiterei Auch Chnodomar war es nicht entihm die grösste üefahr von der Seite des Severus drohe. Etwas abseits von dessen Angriffslinie hatte er daher im Schilf einiger Gräben eine tapfere Schar verborgen, die den Römern während des Kampfes in Flanke und Rücken fallen sollte. Doch von seinem erhöhten Standpunkt aus das Feld angesammelt. gangen, 25 30 dass überschauend, bemerkte Severus den Hinterhalt liess, während steckten Planes er zum niederhauen. Angriff' schritt, Schon musste die Scharen das der die ]\Iisslingen Feinde und dort Verihres entmutigen, und der mächtige Ansturm von oben herab tat das 262 Übriyo, hatte um ^'- Die Constantinisclie Dynastie. s'u; l)al(l Chnodomar gegenüberstand, Ihre Kelterei war durch den Feinde das Flucht die in hinter ihr in Minder günstig ziir(iekzii(lrängoii. Flügel der Römer, auf doni rechton sich Kampf der ül)erlegenen getrieben; aljer Reserve stand, Vordringen der Alamannen lichen Eingreifen Julians gelang Andrang der das Fussvolk, das weitere Und dem persön- hielt auf. dem angelassen. es, 5- auch die Reiter wieder zum Stehen zu bringen, so dass seine Flanke Auf nicht ganz entblösst wurde. diese Weise konnte la lange nähren, bis die er auch hier den Kampf Unordnung, die unterdessen auf dem andern Flügel so Germanen der war, sich eingerissen auch dem sieg- reichen Teil ihrer Schlachtordnung mitteilte, und eine panische Angst, wie sie in wilden Völkern so leicht Kilometer hinter den Besiegten von sie wurden. den floss i5 Und wenige entsteht, alles zu wilder Flucht fortriss. der Rhein, in den Römern hineingetrieben durch Schwimmen au das nachsetzenden Was nicht sich jenseitige Ufer retten konnte, wurde vernichtet und 20 weit den Strom hinab verkündeten treibende Waffen und Leichname den Sieg des Caesar. Er hatte ihn nicht mehr als "240 Mann gekostet, während man auf dem Schlachtfelde 6000 gefallene Feinde zählte und eine vielleicht noch grössere Zahl sunken war. im Rhein Die Schlacht bei Strassburg — denn schon die Zeitgenossen, weil sie auf so ver- nannten dem Gebiete dieser Stadt ausgefochten wurde, obgleich die Mauern sie derselben etwa 15 Kilometer weiter südlich lagen — war kein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung, Ein Verlust von 10000 Mann oder etwas mehr konnte germanische Stämme nicht dauernd schwächen, weil er sich durch ihre schnelle 25 Vermehruns; schon in 30 wenigen Jahren ersetzte. Alanianneu, Julian erneuert, 5 als dabei sind So haben denn kaum war, tot auch die Angriffe ihre wieder und wieder geschlagen worden und doch immer gleich furchtbar geblieben. Aber so wenig dieser Sieg für die künftigen Schicksale des Reiches in Betracht kam, für das Verhältnis des Augustus zu seinem Caesar war er entscheidend. Gleich auf ]ü 263 Julian in Gallien. 8. dem Schlachtfelde hatten die Soldaten im Freudentaumel des hart erkämpften Sieges ihren Er hatte diesen Führer zum Augustus ausgerufen. Titel zurückgewiesen und ihnen einen scharfen Verweis Den König Chnodomar, den man auf erteilt. gefangen Flucht der hatte, übersandte er vor- als nehmste Trophäe dem Kaiser und schickte einen sehr 15 dem bescheidenen Brief mit, in Umso mehr berichtete. erwartete werde; darin aber wurde er 20 glänzender Sieg Bürgerkriege, aber nie in Barbaren Recht zu für teil viel seinen sieglosen war dann au 2.i war die dass Constantius er, Ruhm anerkennen und ihren seine Taten so er über seine Erfolge verbreiten im dem Augustus seinen Kämpfen gegen die wohl geworden, rühmlicher. und diese galten Vor kurzem hatte mit er Rom gefeiert (S. 157) und Donau gezogen, um hier die Barbaren, Triumph in die seine Grenzlande geplündert hatten, nicht mit starker Hand von zu bestrafen, ihnen sondern Friedensversprechungen anzunehmen. Er musste also fürchten, dass sein Caesar ihn in den Schatten stelle, seiner Sinnesart konnte 30 Ein enttäuscht. bitter er dies nicht dulden. und bei Zwar fand er den Trost, der ihm ja sehr nahe lag, dass auch die gallischen Erfolge eine Belohnung Gottes für seine Frömmigkeit seien, grösseres Verdienst daran dass er selbst also ein viel habe, als und seine Schmeichler bestärkten ihn sein Werkzeug, eifrig in dieser 264 ^'- Meinung. Sie denn Edikten, durch kündigte, so es auftrete, auch der darzustellen, verführe (I > den Sieg verer persönlich Ruhm so S. 20), auch mit seinem Caesar. sie nicht machte Doch sie lo zur Con- es die Unter- sie priesen die der Kaiser obgleich Julian, den in seiner i)rivaten Feldherrn tanen Hessen sich nicht täuschen; des nicht, wenn nicht bekannt würden, damit ihr stantius So Diocletian nach ]\Iöglichkeit Sorge dass die WafFentaten Usurpation ihn Siegerlei n". Kaiser als Ideiiie Bocksbart und den Namen Julians ganz zu Wie verschweigen. der und belegten ,, die er den Untertanen ihn erfochten habe, trug, dass j>liilosoj)Inschen dem Spitznamen mit sich scheute dem Kriegsheld als höhnisch darüber, spotteten mit Bücherineiisch plötzlich Constantinisclie Dyiiustic. f^ie Siege totzuschweigen ij Und es stand fest, dass das Heer jenen schon suchte. zum Augustus hatte machen w^ollen und jedenfalls auch ein zweites Mal dazu bereit sein werde; hatte er auch diesmal den Titel nicht angenommen, so doch er besass Macht, die sich Oberherrn seinem 20 und dann vielleicht Tod von A^ater und gleichberechtigt gegenüberzustellen auch Rechenschaft Bruder also zu finsteren Wenn fordern. gefährlich werden, Argwohn den über und er dies konnte wollte, genügte, um er den des Constantius gegen ihn wach- "^j zurufen. Julian seinerseits das teuerste war, in war in dem gekränkt, was ihm seinem Ruhme. Dass in den Edikten des Kaisers seine Verdienste gar nicht er- wähnt waren, musste seine Eitelkeit aufs tiefste verSo sorgte er denn selbst dafür, dass die letzen. Nachwelt von seinen Taten erfahre, indem er in den Winterquartieren ein Schriftchen abfasste, das seinen Alamannensieo- erzählte. Da leote er nach dem Vor- so Julian in Gallieu. 8. Thukydides bilde des Mund, die er vor sich Prachtrede eine dem Kampfe den 5 dem homerischen entlangschreiten Schlachtreihe der den in Soldaten angeblich gehalten hatte; da Hess er sich gleich Agamemnon an 265 nnd jeden Heeresteil durch eine kleine Ansprache zur Tapferkeit entzünden; da schilderte er in tönenden Worten das Zusammeuklirren der Waffen, das Stöhnen der Verwundeten und das Jubelgeschrei der Sieger, kurz er häufte 10 Floskeln der Khetorik, alle Prunkwerk zustande zu bringen, Jahrhunderten von seinem Nachwelt hat wortreichen gut selbst; erzählen Der sollte. gefallen, denn ein fernen sie ohne wie hat es zu Am Hofe aber fand man Gegriechischen Literaten", „den lassen. „den über legenheit, so Verfasser Grunde gehn is nicht es dem Zweifel Kuhm um noch das Maulwurf", „den purpurgeschmückteu Affen" zu spotten, und Constantius konnte sich nicht verheimlichen, 20 dass sein junger Genosse höchst ehr- geizig war und dass seines Ruhmes schwer er ihn durch das Verschweigen So bereitete beleidigt hatte. Bruch zwischen ihnen langsam vor; denn ihn schnell herbeizuführen, war der Augustus zu un- sich der entschlossen und zu feige, der Caesar durch seine früheren Schicksale noch zu eingeschüchtert und auch 25 militärisch schwerer wog, um den Eid, christlichen er war den er Formen, Not zu brechen. 30 Und was zu schwach. bei diesem noch zu ehrlich und gewissenhaft, dem Kaiser, geleistet hatte, Zudem wenn auch in ohne zwingende brauchte er ja nur einige Jahre zu warten, um, wenn er dem Verdachte des Constantius entging, ganz von selbst zur höchsten Macht zu gelangen; denn da dieser kinderlos und er sein einziger männlicher Verwandter war, war ihm die Erbschaft so gut wie sicher. V. Die Goiistantinische Dynastie. 266 Nach ihrem Truppen, dass verlangten dem des sie, Beispiel seine Barbatio Winterquartiere verteile, oVjgleieh das in die folgend, glänzenden Siege er Korn noch auf dem Felde stand. Doch er hielt die Ehre des römischen Namens erst für hergestellt, wenn er den Besuch, den ihm die Alamannen auf seinem linken liheinufer ) gemacht hatten, auf ihrem rechten Bei Mainz überschritt er den Strom und erwiderte. verheerte das feindliche Land, bis die germanischen um Er gewährte ihnen nur einen Waffenstillstand auf zehn Monate, und das unter der Bedingung, dass sie während der Dauer Könige Frieden baten. desselben eine Besatzung, die er auf ihrem mit Nahrung versorgten. zurückliess, Sie ein Kastell hineingelegt, das einst Trajan der Nidda Caesar den Main erbaut in jetzt aus seinen Er durfte es als Gebiete wurde am in Einfiuss hatte und das der Trümmern neu erstehen Hess. hohen Ruhm preisen, lo ^-^ dass er die Grenze der römischen Macht über den Rhein, hinter den sie schon seit mehr als einem Jahrhundert zurück- ^-'O gedrängt war, wieder vorgeschoben habe; doch hatte mehr gewonnen er damit nicht Denn seiner Eitelkeit. auf die Dauer w^erde dass als man eine Befriedigung diesen Punkt nicht halten können, verstand sich von selbst. Und während das Heer bis in den Winter hinein von Gallien durch den Strom getrennt war, benutzte eine Schar von 600 Franken die Gelegenheit, um in das entbehrte, doch der sie Land, das jedes militärischen Schutzes einen Julian gelang es, .Plünderungszug sie zu unternehmen. auf dem Rückzuge zu ereilen; suchten Schutz in zwei verlassenen Kastellen Römer und mussten lang belagert werden, ehe 358 ergaben. 25 hier sie Sie wurden, wie dreiundfünfzig sich erst tief Tage im Januar Chnodomar, dem Kaiser 3» Julian in Gallien. 8. 267 zugesandt und von ihm wahrscheinlich in sein Heer Durch diese und andere Gefangene, aufgenommen. später wohl auch durch Werbungen unter den Ger5 manen, konnte Julian nicht weniger als sieben Auxilieu und zwei zu Rosse seinem Augustus nach zu Fuss und nach zuführen, das sind etwa 5000 Mann. aber Constantius wurde, durch so um genügte nicht, Caesar seinen verstärkt Misstrauen sein Dass zu ver- scheuchen; konnte doch Julian, eben weil er über so 10 Werbebezirke verfügte, nur treffliche um so gefähr- licher scheinen. In Paris, wo er jetzt ständige seine Residenz aufschlug, hatte Julian erst im Januar 358 die Winter- wurde doch bezogen; quartiere 15 kurze Zeit der die Ruhe nur zur Vorbereitung neuer schwerer Arbeit Nachdem das römische Gebiet von Feinden benutzt. gesäubert v/ar, musste die nächste Aufgabe sein, es gegen dadurch man 20 künftige Festungen, seine die Rheingrenze nur zum kleinsten die Julian weil Teil, Germanen die Mühe gescheut hatten; um sie fast alle erreicht: Zweck genügten, brauchten sie sondern Hess sich gestellt teilweise damit sie ihrem erstens nicht nur Be- Einwohner, und zweitens und regelmässige Yerprovian- auch musste ihre dauernde sicher diese kurze wieder herzustellen. Aber damit war noch wenig tierung die den gallischen Reichsteil verwaltete, reichte daher aus, satzungen, s» dass welche wieder verteidigungsfähig schützten, nicht ganz leichte Zeit, waffnen, diejenigen, allen Gründlich zerstört waren ihre Mauern wohl machte. 2ö zu Angriffe vor werden. Jenem dadurch abhelfen, dass Bedürfnis man die früheren Bewohner, die sich als Bettler und heimatlose Flüchtlinge hatten, zur über Rückkehr das innere veranlasste; Gallien zerstreut aber Tausende V 268 waren auch gefülirt und Coiistantiaische Dynastie. f^ii-' Gefangene von als mussten der Die Lebensmittel worden. zungen erhalten sollten, doii Germanen Sklaverei fort- entrissen erst welche die Besat- aber, Hessen sich aus dem arg ver- wüsteten Gallien nur schwer beschaffen und das so schwerer, als, wie wir oben gesehn haben um •''' (S. 249), Zone Ödland seine inneren Teile von den Man war auf die Ernten Britanniens angewiesen, das zwar mitunter durch Wikingerfahrten der Sachsen bedrängt wurde, aber doch von w den Barbaren noch wenig gelitten hatte und ausserdem zuerst über See und dann den Rhein hinauf den bequemsten Transportweg darbot. Doch im Mündungsgebiet des Stromes sassen die Chamaven •eine breite Grenzlanden trennte. und die salischeu die Durchfahrt. Caesar Franken und wehrten den Schiffen Der Praefect Florentius hatte dem vorgeschlagen, jährlich, das entspricht etwa 127 000 Mark, hatte Constantius wenn man lich mit sie 2000 Pfund i") Silber nach dem damaligen Goldwert zu erkaufen, und auf Anfrage man möge entschieden, sie zahlen, i'i» einen solchen Tribut nicht gar zu schimpf- Doch finde. diese unbestimmte Antwort traf Julian in seinem starken Ehrgefühl und machte seinen Eutschluss unerschütterlich, nicht mit .Geld, sondern mit den Waffen die freie Fahrt für seine Kornfiotten r, zu gewinnen. Während er auf dem Rhein zu den 200 vor- handenen Fahrzeugen noch 400 neue bauen teils das Getreide befördern, teils verteidigen sollten, drang er im liess, die es als Kriegsschiffe Sommer 358 mit über- raschender Schnelligkeit in die Gebiete der Franken und Chamaven ein und zwang sie zur Unterwerfung. Als dann der Waffenstillstand mit den Alamanuen abgelaufen war, ging er wieder über den Rhein und ver- :Jo Julian in Gallien. 8. aiilasste zwei tou ihren Königen durch die Verwüstung Dörfer zu ihrer Verträgen, in denen pflichteten, teils für die Herstellung der Baumaterial zu •"> 269^ sie ver- sich Rheinfestungen deren Besatzungen durch liefern, teils Vor allem aber erwirkte Korntribute zu unterhalten. er die Freilassung der gefangenen Gallier. Im nächsten Jahre (359) wandte er sich gegen die südlichen Stämme der Alamannen, deren Gebiet er noch nicht heimgesucht hatte, erzwang den Rheinübergang, den sie 10 ihm zu wehren versuchten, und brachte auch sie zur Unterwerfung. "Wieder mussten sie ihre Gefangenen ausliefern, so dass im Ganzen 20000 Gallier, die den Germanen als Sklaven hatten dienen müssen, in ihre Heimat zurückgeführt wurden. Damit war die Sünde, 15 die durch Constantius Aufhetzen der Barbaren das gegen sein Reich begangen hatte, einigermaassen gut- gemacht und der Zustand wiederhergestellt, der vor der Usurpation des Magnentius in Grallien geherrscht hatte. 20 Freilich Hessen sich die zahllosen Opfer, welche die Einfälle der Germanen den Toten auferwecken und die nicht gleich in Felder und von verwüsteten Länder hingerafft hatten, nicht Wiesen umwandeln; doch konnte man hoffen, dass bei milder und umsichtiger Verwaltung 2.-) sich die schwergeprüften Provinzen all- mählich wieder erholen würden. Diesem Ziele der Caesar von Anfang an' hatte mit klarem Verständnis und festem Willen zugestrebt. Als im Jahre 358 die Kornlieferungen der Untertanen für .^50 die Bedürfnisse des Heeres nicht auszureichen schienen, hatte der Praefect Florentius mit der sichtslosigkeit, die Rück- den römischen Beamten eigen war, alsbald einen Steuerzuschlag ausschreiben wollen. Julian hatte Gallien sich dem kaum im Stande widersetzt sei, und erklärt, Doch dass die regelmässigen Lasten- 270 'Aa V. Die Coustantinisclie, Dynastie. tragen und bei einer ausserordentlichen Erliühung derselben ganz vorarmen müsse. Florentins hatte an den Kaiser appelliert und dieser es sehr ungehOriy Caesar den von ihm ernannten Beamten nicht unbedingtes Vertrauen schenke. Doch gefunden, dass sein wenn auch dieser hatte, > den ehrerbietigsten Formen, auf seinem Willen bestanden und es sosar durchs-e- setzt, in dass die nördlichste Provinz, fällen der Barbaren die von den Ein- am schwersten heimgesucht war, der Verwaltung des Praefecten ganz entzogen wurde, damit sie vor den Erpressungen, welche dessen Unter- i'^ beamte herkömmlicher Weise auszuüben pflegten, bewahrt bleibe. Da er auch einen von dessen Freunden, der wegen Erpressung angeklagt war, zu verurteilen wagte, hatte er sich den Florentius zum Feinde ge- ]5 macht und bewirkt, dass auch dieser sich den zahlreichen Verleumdern anschloss, die am Hofe dem geden Doch indem Caesar entgegenwirkten. fährlichen von besiegten Feinden Korntribute erhob er und «ich zugleich die äusserste Sparsamkeit auflegte, hatte er es erreichen können, -'o dass im Laufe seiner fünf- jährigen Verwaltung Galliens die Steuern nicht nur nicht erhöht, sondern auf weniger als ein ihres früheren Betrages herabgesetzt wurden. kam Drittel Freilich der Soldat dabei zu kurz; zwar wurde ihm die übliche Naturalverpflegung, wenn aucli mit 25 kleinen Unterbrechungen, nicht vorenthalten, aber Geld bekam sogut'wie gar nicht zu sehen. Denn Constantius •er gab nichts her, und wenn sich darüber Unzufriedenheit in den Truppen regte, so war ihm dies nur will- kommen. auch Julian durch sollte nicht in der Lage sein, sie Donative an sich zu fesseln, ja einem Soldaten ein kleines Trinkgeld gab, wurde dies bei Hofe denunziert. Doch sollte selbst als er reiche ao 271 Julian iu Gallien. 8. sich der vorsichtige Kaiser auch mit dieser böswilligen Sparsamkeit verrechnen. Denn Heer war be- das geistert für seinen siegreichen Caesar, der alle und Gefahren mit ihm 5 teilte, schlechter ass Mühen und mehr wachte, als irgend ein Gemeiner, und allen berechtigten Klagen gern sein Ohr lieh. Da es aber an ihm hing, war es gern bereit, auch die Schuld seiner Knauserei nicht ihm, sondern seinem missgünstigen Augustus Um zuzurechnen. 10 so mehr musste wünschen, dass es er selbst zur höchsten Macht erhoben werde und dann auch über den Schatz des Reiches zu Gunsten seiner treuen Mitkämpfer verfügen könne. Julian war über die Stimmung bei Hofe wohl kaum genau 15 nüaend, um unterrichtet, kannte den Kaiser aber ge- etwas von Noch einmal suchte er dessen ihn Gefühlen durch die zu ahnen. Künste der Rhetorik zu gewinnen, denen er ja eine grosse Macht Er schrieb, wahrscheinlich in den Winterzutraute. quartieren 358 59, eine Lobrede auf ihn, in 20 der er sein Herz mit einem Freimut ausschüttete, wie er in Er erklärte zwar dieser Literatur sonst unerhört ist. noch nicht offen sein Heidentum, bekannte sich aber freudig zu seinem Piaton, und mehrmals widerfuhr es ihm 25 sogar, dass er statt von dies nicht gewesen wäre, hätte er gyrikus gewiss nicht den tröffen. einheitlichen Gotte Von Aber auch wenn mit diesem Pane- Geschmack des Kaisers ge- dessen Siegen wurden am ausführlichsten und die Schlacht bei bei denen ConHeldentaten, Mursa gepriesen, zwei die so dem der Christen von den Göttern redete. Verteidio-ung; von Nisibis stantius sich sehr weit hinter der Front gehalten hatte; zudem war ihr Ruhm doch schon sehr altbacken. Von seinen jüngsten Kriegserfolgen dagegen, die ihm natur- gemäss mehr am Herzen lagen, den Feldzügen am V. Die Constantinische Dynastie. 272 Oberrhein mul an der ])onaii, wurde mit keinem Wort Zwar waren geredet. unblutig verlaufen, sie an denen der tatenscheue Kaiser Freude Dass hatte. sie des Augustus Rede wert nicht der Herrschers, der Caesar die seinen eigenen für die Es wurde fand. wie er sein ein Bild das des zwar dem dem in nichts weniger die nicht; als er sein eigenes Gesicht schmeichelhafter Beleuchtung sah. Tugenden, die hier aufgezählt waren, besass auch wurden ihm die meisten garnicht zu- geschrieben, so dass dieser ganze Abschnitt nicht wie Lob, sondern wie Ermahnung klang. Vor allem aber war gleich dem lo Constantius zugleich einen Fürstenspiegel vorhielt, in er neuesten gegenüber entworfen, sollte, 5 Gesinnungen des jungen Idealisten ein schönes Zeugnis ablegte, aber Denn bescheidene seine gar nicht erwähnt wurden, sah ganz so aus, als w-enn Leistungen hatten Friedensscddüssen geführt, aber doch zu ehrenvollen Streite i» * im Eingange ein Langes und Breites von des Agamemnon und Achill und seinen Von seinem Oberherrn bösen Folgen erzählt. beleidigt, 20 hatte der Held bei seiner Leier im Dienste der Musen Trost gesucht, zu lesen, wie Man Kunstwerk. um Julian brauchte seinem bei kaum rhetorischen zwischen den Zeilen zu erkennen, dass Constantius gewarnt seinen siegreichen Achill weiter zu kränken. Die Rede war mit grosser Liebe ausgearbeitet, aber durch weitläufige philosophische und moralische Abschweifungen, die weniger dem Zwecke des Panew^erden sollte, gyrikus, als dem jugendlichen Mitteilungsbedürfnis des Verfassers dienten, zu unerträglicher Länge gedehnt; und so gut sie gemeint war, an Taktlosigkeit suchte sie ihresgleichen. dass Constantius, 25 Man kann sich lebhaft vorstellen, man sie ihm vorlas, trotz der als hergebrachten Lobpreisungen in grimmigen Zorn geriet so ; 8. und jetzt ernstlich schämten Mahner, JuUan 273 in Gallien. daran dachte, wie er den unver- immer bedrohlicher dessen Macht anwuchs, ohne zu grosse Gefahr loswerden könne. Jenes Machwerk, 5 wollte und doch viel weniger von den Verdiensten, als von den Pflichten des Kaisers sprach, musste ihn um so bitterer kränken, als er kurz vorher von seinen Soldaten mit dem Siegestitel Sarmaticus begrüsst worden war und 10 das eine Lobrede sein gefeiert in Sirmium einen wohlverdienten Triumph Zwar hatte. einer so glänzenden Tat, die Schlacht bei Strassburg, durfte er sich nicht wie rühmen doch hinter dem, was der Caesar in diesem Jahre geleistet hatte, standen seine Erfolge jener den Rhein, so hatte er die 1.5 kaum Donau auch er hatte römische Gefangene zurück. Wie überschritten; befreit, das Land der Feinde verwüstet, furchtbare Metzeleien unter ihnen angerichtet und sogar den Sarmaten einen Köuig gegeben. Und dass dies alles ohne jeden Verlust auf seiner Seite, freilich auch ohne ernsten 20 erreicht worden war, konnte seine Siegesfreude nur steigern. Ohne Zweifel wurden diese Taten durch Pauegyriken verherrlicht, die in ganz anderem Tone sprachen, als die kecke Rede Julians. Zugleich durfte er sich der Versöhnung mit Papst Liberius freuen 2b Kampf, schien sogar, als wenn Persern erreichbar sei ein (S. 159), und es dauernder Friede mit den (S. 275). Auch das nächste Jahr (359) brachte ihm manches, so was er als froh und rühmlich betrachten mochte. Wieder zog er an die Donau, und wieder konnte er eine ganze Völkerschaft hinschlachten, ohne auch diesmal irgend nennenswerte Verluste zu erleiden. Durch die Conciiien von Ariminum und Seleucia wurde scheinbar die Glaubenseinheit des ganzen Reiches gesichert (S. lt)5) und Seeck, Untergang gleichzeitig die letzten Schritte ge- der antiken Welt. IV. 18 V. Die Coiistantinisclie Dynastie. 274 tan, um Constantioopel, für das der Kaiser von jeher grosso Vorliebe hegte, dem alten völlig gleich- lioiii zustellen. Nach dem schlimmsten jener Aufstände, die Bischof Paulus entfacht hatte, war die Stadt dadurch •'- gestraft worden, dass von den jährlichen Kornsj)enden, die ihr durch Coustantin zugewiesen waren, die Hälfte wurde ihr geraubt und damit ihre Entwicke- (S. 73), lung zur zweiten lieichshauptstadt, die kurz vorher so hoffnungsvoll begonnen gekommen. J)och den in Koni Themistius Philosophen Jahre fünfzehn als Einzug stautius seinen zeitweilig liatte, hielt, als zum Stehen später lo Con- hatte ihr Senat Festredner dorthin und dieser hatte erwirkt, dass jene Strafe zurückgenommen wurde. Im Winter 358/59 ernannte ihn dann der Kaiser zum Proconsul von Constantinopel entsandt, i5 und gab ihm den Auftrag, den dortigen Senat völlig zum Range des römischen zu erheben. So begann von DBuem ein unheilvolles Werben im ganzen Reiche, vor allem aber im griechischen Teil desselben, um und angesehensten Familien ihrer Heimat die reichsten 20 ' zu entziehen und in die neue Stadt herüberzulocken. Und wirklich gelang es Themistius, ihren Senat von 300 Mitgliedern auf 2000 zu vermehren. Schon seit seiner Neugründung war Constantinopel darin Rom o-leichg-estellt, dass es nicht vinz untergeben dem war und von 25 Statthalter der Pro- jährlich wechselnden Municipalbeamteu verwaltet w^urde, sondern dass ein hoher, vom stand; jetzt und Titel, Kaiser ernaunter Magistrat an seiner Spitze Rang Nachdem vorher nur Pro- aber erhielt er auch den gleichen wie in Rom. am 11. Dezember 359 Amt an. Diesem feier- consuln dort regiert hatten, trat der erste Praefectus ürbi sein lichen Akt w^ohnte der Kaiser persönlich bei; denn so Julian in Gallien. 8. nachdem er sich 275 dem Kriege gegen Magnentius seit im lateinischen Reichsteil aufgehalten im Sommer in 5 dieses Jahres wieder Constantinopel eingetroffen. hatte, war er von der Donau her Doch dazu ihn w^as gegen seine fühere Absicht die Nähe zu verlassen, war ein Grund von nichts weniger bewogen Italiens hatte, als freudiger Art. Nachdem im Jahre 350 10 Belagerung von die dritte misslungen war, hatten zwar noch die Statt- Nisibis halter des Königs hin und wieder kleine Raubzüge unternommen; doch ernstlich war der Friede der Ost- grenze nicht mehr gestört worden. Denn selbst er war durch Kämpfe gegen wilde Völkerschaften ebenso Anspruch genommen, wie Constantius und Julian, und musste daher das römische Reich unbehelligt in 15 Auf lassen. diese Weise hatte man acht Jahre lang zu den Persern in einem Verhältnis einem 20 ziemlich M'aifenstillstand schon erwähnt, hatte Frieden festen man gestanden, gleichkam, zeitweilig wie sogar auf einen Der Praefect des gehofft. StrategiusMusonianus, von ja das dem wir oben Orients, (S. 168) gesprochen haben, war im Jahre 356 mit dem schon per- sischen Satrapen, der in den Grenzproviuzen befehligte, in 25 in Gesandte desselben waren und dann eine Botschaft an Unterhandlung getreten. Antiochia erschienen den König entsandt, die ihm das Friedensbedürfnis Dieser aber, in weiter Ferne der Römer kundtat. weilend und über Verhältnisse die des feindlichen Reiches nur sehr mangelhaft unterrichtet, meinte, es 80 müsse in höchster Not um danach seine Bedingungen. Frieden bitten, und einen höchst anmaassenden Brief, in seine Vorfahren hätten von Europa das Land bis stellte Er schrieb dem Kaiser dem er erklärte, zwar ganz Asien und auch zum Strymou besessen, doch 18* 276 ^'- Constantioisclie Dynastie. I^ie wolle er so bescheiden sein, sich mit der Auslieferuug' von Mesopotamien und Armenien ym begnügen. Als dies Schreiben anfang .'558 durch eine persisclie Gesandtschaft an das Hoflager nach Sirmium überbracht musste der Kaiser natürlich diese seltsamen wurde, ^ Friedensbedinguugen ablehnen; aber schon das Sapor mit ihm Unterhandlungen eingetreten war, in rief in HofTnung hervor, dennoch den Abschluss zu Zweimal nacheinander reisten Gesandte erreichen. ihm die doch diese übermässige des Constantins nach Susa; Beflissenheit verstärkte bei druck, dass jener fürchten habe. Und die lo dem König nur den Ein- Fortsetzung Krieges des zu wirklich hatte Constantins, durch die lange Untätigkeit der Perser sicher gemacht, den Orient in einem Zustande gelassen, der kaum ver- Der teidigungsfähig war. grösste Teil nach Westen dem läufer bei Kaiser und nur sehr unvollständig von den Truppen des Magnentius gezogen durch die Reste, die übrio; Heeres, des das ihn früher beschützt hatte, war mit i^ waren, ersetzt worden. Und durch war Sapor genau davon einen Über- unterrichtet, dass 2»? er erneutem Angriff nur sehr geringen Widerstand zu fürchten habe. Durch die Habgier vornehmer Bedrücker an seinem Vermögen geschädigt und durch die Parteilichkeit der Gerichte, bei denen er vergebens Schutz ge- sucht hatte, ganz zur Verzweiflung getrieben, Protector Antoninus 2.7 zu war der Der den Persern geflohen. erfahrene Offizier, der die militärische Lage des Orients genau kannte, hatte veranlasst, einen sie dem König Kriegsplan zu verraten und ihn entwerfen, seinem früheren Verfahren gänzlich abwich. sich nicht mit der Belagerung leicht zu der von Er wollte verteidigender Städte aufhalten, sondern Mesopotamien schnell durch- 30 ziehen und in Syrien einfallen. völlig zersplittertes Heer ein üppiges Land, das Iceinem 5 Dort wäre er auf ein getroffen seit 277 und zugleich auf undenklichen Zeiten von feinde heimgesucht war und seinen Truppen Er sammelte ein reichlichen Unterhalt geboten hätte. Heer, aber, Zeit io ^ Julian in Gallien. 8. auf 100000 Mann schätzte, konnte Zusammenziehen desselben sehr viel wegnahm, erst im Hochsommer 359 den Tigris das man weil das überschreiten. Die Römer wussten sich nicht anders zu indem helfen, als Landes anwiesen, und dann das die sie Bewohner des flachen sich in die festen Städte zu flüchten, fast reife Korn anzündeten, sodass ganz Mesopotamien zu einer aschebedeckteu Wüste wurde. Da Sapor hier weder Nahrung für seine Soldaten 15 noch Weide für die Pferde seiner zahlreichen Reiterei finden konnte, beschloss er auf den Rat des Antoninus, nach Norden und am Fusse des Ge- auszuweichen wo noch das Gras einem Umwege den Euphrat birges, 20 nicht verbrannt war, Anblick des ungeheuren Heeres geschreckt, ergaben die sich gleich Befehlshaber der nächstgelegenen auf die erste Aufforderung. Kastelle So gelangte der König zur Stadt Amida und hoffte auch sie auf war aber entschlossen, sie Widerstand leistete, nach dem Kriegsplan selbe Weise zu gewinnen, 25 auf Durch den zu erreichen. Antoninus an ihr vorüberzuziehn. zur Übergabe aufforderte, Doch traf .ein als Pfeil man von diefalls des sie der Mauer den einzigen Sohn des Chioniterkönigs Grumbates, 50 der geschlossen sich hatte. Ehrenpflicht, den Verbündeter als Jetzt den Persern betrachtete es Sapor anals Tod des Jünglings an der Stadt zu rächen, und schritt seiner früheren Absicht entgegen zur Belagerung. Die tapfere Besatzung aber ver- teidigte sich mit so hartnäckiger Entschlossenheit, dass V. Die C'onstantinisclie Dynastie. 278 durch Stürme und Ausfülle nicht weniger als 30000 Mann verlor und dreiundsiebzig Tage vergingen, ehe er in die Mauern eindrang. Der Feldherr er des Kaisers, der sein einziges Heil darin sah, bei den um Eeliquien der Märtyrer Sieg zu beten, hatte keinen Versuch des Entsatzes gewagt. zerstört, und was noch dort geschlachtet oder in die Sklaverei geführt. Opfer der einen Stadt hatte das Reich Einfall bewahrt, der vernichtend hätte Denn Sapors Heer war durch luste zu zu weit sehr erschüttert, vorgerückt, seine Doch das vor einem werden können, schweren Ver- er seineu Kriegsplan noch hätte zur Ausführung bringen können. Er musste daher unverrichteter Sache heimziehn; im nächsten Jahre aber durfte man mit Sicherheit Einfall der Perser erwarten, warum Constantius um nach und dies einen i& neuen war der Grund, Constantinopel gekommen Macht zu rüsten und dann im folgenden Frühling jenem Feinde, der jetzt der gewar, lo auch die Jahreszeit schon dass als 5 wurde Amida am Leben war, hinSo hier mit aller -jo fährlichste war, persönlich entgegenzutreten. Noch ehe Sapor vor Amida lag, hatten sich auch im Innern des Reiches Dinge vollzogen, die den Kaiser wieder einmal für die Sicherheit seines Thrones zittern machten. Tief im Süden Ägyptens hatte sich in Abydus noch entzogen, bei dem man stellen konnte. achtlos seine Anfragen auch schriftlich Unter den Zetteln dieser Art, die man im Tempel hatte liegen lassen, wurde irgend etwas entdeckt, was gefährlich schien, und von dienst- Angebern an das Hoflager übersandt. Constantius, der vor nichts grössere Angst hegte, als was mit heidnischer Zauberei zusammenhing, Hess sogleich eine grosse Untersuchung anstellen, mit der jener eifrigen 2^ ein kleines Orakel seinen Verfolgungen 30 8. Juliau in Gallien. Notar Paulus, den wir schon oben gewissenloseste und grausamste kennen in •'> gelernt haben, 279 (S. 119) betraut das Gericht in dem das Da man wurde. Alexandria und Antiochia Verdächtige tagte als Werkzeug des Kaisers kleinen aufspürte, Scythopolis, das zwischen beiden Städten in der Mitte lag und zugleich durch seine geringe Einwohnerzahl vor gefährlichen 10 Wieder spielte die Folter Tumulten Sicherheit bot. ihre traurige Rolle und das zum Teil gegen die vornehmsteu Männer des Reiches, nnd obgleich nichts Erhebliches entdeckt wurde, gab es doch Hinrichtungen, Verbannungen und Konfiskationen. Und während der Kaiser sich noch über die unheimlichen Gcefahren aufdie ihn regte, 15 von jenem Orakelchen her bedrohten, wurde auch Barbatio, deu er für seinen treuesten hielt, bei ihm denunziert. Dessen Frau hatte sich wahrsagen lassen und dabei entdeckt, dass Constantius bald sterben und an seinerstatt ihr Mann Sie schrieb ihm darauf einen Kaiser werden würde. Diener 20 echt weiblichen besch\vor, nicht 2.'» in dem sie ihn eifersüchtig er zu solcher Hoheit emporsteige, sie der schönen Eusebia willen zu Verstössen. Durch den Verrat einer Sklavin fiel dies Schriftstück in die Hände des Kaisers, und dies genügte, um Barbatio und seiner törichten Frau den Tod zu bereiten. Wenn es aber so bewiesen schien, dass ein dem Constantius fest Tod gelauert und nach Feldherr, vertraut seinen der Krone habe, KO um Brief, wenn w^ie scheinen! viel War verdächtiger doch die hatte, auf gestrebt musste ihm Julian er- Vermutung schon früher aufgetaucht und, wie wir wissen, durchaus nicht unbegründet, dass auch er sich mit heidnischen Wahr- Doch ihn offen und Zauberkünsten abji:ebe. anzuklagen, wagte der furchtsame Kaiser umso weniger, sage- 280 ^ als er die eben • '^'ö jetzt, Gefiiiir Constantini.srlie Dynastie. im Osten scliwer bedroht, nicht auch Aufstandes eines Macht Westen im Auch den beschwören durfte. minder di'ohend war, hatte er viel herauf- obgleich dallus, seine wie nicht, es dem Angustus zukam, vor sein Gericht geladen, sondern mit langsamer Tücke ins Netz hatte damit begonnen, ihm sein gelockt; Kommando » er zu nehmen, ehe er ihn zu seiner verhängnisvollen Keise an das Hofla^er Ebenso Hess veranlasste. umso mehr mit Julian verfahren, befehl nicht ja empfangen hatte, mit zugleich sich wohl er den als auch Ober- lo dem Caesarenpurpur sondern jener ihm mehr erst als ein Jahr später durch gesonderte Verfügung übertragen Aber damit war. man musste er sieh nicht weigere, ihn vorher so schwach machen, dass er es nicht wagen i'^ könne, seine Feldherrnstellung mit den Waffen in der Hand zu galt also, ihm zunächst von seinen besten Truppen zu entdazu bot der Perserkrieg einen sehr viele und ziehen, Es verteidigen. möglichst scheinbaren Vorwand. 20 Coustantius hatte in der Umgebung immer Julians seine Spione gehabt; so musste dieser jenen berüchtigten Paulus zeitweilig in seine Dienste nehmen, Notar den durfte und Sitzungen des Consistoriums der als beiwohnen so über alle Beratungen desselben an den Kaiser berichten konnte. Namentlich aber hatte dieser ^5 dafür gesorgt, dass die höchsten Beamten des gallischen Reichsteils möglich, nicht nur ihm selbst treu, sondern, auch seinem Caesar feindlich waren. wo Fio- rentius hatte sich als Praefect sehr schlecht bewährt; die wirtschaftliche Aufrichtung Galliens war nur ge- lungen, weil Julian seine Steuerprojekte entschieden abgelehnt hatte (S. 269). erzürnt, und dies war Dadurch aber hatte er ihn Grund genug. für Coustantius 3o Julian iü Gallien. 8. im Amte zu ihn nicht nur dem mit sogar 5 als lassen, zu sondern später (3G1) jener gegen Mit belohnen. Severus hatte sieh Julian Feldherrn aber Consulat 281 Ende 358 gut starb, seinem vertragen; er erhielt in Lnpicinus einen Nachfolger, von dessen hochfahrendem man erwarten Charakter sich der Caesar durfte, dass er sich Befehlen Als Magister Officiorum musste schwer fügen werde. den Pentadius gefallen lassen, der bei der Hinrichtung seines Bruders mitgewirkt hatte und 10 ihm selbst systematisch entgegenarbeitete. Als Quaestor war ihm Saturniuius Secundus mit dem Beinamen Doch auszuspionieren. er war nicht nur wohlmeinender Mann, und tüchtiger 15 auch dieser mit dem Auftrage, beigegeben, Salutius ihn Philosoph und Heide. Julian trat daher bald nahes Freundschaftsverhältnis zu ihm, hauptete bei Hofe, dass seine ein auch sondern ein in und man be- Ratschläge seien, es welche die glücklichen Erfolge des Caesar herbeigeführt hätten. 'jo berufen, Im Jahre 359 wurde er daher zu Constantius zum grossen Schmerze Julians, dem er in einer noch erhaltenen Abschiedsrede an Salutius Aus- An druck o-ab. soll es gewesen seine Stelle trat Lucilianus, sein, und dieser der in Gemeinschaft mit Florentius den Kaiser zu jenem Befehl veranlasste, der den Auf2b stand Galliens herbeiführen stantius, die Verwaltung auch regenten durch haben. 50 sollte. So meinte Con- ganze Maschine der zivilen und militärischen im Reichsteil seines jungen ergebene Werkzeuge in der Unter diesen Umständen glaubte er iMit- Hand es zu wagen zu dürfen, zur Vernichtung von .lulians Kriegsmacht den entscheidenden Schritt zu tun. Obgleich er für den Perserkrieg schon ein mehr als ausreichendes Heer versammelt hatte, übersandte «r doch im Winter 359/GO von Constantinopel aus den 282 V. Die Coiistantiiiische Dynastie. Befehl nach (Jallioii, dass ihm die vier Ijesten Auxilieii Julians vollsfjlndig und aus allen übrigen Truppen- körpern je 300 auserlesene Krieger zugeschickt werden Die Legionen bestanden aus je 2000 3Iann, durch diesen Abgang relativ wenig o verloren; doch ihre Zahl war gering und ihre Kriegssollten. hätten OD also Die wirksamste Kraft der tüchtigkeit sehr gesunken. Heere römischen damals lag in den Auxilien, deren Normalstärke nur 500 und durch die die > vorhergehenden barbarischen Mann betrug Kriege wahr- lo mehr zusammengeschmolzen waren. Wären jedem von ihnen 300 der besten Kämpfer entscheinlich noch zogen worden, so hätte die gallische Kriegsmacht an Zahl kaum standes, an die Wert beinahe zwei Drittel ihres Be- als und sollte, Rekruten ungeschulte der Befehl, diese Auswahl zu Abmarsch der ordnen, wurde Soldaten nicht nach Sintula, für die übrigen dem ir> zurückgeblieben. treffen und den Constantinopel anzu- etwa dem Caesar zugeschickt, sondern für die Leibgarden Lupicinus. denn da man wären fast nur alles verloren; Brauchbarsten auswählen Greise Und weniger viel 20 Stallmeister Gintonius Truppen dem Magister Militum Julian wurde nur durch einen drohenden und beleidigenden Brief des Kaisers angewiesen, ruhig zuzusehn und jene beiden nicht zu hindern. Welche Gefahr ihm drohte, konnte ihm nach dem Schicksal seines Bruders nicht verborgen sein. 2.5- Doch mancher Schlacht bewiesen, dass er den Tod nicht scheute, und dachte zu hoch von seinen er hatte in Regeutenpflichten, um jetzt, wo der schwere Kampf o-egen die Perser von neuem ausgebrochen war. auch Uoch einen Bürgerkrieg zu entfachen. Wohl trug er sich mit dem Gedanken, den Purpur niederzulegen und dadurch vielleicht den Argwohn des Constantius "o Julian in Gallien. 8. zum zu eutwaffuen; aber Befehle die 285 offenen Widerstände gegen Oberherru mochte er seines nicht sich Er erinnerte zwar daran, dass viele der angeworbenen Barbaren nur unter der Bedins-ung; in das Heer eingetreten waren, dass sie den gallischen entschliessen. 5 Reichsteil nie zu verlassen darauf aufmerksam, dass, gebene Versprechen nicht 10 und machte brauchten, wenn man ihnen das gehalte, dies künftigen Wer- bungen grosse Schwierigkeiten bereiten könne; man möge daher die Auswahl auf diejenigen beschränken, denen gegenüber man nicht durch eine solche Klausel gebunden sei. Als aber Sintula erklärte, in dieser Beziehung keine Rücksicht nehmen zu können, Hess er ihn ungehindert schalten und mit den 600 Leib15 Wächtern, die er sich erlesen hatte, nach Osten ab- war Lupicinus nicht anwesend; ziehn. Zufällig aber der Kaiser jenen Befehl als erliess, hatte noch er nicht gewusst, dass jener kurz vorher von Julian nach um dort einem Raubzuge und Scoten entgegenzutreten. Ihm wurde Britannien geschickt war, 20 der Picten zwar alsbald Botschaft gesandt und gleichzeitig Florentius nach Paris berufen, damit er als der höchste Beamte Galliens teilige-, 25 es nötig Er nicht. sich an jener wichtigen Auswahl be- doch Lupicinus konnte nicht so war, zurückkehren selbst hatte ja schnell, und Florentius wie wollte den Befehl des Kaisers ver- er, dass er kommen werde, und ohne Grund, dass er den Zorn der Soldaten erregen und dieser sich dann gegen die- anlasst; daher wusste fürchtete 30 nicht man als Gegner des CaeSo war er unter dem Verwände, für die Verpflegung des Heeres sorgen zu müssen, nach jenigen wenden könne, die sars kannte. dem friedlichen Vienne gereist und Hess sich durch die Aufforderungen Julians nicht in dessen "-efährliche- , 284 ^ Nähe I^^i'' f'onstantinisclie Dynastie. Auf zurücklockoii. umfassendsten und Weise diese für trat ileii bedeutsamsten Teil joner Auslese eine Verzögerung- ein, die schwere P'olgen haben sollte. Die Nachricht von dem kaiserlichen Befehl fand Zeit, sich zu verbreiten, und rief überall bange Er- Wurde regung hervor. so •' das Heer so stark vermindert, war das unglückliche Land wieder den Plünderungen Germanen fast schutzlos preisgegeben, und dies der traf aucli die abberufenen Soldaten, weil ilire Frauen und Kinder zu den Einwohnern desselben gehörten, Als zwei der Auxilien, die Constantius Bestände dem nach Orient befohlen anderen beiden waren mit Lupicinus auf ihrem Abmarsch waren, fand man — hatte die Nähe von dem Lager des Truppe aufzureizen. Julian; Galliens familien. fiel, vor und Der — Paris gelangt davon einen einen Zettel, der offenbar hingeworfen war, Constantius und die in Brittannien in in lo ihrem vollen in um Inhalt richtete sich i') die gegen dessen Undankbarkeit gegen schalt allem aber beklagte das Schicksal der dort zurückbleibenden Soldaten- er Als das Blatt auch Offizieren in die schickten sie es an Julian, der sogleich, 20 Hände um aufgeregten Krieger zu beruhigen, die Verfügung die traf, dass ihre Weiber und Kinder sie auf Staatskosten in •Ochsenkarren begleiten sollten. Er legte das Schrift- stück auch seinem Consistorium vor, das so gut ausschliesslich aus ergebeneu bestand. dass er, Dienern des Constantius Hier erkannte man die Gefahr, die in solchen und drang in Julian, Aufreizungen der Soldaten lag, ohne die Ankunft des Lupicinus abzuwarten, wenigstens jene zwei Auxilien, bei denen es keiner Auslese bedurfte, abmarschieren lasse, damit sie möglichst bald der vollendeten Tatsache gegenüberrständen und den 2.5 w^ie Einwirkuno:en der bedenklichen so 8. Stimmung r> Julian in Gallien. würden, entzogen 285- die ganz in Gallien Der Caesar willigte ein und schlug zuherrschte. gleich vor, die Truppen einen Weg nehmen zu lassen, der sie nicht über Paris führe. Doch ihm wurde erwidert, dass eine solche Änderung der früher bestimmten Marschroute, bei der es ihnen versagt würde, von ihrem geliebten Führer persönlichen Abschied zu nehmen, sie vielleicht noch mehr erregen könne. Julians friedliche Gesinnung war eben so unverkenn10 bar zu Tage getreten, dass alle Kreaturen des Con- überzeugt waren, sein Zuspruch könne nur stantius Und wenn beruhigend auf die Soldaten wirken. kleine Zahl und den übrigen Truppen, ]ö Caesar des quartier die von tausend Mann sich den Leibgarden die standen, ohnehin im Haupt- vorübergehend hinzu- gesellte, schien dies keine ernste Gefahr zu bedeuten. weil er einer Forderung des Conihm Constantius zur Seite gestellt hatte, Julian fügte sich, sistoriums, das nicht zu widersprechen wagte. So zogen im Februar 360 die zwei Auxilien in 20 Der Caesar empfing sie schon in der Vorstadt, redete die Einzelnen, die ihm aus seinen Schlachten bekannt waren, freundlich an und forderte sie auf, Paris ein. freudig 25 viel dem Augustus grösserer zuzuziehen, bei Belohnungen sicher dem seien, ihre als Taten er in seiner niedrigeren Stelluno- ihnen habe bieten können. Dass hierin auch ein Ansporn dazu liegen könne, ihn selbst zum Augustus gefallen ao sein ; denn zu machen, wird ihm wünschte er den kaum Frieden seinem Kaiser, und seiner offenen Natur lag es während er zweideutige ein- mit fern, durch scheinbar beschwichtigen Wendungen aufzureizen. Dieselbe die in seinen Lobreden auf besinnliche Taktlosigkeit, wollte, un- Constantius sich so wunderlich breit macht, wird auch V. Die Constantiiiisclie Dynastie. 286 Truppen seine Ansprache Dann lud er die Ansehnlicheren an <Jio zum Gastmahl und Wünsche zu äussern, die veranlasste sich dabei, ihre Begeistert von seiner Leut- Wahrscheinlich Oribasius zu ihnen und darauf geschah; gesellte reizte denn sein Leibarzt dem an, was rühmte er sich, sich zu sie öi)äter zum Augustus gemacht habe. Dieser selbst aber meinte noch immer in aller Unschuld, am andern Morgen würden die Truppen er sei es gewesen, der Julian gehorsam und ruhig weiterziehn. Als die Nacht anbrach, sammelten Haufen vor seinem Palast; diesen, und s und Güte verliossen ihn gegen Abend die Seligkeit gleich sie soweit es in seiner Macht er, stehe, gern erfüllen wolle. Gäste. bestimmt haben. aus ihrer Mitte bei damit der Caesar die Soldaten sich riefen ihn mit wilden Geschrei dichte umstellten entweichen nicht lo 10 könne, und Waffengeklirr zum Auffustus aus. Er selbst hielt sich in einem Gemache des oberen Stockwerks verborgen und hoffte noch immer, wenn die empörte Menge ihn nicht zu sehen bekomme, werde sie sich von selbst wieder beruhigen. In diesem Sinne betete er inbrünstig zum Vater der Götter und Menschen, ihm und dem Reiche Doch der Lärm auf der seinen Frieden zu erhalten. Gasse wurde immer lauter und drohender, und im 20 25 Palaste selbst lief das aufgestörte Hofgesinde hin und her. Da flehte er zur Gottheit, ihm ein Zeichen zu geben, das ihn von seinen Zweifeln befreie, und bald darauf schlummerte er, von deu Aufregungen der Tage übermüdet, einen' kurzen Augenblick ein. Und siehe da, im Traum erschien ihm der Genius des römischen Volkes und redete ihn an: „Seit lange, Julian, halte ich mich im Vorzimmer deines Hauses letzten auf und bin begierig, deine Würde zu erhöhen; doch so Julian in Gallien, 8. wiederholt Werde bin klingen, nicht Du traurig. 5 ich, von ich auch jetzt, wo so entwichen. Wünsche zusammen- gehe ich gebeugt und aber bewahre es in deinem Herzen, dass dann nicht länger ich abgewiesen, dir so Vieler aufgenommen, 287 Diese Botschaft bei dir hause." aus einer höheren Welt wies ihm seinen die beschlossen GJötter er selbst aber wollte dass er an erhalten, 10 auch dadurch ihre Gunst Bürgerkriege, den er vor- So versuchte er denn aussah, ganz unschuldig war. um das letzte Mittel, Nachdem hatten, Durch 15 sich dem sich trat sie er endlich die Soldaten zu beruhigen. ganze Nacht vergebens getobt die erst spät Zeichen deutliche Ruhe und am Morgen Unwillen des redete sie an. dass sie an ihrem Heimatlande hingen sprechen, sei, nicht 25 in bei der ihrer Alpen hin. sie erzwang Er er begreife, und das Ver- Anwerbung gegeben kämpfen zu müssen, sehn wollten. Gallien zu bleiben, Stirne legten. 30 ihnen jenseit vor Er gestatte ihnen daher, und wolle die Verantwortung dafür bei seinem Augustus tragen. Damit aber, erwarte er, würden sie sich zufrieden geben. Doch die Soldaten schrien drohend weiter, und er überzeugte sich, dass er sich dem Rufe der Götter, der aus ihrem Munde zu ihm drang, nicht entziehen dürfe. So duldete er es, dass sie ihn auf einem Schilde hoch emporhoben, ihn zum Augustus ausriefen und ihm das Halsband eines Unteroffiziers als Diadem um die erfüllt 20 das Weg; was musste sich erfüllen; hatten, Constantius hatte, durch sein ängst- liches Bestreben, der Usurpation vorzubeugen, sie zum zweiten Male selbst hervorgerufen, und diesmal sollte erfolgreicher sein, als bei dem sie unglücklichen Silvanus. Julian sorgte vor allem dafür, dass, während ihn Constantius bedrohte, er nicht zugleich von Lupicinus V. Die Constniitinisclie Dynastie. 288 Kr sandte daher einen im IJückon angegriffen werde. Notar nach Boulonge, der darüber wachen sollte, kein Schiff, das nach Britannien bestimmt war, dem Hafen gelassen werde. er als von dass aus So hatte der Feldherr, an der gallischen Küste landete, noch nichts dem zugetragen hatte, Gewahrsam genommen werden. Und als die Leibwächter, die Sintula dem Constantius zuführte, unterwegs von dem Geschehenen hörten, kehrten auch sie um und In ganz Gallien begrüsste mit lo wieder Julian zur Verfügung. sich stellten Augustus •'> was sich unterdessen in Paris und konnte ohne Widerstand in erfahren, man lautem Jubel; Erhebung zum seine verarmt das Land so durch die Plünderungen der Germanen war, schoss es doch Geld zusammen und drängt es ihm, freiwillig als er zögerte, es anzunehmen, beinahe 15 auf. Inzwischen waren aber auch seine Gegner, aus denen sich der ganze Hof setzte, fast ausschliesslich nicht müssig gewesen. Sie zusammen- meinten mit den- selben Mitteln, durch die Silvanus gefallen war, auch den neuen begannen, Usurpator durch beseitigen können, zu Geldspenden heimliche unter 20 und den Ein Bediensteter seiner Gattin Soldaten zu werben. warnte Julian; doch in grossherziger Unvorsichtigkeit Hess er dies unbeachtet. Da eilte jener airf die Gassen 25 hinaus und rief die Soldaten auf, ihren Herrscher vor Mord zu schützen. Diese in der Meinung, er sei schon erschlagen, brachen in wildem Tumult in den Palast ein, bedrohten und beruhigten gegentrat. sich seine erst, Er schützte Feinde als die er mit dem Tode lebend ihnen ent- Angegriffenen vor dem Zorn der erregten Truppen, Hess nur drei der Schuldigsten gefangen nehmen, schonte aber auch ihr Leben. Doch trotz seiner Milde zeigte dieser Vorfall, 3a wie solche gefährlich 289 Julian in Gallien. 8. Zetteluiigeu werden konnten, und machte allen Austifteru ihren Versuchen dieser Art ein Ende. An jenem Aufruhr, 5 10 der kurze Zeit den ganzen war Julian nicht ohne Schuld gewesen. Denn immer uoch zweifelnd und in seinem Gewissen bedrückt, hatte er das Diadem, das Con- Hof Schrecken in setzte, eingeführt, gönnt, Constantius Abzeichen auch aber stantin gemacht Augustus des Caesaren seinen zum dagegen ge- unterscheidenden weder zu hatte, tragen gewagt, noch sich ohne dasselbe den Soldaten zu Indem zeigen. bot hielt, er sie schwören, gallischen Reichsteil wenn allein jenem er sich zögernd, mit 20 ermordet er nur Caesar. Damit bei, wollte er neue seine Jetzt Wahrheit gemäss Willen Briefe sondern nannte sich zum Ausdruck Würde noch nicht als bringen, legitim versagen, weil es Der berichtete er, dass er wider seinen dem Zwange es gefährlich sein dem treten, seiner betrachte, ehe sein Oberherr sie bestätigt habe. 25 sei, entschloss Unterhandlung zu in npch nicht den Augustustitel mit dieser ihn abfinde. den Überschriften aber in sich dass er im Palast verborgen dass nicht gegen Constantius zu dass sie ziehen verlangen würden, legte so sich Als er dann vor die Truppen hintrat, Hess Nahrung. ]j er dem Glauben, er des Heeres gefolgt sei und dass würde, diesem seine Forderung zu sonst leicht einen Usurpator auf den Schild erheben könne; doch halte er sich auch künftig 30 zum Gehorsam gegen Augustus für verpflichtet. Versprechen angeworben die Befehle des älteren Die Truppen, die mit dem seien, nicht jenseit der Al]>on verwendet zu werden, könne er ihm nicht schicken; doch wolle er ihm für seine Leibgarde Kekruten aus den in Gallien Seeck, Untergang angesiedelten Barbaren und aus den der antiken Welt. IV. 1" V. Die Constantinisclie Dyuastii!. 290 unterworfenen Yr)]kerschaften zur Vorfüf^unj; stellen. Praefecteu solle ihm Constantius nach wie vor Den doch zusenden; schickte schlägen dass Heer den denen viele alten Fahnen ab, Vertrauen das Soldaten aus Furcht gewährt des vor Strafe Räuber umherirrten und gnadigung Beamte hohe sie die von > seines Unterdessen verstärkte er sein Oberherrn genossen. aus zwei er wusste, er und Mit diesen Vor- wolle er selbst ernennen. Offiziere denen Beamten niedrigeren die jetzt, wurde, Magnentius, von Bettler und als wo ihnen gern sich volle unter Be- lo seine stellten. Constantius hatte für den Perserkrieg nicht nur Truppen beworben, Hilfe 15. gerüstet, sondern indem auch sich er in um die göttliche Constantinopel am 1.5 Februar 360 eine grosse neuerbaute Kirche ein- weihte, ehe er mit dem Beginn des Frühlings seinen Er war bis zu dem Marsch in den Orient antrat. kappadokischen Caesarea gelangt, als zuerst die Nachvon dem Aufstande ihm überbracht wurde, dann auch jene Gesandtschaft anlangte. Eusebia war kurz vorher an dem Mittel gestorben, das eine Kurricht pfuscherin ihr gegen hatte. So hatte in Paris ihre Unfruchtbarkeit empfohlen Julian seine treue Fürsprecherin wurden daher sehr zornig verloren, und empfangen. Mochte sein junger Mitregent ihm noch so unterwürfig entgegentreten, der Kaiser war doch entschlossen, keinen, der ihm an Rang und Titel In dem Briefe, gleichstand, neben sich zu dulden. er durch seinen Quaestor Leonas nach Gallien den seine Boten überbringen Hess, erklärte er daher, Julian nicht als Augustus anzuerkennen, und bestand darauf, dass ihr früheres Verhältnis ganz unverändert erhalten bleibe. Um seiner 20 Ablehnung auch durch die Tat Ausdruck 2.^^ 3o 8. Julian in Gallien. 291 zu geben, ernannte er zugleich mehrere Beamte für den gallischen Reichsteil. Florentius war auf die Nachricht staude sogleich aus Gallien entflohen. 5 dass sie von dem Auf- Um zu beweisen, Gegner waren, doch seine nichts von fürchten hätten, hatte Julian es unterlassen, Yermögeus zu seines fiskation wenn ihm zu die Konund ihm auch treuen Diener ihres Augustus, die vollziehen, seine Familie mit der kaiserlichen Post nachgeschickt. jo Jetzt übertrug Constantius sein Amt dem Nebridius, und dieser wurde von Julian seinem Versprechen gemäss als Praefect anerkannt; doch die andern Beamten, die ihm aufgedräugt werden sollten, wies er zurück. 15 Dem Boten des Constantius erwiderte er, dem Diadem gegriffen habe, sondern ihm von dem Heere aufgedrängt sei und er dass nicht er nach dass es es daher ohne dessen Zustimmung nicht ablegen könne. Dies musste Leouas anerkennen; war er doch selbst voll Furcht, dass, 20 wenn die Soldaten den Inhalt seiner Botschaft vernähmen, er nicht mit kommen wurde werde. er Aber veranlasst, dem Leben davon- trotz seiner ängstlichen Bitten die Schriftstücke, die ihm zur übergeben waren, angesichts des versammelten Heeres zu überreichen. Sie bestanden aus Bestellung 25 so einem Brief an Julian und einem Edikt, das an die Truppen gerichtet war. Als dieses vorgelesen wurde und man au die Stelle kam, dass Constantius die neue Würde seines Caesar nicht anerkenne, brachen die Soldaten mit betäubendem Lärm in den Ruf aus: „Auguste Juliane!'Von jedem Truppenkörper einzeln wurden Briefe an den Kaiser entsandt, in denen er gebeten wurde, die Eintraclit des Reiches nicht zu stören. Und hinzu, das zwar noch Julian selbst fügte ein Schreiben immer versöhnlich sein sollte, 19* 292 bei \'- dem Constantinisclie Dynastie. f^'ö gewohnter Taktlosigkeit doch er sich aber in nicht enthalten konnte, dem lieben A'etter sein ganzes Sündenregister vorzurücken. In Caesarea hatte dieser monatelang gezaudert, ob er gQ^^n die Perser ziehen oder, wie er den Ger- manen wenden auch jenen den Orient so preisgab, Gallien zu freiem Hausen überlassen und sich gleich gegen Dieser aber machte keine Er zog sogar an den Niederrhein, überschritt ihn und züchtigte die Attuarier, weil sie noch immer gewagt hatten, sein Gallien Dann zog er bis durch Kaubzüge zu beunruhigen. Julian ' sollte. Miene, ihn anzugreifen. nach Basel hinauf und sichtigte sorgte grösste Teil Ufer des Stromes entlang, beGrenze, die dass wenn der auch des Heeres abziehen musste, doch Diese Pflichttreue Feinden widerstehen könne. und Befestigungen seine verstärkte dafür, so am lo i^ den trotz der höchsten Gefahr scheint Constantius beschämt zu haben; er entschloss zum Feldzuge gegen sich die Ferser, aber natürlich wieder zu spät. Da es 20 Sapor nicht unbekannt geblieben war, dass der Kaiser mit dem Kern des römischen Heeres ihm entgegenzog, hatte er auf den Plan, sogleich einzufallen, diesmal für verzichtet und in Syrien richtete im Jahre 360 seinen Angriff wieder, wie er es früher Zwar getan hatte, gegen die Burgen Mesopotamiens. an Nisibis zog er scheu vorüber; Singara und Bezabde, Ansturm teilweise stellte zerstörte hier doch eroberte er die durch dann noch Virta hatte, kehrte er seinen Mauer wieder her und legte seinerseits eine Besatzung hinein. vergeblich zu Nachdem erstürmen er versucht über den Tigris zurück, ohne dass Heer des Kaisers zu sehen bekommen hätte. Dieser erschien erst spät im Herbst auf dem Kriegs- er das 2.^ 3o' 8. Jiüiaü in Gallien. 293 sich schwermütig die Ruinen von bemühte sich ohne Erfolg, Bezabde wiederxiierobern, und ging dann nach Autiochia in die Schauplatz, besah Aniida, Winterquartiere, froh, dass wenigstens sein Heer, das 5 Kampf gegen den bevorstehenden er für keine brauchte, nötig gar zu Julian sehr erheblichen Verluste erlitten }iatte. Unterdessen hatte dieser die Verhandlungen 10 un- und nichts getan, was als Vorbereitung zum Bürgerkriege gedeutet werden konnte. Zwar war er von Paris nach Vienne übergesiedelt, das den Alpenpässen näher lag und daher ihre Beunterbrochen fortgesetzt obachtung und eventuelle Sperrung gegen ein AugrifFsheer erleichterte; doch wenn er wieder die Residenz j5 bezog, die Constantius selbst hatte, so brauchte keiner dies aufzufassen. seligkeit Grund vernünftiger ihm anfangs zugewiesen als einen Akt der Feind- Und wirklich lag gar warum nicht wieder Augusti nebeneinander herrschen 20 sollten, sich seit ihn den die Familie Caesar Maximian, sein wie dies Auch gegen Diocletian die Regel gewesen war. hatte kein zwei vor, Constantius als den Gründer ihrer Dynastie verehrte, zum Augustus ausrufen sich versöhnt 25 und dann lassen; in Reich gemeinsam beherrscht jetzt, wo nur mit aber bald hatten sie musterhafter Eintracht das Warum (I S. 36). sollte eine ähnliche Usurpation stattgefunden hatte, viel besseren Entschuldigungsgründen, denselben Erfolg haben, namentlich sie nicht da Julian sich durch den Schwur der l'reue, den er seinem Augustus 30 geleistet hatte, älteren delte ehrlich in und gern fühlte bereit seinem Gewissen gebunden war, sich den Befehlen Herrschers zu unterwerfen? es sich doch fast nur um Eigentlich einen Titel; des han- neue Rechte mit Ausnahme des einen, seine Beamten und 294 ''if ^'onstaiitinisclie ^'- Offiziere selbst /u eniciiiHMi, sj)ruch auch iiiul wollte auch er ja dieser zwar ein dann aber zu gehorchen hatten, Constantins empfangen. von jetzt Man konnte daher Grunde mit gutem wenig schmollen und die vollendete Tatsache wäre jedenfalls vollem Umfange; in sie alle dies niclit in Aii- .liiliaii iialiiii nicht dieses denn don Praefecten, dem Dynastie. dass hoffen, sich 7 sträuben, anerkennen werde; das Vernünftigste gewesen, was und da er im Herbst 3(50 nicht gegen den Usurpator, sondern gegen die Perser gezogen er tun konnte, 10 war, schien auch er selbst dies allmählich einzusehn. am in Ruhe das Jubiläum seines fünfjährigen Caesarentums. Xatürlich So denn Julian feierte November <). wagte er auch seinen Religionswechsel noch nicht zu bekennen, weil dies seinen Bruch mit dem hochkirchliehen Kaiser hätte seine Gattin Helena in Rom am 6. machen unheilbar um müssen. diese Zeit starb, Hess er sie nach christlichem Ritus bestatten, und noch Januar 361 beteiligte er sich an der Feier des Doch heim- Epiphanienfestes in der Kirche zu Vienne. lieh verkündigten, was er sie ihm begreiflicher Weise wünschte, d. h. den baldigen Tod des Constantins, den er ja doch beerben musste, fand er umsomehr Grund, Da sich ruhig zu halten. schreckte ihn gegen Raubzug der Alamannen, seiner Sicherheit sie eine ein die er längst beruhigt glaubte, Er auf. getötet, Schlappe. 25 Ende des Winters schickte kleine Schar entgegen; doch ihr Führer beim ersten Angriff erlitt 20 übte er in ängstlicher Spannung die heidnischen Weissagekünste, und da aus i& Als ihnen wurde eine gleich und dadurch entmutigt Ungeschädigt konnten Plünderer ihre Beute über den Rhein führen. die Sie ge- hörten zum Stamme des Königs Vadomar, der im südlichen Schwarzwald herrschte und sich nicht Julian, 3o Julian iu Gallieu. 8. 295 sondern Constantius unterworfen hatte, Herbst 35() in die überrheinischen Lande als dieser im einfiel (S. 255). bisher auch jenem sehr unterihn noch kürzlich in seinen Briefen und OD „Herr, Augustus und Gott" genannt. Andere Briefe aber wurden aufgegriffen, die an Constantius gerichtet waren und diesem gegenüber Julian schmähten. Dieser betrachtete daher den König mit Recht als gefährlich, Hess ihn, als er, noch immer Freundschaft heuchelnd, einen Doch hatte er sich würfio- ffezeiot O 5 10 am römischen Offizier Dann brach er selbst unvermutet über den Rhein, strafte die Alamannen für Raubzug, nahm ihnen die ihren Beute wieder ab und 15 linken Rheinufer besuchte, ge- fangen nehmen und schaffte ihn nach Spanien. liess sich Sicherheiten für ihr künftiges Verhalten geben. Wahrscheinlich erfuhr er schon durch Vadomar, dass dieser von Constantius aufgereizt war, übersandten ihm und bald andere Germanenhäuptlinge Briefe des Kaisers, in denen dieser Julian für seinen Feind 20 und ihnen Belohnungen versprach, wenn sie Der würdige Gallien einfallen wollten. erklärte wieder in Herrscher wiederholte also das Bubenstück, das ihm auf Kosten gnentius 25 man, so dass sehr in den Untertanen seiner erleichtert hatte. gewaltig Antiochia Sieg über Maerfuhr Zugleich gerüstet werde; und Fussvolk wurden durch Aushebungen bedeutend verstärkt, und um sie zu ermöglichen, die Provinzen des Ostens durch die Auflage neuer Steuern Reiterei hart bedrückt. 30 könne, teten, gegen Und damit mau wen sich wurden an den Strassen, grosse Magazine angelegt, Truppen zu verpflegen. stantius nicht zweifelhaft sein Vorbereitungen diese die um Auch noch immer an Julian rich- nach Gallien führten, die die durchziehenden Briefe, richtete, die Con- sprachen jetzt ^'- 20(5 I^io Constantiiii.sclie Dynastie. in einein aii<leron 'l'oii; das9 er Caesar bleiben redeten sit> nur noch das nackte Ijebon zu, inelir davon, ilini falls er sich froiwilliü; Früher war Julian unterwerfe. iiirht sondern sicherten solle, gewesen, den bereit Purpur, den er nur widerstrebend angenommen hatte, wieder ab/AÜegen; seiner Anhänger zweifellos^ den jetzt Abdankung Constantius ties So kläglich dieser seine Unfähig- ausgeliefert hätte. keit im Perserkriege gezeigt war er bisher immer hatte, gegen Usurpatoren dem er mit solchem Eifer ihm seinen Thron erhalten wolle; nnd mal Hess seine grosse Überlegenheit ihm den diente, den gallischen Reichsteil von ihm, den er Barbaren preisgeben wollte war trotzdem Dünkel der Sobald Sache. aber 8ieg selbst 15 den er konnte also den Frieden ; kaum noch durch einen Verlust erkaufen, den er hartköpfigen dies- Julian verlaugte nur erst recht zweifellos erscheinen. empfand: lo glücklich gewesen und zweifelte nicht daran, dass der Gott, Verlust um aber konnte er es schon willen nicht tun, die seine Ilochv.errats})rozesson "> ihn für Bürgerkrieg Julian sich in als seinem beschlossene hiervon 20 überzeugt war er schnell bereit, dem ewig zaudernden Gegner zuvorzukommen. Denn wenn dieser Kampf, den er verabscheute, sich nicht vermeiden liess, war hatte, es seine Dauer so Herrscherpflicht, ihn drückend werden nicht zu durch zu lange wie lassen, er auch jetzt noch die Hoffnung nicht auf, Abkommen seinen Soldaten zum Kampfe ziehe, So konnte sei. ehrlich versichern, mit Con- wenn der zu gelangen, Feigling erst genügend eiugeschreckt er dass er nicht sondern nur die Heere des Westens und des Ostens vereinigen 25 der Zudem gab Krieg gegen Magnentius geworden war. stantius zu einem es wolle, damit sie gemeinsam seine Kaiser wähl bestätisten oder abwiesen. Und wie 30 Julian iu Gallieu. 8. 297 \ immer, so gaben ihm auch diesmal die Götter durch Träume iiiul Zeiclieu den Befehl, den er wünschte und erwartete. Sobald er von seinem Alamannenzuge über den 5 Rhein zurückgekehrt war, nahm er bei Basel das bisher nur dem Constantius geschworen sein Heer, hatte, für Nur der neue Praefect Nebridius sich selbst in Eid. weigerte sich zu schwören; als die Soldaten ihn nieder- machen 10 wollten, deckte ihn Julian mit seinem eigenen Mantel, docli musste er sein wurden alle Sein Heer war und wurde dadurch noch kleiner, dass er nicht gross sein denen er ihre Hof und Heer bis dahin noch gelassen beseitigt und Beamte ernannt, denen der in junge Herrscher vertrauen konnte. 15 Dann niederlegen. die Kreaturen des Constantius, Stellungen hatte, Amt Gallien nicht zurücklassen schutzlos wollte: es 23000 Mann. Doch um es furchtbarer erscheinen zu lassen und zugleich seinen Yormarsch zu beschleunigen, Hess er es drei betrug im Ganzen nicht mehr 20 als verschiedene Strassen einschlagen, sodass au weit von einander entlegenen Orten seine Soldaten sich zeigten und dadurch den Eindruck einer unbestimmten, aber Ein Teil zog sehr bedeutenden Menge hervorriefen. durch 25 Oberitalien, Nordfusse der Alpen; die Hauptmasse führte er selbst an die Donau, und als er hier eine genügende Zahl von Fahrzeugen vorfand, schiffte er mit 3000 und die 30 am anderer ein hiess den Rest zu Fahrt war, fand er doch Huldigungen Steuerlast zu der Mann den Strom hinab Lande nachkommen. Donaustädte erleichtern Wünschen Erfüllung zu und So eilig auf einer Seite die Zeit, zu empfangen, ihren ihre berechtigten versprechen, auf der andern mit den Barbaren zu verhandeln und neue Verträge mit ihnen abzuschliessen. Trotzdem srelanste er nach V. Die Constantinisclie Dynastie. 298 Hauptstadt der Sirmiuin, man ehe der illyrischen I^rovinzcn, seinem Nahen etwas ahnte. hier von Bei Nacht wurde die starke Festung- überfallen und der Feldherr, dem sie gegen ihn geholt. Von der Bette empfangen, belohnte sie die Pässe, dem benachbarten seine Residenz in die schieden, den Constantius schon Zwar war machen. Don Naissus auf. seit n^ dem Anfang seiner Regierung beherrscht hatte, wollte er streitig 5 am andern Tage durch am dritten ruhelos weiter, Illyricum von Thrakien die aus freudig Hier machte er Halt und schlug dann zu besetzen. Reichsteil, sollte, Bevölkerung Julian Circusrennen, zog aber schon um v(;rteidigeii der ihm nicht auch nachdem sein Heer, Garnisonen der Donaulinie es verstärkt hatten, noch immer doch in konnte schwächer, viel der festen Zudem behaupten. Stellung, das seines Gegners; die es jetzt i5 einnahm, auch gegen weit überlegene Massen sich es. als dürfte er hoffen, dass der furcht- same Kaiser sich scheuen werde, den schwierigen Durchmarsch durch das Gebirge zu erzwingen; so 20 Hess sich, da Julian zu weitgehenden Zugeständnissen war, vielleicht doch noch ein bereit erzielen, Während der Herzensbedürfnis, Abfalls vor den richtete Briefe des Übereinkommen ohne das Bürgerblut vergossen wurde. Ruhe das genügte er eiuem in Naissus ihn trieb, Untertanen zu sich Westens und seines rechtfertigen. an den römischen Senat lateinischen wegen an die als 25 Er Vertreter berühmtesten Städte der Griechen, Sparta, Korinth, vor allem Athen, in dem tums er sah. noch immer die Verkörperung des Griechen- Der letzte ist noch erhalten, kenntnis von rührender Ehrlichkeit. ein Be- Doch den rhe- torischen Neigungen des Jünglings entsprechend, liest er sich fast wie eine Verteidigungsrede, die vor Gericht 30 8. gehalten und da man ist, nicht zu schonen 299 Julian in Gallien. den Gegner in einer solchen pflegte, ergiesst er in ihr den lange aufgespeicherten Groll gegen Constantius in rücksichts- Dies war höchst unklug, da er immer Versöhnung erhoffte; und auch Deutlichkeit. loser 5 mit ihm noch wenn nicht dies gewesen wäre, hätte es doch sich und nicht geschickt, dass ein Herrscher seinen Vetter Kollegen als Mörder und wortbrüchigen Verräter vor Und dem ganzen Reiche brandmarkte. 10 dem in Brief römischen Senat war nicht nur Constantius an den grosser Vater scharf beleidigt, sondern auch getadelt. Als das Schriftstück verlesen wnirde, fühlten dessen die Senatoren, so knechtisch sie waren, sich doch durch die Derbheit dieser 15 letzt und riefen in Achtung; S'egen den, Indem Anklagen gegen ihren Kaiser verlautem Chor: „Wir bitten um dem du den Thron verdankst." wollte, hatte Julian er sich rechtfertigen seine taktlose Offenherzigkeit sich selbst ins durch Unrecht gesetzt. Doch auf 20 die Stimmung des Senats kam für bevorstehenden Entscheidungskampf wenig an. den Viel wichtiger war, dass zwei Legionen und ein Auxiliuni des pannonischen Heeres, die Julian von Sirmium aus abgeschickt hatte, 25 verstärken, klärten und um in unterwegs die feste haupten versuchten. in Gallien den Grenzschutz zu Da Abfall er- Constantius zu be- Aquileja Stadt sie für den ihren julisclien Alpenpass beherrschte, waren dadurch die Verbindungen Julians mit Italien und mittelbar auch mit seiner Operations30 Er Hess daher und unter den Mauern kam es zu harten Kämpfen; aber dies war das einzige Blut, das der begonnene Bürgerkrieg kostete. Denn der plötzliche Tod des Constantius basis in Aquileja Gallien schwer gefährdet. durch seine Feldherrn belagern V. Die CoiistMiitiiiisclie Dynastie. 300 machte ihm ein l'^nde uiul veranlasste auch liie treuen Verteidiger der Stadt zur Übergabe. ('onstantius liatte von Antiüchia zum wurde ihm den \N'inten|uartieren in sicli ch'itten Mal vermählt, und diesmal die heissersehnte Freude, dass seine Gattin Faustina sich bald guter Hoffnung fühlte. denn endlich der Fluch, Constantinopel genommen der schwer auf ihn so 80 schien den Morden von von ihm lastete, zu sein, und in frohem Gottvertrauen blickte er der Zukunft entgegen. Doch umso mehr dem Himmel dankbar sich seit 5 wollte er 10 indem er vor und erweisen, allem seine Pflichten gegen das Reich erfüllte; dass ihm dadurch Entscheidung, Gelegenheit wie er es wurde, geboten die noch länger hinzu- liebte, zaudern, wird zu seinen Entschlüssen jedenfalls mit- Er zog über den Euphrat gegen gewirkt haben. i5 die Perser, wagte aber nicht einmal, die Belagerung von Bezabde zu erneuern, sondern blieb bei Edessa stehen und schickte nur eine starke Vorhut gegen den Tigris vor. Auf diese Weise sass er monatelang untätig, bis er fast Perser, Jahr zugleich durch auf einen Nachrichten die böse Vorzeichen Einfall erhielt, gewarnt, verzichtet dass für hätten 20 die dieses und dass Julian in sein Gebiet eingedrungen und schon bis an die Grenzpässe Thrakiens gelangt Jetzt sei. -entschloss er sich, diesem entgegenzuziehn. endlich 25 Was von den Heeren des Orients kampftüchtig war, wurde nach Norden in Marsch gesetzt und die Ostgrenze so geschwächt, versucht dass hätten, die Perser, fast ohne wenn einen sie Widerstand innerste Syrien hätten vordringen können. enger Kopf fasste jetzt Gedanken, mit niederzuwerfen. nicht mehr allen Mitteln den Da, als als Einfall in das Doch sein bis den einen Feind seiner Krone der Bürgerkrieg unmittelbar so Julian in Gallien. 8. bevorzustehen schien, erst am ihm erst heiratete, dem als in November 361 nach seinem Tode kleineu ein Fieber Die Nachkommen- von Gott so brünstig eine Tochter, lü 3. seinem Leben ein Ende machte. schaft, die er dem Reiche Constantius war auf seinem nach Cilicien gelangt, Städtchen Mopsukrene 5 Julian und sollte er doch noch erspart bleiben. Marsche 301 erfleht hatte, sollte zuteil werden; war es den jungen Kaiser (iratian die später aber kurzlebig, wie ihr ganzes Geschlecht, schon in jungen Jahren starb. war schon nach vierundzwanzig Jahren die von Kaisern erloschen, die von Kindheit auf im Christentum erzogen und ihm immer So erste treu 15 Generation geblieben frommem gegriffen, gleichen waren. aber damit wollten, Alle drei hatten mit sie kirchlichen Streitigkeiten ein- die Eifer in Gegensätze, die nur die Zwei verschärft. aus- sie von ihnen waren durch eigene Schuld eines gewaltsamen Todes dem dritten blieb er nuV durch jenes gnädige Fieber erspart. Er hatte die redliche Absicht gestorben, und 20 gehabt, seinem Gotte treu zu dienen; aber da er auch seine Herrschaft, die er in schwächlicher Angst bedroht glaubte, für den Willen Gottes ihre misstrauische Verteidigung zu seinem 25 gemacht. So war das, immer hatte er hielt, Lebenszweck worin er gläubige Pflicht- erfüllung sah, in einen rohen Egoismus umgeschlagen, um des willen ihm Mord und Verrat oder auch Auslieferung seiner Untertanen Landesfeind 30 erlaubt an den und berechtigt schienen. dem, was ihm gerechte Kriege waren, Reich ärger geschädigt, als ein die barbarischen Mit hatte er das Nero oder Caligula mit ihren wahnsinnigen Tyrannenlaunen. hatten fast nur den städtischen Adel Denn Roms während seine Regierung von Mesopotamien diese getroffen, bis nach V. Die Coustautinische Dynastie. 302 (Jallion hinüber überall schreckliclie Wüsten hlnterliess, deren frühere Bewohner als Bettler irrten oder in der Sklaverei der und auch in und ]{üuber umher- Barbaren schmachteten-, den Ländern, die von der Geissei seiner Kriege nicht unmittelbar getroffen waren, hatte sein unbarmherziger Feldern getrieben und die durfte jetzt das ein Reich es heidnischer mit Kaiser, die der seine Regenten- pflichten besser verstand, als seine hochchristlichen Vor- ganger, dazu berufen schien, seine schweren zu heilen. 5 Bauern von ihren So Städte arm gemaclit. Freuden begrüssen, dass Steuerdruck Wunden lo Neuntes Kapitel. Julian als Alleinherrsclier. Während Leiche die Kaisers verstorbenen des mit allem Prunk, der seiner "Würde gebührte, Klein- um asien durchzog, 5 in seiner Hinterlassenschaft. 361 zog in er, Salutius, in Erblasser 15 ihm hatte des auferlegte, kurz müssen er sich (S. 28 f), Die Pflichten, welche um den Verwandten und er erfüllte aber dass er nicht mit absichtsvoller dessen Fortsetzer als man längst im ganzen Hatten doch die Verteidigungsschriften, die vorher hatte, seinen 20 nachdem trennen zu regieren gedenke, wusste er empfangen, Philosophen heidnischen Orients. Trauer offizielle Ostentation; Reiche. festlich und ernannte sogleich seinen den Freund, zum Praefecten die ein den er hier wiederfand, Gallien von ihm die von der Bevölkerung Constantinopel väterlichen 10 ihm eigen war, Schon am 11. Dezember Hurtigkeit, entschlossenen der der Stadt seines Vaters feier- werden, benicächtigte sich Julian mit lich beigesetzt zu nach allen Weltgegenden versandt Gegensatz zu Constantius deutlich genug Während Tränen vergoss und ohne die Abzeichen der Augustuswürde den Sarg tragen half, in dem sein Vorgänger ruhte, waren schon enthüllt. die er pflichtschuldigst Verfügungen ergangen, hatte, soweit es die alles, was dieser getan möglich war, ungeschehn machen sollten. V. Die Cünstantinisclie Dynastie. 304 seiner ganzen Xacli (Jeistesrichtnng dem scliien jungou Kaiser nichts grösserer Eile zu bedürfen, den (lass und so Göttern alten als zurückgegeben Hechte ihre gnädiger Schutz für das Reich wieder- ihr gewonnen werde. Natürlich hatte er seinen Feldzug angetreten, ohne vorher durch die Mittel der nicht > heidnischen Weissagung ihre Zustimmung einzuholen und sich ihrer (Junst durcli Opfer zu versichern. Doch war dies heimlich geschehen, teils weil er an einem friedlichen Übereinkommen noch immer nicht verzweifelte, nicht er durch war, sicher seine Soldaten ob Gefahr dringendsten religiöse mit Constantius der Neuerungen ihm Als aber Pässe thrakischen vorgebeugt lo wohl auch weil entfremden würden. nicht Besetzung die teils und er der selbst in i» Naissus eingezogen war, hielt er es für seine Pflicht, den himmlischen Helfern auch und nahm öffentlich seinen dabei zu seiner Freude wahr, grösste Teil seines Heeres an den unbekümmert teilnahm, eifrigen Christen er sich Dank Wiederholt opferte er ganze Hekatomben zu bezeugen. also dass der frommen Schmausen jedenfalls nicht 20 aus In den Briefen, in denen bestand. vor seinen Untertanen rechtfertigte (S. 298), bekannte er sich often zum Heidentum; doch obgleich er sie aufforderte, den alten Kultus zu erneuern, hob -'' er doch die Gesetze des Constantius, die ihn verboten hatten, nicht in aller Form auf. Denn auch jetzt noch Ehren des älteren Augustus und damit auch das alleinige Recht der Gesetzgebung blieb er dabei, diesem die Doch kaum ungeschmälert zu Tod gemeldet, so verkündigte ein Edikt Julians Reiche erhalten. unbeschränkte namentlich den Heiden, Religionsfreiheit ihre w^ar und geschlossenen sein dem gebot Tempel wieder zu öffnen, die zerstörten herzustellen und ihren so Julian als Allelnlierrscher. 9. wo Kultus, seine Unterdrückung 305 gelungen war, Auch wurde allen verbaunteu Geistlichen, selbst wenn sie, wie Athanasius, wegen Hochverrats verurteilt waren, die Heimkehr 5 erneuern. zu schleunigst und die religiösen Kämpfe, die Coustantius unterdrückt hatte, konnten von neuem gestattet, mühsam so beginnen. musste So 10 Maassregel, eine dem Reiche zum Unheil schien, minder schwer wurden viele stimmung getroffen, die 15 gleichfalls für Der Besitz der Tempel, der vollem in Dies hatte keine Schwierigkeit, soweit er sich noch im Eigentum des Fiskus befand; denn di& dieser so erlitt, Sitte der Zeit die Verluste, Hessen sich bei der Sparsamkeit Julians bald wieder einbringen. 20 nicht dem Grossen eingezogen war, sollte Umfange zurückerstattet werden. Constautin seit billig und nicht durch eine andere Be- Julian ungerecht halten" konnte. ihnen an sich die -werden, hatten die Doch nach der bösen christlichen schon Kaiser sehr viele Tempelgrundstücke, ja vielleicht die allermeisten, an ihre Günstlinge verschenkt und diese sie teilweise auch schon weiterverkauft; ja man hatte sich nicht gescheut, die heiligen Stätten zu demolieren und Säulen oder andere Werkstücke, die man ihnen 2ä entnommen dies hatte, in Privathäuser zu verbauen. Alles von Familien zurückzufordern, die es zum Teil Jahrzehnte lang im Besitz gehabt oder selbst durch Kauf rechtmässig erworben in 30 das Privateigentum, hatten, der von war Eingriff ein sehr vielen schwer Anschauung empfanden wurde. Doch nach handelte es sich hier um Tempelraub, und die ihn Julians verübt hatten, konnten sich glücklich schätzen, sie nur dadurch bestraft wurden, dass sie iiin kürzt herausgeben mussten. Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. 4^ wenn unver- 306 ^'- Constaiitiiiisclie Dynastie. L)i'' In tliusor lU'zieliun^' glaubtu der Kaiser sehr Jilso zu sein, und auch gegen die inilde .ind(;rn Käuber, die jetzt zitternd ihre Strafe erwarteten, zeigte er sieh nicht Am hart. seinen Einfluss, Hofe des Constantius gross oder so rücksichtslos benutzt, um tanen zu bereichern. ] sich auf lütte jeder liatte sein mochte, klein er •'' Kosten der Unter- man jeden einzelnen Fall der Erpressung oder des Amterschachers untersuchen wollen, man wäre in Jahren nicht fertig geworden. So begnügte sich Julian damit, fast die ganze GesellSchaft, die nach Tausenden zählte, aus dem Dienste Von den Agentes in Rebus blieben nur zu jagen. siebzehn zurück, von den Notaren nur vier, von lo dem Heer der Köche und Kammerdiener kaum Einzelne mochten vielleicht einer und der andere. minder schuldig sein, als die übrigen; ganz unschuldig war wohl keiner, weil eine gründlich demoralisierte zahllosen Gemeinschaft hören. anzustecken alle Und jedenfalls pflegt, waren sie schwer auf den deren Unterhalt Wenn sie jetzt ihr schönes die zu ihr ge- unnütze Provinzen Einkommen i^i Fresser, lastete. verloren 20 und noch dazu unter die Decurionen eintreten mussten, um etwas von der schweren Last der Steuererhebung ihnen abzunehmen, so traf sie das nicht gar zu hart, weil sie meist in der Lage gewesen waren, sich durch ihre frühere Stellung ein sehr hübsches Yermögen zu 2j erwerben. Schärfer musste man gegen diejenigen vorgehen, die sich entweder durch notorische Schandtaten hervor- Oberbeamte selbst Erpressungen verübt und sie bei ihren Untergebenen geduldet oder gar Diesen Männern gegenüber war begünstigt hatten. getan oder Julian in als der peinlichen Lage, dass ihre Bestrafung als persönliche Rache erscheinen konnte, weil sie teils 3o Julian als Alleinherrscher. 9. 307 zu der Hinrichtung seines Bruders beigetragen, ihm 5 sich ihrer ziehen, weil Aburteilung viele, die fahren hatten, gegen mau teils Coustantius zu schmeicheln, mit Doch konnte und Tat entgegengetreten waren. \A"ort er um dem selbst, schon deshalb nicht ent- von ihnen Bedrückungen sie er- Ankläger auftraten und als Um diesen ihr Recht nicht verweigern durfte. ganz unparteiisch zu erscheinen, richtete er daher nicht selbst ju über sondern berief für diesen sie, Zweck eine Kommission, zu der nicht nur seine Freunde, sondern auch die hervorragendsten Feldherru des Coustantius, Arbitio und Agilo, zugezogen wurden. In Constantiuopel hätte sie der unter unmittelbaren Einwirkung des Kaisers und seines Hofes gestanden; das Gericht wurde 15 daher nach legt, wo dem gegenüberliegenden Chalcedou zugleich die Angeklagten der städtischen Pöbels ihre und Wut ver- des gross- die Richter deren Einfluss auf Entscheidungen entzogen waren. Trotzdem blieb den Verhandlungen die breiteste Öffentlichkeit gewahrt, 20 indem Julian die bevorzugter und Unteroffiziere zweier der Joviani und Herculiani, Offiziere Legionen, dazu kommandiert hatte, ihnen als Und so unabhängig, dass es wirklich war das Gericht Hörer beizuwohnen. den früheren Magister Officiorum Pentadius, den Julian 25 als seinen persönlichen Feind betrachtete, freisprach und den Ursulus, der bei Constantius Schatzmeister gewesen war und als solcher dem jungen Caesar grosse Dienste geleistet hatte, so Allerdings fand mindestens viel man diesen zum Tode verurteilte. Spruch ungerecht oder zu hart und meinte, er sei nicht die Unterschleife des Ursulus, sondern durch durch den Hass der Offiziere, die unter den Richtern die grosse Mehrzahl bildeten, hervorgerufen; denn jener des Constantius immer ihrem war am Hofe Einfluss entgegengetreten 20* V. Die (Jonstaiitiiiisclie Dyiiastii'. ;-i08 iiiul liatte sie iliircli übrigen scheint das Wort inaiifhos scliai-fe (Jericlit Im genug ge- gereizt. lieljeilienei'iscli um, wohl gegen den Willen Julians, mehr die Yergehungen gegen ihn und seinen Bruder, wesen zu als die sein, Sünden gegen zu ziehn; doch die Untertanen in Anbetracht in seine Urteile nicht eben hart. der Untersuchung Zeitfiitten '' waren Nur sechs Beamte, da- runtiT der Präfect Taurus, der sich durch seine Leitung Ariminum das Consulat verdient hatte wurden mit Verbannung bestraft, nur drei ausser Ursulus mit dem Tode, und diesen gönnte jeder ihr Schicksal. Es waren die ärgsten Bluthunde des Co)istantius, der Notar Paulus und der Agens in Rebus Apodemius, die durch ihre Denuntiationen zahllose Unschuldige auf die Schlachtbank geliefert hatten, und der Oberkämmerer Eusebius, der ihnen redlich dabei geholfen und durch Erpressung und Äniterhandel ungeheure Reichtümer angehäuft hatte. Auch den Praefecteii und Consuln Florentius sollte der Tod treffen, doch Hess er sich nicht auffinden; und als zwei abgesetzte Agentes in Rebus sich erboten, sein Versteck des Concils von (S. 165), zu verraten, wenn man sie dafür in lo i5 20 ihren Stellungen belassen wolle, wies Julian dies mit Entrüstung zurück. Auch später Interesse sind noch einzelne, die im Julian des Constantius schweren Schaden zugefügt Tod oder gar nach der Krone gegriffen hatten, mit oder Verbannung bestraft worden; Opfer sehr sie wenig zahlreich, doch waren diese namentlich wenn man mit den Hekatomben vergleicht, die Constantius Der junge Kaiser stand eben auch darin zu seinem Vorgänger im Gegenseinem Misstrauen geschlachtet hatte. satz, -•' dass sein eingebildete kühnes Selbstgefühl Gefahren schrecken sich Hess niöht durch und dass er hochherzig genug war, persönliche Beleidigungen leicht 30 9. Julian als Alleiülierrsclier. Als jemand Purpurgewand zu zu verzeiheu. sich ein 309 ihm augeklagt wurde, bei ein Verbreoheu, bereiten, Tod das unter Constantius unfehlbar den des Schul- digen herbeigeführt hätte, befahl er spöttisch, 5 fährlichen Menschen auch Schuhe zu schenken. noch dem ge- paar purpurne ein Bald war seine Milde so all- gemein bekannt, dass man für jede Schmähung seiner Person Verzeihung erwarten durfte. Ein Schmeichler hatte 10 den Constantius, als er seinem Kriegszuge bei gegen Julian Heliopolis durchzog, auf offener Strasse laut gebeten, er möge ihm bald den rührerischen Caesar zuschicken. Kopf des auf- Trotzdem wagte er Gegend kam, ihn um wurde sie gewährt. und ohne weiteres Gnade Den Bischof Maris von Chalcedon, der ihn wegen es, als Julian später in jene zu bitten, 15 seines Abfalls vom Christentum öffentlich schmähte, bestrafte er nur durch ein spöttisches Wort. In Auti- frommer Weiber zusammengetan, um den Kaiser, wenn er an ihrem Versammlungshause vorbeikam, mit Psalmengesängen zu begrüssen, die teils die Götter der Heiden verhöhnten, teils ihren Verehrer mit Tod und Verderben bedrohten. Julian Hess ihnen sagen, sie möchten ihre Gesangübuugen unterbrechen, wenn er durch ihre Strasse gehe; doch mit absichtlichem Trotz wurde dieser Beochia hatte sich ein Chor 20 25 fehl missachtet. Da bestellte er die Chorführerin vor seinen Thron und liess ihr, wie einem unartigen Schul- mädchen, durch einen seiner Leibwächter ein kräftige Ohrfeigen versetzen. so paar Damit schienen ihm Un- gehorsam und Majestätsbeleidigung genügend bestraft. Diese kleinen Geschehnisse zeigen uns den milden, liebenswürdigen Menschen, doch verraten wie wenig er im Stande war, die tums taktvoll zu wahren. Auch sie zugleich, Würde darin des Kaiser- wollte er es 310 V. anders Die Constantiiiisclie Dynastie. Coiistautius, als niaclicMi dass er nicht in steinerner Erhabenheit über seinen Untertanen thronte, sondern In und unbofanj^en in ihrer ISl'ütQ frei seiner Vorliebe verkelirte. für das halbverscliollene Altertum Formen, wollte er die republikanischen Augustus die Welt beherrscht hatte, in denen einst Begründung des Kaisertums die altgewohnten waren und daher natürlich erschienen, jetzt aber, nachdem sie lange abgekommen waren, nur noch Verwunderung und Gelächter vorgass aber dabei, dass erregten. So ging er am sie bei der 1. Januar die er kurz und erwies ihnen alle Ehrerbietung, die der gemeine teil vorher ernannt hatte, Auch nahm Bürger ihnen schuldig war. i(? im Gefolge 3<i2 der Consuln mit, stantinopel persönlich •'' wiedererwecken, er in Con- an den Sitzungen des Senats, ].7 was seit Jahrhunderten selbst in Rom kein Herrsclier mehr getan hatte; und das mit Recht, denn für die Regierung des Reiches bedeuteten sie garnichts mehr, sondern beschäftigten sich nur noch mit der städtischen Verwaltung, brauchte. der die in Doch Kaiser nicht einzugreifen er fühlte sich als Sophisten 2<; und fand Freude daran, sich für die Reden, die er in schlaflosen Nächten ausgearbeitet hatte, von dem vornehmsten Publikum des Reiches beklatschen zu lassen. Die Unter- tanen aber, die ein solches Verhalten bei ihrem Herrscher mehr gewohnt waren, wussten nicht, wie benehmen hatten. Machte er sich nach ihrem Empfinden mit ihnen gemein, so wurden sie, indem sie in seinen Ton einzustinnnen suchten, nur zu leicht unverschämt und verletzten das stolze 25- längst nicht sie sich dabei zu Gefühl seiner Kaiserwürde, das ihn bei keit doch nie mit den etwas so verliess. schnellen, Grosses Der eckigen aller Leutselig- Mann kleine, schmutzige Bewegungen, und Feierliches der vorstellen doch wollte^ 30 Julian als Alleinherrsclier. 9. reizte ohnehiu zum immer wieder Stelle Lachen; wieviel mehr, weiiu er was kein anderer tat, am So wurde ihm es in au seiner ]\Ieusch Und ausgelacht getan hätte! gerade das, was er 5 311 zu werden, war wenigsten vertragen konnte. jeder Residenz, die er Regierung erwählte, Verlauf seiner kurzen im sich auf die Dauer ungemütlich. Überall empfing mau ihn mit Jubel und Ehrerbietung; doch lernte man ihn erst genauer kennen, so H) rief Art un- wunderliche seine fehlbar die Spottlust w^ach, und da er nicht sich selbst, sondern der Bevölkerung die Schuld zuschrieb, fasste er einen bitteren Hass gegen jede Stadt, Nur sich längere Zeit aufgehalten hatte. eine 1.') Ausnahme. barischen Hier hatte er Kriegern gelebt, Römertums des zivilisierten losigkeit nicht als solche unter ihn ':o dem Zw^ange umgeben hatte, Krieger unter bar- als an die, sich Konvenienz die nicht gew^öhnt, seine empfandeu. des Hofes, mit dürfen, wie er es als der er in Paris machte nicht so Augustus Form- Auch hatte er dem Constantius gehen lassen frei So war er tat. in Gallien geliebt und bewundert geblieben und bewahrte daher üppigen Pracht des Ostens, die seinem in der dem asketischen Sinne zuwider war, halbbarbarischen Städtchen an der fernen Seine immer ein sehnsücli2:) tiges Doch schon Andenken. er es kaum liess er Pessinus, ein die das in Constantinopel hielt Im Mai 362 halbes Jahr aus. christliche ihm als Stadt, älteste ver- unterwegs besuchte der Götter- Kultstätte mutter ehrwürdig war, und schlug dann seine Resi30 denz in Antiochia auf, unter dessen hochgebildeter Bevölkerung er auf besseres Verständnis hatte die Absicht, die Stadt hocli zu ehren zu schmücken; wie er selbst sagte, einer marmornen machen. Doch hoffte. und prächtig w^ollte bei Er den er sie zu witzigen ^' 312 ^'i*-' Coiistaiitiiiisclie Dyiiasti«.'. Semiten Syriens fand er noch beissenderen Spott und Mit sechs l'i-ciiiiden, noch schwerere l^nttäuschung. die er niitgeljracht liatte Libanius l^edner der noch und denen betete er zu seinen Göttern, und suchte sie siebenter als liielt der sicii Aber verachten. zu in sicli dies Antiochia anschloss, Menge fern > schweigend zu tun, konnte er doch nicht über sich gewinnen. Er durch jene reächte sich Streitschrift, Verweichlichung der Antiochener seinem Auszüge in pries, eigene seine Tugend im Gegensatze zu der spartanische bei die entarteten und gelobte den Perserkrieg, nie mehr 10 in Doch auch in Coustantinopel mehr hausen, sondern gedachte es mit Tarsus zu versuchen, wo es ihm jedenfalls ihre Stadt zurückzukehren. wollte jetzt nicht sollte nicht er ergangen besser ihm erspart wäre. ehe bleiben; dem Hoffnungsfreudigkeit in Dieser neue seine bitteren wieder verkannt zu werden, völlig Schmerz i5 jugendliche immer Gefühl, unterging, nahm ihn ein gütiges Geschick von dieser bösen Erde hin- weg. So blieb er zu seinem Heil vor dem finsteren 20 Pessimismus bewahrt, dem der Idealist, wenn er alt genug wird, reiche Erfahrungen zu sammeln, nicht leicht entgeht. Zu der Entfremdung' von seinem Volke trug Übereifer nicht wenig religiöser wie geisterung, sie bei. Frömmigkeit, und Occultisten, war unermüdlich in der Befragung jeder Art von Vorzeichen, schrieb Lobreden auf den König Helios versammelte und die Mysterien sparsam sich Philosophen Göttermutter, hielt alle Fastengebote mit abergläubischer Strenge und er sonst Verschwendung. 25 überzeugten Kenegaten eigen zu sein pflegt, schwelgte er in ekstatischer um sein Mit der Be- war, doch Zweimal in täglich trieb, Opfertieren opferte der so wüste er, am 30 Julian als Alleiuhenscher. 9. 313 Morgen und am Abend, und zwar Hess durch Priester sondern tun, er das schlachtete uicdit die selbst Tiere, schleppte auf höchsteigenem Rücken das Holz zum 5 Altar und blies selbst das Feuer an; bei festlichen Gelegenheiten fielen ganze Hekatomben. wo Ägypten, langem man Als in der alte Apis selig verstorben war, nach Suchen einen auffand, Stier der die vor- geschriebenen Abzeichen des Göttertieres an sich trug, rief dies 10 er dem Kaiser bei ihn sogar auf seinen dass Dass liess. den Christen Anstoss gab, versteht alles dies selbst; solche Freude hervor, Münzen abbilden sich von doch auch die Heiden fanden es übertrieben. Man nannte ihn spöttisch den Stierbrenner oder den Opferknecht, und das Rindvieh auf den Geldstücken, 15 die Julian in aussergewöhnlicher verbreiten die liess, Reiche und sein Spenden verdoppelte Nachfolger nächsten seiner verwirkt konnte, wollte wiedergewinnen seine Untertanen durch sein Beispiel zur Und anregen. nötig genug war dies; er und dem durch zugleich denn durch verführt, waren auch diejenigen, welche noch am Heidentum festhielten, in ihren Darbringungen sehr karg geworden. Als das Jahresfest des Apollo begangen wurde, den 30 sie Nachahmung den kostenlosen Gottesdienst der Christen 25 Aber da Gunst der Himmlischen durch die „Gottlosigkeit" Constantins 20 Menge schlagen und erregte allgemeine Heiterkeit. man verehrte, hoffte feiernder und fand er alles ein Opfer dar, bei Antiochia in Julian hier spendender leer. und dem Hain Daphne ein Bürger Nur der frohes zu Gedränge sehen; doch Priester selbst brachte dieses bestand in einer ärmlichen Gans. Bei seiner Reise durch Kappadokien fand er Leute, die waren, nach aber den seinem Ritus Wunsch niciit zu opfern mehr kannten. bereit So V. Die CViii.stantiiiis<lie Dynastie. 314 waren l'raditionen <lie denen, des ihm noch anhingen, die so eifriger aber war auch tjoi erstorben; um alten (ilauhens hall) ihn in aller seiner .lulian bciniilit, Herrlichkeit aufzuerwecken. Um mannigfachen Riten, die die und bei jeder Art dos genau feststellen zu Autoritäten, Westens des Vettius Agorius wie Gläubigkeit, bei so Senator römischer ein uns sie in Der Er begegnet. Paulina alle in erstere hatte bei als sich giösen Altertümer fleissiger als lo dieser gesunkenen Zeit den Christen und seine Gattin nur denkbaren Mysterien einweihen und zugleich lassen die für von jener pietistischen den Heiden nicht weniger oft des Kulte die für Praetextatus, des Ostens seines alten Lehrers Maximus. war :> können, bediente er sich vor allem anerkannter zweier jedem Gott bei beobachten waren, zu ()j)fers Roms nach Gelehrter die i.-> reli- den Büchern der Anti- quare gründlich studiert, sodass er für die Erneuerung des Toten und Vergessenen ein sehr brauchbarer Führer sein Julian konnte. Constantinopel angetroffen hatte ihn zufällig in 20 und zum Proconsuln von Achaia ernannt, wahrscheinlich damit er dort für die Doch Pflege der eleusinischen Mysterien Sorge trage. behielt um er für Herstellung kundigen Rates als erster talischen noch zunächst ihn die zu des in seiner alten Umgebung, Kultus seines 25 Den Maximus, geniessen. Zaubers galt, hatte Julian, sobald er Constantinopel eingezogen war, zu sich berufen. allen der Kenner der Weissagekunst und des orien- Städten seiner Reise Kleinasiens, durchzog, die in In der Wundertäter bei Beamten Fürst empfangen; das Volk wurde er von den und Decurionen wie ein umdrängte ihn mit lauten Jubelrufen, und seine Frau bestürmten die Weiber mit Glückwünschen und Bitten -0 Julian als Alleinherrscher. 9. um 315 Als dann seine Ankunft gütige Fürsprache. dem einer Senatssitzung beiwohnte, Kaiser, der eben ge- meldet wurde, rannte dieser in vollem Lauf zur Curie umarmte und küsste ihn auf hinaus, 5 und offener Strasse ihn darauf den versammelten Vätern stellte in einer extemporierten Lobrede als seinen hochverehrten . Später und auch endlich weil begleiten, ]o musste Lehrer vor. seine Antiochia Feldzuge Kenntnis der dem Zukunft gläubigen Jüngling von unschätzbarem Werte schien. Es ist nicht zu verwundern, dass diese hohe Stellung dem Gaukler zu Kopfe Er stieg. fahrend gegen Untero-ebene, um des Kaisers, 15 nach persischen ihn er seinen bei solchen Hass, zeigte benutzte sich hoch- das Vertrauen Reichtümer zu sammeln, und erntete dass er sich nach dem Tode Julians sogar in dem Volksgeschrei des Und wie seine Zauberkünste ihn erhoben hatten, so brachten ihm unter den sie Theaters kundgab. christlichen Nachfolgern seines Gönners Folter und Tod. Es 20 nicht zu bezweifeln, dass er bei den Maass- ist regeln, die Julian zur Wiederaufrichtung des sinkenden Heidentums ergriff, immer um Rat gefragt wurde; sie ihm teils die weis- ohne göttliche Bestätigung, wie Maximus, teils das Orakel de& didymäischen Apollon gewähren mussten, hätte Julian keine Neuerung in den religiösen Bräuchen gewagt. sagende 25 Doch Kraft kannte kaiserlichen raten, ?>o des man den was dieser guten und Torheiten Eigenwillen kräftigen Jünglings wohl gut genug, selbst wünschte. klugen Gedanken, der als die- auch die grossen genau dem Charakter Julians, dass wir Werk erkennen de& nur zu Denn sowohl heidnischen Reaktion eigenstes um entsprechen so iu ihr zweifel- dürfen. Man hat los sein oft hervorgehoben, dass die Neuerungen, die er ein- V- t)ie Coustautinische Dynastie. 316 führte, fast allo Cliristontuin iloni outlelint das sind, er ja ans den geistlichen Stndien seiner Jugendjahre sehr genau kannte. man Gewiss ist das sich damals aber in wohl in soll Kultus und Gottesbegriff, nicht Keformen Ausdruck gaben. es, denen seine Das Heidentum, mochte auch durch die neu])latonische Philosophie modernisiert sein, s und sozialen Anschauungen den moralischen unterschieden, und eben diese waren es doch riclitig; dabei nicht vergessen, dass die beiden Religionen stammte doch in stark Grund- seinen lo formen aus grauer Vorzeit; das Christentum dagegen war mit den Anfängen des Kaisertums zugleich entstanden und hatte mit dessen Weiterentwicklung stetig So war es zur zeitgemässen Religion Schritt gehalten. geworden, und jeder Reformator, der von dem Geiste dieser Zeit nicht ganz unberührt war, nur seinem in prinzipiell Was Sinne auch konnte daher wenn er ihm noch so feindlich gegenüberstand. diesen zeichnet, w^irken, i.o vor Zeitgeist ein ist allem schrankenloser andern Despotismus Knechten; dies Merkmal aber vi^illenlosen Kirchengemeinde noch kräftiger hervor, tritt als in kennüber 20 in der Stadt Der gute Cin-ist liebte, wen sein Bischof hasste, wen sein Bischof hasste, und glaubte, und Reich. liebte, was so sein Bischof befahl; scharten schon oft möglich Der und sah mau diesen bedroht, 25 um ihn kampfbereite Banden, die Ausführung kaiserlicher Befehle un- sich die gemacht oder heidnische Priester um Jahre dagegen verzögert hatten. konnte auf seine Glaubensgenossen höchstens durch Orakel und Zauberkünste wirken; während in der Person des Bischofs der ganze christliche Kultus seinen Mittelpunkt fand, diente er nur einer Gottheit, die neben vielen andern stand und die auch der Frömmste ohne Gewissens- 30 Julian als AUeiuherrschei-. 9. Göttern er es vorzog, Gerade Opfer darzubringen. seine dass seine iladurcli, wenn konnte, vernachlässigen bisse andern 317 wenig Einfluss Priesterschaft so war das Heidentum für die Kaiser eine höchst bequeme Religion, und zu jener Zeit, wo Constantius eben erst so schwere Kämpfe gegen seine Bischöfe besass, ^ ausgefochteu eigenen 10 31acht, man hätte hatte, Doch empfinden müssen. an als dies am lebhaftesten Juliau lag weniger an seiner der Macht seines Glaubens, und dass die Widerstandskraft der christlichen Gemeinden in der straften Einheitlichkeit der bischöflichen Gewalt eine feste Stütze fand, unterlag keinem So wollte denn der Kaiser auch für seine Zweifel. Heiden eine Art von Episcopat schaffen, zugleich aber lö bei den Christen, Das lagen. Hierarchie sich 20 dass die Inhaber desselben nicht, dafür sorgen, Mittel, in vorzubeugen, ganz ähnlicher Streite sollte Art, wie eine sie der christlichen Kirche zu eut- aber erst im begann, schluss finden um dem von bieten damals auch wickeln immer untereinander im wie Schon sollte. Mittelalter seit ihren Ab- Augustus war der Kaiser Pontifex maximus; kraft dieses Titels sprach Julian Rechte die sich zu, später der Papst in die Anspruch nahm und zum Teil auch wirklich erlangte, -5 vor allem die letzte Entscheidung Fragen in des Glaubens und Kultus, die Ernennung und Absetzung der höchsten Priester und eine Art von Appellationsgericht über tlie niederen. Doch nach seiner Absicht bedeutete dies keinen unfehlbaren Despotismus; denn 30 er ernannte keinen Priester lichen und selbst keinen welt- Beamten und fasste überhaupt keinen wichtigen ohne vorher durch irgend ein Mittel der Entschluss-, Weissagekunst sich also nur die als Götter zu das Organ befragen, ihres betrachtete ausgesprochenen V. Die Constaiitiiiisclic Dyuasti*.'. 318 Unter ihm standen, den christlichen Metro- Willens. entsprechend, aber nicht durch Synoden ge- })oliten wühlt, sondern, wie schon gesagt, durch den höchsten l^ntifex ernannt, die Oberpriester der Provinzen. Sie bestellten die niedrigere Geistlichkeit, hatten ihre Führung zu beaufsichtigen und besassen das Jiecht, sie wegen religiöser oder sittlicher Vergehen abzuDie nächste Instanz bildeten dann die Oberder Städte, denen die Priester der einzelnen setzen. priester Götter und Tempel ebenso untergeben waren, wie die Wie man christlichen Presbyter ihrem Bischof. schloss diese ganze Organisation standeuen kirchlichen vollständig an der sich ; neuent- ganz unchristlich war daran nur, dass neben den Priestern in allen ihren Graden auch Priesteriunen standen, um den Dienst der weiblichen Gottheiten m sieht, zu leiten i:. oder zu überwachen. Die Priester Beamten gleichen sollten gegenüber Ehren ihre Würde den weltlichen und ihnen wahren erweisen, welche Bischöfe in Ansj)ruch nahmen. diese die die christlichen 20 Die Privilegien, die diesen und ihrem Klerus von Constantin und seinen Söhnen in so reichem Maasse allem die Befreiung vom gewährt Decurionat, waren, vor wurden ihnen und auf die heidnische Priesterschaft Bei deren Auswahl sollten nicht Reichtum natürlich entzogen übertragen. 25 und A^oruehmheit, sondern nur sittliche Eigenschaften maassgebend sein. Die erste und wichtigste war die Frömmigkeit, die sich namentlich darin äussern musste, dass der Priester sowohl in seiner Familie als auch in seiner alle, Dienerschaft sollte. seines keine Christen dulden, sondern ihm nahe standen, zum Heidentum bekehren Selbstverständlich musste er bei Ausübung Amtes die vorgeschriebenen Bräuche streno: die so 9. beobachten; Pflichten dreimal ^ Julian als Alleiulierrsclier. nicht täglicli wenn auch aber ilm seiue priesterlichen nahmen, Anspruch in 319 sollte er oder mindestens zweimal, bei beten Auch im übrigen Sonnenaufgang und -Untergang. ganze Lebenshaltung eine heilige sein; nur sollte seine selten sollte er dem Markte auf sich keine zeigen, Theater oder sonstigen Spiele besuchen, ausser wenn sie durch den Kultus vorgeschrieben waren, nicht mit oder Schauspielern 10 Wagenlenkern verkehren, jeden Kleiderprunk vermeiden, nicht durch Witze zum Lachen reizen, phische, nur ernste Bücher lesen, namentlich philoso- aber nicht die Schriften der Epikureer oder Skeptiker, noch weniger Erotisches oder gar Schlüpf- wie Komane, Komödien und Satiren. Die volle Verkörperung seines asketischen Lleals konnte Julian nicht von allen seinen Priestern verlangen, da er sonst riges, 15 die genügende Zahl von Kandidaten kaum gefunden doch war es ihm erwünscht, unter seinen hätte; Glaubensgenossen 20 Kynikern, auch in zu T^eute haben, gleich die, den dieser Art der Heiligkeit mit den Christen wetteiferten. Er gründete daher heidnische Mönchs- und Nonnenklöster, die freilich während seiner kurzen Regierung kaum fertig geworden sein, ge- Yor allem schweige denn sich gefüllt haben können. 25 aber schrieb er seinen Priestern vor, es in den Werken der Barmherzigkeit den Christen gleichzutun und wo möglich, noch zu Arme speisen. Fremde übertreff'en. Auch sie sie, sollten bewirten. Gefangene besuchen, Tote begraben, und das zwar ohne Unterschied des 30 Denn wie die Christen durch solche Mittel viele bekehrt hatten, so hotfte er dadurch auch Bekenntnisses. einige von ihnen Diese Mildtätigkeit eiijenen Yermöüen zum Heidentum sollten üben die und zurückzuführen. Priester auch ihre aus ihrem Gläubigen V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie. 320 dazu anhalten; ihnen (hifür auch ein an- \viir<le ilocii und gewährt, Btaatszuschuss sehnlicher der Erbauung von Hospitälern und zur Beherbergung armer Reisenden. sorgte für die Im Kultus Kaiser Iläusei-n entlehnte Julian den Arianern, deren 5 entschiedensten Vertreter Aetius er trotz seines Christeuhasses hoch vorehrte, den noch durch Arius selbst ein- geführten Kirchengesang, in die Orthodoxen, kannte (III Hymnen, Die 392). S. die teils herstammten, teils dem auch wie später er, wirksames Lockmittel sehr ein Priester sollten er- heilige lo noch aus dem früheren Altertum neu gedichtet auswendig waren, lernen und sie beim Gottesdienst im Wechselgesange mit Männerchören vortragen, zu deren Ausbildung in besondere Schule gegründet wurde. Alexandria eine Ferner scheinen Strafen dass verloren, w^arfen. dem Muster erhalten zu der christlichen haben, kirchliche Abstufungen den Sündern sie predigen und Gemeinden zum Guten ermahnen, teils Sinn der heidnischen Mythen erklären, Namentlich aber sollten ihre teils den tieferen so nach verschiedenen in aufzulegen. dabei sie Recht das Bischöfe diese, dass Anstössige ausgelegt, allegorisch Dass die immer wieder vormeisten dieser Anordnungen Projekte die Zeitgenossen wurf gemacht, dass er er so hitzig bewusst. haben es ihm zum Vor- die Einrichtungen der Kirche, bekämpfte, habe, und auch er selbst als war ihr Affe sich nachgeahmt dessen zum Teil Doch wie schon gesagt, entsprach er damit die dem Heidentum seiner Zeit nur Anschauungen, ebenso geläufig waren, wie seinen christlichen Gegnern. Er 2.5 Julian länger gelebt hätte, versteht sich von selbst. Schon die 20 das ihnen die Christen blieben und viele unausführbar gewesen wären, auch wenn i5 selbst meinte zwar, nur dessen uralte Überlieferungen 30 Julian als Alleinherrscher. 9. zu neuem Leben zu erwecken, aber wo kam tat, mit er So wenn Konflikt. den der schroff nnd verurteilte seiner Priester Venus- Astarte Festzüge und hielt nur weil diese Formen des Kultus in feierte, die Urzeit zurückgingen 10 in mit den Eunuchen der Göttermutter oder Hetären Orgien eigenen Überzeugungen vom Umgange selbst die Schauspieler ausschloss, er dies wirklich der streng asketisch lebte, alle er, Yerirrungen geschlechtlichen 5 seinen 321 und, allegorisch erklärt, eine sehr schöne Bedeutung hatten. In Verehrung für seiner was alles, dem aus grauen Altertum herstammte, übertrug er seinen Hass gegen das Christentum 1.-) auch nicht in jeder Weise. Er war der Überzeugung, Volke seine besonderen Götter zugeteilt Schicksalen dessen sich 20 über hieraus der Nationen in Sitten So konnte erklären lasse. anstössig sein, dass die nur Juden einzig es sie jedem dass seien, die und dass wachten, die Verschiedenheit Charakter Vor- auf dessen sondern begünstigte die jüdische Religion, läufer, ihm dem Gotte und nicht Israels dienen wollten, und dass ihnen in der Bibel blutige Opfer geboten waren, wie er selbst sie mit so heissem Er befreite Juden zu tragen Eifer darbrachte, erregte sein(? Sympathie. sie 2') daher von den Steuern, die sie als Wohlergehn zu beten Opferdienst zu erneuern, und als sie hatten, forderte sie auf, für sein und ihren alten darauf erwiderten, dass dies nach ihrem Gesetz nur im Tempel von Jerusalem geschehu könne, gab er den Befehl, ihn in aller seiner Pracht wieder aufzubauen. so Dabei leitete ihn wohl auch die Absicht, die Weis- sagung Jesu,, dass von dem Tempel kein Stein auf dem andern doch bleiben solle, zu zur Freude werden. der Im Winter Seeck, Untergang Schanden zu machen; Christen 3C)"J/G3 der antiken Welt. sollte er enttäuscht wurde der Osten IV. 21 des ^ 322 Dil' ConstaTitiuisclie • Dynastie. Reiches von wiederholten Erdbeben lieimgesucht, und eines derselben, bei dem Flammen zugleich dem aus Boden schlugen, tötete viele von den Arbeitern, »lie bei dem Tempelbau beschäftigt waren, und setzte auch die übrigen in so unterbrachen, um Schrecken, dass nie wieder sie der Tod des Kaisers, ihre Tätigkeit sie > Denn aufzunehmen. der bald darauf eintrat, setzte auch diesem christenfeiudlichen Bestreben sein Ziel. Wie diese Maassregel, so gingen auch alle andern, mit denen Julian dem Christentum entgegenzuwirken lo Schon strebte, neuen der die Anhänger verordnete, dass er gesetzlich künftig Religion seien nach der Heimat ihres Gründers öaliläer zu nennen, und ihnen so die Bezeichnung aus dessen genauer Kenntnis hervor. eines kleinen und wenig Stammes geachteten als lö Schimpfnamen anhängte, ist ein deutliches Zeichen davon. Für seinen Glauben Propaganda zu machen, war er eifrig bemüht; doch wusste er, dass das Blut Er erklärte der Märtyrer der Same der Kirche war. daher öffentlich, nicht bestrafen hielt au die Unverständigen dem Grundsätze mit eiserner Konsequenz wenn die nur beloliron, 20 zu w^ollen, vermied jede Gewalt und Christen der vollsten Religionsfreiheit fest, selbst am thu liebsten verletzt natürlich, hatten. So empfing der Bischof Eleusius von Cyzicus, der noch unter Constautius eine Kirche der novatianischen Sekte 25 hatte uiederreissen lassen, von Julian den Befehl, sie bei strenger Strafe innerhalb zweier Kosten wieder aufzubauen. Monate auf eigene Doch auch er selbst nahm seinen religiösen Gegnern nur selten eiues ihrer Bethäuser, ausser gewesen w^aren. wenn diese früher heidnische Tempel Soweit die Belehrung seiner Priester und Philosophen nicht ausreichte, um die Christen zu bekehren, half er ihnen durch die Entziehung weit- so 323 Julian als Alleinherrscher. 9. Er erklärte christliclien Städten offen seine Ungnade und schlug ihre Bitten ab, ja er degradierte sogar Majuma, das Constantin um seines lieber Yorteile nach. Glaubens willen ä zum erst zur Stadt Dasselbe Dorf. erhoben hatte, wieder Schicksal Caesarea erfahr in Kappadokien, ja es wurde noch härter gestraft, weil seine Bürger gewagt hatten, noch unter Julians ReBesondere gierung einen Tempel niederzureissen. Freude aber machte es ihm, die Gläubigen dadurch so dass ZQ benachteiligen, er sie mit boshaftem Spotte Die Bibel zwang, ihre eigenen I^ehren zu befolgen. verbot, dass zu ScJiwert das die Christen daraus ziehen; weder Soldaten ergab noch sein, sich, Statt- Ämter bekleiden jedem gezwungen sein konnten, Todesurteile zu verhängen. Sie hielten jede Berührung mit dem Heidentum für befleckend und meinten, dass halterschaften oder andere richterliche 15 durften, ihr weil sie in Gebet und ihr Dämonen lähme: 20 Kreuzeschlagen folglich eines Kaisers dienen, konnten die der Kräfte sie nicht am Hofe der durch Weissagekünste und Opfer immerfort mit den Dämonen im Verkehr stand. Sie erklärten und wollten die heidnischen wissen: daraus folgte, 35 Mythen für nichts von ihrer allegorischen unsittlich Bedeutung dass sie den Unterricht in der Grammatik, der ganz auf Homer beruhte, also fort- während mit jenen Mythen zu tun hatte, nicht erteilen durften. Sie gaben vor, die Künste der Rhetorik zu verachten; mithin konnten sie auch nicht Lehrer der Rhetorik sein. Übrigens ging Julian bei diesen Neuerungen nur so tastend Christen und zögernd vor, ja den Ausschluss von Kriegsdienst uud Staatsämtern hat der er, wie es scheint, gar nicht durch Gesetz verfügt, sondern nur tatsächlich durchgeführt, und auch das 21* mit V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie. 324 Ausnahmen. vielen l)('k(!hruiig Seine ersten Versuche zur Masson- machte er am Heere, wo sie am ihn fiir wichtigsten und gefährlichsten waren, niul dort gelangen sie wunderbar Die Barbaren und Jlalbbarbaren, waren noch nicht von jenem Pietismus leicht. die es bildeten, des dekadenten Römertums der ergriffen, am 7 Erden- leben verzweifelte und alle Hoffnung auf ein besseres Ihre Seelen waren daher Jenseits richtete. Aufnahme für die des Christentums sehr schlecht vorbereitet. Unter Constantin und seinen Söhnen werden die meisten sich der Religion ihrer Herrscher angeschlossen und dann auch ihre Kreuze geschlagen schriebenen Gebete hergesagt <labei zu Denn denken. das und haben, Dogma von vorge- die ohne sich viel der Erlösung zu verstehen, waren die meisten gewiss ausser Stande- war Christus nur ein siegbringender Gott, oder Wodan, und innerlich hinderte sie nichts, zu diesen zurückzukehren, wenn ihr neuer Nach Julians Tode sollte ihnen Kaiser es verlangte. zuerst ein Heide als Kandidat für den erledigten Thron Für 10 \'y sie gleich Mithras und vorgestellt werden, schied mit mau sich für einen Christen. Dass begrüsst Akklamationen denselben ablehnte, erst als dieser zweifelte keiner; so gleichgiltig war ihnen sie beide hätten, be- die Religion ihres Herrschers. Als daher Julian in Naissus seine Dankhekatomben opferte und dabei Fleisch der geschlachteten Tiere verteilen Hess, scheinen natürlich unter -'o ent- die -'ö- das Soldaten nur sehr wenige den Opfer- braten, der für die Christen ja streng verpönt war, von sich gewiesen zu haben. Dies ermutigte ihn, er in Antiochia angelangt war, auch an den als Truppen des Orients seine Bekehrungskünste zu versuchen. Als ihn die Soldaten in Paris zum Augustus ausriefen, hatte er ihnen zum ersten Mal ein Donativ '^'^ Julian als AlleinheiT.scher. 9. 325 versprochen; es betrug je fünf Solidi und ein Pfund Kopf des Gemeinen, das Silber auf den in 5 unserem Gelde etwa stattliehe Summe. nachdem ganz eine also Wahrscheinlich wurde sie bezahlt, er sich Constantiuopels und seiner Schätze bemächtigt hatte. In Antiochia verteilte er eine neue Gabe und benutzte dies, Glauben zu gewinnen. Kaiser jedem 10 127 Mark, zusammen sind um Empfänger für seinen Der Sitte gemäss übergab der die Soldaten persönlich das Geldgeschenk; daneben aber war ein Altar dem aufgestellt, auf jeder, ehe er es empfing, ein paar Körner Weihrauch ver- brennen Die meisten taten dies ohne Be- musste. denken, und die wenigen, in denen Zweifel sich regten, folgten 15 doch der Masse, ihnen dass klar, sie dass keiner so Doch schlössen zu haben scheint. durch sich ausge- später machte dies heidnische Christus abgesagt und ihre Seele den man Opfer Dämonen ver- schrieben hätten. Einzelne sehr eifrige Christen suchten darauf den Kaiser auf, warfen ihm das Geld vor die 20 Füsse und verlangten, durch die Weihe des Martyriums von ihrer Todsünde gereinigt zu werden-, Julian aber tat ihnen nicht den Gefallen, sondern nur mit Entlassung und Verbannung. 25 bestrafte sie Sein Zorn über diesen Bruch der Disziplin wurde durch die Freude, dass ihrer so wenige waren, bei weitem überwogen. dass das Heer in seiner ungeheuren Denn er sah, Mehrzahl zum war und dass er diejenigen, welche ihn weigerten, werde entlassen können, ohne damit seine Truppenmacht wesentlich ^0 Opferdienst bereit zu vermindorn. Noch viel einfacher erwies des zivilen Beamtenstandes. sich Denn da die Reinigung Julian ohnehin Zehntel desselben entliess, fiel es ihm nicht schwer, nur solche Männer zurückzubehalten, die ent- neun 326 V. Dio Coiistaiitiiiisclie Dynastie. weder dem .ilteii waren oder (ilauben treu geblieben ihr Christentum abschworen. Gegen die Lehrfreiheit schritt er erst in Antiochia angenehm dem auf den Rat des Libanius, vielleicht ein, Konkurrenten wenn konnte, sein christlichen 5 Dessen Schriften hatte er würde. los seine er nur es Knabe bewundert und studiert (S. 207); als Jüngling war er mit ihm in Briefwechsel getreten, schon und als als er ihn in Antiochia persönlich kennen lernte, gewann der berühmte Redner schnell Am Einfluss. keiner sich 17. als Juni verfügte 3()2 Lehrer einer in ihm grossen bei Julian, Stadt lo dass niederlassen dürfe, ehe er durch einen Beschluss ihrer Decurionen als anerkannt wüi'dig bestätigt habe. sei ausgeschlossen, prinzipiell und der Kaiser denselben Damit waren die Christen noch nicht wohl aber konnte dies i5 in jedem einzelnen Falle geschehu. Schon in diesem Gesetze war es ausgesprochen, dass bei einem Lehrer der Jugend in erster Linie die sittlichen Eigenschaften, erst in zweiter die rednerische zu ziehen sei. Befähigung Edikt, dessen Wortlaut uns noch so des 20 dem vielbesprochenen erhalten ist. Der aus nnd gelangte so zu Unterricht, Betracht Sehr bald spann Julian diesen Gedanken weiter Bildung in bezwecke nicht nur erklärt er darin, Geistes, sondern anch des Charakters 2,7 und dürfe daher nur von aufrechten und wahrheitsliebenden Männern liche Lehrer beispiele erteilt heidnische interpretierten, verwerfen müssten, Wahrheit, die sie so als Sie dürften daher nicht Wenn werden. Schriftsteller deren Inhalt liege sittlich darin aber christals eine innere dazu hätten, an Un- minderwertig erweise. mehr Homer und die andern Klassiker behandeln, sondern könnten sich, Lust Muster- prinzipiell sie Matthäus wenn sie und Lukas halten. so Julian als AlleiDlierrscher. 9. Wie man waren sieht, damit 327 Christen die nicht von der Inter- eigentlich von der Schule, sondern nur pretation der heidnischen Schriftsteller ausgeschlossen; da aber die ganze Methode des Unterrichts an diesen 5 war und man eine andere zur Zeit nicht kannte, wurde damit ihre Lehrtätigkeit dennoch lahmausgebildet So gelegt. ist denn auch dies Gesetz von derselben den Zeitgenossen und ohne Zweifel war Am 10 dies als Verbot ein worden, aufgefasst im Sinne des Kaisers. Schlüsse des Ediktes erklärt er, der christ- Jugend den Besuch der übrigbleibenden Schulen nicht untersagen zu wollen. Aber wenn er dies aus- lichen hervorhebt, drücklich i:t so ergibt dem Gedanken dass er sich mit schon sich eines botes getragen hatte, und wenig später zur Reife gediehen. heidnische Lehrer daraus, Ver- solchen ist er bei ihm Anfangs mochte er glauben, dass die Schüler zu Glauben ihrem zurückführen würden; doch hatte die Erfahrung dies längst widerlegt. 20 die bei Libanius kaum einer Denn von den abgefallen, vielmehr benutzten von jenen erlernte Redekunst, nur um so zahlreichen Christen, oder Themistius gehört hatten, war um das wirksamer zu bekämpfen. verhindern, erliess er ein neues Gesetz. 25 so sagte er darin, sollten künftig nicht Heiden Dialektik und Redekunst lernen, die Heidentum Um dies zu Die Christen, mehr um bei den sie gegen Lehrer auszubeuten. Gründe und schön griechisch Reden gehöre denen, welche die Götter verehrten; die Christen verachteten Gründe und Bildung; ihre ganze Weisheit sei: „Du sollst glauben!" Daher solle es ihren Kindern nicht mehr gestattet sein, die heidnischen Schulen zu besuchen. Doch ist dies Gesetz wohl kaum zur Durchführung gelangt, weil es erst den allerletzten Monaten von Julians Reffieruno; an<>'ehören kann. ihre ."0 sie ^'- 328 Constaiitiriisclic J)yiia.sti(;. l'i'' Obgleich diese was festlegten, I5estiiiiinuiigen mir das gosetzlicli die Christen theoretiscli ininiei' gefordert, praktisch freilich jiie durchgeführt liatteii, wurden sie von diesen doch als grimmigste Tyrannei verschrien. Sie jammerten, dass sie dadurch aller Bildungsmittel beraubt und auf ewig mundtot gemacht würden, •'' während vielmehr, wenn jene Edikte Dauer gehabt hätten, sie nur hätten zur Folge haben können, dass eine christliche Bildung an die Stelle der heidnischen Noch unter .lulians kurzer Begierung Konsequenz von den beiden ApoUinaris, getreten wäre. wurde diese Um Vater und Sohn, gezogen. ]ü dem grammatischen Unterricht eine neue, christliche Grundlage zu geben, brachten die Bibel sie Maasse, zum zum Verse, und zwar in Hexameter, zum Teil in in Teil möglichen lyrischen alle Teil auch in dialogisch dramatische v, Form. Schön werden diese Hastprodukte nicht gewesen sein; doch um an ihnen Grammatik, Versmaasse und Redeformen zu lernen, waren sie jedenfalls gut genug, und mehr brauchte mau Denn den tatsächlich nicht. Christen Avar es ja nicht verboten, Homer und 20 Sophokles, und Demosthenes zu lesen, sondern nur, sie dem und rhetorischen Unterricht zu Grunde zu legen, und ihrem Verständnis hätte es Piaton grammatischen wirklich nichts geschadet, mehr in wenn man gepaukt der Schule gebrauchte Lehrmethode, die kaum hunderten er die Christen zuarbeiten, können. gross, in um so Doch dies derselben seit künftig nicht Wenn mehr als zu Fall gezwungen hätte ihnen :5 ab- fünf Jahr- das gekommen wäre hätte, eine neue aus- nur zum Segen sein die geistige Trägheit der Zeit einzusehn. Form die nennenswerte Veränderung er- durch Julian fahren hatte, und eine sie hätte. Sobald man war zu mehr nicht Bilduno- erwerben konnte, wie die so 9. Julian als Alleinlierrscher. 329 Väter, Grossväter und Urahnen es getan hatten, meinte man, ganz bildungslos bleiben zu müssen, und begrüsste es als einzige Rettung, diese Befürchtung zu 5 Tod dass der frühe Ecke ge- Arbeit der beiden Apollinaris wurde in die Homer wieder worfen, der man trottete auf den Julians Die mühsame Schanden machte. auf den Tisch gelegt, und gewohnten Wegen weiter im nralten Schlendrian. Mochte Julian auch den Standpunkt seines Piaton 10 teilen, dass das Gesetz der oberste Herrscher im Staate sein müsse, darin blieb er doch der römische Despot, dass er niemals zögerte, aus rein persönlichen von allen Gesetzen, auch von nahmen zu 15 seinen Gründen Aus- eigenen, So wurde dem Proaeresius gestatten. in Athen, obgleich er Christ war, die Fortsetzung seiner Lehrtätigkeit gestattet; doch wies er diese Bevorzugung vor seinen Glaubensgenossen stolz zurück. erwies sich der Kaiser gegen kannte und schätzte, 20 Caesarius, aber als für galt der Götter z. manche Gebieter: ihn der Grundsatz, seine sonst B. o-eoen Aetius und den Arzt haldvoller auch Auch Christen, die er Freunde im aligemeinen dass die Freunde sein müssten. Wie Beamten anwies, die Christen zwar nicht zu bedrücken, aber wo sich dazu Gelegenheit biete, doch er seine 2.") Heiden zu bevorzugen, so verfuhr auch er selbst. Za Beamten ernannte er nur seine Glaubensgenossen, die vor allem solche, die sich durch irgend welche literari- schen Leistungen bekannt gemacht hatten, und diese Art des Vorgehens erwies sich als höchst erfolgreich. 30 Um Amter oder Geschenke zu erlangen, Hessen Un- zählige, darunter selbst einzelne Bischöfe, sich bekehren; auch jener Sophist Heceboliiis, der, weil er Christ war, den Knaben Julian hatte unterrichten dürfen fiel Jetzt dem Manne zu Liebe (S. 206), zum Heidentum ab. V. Die Constantiiiische Dynastie. 330 Als der Kaiser war, warf er sich dann wieder vor der tot Kircliontür in den Staub, schrie den Vorübergelienden zu: „Tretet mich unter die Fiisse. das Salz, das faul «geworden und wird gewiss die ist!" J)ussfertigkeit Christengemeinde .lulians durch haben. erzielt eine rührende so Wiederaufnahme Und wie in unter seinen christlichen Nachfolgern wurde, die wieder auch bei vielen seiner Beamten und Freunde das Heidentum nicht länger christlich als seine so dauerte w kurze Regierung. Während Soldaten und Beamte, kräftigste und der geistig :> das Heer der höchstgebildete Reichsbevölkernng, indifferent genug waren, physisch Teil der um den Religionswechsel ihres Herrschers mit Gleichmut hin- zunehmen und äusserlich mitzumachen, rief er in \r> anderen Schichten eine Gährung hervor, die sich auf beiden Seiten, in Ägypten die der heidnischen wie der christlichen, rohen Gewalttaten Luft machen in erste sollte. Und wie den religiösen Wirren dieser Zeit immer Rolle gespielt hatte, so übernahm es auch 20 diesmal die Führung. In dem bunten Völkergemisch, das die Länder des Reiches füllte, sind die Ägypter derjenige Teil, der allen andern am meisten fremd und abstossend und dessen Charakterzüge uns deshalb am lebhaftesten geschildert werden. Denn was uns gewohnt und vertraut ist, beschreiben wir nicht, sondern nehmen es als selbstverständlich hin. Während die erschien andern Provinzen schaften oder aus kleiner den Gebieten 2.> wilder Völker- Stadtrepubliken zusammen- gewachsen waren, beide der Freiheit gewohnt, ehe Rom sie unterwarf, hatte Ägypten seit dem ersten Anfang der bekannten Geschichte unter einem Despotismus gestanden, der ebenso hart und vielleicht noch 30 Julian als AUeinherrseher. 9. 331 So hatte härter war, als die Herrschaft der Caesareu. man mehr sich hier seit Regierungsform angepasst, 5 viertausend Jahren einer als in des Kelches sich erst seit drei Freilich auch hatte sich Unterwürfigkeit bei dem ihnen in geimg schnell aber doch nicht so welche die andern Teile Jahrhunderten einlebten. knechtische die entwickelt, das schon seit der Zeit, Volke, wurzelte angeerbten Instinkten, wie tief in wo es die Steinblöcke zu den Pyramiden herbeischleppen musste, 10 den zur Sklaverei gezüchtet war. Solange Römern noch ein kleiner Rest von republikanischem Empfinden sich bei hatten sie daher die Ägypter als erhielt, eine niedrigere Menschenrasse tief verachtet. Als alle anderen Provinzen längst im Senat vertreten waren, 15 blieben sie noch von öffnete ihm ausgeschlossen; erst Caracalla Und je mehr die übrige ihnen seine Tore. Reichsbevölkerung in Knechtschaft versank, desto höher stiegen jene an Achtung und Einfluss, ja 20 dem dritten von geistiger früher ihr Vorzug, Jahrhundert konnten sie seit sogar eine Art übernehmen. Denn was Schimpf gewesen war, wurde jetzt ihr dass Führerrolle sie nämlich den Zuständen, die sich unterdessen im Reich entwickelt hatten, so gut angepasst waren, wie keines seiner anderen Völker, 25 am wenigsten die neueingewanderten Barbaren und deren Nachkommen. Der Ägypter verstand es meisterlich, sich zu ducken und Mächtigen zu schmeicheln. Aber weil er sie ängstlich und tückisch belauerte, hatte er auch 30 ein scharfes Auge für ihre Schwächen und rächte sich gern für seine Unterdrückung durch giftigen Spott. Um dieser Lust Gefahren waren, nicht, dass ein zu frönen, die freilich Witzwort, scheute er auch ernste sehr dadurch vermindert von einem aufgebracht, 332 ^'- von Tausonden schnell bald mehr Denn auch nicht war. dass mau sich Dynastie. Coiistaiitiiii.sclie 1^'t! wem wusste, von darin zeigte allein der Masse versteckt, und man nachgesagt wurde ausgegangen es der sich Kechtssinn, nicht leicht vorwagte, um aber in Ägypten so kecker wurde. war daher das klassische Land der Krawalle und Kevolten; man schlug sich tot um Sänger und Circuskutscher, wie um Bischöfe und Dogmen, ja der kleinste Zank von Privatleuten konnte genügen, um auf beiden Seiten Parteien anzusammeln, die nicht eher ruhten, Wurde dann ein Einzelner als bis Blut geflossen \var. gefasst, so setzte er •"' lo der Obrigkeit die zäheste Kraft passiven Widerstandes entgegen; selbst auf die Folter gespannt, dass er blieb und starb hartnäckig er Schon bekannte. seit lieber, als Pharaonenzeit der i.'» wurde durch eine schonungslose Finanzwirtschaft aus dem Volke so viel hergeben konnte. sich Geld herausgepresst, wie es irgend Gerade deswegen aber hatte man gewöhnt, niemals gutwillig zu zahlen, und Ägypter galt es fast als Schande, wenn er dem noch nicht 20 wegen Steuerverweigerung ausgepeitscht war. Den Beamten betrachtete man als natürlichen Feind, war aber doch so gewohnt, nur von seinem Willen Glück oder Unheil zu erwarten, dass man und Pest ihm Schuld zu geben selbst pflegte. Misswachs Je gründ- 2.1 lieber das echte Kechtsgefühl unter jahrtausendelanger Willkürherrschaft erstorben war, desto eifriger suchte man den Schein des Rechtes für sich auszubeuten und war daher immer einen Vorteil, ob bereit zu prozessieren, sobald rechtmässig davon erwarten konnte. bestochen, so lauerte um ihm das Kaum war Julian ßel, man Und oder hatte man unrechtmässig, man den darauf, dass er in Richter Ungnade Geld wieder abfordern zu können. zur Alleinherrschaft gelangt und ao Julian als AlleiDlierrsclier. 9. 333. damit die Sicherheit gegeben, dass die Kreaturen des Constantius ihre Macht verloren hatten, so sammelten ganze Scharen von Ägyptern in Constantinopel und klagten auf Herausgabe der Geschenke, die sie jenen gespendet hatten, um durch sie irgend eine sich '> Gunst zu erlangen. Vor diesem Andrang wusste sich Er beschied der Kaiser nur durch eiue List zu retten. Bande nach Chalcedon, angeblich um dort die ganze ihre 10 Klagen zu hören, und als sie glücklich alle jenseit der Meerenge waren, verbot er den Fährleuten, irgend einen Ägypter nach Constantinopel überzusetzen. am erliess er 1. Februar 362 forderung derartiger Geschenke untersagte, freite in sich Dann Rückund be- ein Edikt, dass die von der Entscheidung jener Ägypter- so prozesse, die ihn in unendlicher Zahl bedrohten. Die Gewohnheit, sich demütig einer übermächtigen um Gewalt zu beugen und ängstlich Gunst und Gnade zu flehen, macht ein knechtisches Volk auch zu einem denn was es seinen irdischen Herrschern religiösen; 20 gegenüber gelernt So lischen. hat, das übt es gläubigem Fanatismus alle hervorgetreten. Oxyrynchos war der Stör der Hund. rächten die Ägypter an andern Völker des Römer- Dies war schon in der Zeit des heidnischen reiches. Tierdienstes 25 auch vor den himm- denn auch übertrafen Da Den heilig, Bewohnern von denen von Kynopolis diese ohne Gewissensbisse Störe assen, indem sie einen grossen OpferHundebraten veranstalteten. Daraus sich jene, schmaus von entstand ein blutiger Krieg zwischen beiden Städten, 30 bei dem mussten. Wut die Und römischen Herrscher diese Kreuzzüge ausgekämpft, dass Ruhe schaffen wurden mit solcher man einmal einen Getöteten in kleine Stücke zerschnitt, die die Sieger unter sich verteilten und roh verschlangen. So waren denn auch V- Die Constautiiiischc Dynastie. 334 die Christenverfolgungeii, die der I'übel von Alexaiulria von ganz sich auf eigoiie Faust gestattet hatte, Grausamkeit nierter Christus schmähen, zu gemacht, sondern oder steinigte gewesen; lange gegen in Arianer die nicht raffi- weigerte, sich gleicli nieder- man ehe gemartert, verbrannte. Christentums hatte dann doxie w^urde wer ihn ü Nach dem Siege des den Kämpfen der Orthoderselbe Fauatisnms sich unter anderen Schlagworten ausgetobt, und Athanasius war echter Ägypter sein als Doch wesen. würdiger Anführer ge- diesem konservativsten in w Völker aller war auch die alte Religion noch lange nicht erloschen, und während die kirchlichen Parteien auf einander losschlugen, benutzten die Heiden mit boshafter Freude die um Gelegenheit, auch ihrerseits bald der einen, 10 nun ein Herrscher ihres Glaubens zur Regierung kam, waren sie schnell bereit, nicht nur als Bundesgenossen der Orthodoxen oder der Arianer in den christlichen bald der andern Prügeleien ihre eigene eins auszuwischen. Knüttel zu Rechnung frisch Als schwingen, sondern gewandt, um war (S. 20 und fröhlich Krieg zu führen. Jener Georgias, der den Alexandrinern aufgezwungen auf 156), hatte alle als Bischof Mittel an- sich in der feindlichen Stadt zu behaupten, damit aber nur grösseren Hass geerutet. Um durch -j^ reiche Almosenverteilung einen möglichst grossen Teil des Pöbels zu gewinnen, der ihm gegen seine zahlreichen Feinde als Leibgarde dienen konnte, hatte er für die Finanzen der Kirche neue Einnahmequellen zu erschliessen versucht und damit viele Privatinteressen verletzt. Vor allem aber hatte er dadurch auch die Orthodoxen gewinnen wollen, dass er das Heiden- tum scharf bekämpfte. Mithrasheilio-tums Die Stätte eines verlassenen war ihm von Constantius oescheukt •!» 9. Juliau als AlleiuheiTSolier. 335 worden, und er hatte hier eine Kirche errichten wollen. man für die Fundamente derselben die Erde auswar man auf die unterirdische Höhle des Gottes gestossen und hatte darin Menschenschädel und andere geheimnisvolle Symbole der Mysterien aufgefunden. Diese hatte Georgius dem Heidentum zum Spotte öffentlich ausstellen lassen und damit einen Aufstand Als grub, '^ 10 um Christen viele umgebracht, einzelne den Tod ihres Erlösers zu parodieren, ge- kreuzigt wurden. Am 29. August 358 war der Bischof worden und hatte kaum sein Leben gerettet. Bald darauf waren neue Krawalle ausgebrochen, und nach zehntägigen Kämpfen hatte Georgius am 2. Oktober 358 den verbündeten Heiden und Orthodoxen weichen müssen, nachdem er sich nur neunzehn Monate in Alexandria behauptet selbst in 15 dem bei erregt, sogar, einer Kirche überfallen Erst nach fast drei Monaten (24. Dezember) war es gelungen, mit Hilfe der Truppenmacht die Ruhe herzustellen und die Kirchen den zurückhatte. 20 gebliebenen Am 23. Juni Klerikern des Georgius zu übergeben. 359 war dann jener Notar Paulus, den Coustantius so gern zur Ausführung seiner Blutbefehle gebrauchte, in Alexaudria erschienen und hatte über die 2j Feinde des Bischofs fürchterlich Gericht gehalten; doch dieser selbst hatte sich noch nicht zurückgewagt. Im Jahre 360 hatte der Dax Artemius nach Athanasius, in dem mau den Anstifter aller jener Unruhen erkannte, in Alexandria gefahndet und einen Mönch, bei so dem man ihn versteckt glaubte, Auch diesmal aber waren gespannt. auf die Folter mit den Ortho- doxen zugleich auch die Heiden heimgesucht worden. Derselbe Artemius Hess den Tempel des Serapis ausrauben, und als die Anbeter des Gottes ihn verteidigen wollten, kämpfte er sie mit seineu Soldaten nieder. \- Di'! foDstunliiiischi! Dynastie. 8;-}B Unter Schutze dein (h)8 (jreoi'giiis, Mannes dieses des Ilofhiger wagte Constantius, bisher aufgehalten hatte, zu verlassen und veniber3Gl wieder in um genius vorüberging, als stehen.^" Tage dauern, sich 'iO. Xo- Seine er gc- die am Tempel er rief er auf offener „Wie lange seinem Gefolge zu: noch er am Da am langte Nachricht an, dass Constantius des des neuen Herrschers laut Beinhaus soll dies 30. November tot Da man Bischof zur Strafe ziehe. Stadt- Strasse die lo und sogleich sei, forderte das Volk mit lautem Geschrei, dass man den über die Entschlüsse noch zweifelhaft war, glaubte der Praefect diesem Verlangen nur soweit nachgeben zu müssen, s den Zorn der Heiden von neuem Denn aufzustacheln. wo Alexandria einzuziehen. Herrlichkeit sollte nur drei schickt benutzte, endlich um dass er GJeorgius, ihn vor der 1,5 Wut des Pöbels zu schützen, gefangen setzte und Artemius zu seiner Verantwortung an das Hoflager schickte. Drohung ab, dass er bald wiederkehren und dann seine Rache nehmen werde, und Dieser reiste mit der Statt ihn erwartete angstvoll seiner aber langte das Volk von die Botschaft zum Tode verurteilt sei, begrüsst. Heiden und Orthodoxe rissen den Bischof Kerker, schleiften schlagend, am ihn, 20 Alexandria. an, dass er und wurde mit wildem Jubel 24. mit in trautem Verein Dezember 361 aus dem Knütteln durch die Strassen, bis er auf tot ihn los- war, und 25 führten dann den Leichnam triumphierend auf einem Kamel durch die Stadt. Nachdem man den ganzen Tag erst an ihm, dann an seinem toten Körper grausamen Mutwillen geübt hatte, wurde er am Abend verbrannt, sein« Asche, damit man sie nicht als Märtyrerreliquie verehren köime, erst mit der Asche von Tieren gemischt, dann zum Uberfluss noch ins 30 9. Meer hatten, 337 Auch zwei Beamte des verstreut. sich die Julian als Alleinherrscher. durch Übereifer christlichen Constantius, ausgezeichnet wurden mit ihrem Bischof vom Pöbel ermordet, Julian wollte keine Märtyrer machen, aber :» wenn seine Untertanen es taten, erzürnte ihn dies nicht gar zu sehr. Edikt, Er das strafte die Alexandriner nur zwar ihren Aufruhr durch ein scharf tadelte, zu- gleich aber durchblicken Hess, dass er mit ihrem Eifer für die Religion der Väter nicht ganz unzufrieden sei. 10 seine Beamten durften sich ohne Furcht Bedrückungen der Christen gestatten; führten diese bei ihm Klage, so verwies er sie höhnisch auf die Lehren Auch der Bibel, dass man alle weltlichen Güter verachten und demjenigen, der uns auf 15 die rechte auch noch die linke hinhalten müsse. bewirkte, dass an Backe schlage, Dies Verfahren manchen Orten, wo das Heidentum noch stark war, der Pöbel die Kirchen und Märtyrergräber verbrannte oder schändete oder selbst einzelne und Christinnen, die sich im Kampfe für ihren Glauben hervorgetan hatten, ergriff und sie unter scheuslichen Martern hinschlachtete, was regelChristen 20 mässig ungestraft blieb. begannen So Dörfern und Städten die Christen zu aus vielen fliehen. Doch sich durch das 25 andere waren kühner; jener Drang, Martyrium ewigen Nachruhm auf Erden und einen sicheren Platz im Himmel zu erwerben, der bei den Circumcellionen Afrikas so wunderliche Blüten trieb (Hl S. olG. 340), regte sich auch im Orient. Wir sahen schon, wie die Psalmensängerinnen von Antiochia den 30 Kaiser offen zu verhöhnen wagten und er sich an ihrer Chorführeriu nur durch ein paar gesunde Ohrfeigen rächte (S. 309); doch nicht in jedem Falle konnte er so gutmütig man sein. Dem Bilde des Herrscliers musste Ehrfurcht erweisen; wenn aber die Cliristen neben Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. -0 338 V''. iiiul über ihm sahen, meinten zu Die Cou.staiitini.schc Dynastie. aui-li sie, seine Schutzgottlieiteii dargestellt mit dem Manche huldigen. Kaiser auch dessen Götzen daher unterliessen den vor- geschriebenen Gruss, und übereifrige Beamten glaubten, nicht dies den er Arethusa zerstört bauen zu Der Bischof ungestraft lassen zu dürfen. Marcus von weigerte •"' Tem])el, auf- Dieses Mal übernahm der heidnische Pöbel die Bestrafung und führte Brutalität durch, einen auf seine Kosten wieder hatte, lassen. sich, die sie mit der wilden ihm eigen war und Glaubensgenossen erschreckte. selbst seine i'> Mitunter musste aber auch die Obrigkeit mit Folter und Todesstrafe einso wenn Christen Götterbilder zerschlugen, Tempel einrissen, Altäre umwarfen, oder auch nach dem Brande des Apollotempels von Daphne, des vor- greifen; is uehmsten Heiligtums der Autiocheuer, bei dem man Auch nicht ohne Grund Brandstiftung vermutete. diese religiöse Umwälzung kostete also Blut genug, aber weniger durch deu Willen des milden Kaisers, als durch den Fanatismus seiner Untertauen. Natürlich hörten zur Freude Juliaus auch Streitigkeiteu der christlichen Sekten nicht auf; jetzt noch verdammten sie sich gegeuseitig Coucilien und setzten Gegenbischöfe ein. kam es sogar zu 20 die auch auf ihren In Edessa einem Überfall der Ariauer auf die '20 Valentiniauer, den Julian dadurch strafte, dass er das Kirchenvermögen der ersteren einzog. sich seit Denn wie man den Zeiten Constantius gewöhnt hatte, dass jede Partei den Kaiser auf ihre Seite zu bringen und seine Macht für sich auszubeuten suchte, so rief jetzt auf. man auch den heidnischen Julian zum Schiedsrichter Die Novatianer erwirkten durch ihn die Her- stellung ihrer Kirchen, die Donatisten feierten ihn als Hort der Gerechtigkeit, und in Constantinopel voll- ao 9. 339 Julian als Alleiuherrsclier. führten die Spitzführer der Sekten vor seinem Throne ein io einigermaassen zur sie Aber während man bringen. h ihm kaum durch derbe solches Gezänk, dass es Scheltworte gelangt, christlichen Kaiser mit oft Ruhe zu die Entscheidungen der Füssen getreten hatte, wurde dem heidnischen fast immer gehorcht, weil er sich nicht als Sohn der Kirche fühlte und sein Zorn daher mehr zu fürchten war. Vor allem trat dies in dem Verhalten des sonst Auch nach so kampfesfreudigen Athanasius hervor. der Ermordung des Georgius kam er nicht eigenmächtig nach Alexandria, sondern wartete geduldig ab, 15 ein bis ausdrücklich dazu Gewalttaten gegen aufforderte. obgleich sein, pflegten, Arianer die sonst die seine diesmal unterblieben einen Gegenbischof sich ausAber wenn auch seine nahmsweise musterhaft benahm, konnte er sich doch nicht weigern, den Frauen heidnischer Beamten auf ihren eigenen Wunsch die Taufe zu gewähren, und wie sonst, gewalttätige Über- diesmal kosteten nicht, sondern griffe, Amt. sein 25 scheinen die Gemeinde wählten. 20 Auch Andersgläubige, Rückkehr zu begleiten zu von Ägypten ihn Edikt des Praefecten eine Nachdem berechtigte er kaum Bischofsitz inne gehabt hatte, Pflichterfüllung acht wurde am ihn Monate seinen Oktober 362 24. dem dieser erManne zwar die Rückkehr aber die Ausübung seines ein Edikt des Kaisers veröffentlicht, in dem klärte, nach streitbaren Alexandria, nicht Amtes gestattet zu haben, und abermals Verbannung verfügte. Unter Oonstantius hatte früheren 80 seine ein solcher Befehl nienuils zur Ausführung können, ohne y-eoeben OD hätte: aller Stille, dass es diesmal vorher Mord drückte sich kommen und Totschlag Athanasius sobald das Edikt angeschlagen war. in Es V. Die ('onst;iiiti!iiscIi(3 Dynastie. 340 zeigte sich klar, dass cliristliche Kaiser dun l^ircliliclien Wirren gegenüber ohnniüclitiger waren, viel der ansserhalb dersellien lieidniselier, Wenn kühl beherrschte. viele glauben, gemeint hätte, zum Christentum so Constantiii ein als und stand sie wie wirklich, durch seinen Übertritt ^ die Kirche besser leiten zu können, wäre dies jedenfalls eine grobe Täuschung gewesen. Gleichwohl Julian hatte gewesen, rascht wie von seiner Anfangs war er Reform wenig Freude. schnell und religiösen selbst über- mühelos sich die lo Bekehrung seines Volkes zu vollziehen schien; aber nachdem die zweifelhaften Elemente der Christenheit, in den Monaten seiner Regierung sehr fügsam erwiesen hatten, wurden die Fortschritte seiner Propaganda immer langsamer und unsicherer. Denn was nach namentlich die Barbaren seines Heeres, sich ersten dem ersten Massenabfall übriggeblieben i5 hing war, eben fester an seinem CHauben, und dieser war umso schwerer zu erschüttern, als der Apostaten unverkennbar zu treffen holte Zorn Gottes schien. den Wieder- 20 Erdbeben suchten den Orient beim: eine grosse rief Misswachs hervor, und als Julian Trockenheit töricht liches genug war, der Teuerung durch ein gesetzPreismaximum steuern zu wollen, wurde sie natürlich noch ärger; von seinen Beamten, bekehrt hatte und die sich seitdem als die er 25 ganz besonders Heiden gebärdeteu, starben zwei, darunter sein mütterlicher Oheim Julianus, unter Umständen, die eifrige ihren Tod als göttliche Strafe erscheinen Hessen; der Wiederaufbau des Tempels von Jerusalem wurde durch ein scheinbares von Daphne, Wunder w^ie die unterbrochen, Christen das Heiligtum behaupteten, durch Feuer vom Himmel eingeäschert. In Antiochia sagte man laut, man habe es unter der Herrschaft der Buch- so Kappa und Stäben 341 Juliau als Alleiulierrsclier. 9. Chi, d. li. und unter Coustantius Christus, denn doch besser gehabt, und beugten sich Yornehmen knechtisch vor dem Herrscher, wo der Einzelne sich die so überschüttete ihn das Volk, 5 Masse der sicher Buch schrieb ein anderes gegen gegen Da und Er und ein damit überzeugte musste er es in und Hohn. Antiochener die Christen die keinen. natürlich mit Spott fühlte, als Freude und Erlösung begrüssen, dass ihm noch ein frischer, fröhio lieber Krieg winkte, der ihn aus der Mitte des gross- Christenpöbels befreite und städtischen ihm die Ge- legenheit gab, seinen Heldenmut, wie er ihn in Gallien auch an der Ostorenze des Reiches zu hatte, o;ezeio;t bewähren. Auch zu den Persern war J5 die Kunde von Feldherrngabe und Kriegsglück gedrungen. Mesopotamien war, blösst In Antiochia 20 von ihm, Doch daher ent- er sich erbot, Gesandte zu schicken, unterhandeln sollten. hin und Boten, es bedürfe keiner Gesandten, da dem Könige Nach machen dem Schimpf und Schaden, den bald selbst einen Besuch zu all schwacher Yorgäuger durch die Perser erlitten er einen Rachekrieg für eine Forderung römischen Ehre. Aber den Spuren Alexanders hatte, der Truppen empfing der junge Kaiser einen Brief dem dem gedenke. sein von Sapor nicht gerührt. Julian warf das Schreiben verächtlich erklärte 2ö Constantius sich über einen festen Frieden die er in durch hatte Julians Obgleich hielt zu folgen und das feindliche Reich ganz zu erobern, 50 wie es Constantin wahrscheinlich geträumt hatte, nie seine Absicht gewesen. nach Tarsus ergehen liess, ist Schon dass er den Befehl die Stadt für seine nächsten YV^interquartiere auszurüsten, bietet den sicheren Beweis, jdass er nur einen kurzen Sommerfeldzug vorhatte, also 342 ^^' Constaiitinisclie Dynastie. l^'fi nicht daran dachte, wo tief ins Innere des Perserreiches, möglich, bis nach Indien vorzudringen. Audi liätte er das (Jebiet, das er durchzog, nicht so schonungshjs wenn verheert, er beabsichtigt hätte, es künftig selbst zu beherrschen. Offenbar wollte er den Krieg gegen die Perser nicht anders führen, als er es in Gallien '^ den Germanen gegenüber gewohnt war, und den Tigris nur zu demselben Zwecke überschreiten, wie früher Durch gründliche Verwüstungen den Rhein. die Feinde belehrt werden, dass zu sinnig mag es brechen. alle Als erreichbares ihm vorgeschwebt haben, Persien in Denn Hormisdas, konnte. nicht lo ihnen Lust verlieren, ihn leichthöchstes König einzusetzen, auf dessen Ergebenheit rechnen sollten Römer wenn er die und dadurch, ungestraft reizen dürfe, den Frieden gewährte, man ein Ziel einen er sicher Prinz icr des Sassanidenhauses, der aus seiner Heimat hatte fliehen müssen, das Heer und leistete ihm durch begleitete Landes und der Sprache wichtige seine Kenntnis des Dienste. so Gelang es, Sapor zu töten oder zu entthronen, mochte jener zu seinem Nachfolger bestimmt doch soviel wir sehn können, waren ihm Sinne keine Frieden mit Yersprechungen dem gemacht, derzeitigen Könige in 20 sein; diesem sodass ein immer möglich blieb. 20- Viele kleine Völkerschaften boten ihre Hilfe an; doch wurde sie bei zurückgewiesen. den meisten Julian in freundlicher erklärte stolz, Rom Form müsse seine Bundesgenossen schützen, nicht von ihnen Schutz erwarten; sein wirklicher Grund dürfte gewesen sein, dass er sein Heer, dessen Verpflegung ohnehin nicht leicht war, nicht durch Mitläufer belasten wollte, deren Kampfweise ihm unbekannt war und auf deren Tapferkeit und Treue er sich nicht verlassen konnte. so- 343 Julian als Alleinlieirscher. 9. Nur Arsaces von Armenien, dessen Königreich schon duvcli seine Lajre für den Krieo- wichtio- werden konnte, wurde zugelassen und später noch einige Saracenenstämme, kleine 5 und zu Aufklärung An waren. auf ohne die er eigenen die die leichte als Reiter Truppen bot er Rudermannschaft der 83000 Mann grossen Flotte, Samosata und auf andern Werften bei zur brauchbar Überfällen schnellen am Es waren 50 Kriegsden Brückenbau, 600 Trans- Euphrat hatte erbauen lassen. 10 ebenso viele für schiffe, 500 portschiffe und Gegenden noch Flösse, heute nötig, weil sie es in jenen auf luftgefüllten Nahrung nicht nur die das Heer, für sondern auch die zahlreichen und schweren Belagerungs- maschinen tragen mussten. zu erst erbauen, umschlossen hatte Aber da Julian auf 20 wie ist, So viele Fahrzeuge waren Lederschläuchen ruhten. v> die, üblich und die höchsten Wert legte, man sonst feindliche Stadt Diese pflegte wenn man eine Übergabe weigerte. Schnelligkeit des Erfolges den die sie nahm er sie soweit fertig mit, dass sich auch gewaltige* Türme in kürzester Zeit aus ihren Teilen zusammensetzen Hessen. Überhaupt war der Feldzugsplan genau erwogen und 25 seine Ausführung Kaiser bewahrte darüber Späher des sorgfältig tiefes vorbereitet. Der Geheimnis, damit nicht Feindes davon Kunde erhielten. Selbst König von Armenien erfuhr nichts davon, sondern wurde nur angewiesen, seine Truppen der verbündete bereit so Denn und weitere Befehle zu erwarten. war darauf angelegt, die Perser zu über- zu halten alles raschen und dort anzugreifen, wo sie es am wenigsten vermuteten. Constantius hatte für seine Feldzüge gewöhnlich Edessa zum Ausgangspunkt gemacht. Von dort führte ^- 344; über r^i*^ Coiistaiitiiiisclie kürzeste der Nisibis Uynastic Weg an die persische Grenze, und dieser bot zugleieli den do|>pelten Vorteil, man dass zu weit von dem verbündeten Armenien nicht sich entfernte, stützungen um von empfangen, zu Nähe der Berge dort mannigfache l'nter- und mithin blieb, dass sich man leicht der in "> auf ein Terrain zurückziehen konnte, das für die Entfaltung der ungünstig Kelterei feindlichen war. Einem so vorsichtigen Feldherrn, wie es der verstorbene Kaiser o-ewesen war, mussten diese Gründe so einleuchtend erscheinen, dass auf dieser Von er, Strasse dorther soviel seine mussten also können, immer wir sehn Feldzüge angetreten Perser die auch hatte. den und er bestärkte sie in während des Winters auf indem er diesem Irrtum, diesem Wege Magazine anlegen Hess und zuerst, nachdem er den Euphrat überschritten hatte, nach Angriff Julians lo erwarten, 15 Carrhae marschierte, das nicht sehr weit von Edessa teilte er sein Heer und Hess Führung seines Verwandten nur 18000 Mann unter Procop und des Sebastian us gegen Nisibis vorrücken. Es war zu hoffen, dass Sapor dies Detachement für entfernt w^ar. Hier aber 20 das Hauptheer oder doch für dessen Vortrab halten und gegen dasselbe den grössten Teil seiner Kriegsmacht konzentrieren werde. Es sollte dann vor ihm in die 25 armenischen Berge ausweichen und ihn möglichst weit hinter sich herziehen, damit unterdessen JuHau selbst an einer uubeschützten Stelle in das feindliche Bemerkte dann Sapor, dass war, w^andte getäuscht und sich nach Süden gegen Reich eindringen könne. er den Kaiser, so sollten Sebastianus und Procop, mit Arsaces von Armenien vereinigt, den Tigris in seinem oberen Lauf überschreiten, zunächst die angrenzenden Landschaften, die für besonders reich und fruchtbar so 9. Julian als Alleitiherrscher. gründlich verwüsten galten, Wenn vorsichtig folgen. 345 und dann den Persern auch Julian es unterdessen gelungen war, das linke Ufer des Flusses zu gewinnen, wurde das feindliche Heer in der Front von ihm im Rücken von jenem Detachement bedroht konnte auf diese Weise, zwischen zw^ei Feuer und genommen, nicht nur besiegt, sondern ganz verso 5 selbst, nichtet werden. Dieser Plan wäre vortrefflich gewesen, wenn er 10 dem Zusammeuw^irken nicht auf zweier sehr weit von einander entfernter Heere beruht hätte, das unter den tausend Wechselfällen sehr zweifelhaft Sebastianus 15 eines So ist. allerdings grossen ihre Krieges immer denn Procop und erfüllten nächste Aufgabe, das Hauptheer der Perser solange aufzuhalten, bis Julian, ohne von ihm gehindert zu sein, den Tigris überhatte; schritten zuges für den aber versagten weiteren Verlauf des Feld- sie Arsaces ganz. verwüstete zwar, wie ihm das aufgetragen war, den blühendsten 20 Teil von Medien; aber da die beiden römischen Feld- herren den Flussübergang nicht zu erzwingen wagten, konnte er sich nicht mit ihnen vereinigen, und allein dem Perserheer Hand war zu reichen, 25 Als dieser daher zu folgen er zu schwach die Da Julian oder zu Hilfe die furchtsam. aus Norden sie aus. und möglichst er die Feinde überraschen tief ihr Gebiet eindringen wollte, ehe sie zu ernstlichem Widerstände gerüstet waren, so so erwartete dringend brauchte, blieb in und trat er den Feldzug in einer früheren Jahreszeit an, als es sonst üblich war. Schon am 5. März, ehe noch die Hegenzeit des süd- lichen Winters ganz vorüber war, verliess er Antiochia und gab gleich darauf den Befehl, die Strassen, die nach der Ostgrenze führten, streng zu bewachen, da- V. I>-J(! Constaiilinisclie Dynastie. I)i(' mit kein Bote seines Ausmarsches Docli bald erfuhr zum Feinde gelatif^o. dass auch die Perser die Feind- er, seligkeiten schon eröffnet hatten; einzelne Keitertrupps waren den niu-dücheii in tamien eingefallen und '^feil des riunischen Mesopo- hatten Man konnte vermuten, dass dies Königs war; dessen Heer befand es zu finden erwartete und A'orhut die sich gemacht. also, wo des Julian lange möglichst .'» fest- So wurden ihm denn von Carrhae zuhalten wünschte. aus jene 18000 Beute dort Mann nach Osten entgegengeschickt, JO während Julian mit den (15000 Mann, die ihm blieben, sich nach Süden wandte und bei Callinicum den Euphrat wieder erreichte. Etwas weiter abwärts holte ihn dann die Flotte ein und wurde angewiesen, immer zur Seite des Landheeres zu halten. Auf Weise wurde die Beweglichkeit desselben, da der grösste Teil des Gepäcks zu Wasser folgte und sich i5 diese es nicht beschwerte, sehr erhöht <les Vormarsches des Erfolges sah. nachdem er und jene Schnelligkeit erreicht, in der Julian die Bürgschaft Doch nahm er Grenze überschritten Die Städte und Dörfer, deren er sich bemächtigen konnte, Nur liess Festungen zwei Übergabe aufforderte, Tore öffnen, der sie ihre zuge Sieger bleibe. er alle nieder- entgingen Schicksal; ihre Einwohner erklärten, als man vielleicht raubend gewesen. diesem sie Da würden künftig demjenigen auf steilen Flussinseln sie, wäre ihre unmöglich, jedenfalls sehr So liess sich zeit- denn Julian durch jene Antwort zufriedenstellen und zog an ihnen vorüber. Im übrioen 25 zur dem eben begonnenen Feld- in gelegen, sehr leicht zu verteidigen waren, Eroberung 20 hatte, alles Ijaud, das er durch- zog, gründlich zu verwüsten. brennen. Zeit genug, sich den Fluss Aboras und damit die persische fand man die Ortschaften teils so 9. verlassen, dem Hessen teils 347 Julian als Alleinherrsclier. die Furcht vor sich durch sie grossen Heer und seinen Belagerungsmaschinen zur Übergabe bewegen, und ihre Einwohner wurden in das 5 Stadt und Nur Innere des Römerreiches abgeführt. man musste Hand gewaffneter mit obo-leich die Perser sie für eine erobern, uneinnehmbar hielten, gelang es den geschickten Anordnungen Julians und der Tapferkeit Soldaten, seiner 10 kaum gemacht; Leben um liess, ebenso dass sie als man man hier wütete Vorräte, die man einige schleppen konnte, in schöne Weiber dem flachen fand, benutzte das wurde doch was drei alles nieder- Sklavinneu fortzuführen. auf für seine Yerproviantierung; 15 schon sie Hier wurde Tagen zu Falle zu bringen. am Und Die Lande. Heer zunächst es nicht angezündet, die fort- Dattel- palmen und Weinstöcke abgehauen und hinter den Truppen eine rauchende Wüste zurückgelassen. Die Perser sollten schwer für das bestraft werden, was das römische Reich unter der Herrschaft des feigen -^0 Constantius durch Wie sie gelitten hatte. Julian erwartet hatte, wurde sein Vordringen nicht durch das Heer des Königs aufgehalten. kleinere Abteilungen, die der Surenas, heer der der Perser, Römer in dieser entfernten, mitunter gefährlich, wagten aber nicht, sich diesem selbst entgegenzustellen. seinen Marsch aufzuhalten, durchstach 30 Nur der Ober- Gegend zusammengetrieben hatte, umschwärmten seinen Zug und wurden den plündernden Scharen, wenn sie sich vom Hauptfeldherr 25 d. h. man die Um Dämme der Kanäle, die zur Berieselung der Acker angelegt Doch bis an Knie im Wasser, ging er seinen Soldaten voran und ermutigte sie so, ihm zu folgen. Als dann durch waren, und überschwemmte das Land. die den feuchten Frühling geschwellt, die Flut noch höher y- l^i« Constantinische Dynastie. 348 er aus den stieg, liess und Flösse höchst abgehauenen Palmen Briicken herstellen gefährliche und Euphrat und Tigris sich es einen grossen Kanal, dämme überwand An ^Hindernis. am nächsten auch so der dies Stelle, wo kommen, gab den die Perser durch Stein- •'' Der Kaiser Hess sie schnell Wasser ergoss sich in sein altes Bett, und eine Verbindung war gewonnen, um seine Flotte gesperrt hatten. beseitigen, das in den Tigris hinüberzuführen. Bald hielt sie unter Mauern von Ctesiphon, und der Königsstadt gegenüber lagerte das Heer, ermüdet durch viele Strapazen, aber auch durch Beute bereichert und voll kühnen Mutes, weil seinem jugendlichen Führer -den keine Schwierigkeit bisher unüberwindlich ge- wesen war. Hier 15 veranstaltete um rennen, lu Kampfspiele er und Wett- machen von der Höhe seinen Soldaten ein Vergnügen zu und den Verteidigern der Stadt, die hrer Mauern alles sehn konnten, Zuversicht zu beweisen. seine freudige Zugleich aber erreichte er 20 den Zweck, dass die Aufmerksamkeit der Feinde von wichtigeren Dingen abgelenkt wurde. Denn mit jenen Spielen verlor er keine Zeit, sondern liess während derselben einen Teil der Transportschiffe 4;lamit ausladen und dazu vorbereiten, sein Heer über den Tigris zu Um setzen. Mitternacht wollte man 25 die Perser im Schlaf überraschen; doch wurden die ersten fünf Schiffe, die rekognoszierend voranfuhreu, bemerkt und zwei davon wahrnahm und waren, sei das die in Brand gesteckt. Als Julian es Truppen, die zum Angriff bestimmt ängstlich zaudern sah, rief er ihnen zu, Feuerzeichen, das ihm das Gelingen dies der Landung melden solle, und freudig eilten sie in die .Schiffe. Drüben angekommen, vermochten sie den oo Juliau als Alleinherrscher. 9. 349» Brand noch zu löschen und stürmten dann das steile heeres Da Ufer hinauf. im noch wirklich inutvoll der orösste Teil des PerserSchlafe lag, konnten sie wenn auch nach hartem Ringeu, festen Fuss fassen, uud waren, als der Morgen anbrach, bereit, den Feinden, die sich unterdessen ermuntert uud in oben, > Schlachtordnung den gestellt hatten, Kampf zu bieten. Obgleich diese auch Elefanten ins Feld führten, wurden gründlich geschlagen und in die Stadt getrieben. 2500 Perser deckten das Feld, während die Römer, die mit einem überraschten und verängstigten Feinde zu tuu hatten und daher nur auf matten Widerstand sie 10 stiesseu, nicht mehr als 75 Mann einbüssteu. Vielleicht hätten sie mit den Flüchtenden zugleich in Ctesiphon Vj eindringen können, dem Plündern w^enn die meisten sich nicht mit des Lagers und der Ijeichen, von denen Goldschmuck trugen, zu lange aufo-ehalten hätten. So wurden die wenigen, die das geöffnete Tor gewannen konnten, durch ihren Führer viele kostbaren 20 zurückgerufen, gegen nicht w'eil sie die sich in der volkreichen Stadt Übermacht hätten können. halten Doch war das linke Ufer des Tigris gewonnen, der Kaiser mit dem Reste und des Heeres konnte an den beiden folgenden Tagen ungehindert übersetzen. Für 2') die Fortsetzung des der Feldzuges, so glänzend begonnen hatte, war die Grundidee unwiderruflich gegeben. Der Kaiser konnte nicht anders, als den Tigris aufwärts ziehn, weil nach den Befehlen, die er :w dem Procop und Sebastianus diese auf erteilt hatte, linken Ufer des Flusses hätten sein müssen uud er die Yereini<i,un<>' mit ihnen suciien musste, kleine um ihre Macht nicht schutzlos dem weit überlegenen Feinde preiszugeben. Wenn er zeitweilig tiefer ins Innere des Landes eindrang, so kann dies nur geschehu V. Die Constanliriisclie Dynastie. ;}50 um Krünimungon dos Stromes abzuscluieiden, vielleicht auch um seine Verheerungen weiter aussein, zutlehnen und so die Perser gründlicher zu züchtigen. Doch kehrte auch weiter und blieb Zweifelhaft konnte nur > feststehenden Plan durchzuführen Vor allem standen zwei Fragen zur Beratung: habe. sollte dessen Nähe. man jenen wie sein, er bald an den Tigris zurück in man, wie Festungen, es bisher namentlich bewährt Ctesiphon, war mit der stören? und was so lange sie den geschehn war, alle wo und zer- Flotte anzufangen, die, Euphrat liinabschwamm, hatte, aber jetzt, wichtigeren erobern sie i'^ sich trefflich den reissenden Tigris aufwärts fahren musste, viel grössere Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hätte? Die war erste Frage war Ctesiphon leicht entschieden. mehr eine sehr starke Festung, die eine reichende Zahl von Verteidigern in sich barg. zunehmen, wäre nur möglich Zeit. gewesen, durcli eine langwierige i5 als aus- Sie ein- Belagerung und dazu hatte der Kaiser keine Zudem konnte man jeden Tag den Anmarsch 20 des persischen Hauptheeres unter Führung des Königs erwarten, und ihm man durch wo Rücken unter den Mauern der Stadt, Ausfälle ihrer Besatzung auch im bedroht war, die Schlacht zu bieten, wäre höchst be- Da denklich gewesen. Absicht hatte, im endlich Julian gar nicht die Perserreiche Stützpunkte zu 25 ge- winnen, sondern Ctesiphon, wenn es in seine Hände gefallen wäre, nur zerstört hätte, liche Preis der mit sich gebracht hätte. das Heer, das entsprach der mög- Belagerung nicht der Gefahr, die sich in Es empfahl die möglichst weit hinter sich zu Stadt ehe selbst mit es in diesen nicht eingreifen könne. sie vielmehr, geflüchtet lassen, Entscheidungskampf gegen Sapor sich hatte, man den aufnahm, da- so Julian als Alleiiilierrsclier. 9. Es bedurfte eines also 351 Vormarsches; schuelleii dafür aber war die Flotte, die ihn auf den Euphrat wirksam so schweres r. schnell dass weiter sie dem auf hatte, Man geworden. Hindernis Überläufer, den unterstützt ein durch erfuhr oberhalb strömenden Wassern Tigris Ctesiphon auf mehr durch nicht Rudern vorwärts zu bringen sei. Man hätte sie also durch Menschen und Pferde den Strom hinaufziehen müssen, und dazu wären mindestens 20000 Mann 10 gewesen, nötig Schlacht wäre es Julian die dann Sapor gegen in der bevorstehenden entbehrt Auch hätte. zur Verteidigung der Flotte nötig gewesen, immer am Ufer des Flusses und Windungen desselben folgte, was sein Vordringen sehr verlangsamt hätte. Der dass das Landherr sich allen grösseren hielt 15 Belagerungsmaschinen, die auf den Schiffen mitgeführt man wurden, konnte dem König 20 nicht mehr man nur noch mit feste Städte ein- nehmen wollte. Es fragte sich also nur, ob man das Heer ohne die Kornvorräte der Flotte werde ernähren können, und da man ein üppiges, wohl bestelltes Land vor sich sah, auf er dem das Getreide schon der Ernte Julian auch dies für möglich. So gab den Befehl, die Schiffe mit Ausnahme von zwölf harrte, -'5 entbehren, da schlagen, hielt Booten, die als Brückentraiu werden Als sich sollten, man auf Wagen mitgeführt mit ihrem ganzen Lihalt zu verbrennen. die Flammen aufsteigen sah, beniächtigte des Heeres, das die Flotte als wertvolle Unter- stützung seines Vormarsches hatte betrachten lernen, 30 eine angstvolle Erregung, davon augesteckt. seine Kunde über Er die und auch der Kaiser wurde Überläufer, denen er liess die Stromverhältnisse verdankte, auf die Folter spannen, und sie des Tiüi-is bekannten, dass sie die Schwierigkeiten der Beri>fahrt absichtlich 352 Die Constantinische Dynastie, ^'- übertriebon Jetzt befahl er, eiligst zu löschen, hiittoii. Und aber schon war es zu spät. festigte Soldaten in die dem sein Schwanken be- (ilauben, dass grosso Gefahr über sie heraufbeschworen das Heer in sehr gedrückter trat er eine habe. So Stimmung und mit > üblen Vorahnungen seinen Weitermarsch an. Bald sollten sich sie erfüllen. Ein grosser Teil Truppen bestand aus Galliern, Frauken, Alamaunen, Gothen von der Donau, die alle, an ein kühles Klima gewöhnt, unter der drückenden Hitze des asider atischen Binnenlandes furchtbar Römer Und wie litten. es Mesopotamien gemacht hatten (S. 277), so verbrannten jetzt ihre Feinde das Korn und Gras auf den Feldern und Wiesen. Das Heer musste durch eine Aschenwüste ziehn, in der es nur früher die in selten Gelegenheit fand, tieren. Und sich 1.7 spärlich zu verprovian- mit den Menschen hungerten die Pferde immer wurden und lo weniger geeignet, gegen schnellen Reiterscharen der Perser ins Feld zu werden. Und viel grösserer Kühnheit, diese die geführt umschwärmten den Feind mit als sie 20 vorher in Mesopotamien bewiesen hatten; denn die nahe Erwartung des Königs Und erhöhte ihnen den Mut. bald kam dieser selbst mit neuen grösseren Scharen von Reitern und Bogenschützen, sie die neben und vor den Römern herzogen, immerfort bedrohend. Fast kein Tag 25 verging, ohne dass irgend ein Teil ihres Heeres, vor allem die Nachhut mit dem Train, auf dem Marsch überfallen wurde, und blieb Julian auch regelmässig Sieger, so wurde doch sein Vordringen gehemmt und das Furagieren, wo es noch möglich war, durch diese Kämpfe s.ehr etwa behindert. um eine Und entfernte seiner schneiden, so wurde grossen man durch man sich vom Krümmungen Tigris, abzu- die persischen Führer, 3o Julian als Alleinherrscher. 9. man deren , sich in dem fremden Lande notgedrungen bedienen musste, absichtlich irregeführt und tiefer in die ausgebrannte Wüste hineingelockt. dann Wieder an den FIuss, 5 353 mehr fand so Und kam man man dort nicht Heer so reichlich verund musste weiter kämpfen und hungern. Der Kaiser hungerte mit und kämpfte mit; vor keinem gemeinen Soldaten wollte er etwas vorausdie Flotte, die früher das - sorgt hatte, 10 unermüdlicher Tätigkeit und mit keckem Preisgeben Während haben. des ganzen Feldzuges hatte seiner Person nicht nur alles selbst wo auch mit eigener Faust dies irgend möglich war, dem Wege auf sondern man fand, hatte er persönlich rekognosziert mehrmals der dringendsten LebensEinmal hatte er sogar an der Spitze der Soldaten und von ihren Schilden gedeckt, unter einen Hagel von Steinen und Wurfgeschossen das Tor einer feindlichen Stadt einzubrechen versucht. Und wie er, durch Wasser und Schlamm watend, sich und dabei sich gefahr 20 geleitet, Jede feindliche Festung, die kräftig eingegriffen. lö er in ausgesetzt. durch die Überschwemmungen des babylonischen Tieflandes nicht aufhalten hatte lassen, so hätte er in seiner kühnen Findigkeit wahrscheinlich auch aus der neuen, schwereren Not einen 2j es ihm sollte Heere 2(). Juni entdeckt. Doch dem bedrängten 3(53, als die Truppen wurde dem Kaiser, Marsche waren, der auf dem unter den gebracht, dass wieder einmal die Nachhut angegriffen wurde. Die Vordersten 30 sein, Rettung zu bringen. die Am Ausweg vergönnt nicht dahinzog, Hitze hatte ihn zu eilig, um die veranlasst, sicli Nachricht seine Rüstung abzulegen; wieder damit zu bekleiden, ergriff und sprengte nach der gefähr- er nur einen Schild deten Stelle. Gleich darauf erfuhr Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. er, dass auch bei 23 V. Die Coustantinisclio Dynastie. 354: (ier Vorhut, die er kurz vorher verlassen hatte, der Kampf ausgebrochen und Elefanten Während sei; der in diese von den dann erschienen Panzerreiter linken Flanke des Heeres. Römern tapferem Kampfe in zurückgewiesen wurden, stürmte wieder Julian herbei und trieb mit hoch erhobenen Händen die Seinen zur Verfolgung eines Reiters in und wurde Da an. die weggetragen, der ihn traf Seite. Er 5 Wurfspeer vom Pferde stürzte aber verlangte wieder, in die Schlacht zurückzukehren. gleich Doch seine 10 schwindenden Kräfte erlaubten das nicht, auch war Denn durch den Anwesenheit überflüssig. seine zu wildem Zorn entHerrschers geliebten Fall ihres flammt, und warfen doch das Feld, bis auf die Feinde Soldaten von obgleich behaui)teteu, zingelt, seine sich die drei umKämpfer Seiten Nacht die i5 trennte. man auf einem Schild in seinem Zelte und ins nahe Lager zurückgetragen Hier traf er noch Verfügungen über niedergelegt. Unterdessen hatte sein Vermögen, das Julian er unter seine Freunde 20 verteilt wissen wollte, und empfing die Nachricht, das einer von ihnen, Kampfe sein gefallen weinende Magister war, Umgebung Officiorum Anatolius, mit bitterem Schmerz. tröstete er im Seine heldenmütig; sie 25 ihm nicht missgönneu, dass er jetzt zu Die Philosophen erhoben werde. Maximus und Priscus, die ihn begleitet und ihm dürften seinen es Göttern freudiges Gelingen prophezeit hatten, standen an seinem Lager; mit ihnen unterhielt er sich noch lange über die Unsterblichkeit der Seele und die Freuden des Jenseits, bis mit dem steigenden Blutverlust seine Kräfte ihn verliessen und er gegen Mitternacht sanft hinüberschlummerte. so 9. Wer ist 355 jenen verhäuguisvollen Speer geworfen hat, niemals aufgeklärt worden; doch schon gleich nach mau sowohl bei den auch im Lager Sapors, dass es keine persische Waffe gewesen sei. Denu die Feinde waren, dem Tode Römern, 5 Julian als Alleinherrsclier. des Kaisers glaubte als der Kaiser als schon fiel, weit zurückgedrängt; er stand mitten unter deu Seinen, und keiner in seiner Umgebung wurde Die 10 heidnischen erschlagen oder auch nur bedroht. Freunde behaupteten Julians gewesen; die Christen verkündigten, dass Gott Wenn den Frevler getroffen habe. Daphne durch Feuer vom Himmel 15 mit Entschiedenheit, ein christlicher Soldat sei der Mörder warum nicht sein Anbeter durch Himmel? Doch dass aus seinem tödliche Eisen in seine nicht nur jener der Apollo von vernichtet war, Speer vom einen eigenen Heer das ungeschützte Seite drang, sondern wahrscheinlich, schauungen selbst sogar Zeit den nach höchst ist An- entschuldbar. Dass der Zorn des Herrn den Abtrünnigen verfolgen 20 müsse, war für jeden Christen selbstverständlich, und in Erdbeben, Misswachs und vielen anderen Zeichen hatte er wie schon, sich man meinte, längst ver- Auch der Auszug in den Krieg war von Drohungen des Himmels begleitet gewesen, die raten (S. 340). 25 seine Philosophen dem behielten einer sie der Säulenhalle 50 ihren ersten gläubigen Kaiser freilich weg- doch zudeuten wussten; für die unheilvollen Stationen des zusammengestürzt im Heer Christen Sinn. Marsches und Schon auf war eine fünfzig hatte Bald darauf waren ebenso Soldaten erschlagen. viele Trossknechte unter einem kolossalen Strohhaufen, der über sie fiel, erstickt barer Regensturm, erlebt hatten, worden. wie das Heer die in Dann meisten hatte ein furcht- ihn nie vorher den Euj)hratniederungen 23* V. Die Constantinische Dynastie. 356 heimgosuclit, selioii vorher der Blitz einen Soldaten und zwei Pferde getroffen. Trotz aller dieser Vorzeichen war Julian glücklich bis über den Tigris gelangt; dann aber schien ihre Unheihlrohimg sich Als das Heer in Sonnenglut und Hunger zu erfüllen. müde dahinzog, immerfort von den Feinden bedrängt, manchem da konnte es Gottes jetzt im Begriffe scheinen, und der Gedanke durfte Herrscher zu entladen, wachen, ob versöhnen wenn der Zorn dem abgefallenen als sich über sei, nicht jener Zorn durch Opfer das nach dem er verlangen musste. sei, j> doch auch die Bibel (Joh. 11,50): „Es ist er- zu lo Lehrte uns besser, eiu Mensch sterbe für das Yolk, denn dass das ganze Volk verderbe". Jeuer Eine, dessen Tod allen vielleicht zur Rettung wurde, konnte nur der heidnische Kaiser sein. Wer die Hand gegen ihn erhob, durfte also glauben, eine fromme Tat zu tun, die ihm und seinen Genossen Heil bringen müsse. Christen Heeres des sich zum Und i'> dass die Heidentum hatten bekehren lassen, mochte viele von ihnen m.it reuevoller Rachsucht erfüllen, und einer davon konnte, als so Julian ohne Panzer mit unbeschützter Brust vor ihm Fügung des Himmels und vorher waren Militärverschwörungen gegen ihn entdeckt worden; doch was ihm endlich den Tod brachte, war kaum ein stand, dies halten. . für leicht Schon vorbedachter eine in Autiochia Anschlag, eher sondern ein -'y schneller Entschluss der Verzweiflung. So starb der letzte heidnische Kaiser der Römer wahrscheinlich als Märtyrer seines Glaubens, und mit schamlosem Jubel wurde sein Tod und dann auch die traurige begrüsst, die Himmelreich. Niederlage seines kein Vaterland Über sein Heeres kannten Grab ergoss von ausser sich denen dem eine Flut 30 9. Julian als Alleinherrsclier. Schmähschriften; christlicher 357 grosse so Licliter der Kirche, wie Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Ephräm der toten Löwen 5 Syrer, haben nicht geschämt, sich ist gerechter gewesen. Seine Schrullen und Wunderlichkeiten, Mitlebenden lächerlich machten, hat ihm ein ehrenvolles Andenken, hafte Sympathie gewährt. 10 verdient als entarteten kraftvollem Die spätere ihre Eselstritte zu versetzen. Nachwelt, auch die christliche, er. Denn Zeitalter in war Tatendrang, Und dem sie zum die ihn den vergessen und selbst leb- Teil sie besser einem schwächlichen, sittlich er ein dessen keiner hat reiner grösster Mensch von Fehler verstiegener, aber ehrlicher Idealismus war. ein Zehntes Kapitel. Kaiser Jovianus. So treu das Heer seinem siegreichen Kaiser er- geben war, rings umschlossen von feindlichen Scharen, fand keine Zeit, es einheitliche feste, Lage gefährlichen um ihn Führung und retten, Xur zu trauern. konnte aus es von den eine seiner Offizieren b besass keiner ein so hohes Ausehn, dass alle übris-en sich ihm willig daher für nötig, sogleich wählen, und die drangen, dass bestelle und Man untergeordnet hätten. man einen vereinzelten hielt es neuen Herrscher zu Stimmen, die darauf zunächst nur einen Oberfeldherrn die Kaiserwahl bis lo nach der Ankunft im Freundeslande verschiebe, blieden unbeachtet. Julian hatte in seinen letzten Stunden absichtlich vermieden, einen Nachfolger zu bestimmen; da den idealen An- forderungen, die er an einen Herrscher stellte, wohl i5 Umgebung ganz entsprach, glaubte Entscheidung dem Walten der Götter anheim- keiner aus seiner er die geben zu müssen. So traten Stunden nach seinem Tode die Beamten, die Offiziere unter den Soldaten zur denn am Morgen und die schon wenige des 27. Juni 363 Angesehensten Wahl zusammen. Da Julian Hof und Heer von Andersgläubigen gereinigt hatte, muss die Versammlung fast ganz aus Heiden bestanden haben, freilich zum grossen Teil aus neubekehrten; 20 Kaiser Jovianus. 10. scheint (loch ihr Offiziere, durch Constautius oder in Gallien 5 Zuletzt erwählte fördert waren. ganz Die Parteien schieden sein. nur danach, ob die sich der Kandidaten die Religion gewesen zu gleichgiltig 359 die sie bildeten, durch Julian be- man einstimmig den hohem Praefecten Salutius, der bei beiden Kaisern in 10 Ansehn gestanden hatte und heidnischer Philosoph, aber von toleranter Mässigung war; doch er entschuldigte sich mit Alter und Krankheit. Da so d«r bedeutendste Mann versagte und diejenigen, welche an zweiter Stelle in Betracht gekommen wären, sich im Wege standen, voll neidischer Eifersucht gegenseitig vereinigte man endlich die Stimmen auf einem ganz unbedeutenden, der nur durch seinen Vater empfohlen i'> wurde, In dem Primicerius Domesticorum Flavius Jovianus. der Umgebung von Singiduuum geboren, stammte auch er aus jenen Donauländern her, die, mit Barbaren dicht besiedelt, dem Reiche schon so Kaiser gegeben hatten, und sein ungewöhnlich viele 20 hoher Wuchs Vater Domesticorum war gewesen Ruhestand getreten, 30 unter und vielleicht Heidentum bekehren 25 germanische das verriet Varronianus lassen Sein Blut. Comes Constantius in den weil er sich nicht zum kürzlich erst wollte. hohen In jener Achtung und Liebe zu erwerben gewusst, was jetzt dem Sohn zu Gute kam. Diesen hatte er in die bevorzugte Truppe der Leibwächter, die er selbst befehligte, eintreten lassen, und Joviau war in ihr bis zum Rangältesten aufgestiegen und erwartete demnächst seine Offiziersstellung hatte er sich die allgemeine Beförderung zum ganze Heer an dem seinem sich Offizier. zum dem hatte er, Opferdienst verstehen christlichen Kaiser, mit Zwar Glauben als das musste, festgehalten; doch er gleichen Alters Avar, scheint V- ^^ie Constantinisclie Dynastie. 3()0 der gescheite, immer lustige Mann, der für Philoso}diie und T.itoratur Verständnis war Allerdings gefallen Stellung belassen. in seiner davon weit er persönlich besass, zu haben und wurde daher der Askese entfernt, seines Herrschers nachzueifern: wie ein echter Germane > und trank noch tüchtiger; auch war Weibern durchaus nicht abhold. Doch gerade frische, unbekümmerte Sichgehenlassen scheint beliebt gemacht und trotz seiner bescheidenen er tüchtig ass er den dies ihn Stellung Wahl die die auf Offiziere gelenkt ihn lo zu haben. Als um er sich den Soldaten im Purpur durch ihre Akklamation dem hatte das Heer, Eile vorstellte, werden, zu legitimiert seinen gefährlichen nottat, Die Nachhut, bei der er Marsch schon angetreten. i5 dem Jovianus Heil; die Yordereri Namen Julians zu hören und antworteten lautem Jubel. Denn sie meinten, die Verwundung zuerst erschien, rief glaubten den mit ihres von sei, wieder unter kleinen sie Julian getreten. die und Tränen heissungsvoller Truppen freudig seinen am Heer Herrschers in gefährlich gewesen Kaisers sei nicht geliebten und er Doch überlange als Anfang Dies aus. neuen der bald sollte ihm Schlimmeres folgen. dass der geführt und ein getreten der Perser gefürchtete hatte, durch über Held, seine Sogleich des alles ver- Regierung, und darauf ins ihnen teilte bisher eigenen die Leute an ermordet seine wurde beschlossen, mit, Römer die Stelle erste Niedergeschlagenheit des römischen Heeres zu benutzen und es noch an demselben Taoe 25 Ein Unteroffizier, und der 2ü neuen war kein lief gleich ganz unerprobter Neuling sei. statt des Gestalt entlangsprengen sah, brach Klagen der mit Jovian verfeindet war, nahe Lager man begrüsst, anzuo-reifen. Die so Kaiser Jovianus. 10. welche Elefanten, Perser die 361 vor hertrieben, sich verbreiteten anfangs Schrecken; doch bald gelang wild 5 Verwirrung und nach sie Auch sich wo sie Römer hinein, hervorriefen. brachten es, Dadurch rückwärts und verwunden. persische Reiterei die in arge drangen Die dem Feinde schwere wurden getötet, und stolz durfte man sich rühmen, dass auch nach dem Tode Julians sein Geist im Heere lebendig Verluste bei. 10 wandten gemacht, stampften eine den Tieren zu von einzelne einige Elefanten geblieben war. Auch die schwärmten i'> Perser empfanden das. Zwar um- das Heer auch in den nächsten Tagen und hielten dadurch seinen Vormarsch auf; ja einmal wagte es sogar eine Reiterschar, in das römische Lager einzudringen. Doch wo sie angritfen, wurden sie zurückgeschlagen und erlitten dabei manchen harten Verlust. König Sapor sah die Hoffnungen schwinden, die er auf 20 sie zichtete und den Tod Julians gegründet hatte; er ver- darauf, das strebte nur noch Frieden. Er wusste feindliche Heer zu vernichten, nach einem möglichst günstigen nicht, wie entmutigt die Römer waren, bei denen der Maugel an Lebensmitteln sich immer drückender fühlbar machte. 25 Die Soldaten ver- langten mit lautem Geschrei, über den Tigris geführt zu werden, selbst wenn sie das andere Ufer schwimmend Doch auch dort standen Feinde, erreichen müssten. und der Übergang hätte unter den schwierigsten Umständen erkämpft werden müssen. Auf die wieder30 holte dringende Jovian, Forderung des Heeres entschloss 500 Galliern und Germanen, die man sich als Schwimmer kannte, zu gestatten, dass sie Nacht an dem reissenden Strome ihre Kunst ver- treffliche bei suchten. Sie landeten glücklich, überfielen die per- i-l*»Y^ V. Die Constantinische Dynastie. 362 sische So Uferwache im Schlaf und machten man hatte auf beiden Seiten nieder. sie des Tigris festen Fuss gefasst und konnte an einen Brückenbau denken. Doch das mangelhafte Material, das man besass, konnte dem Andrang des Wassers nicht widerstehen, und während der Soldat hungerte, verlor man zwei Tage Da mit missglückten Versuchen. begrüsste man h es mit unverhohlener Freude, dass eine Gesandtschaft der um Perser erschien, Jenes ^|^,r über den Frieden zu unterhandeln. Heldenstück König Sapor der Fünfhundert Frieden bei nachsuchte, müssen, dass er sich als hätte Schon dass den Kaiser er zuerst belehren der Schwächere fühlte. Jovian aber, der nur seine eigene Bedrängnis sah, betrachtete es beiden Gesandten war kein Geringerer h. i5 wunderbare Gabe des Himmels und war nur als zu bereit, jede Bedingung anzunehmen. d. i« Überzeugung, dass die Römer un- die besiegbar seien, sehr verstärkt. um hatte der Oberfeldherr des Der als eine der der Surenas, persischen Königs, dem nach seiner hohen Stellung wahrscheinlich sehr weit- 20 gehende Vollmachten für die Verhandlungen mit den Römern gegeben waren. tiefe Die dringende Not und die Niedergeschlagenheit der Feinde blieb ihm nicht verborgen, und geschickt wusste er sie zu benutzen. Er stellte sich, als aus Mitleid und wenn sein Auftraggeber ihnen nur grossherziger Mässiguug 25 das Leben schenken wolle, und demgemäss lauteten die Friedensbedingungen. dem Zwar wagte er nicht, wie Sapor Mesopotamien und Armenien zu fordern; doch alles, und es feigen Constantius gegenüber getan hatte, ganz was die diesseits Städten Römer ein Singara, jenseit Castra des Streifen breiter Tigris sollte besasseu, Landes mit den Maurorum und vor allem Und als wenn es nicht Nisibis ausgeliefert werden. so 10. 363 Kaiser Jovianus. dies Bollwerk des Röraerreiches, Schmach genug wäre, das drei schwere Belagerungen glorreich abgeschlagen hatte, den Feinden preiszugeben, sollte der Kaiser sich 5 auch verpflichten, seinen treuen Bundesgenossen, von Armenien, nicht zu verteidigen, wenn Sapor ihn für die Verwüstung seines Landes strafte. Arsaces So schimpfliche Forderungen nuisste Perserkönig die auf Grund derselben auch Unterhandlungen während man sie führte, römischen Heere immer wurde Nötigung zwingender, auf alles Hätte verlangte. Doch gewiss nicht aufrechterhalten. Jovian war mutlos genug, seinerseits 15 sie kurz- dies geschehen, so hätte der weg abweisen, und wäre 10 man man zu die quälender eröffnen, und Hungersnot im damit und die einzugehn, was Sapor die vier Tage, die mit unnützem Hin- und Herreden verschwendet wurden, dazu benutzt, den Yormarsch schnell und entschlossen fortzusetzen, so wäre mau in das befreundete Gebiet von Corduene das weniger o-elano-t, -'0 Man hätte das, von als dem Heere 150 Kilometer entfernt war. des Procopius und Sebastianus, den vorhergehenden Kämpfen unberührt, jenseit des Tigris stand, die 20 so Hand gut wie reichen und mit seiner Hilfe ohne Schwierigkeit den Strom überschreiten können. Procop aber war ein Verwandter Julians und schon dadurch den Soldaten Der neue Kaiser musste fürchten, dass, wenn jener seinen Truppen zum Ketter wurde, sie ihn mit dem Purj)ur bekleiden und ihm so einen empfohlen. höchst '>o Jovian als gefährlichen Nebenbuhler schaffen könnten. Krone zu schirmen, Durch seine Ehre des römischen Namens. hielt es für dringender, seine die langen Verhandlungen erreichte er nichts weiter, dass den Einwohnern von Nisibis als und Singara gestattet wurde, sich durch Auswanderung der Hache der Perser r-A 1 V. Die Constantinische Dynastie. 364 zu ontzielieu; im IJbrigou bewilligte er alles und er- kaufte sich damit das Versprechen eines dreissigjährigen Friedens, das dann freilich nicht gehalten wurde. seiner Eile, sich des er zur Zeit zu neugewonnenen noch abgeschnitten nahm versichern, .Tovian lieiches, bald möglichst war, "' schmählichen jenen in In von dem Vertrag nicht einmal die Bestimmung dass auf, die Perser seinem Heere Lebensmittel zu liefern hätten. Man gewann ohne Kampf durch ihn schreiten durfte, angelangt, nichts mehr, als man dass auf Booten und Flössen den Tigris über- lo und konnte, auf dem jenseitigen Ufer Und weiterhungern. hier hatte gedehnte "Wüsten zu durchziehen, in man aus- denen auch der Durst quälte und nur das Schlachten der Pferde und Lasttiere die Reste des Heeres dürftig ernährte. als Erst i5 Procop und Sebastiauus, denen man sich unter- dessen genähert hatte, dem Kaiser Lebensmittel ent- gegenschickten, wurde der dringendsten Not abgeholfen. Doch nachdem waren, begann diese sie geringen Vorräte von neuem, und erst als aufgezehrt man unter 20 den Mauern von Nisibis angelangt war, konnten sich die Truppen nach ihren schweren Verlusten und Entbehrunoen einio-ermaassen erholen. Jovian schämte sich, die Stadt zu betreten, die gekämpft hatte und nun doch Vergebens seinen Feinden ausgeliefert werden sollte. baten ihn die Bürger, in den Palast, der bei ihnen für die Besuche der Statthalter und Kaiser erbaut so treu für das Reich 25 war, einzuziehen; er blieb im Lager vor den Toren. Bald darauf erschien ein vornehmer Perser, und eben zu derselben Zeit, wo die Leiche Julians feierlich au den Mauern vorüberzog, pflanzte er auf der Burg die Feldzeichen seines Königs auf. Die Einwohner der Stadt wurden angewiesen, ihre fahrende Habe zu ver- bo Kaiser Jovianus. 10. laden und Jammers die Heimat flehten aufzugeben. den Kaiser sie 365 Voll bitteren diesen an, Befehl zurückzunehmen; auch ohne seine Unterstützung seien sie bereit, ihre Mauern gegen die Perser zu ver5 er blieb dabei, hatten. da die brauchte Freilich wenn er er, den Vertrag nicht für gebunden zu wollte, sich durch halten, seinen Eid dass er als guter Christ nicht brechen dürfe. 10 Doch teidigen, wie sie es schon so oft getan hätten. Perser Sie hatten gebrochen schon ihn selbst römischen Soldaten, die vor die dem Übergänge des Heeres den Tigris einzeln durchschwömmen hatten, nach dem Abschluss des Friedens niedergehauen oder als Sklaven weggeführt; ja Sapor hatte den Versuch gemacht, auch seinerseits den 15 Strom heimlich zu überschreiten und jeuseit desselben von dem abziehenden Heere Beute davon abgestanden, Vorhaben entdeckt sah. erst als zu machen, er sein und war verräterisches Ohne Zweifel hätte dies genügt, unx den Kaiser von der Erfüllung seines Ver20 Doch er w^ollte daran festwenn er an der Ostgrenze des Reiches in neue Kämpfe verwickelt wurde, hatte er zu fürchten, dass sich irgendwo im Westen ein Usurpator gegen Sprechens zu entbinden. halten; denn ihn erhob. 2ö Nicht um seines Eides willen, sondern um seinen schwankenden Thron zu sichern, mussten die Einwohner des treuen Nisibis mit Weib und Kind weinend in die Fremde ziehn. Doch mit Erlaubnis 30 der Perser sein und scheinen ihre Stadt, die meisten wenn auch zurückgekehrt zu unter einer verhasstert Fremdherrschaft, weiter bewohnt zu haben. Schon lange vorher, sobald er nur auf römischem Gebiete angelangt war, hatte Heere des Westens abgeschickt, dass er als Sieger Jovian um über die Perser Boten an die ihnen vorzulügen, heimkehre, und 366 V. Die Con.stautiDisclie Dynastie. für siie sicli Truppen gewinnen. zu entfernt, Procop wurde von den indem man ilini den Auftrag gab, die Leiche Julians nach Tarsus zu geleiten und dort Ein Notar, der gleich- für ihre Bestattung zu sorgen. Joviaims falls war hiess, Herrscherwürde als Kandidat für die erledigte :> genannt worden und schien noch immer gefährlich. Er wurde bei Nacht in einen leeren Brunnen geworfen und dieser dann mit Steinen zugeschüttet. so Jovian, um seinen Thron zu sichern, wenig sündigte, war er zugleich bemüht, als Vorkämpfer des rechten Glaubens die Gnade des Herrn zu gewinnen. Später erzählte man, anfangs habe er die Kaiserwahl abgelehnt, um nicht ein Während ein heidnisches Heer anführen zu müssen; doch habe er nachgegeben, dass sie als die auf sie einen Situation nicht Soldaten ihm einstimmig zuriefen, seien. Die Geschichte ist und sicher erfunden; doch geht Zeitgenossen dem oder Helios seiner ziehten. hätte, die wirklich -'o zu Christus wie opfern, teilte Glaubensgenossen, wohl kaum veranlasst stellt D.enn bereit, zu Herrscher befahl, und Jovian «ifer und zurück ganz unrichtig dar. war der barbarische Krieger ganz beten ij Christen alle schlecht beglaubigt zu lo klein sein den Bekehruugs- obgleich dieser ihn auf den Purpur zu ver- 25 Gleich nach seiner Thronbesteigung w^ar er denn auch mit seinem Christentum noch nicht hervorgetreten; ja er hatte über den Vormarsch des Heeres sogar die Stimmung Haruspices der befragen Soldaten lassen. genügend Ehe er erforscht die hatte, wagte er eben noch keinen entscheidenden Schritt. Sobald er aber römischen Boden wieder betreten hatte, und verfügte seine er, Söhne dass alle Gesetze, zu Gunsten der die Constantin Kirche gegeben so Kaiser Joviauus. 10. hatten, wieder in Kraft treten 3(37 sollten, rief die von Julian verbannten Geistlichen zurück und verbot den heidnischen Die Christen jubelten und be- Kultus. gannen mit hastigem 5 Heiligtümer wandeln. zu genug und fähigen kaum oder zerstören wiedererstandenen Kirchen in ver- zu Sie selbst aber sollten es sehr gegen ihren bald AYillen Eifer, die fertig den bringen, umzustimmenden leicht eindrucks- Kaiser zur Toleranz zu bekehren. Kaum war 10 stürzte sie sich der äussere Feind der Kirche Grimm wieder mit erneutem tot, so in ihre inneren Streitigkeiten, und wieder suchte jede Partei, den Kaiser für sich zu gewinnen. Schon noch ehe er den Euphrat überschritten 15 in Edessa, kamen hatte, und bald war er von ihnen auch Athauasius nicht, aus der Verbannung zurückberufen und durch Bischöfe in sein Lager, Natürlich überlaufen. der, fehlte einen ehrfurchtsvollen Brief des Kaisers ausgezeichnet, jetzt 20 durch seine persönliche Einwirkung einen vollen Sieg zu gewinnen hoffte. wurden bekenntnisse die Verfolgung Er 25 zu um deren der Andersgläubigen von ihm zu erklärte beflissen, durchaus rechtgläubig aber sein; und neue Glaubensvorgelegt, wie sich von selbst versteht, auch Bestätigung und, erwirken. Alte Jovian da er nicht, wie Coustautin und Constantius, theologische Studien getrieben hatte, ver- mochte er in diesem Wirrwarr nicht was der einzig rechte Glaube zufinden, es 30 sich Städte, glücklich, die unter den Kaiser zu beglückwünschen überbringen dass und ihm sollten, sich den leicht sei. heraus- Da Gesandten traf der seinem Kegierungsantritt die üblichen Goldkränze auch ein Schüler des Libanius befand, Strategius aus Ancyra, der Heide war und den Mut besass, den Forderungen der Christen e-eo-en- V. Die Constantini.sclic Dynastie. 368 Natürlich konnte über für seine Religion einzutreten. mehr fordern er nicht und Jovian, der in und erwarten, als Verlegenheit jeder den Ausweg wählte, der ihm Duldung,- am liebsten der bequemste schien, war durch den Zank der Bischöfe genügend vorum den Vorstellungen des Gesandten ein Ohr Denn nichts konnte ihm erwilliges zu leihen. & bereitet, wünschter sein, als sich welche Sekte der verzweifelten Entscheidung, zu betrachten als die rechtgläubige sei, Als die Macedonianer ihn ganz entziehen zu dürfen. m angingen, gab er ihnen keinen andern Bescheid, als und diejenigen liebe und welche nach Eintracht strebten. Damit stand dass den er ehre, freilich hasse Streit grellem in schien, als wolle er Widerspruch, dass dem Athanasius anfangs es Einfluss auf seine 15 Entscheidungen gewähren; dieser war eben durch den heidnischen Julian verbannt worden und durfte daher christlichem Nachfolger von dessen Ehrerbietung fordern. Doch hätte um grössere so man dem un- versöhnlichen Streithahn ganz den Willen getan, wäre nicht anders zu helfen, als meinungeu, Zwar indem und freie Bahn Hess. die Weissagekünste, die Julian mit solchem Eifer gepflegt hatte, streng verboten, weil der Kaiser vor ihnen Furcht hatte. soweit er sie als 20 er allen Glaubens- auch der heidnischen, blieben die Zauberei wo So wnsste Jovian sich die Eintracht geblieben? ungefährlich betrachtete, 25 Doch gewährte er allen Religionen durch ein neues Gesetz die freieste Tempeln gemacht Unterdessen dieser von religiöser des Heidentums war so Schenkungen, die Julian den nicht zurücknahm. Seine Schonung Toleranz. gross, dass er selbst die allen hatte, hatte es gezeigt, sich Untertanen gewesen Fanatismus nicht das Urteil wie geliebt war, denen fälschte. In so 10. Kaiser Jovianus. wurden einzelnen Städten 3(39 Boten seines Todes von die dem wütenden Volke gesteinigt oder entgingen nur mit Mühe diesem Schicksal. In Reims erschluu-en den Magister Militum Lucillianus, den Soldaten die ö man Schwiegervater Jovians, weil ein Usurpator, sei das Gerücht ver- Julian lebe noch und breitet hatte, Und Procopius der neue Kaiser der sich gegen ihn erhoben habe. nachdem war, die Leiche er des ge- fallenen Herrschers in Tarsus bestattet hatte, 10 verschwunden. Augenblick spurlos man konnte er- warten, dass er bei einem der westlichen Heere auf- tauchte, und dass wegen er hier seiner Verwandtschaft zum Kaiser aufgerufen wurde. mit Julian Bangen Voll der Zukunft entgegen. So schnell, wie möglich, wollte er an die Donau und dann an den Rhein ziehen, um auch dort den Treueitl der Heere Jovian sah i.j Jeden persönlich entgegenzunehmen oder, falls sie schon ab- zum Gehorsam gefallen waren, sie 20 zu zwingen. Bevölkerung Antiochias, er die Winterquartiere bezogen hatte, fühlte er unter der ebenso spottlustigen unbehaglich, Grunde, besserem Julian, svie als dass seinen schimpflichen Vertrag mit den Hohn 25 verdient klebte boshafte streute sie jemand ein A'erse auf den freudigem mit schon zog, das • in Mitte ohne ihn an Johlen es auf Menschen begleiten liöchster Eile die die und musste, auf oder ihn, ver- gegen den Kais^er von der ganzen Menge begrüsst. Dezember 363 iMaucni und wenn im Circus Strassen, wurde durch er Persern ihren sang Lieder die Schimpfwort freches zu schreien wagte, ao Man hatte. sich und das mit umso empfand, er Und wo So Stadt Tiere Rücksicht verliess er durch- uiul des Heeres, zu nehmen, schneebedeckten Gebirge Klein- asiens. Seeck, Untergang der antiken Welt. IV. 2-k V. Die Constantinische Dynastie 370 die Unterwegs erfuhr er zu seiner Beruhigung, dass Truppen Galliens ihn anerkannt hatten. So konnte voll freudiger Hoffnungen am 1. .lanuar 3G4 in Ancyra das Consulat antreten, bei dem ihm "^riiemistius die Festrede hielt. Schon vorher hatte diesen der er der Senat von Coustantinopel um dem Kaiser zu zum Gesandten seinem gewählt, nach Regierungsantritt Antiochia Glückwünsche zu überbringen; 5 doch durch das Vorgehen Jovians gegen seine heidnischen Glaubens- genossen bestimmt, hatte der Philosoph die Kühnheit gehabt, den Auftrag abzulehnen. das Toleranzgesetz erlassen war, fand sich er ^^ nachdem Jetzt aber, gern den Kaiser dankbar zu preisen. Zu seinem Kollegen im Consulat hatte dieser seinen Sohn Yarbereit, kaum ronianus ernannt, obgleich er alt war und durch Festzug empfindlich böses Vorzeichen sein störte. Als Städtchen Dadastana und bald seinem auf er Geschrei ij den Dies wurde allgemein als betrachtet, erfüllen. ein halbes Jahr unstillbares angelangt sollte Vormarsch war, es in hatte sich dem Jovian -" nach seiner Gewohnheit abends wieder einmal einen tüchtigen Trunk getan gegangen, in seine Leiche hatte man in war dann dem man am Morgen des fand. und Wegen der harten sein in 17. Bett Februar Winterkälte seinem Schlafzimmer ein Kohlenfeuer 25 und in seinem Rausche hatte er den Dunst nicht bemerkt, der ihm den Tod bringen angezündet, giftigen sollte. So war nach einer Regierung von weniger acht Monaten, die aber dem Reiche Thron wieder die Erbschaft gewesen, das dem Christentum Schmach gebracht hatte, der und keiner drängte sich dazu, bittere erledigt, als einen neuen Sieg, Wäre Procop zur Stelle Kaisertum hätte ihm kaum entgehen anzutreten. so • 10. können; Man doch wo Kaiser Jovianus. er sich aufhielt, 371 wusste keiner. musste nach einem andern Kandidaten suchen, und der letzte männliche Verwandte des ausgestorbenen Kaiserhauses blieb einstweilen verschwunden, plötzlich um dann aus seiner Verborgenheit aufzutauchen das Reich in wilde Verwirruns; zu stürzen. und DG ^11 S44 1921 Seeck, Otto Geschichte des Unterganr?^ der antiken V/elt DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET PLEASE UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY