Geschichte des Untergangs der antiken Welt

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^1
rfOHONTO
Otto Seeck.
Geschichte des Untergangs
der antiken Welt.
Band IV.
Geschichte
des
Untergangs der antiken Welt.
Von
Otto Seeck.
Vierter Band.
Geixuciji)'
J.
B.
STUTTGART
METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG.
Alle Keclite vor1)elialteu.
Copyright 1911 by Frauz Siemenroth, Berlin.
Druck von Julius Abel
in Greils\Yald.
Inhalt.
V. Die Constantinisclie Dynastie.
Seite
1.
Die Nachfolge Constantins
2.
Die Brüderherrschaft
40
3.
Magnentius und Vetrauio
92
4.
Constautius Gallus
121
5.
Der Kampf um
135
6.
Die Rhetorik
168
7.
Julian der Abtrünnige
205
8.
Julian in Gallien
249
9.
Julian als Alleinherrscher
303
Kaiser Jovianus
358
10.
die Glaubeuseinheit
1
Fünftes Buch.
Die Constantiiiische Dynastie.
Erstes Kapitel.
Die Nachfolge Constantins.
Die Sicherheit des Reiches vor Usurpationen und
Bürgerkriegen hatte Diocletian
gierten;
^
schloss
nicht von
finden
die
Augen, so
den Launen der
sondern konnte durch
sein,
Doch
die
überlebenden Kollegen bestimmt werden.
dies
System hatte die Hoffnungen, die er darauf
nicht
erfüllt.
ge-
vereint es re-
dann einer Yon ihnen
brauchte die Thronfolge
Soldateska abhängig zu
10
zu
darin
immer mehrere Herrseher
dass
meint,
setzte,
Als sein Nachfolger Constantins starb,
hatten die Heere des Westens
nicht geduldig
abge-
wartet, bis Galerius ihnen seinen Kandidaten vorstellte,
eigenmächtig ihr altes Wahlrecht ausgeübt,
und jahrzehntelange innere Kämpfe waren die Folge
gewesen.
Trotzdem glaubte Constantin, an der Yiel-
sondern
i.'j
herrschaft
festhalten
müssen;
zu
nur fügte
er
den
Grundsätzen, die der Begründer der Dynastie aufgestellt hatte,
auch
einen neuen hinzu.
Maxentius
waren
mit
Sowohl
er selbst als
dem Purpur
bekleidet
worden, weil die Soldaten den Ausschluss der Leibes20
erben von der Thronfolge
dynastisches Gefühl
war
als
Unrecht empfanden; ihr
es
gewesen,
das die Pläne
des alten Kaisers zerstört und das Reich in schwere
Wirren gestürzt
auch
als
hatte.
Dies Gefühl
aber Hess
erhaltende Kraft gebrauchen;
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
I\'.
war
es
1
sich
doch
V. Dio Constanlinisclie Dynastie.
2
seinem
iiincrston
Wesen
«lurfliaus
iiaeli
80 wollte denn Constantin, dass
Weltreiches zwar nacli
dem
<lio
konservativ.
Verwaltung des
Vorbilde ])ioflf'tians unter
mehrere Kaiser geteilt wenlo;
aber
sollten
alle
eine Familie bilden. Nur das Recht des Blutes
einen Anspruch auf den Throu begründen.
Anfangs hatte er
sich
sie
sollte
auch darin an seinen Vor-
gänger angeschlossen, dass ihm nur ein
reifer
Krieger
für die Stellung des Caesars geeignet schien.
Als er
nach dem Falle des Maxentius die Keichsregierung auf
die
Dauer zu ordnen versuchte,
hatte
lo
daher den
er
zum Mitregenten bestimmt und
Bassianus
»
ihn dadurch
an seine Familie augeknüpft, dass er seine Schwester
mit ihm vermählte
(I S. 151).
Doch der Verrat
seines
Erwählten hatte ihn zu der Ansicht bekehrt, dass nur
wirkliche
Bande des Blutes
verfügen durfte,
die Einigkeit der Herrscher
Soweit er über die Thronfolge
gewährleisten könnten.
frei
liat
er daher in der Folgezeit nur
noch seine Söhne und Neffen zu Caesaren
waren
Freilich
fast
sie,
10
als er sie
zu dieser
ernannt.
Würde
erhob,
20
Kinder, konnten ihm also in der Regierung
alle
des Reiches und der
Abwehr
seiner Feinde noch nicht
zur Seite stehn; doch auf ihre tätige Hilfe konnte er
Denn
verzichten.
der
Ruhm
seiner unüberwindlichen
Waffen hatte die Barbaren so eingeschreckt, dass unter
ihm die Grenzen nur sehr selten gefährdet waren, und
die innere Verwaltung wurde von seinen Praefecten
und Comites
geleitet
und
beaufsichtigt.
25
Seine kleinen
Caesaren hatten also nur die Aufgabe, sich den Truppen
im Purpur zu
zeigen, damit diese sich gewöhnten, in
ihnen die einzig möglichen Nachfolger ihres Vaters zu
sehen.
sie
Sobald
dann
spielen,
sie die
freilich
Waffen tragen konnten, mussten
schon
als
Knaben
die
Feldherrn
aber nicht weil ihre schwachen Dienste
dem
3o
1.
irgend
Kaiser
um
Die Nachfolge Constautins.
einen
Nutzen
brachten,
3
nur
sondern
durch ihren jugendlichen Heldenmut die Soldaten
zu gewinnen und an sich zu fesseln.
Am
5
1.
März 317 hatte
er seine beiden Bastarde,
den Flavius Julius Crispus, der damals etwa zehn Jahre
alt sein
mochte, und den Flavius Claudius Constantinus^
der erst vor wenigen Tagen geboren war, zu Caesaren
ernannt.
Wenige Monate
am
später,
7.
August 317,
gebar ihm Fausta, die Tochter Maximians, den ersten
10
legitimen Sohn, Flavius Julius Constantius,
dem um
323 der zweite, Flavius Julius Constans, folgte. Jener
wurde gleich nach der Absetzung des Licinius und
seines Sohnes am 8. November 324, Constans am
Weihnachtstage 333 zum Caesar erhoben. Sie alle
15
wurden schon im Kindesalter
vinzen geschickt,
Den
um
Pro-
dort ihren Vater zu vertreten.
Gefahren, die sich daraus ergeben mussten, beugte
Constantin dadurch vor,
die Seite
ijo
in weit entlegene
stellte
und
sie
dass er ihnen Praefecten an
wahrscheinlich anwies,
elfjährige
dem
So musste schon 318 der
Rate derselben zu folgen.
Crispus unter Leitung des Yettius Rufinus
Verwaltung des gallischen Reichsteils übernehmen
und konnte dann im Juli 320 einen Sieg über die
Franken, im Oktober 323 einen zweiten über die
Alamannen an seinen Namen heften, wofür er beidedie
25
mal mit dem Consulat für das folgende Jahr (321 und
324) belohnt wurde. Als Siebzehnjähriger erwarb er
noch grösseren Ruhm, indem er
30
in
dem Kriege gegen
doch bald darauf muss er
Licinius die Flotte führte;
jenes verbrecherische Verhältnis mit seiner Stiefmutter
angeknüpft haben, das beiden im Jahre 326 das Leben
kostete (III S. 425).
Beschützer
verloren
Da
jetzt die
hatte,
kehrte
Rheingrenze ihren
der
Kaiser
nach
langer Abwesenheit im Jahre 328 dorthin zurück,
1*
als
V.
4
Constantinische Dynastie.
Di(!
wieder ein Einfall der Alamannen drohte.
Aber die
Sohne Con-
Fiilirung dos Krieges überliess er seinem
der eben
stantin,
und blieb
war,
halten des
Knaben aus
beobachten
kommen.
sich
in
selbst
und,
zwölftes
sein
um
falls
es
ihm
nottat,
zu
Hilfe
zweite Constantin
und Bruders würdig.
Yaters
das Yer-
nicht gar zu grosser Ferne zu
Doch auch der
seines
Jahr eingetreten
in Trier zurück,
zu
erwies
Mit
Ehrennamen Alamannicus und dem Consulat
5'
dem
für das
neue Jahr (329) belohnt, blieb er jetzt in Gallien,
während sein Vater in die Donauprovinzen zurück-
io>
kehrte.
Zu
derselben Zeit dürfte auch
mit
der
seinem
alterig
war,
leicht
des
die
siegreichen
dem
Constantius,
Bruder beinahe gleich-
Yerwaltung eines Reichsteils,
viel-
Um
das
italischen,
zugewiesen
sein.
Jahr 332 wurde er dann nach Gallien geschickt,
den jungen
dort
Constantin
zu
vertreten,
weil
i5-
um
der
Kaiser seinem jetzt ältesten Sohne neue, noch glänzendere Lorbeern zugedacht hatte.
Jenseit der unteren
Donau
20
lagen die Gothen mit
den Sarmaten im Kriege, und diese hatten den Kaiser
um
Er sagte
Hilfe gebeten.
zu,
leistete sie
aber nicht
sondern beauftragte den fünfzehnjährigen Con-
selbst,
Wie er in Gallien von Trier aus die
Kriegführung des Knaben beaufsichtigt hatte, so begab
er sich jetzt nach Marciauopel, wo er ihm nah genug
stantin
damit.
war, um im Notfalle persönlich eingreifen zu können,
und doch fern genug, um seine Selbständigkeit nicht
zu gefährden. Am 18. Februar 332 wurden die Gothen
in einer grossen Schlacht besiegt, und auf dem Eückzuge sollen nah an hunderttausend durch Hunger und
Frost
um
umgekommen
Frieden uud
sein.
Die Reste des Yolkes baten
stellten Geiseln,
darunter den Sohn-
25
so
1.
ihres
wurde
noch
5
Sieggekrönt konnte der junge
Königs Ariarich.
Caesar nach
Giallien
den Orient
in
und Constantius
Aber da hier einstweilen
zurückkehren,
versetzt.
ruhig blieb, sorgte der Vater dafür, dass
alles
auch sein zweiter Sohn, der sich bis dahin noch keines
Sieges
rühmen konnte,
Lorbeern gewinne.
Ira
an
J.
Sarmaten, ihr Bündnis mit
haben,
10
'5
Die Nachfolge Constantius.
stantius
dem
und der Kampf gegen
übertragen,
so
Donau
der
die
ersten
334 beschuldigte man
die
Kaiser gebrochen zu
sie
wurde dem Con-
dass auch er den Siegestitel
Freilich wurde ihm
gewinnen konnte.
genug gemacht; denn die Feinde hatten
eine stammverwandte Völkerschaft, die sie unterworfen
und verknechtet hatten, vorher gegen die Gothen mit
sich ins Feld führen müssen und waren später nicht
imstande gewesen, sie wieder zu entwaffnen. Dadurch
Sarmaticus
dies
15
leicht
sahen sich diese Sklaven in den Stand gesetzt, sich
gegen ihre Herren zu erheben und
20
sie
aus
dem Lande
Diese unterwarfen sich den Römern, und
zu treiben.
Constantin konnte 300000 Menschen jedes Geschlechts
und Alters auf den wüstliegenden Ackern von Italien,
Makedonien, Thrakien und Skythieu als Kolonen ansiedeln.
Nach diesem glänzenden Erfolge kehrte Constantius
25
in
den Orient zurück,
um
die Ostgreuze des "Reiches zu
beobachten, weil unterdessen die Gefahr eines Perseraufgetaucht
krieges
er
30
war.
dann
Als
Constans
das
wurde auch
zum Caesar ernannt und mit der Regierung des
zehnte
Lebensjahr
italischen
überschritten
Reichsteils
vier Kaiser,
betraut.
hatte,
So herrschten wieder
wie zur Zeit Diocletians, und auch ihre
Verwaltungsbezirke waren ungefähr dieselben.
Auch nach seinem Tode
wollte Constantin
diese
Vierteilung erhalten, und da er nur drei Söhne besass,
V. Die roiistantiiiisclie Dynastie.
6
sali
er
gezwungen, die leere
sich
seiner Neffen
aiiszufiillen.
Zwar
Stelle »lurcli
niiisste
einen
auf die
er
brüderliche Eintracht seiner Xachfolger den höchsten
Wert
tote
legen; aber höher noch als diese stand ihm das
Schema, das
cletians
sein politischer Lehrmeister hinter-
Und
lassen hatte.
5
wie es nach der Abdankung Dio-
schon einmal zu langen blutigen Wirren ge-
führt hatte, so sollte es auch diesmal schweres Unheil
stiften.
Der Vater Constautius hatte mit der Stieftochter
Maximiana Theodora, drei Söhne
gezeugt, Dalmatius, Hannibalianus und Julius Cou-
lo
des Maximian, Flavia
In
stantius.
der
unberechtigten
nicht
Geburt
Furcht,
dass
den Soldaten empfehlen und
Aufstände zu ihren Gunsten hervorrufen könne, hatte
ihre legitime
sie
Helena ihren Sohn bewogen,
fern zu halten.
In
dem
zogen und lebten später
und
in
sie
stillen
teils in
Unterdessen
Korinth.
gestorben zu sein, ohne
Tolosa wurden
Narbo,
dem
Nachkommen
Sturze des Licinius auf
sie
teils in
sie er-
Etrurien
scheint Hannibalianus
Die beiden andern berief Coustautin,
an seinen Hof, ehrte
zu hinterlassen.
als
dem Throne
Doch
unterging.
sie
20
nach
er sich
sicher fühlte,
durch Consulat und Patriciat
und ernannte den Dalmatius zum Oeusor, einem Amte,
das eigens für ihn geschaffen wurde und mit ihm
folgern zu machen,
10
den Heeren möglichst
25
zu seinen Mitregenten oder Nach-
war schon deshalb ausgeschlossen,
weil die militärische Ausbildung, die für einen Kaiser
jener Zeit unentbehrlich war, ihnen
fehlte.
Doch
ver-
mählte er die Tochter des jüngeren Bruders Constautius
mit seinem gleichnamigen Sohne,
älteren, der
wurde am
und der Sohn des
nach seinem Vater Flavius Dalmatius
hiess,
September 33ö zum Caesar ernannt, um
nach dem Tode Constautius den vierten und kleinsten
18.
3o
1.
Reichsteil,
Die Nachfolge Constantins.
7
bestehend aus Thrakien, Makedonien und
Achaia, zu übernehmen.
Auch Plavius Hannibalianus, der zweite Sohn des
Er wurde zum „König
Dalmatius, ging nicht leer aus.
5
der Könige und der pontischen Völker" ernannt und
mit Constantia, der ältesten Tochter des Kaisers vermählt, der zugleich das Recht, das
und der
Titel
Diadem
zu tragen,
Schon hierin
Augusta verliehen wurde.
verrät sich, dass Coustautin diesen Neffen zu grossen
10
Dingen bestimmt
Der
hatte.
alte
Caesar war unter
Mörderdolcheu gefallen, weil er König werden
und seitdem hatten der
erste
Nachfolger diesen Titel
20
ängstlich vermieden.
Wenn
ersten
zusammenschlössen,
2.3
w^ollte,
alle seine
und einzigen Mal einem Mitglied
des Kaiserhauses beigelegt wurde, und das zwar in der
Form „König der Könige", wie sie dem Beherrscher
des Perserreiches eigen war, so muss dies ganz besondere Gründe gehabt haben.
Während an seinen andern Grenzen das römische
Reich nur gegen wilde Stämme zu kämpfen hatte,
die sich zwar mitunter zu grösseren A^ölkerwanderuugen
er jetzt
i.'>
zum
Augustus und
stand
ihm im Osten
Kraft
eines grossen
meist
aber
angriffen,
vereinzelt
die geeinigte und organisierte
Königtums gegenüber. Als um
die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. die syrische
Grossmacht sich
in
ihre
Teile
auflöste,
hatten
die
Parther sich ihrer östlichen Provinzen bemächtigt und
bald ihre Herrschaft
Indiens ausgedehnt.
30
vom
Tigris
Durch das
bis
an die Grenzen
siegreiche Vordringen
des Pompejus, der Syrien zur Provinz machte,
sie
zuerst
in
kamen
Berührung mit dem Römerreiche und
brachten ihm sehr bald darauf die schwere Niederlage
von Carrhae
wurde.
bei,
deren Schmach niemals ausgelöscht
Denn durch
die Bürgerkriege,
die
eben da-
V. Die CoDstantinische Dynastie.
8
geschwächt, war Korn nicht im-
raals ausbrachen, tief
seine Waffeuelire durch
stande,
in der
einen Sieg über den
Auch
neuen Nachbarn herzustellen.
als es seine
Monarchie dos Augustus wieder
straff
Kräfte
zusammen-
gefasst hatte, begnügte es sich mit der rein formellen
Cenugtuung, dass ihm
die
:>
Feldzeichen des Crassus,
welche die Parther erobert hatten, ausgeliefert wurden,
und hielt sich seitdem in vorsichtiger Defensive. "Wohl
wurde diese hin und wieder, wie unter Trajan, Severus
und Carus, durch einzelne kühne Verstösse unterbrechen; doch ihr Erfolg war nur, dass das nördliche
Mesopotamien zeitweilig in römischen Besitz überging,
um immer wieder sehr bald verloren oder aufgegeben
zu werden; die Macht des Partherreiches hat keiner
dauernd
Siege
jener
aggressiver
seinen
Und
geschwächt.
römische.
die
als
diese
war
lo
15
Während Augustus
Nachfolgern
den Rat hinterlassen
Ausdehnung
ihrer
hatte,
auf
Grenzen zu verzichten, und
dieser Grundsatz auch von den meisten Kaisern be-
weitere
folgt
wurde, träumte
reich in
einst
dem
man im Osten
gleichen
Umfange
davon, das Perser-
herzustellen,
20
wäe es
Cyrus und Darius besessen hatten, und wieder-
holt
kam
um
diesen
es vor,
dass die parthischen Reiterscharen,
Anspruch
ihrer
Könige
durchzusetzen,
mordend und plündernd über Syrien und selbst
über Kleinasien ergossen.
Doch so glänzende Erfolge waren selten und führten nie zu dauernden
sich
Eroberungen.
Partherreich
theoretisch
Im
damit,
aufrecht
allgemeinen
jene
zu
stolzen
halten,
begnügte
sich
das
Forderungen
nur
ja
einzelne
Herrscher Hessen sich sogar bereit finden,
die
seiner
Ober-
hoheit des römischen Kaisers anzuerkennen, die dann
freilich eine rein formelle
leidlich vertragen
blieb.
So hätte
man
sich
können, wenn nicht die armenische
25
so
1.
Die Nachfolge Coustautins.
9
Frage immer wieder den Grund zu Zwistigkeiten geboten hätte.
Schon
in
5
die
in
bis
anderem Zusammenhange haben wir
mehrere verbündete Königreiche
dass
dargelegt,
ersten
Jahrhunderte
römischen Machtgebiet
gerechnet wurden
menien
10
der
und
eingeschlossen
seit
vom
ihm zu-
Ihnen war auch Ar-
(II S. 110).
hinzugetreten,
Kaiserzeit
sein
Herrscher
aus
der
Hand des Pompejus die Krone empfangen hatte.
Während nun die übrigen abhängigen Fürsten nach
und nach abgesetzt, ihre Gebiete in Stadtbezirke aufund der Provinzialverwaltung unterstellt wurden,
hatte sich dieses Königtum dauernd behauptet, weil es
bei seinem östlichen Nachbarn Anlehnung und Schutz
gelöst
i.j
Als
fand.
hoher
Gebirgswall
vor
der
Flanke
des
aufgebaut,
konnte Armenien diese
wirksam beschützen oder schwer bedrohen.
Für
den „König der Könige" war es daher von höchster
Bedeutung, dass dieser Nachbarstaat ihm Untertan oder
wenigstens freundlich gesinnt sei, und immer wieder
machte er Versuche, ihn zu einer Sekundogenitur
seiner eigenen Dynastie zu machen.
Doch anderer-
Partherreiches
20
betrachteten
seits
es die
Römer
als
Ehrensache, ihre
Hoheitsrechte in Armenien zu wahren und nur solche
2ö
Könige hier zu dulden, auf deren Ergebenlieit
verlassen konnten.
in
Da nun
sie sich
die Thronfolge hier, wie
den meisten Staaten des Altertums, sehr mangel-
haft geregelt war, führte ein Regierungswechsel meist
dazu,
30
dass ein parthischer Kandidat
entgegentrat,
bungen, die
Den Germanen brachten
Angriffe fast
dem römischen
und jedesmal ergaben sich daraus Reioft zu schweren Kriegen führten.
ihre stets wiederliolten
immer Niederlagen; doch
in
demselben
Maasse, wie das römische Reich sich innerlich schwächte,
V. Die Coustantinisclie Dynastie.
10
drangen
sie
weiter vor und unterwarfen sich
den "rössteu Teil desselben.
seit
dem Tage von Carrhae wieder und
wieder glän-
zende Siege errungen; aber niemals wussten
Früchte festzuhalten und blieben
Wenn
die Schwächeren.
Gegners ihnen
nicht,
eniliicli
Die Partlier haben schon
Rom
sie
deren
gegenüber immer
'>
der langsame Niedergang ihres
wie den Germanen, allmählich zu
dauernder Überlegenheit verhalf, so wird man daraus
schliessen dürfen, dass auch sie selbst
im Niedergange
waren, und wirklich hat ihr Reich das römische nicht
Doch während wir
sehr lange überlebt.
die
bei
lo
diesem
Krankheitskeime nachweisen und ihre Entwicklung
beobachten
können,
sind
Nachrichten
unsere
Parther und Perser zu dürftig,
über
wir auch hier
als dass
denselben Prozess mit der gleichen Sicherheit wahr-
nehmen könnten.
Immerhin zeigen
Symptome, die darauf hiuw^eisen, dass hier dieselben
Mächte des Verderbens tätig waren, wie im Westen,
und dass auch hier der Erfolg der gleiche war.
Auch das parthische Reich Avar gleich dem römisehen ein
zivilisierter Staat,
15
auch im Osten
sich
20
dessen Grenzen von wilden
Nachbarstämmeu immer bedroht und oft durchbrochen
wurden. Zwar waren die Saracenen Mesopotamiens,
die Gebirgsvölker des Kaukasus und die Nomaden der
turanischen Steppen nicht so gefährliche Gegner, wie
die
Germanen; aber dafür
Könige
auch
kein
sondern
entgegenzustellen,
seine
Landwehr
bewaffnet,
Gegner.
Wenn
musste
König der
stehendes
Heer
jeden
Krieg
für
aufbieten, die vielleicht etwas besser
aber
den Römern,
hatte ihnen der
wohlgeschultes
2.5
besser
nicht
seine
die
geübt
flüchtigen
keine
war,
als
ihre
Reiterscharen auch
gleichartige Waffe
besassen,
mitunter furchtbar wurden, der nicht minder schnellen
Wüstensöhue erwehrten
sie
sich
doch mit Mühe.
So
3o
H
Die Nachfolge Constantius.
1.
hatten die Parther, wie die Römer, während sie gegen-
einander
scharen
5
Raub-
bereite
ihrem Rücken abzuwehren oder zu be-
und
obachten,
immer
zugleich auch
stritten,
in
genug
oft
militärischen Kraft dadurch
Entfaltung
die
ist
ihrer
gehemmt und unterbrochen
worden.
hervorrufen,
sie
und
Kriege
schwere
Dass
welche
für
Verwüstungen^
die
sich
noch
allein
nicht
den Niedergang eines Volkes veranlassen, haben wir
10
schon an anderer Stelle zu zeigen versucht
S. 318).
(I
Eine ernstliche Gefahr für seine Zukunft sind
dann,
wenn
besitzt,
um
es nicht
die
mehr
die
zufallen.
Wo
Vermehrung aus-
dauernde Entvölkerung
eintritt,
den Ländern des römischen Reiches, da
eine Folge
nur
Lücken, welche das feindliche Schwert
gerissen hat, durch seine natürliche
15
sie
gesunde Zeugungskraft
der Kriege,
ist
wie in
sie nicht
sondern der physischen und
Dies Kennnehmen wir aber auch bei
20 dem grossen östlichen Reiche wahr; denn immer wieder
-sind seine Könige bemüht, in den Nachbarländern Gefangene zu machen und diese dann in Scharen auf den
Ackern ihres Landes anzusiedeln. Auch hier muss
also anbaufähiger oder schon früher bebauter Boden
25 in beträchtlicher Menge wüst gelegen haben, was nur
durch den Rückgang der Bevölkerungsziffer erklärmoralischen Verkommenheit der Nationen.
zeichen innerer Schwäche
lich
ist.
Auch
bei
den Persern wird diese Entartung dasein,
dass das Volk durch jahr-
durch mitbedingt
30
hundertelange
Gewöhnung
und jede Regung
drückt war.
Denn
hier noch länger
zur
Knechtschaft erzogen
freier Selbsttätigkeit
ein entnervender
und unbeschränkter
in
ihm unter-
Despotismus hatte
als
im römischen
Reiche seine zerstörenden Wirkunu'en «eübt. Wie dieses
V. Die Coiistaiitinisclie Dynastie.
12
mehr einem
glich, so
Staatenbunde,
als
einem einheitlichen Staate
Aber
auch das Gebiet des Partherkiniigs.
die
Elemente, die jenes bildeten, Nvaren zum allergrössten
Teil Städte,
wenn auch
deren
republikanische Selbstverwaltung,
und gehemmt, doch noch einen armen
der alten freiheitlichen Gesinnung bestehen liess.
liest
zerrüttet
Der König der Könige dagegen
5
vereinigte unter seinem
Szepter, wie sein Titel das ausdrückt, fast nur kleine
Königreiche, deren Beherrscher über ihren rntertanen
mit
dem
gleichen Despotismus walteten,
unterlagen.
Zwar suchten
dadurch zu
festigen,
dass
dem
sie selbst
sie
Reiches königliche Beamte
in
au
vielen Teilen
ihres
der
selb-
die
Stelle
lo
Macht
die Sassauiden ihre
stäudigen Herrscher setzten; aber da die Ämter meist
erblich waren, unterschieden
wohl auch jene
sich nicht
lo
sehr wesentlich von den früheren Königen.
Das Heer musste mau
für jeden Krieg aus
den
Kontingenten der Unterkönige zusammentreiben, was
die
Doch
Rüstungen sehr verlangsamte.
den
Vorteil,
dass
die
hatte
welche
Kaisermacherei,
dies
die
20
Soldaten des römischen Reiches mit so unheilvollem
Erfolge betrieben,
den Parthern
erspart blieb.
Die
dynastische Erbfolge erhielt sich daher bei ihnen mit
grosser Festigkeit.
wechselt,
als
Artaxerxes,
um
Nur
ein einziges
Mal hat
einer jener Kleinkönige,
sich
gegen
sie
ge-
der persische
seinen Oberherrn
J. 226 besiegte und seines Thrones beDamit traten die Sassaniden an die Stelle
der Arsaciden, und statt der Parther wurden die Perser
zur herrschenden Nation; doch hierdurch wurde in der
ihn
25
auflehnte,
das
raubte.
Regierung des Reiches nichts Wesentliches geändert,
und
die
fest,
als
nicht
neue Dynastie behauptete sich nicht minder
es
vor
die alte getan hatte.
w^ilden
Dies aber schützte
Throustreitigkeiten
und
blutigen
so
Die Nachfolge Constantius.
1.
Denn wenn
Bürgerkriegeu.
nur ein Mann
und
5
auch feststand, dass
es
dem
seines Geschlechtes
Könige folgen dürfe,
so
13-
meinten doch
verstorbenen
Söhne
alle seine
auch seine Brüder und Vettern das gleiche
oft
Anrecht auf die Krone zu haben. Die Entscheidung'^
wurde von den Grossen des Reiches gefällt, und da
diese meist zwiespältig waren,
Wenn
ständen und Kämpfen.
führte
sie
oft
zu Auf-
der besiegte Prätendent
Kopf rettete, floh er zu den Römern und stellte
sich und seinen Anhang ihnen zur Verfügung, um mit
ihrer Hilfe vielleicht doch noch auf den Thron seiner
seinen
10
immer wieder
hofe
am
So finden wir denn
Väter zu gelangen.
persische Prinzen,
die
Kaiser-
dann
sich
auch nicht scheuen, gegen ihr eigenes Vaterland die
15
Wafi'en zu tragen.
Da
führenden Männer,
soweit
Flucht retten konnten,
fielen,
bei jenen
in
sie
Thronkämpfen
die
nicht durch
die
sich
Massen dem Henker ver-
wird im Perserreiche die Ausrottung der Besten
nicht minder gründlich gewesen sein, als
20
Und wenn
es in
im römischen.
diesem nicht selten vorkam, dass
den Sturz des Familienhauptes auch die Kinder
in
niit-
hineingezogen wurden, war es bei den Persern sogar
Gesetz,
dass mit
dem Schuldigen auch
25
sorgt,
dass
der
Same
ganze
seine
So war gründlich dafür ge-
Familie sterben müsse.
der Kühnen,
die
gegen
sich
die Despotie aufgelehnt hatten, sich nicht fortpflanzte.
Wäre
die
es richtig, dass das Steigen der
Ausbreitung des Luxus, die mit ihm aufs Engste
zusammenhängt,
so
Kultur und
Perser den
bei ihnen
Völker entnerve,
die
Römern
so hätten
weit überlegen sein müssen
waren auch
die
;
die
denn
Vornehmsten den primitiven
Vätersitten treu geblieben.
Zwar
prächtige, farbenreiche G-ewänder
hüllten
sie
sich
und behängten
in
sich
mit Gold, Edelsteinen und Perlen; aber dass auch die
V. Die Constantiiiisclie Dynastie.
14
Männer gern
iliroii
der Menschheit an.
wussten
sie nichts;
sie ül)orhauj)t
Loib schmücken,
kein Zeiclien
ist
sondern gehört schon
liolier Zivilisation,
dem Urzustände
Von dem Tafelluxus der liömer
Ausnahme der Könige hatten
regelmässigen Mahlzeiten, die man
ja mit
keine
mit kulinarischer Sorgfalt
hätte
vorbereiten
sondern assen zu beliebiger Zeit,
wenn
sie
>
können,
Hunger
was ihnen eben zur Hand war, und das mit
grosser Massigkeit, vor allem im Trinken.
Gleich den
Spartanern der alten Zeit legten sie den höchsten Wert
auf körperliche Übungen.
Denn ihrem König als
Krieger zu dienen, war Ehre und Lebenszweck der
Vornehmen, und jeder suchte daher in allen Arten
der WafFenkunst, namentlich im Pfeilschiesseu und
fühlten,
Reiten, ein vollendeter Meister zu werden.
die
homerischen Helden pflegten
sie ihre
Und wie
lo
i:,
eigene Tapfer-
rühmen und den Feind mit
Worten zu bedrohen; kurz in jeder Beziehung erscheint dies Volk in einem Zustande, in dem
keit grosssprecherisch zu
schrecklichen
neben der Roheit des Altertums auch dessen urwüchsige
2<i
Tüchtigkeit sich scheinbar hätte erhalten müssen.
Wenn
trotzdem die
Degeneration,
wie
bei den Persern
gleichen Erscheinungen der
im römischen Reiche,
zeigen,
so
sich
auch
kann das nur daran ge-
legen haben, dass neben den kriegerischen Sitten der
iö
Urzeit auch deren Grausamkeit sich erhalten hatte und
in der
Ausrottung der Besten furchtbar schwelgte. Denn
fielen die Höchstgestellten
Opfer,
so
niederen
sorgten
sie
den Thronstreitigkeiteu zum
ihrerseits dafür,
Volke jede frische
Wille vernichtet wurde.
dass auch
und jeder
Der kleine Mann war
Macht schutzlos preisgegeben;
Kraft
er konnte
im
freie
ihrer
von ihnen
nach Belieben gemartert und getötet werden, und der
Begriff des Nebenmenschen, der eigene Rechte geltend
so
1.
Die Nachfolge Constantins.
15
machen dürfe, war ihm gegenüber dem Hochmut der
Vornehmen ganz fremd. In Gegenwart des Herrn
durften die Dienenden
gingen
5
sie
sich
war
Z. B.
bar.
gegen
es
Vergehen
am
an
war
so
nicht
auftun; ver-
die Strafe furcht-
den Verbrecher lebendig
üblich,
zu schinden, entweder
ringeren
Mund
den
ihn,
ganzen Leibe oder bei ge-
einzelnen
Teilen
desselben.
Zog der Adelige mit seinem König als gepanzerter
Ritter zu Felde, so wurde die Masse als Fussvolk
10
mitgetrieben, ohne irgend einen Sold oder Belohnung.
Ihr Leben hatte gar keinen Wert; schonungslos opferte
man sie hin, sobald ihren Führern dies nützlich schien.
Da es sich von selbst verstand, dass mau die körperden Kriegsdienst auswählte, musste
lich Tüchtigsten für
15
auch dies eine Verschlechterung der Rasse zu Folge
haben.
Die Perser waren
daher
im
Jahr-
vierten
alle blass und hager und zeigten in Gang
und Bewegungen schlaffe Mattigkeit.
Zu diesem Sinken der körperlichen Rüstigkeit
mochte auch ihr geschlechtliches Leben beitragen.
hundert fast
20
Zwar verschmähten
die
unnatürliche Lüste, vor allem
sie
Römern so weit
man die Ehen
Knabenliebe, die bei den
breitet war.
Doch dafür
schloss
vernicht
selten innerhalb der Familie, ja selbst unter Geschwistern
25
waren
sie
und
erlaubt,
dies
musste naturgemäss die
üblen Folgen haben, die wir bei Heiraten naher Ver-
wandten auch bei uns so
neben
übte
Wirkungen.
oft
beobachten können.
Vielweiberei
die
Denn
ihre
wirkte
sie
dahin,
dass
^0 schönsten und kräftigsten Frauen sich in den
der Reichen ansammelten,
Nebenbuhlerinnen
oft
wo
übriff blieb.
Indem
die
Harems
unter zahlreichen
zur Unfruchtbarkeit
waren, während für die Masse
Ausschuss
sie
Da-
entnervenden
verdammt
des Volkes
nur der
die tüchtigsten
Männer
V. Die Coiistantiiiische Oyiiustie.
16
durch (lioGrausamkeit
war
so auch
wurden,
iliroi'Dos])oton liiiigorafft
der ^VeilJer
Seiten
A^on
Nachwuchs gesorgt.
Wie im Römerreiche das
nicht
den
für
besten
Ilinscliwinden der freien
Manneskraft darin seinen Ausdruck fand,
man
dass
»
an der Besserung des irdischen Lebens verzweifelte
und
Hoffnungen auf ein schöneres Jenseits wandte,
alle
so führte
auch bei den Persern der weltliche Nieder-
gang einen
nidischen
religiösen
Herrscher,
Aufschwung
soweit
sie
herbei.
])ie sassa-
bekannt
uns näher
waren alle PHeger ihres alten Feuerkultus,
räumten der Priesterschaft grosse Macht über sich
ein und bewiesen zugleich ihre Orthodoxie durch
strenge Verfolgung der Andersgläubigen. Yor Zauberei
hatten die Perser noch grössere Furcht als die Römer;
lo
sind,
wagten
sie
Bäumen und
Früchte und Weintrauben, die an den
Stöcken
i5'
doch im Feindeslande nicht einmal die
hingen,
weil
anzutasten,
weise yerhext sein konnten.
das auch bei ihnen
eindrang,
diese
möglicher-
Gegen das Christentum,
scheinen ihre Könige
20'
grausam gewütet zu haben, als Decius
oder Diocletiau, und als aus der Mitte ihrer Yölker
nicht minder
ein neuer Heiland aufstand,
der Babylonier Mani, da
wurde
er mit erfinderischer Raffiniertheit hingerichtet.
Im
276 kreuzigte man
J.
ab und hängte
sie
ihn,
zog ihm dann die Haut
am
ausgestopft
Stadttor auf,
so jeden vor seiner Nachfolge zu warnen.
Lehre erwies sich zu mächtig,
unterdrücken können.
sie
als dass
Doch
man
seine
sie hätte
Auch im Römerreiche gewann
eine grosse Anhängerschaft, obgleich sie auch hier
schon
seit
und eben
der Zeit üiocletians verfolgt wurde (HI
dies beweist uns
geist diesseit
und
am
S. 303),
deutlichsten, dass der Zeit-
jenseit seiner
liehen der gleiche war.
2b-
um
Grenzen im Wesent-
30'
1.
Den
Die Nachfolge Constantins.
Gottmenschen,
zahlreichen
17
die
dieser
in
Epoche des geistigen Rückschritts ihr Wesen trieben
Er erklärte
(III S. 153), schliesst sich auch Maui au.
sich für
5
den Parakleteu, den Jesus
Vollender seiner Lehre
in seinen
Spekulatioueu
verheisseu
als
den künftigen
ging also
hatte,
vom Christentum
Dem-
aus.
wurden auch viele biblische Gestalten, wie
und
Eva, Kain und Abel, Seth und selbst noch
Adam
Paulus, in das wunderliche Gebäude der Welt- und
eiugefügt,
das
die Grundlage
Religiousgeschichte
Aber wie die Gnostiker
seiner Verkündigung bildete.
gemäss
10
bei allen möglichen Mythologieu, bei griechischer Poesie
und Philosophie, bei Astrologie und Zauberkunde
Anleihen machten,
15
des
orientalischen
so
verarbeitete
Volksglaubens
auch
mit Lehren der gnostischen Sekteu.
seiner Religion,
dem
alle
er Begriffe
mit Gedanken
Stoa und des Neuplatonismus und nicht
ihre
am
der
wenigsten
Doch den Kern
jene fremden Elemente sich
wohl oder übel anpassen mussten, bildete der altpersische
20
Vor der Entstehung von Himmel und
Dualismus.
Erde, so offenbarte er das Weltgeheimnis, gab es ein
Reich des Lichtes und ein Reich der Finsternis,
die,
streng voneinander getrennt, jedes die Hälfte des un-
endlichen
2.-.
Raumes
Da bekam
erfüllten.
Macht Lust, erobernd
dunkle
die
das Gebiet der lichten ein-
in
zubrechen. Der Beherrscher derselben, zu hochstehend,
um
sich selbst mit
wesen aus
Namen
30
liegen;
dem Kampfe
und indem
werden
diese
in
sich
den Krieg
in
seinem
Die erstgeschaffeneu
unfer-
sich hervorgehen, die
führen müssen.
sie
zu befassen, lässt Mittel-
Finsternis
die
als
hinabgezogen,
Siegerin mit ihrer lichten
jedem
Diuge des Himmels und der Erde ein gutes und ein
böses Element vereinigt: im Feuer stammt dasl^euchten
Natur vermischt, entsteht die
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
W^elt.
IV.
So
ist
in
-
V. Die Constantinisclie Dynastie.
18
aus dorn
das BreiiDen
Tyiclitroicli.
aus der Finstonils,
im Winde das sanfte Wehen aus jenem, der zerstörende
Sturm aus diesem u.s.w. Die späteren Mittelwesen sind
Kampf
den
berufen,
sie
geraten
daran,
die
sind,
wieder
lichten
und
des Lichtes weiterzuführen
Brüder aus der Gefangenschaft,
ihre älteren
zu
befreien.
von
Bestandteile
in
die
'•
arbeiten
Sie
ihrer
finsteren
Beimisclning zu so7idern und die vollständige Trennung
der
beiden Reiche herbeizuführen,
Weltschöpfung bestanden hat und
wie
vor der
sie
am Ende
der Tage
lo
wiederkehren wird.
Wie man
sieht,
nischen Philosophie
hat diese Lehre mit
die
der plato-
Schöpfung der Welt
durch
von der höchsten Gottheit emanierte Mittelwesen gemein, mit der stoischen den Gedanken, dass alles Bestehende im göttlichen Lichte vergehen
während
indem er
bei
bedeutet
bei
der Demiurg etwas Gutes tat.
Chaos der Materie Ordnung brachte,
Piaton
in das
Mani die Schöpfung einen Sieg des
Zenon hatte gelehrt, dass die Welt
bösen Prinzips.
im himmlischen Feuer verzehrt werde, aber nur um
sich immer wieder neu aus ihm zu gebären; denn
auch in der Sonderung der Elemente war sie ein Geschöpf der Gottheit und daher in jeder Gestalt vollkommen: nach Mani dagegen sollte ihr Untergang
ein endgiltiger sein und die Erlösung von dem Übel
bedeuten.
v,
Doch
solle.
Derselbe
finstere
Pessimismus,
der
20
2.'.
das
Christentum den Herrn der Welt im Teufel erblicken
auch im Manichäismus
Hess, prägt sich
der Lehre entsprechend, findet
Menschen
dem
daher
darin, das lichte
finsteren
des Leibes
Abtötung
des
sie
aus.
Der Konsequenz
Hierzu passt auch seine Ethik.
Aufgabe des
die
Element seiner Seele von
zu befreien.
Fleisches,
wie
sie
Sie
predigt
auch
die
-o
1.
Die Nachfolge Constautius.
19
Asketen übten, vor allem Vermeiden
Nahrung und Fernhalten von der Berührung
Denn dessen verführende Macht ist schon
des Weibes.
seit den Tagen Evas ein Kampfmittel der Finsternis.
Doch diese Forderungen Hessen sich nicht an die
ganze Gemeinde stellen. Sie gliederte sich daher in
die zwei Hauptklasseu der Wahrhaftigen und der Zuchristlichen
tierischer
3
Von
hörer.
10
mau
verlaugte
letzteren
dass
nur,
sie
glaubten und die Sakramente empfingen, gewisse Gebete täglich hersagten und bestimmte Fasttage einhielten doch diese Freiheit schloss sie von den priester;
lichen Stellungen aus.
vorbehalten,
ein
die
Diese blieben den Wahrhaftigen
asketisches
Leben
Sie
führten.
mehrere Rangklassen, über denen
gliederten sich
als einheitliches Oberhaupt der Nachfolger Manis in
Babylon thronte. So findet sich auch die Hierarchie
der christlichen Kirche in ihren Hauptzügen bei den
in
1.-,
Mauichäern wieder.
Man rühmt
20
oft
den Tiefsiun dieser Lehre;
tat-
auch sie ein trauriges
Zu-
sächlich aber bezeichnet
rücksinken auf niedrigere, längst überwundene Stufen
des Denkens. Schon Thaies hatte mehr als achthundert
Jahre früher den grossen Schritt getan, die Natur aus
dem Walten
die meisten
und
menschenähnlicher Wesen zu erklären,
Mani denkt
Philosophen waren ihm darin gefolgt.
der Veränderuns: von Stoffen statt aus
2:>
wieder alle als Personen
und kehrt so zur primitiven Mythenbild uug zurück.
sich die weltschaffenden Kräfte
In
50
Astronomie
der
Achtungswertes
hatten
geleistet;
schon
die
Babylonier
von den Griechen war
sie
soweit fortentwickelt worden, dass einer ihrer klarsten
Aristarch
Geister,
kanische
;Sonue
System
und
Mond
von
Samos,
vorbilden
zwei
schon
konnte.
Schiffe,
das
Mani
welche
kopernisieht
den
9*
in
aus-
V- Die Constantinisclif Dyimstie.
20
geschiedeneu Lichtstoff in
das Reich
sicli
um ilin in
Wenn der
siiiiiinolii,
des guten Gottes abzuführen.
Mond zunimmt, füllt er sich mit dem aufsteigenden
Lichte; wenn er abnimmt, ladet er es in das Sonnenschifp hinüber,
damit dieses es weiter aufwärts trage.
80 wird die griechische Wissenschaft, die dem
Am
von ihm mit Füssen getreten.
in
er,
„tief-
Lehrer gewiss nicht unbekannt war, keck
sinnigen"
auch
9
Himmel erkennt
hierin den Gnostikern folgend (III
den Sternen die bösen Archonten; aber
S.
sie
242),
haben
lo
einen Teil des I/ichtelements in sich auf-
gleichfalls
genommen und müssen nun gezwungen werden, es
wieder auszuscheiden.
Zu diesem Zweck erscheint
von Zeit zu Zeit ein Lichtwesen den männlichen
nacktes schönes Weib,
den
weiblichen
als
auf,
dass
den Lichtstoff in
Pollution
einer
Zugleich brüllen
und der Schweiss
gierde,
fällt
sie
von sich geben.
sie
als
vor Be-
ihrer heiss erregten Leiber
auf die Erde, wodurch Donner und Regen er-
klärt werden.
fleischliche
i.>
dem Grade
Jüngling und regt so ihre Sinnlichkeit in
Blitz
als
schöner
Dieser Gedankengang
zeigt,
20
dass die
Enthaltsamkeit des Parakleten nicht gerade
dazu beitrug, seine Phantasie weniger schmutzig zu
machen,
wie
keineswegs
ja
sie
diese
auch
noch bedeutsamer
aber
beim
Wirkung übte
ist,
heiligen
(III
Antonius
Was
231).
S.
25
wir sehen in Mani die
roheste Mythenbildung wiedererstehen, wie sie vorher
nur
der
eigen
war.
frühesten
Denn
Naturerklärungen
Urzeit
der
Religionsgeschichte
der Denkprozess, aus
hervorgehen,
über den jener grauen Weisen,
erhebt
nach
dem
sich
seine
nicht 3o
welchen
die
Sonne jeden Abend von ihrem Vater, dem Nachtgefressen und jeden Morgen neu geboren
himmel,
wurde
(II S. 363. 380).
1.
Indem
Die Nachfolge Constautius.
21
Nationen des Perserreiches geistig
so die
wie wirtschaftlich immer tiefer sanken, machten
es
sie
den Römern, obgleich bei ihnen das gleiche Sinken
eingetreten war, doch nicht schwer, ihre Überlegenheit
5
dauernd zu behaupten.
vor
dem
(284) Kaiser
durch innere Unruhen im Perserreich unter-
Carus,
stützt,
So konnte noch unmittelbar
Regierungsantritt Diocletians
bis
zur Hauptstadt desselben,
und
Ktesiphou,
darüber hinaus vordringen und Mesopotamien, das in
10
den Wirren der vorhergehenden Zeit verloren war,
Wie
wiedererobern.
König Vararanes
machte
es scheint,
(276
II
— 293)
um
das
J.
288
einen Versuch, die
Provinz wiederzugewinnen, und Diocletian musste ihm
Aber noch ehe der Kampf begann,
beim Kaiser eine persische Gesandtschaft,
entgegenziehen.
15"
erschien
ihm fremdartige Tiere und andere Geum Frieden. Wahrscheinlich war
die Yeranlassung, dass Hormisdas, der Bruder des
Königs, sich sclion damals gegen ihn erhoben und
überbrachte
schenke und bat
20
ihn in einen inneren Krieg verwickelt hatte, der noch
nach Jahren nicht beendet war.
lichen Brüder
tot
waren und
den Thron bestiegen
daran
25
sich
in
denken,
die
Alexandria
hatte,
konnte
Scharte
Erst als die feind-
ihr
Oheim Narses 293
man im
Perserreiche
auszuwetzen.
Während
der Usurpator Achilleus erhoben
und Diocletian gezwungen war, eine Stadt
eigenen Reiches sieben Monate zu belagern,
hatte
Narses
den
potamien
30
Zeitpunkt
einzufallen.
raschend, dass die
für
geeignet,
Der
Angriff
Perser
schon
seines
hielt
um
in
Meso-
kam
so
über-
über
Carrhae
bis
nahe an den Euphrat vorgerückt waren, ehe Galerius
ihn bei Callinicnm überschritt und ihr weiteres Vor-
dringen
kleine
aufzuhalten
Schar
eiligst
suchte.
Obgleich
er
nur
eine
zusammengeraffter Truppen bei
22
V.
sich
Die Constantinisclie Dynastie.
wagte
hatte,
dem
doch,
er
Feinde die Schlacht zu bieten,
den Untertanen
die
lage,
wurde.
So
Persern
preisgeben
freilich
man
musste
und
weit
erlitt
ganz
übeHegoncn
aber eine Nieder-
als Sieg verkündet
Mesopotamien den
zufrieden
sein,
man
dass
.7
wenigstens die Euphratgrenze behaupten konnte.
Unterdessen
war Diocletian
als
Sieger in
Ale-
xandria eingezogen und bereitete die Erneuerung des
Kampfes
vom
zunilclist dadurch vor, dass er durch Gesetz
März 297 eine Verfolgung gegen die Mani-
31.
Denn
chäer anordnete.
auch
sich
in
warum
scheinen,
römischen
Greise
als
die
Götter
überlegen
wo
kam und
für
Schmach
der
eine
der
gezeigt
eilends nach Syrien,
entgegen
Ursachen
Feinde
hatten.
zu
Fusse
er-
den
sich
Dann zog
er
Niederlage
seine
durch
neben
dem Wagen
die
Heeres
des
alten
Kaisers hergehn musste, ehe dieser ihn einlud, neben
ihm Platz zu nehmen.
um
die
1:,
der geschlagene Galerius ihm
bestraft wurde, dass er angesichts des
meilenweit
dem
seinem Reiche verbreitete, mochte
abergläubischen
w
dass eine persische Religion
20
Diocletian blieb jetzt im Orient,
Euphratgrenze zu beobachten,
während
sein
Caesar den Auftrag bekam, die Truppen von Moesien
und Illyricum heranzuführen und zugleich neue Aushebungen anzuordnen, die jene an der Donau ersetzen
25
sollten.
Narses hatte sich nach Armenien gewandt, das
er
wohl auch seinem Reiche anzugliedern hoffte, und
trat ihm Galerius entgegen.
Diesesmal errang
hier
er einen glänzenden Sieg, eroberte das persische Lager
uud erbeutete hier nicht nur reiche Schätze, sondern
machte auch den ganzen Hof und vor allem die
Familie
hatte,
des
zu
Königs,
seinen
die
diesen
Gefangenen.
ins
Feld
begleitet
Wahrscheinlich
lief
sa
Die Naclifolge Constantiüs.
1.
23
auch der grösste Teil des geschlagenen Heeres auseinander,
und ehe
neues gesammelt wurde,
ein
das feindliche Reich den
Kömern
lag
offen.
Narses schickte einen Gesandten an Galerius ab,
ö
der
um
flehentlich
gewiesen
Frieden
aber
bat,
Inzwischen
wurde.
aber
zurück-
stolz
Diocletian
hatte
den Euphrat überschritten und war, ohne ernstlichen
Widerstand zu finden,
vorgerückt,
bis Nisibis
w^o
er
Heer mit dem seines Caesars vereinigte. Doch
während dieser an grosse Eroberungen dachte, war
sein
10
der vorsichtige Greis nicht geneigt,
Reich
in gefährliche
das geschwächte
er den dargebotenen Frieden an, lieferte die
unverletzt aus
lö
So nahm
Abenteuer zu stürzen.
und begnügte
sich
damit,
Gefangenen
dem nörd-
liehen Mesopotamien noch jenseit des Tigris die
LandCorduene hinzuzufügen und einzelne Kleinkönige,
bisher den Persern Untertan gewesen waren, in
schaft
die
die Klientel der
Römer
Mässigung erwarb er
20
und
Durch
diese
Dankbarkeit des Narses,
vierzig Jahre lang blieb die Ostgrenze ungefährdet.
Dem
bis
zu übernehmen.
sich die
Narses folgte sein Sohn Hormisdas
der
309),
das
freundliche
Nachbarreiche aufrocht
Verhältnis
H
(302
zu
dem
und nach dessen Tode
erhielt,
brachen wieder die üblichen Throustreitigkeiten aus.
25
Sein ältester Sohn xVdanarses, der zunächst die Herrschaft
von
autrat,
den
Hormisdas,
durch
30
fliehen,
wurde
Grossen
eine
nach
schon
des
Reiches
List
seiner
sein Vaterland
Gattin,
Fahnen
gekämpft
er
hat.
ein Säugling erhoben, Sapor,
der
zweite,
Später gelang es ihm
in Fesseln gelegt.
unter deren
wenigen Monaten
gestürzt,
zu
den Römern
zu
dann wiederholt gegen
Auf den Thron wurde
der erst einige Monate
nach dem Tode des Königs Hormisdas von einer seiuer
Konkubinen geboren war.
Siebzig Jahre lang (309
V.
24
bis 37i>)
Römern
sollte
Die Constaatinisclie Dynastie.
er
Herrschaft boliaupton
<lie
Als er
den
iiml
Feind werden.
ein sehr gefährlicher
zum Jüngling erwachsen
war, suchte auch
noch die Freundschaft dos mächtigen Nachbarn.
Er wechselte Geschenke mit Constantin, und dieser
schrieb ihm eigenhändig einen IJrief, durch den er
ihn zum Christentum zu bekehren oder wenigstens
den Anhängern desselben, die sich damals auch in
Persien stark vermehrt hatten, freundlich zu stimmen
er
Die Folge
suchte.
dass,
w'ar,
später
als
der Krieg
5
lo
ausbrach, Sapor in den Christen die Vertreter einer
römischen und daher feindlichen Religion sah und
sie
ebenso verfolgte, wie vorher Diocletian die Manichäer.
Denn
sobald der junge König in das Mannesalter ein-
getreten war,
nahm
die Pläne
er
seines Grossvaters
i5
wieder auf und strebte nach dem Ruhme, Mesopotamien
zurückzugewinnen und auch Armenien seinem Reiche
anzugliedern.
Schon
um
Constantin seine Ostgrenze
das
als
um
den Constantius dahin,
Jahr 335
betrachtete
gefährdet und schickte
einstweilen die Perser zu
20
beobachten, die schon begannen, plündernde Scharen
über den Tigris zu senden.
dann eine Gesandtschaft
Gegen Ende 336 erschien
in Constantinopel,
verlorenen Provinzen zurückforderte.
Kriegserklärung gleich.
Dies
welche die
kam
einer
Constantin erwiderte, dass er
25
persönlich die Antwort überbringen wolle, und rüstete
sich, in
den
zu suchen
Kampf zu
warum
sein,
ziehn.
Hierin dürfte der Grund
er einen seiner Neffen mit
dem
Titel König der Könige schmückte.
In allen seinen Kriegen war Constantin bisher
glücklich gewesen und vertraute fest darauf, dass ihn
auch künftig die Hilfe seines Gottes nicht verlassen
werde.
War
doch sein Sieg bestimmt, die Christen
auch im Perserreiche aus ihrer bedrückten Lage zu
so
1.
befreien
und
Die Nachfolge Constantins.
25
ihre Religion zur herrschenden zu
den Kampf
machen.
wo er
Er hatte
ihm aufgedrungen wurde, musste seine sanguinische
nun
nicht gesucht;
aber,
Natur hierin eine Fügung Gottes sehn, der ihn zum
5
Werkzeuge auserwählt habe,
um
das Reich Alexanders
wieder aufzurichten und das Christentum, wie es ver-
kündet
war,
an
bis
Doch
zu verbreiten.
letzten
die
die
Enden
der
Erde
Länder des fernen Ostens
war kaum
der Proviuzialverwaltung zu unterwerfen,
10
möglich,
weil
ganz auf der municipalen beruhte
sie
und Städte im griechisch-römischen Sinne dort
gar nicht zu finden waren.
gelingen,
den
unter
Auch mochte
Kleinkönigen
es leichter
Bundesgenossen
gegen ihren Oberherrn zu finden, wenn mau
15
fast
sie
nicht
mit der Absetzung bedrohte, sondern ihnen die Aussicht
eröffnete,
auch
unter der Herrschaft
Roms
in
Folglich musste der-
ihren Stellungen zu verbleiben.
jenige, der küuftig das Perserreicli beherrschte, wieder
ein
20
„König der Könige"
dem Hannibalianus
sein.
Wenn
also dieser Titel
kann das wohl
ihm diese
beigelegt wurde, so
nichts anderes bedeuten, als dass Constantin
Würde zugedacht
die
des Kaisertums
•25
machen
wollte.
wäre den vier
Sie
Reichsteileu Diocletians als fünfter hinzugetreten, der,
wenn auch
in engster
zivilisierte
so
30
mit andern Worten, dass er
hatte,
Grossmacht des Ostens zu einer Sekundogenitur
auch
in
anderen Formen
regiert,
doch mit ihnen
und die ganze
Welt wäre, wie unter derselben Religion,
Verbindung gestanden
unter
demselben
hätte,
Herrscherhause
geeinigt
worden.
Doch der Tod
und
sollte diese
für Constantin, der
gewesen war, bedeutete
Denn
so
blieb
er
immer
stolzen
Pläne zerstören,
ein Liebling des Glückes
dies vielleicht ein neues Glück.
der
nie
bezwungene Kriegsheld,
V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie.
26
währeud
d'n^
Schwierigkeiten des bevor-
iiii<i,oli(3ureii
steliondon l^\ddziigos, die er wold kaiim libersuli,
schwere
eine
wahrseheinlic'li
Enttäuschung
ihm
bereitet
Noch Anfang 337 schickte Sapor eine neue
Gesandtschaft und versuchte einzulenken; doch wurde ^
hätten.
ihr der Frieden
Am
verweigert.
3.
April feierte der
Kaiser dann noch das Osterfest in Constantinopel und
weihte
um
die
A])ostelkirche
Grabmal
das
bereitet
ihn die Bischöfe,
gleiten
und durch
ein,
hatte.
die
ihr
ihn
in
der
Sclion
auf
er
sich
selbst
sammelten
dem Feldzuge
sich
be-
in
Gebet seinen Waffen den Sieg
verleihen sollten, als eine schwere Krankheit ihn befiel.
Erst suchte er in einem nahegelegenen Badeort Heilung,
dann bei den Reliquien des Lucianus
in Helenopolis.
Als auch der Schutzpatron der Arianer an ihm kein
Wunder wirken
Stündleiu,
wollte, bereitete er sich auf sein letztes
indem
er
am
OJrabe des ketzerischen Heiligen
und liess sich dann nach dem
nahen Nicomedia bringen, um hier durch Eusebius,
den berühmtesten Schüler des Lucianus, die Taufe zu
seine Beichte
iö
ablegte,
20
Vor den Toren der Stadt, in der Villa
Ancyro, ereilte ihn am 22. Mai 337 der Tod.
Die Regierung, die mit diesem Tage ihr Ende
fand, ist folgenreich für Jahrtausende geworden. Aber
empfangen.
so treu
dem
auch Constantin an seinem Glaubensbekenntnis,
politischen wie
so ehrlich er
hielt,
immer
dem
religiösen, festgehalten hatte,
erfüllte,
was
er für seine Pflicht
das Erbe, das er seinen Nachfolgern hinterliess,
war doch kein segensreiches. Die Kirche schwelgte
in trunkenem Siegesübermut und schädigte den Staat
und sich selbst durch unfruchtbare Zänkereien. Das
Reich
25-
seufzte
Beamtenschaft,
unter
in
dem Druck
einer
vielköpfigen
der jeder den andern belauerte und
doch keiner der Raubg-ier der Kollesen Einhalt
s-ebot.
30>
1.
Die Nachfolge Constantins.
27
Die Verwaltung der Städte war durch erblichen Zwang-
und damit jede freudige Selbsttätigkeit in ihr
dem flachen Laude war der Bauer in
das Joch der Leibeigenschaft gezwungen und während
so die erwerbenden Stände unter der harten Faust der
Regierung verkümmerten, wuchs die Zahl der Soldaten
geregelt
unterdrückt; auf
;
>
und Beamten,
stärker an.
die
von jenen erhalten wurden, immer
In demselben Maasse, wie die Bevölkerung
schwächer und minder zahlungsfähig geworden war,
10
hatte
sich
strebte
doch die Steuerlast vermehrt, und dabei
der Kaiser nach
dem Ruhme
der Freigiebig-
und warf das Geld mit vollen Händen um sich.
So hinterliess er denn gründlich zerrüttete Finanzen
und ein Münzwesen, dass durch wiederholte Verkeit
la
schlechterung des Geldes alle Stätigkeit verloren hatte.
Lidern er zugleich das Reich von
er dafür,
neuem
teilte,
sorgte^
dass jeder der vielen Herrscher nur seine
eigenen Sorgen und Gefahren berücksichtigte und
alle
andern hilflos im Stiche Hess oder gar offen bedrohte.
20
Und
das,
als
eben wieder ein grosser Krieg vor der
Türe stand, der nur zu dringend eine
straffe
Zusammen-
fassung aller Kräfte des Reiches hätte fordern müssen.
So
glänzender Waffentateu
Constantin
sich
rühmen
durfte, sein Friedensregiment hinterliess einen Zustand,
2.'.
der auch grösseren Herrschern,
als
seine Nachfolger
waren, fast unlösbare Aufgaben gestellt hätte.
Schon gleich
die ersten
Wochen nach dem Tode
des Kaisers sollten zeigen, dass seine Söhne nicht ge-
30
willt
waren, sein politisches Testament
lieh
hinzunehmen.
Die
als
unumstössseines Hin-
nächste Folge
scheidens hätte sein müssen, dass seine vier Caesaren
den
Augustustitel
annahmen.
Constantius und Constans
drei
Monate,
Doch Constantin
zögerten damit
und der Neffe Dalmatius
ü.,
noch über
wag-te
nicht
28
V. Die Con.stantiiiifsclie Dynastie.
selbständig
vorzugehen,
Erben
erklärt hatten.
am
sich
die
Von
näher berechtigten
schweren Erkrankung
aus Antiochia herbei,
um
Zeit,
ihr
kam
hatte keiner
diesen
Auf
Sterbebette des Vaters gestanden.
richt seiner
und
ehe
eilte
die
Nach-
zwar Constantius
aber nur noch zur rechten
'.
seine Leiche nach Constantinopel zu geleiten
dort die letzten
Ehren zu erweisen.
Doch
der Ordnung der Verhältnisse, die er als der einzige
anwesende der drei Söhue hätte regeln müssen, war
seine schwache, ewig bedenkliche Natur nicht ge-
Er
wachsen.
Coustantins, die
Neffen gleichberechtigt an die Seite
vollen
lo
weder Lust, die A^erfügungen
ihm und seinen Brüdern die beiden
hatte
stellten,
Umfaug anzuerkennen, noch den Mut,
in
ihrem
sie offen
Doch ehrgeizige Offiziere errieten leicht,
und er wusch seine Hände in Unschuld, indem er selbst nichts tat und ihnen das
Handeln überliess.
Der schnelle Tod des Kaisers,
nmzustossen.
was
15
er wünschte,
der ihn in der Blüte der Manneskraft betroffen hatte,
gab ihnen den Anlass, das Gerücht zu verbreiten, er
sei von seinen Brüdern vergiftet worden, und bald
20
erklärten die Truppen, dass sie keinen von der Familie
der Mörder über sich dulden und nur die Söhne Coustantins als
als sie
Herrscher anerkennen wollten.
diese allein
und
ausgerufen
am
der
9.
Doch auch
September 337 zu Augusti
Senat von
Rom
dies
thronte
Monaten,
25
bestätigt
nicht.
Der entVerwandten wurden von
Constantius mit Misstrauen, von den Soldaten mit
finsterem Hasse angesehen, der sich in den nächsten
hatte, legte sich die
.
Aufregung noch
Caesar und
seine
heimlich
geschürt,
immer mehr
steigerte.
Anfang 338 warfen sich die zuchtlosen Scharen auf
die Brüder und Neffen ihres toten Kaisers und machten
sie alle nieder.
Nur zwei Söhne des Julius Constantius
so
Die Nachfolge Coastantius.
1.
entgingen
dem
Bliitbade, der zwölfjährige Galliis, der
krank
schwer
29
und
daniederlag,
der
siebenjährige
Julian.
Coustantius hatte alles untätig geschehen lassen,
5
ja er legalisierte sogar nachträglich jene Morde, indem
Vermögen der Opfer
er das
und
konfiszierte
sie
durch zu gerichteten Verbrechern stempelte. Auch
er
vielen
10
Anhänger den Prozess machen und
ihrer
überlieferte die
gestanden
daliess
am
Männer, die seinem Vater
hatten,
nächsten
und
den Patricius Optatus
B.
z.
den langjährigen Praefecten Ablabius, dem Henker.
Er mochte
viele,
Entschuldigung
eine
die er hinrichten liess,
die
Reichtümer
unentbehrlich
schwer
20
wo
hatten und dass jetzt,
forderte,
auf
Unglück
Einziehung
für
vielleicht alle, ihren
die
sei.
der Perserkrieg Geld er-
zusammengeraubten
ihrer
schwer
Trotzdem
zerrütteten
haben
Gewissen
seinem
seiner
und
dass
finden,
der bedrückten Untertanen gefüllt
Beutel auf Kosten
15
darin
späteren
Morde
diese
und
gelastet,
Jahre,
Finanzen
vor
alles
allem
seine
Kinderlosigkeit und die Misserfolge des Perserkrieges,
betrachtete er als göttliche Strafe.
Er
liess sich
daher
auf seinen Feldzügen gerne von Geistlichen begleiten,
die
im Gerüche der Heiligkeit standen,
um
durch ihre
Gebete den Zorn der Gottheit abzuwenden; aber auch
dies wollte nicht
bemüht,
die
immer
Gunst
helfen.
Umso
eifriger
des Himmelsherrn
war
durch
Fürsorge für dessen Kirche wiederzugewinnen.
er
stete
Immer
wieder hat er die Privilegien des Klerus bestätigt und
30
wurden verboten
die heidnischen Opfer
und endlich gar mit der Todesstrafe bedroht; vor allem
erweitert;
aber suchte er die Einheit der christlichen Kirche, die
auch unter seiner Regierung durch die Umtriebe
Athanasius gefährdet war, so
o-ut
des^
es "insv zn erhalten
30
\'-
oder
Coustuuünisclie
JJi(i
Diese Bestrebungou
herzustolleii.
(liesnial
Dyim.stit'.
ihr Ziel nicht erreichen;
den grimmigsten
um
auch
sollten
trugen ihm nur
orthodoxen Geistlichkeit
der
Ilass
sie
Doch
wie er selbst meinte, hatten sie seinen Gott, wenn
auch nicht ganz, so doch einigermaassen mit ihm ver-
ein, so sehr er sich
Denn
söhnt.
über
alle
scliaft
so viele
wurde
und dass ihm seine
unter den grössten
glaubte
fest,
>
Usurpatoren ihn auch bedrohten,
er Sieger,
blieb, betrachtete
pjr
deren Gunst bewarb.
er gleichfalls
Ilerr-
immer
erhalten
als göttliche
Fügung,
Gefaliren
i*^
dass über seiner Person ein schützender
oft, dessen Nähe zu empfinden
verschwimmenden Umrissen vor
Engel walte, und meinte
oder ihn gar
luftig
in
sich zu sehen.
So fühlte er
sich einerseits als
den Ver-
wandtenmörder, der wie Kain gezeichnet und mit Kinderlosigkeit gestraft war,
wählte
Rüstzeug,
zugleich aber auch als das er-
Herrschaft
dessen
werden könne, weil
^>
es berufen
sei,
erschüttert
nie
die
einheitliche
Kirche des Herrn herzustellen und über die Erde zu
verbreiten.
sich in
Und
derselbe tragische Zwiespalt, wie er
-^
diesem Schwanken zwischen wohlbegründeter
Keue und dem
spricht, hat der
Stolz auf seine göttliche
Sendung aus-
ganzen Regierung des Kaisers seinen
Stempel aufgedrückt.
Auch
später hat Constantius sehr viel unschuldiges
Blut vergossen; doch war er
die Herrschaft nur als Mittel seiner Lüste
betrachtet hätte.
die
Er erkannte
ihm der Herr
mit
aller
Energie,
sein
fähig war, ihr genugzutun.
kam, betrachtete er
sie
als
Person, die ihn hoch über
hebe.
sie
auferlegt habe,
der
2.5
darum kein Tyrann, der
als
Pflicht,
und bemühte
schwerflüssige
Und
weil sie
eine heilige
alle
und Launen
schwere
sich
Natur
von Gott
Weihe
seiner
andern Sterblichen er-
Auf dem römischen Thron war
er
der erste
so
Die Nachfolge Constantins.
1.
31
dem
Vertreter des Gottesgnadentums ganz in
Sinne,
wie es in jüngstvergangener Zeit Friedrich Wilhelm IV.
Er nannte
aufgefasst hat.
-j
sich daher,
nachdem
Usurpatoren Sieger geblieben war,
alle
den
gerne
Schriftstücken
Herrn
des
in
er über
offiziellen
ganzen
Erd-
kreises oder bediente sich des Titels „Meine Ewigkeit",
der selbst in jenem Zeitalter, obgleich es längst ge-
wohnt war,
Attribute
alle
der
auf den
Göttlichkeit
Kaiser zu häufen, Verwunderung und Anstoss erregte.
10
Doch den Anforderungen,
So bietet er
das traurige Bild eines Mannes, der sich
zum Höchsten
das
strebt,
und mit
glaubt
berufen
15
die er selbst an sich stellte,
o-enügteu seine schwachen Mittel nicht.
Höchste
zu
aller
leisten,
Anstrengung
während
danach
doch
die
Begabung ihn niemals über das
hinauskommen lässt.
Schon seine äussere Erscheinung war für seine
Auch körperlich
stolzen Ansprüche ein Hindernis.
Dürftigkeit
seiner
Mittelmässige
hätte
20
er gerne
die
gemeine Menschlichkeit überragt,
wie es die mächtige Gestalt seines Vaters getan hatte.
wenn der innere Zwiespalt seines Wesens auch
zum Ausdruck kommen sollte, sass
ihm ein stattlicher Oberkörper auf kurzen, krummen
Doch
in
bei
als
seiner Statur
Beinchen. Aber dass er infolgedessen klein war, mochte
25
er nicht zugeben: als er seineu Eiuzug in
beobachtete man,
dass
er
Rom
hielt,
den gewaltigen
sich unter
Wölbungen der Triumphbogen bückte,
als
fürchte er,
dem Kopfe oben anzustossen. Im übrigen stand
er, auch wenn sein Wagen rüttelte, steif und starr,
wie eine Bildsäule, und wendete die Augen weder
mit
'M
rechts noch links.
Nur
in feierlicher
Unbeweglichkeit
wollte er sich den Untertanen zeigen; nichts
liches sollten
man
in
sie
an ihm wahrnehmen.
seinen Mienen
niemals
Mensch-
So bemerkte
den Ausdruck einer
V. Die Constautini.sche Dynastie.
32
lebhaften Empfindung,
er
nach
Südländers
Art des
drückte er dies
dieselbe
oder gar
gestikulierte
und wenig;
leise
immer nur
ausspuckte oder sich schneuzte.
dass er sich kratzte,
Er sprach
sondern
und keiner hat je gesehen, dass
starre Yornehnilioit,
missfiel
ihm
etwas,
so
>
der liogel nui- durch ein finsteres
in
Schweigen aus, wie
es in der
Natur der Sache
liegt,
dass ein so ängstliches auf sich Achten in mürrische
Nach Popularität zu
Wortkargheit übergeht.
war
daher
er
darin,
um
imstande,
nicht
seine
sondern
streben,
sich
gefiel
lo
unnahbare Hoheit eine sorgsam be-
Doch
hütete Schranke zu ziehen.
je strengere Selbst-
beherrschung er sich dem Publikum gegenüber auflegte, desto
mehr empfand
er das Bedürfnis,
sich
im
engen Kreise des Hauses frei gehen zu lassen. Erschien
er dem Hof und dem Volke wie ein Gott, so fanden
seiue Frauen und seine Kammerdiener ihn nur zu
Die Eunuchen seines Palastes, vor denen
menschlich.
er die starre
doch
in
Maske der
Göttlichkeit ablegte
schmeichlerischer
und
die
ihm
vor
Liebedienerei
\:>
20
krochen, übten daher im vertrauten Geplauder eine
Macht über ihn aus, die sein Urteil über Personen
und Sachen oft bestimmte und sehr unheilvoll auf seine
Denn weil er seine Schwächen
Reffieruno; einwirkte.
fühlte
und doch
sich
selbst
nicht
andern, darüber zu täuschen suchte,
weniger,
die
als
25
bedurfte er der
Lobpreisungen zur Stärkung seines Selbstgefühls, und
wer ihm in geschickter Weise zu schmeicheln wusste,
gewann dadurch grosse Macht über ihn.
Auch in den christlichen Tugenden
seinen
jenigen,
Untertanen
die
vorleuchten,
damals
der Überwindung
Freiffiebiskeit.
am
des
wollte
namentlich
in
er
den-
höchsten geschätzt wurden,
sündlichen Fleisches
Seine Lebensführung konnte
und der
man
fast
so
Die Naclifolge Constaiitius.
1.
33
im Essen und Trinken war
wenig und nicht regehnässig,
Die
Zeit und Gelegenheit es boten.
asketische nenuen:
eine
er äusserst massig, schlief
wie
sondern
Keuschheit, die als die Blüte aller christlichen
."'
Tugend
wertete auch er sehr hoch, wie schon seine Ge-
galt,
So verfügte er gleich im Anfang
setzgebung verrät.
seiner Regierung, dass in den Kerkern die weiblichen
Gefangenen von den männlichen streng zu sondern
Die Verwandtenehen, welche die Kirche seiner
seien.
10
Zeit
mit übergrosser Strenge verurteilte, erklärte er
den näheren Graden bedrohte er
für ungiltig, ja in
sie
Obgleich
sogar mit der Todesstrafe.
durchaus
Schönheit
weibliche
für
Vater,
er,
wie sein
un-
nicht
empfänglichwar, hat er seine strenge Selbstbeherrschung
15
doch auch darin bewiesen, dass er sich von jedem unerlaubten Verhältnis
ängstlich
Eine desto
fernhielt.
grössere Macht übten seine Frauen über ihn ans, und
während er die Witwen, die eine zweite Ehe eingingen,
durch Rechtsuachteile
20
weniger
als
bestrafte,
ist
er
selbst
nicht
dreimal verheiratet gewesen.
In der Freigiebigkeit suchte er es seinem Vater
gleichzutun,
und
Günstlingen
seinen
fiel
es
nicht
Auch er
Verschwendung gezwungen, der
schwer, fürstliche Reichtümer zu erwerben.
wurde durch
25
geleerten
diese
Staatskasse
druck wieder
durch
aufzuhelfen,
unbarmherzigen Steuer-
und
überkam
ihn
dann
die Reue, so nahm er auch wohl die Geschenke, die
er vorher
dieser
30
gemacht
Beziehung,
hatte,
so
wieder zurück.
schwankte
er
Und wie
auch
sonst
in
in
Namentlich pflegte er sich lange zu besinnen, ehe er jemand
ein wichtiges Amt anvertraute, und keiner w^urde in
Hof und Heer zu einer hohen Stellung befördert, den
Trotzdem
der Kaiser nicht genau zu kennen glaubte.
seinen Entschlüssen unsicher hin und her.
Seeck, Untergang
der anlikeu Welt.
IV.
o
V- Dif* ConstaiitiiiisflK; Dynastie.
34
täuschte er
und
Wahl
ineist in den'
sicli
deren
war
Ilauljsiiclit
s^'incr
Kreaturen,
ganzen
seiner
wälir<;n<l
Keo-ieruno- eine fnrchtljare Geissei für die Untert-anen.
Auch
was
dem,
in
schätzten,
dem Ruhm
Literatur,
hätte
er gern
alle
am
Heiden
die
der Waffen
hitchsten
und der schönen
5
Untertanen überstrahlt;
doch auch hier versagte seine schwache Kraft.
und
hatte guten rhetorischen Unterricht genossen,
Er
die
Ansprachen, die er an das Heer oder den Senat zu
halten hatte, genügten den bescheidenen Ansprüchen,
die
man
an einen so hohen Herrn zu
lo
stellen pflegte;
aber sich durch rednerische Prunkstücke auszuzeichnen,
dazu fehlten ihm die Frische der Einfälle und die Be-
Was
weglichkeit des Geistes.
er veröffentlichte,
daher nur schlechte Verse, die
selbst versteht, sehr
freilich,
waren
wie sich von
^>
bewundert wurden. Trotzdem wird
wohl auch auf dem literarischen Gebiet seine Unzulänglichkeit empfunden haben und zollte denen um so
er
grössere Anerkennung,
rühmen
konnten.
die
Gleich
besserer Leistungen
sich
seinem Vater
spielte
er
20
daher gern den Mäcen, wirkte darauf hin, dass seine
Taten
durch
berühmte Redner verherrlicht wurden,
und erwies ihnen, selbst w^enn
und Libanius, Heiden waren,
Namentlich aber
vollen
er darauf,
Ehren.
höchsten
dass keiner in den
25
dessen rhetorische Bildung nicht auf
Senat gelangte,
der
hielt
wie Themistius
sie,
die
Höhe
stand,
welche
die
Sitte
der
Zeit
vorschrieb.
Wie
die literarischen, so hatte er auch die
Waffen-
übungen mit pflichttreuem Fleisse getrieben und im
Pfeilschiessen,
Reiten und allen andern militärischen
Fertigkeiten eine
Er konnte daher
achtungswerte Ausbildung erreicht.
die Exerzitien des
Heeres mit Ver-
ständnis leiten; doch wie er in seinem ganzen
Wesen
30
Die Nachfolge Coustantius.
1.
tastend
kecke,
und unsicher war, so fehlte ihm auch der
immer vorwärts drängende Mut Constantins.
Er wagte nicht
lichsten
5
35
ohne die umständ-
leicht einen Krieg-
ehe
Yorbereitungen:
möglichst
eine
grosse
Truppenmasse angesammelt, die Verpflegung sorgfältig
geordnet und jeder zu erwartenden Schwierigkeit vor-
Aber während
gebeugt war, zog er nie ins Feld.
alles
Die
meist der günstige Zeitpunkt schon verstrichen.
10
dies
mit bedächtiger Langsamkeit besorgt wurde, war
Feinde,
vorher
die
schwemmt
hatten,
Sicherheit,
und
plündernd
Provinzen
die
über-
waren mit ihrem Raube längst in
man doch auf sie, so war der
traf
Kaiser ängstlich darauf bedacht, nicht zuviel zu wagen.
Seinen Feldherrn pflegte er vor allem einzuschärfen,
15
und grosse Menschen-
schonen
dass sie ihre Kräfte
opfer vermeiden müssten, und dieselbe Verantwortung,
die er ihnen auflegte, hielt
kühnen
So
Schritt zurück.
auch ihn selbst von jedem
zwar von schweren
er
ist
Niederlagen verschont geblieben, hat aber auch selten
20
entscheidende Siege errungen.
Meist schleppte er seine
Kriege unentschlossen durch lange Jahre hin, und die
Verwüstungen, die
doch sehr
eine noch so
25
verschlangen dann
sie hervorriefen,
mehr Gut und Menschenleben,
viel
als selbst
mörderische Hauptschlacht hätte kosten
können.
Diese kriegerische Unzulänglichkeit erfüllte
ihn
mit peinigendem Misstrauen gegen alle Feldherrn, die
Tüchtigeres leisteten,
als er selbst.
Gern wäre
er
dem
Vorbilde Diocletians gefolgt und hätte alle Kriege nur
ßo
durch die Kaiser führen lassen.
Mitregentschaft
neuerte er sie
reichen
auch
immer wieder,
Aufgaben,
Grenzen ihm
gefährlich
stellte,
die
oft sich
erwiesen
ihm
hatte,
die
er-
weil er allein den zahl-
der
gefährdeten
gewachsen war.
Doch auch
der
nicht
So
Schutz
3*
V. Die Coiistantinisclie Dynastie.
3(1
seinen Caesaren traute er nie und hütete sich,
Kuhni
zu
Alle
verbreiten.
Siege,
die
unter
ihren
seiner
lio^iorung erfochten wurden, schrieb er sich persün-
und verschwieg
zu
ücli
kündigung
sie
wirklich
Ämter
zu
daidcon
in
ihrer
auch
soweit es ging, den
gefährlich,
Die
Ver-
iiiiil.
unterzuordnen, war sein
Nebenbuhler
ein
ihm
zu den Waffen des Schwäch-
Er
überhäufte
den Yer-
dächtigen mit Elireu und Schmeicheleien,
berief ihn
lings,
an
und
T^ist
Hof,
seinen
Tücke.
als
wenn
er
Dingen bestimmt habe, und
ab.
Und auch
ihn zu
tat
lo
noch grösseren
ihn dann im Stillen
die untergeordneten Helfer
der Ermordeten, jeder, von
>
militärischen
Würde herabzudrücken
zivilen
griff er
so
öffentlichen
der Feldherrn, denen
waren.
Erschien
Bestreben.
eifriges
ihrer
bei
Namen
sorgfältig die
und Freunde
dem man vermuten
15
konnte,
dass er ehrgeizige Pläne iu irgend einer Weise unterstützt habe,
wurde der grausamsten Folter unterworfen
und in der Regel hingerichtet, mindestens verbannt
mid mit Konfiskation bestraft. Wurde ein Angeklagter
dieser Art freigesprochen,
Richtern
sehr böse sein,
so
^t?
konnte der Kaiser den
und bei den Hinrichtungen
Qualen seiner Opfer nach Möglichkeit
Dabei hielt Constanund
zu verlängern.
schärfen
zu
milden
Herrscher und
sehr
tius selbst sich für einen
suchte er die
hörte nichts lieber, als
pries.
seine Menschenliebe
Als einmal das Volk von Edessa seine Statue
umwarf und
peitschte,
stillen
wenn man
2.7
sie,
Hess
Gefühl,
er
wie
das
einen
unartigen
ungestraft,
dass seine
Buben,
vielleicht
in
aus-
dem
schwächliche Kriegführung
gegen die Perser mit Recht den Zorn der mesopotamischen Städte gereizt
hatte.
Auch
hat er Gefolterte,
von deren Unschuld er sich ausnahmsweise übcizeugen
liess, durch Ämter und Würden, wahrscheinlich auch
so
Die Nachfolge Constantins.
1.
37
durch reiche Geschenke schadlos zu halten gesucht.
Solche
selbst
sich
5
Taten
Gerechtigkeit
ausgleichender
hoch
zu
geschrieben
gute
wird
haben;
er
noch
mehr aber wirkte auf ihn die Überzeugung seines
Gottesguadentums und liess ihm jede Grausamkeit,
die
er
zum Schutze
seiner
Herrschaft
ausübte,
be-
Der Herr der Heerscharen hatte
Krone anvertraut: wer sie ihm streitig zu
rechtigt erscheinen.
10
ihm die
machen versuchte, sündigte daher gegen den Willen
Gottes und verdiente schon deshalb die härteste Strafe.
Je deutlicher er seine eigene Schwäche fühlte, desto
freudiger klammerte er sich au den Glauben an, dass
In einem
er der auserwählte Schützling Christi sei.
der Edikte,
15
er durch
die
Volke bekanntgeben
wollen
im Glauben
öffentlichen
stand
uns
der
rühmen
Anschlag dem
Satz:
„Immer
und
fröhlich
da wir wissen^ dass unser Reich mehr durch
sein,
die
wir
liess,
Religion,
als
durch Leistungen und Arbeit oder
Als
des Leibes zusammengehalten wird."
nun gar gegen das Ende seiner Regierung seine dritte
Gattin guter Hoffnung war, da mochte er meinen,
dass auch der Fluch seiner Yerwandtenmorde jetzt
von ihm genommen sei und mit erhöhter Zuversicht
in die Zukunft schauen.
Doch je inniger er an seinem christlichen Glauben
Schweiss
20
25
hing, desto ängstlicher scheute er dessen Widersacher,
den Teufel, der sich
Wenn
in
den Heidengöttern verkörperte.
er ihren Kultus
grimmig bekämpfte und nicht
davor zurückscheute, die Millionen seiner Untertanen,
30
die
noch
am Glauben
ihrer Väter festhielten,
sogar
der Todesstrafe zu unterwerfen, so geschah dies nicht
nur,
noch,
um
das Reich Christi auszubreiten, sondern
weil die
mehr
unheimlichen Bräuche, die ihm selbst
schon fremd geworden waren, ihn mit abergläubischer
V. Die Constantinische Dynastie.
38
Angst
Den
erfüllten.
Opfern,
nächtlichen
am
die
ehesten einen finsteren 'i'eufelsdicnst vornuiten liessen.
allem
er daher vor
trat
Denn vor
entgegen.
hegte er grössere Furcht
als
nichts
vor den Wirkungen der
Auch sein Vater hatte an sie geglaubt,
aber in kühnem Vertrauen auf den Schutz seines
Zwar hatte er verGottes ihr freien Lauf gelassen.
Zanberei.
boten,
Liebeszauber
üben
zu
oder
durch
magische
Bräuche Leben und Gesundheit anderer zu gefährden;
doch durch wundertätige Sprüchlein und andern Hokuspokus Kranke
heilen
zu
'^
w
oder gutes Wetter für die
Ernte zu schaffen, hatte er ausdrücklich erlaubt. Auch
der öffentlichen Befragung von Orakeln und Zeichen-
deutern hatte er sich nicht widersetzt; nur soweit
heimlich war,
wurde
sie
unter Strafe gestellt;
sie
doch
i5
dies war auch unter heidnischen Kaisern geschehen.
Denn durch
verheissungsvolle Weissagungen waren mit-
unter Usurpationen angeregt oder unterstützt worden,
uud
die Heimlichkeit Hess schon als solche vermuten,
wonach mau
dass das,
hatte
Constantin
die
forschte,
meisten
So
gefährlich war.
Formen der Magie
20
als
gelteu lassen; für seinen Sohu dagegen
war jede Zauberei, jede Zeichendeutung strafbar.
schienen, wurden
die bedenklich
Selbst Träume,
unschuldig
mit Hochverratsprozessen verfolgt.
schreibt
weil
Ammian,
ihm
„wegen
ein Wiesel
eines
über den
„Wenn jemand",
Eulenschreis
Weg
gelaufen
25
oder
war.
oder wegen irgend eines ähnlichen Vorzeichens einen
Kundigen zu Kate zog oder die Besprechung eines
alten Weibes zum Lindern eines Schmerzes anwandte,
was ja auch die medizinische Wissenschaft anerkennt,
so wurde er vou irgend einem, von dem er es nie
erwartet
und
hätte,
verfiel
dem
denunziert,
Todesurteil."
vor
Gericht
geschleppt
So wurden die Hexen-
so
1.
Die Naclifolge Constautins.
39
prozesse in ganz derselben schauerlichen
die sie in
unserem
durch diesen
Mittelalter
frommen Kaiser
Dies war der Mann, der
5
grossen Constantin antrat.
auch mit seinen Brüdern
den kleinsten und
teil
empfing,
sollte
wie sein Yater,
10
w^alten.
sollten,
eingeleitet.
jetzt
die Erbschaft
Denn wenn
des
er sie anfangs
teilen musste, ja
von ihnen
schwersten gefährdeten Reichs-
er sie
doch beide überleben und,
als Alleinherrscher
Doch ehe
Mitregentschaft,
am
Bedeutung,
wiedergewinnen
über dem Reiche
dies eintrat, sollte das
das Diocletian
System der
begründet und Con-
stantin erneuert hatte,
zum zweiten Mal
Wirren über das Reich heraufbeschwören.
schwere
Zweites Kapitel.
Die Brüdeiiierrscliaft.
Als Constantin
II.
dass die
erfiilir,
Ostens nur ihn und seine Brüder
sich
dulden wollten,
eilte
er
als
Truppen des
Herrscher über
aus Gallien herbei und
schlug sein Hoflager in Thessalonike auf,
dem
war.
Reichsteil, der
mitten in
dem Dalmatius bestimmt gewesen
Offenbar fürchtete
er,
dass
Constantius
'->
allein
Erbe des Vetters an sich reissen wolle, und
wünschte in der Nähe zu sein, um sich seinen Anteil
das
Doch
zu sichern.
Gründen
dies
nicht leicht;
war schon aus geographischen
denn selbstverständlich konnte
lo
er nicht daran denken, die ßalkanhalbinsel mit seinem
Gallien
zu
scheinen,
vereinigen.
die
Reichsteil
thrakische
hinzuzufügen,
Das Natürlichste musste
Diöcese
dem
wie
mit
sie
es
orientalischen
ihm ja schon
unter der Herrschaft des Licinius verbunden gewesen
war,
und
grösser,
Macedonien
mit
Achaia,
die
^-^
zusammen
aber viel dünner bevölkert und minder er-
tragreich
waren,
dem Constans
zu
übergeben.
Auf
Weise aber wäre gerade der älteste Bruder,
der die grössten Ansprüche machen zu dürfen glaubte,
leer ausgegangen: denn ihn durch Italien oder Afrika
diese
dieser beiden
war unmöglich, weil die Verwaltung
Länder nicht getrennt werden konnte.
Rom
seine Verpflegung auf die überseeische
zu entschädigen
war
für
20
2.
Die BrüdeilieiTscliaft.
41
der es
Zufuhr angewieseu; der Kaiser,
beherrschte,
musste daher auch über die Korusteuern Afrikas ver-
''
fügen können.
Man
zusammen dem
gallischen Gebiet angliedern können;
und Afrika
hätte also nur Italien
damit aber hätte Constantin mehr
als
die Hälfte des
Reiches erhalten, und Constans wäre auf ein gar zu
dürftiges Erbteil beschränkt worden.
die
teilung der Beute,
10
So rächten sich
Yerwandtenmorde des Constantius, indem
durchführen
liess,
die sich
kaum
die Ver-
in gerechter
Weise
von Anfang an den Zankapfel
gleich
unter die Brüder warf.
Zunächst
wird
man
die
Yerhandlungen
durch
Gesandte geführt haben; aber da sich auf diese Weise
kamen im Sommer 338
Yimiuacium an der pannonischen Grenze zusammen, um in brüderlichem Gespräch die Schwierigkeiten zu beseitigen.
Nach der
Regel, die Diocletian eingeführt und Constantin der
Grosse, soweit es in seiner Macht lag, immer aufrecht
erhalten hatte, hätte die Gesetzgebung ein Recht des
keine Einigung erzielen Hess,
ir.
20
die
Söhne Coustautins
ältesten
Kaisers
in
bleiben
müssen.
Doch
Constantius,
der nur wenige Monate jünger war, als sein Bruder
zudem als legitimer Sohn dem
Bastard überlegen fühlte, war nicht geneigt, diesem
einen solchen Vorrang einzuräumen.
Anders stand
Constantin, und sich
2'>
es
mit
tochter
Constans,
Fausta
der
zwar auch von der Kaisers-
geboren
war,
aber
noch
im sech-
zehnten Lebensjahre stand, während seine Brüder das
einundzwanzigste
^0
erreicht
oder
überschritten
hatten.
Dass über den Knaben eine Art von Vormundschaft
nötig
sei,
namentlich die selbständige Gesetzgebung,
wahrscheinlich auch das Recht, die höchsten Beamten
zu ernennen, ihm noch nicht anvertraut w^erden könne,
darüber dürften sich Constantin und Constantius leicht
42
V. Die CoDstantinische Dynastie.
verständigt
haben,
uml
er
falls
War man
mussto er nachgeben.
konnte es nicht zweifelhaft
so
selbst
dass die Ober-
sein,
über den jüngsten Bruder nur
anfsicht
zustehen
So
kruine.
hat
widersprach,
aber hierüber einig,
dem
denn Constantin
ältesten
auch
11.
'-
den Ileichsteil des Oonstans Gesetze und Verordnungen erlassen; Constantius dagegen wahrte seine
für
Unabhängigkeit.
volle
Einigten sich die beiden älteren
Brüder über die Notwendigkeit irgend einer gemeinsamen Maassregel, so wurde die betreffende A^erfügung
m
von Jedem gesondert für sein (iebiet verkündigt.
Dies
bedeutete,
dass
das Reich
wieder
ebenso
gespalten war, wie damals, als die beiden feindlichen
Mitregenten,
Constantin
regierten (I S. 136);
der schwierigen Frage,
Dalmatius geschehen
und
Licinius,
nebeneinander
doch erleichterte es die Lösung
i»
was mit dem Reichsteil des
solle,
Constantius fühlte durch
den Mord der Verwandten sein Gewissen schwer bedrückt;
wenn
in
mochte es als eine Art Sühne betrachten,
von dem Lohne der Untat nichts für sich
er
er
Anspruch nahm.
20
Constantin dagegen war sangui-
genug, zu meinen, dass ein Machtzuwachs des
nisch
Constans ihm selbst zu gute komme, da er
in
dem
Gebiet des Knaben ja doch die entscheidende Gewalt
So wurde die ganze Erbschaft des
ausüben werde.
25
Ermordeten ungeteilt dem jüngsten Bruder übergeben
und
er damit
macht,
bald
Lage
zum mächtigsten von
freilich
als
irrig
in
erweisen
sein werde, diese
sollte,
Vaters
die
zum Opfer
dass er
die
dreien ge-
sehr
sich
nicht
in
der
Macht zu missbrauchen.
Die Hochverratsprozesse,
;Coustantius
allen
der Voraussetzung,
denen
einflussreichsten
gefallen waren,
3o
auf Befehl
Kreaturen
des
seines
hatten die Folgen
gehabt, die in jenem knechtischen Zeitalter die natür-
liehen
43
Die Brüderherrschaft.
2.
und selbstverständlichen waren. \Yer sich unter
dem Übermut der Beamten
der vorigen Regierung vor
ducken müssen, der glaubte jetzt die Gelegenheit
benutzen zu können, und zahllose DenunRache
zur
hatte
5
liefen
tiationen
kurzem
die
gegen diejenigen
Macht
Händen gehabt
in
noch vor
die
ein,
hatten.
Der
und Unsicherheit, die hierdurch
hervorgerufen wurde, traten die Brüder wenigstens
insoweit entgegen, als von Viminacium aus der Befehl
allgemeinen Furcht
10
au die Beamten erging, anonyme Anzeigen nicht zu
beachten.
Die Lasten der Decurionen waren unter Condem Grossen noch drückender geworden, ihre
Verpflichtung, die Stadtämter zu übernehmen, noch
stantin
15
bindender.
Aber da
20
Günstlinge
und
zu
die
Übrigbleibenden
tragen.
Sprache
Auch
mit
freigiebig
hatten
an
ihren
um
Steuererhebung,
scheint
dies
gekommen
Titular-
zu sein; denn
in
Standes-
so schwerer
Viminacium
Brüder
als die
zur
sich
getrennt hatten, erliessen Constantin für den Westen,
Constantius
dasselbe
den
für
erkauft hatten,
Osten
nach
Gesetz,
und nichtig sein
••^0
Fürsprache seiner
er auf die
sehr
würden gewesen, die von den Pflichten der Curie
befreiten.
So waren viele der reichsten und leistungsfähigsten Decurionen aus ihrem Ordo ausgeschieden,
lasten, vor allem der
25
über sich gewann,
selten
es
war
Bitten abzuschlagen,
bestochenen
er
dem
sollten
des
alle
Reiches
jene
gleichzeitig
Würden
und diejenigen, welche
null
sie
nicht nur in den Decurionat zurück-
gezwungen,
sondern auch mit einer schweren Geld-
strafe belegt
wurden.
Zugleich scheint
man
die kaiser-
lichen Schenkungen, mit denen Constantin der Grosse
so freigiebig
gewesen war, ganz oder zum grösseren
Teil für den Fiskus einüezoe-en zu haben.
So
leiteten
V. Dio Coustantinische Dynastie.
44
<lie
pietätvollen S()line ihr
mit
ein, (hiss sie
Die Not der Finanzen
obgleich,
nm
anstössige
Form
gemeinsames Regiment da-
ihren Vater öffontlicli dosavoulorten.
iiir
nioclite dies entschuldigen,
abzuhelfen, sich
wohl eine minder
hätte finden lassen.
Doch schlimmer
aucli auf dem
5
und woniger verzeihlich war, dass man
kirclienpolitischen
Gebiet
bannt worden,
weil
Constantins
wohlerwogene
Athanasius war nach Trier ver-
Maassregeln ninstiess.
unversöhnliche Kampflust
seine
im fernen Westen, der von dem arianischen
noch
gar
schien.
nicht
Doch
berührt
war,
am
Streit
hatte sich der Kaiser in der
Wahl
des
Verbann ungsortes stark vergriffen. Denn ebendort war
<lie Residenz des jungen Constantin, über dessen unreifen Geist der energische Manu bald grosse Macht
gewann und dadurch doppelt gefährlich wurde. Den
Tod
seines kaiserlichen
lo
ungefährlichsten
lö
Gegners begrüsste daher Atha-
nasius mit freudiger Hoffnung.
War
er bisher ausser
jeder Verbindung mit seiner alexandrinischen Gemeinde
gewesen, so wagte er Ende 337 wieder, ihr den üblichen
20
Osterbrief zu schicken, und sprach darin ganz unge-
scheut die Erwartung aus, dass er bald zu ihr zurück-
kehren werde.
liess
Auch Paulus von Constantinopel
ver-
den Verbanuungsort, den Constantin der Grosse
ihm im Pontus angewiesen hatte, und eilte gleich nach
dem Tode des Kaisers nach Trier, wo der dortige
Bischof Maximinus ihn in seine Kommunion aufnahm
und ihm die Fürsprache des jungen Herrschers erwirkte.
So forderte denn dieser auf dem Kongress
der drei Brüder, dass
verbannt hatte,
alle
in ihre alten
Geistlichen,
die
ihr Vater
Rechte eingesetzt würden.
Gonstantius, der die kirchlichen Zustände des Orients
besser kannte, mochte anfangs zaudern; doch Athanasius
wurde nach Viminacium berufen und wusste
2:»
3o
2.
Die Brüderherrschaft.
auch ihn zu beruhigen.
kräftio-e
haben
des
Eino-reifen
schien,
So wurde ein
45
den das
Streit,
Herrschers beendet zu
alten
von neuem entfacht,
um
die ganze
Re-
gierungszeit seiner Dynastie zu erfüllen und noch zu
5
überdauern.
Als
Kongress
der
auseinanderging,
Constantin stolz als Sieger.
gewahrt
blieb:
aber durch seine
erwies, ihn leicht
ihm allein
Vormundschaft über
falls
Constantius sich widerspenstig
zum Gehorsam zwingen zu können.
Und
wirklich hätte dieser schon deshalb nicht gewagt,^
sich
mit den Beherrschern der andern Reichsteile zu
überwerfen, weil der Perserkrieg, dessen Beginn sich
wider
alles
Erwarten
bis dahin
zum Ausbruch kam und
Macht erforderte.
Aber gerade
20
sich
nicht er-
den jüngsten Bruder meinte er drei Viertel des Reiches
zu beherrschen, und
15
fühlte
hatte er
dass das Recht der Gesetzgebung
reicht,
10
Zwar
wartete,
sollte
dort,
verzögert hatte, jetzt
das Aufgebot seiner ganzen
wo
er
es
am
Constantin Widerstand
wenigsten erfinden.
Dem
Constans hatte er das grösste Gebiet zugeteilt, weil er
wegen
Jugend für ungefährlich
er nach Trier zurückgekehrt,
so trat ein Ereignis ein, dass den Knaben veranlasste,
sich als Mann zu fühlen und keine Vormundschaft
ihn
25
seiner
grossen
Doch kaum war
hielt.
mehr über
sich
dulden
zu
wollen.
Die
Sarmateu
und ihm gelang es,
ihrer Herr zu werden, ehe der älteste Bruder ihm zu
durchbrachen
Hilfe
30
kommen
erworbenen
die
Donaugrenze,
konnte.
Jetzt,
wo
er sich den wohl-
unl
WafFengauge seine Selbständigkeit bewiesen
wollte er sie auch in der Regierung seines
Siegestitel Sarmaticus beilegen durfte
in ernstem
hatte,
mehr missen.
Schon
anfang 339'
Reichsteils
nicht
begann
auf eigene Faust Gesetze zu geben,
er,
und
V. JJie Constautinisclie Dynastie.
46
gloicli
widerriefen
ersten
die
bestimmt hatten.
Hatten
das,
was seine Brüder
die
A'erfügungen ihres
sie
Vaters, welche die Staatskasse scliädigteu, für nichtigerklärt,
zeigte
so
sich
Am
liebender Sohn.
6.
demgegenüber Constans
April 330 bestätigte er
als
alle
•'>
Schenkungen Constantins des Grossen, bald darauf
(am 23. Juli) auch die l'itularwürden, die dieser ver-
wenn
liehen hatte,
daran
er gleich
dass sie
festhielt,
Ordo befreien sollten. So
nicht nur von der Gesetzgebung seines
nicht von den Pflichten des
machte er
sich
Bruders unabhängig, sondern desavouierte
kundig und brandmarkte ihn
Nur
als
weil er gemeint hatte, den
beherrschen
können,
zu
hatte
des Dalmatius
Reichsteil
die Abtretung
von
als
Knaben als Vormund
ihm Constantin den
zutraf,
da jene
jetzt,
verlangte
er,
durcli
dem
ältesten Augustus,
komme
der grösste Reichsteil
zu.
Natürlich wollte Constans
auf den
Teil
seiner
schon
wertvollsten
Lebzeiten
bei
alles
verwaltet
freilich,
Kongress von Viminacium zugeteilt
machen.
Denn
Krieg zu führen
Ungerechtigkeit,
die
jetzt,
hatte,
dass
er in
hatte,
konnte er
hatte,
zum Feinde
da dieser einen
empfand
20
was ihm der
behalten, ohne sich auch den Constantins
zu
den er
Erbschaft,
Vaters
seines
Nicht
nicht verzichten.
i.o
und Afrika entschädigt zu
Italien
werden; denn ihm,
offen-
undankbaren Sohn.
zugewiesen:
Voraussetzung nicht mehr
sie
lo
schweren
er es als Nachteil
25
und
seinen Aushebungen auf
schwächlichen Asiaten und Orientalen beschränkt
Er musste danach streben, einen Teil der Donauwo er in den Ländern der Samateii
und Gothen besser brauchbare Werbebezirke fand.
Diesem sehr berechtigten Wunsche gab Constans nach
war.
grenze zu gewinnen,
und
trat
Diöcese
ihm von der Erbschaft des Dalmatius
Thrakien
ab.
Sie
entsprach
die
kaum einem
'(>
2.
47
was Coustaiitiu von ihm yerlaugte,
ihm eine Bundesgenossenschaft, die stark
schien, um diesen von seiner unbescheidenen
dessen,
Drittel
und
Die Brüderherrschaft.
sicherte
o-enuo-
Forderung abzuschrecken.
Doch der junge Coustantin staud an Kühnheit
5
und
Schnellio-keit des Entschlusses nicht hinter
Während Constans noch
Yater zurück.
seinem
glaubte, ihn
durch Verhandlungen beschwichtigen zu können, brach
Ende des Winters 340,
er ffeg-en
Alpen kaum gangbar war,
als
Weg
der
plötzlich
über
mit Heeres-
10
die
15
was er als sein Erbteil
beanspruchte, in Besitz zu nehmen. Ohne Widerstand
zu finden, durchzog er die Poebene und rückte auf
die Pässe der Julischen Alpen los, um sich ihrer zu
bemächtigen, ehe Constans, der beim Beginn des
macht
in Italien
ein,
um
das,
Bruderkrieges noch unbesorgt in
dem
fernen Xaissus
ihm versperren konnte. Doch dieser hatte
sie, sobald er von dem Anmarsch Constantius erfuhr,
durch eine Vorhut besetzen lassen, während er selbst
weilte, sie
20
sich anschickte, ihr mit
dem Gros
des Heeres zu folgen.
Unterdessen war sein Gegner bis Aquileja vorgedrungen,
das
am
Fusse des Gebirges lag und den Ausgang jeuer
Pässe beherrschte.
Aber da
er nicht erwartete, schon
hier auf ein starkes feindliches
25
es
dem Führer
Heer zu
jeuer Vorhut, ihn in einen Hinterhalt
So sah sich der tapfere Sohn des nie be-
zu locken.
siegten Vaters plötzlich von Feinden umringt
in verzweifeltem
herrschaft
30
uommen
gelaug
treffen,
über
hatte,
Kampfe.
das
ganze
fand
nicht
Der eben noch
Reich
in
und fiel
Ober-
die
Anspruch ge-
einmal ein ehrliches Be-
Leichnam wurde in das Küstenflüsschen
Alsa geworfen und bald darauf sein Andenken gegräbnis; sein
ächtet.
Als Constans
eintraf,
fand
er
anfang April 340
in
Aquileja
den Krieg beendet und konnte auch
^'-
48
im galllschon
konnte
und
Der siebzehnjährige Jüngling
dem
römischen
des
drei Viertel
beherrschte jetzt
gebietes
Erbschaft des toten Bruders
lleichsteil die
antreten.
iiubüliindort
Dynastie.
(.'onstaiitini.sclie
ß't!
?dacht-
auch
('onstantins,
wenn
dieser nicht durch den Perserkriog in steter Bedrängnis
gewesen
wäre,
Willen
seinen
musste sich damit begnügen,
aufzwingen.
in
•'/
Dieser
dem Bruderkampfe
wenigstens Thrakien gewonnen zu haben; eine neue
Keichsteilung, die seine
Macht der des jüngeren Bruders
ebenbürtig zur Seite gestellt hätte, wagte
sie
unter den gegebenen Umständen
er,
billig
obgleich
lu
und recht
gewesen wäre, nicht zu beantragen.
Wäre dem schwächlichen C^onstantius ein Gebiet
von dem Umfange zugefallen, wie es jetzt sein Bruder
beherrschte,
er
wäre froh gewesen, Teile desselben
Denn
einem Mitregenten übergeben zu können.
15
die
Grenzen desselben waren die ausgedehntesten und zu-
An Rhein und Donau
die meist gefährdeten.
gleich
lauerten die Germanen und Sarmaten, Britannien wurde
immer wieder von den Bieten und Scoten beunruhigt,
und selbst Afrika war von Zeit zu Zeit durch Einfälle
der schweifenden Wüstenstämme bedroht. Wollte der
Kaiser,
wie der politische Katechismus Diocletians es
vorschrieb,
alle
seine
Kriege
persönlich
führen,
rausste er sich beinahe vervielfältigen können.
dieser schwierigen
völlig
sich
gewachsen.
so
Doch
25
Aufgabe war der junge Constans
Während
die
Züge des Constantius
mit der feierlichen Langsamkeit eines Leichen-
konduktes vorwärts zu bewegen pflegten,
höchster Schnelligkeit von Ort zu Ort.
noch an der Donau gewesen,
darauf
weguno:
(341
20
am
Niederrhein
der Pranken
— 342).
Dann
so
eilte
War
erschien
er mit
er eben
er
gleich
und kämpfte hier eine Bein
setzte
siegreichem
Kriege nieder
er mitten im W^inter nach
3
2.
Britannien
5
um
über,
Nordens durch
Die Brüderherrscliaft.
hier
die
wilden
49
Stämme
sein plötzliches Erscheinen in
des
Schrecken
So machte er sich allen barbarischen
zu setzen.
Nachbarn furchtbar und schützte kühn die Grenzen
des Reiches. Dazwischen finden wir ihn immer wieder
in Mailand oder Aquileja, wo er vom Zentrum seines
aus die Verwaltung
Reiches
gleich
bereit
bringen.
ist,
Doch
jeder
beaufsichtigt,
bedrohten
hatte er auch
die
aber zu-
Grenze Hilfe
zu
bewegliche Unrast
10
und das militärische Geschick seines Vaters geerbt,
so verstand er es doch nicht, wie dieser, sich bei den
Soldaten beliebt zu machen. Denn mit starker Faust
hielt er sie nieder und trug der rohen Masse gegenüber ungescheut die Verachtung des Hochgebilden zur
15
Schau.
Setzten
sich
doch auch die ästhetisierenden
Neigungen des grossen Constautin
fort.
in
diesem Sohne
So berief er den Rhetor Proaeresius aus Athen
nach Gallien an seinen Hof,
machte ihn zu seinem
Tischgeuossen und ehrte ihn durch die hohe Titular20
Auch schenkte
würde eines Magister Militum.
er auf
dessen Bitte der Stadt Athen mehrere Inseln, damit
sie
von deren Kornsteuern ihre armen Bürger ernähren
Denn wie
könne.
gleich
25
er
seine
selbständige
Regierung-
damit eröffnet hatte, die Schenkungen seines
Vaters zu bestätigen, so scheint er ihm auch später
in
der
Freigiebigkeit
nachgeeifert
zu
haben.
Die
Folge war auch bei ihm, dass er die Steuerzahler hart
drücken und endlich sogar Ämter und Würden für
Geld feilbieten musste.
30
Natürlich suchten diejenigen,
welche sie käuflich erworben hatten, sich aus den
Taschen der Untertanen schadlos zu halten, und die
Erpressungen der Beamten steigerten sich unter ihm
noch über das hinaus, was man schon unter Constantin
dem Grossen
Seeck,
gewoliiit
gewesen war.
Uiitt>rgang der antiken Welt.
IV.
4
50
^-
Doch
'^i'"
('iiislaiitiiiisclii'
Dyiiastie,
ihm auch sonst ähnlich
war, das kocko Selbstbewnstsein und die gesunde Lebeusso sehr dieser Soliii
freudigkeit des Vaters liatte er nicht geerl^t.
religiöser
In streng
Erziehung war ihm vor allem die Keusch-
heitsforderung
und scheint
des
sich in
dem Weibe
ihm Olympias,
vor
eingeprägt
(/hristontums
ihm
bis zu einer
gesteigert zu haben.
die Tochter des
worden
5
krankhaften Scheu
Sein Vater hatte
Praefecten Ablabius,
zur Gattin bestimmt, und auch als dieser durch Con-
war
stantius hingerichtet
Verlöbnis
fest,
nicht dazu,
(S. 29), hielt er treu
an
dem
lo
Tode
Dass dem Sohne
entschloss sich aber bis zu seinem
Ehe zu
die
vollziehen.
des Constantiu und der Fausta Sinulickeit nicht fremd
war,
ist fast
selbstverständlich; doch befriedigte er sie an
schönen Knaben, vor allem au blondlockigen Barbarensöhnen, die als Sklaven oder Geiseln in seine
gekommen waren und dann
ir,
Hand
oft eine unheilvolle
Ge-
Diese perversen Neigungen
walt über ihn erlangten.
wirkten zunächst auf sein körperliches Befinden ver-
an neuralgischen Schmerzen
ihm die Laune verdarben, mitunter bösartig werden.
Sodann erfüllte ihn die Scham
derblich
ein;
er
oft
litt
und konnte, wenn
20
sie
über dies ekle Treiben, das er nach seinen religiösen
Anschauungen
selbst verurteilen musste,
Menschenscheu;
am
liebsten
mit finsterer
zog er sich unter
dem
25
Verwände des Jagdvergnügens in die Einsamkeit der
Wälder zurück, wo keiner ihn sah ausser den Lieblingen,
die seinen Lüsten fröhnten.
Yor allem aber trieb ihn
der Katzenjammer immer wiederholter Reue, der doch
nie die Besserung folgte,
sein Heil in der Kirche zu
suchen, die den schwachen, aber bussfertigen Sündern
Yergebung und ewnge
Seligkeit
versprach.
In
der
Taufe suchte er Reinigung von seinen Lüsten, verbot
den heidnischen Kultus und
stiftete
reiche
Gaben zur
:iO
Die BrüderlieiTscliaft.
2.
51
Ausschmückung der Kirchen und zu Almosen. Sein
Hoflager wurde immerfort von Bischöfen überlaufen,
die
ihn
nur
nicht
5
Unfug,
ein
erbettelten,
Würden
der
zu
Wie
nehmen
bemüht war, in Afrika das Schisma
und dabei weder vor ansehnlichen
vor harten Ketzergerichten
haben wir schon
scheute,
solchem Masse
in
er
beseitigen,
Geldopfern noch
xo
sich
dagegen Stellung
steigerte, dass ein Coucil
musste.
Fragen angingen,
für ihre Freunde
geistlichen
in
sondern auch jlmter und
in
zurück-
anderem Zusammenhange
Dieser religiöse Eifer
dargestellt (III S. 336).
sollte
von Athauasius geschürt, ihn auch mit
Constantius entzweite und beinahe einen neuen Bruder-
es sein, der,
krieg heraufbeschwor.
Als auf Beschluss des Brüderkongresses die ver-
15
bannten
Bischöfe
zurückkehrten,
Diöcesen
ihre
in
dass ihre
hatten die meisten zunächst dafür gesorgt,
20
Kirchen
gründlich
würden,
die
arianischen
Ketzer
die
Douatisten,
25
Zwischenzeit
hatten.
erlitten
die
Die orthodoxen
dabei ziemlich ebenso, wie später
als
Julian
sie
aus
In Gaza
zerschmettern;
der Verbannung
liess
in
den
Asclepas
Adriauopel
warf
Lucius das Abendmahlsbrot den Hunden vor; in Ancyra
riss
den Pressbytern der Gegenpartei die
Marcellus
Priestergewänder
vom
geschändeten Hostien
Leibe, hing ihnen die angeblich
um
den Hals und
aus der Kirche auf den Markt hinaus.
80
gereinigt
durch
es
zurückrief (III S. 344).
entweihten Altar
Befleckung
der
der
in
sie
Herren machten
von
Ketzer
in
den Yolksmassen
einen
stiess
sie
Da auch
starken
so
die
Anhang
besassen, ging dies natürlich nicht friedlich ab, sondern
es
kam
zu Strassenkämpfen und Brandstiftungen.
Constantinopel,
gekehrt,
die
wo
Zügel
In
Paulus, aus der Verbannung heim-
der geistlichen Gewalt mit sehr
4*
V. Die Consttintinisclie Dynastie.
52
kräftiger Faust wieder ergriffen
solclie
Krawalle.
den
in
Orient
Vaters
Als
scheint
gefunden zu haben.
er
Obgleich
seinem Keichsteil gehörte,
zu
sie
die
Stadt
seines
wildem Aufruhr
damals noch niclit
sie
Ruhe
herzustellen.
Bischöfen der benachbarten Städte,
die
l^aulus
zum
zweiten Mal absetzte, und Hess ihn dann als Oefangenen
in
Ketten nach
An
führen.
dem
5
er sich doch für
hielt
eine kleine Synode aus den
Eile
in
Viiiiinaciura
in
berechtigt und verpflichtet, hier die
Er berief daher
gab es eben-
aus
unterwegs
reisend,
berührte,
hatte,
Constaiitius,
la
fernen Singara in Mesopotamien ab-
wurde Eusebius von Nico-
seiner Stelle
media, der unter den Kirchenfürsten des Orients der
vornehmste war,
Wie
gewählt.
jetzt zimi
Bischof von Constautinopel
Paulus, so wurden auch andere seiner
lä
Genossen, deren Rückkehr zu Unruhen geführt hatte,
wenn auch
vielleicht
in
milderer
Weise,
aus
ihren
Bischofssitzen entfernt.
Athanasius hatte seine Heimkehr nicht übereilt.
Er war klug genug, neue Glaubenskämpfe vorauszusehen, und suchte daher möglichst viele Bischofssitze
für seinen Anhang zu gewinnen, damit ihm auf
künftigen Synoden,
wenn
nicht die Majorität, so doch
eine ansehnliche Minderheit gesichert
sein
Weg
sich
gegen
2a
sei.
Soweit ihn
durch Städte führte, deren geistliche Leiter
25
den Arianisnms tolerant gezeigt hatten,
versammelte er kleine Synoden und weihte mit ihnen
Gegenbischöfe der strengen Observanz, darunter auch
solche,
die
noch Heiden waren und
vor ihrer Ordination
zum Christentum
erst
unmittelbar
übertraten.
Von
denen, diekurzvorher abgesetzt waren, führte er einzelne
in ihre
Diöcesen zurück und machte anderen Hoffnung
darauf.
Indem
er so geflissentlich Kirchenspaltungen her-
vorief, erregte er überall
Krawalle und Strassenkämpfe
so
2.
Auch
die
Die BrüdeiheiTschaft.
wo man
in Alexandria,
53
dem
von
agitatorischen
Treiben
dass
erfuhr,
seine
Es kam zu
Reise aufhielt, wurde das Volk unruhig.
5
über
sich natürlich
Yerzögernng seiner Kückkehr wunderte und bald
Tumulten, die den Praefecten zwangen, durch Hin-
Verbannungen
und
richtungen
Bewegung
die
zu
unterdrücken und dabei selbst der streitbaren GeistAls Athanasius dann endlich
lichkeit nicht zu schonen.
am
10
November 338
23.
in sein
Bistum einzog, war sein
Erstes, dass er die Kornlieferungen, die Constantin zur
Ernährung der Armen angewiesen
an
der
Mitglieder
Gegenpartei
und
pflegten, einstweilen zurückbehielt
schuf,
15
um
für die
soweit sie
hatte,
werden
zu
verteilt
sich so die Mittel
Knüttelarmee seiner Anhänger neue
Kämpfer zu werben und zu besolden. Waren seine
Gegner schon durch die Strafgerichte des Praefecten
eingeschüchtert, so verloren sie jetzt auch den letzten
Der Melitianer Arsenius bat de- und wehmütig,
Mut.
ihn in die Kirchengemeinschaft der Orthodoxen auf20
zunehmen; Ischyras fand
das er vor
abgelegt
Jetzt,
war,
25
wo
dem
hatte,
Concil von Tyrus wider Athanasius
schriftlich
erlogen
für
man von ihm
erwartete
erklären.
das Schlimmste, und
dem war
wer seinen Zorn gereizt hatte,
um
Dass ihnen
vom
kein Mittel
ihn zu besänftigen.
Melitianer hoffen,
sich aber
zu
der Verbannte triumphierend zurückgekehrt
zu schlecht,
30
sich sogar bereit, das Zeugnis,
dies
gelingen
werde,
konnten
die
weil sie zwar Schismatiker waren,
orthodoxen
Dogma
nie entfernt hatten.
Die arianischen Ketzer dagegen mussten annehmen,
dass jetzt, wenigstens in Ägypten, jede Hoffnung für
sie
geschwunden
sei,
auch
ferner
innerhalb
Kirchengemeinschaft geduldet zu werden.
mal machten
sie
Zum
daher den Versuch, sich
als
der
ersten-
unab-
V- T)ie Constantiiiischc Dynastie.
54
hängige Keligionsgemeinschaft zu konstituieren,
sich
bestellten
einzelnen
in
Freund
weihte
der
Arius,
Secundus
alte
von
Und
unterdessen
der
Eusebius,
und
bestiegen
Bischöfe.
Schicksalsgenosse
Ptolemais
Alexandria den Pistus.
Constantinopel
Stallten
(III
S.
414),
un<l
So
des
in
bald sollte ihnen durch
den
hatte,
Bischofsthron
eine
:>
von
mächtige Hilfe
werden.
In
Antiochia
Errichtung
Constantiu
hatte
Grosse
der
neuen Kirche angeordnet,
einer
die
die
der
lo
Hauptstadt des Orients würdig sein sollte, und seinem
Sohne Constantius zugleich mit der Verwaltung des
östlichen lieichsteils auch die Leitung des
Baues über-
Nach zehnjähriger Arbeit war das Prachtgebäude fertig geworden und sollte jetzt im Beisein
tragen.
des Kaisers, der es als sein eigenstes
Werk
betrachten
am
dem man auch die Quin([uennalien des Coustaus feierte.
Doch die Bischöfe,
die in der stattlichen Zahl von 97 zu dem Feste geladen waren, versammelten sich schon mehrere Wochen
vorher.
Denn was Athanasius auf seiner Reise tat,
Weihnachtstage
war
werden,
eingeweiht
konnte,
338,
i5
wahrscheinlich
an
20
für die Vertreter der milderen Richtung, die seit
den Strafgerichten Constantins des Grossen im Orient
die
herrschende
man den
kaum aus
war,
Paulus
eine
von
schwere Drohung.
Constantinopel,
nachdem
Wie
der Verbannung zurückgekehrt war, wieder
beseitigt hatte, so wollte
man auch seinem Gesinnungs-
genossen, der noch gefährlicher war, das
Handwerk
legen, ehe er in Alexandria wieder festen Fuss fassen
konnte, und dazu war Eile nötig.
Da
War,
Eusebius von Caesarea kurz vorher gestorben
fiel
2&
er
seinem Namensvetter,
von Constantinopel,
die alleinige
dem neuen
Bischof
Führung der Synode
so
2.
zu.
Er wusste
indem er
55
sich sogleich des Kaisers zu versichern,
über jene Einziehung der Kornspendeu
sich
und
beschwerte
Die BrüderheiTSchaft.
ihn
dem
veranhisste,
Athanasius
Auch
schriftlich einen scharfen Verweis zu erteilen.
ö
wurde dem Philagrius, der schon nach der ersten
Verbannung des Bischofs dessen Anhänger mit starker
Hand zur Ruhe gezwungen hatte, zum zweitenmal
von Ägypten übertragen
die Praefectur
passendes Werkzeug geschaffen,
10
scharfes
Eingreifen
der
wurde.
Hierdurch
ermutigt,
Athanasius
und
Gewalten
staatlichen
ein
so
aufs Neue ein
falls
erklärte
nötig
Synode,
die
durch einen Beschluss des Coucils von
sei
Tyrus abgesetzt, aber nur durch Erlass der drei Kaiser
ohne Befragung eines neuen Concils
1".
zurückgeführt worden.
lichen
Macht
in
die
Dies
sein
in
sei ein Eingriff
Bistum
der welt-
Rechte der Kirche; die Wieder-
einsetzung des Athanasius müsse daher kanonisch für
Dies wurde durch ein Sendschreiben
nichtig gelten.
den Bischöfen mitgeteilt und
20
gefordert,
mit Pistus in
Julius von
Rom
darin
auf-
zu treten.
An
zugleich
sie
Kommunion
überbrachte es der Presbyter Macarius,
begleitet von zwei Diakonen, damit bei dem vornehmsten Stuhle der Christenheit die Auffassung des
Eusebius auch einer mündlichen Vertretung nicht ent2.-J
behre.
Den
wagte
freilich
Unruhstifter
aufs
neue
verbannen,
zu
der Zustimmung seines übermächtigen Bruders gewiss war.
Die Synode von Antiochia sandte daher auch an
Constantin
30
und
II.
Constautius
eine Anklageschrift,
neuen Sünden
gezählt waren
Kaum
nicht,
des
ehe
in
er
der die
gewalttätigen
Bischofs
alten
auf-
und seine Bestrafung erbeten wurde.
nach Alexandria zurückgekehrt,
sah
sich
Athanasius schon mit einer neuen Verbannung bedroht
und
traf schnell seine Gegenniaassregeln.
Er
trieb aus
\'.
56
Die Coiistantinisclie Dynastie.
wo ihm
Ägypten,
weigerte, an Biscliöfen
als
ochenischen
in grösster Eile nicht
So vereinigte er
stehen konnte.
weniger
jemand den Gehorsam
zusammen, was nur gehen und
nicht leicht
also
achtzig,
eine Synode,
die der
anti-
gleichkam,
beinahe
Teilnehmerzahl
an
^
darin freilich hinter ihr zurückstand, dass sie nur eine
Diöcese vertrat,
der alles vor der rücksichtslosen
in
Gewaltsamkeit des Athauasius
Der Grund-
zitterte.
dass ein Bischof, den ein Concil abgesetzt hatte,
satz,
nicht ohne den Beschluss eines anderen Concils durch
lo
einfaches Dekret des Kaisers restituiert werden könne,
war damals zwar durch die Autiochener zum ersten
Mal formuliert worden, entsprach aber zu gut den
Machtgelüsten der Kirche,
hätten bestreiten können.
hauptung
auf,
denn
sei;
Beamter, der Comes Dionysius, habe
man
was
um
so
formel des
Denn war
Ägypter ihn
daher die Be-
weniger Grund hatte,
man
als
weltlicher
ein
sie geleitet.
sich hinter einer nichtigen
So
Formfrage,
die
nicaeuischen Concils freudig anerkannte.
ihm vorgesesseu
hatte,
so
konnte
Synode von Tyrus nicht deswegen nngiltig sein,
weil hier in seinem Auftrage ein kaiserlicher Komdie
missar ihn hatte vertreten müssen.
rein
man
25
Noch mehr Gewicht
auf einen andern Einwand, der gleichfalls
formeller
Art
war.
jenes Abendmahlskelches,
Um
über das Zerbrechen
das
mau
seinem Diakonen Schuld gab
bestand
20
Glaubens-
dieses giltig, obgleich Constantin, ein noch
ungetaufter Laie,
legte
15
Bischofsversammlung gar kein
gewesen
Concil
verkroch
die
stellten
das Urteil von Tyrus müsse für nichtig
gelten, weil die dortige
richtiges
dass
als
Sie
festzustellen,
hatte
Athanasius
(III S. 437),
das
Concil
oder
den Tat-
eine
Unter-
suchungskommission nach der Mareotis entsendet, und
weder dem Auseklao-ten noch seinen Parteioäugern
^o
2.
war
gestattet
es
worden, den Verhören,
dem
geschehen; denn vor
sie
an-
gewalttätigen Bischof hegte
dass keiner in seinem
jeder Ägypter solche Furcht,
5
die
war mit gutem Grunde
Dies
beizuwohnen.
stellte,
57
Die BrüderheiTScliaft.
Freunde Beisein gegen ihn ausgesagt
Dass ein Strafprozess nicht in Abwesenheit
des Angeklagten geführt werden dürfe, war ein
Grundsatz sowohl des weltlichen als auch des geistoder
seiner
hätte.
lichen Rechtes; hier aber handelte es sich gar nicht
10
um
den Prozess
sondern nur
selbst,
um
einen kleinen
Auch ohne den zerbrochenen
Teil des Zeugenverhörs.
Becher war Material genug vorhanden, um Äthan asius
Gleichwohl klammerte er sich an
zu verurteilen.
angeblichen Formfehler, und wer entschlossen
diesen
15
freizusprechen,
ihn
war,
um
die ganzen
rechtlich
sich
scheute,
denken
man
Da
jeder Christ
den gottseligen Herrscher,
dessen An-
25
bestätigt hatte.
verehrte,
offen
anzugreifen
unbequeme Tatsache doch
suchte
man
sie
wenigstens
nicht
und
leugnen
abzuschwächen
und umzudeuten. So erfand man denn das ü^lärchen,
als Athanasius nach Constantinopel geflohen vrar, habe
er den Kaiser vollständig davon überzeugt, dass alles,
was man ilnn vorwerfe, grundlos sei. Dieser habe
darauf das Concil an seinen Hof beordert, und hier
habe
es
gewagt,
;!0
man hoch
jene
konnte,
Grund genug,
hierin
Allerdings war es bedenklich,
zu erklären.
dass Constantin sie
20
fand
Verhandlungen von Tyrus für wider-
keine
von
auf Grund
den
Anklagen
deren
es
zu
wiederholen-
vorher in Tyrus sein
Dafür habe man den Athanasius verleumdet, dass er gedroht habe, die Kornschiffe, die nach Konstantinopel bestimmt waren, in
Urteil gesprochen habe.
Alexandria
zurückzuhalten,
und
diese
falsche
An-
schuldigung, also ein rein weltlicher, kein kirchlicher
V. I)ie Constantiiiisclie Dynastie'.
58
sei os
(iriiiid,
gewesen, die Constantin veranlasst habe,
Um
den Bischof nach Trier zu verbannen.
diese
l']r-
findung zu beglaubigen, fälschte Athanasius einen Brief
des Kaisers, in
dem
dessen Entrüstung über das Ver-
fahren des Concils ausgesprochen
lloflager befohlen
Urkunde wurden
lichen
dem Sendschreiben
an
wurde.
alle
ne])st
>
anderen Beweisstücken
Synode
beigelegt, das die ägyptische
Bischöfe der Christenheit richtete.
das für iFulius von
plar,
und dieses an das
Abschriften dieser angeb-
Rom
Das Exem-
bestimmt war,
über-
lo
brachten Presbyter des Athanasius, welche die Abge-
sandten
der
Antiochener
auch
mündlich
bekämpfen
sollten.
Im
lateinischen
Westen hatte man
für die
dogma-
tischen Streitfragen, welche die spitzfindigen Orientalen
i5
nur ein sehr geringes Verständnis;
so lebhaft erregten,
die Feinheiten der Unterscheidung von „Wesensgleich"
und „Wesensähnlich" und wie die Stichworte sonst
lauten mochten, begriff man kaum.
Wie gross die
Unwissenheit hier war, beweist die merkwürdige TatSache, dass selbst Hilarius von Poitiers, ein Vorkämpfer
2a
der orthodoxen Partei, noch lange Jahre später nicht
einmal
nicaenische
Glaubensbekenntnis
gelesen
Aber von Athanasius und andern Verbannten
liatte.
hatte
das
man
gehört, dass die xlrianer Christus schmähten,
und dies genügte,
setzen
zu
um
Als
erfüllen.
Papst
Julius
aufgefordert
und bald dar-
wurde, mit Pistus zu kommunizieren,
auf durch die Presbyter des Athanasius erfuhr,
jener
ein
schnöder
Christomache
Ansinnen mit Entrüstung von
ihrer guten Sache
sich.
sei,
wies
er
dass
das
Im Bewusstsein
forderten die Gesandten der Anti-
ochener, dass eine grössere Synode die Entscheidung
fälle,
und Julius sagte
25
die gläubigen Seelen mit Ent-
ihre Berufuns; zu.
Im übrigen
so
Die Brüderherrschaft.
2.
wurden Macarius und
aber
weisend behandelt, dass
Rom
sie
59
Genossen so ab-
seine
bald für gut fanden, aus
und zu ihren Auftraggebern
zu verschwinden
zurückzukehren (Ende 338).
Auch
5
Gesandtschaft, welche nach Trier ge-
die
o-anffen war, hatte kein besseres Glück: doch davon
kann man
als
Um
10
Autiochia noch nichts erfahren haben,
in
schon das Schicksal des Athanasius sich entschied.
dürften
Zeit
diese
Constantin
zwischen
Zwistigkeiten
die
und Constans begonnen haben;
IL
der
suchte in Constantius einen Bundesgenossen,
letztere
und dieser gewann dadurch
Thrakien, sondern auch die
nur die Diöcese
nicht
die kirchlichen
Freiheit,
Verhältnisse seines Reichsteils nach eigenem Ermessen
15
zu
Seine
ordnen.
ihr
Eintreten
wie
Pistus
für
es
Synode sah
einen
war,
einen
ein,
dass
20
Vertreter
die
scharf
der
Arianer,
begangen
Fehler
Man
und suchte ihn wieder gutzumachen.
daher,
durch
sie
entschiedenen
so
hatte,
beschloss
ausgesprochenen
auch Athanasius, beide
und für Alexandria einen
Bischof zu weihen, der sich nicht zum Arianismus
bekannte, sondern nur bereit war, dessen Anhänger
Richtungen, sowohl Pistus
als
für abgesetzt zu erklären
25
in der
Kirchengemeinschaft zu dulden.
schied
man
sich für
Anfangs ent-
den Edessener Eusebius, der als
glänzender Redner galt und sogar im Ruf eines Wundertäters stand, weil
30
man durch
einen
Mann von
so
hohen
Gaben am ersten des Athanasius Herr zu werden hoft'te.
Doch jener scheute die Kämpfe, die ihm in Alexandriu
bevorgestanden hätten, und lehnte ab. So wählte man
den Kappadoker Gregorius, der Ehrgeiz und Mut genugbesass, sich
dem
feindlichen Ägypten als Primas auf-
drängen zu lassen.
verfasste
die
Doch ehe
er
die Reise
Synode noch ein Schriftstück,
antrat,
in
dem
V. Die foustantinisclie Dynastie.
ßO
sie
ausdi-ücklicli
ci'klärte,
das Gefolge
]3iseliöfe
sicli
schon weil es
zuscliliessen,
iiiclit
ilmii
eines Presbyter
Ariiis
wäre,
uiiscliicklicli
bildeten,
eine
Begründung, die ganz dem hierarchischen Zeitgeist
Vielmehr seien
sprach.
dem
bei
sie
aii-
weiDi
ent-
altüberlieferten
Glauben der Väter geblieben und hätten dem Arius
Kommunion
nur ihre
auch
dass
hätten,
Das
gewälu't, weil sie sieh überzeugt
nicht von
er
ihm abgefallen
sei.
nicaenische Glaubensbekenntnis, das ja Eusebius
und auch Arius
nicht
selbst
10
ihm abwich, im Sinne
das im Wortlaut von
gestellt,
wurde
unterschrieben hatten,
aber ihm ein anderes gegenüber-
angegriffen,
aber übereinstimmte, nur dass es die entscheidenden
Schlagworte der Orthodoxen, namentlich das „Wesens-
Anathem gegen die ariauischen Lehren,
Doch nachdem man diesen Syuodalbrief ab-
gleich" und das
wegliess.
geschickt hatte, überzeugte
er die
mau
versöhnende Wirkung, die
hatte,
denn
gleich
ein
doch nicht übte.
sich sehr bald,
man von ihm
Man arbeitete
Glaubensbekenntnis
1.5
dass
erhofft
daher
das die
20
und
alle Eigenschaften derselben mit hochtönenden Worten
aufzählte, namentlich aber, worauf es besonders ankam, einige der anstössigsten Sätze des Arius ausdrücklich verdammte, freilich nicht ohne den Au-
25
zweites
Göttlichkeit
Sohnes
des
noch
aus,
schärfer
betonte
hängern desselben denn doch die Möglichkeit gewisser
Mentalreservationeu zu lassen.
Sohn für
fluchte
man
Geschöpf
Wenn
Geschöpf Gottes erklärt
ein
jetzt diejenigen,
die
w^ie
er
z.
hatte,
welche sagten, er
andern Geschöpfe,
B.
den
so
ver-
sei ein
gestattete
also
noch immer, ihn ein Geschöpf zu nennen, nur ein
Geschöpf von
ganz
besonderer
Art.
Offenbar
er-
wartete man, dass die starren Orthodoxen an solchen
Hintertüren,
durch
die
mau
die
Arianer denn doch
so
2.
in
Die BrüderheiTschaft.
61
die Kirche hineinlassen wollte, achtlos
vorübergehn
würden.
War
Dass
den halben Betrug noch durch einen ganzen.
•^
man
schon dies nicht gerade ehrlich, so stützte
Synode zwei verschiedene Glaubensbekenntannahm und veröffentlichte, konnte Anstoss er-
dieselbe
nisse
Man
regen.
dies
suchte daher nach einem Verwände, der
Noch Alexander
rechtfertigen könne.
hatte
in
seinem Streite gegen Arius sich nicht gescheut, auch
10
dessen Lehrer Lucianus anzugreifen,
den Märtyrertod
erlitten hatte.
obgleich
dieser
Doch seitdem hatten
Constantin und dessen Mutter in gläubiger Verehrung
vor seinen Reliquien gekniet,
Wunder waren von ihnen
ausgegangen und seine Heiligkeit so über jeden Zweifel
i:-
erhoben, dass selbst Athanasius
wagte.
Man
und
Glaubensbekenntnisses
gelassenen
haben.
niemals anzufechten
Papieren
des
dessen
zugleich
stützte
indem man behauptete,
Autorität,
20
sie
begründete daher den Erlass jenes zweiten
es
in
den
nach-
aufgefunden
Heiligen
zu
Offenbar war dies erlogen: denn der Inhalt
des Schriftstückes zeigt nur zu deutlich, dass es aus
dem
arianischen Streite, der zu Lebzeiten des Lucianus
noch gar nicht begonnen hatte, hervorgewachsen
Doch wie Athanasius, wenn
2."»
nie
es seinen
Zwecken entsprach,
davor zurückscheute, Fälschungen
setzen, so
ist.
in die
Welt zu
auch seine Gegner. Die Ehrlichkeit war eben
eine Tugend, die bei den Christen jener Zeit, welcher
Partei sie auch angehören mochten, in sehr niedriger
Wertung
30
stand.
Nachdem Gregorius
diese Bekenntnisse
noch mit unterschrieben und sich so von jedem Verdachte des Arianismus
i^ereinio-t hatte,
lager unter militärischer
zoo- er
vom Hof-
Bedeckung nach Ägypten.
Athanasius wusste, wie ängstlich der verstorbene
Kaiser es gescheut hatte, kirchliche
Bewegungen mit
y
(j2
I>ie
.
Wiiffeii;^owalt iiiedorzuscilila^eii.
(loii
in
Furcht gesetzt hatten,
l'^r
<]iirf"t(3
dessen
schwächeren
noch erfolgreicher zu bekämpfen,
für einen wirkungsvollen Krawall.
Mord und Brand, um
man den
konnte
hoffen, mit
heldenmütigen Cunstantin
die selbst den
Mitteln,
Dynastie.
C'oii.stai}tiiji.sclie
besser!
so
(iegnern
in
wie heute die Sozialisten für
<lie
Sohn
und rüstete daher
Kam
es dabei zu
Denn auch
•"'
dies
Schuhe schieben,
alles Blutvergiessen,
das
durch ihre Demonstrationen hervorgerufen wird, die
Polizei verantwortlich niachen.
Als
am
18.
März 339
lo
ein Edikt des Philagrius den Alexandrinern verkündigte,
dass Gregorius
sammelten
Kirchen
ihrem
zu
und
Bischof gewählt
sei,
Anhänger des Athanasius
sich die
rüsteton
in
zum Widerstände,
sich
ver-
den
Der
Praefect tat den Aufrührern nicht die Ehre an, die
Soldaten gegen
giösen
sie
Parteien
aufzubieten, sondern Hess die reli-
ihren
Zwist
unter
ausmachen.
sich
Arianer und Melitianer vereint stürmten
des
Quirinus,
i5
freudig
unterstützt
von
die
Kirche
Heiden
Juden, denen es einen Hauptspass bereitete,
und
einmal
20
mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung auf die stolzen
Orthodoxen loszuschlagen.
Den frommen Jungfrauen,
die bei solchen Gelegenheiten nicht leicht versäumten,
die
Kleider
Füsse
allerlei
vom Leibe
getrampelt
Unfug
wurden
Mönche unter die
Kirche und Baptisterium
und wohl auch mitzuhauen,
mitzukreischen
gerissen,
und
in
getrieben.
Athanasius
während desselben
war
dem
Kampfe
hielt er sich in einer
ferngeblieben;
andern Kirche,
der des Theonas, auf und beschäftigte sich eifrig mit
taufen.
das
Die heilige Handlung galt
nicht
Juden
und
25
einmal
Heiden
Katechumeneu,
schauen
als ein Mysterium,
geschweige
durften.
denn
Man konnte
daher hoffen, dass der Praefect sich vor ihrer Ent-
3o
2.
Die Brüderlieirschaft.
63
weihung- sclieueu werde, oder tat er dies
nicht
und
duldete einen Angriff der Yolkshaufen, so gab er da-
dem
mit
Feinde
5
so
streitbaren Bischof neue
in die
Waffen gegen dessen
wirklich konnte Athanasius
ungekränkt den Ausgang des Kampfes abwarten,
und
als
die
schwächeren
Anhänger
Morgen aus
er sich überzeugt hatte, dass seine
Alexandria
seine
10
Und
Hand.
am
waren,
Unterdessen
entfliehen.
Freunde den
andern
damit
Altar,
er
zerschmetterten
nicht durch
die
Ketzer entweiht werde, und steckten die Kirche des
Vier Tage später hielt Gregorius
Dionysius in Brand.
seinen Einzug,
und
es
begann ein Strafgericht gegen
dem selbst
dem Kerker und
Waren vorher Arianer
die Spitzführer der unterlegenen Partei, bei
Presbyter und fromme Jungfrauen
15
der Geissei nicht entgingen.
und Melitianer von
der
Kirche
ausgeschlossen
ge-
wesen, so hielten sich jetzt die strengen Orthodoxen
20
dem
Gottesdienste fern, weil ihnen die Berührung mit
den
Ketzern befleckend
hitzköpfig
genug,
sie
und
schien,
nicht
still
in
war
Winkeln
Gregorius
ihren
schmollen zu lassen, sondern die Staatsgewalt gegen
sie
aufzubieten.
Athanasius
Brandbrief in
25
heilige
Pflicht
antiochenische
schickte
die
wild aufrührerischen
einen
Welt hinaus,
aller
Concil
Bischöfe
und
in
dem
erklärt
den
Kaiser,
es
für
wurde,
der
die
das
dessen
Beschhisse zur Ausführung gebracht hatte, mit allen
Mitteln zu bekämpfen.
und später auch
30
in
Dann zog
anderen
er zuerst in
Provinzen
Ägypten
umher und
suchte möglichst viele Bischöfe zu bewegen, dass sie
ihm zustimmende Briefe übergaben und durch ihren
Protest die A^erfügungen
klärten.
er
des Concils für ungiltig er-
Mit diesen Schriftstücken ausgerüstet,
kam
nach Rom, wo er mit offenen Armen empfangen
64
V.
J.)ie
Hier sammelten sich auch andere
wurde.
ihren
und
niederen Geistlichkeit
der
Kampf gegen
ßiscliöfe,
nebst ihrem Gefolge
abgesetzt hatte,
die Constantius
aus
Cuiislaiilinisclie Dyua.stie.
bereiteten
sich,
die Ariiiiierfr(uni(Io mit Hilfe des
orthodoxen Westens auszufecditen.
5
Als die Abgesandten der Antiochener,
Sache
gerechte
den
vertrauend,
auf ihre
römischen
Bischof
aufgefordert hatten, seinerseits ein Concil zu berufen,
hatte
er
sich
beeilt,
einen
Wunsch
zu erfüllen,
der
ihm auch im Orient das Schiedsrichteramt zu über-
lo
Doch schon das Einladungsschreiben
tragen schien.
hatte verraten, dass er nichts weniger als unparteiisch
Die Adresse desselben nannte nicht die Bischöfe
war.
des
Ooncils von Autiochia,
sondern „die Partei des
Eusebius", und der Inhalt zeigte, dass er diese, nicht
Athanasius,
In Nicaea hatte
behandeln
Angeklagte zu
als
man den
15
gedenke.
Beschluss gefasst, dass kein
Bischof aus der Stadt, für die er geweiht war, in eine
andere versetzt werden dürfe, hatte ihn aber gleich
Trotzdem gab
S. 416).
willkommenen Anlass, durch
jenen Brief zu erklären, seine Synode solle nicht
nur die Beschlüsse des Concils von Tyrus nachprüfen,
sondern zugleich untersuchen, ob die Berufung des
Eusebius auf den Bischofsstuhl von Constantinopel
darauf selbst übertreten (III
er
Papst
kanonisch
Julius
sein,
25
giltig sei.
Dies Schreiben konnte
langt
20
den
als
man
dort
kaum nach
schon
die
Antiochia ge-
Absetzung des
Athanasius ausgesprochen und die Ersatzwahl für ihn
vollzogen
hatte.
Zwar
hatte
man
selbst
die
Scheidung des Papstes angerufen; doch konnte
nicht,
um
sie
abzuwarten,
rückgängig machen, und
bereit
die
selbst
vollendete
Ent-
mau
Tatsache
wenn das Concil dazu
gewesen wäre, hätte der Kaiser \Yidersprochen.
30
2.
Die Biüdevherrschaft.
Denn unmöglich konnte
er
65
zulas^seu,
dass
die
alle
Szenen fanatischen Aufruhrs, welche der törichte Beschluss des Kongresses von Yiminacium hervorgerufen
hatte, sich bei einer zweiten
ö
Doch der
erneuerten.
Rückkehr der Verbannten
alten Autorität
Roms
zu wider-
sprechen, die in kirchlichen Dingen niemals ernstlich
angefochten war, mochte auch ihm das Gewissen beschweren.
Seiner ewig zaudernden Unentschlossenheit
wird es daher höchst willkommen gewesen
10
der Perserkrieg, der schon
ausgebrochen war
sein, dass
Jahren drohte,
jetzt
ihm die Gelegenheit
bot, in's Feld zu ziehen und die Lösung der schlimmen
kirchlichen Frage bis zu seiner Rückkehr zu verzögern.
Den Persern werden die Wirrnisse, in welche
der Tod Constantins das Reich gestürzt hatte, nicht
unbekannt geblieben sein und ihre Kampflust mächtigbelebt haben; doch die Langsamkeit der Rüstungen,
endlich
lö
seit
und
die durch ihre Heerverfassung bedingt war, hatte zur
Folge, dass sie erst im
•20
Während
konnten.
mit
Brüdern
seineu
J.
338 zum Angriff schreiten
Constautius
im fernen
unterhandelte,
hatte
Westen
sich
in
Armenien eine römerfeiudliche Partei gegen den
König erhoben, ihn mit seinen Anhängern in die
Verbannung getrieben und die Grenzen des Reiches
2.';
durch Plünderungszüge beunruhigt.
Dann war auch
Mesopotamien eingefallen, hatte das
Land verwüstet und die Stadt Xisibis angegriffen. Doch
Sapor
selbst
in
der kleinen Besatzung und den tapferen Bürgern
es gelungen, ihn
AO
seines Heeres
nach dreiundsechzigtägiger Belagerung
zum Rückzuge zu zwiugeu.
gegen Ende des Sommers 338
kehrte,
hatte
war
dort
war
auch ohne die Hilfe des Kaisers und
er
dann
Constautius
unterwegs nach Armenion
den vertriebenen
Seeck, Untergang
Als
aus Viminacium zurück-
der Antiken Welt.
gezogen,
König wiedereingesetzt
IV.
5
V. Die Constantinische Dynastie.
B6
und dessen Gpftnor
geführt.
Dann
Gefangene mit
als
liatto er sich
scharen gewandt
nach Antiofhia
sich
gegen ijhindermlo Saraceneii-
und durch Vorträge deren Bundes-
gewonnen.
genossenschaft
gegen
selbst hatte er
noch nicht anzugreifen gewagt; denn
Perser
die
Diese
5
das Heer, das nach den Morden von Constantinopel
die
neuen
Kaiser
als
Kreaturen
seine
konnte, war auch im Orient frech und
es bedurfte
einiger Zeit,
um
betrachten
und
aufsässig,
schwer erschütterte
die
Auch mochte der
Mannszucht wiederherzustellen.
ängstliche Herrscher den Krieg nicht eher eröffnen,
als
bis
er
numerischen Übermacht
der
lo
war,
sicher
und brachte daher mit Aushebungen und Werbungen
jenen Winter 338/39
richteten kirchlichen
durch die
der
hin,
Kämpfe
so ereignisreich
eben be-
geworden
i5
Als dann im Frühling die schwere Frage an
war.
ihn herantrat, wie er sich zu den Forderungen
stellen sollte, freute er sich,
die Entscheidung mit guter
auch
Manier
Roms
diesem Kriege
in
in die
Länge ziehen
zu können, indem er gegen die Perser zog.
Dies aber
20
war auch der einzige Erfolg des sorgsam vorbereiteten
Denn als Constantius nach Mesopotamien
Feldzuges.
gelangte, fand er hier keine Feinde, und seinerseits in
das persische Gebiet einzufallen, konnte er sich nicht
entschliessen.
80 war die Ehre der römischen Waffen
nur dadurch hergestellt,
dass
man
sie
25
den Persern
von ferne gezeigt hatte; die Plünderungen des Sapor
wurden nicht vergolten, und unbesiegt, aber auch
sieglos,
wie
er
pflegte,
kehrte
der
Kaiser
die
in
Winterquartiere von Antiochia zurück.
Seine Abwesenheit gab auch
dem
30
Concil den er-
wünschten Anlass, einstweilen nichts zu tun;
den Januar 340
hielt
es
die
Presbyter,
die
bis
als
in
Ge-
sandte des Papstes dessen Schreiben überbracht hatten,
Die Brüderherrschaft.
2.
ohne ihnen eine bestimmte Antwort
in Autiochia fest,
Doch war
zu geben.
politisch,
als
Zaudern insofern nicht un-
dies
Absetzung sowohl des Eusebius
die
um
auch des Gregorius
5
67
wurde, je länger
so schwieriger
Nachdem man
behauptet hatten.
sie ihre Bischofssitze
als
während der Winterquartiere des Heeres sich mit dem
Kaiser hatte beraten können und seines Schutzes sicher
war, entschloss
werde
10
man
man
römische Synode, obgleich
die
selbst sie
wozu der Perserkrieg
Denn nicht ohne Grund
gefordert hatte, nicht beschicken,
einen passenden
durfte
man
Vorwand
bot.
anführen, dass die Bischöfe
sich nicht zu
des Orients
monatelanger Reise von ihren Gemeinden
entfernen dürften, während diese immerfort von
lö
Raub-
Zügen oder gar von Belagerungen bedroht waren. Doch
in
dem
an.
gleich
dem mau
Synodalbrief, in
man gegen
Man erklärte
schlug
20
man
sich endlich zu der Antwort,
und
seien
spruchen dürfe,
dies Julius mitteilte,
ihn zugleich einen sehr hohen
dass alle Bischöfe vor Gott
ihm,
keinen Vorrang
er
weil
er
Wenn
Reiches herrsche.
Ton
bean-
deshalb
über die grösste Stadt des
er auf seiner Verteidigung
des Athauasius und seiner Genossen beharre, entzünde
er selbst die Fackel
die
25
Gesamtheit der
gemeiuschaft
Kühnheit,
lasse
Wege,
orientalischen
bleiben
Bischöfe
Man
wolle.
ihm
Kirchen-
in
hatte
also
den Papst mit der Exkommunikation
bedrohen.
30
man
der Zwietracht;
Wahl, ob er mit den Gebannten oder mit der
der
lateinischen
einst
die
trennen
Xatur der Sache
stantinopel,
war
Dies
erste
und
sollte,
lag,
tat
ihn
Schritt
Kirche
wie
zu
auf
dem
von
der
in
der
dies
der Bischof von Con-
der künftig das Haupt der orientalischen
Christenheit werden
Richterstuhl
der
griechische
die
zu
sollte.
laden
Weil
wagte,
Rom
ihn vor seinen
antwortete
er
damit,
5*
V. Die Constanlinisclio Dynastie.
68
dass
seine Rechte
er
dpiion
des Papstes
gleich-
als
wertig entgogenstellto.
Einstweilen freilich war dies kühne Anmaassung;
doch
war
wnrde vom Kaiser
sie
bemüht,
eifrig
unterstützt,
zu rechtfertigen.
sie
und
dieser
Zum
Nach-
•'>
folger Petri Hess sich der Bischof von Constantinopel
freilich nicht
stempeln
begründete,
war
spruch,
die
als
geben war.
um
;
aber was die Macht des Papstes
weniger dieser historische An-
viel
Bedeutung der
Es
dieselbe Zeit,
wo
ersten
alten
Schritte
völlig
tat,
gekommen
um
gleichzustellen.
war,
des Constans
Im
des
römischen,
was
liom dem
empfangen
lag,
(S. 46),
er
der Welt
er
die
folgenden Schritte,
i5
gleich
dem Range
durch
Denkmünzen verkündete.
aus den
und
eine Reihe
Damit war das
Wichtigste geschehen; doch wie dies seine Art war,
tat
lo
330 hatte er die
J.
darauf erliob er den Senat der Stadt zu
kostbarer
dass
der Kaiser
das jüngere
Diöcese Thrakien, in der Constantinopel
Händen
ihm unter-
die
der Streit zwischen Julius und
Eusebius zum Ausbruch
die
Stadt,
daher gewiss kein Zufall,
ist
obgleich
sie
20
not-
die
wendige Konsequenz dieses ersten waren, nur langsam
Feldzug nach Mesopotamien gemacht
einen
zweiten
hatte,
der ebenso erfolglos war,
er,
ein
durch
Constantinopel
Praeturen
seit
wie der
das
geregelt
geschaffen
die
und
wurden,
zu
ihrer
wie
sie
den Zeiten der Republik besass.
die
ihm
die
!).
öffentlichen
zu weiteren Entschlüssen gelangte,
ein,
am
uach Autiochia zurückgekehrt,
Gesetz,
Sommer 340
Erst uachdem er im
und unentschlossen.
erste,
gab
Spiele
für
Ausrichtung
Rom
Ehe
er
schon
dann
traten Ereignisse
Freude an seiner neuen Hauptstadt
Denn ohne Rücksicht auf den
gründlich verleideten.
Vorteil,
den der Kampf gegen
Rom
25
September
ihr gebracht hatte,
so
2.
Die BrüderheiTSchaft.
bekannte sich ihre Bevölkerung
in
69
offenem Aufruhr
zu seinen kirchlichen Gegnern und verscherzte so für
lange Jahre die kaiserliche Gunst.
Die entschlossene Antwort der Autiochener und
5
Hebung
gleichzeitige
die
deutung
er
gewiss
Da
bedenklich gemacht.
deren Be-
Coustautiuopels,
nicht
verkannte,
zu
hatten
Julius
den Yorwändeu, unter
denen jene ihre Beteiligung an dem römischen Concil
abgelehnt hatten, auch der gehörte, dass dessen Termin
10
für die w^eite Reise zu früh angesetzt
es
noch
bis in
den Winter 340/41.
sei,
verzögerte er
Trotzdem wollte
Verbauuten kein Orientale sich dazu
und auch aus dem lateinischen Reichsteil
kamen nicht mehr als etwas über füufzig Bischöfe
zusammen. Von einer so dürftigen Zahl das geistausser
den
einfinden,
15
Oberhaupt des Ostens absetzen zu
liche
Julius
Er
nicht.
liess
lassen,
wagte
zwar die Wahl des Gregorius
für ungiltlg erklären, weil sie der Entscheidung seines
Concils vorgegriffen habe,
20
und
forderte in
dem
Syuodal-
schreiben, dass Athanasius und seine Genossen wieder
in ihre
Bistümer eingesetzt würden.
Auch hob
er ge-
so wichtige Fragen nicht ohne
Zustimmung Roms entschieden werden dürften.
Doch liess er zugleich durchblicken, dass er die Be-
bührend hervor, dass
die
25
Schlüsse nicht als endgiltig betrachte, sondern bereit
sei,
falls
sie
den Beratungen eines neuen grösseren Concils,
die Orientalen
Denn
unterwerfen.
sich daran beteiligen wollten,
w^enn
er
sich
auf den Standpunkt des Athanasius
30
Kommunion
auch
darin
stellte,
zu
gauz
dass jede
mit den Cliristuslästerern unmöglich
sei,
ihm doch vor allem daran, dass keine Kirchenspaltuüg sich bilde und der Nachfolger Petri auch
ferner im Orient als höchste Autorität anerkannt bleibe.
so lag
Und
in seinen
Bestrebunaen fand er eine sehr wirk-
70
V.
Die Constantiiiisclie Dynastie.
same Unterstützung an dorn jungen Kaiser, der seit
einiü'on Monaten den westlichen Ueiclisteil unbestritten
beherrschte.
Constans
Solange
seinen
Bruder hatte
ältesten
fürchten müssen, bewarb er sich
um
die Freundschaft
-^
des Constantius und hütete sich daher, diesem in seine
Doch
kirchen})olitischen Maassregeln drein/Aireden.
seit
er durch den Tod Constantius IL dreiviertel des Reichsgebietes in seiner Iland vereinigt hatte, koimte er ohne
Gefahr, wie sein Herz ihn trieb, als Schützer der be-
drohten Orthodoxie auftreten.
Spruch
Synode ihren
gefällt
Nachdem
richtete
hatte,
Constantius die drohende Frage,
warum
Sitze zurückgeführt hatte,
Franken
Kreise
Jüngling durch
ihren
aus
vier Bischöfe
Antiochener entsandt,
der
Nach
um
den
dem
zornigen
Zuspruch zu beruhigen.
Mit
einem neuen Glaubensbekenntnis ausgerüstet — es war
das dieses Concil verkündete — machten
das
dritte,
sich
sie
zurichten.
i5
seinen Feldzug gegen die
wurden
vorbereitete,
an
auf ihre
wieder verbannt seien.
wo Constans eben
Gallien,
er
die Bischöfe,
der gemeinsame Beschluss der Brüder
die
lo
römische
«lie
20
.•
auf den
Und
Weg, vermochten aber
gleichzeitig vollzogen
nichts
sich
aus-
im Orient
Ereignisse, die den Forderungen des westlichen Keichs-
neuen Nachdruck gaben.
teils
Während noch
Jahr,
zu
Antiochia
dieselbe Zeit
das Concil, jetzt schon im dritten
tagte,
wurde ganz
Stadt, in der die
20
starb
Syrien,
Eusebius,
und
um
vor allem aber die
Bischofsversammlung ihren
Sitz hatte,
von wiederholten Erdbeben heimgesucht, die ein ganzes
Jahr lang das Volk in Schrecken setzten. In einem
so
abergläubischen
Zeichen
erblicken,
Zeitalter
dass
rausste
man
der Kirchenstreit
hierin
ein
den Zorn
Gottes wachgerufen habe, und auch die Synode selbst
3o
2.
gab
Die ßrüderherrschaft.
indem
Überzeugung Ausdruck,
dieser
Kanon des nicaenischen
71
den
sie
kein
dass
Coneils,
Bischof
seinen Sitz mit einem andern vertausclien dürfe,
er-
neuerte und damit den Mann, der bis zu seinem Tode
5
Führer gewesen war,
ihr
Stimmung,
die
auch
wirkte
auf
zukommen.
10
er
dem
Die
öffentlich verleugnete.
diesem Beschlüsse kundgab,
in
Coustantius
Wünschen
den
geneigt,
sich
wie
Einstweilen,
und
ein
seines
machte
Bruders
zur
Probe,
ihn
entgegengestattete
Paulus, den Bischofsthron von Constantinopel,
der jetzt durch den Tod seines Nebenbuhlers erledigt
war, wieder einzunehmen, und zugleich wurde auch
dem Asclepas von Gaza,
15
der zu den wildesten Fana-
Verbannten gehörte, die Rückkehr
unter den
tikern
gewährt.
Zuerst erschien dieser in Constantinopel,
um
die
Gemeinde auf den Empfang ihres orthodoxen Bischofs
vorzubereiten, und alsbald herrschte wieder Mord und
Todschlag
20
in
der
Kirche selbst
kam
Hauptstadt
des
es zu wilden
In
Ostens.
Kämpfen,
bei
der
denen
der Altar mit Menschenblut befleckt wurde, und als
Paulus
triumphierenden
seinen
Einzug
hielt,
waren
schon Hunderte von Opfern für die Rechtgläubigkeit
Da
gefallen.
25
fassten
den Zorn des Kaisers reizen musste,
Anhänger
die
Fünf von
dies
ihnen,
die
des
sich
Eusebius
Mut.
frischen
wahrscheinlich nach
der
Auflösung des Coneils von Antiochia auf der Heimreise befanden, traten in einer
30
Kirche Constantinopels
zusammen, sprachen abermals die Absetzung des Paulus
aus und weihten an seiner Stelle einen gewissen Macedonius, was natürlich zu neuen Raufereien Anlass
gab.
Constantius kehrte reumütig zu der Überzeugung
zurück, dass
er,
ohne die Pflichten gegen sein Reich
zu verletzen, die A^erbannung der orthodoxen
Geist-
V. Die Constantinische Dynastie.
72
liehen
iiielit
Asclepas
kitiine.
auf'liobcii
eiiiiiial
iiocli
wurde wieder aus dem östlichen Reichsteil verwiesen,
und auch Paulus, der entschlossen war, sich nötigenfalls
mit (Jewalt zu behaupten,
aus Constantinopel
sollte
entfernt werden.
Während
Antiochia
'-'
er
die
in
Magister
den
der Kaiser
entsandte
hielt,
341/42
Wintor((uartiere
Hermogenes an die Donaugrenze, wo
das Kommando übernehmen sollte, und gab ihm
Equitum
gleich
Ruhe
den Auftrag, unterwegs
herzustellen
und Paulus
Constantinopel die
in
lo
Verbaimung zu
Tagen des Jahres 342
die
in
schicken. Als jener in den ersten
er
zu-
in der Hauptstadt anlangte, fand er wilderregte Yolks-
haufen
bereit,
Mit der
ihren Bischof zu verteidigen.
kleineu Militärmacht, die zur Stelle war, versuchte
er,
i5
den Aufstand niederzuschlagen-, aber der Pöbel blieb
Sieger, steckte sein Haus in Brand, bemächtigte sich
seiner Person,
schleifte
ermordete ihn.
ihn durch
und
Strassen
die
Auch der Proconsul wurde verwundet
und musste nach Haraclea
geordneten Staatsgewalt
An
fliehen.
herrschte
der
Stelle
20
Constantinopel
in
nur noch der Bischof mit seineu Bandeu.
Der streitbare Herr mochte hoffen, wie Constantin
in seiuer Furcht, Märtyrer zu macheu, sich durch
Aufstände
religiöse
lassen,
dasselbe
so
wiederholt
auch
bei
reichen; aber darin sollte er sich
Constantius
fliegender
asiens
Nachricht
die
Eile
die
und langte
einschüchtern
hatte
Sohne
zu er-
täuschen.
Sobald
seinem
erhielt,
schneebedeckten
durchzog
Gebirge
in Constantinopel an,
eben zur Besinnung
in
Klein-
das Volk
als
gekommen war und
er
in
banger
Furcht den Folgen seines aufrührerischen Wahnwitzes
Weinend und Gnade flehend empfing
entgegensah.
es
den Kaiser, und dieser zeigte sich milder,
2.">
als
man
3o
Die Brüderlierrschaft.
2.
Zwar Paulus
erwartet hatte.
die
Verbannung
und die einzige
hänger
5
traf,
man
in
keinen hin-
Strafe, welche seine niederen
An-
bestand darin, dass von den 80000 Scheffeln
ägyptischen Weizens, die Constantin zur täglichen Verteilung unter die
Bürger angewiesen
genommen
ihnen
donius, der
unschuldig
10
Emesa
w^urde uach
geschickt; doch Hess
richten,
73
hatte, die Hälfte
Den Gegenbischof Mace-
wurde.
zwar an der Ermordung des Hermogenes
aber doch auch eine Knüttelarmee
war,
ins
Feld zu führen pflegte, wenngleich eine kleinere
als
Paulus,
Hess Constantius
seine
Ungnade
fühlen.
Er setzte ihn nicht ab, hielt aber mit seiner Bestätigung
Dazu mochte freilich
die Zustimmung
zurück.
ohne
Kaiser
ij
dass
beitragen,
seines
der
übermächtigen
Bruders keine endgiltige Entscheidung zu treffen wagte.
Dieser hätte aus den Ereignissen von Constanallerdings die
tiuopel
am
nicht
die
20
Lehre ziehen können,
Willen
guten
Rückberufung
der
des Constantius
verbannten
doch
nicht durchfuhren
Hess;
war
meisten,
er,
w^ie
die
in
dass es
wenn
lag,
Geistlichen
Mit
unbelehrbar.
sich
Dingen
religiösen
dem
Westen hielt er die Arianer für schwere
Sünder, und wer ihnen, wie Paulus nnd Athanasius,
unerbittlich widerstand, der erschien ihm als ein
heiliger Glaubensheld, mochte auch noch soviel Blut
ganzen
25
Während
durch seine Zettelungen vergossen werden.
und 34'2 gegen die Frauken
kämpfte, hatte der Bischof Maximiuus von Trier, mit
dem Athanasius in der Zeit seiner ersten Verbannung in
stetem Verkehr gestanden hatte, über den jungen
Kaiser Einfluss gewonnen.
Er in Verbindung mit dem
greisen Hosius, der aus seinem Cordova nach CJallien
er in
30
den Jahren 341
gekommen
dulden,
war,
dass
die
bestürmten
ihn,
orientalischen
er
möge
Bischöfe
es
sich
nicht
gegen
V. Die Constantinische Dynastie.
74
Rom
und
auflehnten
zerstörten.
Als
menisches
Concil
Westen,
Julius
Dieses
Gedankens
schlug
seinem
zum Orte
der
Anfang
um
Bruder,
wenn
und
Constans
sich
5
hatte.
Empfindlichkeit
der
vor, eine Stadt, die an
lo
und des griechischen
lateinischen
die
geplant
Bischöfe
beider
Parteien
Dies
einzuladen schien.
zur Folge, dass Papst Julius es unter
Würde
um
doch
und
Meinungs-
Rom, sondern Serdica
Zusammenkunft
gelegen,
freilich
seiner
(öku-
Osten
ihre
an
die
nicht
unter gleichen Bedingungen
hatte
Kirclie
zweites
dem
bei
bemächtigte
schonen,
den Grenzen des
Reichsteils
der
ein
Zahl vertreten,
von
dies
Orientalen zu
wurde
zum Austrag bringen könnten, wie
verschiedenheiten
Papst
Einheit
die
empfohlen,
gleicher
in
so
Heilmittel
fand, an den Beratungen teilzunehmen
konnte die Debatte
freier
so
keiner,
der
schon
kraft
Stellung
seiner
überlegene Autorität in Anspruch nahm,
sie
;
15
regen,
sich
eine
beherrschte.
Constantius konnte den Vorschlag nicht zurückweisen,
obgleich er nicht
im Zweifel darüber
blieb,
welche
der glücklichen Beendigung des
Denn nach
Frankenkrieges kam
um
dort mit Athanasius
Partei
sein
Constans 342 nach Mailand,
zu
konferieren,
und
er
als
dann
Anfang
343
in
Britannien gewesen war, Hess er ihn noch einmal zu
nach
sich
20
Bruder unterstützen werde.
Gallien
Concil stattfinden
Da
kommen.
sollte,
gleich
25
darauf das
konnte der Hauptgegner der
Orientalen als Vertrauensmann des Kaisers und Vermittler
von dessen Aufträgen vor den Bischöfen
er-
scheinen.
30
So erfuhren denn seine Ankläger schon auf der
Reise
nach
Serdica,
dass
reiches, die vor ihnen dort
die
Vertreter
des
angekommen waren,
Westnicht
nur mit ihm kommunizierten, sondern dass er unter
2.
Die BrüderheiTschaft.
ihnen eine führende Rolle
75
machten daher
Sie
spiele.
zwei Tagereisen vor ihrem Ziele in Philippopel Halt,
um
sich
einer vorläufigen
in
Vorgehen
meinsames
5
Man
Beratung über ein geOrientalen
aller
dem Standpunkt
beschloss, an
zu
einigen.
festzuhalten, dass
die Strafurteile der früheren Synoden, namentlich des
von Tyrus,
Concils
solange
müssten, bis eine höhere Autorität
könne
solche
10
aber
nicht
aufhebe.
Als
ägyptische
Ver-
sie
die
Sammlung ansehen, die, von Athanasius berufen, ganz
unter seinem Drucke gestanden habe, und ebensowenig die kleine Synode von Rom, in der ausvertreten
war,
sondern nur das ökumenische Concil von Serdica.
Ehe
der lateinische
schliesslich
15
man
gelten
rechtskräftig
als
Reichsteil
dieses gesprochen habe, seien die
kommuniziert zu
betrachten;
vor
Verbannten
als ex-
Entscheidung
der
dürften daher die Bischöfe des Concils nicht mit ihnen
Kirchengemeinschaft pflegen, noch weniger ihnen Sitz
20
Diese
und Stimme bei den Beratungen gewähren.
Forderung wollte mau einhellig vertreten und bedrohte
jeden, der auf sie verzichte, mit der Absetzung.
wirklich wäre gegen sie
kaum etwas einzuwenden
Und
ge-
wesen, wenn nicht die römische Synode deshalb eine
höhere Autorität
25
Spruch
als
genommen
Concil von Tyrus
das
weil sie unter
hätte,
dem
in
An-
Vorsitz
und mit seiner Zustimmung ihre BeDas Auftreten der Orientalen
richtete seine Spitze also weniger gegen Athanasius,
als gegen Rom, und hätte daher allen Bischöfen willdes
Papstes
schlüsse gefasst hatte.
:50
kommen
sein
Lehre waren
müssen.
sie
alle
Denn nach
jedem ohne Unterschied,
oder
das
ärmlichste
heilige Geist.
Wer
der
christlichen
Nachfolger der Apostel und in
Nest
ob
er
die
Welthanptstadt
beherrschte,
wirkte
der
den Orientalen zustimmte, schützte
76
V.
Die Constantinische Dynastie.
die Selbständigkeit des E2)iskopats gegen die Anmaassung des Papstes, was unter anderen Umständen
ein sehr wirksames Lockmittel hätte sein können.
Doch der Knechtssinn der Zeit drängte dazu, unfehlbare Mächte zu schaffen, denen man sich in stumpfem
5
(lohorsam beugen könne, und auch die freieren Geister
unter den Occidentalen hatten sich in ihren Ilass gegen
den Arianismus so verbissen, dass jedes Mittel ihnen
recht war,
denn auch
um
ihre
Sache durchzukämpfen.
So hat
si)äter das Concil von Serdica beschlossen,
lo
von einer Synode an den Papst
dass Appellationen
gehen müssten und dieser dann die Richter bestimmen
solle, welche den endgiltigen Spruch zu fällen hätten.
Da ein Kanon
niemals neues Recht schaffen sollte, sondern
was schon seit den Zeiten
der Apostel rechtens gewesen war, hatte natürlich
auch dieser rückwirkende Kraft, und damit war die
Aufnahme des Athanasius und seiner Genossen in die
angeblich
nur
feststellte,
Kirchengemeinschaft
10
vollgiltig legitimiert.
Als der Brief der Orientalen, der ihre Forderung
2('
wurde sie von den dort
versammelten Bischöfen kurzweg abgewiesen. Dadurch
enthielt, in Serdica anlangte,
war
ein
die
Kaiser es
gemeinsames Concil beider Reichshälften, wie
beabsichtigt hatten, von vorn herein
ausgeschlossen, und das nur wegen der formellen
20
Frage, ob die Verbannten als stimmberechtigte Mitglieder
daran
teilnehmen
gegenüberstehen
sollten.
oder
als
Augeklagte ihm
Gewiss hätte sich bei gutem
Willen ein Ausgleich finden lassen;
z.
B.
hätte
man
Atlianasius und seine Genossen
bewegen können, dass
sie freiwillig auf ihr Stimmrecht verzichteten; so wäre
man den Orientalen ento-eoengekommeu, und doch
hätten die Romfreunde ihren prinzipiellen Standpunkt
nicht aufo-eo-eben.
Ein solches Ausoleichen der Geo-en-
30
2.
Die Brüderlierrschaft.
aber weder im Charakter des Athanasius,
Sätze
lag
noch
entsprach
seinen
es
Anhänger yerfügten kaum
seine Gegner über achtzig.
5
77
Denn
Interessen.
Da
seine
Stimmen,
neunzig
über
der Abfall einzelner
Bischöfe auf beiden Seiten nicht ausgeschlossen war,
konnte er also einer Majorität keineswegs sicher
nnd
so
ansehnliche
sie
ihm
blieb,
Minderheit
dadurch
Synode
10
wenn
selbst
jede
sein,
musste ihr doch eine
gegenüberstehn,
Autorität
dass
eingebüsst
Waltete doch nach der Theorie in den Bischöfen der
heilige Geist; eigentlich
einstimmig
man
wenn aber
Ketzer betrachten:
als
sie
mussten daher ihre Beschlüsse
Schlössen einzelne sich aus, so konnte
sein.
fast
Hälfte des Concils widersprach, musste es doch
15
die
hätte.
die
sehr
zweifelhaft bleiben, auf welcher Seite der heilige Geist,
Für Athanasius war
auf welcher der Teufel wirkte.
es
daher das Vorteilhafteste, wenn die Spaltung
fort-
dauerte; auf diese Weise konnte der Beschluss seiner
20
Synode einstimmig sein und die Gegner schon deshalb
als Schismatiker gebrandmarkt werden, weil sie sich
dem Papst und seinem ökumenischen
Concil
wider-
setzten.
So
tat
als sie in
25
man denn auch
Zwar um
zu erleichtern.
forderte
nichts,
den Orientalen,
man
sie
des guten Scheines
beharrten und
willen
wiederholt auf, an den Sitzungen der
übrigen Bischöfe teilzunehmen.
Doch
als
sie
darauf
nach ihrem Standpunkt auch darauf
beharren mussten, dass
30
um
Serdica angelangt waren, eine Annäherung
sie die
Kirche nicht betreten
könnten, in w^elcher die Exkommunizierten
am
Gottes-
dienst wie an den Beratungen teilnähmen, behandelte
man
dies
sollte
man auch
man den
einfach als böswilligen
Starrsinn.
nachgiebig sein, da
man
Kaiser auf seiner Seite hatte?
Warum
wusste, dass
Konnte mau
78
\-
(loch die
L)iti
C'üustuuliiii.sclie
Gegner bedrohen, dass
Dyna.sUe.
sie sicli
gegen seinen
ausgesprochenen Willen auflehnten, wenn
sie
sich an
den Sitzungen des Concils nicht beteiligten. Freilich
waren auch sie nicht ohne allerhöchsten Schutz:
zwei v'ornehme Hofbeanite des (vonstantius begleiteten
5
und nahmen an ihren ]joratungen teil, und da sie
die Kirche verschmähten, wurde ihnen der Kaiserpalast
von Serdica für ihre Versammlungen eingeräumt. Doch
sie
jeder wusste,
dass Constans der mächtigere
war und
dass sein älterer Bruder ihm schon einmal, als er den
lo
Paulus aus der Verbannung zurückberief, hatte nach-
geben müssen.
So regte sich denn auch unter den
Um
Orientalen bald der Kleinmut.
fester
die
Schwankenden
zusammenzuhalten und persönliche Einwirkungen
der Gegner auszuschliessen, wohnten
sie
alle
beiein-
1.5
ander im Palast; trotzdem gingen zwei von ihnen zur
feindlichen
Partei
Da
über.
sie
weiteren
Abfall
fürchten mussteu, benutzten sie gern einen Vorwand,
um
wegzukommen.
Im Herbst 343 hatte Constantius in seinem Perserkriege zum erstenmal einen nennenswerten Erfolg errungen. Er war in das Feindesland eingefallen, hatte
eine Stadt erobert und die Einwohner gefangen fortso schnell, wie möglich, aus Serdica
geführt,
Dies
dem
um
sie als
Kolonen
Thrakien anzusiedeln.
20
der Kaiser die Anwesenheit seiner Bischöfe nicht
entbehren
w^ollte.
Man
anzunehmen, und war
handlungen in Serdica
beeilte
froh,
ein
ehe die Reihen der Partei
Man
man
in
durch ein Siegesfest gefeiert werden, bei
sollte
20
erliess
daher noch
sich,
seine Einladung
den unfruchtbaren Ver-
Ende machen zu können,
sich noch mehr lichteten,
einen
Synodalbrief,
in
dem
Sünden der Gegner aufzählte und über ihre
aussprach, und trat dann
die Heimreise an. Doch unter den Exkommunizierten
die
Führer den Kirchenbann
so
Die Brüderherrscliaft.
2.
befand
nicht
sich
79
nur der greise Bekenner Hosius,
der lange Jahre hindurch Constantin auf seinen Feld-
zügen
als
siegbringender Beter begleitet und in allen
kirchlichen Fragen beraten hatte, sondern auch Julius,
5
Männer
auf,
Vergangenheit,
Man
Rom.
der Bischof von
die
lehnte
sich
o-egen
also
von denen der eine durch seine grosse
der
andere
als
Nachfolger Petri die
anerkannten Häupter der damaligen Christenheit waren.
Und
10
zugleich erklärte man, es nicht dulden zu können,
dass
Urteilssprüche
die
durch
die
würden, obgleich
des
Trennung der
15
man
orientalischen
Bischöfe
umgestossen
selbst vorher die
Entscheidung
augerufen
Papstes
der
und
Occidentalen
geprüft
hatte
(S.
55).
Vor
einer
einheitlichen Kirche Christi scheute
zwar noch zurück, ja man klagte
die
Gegner
man
bitter
Auch
man im Westen Anknüpfungen, konnte sie aber
nur finden, indem man ein Exemplar des Synodalan, weil ihr Treiben sie herbeizuführen drohe.
suchte
an Donatus von Karthago schickte, der
im Kampfe gegen Rom stand, und ihn dadurch als rechtmässigen Primas von Afrika anerkannte.
Damit aber bekannten die Orientalen sich offen als
Schismatiker, und was konnten die Donatisten, deren
schreibens
20
gleichfalls
Sekte ganz auf das abgelegene Afrika beschränkt war,
25
ihnen in ihrem Kampfe helfen?
führte
man
ihn doch
So berechtigt er war,
mit solchem Ungeschick,
dass
Gegner den Schein des Rechts für sich gewinnen
konnten, und dies war für die Stellungnahme der
die
Kaiser, namentlich des jungen Constans, von höchster
30
Wichtigkeit.
Papst Julius war nicht in Serdica anwesend, damit
die
einflusst
Hosius
Unterwerfung unter Rom umsomehr uubeund freiwillig erscheine.
Er wusste, dass
seine
Geschäfte
besorgte,
und dieser
leitete
V. Die CoiistaiitiiiisclK; Dynastie.
80
das
ganze
alle
seine
Urteil der
bannton
Natürlich
bestimmte
bestätigte
römischen Synoilo, s])rach damit
frei
Gegenpartei.
sicher,
und
Occidentalen
der
Concil
Beschlüsse.
das
es
Ver-
alle
nnd
exkommuiiiziorto
Und
jene fühlten sich ihres Erfolges so
die
lläu])ter
der
'»
dass einer von ihnen, l^ncins von Adrianopel,
ohne die Erlanbnis
Constantins
des
abznwarten,
in
seinen Bischofssitz znrückkehrte, noch ehe das Concil
auseinandergegangen war.
auf ihrem Rückwege
Als
in seiner
dann die Orientalen
Stadt rasteten, weigerte
Kommunion, sondern
er ihnen nicht nur die
auch den Pöbel gegen
wie es scheint,
brach ein Tumult aus, bei
sie
dem namentlich
lo
hetzte,
auf.
Es
die Arbeiter
der kaiserlichen Arsenale, eine kampfesfreudige, wohl-
bewaffnote Schar, sich so hervortaten, dass zehn von
ihnen später hingerichtet wurden.
dies
Constantius
der
in
Bischöfe Recht hätten.
und aufs neue
die
in
Überzeugung,
Lucius wurde
nasius
ergriffen
sich in Serdica
hatten,
hatten,
in
seine
dass
Ketten gelegt
und
Verbannung abgeführt,
mehrere andere Bischöfe, welche
lä
Natürlich bestärkte
die Partei des
Atha-
namentlich jene beiden,
'
20
die
von den übrigen Orientalen getrennt
gleichfalls
abgesetzt
und verbannt.
An
alle
Statthalter des Ostens erging der Befehl, die Strassen
und Häfen
sorgfältig
bewachen zu
lassen,
damit keiner
25
der ausgewiesenen Geistlichen heimlich zurückkehren
könne, und wer von ihnen dies versuchte, w'urde mit
der Todesstrafe bedroht.
So hatte das Concil, das ein
ökumenisches sein wollte, weiter nichts
dass der Riss zwischen
sich
noch mehr
vertiefte
erreicht,
als
dem Westen und dem Osten
und
in
diesem die Richtung
der Busebianer zu einer noch ausschliesslicheren Herrschaft gelangte,
als
sie
schon vorher besessen hatte.
Jeder der beiden Kaiser meinte, dass seine Bischöfe
so
Die Brüderherrschaft.
81
die echten Vertreter des Concils seien,
und beide hatten
2.
gleich
und jede
an Zahl beinahe
weil die Parteien
Recht dazu,
ein
Lage war, der andern schlimme
in der
Dinge vorzuwerfen.
Doch Coustans
5
schlossen, von ihr
hatte
Macht und war ent-
die
Er entsandte
Gebrauch zu machen.
zwei Bischöfe begleitet von einem hohen Offizier an
seinen Bruder, die vor diesem den Standpunkt des
Concils
occideutalischen
10
vertreten
und
sollten,
gab
ihnen einen Brief mit, der die Forderungen desselben
sehr
energisch
Und
unterstützte.
Wirkung
dessen
wurde erhöht durch ein hässliches Bubenstück des
Stephanus von Antiochia, der als Bischof der daResidenz
maligen
15
des
Constantius
den
zu
einfluss-
Führern der Orientalen gehörte. Als die
Gesandten um die Osterzeit 344 angelaugt waren,
reichsten
suchte er ihnen dadurch beim Kaiser entgegenzuwirken,
Er
dass er ihre Sittlichkeit verdächtigte.
dass eine
20
öffentliche
gemach geführt wurde, und versteckte
gesellen
in
auf
Zeugen
Doch der Anschlag misslang, und da
dienen sollten.
man seine Schuld gerichtlich nachweisen konnte, wurde
Daer im August 344 durch eine Synode abgesetzt.
mit war der Bischof beseitigt, der durch seinen steten
Aufenthalt
öo
au,
einige Spiess-
der Nähe, die seine lieben Kollegen
handhafter Tat ertappen und ihm gegen
2.5
stiftete
Dirne bei Nacht in ihr Schlaf-
in
der
am
erfolgreichsten
und
es versteht sich
Vergehen auch
die
fochten hatte, in den
Zwar war
nächsten
Umgebung
auf ihn hatte
von
sie als
selbst,
des
Kaisers
einwirken können,
dass sein schmähliches
Sache der Orientalen, die er ver-
Augen
des Constantius gefährdete.
Leontius, der jetzt den Bischofsthrou von
Antiochia erhielt, gleichfalls ein Vertreter der eusebi-
anischen Richtung.
Seeck, Untergang
Doch sah
der antiken Welt.
IV.
sich
der Kaiser ver6
82
^
•
der erst kürzlich
inelirero
anlasst,
Constantinisclie Dynastie.
"'f-
verljaiiiiteii
Geist-
lichen wieder in ihre Stellungen einzusetzen, namentlich
aber den Paulus aus soine)n Zwangswohnsitz
in
Emesa
zu befreien und ihm die Kückkehr nach Constantinopel
zu gestatten.
Zum
•''
zweiteimial w'urde an dieser Stadt der Ver-
such gemacht, ob sich der Wille des Constans erfüllen
und dennoch
lasse,
Ruhe der Gemeinden
die
und zum zweitenmal scheiterte
machen wur
höherem Grade
Volksmassen mit
der Sache,
dass ein
Es
sammeln konnte,
die
Macht
liegt
daher
um
seiner „reinen"
zu jeder Gewalttat bereit w^aren.
Da
sein
ver-
der Natur
wie Paulus
Scharen
begeisterte
lo
besitzt,
ein
als
in
fanatischer Eiferer,
immer wieder
war,
die
fortzureissen,
sich
nünftiges Maasshalten.
es
Noch heute
täglich die Beobachtung, dass ein wilder
]{adikalisnius in viel
die
aufrechterhalten
er.
um
sich
i''
Eehre willen
Gegenbischof
Macedonius im Amte blieb, kam es natürlich zu den
üblichen Krawallen, und wieder überzeugte sich der
Kaiser, dass mit Paulus nicht
um
des Constans willen sollte
auszukommen war. Doch
mit dem unverbesser-
20
man
lichen Bischof glimpflich verfahren; er sollte nicht durch
eine harte
Stadt,
in
Verbannung
der
er
bestraft,
Unheil
stiften
konnte, ausgewiesen
Der Praefect Philippus empfing den Auftrag,
werden.
jenen mit möglichst wenig
erregt
Lärm
2.5
aus Constantinopel
Nur durch
List konnte er ihn erfüllen;
war das Volk.
Unter falschen Vorspiege-
fortzuschaffen.
so
sondern nur aus der
lungen veranlasste er Paulus, mit ihm zu einem Gespräch
unter
nachdem
hatte,
vier
Augen zusammenzukommen, und
von seiner Knüttelarmee getrennt
bemächtigte er sich seiner Person und schiffte
er ihn so
ihn bei Nacht heimlich nach Thessalonica ein.
Als er
dann aber den Macedonius unter militärischer Bedeckung
'•0
Die Brüderlierrschaft.
2.
in die
Hauptkirche der Stadt einführte,
noch zu einem Aufruhr,
5
83
bei
dem
kam
doch
es
nicht weniger als
3150 Menschen erschlagen wurden.
Dass man gegen die Gewohnheit der Zeit diese
Ziffer so genau feststellte, hatte wahrscheinlich den
dem
Zweck,
zu
zahleumässig
Constans
beweisen,
welches Unheil die Rückberufung des Paulus herbeiDenn um diese Zeit ging eine Gesandtgeführt habe.
an
schaft
10
ihn
die
ab,
über
ihn wahrscheinlich
die
kirchlichen Zustände des Orients unterrichten und ihn
zum Verzichten auf seine Forderung bewegen sollte.
Doch in den Ostertagen 345 traf er mit Athanasius
so
zusammen, wohin auch Paulus aus Thessalonica entflohen war, und der fanatischen Energie
dieser beider Glaubenskämpfer gelang es leicht, sich
in Aquileja
15
den
schwachen
Wie
werfen.
es
Jünglings
Charakter
des
scheint,
wurden
die
Constantius gar nicht empfangen; denn
nur bis Poetovio
20
man ihnen
in
unter-
sie
gelangten
Pannonien. Wahrscheinlich sendete
dorthin die Botschaft
den Alpenübergang
sich
zu
Gesandten des
Kaiser doch nicht für
sie
s])aren
entgegen,
könnten,
zu sprechen
sei.
dass sie
weil
der
Bald dar-
auf empfing Constantius von seinem Bruder den folgen-
den Brief: „Hier sind Athanasius und Paulus bei mir;
25
auf mein Nachforschen aber habe ich erkannt,
sie
so
um
ihrer
Frömmigkeit willen
verfolgt
dass
werden.
du ihnen ihre Throne
wiedergibst und diejenigen abwehren willst, welche
sie mit Unrecht belästigen, so werde ich die Männer
zu dir schicken; weigerst du dich aber, es so zu
Meldest
du
machen,
so
mir
war
dass
mögest du wissen, dass ich
kommen und
ihnen
nun,
auch
gehörigen Throne
eine
selbst dorthin
gegen deinen Willen jenen
unverkennbare
wiedergeben werde."
Kriegsdrohung;
und
6*
die
Dies
dass
V. Die Constantinisclie Dynastie.
84
Constans vor dein
bewies
des
Befohlstoii
Bruclio
oireiieii
der
Dann
übermütige
erfulir
man, dass
aus in grosser ]m1o nacli
dem nörd-
Schreibens.
er von Aquileja
zurückscheute,
iiiclit
und
Kürze
uiihüfliche
die
wo von dem Frankenkriege
lichen Gallien gereist war,
her wahrscheinlich noch die
Hauptmasse
5
seines Heeres
und konnte daraus auf Rüstungen schüessen.
Wie Könige um ihr lleich kämpfen, so waren Athanasius und Paulus im Begriff, um ihre Bischofsthrone
stand,
einen Bürgerkrieg zu entfesseln.
musste
Constantius
seineu Feldzug gegen
fast
lo
noch immer
Perser
die
Jalir
antreten,
für Jahr
und das
jedesmal mit schlechtem oder docli sehr zweifel-
Wenn
haftem Erfolge.
war,
um
ihm
hielt,
sein
Bruder gewissenlos genug
dessen willen, was er für den rechten Glauben
den Rücken
in
war
feind zu unterstützen,
Doch auch
gewiss.
der Geistlichkeit,
zu fallen
und
so
den Reichs-
seine Niederlage so gut wie
er selbst stand zu sehr
als
dass
er
im Banne
ohne die Zustimmung
etwas zu verfügen gewagt hätte, was
seiner Bischöfe
i»
20
Er versammelte daher
Frage vor, ob er, nur um
ihren Beschlüssen zuwiderlief.
und
eine Synode
die Autorität
halten,
sich
immer
waren
in
führen
den kirchlichen
die gemässigteren erwiesen hatten,
25
so
in diesem Falle minder skrupellos, als
und Paulus, und stimmten deren Rück-
zu.
Constantius verkündigte der Welt, dass
die Eintraclit der Kaiser wiederhergestellt
er sich selbst mit seinem
um
sei,
indem
Bruder gemeinsam zu Consuln
für das künftige Jahr designierte,
und
reiste
dann nach
die zu erwartenden
Krawalle durch
persönliche Anwesenheit besser
niederzuhalten.
Constantinopel,
seine
er-
Wie die
Kämpfen dieser
solle.
auch
sie
Athanasius
berufung
als
von Tyrus aufrecht zu
Bruderkrieg
einen
Orientalen
Zeit
legte ihr die
des Coucils
30
2.
um
yielleicht auch,
er
doch
Die BrüderheiTSchaft.
Denn
können.
Nähe begegnen zu
sollte, war die
grösserer
wie sich bald zeigen
Kriegsgefahr durch
5
eiuein Augriff des Coustans, falls
aus
erfolgte,
85
noch nicht
seine Nachgiebigkeit
beseitigt.
Paulus wurde auf Befehl des Constans von zwei
Bischöfen feierlich in Constantinopel eingeführt; auch
Yerbanuten kehrten heim, wobei
die andern
es
an den
obligaten Strassenkämpfen natürlich nicht fehlte;
10
Athanasius zog es vor, noch zu schmollen.
es
am
sich
so
dass
fügte,
sein
Gegenbischof Gregorius
Juni 345 starb, seine Wiedereinsetzung sich
2G.
also friedlicher vollziehen konnte, als bei
seiner
15
Schicksalsgenossen,
rührte
er
den meisten
sich
nicht
aus
Zwei Briefe des Constantius, in denen er
ihn zur Rückkehr aufforderte, blieben unbeantwortet;
vergebens schrieben die meisten Würdenträger des
Aquileja.
um
Kaisers an ihn,
er
20
nur
Obgleich
ihn zu versöhnen.
auf einen Bruderkrieg,
der
Offenbar hoffte
Gegner vom
seinen
dem ja sein
dem ihm ganz ergebenen Constans
unterwerfen sollte. Und seine Hetzereien waren nicht
Throne stossen und auch den Orient,
in
Bischofssitz lag,
erfolglos;
25
kam
es
doch soweit, dass sein kaiserlicher
Gönner das Consulat für 346, dass er zum Zeichen
der Versöhnung mit seinem Bruder gemeinsam bekleiden sollte, zurückwies und im ganzen Occident
nicht verkündigen Hess.
Da die Jahresbenennung in
jedem Dorfe des Reiches bekannt werden musste, bedeutete dies nichts anderes, als dass mit der grössten
30
Öffentlichkeit, die
überhaupt denkbar war,
dem Con-
stantius die brüderliche Freundschaft gekündigt wurde.
Natürlich blieb der innere
Zwist
des
Nachbar-
reiches auch den Persern nicht verborgen; Sapor machte
nicht nur den üblichen Einfall,
der sich fast niljähr-
V. Die Constantinische Dynastie.
8f)
wiodorliolte,
licli
bedoiitciidste
Monate
soiidoni
Festung der
Er glaubte
lang.
l)ela<^erto
sich
Doch
Xisibis,
Zeit lassen zu
da der Kaiser mit seinem lieben
zu tun hatte.
aiicli
die
röniisclien (jrenzlando, drei
Constantiiis
dürfen,
Brüderchen cenu"-
war
so
pflichttreu,
trotz
der Gefahr, die ihn ])crsönlich bedrohte, wenn
auch
spät,
zu ziehen.
zum Entsätze der
Von Edessa aus
fast bittenden Jirief
Stadt nach Mesopotamien
schrieb er einen dritten,
an Athanasius, er möge endlich
nach Alexandria zurückkehren, und
noch
in Gallien
5
gewesen war und
nachdem dieser
am Hofe des
lo
sich
Constans überzeugt hatte, dass es mit
dem
ersehnten
Bruderkriege denn doch nichts werden wollte, folgte er
dem Rufe. In Antiochia traf er mit Constantius zu-
sammen, um auch mündlich die nötigen Garantien
zu empfangen und zu geben.
Dann zog er am
15
31. Oktober 34G triumphierend in Alexandria ein,
während der Kaiser nach Constantinopel zurückkehrte,
wo
die
innere
Ruhe noch immer bedroht
scheinen
mochte.
20
Constans durfte sich
als stolzer
hatte den widerspenstigen Osten
Sieger fühlen; er
dem Machtgebote Roms
unterworfen und die Kirchenspaltung, die sein öku-
menisches Concil, wenn nicht herbeigeführt, so doch
zum
offenen
unterdrückt.
Ausbruch
getrieben
Durch ihn schien
hatte,
gewaltsam
25
die katholische Einheit
glorreich hergestellt; denn die Parteikämpfe innerhalb
der einzelnen Gemeinden des Orients, die seinem Bruder
das Leben verbitterten, gingen ihn
nichts
an.
Was
er gegen die Bischöfe des Ostens, obgleich sie durch
Macht eines Kaisers geschützt wurden, hatte durchsetzen können, das, meinte er, müsse ihm auch in
Afrika gelingen.
Schon wenige Monate, nachdem
die
Athanasius
in sein
Bistum eingesetzt war, versuchte er
30
Die BrüderlieiTSchaft.
2.
87
und gute Worte, dann durch rohe Ge-
zuerst durch Geld
walt auch die Douatisteu mit der allgemeinen christlichen
Wie
Kirche auszusöhnen.
war der
zeigt haben,
3
wir an anderer Stelle ge-
zwar ihrer
Erfolg, dass die Sekte
Bischöfe beraubt und
wurde,
unterdrückt
äusserlich
aber innerlich sich nur umsomehr festigte und bald
einen wilderen Fanatismus entwickelte,
Und
(III S. 340).
10
nach gestrebt,
rechtgläubig
trotz
ihrer Unterscheidungslehren
anerkannt zu w^erden,
nach Bekenntnissen gesucht,
sich vereinigen könnten,
in
1.5
Alexandria,
Städten
aus
je vorher
Hatten die Arianer bisher nur da-
im Orient.
politik
als
nicht anders wirkte seine Kircheu-
Kirche
und
vielen
in
wo
sie
andern
waren,
ausgestossen
nur
Christen
alle
so bildete sich jetzt,
Constantinopel
der
denen
in
als
und immer
unter
Führung der Presbyter Aetius und Eunomins eine
neue
Sekte,
welche
auf die
erhob
Sie
verzichtete.
die
frühere
alten
Zurückhaltung
arianischen
worte zu Dogmen, verwarf nicht nur das
M)
Stich-
„Wesens-
gleich" der Orthodoxen als ketzerisch, sondern erklärte
dem Yater
sogar für
Christus
unähnlich, und da
im
der Meinungen die entschiedenen Richtungen
Streite
den Sieg gewinnen,
wenigen
verschwanden nach
Generationen die Reste
über
meist
25
des
die
gemässigten
zahmen
alten,
Arianismus
unter
den
neuen,
kampfesfreudigen Eunomianern.
Und
nicht
Gebiet griff
30
wo
nur
in
er mit brutalen
keine Gewissensbedenken
scheint
er
dem
hatte
er
in
Fragen war Condas wirtschaftliche
Fäusten
ein,
und
zu überwinden
hier,
waren,
auch bei seinem Bruder nicht auf Wider-
stand gestossen zu sein.
mit
religiösen
und gewaltsam; auch
stans hart
Als Constautin
der Grosse
Schatze des Licinius rasch genug fertig war,
für seine
unüberwindliche Verschwendunffs-
V. Die Coiistiintiiiisclie iJynastie.
j^g
sucht
trotz
nacl)
neuen
aller
früheren
Verschhichtei'img der
Münze
gegriffen.
Folge eingetreten, dass
die
wieder
lOrfahruugeu
Preise
alle
und
rnüsseu
suclien
Ilili's(jii(3lleii
zu
einer
Natürlicli
war
stiegen
und
lange Zeit die Kaufkraft des Geldes eine ganz unsichere
blieb.
5
Um diesem Übel abzuhelfen, wendeten seine Söhne
ein Mittel an, dessen sich schon Diocletian bedient hatte.
So bot der hochverehrte Begründer ihrer Dynastie ihnen
und dass iler Erfolg keineswegs so ge-
ein Vorbild,
um
wesen war,
jetzt
Nachahmung
zur
zu
ermuntern, war
nach einem halben Jahrhundert vergessen.
lo
Sie
Hessen neues besseres Geld prägen und bezeichneten
Stücke
alle
tcmporion
(feJicium
reparatio),
nicht allmählich
verfügten
sondern
gleichen
der
Doch zogen
kenntlich waren.
Münzen
mit
desselben
so
Aufschrift
dass
sie die alten,
leicht
sie
schlechten
durch die Staatskassen
kurzweg,
und bei hoher Strafe keiner
dass
sie
sie
i.5
ein,
uugiltig seien
mehr ausgeben
dürfe.
Dies traf zwar nicht das Gold und Silber, das auch unter
Coustautin
hatte,
als
immer
und Korn bewahrt
sein gutes Schrot
sondern nur das Weisskupfergeld.
dieses
bekam
selbst die Schätze,
der kleine
die
er
Mann
Doch anderes
fast nie
in Zeiten
2ü
zu sehen;
der Gefahr ver-
grub, bestanden meist aus diesen bescheidenen Münzen.
Die Sparpfennige, die er sich unter harten Entbehrungen
zurückgelegt hatte, waren also mit einem Male zu wertHatte die Kirchenlosen Metallstückchen gew^ordeu.
politik des
20
Coustans auch das Volk mächtig aufgeregt,
Wirkungen doch auf Afrika
und auch hier machten sie sich nicht
in allen Gemeinden geltend: dieser gesetzliche Raub
dagegen traf die breitesten Schichten der Bevölkerung
so beschränkten sich diese
und den
Orient,
•im ganzen
religiösen
weiten Reich.
Und da man
Kämpfen gewöhnt
hatte,
sich
Coustans
in
als
den
den-
so
Die Brüderherrscliaft.
2.
89
jenigen zu betrachten, der in jeder Frage, die zwischen
den Kaisern
war, den Ausschlag geben konnte,
streitig
niusste der allgemeine
wenn
auch
5
sein
Münzreform
und
ausgeheckt
Und dazu war
ebenso
Denn wer
vorgeschlagen
zuerst
des Kaisers
die Persönlichkeit
Mochte auch
erwecken.
vielleicht
welcher von den beiden jene schöne
nichts weniger als geeignet,
10
in erster Linie treffen,
diesmal
noch schuldiger war.
schuldig oder gar
konnte wissen,
hatte?
Hass ihn
Bruder
Liebe oder Ehrfurcht zu
orthodoxe Geistlichkeit
die
ihn verherrlichen, der einfältige Christ hörte mit ge-
sundem Widerwillen von seinen unnatürlichen Ausschweifungen flüstern, und sein menschenscheuer
Hang zur Einsamkeit entfremdete ihm nicht nur das
15
Volk, sondern
auch,
was wichtiger war, das Heer.
Als jetzt nicht nur seine niederträchtigen Günstlinge
die
Untertanen bedrückten und bestahlen, sondern er
ganzen Reichsbevölkerung
20
bitterung
am
Diebstahl
grossen
jenen
selbst
vollzog,
A'ermögen
der
da muss die Er-
gegen ihn furchtbar gewachsen
sein,
und
bald sollte sie sich zu seinem Verderben Luft machen.
Um
348
scheint
wenig mehr
als
der Aufstand
25
kosten
In
Münzgesetz
das
ein Jahr
losbrach,
erlassen
zu
sein;
war seitdem vergangen, als
der ihm Thron und Leben
sollte.
der
nächsten
Umgebung
des Kaisers bildete
derselben war
Comes sacrarum largitionum den
Schatz des Constans verw^altete und so auch über die
Mittel verfügte, um durch Bestechung Anhänger zu
gewinnen.
Doch selbst nach der Krone zu greifen,
sich
eine
Yerschwörung.
Die
Seele
Marcellinus, der als
30
wagte er nicht; dazu bedurfte
Soldat
und
bei
den
künftio-en Herrscher
es
Soldaten
wurde
ein
eines Mannes,
populär
war.
der
Zum
Halbbarbar aus Britau-
90
Die Constaiitiiiisclio
V.
nien Ixistinimt,
I)yiKi.sfie.
dem
Magneiitius, der zuerst in
Ma<:;-niis
vornehuion Korps der Protectores gedient hatte, dann
zum Comes
die
aufgestiegen war und als solcher in Gallien
beiden Legionen der Joviani
Er
fehligte.
obgleich
einen
übernahm
die
Constans ihn früher,
als
schwer
Soldatenaufstand
und Herculiani be-
ihm
zugedachte
sein
TiOben
durcli
war,
durch
bedroht
Kaiser
nach
Gewohnheit,
seiner
dem
von
nur
umgeben, als Jäger
den winterlichen Wald durchstrich, wurde in seiner
Abwesenheit alles für die Erhebung vorbereitet.
kleinen
Kreise
Am
18.
seiner Lieblinge
Januar 350
dunum den Geburtstag
Gelage, zu dem die
Hierarchie
zivilen
tief in
die
=>
NYährend
sein persönlichos Einschreiten gerettet hatte.
der
Rolle,
feierte Marcellinus in
lo
Augusto-
seines Sohnes durch ein grosses
Spitzen
eingeladen
der
waren.
Nacht hinein gezecht
und
militärischen
hatte,
Als
man
\'>
bis
entfernte sich
Magnentius unter einem sehr naheliegenden Yorwande
und kehrte dann zurück im vollen kaiserlichen Schmuck
und umgeben von Leibwächtern.
Ungehemmt durch
nüchterne Bedenken machte
in
der Hass gegen Constans sich Luft.
Auch
diejenigen,
Verschwörung eingeweiht waren,
riefen dem Usurpator Heil, und die wenigen, die sich
widersetzten, mussten sich den Drohungen der LeibWächter fügen.
Damit aber war es gegeben, dass
auch sie die Sache des Magnentius mit allem Eifer
welche nicht
in
20
der betrunkenen Schar
die
25
denn was sich ihm angeschlossen
gezwungen oder nicht, wäre bei einem Siege
vertreten mussten;
hatte, ob
des
Constans
zweifellos
als
Hochverräter
gefallen.
Nicht nur die Truppen, die in und bei Augustoduuum
standen,
begrüssten
den
Jubel, sondern auch die
neuen Kaiser mit lautem
Einwohner der Stadt und die
Bevölkerung des umliesrenden Landes,
die
von
allen
3o
2.
Seiten
freudig
Die BrüderlieiTschaft.
Constaus
Als
herbeieilte.
91
seiner
in
Waldeinsamkeit von der Erhebung erfuhr, wagte er
nicht,
um
5
eines
rheinischen
der
Heerlager aufzusuchen,
mit den Soldaten, die er so oft
hatte,
zum Siege
geführt
den Usurpator zu bekämpfen, sondern er
floh
nach Spanien, wo keine nennenswerte Truppenmacht
stand.
Dort, wo er trotz seiner vielen Reisen noch
nie vorher
gewesen war und man ihn persönlich nicht
am ehesten Rettung zu finden.
kannte, glaubte er noch
10
Unterwegs
seiner
Lieblinge,
Am
blieb bei ihm.
in
dem Dörfchen
Magnentius
lö
zu
der
Franke Laniogaisus,
nördlichen Fusse
Helena, holte ihn
Verfolgung
seiner
der Pyrenäen,
Gaiso
den
ein,
ausgesandt
hatte.
Der unglückliche Jüngling flüchtete sich in die Kirche
des Ortes, wurde aber herausgerissen und getötet; der
Gott,
sein
dem
er mit solchem Eifer gedient hatte, schützte
Leben
nicht.
Wieder hatte
die Mitregentschaft,
20
auch sein Gefolge; nur einer
verlief sich
blonden
in
das Heil des Reiches
Constantin
immer nur
in
neue Wirren
unter Brüdern nicht
Und auch
sollte,
die
es sich erwiesen, dass
der Diocletian und nach ihm
in
gesehn
stürzte,
dass
hatten,
sie
es
selbst
Frieden durchzuführen war.
wogegen sie in erster Linie schützen
immer lauernde Usurpation, hatte sie nicht
das,
abzuwehren vermocht.
Drittes Kapitel.
Magnentius
Vetranio.
iiiid
Kein Mensch im weiten Reich ausser der ortho-
doxen
Geistliclikeit
und den blonden Lieblingen des
Kaisers hatte Grund, seinen frühen
selbst diejenigen, welche ihm
hatten, wie der Praefect
am
Tod
zu beklagen;
nächsten gestanden
von Gallien Fabius Titianus,
schlössen sich freudig seinen Mördern an.
stautius,
•''
Auch Con-
den der jüngere Bruder seine Überlegenheit
brutal hatte fühlen lassen, hätte
ihm kaum eine Träne
nachgeweint, wenn nicht die Usurpation auch ihn selbst
mit schweren Gefahren bedroht hätte.
seine Pflicht
sei,
Denn
dass es
lo
der Dynastie des ersten christlichen
Kaisers die Reichsregierung in ihrem vollen
zu erhalten, stand ihm ohne weiteres
fest.
Umfange
Dies aber
war umso schwieriger, als gerade damals der Perserkönig ihm drohender als je vorher gegenüberstand.
Nachdem 8apor
seinen
i.o
Versuch gescheitert sah,
den Zwist der Brüder zur Eroberung von Nisibis auszunutzen
(S.
er
hatte
85),
sich
zu
einem Waffen-
stillstände bereit finden lassen, wahrscheinlich weil sein
eigenes Reich von wilden Nachbarvölkern heimgesucht
war.
Aber da
er
sie
Heerfolge zwang, fasste er
zu brechen und gegen
und sogar zur
den Entschluss, den Vertrag
bald
besiegte
das Röraerreich,
das
infolge
desselben keinen Angriff erwartete, schnell und über-
20
3.
Magneutins uud Vetrauio.
93
Er sammelte
im Sommer 448, Tag
und Nacht marschierend, auf drei Brücken den Tigris
und drang ungehindert bis in die Gegend von Singara
raschend einen Hauptsclilag zu führen.
ein gewaltiges Heer, überschritt
5
vor,
wo
er,
an eine Hügelkette gelehnt, ein befestigtes
Ausnahmsweise erschien Constantius
um den weiteren Vormarsch
der Perser zu hindern, und lagerte sich etwa zwanzig
Kilometer von ihnen entfernt. Doch zu kühner OfPenLaffer
schlug-.
zur rechten Zeit im Felde,
10
sive
konnte er sich auch diesmal nicht entschliessen,
günstiger Stellung den Angriff
sondern erwartete in
Aber auch der Perserkönig wollte nicht
des Feindes.
dem Schutze seines
den Kampf zu führen; dies
auf den Vorteil verzichten, unter
starken Palissadenw^alles
15
mochte ihm umso nötiger scheinen, als seine schnell zusammengetriebenen Massen den w^ohlgeübten römischen
So standen
Söldnern keineswegs gleichwertig waren.
sich
denn die Heere untätig gegenüber,
eine List seinen
20
in
Zweck
bis
Sapor durch
Seine Stärke lag
erreichte.
den Bogenschützen und Panzerreitern; beide
beim Lager
hielt
indem er diese unmittelbar vor
demselben halten liess, jene über den Wall und die
er
fest,
Die minder brauchbaren
umlieo-enden Hüg-el verteilte.
Truppen
25
sich
befehligte
er
bald zurückziehen
Römer
zum
Angriff;
und
in
hinter sich herlocken,
doch
sollten
sie
verstellter Flucht
die
an das Lager
bis diese
gelangten und dort, von der Verfolgung ermüdet, auf
den Kern der feindlichen Macht
ganz
30
frisch
entgegentreten
nicht übel aus,
stellte
Flucht,
es
der
ihnen
Der Plan
sah
zog aber nicht in Betracht, dass ver-
wenn
sie
zwanzig Kilometer weit, also
mindestens vier Stunden lang,
zu leicht in
stiessen,
konnte.
wirkliche
auch dieses Mal,
fortgesetzt
Panik übergeht.
wird,
nur
So geschah
und der Strom der Fliehenden
V. Die Coiistantinisclie Dynastie.
94
drängte
die
iiidit
mir
aul"
das Lager zu, sondern luudi
J^ichtung der 'J'igrisbrücken,
innl
in
wuido
dorthin
auch der König selbst mitgerissen, so dass der Schlussakt des Kampfes, der nach seiner Absicht der entscheidende sein
sollte,
seiner
Führung
Als das römische Heer sich
entbehrte.
dem Lager
>
näherte,
erkannte Constantius die Gefahr und suchte ängstlich,
wie er war,
die Scldaclit
abzubrechen.
Doch gegen
den Verfolgungseifer der Soldaten erwiesen seine Be-
Zum
fehle sich machtlos.
grossen Teil waren es an-
m
geworbene Gothen, deren Disziplin eine sehr mangelhafte war; zudem hatten sie, an ein kühleres Klima
gewöhnt, furchtbar unter der mesopotamischen Hitze
und die
vom
waren
Cisternen, die allein ihn löschen konnten,
So konnte nichts
feindlichen Lagerwall umschlossen.
Die Eisenreiter wurden
sie vom Sturme zurückhalten.
gelitten.
vergingen
Sie
fast
vor
Durst,
10
mit Keulenschlägen niedergeschmettert, die Palissaden
auseinandergerissen, und unaufhaltsam drang das
Heer
hinein, zuerst nach dem Wasser, dann aber auch nach
der reichen Beute verlangend, die in den Zelten der
Perser zu erwarten war. Unterdessen war die Nacht
eingebrochen,
stösse
an,
zufinden;
um
20
und mau zündete Fackeln und Holzsich in dem fremden Lager zurecht-
damit aber bot
die Bogenschützen,
die
man
ein treffliches Ziel
im Dunkel
versteckt,
für
25
ringsum
Höhen lauerten. Von allen Seiten wurde das
römische Heer mit Pfeilen überschüttet, uud in der
auf den
begann ein neuer, furchtbarer
Kampf. Zwar fing man einen Sohn des Perserkönigs,
den dieser zur Thronfolge bestimmt hatte, und brachte
Finsternis der Nacht
ihn unter Qualen um, auch dies w^ohl gegen den Willen
des Kaisers,
dem
der Prinz,
wäre er
am Leben
blieben, als Geisel trefflich hätte dienen können.
ge-
Doch
aü
Maguentius und Vetrauio.
3.
die Verluste,
gegen einen un-
das Nachtgefecht
die
95
sichtbaren und unerreichbaren Feind mit sich brachte,
waren
so
sich seine
schwer und empfindlich, dass der Soldat
Kache nicht rauben Hess.
So fühlten sich nach der Schlacht bei Singara,
5
der grössten und blutigsten, die in diesem langjährigen
Kriege ausgefochten wurde, beide Teile
Doch der Kaiser
besiegte.
als
hatte erreicht, dass die Perser rulimlos
abziehen mussten und, wie es scheint, auch im nächsten
10
Jahre (349) Ruhe hielten.
Als
sie
aber von der Usur-
pation des Magnentius erfuhren und nun mit Recht vor-
Römern
aussetzten, dass ein schwerer Bürgerkrieg den
bevorstehe, da meinten
vorher nur mit
15
sie,
der Orient, der ihnen schon
Mühe widerstanden
ihre sichere Beute werden.
hatte,
müsse
jetzt
Sapor rüstete nicht mehr
einen Feldzug, sondern eine kleine Völkerwanderuno-.
Weiber und Kinder mussten seine Krieger begleiten,
damit die ganzen Familien im Feindeslaude angesiedelt
werden könnten, wenn mau die früheren Bewohner
20
ausgetrieben
oder ins Innere des Perserreiches ver-
Nachdem
pflanzt hätte.
er das östliche
Mesopotamien
verwüstet und mehrere kleine Burgen eingenommen
hatte, erschien er
Mal
25
die
seine
um zum
dritten
dieser Stadt zu versuchen.
Doch
wieder vor Nisibis,
Macht an
Einwohner, durch ihren Bischof Jacobus, au dessen
Wunderkraft
begeistert,
sie
glaubten,
fest
widerstanden ihm
alten Hartnäckigkeit.
Alles
Bollwerk Mesopotamiens
30
Kampfe
zu mutigem
auch
diesmal
mit
der
wurde versucht,
um
dies
in die
Hände der Perser zu
bringen: der Fluss ]\lygdonius, der die Stadt durchströmte,
wurde
zuerst
abgedämmt, um
ihr das
Wasser
zu entziehen; doch Brunnen und Zisternen genügten
dem
die
Bedürfnis.
Dann
angesammelte Flut
staute
man
plötzlich
ihn auf
und Hess
gegen die Stadt vor-
V.
96
Die Constantiiiisclie Dynastie.
brochon, und wirklich gelang es auf rüese Weise, einen
Mauern zum
ihrer
Teil
schnell
war
richtet,
und auch
niaschinen
als
horanfulir,
man
Aber
l)rini;en.
neuer Wall
ein
er-
mit Schiffen Belagerungsdie
scheiterten
Nachdem man
Stürme,
zu
Einsturz,
der Bresche
liinter
vier
todesmutigsten
Monate lang
•"»
Festung
die
umlagert und vergebens ungeheure Menschenopfer ge-
kam
die Nachricht, dass die Massageten
in das Perserreich
eingebrochen seien, und zwang den
bracht hatte,
König zum Rückzuge.
Diese
Einfülle
wiederholten
lo
den folgenden Jahren, und der Misserfolg der
sich in
gewaltigen Rüstungen, die den Persern schon zweimal
zugemutet waren, hatte ihre Kräfte erschöpft und ihren
Mut gebrochen;
inneren
ihre
so
blieben
die
Römer, während
ausfochten,
Streitigkeiten
an
sie
der Ost-
ij
grenze fast ganz unbehelligt.
hätte die Persergefahr den Kaiser nicht
Freilich
abgehalten,
Rechte seiner Legitimität
die^ geheiligten
Immerhin war
zu wahren.
er pflichttreu
genug ge-
wesen, die Städte des Orients, ehe er gegen Magnentius
zog,
zu rüsten, indem
er ihre
verproviantieren
reichlich
sich
Mauern
Insofern
Hess.
und
sie
durfte
er
herstellen
auch an der glorreichen Verteidigung von Nisibis
ein gewisses Verdienst zuschreiben; doch die Stadt zu
seinerseits die Belagerer
entsetzen,
indem
er
wagte
nicht,
sondern stand w^ährend der langen
er
Monate,
untätig
die
in
sie
in
der
sorgfältig
äussersten Gefahr schwebte,
Mesopotamien.
prozesseu
wo
zu
schonen,
rücksichtslos
er
la
angriff,
Von
jeher
war
es
sein
Grundsatz gewesen, Menschenleben im Kriege ebenso
jetzt,
20
nach Kräften zum Aushalten von Belagerungen
wie
er
sie
hinopferte;
in
Hochverrats-
namentlich
aber
bald für seine eigenen Rechte kämpfen
musste, wollte er keinen Soldaten
zum Schutze
seiner
00
Magueutius uud Vetrauio.
3.
nachdem
Erst
Untertauen verlieren.
97
Belagerung
die
ohne sein Zutun gescheitert und der Feind abgezogen
war, kam er nach Nisibis, um die tapferen Bürger
zu beloben und auch für künftige Fälle zur Beharrlichö
zu
keit
Doch
ermutigen.
Feldzug nur
potamien
obgleich
zu verlassen
er
hatte
Meso-
doch nicht gewagt,
Auf
ehe die Gefahr vorüber war.
diese
Weise hatte
wie das seiner unschlüssigen Art entsprach, den
er,
10
den ganzen
er
müssiger Beobachter führte,
als
ganzen Sommer fruchtlos gezaudert und konnte erst
im Herbst 350 den Marsch nach Westen antreten.
Unterdessen hätte Magnentius fast das ganze Reich
in seine Gewalt bringen können, wenn nicht der kühne
Entschluss eines Weibes ihm Einhalt geboten hätte.
Yon
1.')
schon
seiner
ältesten
haben; denn
war das
sie
Tochter
Grosse
der
Constantin
Constautia
Bedeutendes
muss
erwartet
einzige unter seinen Kindern,
das er bei seinen Lebzeiten durch den Augustustitel
ehrte.
20
Mit
ihrem Vetter,
sie
der Könige"
zur Königin des neu
zu
gründenden Perserreiches bestimmt gewesen,
der
Tod
ihres Vaters
und bald darauf
dem
2.")
dem „König
Hannibalianus vermählt, war
sie
fast
ihr
diese
stolze
Gemahl ermordet wurde.
dreizehn Jahre
in
als
Hoffnung zerstörte
stiller
Nach-
Witwentrauer
verlebt hatte, erhielt sie die Nachricht, dass ihr jüngster
Bruder durch Magnentius gefallen
sei,
und gleich dar-
auf die zweite, dass dieser nicht nur Gallien beherrsche,
sondern auch Italien sich ihm ohne jeden Widerstand
Denn am 18. Januar 350 hatte er
Augustoduimm den Purpur genommen, und schon
am 27. Februar konnte der von ihm ernannte Stadt-
unterworfen habe.
M
in
praefect, jener Fabius Titianus, dessen wir
erwähnt haben,
in
Rom
sein
Amt
antreten.
erwarten, dass Magnentius sich jetzt nach
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
oben
(S,
92)
Es war zu
dem beuach7
V. Die Constantinische Dyiiastio.
98
wemlen
harten Piiniioiiion
iiinl
ilaiiii
iiiicli
die übrigen
Donaiiprovinzen gewinnen werde, ehe Constantius aus
dem
fernen Orient zu seiner Bekiiin[)fung herbeieilen
könne; dies aber hätte für die constantinisclie Dynastie
Denn neben den
Kiioin-
schon beherrschte,
boten
verhängnisvoll werden müssen.
lamlen,
die
der üsurj)ator
und
Thrakien
Paunonien,
lllyricum
Material für
Werbung und Aushebung. Kr wäre also
dem Umfang seines Gebietes, sondern
das
^>
wertvollste
nicht nur durch
auch durch die kriegerische Brauchbarkeit von dessen
lo
BeW'ohnern dem Constantius weit überlegen gewesen
und hätte diesem auch den Orient
leicht
entreisseu
können.
Das paunonische Heer
Peditum Vetranio,
der als tüchtiger Offizier
Mann
licher
dem
bei
der
befehligte
ein alter treuer
Magister
Diener Constantins,
i5
und wohlwollender, freund-
den Soldaten beliebt war, aber aus
niedrigsten Stande hervorgegangen, so sehr jeder
Bildung entbehrte, dass er nicht einmal lesen gelernt
Von dem müden, etwas stumpfsinnigen
hatte.
konnte
man
Initiative
erwarten,
Greise
aus
eigener
den Maguentius bekämpfen werde.
Zudem
nicht
dass
er
20
Donautruppen entfremdet
sehr geneigt gemacht, sich jedem Usurpator
hatte sich Constans auch die
und
sie
bereitwillig
eigenen
anzuschliessen.
Mache
musste
Doch
ihnen
ein
lieber
Kaiser
sein,
als
ihrer
25
der
Fremdling aus Britannien, den ihre gallischen Nebenbuhler auf den Schild erhoben hatten.
Diese Stimmung
der Soldaten benutzte Constantia mit schnellem und
klarem Entschluss.
Weil
sie
daran verzweifelte, ihrem
Bruder die Donauländer zu erhalten,
reizte
sie
das
meuterische Heer zur Aufstellung eines neuen Usurpators.
sein,
Denn
jedenfalls musste es Constantius leichter
zwei Gegner, die untereinander im Hader lagen.
so
Magueütius uud Vetrauio.
3.
99
zu besiegen, als der geschlosseaeu Macht eines Mannes
zu widerstehn, der über Dreiviertel des Reiches
boten hätte.
ihn, sich
3
daher zu Yetranio und bewog
eilte
am
1.
März 350
zuerst in Mursa,
dann
dem benachbarten Sirmium, dem Hauptquartier
pannonischen Heeres, zum Kaiser ausrufen zu lassen.
auch
des
Sie
schon
ge-
in
Als Constantius durch einen Brief seiner Schwester dies
erfuhr, zögerte er nicht,
dem unfähigen
Gegner kaum zu fürchten, wohl aber
10
zu brauchen war, ein
Greise, der als
Bundesgenosse
Diadem zu übersenden und
Erwies er sich
so als Mitregenten anzuerkennen.
so konnte der Kaiser
als
ihn
treu,
dem Magnentius mindestens
mit
einer gleichwertigen Macht entgegentreten, ja vielleicht
gelang es sogar
15
dem
Yetranio
allein,
den gallischen
Usurpator niederzukämpfen oder doch so zu schwächen,
dass später seine völlige Besiegung nicht gar zu schwer
war.
Jedenfalls
wurde
dieser
durch
die
Erhebung
Pannoniens aufgehalten, und Constantius gewann die
Zeit,
20
in
während
die Perser Nisibis belagerten, sein
Heer
Mesopotamien spazieren zu führen.
Unterdessen
sollte
dem Magnentius
ein
neuer
Feind erstehen, dessen Macht freilich nur von kurzer
Zwei Usurpatoren hatten sich erhoben
Dauer war.
uud beide zunächst guten Erfolg gehabt; damit schien
25
die Zeit der wilden Kaisermacherei,
Regierung Diocletians geherrscht
wie
hatte,
sie
vor der
wiedergekehrt
zu sein, uud noch ein Dritter meinte nach der Krone
umsomehr als er sich kaiserlichen
rühmen konnte. Flavius Popilius Nepotianus,
der jugendliche Sohn von Constantius Halbschwester
greifen zu können,
Blutes
30
Entropia, sammelte schnell eine Schar von Abenteurern
und Yagabunden und
griff
mit ihr
keine Truppen geschützt war.
kurz
vorher
Rom
an,
das durch
Anicius, den Magnentius
zum Praefecteu von
Italien
und zum
•7*
100
V.
Consiilii
Die
Coiistciiititiisclie
oniiuiiit
Initte,
l)e\vaffnote
Bürgerschaft und sandte ihn
gegen.
Doch
wurden
leicht besiegt,
die
Dynastie.
(Icii
der
Teil
oinoii
Aufständischen ent-
ungeübten und ungeordneten Haufen
und
als
Anicius in der Furcht,
dass mit den Fliehenden auch die Verfolger eindringen
könnton, die Tore schliessen
allesamt niedergemetzelt.
ein,
liess,
Nepotianus drang
in
Rom
liess sich
hier
am
umgab
sich
mit einer Schar von Gladiatoren
rufen,
3.
&
unter der Mauer
Juni 350 7>um Kaiser aus-
und wütete dann erbarmungslos gegen alle, die ihm
als Anhänger des Maguentius verdächtig waren,
^lit
dem Praefecten fielen zahlreiche vornehme Römer
^o
den hastigen Richtersprüchen des Jünglings zum Opfer,
obwohl seiue blutige Herrschaft kaum vier Wochen
dauerte.
Marcellinus, den Maguentius unterdessen zu
ir,
seinem Magister Officiorum gemacht hatte, rückte mit
Heeresmacht heran; durch den Verrat des Senators
Heraclides drang er am 30. Juni in die Stadt ein.
Nepotianus wurde erschlagen und sein Haupt auf einer
Stange durch
die
Strassen
getragen.
Mutter
Seine
20
musste ihm in den Tod folgen und mit ihr eine grosse
Zahl der Angesehensten und Reichsten.
Denn
für den
bevorstehenden Krieg brauchte Magneutius Geld, und
dieses liess sich nicht schneller beschaffen,
als
durch
Hinrichtungen und die Konfiskationen, welche ihnen
2ä
nach dem römischen Rechtsmissbrauch folgen mussten.
Und
für die
Ernährung
bare Afrika.
seines Heeres sorgte das frucht-
Denn auch
dieses
und von dort aus drangen seine
war ihm
Truppen
zugefallen,
bis in
die
Cyrenaica vor, die schon zur ägyptischen Diöcese, also
zum
Reichsteil des Constantius gehörte.
Die nächste Aufgabe, die der Usurpator sich gestellt sah,
ihr
war
die
Beherrscher
Eroberung der Donauländer. Damit
nicht
durch Constantius
unterstützt
so
Magnentius uud Vetranio.
3.
werde,
101
Magnentius zunächst mit diesem
suchte
an-
Mochte er sich auch heimlich zum Kampfe
ihn bereiten, so hatte er docli Münzen auf seinen
zuknüpfen.
o-effen
5
Namen
schlagen lassen und ihn öffentlich
höher
berechtigten
schickte
Mitregenten
anerkannt.
an
eine Gesandtschaft
er
immer
ihn
ab,
als
Jetzt
um
die,
und festgehalten zu
werden, iliren Weg über Afrika und Ägypten nahm.
Als der legitime Kaiser, wie er musste, den Mörder
10
Pannonien
nicht
in
seines
Bruders
bemerkt
bemühte dieser sich um die
und hatte damit
abwies,
Bundesgenossenschaft des Yetranio
besseren Erfolg.
dem
Der schwache Alte sah
Constantius wiederholt,
15
wenigstens
Furcht
heranzurücken oder ihm
eiligst
ausreichende
voll
entgegen und bat
Angriff der tapferen Gallier
zu
Hilfe
Dieser
senden.
ihm zwar Geld und wies die Donautruppen,
soweit sie ihm noch gehorchten, an, die Pannonier zu
schickte
unterstützen: doch solange Sapor vor Nisibis lag und,
falls
20
er die Stadt eroberte,
noch
Reiches einzudringen drohte,
wagte der Kaiser sein
Heer nicht zu vermindern.
Freilich hätte
immer
ängstliche Defensive, an der er
mit
einer
mochte Yetranio
sich
gefährlich
Dies
sein.
durchführen
Misstrauen
konnte doch
hatte
gerade das herbeizuführen, was Constantius
fürchten
dem
30
hätte,
Yon seinem
musste.
er in
alter
auch
noch so unterwürfig
ihn gar zu sehr zu verstärken,
zeigen,
die
sich
festhielt,
Truppenzahl
geringeren
viel
lassen; aber
25
Innere des
tiefer ins
legitimen
die
Folge,
am
meisten
Herrn,
an
Loyalität nur zu gerne festgehalten
ganz ungenügend unterstützt, sah der Greis sich
gezwungen, den Anerbietungen des Magnentius Gehör
zu schenken, und als Constantius endlich seinen Marsch
nach Europa
genossen
auf
antrat,
der
fand
Seite
er
den früheren Bundes-
seines
Feindes.
Trotzdem
102
hielt er aiicli
z.
Die Coiistaiitiiiisclic Dyniislie.
\.
jetzt iiiclit für iiötif^,
machte
B.
er
in
jungen Philosophen
sich zu
um
Ancyra Halt,
sich
von dem
schöne Lobrede
eine
'riieinistius
übereilen;
auf seine Menschenfroundlichkfut vortrag-en zu lassen.
Und
zeitweilig dachte er vielleicht wirklich
um
freundlich genug,
menschen-
}
auf die Rache für den ermordeten
Bruder zu verzichten und den beiden Usurpatoren, die
ihn durch
um
gemeinsame Gesandtschaft
eine
Anerkennung
baten,
ihren
Wunsch
seine
zu erfüllen.
Sie
erboten sich, ihm die Ehrenrechte des ältesten Augustus
ic
und um die neue Herrschergemeinschaft
auch durch Familienbande fester zu knüpfen, trug
ihm Magnentius seine Tochter als Gattin an und warb
zu
lassen,
selbst
um
die
Hand
der Constantia.
Als diese Bot-
Übergang
war Constantius, der
vor der Macht und Kriegserfahrung seiner Gegner
schaft ihn
über den
in
Heraclea,
Bosporus,
bald nach seinem
grosse Furcht hatte, nahe daran, jene Friedensbedinguugen anzunehmen. Doch in der Nacht erschienen
ihm Vater und Bruder und mahnten ihn an die Pflicht
der
gemeint
zu
Wie
Blutrache.
hatte,
hören,
i^
erreichte,
Constantin
Grosse
der
20
immer
Träumen die Stimme Gottes
auch sein frommer Sohn.
Gestärkt
in seinen
so
durch die Überzeugung, im
Auftrage einer höheren
Gewalt seinen Kampf zu führen, zog er mit besserem
Mut seinem ungewissen Schicksal entgegen.
Doch
fertigte
sie
als
er
die
Gesandten nicht ab,
Gefangene
in
seinem Lager,
25
sondern behielt
um
Gegner
die
möglichst lange über seine Beschlüsse im Ungewissen
zu lassen.
30
Yetranio hatte durch seine Truppen
die
Pässe,
Pannonien von der thrakischen Diöcese trennten,
sperren
von
die
lassen.
Constantius
Doch
als
gleichzeitig
und von Maijnentius
bei
Gesandte
ihm
er-
Magnentius und Vetranio.
3.
103
schieneD und beide ihn an seine Verspreclmugen erinnerten und als Bundesgenossen in Anspruch nahmen,
da
Hess
seine
er
Loyalität des
")
alten
Wahl durch
dem
über sich gewinnen,
es nicht
treu gedient
hatte,
die
gewurzelte
tief
Er konnte
Soldaten bestimmen.
er so lange Jahre
die Gefolgschaft
zu versagen;
so
zog er denn Constantius entgegen und begrüsste ihn
in
Serdica,
]0
der Grenzstadt
der thrakischen Diöcese,
Von
Herrn und Gebieter.
als seineu
gemeinsam
in
dort zogen
das Gebiet des Yetranio ein
in der ersten Stadt desselben, Naissus, Halt,
15
sie
und machten
um
sich
und Bundesvorzustellen.
Am Weihnachtstage 350
genossen
standen sie beide auf erhöhtem Platze den Truppen
gegenüber, und Constantius, als der vornehmere,
den vereinigten Heeren
als
nahm
Jenes Fest hatte nicht nur
zuerst das
die Bedeutung,
Wort.
Mitkaiser
damals
dass es schon
Geburtstag
als
des Erlösers galt, sondern an ihm hatte auch Constans
den Caesareupurpur empfangen
20
durch reiche Geschenke
an
und
seiue
alljährlich
dies
Soldaten
So machte schon der Tag es dem Redner
Bruder zu
seinen
ermordeten
Hörern
die Pflicht der Rache, die
Sinne verständlicher war,
25
als alle
tums, mit feurigen Worten
zur Erbschaft berufen,
konnte
sie
er
die
sie
fragen,
Antwort,
die
gefeiert.
leicht,
an
und seinen
erinnern
ihrem kriegerischen
Lehren des Christen-
„Wer
einzuschärfen.
wenn der Bruder
stirbt?"
ist
So
und mit lauten Rufen gaben
ihrem
starken
dynastischen
Gefühl entsprach.
30
Yetranio war auf den Thron
gelangt,
nicht
so
sehr weil seine persönlichen Eigenschaften die Soldaten
gewonnen
hätten,
als weil
zu der Zeit,
wo
Constantia
einen Usurpator in Pannonien brauchte, er hier zufällig
die höchste militärische Stelluno- bekleidete.
Schon dass
104
^'.
Coustaiiliiiisclic Dynastie.
I>i''
er aus iiieilrigem Stande horvorgegaii;^eii war. nuisste
sein
Anselm beeinträchtigen, und
der
mit
lieit,
«t
wülirtMid
zwischen .Magnentins
geschwankt
Als
und
war
hatte,
man nun den
dio Unontsclilossenllegjci'ung
kiiizeii
s(;iiiei'
(Jonstantius
hin
nicht geeignet,
unil
licr-
es zu steigern.
•"'
dem jugend-
abgelebten Greis neben
lichen Herrscher stehen sah, der auf eine Reihe kaiser-
Almen zurückblicken konnte und das Bewusstvornehmen Abstammung stolz zur Schau
licher
sein
dieser
trug,
da
musste dieser Gegensatz
Phantasie des Heeres wirken.
Schreiern,
augeben
mächtig
Und
auf
die
lo
von/
den Chorus der übrigen deu Ton
die für
eine Anzahl
war wohl schon vorher durch- noch
wirksamere Mittel gewonnen. Denn wie es scheint,
sollten,
hatte Constautius mit Gomoarius,
der von den LeibWächtern des Vetranio eine Schar befehligte, schon auf
dem Marsche Verbindungen angeknüpft und durch ihn
heimlich Geld verteilen lassen.
So hörte man denn
in
des
i.^
den Akklamationen, mit denen das Heer die Rede
Constautius
beantwortete,
Namen; kein Heilruf auf
regenten
liess
sich
immer
seinen
vernehmen.
nur
seineu
bescheidenen
Da wurde
20
Mit-
Vetranio
von Furcht
ergriffen; er zweifelte au der Treue seiner
und war nicht so kühn, sie auf die Probe
zu stellen. Purpur und Diadem warf er von sich und
Soldaten
stürzte
sich
um Gnade
flehend
dem
Constautius
>:>
zu
Der Greis war ungefährlich genug, um sie ihm
nicht zu versagen.
Der Kaiser hob ihn auf, umarmte
ihn und nannte ihn seinen lieben Vater.
Mit einem
Füssen.
reichen
Jahrgeld ausgestattet,
schöne Prusa zurückziehen,
Jahre seines Lebens
Noch ehe er
wo
durfte er sich in
er
in behaglicher
so das
die
letzten
Ruhe
das
sechs
verbrachte.
Heer des Vetranio mit dem
seinen vereinigte, hatte sich Constantius noch andere
ao
3.
Magnentius uud Vetrauio.
105
Bundesgenossen geworben, deren Unterstützung- dem
römischen Kaiser zwar nicht zur Ehre gereichte, aber
für
5
die
Entscheidung
sie
in
früheren
Verträgen
drücklich entband,
10
doch sehr
Bürgerkrieges
sie
eingegangen
aufforderte,
waren,
Gallien
in
auseinzu-
er das eroberte Land
Bebauung überlassen werde. Daraufhin
hatten rauboierio-e Scharen den Rhein überschritten
^nd ein grauenvolles Morden und Plündern begonnen.
fallen,
uud ihnen verhiess, dass
ihnen
zur
gegen
den
be-
vorstelienden Angriff des Constantius verteidigen
und
musste
5la*nentius
mochte
15
des
wirksam war. Er hatte an die Rhoiugermanen Briefe
gesandt, in denen er sie von den Verpfliclitungen, die
selbst
Italien
den Schutz Galliens keinem Untertanen
d,Qch
anvertrauen, weil in einer Zeit,
in
der sein
eigenes
Beispiel die Usurpation als nicht hoffnungslos erwiesen
Feldherr
hatte,
jeder
siegreiche
buhler
hätte
werden können.
zum Neben-
ihm
Auch
er
griff
daher
auf das Yorbild Diocletians zurück und ernannte gegen
20
Ende 350
seinen
für die gallischen Provinzen
Bruder Magnus Decentius,
ein
einen Caesar,
Beispiel,
das
Gegner alsbald Nachahmung fand.
Auch Constantius glaubte sich im Rücken bedroht.
bei seinem
Er
Nachricht
hatte die
empfangen,
dass
die
Perser
25
wieder einen Einfall gemacht hätten, der
öo
Raubzug gewesen zu sein scheint.
Gleichwohl meinte er, im Orient eines Vertreters der
kaiserlichen Gewalt nicht entbehren zu können, und
suchte nach einem passenden Mitregenten.
Doch
einen solchen zu finden, war nicht leicht; denn nach
freilich
nur
ein unbedeutender
der Regel,
auch er
als
die
sein
Vater aufgestellt hatte und die
bindend anerkannte, mussten die Herrscher
durch Bande
des
seinen Verwamlteu
verbunden
war durch seine
Blutes
sein,
und von
eisene
Schuld
V. Die Constantinisclie Dynastie.
106
fast keiner
Pedant,
richtig
um
mehr am Leben.
Doch war
sehr
zu
er
von einem (Irnndsat/, den er einmal
erkannt hatte, abzuweichen;
auch mochte
als
in
Umgebung kein Feldherr zu finden sein, gegen
den sein immer waches Misstrauen ganz geschwiegen
seiner
hätte.
So war er
Auswahl auf
seiner
in
die beiden
einzigen Vertreter des kaiserlichen
Mannesstammes an-
dem Blutbade von
Constantinopol ent-
gewiesen, die
ronnen waren
(S.
Beide hatte er nur
29).
als
Kinder
gekannt und konnte daher nicht wissen, welcher von
ihnen sich für den Kaiserthron besser eignen
werde.
Unter diesen Umständen verstand es
selbst,
sich
5
von
m
dass er den älteren wählte, der dann freilich, wie sich
bald zeigen
des
sollte,
keineswegs der tüchtigere war.
Constantius,
Julius
der
Halbbruder Constantins
Grossen, war zweimal vermählt gewesen,
i5
zuerst
mit der vornehmen Römerin Galla, dann mit Basilina,
der Tochter des Julius Julianus, der lange Jahre hin-
durch bei Licinius die Stelle des Praefecten bekleidet
hatte.
Aus
erster
Ehe
hatte er zwei
Söhne und eine
20
Tochter besessen, aus zweiter einen Sohn, den späteren
Kaiser Juliauus.
Die Tochter war mit ihrem Vetter
Constantius verheiratet gewesen, aber früh gestorben;
den
Sohn hatten
ältesten
die
Soldaten
mit
zugleich
Der zweite,
seinem
niedergemacht (S.
Gallus, geboren im J. 326, war bei der Ermordung
seiner Verwandten ein zwölfjähriger Knabe gewesen,
und da er zudem so krank daniederlag, dass man
seineu Tod erwartete, hatten ihn die Aufrührer verschont.
Obgleich der grösste Teil seines Vermögens
konfisziert wurde, blieb ihm doch noch ansehnlicher
Vater
Grundbesitz
lebte
und
in
in
'28).
Jonien,
Ephesus
wo
er
in
der nächsten Zeit
die Schule besuchte.
Doch
er sein zwanzigstes Jahr erreicht hatte, schien er
als
dem
25
so
Magnentius und Vetrauio.
3.
107
um
misstrauischen Constantius gefährlich genug,
Bruder Julianus wurde ihr
seinem vierzehnjährigen
Wohnsitz auf der kaiserlichen
5
ihn
Ihm und
Aufsicht zu unterwerfen.
einer strengeren
Domäne Fundus
Macelli
in der
Nähe des kappadokischen Caesarea angewiesen,
wo
zwar eine Bedienung
sie
erhielten, die ihres Standes
würdig war, aber von jedem Verkehr mit der AussenAuf diese Weise
welt streno- abo-eschlossen blieben.
verlebten sie die sechs Jahre, die für die Entwicklung
10
Jünglings fast
die
andere Gesellschaft
als
des
wichtigsten
ohne jede
sind,
Sklaven und Frei-
ihrer
die
Unter diesen Lakaien, von denen manche
wohl zugleich Spione des Kaisers waren, lernten sie
die übermütigen Gebieter spielen, zugleich aber auch
gelassenen.
iJ
Zunge sorgsam im Zaume halten, damit kein Wort
von ihnen an den Hof berichtet werde, das Anstoss
ihre
hätte erregen können.
war höchst
nossen,
unten,
20
von
wenigsten
Kommandos.
stattet
so ge-
sie
Tyrannen nach
der Regierung erfuhren
den
des
Pflichten
sie nichts,
militärischen
Die einzige Betätigung, die ihnen ge-
Werken
war, bewegte sich in den
Frömmigkeit.
20
zu
sie
zu feigen Leisetretern nach oben auszubilden.
Von den Geschäften
am
Die Erziehung, die
geeignet,
So
besuchten
sie
denn
christlicher
fleissig
die
Gottesdienste und leiteten sie sogar selbst durch Vorlesen der Bibel;
dem Grabe
auch begannen
eines Märtyrers
Diese Erziehungsmethode
sie
gemeinsam über
eine Kirche zu
erbauen.
an
schlug bei Gallus
und
machte ihn zu dem eifrigen Theologen und skrupel-
w
losen W^üterich,
bei
dem
heftige
bitterste
als
der er sich bald erweisen
sollte;
besser gearteten Julian dage^-en rief sie eine
Reaktion
hervor
Abnei2:uno'
oeo-en
und
den
erregte
in
ihm
kaiserlichen
drücker und sein unfruchtbares Christentum.
die
Unter-
Die
V.
108
Coii.stuiitiui.sche Dyiiu.stie.
wurde
Anfall": 351
aus seiner länfllichen
Galliis
Abo'oscliiodonlicit herausgerissen
Natürlich konnte er
Sirrniuni beschieden.
und Bruders, der ihn
seines Vaters
an den Hof nach
iiiul
dem Mörder
selbst enterbt
misstrauisch in (Jefanj^-enscliaft gehalten
und
keine
hatte,
.o
sehr freundliche Gesinnung entgegenbringen, und Con-
musste dies
stantius
Doch
empfinden.
wenig er
so
Grund hatte, seinem künftigen Caesar zu trauen, er
andern
keinen
wusste
Kandidaten
geeigneten
musste ihn daher, so gut
es ging, zu
Zu diesem Zwecke
der
griff
und
versöhnen suchen,
lo
fromme Kaiser zu einem
Die beiden Vettern schworen sich
religiösen Mittel.
unter Assistenz des Bischofs Theophilus zu, dass keiner
dem andern Übles
sinnen wolle, ein Eid, den beide,
so eifrige Christen sie waren, schon nach kurzer Zeit
brechen
sollten.
Gallus seinen
seines
Um
des guten
Namen
bisherigen
neuen Gönners
Claudius Constantius
15.
ab und
nahm den
als
Flavius
März 351 den Caesaren-
purpur und vermählte sich mit der sehr viel älteren
Coustantia, die bald, wie ihr Bruder erwartet und
gehofft
ihr
eilte
hatte,
er
grosse Macht
über ihn gewann.
dann nach Antiochia,
um
Mit
Kampf gegen
-'^
Magnentius vorbereitete.
hatte
2ii
die Perser zu
beobachten, während sein Augustus den
Unterdessen
i5
willen legte
So empfing er
an.
am
Omens
auch
dieser
eifrig
gerüstet.
Er hatte unter den freien Germanen, vor allem den
Franken und Sachsen, Hilfstruppen geworben, und
um
das Geld zu ihrer Bezahlung aufzutreiben, kein
Mittel der
Gewalt gescheut.
Schon
die massenhaften
Hinrichtungen wohlhabender Kömer, welche dem Aufstande des Nepotianus gefolgt waren, mussten dazu
dienen, seineu Schatz zu füllen.
Dann zwang
er die
Keicheu, ihm den Nachlass des Constaus abzukaufen,
so
3.
Magnentius und Vetranio.
legte den Untertanen eine Steuer
Einkommens
ihres
109
von der vollen Hälfte
bedrohte jede Hinterziehung
auf,
mit der Todesstrafe und gab den Sklaven das Recht,
ihre Herren, falls sie sich dieses Verbrechens schuldig
5
machten,
zu denunzieren.
Angesehensten,
Viele
der Reichsten
und
eine
grosse
Anzahl
von
namentlich
Senatoren, sahen sich dadurch veranlasst, aus seinem
und
zu fliehen
Reichsteil
Constantius Schutz zu
bei
suchen, was dann freilich die Konfiskation ihres Ver10
mögens, soweit es dem Tyrannen erreichbar war, zur
Folge haben musste.
die Macht,
bieten
die
konnte,
er
Trotz dieser Gewaltmittel war
zum Kampf um
noch nicht halb
stark,
vereinigten Heere des Constantius und
15
Denn wenn
schwächte,
deutende
konnte
entgegenzustellen;
20
er
doch
den
Gallien,
aufdie
Rheinburgen
umhin,
nicht
Einfällen
wie
des Vetranio.
er auch die Garnisonen der
Truppenzahl
Krone
seine
so
eine
be-
Barbaren
der
das seine Operationsbasis
bildete
und ihm die wertvollsten Werbebezirke darbot,
durfte
er
nicht ganz
verlieren.
Er
in der Defensive; aber dasselbe tat
hielt
sich
daher
auch sein Gegner,
obgleich er über eine erdrückende Übermacht verfügte.
Denn keckes Dreinfahren lag nicht in der Natur des
Constantius, und zudem hatte im Kampf gegen die
25
Reiterscharen der Perser auch er diese Waffengattung
Da nun
Ebenen Pannoniens die
Schlachtfelder darboten, wäre es ihm
vor allen andern vermehrt und ausgebildet.
für ihre Entfaltung die weiten
vorteilhaftesten
sehr erwünscht gewesen,
30
Wall der Alpen hinter
wenn Magnentius, den
sich lassend,
ihm
festen
hier entgegen-
getreten wäre.
So blieben die Gegner
untätig stehen.
schliesseu,
bis tief in
den
Sommer 351
Endlich musste sich Constantius ent-
den Alpenübergang zu wagen.
Doch au
^- Diö Coiistaiitiiiisclie I)yiia.stie.
110
der damaligen Grenze
wo
Atrans
Italiens, bei
(St.
Oswald),
der Pass durch eine enge Schlucht führte, hatte
ihm Magnentius einen Hinterhalt
Bergen,
Weg
den
die
auf das marschierende Heer
liinab,
Von den
gelegt.
donnerten Steine
begleiteten,
und nach schweren
5
Verlusten musste sich Constantius nach Poetovio (Pettau)
wo
zurückziehen,
Ebene
er zuerst wieder eine
ihm die Ausbreitung einer Schlachtordnung
Aber
fand, die
gestattete.
Magnentius ihn verfolgte, wagte er mit seinen
als
schwer erschütterten Trup])en auch hier nicht Stand zu
halten, sondern ging südwärts über die Save zurück.
Yen
dort schickte er seinen Praefecten Philippus als
Gesandten nach Poetovio und erbot
von
tretung
gallischen
durch
und
Italien
Reichsteil
Freilich konnte
er
lo
die
es
Afrika
Gegner im
seinen
anzuerkennen.
Mitregenten
als
gegen Ab-
sich,
diesem nicht verborgen
Annahme
dieses
Vorschlags
sein,
sich
i5
dass
nur
einen Waffenstillstand erkauft hätte; denn ohne Zweifel
hätte Constantius, sobald die Gelegenheit sich bot, den
Krieg erneuert und wäre ihm dann mit noch grösserer
Überlegenheit
entgegengetreten.
Magnentius
20
lehnte
und ging gegen die Savelinie vor. Hier
suchte der Feind ihn am Übergänge zu hindern; doch
wurde dieser nach hartem Kampfe erzwungen und
damit der Mut des schwachen Kaisers ganz gebrochen.
Eiligst zog er sich in die starke Stellung von Cibalae
zurück, in der einst Licinius das Vordringen Condaher ab
hemmen
zu
stantius
versucht hatte
(I
S.
154),
ver-
noch mehr durch schnell hergestellte Be-
stärkte sie
festigungen und erwartete so den Angriff des Magnentius.
Doch
25
dieser
war kein Constantin, der den Mut gehabt
hätte,
auch einen überlegenen Feind in kühnem An-
sturm
zu
werfen,
Unterhandluno-eu.
sondern
Da
er
eröffnete
jetzt
seinerseits
aber im Rausche der ge-
so
Hl
Magnentiiis uud Vetraaio.
3.
wonueuen Siege seine Forderungen
wurden sie zurückgewiesen.
stellte,
gar
hoch
zu
suchte er
Jetzt
den Kaiser dadurch aus seiner schwer angreifbaren
Stellung herauszulocken,
5
Städte
die
Paunoniens
entweder erzwingen,
herbeieilte,
man
sich
dass
oder
tat
er
rings
konnte
er
Entsatz
bemächtigte
so
nicht,
ihn her
zum
Coustantius
dies
um
So
berannte.
dass
und konnte
Magazine
seiner
er
sein
Heer,
dessen Grösse die Verpflegung sehr erschwerte, durch
10
Hunger zum Verbrechen
15
im Sturm zu nehmen; doch ein
Handstreich auf Sirmium (Mitrovica) scheiterte; darum
Magnentius
aber wurde der Plan nicht aufgegeben.
umging in weitem Bogen das Lager von Cibalae und
wandte sich gegen Mursa (Esseg), das im Norden deses,
Siscia
selben, nur
\Virklich gelang
veranlassen.
(Siszek)
wenige Meilen davon entfernt, gelegen war.
In der Zwischenzeit werden sich die Soldaten des
Wirkung
Coustantius von der moralischen
ihrer Nieder-
lagen etw^as erholt, vielleicht auch neue Verstärkungen
20
herangezogen haben. Sie mussten es
Stadt
wurde,
belagert
als
Nähe
dass in ihrer nächsten
finden,
und konnten
bedenklicher hindern, als
mau
Schmach emp-
eine befreundete
dies
umso un-
unterdessen wohl schon
36000 Mann
während
verfügte,
der Kaiser ihm 80000 entgegenerfahren hatte, dass der Feind nur über
25
stellen konnte.
keit der
ist
Handgemenge
als
Überlegenheit der
des Altertums
in noch
höherem Grade als für das Feuergefecht unserer Zeit;
und das Heer des Magnentius bestand fast oauz aus
tapferen Germanen, das des Coustantius zum grössten
Teil aus schwachen Orientalen.
Gleichwohl begann
Zahl,
30
Allerdings galt der Satz, dass Tüchtig-
Truppe mehr wert
man
für
unter
die
den
Offizieren
des
Zahlenverhältnis bekannt wurde,
Usurpators,
am
als
das
Siege zu zweifeln,
V. Die Coiistiintiiiisflio Dynastie.
112
was darin
Ausdruck fand,
si.'iiicii
dass
der
l'^ranke
Silvaiuis mit der auserlesenen Reiterschar, die er be-
noch vor der Schlacht zum legitimen Kaiser
fehligte,
Dies trug nicht nur dazu bei, den Mut von
überging.
dessen Truppen zu liehen,
war,
Seite
sondern verminderte auch
und gerade
scheidung herbeiführen
war
dies
es,
was
Ent-
die
sollte.
Als Constantius sich
endlich
entschlossen hatte,
und zum EutMursa heranzog, suchte Magnentius
auch diesmal durch Hinterhalt zu wirken. In einem
Amphitheater, das, von einem Gehölz umgeben, vor
die
•''
Feindes, die ohnehin seine schwache
die Reiterei des
Stellung von
Cibalae aufzugeben,
lo
satze des belagerten
der Stadt lag, versteckte er vier germanische Auxilieu
und gab ihnen den Befehl, während des Kampfes dem
Feinde überraschend
wurde
macht
dies
den Rücken zu
fallen.
\r,
Doch
verraten und die ganze Schar mit Über-
vernichtet.
aufgestellt,
in
dass
rechts an die
Zur Schlacht wurden die Heere so
sich Magnentius links, Constantius
Nach dem von
Drau anlehnten.
Alters
20
her üblichen Schema hatten beide ihre Reiterei auf die
doch
Flügel verteilt;
sehr viel stärker
und
war
die
reichte
des legitimen Kaisers
auf der Linken infolge
seiner grossen Überlegenheit weit
liinie hinaus.
über die feindliche
Trotzdem scheute er nach seiner Ge-
2r,
wohnheit den Angriff, und auch sein Gegner zauderte.
So
standen
Truppen
Als
bis
sich
zum
denn
dann endlich
es
am
28.
September 351
die
späten Nachmittag untätig gegenüber.
zum Kampfe kam,
umfasste
die Reiterei des Constantius alsbald den rechten Flügel
des Feindes und löste schnell dessen ganze Schlachtreihe,
indem
drängte,
sie
dieselbe
völlig auf.
seitwärts gegen
Doch wenn auch
den Fluss
vereinzelt
und
auseinandergerissen, bewahrte jeder Heerhaufe seinen
so
Magnentius und Vetranio.
3.
113
kühnen Germauen wehrten
Zwar unterlagen sie den
Pfeilschüssen der Orientalen und dem Ansturm der
unverwundbaren Eisenreiter, von denen Constantius
nach dem Yorbilde der Perser mehrere Schwadronen
gebildet hatte; viele fanden auch in der Drau ihren
Zusammenhang, und
die
sich mit verzweifeltem Mute.
ö
wahrscheinlich
darunter
Tod,
10
sie sich bis
ihr
Leben
er spurlos
tief
der
Erhebung dankte; denn nach dem
Usurpator seine
Kampfe war
dem
Marcellinus,
Doch wehrten
verschwunden.
Nacht hinein und verkauften
die
in
Die Zahl der Gefallenen war daher
teuer.
auf Seiten des Constantius noch grösser als bei seinem
Gegner;
Doch
J5
er
30000 Mann,
verlor
nur 24000.
dieser
für Magnentius bedeutete dies zwei Drittel seines
Heeres, während
Wer
blieben.
gewonnen
dem Kaiser noch immer 50000 Mann
am
aber durch diese Schlacht
das waren die Barbaren,
hatte,
an den Grenzen lauerten.
Denn mochte
meisten
die
es
rings
den
seit
Zeiten Diocletians auch stark vermehrt sein, so blieb
20
das Reichsheer doch noch
ein Yerlust
abgesehen von denen,
Kämpfen
immer schwach genug, dass
von 54000 seiner besten
welche schon
Kriej-er,
in
ganz
den früheren
waren, seine Schlagfertigkeit sehr
gefallen
ernstlich gefährdete.
Die beiden,
2.)
um
deren Krone
zur
totschlug,
hatten
wenigsten
beigetragen.
man
Entscheidung
Magnentius
sich gegenseitig
am
Tages
des
war,
sobald
er
bemerkte, dass die feindliche Reiterei seinen rechten
Flügel ins
30
zu
nehmen
stantius
Wanken
brachte und ihn selbst gefangen
drohte, als einer der ersten geflohen.
Con-
dem Kampf überhaupt
weit
sah von
nichts;
hinter der Front kniete er in einer Kapelle, die über
dem Grabe eines Märtyrers errichtet war, und betete,
während seine Soldaten sich schlugen. Es bedurfte
Seeck, Unt<'rgang der antiken
Well.
IV.
8
\'.
111
Stimiuc
der
Valens
ConslaiifinisclK; Dynastie.
I)i(!
eines
von
um
Engels,
.Miirsa,
ihm
der
/.iKO'st
beten
lüsfliof
ileiii
half,
'liiich
iiiiil
diesen ihm selbst den Bieg zu verkündigen.
Ki>t
andern Tage sah er sich die Leichenhaufen an
Don Anhängern
weinte ein j)aar Tränen.
ihm
die noch jetzt zu
])ators,
verkündigt,
was zur Folge
durch
hatte,
Pflicht des Kaisers gewesen,
ganz ohnmächtig
jetzt
floh.
langes Zaudern
sein
:.
wurde Amnestie
dass, wer irgend
herangekommen war, wäre
herbst
und
des Usur-
abfielen,
konnte, aus Italien an das Hoflager
Obgleich
am
der
Spät-
doch die erste m
es
seinen Gegner, der ihm
nach
gegenüberstand,
Italien
wenn nötig, auch nach Gallien zu verfolgen und
dem Kriege schnell ein Ende zu machen. Doch
und,
so
Coustautius zögerte ihn noch zwei Jahre hin.
weilen schien es ihm dringlicher,
Einst-
!.5
Sirmium, wo er
in
die Winterquartiere bezog, ein Ketzergericht über den
Bischof der Stadt Photinus abzuhalten, der sich irgend
welche unschuldigen Hypothesen über die Natur der
Gottheit geleistet hatte.
Unterdessen
20
Maguentius
hielt
Aquileja,
in
am
Ausgangspunkt der julischen Alpenpässe, seinen Hof
und versuchte wiederholt, mit Constantius A'^erhandlungen anzuknüpfen; doch obgleich er sich bereit er-
gegen Zusicherung von Leben und Freiheit
den Purpur niederzulegen, wies der Kaiser alle An-
klärte,
träge
zurück.
Da
ein
Traum ihm
die
Rache
-''j
für
seinen Bruder geboten hatte, meinte er diesem göttlichen
Befehl
müssen,
in
vollem
Umfange nachkommen zu
auch wenn dies noch so
So musste
sich der L^surpator zu
und
Atrans gemacht
schliessen,
nach
den
Blut
weiterem
Erfahrungen,
hatte, schien es
die schwierige Alpenstrasse
viel
kostete,
Kampf
ent-
er
bei
die
ihm nicht unmöglich,
auch gegen ein weit über-
so
3.
Maguentius uud Vetranio.
115
Er Hess daher eine
legeues Heer zu verteidigen.
alte
die den Pass sperrte, wiederherstellen
und legte eine Besatzung hinein, die ausreichte, um
den Dnrchmarscli des Kaisers unmöglich zu machen.
Befestigung,
5
gegen
Belagerungsmasehineu
Mauer zu führen,
die
umliegende Gegend
war deshalb kaum
o-anz wasserlos war und dadurch den Aufenthalt des
Heeres sehr erschwerte, und aushungern liesseu sich
tunlich, weil die
Feinde
die
10
weil
nicht,
zu
einer
Ein
List.
Comes Actus, Hess
und wusste dann
die
15
Zufuhr von
sich
die
tun
feindliche
die
Constantius,
dieser
uud
sahen
jetzt
sie
w^arfen
Italien
Ratschlägen
sie
am
umgehen,
überzeugten,
abgeschnitten
des
anrücken
dass
sie
waren,
gaben
und
unter-
Gehör
Actus
dass
so
Als die Soldaten
sich.
Schon
25
von
aucli
den
und
sich
sie
Heer des Kaisers
das
zugleich
sich
sei
dem legitimen
Während sie noch
ergäbe.
auf unwegsamen Felspfaden
wenn
Stellung bei Nacht
Tagesanbruch
der
nehmen
absichtlich gefangen
von beiden Seiten bedroht war.
bei
aus
daher
griff
Besatzung zu überzeugen, dass
w^erde,
Hess
schward?;te,
Italien
Mau
Lage des Maguentius hoffnungslos
klügsten
sie
des
Offizier
Herrscher widerstandslos
20
die
ihnen nicht gesperrt werden konnte.
Mittag desselben Tages wurde dies
o-eo-en
dem Maguentius
gemeldet,
eiliger Flucht räumte.
der sogleich Aquileja in
Ungehindert konnte Constantius
den Pass überschreiten und
in die Stadt einziehen.
Was
an Besatzungen über Italien verstreut war, ergab sich
30
zum
grössten Teil
kurz vorher
sich Siziliens
dem
Sieger.
in grösster Eile
Seine Flotten, die er
erbaut hatte, bemächtigten
und Afrikas, drangen
in die
Pomündung
und schnitten den F'eind von den südlicheren Teilen
Italiens ab, ja sie landeten sogar Truppen an den
ein
V. Die Constantinis<lie Dynastie.
116
Pyrenäen, die doron Pässe
iMagnent'uiH,
bosef/.tcn
iiml
slmiic
Ver-
Doch gelang es
Verfolgern bei Ticinum
unterbrachen.
mit Spiuiien
binduiip,'
don gar zu
liitzigen
eine Schlappe beizubringen, uml dies genügte,
um
die
Operationen des zaghaften Kaisers völlig zu lähmen,
Statt hinter
dem Usurpator
-y
her sogleich nach (iallien
zu ziehn und dessen schon gebrochene Macht völlig
zu vernichten,
liess
den
von
erfolg
er sich durch jenen kleinen Miss-
Gefahren
eines
zweiten
Alpenüber-
Er bezog in Mailand die
Winterquatiere, beging hier seine Vermählung mit der
schöneu Eusebia und feierte fröhliche Flitterwochen,
während die Provinzen des Westens nicht nur von
ganges
zurückschrecken.
den Barbaren, die er
hatte,
schrecklich
selbst
verwüstet,
als
Helfer herbeigerufen
sondern auch durch die
verzweifelten Rüstungen des Magneutius
bis
i5
auf das
wurden. Und dem Tyrannen
grausame Lust, möglichst viele sein
Verderben, das er sicher voraussah, mit ihm büssen
zu lassen; niemals wütete er furchtbarer gegen dieletzte
lo
Blut ausgesogen
bereitete es eine
20
jenigen, welche er für seine Gregner hielt, als in diesem
seinem letzten Winter (352/53).
an seinen
Wagen gebunden und
So
sie
soll
dann
er
einzelne
in
rasender
Fahrt zu Tode geschleift haben.
Erst
Feldzug
im Hochsommer 353
nach
Gallien
an.
Bei
trat
Constantius den
Mens
Seleuci
25
(La-
Batie-Mont-Saleon) iu den Schluchten des Bucch musste
er sich
den Durchzug durch das Gebirge mit einer
neuen Schlacht erkaufen.
Auch diesmal
besiegt, floh
Magnentius nach Lyon und sandte Botschaft an seinen
Caesar, dass dieser sein Heer herbeiführen
sie vereinigt
könnten.
solle,
damit
noch einmal das Kriegsglück versuchen
Decentius
hatte,
seit
er
mit
dem Purpur
geschmückt war, eine schwere Zeit fruchtloser Kämpfe
so
Magnentius und Vetranio.
3.
Mit
durchlebt.
Macht,
kleinen
der
117
Bruder
sein
die
ihm hatte lassen können, war er von dem Alamannenköuio; Chnodomar schwer o-eschlag-en worden, und
hatte
5
dann
sich
Mühe gegen
nur mit
plündernden Scharen behaupten können.
weithin
die
Jetzt musste
Land widerstandslos ihrer Raubgier preisgeben und wandte sich nach Süden, um
seinem Augustus zu Hilfe zu kommen. Doch unterer das unglückliche
wegs konnte
10
keineswegs
Sache
bereit
und
Abfall
zu
hatte
waren,
zu
Aber noch ehe
Zeit,
musste
des
ihm
ihre
ihren
für
sie
eiligst
weiter-
nach Lyon gelangen konnte,
er
Schicksal
das
dort
sich
verlorene
Hauptstadt
schloss
die
sondern
Gallier
die
seine
Die
Trier,
nicht
hatte
er
strafen,
dass
für
sich
lassen.
Reichsteils,
Tore,
ziehn.
überzeugen,
sich
aufopfern
westlichen
15
er
des
Magnentius
ent-
schieden.
Die
20
Soldaten,
hielten
jeden
wollten
sich die
ihm
die
weiteren
noch
Kampf
geblieben
für
waren,
aussichtslos
kaufen, dass sie ihm den Usurpator auslieferten.
bewachten daher den Palast desselben, nicht
zu
25
sondern
schützen,
lassen.
Als
er
dies
um
um
er sich,
Wahl zwischen
willigem Tode oder qualvoller Hinrichtung blieb.
so
Sie
ihn
ihn uicht entschlüpfen zu
wahrnahm, überzeugte
dass ihm und den Seinen uur die
tötete seine
und
Verzeihung des Kaisers dadurch er-
frei-
Er
Mutter und die Verwandten und Freunde,
noch
umgaben, und
die
ihn
10.
August 353
selbst
in
sein
stürzte
sich
Schwert.
dann
am
Coustantius
Hess ihm das
Haupt abhauen und es zur Abschreckungkünftiger Empörer durch die Provinzen des Reiches
tragen.
Als Decentius in Sens von dem Tode seines
Augustus erfuhr, verzichtete er auf ferneren Widerstand
und
erhäno-te sich
am
18. August.
V. Die Constaiitinisclif
118
Dynastie.
So war die Einheit des Reiches wieder
nach mehr
hergestellt,
dreijährigen Kämpfen,
a])or
erst
iii(dit
nnr die kaiserlichen Finanzen, sondern
als
au(di
die
den
Wohlstand der Privaten schwer erschüttert nnd durch
den ungeheuren Menschenverlust seine Wehrkraft
untergraben
Und
hatten.
Dauer des
Krieges
trug
an
nur
Vater
zu
tun
mit
pflegte,
aufreibenden
dieser
der
immer
zaghafte,
Wäre
zaudernde Herrscher die Schuld.
wie sein
er,
kühner Entschlossenheit
in weniger als einem
vorwärts gedrungen, so hätte er
Doch
werden können.
seine
eigenen
meinte er
sicherer
je
weniger er Grund
Leistungen
wieder
sein
desto
sein,
Selbstbewnsstsein.
und
P^r
dies
stärkte
betrachtete
dem
daran,
Titel
dass
„Meine Ewigkeit" und zweifelte
es
ihm beschieden
sei,
wie
dem
Reiche, so auch der Kirche ihre Einheit wiederzugeben.
Wie
seine
er
i5
sich
den Auserwählten des Herrn, benannte sich
als
selbst mit
nicht
zu
stolz
liatte,
seinem Siege eine wunderbare
in
Begnadigung Gottes zu erkennen,
jetzt
^^
der Zeit mit seinem unfähigen Gegner fertig
Drittel
auf
''
diese
Aufgabe zu lösen versuchte, aber
Beinühungen an
ihr
scheitern
sah,
soll
20
alle
weiter
unten dargestellt werden.
jetzt
Das Gottesgnadentum, dessen stolzes Gefühl ihn
mehr als je erfüllte, hatte vor allem die Wirkung,
ihm
die
erst
Auflehnung gegen seine Gewalt,
niedergekämpft
hatte,
als
Frevel
die er
eben
gegen
den
2ä
und ihn zu den
Widersacher anzu-
göttlichen Willen erscheinen zu lassen
härtesten
Strafen
gegen
seine
spornen, weil sie ihm zugleich als Feinde des höchsten
Zwar wusste er auch zu
schonen; doch tat er dies nur, wo er damit dem klar
ausgesprochenen Willen der Gottheit nachzukommen
Himmelsherrn erschienen.
meinte.
Als Maanentius seine ffauze Verwandtschaft
so
Magiientius uud Vetranio.
3.
hinschlachtete, hatte er auch seinem
119
Bruder Desiderius
mehrere Wunden beigebracht; doch erwies
davon
sich keine
Diese wunderbare Rettung, in der
tötlich.
als
er den Finger Gottes erblickte, veranlasste Constantius,
''
ausnahmsweise milde zu
sein, obgleich
der einzige über-
lebende Spross des untergegangenen Kaiserhauses ihm
als
Usurpator hätte gefährlich werden können.
war
härter
er
Desto
gegeu die untergeordneteu Helfer des
Als er nach Beendigung des Bürgerkrieges
im Herbst 353 zu Arelate seine Tricennalien feierte,
Tyrannen.
II)
benutzte
diese
er
Gelegeuheit
etwa
nicht
zu einer
Amnestie, sondern während der prunkenden Festlichkeiten gingen die Hochverratsprozesse ununterbrochen
Seine Spürhunde durchzogen
Gang.
ihren traurigen
i.j
die Provinzen, überall
nach Kompromittierten spähend;
namentlich der Notar Paulus zeichnete sich unter ihnen
wahrscheinlich
aus,
frommer Bote
um
war,
L'O
(HI
dort
336).
S.
des
derselbe Mann,
den Frieden
Als
er
in
drohte, sein
gegen
in
Scharen
Ketten
von
legen
Hess,
Amt
welche
Wüten
wenn
niederzulegen,
gar
zu
hemmen uud
nicht diejenigen,
keine haltbaren Verdachtsgründtv
vorlagen, aus der Gefangenschaft entlassen würden.
verhaftete
Paulus
den
pflichttreuen
und mit ihm diejenigen,
Martinus,
standen.
30
vor
dem
der
die
Beamten
ihm persönlich nahedass jede Anklage
wusste,
zur Verurteilung führte, zückte
Verzweiflung den Dolch gegen Paulus und
in
Da
selbst
Gerichte des unerbittlichen Kaisers fast mit
Sicherheit
dann
als
zur Aburteilung an das Hoflager zu befördern,
sie
suchte der Vicar Martinus sein
iö
vorher
der Kirche herzustellen
Britannien
Schuldigen und Unschuldigen
um
der
nach Afrika geschickt
Constans
die eigene Brust.
Doch
dies
in
seiner
stiess ihn
und ähnliches
machte auf Constantius keinen Eindruck; weder entzog
V. Die Coiistantinisclie Dynastie,
120
er
dem
Paulus
Vertrauen,
sein
nodi
wurde
den
Prozessen Einhalt geboten.
Während
im westlichen Iteichsteil die Ausrottung der Besten ihren gewohnten Gang weiterging,
hatte sie auch im Orient nicht geruht, ja hier trat
sie
sogar
Nerotypus,
oft
so
noch hässlicher
der
uns
begegnet, hatte in
und
bösartiger
auf.
Der
der römischen Kaiserzeit so
in
dem Caesar Gallus
Verkörperung gefunden.
eine
neue
Viertes Kapitel.
Constantius Gallus.
Die
I.ust
am
daran,
zu erweisen,
leo-enlieit
audern gegenüber seine Überist
wohl keinem Menschen fremd:
stärksten aber wirkt sie bei feigen Schwächlingen,
weil sie ihnen die Freude bereitet, sich über das Ge5
fühl
im
Ihre
dem, der
vollste
der Lage
in
Befriedigung
ist,
in
mit
liebt
bei
dem
entscheidend
immer
hinwegzu-
findet
sie
das Schicksal
bei
seiner
Bestreben,
einzugreifen,
von allen ihren Untertanen ge-
und gesegnet zu werden, und auch später stand
neben raffinierter Grausamkeit ein ver-
ihnen
schwenderisches Beschenken
ilirer
Günstlinge.
schon das Beglücken eines Einzelnen
als
20
sie
zeitweilig
und zwar
kann dies in doppelter Weise geschehen, indem man
sie beglückt oder sie quält und vernichtet. Nach beiden
Richtungen hin pflegen Tyrannennaturen wirksam
Caligula und Xero begannen ihre Regierung
zu sein.
Mitmenschen
15
'beschleicht,
Stillen
täuschen.
10
das
eigenen Unzulänglichkeit,
ihrer
wieder
das
ganzen
Martern
Volk zum
harte Arbeit,
zu sein.
und
und Töten;
Heile
will
werden,
Gesellen jener
ist viel
man
so
Doch
schwerer,
gar
einem
erfordert
das
Art pflegen träge
So überwiegt denn bald die Art der Machtwelche die bequemere und minder kost-
entfaltung,
spielige
ist
und zugleich
einen
gewissen schaurigen
^-
122
''•''
Denn
(leimss bereitet.
anderer, denen
lichom
wenn
und dass wir
anzusehn,
einjjfinden
in
Empfindung- nur zu
trachtet,
als
einem
Despoten
weil
leicht,
diese
erstirbt
über das ge-
er sich
andern
alle
untergeordnete Geschöpfe be-
tief
:.
k»
mit deren I.ust und Leid er nichts gemein
Auch
hat.
lassen,
Grund nur im menschlichen
meine Schicksal hoch erhoben wähnt und
Menschen nur
wir,
aucli
wirken
uns
auf
T.eirlen
ist,
mit beha^^-
der rauhen Wirklichkeit davor zu-
in
hat seinen
Doch
Mitgefühl.
dass es anj^enelini
Trauerspiel
ein
rückscheuen,
l)ynastip.
wir selbst entrückt sind,
(irusoln
wir
f'onstantinisclic
er darf mit Richard
sagen:
III.
Denn Liebe, die Graubärte göttlich nennen,
Sie wohnt in Mensclien, die einander gleichen,
Docli nicht in mir:
icli
bin ich selbst allein.
Zu der ]\Ienschenverachtuug,
Kennzeichen der Tyrannen
welche
dass die,
bei,
tatsächlich wert sind.
um
sich dulden
sie
v,
die ein regelmässiges
bildet,
trägt es wesentlich
umgeben, der Verachtung-
Denn da
Geister nicht
sie freie
Umgang
können, besteht ihr
fast
nur
.><'
aus niedrigen Schmeichlern, die alles an ihnen preisen
und jeder ihrer Launen folgen. Für ihre Wohltaten
Dank, den sie fordern; oft ist
auch ihr Leben durch Verschwörungen bedroht, und
finden sie fast nie den
das Misstrauen,
dass ihrer feigen
Art
wird so gesteigert und richtet sich gegen
ihre gefügigen
sie
Werkzeuge
sind.
Doch
natürlich
alle, die
ist.
20
nicht
je entschiedener
ausserhalb der Menschheit stehen, desto näher fühlen
Gleich dieser halten sie Glück
der Gottheit.
und Unheil, Leben und Tod in ihrer Hand, und wie
sie Anbetung für sich selbst verlangen, so sind sie
sie sich
auch
bereit, sie einer
Macht, die
sie
anerkennen, furchtsam zu gewähren.
denn bei
fast allen
als
noch höher
So finden wir
Tyrannen des Altertums,
die uns
so
Coüstantiiis Gallus.
4.
genauer bekannt
sind,
ein
123
Empfinden,
tief religiöses
das freilich oft höchst sonderbare Gestalten annimmt.
Nero trug fromme Scheu,
ihrer
und
damaligen Gestalt
er
weil
einweihen zu lassen,
Mysterien
5
skrupellos
so
sich,
gegenüber
Gottheit
sittliche
als
er
eleusinischen
die
in
sich
nach
dazu
sie
Reinheit verlangten
doch
war,
sonst
Sünder
schweren
der
fühlte;
Verkehr mit dem
Jupiter Capitolinus zu stehen; Domitian, Coramodus,
meinte
Caligula
10
Elao-abalus
persönlichem
in
erfüllten
alle
Eifer.
Leben za
zittern,
des
Pflichten
Je mehr
gläubigem
sie
Grund
mit
Kultus
für ihr
hatten,
mit desto heisserer Inbrunst suchten
Gunst der Macht zu gewinnen, die ihnen nach
ihrem Glauben Rettung oder Verderben bringen konnte.
sie die
Alle Züge, die für das Charakterbild der früheren
15
Tyrannen bezeichnend
sind, finden sich
auch bei Gallus
wieder; nur in einer Beziehung weicht er von ihnen
ab.
Während
sie
alle ihre
Macht auch zu wilden ge-
schlechtlichen Ausschweifungeil missbrauchten, scheint
20
er ein treuer Gatte
gewesen zu
zum
Dies wird
sein.
grossen Teil dadurch veranlasst sein, dass der kühne,
herrische Geist der Constantia sich den schwächlichen
Gemahl
völlig unterworfen hatte
Leidenschaften straff im Zügel
25
und seine sinnlichen
hielt;
das Sittengesetz des Christentums,
doch
mag
das ja
in
aucii
seiner
damaligen Ausprägung keine Sünde mehr verurteilte,
als die
Unkeuschheit, dazu mitgewirkt haben.
Gallus war nicht weniger
Elagabalus.
30
antrat,
fromm
als
Denn
Domitian oder
Als er eben die Herrschaft des Orients
erfuhr
er
von der Ketzerei des Aetius,
der
eben damals die Sekte der Eunomianer gründete (S. 87).
Sogleich entbrannte er in heiligem Eifer und gab den
Befehl,
dem
Christuslästerer die Beine zu zerschmettern.
Doch der Bischof Leontius von
Antiochia,
der
ein
124
\'-
Coii.sf;mtiiii.scli(;
I>i''
hyiiastii,'.
Schüler dos Luci;iiius war und daher zum Ariaiiisnius
hinneigte, vermochte ilin, die Ausführung d(;s Strafurteils zu verschieben
zu lassen.
Der
und
sicli
tiefgelehrte
den Ketzer vorführen
und welterfahrene Manu,
der mit frommer (^berzeugungstreue eine hinreissende
5
Beredsamkeit vorband, gewann alsbald Macht über
den kaiserlichen Jüngling. Er musste in dessen Um-
gebung bleiben und wurde sein hochverehrter Lehrer
und geistlicher Berater. Da im Ilaine Dajdme vor
den Toren Antiochias dem ApoUon eine unzüchtige
Feier begangen
zu werden pflegte,
übertrug
um
die Reliquien des Märtyrers Babylas hierher,
ihre
Macht
die
Dämonen
zu bannen.
Doch
jo
Gallus
durch
behielt er
vor diesen immer eine heillose Angst und trat allem,
was nach Zauberei aussah, mit den härtesten Strafen
entgegen.
Als er erfuhr, dass sein Bruder dem
Heidentum zuneige, schickte er wiederholt den Aetius
um
zu ihm,
ihn
durch
dessen
kräftiges
rechten Glauben zurückzuführen,
stellte,
als
wenn
er völlig bekehrt
10
Wort zum
und da Julian sich
sei,
schrieb er
ihm
20
einen uoch erhaltenen Brief, dessen Inhalt au die Bekenuerfreude Coustantins erinnert.
In der ersten Zeit nach seiner Erhebung scheint
auch
er,
wie Caligula und Nero, bemüht gewesen zu
sein, seine Herrsclierpflichten treu zu erfüllen.
versteckte
Grausamkeit
trat
nur darin hervor,
Seine
er besondere Freude an dem Schauspiel von Faustkämpfern fand und sie desto lebhafter beklatschte,
je mehr Blut und zerbrochene Knochen es gab.
Erst
als ein Aufstand und ein Mordversuch ihn über die
Gefahren belehrten,
drohten,
brachte
die jeden
römischen Kaiser bedas Misstrauen seine tyrannischen
Neigungen zum Ausbruch.
sich
in
25
dass
Bei den Juden seheinen
dieser Zeit wieder einmal Messiashoffuunffen
so
4.
Im
zu haben.
o'ereo't
caesarea
bei
Constantius Gallus.
,1.
Nacht die
einen gewissen Patricius
125
352 ermordeteu
römische
sie
riefen
zu ihrem Könige aus,
schnell verbreitete sich der Aufstand auch über
i>
Dio-
in
Besatzung-,
und
mehrere
Doch das Heer, das
andere Gemeinden Palästinas.
Gallus ihnen entgegenschickte, besiegte sie leicht; die
schuldigen Städte wurden niedergebrannt und ihre Ein-
wohner
zu den kleinen Kindern herab ermordet.
bis
wenn nicht
gerechtfertigt, so doch entschuldbar sein. Denn während
im Westen der Usurpator noch nicht besiegt war und
In diesem Falle mochte eiserne Härte,
10
an der Ostgrenze die Perser drohten, musste die
Ruhe
im Innern erhalten werden, und wenn der Caesar zu
diesem Zweck auch vor den grausamsten Abschreckungs1.5
mittein nicht zurückscheute, fand er dafür o'ewiss nicht
nur bei seinem Augustus, sondern auch bei der grossen
Mehrzahl seiner Untertanen die
vollste Billigung.
eine persönliche Gefahr trieb ihn weiter.
tius
20
schon an jeder Siegeshoffnung verzweifelte, meinte
er einen Frieden oder wenigstens einen Waffenstillstand
dadurch
vom
Rückkehr
damit
in
Kaiser erwingen zu können, dass er dessen
den Orient nötig machte.
dass
erreichen,
vertrat,
25
er
den
aus der Welt schaffen
Dies wollte er
Caesar, der ihn
hier
Er sandte daher
liess.
einen gedungeneu Mörder gegen ihn aus, der, in Antiochia
angelangt, unter den dortigen
zu werben
suchte.
Doch
ein
Soldaten Helfer
das unbe-
altes W^eib,
achtet den Unterredunoen der Verschwörer
hatte,
30
Doch
Als 3Iagneu-
zeigte
gerichtet.
reich
und
sie
an;
sie
wurden
ergriffen
«-elauscht
und hin-
Constantia aber beschenkte die Denunziantin
liess sie
aus
dem Tor
des Palastes in einem
Staatswagen durch die Stadt fahren,
um
durch diese
Ehrung jedem vor Augen zu stellen, welch
hoher Lohn dem beschieden sei, der den Caesar vor
öffentliche
V. Die Coiistaiitiiiisclie Dynastie.
126
Dies rief eine Menge Anklagen
einer Gefahr vvanio.
auf TTochvorrat
sie
oiler
Zauberei hervor,
wie schieclit
die,
auch begründet sein mochten, regehnässig zur Ver-
urteihing führten.
Nachdem
sich
hatte,
es
bald
das
so
an
diizu
edle
und
l^^olter
zu
begonnen
berauschen,
5
ging
ohne jede Anklage seinen
auch
liber,
Ilen.sclierj)aar
lilut
Tyrannenlaunen zu fröhnen.
einen
In
angesehenen
Alexandriner namens Clematius war seine Schwieger-
doch
mutter verliebt,
Da
zurück.
schlich
wies
er
ihre
Anträge keusch
Halsband
palast und bot der Constantia ein köstliches
wenn
an,
sie
ihr
dafür zur Kacho
Sogleich erging an den
Comes
verhelfen
man ihm auch nur
gestattete,
traf
ein
Wort
gewissenlosen Mordes hergab,
die
und ohne
Der Be-
zum Werkzeug
stand
15
der Verteidigung
den Unschuldigen der Tod.
amte, der sich so unbedenklich
in
w'oUe.
Orientis Honoratus der
Befehl, den Clematius hinrichten zu lassen,
dass
lu
sich heimlich in den Kaiser-
sie
bei
eines
Constantius
hohem Ansehn und wäre wohl imstande gewesen,
20
Willkühr des Caesar und seiner würdigen Frau
durch
hemmen. Um so mehr
Nachgeben belehrt,
ungehindert tun durften, was sie wollten, und
seineu Einspruch
wurden
dass sie
zu
diese durch sein sträfliches
begannen
jetzt,
sich der
Freude am Martern und Blut-
25
vergiessen, die ihnen natürlich war, in voller Freiheit
hinzugeben (Winter 353/54).
Als frommer Christ konnte Gallus nicht den An-
spruch erheben, dass
göttlich
verehre;
man
ihn mit Gebeten
und Opfern
doch jener Gottheitskitzel,
der bei
den heidnischen Tyrannen der früheren Jahrhunderte
hervorgetreten war, blieb auch ihm nicht
s,o widrig
fremd.
Auch
er
wollte
nicht
auch beglücken, selbst wo
die
nur
strafen,
sondern
Natur der Dinge dem
ao
Coustautius Gallus.
4.
80 gab er im Frühling 354
zu widerstreben schien.
müsse
werden, und
billiger
ilesselben für
5
von Antiochia
Stadtrat
(-lern
den
Ausführung
unmöglich erklärte, wollte er
seine
alle
Doch diesmal fand Hono-
dem Caesar
sich
Korn
das
Befehl,
als dieser die
Mitglieder hinrichten lassen.
ratus den Mut,
zu widersetzen,
und
Sich an einem so
so den Massenmord.
hohen Beamten, wie der Comes Orientis es war, zu
rächen, wagte Gallus noch nicht; doch fand er ein
Als die Teuerung zuanderes Opfer seines Zornes.
verhinderte
10
127
nahm, hetzte
Volk auf Theophilus, den
er das
Statt-
halter von Syrien, und erregte so einen Aufstand, bei
dem
das
i.j
dieser von den aufgeregten
Haus
Massen zerrissen und
dem man wahr-
eines reichen Antiocheners,
scheinlich Koi-nwucher Schuld gab, in
Brand gesteckt
wurde.
Schon vorher war
in
Antiochia ein System der
Spionage organisiert worden, wie es selbst unter der
Despotie
20
römischen
der
gleichen gefunden
Freunden
trauten
über den
ihnen
Caesar
hat.
Kaiser
Selbst
im
oder
kaum
engsten
und seine Gattin äusserte, wurde
Nach Dunkelvverdeu zog
zugetragen.
alsbald
umher,
um
seiues-
Familienkreise
er in höchst eigener Person verkleidet in
2ü
je
was man unter ver-
auszuhorchen,
So verbreitete sich bald
in
den Strassen
was man über ihn
sagte.
Antiochia die ängstlichste
jedes Gespräch über politische Dinge
und Persönlichkeiten schien gefährlich. Denn selbst
Leisetreterei;
wenn sie
Ohren kam, eine Anklage
auf Hochverrat herbeiführen, und dann hatte man
eine
:io
ganz unschuldige Äusserung konnte,
entstellt
zu
dem
erwarten,
Gallus
dass
presste, das der
erwünscht war.
zu
die
Folter
jedes
Geständnis
er-
Grausamkeit des unerbittlichen Richters
V. Die ronstautinisclie Dynastie.
128
Thalassius,
gegeben
war,
dem Caesar
<lor
über
liatte
zwar
ihn
Praefect
bei-
wieflerholt
bei
als
Constantins Klage gofiihrt; doch zu einer energischen
Zurechtweisung
Denn
er
koinite
zitterte
dieser
seiner Kreatur sich ffe^en ihn selbst
ein
nicht
sich
aufraifen.
dass der Caesarenwahnsinn
davor,
wenden und ihm
Und
neuer Usurpator erstehen könne.
:«
so
freilich
war der Beherrscher des Orients selbständig genug,
eine Erhebung versuchen zu können; doch der
um
furchtsame Gallus hätte sich niemals der Gefahr auseiner
gesetzt,
Augustus
sie
so
erdrückenden Übermacht, wie
ihm gegenüber
Auch
ento-eo-enzutreten.
beo;ing, hätte er nicht
besass, in offenem
Untaten, die
die
wenn
gewaat,
er
Kampf
täglich
er gemeint hätte,
dass Constantius ebenso für die Sicherheit seiner Unter-
tanen eintreten werde,
dass
fiberzengt,
sieh
Willkürakte
ersten
1.5
Hätte er
wie für die eigene.
seine
lo
sein
den
Zorn des Kaisers erregten, er wäre vor den späteren
zurückgescheut.
sicher
fürchtete
und
persönlich
sich
zu
So
von
Feiglinge gegenüber,
aber
sorgfältig
in
Trotz
reizen.
standen
denen jeder
andern
nahm,
ihn
Anklagen
des
Acht
aller
zwei
sich
den
20
Constantius seinen Caesar mit
Praefecten behandelte
katzeuhafter Freundlichkeit und gab ihm dadurch den
Mut, seineu Tyrannenlaunen
Zügel immer mehr
die
zu lockern.
Gleichwohl witterte
Gefahr
für
auch
sich
selbst
er
und suchte
schwächen, indem er dem Gallus das
die
in
der freundlichen
sie
Form,
abzu-
Doch
dass
er
über
ge-
von
aufrührerischen Geiste der Soldaten sprach und
sich stellte, als
lieben
wenn
er nur für die Sicherheit seines
Verwandten besorgt
sei.
Und auch
25
eine
Kommando
meisten Truppen des Orients entzog.
schah dies
dem
diesen
in
dass diesem
nur noch seine Leibgarden blieben, beruhigte die Angst
3o
4.
Constantius
deun
des Kaisers nicht;
ausgeschlossen,
5
freilich
war
es
Heere
des
Orients,
die
dass
129
Gallu.s.
nicht aus-
auch
wenn Gallus nicht mehr den Oberbefehl über sie
führte, ihm doch bei einer Usurpation zufielen.
Unterdessen war Thalassius gestorben, und als
im Sommer 354 sein Nachfolger Domitianus nach
Antiochia geschickt wurde, gab ihm der Kaiser den
Auftrag, er solle Gallus durch freundliche Überredung
zu bewegen
10
suchen,
dass
er
Westens komme, wo man ihn
das Hoflager des
an
leicht hätte unschädlich
macheu können. Doch wie gewöhnlich hatte Constantius sein Werkzeug schlecht gewählt; der neue
Praefect war ein rauher, offenherziger Mann, zur
Ausführung
15
eignet.
Anschläge
hinterlistiger
In Antiochia
angekommen,
gar
nicht
erfüllte
genicht
er
dem Caesar
dem Verwände eines
einmal die Pflicht der Höflichkeit, sich
vorzustellen, sondern blieb unter
Unwohlseins lange
wahrscheinlich
20
in
um
seinem Amtslokal eingeschlossen,
sich
zunächst über die Zustände
Da mag
des Orients zu unterrichten.
er
denn auch
von der Feigheit des Gallus gehört haben und zu der
Ansicht gelaugt sein, dass er sein Ziel
am
leichtesten
Als
durch schroffe Einschüchterung erreichen werde.
er daher endlich
25
wurde,
in das Consistorinm berufen
fuhr er ohne jede Einleitung mit
dem kurzen Gebot
zum Augustus, Caesar, wie es befohlen
wenn du zauderst, ich anordnen
werde, dass man dir und deinem Hofe die Verpflegung entziehe."
Nachdem er dies gesagt hatte,
heraus: „Reise
ist,
30
und
wisse, dass,
ging er hinaus und Hess sich trotz wiederholter Ein-
ladungen nicht wieder vor dem Caesar sehen.
durch
mit
militärische
Recht
erzürnt,
Bewachung,
Staatsgefangenen.
Seeck, Untergang
Da
stellte
ihn
Hier-
dieser
unter
behandelte
ihn
also
versammelte
der
Quaestor
der antiken Welt.
IV.
9
als
^-
130
Montius
Constaiitiiiisclie Dynastie.
r)if!
Angesehensten
die
ihnen vor,
stellte
dass
der
I.eihwüclitor
un«l
Verfahren gegen
solches
ein
einen Beamten, der keinem anderen (jericht als
des
Augustus
Auflehnnng
einer
unterstehe,
dem
gegen
diesen selbst gleichkomme; er forderte sie also auf,
dem
Befohl des Caesar
Zweifel war dies ein
und Gallus wäre
Disziplin,
in
er sowohl den Quaestor
da er
selbst über sie keine richterliche
Formen zu kümmern, war
und
nahm
lieber
stachelte
sie
Strassen,
und
aufgegeben
Fluss
als
Domitian
sie
Es
genügte,
Formen
dass
juristische
Gewohnheit,
Recht suchte.
Antiochias und
gegen
die
wider-
aus
iJ
Häusern,
ihren
unter ihren Fäusten den Geist
wurden
hatten,
o-eworfen.
allen
um
seine
rohen Misshandlungen durch die
unter
die
Leichname
die
eine
folo-te
Verratsprozessen gegen
die
sich
lo
zum Krawall w^illkommen war,
und
Montius
schleiften
Gewalt besass,
Die barbarischen Krieger,
auf.
denen jeder Anlass
rissen
Doch
nicht
Rede
eine
Beamten
spenstigen
auch den Praefecten,
er Rache, als dass er
durch
sie
als
daher die Truppen
Er versammelte
gegen die
seinem Hechte gewesen,
wenn
bei Constantius verklagt hätte.
Ohne
gehorchen.
zu
nicht
schweres Vergehen
>
Reihe
in
20
den
von Hoch-
Freunde der Ermordeten,
Hohn sprachen. Es
des Rechtes
Montius
unter
den
Händen
seiner
25
Mörder nach Epigonus und Eusebius geschrien hatte,
um zw^ei Männer, die zufällig diese sehr häufigen
Namen
trugen, aber gar nicht die wirklich Gemeinten
waren, nach grausiger Folterung
Auch
offen zur
jetzt
wagte Constantius
dem Tode
zu weihn.
nicht, seinen
Caesar
Verantwortung zu ziehen, ja den alten Be-
fürchtungen, die ihn daran gehindert hatten, trat noch
eine neue
hinzu.
Nachdem
Gallus
den
Oberbefehl
über die Heere des Orients hatte niederlegen müssen.
so
war
über-
ürsiciuus
Militum
Magister
deu
auf
er
131
Coustantius Gallus.
4.
gegangen, einen Veteranen aus Coustantius Zeit, der
tüchtiger Feldherr
anerkannt
als
sehr beliebt war.
5
bei
Musste
ihn beim Kaiser zu verdächtigen.
fürchten,
den
Soldaten
Dies gab seinen Neidern Anlass,
man
nicht
wenn im Orient kein Vertreter der
Gewalt mehr anwesend sei, Ursicinus zum
dass,
kaiserlichen
So wurde denn zuerst
dieser unter ehrenvollen Vorwäudeu an das Hoflager
nach Mailand beschiedeu, ehe man sich an Gallus
Augustus ausgerufen werde?
10
heranwagte.
Durch immer dringendere Botschaften wurde der
Caesar zu seinem Augustus geladen,
wenn
15
er
über
als
aber nicht
Schandtaten Rede
seine
man ihm
Vielmehr deutete
solle.
gern
ihm
an,
dass
seine
Gallien,
wo noch immer
sei die Hilfe
als
die
Germanen
sei,
des Mitregenten jetzt dringender nötig,
im Orient.
die
und
hausten,
Gallus
traute
diesen
heuchlerischen
Versicherungen nicht; sein Gewissen sagte ihm,
er
sie
Schwester zu um-
liebe
armen, von der er so lange getrennt gewesen
20
mau
jugendliche Übereilungen werde gelten lassen.
Constantius wünsche,
in
als
stehen
schwerste
Strafe
verdient
habe,
und
dass
jetzt
drängte ihm die Todesfurcht w^irklich den Gedanken
25
an eine Usurpation
legen hatte.
30
Doch
ihm früher sehr fern geihm der Mut dazu, uud es
auf, der
fehlte
war mehr als zv,'eifelhaft, ob die Soldaten, die ihn
weder liebten noch seinen Feldherrngaben vertrauten,
sich von ihm würden fortreissen lassen.
So entschloss
er sich denn nach langem Zaudern, dem Rufe zu
folgen, und sandte einstweilen seine Gattin voraus.
Sie, die durch ihr kühnes Einschreiten die Donauproviuzen vor Magnentius gerettet uud ihrem Bruder
erhalten hatte, besass so grosse Ansprüche an dessen
9*
^- r)ic Constantinisclie Dynastie.
132
man
Dankbarkeit, dass
Zorn
seinen
wurde
sie
würde
wolil hoffen durfte, sie
Doch
können.
liesiinftigon
unterwegs
von einem Fiefjer befallen und starb schon
in Bithynien,
ehe
auch nur die Hälfte der Reise
sie
So musste Gallus, auch dieser Für-
vollendet hatte.
Sprecherin beraubt,
Weg
den gefährlichen
in
5
halber
Verzweiflung antreten.
dem Zuge durch Asien
Als er auf
wieder
Mut.
alter Fröhlichkeit
dem
selbst
Denn
es
nahm
an den Circusspielen
Sieger den Kranz
Weiterreise
er
Constantinopel
In
wurde
er
unter
er
sogar
in
ohne dass
Bewachung
gehalten.
solange er den Truppen des Donauheeres nahe
war, erschien er
Erst
gefährlich.
dem
ängstlichen Kaiser noch
immer
Poetovio (Pettau)
schon
er
als
in
Eine Schar, die Constantius
Maske ab.
sorgfältig aus ihm persönlich verpflichteten Soldaten
zusammengesetzt hatte, empfing ihn hier und führte
ihn, nachdem mau ihm die Abzeichen der Caesarenwürde genommen hatte, als Gefangenen nach Pola,
wo
i&
man
ganz nah der italischen Grenze anlangte, warf
die
lo
und drückte
Auch auf der
nur heimlich und,
er
fasste
teil
aufs Haupt.
bemerkte,
mit
überall
empfangen wurde,
gewohnten Ehren
den
feige
einst
den jungen
schon
Wie
Purpurschuhe dem
hatte.
ereilt
Crispus
Siegeszeichen
ein
Kaiser
sein
20
Schicksal
wurden
seine 2»
nach Mailand überbracht,
der mit freudiger Erleichterung die Nachricht empfing,
dass er keinen Nebenbuhler
Auch
hierin
Gottes,
sieht,
und wie
sie nicht
Hatte er
ihm
sah
er
ein
mehr zu
fürchten habe.
neues Zeichen
der
Gnade
es scheint, hatte er anfangs die
Ab-
durch einen Eidbruch zu verscherzen.
dem Caesar bei
seiner
Erhebung zugeschworen,
nichts Böses zu sinnen, so wollte er dies wenigstens
soweit halten, dass er ihm das Ijeben schenkte.
Zum
3a
Constantius Gallus.
4.
Lügen war
er
133
zwar immer unbedenklich bereit gewesen,
Schwur hegte er um des zweiten
fromme Scheu, wievielmehr vor einem
aber vor jedem
Gebotes willen
In seinem Auftrage konnte daher noch der
falschen!
5
ihm mit neuen
der Gallus gefangen nahm,
Offizier,
Eiden versichern, dass ihm nichts Schlimmes weiter
geschehn
Doch der junge Bösewicht glaubte
an seine Rettung und sah dem Tode mit
solle.
selbst nicht
Als Abgesandte des
stumpfer Verzweiflung entgegen.
10
Constantius
ihn
Pola einem Verhör unterwarfen,
in
wusste er auf die Fragen,
warum
er den oder jenen
habe umbringen lassen, nichts Besseres zu antworten,
Constantia ihn dazu angestiftet habe.
als dass
elende Versuch,
15
alle
Schuld auf seine tote Schwester
neuem
abzuwälzen, erfüllte den Kaiser mit
er die Nachricht
Dieser
Als
Zorn.
davon empfing, Hess er sich auch
und
durch seinen Schwur nicht mehr zurückhalten,
erbärmlicher Angst
der schon wochenlang in
Gallus,
zwischen Leben und Tod geschwebt hatte, wurde auf
20
Auch über
seinen Befehl enthauptet (Ende 354).
seine
"Werkzeuoe, vor allem über die Soldaten, die sich bei
der
Ermordung des Montius und Domitianus hervor-
getan hatten, erging jetzt ein furchtbares Strafgericht.
Noch waren
25
die
beil
schon
Anhänger des
und HenkerFreunde des Gallus
Prozesse gegen
Magnentius nicht abgeschlossen,
gegen
wieder
die
als Folter
die
wüteten.
So war denn Constantius zum erstenmal voller
Alleinherrscher geworden, und sogleich erwies er
30
Gott,
der ihn
ohne
sein
dazu gemacht hatte, seine Dankbarkeit.
1.
Dezember 354,
also
dem
Verdienst und Würdigkeit
etwa
um
Denn am
dieselbe Zeit,
da er
jenen Eidbruch beging, erliess er ein Gesetz, das wohl
eine Art
Sühne dafür bieten
sollte.
Es verfügte, dass
V. Die Constaiitiiiisclio Dynastie.
13-1
alle
Tompel geschlossen
Darbringung heid-
die
uinl
nischer Oi)fer mit Enthau|)tinig und Konfiskatif)n
Vermögens
bestraft
werden
solle.
das unter den Kaisern, die ihm
Toleranz
schön
seinerseits
gepredigt
Irindlidi
rüstete
hatte,
Bauern zum
sind
Vielleicht
0])fer gefallen;
waren,
sich
festhielt,
heran,
obgleich
leicht
einige
arme
doch an den alten Adel
wurden, wenn
sie
wagten
sie
-i
vollem Umfange
ihm
des Senats, dessen konservativer Sinn noch meist
Väterglauben
so
jetzt
Allerdings fehlte
zu blutiger Verfolgung.
viel daran, dass jenes harte Gesetz in
ausgeführt wurde.
des
Christentum,
l);is
Beamten
sich die
selbst
am
lo
nicht
mit Strafe bedroht
den heidnischen Kultus duldeten.
Ebenso wurden die Führer der literarischen Bewegung
verschont, auch wenn sie sich, wie Themistius und
10
Libanius, ganz offen zur untergehenden Religion be-
kannten, ja der Kaiser selbst erwies ihnen die höchsten
Denn
Ehren.
er hielt auf Bildung
vor der Nachwelt
sich
decken,
fallen
wenn
wäre.
ein
mit
und
hätte gemeint,
ewiger Schmach zu be-
berühmter Redner durch ihn ge-
20
Es bewahrheitete sich eben wiederum,
immer unter einem despotischen Regiment persönliche Einflüsse mächtiger sind als Gesetze, und selbst
dass
der religiöse Eifer des Herrschers konnte daran nichts
25
ändern.
Desto freudiger bewährte
er
ihn
in
immer
er-
neuten Versuchen, die Einheit der christlichen Kirche,
die
der
Glaube
verhiess,
die
aber
in
der
rauhen
immer nur frommer Wunsch geblieben
Doch hier
war, mit Güte oder Gewalt herzustellen.
Wirklichkeit
stemmte
sich
ihm eine Macht entgegen,
der
das absolute Kaisertum nicht o-ewachseu war.
selbst
so
Fünftes Kapitel.
Der Kampf
um
die Glaubenseinheit.
Als durch die Kriegsdrohung des
schreckt,
orientalische
die
Constans
Geistlichkeit
der
ge-
Rück-
berufung des Athanasius und seiner Genossen zuge-
5
stimmt hatte (S. 84), war doch eine kleine Zahl von
Starrköpfen übrig geblieben, die lieber den Frieden
des Reiches, als ihren prinzipiellen Standpunkt opferten.
Etwa
dreissig Bischöfe
Synode
schreiben erlassen,
10
waren in Antiochia zu einer
und hatten ein Rund-
zusammengetreten
durch welches die Rückkehr des
Athanasius für widerrechtlich erklärt und alle Gemeinden der Christenheit aufgefordert wurden, ihm
die
Kommunion
Gregorius
tot
Da
zu versagen.
war, wählten
sie
gewissen Georgius, der einstweilen
35
ziehten musste, sein
Als dann der
Amt
Tod
in
sein
Gegenbischof
an dessen
freilich
Stelle einen
darauf ver-
xilexandria anzutreten.
des Constans im Orient bekannt
wurde, erwartete Athanasius das Schlimmste, und kein
Mittel
war ihm zu
Schrieb er doch
20
schlecht,
um
die
Gefahr abzuwenden.
sogar heimlich an Magnentius, den
Mörder seines Wohltäters, und suchte dessen Schutz,
der damals noch sehr wirksam erscheinen konnte, für
gewinnen. Die Truppen des Usurpators waren
nach Libyen vorgedrungen, hatten also einen Teil
sich zu
ja
des ägyptischen Sprengeis schon in Besitz
genommen
V. Die Constantinische Dynastie.
136
(S. 100);
war
begründet,
mitliiii
(lass
Andenken
zu stark,
er
des ermordeten
als
war
als
er
Pietät für das
die
noch
Bruders einstweilen
dass der Kaiser die Versprechungen, die
ihm gegeben
vielleicht
Magnontius
noch minder gefährlich,
Vielleicht
hatte.
ganz un-
sein alter Feind
dafür erwies sich
Constantius zunächst
gefürchtet
ihm
konnte
Gefallen
freilich nicht tun;
nicht
]']rwartuiii:,-
bald auch in Alexandria einziehu
sie
Diesen
würden.
die
auch
hatte,
scheute
gleich
er
hätte
mögen;
brechen
Aufstände,
die
neue
die
10
Verbannungen von Bischöfen hervorrufen mussten, und
wollte, während er von äusseren Feinden ringsum bedroht war, im Innern seines Reichsteils den Frieden
erhalten:
Folgezeit
beruhigte
jedenfalls
einen Brief, in
in
dem
seiner
er
Athanasius
er
durch
ihm versprach, ihn für
alle
Auf
dies
Stellung
zu
belassen.
ij
Kaiserwort gestützt, hielt der Bischof sich für völlig
sicher
und vergass
Christen,
lichste
dabei,
wie Constantius
dass für einen so
es
war,
auch
frommen
das
feier-
Versprechen ungiltig wurde, wenn es mit den
20
Forderungen seiner Religion nicht mehr vereinbar
Es kam nur darauf an, den Kaiser zu überschien.
dass
die Gebote Gottes einen Wortbruch von
zeugen,
ihm
forderten,
Schlacht
bei
und dies sollte schon gleich nach der
Mursa einem Gegner des Athanasius
25
gelingen.
V^'ährend sonst der lateinische Westen im Streite
gegen die Christomachen
fest
zusammenhielt,
hatten
zwei pannonische Bischöfe, die schon durch die Nachbarschaft ihrer Städte in
enger Verbindung standen,
Ureacius von Singidunum und Valens von Mursa, sich
den Eusebianern angeschlossen.
Reise
Sie hatten die weite
nach Tyrus nicht gescheut,
um
urteilung des Athanasius mitzuwirken,
bei
und
der Verals
diese
30
Der Kampf
5.
später
die Glaubeuseinheit.
wurde,
angefochten
teidigern gehört.
um
ihren
zu
Nachdem aber
ihren Gegner freigesprochen
137
eifrigsten
Ver-
das Concil von Serdica
und
die
Ankläger des-
mit dem Anathem belegt hatte, entzogen sie
dem Zorne des Constans, der sie mit Absetzung
selben
5
sich
und VerbaunuDg bedrohte, indem sie nach Rom reisten
und sich vor versammeltem Klerus feierlich dem
Spruche
verurteilten
10
Papstes
des
Urkunde
sie
die
Julius
eigenhändig
einer
in
unterwarfen.
Lehren des Arius,
schuldigungen, wegen deren
sie
Zugleich
geschriebenen
erklärten
alle
Be-
den Athanasius früher
für falsch und erlogen und traten
ihm in Kommunion. Doch als Constantius
in Pannonien eingerückt war, widerriefen sie diesen
Widerruf und kehrten zu der Partei zurück, der ihr
Ein
jetziger Herrscher seine Gunst zugewandt hatte.
so schimpflicher Doppelverrat würde heutzutage jeden
Mann von öffentlicher Wirksamkeit und vollends gar
einen Geistlichen moralisch vernichten; in jenem feigen
verurteilt hatten,
brieflich mit
15
20
Zeitalter
nicht
dagegen dachte man erbärmlich genug, ihn
nur mit der Furcht vor dem Kaiser zu ent-
schuldigen,
sondern
auch
den
Verrätern
wieder führende Rollen zuzuweisen.
sehr
bald
Ja der eine von
ihnen brachte es durch frommen Hokuspokus dahin,
25
dem
Constantius für einen Heiligen zu gelten, der in
unmittelbarem Verkehr mit der Gottheit stehe.
Dass die Entscheidungsschlacht gegen Magnentius
innerhalb seines Bistums stattfand, wusste Valens schlau
zu
30
benutzen.
Während
bei
Mursa
die
Soldaten
für
ihren Kaiser kämpften und fielen, kniete dieser meilen-
weit hinter der Front in einer einsamen Kapelle, und
der Bischof der Stadt half ihm beten.
nützlichen
Beschäftigung
war, erschien
dem
die
Als über dieser
Nacht hereingebrochen
A^aleus ein Ens:el
und verkündigte
]3S
\'.
ihm,
als
(lass
jener
der Sieg gewonnen
mit
sondern
anch,
Schlacht
entschieden
Kraft
die
lia))e.
um
nur.
«lass
werde,
Gebetes
Mann
von
die
dieser
5
aberglänbischen Kaiser
und gebrauchte
dies
so-
an der Partei, die ihm eine so schmach-
Unterwerfung aufgezwungen
volle
nifiit
seines
]*^in
dem
niusste bei
EinHuss gewinnen
grossen
gleich,
dass
dies sich später
begnadet
Oesicliten
liirnnilischen
W nndormacht
Da
sei.
glaubte Constantius
erwies,
walii-
Dynastie.
f'onstantiiii.s(;lie
I>i<"
seine
hatte,
Rache
zu nehmen.
lo
Sein erstes Opfer wurde Paulus von Constantinopel.
Schon gleich nach dem Tode des Constans hatten
Eusebianer neuen Mut gefasst;
bedrohten
sicht
die
sie
die
höhnischer Zuver-
voll
Orthodoxen, und es
ist
sehr
wahrscheinlich, dass hierdurch Reibungen hervorgerufen
15
wurden, die sich im Laufe der Zeit verschärften und
und
endlich in Tumulte
In
offene Gewalttat übergingen.
dessen
Constantinopel,
grossstädtischer
Pöbel zu
religiösem Aufruhr von jeher sehr geneigt war,
solche
Kämpfe
zuerst
Anlass gegeben haben,
Mal
starb,
schon
sehr
sein
Bischof
seinen
Verbannung zu
in die
wir Paulus
Mursa
ausgebrochen
mögen
und
zum
den
treiben.
Jedenfalls finden
nach
der Schlacht bei
bald
20
fünften
dem armenischen Cucusus, wo er kurz darauf
wie man wohl kaum mit Recht flüsterte, er-
in
25
mordet durch die Werkzeuge des Kaisers.
Unterdessen war jener Georgius, den das Concil
der Dreissig
zum Gegenbischof
des Athanasius ordiniert
am Hoflager des siegreichen Herrschers eingetroffen, um dort seine Sache zu führen.
Als gegen
hatte,
Ende 351
die
in
Sirmium unter den Augen des Kaisers
welche die Lehren des
Synode zusammentrat,
Photinns
verurteilen
stinimberechtio'tes
sollte
Mitoflied
(S.
114),
daran
durfte
teilnehmen,
er
als
womit
so
Der Kampf
5.
die
Zwar damals
die Glaubenseiulieit.
Bischofswahl
seiner
Giltigkeit
setzung des Athanasius zu brechen;
)
anerkannt
war.
wohl
noch
Constantius
beabsichtigte
139
eben erst gegebenes Wort dnrch die Ab-
sein
nicht,
um
ihm angemessen scheinen,
in
doch mochte es
Alexandria ein Doppel-
bistum zu dulden, damit auch diejenigen, w^elche sich
der starren Orthodoxie
eines
fernhielten,
Führers nicht entbehrten.
geistlichen
Eine neue Kirche, die er
dort erbauen Hess, näherte sich der Vollendung; dies
10
prächtige
Denkmal
Kirchen
der Stadt
seiner Frömmigkeit, das alle älteren
dem
Doch Athanasius, der
15
nahm
er
macht,
stiftet
um
überwiesen
Gieorgius
dies
übertraf,
sollte
werden.
ahnen mochte, baute vor
am
es
April 352
19.
Ganz ähnlich hatten
als
bei der Osterfeier in
es
die
Donatisten
hatte; damals hatte die rechtgläubige Geistlichkeit,
geduldig
ihr
hingenommen, und auch der Kaiser hatte
(III S. 33'J).
Doch seitdem waren
gefügt
mehr
als
liche
Krawalle so häufig gewesen waren, dass
sich
ge-
Constantin in Cirta einen Kirchenbau ge-
Volksaufstände zu vermeiden, diese Anmaassuug
sich
2')
weit
und stellte den Kaiser vor eine vollendete Tatsache.
Noch ehe das Gebäude fertig und eingeweiht war,
Besitz.
-'0
Umfang
an
wahrscheinlich
zwei Jahrzehnte vergangen, in denen kirch-
ganz an
loren hatte.
sie
mau
gewöhnt und jede Scheu davor ver-
Sogleich
Bischöfe zusammen,
trat
um
eine Anzahl orientalischer
den Übergriff des Athanasius
gegen ihn auszunutzen, was
um
so
mehr
Aussiclit auf
Erfolg hatte, als der Kaiser persönlich dadurch verletzt
-0
sein musste.
wagte man
Doch durch frühere Erfahrungen
nicht,
ohne die Unterstützung
belehrt,
Roms
vor-
zugehn, und richtete daher die Anklage zunächst an
den Papst.
Dieser hatte
sich
zwar auf die
war das geschehen,
früher
Seite des Athanasius gestellt; doch
V. Die C'onstantinische Dynastie.
140
als
der Unterstützung- des Constans für
or
Da
seinen Schützling sicher war.
Änderung
Und
dass
nach
den
schien auch
hatte,
nicht
rolitik
ausgeschlossen.
von
Beschlüssen
Serdica
die
obgleich sie sich ihnen widersetzt hatten,
Orientalen,
dennoch
seiner
und
er jetzt eitlen andern
Kaiser mit anderen Gesinnungen
eine
sicli
seine
Gewalt
richterliche
seinen Machtgelüsten schmeicheln
gegenkommen
musste
anriefen,
und ihn zum Ent-
geneigt machen.
Die Anklageschrift war an Papst Julius gerichtet;
denn im fernen Orient wusste man noch
er schon am 12. April 352 gestorben und
Liberius an
seine
günstig sein.
die
Mai
dieser
Hoffnungen der Ankläger nur
war vorher
Julius
22.
Doch
getreten war.
Stelle
Wechsel konnte für
am
lo
dass
nicht,
so
entschieden
für
i5
Athanasius eingetreten, dass er seine Stellung zu ihm
nicht
ändern
leicht
konnte,
ohne
päpstliche
seine
Autorität zu gefährden; sein jSachfolger dagegen hatte
keine Vergangenheit,
erlegte,
und konnte
und des
die
ihm Verpflichtungen
sich entscheiden,
heiligen Stuhles Nutzen
zurück,
die
Orientalen
sie
gegen ihn ebenso
so
mit
vielleicht
Rom
musste er fürchten,
würden,
aufsässig
schickte
das
sie
Dauer des
Er nahm
dass
gegen
Streites
daher
bytern nach Alexandria,
Rom
um
drei Pres-
den Angeklagten zur Ver-
zu laden.
Hatte Athanasius bisher in
30
Rom
und den Bischöfen
des Westens seine festeste Stütze gefunden, so schien
ihm
jetzt
25
das
ihm übertrugen, freudig an und
eine feierliche Gesandtschaft von
antwortung nach
wie
20
er
auf die Gemeinschaft
gar gewöhnten,
ganz zu verzichten.
Richteramt,
Wies
entsprach.
seinen Vorgänger, und bei längerer
sich
auf-
wie dies seinem
auch diese zu brechen.
nung, sich zu behaupten, beruhte
Seine einzige Hoffjetzt
auf den fana-
um
Der Kampf
5.
die Glaubenseinheit.
141
Volksmasseu, durch deren totverachteude
tisierten
sich Constantius vielleicht ebenso einschrecken
Wut
liess,
wie dies bei seinem Vater zu wiederholten Malen geDoch nur inmitten seines Heeres konnte
lunsren war.
5
er den
Kampf aufnehmen; um
halten
und,
es
So weigerte er
behrlich.
es schlagfertig zu er-
den Feind
gegen
nottat,
zu
seine Anwesenheit in Alexandria unent-
war
schicken,
sich,
Rom
nach
zu reisen,
Gegnern schutzlos ausgeliefert gewesen
wäre, und liess sich dafür von Liberius vou der
Kirchengemeinschaft ausschliessen. Wusste er doch,
wo
10
wenn
er seinen
dass es zur Zeit nicht auf den Papst, sondern nur auf
den Kaiser ankomme; erwies dieser sich versöhnlich,
Einstweilen berief
so war auch jener leicht gewonnen.
15
der
er
auf
sie
in
Synode der ägyptischen
eine
er
verlassen zu können.
um
sich
Achtzig Bischöfe traten
Alexandria zusammen und erklärten ihr Oberhaupt
natürlich für schuldlos.
20
unter
Geistlichkeit,
gründlich genug „gereinigt" hatte,
zugestellt
und etwa
von
Gesandtschaft
drei
abgeschickt,
Votum wurde dem
gleichzeitig
vier
alexandrinischen
um
Ihr
dort
am
19.
ägyptischen
an
Presbytern
die
Sache
des
Liberius
Mai 353 eine
und
Bischöfen
das
Hoflager
Athanasius
zu
vertreten.
Unterdessen hatte sich Constantius schneller, als
25
man
war
erwarten konnte, der Alpenpässe bemächtigt und
in Italien eingedrungen.
Als Magnentius in über-
stürzter Flucht Aquileja verliess,
werden seine Papiere
dort zurückgeblieben und so auch die Briefe, die Atha30
nasius an ihn gerichtet hatte, in die
gefidlen sein.
mittiert,
dass
Damit war jener
seine
Siegers
kompro-
Gesandten es gar nicht wagten,
und unverrichteter Sache
Und schon vier Ta2,-e nacli ihrer Ab-
vor den Kaiser zu treten,
heimkehrten.
Hände des
so unheilbar
V. JJic Coiislaiitinisclie Dynastie.
142
am
reise aus Alexandria,
herr
Montanas
hier
Mai 353, war der Kammer-
um
angehingt,
das
an
Verautvvortun«'-
23.
lloflai^er
Athanasius
al)zii
zur
Doch
führen.
hinterhältig, wie Constantius war, hatte er diese Yor-
hidung
nocli
Montanas
am
brieflich
diese
eine
in
Form
milde
sehr
gekleidet.
•''
erklärte, dass der Bischof selbst den Kaiser
ihm
Audienz gebeten habe
eine
jetzt bewilligt
behauptete
Athanasius,
geschrieben
haben;
zu
werden
niemals
einen
derselbe
und dass
Demgegenüber
solle.
Brief
solchen
müsse
von
irgend
lo
einem seiner Feinde gefälscht sein. Da also die Einladung des Kaisers auf einer falschen Voraussetzung
beruhe,
Hess
brauche
sich
zufrieden
nicht
er
durch
stellen,
zu
nicht
ihr
Montauus
diese
folgen.
schlechte
Natürlich
Ausrede
sondern verlangte Gehorsam
Doch während
für den Befelil des Herrschers.
ij
dieser
Yerhandluugen war auch das Volk von Alexandria
von der Gefahr seines Oberhirten unterrichtet worden;
es rottete sich
zusammen und nahm
eine so drohende
Haltung an, dass der Abgesandte des Kaisers
es ge-
20
raten fand, ohne Athanasius an das Hoflager zurück-
zukehren.
Hätte Constantius sogleich die Militärmacht einschreiten lassen
und den aufsätzigen Bischof zur ver-
dienten Strafe gezogen, so wären ihm schwere innere
Kämpfe
Doch der
erspart geblieben.
-'j
Zauderstrategie,
die sieh in seinem Feldzuge gegen Magnentius bewährt
zu haben schien, blieb er auch
Streite
treu.
Athanasius
Er hatte
niclit
in
seinem kirchlichen
Wort
zu dürfen.
der
geistlichen
Wäre
er
den
verpfändet,
wieder abzusetzen,
ohne Zustimmung
-brechen
sein
und glaubte
Autoritäten
schnell
es
nicht
und energisch
vorgegangen, so hätten diese, des kaiserlichen Schutzes,
den
sie
unter Coustans genossen hatten, beraubt und
so
Der Kampf
5.
um
die Glaubeuseinlieit.
143
durch seine glänzenden Siege erschreckt, wohl kaum
einen Widerspruch gewagt. Doch als er immer wieder
um
schüchtern
die
5
auf ihre
Bischöfe
immer zäher und
Um
10
gewinnen und zugleich dem
den Athanasius von
tun,
Denn
sein.
der
hatte
der Kirchengemeinschaft
ausgeschlossen; doch keiner der beiden
damit erreicht zu
Kampf-
yerstockter.
den Orient zu
siegreichen Kaiser einen Gefallen zu
Papst
alte
und wurden mit der
o-enossenschaft mit Athanasius
Zeit
besannen sich
ihre Unterstüzuug bat,
occidentalischeu
Zwecke schien
achtzig
orientalische
Bischöfe hatten sich für den Gebannten erklärt, eine
viel
15
grössere Zahl,
als
seine Übereilung
Stellungnahme
des
und wünschte
Athanasius
Anzahl
aus
ihrer
teilgenommen
und
den Marcellus
Presbyter
als
trauenswürdigen Glaubenszeugen
25
und Hessen
Aquileja
dem
diesen
eine
bitten,
zu berufen,
das,
sie
die
Sache
Urteil
einer
entsandten
eine
zwei
und den Yincentius
am
und daher
hatte
er
Er versammelte daher
Bischöfe,
Mitte,
von Capua, der
jede persönliche
indem
unentschieden
als
italischer
jetzt,
vermeiden,
zu
neuen Synode überwies.
20
augeklagt hatte,
vorher
ihn
und auch Constantius zauderte, seine Absetzung zu
vollziehen.
Da wurde Liberius stutzig; er bereute
nicänischen Concil
einen
für
galt,
sehr ver-
an den Kaiser
Yersammlung nach
an der Ostgrenze Italiens
gelegen, auch den orientalischen Bischöfen keine gar
zu weite Keise zumutete.
Xachdem ihm auch
30
der gallische Reichsteil
zu-
gefallen war, hatte Constantius sein Hoflager in Arelate
aufgeschlagen
und beging hier im Herbst 353
mit grossem Prunk sein dreissigjähriges Regierungsiubiläum,
Maouentius
das
zuo-leicJi
o-elton
als
konnte.
Feier
des
Sieo-es
über
Damit diesem Fest auch
V. Die Coustuiitinischc Dynastie.
144
die
Weihe
religiöse
nicht
fehle,
wird
er
auch Bischöfe dazu eingeladen haben, vor
jedenfalls
jenen
allen
Valens von Mursa, dessen Gebet, wie er meinte, die
Entscheidung
Krieges
des
scheint Vincentius,
hatte.
So
Arolate anlangte,
hier
herbeigeführt
er
als
in
5
schon eine Versammlung vorgefunden zu haben, die
als
Concil
Der
konnte.
gelten
Kaiser
fand
es
daher überflüssig, erst noch eine neue nach Aquileja
zu
berufen;
wenn
genugzutun,
dem Wunsche
meinte
er
er
des
anwesenden Bischöfe zum
die
zusammentreten
Gericht über Athanasius
Liberius
lo
Von
liess.
den Anschuldigungen, wegen deren er in Tyrus verurteilt
worden war, hatten ihn die Occidentalen in
und dass sie ihre damalige
Serdica freigesprochen,
Entscheidung widerriefen,
muten.
Doch was
liess
jetzt vorlag,
ihnen
sich
kaum
zu-
15
waren nicht jene ver-
jährten Anklagen, sondern der erst kürzlich entdeckte
Hochverrat,
den
Mao-nentius
beo-angeu
seine Korrespondenz
er durch
hatte,
und
brechen milde zu behandeln, konnte
wagen,
als
Usurpators
wurden.
schwer,
solches
mit
Ver-
man umsoweniger
20
eben damals die weltlichen Anhänger des
dutzendweise
Gleichwohl
einen
als festeste
ein
Mann
fiel
zu
zur
es
Schlachtbank
geführt
den orthodoxen Bischöfen
verurteilen,
der sich
immer
Schutzwehr gegen die Christom achen des
Orients erwiesen hatte.
gewinnen, indem
Sinne stellten
sie
sie
25
Sie versuchten daher Zeit zu
das Concil sprengten.
In diesem
den Antrag, dass keiner über Atha-
nasius zu Gericht sitzen dürfe, der nicht vorher seine
unbedingte Zustimmung zu
erklärt habe.
Aber
dem Bekenntnis von Xicaea
Valens lehnte dies ab,
indem
er
darauf hinwies, dass zur Zeit nicht die Glaubensfrage,
sondern nur die Schuld des Hochverräters zur Discussion
stehe,
und
da
Constantius
ihm zustimmte.
30
fügte
man
um
Der Kampf
5.
nicht,
]45
Abgesandte des
sich; selbst Vinceiitius, der
weigerte sich
Papstes,
die GlaubeDseiolieit.
das Yerdaniniungsurteil
Nur Paulinus von Trier widersetzte sich und wurde dafür in die Verbannung geschickt.
Der Kaiser erliess ein Edikt, das die Unmit zu unterschreiben.
•"'
beständigkeit des Liberius tadelte,
Christenheit aufforderte, sich
alle
Bischöfe der
dem Spruch
der Synode
durch schriftliche Erklärung anzuschliessen, und jeden,
der diesem Befehl
10
nicht
nachkam,
Gesinnungs-
als
genossen des Hochverräters mit A^erbannung bedrohte.
Nach Recht und Sitte jeuer Zeit war hiergegen
und doch beging der Kaiser eine
nichts einzuwenden,
Tu die Schuld des einen Sünders,
grosse Torheit damit.
werden
der bestraft
15
musste
und schon laugst
hätte-
Dutzende von Un-
bestraft sein sollen, verwickelte er
schuldigen und rief damit in der ganzen Christenheit,
der
sie
baren
als
fromme Märtyrer erschienen, einen
Hass
gegen
sich
Denn
hervor.
furcht-
dass
viele
Bischöfe und nicht die schlechtesten seinen Drohungen
20
widerstehen und ihre Zustimmung für das Urteil gegen
Athanasius weigern würden, konnte
voraussehen.
Dieser behauptete
man
ja,
mit Sicherheit
dass seine Briefe
Magnentius von seinen Feinden gefälscht seien,
und auch wenn sie echt waren, würde sein Vero-ehen,
so schwer es im staatlichen Sinne war, doch für die
an
2j
geistliche
Auffassung gegenüber seiner tatenfreudigen
Rechtgläubigkeit
indem
sehr
die Synode,
leicht
die
gewogen
haben.
über ihn zu Gericht
Und
sass,
es
ablehnte, sich zur nicänischen Glaubensformel zu be30
kennen, hatte
des Arianisnms schwer verdächtig
sie sich
gemacht, und dies musste auch ihr Urteil
erscheinen
Alexander
lassen.
als
Von den
Geistlichen,
Genossen des Arius
hatte, lebten einzelne
Seeck, Untergang
noch
in
der antiken Welt.
als parteiisch
in
die
schon
den Bann getan
Aloxandria und leiteten
IV.
10
]4ß
\-
I'it'
Constantiiiisrlio Dynastio.
dort eine, kleine (iemeiiide,
die
die
diireli
liitoloraii/.
des Athanasius zu einer soliismatischen geworden war,
nnd
Biscliof ersetzen sollte, brieflich
Damit war
nion getreten.
Setzung
nach
Athanasius
des
Anschauung
der
in
ver-
Kommu-
es bewiesen, dass die
Ab-
^
Aufnahme der Arianer
miisste, was
die
katholische Kirche
die
in
Ketzern war Georgius. der den
mit diesen
nrteilton
herbeiführen
Occidentalen
aller
fast
die
öemeinschaft der Heiligen aufs Unwürdigste befleckt
war eine Frage von
So
hätte.
lieber Natur, ob
ein
rein
kriminalrecht-
des Kaisers offen Trotz zu bieten wagte,
Verbannung
gestempelt., und
der
"J
Hochverräter, der den Befehlen
verdiene,
dies
zur
die
Strafe
.Glaubensfrage
zwang auch
den
Pajist,
ument-
schiedener, als er es bisher getan hatte, zu ihr Stellung
i',
zu nehmen.
Nachdem ihm
geworden war,
in
dem
Edikt
vou Arelato
christliche
bekannt
den Kaiser,
richtete er einen Brief an
dessen
er
das
Gesinnung mit hohen
Worten ])ries, sein eigenes Verhalten entschuldigte
und vorsichtig vermied, irgend eine Meinung über
Schuld
oder
Unschuld
Nur darauf wies
und
Richtern
des
zu
äussern.
dass von dessen Anklägern
er hin,
mehrere,
Athanasius
namentlich
auch
der
neue
Bischof von Alexandria, im Verdachte des Arianisnuis
ständen,
Spruch
sei.
und deutete damit schüchtern
der Synode
an,
dass
2:.
der
von Arelate nicht unanfechtbar
Nicht nur wegen der Anklage gegen Athanasius
habe er den Kaiser
um
die
Berufung eines Concils
gebeten, sondern auch weil Fragen von noch grösserer
Wichtigkeit, vor allem die Stellung der Bischöfe
nicänischen Glaubensbekenntnis, zu beraten seien.
die Entscheidung hierüber
sei,
20
könne
in Arelate
zum
])a
zurückgewiesen
er seine Bitte durch die dortige
Versamm-
:w
Der Kampf um die Glaubenseinheit.
5.
luiig nicht als erfüllt betrachten,
147
sondern müsse noch
dringender darauf zurückkommen.
Dieser Brief zeigte dentlich, dass
dem Papst
nicht
an der Person des Athauasius gelegen war, sondern
''
dass er nur die Gemeinschaft mit Ketzern, die der
Westen immer
verbrecherische Gotteslästerer be-
als
vermeiden
trachtet hatte,
mit
das Einverständnis
so viel daran, nicht zu
10
zu treten, dass er die Bitte des Liberius ohne Weiteres
Zwar
wenn
erfüllte.
beruhigt,
vollstreckt
hätte
dabei
hätte;
und
man
nur
die
Glaubensfrage
die
Überzeugung gewonnen
fest
entschlossen
sei,
vorgelegt
hätte,
dem
ersten Bischof der Christen-
eine
grosse
Kirchenversammlung für
und behandelte, bis
Mailand
von Arelate
stellte
damit
Er berief
das Jahr 355
schon Errungene wieder in Frage.
hatte, die Beschlüsse
Kaiser
Doch Con-
alles
nach
der
dass
Ernst zu machen.
noch entgegenkommender zeigen und
heit
25
dieser ohne Zweifel
die Sentenz gegen Athauasius gleich
worden wäre und man dem neuberufenen
stantius wollte sich
20
sich
auch diese hätte sich leichter lösen lassen, wenn
Concil
1.''
Offenbar suchte er
wollte.
dem Kaiser, und diesem lag
dem Stuhle Petri in Gegensatz
gesprochen
sie
als nicht
vorhanden.
Weder wurde Athauasius abgesetzt, noch ging man
dem Edikte gemäss gegen die Bischöfe vor, die
seiner
Verurteilung
ihre
Unterschrift
versagten;
ja
Paulinus von Trier wurde sogar aus der Verbannung
zurückberufen,
an <lem
30
um
als
Constantius
eine
zu
machen
schaffen
Wunsch
stimmberechtigtes
Mailänder Concil teilzunehmen.
des
Opposition,
IJborius,
sollte,
der
die
und
für
ihm
noch
musste
diesen
Mitglied
So stärkte
doch
der
viel
den
bedeut-
samste war, die Entscheidung der Glaubensfrage, unerfüllt lassen.
lü*
1
Die Constantiiiisclie Dynastie.
V^
|H
Denn
das
als
mehr
als
unter
ihnen
in
(Joiicil
der stattlichen Zahl von
dreihundert Biscliöfen zusammentrat, fehlte
Valens
aucli
seinen
beheri-schenden
immer
die
Ansieht
vertreten,
machte wieder
und
nicht
geltend.
]*jinfluss
dass
Er hatte
Arianer
die
als
''
Angehörige der rechtgläubigen Kirche zu betrachten
und musste
seien,
meinung
daher Jeder Formulierung des
sich
widersetzen,
(Jlaubens
christlichen
Da
ausschloss.
nun
die
für
eine
occidentalischen Bischöfe, welche in der
Lehr-
ihre
andere
die
Versammlung
'o
eine erdrückentle Mehrheit bildeten, nicht zu gewinnen
waren, bestand er auch
Mailand darauf, dass nicht
in
das (jllaubensbekenntnis,
sondern nur die Schuld des
Athanasius zur Beratung stehe, und
ganz
Denn war
politisch.
handelte damit
der ('horführer
erst
dei'
i.'<
starren Orthodoxie beseitigt, zugleich die Bischöfe ab-
ihm
gesetzt, die an
die
sal
man
nicht
festhielten,
und durch
ihr Schick-
übrigen genügend eingeschüchtert, so durfte
hoffen,
auch eine tolerante Glaubensformel
dass
mehr auf erheblichen Widerstand
stossen werde.
20
So wiederholten sich denn die Vorgänge von Arelate:
wieder
Bischöfe
forderten
nicänische
Einzelne,
alle
anwesenden
der
durch den Einfluss des Valens zurückgewiesen.
dies
Aber da man schon
als
dass
Abstimmung über Athanasius das
Bekenntnis unterschrieben; wieder wurde
vor
die
-^''
Berufung des neuen Concils
schwächliche Unentschlossenheit des Kaisers aus-
legen konnte,
war diesmal
und mutiger.
Und
sius,
die 0])position
viel
lauter
der Bischof von Mailand, Diony-
der auch zu ihr gehörte, w^isste die Bevölkerung
der Stadt so zu fanatisieren, dass
heit des Concils
besorgt wurde
ratungen aus der Kirche
Kaiserpalast
verlegte.
in
man
für die Sicher-
und daher seine Be-
den
Constantius
besser
hatte
geschützten
nicht,
wie
-o
um
Der Kampf
5.
sein Vater in Xicaea, die
um
sondern
stattfanden,
Da
sie
hörte
er
dies
mehr,
sius fast
late
selbst geleitet,
ihnen,
man
als
einem Vorliang
hinter
seine
das
Behausung
seiner
in
Grausamkeit kannte,
Eingreifen
tätioe
seines
So wurde denn auch diesmal Athana-
milden Vaters.
10
aber jetzt
verborgen, zu, und weil
wirkte
Verhandlungen
149
ihre Unabhängigkeit zu betonen, sich ihnen
ferngehalten.
j
die Glauheiiseinheit.
einstimmig verurteilt; aber während in Are-
nur ein Bischof zu widersprechen wagte, mussten
diesesmal
schon
und
werden,
vier
da
die
in die Verbannung geschickt
Bestimmung des Ediktes jetzt
erneuert wurde, folgten ihnen noch mehrere andere,
weil
sie
ihre
Zustimmung verweigerten.
schriftliche
Zu den Verbannten
ly
gehören.
anullierte
bald
sollte
Constautius
Als
das
auch
Liberius
arelatensische
und den Prozess des Athanasius
in
Urteil
Mailand
ganz von vorne beginnen Hess, hatte er mehr getan,
als
der Papst zu fordern
gewagt
20
hatte.
Wünschen
auch
oder
nur zu
hoffen
Ein Kaiser, der seinen unausgesprochenen
so bereitwillig
entgegenkam, musste ihm
als
der gehorsamste Diener des Stuhles Petri erscheinen.
Umsomehr war
er
enttäuscht,
die Glaubensfrage,
als
Lösung er vor allem gedrungen hatte,
wieder von der Tagesordnung verbannt wurde und
alles sich in Mailand wiederholte, weswegen er das
auf deren
25
Concil von Arelate verworfen hatte.
schrieb
der
er
Im
ersten Zorn
an die Bischöfe, welche die Anerkennung
nicänischen Formel
beantragt
hatten
und dann
mit A^erbannung bestraft waren, einen Brief, in dorn
30
er sie zu ihrem
Hoffnung
Martyrium beglückwünschte und die
aussprach,
dass
werde, es mit ihnen zu
eignisse bewiesen haben,
auch
teilen.
war
er
Wie
bald
gewürdigt
die späteren Er-
diese Freudigkeit,
sein
glänzendes Bistum aufzuopfern, keineswegs ernst ge-
V. Die Constantinische Dynastie.
150
meint.
T^iberiiis
jener Brief
zu
schrecken
indem
wohl
hoffte
mir,
er sich
flem
zu den Überzeugungen der ver-
offen
bannten Bischöfe bekannte und
heraufbeschwor,
über sich
Kaiser,
«Ion
unbekannt bleiben konnte, dadurch
und zur Umkehr zu bewegen. Denn
niclit
selbst
ihr
er
jenen
stellte
Schicksal
vor
">
die
Notwendigkeit, ihnen entweder ihre Strafe zu erlassen
oder auch ihn selbst ebenso zu bestrafen, und aus der
ganz übertriebenen Nachgiebigkeit des C'on-
früheren
stautius
hatte
mit Unrecht den Schluss ge-
er nicht
zogen, dass dieser zu abergläubisch
sei,
um
sich
lo
an
der Person des Nachfolgers Petri zu vergreifen.
Was
folgte,
ihn in dieser
sollte
Meinung nur be-
Eusebius, der Hofeunuche und vertrauteste
stärken.
Ratgeber des Kaisers,
ein reiches
Geschenk
kam
selbst
nach Rom,
Wahrscheinlich war er
vom Hoflager
abgereist,
um
er jedenfalls,
hoffte
seine Unterschrift zu
die
ehe
Gunst des Papstes bewarb,
versöhnlich zu stimmen und
ihn
Aus den Be-
des Kaisers schloss Liberius, dass
brauche und fürchte, und spielte mit
um
man
ihn
so grösserer
Er lehnte es ab, sich von
Constantius beschenken zu lassen, und als Eusebius
die Gaben beim Grabe des heiligen Petrus niederlegte,
Sicherheit den Verletzten.
erteilte
er
dem Küster
geduldet habe, und Hess
einen Verweis,
sie entfernen.
weil
Dann
er
dies
das Vorgehen des Mailänder Concils beschwerte und
Zustimmung entschieden verweigerte.
Schon früher haben wir dargelegt, wie Constantius
seineu Sieg über alle Usurpatoren
als eine
2.5
schickte
er eine Botschaft an den Kaiser, in der er sich über
seine
20
den Beschlüssen des Concils zu
erlangen, erreichte aber das Gegenteil.
mühungen
15
Denn indem
jener Brief dort bekannt geworden war.
Constantius sich so
um ihm
für seine Kirche zu überbringen.
besondere
so
um
Der Kampf
5.
die Ghuibeuseinlieit.
151
Gunst seines Gottes betrachtete und sich seitdem für
dessen auserwähltes Rüstzeug hielt (S. 118). Er hörte
es gern,
wenn man
„Königs
5
ihn nach Analogie des persischen
Könige"
der
den
„Bischof
Eben
der Kirche wieder herzustellen.
Überzeugung
bei
Glück gehabt
jetzt hatte diese
ihm eine weitere Stütze gewonnen,
da er wenige Monate nach
10
Bischöfe"
der
nannte, und hielt sich für berufen, die gestörte Einheit
eine
hatte,
dem Mailänder
Concil das
neue Usurpation, die
sehr
gefährlich schien, den Aufstand des Silvanus in Gallien,
dem
von
wir
noch berichten
später
raschend schnell und
fast
werden,
über-
ohne Blutvergiessen nieder-
Die schroffe Ablehnung des Liberius, dem
zuschlagen.
entgegengekommen war, erfüllte ihn
daher mit wildem Zorn. Er schickte dessen Abgesandte
in die Verbannung, ja den einen derselben, den Diakonen
er so freundlich
15
Hilarius, lies er vorher auspeitschen, weil er als ver-
trauter Diener des Papstes diesen nicht besser beraten
Dann erging
von Rom, Liberius
habe.
20
damit
der
Doch war
um
Kaiser
die
der Befehl an den Stadtpraefecten
selbst
ihn
nach Mailand zu schaffen,
persönlich
Bevölkerung schon
Aufstände
zu
vermeiden,
könne.
bearbeiten
so erregt, dass,
sich
heimlich
in
man,
der
Stille der Mitternacht des Bischofs bemächtigen musste.
2.")
Nachdem
er
gegen Ende 355
am
war, verhandelte Constautius zwei
Hoflager angelangt
Tage mit ihm; doch
Liberius war schon zu weit gegangen,
um
ohne
Gefährdung seines Ansehns zurückzukönnen.
tötliche
Da
alles
Zureden vergeblich war, verwies ihn der Kaiser nach
30
Beroea
in
Herzens.
Thrakien, wahrlich nicht gern und leichten
Wie
es
heisst,
bot
zuerst er
selbst,
dann
durch seine Gemahlin und endlich durch den Eunuchen
Eusebius dem Bischof die
Solidi
stattliche
Summe
(6345 Mk.) für seinen Unterhalt
in
von 500
der Ver-
Die Constiintiiiisclie Dynastie.
V.
152
bannung an; doch
Er brauchte sie
dieser wies
nicht
si(!
dreimal stolz
anzunehmen;
denn
/jiriick.
dass ihnen von allen Seiten
gross,
Doch
strömten.
Be-
die
war
geisterung für die geniaassregelten Bischöfe
Gaben
reiche
so
zu-
zeigt jene zudringliche Freigiebigkeit,
^
dass Constantius immer noch nicht darauf verzichtete,
Beide Tcilf
den Paj)st frcundlicliei" zu stimmen.
waren schwaidcend und nachgiebig gewesen: infolgedessen hatten beide auf die Schwäche des Gegners
vertraut und hatten sieh, dadurch verführt, soweit vor-
gewagt,
Weg
dass keiner von beiden den
lo
des Rück-
zugs zu finden wusste.
Rom
Als die Nachricht des Geschehenen nach
ge-
langte, leistete dort der ganze Klerus vor versammelter
Eid, bei Lebzeiten des Liberias keinen
Gemeinde den
1.0
anderen Papst zu dulden; aber schon nach wenigen
Monaten,
als die erste Hitze
Der
o-ebrochen.
älteste
verraucht war, wurde er
Diakon Felix
durch
liess sich
Acacius von Caesarea, den Nachfolger und Gesinnungsgenossen des Eusebius, zum
und
die grosse
Bisc'liof
verbannten Hirten
Doch das Volk
fest.
Um
musste die Ordination nicht
im Kaiserpalast vollzogen
Während man
seine
am
die
so mit eiserner Strenge
25
gegen die
hatte dieser selbst
seinem Bistum zu behaupten vermocht.
scheint
gegen ihn getan zu haben,
staatlichen
Bischof von
an seinem
zu vermeiden,
und auch später
der Felix anwesend war.
Nach dem Concil von Arelate
nichts
20
geweihten Orte, sondern
Anhänger des Athanasius vorging,
in
hielt
Wut
werden,
besuchte es keine Kirche, in
noch
weihen,
Mehrzahl der städtischen Geistlichkeit
unterwarf sich ihm.
sich
Rom
von
Kornlieferungen,
Alexandria
die
man
ausser
weiter
dass
Constantin
zum Zwecke
man
dem
der Almosen-
verteilun^ zugewiesen hatte, seiner Verwaltung entzog
so
5.
Der Kampf
um
die Glaiibenseinlieit.
153
und auch arianischo Arme unter die p]mpfänger aufnahm. Damit glaubte man ihm ein Machtmittel zu
um
nehmen, gewährte ihm aber nur eine Handhabe,
den orthodoxen Pöbel, der seines gewohnten Unter5
haltes
teils
schon beraubt
war,
es
teils
Zeit fürchten musste, zu noch wilderer
als
uach der Entscheidung von Mailand Ende
August 355 der Notar Diogenes
10
um
Alexandria anlangte,
in
Doch Athanasius
ihn aus der Stadt zu entfernen.
liess
nächster
8o stand das Heer des Bischofs kampf-
entfiammen.
bereit,
in
Aufregung zu
sich vor
dem Abgesandten
des Kaisers gar nicht
sehen, sondern übertrug seinen Knüttelschwingern die
Unterhandlungen.
eine Kirche in Besitz
15
unterstützt
am
Diogenes
Als
nehmen
4.
September
musste er
wollte,
sie,
von dem Officium des Praefecten, wahr-
Juden und Heiden, im
Sturm erobern. Vier Monate setzten sich diese Kämpfe
fort, ohne dass er den Bischof zum Weichen brachte,
scheinlich auch von Arianern,
erkannte und am
Aber der Triumph
des Athanasius sollte nur wenige Tage dauern; endlich
hatte sich der Kaiser zu dem entschlossen, was schon
vor Jahren hätte geschehn müssen.
Auf die Berichte
bis der
20
23.
des
25
Notar sich endlich
Dezember Alexandria
Diogenes
hatte
als besiegt
verliess.
durch
er
andern
einen
Notar
namens Hilarius den Befehl geschickt, dass die bewaffnete Macht einschreiten solle.
Das Unternehmen
schien
so
gefährlich,
dass
der
Dux
Syrianus
alle
Truppen Ägyptens vor Alexandria zusammenzog, ehe
er
öo
am
6.
Januar
35(5
in
Begleitung des Hilarius
in
die Stadt einmarschierte.
Jetzt zog Athanasius mildere Saiten auf; er suchte
nur noch Zeit zu gewinnen, und dies wurde ihm durch
die
Unentschlossenheit des Syrianus
erleichtert,
der,
wahrscheinlich auch hierin den Anweisungen des Kaisers
^- I^ic ('oiistiiiiliiiisclie Oyiiaslio.
154
f()lj4oml,
nach Mögliclikeit Blutvcrglessen zu vermeiden
So Hess er
wünschte.
Vorgehen zu
zn einem energischen
haniihmgon mit dorn Bischof
nur
i\cn
Anhang
l)enutz('n,
auf Unter-
und ermutigte dadurch
ein
Denn da man den Feld-
desselben.
und schwanken
horrn zaudern
den ersten Sclirecken
sich, statt
Hoffnung fassen, dass auch er
sali,
sich
konnte
man
5
die
durch das Gebrüll
Menge schrecken lasse und von seiner
Athanasius
Macht keinen Gebrauch macheu werde.
erklärte, durch den Brief, den der Kaiser ihm nach
der gläubigen
dem Tode
lo
des Constans geschrieben habe, sei ihm die
dauernde Behauj)tung seines Bistums zugesichert und
angewiesen, sich durch keine Drohungen
Gegner einschüchtern zu lassen (S. 136). Dieser
schriftliche Befehl könne nur durch einen andern schrifter zugleich
seiner
liehen
widerrufen
Befehl des Kaisers
man ihm
einen solchen vorlege,
sei er bereit
zu weichen.
Er wusste wohl, dass diese Bedingung nicht
erfüllt
Hilarius seine Aufträge nur
münd-
werden konnte,
lich
empfangen
Aveil
hatte.
Als dies ihm vorgestellt wurde,
oder
dem
Praefecteu,
20
dem
verlangte er eine schriftliche Beglaubigung von
Dux
if)
wenn
werden:
dass der Kaiser ihr Vor-
auch dies konnte
ihm nicht gewährt werden, weil Constantius ja weder
gehen mündlich
mit
dem
autorisiert habe; aber
dem andern gesprochen
einen noch mit
sondern nur mit
dem
Notar.
Durch
die ganz berechtigt schienen,
hatte,
25
solche Forderungen,
aber, wie er sehr
wohl
wusste, unerfüllbar waren, schleppte er die Verhand-
lungen volle
zehn
Tage
Inzwischen
hin.
hatte
die
orthodoxe Geistlichkeit der Stadt neuen Mut gefasst,
Das Presbyterium,
begleitet
von
einer
ungeheuren
Volksmenge, erschien vor Syrianus und ersuchte
eine
Gesandtschaft an
den Kaiser zu gestatten
deren Erfolg abzuwarten.
Und
ihn,
und
wirklich Hess er sich
so
um
Der Kampf
5.
die Glaubenseiuheit.
15o
einschüchtern und erklärte sich bereit, nichts zu unter-
nehmen, ehe
eingetroffen
schriftlicher
Da
sei.
vom Hoflager
Zeit in dem fernen
Befehl
dieses sich zur
befand und der Seeverkehr durch den Winter
]\Iailand
j
ein
unterbrochen
konnten so für Athanasius lange
war,
Aber da der Dux den Übermut des Pöbels von Tag zu Tage wachsen sah, wurde
ihm sein Versprechen leid; schon nach dreiundzwanzig
Tagen beschloss er, es zu brechen und sich der Person
Monate gewonnen
10
Wie
des Bischofs zu bemächtigen.
den Liberius aus
als er
hielt,
Rom
der Stadtpraefect,
am
8.
die Mitternacht.
Februar eine nächtliche Andacht
mit nicht weniger als
umstellte er die Kirche
Während man
5000 Mann.
auch
entfernte, so wählte
Ausführung seines Vorhabens
er zur
Als Athanasius
1j
sein.
Türen
die verschlossenen
thronte jener inmitten der dichtgedrängten
einschlug,
Gemeinde
stolz
auf
seinem
Bischofsstuhl
und
Hess
dnrch einen Diakon den 13G. Psalm vorlesen, das Lob
des Herrn „der Pharao und sein Heer ins Schilfmeer
20
stiess,
denn seine Güte währet ewiglich; denn er dachte
an uns, da wir unterdrückt waren, denn seine Güte
währet ewiglich; und erlöste uns von unseren Feinden,
denn seine Güte währet ewiglich." Der ungeheuren
Übermacht gegenüber scheint er auf gewaltsamen
25
die
später
Orthodoxen triumphierend einige Leichen vor und
stellten sie,
aus;
falls
um
die
Aufregung zu schüren,
öfPoutlich
aber da sich auch weibliche darunter befanden,
werden
30
Zwar wiesen
Widerstand verzichtet zu haben.
sie
wohl im Gedränge erstickt
konnte Syrianus behaupten,
seme Soldaten
bestärkte
das
gefallen
Aber dass
sei.
Volk nur
in
dass
der
machen.
Die Gemeinde
von
er
Meinung,
Vater, so fürchte sich auch Constantius,
.Teden-
sein.
keiner
durch
dies
wie
tat,
sein
Märtyrer zu
Alexandria
hatte
die
V.
156
f'oiistaiitinisclie
im Getüniinel
der
seitdem versteckt
hielt,
Kundige
wenn
Atlianasiiis
war
eiitkominen
sich
iiinl
Verborgen-
Acn Kaiser.
Die höchst
Argumente derselben, deren Nichtigkeit
sophistischen
jeder
uii<!
richtete ans seiner
heit eine Verteidigungssclirif't an
freilicii
Dynastie.
einen Protest zu erhissen,
Küliiilieit,
selbst,
[>i('
durchschauen
leicht
keinen andern Zweck haben,
als
musste,
dem
'>1
konnton
Constantius,
er selbst den Kajnpf aufzugeben wünschte, seinen
Doch erwies
Rückzus: zu erleichtern.
man
ganz so schwach, wie
es die Presbyter,
er sich
gehofft hatte.
nicht
Zwar wagten
lo
noch vier Monate lang die Kirchen
zu behaupten und im Sinne des Athanasius ihre Gottesdienste zu halten, aber als
am
gekommen war und
Praefect
Juni 350 ein neuer
10.
mit ihm ein neuer Feld-
der energischer war als Syrianus,
herr,
ihnen bald gewaltsam
entrissen,
und
am
24.
wurden
sie
hielt Cieorgius als
Bischof seinen Einzug in Alexandria.
Doch vermochte
er
In der Kirche selbst
dem
sieh
wurde
nur kurze Zeit zu halten.
ein Angriff auf ihn gemacht,
nur unter dringender Lebensgefahr entging,
er
und schon
am
2.
is
Februar 357
Oktober 358 musste er
wiederholten Aufständen weichen.
20
den immer
Wieder bemächtigte
und behielt
sich die Partei des Athanasius der Kirchen
mehr
nachdem
sie
wagte
als
zwei Monate in ihrer Gewalt; aber auch
sie
durch die Truppen daraus vertrieben war,
sich
überliess
Georgius nicht
ihre
Geistlichkeit.
in die'Stadt zurück,
kirchliche Verwaltung seiner
Alle
diese
25
sondern
niederen
Unruhen, bei denen
ohne
Zweifel viel Blut vergossen wurde, scheint Athanasius
aus seinem Versteck angestiftet und geleitet zu haben;
denn er
blieb in Alexandria oder kehrte doch bald dahin
zurück, ohne dass
man
seiner habhaft
Während
der
streitbare
so
Absetzung die Flamme
werden konnte.
Bischof trotz
seiner
des kirchlichen Aufruhrs
immer
so
5.
Der Kampf
um
157
die Glauben.seinheit.
zu üähreii wusste, hatte der schwäcliere Liberias den
Kampf
schon
Am
aufgegeben.
Mai 357 waren
22,
zwanzio- Jahre veroano-en, seit Constantius durch den
Tod
•>
seines Vaters zur selbständigen Herrschaft gelangt
Als Sieger über
war.
Feinde, die geistlichen
alle seine
wie die weltlichen, wollte er den Tag durch prunkende
Festlichkeiten feiern, und zwar sollte dies in der Haupt-
geschehn, die er noch nie besucht
stadt des Reiches
Auf goldenem, mit Edelsteinen geschmückten
Wagen, umgeben von auserlesenen, prächtig ge-
hatte.
10
Truppen,
kleideten
wie
Schauspiel,
1.'.
es
am
bot
ihnen
seit
28.
April
seinen
den Kömern
so
Jahrhunderten
ein
nicht
geworden war.
Doch staunten sie seine
seidenen Drachenfahnen und blinkenden Panzerreiter
zu
Teil
an,
so
bewunderte er noch mehr die nie gesehenen
Herrlichkeiten,
Bauten,
eine
2(1
und
Einzug
triumphalen
er
hielt
die
bessere
was
alles,
die
Rom
hoheitsvollen
Zeit
der
es
Die gewaltigen
ihm bot.
Denkmäler, mit denen
geschmückt
Kaiser
davon
übertrafen
hatte,
gehört
und
erwartet
hatte. Ihn überkam der Ehrgeiz, dass neben den gross-
artigen Gedächtnismalen, die seine
sich
hier
Merkzeichen
2r)
hatten,
errichtet
seiner
Vorgänger im Reich
auch irgend ein würdiges
Regierung
sich
erhebe,
das
an
diesem vornehmsten Orte der Welt die ferne Folgezeit
an ihn erinnere.
Durch
die herrliche Reiterstatue des
Trajan angeregt, dachte er anfangs daran, auch sich
in
ähnlicher Weise darstellen zu lassen; doch schnell
Hess er sich überzeugen, dass kein Erzgiesser seiner
:!o
Zeit imstande war, etwas zu schaffen,
was
sich
diesem
W^erk des Altertums ebenbürtig an die Seite stellen
konnte.
So entschloss er
Ägypten zu entführen und
wo
er
noch heute
steht.
einen
sich,
in
Rom
Obelisken aus
aufstellen zu lassen,
Die Kunst der christlichen
]
V. Die Constantinisclic Dynastie.
58
l*]|)0(luj
sie
ihren IJankerott erklärt-,
liiillo
Irotor ein
Denkmal
ansohnliclies
um ihrem
zu enichten,
Ver-
niusste
die lieidiiisclic Vorzeit bestolileii; zu einer eigenen
mehr
Ticistung fühlte sie nicht
Den Anschauungen
<ler
die
Zeit
Kraft.
entsprechend,
rief
>
der Stadt bei Constantius auch eine
die Herrlichkeit
gewisse llochscliätzung ihrer Bewohner hervor.
So-
weit seine steife Förmlichkeit dies zuliess, zeigte er
sich
Ivömcrn
seinen
Zwar
noch zum
Herrscher.
der sich
setzte,
hielt
(lesinining
er
gnädiger
als
sich
er
als
und
grössten Teil aus Heiden
vorstellte,
lo
zusammen-
angemessen, seine christliche
für
es
leutseliger
dem Senat
bevor er im Sitzungs-
scharf zu betonen:
saal erschien, musste die Statue der Siegesgöttin, die
ihn schmückte, entfernt werden.
um
sich für
seinen verbannten IVischof
Die Männer
zu verwenden.
i5
rechnen und
auf seine Cinade
der christliche Pöbel
benutzte dies,
Desto sicherer durfte
freilich
wagten es
nicht,
den Zorn des Kaisers gegen sich heraufzubeschwören;
doch eine Deputation von Frauen trug ihm die Bitte
der Gemeinde
vor,
und Constantius
seines Jubiläums veranstaltete,
Erklärung verlesen, dass
falls
urteiluno- des
als
Bischof!"
ihr
dieser
Hess er im Circus die
bereit
er
sich
sei,
Liberias
zu
entschliesse, der Yer-
den Ruf:
Doch
dies
Anlass zu benutzen,
Das Volk
ant-
„Ein Gott, ein Christus, ein
hinderte den Kaiser nicht, den
um
in
neue Verhandlungen mit
Dieser war unterdessen seiner
einzutreten.
Verbannung gründlich satt geworden und sehnte sich
nach der vornehmen Stellung zurück, die er in der
Hauptstadt der Welt bekleidet hatte und die ihn auch
liiberius
25
Athauasius zuzustimmen und den Felix
Kollegen neben sich zu dulden.
wortete durch
sich
Bei den Spielen, die er zur Feier
nicht unzugänglich.
begnadigen,
zeigte
20
3o
um
Der Kampf
5.
Glaubenseinheit.
ilie
Lohn der Fügsamkeit erwartete.
358 nahm er nicht nur jene Bedingungen
jetzt
Im Jahre
als
auch
stimmte
sondern
an,
einem
159
des Kaisers
Glaubens-
neuen
bekenntnis zu, das allen Orthodoxen strenger Obser"'
Und
vanz ein Greuel war.
das Volk von
Rom nahm
gar keinen Anstoss an diesem kläglichen Abfall seines
und
Es
Flucht.
10
mehr
viel
Personen,
ist
zu
vermieden,
xVthanasius
weil
er
die
wieder ein Zeichen dafür,
wie
kirchlichen
stellen
seit
xsicht
um
verurteilt
stellen
der
Schlacht
seines
bei
auch
versagte,
die
ängstlich
war
willen
nicht
Verbindungen
hatte
Mursa
zuerst
Glaubens
Kommunion
die
zu lassen,
leitete,
worden,
Magnentius
mit
um
Streitigkeiten
oder
des Kaisers
Andersgläubigen
Jubel
Glaubensfragen drehten.
der
Valens,
lautem
mit
Gegenbischof
in
diese
um
]leligions])olitik
ir.
dies
sich
als
Solche
auch
darauf seinen
bald
trieb
empfing ihn
sondern
Oberhirten,
weil
er
sondern
angeknüj)ft
und kaiserlichen Befehlen den Gehorsam verweigert
20
hatte.
stellten,
als
2.0
Die
Bischöfe,
hatte
man
welche
verbannt,
sich
weil
auf
sie
seine
sich
Seite
dadurch
Gesinnungsgenossen eines Hochverräters bekannten
und den Beschlüssen eines Concils, das dem nicänischen an Mitgliederzahl weit überlegen war und daher
auch keine geringere Autorität in Anspruch nehmen
Erst nachdem man die
Vorkämpfer der Intoleranz beseitigt hatte, schien die Zeit
gekommen, um die Forderung der Toleranz, wie sie die
durfte, hartnäckig widerstrebten.
Arianer
:!o
ein
stellten,
auch dogmatisch zu formulieren.
Widerstand von Bedeutung war noch zu überwinden,
Er hatte
der des greisen Ilosius von Oorduba.
in
Nur
sich
der diocletianischen Verfoloung als Bekeuner be-
währt,
denn
in
Nicaea und endlich
in
Serdica eine
führende Rolle gespielt und besass daher ein Ansehu
V. Die Coustantinische Dynastie.
]C)0
in
ganzen
der
Christenheit,
höclist gefährlich
von Mailand
schioden,
hatte
um
dass
seinen
Einspruc.li
Nach dem Concil
ihn Constantius an den Hof ho-
erscheinen Hess.
ihn durch seine j)ersönlicho J^jinwirkung
Aber da
zur Unterschrift zu bewegen.
er
sicdi
stand-
^
weigerte, wurde er ungekränkt entlassen; zur
Verbannung des neunzigjährigen (Jreises, der eine so
haft
o-rosse
Yerffanoenheit hinter sich
hatte,
konnte sich
Nach den
der Kaiser denn doch nicht entschliesson.
römischen Festlichkeiten war dieser auf die Nachricht
von Plünderungszügen
der Barbaren
an
'o
Donau
die
gegangen, hatte die feindlichen Stämme zu Friedensschlüssen
Sirmium
veranlasst
und
dann
der
Kesidenz
wo er
dem benachbarten Mursa
genommen,
mit Valens,
seine
im
engsten
in
Verkehr
vorstand,
endlich die Glaubensfrage zur Entscheidung
u,
bringen
wurde Hosius beschieden und ein
paar Monate am Hofe festgehalten, bis der schwache
Alte, der sich aus dem kalten Winter Pannoniens in
seine südliche Heimat zurücksehnte, genügend bearbeitet
war, um allem zuzustimmen, was man von ihm verAls Ende 357 ein Concil in Sirmium zulangte.
Hierher
wollte.
-'o
sammentrat, wirkte er sogar selbst bei der Abfassung
der
Claubensformel
mit,
die
seine
früheren
Über-
wurde der Gebrauch
der Worte „Wesen", „wesensgleich" und „wesensähnlich" als unbiblisch verboten, womit man den
gefährlichsten Streitpunkt aus der Welt zu schaffen
Das Verhältnis von Vater und Sohn erklärte
meinte.
25
mau
3o
zeugungen Lügen
für
jedem
ein
strafte.
In ihr
unerforschliches
Geheimnis,
so
die Freiheit blieb, darüber zu denken, wie
dass
ihm
wurde die Unterordnung des Sohnes scharf betont und damit den
So gewann
Arianern sehr weit entgegengekommen.
dies
passend
schien;
gleichwohl
5.
man
eine
Der Kampf
Handhabe,
um
um
die Glaubenseiulieit.
161
nicht nur der älteren, milden
Richtung des Arius und Eusebius, sondern auch den
schrofferen
ganz
5
10
Eunomianern,
„unähnlich"
Vater und Sohn für
Duldung zu gewähren.
die
erklärten,
Kurz vorher waren sie noch verfolgt worden, wohl
weniger um ihrer Lehre willen, als w^eil Gallus sich
auf ihre Seite gestellt hatte und sie daher für seine
Anhänger galten. Doch um die Glaubenseinheit in
ihrem vollem Umfange herzustellen, wollte man jetzt
auch sie mit den Altarianern und den Orthodoxen
unter einen Hut bringen.
Aber
hatte vorher der Fanatismus
dem Einigungswerk
die
des Westens
meisten Schwierigkeiten be-
so zeigte sich jetzt, wo die Eunomianer alle
Konsequenzen des Arianismus rücksichtslos gezogen und
so den Widerspruch kräftig herausgefordert hatten,
reitet,
15
auch der Osten aufsässig.
tiochia versammelten,
Dank
'M
Während
um dem
sie sich
in
An-
Kaiser ihren freudigen
auszusprechen, beschloss in Ancyra eine andere
Synode, ihn vor der Ausbreitung der neuen gefähr-
Lehre zu warnen.
Dies entsprach auch den
Anschauungen des Valens, der immer eine vermittelnde
Stellung eingenommen hatte.
So wurde denn im
Frühling 358 von den Bischöfen, die sich um das
Hoflager des Kaisers gesammelt hatten, wieder ein
lichen
25
neues
Bekenntnis
aufgestellt,
dass
den
Altarianern
noch immer die Freiheit ihres Glaubens
die
Eunomianer
ausschloss,
und
dafür
aber
liess,
erlangte
der
Kaiser auch die Zustimmung des Liberius.
30
Es
blieb
noch übrig, die Einheit durch ein öku-
Ein solches
war schon im Jahre 357 geplant und für 358 angesagt
menisches Concil beglaubigen zu lassen.
gewesen; doch hatte der Kaiser verfügt,
einer ganz neuen
Seeck, Untergang
Form verhandeln
der antiken Well.
IV.
solle.
dass
es in
Die Bischöfe
11
V. Die Constantinische Dynastit'.
1(32
beider Reichsteile zu gemeinsamen Beratungen zu vereinigen, bot schon deshalb grosse Schwierigkeiten, weil
im Westen nur sehr wenige griechisch verstanden und
im Osten fast keiner lateinisch. Bei keiner der Versammlungen, die bisher für ökumenische hatten gelten
wollen, war es daher gelungen; in Xicaea waren nur
5
ganz wenige Abendländer erschienen, in Mailand eine
nicht viel grössere Zahl von Morgenländern, und in
Serdica hatten sich beide gleich von Anfang au streng
gesondert.
Zudem war durch
das
ewige Hin- und
i*^
Herreisen vieler hundert Bischöfe die kaiserliche Post
furchtbar mitgenommen.
Denn wie wir
es
bei den Südländern beobachten können,
noch heute
pflegte jeder
Reisende, auch die frommen Herren nicht ausgenommen,
die Zugtiere so schlecht zu behandeln, dass sie benutzen
is
und sie ruinieren fast gleichbedeutend war. Waren
sie dann unbrauchbar geworden, so mussten sie durch
Naturalsteuern ersetzt werden; eine starke Ausnutzung
der Post wurde daher zur schweren Last für die
Provinzen (11
S. 292).
Um
diese etwas zu erleichtern
20
und zugleich jener Sprachschwierigkeit Rechnung zu
tragen,
bestimmte Constautius,
dass
die
lateinischen
Bischöfe sich in Ariminum, die griechischen in Nicomedia
versammeln
Doch am
sollten.
24.
August 358,
als die
Teilnehmer ihre Reise schon angetreten hatten, suchte
ein
25
furchtbares Erdbeben Macodonien und das nörd-
heim; Nicomedia wurde gänzlich zerund auch Cecropius, der Bischof der Stadt, unter
ihren Trümmern begraben. Durch dies böse Vorzeichen
liche Kleinasien
stört
geschreckt, verschob
Constantius das Concil auf das
nächste Jahr und wies den Bischöfen des Ostens das
isaurische Seleucia
zum Versammlungsort
an.
Unter-
dessen bereiteten die Geistlichen, die in Sirniium den
Kaiser umgaben, die Beratungen vor, arbeiteten unter
so
Der Kampf
5.
dem beherrschenden
um
die Glaubenseinheit.
103
Einfluss des Valens das Glaubens-
bekenntnis, dass sie vorzulegen gedachten, weiter aus,
unterschrieben es alle
am
Mai 359 im Beisein des
22.
Constantius und verpflichteten sich, es jeder in seinem
5
Reichsteil zu vertreten.
man
Als
sich
Ariminum versammelte^
in
Stimmung
die
sich
des
zeigte
orthodoxen Westens alsbald
dass eine sehr grosse Zahl von Bischöfen
darin,
die
unentgeltliche Verpflegung, die der Kaiser ihnen an10
gewiesen
hatte,
für
später
nicht
annahm, ein Heldenmut, der
Folgen haben sollte. In
üble
selbst
sie
ihren Städten vereinzelt, hatten sie sich einschüchtern
und das
lassen
wo
jetzt,
15
ihrer
Urteil
mehr
gegen Athanasius unterschrieben;
als
vierhundert beisammen waren,
machte schon der Zusammenschluss einer so grossen
Zahl ihnen Mut
zum Widerstände.
Denn
die Partei
des Valens war nur durch achtzig Bischöfe vertreten,
die gleich
20
Verschwörern ihre gesonderten Beratungen
um
" hielten,
dann geschlossen der grossen Majorität
von Gegnern zu widerstehen.
Dachte man doch sogar
daran, den Prozess des Athanasius wieder zu erneuern,
und nur dadurch, dass Constantius schon vorher verfügt
hatte,
die
Angelegenheiten
besonderen
des
Orients
müssten in Seleucia verhandelt werden, konnte Valens
25
es hintertreiben.
Doch
als
er
formel vorlegte,
wurde
sie,
obgleich er sich
Zustimmung des Kaisers
sondern
21. Juli
30
berief,
dann seine Glaubeusauf die
nicht nur abgelehnt,
auch gegen ihn und seine Genossen am
359 das Anathem ausgesprochen. Ein neues
Bekenntnis erklärte
man
für überflüssig, weil das ni-
caenische völlig genüge.
Unterdessen war der Kaiser,
richten aus
gezogen,
dem Osten
um
durch böse Nach-
veranlasst, nach Constantinopel
von hier aus für den nächsten Frühling
11*
V. Die Constantinische Dynastie.
164
einen Feldzug gegen die Perser vorzubereiten.
Dorthin
schickten die Mehrheit und die Minderheit des Concils
je
zehn Bischöfe
als
Gesandte,
ihm dessen Be-
die
Doch Valens
war ihnen vorausgeeilt und erwies sich wieder als
schlauer Diplomat.
Er riet dem Kaiser, die Widerstrebenden durch langes PFinhalten mürbe zu machen,
was umso wirkungsvoller sein musste, als gerade die
schlüsse zur Kenntnis bringen
den Unterhalt aus Staatsmitteln von
Eifrigsten
<re wiesen
sollten.
5
sich
hatten und der Aufenthalt in einer fremden,
w
von Zugereisten überfüllten Stadt einen sehr empfindlichen pekuniären Druck auf sie ausübte. Constantius
befahl daher den versammelten Bischöfen, so lange in
Arimiuum zu
und
hätten,
bleiben,
liess
bis sie
der
trotz
Antwort erhalten
seine
dringendsten Bitten des
Concils dessen Abgesandte monatelang
warten.
i5
auf Bescheid
Endlich gestattete er ihnen, mit Valens und
seinen Freunden in dem thrakischen Dorf Nice zusammenzutreten und über eine Einigung zu beraten.
Der Ort war gewählt, damit der
einfältige Gläubige,
der von den Unterscheidungslehren
stand
und
sich
kaum
das
nur für Stichworte begeisterte,
nicenische Bekenntnis mit
dem
20
etwas ver-
nicaenischen verw^echsele
und jenes daher ohne Misstrauen aufnehme. Indem
man so das Volk durch eine plumpe Täuschung zu
gewinnen hoffte, und das wohl kaum ohne einige
Aussicht auf Erfolg, wirkte man auf die Abgesandten
Für Gründe
des Concils mit drastischeren ^Mitteln.
mit denen ist bis auf den
waren sie unzugänglich
23
—
heutigen
Tag
in
Glaubenssachen nichts auszurichten
aber der Herbst war schon
w^eit
vorgeschritten,
—
,
und
schwachen Greise fürchteten sich vor der kalten
Winterreise über die schneebedeckten Gebirge des
die
Balkan und der Alpen. So widerriefen
sie
das
Anathem
3»
5.
y-eo-eu
um
Der Kampf
die Partei
die Glaubenseinheit.
und unterschrieben am
des Valens
man
Oktober ein Glaubensbekenntnis, das
10.
165
ihnen
Als sie nach Ariminum
aus Constantinopel zuschickte.
zurückkehrten, war dort die Aufregung so gross, dass
5
man
anfangs
auch
sie
von der Kirchengemeinschaft
Doch der Gardepraefect Taurus,
auszuschliessen drohte.
der das Concil im Auftrage des Kaisers
von diesem das
10
leitete,
wenn er eine Glaubensformel zur einstimmigen Annähme bringe, und wusste sich jene hohe Ehre zu
verdienen.
Die Sehnsucht nach der Heimat und die
Angst vor der winterlichen Reise wirkten auch
15
hatte
Versprechen des Consulats erhalten,
hier,
und das umso mehr, als man sie hinter dem schönen
Wort der Kircheneinheit verstecken konnte. So wenig
der Glaubenseifer des Westens sich früher um sie gekümmert hatte, jetzt hatte sie die Kraft gewonnen,
auch die Hartnäckigsten zu bekehren. Die Katarrhe,
die
man
sich auf der
Fahrt durch die schneebedeckten
Alpen holen konnte, erschienen den alten Herren doch
20
von grösserer Bedeutung,
als
das Wörtchen „Wesens-
So wurde denn das Bekenntnis von Nice
gleich".
wenn auch nach
heftigen
und nach
nehmigt,
Kämpfen, einstimmig ge-
siebenmonatlicher Dauer
durfte
das Concil auseinandergehn.
Auch
25
in Seleucia,
wo
sich
am
29.
September etwa
kam
hundertundfünfzig Bischöfe versammelten,
heftigen
Streitigkeiten;
Eunomianern und Altarianern.
die Mehrheit,
30
es zu
sie
hier zwischen
Auch
hier beschloss
nur tobten
dass ein neues Glaubensbekenntnis un-
nötig sei; doch wollte sie sich nicht
zum
nicaenischen
bekennen, sondern zu demjenigen, das unter dem Einfluss
des Eusebius von Nicomedia 341
formuliert war.
vermochte
Doch
bei
Constantius
in
Antiochia
den geschmeidigen Orientalen
seinen
Willen
noch
leichter
V. Die Constantinisclie Dynastie.
166
(lurchzusotzon
den Lateinern von Arimiuura.
bei
als
Natürlich blieb es auch diesmal nicht aus, dass einige
Bischöfe abgesetzt werden
und
mussteii
den
in
be-
treffenden Städten es die üblichen Krawalle und selbst
Gemetzel
Aber solche Vorfälle waren zu ge-
gab.
wohnlich geworden,
gekümmert
als
dass
man
in
Afrika
und da
hätte,
sich
viel
um
^
sie
der Donatismus
schon von Constans äusserlich unterdrückt war, konnte
es jetzt
Kirche
wirklich
scheinen,
hergestellt
sei,
auch auf diesem Gebiet
wenn
als
Constantius
als
Sieger fühlen.
Doch Überzeugungen, vor allem
sich nicht durch
wer
sie
die
bekämpft,
Widerstände
ruft
durfte
religiöse,
sich
lassen
sie
nur zu heftigerem
"Wie der Donatismus aus der Ter-
auf.
lo
Gewalt unterdrücken;
staatliche
der
die Einheit der
und
15
folgung des Constans neugestärkt hervorging, so die
orthodoxe Sekte aus dieser ihrer scheinbaren Nieder-
Wohl lässt sich die Kircheneinheit herstellen,
wenn man die Andersdenkenden zu Zehntausenden
auf den Scheiterhaufen sendet oder aus dem Lande
lage.
treibt,
der
wie dies
Gegenreformation
geschah.
nur solche Herrscher tun,
die
Dies
aber
können
gleich Ferdinand
IL
die Meinung vertreten: „Lieber eine Wüste, als ein
Land voll Ketzer!" Doch die stumpfsinnige Grausam-
keit
im Ausrotten der Besten, durch welche
burgischen
Jesuitenzöglinge
die
Kraft
ihrer
Länder
besass selbst ein Constantius nicht.
Er verbannte nur
die
wenigen Bischöfe, die sich ihm
offen zu widersetzen wagten,
den
sie
und
strafte
den Aufruhr,
entzündeten, wie er gestraft werden musste.
die
25
die habs-
vernichtet haben,
Die Millionen,
20
den katholischen Staaten zur Zeit
in
sich
zähneknirschend,
aber
still
unterwarfen, blieben unbehelligt und durften eine Zeit
erwarten, die ihnen erlauben w^erde, mit verdoppeltem
3o
5.
Der Kampf
um
die Glaubenseinheit.
Fanatismus für ihren Glauben einzutreten.
genug
kommen.
167
Und
bald
Constantius
die
Zwistigkeiten der Christen unterdrückt, so schürte
und
sollte
sie
Hatte
begünstigte sie sein Nachfolger mit hämischer Schadenfreude.
Es war ein seltsames Verhängnis, dass gerade
die Dona-
die Verfechter des „reinen" Christentums,
tisten
und
die Bischöfe
vom
Schlage des Athanasius,
durch einen heidnischen Kaiser ihre Hoffnungen erfüllt
sehn mussten.
Sechstes Kapitel.
Die Rhetorik.
Als Constantiii der Grosse sich gezwungen
sali, in
den religiösen Streitigkeiten des Orients das Scliiedsricliteramt
zu übernehmen, hatte er mit allem Ernst
die ünterscheidungslehren der einzelnen Sekten studiert.
Da ihm
nur das
nicht
Schriften, sondern
Persisch
der
manichäischen
5
wohl auch das fremdartige Griechisch
der paulinischen Briefe und der Septuaginta Schwierigkeiten bereiteten, hatte er den sprachgelehrten Strategius zu sich berufen und, als er sich nützlich erwies,
ihn
durch einen
hergeleitet
Obgleich
war,
Ehrennamen, der von den JMusen
und durch hohe Würden belohnt.
Strategius
dieser
Musonianus
lo
Be-
für
stechungen nicht unzugänglich war, behauptete er doch
auch unter Constantius seine einflussreiche Stellung.
Als
Schützer
und Ratgeber
begleitete
er
343
die
i5
Serdica und brachte es
354 sogar zum höchsten Amte des Reiches, der Praefectur des Orients.
Wahrscheinlich diente er auch
dem jungen Kaiser, wie dessen Yater, mit seiner
orientalischen Bischöfe nach
Gelehrsamkeit.
Jedenfalls
gische Neigungen,
hatte
und dass
Constantius
theolo-
er
den Glaubensfragen
nicht mit der Gleichgiltigkeit des
Unwissenden gegen-
überstand,
sondern selbst etwas davon zu verstehen
meinte, wurde den Untertanen nicht
zum
Heil.
Denn
20
6.
es
ist
Die Rhetorik.
kaum anzunehmen,
Streit
mit jener zähen
hätte,
wären nicht seine
mit im Spiele gewesen.
5
lö
dass
den
er
durchgeführt
Hartnäcliigkeit
Lehrmeinungen
eigensten
Und wie
kirchlichen
sein Eifer für das
Christentum zum grossen Teil auf literarischen Studien
beruhte,
10
169
so
auch die Feindschaft seines Nachfolgers
o-eo-en dasselbe.
Die heidnische Reaktion des Julian
können wir nur verstehen, nachdem wir nns vorher
mit der Bildung und Literatur seiner Zeit vertraut
gemacht haben.
Das Ideal des antiken Menschen war der Redner.
Diese Anschauung hatte sich in den Demokratien
gebildet, als Männer wie Perikles oder Gajus Gracchus
durch die Macht des gesprochenen Wortes die BeSchlüsse der Volksversanniilungen bestimmten und so
die
Politik
Staaten
ihrer
der
Überlieferungen
leiteten.
Blütezeit
in
Doch wie alle
dem gesunkenen
Altertum mit treuer Pietät bewahrt wurden, so hatte
jenes Ideal auch seine Kraft behauptet, als unter der
20
mehr
Herrschaft absoluter Monarchen die Rede nicht
eine Macht, sondern nur noch eine Kunst bedeutete.
Freilich
wurde
sie
auch damals nicht selten zur Macht,
aber nicht mehr, weil
hinriss,
25
schätzte
und ihn
Staatsämtern
die
zu
der
sie
Menschen
zu hohen
So gewann eine Begabung,
Herrscher daher
die
beriefen.
Zeit,
grosse Volksmassen zu Taten
man den Redner auch
sondern weil
von
der
wir
hier
als
oft
sprechen,
rein
künstlerisch war, doch auch praktisch hohe Bedeutung-^,
und jeder, der nach einer Stellung
öo
Welt
strebte,
Übung
auszu-
in der
suchte sie bei sich durch Lehre und
bilden.
Auch
die
Wege
hierzu hatte schon das perikleische Zeitalter
gewiesen.
Als die Philosophie sich an den
Versuch heranwagte, die Ursachen
alles
Seienden auf-
V. Die Constantinisclie Dynastie.
170
zudecken, hatten die Sophisten auch die Gründe der
AVirkung
rednerischen
den
in
Kreis
ihrer
Unter-
suchungen gezogen, und das mit um so grösserem
Eifer, als man sich von diesem Zweige der Forschung
nicht nur theoretische Erkenntnis, sondern auch prak-
tischen Nutzen versprechen durfte.
Man
>
beobachtete,
wie die scharfen Gegensätze der Antithese die Auf-
merksamkeit stachelten und
Körer einprägten, wie
sich
dem Gedächtnis
der
ein sanfter oder kräftiger Gleich-
klang der Worte musikalisch wirkte und gleich
er-
lo
greifenden Melodien gerührte oder begeisterte Stim-
mungen
auslösen konnte. Zugleich lehrte die Dialektik,
an der Philosophie ausgebildet, klare Beweise führen
Gründe des Gegners widerlegen, daneben
auch durch blendende Trugschlüsse das Yolk oder
die Richter täuschen, wenn dies dem Kedner vorteil-
und
die
haft schien.
sie
den
Rühmten
schlechteren
könnten, und eine
15
doch die Sophisten, dass
sich
Grund zum besseren machen
Zeit,
in der sich die Parteien oft
genug mit chikanösen Prozessen bekämpften, musste
Kunst begrüssen. Hatte
bisher der Redner sich nur auf seine natürliche Begabung verlassen, so wurde ihm um die Mitte des
20
dies als eine höchst wertvolle
fünften Jahrhunderts
v.
Chr. eine Theorie geschaffen,
durch die er sich die Mittel seiner Wirkung lernend
aneignen konnte.
25
Unter denen, die an ihr gearbeitet
haben, ragten namentlich der Sizilianer Gorgias und
der Chalkedonier Thrasymachos hervor.
die
aus, der mitunter völlig in
dieser
dafür
den Reim überging; denn
war der antiken Poesie fremd, wurde aber
um
so lieber in der
machos führte
das
Jener bildete
Lehre von der Antithese und vom Gleichklang
den Alten
ein
in
Prosa verwendet.
Thrasy-
anderes Element in die Rede
ein,
noch höherem Maasse dichterisch
so
Die Rhetorik.
6.
indem
erschien,
rhythmisch
geahmt
ö
Schüler
Perioden
Bildung
der
in
Sie
unterrichtete.
Strophen eines tragischen Chores nach-
den
sollten
seine
er
fliessender
171
sein,
jeder Satzteil ein ins Ohr fallender Vers,
zusammen eine auch musikalisch abgeschlossene
Denn Rede und Gedicht wurden völlig zusammengeworfen und auch die hohen Worte, die
alle
Einheit.
diesem eigen waren, ohne Scheu auf jene übertragen.
Natürlich Hessen sich die Kunstmittel des Gorgias
10
und
des Thrasymachos auch vereinigen, und die Folgezeit
hat es getan.
Als diese Künstler zuerst in Athen auftraten, übte
die
Musik ihrer Kede
Wirkung.
15
sie
—
berauschende
geradezu
eine
bezahlen konnte
—
denn
billig
drängte sich zu ihrem Unterricht,
waren sie nicht
und in kurzem hallten Volksversammlung und Gerichte
von tönenden Gleichklängen und rhythmischen KaDoch so begeistert man ihnen anfangs
denzen.
lanschte,
2ü
Wer
,
Künstlichkeit
aufdringliche
ihre
Und auch im Volke
sich sehr bald ab.
dass Redner dieser Art den
schlechteren
brauchte
erfuhr man,
Grund zum
besseren machten, und wurde misstrauisch und verstockt,
regte
25
sobald sie ihre Kunst zur Schau stellten.
sich
denn
schon
Reaktion gegen
sie,
als
Lysias auftrat.
Er.
war
obgleich
scher Lehrer,
nach
wenigen Jahren
So
eine
deren bedeutendster Vertreter
nicht in erster Linie rhetorier auch diesen
Erwerb nicht
verschmähte, sondern Advokat, wurde also durch das
Hier
praktische Bedürfnis der Volksgerichte bestimmt.
30
aber musste
jeder für sich selbst plädieren;
Lysias
konnte daher seine Reden nicht halten, sondern nur
sie
aufschreiben und dann von seinen Klienten aus-
wendig lernen
sie
in
ihrem
lassen.
Stil
der
Daraus aber ergab
Person desjenigen
sich,
dass
angepasst
172
^
sein
mussteii,
ein
Krüppel,
—
kämj)fte
—
ß'^ Constaiitiiiisclie Dynastie.
•
für
den
der
die
sie
Wenn
Armennnterstützung
seine
für
Kede
bestimmt waren.
eines solchen
noch erhalten
ist
im liohen Ton eines äschyleischen Chores einher-
,
wäre,
gestelzt
Lysias
so
hätte
daher
ninsste
nur
dies
seinen
Gelächter
der
Stil
erregt,
Sprache
'j
des
gewöhnlichen Lebens nähern und seine Kunst mehr
verhüllen
woniger
Auf
glänzende,
sie
darum
studierte
sorgfältig
nicht
Kunst.
die Advokatonknitte, welche die Kichter betrügen
konnte er natürlich nicht verzichten, und
sollten,
um
wirkten
Ton
war
doch
zeigen;
als
eine
wenn
so sicherer,
sie in
dem
lo
sie
schlichten
des einfältigen Biedermannes vorgetragen wurden.
So hat denn auch seine Redeweise begeisterte Nachahmer gefunden, und der Kampf, den er gegen die
Manier des Gorgias und Thrasymachos eröffnet
i:,
hatte,
im ganzen Verlaufe des Altertums nicht zur Ruhe
gekommen. Denn auch der Einfachheit wurde man
nach einiger Zeit wieder satt und verlangte nach
reicherem Schmuck, wenn man auch die Farben
ist
selten
so
dick auftrug,
getan hatten.
Den
20
wie es jene alten Sophisten
entschiedenen Sieg gewann damals
«ine vermittelnde Richtung, wie sie den meisten der
grossen attischen Redner eigen
den
ist
wie
Stil dieser
als
Die Praxis hat
ist.
gebildet, der
zwar gedrungener
25
der des Lysias, aber doch in der Hauptsache,
dieser,
sucht.
Männer
Gedanken
Hörer zu Zorn
einen natürlichen Ausdruck der
Nur an
Stellen,
wo man
die
oder Begeisterung entflammen oder auf ihre Tränendrüsen wirken
mittel
will,
des Gorgias
verschmäht man auch die Kunstnicht.
in
stetem Wechsel bald
liegt
es
in
der
viele
den Takt besassen.
zu finden.
Die Mode neigte
Natur der Sache, dass nicht
hier die richtige Mitte
Freilich
mehr
zur Schlichtheit,
bald
so
Die Rhetorik.
6.
mehr zur
doch immer gab
Künstelei;
Riohtungeu,
beider
173
untereinander
die
Vertreter
es
lebhaftem
in
Streite lagen.
Dieses bewusste Verwenden oder Vermeiden der
5
Kunstmittel hat zur Folge gehabt, dass in der Literatur
des späteren Altertums jede Naivität des Stils ertötet
Auch wir sprechen
ist.
nicht selten in rhetorischen
Figuren; Gleichklänge wie „Leben und Lieben" oder
„Saft und Kraft", Antithesen, die zugleich durch den
10
Gleichklang wirken, wie „des einen Tod
Brot",
uns
sind
ist
des andern
Aber obgleich
geläufig.
allen
sie
auch heute ihres Eindrucks nicht verfehlen, empfinden
wir
sie
15
doch nicht
als
Kunstmittel, sondern brauchen
halb unbewusst, wie es das individuelle Bedürfnis
sie
nach klarem und lebendigem Ausdruck uns
Im Altertum dagegen wusste
eingibt.
jeder Gebildete, der sich
einer solchen Redefigur bediente, ganz genau, wie sie
war und welche Wirkung ihr die
Ihre Anwendung war daher immer
bewusst und konnte je nach den Zwecken, die
technisch benannt
Theorie zuschrieb.
20
völlig
sich
der Schriftsteller vorgesetzt hatte, gesucht oder
vermieden werden.
c' est
und
-'•"•
Heutzutage
Lc
der Satz:
sfi/Je
sich
ihr
in
auch treu zu bleiben
pflegt;
damals
aber konnte jeder Künstler der Feder nach Belieben
in
ganz verschiedenen Stilarten schreiben.
rühmteste Beispiel dafür
dem
die
ist
Schriften
gehalten werden;
des
Cicero,
des
Apulejus weichen einzelne
sie für
Art des
Stils
in
einem
doch auch von den
Tacitus,
stilistisch
Arrian,
des
so sehr von
den
des
andern ab, dass die moderne Philologie
kam,
Das be-
das Gastmahl Piatons, in
Lobreden auf Eros von jeder Person
anderen Ton
30
gilt
VJiominc, weil jeder nach seiner Eigenart schreibt
in A^ersuchung-
Es gab eben für jede
ganz
genau kannte und
die
man
Rezepte,
unecht zu halten.
174
jo
^
iiacli
Constautinisclie Dynastie.
t)i*^
•
dor Gelegenheit so oder so anzuwenden ver-
stand.
Denn
im fünften Jahrhunrlert
seit
Sophisten von
Art des
der
(lorgias
Heredsanikeit aufgetreten waren,
hatte
Ciir.
die
]. ehrer
der
v.
als
dieser Unter-
•>
immer
rieht nicht aufgehört, sondern mit der Zeit sich
Anfangs hatten ihn nur diejenigen
zum Advokaten oder Staatsmann,
was meist zusanmienfiel, berufen glaubten. Aber da
dies natnrgemäss die Vornehmsten und Höchstgeachweiter ausgebreitet.
aufgesucht, die sich
lo
teten waren, wirkte ihr Beispiel auch auf die übrigen
Dasjenige, was wir allgemeine Bildung nennen,
ein.
konzentrierte sich
daher bald
in
zum
der Erziehung
während der ganzen Dauer
Sie begann schon in der
•des Altertums geblieben.
Knabe
lesen und schreiben
der
Hatte
Kinderstube.
gelernt, so wurde er mit den Dichtern bekannt gemacht,
Redner,
und
so
ist
vor allen andern mit
es
i"^
dem Homer. An ihrem Vortrage
musste er sich eine reine und klare Aussprache einüben, dann auch eine wirkungsvolle Deklamation; an
Beispielen
ihren
ihm
wurde
die
Grammatik
20
bei-
gebracht; aus ihnen bereicherte er durch Auswendiglernen
seit
Wortschatz.
seinen
Denn
weil
man
den Zeiten des Thrasymachos die Rede
schon
als eine
Art der Djchtung betrachtete, waren poetische Aus-
drücke
in
ihr
keinesw^egs
an gehobeneu und
verpönt,
sondern
leidenschaftlichen
mit Vorliebe angewandt.
Neben
Stellen
sogar
dieser Beschäftigung
mit der Poesie gingen kleine Aufsätze her, die
alle
Vorübungen für den künftigen Rednerberuf geDas Kind musste Erzählungen nieder<ilacht waren.
xils
schreiben, weil vor Gericht der Tatbestand zu erzählen
war;
es
musste Märchen und Fabeln erfiuden, weil
sich dadurch
25
wurden
irgend eine Moral oder ein Satz
politi-
so
Die Rhetorik.
6.
Weisheit
scher
demonstrieren
Mannigfaltigkeit und Biegsamkeit
Stil
->
dergleichen mehr.
man
man
Dabei wurden ihm auch aus den
alle
diese
deren
Schule des Rhetors über; von ihm lernte
in die
die Theorie
praktische
der Redekunst und zugleich
Anwendung
in
deren
den Deklamationen, die er
schriftlich
Diese ahmte man
vortrug.
und mündlich nach und übte sich
allen drei
Arten der Beredsamkeit, welche das Alter"
tum unterschied. Es waren das die
Ermahnungsrede und die Prunkrede.
dieser Gattuno-en,
fingierte
mau
Anklage,
Doch
dann
Schülern
seinen
20
gewinnen,
zu
Übungen Musterbeispiele
Nachahmung empfohlen. Die
diesen Kinderuuterricht leiteten, bezeichnete man als
Grammatiker. War man ihnen entwachsen, so ging
für
und
vorgelegt
15
so für seinen
Menschen, Landschaften, Kunstwerke beschreiben und
Prosaikern
10
besten
musste denselben Gedanken
es
Formen ausdrücken, um
in verschiedenen
am
Volksversammlung
der
liess;
175
praktisch
die
Prozesse,
anderer
ein
bei
die
die
so
Streitrede,
Für
die
die
erste
wichtigste
war,
denen ein
Schüler
die
übernahm.
Verteidigung
w^aren die Jünglinge weiter fortgeschritten,
leisteten
sie
sich
in
so
wohl auch das Kunststück, zuerst
und dann gegen dieselbe Sache zu plädieren.
Die Ermahnungsrede knüpfte meist an irgend eine
historische Erinnerung an; zum Beispiel riet man den
Trojanern, die Helena auszuliefern und so den Krieg
für
25
zu
vermeiden,
Stellungen,
30
nicht.
oder
man machte dem
Vorr
Sulla
ob er die Diktatur niederlegen
solle
oder
Die Prunkrede unterschied sich von dem, was
wir heute Gelegenheitsrede nennen, nur dadurch, dass
sie
meist viel länger und kunstreicher war.
bevorzugten Platz innerhalb dieser Gattung
Lobrede
ein.
Ihr
erster
Einen
nahm
Ausgangspunkt dürfte
die
die
V.
17f)
I)i(;
Constautinisclie Dynastie.
Leichenrede oeweseii sein,
insofern
früh
auch
übergegangen,
da/u
ist
man
sehr
liebenden
die
un-
Namentlich
verschämtesten Lobhudeleien vorzutragen.
in
den monarchischen Staaten wurde es üblich, den
König und später den Kaiser
zu
den Preis
fliese
des Verstorbenen enthalten niusste; doch
Jede
feiern.
bieten;
man
in
konnte
Festlichkeit
dazu
wieder zu preisen, und die Aufgabe war
jedesmal Neues zu bieten
weniger gepriesen
stantin,
musste
wurde
man
die
und
nicht leicht,
oder wenigstens das Alte
•
Da zudem
neu zu wenden.
Anlass
dieselbe Person wieder
hatte daher
ein
als
5
den höchsten Tönen
lo
Nero natürlich nicht
Trajan oder Con-
ein
Kunst verstehen, auch dem
Es war
Unrühmlichsten Rühmliches abzugewinnen.
man
daher eine sehr nötige Übung, dass
torenschule alle möglichen
in der
Rhe-
Dinge in hohen Tönen preisen lernte; zum Beispiel
waren das Lob der Kahlköpfigkeit und das Lob des
Rauches beliebte Themata.
Wir haben uns bei dieser letzten und niedrigsten
Art
am
längsten
verweilt,
weil
sie
sinkenden Altertums, die uns hier
schäftigt,
die
einzige
ir»
schlechten und hässlichen
war,
e-ewisse Bedeutung bewahrte.
die
in
in
20
der Zeit des
erster Linie be-
praktisch
noch
eine
Die Streitrede und die
Ermahnungsrede waren nur solange von Wichtigkeit
gewesen, als man durch sie auf Volksversammlungen
Zwar
und Geschwornengerichte einwirken konnte.
wurden sie auch später noch in den Schulen eifrig
geübt, und auch vor den Einzelrichtern der letzten
Kaiserzeit stellten die Advokaten ihre Beredsamkeit
zudringlich genug zur Schau. Beschuldigte man doch
so manchen, dass es ihm viel mehr darauf ankomme,
von seinen künstlerischen Leistungen reden zu machen,
Aber
als das Interesse seines Klienten wahrzunelimen.
25
so
6.
Die Rhetorik.
177
was eiue leicht bewegliche Menge oder auch eine
Geschwornenbank hinreissen konnte, das wirkte nicht
auf einen hochgebildeten Beamten, der
Rhetoren auf der Schulbank
ä
wenn
er ihre geschickte
bewundern mochte,
sich
Knifte der
alle
selbst gelernt hatte und,
Anwendung auch
Kenner
als
doch nicht von ihnen fangen
So hatte die Streitrede den grössten Teil ihrer
Wirkung eingebüsst, und in demselben Maasse, wie
Hess.
das Interesse an
w
Reden,
zahlreichen
gekommen
Zauberei
—
,
aus
der Kaiserzeit
auf uns
vor Gericht gehalten
und
so
war eben
sah,
ist.
Was
die
der
es
so minderwertig, dass
es
immer wieder ab-
Nachwelt
der
—
gegen die Anklage
Apulejus
die
sich nicht veranlasst
zuschreiben
zu
überliefern.
Etwas mehr Beachtung haben die Ermahnungsreden
gefunden, von denen wir noch aus dem vierten Jahrhundert n. Chr. einige besitzen, zum Beispiel Reden
des Symmachus, in denen er Anträge, die er im
römischen Senat gestellt hat, befürwortet, andere von
Libanius, die
bitten
25
die
des
sonst derartiges gab,
man
20
abnahm, wurde man auch in
Unter den
sind, befindet sich nur eine einzige
Verteidigung
lö
ihr
ihrer künstlerischen Ausgestaltung lässiger.
um
Schutz für die heidnischen Tempel
oder für die Abstellung gewisser Missbräuche
der Verwaltung eintreten, noch andere von Themistius,
denen zur Pflege der Philosophie oder zur Übung
bestimmter Tuo-enden e-emahnt wird. Doch an Zahl
in
und Bedeutung
treten sie hinter
zurück, ja sie selbst
so
den Prunkreden weit
nehmen mehr und mehr deren
Denn was
Redner dieser Zeit in
und worauf sie ihre beste
künstlerische Kraft verwenden, sind nicht mehr poliCharakter an.
die
erster Linie erreichen wollen
tische
Erfolge
oder
die
Freisprechung Angeklagter,
sondern das Gewinnen hoher Protektionen,
Seeck, Untergang
der antiken Welt. IV.
und für
12
V. Die Constantiui.sclie Dynastie.
178
Zweck waren Lobreden
diesen
Und wie
zu brauclion.
sie
so niaclite die Eitelkeit ihre
sie
natürlich
selbst sich
Gönner auch nur zu
wir oben erwähnten, Hess sich noch
Tage naclieinandor im
drei
tioehia zu
besten
bereit,
Jener Btrategius Musonianus, dessen
auzuliüren.
herab,
am
dazu drängten,
erscheinen,
wt'il
mit der Lobrede auf ihn
als
Praefeet dazu
Stadtrat von
An-
Ijibanius in einer Sitzung
niclit
werden konnte,
fertig
und selbst die Kaiser bemühten sich darum, von Ijerühmten liednern angefeiert zu werden; denn dadurch
meinten
zu
ihren
sie
überliefern.
war,
•''
Ruhm am sichersten der
Wer dagegen noch nicht
lo
Nachwelt
berühmt
der erstrebte nichts eifriger, als dass ihm die
Erlaubnis erwirkt
werde,
den Herrscher anzureden;
denn erregte er dessen Wohlgefallen, so war dies der
sicherste Weg, zu Ehren und Reichtümern zu gelangen.
15
So besteht denn die Mehrzahl der Reden, die uns
aus den Zeiten Diocletians und seiner Nachfolger erhalten
aus
sind,
Panegyriken,
die
meisten
auf die
Kaiser gehalten, einzelne auch auf mächtige Staats-
20
mänuer und Hofleute.
Daneben stehen in' kaum geringerer Zahl andere,
die nicht durch den Stoff, sondern nur durch die
wirken
Form
Sie sind ausschliesslich bestimmt,
sollen.
die
Kunst ihres Verfassers zu geigen, und da dieser fasst
immer Lehrer der Beredsamkeit ist, Schüler für ihn
anzulocken.
seine
Li
diesem
Sinne
hatte
Prunkreden gehalten, und ihm
absehbare Reihe ähnlicher Virtuosen.
mit Bewunderung zu, ja
kämpfe,
in
denen
Preis rangen.
durch
die
sie
man
schon
folgte
Man
Gorgias
eine un-
hörte ihnen
veranstaltete sogar Wett-
mit ihren Nebenbuhlern
um
den
Aber solange Krieg und Frieden noch
Volksversammlung
25
beschlossen
wurden,
heftete sich das lebhaftere Interesse doch an die
Reden
so
Die Jlhetorik.
6.
von politischer Bedeutung.
So hoch man den Isokrates
Demosthenes, Aeschines und Hyperides
schätzte, hinter
5
179
musste er denn doch zurückstehen.
Aber
Führung des Griechentums
monarchischen
Staaten übergegangen war,
reiclie
nicht
auf
die
die
aus
sich
die
seit
dem Welt-
Alexanders entwickelten, wurde die grosse Politik
mehr auf dem Marktplatz von Athen oder Theben
gemacht, und damit verloren die Reden, die hier nach
Auf
wie vor gehalten wurden, ihren sachlichen Reiz.
10
diese
Weise gelangte das öde Virtuosentum
Beredsamkeit,
soweit
sie
noch
als
in
der
literarische
Er-
scheinung beachtet wurde, zur unbeschränkten Allein-
Und
herrschaft.
an sich hat,
15
wie es diese Art von Kunstübung
man
strebte
nach
neuen,
bestechenden
und überraschenden Wirkungen und suchte daher nicht
nur die klare Einfacldieit des Lysias, sondern auch die
mächtige Wucht des Demosthenes noch zu überbieten.
So wurde denn jene Überladung mit Kunstmitteln, wie
sie
20
Gorgias und Thrasymachos geübt hatten, wieder
aus der
Rumpelkammer
hervorgeholt und nach einer
Richtung noch weiter ausgebildet.
Jene hatten sich
und
in ihren Perioden an die Strophen der Tragödie
piudarischen
des
hatte
25
sich
in
Hymnus
angelehnt.
dem Dithyrambus
Seitdem
eine neue
aber
Form
der
Lyrik entwickelt, die sich in noch freieren Rhythmen
bewegte und den strengen Strophenbau verschmähte.
An
dieser modernsten
Dichtung bildete sich die nach-
demostheuJsche Redekunst, schon weil
modern
30
sie
sein
die Perioden in kurze Glieder
mals
antithetischer
sie
gleichfalls
Nach diesem Muster zerhackte
wollte.
Bildung,
von
paralleler, oft-
unterbracli
durch
sie
knappe, schlagende Sentenzen, die gleichfalls rhythmisch
ins
Ohr
klinoeu
fallen,
sollten.
aber doch nicht wie wirkliche Yerse
Um
diesen
eio-entümlichen
Stil
12'
zu
y.
]^0
|)i('
charaktrisiercii,
^välll(;ll
Nachahmers, weil
Dynast ic.
Coiistaiitiuisclie
sie
wir die
eines römischen
'l'irailo
ausnahmsweise die Möglichkeit
bietet,
aucli in der deutschen Überset/Aing
jenem
rliyth mischen
Klange ahnen zu
Was von Vögeln
etwas von
lassen.
b
fliegt,
was von Fischen schwiinnit,
was von Tieren umherläuft,
in uns'reiu Bauche wird's bestattet.
Forsche nun, warum jählings wir sterben:
Sterben nährt Leben uns.
Wir wollen
ist,
lo
nicht dabei verweilen, wie närrisch es
das plötzliche Sterben der Menschen daraus zu er-
denn offenbar kam
unserem Rhetor nicht auf den Sinn, sondern nur
auf den Klang an. Man wird bemerken, wie in dieser
klären, dass sie tote Tiere essen;
es
tollgewordenen Prosa
zunächst
drei
i»
Nebensätze sich
genau entsprechen, aber durch eine etwas verschiedene
Silbenzahl gar zu starre Einförmigkeit vermieden wird;
wie dann das Ganze in einer scharfen Antithese aus-
und die beiden Glieder derselben, „Sterben nährt"
und „Leben uns", in der Zahl und dem Falle der
Schon Gorgias hatte das
Silben übereinstimmen.
läuft
kühne Gleichnis gebraucht,
die Geier, die sich
20
von den
Leichen des Schlachtfeldes nährten, „beseelte Gräber"
zu nennen; wenn in unserem Beispiel von der ,.Be-
im Bauche des Menschen die Rede ist, so
wird damit jener Gedanke nur in leichter Veränderung
Man merkt darin das Bestreben, durch
wiederholt.
Neuheit zu verblüffen, und doch zugleich die dürftige
Abhängigkeit von dem Vorbilde der Alten. Und hierin
ist auch die Rhetorik der Folgezeit sich immer treu
geblieben: ungescheut stahl man Gleichnisse, Rede-
-^
stattung"
tiguren
und was man sonst brauchen konnte,
reicheren Vorgängern und fuhr doch
volle Original zu spielen.
Der
Stil,
fort,
bei
den
das geist-
den jene Tirade
so
Die Khetorik.
6.
verdeutlichen
5
sollte,
ist
181
vorzugsweise durch Hegesias
von Maguesia ausgebildet worden, und da seine Landsleute sich ihm eifrigst anschlössen, wurde er später
nach seiner Heimat der asianische genannt.
Die römische Beredsamkeit hat in der Hauptsache
Auch
das gleiche Schicksal gehabt wie die griechische.
sie
10
erreicht
Höhepunkt
ihren
Epoche jener
([em Untergänge der Re-
wilden
Parteikämpfe,
publik
unmittelbar vorhergingen;
die
der
in
auch
verflacht
sie
unter der monarchischen Yerfassung zu leerer Schön-
Nur
rednerei.
unterscheidet
darin
sich
Ent-
ihre
wicklung von der eben geschilderten, dass
sich
sie
nicht selbständig vollzog, sondern an die griechischen
Die
anknüpfte.
Vorbilder
15
die
in
die
daher Asia-
lauten
Denn auch
nismus und Atticismus.
sich
welche
Stichworte,
ästhetischen Richtungen scheiden,
Rom
standen
Verfechter der Einfachheit und des reichen
Schmuckes gegenüber; auch hier wurde das Höchste,
wie es sich uns in den Reden Ciceros darstellt, durch
20
eine taktvolle Vermittlung zwischen beiden Stilen er-
Vor allem aber war auch
reicht.
hier der Unterricht
genau derselbe, wie wir ihn oben geschildert haben,
ja er lehnte sich so eng an das griechische Vorbild
an, dass auch der römische
25
an
Studien
lateinischen
diesen
Seit
die
Knabe
begann,
Dichtern
wurden
bevorzugt,
so
Homer
um
seine
erst
überzugehen,
treuesten
anfangs Ennius,
grammatischen
später
und
den
zu
auch
unter
Nachahmer des Homer
in
der Kaiserzeit Vergil.
Augustus sich der Gewalt bemächtigt
konnte die Redekunst wohl noch im Senat
dem
hatte,
Kaiser
schmeicheln oder vor Gericht Triumphe feiern, aber
nicht
mehr
wirklich
in
entscheidenden Staatsaktionen.
grossen
Inhalts
immer mehr, aber weit
beraubt,
entfernt,
Jedes
verkümmerte
sie
dadurch an Interesse
V. Die Constantiiiisclie Dynastie.
182
zu verlieren, wurde sie nur mit desto regerem Eifer
Aus der
betrieben.
verdrängt,
Politik
fanden
die
Tummelkonnte, und musste man
Talente in der schönen Ijiteratur den einzigen
der
platz,
noch reizen
sie
auf das Beifallbrüllen erregter Volksmassen verzichten,
so
man
suchte
Ersatz dafür in
5
dem Händeklatschen
Anklage- und Ver-
eines feingebildeten Auditoriums.
teidigungsreden in fingierten Prozessen zu halten, war
man
nicht
auch
reife
um
getan,
für den
so
man
bleiben; doch hatte
Ernstfall in
nur
dies
als Mittel
In der Kaiserzeit dagegen
betrachtet.
Übung zu
zum Zweck
wurde
es Selbst-
zweck, und die höchsten Spitzen der Gesellschaft fanden
es nicht
Streitfälle
unter ihrer Würde,
15
über die lächerlichsten
Phrasen zu schmieden.
Je häufiger diese
Deklamationen waren, desto schwieriger wurde
sie
lo
hatten es schon in republikanischer Zeit mit-
Cicero,
unter
nur in der Schulstubo gewohnt, sondern
Männer, ja selbst berühmte Redner, wie
neue und packende Themata zu finden.
es,
Man
für
geriet
daher auf die abenteuerlichsten Einfälle, die mit der
20
Wirklichkeit gar nichts mehr zu schaffen hatten, wohl
aber Gelegenheit boten, leidenschaftlich, gefühlvoll oder
Ein paar Beispiele mögen dies
erhaben zu w^erden.
illustrieren;
wir haben
sie die tollsten sind
sondern weil
sie
—
sie
gewählt, nicht etwa, weil
es gibt
sich
am
noch
viel
kürzesten
schlimmere
—
,
25
erzählen lassen,
„Man nimmt an, es bestehe ein Gesetz, dass, wenn
ein Mädchen geraubt worden sei, sie entweder den
Tod des Entführers oder seine Ehe ohne Mitgift fordern
dürfe.
In einer Nacht raubt jemand zwei Mädchen.
Für
Advokat auf."
„Nach dem
der Tyranneumord zu belohnen,
bestrafen.
Ein Tyrann ertappt
Die eine fordert den Tod, die andere die Ehe.
jede von beiden
fingierten
der
Recht
Ehebruch
tritt
ist
zu
ein
—
30
Die Rhetorik.
6.
183
ihm niederBelohnung des Tyrannenmordes
Über
oder die Strafe des Ehebruches anzuwenden?"
solche Dummheiten wurde stundenlang peroriert, und
jemanden
bei seiner Frau, wird aber von
Ist hier die
gestossen.
5
von
nur
nicht
das
Knaben,
unreifen
sondern
Senatoren und hochgeachteten Künstlern!
es
und
<les
Themen, die BeTyrannenmordes den Mittelpunkt bildete
das
jedesmal
natürlich
benutzt
prächtigem Phrasenschwall die
und
preisen
Antastung
ihre
freie
als
um
in
Verfassung
zu
wurde,
das schwerste Ver-
Dies war unter der ganzen
brechen zu brandmarken.
Herrschaft der Kaiser möglich,
obgleich den meisten
nichts ferner lag, als die Gedankenfreiheit zu befördern.
Aber
sie
wussten sehr wohl, dass jene Tyrannen nur
von Papier waren und dass es keinem
in
einfiel,
was
er
der Rhetorenschule predigte, auch in die Wirklichkeit
So fern stand diese Kunst dem Leben!
zu übertragen.
Und doch
20
erfüllte
gebildeten Welt
Eifer,
hat.
wie ihn
Auf
die
sie
kaum
ein
Gedanken der ganzen
die
und nährte
in
ihr einen literarischen
anderes Zeitalter gesehen
Weltereignisse
einzuwirken,
war nur
noch den Vertrauten des Kaisers möglich, und auch
25
ist
so noch in zahllosen anderen
lohnung
15
Dabei
bemerkenswert, dass, wie in unserem zweiten Bei-
spiel,
10
von
konnten es nur
tun.
in
sie
bescheidener und diskreter Weise
Zudem war man
der
Kämpfe
des
römischen
Marktes, die vorher nicht nur mit tönenden Reden,
sondern auch mit Steinen, Knütteln und Dolchen aus-
müde und freute sich
und Gefahren des sicheren
Friedens, obgleich er arm w^ar an spannenden Vorgängen.
Aus der Politik verdrängt, warf sich so
gefochten
30
nach
den
wurden,
gründlich
Aufregungen
das Interesse der führenden Kreise gänzlich auf die.
Literatur.
Und
die
Erziehuns der Jug-end hatte dafür
^- I^ie Constantinische Dynastie.
184
dass auf diesem Gebiete jeder (iebildete ein
gesorgt,
feiner Kenner,
fast
meisten auch ausübende Künstler
die
Daraus erwuchs
sein konnten.
ein Dilettantismus
Schon
unglaublicher Verbreitung.
mau
schule hatte
gründlich
weise
gelernt;
breitung.
zu den Kaisern
in
den literarischen Konven-
und sorgten für
Für schwieriger
ihre buchhändlerische Ver-
trugeu
tikeln vor
bis
auch
sie
Beherrschung der
galt die
•'>
konnte
jeder
fast
daher Verse machen, und unzählige,
hinauf,
Kinder-
Form und Ausdrucks-
die poetische
kennen
in der
von
JO
man, durch die rhetorischen
Übungen verwöhnt, Ansprüche an sie, denen zu geProsa, und wirklich
nügen nicht
stellte
Doch
war.
leicht
je
seltener
die Auserwählten fanden, desto zahlreicher
Da
jenigen, die sich für berufen hielten.
wenn gegen Ende
zu verwundern,
hunderts
n.
sich
waren
ist
hier
die-
es nicht
i5
des ersten Jahr-
Chr. die Schriftsteller sich beklagen, dass
sie nicht leicht
mehr
so schenkfreudige
Gönner
finden,
wie in den Zeiten des Augustus und selbst noch des
Wer einem
Nero.
Herrn
solchen
eben
darbrachte,
musste
dieser selbst
ihm etwas
eine
Dedikation
darauf gefasst
vorlas,
was
er
sein,
20
dass
natürlich für
hielt.
So ging es denjenigen, die von
Feder leben wollten, wie heutzutage den Musikern
noch schöner
ihrer
und Malern.
singt,
lässt
Tüchtigkeit
Da
sich
alles pinselt
oder klimpert, geigt oder
25
durch Leistungen von bescheidener
kaum noch
ein
Hungerlohn
erwerben.
Zugleich aber hat die allgemeine Verbreitung dieses
Dilettantismus
auch das Verständnis für die grosse
Kunstleistung mächtig gehoben, und das aussergewöhnliehe Talent,
fast
wenn
es in
Mode zu kommen
weiss, wird
über die Gebühr bewundert und mit Gold über-
schüttet.
So gab es damals Virtuosen des
Stils,
die
von Stadt zu Stadt reisten und überall nicht weuiaer
30
6.
augeschwärmt wurden
Die Rhetorik.
als
185
unsere Primadonnen.
Bei
jeder schöngeruudeten Sentenz, jedem neuen Gleichnis,
jeder prächtigen Beschreibung klatschte
r>
10
man
in
die
Kedner mit lauten BravoHände,
Rufen, sprang von den Sitzen auf und warf ihm
Kusshände zu. Dies wurde so zur Gewohnheit, dass
man sich später selbst im christlichen Gottesdienst
nicht davon freimachen konnte. Johannes Chrysostomus
suchte in seiner Gemeinde diese lärmenden Beifallsbezeigungen zu unterdrücken, doch als er dagegen
unterbrach
eiferte,
den
sprach er den folgenden Satz:
„Geh'
in
die
Malstube, und du wirst sehen, wie dort tiefes Schweigen
herrscht:
also
auch hier; denn auch hier malen w^ir
Gemälde mit den Farben
königliche, nicht gewöhnliche
i.j
20
der Tugend."
Als
man
diese
„schöne Stelle" hörte,
wurde selbst die Predigt gegen das Klatschen durch
ein unbezähmbares Klatschen unterbrochen. Das Wort
wirkte eben viel mehr als der Sinn; denn w^as diese
waren rein formelle
Begeisterungstürme auslöste,
Worüber der Redner sprach, darauf
Leistungen.
kam es nicht an; selbst das Lob des Rauches oder
der Kahlköpfigkeit konnte Enthusiasmus hervorrufen;
ja
wenn abgebrauchte Themata
25
in
neuer und über-
steigerte dies
Weise
Griechische Vorträge
wohl noch die Bewunderung.
eines berühmten Sophisten wurden selbst von Römern,
raschender
behandelt
wurden,
die seine Sprache nicht verstanden, mit Eifer besucht,
angeblich, weil schon allein die klangvolle Modulation
Stimme sie entzückte, in Wirklichkeit wohl, weil
es Modesache war, den Stern des Tages gehört zu
haben. Allerdings war die Stimme dieser Virtuosen
sorgfältig geübt, um für Erhabenes und Mildes, Starkes
und Klägliches die rechten Töne zu finden, und den
seiner
so
Vortrag
begleitete
eine
anmutige,
fieissig
studierte
V. Die Constantiiiisclie Dynastie.
jS()
Gestikulation,
man
dass
so
vom
ohne Grund
nicht
Singen und Tanzen der Kedner sprechen konnte.
Wie
Beredsamkeit durch Denio-
die griechische
Höhe-
sthenes, so liatte die röniisclie durch (Jicero ihi'en
])unkt erreicht.
mit
Wollte
Vorbildern
grossen
diesen
man einem
etwas Neues und
Hörerkreise, der
genau
Anziehendes bieten,
indem man
das nur erreichen,
Wie
Künstlichkeit überbot.
mosthenes hinausgestrebt
sie
vertraut
so
liess
so
sich
durch raffinierte
über l)e-
einst liegesias
hatte,
5
^var,
neue
die
wollte
lo
römische Rhetorik Cicero übertreffen und gebrauchte
dazu auch ganz ähnliche Mittel.
Zwar war der Asia-
nismus von den Vertretern der klassischen Redekunst
so scharf getadelt worden,
später so viel, dass
man
und
ihre Autorität galt
auch
Doch
ihn prinzipiell verwarf.
15
hatte dies nur die Folge, dass die Vertreter des über-
künstelten
Stils
nicht Asianer nannten,
sich
dem
ihn als den modernen
Cicero gegenüberstellten.
frischen
lust,
sondern
angeblich veralteten des
Immerhin
w^ar es ein Zeichen
Selbstbewusstseins und lebendiger Schaffens-
dass
man
sich
nicht
zur
Nachahmung
irgend
welcher berühmten Muster bekannte, sondern die
findung hatte,
selbständig Neues
20
zu gestalten.
EmpUnd
wirklich bewahren die knappen Sentenzen, die kräftigen
Antithesen und wirksamen Gleichklänge, wie
und Tacitus
bieten,
sie
Seueca
25
auch für unser Ohr noch einen
hohen Reiz. Doch wenn auch mit feinerem Geschmack
und geringerer Überladung verwendet, sind dies doch
dieselben Kunstmittel, deren sich schon Hegesias und
vor ihm Gorgias bedient hatten, und wie bei ihnen,
so riefen sie
auch diesmal die entsprechende Reaktion
hervor.
Schon Tacitus
erzählt
uns
davon,
wunderer der Alten den modernen
Stil
wie die Beals
künstlich
3o
6.
und
doch
5
und er
bekämpften,
geziert
187
selbst
muss ihnen
Seine eigene Schreibart kann
recht geben.
dadurch
Die Rhetorik.
entschuldigen,
dass
überfeinerte
zugleich
er nur
und
Geschmack nach neuen
der
abgestumpfte
Reizmitteln verlange, und dass der Schriftsteller nicht
umhin könne, den Forderungen
zu
tragen.
Doch
als
er
dies
seiner Zeit
Rechnung
niederschrieb,
waren
jene Forderungen schon im Begriff, in ihr Gegenteil
umzuschlagen.
10
Jahren
und
sich
Und hatte er in seinen jüngeren
dem neuen Stil freudig angeschlossen
die vollendetsten Muster geschaffen,
hervorgegangen
und
reifsten
sind, so kehrt er in
zurück.
ciceronischen Zeit
So verfocht auch er jene Reaktion, die mit
der Regierung Hadrians einsetzte;
Art
aus,
aller
ihm
Werk, dem Dialog von den Rednern, zu
der schlichteren Schreibweise der
15
die aus
seinem spätesten
Reaktionen
ist,
ging
sie
doch wie es die
weit über das hin-
was berechtigt war und durch Tacitus vertreten
wurde.
20
Der Kampf gegen das übertrieben Moderne war
unter der Fahne der Alten eröffnet worden, worunter
man zunächst Cicero und seine Mitstrebenden verstand.
Doch von diesen Alten ging man bald zu
den noch Alteren über; denn auch
25
man
nicht
mit
in
jenen erkannte
Unrecht eine gewisse Künstlichkeit,
und der durch allerlei Feinheiten der Rede übersättigte
Geschmack drängte zum ganz Ursprünglichen und
Naiven.
So stellte man in der Prosa Cato und
Gracchus über Cicero, in der Poesie Naevius und
30
Ennius über Vergil, ein
auch heute anschliessen
Werken jener
dürftige
dem wir uns vielleicht
würden, wenn uns von den
Urteil,
mehr al*
Doch von der
zur Nachahmung über
ältesten lateinischen Literatur
Fragmente erhalten wären.
Bewunderung ging man
alsbald
188
V-
lind
I-^ie
wie
licher Art",
nns
sie
englischen Prärafaeliten
in
der biMonden Kunst die
mit ihrer Vergötterung
haben.
beschert
JJotticelli
Fratzen ganz ähn-
gos])ensterliafto
(himit
scliuf
Dynustic.
Con.stantir)i.s<'li(;
man
Hielt
es
dos
doch
den schönsten Schmuck der Kode, wenn man
für
mit
sie
•'>
längst veralteten Worten ausstaffieren konnte, die aus
l^nnius und Plautus zusammensresucht ^Yaren
und nur noch mit Hilfe eines Lexikons verstanden
dato,
wurden.
Sprache des gemeinen Mannes
Über
die
rohe
sich
die
Literatur
hatte
noch heute
tut;
immer erhoben, wie
man sich anf
mnsste man dafür
doch solange
Markte zum Volk wendete,
von ihm verstanden zu werden.
kunst
zur
Deklamation geworden war und
hatte,
dunkle Altertümlichkeit,
die
lo
es
freiem
sorgen,
Seit aber die
vornehme Hörsäle zurückgezogen
xiuch für
sie
Rede-
sich
in
i'-
man
konnte
gelehrtes
tief
Studium und reiche Belesenheit verriet, den geforderten
Beifall finden.
Schon seit dem Anfang der Kaiserzeit
immer weiter von dem
hatte sich die Schriftsprache
entfernt,
was im Volksmunde
lebte,
und begann
«in ganz mumienhaftes Dasein zu führen.
die
aus
Dialekte,
Sprachen
Während
denen die modernen romanischen
erwachsen
entwickelten,
20
jetzt
sind,
sich
unbeachtet
weiter-
nach Provinzen und Landschaften
sich
-'
schieden und in immer weiterem Umfange den Ver-
kehr
des
•Gebildete
gemeinen Lebens beherrschten,
an,
Latein
sein
Büchern zu lernen.
letzteren,
oder
Da man
fing
der
Griechisch
aus
auch die Dialekte des
soweit sie klassisch geworden waren,
vernachlässigen konnte, schrieb
lieben,
sein
wenn auch
man
nicht
bald nach
Be-
nicht ganz ohne Fehler, im Aeolisch
der Sappho oder im Jonisch des Herodot, vor allem
iiber strebte
man dem
reinen Atticismus nach.
Hatte
so
6.
dieses
5
Wort
189
den Zeiten des Cicero nur die schlichtere
Stilgattung des Lysias und
Demosthenes im Gegensatz
zum Asianismus bezeichnet,
man auch sprachlich auf
Zu
zurücko-eheu wollte.
so bedeutete es jetzt, dass
Muster
die
der
Blütezeit
Zwecke wurden
Formen, die seit Jahrhunderten aus dem Sprachgebrauche verschwunden waren, zum Beispiel der
Dual,
den Toten
von
geschaffen,
10
in
Die Rhetorik.
Lebens stand.
und
aufervveckt
gänzlich
der
diesem
ausserhalb
so
Ihn zu beherrschen, galt
ein
Stil
wirklichen
des
als
das Ab-
zeichen der Höchstgebildeten, deren Kreis sieh freilich
immer mehr
unter diesen Umständen
Die
Schwierigkeit,
in
verengte.
erlernten
Sprachen
zu
schreiben, hatte zur Folge, dass seit der Zeit Hadrians
i.'j
der literarische Dilettantismus seltener wurde und damit
Wert und Ansehen derjenigen wuchs,
Dies war umsomehr der
verstanden.
am Hofe
auch
ihrer zu
bedürfen
dem hohen Wert, den man auf
20
legte,
hielten
es
die
die jene
Fall,
Kunst
als
denn bei
meinte;
einen schönen
Kaiser für geboten,
Briefe und Erlasse in eine klassische
mau
Stil
dass ihre
Form
gekleidet
wurden, und wählten daher zu ihren Geheimschreibern
gern
literarische
Berühmtheiten.
So
bekleidete
der
hochgelehrte Antiquar und Historiker Sueton, dessen
25
Schriften sich durch klaren, flüssigen Stil auszeichnen,
Amt
jenes
Heihe
in
bei Hadrian,
von
Rednern,
und nach ihm finden wir eine
Dichtern,
ähnlichen Stellungen.
hundert gab es kein sichereres
so
Geld zu
erwerben,
zwar waren
die
als
Geschichtschreibern
Vollends im vierten JahrMittel,
literarische
Forderungen, die
um
Ehren und
und
Leistungen,
man
an diese
stellte,
schon sehr bescheiden geworden.
Die furchtbare Seuche,
zehntelang
die
im Reiche wütete,
unter Marcus jahrhatte
die
Blüte
des
^- I^ie Constautiuische Dynastie.
]<)0
A'^olkes
und
hingerafft,
<lio
barischen Einwanderern
kommen
<
bahl
aucli
in
Denn
Bürgerkriege,
mörderischer
worden, deren NachSchichten
hidieren
die
eindrangen.
Jesellschaft
Lücken waren mit bar-
gefüllt
dem
die
der
lange
Folge
dritten
Jahr-
die
hundert seinen Charakter gaben, schuf Platz für
^
sie;
doch Wirren dieser Art unter den Kelchen
pflegen
und Vornehmen, die im Staat eine Kolle spielen und
deren Besitz zur Konfiskation
in
reizt,
am
gründlichsten
Diese Kreise aber waren es gewesen,
aufzuräumen.
ic
denen die Literatur nicht nur ihre Gönner, sondern
auch ihre
funden
und bedeutendsten Vertreter geIndem sie hinschwanden und Halb-
meisten
hatte.
barbaren
in
ihre
Stellen
einrückten,
ging der hoch-
gebildete Geschmack, die sichere Herrschaft über die
Sprache, auch
wo
sie
i'
sich bisher erhalten hatten, der
Die künst-
römisch-griechischen Gesellschaft verloren.
denn neue Formen
wenigsten im stände.
lerischen Ideale blieben die alten;
zu schafTen, war diese Zeit
Man
also
strebte
am
nach demosthenischem Griechisch
und ciceronischeni Latein.
Freilich
hatte
Gefühl für den Unterschied der Stilarten
man
fast
das
ganz
was dem hochverehrten Altertum
angehörte, galt für schön, und die Schriftsteller aus
der Zeit des Hadrian und der Autonine betrachtete
eingebüsst.
man
als
-^
Alles,
25
ebenso klassisch, wie die Vertreter der wirk-
lichen Blütezeit,
weil sie damals ja gleichfalls schon
So ahmte man unbekümmert
Dio von Frusa und Aristides neben Xenophou, Isozu den Alten gehörten.
krates, Piaton
und Demosthenes nach, und der elende
Fronte, der seine Briefe und
und plautinischen Floskeln
Reden aus catonischen
zusammengeflickt
hatte,
stand als hohes Stilmuster neben Cicero, Plinius und
Seneca.
Bei jedem Worte, das
man
als
Redner oder
so
Die Khetorik.
6.
Schriftsteller brauchte, durfte die
kommt
^,Wo
es
Und
wendbar.
5
Frage
den Alten vor?"
ihnen nachweisen Hess,
bei
sich
es bei
je
mehr
sich
191
die
gestellt
werden:
Und
nur,
galt
es
wenn
für an-
Bevölkerung mit
barbarischen Elementen durchsetzte, desto weiter entfernten sich Schrift und Deklamation von der Sprache
des Lebens, desto seltener wurden die Leute, die noch
einen
gebildeten
mehr waren
10
sie
Stil
schreiben
gesucht.
und desto
des Magister Memoriae und des Quaestors, denen die
Leitung der wichtigsten
die
Kanzleien
des
Kaisers
und
Abfassung seiner meisten Erlasse oblag, ernannte
man
Männer von literarischem Ruf, und oft
dann zu den höchsten Würden auf. Einige
gern
stiegen sie
15
konnten,
Namentlich für die Amter
Beispiele
mögen
Eumenius,
dies beglaubigen.
rhetorischer
Lehrer
in
dem
unbe-
deutenden gallischen Städtchen Augustodunum, hatte
das
Glück,
die
Bekanntschaft
des
Constantius
zu
machen, der damals noch Gardepraefect des Maximian
20
Auf dessen Empfehlung wurde ihm 289
war.
am Grüudungstage Roms
als
25
Art,
vorher
Kaiser die Fest-
nicht schlecht, aber auch nicht besser,
und nachher hunderte geschrieben sind.
Immerhin fand man
um
dem
Es war ein Panegyrikus der gewöhn-
rede zu halten.
lichen
vor
gestattet,
ihn sogleich
diese Leistung bedeutend genug,
zum Magister Memoriae
zu befördern.
Publilius Optatianus Porphyrius baute Yerse, die
jedes poetischen Wertes bar waren, aber an Künst-
Dagewesene übertrafen. Einer
war der folgende. Das ganze
Gedicht bestand aus fünfunddreissig Versen und jeder
lichkeit
ao
alles
bisher
seiner häufigsten Triks
Vers aus fünfunddreissig Buchstaben, so dass, wenn
man
diese in gleichen
entstand.
Abständen
sclirieb,
ein
Quadrat
Die Exemplare, die hohen Gönnern, nanient-
V. Die Constantinisclie Dynastie.
192
wurden, waren mit Silber
lieh (1cm Kaiser, überreicht
Piirpurpergament
auf
waren
in
jeder
der
dazwischen
geschrieben,
Zeilen
fünfiniflilreissig
aber
einzelne
Buchstaben durch Goldschrift ausgezeichnet, und diese
bildeten innerhalb des (Quadrats bestimmte Muster,
sinnvollen Bilder und Zeichen,
gramm
ein
zum
Christi oder ein Schiff.
goldenen Buchstabeu für
Sinn,
Monodiese
dann
Las man
so
Beispiel das
ergab sich wieder
gewöhnlich auch Verse.
dies zu einer
Wahl
Mühe
Natürlich fülu'te
lo
der Worte, welche den Sinn fast
unverstcändlich machte,
endlicher
sich,
:>
bald irgendwelche
bald nur mathematische Figuren,
und war auch
erreichen.
zu
so
nur mit un-
Constautin
belohnte
indem er den Dichterling in hoher Stellung an
Hof zog und sich bei ihm für die Widmung
solcher Elaborate in einem sehr schmeichelhaften
Als dann Porphyrius wegen irgendBriefe bedankte.
sie,
seinen
welcher Sünden,
die
wir nicht kennen, in die Ver-
bannung geschickt war, schrieb
er für die Vicennalieu
des Jahres 326 einen Panegyrikus auf den Kaiser und
seine
15
20
Söhne, der aus Versen der eben geschilderten
und erlangte dadurch nicht nur Begnadigung, sondern wurde auch 333 zum StadtpraeArt bestand,
fecten von
Rom
befördert.
Themistius schrieb in seiner Jugend Paraphrasen
dann
des Aristoteles
und Hess
Philosophie
dem neugegründeten
nieder.
in
Ausserdem
sich
trug er
Reden
25
Lehrer der
als
Constantinopel
vor,
die
in uner-
träglich schwülstigem Stil eine banale Moral predigten,
darunter auch mehrere Panegyriken auf die Kaiser;
denn auch diesen Prunkstücken
sophischen
Anstrich
zu
w^usste er einen philo-
geben,
indem
er
seine
Schmeicheleien in die Lobpreisung bestimmter Tugen-
den einkleidete.
Dies grosse Licht für sich zu
ge-
3o
6.
Die Rhetorik.
193
5
bemühten sich um die Wette Ancyra, Aiitiochia
und endlich auch Rom. Doch Constautius ernannte
ihn 355 zum Senator von Constantinopel und fesselte
Später er^
ihn dadurch an die Stadt seines Vaters.
zwei
Statuen,
noch
und
er wurde
richtete man ihm
erst zum Proconsul, dann auch zum Stadtpraefecten
von Constantinopel gemacht, und das unter den sehr
christlichen Kaisern Constantius und Theodosius, obgleich er sich offen zum Heidentum bekannte.
10
Sextus Aurelius Yictor, ein Afrikaner niedrigsten
winueii,
Standes, überreichte 361
dem
Julian eine
Zum
ganz kurzer Kaiserbiographien.
20
sie nicht
gesehenen Rhetors
dann
in
dem
Reden
als ein dürftiger
Dies
aus.
er sie
einen kurzen
dem
der
ihm
Antiochia,
als
Lehrer
durch griechische
die
Stellung
des
widmete er diesem 369
römischen Geschichte,
an Wert oder richtiger an Wertlosigkeit
30
in
christlichen Kaiser Valens.
bekleidete,
Abriss
erst
C^aesarea
sich selbst
verschaffte
Magister Memoriae bei
Während
der
Acacius,
palästinensischen
und zeichnete
tätig war,
25
Teil
Auszug aus den
Werken früherer Schriftsteller; ausser einem schlichten,
klaren Stil lässt sich ihnen wieder wissenschaftlich noch
künstlerisch irgend ein Vorzug nachrühmen. Trotzdem
wurde der Verfasser für diese Dedikation sogleich
zum Consularis Pannoniae ernannt und stieg unter
Theodosius sogar zum Stadtpraefecten von Rom auf,
obgleich auch er Heide war.
Eutropius, gleichfalls Heide, war Neffe des an-
war
15
mehr
Sammlung
grössten
dem
der
Schriftchen
Er wurde dafür
durch das Proconsulat von Asien belohnt und unter
des
Victor
ungefähr
gleichstand.
Theodosius sogar zum Praefecten erhoben.
Decimus Magnus Ausonius war Lehrer der RheBurdigala.
Er machte Verse, die an dich-
torik in
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
13
^-
194
1^*'^
terischem Gehalt
standen
und
Constantinische Dynastie.
kaum über denen
nicht
teilweise
viel
»ien
J'orphyrius
weniger künstlich
So baute er ganze Gedichte aus Hexametern,
die mit einsilbigen Worten begannen und endigten,
oder auch aus solchen, in denen auf je ein einsilbiges
waren.
Wort
ein zweisilbiges,
silbio-es
folgten.
dann ein
Auch
in
allen
drei-,
vier-
und
>
fünf-
möglichen lyrischen
Yersmaassen hat er sich versucht, aber ohne von der
künstlerischen Bedeutung dieser Formen eine Ahnung
zu haben.
So zählt er zum Beispiel in der weichen,
seine
der Sappho
greifenden Strophe
"'
ans Herz
grammatischen Kollegen von Burdigala auf:
Sag' ich erst von Romulus, von Corinthus
Oder von Sperclieus und seinem Sprössling,
Oder wie Menestheus' Athenerrause
15
Lehrte Grammatik?
Alle waren fleissig im Unterricliten,
Karg bezahlt und ärmlich an schöner Rede,
Aber weil zu unserer Zeit sie lehrten,
Doch zu erwähnen.
Yersifizierte
Prosa dieser Art reichte damals aus,
Aufmerksamkeit des Hofes auf den Dichter
Yalentinian machte ihn zum Erzieher
zu lenken.
seines Sohnes, und bald w^urde er zum Quaestor, später
durch seinen dankbaren Schüler sogar zum Praefecten
um
-^o
die
2''
und Cousuln (379) ernannt.
Merkwürdigerweise
ist
dies
das
letzte
Beispiel,
man es durch rein literarische Verdienste zu hohen
Würden bringt. Denn der Redner Quintus Aurelius
Symmachus und der Historiker Virius Nicomachus
dass
können in diesem Sinne nicht angeführt
sie von vornehmer Geburt waren, also ihre
Ämterlaufbahn durch ihre künstlerischen Leistungen
zwar vielleicht gefördert, aber doch nicht bestimmt
Flavianus
werden, weil
so
6.
Ammianus
wurde.
wunderlich
5
das
195
steht
geschraubte
Geschicht-
als
und
über Victor
Latein
Eutrop;
so
Werkes
seines
durch die Feinheit seiner Charakteristiken
ist,
und
Marcellinus
himmelhoch
schreiber
auch
Die Rhetorik.
Dramatik der Erzählung erweist
wuchtige
die
er sich selbst des Tacitus, den er fortgesetzt hat, nicht
ganz unwürdig.
Synesius
ist
und
der inhaltreichste
phantasievollste Redner, den diese Zeit hervorgebracht
Claudius Claudianus hat
hat.
10
auf Stilicho
und
Honorius
in
seinen Lobgedichten
zwar den Vergil nach-
geahmt, aber dessen poetische Kraft nicht nur erreicht,
Aber obgleich
sondern manclimal selbst übertroffen.
man ihm auf dem vornehmsten Platze Eoms, dem
Forum des Trajan, eine Statue errichtete, hat er es
15
erstgenannten
Beifall des
sind
für
ihre
sich
Publikums belohnt worden.
steigert,
abnimmt,
trat
und
ist
ihre
des Tri-
die
beiden
Werke nur durch den
selben Maasse, wie der künstlerische
20
Amt
doch nicht über das recht bescheidene
bunus und Notarius hinausgebracht,
Dass
Wert der
in
dem-
Literatur
Begünstigung durch die Herrscher
aber nicht
seltsam,
Es
unerklärlich.
eben das Gesetz von Angebot und Nachfrage
in
mehr Talente auf den Markt kamen, desto
wurde ihr Preis.
Wenn die Literatur sich gegen das Ende des
Kraft: je
niedriger
25
vierten
Höhe
suchen
Jahrhunderts
erhob,
sein,
so
mag
dass
wieder
der
zu
einer
Grund zum
ansehnlichen
Teil
gar nicht mehr auf
sie
hatte,
Denn wer
einzuwirken.
Sprache immerfort fehlerhaft sprechen hört und
selber fehlerhaft spricht,
wird
viel
Beherrschung gelangen,
Anfang an durch die Grammatik
richtigen
zu
unterdessen die Volkssprache sich
von der geschriebenen weit genug entfernt
30
darin
um
eine
sie
schwerer zu ihrer
als
als
wer
sie
fremde
von-
erlernt.
13*
V. Die ConstaiitiiiisclH- Dynastie.
196
Es
dalier sehr bezeichnend, dass unter
ist
den
lateini-
schen Schriftstellern dieser Zeit die allerbedeutendsten,
Annniauus JMarcellinus und Claudian, der eine
Antiochia,
andere
der
wenn auch
also beider j\latters])rache CJriechisch war,
das
nicht
Und
lehrte.
man
welches
Griechisch,
in
auch deutsche
Namen
heisst
auf:
um
recht
ein
die Mitte des fünften
ansehnlicher
Dichter
Man
Merobaudes, ein Geschichtschreiber Frigeridus.
lateinisch
also
.7
den Schulen
bald treten in der römischen Literatur
Jahrhunderts
schrieb
aus
aus Alexandria herstammten,
oder
griechisch,
wie
Humanisten des sechzehnten Jahrhunderts
taten,
H)
die
es
und
konnte dann auch hinter ihren Leistungen nicht gar
zu weit zurückbleiben.
Fleisses,
lernen;
um
doch
Diocletians
eignet,
die
dazu
wenn
dieser
Schriftsteller
anzuspornen.
Ausonius wären
wesen,
in
hohe Lohn,
der
dem
Freilich bedurfte es
Sprache
der
seit
den
i^
Zeiten
war wohl geSchon Porphyrius und
winkte,
ihren Kunststücken unfähig ge-
zu
sie nicht
Wortschatz hätten
eisernen
Weise meistern zu
aus einem ungewöhnlich grossen
wählen können, und
es
der Natur der Sache, dass solche Studien,
liegt
^0
in
wenn sie
immer
mit so glühendem Eifer betrieben werden, sich
mehr erweitern und
vertiefen.
Daraus ergibt sich
zwar nichts weiter, als dass die Beherrschung der
Sprache besser werden und sich zugleich über weitere
2.>
Kreise verbreiten musste, eine Steigerung der literari-
schen Talente konnte dies zwar fördern,
herbeiführen.
Jahrhunderts
aber nicht
W^enn auch diese gegen Ende des vierten
eintritt,
so dürfte der
Grund wohl darin
liegen, dass das frischere, zeugungskräftige Barbarenblut,
das schon seit Marcus die antike Welt erfüllte,
allmählich auch in die Kreise der Schriftsteller eindranor.
Der Germanen Merobaudes und
Fris-eridus
3»
Die Rhetorik.
6.
197
haben wir schon erwähnt; daneben aber gab es Unzählige, die ihre fremde Abstammung unter römischen
Namen
oder griechischen
zufälh'g erhaltene Notiz
5
und Flavianus,
Roms
die
So
versteckten.
lässt
eine
uns schliessen, dass Symmachus
damals in den literarischen Kreisen
die führenden Rollen spielten, von einem bar-
barischen Ahnherrn abstammten, und bei wie vielen
mag
es
dies
noch der Fall gewesen
ohne dass wir
sein,
nachweisen können!
Doch zur
10
Zeit Julians,
von der wir hier
in erster
Linie zu reden haben, waren mustergiltige Leistungen
noch
und
seltener
Ruhm
Der
der
folglich
Rede
um
so
überstrahlte
mehr
geschätzt.
den
sogar
der
WafPen; denn dass meist unverfälschte Barbaren das
15
ausübten, gab ihm einen Anstrich
während der edle Atticismus der BeWie
redsamkeit im vornehmen Altertum wurzelte.
Kriegshandwerk
des Gemeinen,
wir schon früher gesehen haben, betrachtete es selbst
ein
20
Constantin
würdiges
Ziel
wirklich „mit
dem König gehen"
unglaubliche
Eitelkeit
Literatenklasse,
26
als
Ehrgeizes,
seines
auch auf diesem Gebiete Lorbeern zu pflücken. Der
Dichter und noch mehr der Redner meinte daher,
wärtiger
einer
die
hervortritt,
gezierten
in
zu dürfen, und eine
bemächtigte
sich
ihren Schriften
als
sie
sich
Bescheidenheit
zu
der
um
ganzen
so wider-
immer
hinter
verstecken
sucht.
fast
Und das ganze Publikum, die Herrscher an der Spitze,
bestärkte sie in diesem gespreizten Selbstgefühl,
und
das nicht nur durch den wahnsinnigen Beifallslärm,
30
mit
dem man
begleitete.
ihre
Glaubte
Deklamationen und Vorlesungen
man doch
allen Ernstes,
dass es
in ihrer Hand liege, ihren Freunden ewigen Ruhm
zu verleihen und ihren Feinden ewige Schmach.
Um
die
Lobrede eines g-eschätzten
Stilisten
bewarben
V. Die ConstantinisclK; Dynastio.
193
sich
daher sogar die
demütigem
mit
Kaiser
und der Private meinte schon dadurch
iceit
Namens
seines
dass
gewäiirleistet,
ein
soiclies
Denn auch
Licht ihn mit einem Briefchen beehrte.
diese kleinen
Eifer,
die Uuaterblich-
Kunstwerke bewahrte man der Nachwelt.
5
indem man sie zu grossen Sammlungen vereinigte
und so für ihre buchhändlerische Verbreitung sorgte.Zwar waren sie meist inhaltsleer bis zur Dürftigkeit
—
sich
offen
ihnen auszus})rechen,
in
verbot
schon
das Sj)ioniersystem vieler Kaiser und die allgemeine
Leisetreterei, die es grossgezogen hatte
man auch
nichts weiter schreiben,
wohlbefinde und
um
mau
sich
in
denen man dies
des Grusses,
sie
sich
Die Rhetoren oder,
sichern.
damals nannten, die Sophisten hielten
sich daher für die Blüte des Volkes
und schauten mit
souveräner Verachtung auf die ganze minder gebildete
Menschheit nieder.
es nicht
nutzlos,
weil der
literarisch war, erschien ihnen
Wert des Mannes ja doch nur von
seiner Redefertigkeit abhänge.
wenn
So findet
Lateinisch zu lernen.
könne der Advokat
25:
Rom reisen,
Gericht,
meint
durch seine rhetorischen
wenn
könne er
Notizen durch irgend
menschen geben
Auch vor
allein
Sieger bleiben;
Juristisches brauche,
es Libanius
Schüler auch die Rechts-
.seine
schule von Berytus besuchen oder gar nach
Kunstgriffe
20;
Selbst ein reiches Wissen, soweit
grammatisch und
höchst ärgerlich,
er,
^^
nach der Meinung der Zeitgenossen diesen Nichtig-
keiten die Ewigkeit zu
um
lo
doch mochte
dass
Wendungen
ausdrückte, und die eleganten
wie
als
,
baldige Antwort bitte, so genügten
doch schon die zierlichen Pointen,
um
—
er
wirklich
etwas
sich ja die erforderlichen ao
einen der banausischen Fach-
lassen.
In der früheren Zeit hatte der Redner oft gemeint,
hochmütig auch auf den Philosophen herabblicken zu
6.
Die Rhetorik.
199
im vierten Jahrhundert
dem Boden der
altheiduischen Überlieferung und fühlten sich daher
veranlasst, sich gegen den übermächtigen Ansturm
können; doch dies hatte
Denn
geändert.
j
sich
beide standen auf
Seit der
des Christentums fest zusammenzuschliesseu.
Neuplatonismus die Herrschaft errungen hatte, war die
Philosophie nicht so sehr Wissen wie Glauben oder
doch Wissen nur insofern,
10
Dämonen und damit
währen schien. Und
als
die Kenntnis
sie
über
die Herrschaft
sie
der
zu ge-
wie die Philosophen sich gern
geheimer Künste rühmten, so sind auch die Sophisten
oft
den Verdacht
in
von
deshalb
der
der
Zauberei
christlichen
gekommen und
Staatsgewalt
verfolgt
worden.
Daraus ergibt
1.'.
von
sich
selbst,
dass die Vertreter
des neuen Glaubens zu ihnen Im Gegensatze stehen
mussten;
da
aber
andere Bildung gab
keine
es
konnten
die rhetorische,
sie,
wenn
sie nicht
als
ganz zum
Pöbel gehören wollten, deren Künste doch nicht völlig
20
Wir sahen
ablehnen.
Kaiser,
doch
so
als
gläubig
schon
an
sie
,
dass
die
christlichen
ihrer Kirche hingen,
Ehrenpflicht betrachteten,
die
es
Sophistik zu
fördern und zu belohnen, und keiner ihrer Geistlichen
nahm
25
Standen doch sehr viele von
ihnen das übel.
ihnen und gerade die bedeutendsten zu ihr in einem
Verhältnis,
das
kaum weniger anerkennend
lehnend war.
Nach wie vor war
ausschliesslich
Kunst,
sondern
als
ab-
die Rhetorik nicht
strebte
vor
Gericht
auch nach praktischen Erfolgen; auf die advokatische
30
Fertigkeit,
den schlechteren Grund zum besseren zu
machen, hatte
sie
also
keineswegs verzichtet, und dies
musste den Christen mit Recht
So
dass
ist
sie
denn auch Lactanz
„die Jünglinge
als
sich
nicht
sündig erscheinen.
ganz klar darüber,
zur Tugend,
sondern
V. Die Constautinische Dynastie.
200
zu
Hinterhältigkeit
redseliger
um
mussto er
richten,
und der glänzende
Und
ihm
doch
ihr unter-
Umfang
an-
dieser Konflikt hat nicht nur auf
sondern
gelastet,
in
seiner Schriften zeigt,
Stil
dass er sich ihre Kunstniittel in vollem
geeignet hat.
und
erziehe'",
des lieben Brotes willen
in einer
>
oder der anderen Weise
durchzieht er die ganze christliche Literatur.
In
es eine wortgetreue
sehen und
liatte
der
Septuaginta,
das alte Testament
der die Kirchenväter
war
Form
griechischen
der
Übersetzung aus
in
benutzten,
dem Hebräi-
lo
daher den wohlgerundeten Perioden-
bau, den rhythmischen Satzschluss und alle die anderen
Und
das
fast
Rhetorik
der
Kunstniittel
noch
ferner
Volk
niedere
anwenden
nicht
stand
bestimmt
ihr
und
können.
das neue, das für
aus
ihm
hervor-
Ausdrücke, lateinische Lehnworte,
wie Amen, Halleluja, Hosianna,
atticistischen Sprachreiuiger ein
selbst Hebräisclies,
alles
Dinge, die
dem
Für
Abscheu waren.
den naiven Reiz des Volkstümlichen, der unsere Zeit
aus den Worten der Bibel so mächtig ergreift, hatte
man damals
i5
Hier traf man überall auf gemeine
gegangen war.
Yerstäudnis
kein
gar
und konnte
20
es
da ja die ganze Literatur sich in einer
nicht haben,
Kunstsprache bewegte, die mit der wirklich gesproche-
So leugneten
nen kaum noch etwas gemein hatte.
denn auch die Christen nicht, dass die Bibel künst-
25
lerisch auf der allerniedrigsten Stufe stehe; sie fanden
eben
darin
ein
Zeichen ihrer Gotteskraft, dass
obwohl von „Fischern" geschrieben und im
Stil
sie,
deren
Bildungsgrad überall verratend, doch eine so mächtige
Wirkung ausgeübt
dass eine Zeit,
Kunststücken
widerwillig
habe.
Dies aber hinderte nicht,
die ihren
Geschmack an rhetorischen
gebildet
las.
Es
ist
hatte,
sie
nur
charakteristisch
ungern
und
dafür,
dass
so
Die Rhetorik.
6.
in
den erhalteneu Schriften Constantins des Grossen,
obgleich
sich
sie
alle
fast
ziehen, doch Bibelzitate
5
201
anf kirchliche Dinge be-
kaum A'orkommeu. Der
Geist-
nicht vermeiden, aber
wenn
liche
konnte
er in
der damals herrschenden Bildung erzogen war,
sie freilich
ihm Verlegenheiten, wie folgende
bereiteten sie auch
Geschichte
Bei einer cyprischen Synode, welcher
zeigt.
der heilige Spyridon beiwohnte, predigte ein Bischof,
der
vorher
auch
weltliche
Studien
getrieben
hatte,
10
und führte dabei das Wort an, durch das Christus
den Gichtbrüchigen heilt: „Hebe dein Bett auf und
Da aber das Lehnwort y.pajißaTov, das
wandele!"
für „Bett" im Evangelium stand, jedem Atticisten
15
durch das tadellose
barbarisch klang,
ersetzte es der hochgebildete
ay,i\iTzouq.
Da
Mann
sprang Spyridon
auf und schrie vor allem Volke den Redner au: „Bist
du besser als er, der xpaßßaiov gesagt hat, dass du
Freilich
dich schämst, seine Worte zu gebrauchen?"
hatte
20
niemals
Christus
griechisch
gesprochen;
doch
Aber auch wenn man es
gewusst hätte, musste man es doch als gottlos empfinden, die Worte der Bibel, die vom heiligen Geiste
davon wusste
man
waren,
diktiert
nichts.
wie einen
schlechten
Schüleraufsatz
zu korrigieren, und wenige werden so etwas gewagt
25
Zudem wird
haben.
lichen
schon deshalb
keinen Anstoss
die
grosse Mehrzahl der Geist-
an den Barbarismen der Bibel
genommen haben,
weil sie selbst un-
genug waren, um ebenso barbarisch zu
Wenn man vorgab, die
sprechen und zu schreiben.
Rhetorik zu verachten, machte man also aus der Not
eine Tugend; denn auch diejenigen, welche sie beherrschten, konnten nicht die ganze Masse ihrer
Kollegen an den Pranger stellen, indem sie ihren
gebildet
30
schlechten
Stil
als
Manuel anerkannten.
Galt ihnen
V-
202
doch Rechtgläubigkeit
allen
So
Constautinische Dynastie.
I^'C
viel
mehr
als
Bildung.
sind die christlichen Schriftsteller darin ganz einig,
die
(lass
rhetorischen
McHtzchen,
damals
welche
so
durchaus verwerflich seien;
sehr bewundert wurden,
doch hinderte dies nicht, dass diejenigen unter ihnen,
welche sich dieser Mätzchen zu bedienen verstanden
dennoch für die grössteu KirchenFast nur ihre Werke sind uns erhalten,
lichter galten.
ein deutliches Zeichen, dass man die Schriften minder
rhetorischer Stilisten auch unter den Christen viel
und
eifrig bedienten,
geringer schätzte und es nicht der
sie
-f
immer wieder abzuschreiben.
Und wirklich war fast schon
Mühe wert
seit
w
fand,
der Gründung
der Christengemeinden ein bischen Rhetorik für ihre
wenn auch nicht unentbehrlich, so doch sehr
Denn sie hatten ja nicht nur vor
Leiter,
Ui
wünschenswert.
ihren
Gläubigen zu predigen, sondern
ungebildeten
auch die Lehren ihrer Religion gegen die Angriffe
gebildeter Heiden zu verteidigen, und um auf deren
Publikum wirken zu können, war
es zweifellos nötig,
20
dass sie den stilistischen Anforderungen der Zeit leid-
genügten.
lich
Und was den Apologeten
w^urde bald auch den l^redigern
als
die Kunstmittel,
Gorgias
die
recht war,
um
billig,
in der
so
mehr
athenischen
Volksversammlung erprobt hatte, auch bei christlichen
Gemeinden ihre Wirkung nicht verfehlten. So haben
denn auch von den hervorragenden Kirchenvätern
die
allermeisten
die
Rhetorenschule
davon
und
ihre Schriften legen
ab.
Augustin erzählt, dass er
nicht
besucht habe,
sondern
um
sich
an
Ambrosius rhetorisch
hallten nicht weniger
um
Ae.w
zu
sich
25
durchgemacht,
das deutlichste Zeugnis
in
Mailand die Predigt
christlich
schönen
bilden,
zu
erbauen,
Redefigureu
und
die
des
Kirchen
von Beifallklatschen und Bravo-
30
6.
wider,
rufen
Lärm
der
^>
die
als
Prediger
die
traten
Die Rhetorik.
203
Zwar
Hörsäle der Sophisten.
dem
wiederholt
aber
entgegen,
der Begeisterung schmeichelte ihnen doch,
und da ihr Publikum dies bemerken musste, fiel es
ihm nicht ein, damit aufzuhören.
So war das Verhältnis des Christentums zur
Rhetorik ein gründlich unwahres;
offiziell
und
aber
schalt
es
sie,
tatsächlich
verschmähte
machte
jeder
Prediger, der die genügende Bildung dazu besass, von
i<»
ihren Lehren den
ausgiebigsten Gebrauch und stellte
doch beleidigt, wenn
sich
man
Der
dies anerkannte.
„grosse" Basilius war Schüler des Libanius gewesen
und,
in
1.)
obgleich dieser Heide war, doch
stellern
nius
Da
gegenseitige Lobhudelei unter Schrift-
damals zum guten Ton gehörte, schreibt Libader von Entzücken
an ihn einen Brief,
strömt.
können, denn das übersteige weit seine eigene Kraft;
Homer, Piaton,
Aristoteles
und Susarion. Darauf erwidert der Gepriesene kurz
und beleidigt, einem solchen Atticisten könne er nicht
würdig antworten, müsse ihn aber daran erinnern, dass
er nicht der Schüler von Philosophen, sondern von
„Fischern"
Libanius schreibt einen Entschuldi-
sei.
gungsbrief, doch bleibt dieser
er
Monate später
Bischof daran
so
über-
So etwas habe er seinen Schüler nicht lehren
die lichrer des Basilius seien
>}
Deni-
gemäss schickte er ihm auch seine Predigt gegen die
Völlerei.
-'0
immer zu ihm
einem freundlichen Verhältnis geblieben.
in
unbeachtet.
Erst als
einem zweiten Schreiben
erinnert,
dass
dieser
selbst
den
predige,
man
dürfe über seinem Zorn die Sonne nicht untergehen lassen, erhält er eine höchst gezierte Antwort,
in der Basilius noch einmal das ganze Feuerwerk
seiner Rhetorik spielen lässt,
denz für
alle Folgezeit
um
damit die Korrespon-
abzubrechen.
204
V.
Die Constiiutiiiische Dynastie.
8ü gekränkt zeigte sich ein
wenn
er
in
christlicher Bischof,
Gefahr kam, sich zu den Kunstniittehi
bekennen zu müssen, die er docli mit vollem Bevvusstanwandte!
Seine Glaubensgenossen verziehen
ihm diese Heuchelei und machten sie freudig mit.
sein
Als
langte, der für die Rhetorik begeistert war,
man
5
aber ein heidnischer Kaiser auf den Thron geihn nicht ungerecht schelten,
wenn
da konnte
er die Christen
zwang, mit ihrem vorgeblichen Kass gegen die Redekünste Ernst zu machen, und ihnen den Unterricht
darin verbot.
Und doch
hat nichts die Kirche
mehr
aufgeregt und ihren Zorn gegen den Abtrünnigen zu
wilderen
was
sie
Flammen
entfacht, als dass er ihr zumutete,
theoretisch
immer verkündigt
praktisch durchzuführen.
hatte,
auch
lo
Siebentes Kapitel,
Julian der Abtrünnige.
Flavius Claudius Julianus war gegen
Jahres 331
zweiten
als
Frau
Ende des
Sohn des Julius Constantius und seiner
zu
Basilina
Constantinopel
geboren.
Seine Mutter war mit Eusebius von Nicomedia ver5
wandt und
Richtung.
sie die
eifrige
Anhäugerin
Man konnte
seiner
ihr später
theologischen
Schuld geben, dass
Absetzung eines orthodoxen Bischofs veranlasst
habe, wonach sie grossen Einfluss auf Constantin be-
10
15
sessen haben muss, also gewiss keine unbedeutende
Sie starb schon wenige Monate nach der
Frau war.
Geburt ihres Sohnes; doch der christliche Geist ihres
So hat der spätere Apostat
Hauses überlebte sie.
schon mit lallendem Kindermunde Gebete sprechen
gelernt, und immer ist ihm das gläubige Empfinden,
ganz von dem Willen der Gottheit abhängig zu
erhalten geblieben,
auch
sein,
als diese selbst für ihn eine
Er erzählt uns, wie er als
frommer Sehnsucht zur strahlenden Sonne
aufsah und von der Erhabenheit des Sternenhimmels
so hingenommen war, dass er über seiner staunenden
andere Gestalt annahm.
Kind
20
in
Betrachtung
alles
um
sich
Neigung zum Schwelgen
in
sich
trägt,
in
her vergass.
Wer
diese
unbestimmten Gefühlen
über den müssen auch religiöse Ein-
wirkungen eine starke Macht ausüben.
V. Die Constantinische Dynastie.
20fi
Kaum war
die Schuld
er sieben Jahre
alt,
wurdq
so
(liirch
des Constantius sein Yater ermordet und
Vermögen konfisziert. Ihn selbst brachte man
nach Nicomedia, wo ihn sein Verwandter, der Bischof
sein
Eusebius, in
dieser nur
wirken,
Obhut nahm.
seine
wenig auf
die
noch
in
weil
er
konnte
Allerdings
'>
Erziehung des Kindes ein-
demselben Jahre
auf
den
Bischofsthron von Constantinopel berufen
den kurzen
liest
wurde und
seiner Lebenszeit meist beim Kaiser
Doch
in Antiochia zubrachte.
Mardonius,
bestellte er
den Eunuchen
i"
der schon der Basilina Kinderwärter ge-
wesen war, bei ihrem verwaisten Sohne zu dem gleichen
Dienst, und dessen Einfluss auf den lenksamen
sollte
war
auch für den
die
Manu bedeutsam
bleiben.
Knaben
Natürlich
Erziehung eine streng christliche; doch musste
ihn sein Lehrer auch in die Anfänge der
'^>
Grammatik
und dazu konnten ihm nach der Methode,
damals den ganzen Unterricht beherrschte, nur
die Dichtungen des Homer und Hesiod dienen (S. 174).
«inführen,
die
So wurde Julian schon früh mit der schönen Fabel-
20
weit der griechischen Mythologie bekannt, die auf das
phantasievolle
Kind
Als er später mit
soll er einen
einen
uns zahlreich
Constantinopel
Nicocles
fangen
den
Ilias
fast in allen
Als er zehn Jahre
nach
Eindruck
machte.
bekleidet wurde,
homerischen Vers vor sich hingemurmelt
und Citate aus
haben,
tiefen
dem Caesarenpurpur
alt
und Odyssee begegnen
geworden war, durfte
zurückkehren,
grammatischen
um
erst
er
durch
empund dann bei Hecebolius die hergebrachten
letzten
Schliff zu
Übungen zu beginnen.
Beide waren
Christen und eben darum von Constantius zu seinen
Lehrern bestimmt worden. Aber alles, was man in
der Schule las und deklamierte; hing; so eng mit den
rlietorischen
25
seinen Schriften.
ao
7.
Julian der Abtrünnige.
207
Uberlieferungeu des Heidentums zusammen, dass auch
Männer, die ihnen feindlich gegenüberstanden, nicht
umhin konnten,
Und
5
ihre Schüler damit bekannt zu machen.
bahl soHte sich
Knabe
ihm
Lehrer von entschieden
ein
Da
der
Augen der Hauptstadt auf
sich
Richtung darbieteu.
heidnischer
die
prinzliche
zog,
hielt
der vorsichtige Constantius es schon nach zwei Jahren
und wieder
für angemessen, ihn von dort zu entfernen
nach Nicomedia zu senden, wo eben damals Libanius
10
Schule
seine
Julian
hier
sie
Rhetorik
der
nicht besuchen,
Zwar
eröffnete.
durfte
sondern musste sich auch
Aber da die DeAnkömmlings in der Stadt
an christliche Lehrer halten.
klamationen
neuen
des
Aufsehen machten, verschaffte sich jener Abschriften
i.j
davon und studierte
sie
mit
um
verbotene Früchte bekanntlich
wurde
Heidentums
So
er
in
die
so grösserem Eifer, als
am
eingeführt,
doch
sie
die
neuen Ideen,
zur Reife gediehen.
Nach römischer Anschauung
Jahren
gebildeten
aufnahm, brauchten noch lange Jahre,
die er in sich
ehe
des
ohne zunächst seinem
Christenglauben untreu zu werden;
2'
schmecken.
besten
Gedankenwelt
das
in
Jünglingsalter
man
trat
Als
ein.
mit vierzehn
Julian
sich
diesem Zeitpunkt näherte, erschien dem misstrauischen
2j
Kaiser auch die bithynische Gh'ossstadt
er schickte ihn
fährlich;
für
ihn
ge-
345 mit seinem neunzehn-
jährigen Bruder auf das kappadokische Landgut Fundus
Macelli,
wo
beide
sechs
Jahre
in
geschiedenlieit verlebten (S. 107).
80
strengster
Der
Ab-
lernbegierige
Schüler musste seinen Unterricht abbrechen, was ihm
ein tiefer
Schmerz war.
Denn
jene Ruhmsucht, die
ihn später zu glänzenden Herrschertaten
aber auch
oft in kleinliche Eitelkeit
begeisterte,
überging, war die
einzige Leidenschaft, die er niemals überwinden lernte,
208
V^'
und
nichts
Constantiiiisclic Dynastie.
l->i<^
war mehr
geeignet,
man doch
nur den
zu nähren und zu
sie
Übungen.
befriedigen, als die rhetorischen
Beklatschte
sondern
auch der Lernende, der seine Sache gut machte, durfte
nicht
fertigen
Meister,
auf lebhafte Beifallsbezeigungen rechnen, und war er
gar ein kaiserlicher Prinz,
recht
nicht
Auf
fehlen.
konnten
so
diese
Julian die ]\Ieinung ausgebildet,
ihm
sie
Weise hatte
zum
dass er
sich
in
grossen
Redner und Schriftsteller berufen sei. Jede militärische
und politische Beschäftigung war ihm untersagt ge-
man
weseu; wie es scheint, hatte
nicht
•'>
erst
n»
einmal für
nötig gehalten, ihn das Lateinische, die Sprache des
Hofes und des Heeres, der Gesetze und der Gerichte,
Denn
gründlich etlernen zu lassen.
griechischen Schriftstellern war,
so belesen er in
den
von den lateinischen
is
wusste er nichts, und selbst seine Richtersprüche hat
Kaiser
als er
er,
w^ar,
dem Brauch entgegen
griechisch
Die griechische Rhetorik schien ihm daher
gefällt.
der einzige
zu gelangen.
Weg, um zum
Und jetzt sah
heissersehnten
Nachruhm
er sich aus diesen für ihn ^o
immer herauswurden ihm sogar die
so hoffnungsreichen Studien vielleicht für
gerissen,
ja
wie
Bücher versagt,
es
scheint,
soweit sie nicht christlichen Inhalts
So warf er sich denn mit dem stürmischen
waren.
Tätigkeitsdrange, der ihm eigen war,
Beschäftigung,
sich in
in
die
ihm noch erlaubt
den Klerus aufnehmen,
las
auf die einzige
blieb:
er
2r>
liess
der Dorfgemeinde,
deren Mitte er leben musste, aus der Bibel vor,
und
fügte
den Texten wohl
läuterungen hinzu.
eine rhetorische Betätigung
(S.
185)
schon gesehn
hervorrufen,
war.
dessen
auch die üblichen Er-
Dies Predigen war ja gleichfalls
und konnte, wie wir oben
haben, jenes Beifallklatschen
Lärm ihm
so
lieb
und vertraut
Wahrscheinlich wurde es damals sein höchster
ho
Julian der Abtrünnige.
7.
dereinst
Ehrgeiz,
als
209
Bischof auf der Kanzel
einer
Grossstadt zu glänzen; jedenfalls weist ein Kennzeichen
Er
darauf hin.
5
erfreute sich nicht nur
am Almosen-
spendeu und anderen Werken christlicher Frömmigkeit, sondern Hess sich auch schon in früher Jugend
was der Zeitsitte keineswegs entsprach. Denn
um ihre Sünden ganz vollständig abzuwaschen und
sich so für das Himmelreich zu bereiten, unterzogen
sich die meisten jenem Reinigungsbade der Seele erst
am Ende ihres Lebens, falls sie nicht Geistliche werden
taufen,
10
Dann mussten
wollten.
Stellung die Weihen des christlichen
empfangen haben, weil sie ja berufen
waren,
andern zu
ihrer
sie
so darf
dass
man
er
sie
später
fast
Julian
also
einzio-e
geistlicher
dem
Beruf
als
Zukunftshoffnuno- vorschwebte.
Doch
20
auswendig kannte,
hiernach wohl vermuten, dass ihm in
Elend seiner Verbannung ein
es ging ihm,
wie es noch heute so vielen
unserer jungen Theologen
die Bibel vertiefte
sie
Wenn
spenden.
ihnen unterzog und zugleich die Bibel so eifrig
sich
studierte,
und
geht.
für
die
darbot, Erklärungen suchte,
dem Christentum
25
dem
schon vor
Mysteriums
Antritt
V,
freilich
sie
heraus.
Indem
sich
er
Schwierigkeiten,
studierte
in
die
er sich aus
Wie man Lobreden auf
den Kauch
oder die Kahlköpfigkeit schrieb (S.
176),
war
auch eine häufige Schulübung, dass
mau
so
eine
es
Sache, die
man
selbst
für eine
schlechte hielt,
möglichst geschickt zu verteidigen unternahm.
Nur
in
diesem Sinne suchte Julian im Wettkampfe mit seinem
£0
Bruder gegen dessen Lob des Christentums den heidDoch indem er
nischen Glauben zu rechtfertigen.
mit seinem
gewohnten Eifer die Gründe sammelte,
Zweck anführen Hessen, begannen
die sich für diesen
sie
Die erhalteneu Reste
ihn selbst zu überzeugen.
Seeck. rnteigang
der antiken Welt.
IV.
14
V. Die Constantinisclie Dynastie.
210
der Schrift, (hirch die er später die cliristüche Lehre
mit welchem Ernst
uns deutlich,
bekiinij)fto,
zeigen
er über jene
Fragen nachgedacht hat und wie nament-
licl)
der Inhalt des alten Testaments, sowohl an sich,
als
auch
Glauben
in
dessen
Verhältnis
Moses,
erschütterte.
Bestimmungen
über
zum
so
neuen,
seinen
er dar,
legt
und
schneidung, die Verbote gewisser Speisen und
die
Be-
Sabbatheiligung
Hand
andere liitualvorschriften aus der eigenen
viele
Gottes
empfangen, und doch meinten die Christen, sich von
ihnen lossagen zu
nicht aufzulösen,
der ihm
er
Dem
sondern zu erfüllen.
die
Unterscheidung
Bösen gewähren konnte, und
wurde
lo
dürfen und gleichwohl das Gesetz
der Menschheit war es verboten, von
essen,
5
hatte
grausam dafür
als
bestraft:
Urvater
dem Apfel
Guten
und
dennoch
tat,
des
er es
zu
15
konnte ein Gott so
missgünstig sein, seinem edelsten Geschöpf jene wertvolle Erkenntnis zu versagen?
Adam wurde
dem
auch vom Baume
Paradiese vertrieben, damit er nicht
aus
des Lebens esse und dadurch unsterblich werde:
die
ihm also neidisch das Gute nicht geDie Juden waren das auserwählte Volk des
gönnt.
Herrn gewesen, und doch hatte er nicht verhindert,
dass sie erst die Knechte der Assyrer und Babjlonier,
dann der Römer wurden. Wenn diese so sehr viel
mehr Beweise der göttlichen Huld und Fürsorge auf-
20
Gottheit hatte
zuweisen hatten, musste
man
daraus nicht schliessen,
dass ihre Götter die mächtigeren waren?
viel
Trug und Grausamkeit
berichtete
L"nd wie
nicht das alte
Testament, die der Gott Israels nicht nur ungestraft
gelassen,
fohlen
sondern angeblich gebilligt oder sogar be-
hatte!
Ergab
sich
dass jener Gott ein böser
25
daraus
Dämon
nicht,
entweder
oder dass die Er-
zählungen der Bibel unwahr seien?
Und doch war
so
7-
Julian der Abtrünuige.
Uufehlbarkeit
ihre
Grundlage
die
211
des
christlichen
Glaubens!
Wir können
nicht auf alles
eingehn,
was Julian
gegen das Christentum hervorgehoben hat; seine Schrift
5
dessen Schwächen mit einer Vollständigkeit
und Sachkunde auf, wie keiner, der gegen die neue
Lehre polemisierte, sie vor ihm erreicht hatte. „Wir
stossen in ihr auf Anschauungen über die Verschiedenzählte
heit des LehrbegrifFs der einzelnen neutestamentlichen
!0
Schriftsteller,
der
über
Kirche,
der alttestamentlichen
über die Diskrepanz der Lehre des Urchristen-
Zeit,
tums von
des nicaenischen Zeitalters,
der Theologie
Anschauungen,
auf
mithin
20
und des späteren Christusbildes
prinzipielle Abweichung des
die
vom Hebraismus
Christentums
15
über den Unterschied des alttestament-
Messiasideals
lichen
die
wir
sonst
als
Ent-
deckungen der moderneu kritischen Theologie zu beWahrlich nicht leichtsinnige
trachten gewohnt sind."
Unkenntnis war es, was Julian seinem Kinderglauben
abtrünnig machte, soudern nach gründlichstem Studium
und gewissenhafter Prüfung hatte
er ihn als unhaltbar
erkannt.
dem Jüngling
Als
Gedanken kamen, wird
solche
er anfangs selbst darüber in tiefster Seele erschrocken
25
gab
sein;
dem
es
er sich
doch für das damalige Christentum, zu
noch
in kindlicher
keine schwereren Sünden,
Vielleicht
hätte
ein
Frömmigkeit bekannte,
Zweifel und Ketzerei.
kluger Theologe auf Grund der
allegorischen Auslegung,
30
als
die
man
ja
seit
Alters her
mit trefflichem Erfolge anzuwenden pflegte,
seiner
Bedenken
zum
Schweigen
bringen
manche
können.
Doch ausser demütigen Kammerdienern und seinem
stumpfsinnigen Bruder hatte er in seiner Verbannung
keinen,
mit
dem
er sich
über religiöse Fragen hätte
14*
212
V. Die Constantinisclie Dynastie.
bespreclien
können.
Zwar war das Bedürfnis zu
dem Schutze der Gottheit zu
»lauben und sich unter
fühlen,
immer
ihm und wurde damals durch
stark in
Lage noch geAber auch der Tyrann, der ihn ohne jeden
Grund seinen geliebten Studien entrissen hatte und
immerfort sein Leben bedrohte, war gläubiger Christ,
und der Gegensatz, in dem er sich innerlich zu Conseine bedrängte und selbst gefährliche
steigert.
^y
stantius fühlte, konnte leicht auch auf sein Verhältnis
zu dessen Religion
zu
einwirken.
Mardonius hatte ihn
erzogen und
strenger Sittlichkeit
namentlich
ihm ausgebildet, auf welche die Lehre
der Demut und Entsagung den höchsten Wert legte.
Er hatte darauf gedrungen, dass der Knabe nicht,
wie es seine Art war, die Augen unstät umherschweifen
lasse, sondern sie fein sittsam zu Boden schlage. Von
Theater, Circusrenuen und allen unschuldigen Vero-nüo'unaen der Jugend hatte er ihn zurückgehalten
und vor jeder Art des Prunkes ernstlich gewarnt.
Er hatte ihn gelehrt, dass es nur darauf ankomme,
die Seele zu schmücken, und auch als Julian vom
Christentum abgefallen war, blieb ihm die Überzeugung,
Tugenden
la
die
in
iS'
2a
dass den Leib, ihren niederen Diener, nach Kräften
zu misshandeln, Pflicht des Weisen
er sich in Gallien bei
dem
sei.
So weigerte
härtesten Frost, sein
Zimmer
25
heizen zu lassen; auch als die Kälte ganz unerträglich
wurde, gestattete er es nicht, sondern Hess nur ein
paar Kohlenbecken hereinbringen, deren
dünstungen ihn
Leben
fast das
und schlecht und entzog
kosteten.
sich, soweit
ihm
giftige
Er
Aus-
ass wenig
dies möglich
war, den Schlaf, wie die Einsiedler der Thebais.
Die
Keuschheit bewahrte er
mit religiöser Strenge-,
der
Liebesgenuss, auch der eheliche, schien ihm nur
zum
Zwecke
der
Kinderzeuouno-
berechtio-t.
„Von
der
30
Julian der Abtrünnige.
7.
Liebe",
schreibt
kannst du den
einmal,
er
213
der Hunger,
„löst
nnd
anwenden, so häng' dich auf!"
niclit
Als später bei der Eroberung einer persischen Stadt
eine Anzalil
5
denn
schöner Jungfrauen gefangen
auffallend
wurde, wollte er
sie
nicht einmal sehen,
Immer wieder
berühren.
hat
er
geschweige
seinen
in
Schriften gegen Schwelgerei und Üppigkeit gewettert,
ja er
10
nahm
es sogar
den Kranken übel, wenn
Pflege ihres Leibes sorgten.
die
durchaus
die
Sittlichkeit,
Heidentum jener
Caesaren,
Zeit
sehr wenig entsprochen.
schon
15
durch
fremd war,
bisher der Kirche
die
aber
christlich,
nicht
sie für
Dieser asketischen
auch dem
hatten
beigetreten
die
waren,
Constantin der Grosse erregte
den Prunk seiner Kleidung und
haltung das lebhafteste Missfallen Julians,
Hof-
und seine
Liebeleien und Ehebrüche waren allbekannt;
Crispus
war wegen Blutschande hingerichtet worden; Constans
hatte unnatürlichen Lüsten gefrönt. Von Constantin IL
und Constantius sind derartige Vergehen zwar nicht
20
überliefert,
doch hatte der eine aus Herrschsucht einen
Bruderkrieg entfacht, der andere
mordet, als gebetet.
oder Paulus,
dem
25
die,
um
ihre
nicht
sittlichen Ideal des
fast
noch mehr ge-
Bischöfe, wie Athanasius
Throne zu behaupten, vor
Blutvergiessen
entsetzlichen
Strassenkämpfe
Und auch
immer wiederholter
zurückscheuten,
Jünglings
kaum
dem
konnten
entsprechen.
So
konnte er durch reiche persönliche Erfahrung auch
an
dem Glauben
irre
werden, dass das Christentum
auf die Moral seiner Bekeuner günstig einwirke.
so
Und
jene Verfolgungen der Heiden und Ketzer, jene Concilieii
die
alle,
doch
von denen jedes inspiriert sein wollte und
untereinander
im
wildesten
Hader
lagen,
konnten seinen Glauben an die segensreiche Kraft des
heiligen Geistes, auf den sie sich beriefen, auch nicht
^'-
214
Diti
Constantinisclie Dynastie.
Durch solche Eindrücke musste nicht nur
was wichtiger ist, auch sein
sicli
immer mehr gegen das
inneres Empfinden
Christentum sträuben. Doch warf er es nicht weg,
verstärken.
seine Vernunft, sondern
ehe er einen Ersatz dafür fand, der ihn befriedigte;
um
sich mit der kahlen Negation zu
begnügen, dazu
war das religiöse Bedürfnis zu mächtig
trat dann die entscheidende Wandlung
ein, dass er
5
ihm.
in
erst
So
dadurch
mit der neuplatonischen Philosophie, die
ja weniger Philosophie als Religion war, genauer ver-
lo
traut wurde.
Die Erhebung seines Bruders auf den Caesarenbefreite auch ihn im J. 351 aus seiner länd-
thron
lichen Gefangenschaft.
nicht zu
er
um
alt,
die
Der Neunzehnjährige war noch
rhetorischen Studien, in denen
i5
seinen wahren Beruf zu erkennen meinte, mit Erfolg
wieder
aufzunehmen,
auch seine Lehrer
frei
und
jetzt
gestattete
zu wählen.
man
Er entschied
ihm,
sich
wohl nicht aus religiösen Gründen,
sondern weil dieser als Redner und Schulhaupt eines
hohen Rufes genoss. Nachdem Julian in Nicomedia
für einen Heiden,
den Gallus,
dieser
als
vom Hoflager nach
2a
Autiochia
neuen Würde begrüsst hatte, begab er
sich nach Pergamum, wo damals der greise Aedesius
lehrte.
Dieser war ein Schüler des Jamblichus gereiste, in seiner
2.7
wesen, dessen Schriften für das Evangelium der ueuplatonischen Philosophie und zugleich der heidnischen
Religion galten;
so
sehr,
dass
auch Julian bewunderte ihn später
er ihn
fast
noch über Piaton
Aedesius selbst war damals schon zu
lebt,
um
alt
stellte.
und abge-
den Unterricht des jungen Prinzen zu über-
nehmen; doch wies er diesen an seine Jünger Chrysanthius und Eusebius, die im Sinne ihres Meisters
dessen Schule weiterführten. Indem Julian sich unter
30
7.
ihrer Leitung
in
Julian der Abtrünnige.
der Rhetorik
auch ihre philosophischen
ein Zufall hatte
5
lernte
ausbildete,
er
Anschauungen kenneu, und
dafür gesorgt, dass er sehr geneigt
auch diesen Belehrungen ein
war,
215
Ohr zu
williges
leihen.
Auch das Christentum
kommende
hatte seine Propheten, die
vorauszusagen
Ereignisse
wussteu;
doch
war nur den grössten Heiligen verund wirkte selbst bei diesen nicht jederzeit,
wenn mau sie brauchte. Die Heiden dagegen besasseu
in
der Opferschau und mannigfachen Zauberriten,
diese Fähigkeit
liehen
10
welche
die
studierten
und erprobten,
mit
stets bereite Mittel,
Eifer
um
die
Dass diese Art der Weis-
Zukunft zu erforschen.
V)
Philosophen
neuplatonischen
sagung, die sich beliebig kommandieren
liess,
ihm
als
Teufelsspuk untersagt war, hatte selbst Constautiu als
Er
Mangel seiner neuen Religion empfunden.
daher
gesetzlich
angeordnet,
bei
dass
Himmelszeichen die Haruspices nach
20
hatte
schlimmen
wie vor
über
Bedeutung zu befragen und von ihren Bescheiden ihm Meldung zu machen sei.
Constantius
dagegen verfolgte diese Hexenkünste mit wildem
Fanatismus, und wie begreiflich, trat Julian auch
deren
zu ihm in Widerspruch.
Wer immerfort um
Leben zittern muss, den treibt schon die Angst,
hierin
2.J
sein
zukünftigen Gefahren nachzuforschen.
er
die
noch
in
Schule
Propheten
30
So hatte auch
seinen Knabenjahren, als er zu Nicomedia
besuchte,
wahrsagen
sich
durch
lassen,
und
heidnischen
einen
wie
es
hatten dessen Verkündigungen, als Gallus
erhoben wurde, sich ganz oder teilweise
scheint,
zum Caesar
erfüllt.
Dies
ihm erwecken, dass in den
geheimnisvollen Lehren und Riten, die eine solche
Kenntnis verliehen, etwas von übernatürlicher Weis-
konnte den Glauben
in
V. Die Cuustaiitinische Dynastie.
216
enthalten
heit
und musste den Wunsch hervor-
sei,
rufen, sich tiefer in sie einweihen zu lassou.
Und
wirklich konnte für einen Jüngling, der
in
heissem Hingen mit seinen Zweifeln unterlegen war
und doch den unüberwindlichen Drang
sich
fühlte,
>
glaubensvoll einer Gottheit unterzuordnen, das Heiden-
wie
tum,
Neuplatoniker
die
es
umgestaltet
eine grosse Anziehungskraft ausüben.
Aberglauben
wissenschaftliches
ein
hatten,
dem
Mäntelchen umSie hatten
gehängt und ihn so auch für die geniessbar gemacht,
die
sich
als
Philosophen hoch
Menge erhaben
schon dadurch
dem
sie
Zahlreiche
fühlten.
viel
über die
mehr
als
lo
ungebildete
Schriften,
die
die Bibel anzogen, dass
gebildeten Stilgefühl entsprachen, gaben von
ihren Lehren Zeugnis,
und doch besassen
heilige Schrift, in der jedes
sie
keine
i5
Wort von Gott eingegeben
und daher untrüglich sein sollte. So gaben sie der
Auslegung und selbst dem Widerspruch freien Raum
und zwangen keinem einen Glauben auf, der nicht
Denken übereinstimmte.
Freilich erman von den Bewohnern des Olymp noch
schlimmere Dinge, als von dem Gott Israels;
seinem
mit
20
zählte
viel
aber
sie
waren nur durch Dichter
denen jeder
überliefert,
von
während die
Geschichten der Bibel wörtlichen Glauben beanspruchten.
Die Ehebrüche des Zeus und die Ent-
mannung
in
sie fabelten,
des Attis konnte
Mittelchen,
ein
dass
w^usste,
eine Lehre
allegorisch erklären,
wodurch auch das Anstössigste
tiefer
Sündenfall und
man
seine
sich
Weisheit verwandeln Hess; der
Strafe
dagegen oder auch die
Befehle Gottes, welche den Juden ganze Völkerschaften
hinzumetzeln geboten, wollten unzweifelhafte Geschichte
sein.
Zwar
hatte
25
sich
die
allegorische
Ausleouns'
auch an die Bibel herangewagt: aber wenn
sie
hier
so
7.
Julian der Abtrüunige.
umdeuten
eutscliiildigen, mildern,
ihr sehr bald das starre
waren ja
dürfe,
5
was
die
stemmte
wollte,
Denn
entgegen.
man
Christen einig, dass
alle
als
Dogma
217
nichts glauben
Tradition der Väter
Die Worte der Schrift mussten
ebenso erklärt werden, wie
anerkenne.
immer wieder
also
von
sie
sich
darin
alters
her erklärt
waren, und wer es anders machte, wurde zum Ketzer.
man
So hatte
urteilt
io
und
den
in
das Christentum
zum
Stillstande
ver-
Bedenken
Das
gemacht.
die Beseitigung neuauftauchender
meisten
unmöglich
Fällen
Heidentum dagegen war so glücklich, von Dogma
und Ketzerei nichts zu wissen: seine Überlieferungen
konnte jeder annehmen oder verwerfen, wörtlich
gelten lassen oder allegorisch deuten, wie das seinem
15
Denken und Empfinden
Arbeit
geistigen
Philosophie,
die
unterstützte
schon
Und
entsprach.
seit
ihn
bei
dieser
sehr wirksam eine
Jahrhunderten darin ihre
Aufgabe fand, den Volksglauben als vernünftig zu
erw^eisen und ihm doch von seinem erbaulichen Ge'jo
Von
nichts zu rauben.
halt
ausgehend
Piaton
und
auf den Bahnen Plutarchs weiterschreitend, hatte im
und Dämonen-
dritten Jahrhundert Plotin den Götter-
glauben zu ergreifender mystischer
geführt (III S.
25
in
152);
sein
Vertiefung hin-
Schüler Porphyrius hatte
einer Streitschrift den Beweis geliefert,
neue und
in
Christentum bei weitem vorzuziehen
endlich,
ein
dass diese
ihren Grundlagen doch uralte Lehre
Schüler
des
sei;
Porphyrius,
dem
Jamblichus
dessen
letzte
Jahre schon an die Kindheit Julians heranreichten,
üü
Überlieferungen des Heidentums, die ritu-
hatte
alle
ellen,
die mythologischen
ein
System
stiegenen
gebracht.
JVlystik
und
die philosophischen, in
Zwar war
es
in
seiner ver-
dunkel und widerspruchsvoll genug:
ßben dies aber konnte ein Zeitalter anziohn, das ge-
218
V. J)ie Coiistauiiiiisclie I)yiiastit'.
wohnt war, das Göttliche am
im Geheimnisvollen
und Unverständlichen zu finden. Wer am Christentum
irre geworden war und, wie Julian, doch nicht auf
den froninion (Hauben verzichten mochte, durch die
Hand der Gottheit immer und überall geleitet zu
werden, dem bot sich hi(!r etwas, was die neuesten
Ergebnisse der Wissenschaft und zugleich die ältesten
Überlieferungen der Religion zu vereinigen und so
nicht weniger den Forderungen des Verstandes als
des Herzens zu genügen schien.
Und diese Mystik
liebsten
ä
lo
gewährte der Eitelkeit eines Julian auch die Genugtuung, dass sie nur dem Hochgebildeten verständlich
war und
ihn
so
Eingeweihten
als
über
die
rohe
Masse erhob, ohne ihn doch von deren Glauben zu
lösen.
15
Wie wir schon gesehn haben, stimmte
der Christen und der Heiden damals
sache
überein:
beide
erkannten
an,
in
dass
die Moral
der Haupt-
man
alle
Menschen als Brüder behandeln müsse; beide sahen
in der Abtötuug des Fleisches die höchste Erfüllung
der Sittlichkeit. Aber wenn das Heidentum auch Entsühn ungeu kannte, nahm es doch nicht an, dass sie,
gleich der Taufe, von jeder Sünde befreiten, und betrachtete dies als moralischen Vorzug o-egeuüber dem
Christentum (HI S. 213). Julian selbst lässt in einer
seiner Schriften Jesus sagen: „Wer Weiber verführt
oder Blut vergossen hat, wer fluchbeladen und schamlos
ist, der komme ungescheut; denn ich werde ihn, indem
ich ihn mit diesem Wasser wasche, alsbald rein machen;
und begeht er dasselbe zum zweiten Mal, so werde
ich ihm gewähren, dass, w^enn er nur an seine Brust
schlägt,
er wieder rein
nicht nur
werde."
Julian konnte also
den Anschauungen treu bleiben, die ihm
von Mardonius anerzogen und seitdem
in
langen Jahren
20
"25
3o
7.
geistlicher
Übung
Julian der Abtrünnige.
zur zweiten Natur geworden waren,
sondern er konnte
und
ausbilden
so
sie
sogar zu noch grösserer Strenge
das
stolze
christlichen Kaisern, die
5
Reinigung so
tige
21^
viel
sündigten, auch sittlich
den
Gefühl geniessen,
im Vertrauen auf
ihre künf-
gesündigt
und noch
Vor
hatten
weit überlegen zu sein.
allem aber zog ihn au, dass das Heidentum die Zauberei
und
die
Formen der Weissagung,
Werke des Teufels
hatte, nicht als
10
geschaffen
die sie
Denn
verurteilte.
Zuverlässigkeit erprobt zu haben meinte,
seit er ihre
zog ihn zu diesem geheimnisvollen Wissen ein tiefer
Drang, in dem sich Neugier, Furcht und Andacht
Als er durch Eusebius und Chryseltsam mischten.
santhius hörte, dass einer ihrer Mitschüler, Maximus,
ij
der in Ephesus eine Schule eröffnet hatte, jene dunkle
der
Seite
neuplatonischen
zum Haupt-
Philosophie
gegenstande seiner Forschungen gemacht habe
so zur ersten Autorität in der Hexerei
da erkannte er
20
verliess
in
und
sei,
diesem den Lehrer, den er brauchte,
Pergamum und
suchte den grossen Zauberer
Erst die Lehren des
auf.
geworden
Maximus waren
es,
die ihn
seinem Kinderglauben völlig entfremdeten und ihn noch
25
im Jahre 351 veranlassten, sich überzeugt zum Heidentum zu bekennen.
Es war nicht die Art des Julian, was sein Herx
erfüllte,
voll
verschliesseu.
die
Seinem Bruder wurde
er durchgemacht hatte,
selbst
30
heuchlerischer Besonnenheit in sich
die
zu
Wandelung^
und
sehr bald bekannt,
an den Hof des Constautius scheinen Gerüchte
davon hingedrungen zu
sein.
Um
ihn
zum
Christen^
tum zurückzuführen, schickte ihm Gallus seinen neuen
Gewissensrat Aetius
(S. 124),
dass sein Übertritt und noch
ihm
und Julian, der wusste.
mehr
seine Zauberkünste
die dringendste Lebensgefahr bereiteten, sah sich
V. Die Constantiuisclie Dynastie.
"220
stollon, als wenn er bekehrt sei.
Damit er nicht durch fortdauernden Verkehr mit
Maximus Verdacht errege, verliess er Ephesus und
veranlasst, sich zu
nach Nicomedia über, wo er
siedelte
sicli
das liaar
auf mönchische Art scheren Hess und sogar seine Vorlesertätigkeit
in
übung
man
verfiel
ja
daher von ihren Gläubigen
oder
auch
nicht,
nur
durch Aus-
nicht
eines falschen Kultus der Hölle;
Älartyrium
Nach
der Kirche wieder aufnahm.
heidnischer Lehre
''
sie
verlangte
wie das Christentum,
Bekennerschaft,
sondern
J'>
leonute ihnen unbedenklich auch eine sehr weitgehende
So konnte Julian, wenn er nur
Heuchelei gestatten.
heimlich opferte,
«eo-en seinen
führte er das
<lie
auch
öffentlich predigen,
neuen Glauben zu Verstössen.
Leben
eines
ohne damit
Daneben
grossen Herrn, wozu ihm
i'>
Erbschaft seiner mütterlichen Grossmutter, die er
angetreten
kürzlich
machte
hatte,
die
gewährte.
Mittel
Er
bei den Statthaltern der benachbarten Provinzen
als Bruder des Caesars zum Besten
Freunde geltend und war natürlich von Gunstbuhlern umdrängt.
Da man seine Vorliebe für Kunst
seinen Einfluss
seiner
und Wissenschaft kannte, besuchten ihn namentlich
Philosophen und Sophisten, an deren Verkehr er sich
gern belehrte und ergötzte. Ausserdem sass er Tag
und Nacht über den Büchern und eignete sich so jene
20
-•'
reiche Kenntnis der griechischen Literatur an, die er
später in
seinen Schriften durch eine
-Citaten recht aufdringlich zur
Schau
Überfülle von
gestellt hat.
Als gegen Ende 354 Gallus hingerichtet war, be-
mau Julian, in Constantiuopel heimlich mit
dem Bruder zusammengekommen zu sein, was für
ihn die Quelle schwerer Gefahren wurde.
Denn weil
Constantius in dem tollen Treiben seines Caesars, obschuldigte
gleich es nur durch sinnlose Tyrannenlaunen bestimmt
«Ci
Julian der Abtiünuige.
7.
worden war,
schaft
ein finsteres
meinte
witterte,
Komplott gegen seine HerrJulian
er,
des Hochverräters eingeweiht,
das
besserem Grunde wurde er wegen
Hoflager.
seines
mit Maximus der Zauberei verdächtigt;
es
10
ihm mit
sich
bekam
Schlinge
zu
sehen,
in
teils
dem benachbarten Como wie
Den
wurde
Mailand,
Gefangener
ein
damit jener ihn aus nächster Nähe beob-
achten und,
Als
doch gelang
entziehen.
er nur einmal zu
aber trotzdem sieben Monate lang
gehalten,
lö
der
unterstützte,
in
Mit
Verkehrs
Hilfe der Kaiserin Eusebia, die ihn eifrig
Kaiser selbst
teils
Pläne
die
in
sei
und beschied ihn zur
Untersuchung nach Mailand an
5
221
wenn
es nottat, unschädlich
man ihm dann
kehr erlaubt
hatte,
macheu könne.
die Heim-
endlich im Juli 355
liefen
Denunziationen neuer Ver-
schwörungen, von denen weiter unten noch zu reden
sein
wird,
leiseste
am
Grund
Hoflager
der
zu
ein.
Annahme
Obgleich
nicht
der
dass Julian
vorlag,
irgend etwas mit ihnen zu schaffen habe, wurde doch
20
das Misstrauen des Constantius auch gegen ihn
durch von
Neuem
rege gemacht.
Da
da-
jener auf der
Reise nach Asien die Lager zahlreicher Truppenkörper
konnte
berühren
und
sein
Verkehr mit ihnen dem
Kaiser bedenklich schien, empfing Julian,
2r.
als er seinen
Weg
eben angetreten hatte, den Befehl, sich nach dem
stillen Athen zu begeben, wo er keinen Soldaten zu sehen
bekam.
Aber wenn
dies auch nicht als
Gunst gemeint
war, der Jüngling begrüsste es mit Freuden
;
wurde ihm
doch so die Gelegenheit, die Stätte der grossen Erinneao
rungen, an denen sein Herz sich schon
seit
den Kinder-
jahreu erbaut und erhoben hatte, endlich mit leiblichen
Augen zu
Eleusis,
und
nach denen
sehn,
sich in die heiligen Mysterien von'
er
seit
seinem Keligionswechsel
brünstig verlangte, heimlich einweihen zu lassen.
Dynastie
V. Dio Constantiiiisclie
222
war schon
Athen
zur
<le.s
Augustus
und wenn auch
Zeit
menschenleere Stadt gewesen,
Kaiser, vor allen andern Hadrian,
um
sie
eine
viele
ihres alten
liuhines willen ausgeljaut, geschmückt oder beschenkt
hatten und selbst noch Constautin und Constans dieser
romantischen
(S. 4U.
Überlieferung
S. 51), hatte dies
J
waren
geblieben
treu
Kückgang zwar
ihren weiteren
vielleicht
etwas aufhalten, aber docli nicht verhindern
können.
So hauste denn zwischen den verfallenden
Prachtbauten besserer Zeiten eine dünne Bevölkeruns:,
die sich vorzugsweise von
dem
Denn
war
dürftiff
Handelsbedentung des alten Athen
zusammengeschwunden
Nichts
in
die
lu
Gelde, das wissbegierige
Reisende oder fremde Studenten mitbrachten,
ernährte.
^
—
wenn
ein
Kornschiif von ungewöhnlicher Grösse an der Küste
i5
erschien, lief die halbe Stadt in den Piräus hinunter,
um
Wunder anzustaunen
das
Verwaltung
sondern
für
Korinth
in
eine
—
,
und auch
Achaia
ihren Sitz
deren
Zeit,
geistiges
wo deren
geheuren
niclit
Leben
sich
hier,
Aber
aufgeschlagen.
glänzendste
Reste
nicht ganz seinen Einfluss verlieren.
Bücherschätze,
Jahrhunderte
früherer
die römische
hatte
fast
aus-
20
von der Vergangenheit nährte, konnte der
schliesslich
Ort,
Provinz
der
aus
zur
waren,
Schon die unden Stiftungen
angesammelt,
jedermann
Bibliotheken
die,
vereinigt
öffentlichen
in
A^erfügung
25
standen,
mussten Lernbegierige anlocken und noch mehr der
immer noch nicht erloschene Glaube, dass Athen als
Mutter
der
Künste
Überlieferungen
der Ruf,
dem
und Wissenschaften
treuesten bewahre.
auch
Freilich
ihre
war
man hier die echte attische Sprache
dem Munde der Einwohner lernen kön?ie,
dass
schon aus
seit
am
zweiten Jahrhundert erloschen; höchstens in
den Dörfern
des
Binnenlandes,
wohin
das Dialekt-
so
7.
Julian der Abtrünnige.
223
gemisch der zahlreichen Fremden nicht drang, meinte
man noch
etwas von der
Auch waren
hin.
5
alten
kamen
zu finden, aber dort
die
schönen Aussprache
gar nicht
die Studenten
Professoren
uahmsweise Athener; aber dass
nur
selbst
in
sie
aus-
der Stadt des
lehren durften, verlieh auch Syrern und
Armeniern einen Nimbus, wie ihn die Schulhäupter
nicht leicht an einem andern Ort besassen.
Wie die
Perikles
Christen glaubten,
10
in
ihren
Gemeinden
apostolischen
müsse
sich die echteste Tradition erhalten haben, weil
durch
die
ununterbrochene Folge
das
der Bischöfe
Wissen der Apostel auch auf ihre fernsten Nachfolger
übergegangen sei, so uahmen die Philosophen an, wo
Piaton
15
gelehrt
habe,
Jener
reinsten.
sei
hatte
Leitung
Akademie
der
seinem unmittelbaren Schüler übertragen, dieser
und
seinen,
so
am
auch der Platonismus
die
dem
spann sich der „goldene Faden", ohne
jemals abzureissen, durch neun Jahrhunderte
fort,
bis
Justinian im Jahre 529 die athenische Hochschule auf20
Dass man
löste.
dies nicht früher getan hat, obgleich
die Philosophie, die sie lehrte,
den fruchtbarsten Nähr-
boden für das Heidentum schuf,
Beweis für die
fast
ein
ist
abergläubische
merkwürdiger
Scheu,
mit
der
auch die christlichen Kaiser die alten Überlieferungen
25
Athens schonten.
Wenn man
freilich
an die unverfälschte Reinheit
jener mündlichen Tradition glaubte, so täuschte
sich
Apostel.
30
nicht weniger,
darin
Von
als
bei
man
der Nachfolge der
Alters her hatte für jede der herrschenden
Philoso])henschulen, die platonische, die aristotelische,
die stoische
und
die epikureische, je ein Lehrstuhl in
Athen bestanden, und, wie
es scheint, ist die Yierzahl
dieser Professuren bis auf Justinian erhalten geblieben.
Doch
die
philosophischen Lehrgebäude,
die
sie
ver-
V. Die Constantinisclie Dynastie.
224
waren
treten sollten,
untergegangen,
teils
in ein
teils
Das Epikureertum fand
(lieser gläubigen Zeit keinen Boden mehr; wenn
überhaupt noch gelehrt wurde, kann dies nur in
einziges zusammengeflossen.
in
es
historischem Sinne geschehn sein.
drei anderen Schuloi hatte
Philon angeeignet, nach der
eigentlich dasselbe meinten,
so,
man
alle
In
bezug auf die
sich die
'-
Theorie des
rechten Philosophen
und deutete ihre Schriften
dass diese Übereinstimmung glücklich herauskam.
Da
schon
Poseidonios
den
Timaios
in
Stoicismus
Kommentar zum m
Akademie hinüber-
seinem
die
in
man
geleitet hatte (III S. 143), brauchte
sich
nur noch
mit Platou und Aristoteles zu beschäftigen und interpretierte
diese
natürlich
in
dem
heidnisch-religiösen
So fand Julian,
Sinne des Jamblichus.
Athen kam, auch hier dieselbe Philosophie
Herrscherin,
in
er schon
die
als
er nach
i5
als absolute
durch die Schüler des
Aedesius eingeweiht war.
Von
vereinzelten
Studenten
die
die
Ausnahmen abgesehn, besuchten
philosophischen
Vorlesungen
nur
20
nebenher; denn hier, wie überall, konzentrierte sich
das Interesse der Lernenden auf die Hhetorik.
diese gab
es drei
angestellte Professoren,
Für
von denen
einer durch den Kaiser, zwei durch die Stadt besoldet
Der berühmteste unter ihnen, Proaeresius,
war damals Christ, und dies mag dazu mitgewirkt
wurden.
25
haben, dass Constantius seinen jungen Vetter gerade
nach
Athen
schickte.
Neben
den
drei
öffentlichen
Schulen gab es noch eine ganze Anzahl privater, deren
Leiter darauf warteten, dass sie bei eintretender
Vakanz
auf jene berufen würden, und sich unterdessen, so gut
es ging,
von den Honoraren ihrer Jünger ernährten.
Solche flössen aber auch den besoldeten Professoren
zu
— denn
nur bei den Philosophen, die durch reiche
so
Juüau der Abtrünnige.
7.
225
Stiftungen erhalten wiirdeu, pflegte der Unterricht unentgeltlich zu sein
war
Da nun
hängig.
5
—
;
das
Einkommen
der Ehetoren
von der Zahl ihrer Scliüler durchaus ab-
also
jene drei ganz dasselbe lehrten und
ebenso die Privatdozenten, die auf ihren Tod lauerten,
Kon-
tobte zwischen diesen allen der rücksichtsloseste
kurrenzkampf,
um
den die Horden ihrer Schüler mit
in
so grösserer Begeisterung eingriffen,
jugendlichen Tollheit die
10
als
er ihrer
schönsten Vorwände
bot, sich
Wie
Unfug auszutoben.
in allerhand
die
christlichen
Sekten für ihre Bischöfe, so schlugen sich die Studenten
der verschiedenen
Schulen
Köpfe
störten
für
Professoren
ihre
Kühe
die
ist
es
so
ergangen,
irgendwie Eintrag
ohne dass
tat.
Denn
dem
dies
seines Schülerkreises zu
Proaeresius
seinem Ansehn
mit allen Mitteln von
Überredung, List oder auch Gewalt für
die
Erweiterung
man
als
l^^üchse
er-
betrachtete
sorgen,
Wurden
das gute Recht des Sophisten.
wartet, so stellte er auf allen Jleerstrassen,
Athen führten,
seine Patrouillen
neuen Ankömmlinge
2ö
aus,
nach
die
damit
die
sie
schon vor den Toren aufgriffen
Kam
und ihrem Lehrer zuführten.
in
zum Hafen und
sich
lieferten
ein Schitt' an,
so
geschlossenen Kolonnen
marschierten die Schulen
Schlachten
um
jeden
Land gesetzt wurde. Auf den
Zusammenschluss der Gruppen wirkte die gemeinsame
Herkunft in der Regel ein; wer einen Landsmann
Studenten,
."0
an
die
den Prügeleien ihrer Jünger nie ganz unschuldig waren,
aus Athen ausgewiesen wurden; selbst
20
die
der Stadt oft so
dass mitunter die Schulhäu[)ter,
empfindlich,
15
Sie
blutig.
der
ans
unter den Dozenten fand,
ein
und
suchte
dann
trat
aucdi
Nachbarprovinzen zu gewinnen.
Libanius,
als
er
Seeck, Untergang
meist in seine Schule
die
Angehörigen seiner
So wollte der Syrer
zum Studium nach Athen kam,
der antiken Welt.
IV.
Jil
sich
V. Die Constaütinische Dynastie.
226
dem Epipbanius
weil
aiischliessen,
Doch wurde
Syrer war.
«lioser
gleiclifall.s
dem
er scliou im Piriius von
Gefolge eines andern Soj>histen gepackt,
diesem aber
durch die Garde des Diophantus abgekämpft und dann
gezwungen, sich eidlicli dessen Schule zu geloben.
Auf
diese
Weise kam
zu
er
•''
einem Lehrer, den er
und niemals schätzen lernte;
doch ihm den liücken zu wenden, verbot ihm sein
Schwur. Natürlich bekämpften sich auch die Sophisten,
ffar
nicht «iewollt hatte
einer von ihnen nicht nur vor seinen Schülern,
wenn
lo
sondern vor einem weiteren Publikum reden wollte.
Selbstverständlich hatte er dann seine Claque bereit,
und bejubeln
die ihn an passenden Stelleu beklatschen
musste; doch die Claquen seiner Konkurrenten wirkten
ihr entgegen, und es kam darüber oft zu solchen
i5
Störungen, dass zeitweilig keiner öffentliche Vorträge
zu halten wagte.
Diese Stürme im Wasserglase haben Julian
seiner geliebten Rhetorik nicht irre gemacht.
wenn
auch
in
oder
Coustantinopel
Studenteukriege nicht so wichtig
wie
in
der
kleinen
an
Denn
Nicomedia
die
-'O
genommen wurden,
Universitätsstadt,
wahrscheinlich
auch nicht ganz so blutdürstig waren, so hatte er
doch auch dort schon Ähnliches beobachten können
daher
und Hess
es sich
Und
historischen
aus
die
dem Hause
als
etwas Gewohntes gefallen.
Stätten,
die
bei
jedem
25
Schritt
grosse Erinnerungen in ihm weckten,
das rege geistige Streben, das ihn umgab, vor allem
das freie Sichgehenlassen als Student unter Studenten,
umso wohler tat, als er sich vorher sieben
Monate lang immer unter misstrauischer Aufsicht gefühlt hatte, haben ihm die Zeit, die er in Athen verdas ihm
bringen
o-emacht.
durfte,
Doch
zur
genussreichsten
kaum
hatte
er
seines
sich
dem
Lebens
ersten
so
Julian der Abtrüouige.
7.
227
Freudenrausche hingegeben, so wurde er zu seinem
Schmerz wieder an das Hofiager zurückberufen,
grössere Aufgaben als Redenschreiben und
bitteru
wo neue
Deklamieren seiner harrten.
5
hatte
die
Germanen zu Ein-
fällen in Gallien aufgefordert,
um
sich mit ihrer Hilfe
erwehren
(S.
105);
Constantius selbst
des Magnentius zu
diesen besiegt
hatte,
10
und
aber
seit
er
sich das ganze Reich unterworfen
konnte er ihr wildes Hausen nicht länger dulden.
Persönlich mochte er einem Feinde
der
treten,
an
ihn
sein
er hat daher
konnte;
nicht entgegen-
Wort
gegebenes
erinnern
wohl mehrere Feldzüge au der
Donau oder am Bodensee angeführt, sich aber der
Rheingrenze immer ferngehalten.
Um sie wieder
15
herzustellen
und
die
Barbaren
zuschlagen,
hatte
er
den Franken Silvanus erwählt,
aus Gallien
heraus-
der durch seinen Abfall von Magnentius den Sieg bei
Mursa vorbereitet
(S. 112)
und dadurch das
trauen des Kaisers gewonnen hatte.
20
neidische
vollste
Ver-
Dies veranlasste
gegen den Magister Peditum
Rivalen,
denn zu dieser hohen Würde war er erhoben
Intrigue zu spinnen, was
um
so
—
leichter gelang,
—
eine
als
kurz vorher ein vermeintlicher Hochverrat das Miss-
nachdem es durch den Tod des
Ruhe gekommen war, von neuem
trauen des Kaisers,
25
kaum
Gallus
zur
aufgestachelt hatte.
In
Sirmium hatte Africanus, der
Statthalter
zweiten Pannonien, ein Gastmahl gegeben,
Wein
so
erhitzt,
des
und vom
hatten einige über den Kaiser gescholten,
von
Weisssagungen gesprochen, die einen
Wechsel der Regierung verkündigten; ein
niedriger Offizier namens Marinus scheint sogar angedeutet zu haben, dass ihm selbst die Herrschaft prophezeit worden sei.
Dies wurde denunziert, und Conandere
baldigen
15*
V. Die Constantinisclie Dynastie.
228
witterte alsbald ein finsteres Komplott
staiitius
gegen
Wahrsagekünste
Alle Teilnehmer jenes un-
seine Person, das durch zauberische
noch gefährlicher schien.
heilvollen Gastmahls
wurden
Ketten nach .Mailand
in
Unterwegs erstach sich Marinus mit einem
Küchenmesser, das er in einem unbewachten Augen-
geführt.
blick
ergriffen
man
Die andern Hess
hatte.
•>
foltern,
und als sie nur von einem leichtsinnigen Gerede
Betrunkener auszusagen wussten, wurden sie gefangen
gehalten, um die endgiltige Entscheidung des Kaisers
lO"
zu erwarten.
Wie
Schwebe,
tius
es
scheint,
man
als
war
dieser Prozess noch
in der
die Erregung, die er bei Constan-
hervorgerufen hatte, benutzte,
um dem
Silvanus
und seinen Anhängern ein Bein zu stellen. Er hatte
einem gewissen Dynamius einen Empfehlungsbrief
gegeben; von diesem wurde der Text abgewaschen,
i5
sodass nur die eigenhändige Unterschrift übrig blieb,
und darüber auf dem
gefälscht,
dem
in
nach
bekannte,
jetzt leeren Blatt ein
der
Krone zu
angesehene Männer, die
seine
aufforderte,
man
Kaiser den
in
das
heller
so
waren,
in
und einige
Freunde kannte,
unterstützen.
Der
später für den Haupt-
Planes
hielt,
veränderten Brief,
übergab
dem
25
und dieser berief
um ihm
wurde Befehl
Angst sogleich das Consistorium,
Schriftstück
gegeben,
die
sauberen
des
zu
man
2a
streben,
als seine
Usurpation
Praefect Lampadius, den
anstifter
Schreiben
der Feldherr sich scheinbar dazu
Alsbald
vorzulegen.
diejenigen,
welche
als
Mitwisser
genannt
Dadurch erfuhren auch
der Leibgarde von der Anklage, und
Haft zu nehmen.
Offiziere
einer von ihnen, Malarichus, ein Franke, wmo Silvanus,
und mit diesem befreundet,
Kameraden, die sich ihm
trat
umgeben von
bereitwillio-
seinen
ang-esclilossen
so
Julian der Abtrüuuige.
7.
229
hatten, vor den Kaiser und verbürgte sich dafür, dass
sein
Landsmann verleumdet
Familie
Er erbot
sei.
am Hoflager
Geiseln
als
zu
sich, seine
selbst
lassen,
nach Gallien zu reisen und den Silvanus zur Stelle
5
zu schaffen, damit er sich vor
immer,
nahm
dem
Consistorium ver-
Aber Constantius, misstrauisch, wie
teidigen könne.
nicht
dies
Apodemius, einen Agens
sondern
an,
in
Rebus,
schickte
der
als
den
eins der
schlimmsten Werkzeuge seiner Justizmorde berüchtigt
10
war,
um
den Angeklagten zu
Als jener
es
die Anstifter
zitieren.
Reise angetreten
seine
hielten
hatte,
des Komplotts für nötig, den Mala-
kühnes und freimütiges Auftreten nicht
ohne Eindruck auf den Kaiser geblieben war, dadurch
unschädlich zu machen, dass sie auch ihn in den
richus, dessen
15
bevorstehenden Prozess des Silvanus
verwickelten.
Namen
Sie
komponierten
als
Mitschuldigen
daher
in
beider
neuen Brief, durch den der Vorsteher
einen
Cremona geheimnisvoll auffür den bewussteu Zweck
Das Schreiben wurde dem Adressaten
des nahen Arsenals von
20
gefordert
wurde,
bereitzuhalten.
alles
und sollte dann im Fortgange der UnterDoch ehe dies
bei ihm gefunden werden.
zur Ausführung kommen konnte, schickte er selbst
es an Malarichus mit der Anfrage, was dieser mit
seinen dunkeln Worten meine.
Damit hatte man den
Beweis heimtückischer Machenschaften in Händen;
die Franken, die in der Leibgarde zahlreich und Aon
grossem Einfliiss waren, machten Tiärm, und der
zugestellt
suchung
25
80
Kaiser berief den
Hof
Bei dieser entdeckte
zu einer neuen Untersuchung.
man auch
die verwischten S'puren der
Fälschung.
denjenigen,
in
dem
ersten Brief
älteren Schrift unter der
Der Praefect wurde abgesetzt und mit
die
man
für
seine
Mitschuldigen
hielt.
V. Die Constantinisclie Dynastie.
230
Doch
einem Verhör unterworfen.
einzelne
oljfj;leich
gestanden, sj)rach Constantius die ganze Yerläumder-
bande
ja
frei,
Dynaniius
wurde
sogar
belolmt.
Denn
unterdessen
Statthalterschaft
man Nachricht
erhalten,
eine
hatte
wirklich den 5
Silvanus
dass
durch
Purpur genommen habe, nnd damit schien die Anklage gegen ihn, wenn sie sich auch auf erwiesene
Fälschungen stützte, dennoch gerechtfertigt.
Jener Apodemius, den der Kaiser nach Gallien
gesandt hatte, war nicht, wie sein Auftrag vorschrieb,
Köln zu Silvanus
direkt nach
mit
grausamen Willkühr,
der
Rebus eigen
dessen
w^ar
(II S.
Agentes
in
unterwegs einige von
102),
und Klienten
Sklaven
den
die
aufoegriifen
und von
ihnen durch die Folter Aussagen gegen ihren Herrn
So erfuhr
zu erpressen gesucht.
und da
bevorstand,
es sich
um
was ihm
dieser,
Hochverrat handelte,
i&
selbst
dass Constantius,
wusste,
er
i<>
sondern hatte
gereist,
wo
niemals von der
fast
Unschuld des Angeklagten zu überzeugen war, dachte
er daran,
über die Rheingrenze zu seinen Stammes-
Dass er
genossen zu fliehen.
20
kurz vorher nicht
sie
würde unter gewöhnnicht im Wege gestanden
ohne Erfolg bekämpft hatte,
lichen
Umständen
haben
(I
selbst
zu
ihren
mussteu
waren,
dem
Aber da
194).
S.
der
Feldherr
sie
bekriegte,
Einfällen
es
sie
waren
erbittert.
Ihm wurde
ihn
umbringen
er
sicher
sah
dessen
zu
keine
man
begehen.
durch
das
andere
ihn
So
durch
Gallien
Verrat
daher
mitgeteilt,
oder
fälschlich
gewann
Versprechen
als
er
2.7
dass
gegen ihn höchst
dass
die
Franken
würden,
das
bezichtigt
grosser
Kaiser
Bundesgenossen
ausliefern
Rettung,
den
aufgefordert
betrachten,
vermeintlichen
ihres
und
als
sie
in
und
Verbrechen,
hatte,
wirklich
denn seine Truppen
Geldgeschenke und
so
7.
am
Hess sich
11.
Julian der Abtrünnige.
231
August 355 von ihnen zum Augustus
ausrufen.
Sein feiges Misstrauen hatte Constantius
Gefahr gebracht,
5
das
Feldherren
besten
müssen;
seines
versuchte
vorher
aber
in
die
Herr und einen der
Reiches bekämpfen zu
tapferste
wie
noch,
er
dies
seiner niedrigen Art entsprach, die Mittel der Hinterlist
und
10
Das
Tücke.
musste er
in
mögliche
einzig
Werkzeug dazu
einem Manne finden, den er durch das
gleiche Misstrauen schwer gekränkt hatte.
Der Magister
Militum Ursicinus war, wie wir oben (S. 131) sahen, aus
dem
15
Orient abberufen,
Krone
nicht weil er nach der
strebte,
sondern weil er möglicher Weise danach hätte
streben
können.
Man
hatte
ihn
bisher
dem man
andern,
bei
so
viel
den Soldaten zutraute,
Mailand
in
man
recht schlecht behandelt; jetzt aber wusste
keinen
Geschick und Popularität
um
die
Heere Galliens zu
gewinnen, ja vielleicht gar den Silvanus zur Pflicht
20
zurückzuführen.
Constantius lud ihn in .ehrenvollster
Weise
Consistorium,
vor
das
ihm sehr
begegnete
gnädig und wusste den tapferen Krieger wirklich zu
bestimmen,
dass
er
sich
Aufgabe
gefährlichen
der
Als Begleiter und Helfer wurden ihm zehn
unterzog.
Tribunen und Protectores beigegeben, darunter
25
mianus Marcellinus, der später
als
Greis
setzung des Tacitus geschrieben und uns darin
genaue Nachrichten
über
dies
Am-
eine Fort-
Unternehmen
auch
hinter-
lassen hat.
Constantius übergab
30
dem
Ursicinus
der so abgefasst war, als ob jener von
des Silvanus noch nichts wisse.
in
den
freundlichsten
Überbringer zu
aus seinen
Formen
einen Brief,
dem Aufstaude
Diesem wurde darin
mitgeteilt,
seinem Nachfolger ernannt
dass
der
sei
und
Händen den Oberbefehl an der Kheingrenze
V. Die Constantinisolie Dynastie.
232
JJann durchzog die kleine Scliaar
überneliinen solle.
in
Eile
fliegender
(Jallieu,
damit
sie
friili
genug
in
Köln aidcomnio, um dort glauben zu machen, sie jiabe
(las Hoflager verlassen, ein; hier di»? r8ur[)ation bekannt
Doch als sie anlangte, fand sie die
geworden sei.
Bevölkerung in freudigster Aufregung und schon eine
die
zusammengezogen,
Trupi)enmacht
bedeutende
kampfesnuitig darauf brannte, über die Alpen geführt
Ursicinus überzeugte sich,
zu werden.
durch
Verstellung
da
er
nur
Jo
Silvanus empfing ihn mit Auszeichnung,
retten könne.
und
dass
und seiner (lenossen Leben
sein
auch
von Constantius
jener
gekränkt
un.d
bedroht war, wurde ihm leicht geglaubt, dass er sich
anscliliessen wolle, und der erprobte
So war
willkommener Helfer begrüsst.
mit
wurde,
ihm möglich, ohne dass er beargwöhnt
dem Usurpator
Feldherr
es
als
i5
den Soldaten zweier barbarischen Auxilien heimlich in
Verbindung zu treten und sie durch grosse Ver-
sprechungen
seine
für
Morgengrauen des
den Palast
ein,
den Silvanus,
Zwecke
stiessen die
als er
zu
Wachen
Im
gewinnen.
Septembers 355 brachen
7.
sie
in
20
nieder und töteten
eben im Begriffe war, zur Kirche
zu gehn.
cil
Wenige Monate vorher hatte Constantius das Convon Mailand bestimmt, den Athanasius zu verurteilen,
und damit
seine
ilirem Ziel
um
Bemühungen um
25
die Glaubenseinheit
einen wichtigen Schritt nähergebracht;
noch etwas früher hatte er ein Gesetz
erlassen, das die
Ausübung des heidnischen Kultus mit schweren Strafen
bedrohte (S. 133).
und
leicht
Als jetzt die Usurpation so schnell
unterdrückt wurde, scheint er darin
eine
Art Bescheinigung des lieben Gottes gesehen zu haben,
dass dieser mit den Leistungen des Kaisers für seine
Kirche zufrieden
sei,
und schrieb daher den Erfolg
so
7.
Julian der Abtrünnige.
233
nur seinem eigenen Glück und seiner Frömmigkeit zu.
entfernt, dem Ursicinus dankbar zu sein, Hess er
Weit
sogar eine Untersuchung anstellen,
wo
die
gallischen
Kassen, deren Silvanus sich bemächtigt hatte, geblieben
5
und bewahrte seinem Retter auch später das
Natürlich gab es wieder eine Reihe
seien,
alte Misstrauen.
von Hoch Verratsprozessen; doch in seiner religiös gehobenen Stimmung, vielleicht auch in dem Gefühl, an
dem Aufstande nicht ganz ohne Mitschuld gewesen zu
i<»
sein,
Constantiiis diesmal ungewöhnlich milde.
war
Er
Freunde des Usurpators, die an dessen
Erhebung nicht unmittelbar beteiligt waren, und Hess
sogar den kleinen Sohn desselben, den er als Geisel
schonte
die
in Mailand
lö
festgehalten
hatte,
Hochgefühl mit seinem Gott
in
am
Leben.
Und
das
Frieden zu sein, mochte
auch dahin wirken, dass er den letzten Fluch, der
noch auf ihm lastete, nach Möglichkeit abzuwälzen
suchte.
Hatte er
fast
den ganzen Mannesstamm des
Herrscherhauses abschlachten lassen, so konnte er dies
20
nicht besser sühnen,
als
indem er dem
letzten,
der
noch davon übrig war, die höchste Wohltat erwies.
Auch die Kaiserin Eusebia scheint die Meinung
ihres Gatten geteilt zu haben, dass seine
morde
25
Yerwandten-
die Strafe der Unfruchtbarkeit über sie herauf-
beschworen hätten
(S. 29),
und war
lichen Sehnsucht nach Mutterglück
in der echt weib-
um
so
seine Übeltaten an Julian gutzumachen.
mehr bemüht,
Und ihre all-
bewunderte Schönheit verlieh ihr eine grosse Macht
über den sinnlichen und doch christlich keuschen Mann.
;^o
Nach der Hinrichtung des Gallus hatte
Bruder vor dem
geschützt,
es
tötlichen
erwirkt,
sie
dessen
Verdachte ihres Gemahls
dass dieser ihm eine Audienz
gewährte und ihn ungekränkt nach Athen ziehen Hess,
und drängte
jetzt
auf seine Erhebung
zum
Mitregenten.
V. Die Constantinische Dynastie.
234
JJeim dass ein
solcher nicht
zu ontbohren
niolir
sei,
empfand auch Constantius. Der Grundsatz Diocletians,
dass man keinem privaten Feldherrn Gelegenheit geben
dürfe,
sich
den Trup])en durch Kriegstaten zu emp-
fehlen, schien in i]en Ereignissen der letzten Zeit eine
neue Bestätigung gefunden zu haben.
es,
wenn
wert,
Der Kaiser
'>
hielt
nicht für geboten, so doch für sehr wünschens-
aus Italien
dass er sich
als
dem Zentrum
des
Reiches nicht zu weit zu entfernen brauche, und doch
traten an fast allen
an ihn heran.
Grenzen militärische Forderungen
selbst
durch Kriege gegen entfernte Völker beschäftigt;
aber
seine
Feldherren
k»
war zwar der Grosskönig
In Persien
suchten
immer wieder
bald
Mesopotamien, bald Armenien mit kleinen Raubzügen
heim; Quaden und Sarmaten plünderten an der Donau,
i:,
vor allem aber heischten die Zustände Galliens dringend
Abhilfe.
Die Franken, Alamannen und Sachsen sollen
in diesen
Jahren
am Rhein
fünfund vierzig Kastelle zer-
und ihre Bewohner als Sklaven mitgeschleppt
haben, und Ende 355 eroberten sie Köln, das nicht
mehr durch Silvanus geschützt wurde, und verwüsteten
stört
es furchtbar.
nur
Zwar
schien Julian, der sich bis dahin
literarisch beschäftigt hatte
übungen
und von den Waffen-
geflissentlich ferngehalten war, für die schwie-
rigen Aufgaben, die ihn dort erwartet hätten, durch-
aus nicht geeignet; doch
um
so weniger brauchte
dass
er
bei
25
Con-
Es
Truppen den Caesarenpurpur
zeigte; die Feldherren, die der Kaiser ihm zur Seite
stellen wollte, konnten für ihn das Handeln übernehmen und doch durch seine Anwesenheit in ihren
Schranken gehalten werden.
Dass Julian diese bescheidene Rolle, die ihm zugedacht war, verkannte
und selbst etwas leistete, ist der wichtigste Grund gestantius Usurpationsgelüste
genügte,
20
ihm zu fürchten.
den
30
;
Julian der Abtrünnige.
7.
wesen,
warum
Augustus
seinem
mit
er
235
bald
so
zerfiel.
Als diesem das vermeintliche Komplott des Afri-
canus und Marinus bekannt geworden war und bald
5
darauf jener gefälschte Brief ihm zugesteckt wurde,
Erhebung Galliens zu bedrohen
der ihn mit der
schien,
hatte er in seiner übertriebenen Vorsicht den Jüngling
dem ganz
augewiesen,
sich
aufzuhalten.
Kaum mehr
verweilt,
in
als
ungefährlichen Athen
zwei Monate hatte Julian
den neuen Befehl empfing, au
10
hier
ij
Damit war seine Ernennung zum Mitregenten noch keineswegs entschieden
immer noch vermochte Constantius das Zaudern und
Besinnen, das ihm natürlich war, nicht zu lassen. Julian
wurde nicht im Kaiserpalast, sondern in einer Yorstadt
er
als
das Hoflager zurückzukehren.
Mailands einquartiert,
wusste, was
mau
wo
einen Brief au Eusebia
flehentlich bat,
•20
er zunächst
mit ihm vorhabe.
geschrieben,
noch gar nicht
Er
hatte
in
dem
schon
er
sie
ihm zum zweitenmal seine Entlassung
zu erwirken; doch durch einen
Traum gewarnt,
schickte
In seinen Befürchtungen beruhigte
er ihn nicht ab.
ihn nur die freundliche Fürsorge, die
ihm
die Kaiserin
durch ihre Eunuchen erwies, und die tröstenden und
ermunternden Botschaften, die
aß
sandte.
Denn
erst als er
sie
gewähren.
355
wurde
gestellt,
mit
sie
nicht zu
er
ihm
er
Willen durch.
sehen;
eine kurze Audienz
Doch unterdessen wirkte
sie für
Am
6.
ihn
und
November
durch Constantius den Truppen vor-
dem Purpur
Caesar ausgerufen.
fesseln,
ihm wiederholt über-
bekam
Caesar war, durfte
setzte endlich ihren
oO
selbst
sie
Um
bekleidet und von ihnen
ihn noch
enger
zum
an sich zu
vermählte ihn der Kaiser gleich darauf mit
seiner Schwester Helena, bei welcher Gelegenheit ihn
Eusebia, seinen Neigungen freundlich Rechnung tragend,
V. Die Constautiiiisclie Dyiia>tii-.
^36
Gegen
mit einer kleinen Bibliothek besclienkte.
und natürlich
<nittin, die viel älter als er selbst
Christin
seine
eifrige
bewahrte er immer die entschiedenste
war,
Hei seiner ottenen Natur trat dies so un-
Abneigung.
verhüllt hervor, dass, als sie nach
Fjhe kinderlos starb,
haben,
vergiftet zu
begründet; aber dass
zeigt deutlich genug,
man
fünfjähriger
ihn sogar beschuldigte,
(Jewiss
man
kaum
war
^>
sie
dieser Verdacht un-
ihn überhaupt hegen konnte,
wie wenig seine Ehe dazu bei-
ihm sein neues Verhältnis zu dem Mörder seines
Vaters und seiner Brüder erträglicher zu machen. So
viel er auch in seinen Schriften von sich und seinen
trug,
lo
Schicksalen redet, der Helena erwähnt er darin nur
ganz
beiläufig,
und wenn er
bis
an seinen frühen Tod
von der Frauenliebe sehr niedrig dachte, wird
nicht ohne Schuld daran
gewesen
sie
gewiss
Während der wenigen Wochen,
die
er noch
in
wurde er auch jetzt wie ein Verbrecher
bewacht; seine Diener wurden ihm fast alle genommen
und durch andere ersetzt, die dem Kaiser VertrauensMailand
is
sein.
blieb,
20
würdiger schienen; kein Brief durfte an ihn gelangen,
und jeder, der seine Gemächer
ängstlich untersucht,
liches Zettelchen
betrat,
wurde vorher
ob er nicht irgend ein gefähr-
einschmuggeln wolle.
In seinem
rarischen Eifer benutzte er diese schweren Tage,
eine Lobrede auf Constantius auszuarbeiten
schlechtem Takt.
vom
dass
Stricke
priesenen,
um
die
Entjj:egen dem selbstverständlichen
man im Hause des Gehängten nicht
reden darf, wurde die Mutter des Geihr
hinrichten lassen,
Gemahl wegen Blutschande hatte
mit einem nichtssagenden Lobe be-
dacht, von den Verdiensten geredet, die Silvanus sich
um
25
und ihm
Sie zeugte von guter Schulung, aber sehr
vorzutragen.
Grundsatz,
lite-
den Kaiser erworben
hatte,
und sogar seiner Ver-
so
Julian der Abtrünuige.
7.
wandtenmorde, wenn auch
Erwähnung
237
entschuldigendem Sinne,
in
Doch wenn man den Redner
getan.
nach für einen Gimpel halten musste,
5
hier-
passte
er
nur umso besser für die Rolle, zu der er bestimmt
Sein Machwerk wurde daher, wie es scheint,*
war.
am
gnädig aufgenommen, und
er,
von Constantius
seine
gleitet,
10
so
1.
feierlich ein
Dezember 355
durfte
Stück des Weges be-
Reise nach Gallien antreten,
was ihm
nach der misstrauischen Bewachung, unter der er in
Mailand gestanden hatte, als Befreiung erscheinen
musste.
Und doch
Leben hatte ihn
dahin geführt, in der literarischen und rednerischen
Betätigung seinen eigentlichen Beruf zu erblicken, und
das Streben nach ewigem Nachruhm, das ihn immer
digen
15
ging er nicht gern und nicht mit freu-
Hoffnungen.
früheres
Sein
beseelt hat, schien auch auf diesem Gebiet seine volle
Befriedigung finden zu können.
Vom
Waffenhandwerk
verstand er noch nichts, und doch hatte ihn die harte
20
und langjährige Mühe, mit der er
hatte ausbilden
sich
zum
Atticisten
müssen, an den Gedanken gewöhnt,
dass Erfolge sich nur durch gründliche Schulung erreichen Hessen.
tärischen
25
sich das
Wenn
er
sich
Übungen hingab,
in Gallien
hörte
man
den mili-
ihn
oft
von
römische Sprüchwort brauchen: „Man hat den
Ochsen zum Reitpferd gemacht" und seinen heiligen
Piaton anrufen.
Als Themistius ihn brieflich zu seiner
neuen Würde beglückwünschte und ihm im
Moralphilosophen
30
deren
Pflichten
Stile
des
da
ant-
darlegte,
wertete er voll bescheidenen Zagens und zitierte dabei
den Vers des Aristophanes:
Die Kunst betreibe jeder, die er gut
Und neben dem Misstrauen
fast
erdrückenden
verstellt.
in sich selbst,
Pflichten
gewachsen
ob er seinen
sein
werde,.
938
^
stand
bei
•
^'G Constantinische Dynastie.
iliin
Oonstantius
die
und
l^^ircht
tlio
vor
doni
gerichteten Bruder, dessen Scliicksal
Augen schwebte.
Misstrauen
des
den
liin-
finstere ]']rinnorun^' an
ihm immer vor
So meinte er denn, die Würde, die
ihn jetzt sclimückte, bedeute ihm nicht nur den Verlust der literarischen Flusse, die
sein
Leben
liätte
r»
nach seinem Wunsche
ausfüllen sollen, sondern auch schim{)f-
und ruhmlosen Tod. Als er nach
Zeremonie der Wahl, auch er jetzt als Pur])urträger neben dem Kaiser im Wagen sitzend, in den
liche Niederlagen
<ler
Palast eingezogen war,
soll
er
lo
den homerschen Yers
vor sich hingemurmelt haben:
Da
purpurne Tod und das starke Verliängnis.
Der neue Caesar w-ar von mittlerer Statur und
ergriff ihn der
erschien, da er sich durch sein vieles Lesen eine etwas
gebückte Haltung angewöhnt hatte, noch kleiner,
i'>
als
er war; doch seine breiten Schultern und sein eben-
massiger Körperbau erwiesen ihn
jeder Anstrengung fähig.
als kraftvoll
und zu
So konnte er sich eine un-
ermüdliche Tätigkeit zumuten, und wenn er den Tag
20
mit den Pflichten des Kriegers und Herrschers ausgefüllt hatte,
sitzen.
noch die halbe Nacht über den Büchern
In seiner ganzen Erscheinung prägte sich eine
nervöse Unrast aus.
Sein Körper bewegte sich auf
und
ab, die Schultern zuckten, die Schritte waren unund schwankend; seine Augen blickten klug, aber
etwas wild und fuhren unruhig hin und her; auch
zeigten sie nicht selten den Ausdruck verletzender
25
stät
Überlegenheit.
seine
Denn
sein lebhaftes Mienenspiel drückte
Gedanken und Empfindungen
so uuverhüllt aus,
dass in dieser Zeit, die einen heuchlerischen Stoicis-
mus
als hohe Tugend pries, selbst seine nächsten
Freunde daran Anstoss nahmen. Seine Sprache w'ar
zerhackt und manchmal stockend; seine plötzlich her-
30
Julian der Abtrüunige.
7.
239
und überrascheiuleu Fragen mochten
vorgestossenen
den, an welclien sie gerichtet waren, leicht verwirren.
man
Brachte
ihn
zum Lachen,
brach
so
er in
überlautes (iewieher aus, wie er überhaupt in
5
was
Wenn
er tat, leicht taktlos übertrieb.
ein
allem,
er zu
Ge-
und von Ungerechtigkeit und Bedrückung
richte sass
unterbrach er die Redner oft mit ungestümen
hörte,
Ausrufen, und auf der Strasse wehrte er unbequeme
Bittsteller selbst mit
10
Wie
Faustschlägen und Fusstritten ab.
dies wilde Auffahren, dieser Mangel an Selbst-
allgemeine
beherrschung
lächter
noch
so
erregte,
Missbilligung
mehr
und
oft
absichtliches
sein
Das
Yernachlässigen jeder anständigen Körperpflege.
asketische Mönchsideal, das
15
Jugend
als
ihm
in seiner christlichen
der Gipfel der Sittlichkeit dargestellt war,
behielt er auch als heidnischer Philosoph bei
ihm
äusserlich
in
einer
Weise Ausdruck,
20
später,
als
noch band, den Bart nicht mehr rasieren und bekannte
sich ungescheut zu den Läusen, die ihn belebten. Auch
nahm er sich selten die Zeit, sich Haare oder Nägel
von Tinte
geschwärzten Fingern.
Philosophie ihm
war
nichts
ihm
veräclitlicher
mal ausnahmsweise
derb
an,
weil
seiner Stellung
oft
mit schmutzigen,
Da
seine
strenge
vorschrieb, nur die Seele zu schmücken,
kaiserlichen Barbier,
30
vielen
liess er
keine Rücksicht auf Constantius ihn
beschneiden zu lassen, und erschien
25
und gab
die
So
unköniglich oder gar lächerlich erschien.
sich
Ge-
er
als
Kleiderprunk.
Den
der ihm in Constantinopel ein-
die
das
zukam;
Haare kürzen
sollte,
prächtige Hofkleid
als er
dann noch
fuhr er
trug,
das
erfuhr, dass
jener ein hohes Gehalt bezog, jagte er ihn ans
dem
Dienst und mit ihm die Köche und die anderen Diener
Doch mochte
dem Volk auch wunder-
der allerhöchsten Tafel und Toilette.
seine übertriebene Einfachheit
240
V.
die
sclieinen,
lieh
\)\ii
Cull^talltilli^cllO
Uyuastic.
Soldaten bewunderten
dass
es.
er
von der Weichlichkeit des Hofes unberührt blieb und
unter ihnen lebte, wie
einer aus
Ohne
ihrer Mitte.
ihre Zuneigung zu verlieren, konnte er gegen sie streng
und sogar liart sein, weil er auch hart gegen sich
•>
So hat er nach der Schlacht bei Strass-
selber war.
burg die Heiter, die vor dem Feinde geflohen waren,
ihren Kameraden in Weiberkleidern zur Schau gestellt
und im Perserkriege von einer Truppe, die ihre Fahne
verloren hatte, sogar zehn Soldaten hinrichten lassen,
v)
Weise vermochte er unter den zuchtlosen
Barbaren, die sein Heer bildeten, eine Disziplin zu
erhalten, wie kaum der grosse Constantin, und blieb
Auf
diese
doch, wie dieser, der Abgott seiner Soldaten.
Als Julian zur Alleinherrschaft gelangt war, führte
lä
im ausgesprochensten Gegensatze zu Constantin
er sie
dem Grossen und
hat sich auch nicht gescheut,
ihn
nicht nur in seinen literarischen Erzeugnissen, sondern
auch
offiziellen
in
Staatsschriften
Und doch war kein anderes
Dynastie dem ersten christlichen Kaiser
näher verwandt,
zu
als
ihre Religion
ihren
Vorgängern
richtung in Opposition
Strom
Bestreben,
alter
traten,
Denn
nende Ähnlichkeit.
sich
der
herrsehenden
ist
Zeit-
eine sehr bezeich-
beide zeigten
nicht
innerlich
und damit beide
wechselten
und
20
Schon dass
jener Abtrünnige.
beide
frische
der
Mitglied
greifen.
sie
anzu-
rücksichtslos
vom
darin das
sie
träge
25
fliessenden
Überlieferung widerstandslos forttragen zu
lassen, sondern ihren Gltiuben selbständig zu prüfen
und
frei
zu wählen,
eine
Kühnheit des Geistes,
zu jener Zeit sehr selten war.
nicht
tief
und
scharf genug,
Weltanschauung zu bilden;
derjenigen,
in
welcher
sie
sie
Beide dachten
um
sich
die 30
freilich
eine
eigene
sahen nur die Mängel
erzogen
w\iren,
weil
sie
7.
ihnen
am
so
stürzten
sieh
Julia u der Abtrünnige.
geworden
bekannt
besten
dann
wurde.
zuffetrag-en
und
war,
prüfungsloser ßegeisteriing der
in
entgegengesetzten in die Arme, wie
5
241
Denn auch
ihnen
sie
Julian
fertig*
war durchaus
Gründe
kein philosophischer Kopf: so klar er seine
darzulegen weiss,
wo
er das Christentum negiert,
so
und nebelhaft wird er in den Schriften,
Und auf
die sein positives Bekenntnis geben wollen.
ein solches ganz zu verzichten, war er so wenig im
verworren
10
wie
stände,
tief
im
sein
Ohm: denn
grosser
den
TIerzen
fühlten
beide
unüberwindlichen
Drang
zu
und das Bedürfnis, immer die Hand der
Gottheit über ihrem Haupte zu sehn. Freilich erfüllte
dies Constantin mit der kühnen Sicherheit des erklärten Götterlieblings, während Julian, wie wir eben
gesehn haben, lange an seinem Glück und seinen
glauben
15
Fähigkeiten zweifelte; doch beruhte dieser Unterschied
Denn
achtzehn Jahren zum
nur auf den Schicksalen ihrer ersten Jugend.
jener
20
hatte
sich
schon
mit
aufgeschwungen
Herrscher
unternahm,
selbst
unter
und
den
dann
alles,
schwierigsten
was er
Verhält-
nissen gelingen sehn; Julian dagegen hatte seit seiner
dem Beil gelebt; was er gewar ihm durch herzlose Willkür vererhoffte, immer fehlgeschlagen; fühlte er
frühesten Kindheit unter
wünscht
25
was er
sagt,
sich
hatte,
an irgend einem Orte wohl, so musste er ihn
sjcher
bald
verlassen;
den
Verkehr,
der
ihm
am
meisten zusagte, konnte er fast nur heimlich pflegen;
üO
immer musste er heucheln und sein Inneres verbergen,
wenn er sein Leben erhalten wollte; der kecke Freimut, der ihm, wie Constantin, angeboren war, aber
von diesem schon
in
wickelt werden durfte,
gewesen.
früher Jugend
war
ungehemmt
ent-
für Julian ein stete Gefahr
So eingeschüchtert und verängstigt, mussto
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
16
^
242
CoDstantinisclie Dynastie.
'^'^
•
und bescheiden werden, wenn man
iiiisiclior
er freilich
es Bescheidenheit
nennen
will,
dass or nur literarischen
liuhm erwartete und auf den kriogeriscdien verzichten
zu müssen glaubte. Nach seiner Erhebung zum Caesar,
die er, widerwillig seinen Studien entsagend, über sich
•>
hatte ergehen lassen, zweifelte er nicht nur an seiner
zum Herrschen, sondern mehr noch an seinem
Fähigkeit
Glück, und sein vorhergehendes lieben gab ihm allen
Grund
Erst als ihm in Gallien die ersten Siege
dazu.
wurde auch in ihm der Gedanke
ihm helfend und schützend
zur Seite stehe, und das um so mehr, als er so vielen
Gefahren wider alles Hoffen und Erwarten entgangen
waren,
2:eluns:en
lo
mächtig, dass seine Gottheit
Auch
war.
er glaubte, dass sie durch seine
Träume
unmittelbar mit ihm verkehre; er hörte ihre Stimme,
sah
in
sie
er ausersehen
auch er
Glück
hielt
ihr
sei,
sich
Reich auf Erden zu verbreiten;
daher für unbesiegbar
und
sein
Er erwählte
sich
den
unerschütterlich.
für
Kaiser Marcus zum Vorbild, der Philosoph und Feldherr zugleich gewesen war; Athene und der sieghafte
Sonnengott,
von
denen
die
eine
die
geistige,
andere die kriegerische Seite seiner Tätigkeit
wurden
10
sichtbarer Erscheinung und meinte, dass
20
der
vertrat,
seine Lieblingsgötter; zeitweilig kokettierte er
sogar damit, ein uugelehrter Soldat zu sein, und meinte,
wie Constantin, alles zu können.
teilte dieser
Denn
25
bekanntlich
ja auch den literarischen Ehrgeiz Juliaus;
auch er hörte sich gern deklamieren und Hess sich
dann mit bescheiden stolzem Lächeln beklatschen,
und wenn
viel
seine Leistungen
dürftiger
seines
Neffen,
Jugendbildung.
waren,
als
lag
dies
so
Aber
auf diesem Gebiete noch
die
recht
eben an
mochte
auch nicht immer berechtigt
sein,
mittelmässigen
seiner geringen
ihr
Selbstvertrauen
es
gab ihnen doch
so
7.
Julian der Abtrünnige.
243
über die Gemüter
kühne Zuversicht in Kampf und
welche den Sieg an ihre Fahnen hefteten.
jeue überlegen
sichere Herrschaft
ihrer Krieger, jene
Gefahr,
5
Und
beide errangen ihn nur in rastlosem Vordringen
und
entschlossenem
niemals
Augriff,
in
zaudernder Defensive; denn eine schnelle,
besonnen
selbst
oft
Eutschlussfähigkeit gab ihren Kriegen
übereilte
und
nicht nur das, sondern auch ihrer ganzen Persönlich-
einen
keit,
10
rühmt
in
er
Schwung.
Denkens und
fortreissenden
sich
diese
trat
Handels auch
so
mit
alles
Julian
Bei
Hurtigkeit des
der literarischen Produktion hervor;
die
sich,
lange Rede
auf den
König-
Helios in drei Nächten aufs Papier geworfen zu haben,
wenig kürzere auf die Göttermutter gar nur
die
15
einer Nacht,
und das inmitten zeitraubender
Denn auch
Reich immer sehr
geschäfte.
das
mals
diese
20
um
am
er
in
Staats-
hat seine Pflichten gegen
ernst
genommen und
literarischer Spielereien willen,
sie nie-
so sehr
ihm
Herzen lagen, aufgeschoben oder gar ver-
säumt.
Constantin war
eitel
genug, sich gern zu schmücken
5
Julian vernachlässigte sein Äusseres bis zur ünsauberkeit;
doch
auch
den
aus
blickte die Eitelkeit hervor.
25
Jugend auf
gewesen, der andere erst christ-
licher
Prediger und dann Philosoph; bei jedem von
ihnen
trat
Stande,
30
Offizier
Löchern seines Mantels
Der eine war eben von
sie
den
also
sie
in
der
ihrer
in
Form
auf,
Frühzeit
welche
erwählt
dem
hatten,
gemäss war und innerhalb desselben am meisten bewundert wurde. Denn so stolz Julian damit prahlte,
von den Meinungen
sich
der Masse
unabhängig zu
war ihm doch nicht weniger
Es gibt in der Literatur
Länder und Zeiten wohl kein zweites Beispiel,
loben
zu lassen,
Bedürfnis, als Constantin.
aller
sein:
16*
244
^'•
eigenen 'langenden
seine
Schriftstollor
ein
(lass
ConstiiiitiiiiMlie Dynastie.
l^ic-'
mit
solcher Breite nnd Selbstgefälligkeit aufzählt, wie dies
Julian
tut.
seiner
in
meinte,
seihst
VjY
gegen
Streitschrift
nnd wirklich verstand
die
Antiochener
Schmeichler zu hassen,
die
Wie
Freimut zu schätzen.
er,
j
und durch wahre Natur war, so
hasste er Lüge und Verstellung und Hess sich auch
ein offenes Wort des Tadels mit guter Miene gefallen.
er selbst eine durch
Als
ihn
Arzt darauf iiufmerksam machte,
sein
dass
ihm der Zorn gar zu deutlich in Mienenspiel
und Stimme verrate, antwortete er: „Du hast Recht;
gib acht, ob du mir das zum zweitenmal vorwerfen
sich bei
So war er immer
kannst!"
bereit,
an seiner Ver-
vollkommnung zu arbeiten, und nahm jede Hilfe dazu,
die ihm freundlich und achtungsvoll geboten wurde,
Auch zauderte er nicht, seine
mit Dank entgegen.
Fehler
bekennen;
zu
gefällt hatte,
nahm
selbst
den Nacht überlegt und
am
Richtersprüche,
wenn
er oft,
als
lo
die
1j
er
er sie in der folgen-
unhaltbar erkannt hatte,
Doch
anderen Morgen wieder zurück.
sich aus-
20
lachen zu lassen und selbst belustigt mitzulachen, hat
er
denn neben seiner
nie gelernt;
bitteren,
giösen Ernsthaftigkeit war für gesunden
Zwar
Raum.
strebte
er
danach,
sich
tief reli-
Humor
auch
kein
durch
Witz auszuzeichnen, und hat in diesem Sinne einmal
den lustigen Spötter Lucian nachgeahmt. Doch sein
Symposion,
in
dem
er
nach
diesem
Muster
2i
seine
Vorgänger in der Weltherrschaft äusserst flach kritiwas er geschrieben
siert, ist wohl das Schlechteste,
hat,
ein
ganz trockenes und ödes Machwerk.
Als
wegen seines
schmutzigen Bartes und wenig kaiserlichen Benehmens
verspottet hatte, war er zwar vornehm genug, nicht
mit Folter und l^ichtbeil dreinzufahren, aber auch
dann
das
Volk
von
Antiochia
ihn
30
,
Julian der Abtrünuige.
7.
würdelos
genug,
einen
sich,
des
Pöbels
In dieser
bemüht
auf das Gelächter
uai
mit einer Streitschrift zu antworten.
er
Ton überlegener
Ironie
doch gelingt ihm dies sehr schlecht.
5
245
festzuhalten,
Aus jeder
Zeile
merkt man den nagenden Ärger gekränkter Eitelkeit,
und bis zu seinem Ende hat er der Stadt, die seine
Verdienste nicht zu würdigen verstand, einen zähen
Groll bewahrt.
Des Lobes bedürfen
10
hängig
sein, in
welchen
man
von denen, mit
Wenn Con-
zu verkehren hat.
täglich
Kammerdiener bestimmen
stantin sich oft durch seine
iiess,
von den Menschen ab-
heisst
erster Linie natürlich
besass Julian wenig von der Sorte
so
—
seine
—
machte eben sehr bescheidene Ansprüche
aber auch an- seinem Hofe gab es einen Eunuchen,
Toilette
15
den Eutherius, der notorisch grossen Einfluss besass.
Noch mehr aber drängte
20
durfte.
Wie
den Jüngling zu Freunden,
oder gar
die er als gleichwertig
kennen
es
er
bis
als
überlegen aner-
an seinen Tod die Er-
innerung an seinen Kinderwärter mit rührender Dankbarkeit
bewahrte,
Männern,
konnte.
an
So
so
denen
stolz
er
trieb
es
ihn
auch
später
zu
bewundernd emporblicken
auf den gemeinen Durchschnitt
er
der Menschheit herabblickte, das demütige Bedürfnis,
95
sich
unterzuordnen
und
leiten
wie
zu lassen,
es
in
seinem Yerhältnis zur Gottheit hervortritt, beherrschte
auch seine Stellung zu denjenigen,
die
er als
seine
Er hegte die Neigung,
sie sich zu idealisieren, und wurde dann freilich, wenn
längere Bekanntschaft ihm ihre Natur enthüllte, oft
wirklichen Freunde betrachtete.
30
schwer enttäuscht.
ihn
Vielleicht hätten solche
zum Menschenhasser gemacht, wenn
nicht ein
so
gar kurzes gewesen
schon, wie er von Männern,
die
wäre.
er
Erfahrungen
sein
Leben
Wir sahen
liebte
und ver-
V. Die Constantinische Dynastie.
246
ehrte,
Tadel
ernsten
aiicli
Tngend, nicht nur
Ohne Zweifel wurde
seltene
dankbar
liinnaiim,
eine
bei gekrönten Häuptern.
dies Verhalten
nicht allein
durch das edle Jünglingsbedürfnis, zu bewundern und
sondern auch
zu vertrauen,
durch seinen Piaton be-
stimmt, den er fast auswendig kannte und
immer im
Munde
von edler
Das
führte.
lilealbild,
das
dieser
j
Mänuerfreundschaft gezeichnet hatte, wirkte mächtig
auf ihn ein, wie er sich andererseits von demselben
auch die Verachtung der Frauenliebe ange-
Meister
lo
Denn auch darin war er Idealist, dass er
dem tatkräftigen Ernst der Überzeugung be-
eignet hat.
sich mit
was
strebte,
er
aus
seinen
philosophischen Büchern
gelernt hatte, auch in die Wirklichkeit zu übertragen.
annahm, von dem er meinte,
dass Homer und Piaton ihn bekannt hätten, und auch
seine Untertanen dazu bekehren wollte, so versuchte
Wie
er
er den Glauben
45
auch sonst das hochverehrte Altertum in die verNeuzeit zurückzuführen, und wie auf dem
derbte
so irrte
religiösen,
biete in
dem, was
ordnete
sich
staatlichen
Ge-
Er
Consuln,
auf
deren
leeres
20
Scheiuamt
an die hohe Zeit der Republik erinnerte, be-
noch
scheiden
und
den
dem
er für echt altertümlich hielt.
er auch
unter,
erschien
legte sich selbst eine
durch ein Versehen
hatte;
er lehnte ab,
in
zu Fuss
ihrem Gefolge
in
hohe Geldstrafe
auf, als er
25-
ihre Ehrenrechte übergegriffen
sich
Dominus nennen zu
wie Augustus es abgelehnt hatte (H
S.
8),
lassen,
obgleich
diese Bezeichnung des Kaisers schon seit Jahrhunderten
allgemein üblich war; aber auf seine absolute Gewalt
wollte
hätte,
er
nicht verzichten,
wäre
es
und wenn
unmöglich gewesen.
er es
Weil
gewollt
die Kultur
des Altertums auf der Blüte der Städte beruht hatte,
suchte er diese aus ihrem tiefen Verfall wieder auf-
so»
7.
Julian der Abtrünnige.
247
zurichten, fand aber dafür kein anderes Mittel, als die
Decurionen
noch
strenger,
Coustantin
als
getan
es
hatte, an ihren Stand zu binden und ihre Zahl selbst
durch
[>
widerrechtlichen
Zwang
zu
vermehren;
eben
war ganz modern und hatte jenen Verfall,
wenn auch nicht herbeigeführt, so doch beschleunigt.
dies aber
Mit Piaton hielt er Gerechtigkeit für die Grundlage
der Staaten und suchte
zu pflegen, indem er den
sie
Übergriffen der Mächtigen nach Kräften entgegentrat
10
und persönlich zu Gerichte
keit fragte
sie
er
die
sich bekannten,
sass; aber bei dieser Tätig-
Parteien
oft,
zu welcher Religion
und wenn er seinem Glauben zu
Liebe auch nicht das Recht beugte, wurden die Christen
doch verblüfft und eingeschüchtert.
15
Sophie ehrte und förderte, mochte
wenn
Dass er die Philo-
man
preisen;
aber
er mitten in einer Senatssitzuug aufsprang
mit unschicklicher Eile
und
dem Neuplatoniker Maximus,
angekommen war, entgegenlief, so fand man
Und so waren auch seine
das mit Recht würdelos.
geschlechtliche Enthaltsamkeit, sein Hungern, Wachen
der eben
20
und Frieren, kurz
alle
die Mittel,
mit denen er das
Fleisch zu Gunsten der unsterblichen Seele abzutöten
suchte,
zwar schöne Beweise der eisernen Energie,
mit der er seine Gedanken in Taten umsetzte, aber
20
indem er seine
löbliche
Verachtung des Prunkes
bis
zu abstossender Schmutzigkeit steigerte und, während
er leutselig sein wollte, mitunter
er sich
gemein wurde, machte
dennoch lächerlich.
Auch Nichtachtung des Geldes und
'io
seine
Freunde zu beschenken, predigte
die
Pflicht,
die Philosophie,
und auch diese Lehre hat Julian prinzipiell anerkannt.
Er rühmte sich sogar, dass er ein schlechter Finanzmann sei, obgleich er in seiner Verwaltung Galliens
das Geoenteil bewies. Und so sehr er sonst zu Über-
V. Die Cou.stautiuisclie Dyiia.siiu.
248
treibungen geneigt war, im Geselienkegeben
ist
er maass-
und hat nie die wüste Verschwendung
Constantins nachgeahmt, die für das Reich so unDieser war eben am Hofe
heilvoll geworden war.
aufo-ezogen und hatte die niedere Welt nur von ferne
voll o-eblicbcn
5
durch den Nebel gesehn, der leider überall den Thron
umgibt; Julian dagegen hatte mit den Untertanen als
ihresgleichen gelebt und
zwar nicht als einer
der reichsten. In Constantinopel und Nicomedia hatte
er das Treiben der Grossstädte kennen gelernt und
einer
auf
dem
stillen
Fundus Macelli
die
lo
Nöte des armen
Bauern beobachten können. So erkannte er das Unrecht,
ihm durch eine harte und leichtsinnige Finanzpolitik
die sauer erworbenen Groschen aus der Tasche zu
ziehn,
und begann daher im Hofhalte zu sparen,
die
15
Überzahl der schmarotzenden Beamten zu vermindern,
die erwerbende Bevölkerung zu begünstigen und den
Dies
bedrückten Steuerzahler mitleidig zu schonen.
war es, was dem Reiche Not tat. Trotz der vielen
Torheiten, die er beging, vor allem auf
dem
religiösen
20
Gebiete, hätte daher seine Regierung ein hoher Segen
für die leidende Menschheit
werden können, wenn seine
Finanzpolitik Zeit gehabt hätte, sich zu bewähren und
Aber wie um seines Glaubens willen
Mörderhand ihn traf, so wurden bei seinem frühen
Tode mit dem, was dieser Glaube Unnützes und Schädliches gewirkt, auch die fruchtbaren Schöpfungen seiner
einzubürgern.
eine
und das Elend der Zeit ging
weiter seinen traurigen Gang.
Hand
alle
vernichtet,
25
Achtes Kapitel.
Julian in Gallien.
Als der neue Caesar die Verwaltung- des gallischen
Reichsteils
in
übernahm, fand er das Keruland desselben
trostlosem
Zu seinem Y erzweif lungs-
Zustande.
kampfe wird Magnentius
5
alles
aufgeboten haben, was
er an Kriegern noch besass; so hatten die
die
Constantius selbst ins
gerufen
I^and
Germanen,
hatte,
alle
Rheinfestungen von ihren Verteidigern entblösst ge-
funden und sich ihrer leicht bemächtigt.
in
10
ihrem wilden Freiheitsdrange
der bedrückenden
Enge
Da
sie selbst
verschmähten, sich
es
städtischer Siedelung zu unter-
sie Häuser und Mauern verwüstet, die
Einwohner zu Sklaven gemacht und deren Äcker in
Besitz genommen.
Ihre neuen Ansiedlungen zogen
sich am linken Ufer des Rheines in einem ununter-
werfen, hatten
i'>
brochenen
Stellen
bis
Streifen
dessen
hin,
Breite
auf fünfzig Kilometer
Versprechungen des Kaisers
ungehindert hausen
zu
stieg,
gestützt,
dürfen.
an
einzelnen
und auf
meinten
Freilich
die
sie hier
mochte
es
auch nach ihrer eigenen Meinung dessen Wünschen
.20
kaum
entsprechen, dass
Väter
zurückgreifend
sie,
(I
hierin auf die Sitten ihrer
S.
182),
ihrem
bebauten
Lande eine Wüstung von etwa hundertundfiinfzig Kilometern Breite vorgelegt hatten, auf der die verheerten
Städte unbewohnt, die Felder unbebaut bleiben sollten
V- l>i« Coiistantinischc Dynastie.
250
und
verboten
Tjandes
Auftreiben
das
selbst
Aber
war.
da
meinten
fühlten,
Yiohs
sich
sie
sie
Und
haupten zu können.
ihres
den (ialliern
als
Herren
des
auch dieses Gebiet be-
wirklich schien Constantius
ganz abgeneigt, es ihnen zu überlassen; jeden-
niclit
.v
wollte er für die Wiedereroberung keine grossen
falls
Opfer bringen.
Als Julian das Hoflager verliess, be-
stand die Verstärkung,
mitbrachte,
in
d. h. in seiner
Christen,
konnten
die,
dem
Heere
Mann,
gallischen
wie er später schrieb,
stellen,
lo
anderes
nichts
Auch als seine ersten Erfolge den
ihm eine grössere Macht zur Yer-
Kaiser veranlassten,
auf seinen
er
dreihundertundsechzig
kleinen Leibgarde, meist unkriegerischen
als beten.
fügung zu
die
ganzen
blieb
furchtbar
er doch für deren Unterhalt
ausgesogenen
ange-
Reichsteil
i.j
wiesen: ja selbst die Beschaffung der Waffen für die
Neuangeworbenen, mit denen er sein kleines Heer
war ihm selbst überlassen.
verstärkte,
Unklar und uueutschlossen, wie Constantius war,
wusste er wohl auch
recht,
die
w%is
er
wollte.
in seiner gallischen Politik
Er
hatte den
Barbaren geschickt; doch
als
kaum
20
Öilvauus gegen
diesem einige Er-
geworden waren, hatte er sein Heer dazu vermögen können, ihn mit dem Purpur zu bekleiden.
Dass die Germanen besiegt wurden, erschien daher
folge zuteil
dem Kaiser noch
siegt
2.7
bedenklicher, als dass sie nicht be-
wurden, und diesen zwiespältigen Gefühlen ent-
sprechend, ordnete er ihre
Bekämpfung zwar
hinderte sie doch zugleich.
Ein Caesar, der die höchste
Gewalt
in
au, aber
absehbarer Zeit ohnehin erwarten durfte,
konnte an sich für minder gefährlich gelten,
privater Feldherr.
Doch zwischen
als ein
Julian und seinem
Augustus standen die blutigen Schatten der ermordeten
Verwandten; dieser musste die Rache des Sohnes und
so
8.
Julian in Gallien.
251
Bruders fürchten, und jener war seines Lebens nicht
wenn man
sicher,
ihn fürchtete.
hebung zum Caesar
nicht erloschen
5
zu
deutlich
Erfahrungen,
konnte.
10
Constantius
des
war, hatte er schon in Mailand nur
wahrgenommen und wusste
dass solch ein Argwohn
aus
vielen
sein
tötlich
So lag allerdings die Versuchung ihm sehr
nahe, durch einen kühnen Aufstand, mochte
er
noch so grosse Gefahren mit sich bringen,
sich
auch
der
unheimlich schleichenden Gefahr zu entziehen, die ihn
verborgen
und
sein
dem
Dies konnte
täglich bedrohte.
erklärt
Constantius nicht
hinlänglich,
es
zum
keine Lust hatte, seinen Caesar
dass
er
gefeierten Sieger
und es lieber dulden wollte, dass
die gallischen Lande noch recht lange und vielleicht
für immer eiu Tummelplatz der Barbaren blieben.
Wie er mit gewohnter Pedanterie genau vorwerden zu
15
Dass mit seiner Er-
Argwohn
der
lassen,
geschrieben hatte, welche Leckerbissen Julian für seine
Tafel beanspruchen dürfe,
20
nicht
—
kümmern
vorbehalten
—
,
ordnete er auch sonst
so
Um
dessen ganzes Verhalten.
den Krieg
der blieb
sondern
dem
ruhig
in
sollte
er sich
Magister Militum
Vienne,
wo
ein
Angriff der Barbaren nicht zu befürchten war, seinen
Purpurmantel zur Schau
25
und nur darauf achten^
einem ähnlichen
Kleidungsstück Gelüsten trage.
Die Bibliothek, somochte man nach seinein früheren Verhalten meinen,
die ihm Busebia gnädig geschenkt hatte, werde für
stellen
dass kein siegreicher Feldherr nach
seine Beschäftigung vollauf genügen.
30
man
sich freilich:
denn
seit er
Darin täuschte
Caesar geworden war,
hielt er es für seine Pflicht, die Waffen- und Marschübuugen der Soldaten eifrig mitzumachen, so ungewohnt ihm diese Tätigkeit auch war. Doch in die
kriegerischen Operationen durfte er nicht eingreifen,.
V. Die Constantinisclie Dynastie.
•252
ja
wenn
wirklich
Krone gestrebt
sein
Magister
wäre
hätte,
nach
Milituni
iler
er nicht imstande gewesen,
zu verhindern; denn ausser seiner kleinen Tieibwache war kein einziger Trupi)onküri)er ihm anvertraut.
Nicht ohne (inind durfte es daher Constantius
für bedeidvlioh halten, einen tüchtigen und angesehenen
<lles
in Gallien befehligen
J^^eldherrn
zu lassen.
'•
Ursicinus
schon früher für verdächtig gegolten und war
hatte
es jetzt doppelt, seit er seine
Gewalt über die Soldaten
gegen Silvanus aufs neue bewährt hatte. Er wurde
daher abberufen und an seine Stelle ein gewisser
umso
gegenüber
Caesar
dem
der durchaus unfähig, aber
Marcellus entsandt,
auf
eifersüchtiger
lo
seine
Macht war.
So musste Julian nicht nur den Winter, sondern
iiuch den ganzen Frühling
35(5
nicht anders machte es sein Magister Militum.
schon
die
Tatsache,
gewalt, von
dass
dem man
ein Vertreter
i:»
und
untätig bleiben,
Doch
der Kaiser-
Hilfe erwarten konnte, in ihrem
Laude war, gab den Galliern neuen Mut. Sie begannen vereinzelten Plünderern und kleineren Streifscharen aufzulauern und taten so den Germanen vielen
Schaden.
Mit welcher Tücke und Grausamkeit dieser
20
Guerillakrieg geführt wurde, zeigt ein Beispiel, das uns
zufällig überliefert
•Charietto
hatte
niedergelassen
das
Ein riesiger Germane namens
ist.
auf römischem Boden
sich
nnd begann,
umliegende Land
•den Krieg
gegeu
sie.
als
seine
verheerten,
Wenn
sie,
Volksgenossen
auf eigene Faust
von erbeuteten Wein-
vorräten trunken, des Nachts in ihren Lagern schliefen,
schlich er sich zu ihnen
und
schnitt so viel
wie die Umstände erlaubten.
Tätigkeit
hatte
er
schon
Gallien erschien; jetzt
25
in Trier
Mit
dieser
begonnen,
aber wurde
es
ehe
Köpfe
ab,
nützlichen
Julian
in
ihm möglich.
'io
S
Julian in Gallien.
8.
sich
Abenteurern und
Schar von
eine
Caesar die ganze Bande, da
bar erwiesen hatte,
ist
um
Verzweifelten
zu sammeln und mit ihnen seinen Kleinkrieg
Später
grösserem Maassstabe fortzusetzen.
5
25
sie sich
wie er
taten,
gekommen
verübte,
sie
zu
sein,
der
sehr brauch-
als
und Charietto
seinen Dienst,
in
Ähnliche Helden-
römischer Offizier gefallen.
als
nahm
in
scheinen auch sonst vor-
aber gewannen
namentlich
die
Städte, die jetzt auf schnelleren Entsatz hoffen konnten,
10
grösseren Mut, den Angriffen der Barbaren zu wider-
Schar bei Nacht Augustodununi
war
zwar von den Soldaten des
(Autun) überfiel,
Marcellus keiner bei der Hand; aber die Veteranen,
die hier angesiedelt waren, liefen zusammen und
Als
stehen.
15
eine
Namen
den
wehrten,
des
Caesar
als
Feldgeschrei
rufend, die Eingedrungeneu ab.
Die Stadt lag Vienne so nahe, dass
und
20
gewesen wäre,
auffällig
ihre
Verteidigung
siegreiche
Es
hätte.
kam ihm
zu,
es
unpassend
wenn Julian sich um
nicht gekümmert
gar
die tapferen
Veteranen auch
persönlich zu beloben und auszuzeichnen; ausserdem
hatte
Beispiel
ihr
gezeigt,
des Caesar wirkte, und es
Vorteil
:'.j
auch
anderen
Dies
lassen.
leuchtete
wie anfeuernd die Nähe
war wünschenswert, diesen
Städten
zu
auch
dem
gute
kommen
Coustantius
zu
ein;
auf Julians Bitte gestattete er ihmvdaher zwar nicht,
Krieg zu führen, aber doch Gallien zu durchziehen,
damit durch
auch die
'M
den
ferner
Anblick des kaiserlichen
liegenden Gemeinden
zu
Purpurs
grösserer
Zuversicht und Kampfesfreude ermutigt würden.
Der
Kaiser selbst beabsichtigte gegen die Alemannen
vom
Oberrhein
musste
aus
einen
Feldzug
ihm daher angenehm
zu
sein,
unternehmen;
wenn
ihre
merksamkeit nach Gallien hin abgezogen wurde.
es
Auf-
So
V, Die Constantinische Dynastie.
254
maclito
den
sicli
friedliche
scharen
zu
ziehen.
weil
sein,
Wege
die
Ende Juni 3;j() auf
Augustodunum und dann
Doch konnte die Heise
Julian gegen
zuerst nacli
nördlich
woitex'
keine
doiin
um
y^'o.^^,
überall
feindliche
Streif-
Auf
machten.
unsicher
diese
5
\Veise durfte der Caesar seine ersten Kriegserfahruny-en
sammeln.
mehr
als 2
Mit einer Beoleitmannschaft von nicht
— 3000
Mann
schlug er sich unter
immer
neue Scharmützeln nach Reims durch, wo der grösste
Teil
des
gallischen
Marcellus,
dem
Heeres
einstweilen
unter
dem
Befehl
des
lu
auch noch Ursicinus zur
zusammengezogen war. Von dort rückte
von Julian mehr begleitet, als geführt, an den
Rhein, um den Feldzug des Kaisers zu unterstützen.
Doch die Anwesenheit eines Purpurträgers im Lager
Seite stand,
es,
hatte
die
auf ihn
achteten,
als
und der Caesar war
genug, sich bescheiden
taktvoll
zurückzuhalten.
nicht
So
der Oberbefehl denn doch in seine Hand, und
Nach einem
er machte seine Sache gut.
am
Gefecht
i'>
mehr
auf den Feldherrn, den Con-
stantius ihnen bestellt hatte,
kam
dass die Soldaten
natürliche Folge,
20
siegreichen
Oberrhein zog er stromabwärts und be-
woo- die Franken, ihm das eroberte Köln im Herbst
356 wieder auszuliefern. Dann ging er nach Trier,
Heer in die Winterquartiere und bezog
sie selbst, nur von einer kleinen Macht begleitet, in
verteilte das
Sens.
Da wurde
die
Stadt
25
von einem feindlichen
musste sich belagern
Heere angegriifen, und
lassen, weil er zu schwach war, den Germanen im
offenen Felde entgegenzutreten oder auch nur einen
Julian
Ausfall zu wagen.
mehr
als
doch er
dafür
zu
Zwar
stand Marcellus
mit einer
ausreichenden Truppenzahl in nächster Nähe;
hielt
die
rächen,
Gelegenheit für günstig,
dass
er
bei
um
sich
dem vorhergehenden
so
Julian in Galüeu.
8.
255
Er rührte
Feldzuge ganz bei Seite geschoben war.
sich nicht
weniger
zum
als dreissig
nur dadurch
-''>
an
sich
Entsatz, obgleich die Belagerung nicht
der
Tage
gerettet,
dauerte.
dass
Stadtmauer
die
So wurde Julian
Kraft
und
brach
der
Barbaren
sie
entmutigt
abzogen.
Unterdessen hatte Constantius im Spätsommer 356
die
Schweiz durchzogen und über den
Rhein einen
Alamannen gemacht. Gleichnicht nur durch Julian im Elsass
Einfall in das Gebiet der
10
wurden diese
zeitig
bedrängt, sondern auch von einer andern barbarischen
Völkerschaft, mit der sie einen der üblichen Nachbar-
auszufechten
zwiste
im Kücken angegriffen.
hatten,
In dieser Not wagten
sie
nicht,
sich
dem
Kaiser in
15
offenem Kampfe zu
20
die Wege durch Yerhaue zu sperren und so seinen
Yormarsch nach Möglichkeit aufzuhalten, und zogen
sich in die Wildnisse des Schwarzwaldes zurück. Doch
als der Spätherbst mit Schnee und Kälte eingetreten
war, wurde ihnen der Aufenthalt in dem rauhen Wald-
Sie begnügten sich damit,
stellen.
gebirge gar zu beschwerlich.
und
fanden
Gehör,
kampfscheue Kaiser
Sie baten
Ohne jeden
um
Verlust,
Frieden
wie
der
es liebte, konnte er als Sieger in
Mailand einziehen und war daher in sehr zufriedener
25
Stimmung, was seinem Caesar zu Gute kam.
Denn im Winter fand sich Marcellus am Hoflager ein, um wegen der Übergriffe, die sich Julian
in sein
Doch
30
Kommando
erlaubt hatte, Beschwerde zu führen.
dieser hatte seinen
Oberkämmerer, den Eunuchen
Eutherius, nach Mailand geschickt, der bei Constantius
sehr beliebt war und die Verteidij'uno: seines Herrn
mit gutem Erfolge führte.
Da
eigenes Unternehmen
sehr
sein
hatte,
war der Kaiser geneigt
sie
dessen Kriegführung
wirksam
unterstützt
zu billigen; denn zu
Die Constantinische Dynastie.
256
V.
gläuzciulen
Taten, welche die seinen
Schatten stellen können, hatte
sich in
hätten
den
in
nichtgeführt, sondern
sie
den (irenzen jener brauchbaren Mittclm.ässigkeit
gehalten,
die er an seinen
schätzte.
Auch
hatte
am
Untergebenen
sich Marcellus,
indem
meisten
er Sens h
nicht entsetzte, selbst in schweres Unrecht gesetzt
und
zugleich den schlagenden Beweis seiner Untüchtigkeit
Wenn
geführt.
also Julian
aus dem Kommando
dem Reiche genützt,
ihn
verdrängt und damit nicht nur
sondern, was viel schwerer wog, auch den Erfolg des
kaiserlichen
Feldzuges
gesichert
hatte,
so
war
la
dies
nur zu loben. Ausserdem brachte Eutherius zu seiner
Unterstützung ein neues Prunkstück der Rhetorik mit,
eine Lobrede
auf die Kaiserin,
der Julian seiner
in
Dankbarkeit für ihr Wohlwollen Ausdruck gab und
sich damit von neuem ihre mächtige Fürsprache
15
er-
warb. Er empfing daher jetzt durch den Willen seines
Herrn den Oberbefehl in Gallien, den er sich vorher
angemaasst hatte; Marcellus bekam seinen Abschied
und wurde durch Severus ersetzt, einen tüchtigen
20
Krieger, der auch bereit war, sich willig unterzuordnen.
Auch
eine Verstärkung
gallischen
mando
Heere
um 25000 Mann
bewilligt;
w^irde
aber indem er dies
dem
Kom-
so stark vergrösserte, hielt das Misstrauen des
Kaisers es doch für angezeigt,
schwächen.
durch Teilung zu
es
25
Jene neuen Truppen wurden daher dem
dem Befehl des Caesar,
dem Augustus unterstellt sein
Comes Domesticorum bei Gallus
Barbatio übergeben, der nicht
sondern
sollte.
unmittelbar
Er war früher
gewesen, hatte sich aber mit ihm verfeindet und dann
man konnte daher
zu seinem Untergange mitgewirkt;
erwarten,
eben
dass
günstig
er
dem Bruder
gesinnt
sein
seines
werde.
geeignet erschien er Constantius,
um
Opfers
Um
so
Julian
nicht
besser
zu
be-
30
Julian iu Gallien.
8.
wenn
und,
obachten
es
257
ihm
nottat,
Flügel
die
zu
beschneiden.
So unbequem dem Caesar dieser Kampfgenosse
war, konnte er sich doch
5
und ihm nach den ersten
geworden war, jetzt mit
Oberherrn fortsetzen, und damit war
neue, glänzende Ziele
bot
glücklichen Versuchen
Erlaubnis seines
auch ein
10
Hand
Er
Ruhmsucht
seiner Erfolge freuen.
durfte die kriegerische Tätigkeit, die seiner
lieb
der Zivilverwaltung
grosser Teil
gelegt, schon weil in dieser
seine
in
bedrängten Zeit ihr
Zweck die Verpflegung der Truppen sein
Um sie dem verwüsteten und ausgesogenen
wichtigster
musste.
Lande zu
lichste
15
Winterquartieren,
sich
hatte er sich
erleichtern,
Sparsamkeit
brachte,
sein
und
so
ängst-
die
selbst
zu
den
grosse Gefahren dies auch
mit
auferlegt
Heer
verteilte
ganz kleinen Abteilungen
in
über die Städte Galliens, damit keine davon durch zu
starke Einquartierung
bedrückt
werde.
Als
dann 357 beim Beginn der guten Jahreszeit
20
das auch diesmal
vereinigt
hatte,
es
in
sich
Reims,
zum Sammelpunkte bestimmt war,
es unter Führung des Caesar
sollte
gegen Südosten vorrücken, während zugleich Barbatio
ihm von Basel aus entgegenkam. So hoffte mau die
schweifenden Barbarenhorden von beiden Seiten her
25
zusammenzutreiben und endlich zwischen den römischen
Heeren zu erdrücken.
Barbatio aber hielt es für seine
Hauptaufgabe, seine Selbständigkeit den Caesar fühlen
zu lassen, und Hess daher jeden Befehl, den
diesem
•30
erhielt, geflissentlich
unbeachtet.
schar Lyon überfiel und die
plünderte,
liess
Umgebung
besetzen,
die
und wirklich gelang
von
der Stadt aus-
Julian die drei Strassen,
jene ihren R'ückzug antreten musste,
er
Als eine Raub-
auf denen
durch Reiterei
es auf zweien derselben,
Feinde niederzumachen und ihnen die Beute abSeeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
17
^
258
zunehmen.
Gebietes,
•
Die
auf
Constantiiii.sclie Dynastie.
I^i*-'
dritte
dem
aber lag schon
liarbatio
innerliallj
Konnuaiido
das
in
des
An-
spruch nahm, und dieser befahl der 'rru])pe, die der
Caesar abgeschickt hatte, aus seinem oMachtberoich zu
weichen, sodass hier die Plünderer ungeschädigt durch-
-^
Später entschuldigte er sich bei Constantius
kamen.
durch die Behauptung, die Offiziere Julians hätten ihm
seine Soldaten abspenstig
wurden
macheu
wollen,
und wirklich
jene, darunter der spätere Kaiser Yalentiniau,
auf diese Anklage hin mit Entlassung bestraft.
lo
Bei diesem Verhältnis der Feldherren konnte der
Plan jenes kombinierten Vorgehens, .schon weil er auf
ihrem Zusammenwirken beruhte, nicht zur Ausführung
kommen.
Statt vorher Gallien
von Feinden zu säubern,
wie Julian beabsichtigt hatte, rüstete Barbatio einen
i5
Brückenbau; denn wenn er den Rhein überschritt und
auf dessen rechtem Ufer kämpfte, war er von dem
Caesar völlig getrennt und konnte Lorbeern erringen,
an denen dieser keinen Anteil hatte. Aber durch den
Anprall schwerer Balken, welche die Germanen den
hinabschwimmen Hessen, w^urde die Brücke
zerstört, und der Übergang musste unterbleiben. Unterdessen rückte Julian vor, überwand die Verhaue, die
seinen Marscli hindern sollten, und gelangte an den
Auf dessen Inseln hatten die Barbaren,
Oberrhein.
die vor ihm hatten zurückweichen müssen, Schutz
20
Strom
gesucht.
Um
sie
hier
anzugreifen,
Barbatio die Bote, die diesem
übriggeblieben
der
waren.
dem Jüngling
forderte
er
von
von seiner Schiffsbrücke
Doch der
trotzige
Feldherr,
keine neuen Erfolge gönnte, zog es
Zum
Glück für Julian war durch
die ffrosse Trockenheit des Sommers der Wasserstand
so niedrig, dass man eine jener Inseln auch watend
erreichen konnte. Hier wurden die Flüchtlinge niedervor, sie anzuzünden.
25
so
8.
Juliau in Gallien.
259
gemacht, ihre Fahrzeuge erbeutet iiud mit ihnen auch
gewonnen. Was aus dem Blutbade,
dem Männer, Weiber und Kinder schonungslos
die andern Insehi
bei
hingeschlachtet wurden, sein Leben retten konnte, floh
5
auf das rechte Rheinufer, und damit war das linke
Feinden
von
man
konnte
Jetzt
gereinigt.
an
die
Wiederherstellung der Kastelle gehen, welche früher
Grenze gedeckt hatten, und begann mit Tres Ta-
die
bernae (Zabern), weil seine Befestigungen die Strasse
10
die
sperrten,
führte.
hier
über
die
Yogesen
man
Zugleich erntete
Kastell und
Man
Gallien
das Korn ab, das die
eingedrungenen Germanen gesät und bei ihrer
um
Flucht im Stiche gelassen hatten,
15
innere
ins
hatte
zunächst das
dann das Marschheer zu verproviantieren.
es
dringend nötig, weil Barbatio die Ge-
treidesendungen, die aus Gallien angelangt waren, für
sich
so
20
was er davon nicht
Und während er
mit Beschlag belegt und,
brauchen konnte, verbraunt
hatte.
den Caesar nach Kräften schädigte, trug er selbst
eine üble Schlappe davon.
überfiel
plötzlich
Denn
Germanenhaufe
ein
einen Teil seines Heeres, trieb ihn
Flucht und zog mit reicher Beute ab.
in ordnungslose
Gründlich verärgert, brach der treffliche Feldherr, noch
ehe der Herbst herangekommen war,
25
ab, verteilte sein
gab
sich selbst
erfolg zu
Heer
Operationen
in die Winterquartiere
an das Hoflager,
verteidigen
alle
und
alle
um
und be-
dort seinen Miss-
Schuld auf Julian zu
schieben.
50
Die Niederlage des Barbatio hatte den Alamaunen
gegeben; auch hatten sie durch einen
neuen Mut
Überläufer erfahren, dass die 'IbOOO ]\[ann, die jener
an den Rhein geführt
liegende
Garnisonen
hatte,
schon in
zerstreut
w^eit
auseinander-
wurden und nur das
ßehr viel kleinere Heer des Caesar
—
es zählte nicht
17*
V. Die Constantinisclie Dynastie.
2f)0
—
13000 Mann
mehr
als
war.
80 entschlossen
noch zusammengeblieben
ein
sich,
sie
versammeln, zu dem
grosses Aufgebot
Könige und
Zuzug
leisteten.
Die
Seele
des
ganzen
Fürsten
Unternehmens war Chnodomar; auf die Einladung des Conzu
fast
alle
iiire
den Caesar
stantius w^ar er in Gallien eingefallen, hatte
Decentius
in
einer Schlacht besiegt
und
>
so auf den)
linken Rheinufer für sein Volk neue Sitze gewonnen.
Jetzt aber
war
er durch Julian wieder auf das rechte
zurückgetrieben und strebte danach, sein früheres Gebiet
Die Briefe,
wiederzuerobern.
stantius
durch
die
den Alamannen die Landstriche, die
Magnentius wegnehmen würden,
als ihr
dem
sie
Eigentum zu-
Er überschickte sie durch eine Gesandtschaft dem Caesar und
liess ihn auffordern, die Versprechungen seines Au-
gesichert hatte,
waren noch
seinem Besitz.
in
gustus zu erfüllen oder sich
zum Kampfe gegen
erdrückende Übermacht zu bereiten.
mit der Befestigung Zaberns und
Ernte beschäftigt war,
Botschaft
fest.
liess,
unbeantw^ortet
10
Con-
um
und
eine
Julian, der noch
dem Einbringen
der
Zeit zu gewinnen, die
hielt
i5
-'O
Überbringer
ihre
Unterdessen sammelten die Alamannen nördlich
von der Mündung der 111 ihre Scharen auf dem rechten
Rheinufer und begannen auf das linke überzusetzen.
Als sie in drei Tagen und Nächten etwa 35000 Mann
gelandet
hatten,
beschloss
Julian,
die
weitere
^^
Ver-
stärkung des Feindes durch schnellen Angriff zu verIn der ersten Morgenfrühe brach er von
hindern.
Zabern auf und rückte nach Osten vor,
bis
er
von
den Höhen jenseits Brumath die Stellungen der Alamannen überschauen konnte. Hier machte er Halt
und forderte die Soldaten auf, da sie einen Marsch
von über dreissig Kilometern hinter sich hätten, ein
Lager zu schlagen und sich bis zum andern Morgen
so
8.
erholen, damit
stantius
10
sie
ihm beigegeben
hatte,
dem
zustimmten, gab
Wahrscheinlich war es ihm mit seinem
er nach.
Zaudern gar nicht ernst gewesen; aber da er im Begriffe war, ein Unternehmen zu wagen, das höchst
gefahrvoll und daher gar nicht im Sinne seines vorsichtigen Auo-ustus war,
auf den
Zwang
die
wollte er die Yerantwortuns;
und seiner Umgebung
seines Heeres
So zog man denn
abwälzen.
15
261
dann den Feind mit frischen
Doch aus den Reihen
Gräften angreifen könnten.
seiner Krieger scholl ihm der kampfesfreudige Ruf
entgegen, dass sie gleich zur Schlacht geführt werden
wollten, und als auch die hohen Beamten, die Con-
'ZU
5
Julian in Gallien.
Ebene hinab, wo
die
um
die Mittagsstunde in
Germanen
ihre Heerkeile
schon formierten.
Julian stellte seine Schlachtordnung so auf, dass
sein
linker Flügel
und
stand
so
auf einer Anhöhe
unter Severus
von oben her gegen
Feinde vor-
die
stürmen konnte, was ihm einen grossen Vorteil ge20
währte.
Er
selbst befehligte
den schwerer gefährdeten
rechten Flügel, der sich in der
hatte er,
um
Ebene
ausbreitete; hier
seine Flanke zu decken, die ganze Reiterei
Auch Chnodomar war es nicht entihm die grösste üefahr von der Seite
des Severus drohe. Etwas abseits von dessen Angriffslinie hatte er daher im Schilf einiger Gräben eine
tapfere Schar verborgen, die den Römern während
des Kampfes in Flanke und Rücken fallen sollte.
Doch von seinem erhöhten Standpunkt aus das Feld
angesammelt.
gangen,
25
30
dass
überschauend, bemerkte Severus den Hinterhalt
liess,
während
steckten
Planes
er
zum
niederhauen.
Angriff' schritt,
Schon
musste die Scharen
das
der
die
]\Iisslingen
Feinde
und
dort Verihres
entmutigen,
und der mächtige Ansturm von oben herab
tat
das
262
Übriyo,
hatte
um
^'-
Die Constantinisclie Dynastie.
s'u;
l)al(l
Chnodomar gegenüberstand,
Ihre Kelterei war durch den
Feinde
das
Flucht
die
in
hinter
ihr
in
Minder günstig
ziir(iekzii(lrängoii.
Flügel der Römer,
auf doni rechton
sich
Kampf
der
ül)erlegenen
getrieben;
aljer
Reserve stand,
Vordringen der Alamannen
lichen Eingreifen Julians
gelang
Andrang der
das Fussvolk,
das
weitere
Und dem
persön-
hielt
auf.
dem
angelassen.
es,
5-
auch die Reiter
wieder zum Stehen zu bringen, so dass seine Flanke
Auf
nicht ganz entblösst wurde.
diese
Weise konnte
la
lange nähren, bis die
er auch hier den Kampf
Unordnung, die unterdessen auf dem andern Flügel
so
Germanen
der
war, sich
eingerissen
auch dem sieg-
reichen Teil ihrer Schlachtordnung mitteilte, und eine
panische Angst,
wie
sie
in
wilden Völkern so leicht
Kilometer hinter den Besiegten
von
sie
wurden.
den
floss
i5
Und wenige
entsteht, alles zu wilder Flucht fortriss.
der Rhein, in den
Römern hineingetrieben
durch Schwimmen au das
nachsetzenden
Was
nicht
sich
jenseitige Ufer retten
konnte,
wurde vernichtet und
20
weit den Strom hinab verkündeten treibende Waffen
und Leichname den Sieg des Caesar. Er hatte ihn
nicht
mehr
als
"240
Mann
gekostet,
während man auf
dem
Schlachtfelde 6000 gefallene Feinde zählte und
eine
vielleicht
noch
grössere
Zahl
sunken war.
im
Rhein
Die Schlacht bei Strassburg
—
denn
schon die Zeitgenossen, weil
sie
auf
so
ver-
nannten
dem
Gebiete
dieser Stadt ausgefochten wurde, obgleich die
Mauern
sie
derselben etwa 15 Kilometer weiter südlich lagen
—
war kein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung,
Ein Verlust von 10000 Mann oder etwas mehr konnte
germanische Stämme nicht dauernd schwächen, weil
er
sich
durch
ihre
schnelle
25
Vermehruns; schon
in
30
wenigen Jahren
ersetzte.
Alanianneu,
Julian
erneuert,
5
als
dabei
sind
So haben denn
kaum
war,
tot
auch
die
Angriffe
ihre
wieder und wieder geschlagen
worden und doch immer gleich furchtbar geblieben.
Aber so wenig dieser Sieg für die künftigen Schicksale
des Reiches in Betracht kam, für das Verhältnis des
Augustus zu seinem Caesar war er entscheidend.
Gleich auf
]ü
263
Julian in Gallien.
8.
dem
Schlachtfelde hatten die Soldaten
im Freudentaumel des hart erkämpften Sieges ihren
Er hatte diesen
Führer zum Augustus ausgerufen.
Titel zurückgewiesen und ihnen einen scharfen Verweis
Den König Chnodomar, den man auf
erteilt.
gefangen
Flucht
der
hatte,
übersandte
er
vor-
als
nehmste Trophäe dem Kaiser und schickte einen sehr
15
dem
bescheidenen Brief mit, in
Umso mehr
berichtete.
erwartete
werde; darin aber wurde er
20
glänzender
Sieg
Bürgerkriege, aber nie in
Barbaren
Recht
zu
für
teil
viel
seinen sieglosen
war dann au
2.i
war
die
dass Constantius
er,
Ruhm
anerkennen und ihren
seine Taten
so
er über seine Erfolge
verbreiten
im
dem Augustus
seinen Kämpfen gegen die
wohl
geworden,
rühmlicher.
und
diese
galten
Vor kurzem
hatte
mit
er
Rom gefeiert (S. 157) und
Donau gezogen, um hier die Barbaren,
Triumph
in
die seine Grenzlande geplündert hatten, nicht mit starker
Hand
von
zu bestrafen,
ihnen
sondern Friedensversprechungen
anzunehmen.
Er
musste
also
fürchten,
dass sein Caesar ihn in den Schatten stelle,
seiner Sinnesart konnte
30
Ein
enttäuscht.
bitter
er dies
nicht dulden.
und
bei
Zwar
fand er den Trost, der ihm ja sehr nahe lag, dass
auch die gallischen Erfolge eine Belohnung Gottes für
seine
Frömmigkeit
seien,
grösseres Verdienst daran
dass er selbst also ein viel
habe,
als
und seine Schmeichler bestärkten ihn
sein
Werkzeug,
eifrig in dieser
264
^'-
Meinung.
Sie
denn
Edikten, durch
kündigte,
so
es
auftrete,
auch
der
darzustellen,
verführe
(I
>
den Sieg verer persönlich
Ruhm
so
S. 20),
auch mit seinem Caesar.
sie nicht
machte
Doch
sie
lo
zur
Con-
es
die Unter-
sie priesen die
der Kaiser
obgleich
Julian,
den
in
seiner i)rivaten Feldherrn
tanen Hessen sich nicht täuschen;
des
nicht,
wenn
nicht bekannt würden, damit ihr
stantius
So
Diocletian nach ]\Iöglichkeit Sorge
dass die WafFentaten
Usurpation
ihn
Siegerlei n".
Kaiser
als
Ideiiie
Bocksbart
und den Namen Julians ganz zu
Wie
verschweigen.
der
und belegten
,,
die er den Untertanen
ihn erfochten habe,
trug,
dass
j>liilosoj)Inschen
dem Spitznamen
mit
sich
scheute
dem
Kriegsheld
als
höhnisch
darüber,
spotteten
mit
Bücherineiisch
plötzlich
Constantinisclie Dyiiustic.
f^ie
Siege
totzuschweigen
ij
Und es stand fest, dass das Heer jenen schon
suchte.
zum Augustus hatte machen w^ollen und jedenfalls
auch ein zweites Mal dazu bereit sein werde; hatte
er auch diesmal den Titel nicht angenommen, so
doch
er
besass
Macht,
die
sich
Oberherrn
seinem
20
und dann vielleicht
Tod von A^ater und
gleichberechtigt gegenüberzustellen
auch
Rechenschaft
Bruder
also
zu
finsteren
Wenn
fordern.
gefährlich
werden,
Argwohn
den
über
und
er
dies
konnte
wollte,
genügte,
um
er
den
des Constantius gegen ihn wach-
"^j
zurufen.
Julian seinerseits
das
teuerste
war,
in
war
in
dem
gekränkt, was ihm
seinem Ruhme.
Dass in den
Edikten des Kaisers seine Verdienste gar nicht
er-
wähnt waren, musste seine Eitelkeit aufs tiefste verSo sorgte er denn selbst dafür, dass die
letzen.
Nachwelt von seinen Taten erfahre, indem er in den
Winterquartieren ein Schriftchen abfasste, das seinen
Alamannensieo- erzählte.
Da
leote er nach
dem Vor-
so
Julian in Gallieu.
8.
Thukydides
bilde
des
Mund,
die er vor
sich
Prachtrede
eine
dem Kampfe den
5
dem homerischen
entlangschreiten
Schlachtreihe
der
den
in
Soldaten angeblich
gehalten hatte; da Hess er sich gleich
Agamemnon an
265
nnd jeden Heeresteil durch eine kleine Ansprache
zur Tapferkeit entzünden; da schilderte er in tönenden
Worten das Zusammeuklirren der Waffen, das Stöhnen
der Verwundeten und das Jubelgeschrei der Sieger,
kurz er häufte
10
Floskeln der Khetorik,
alle
Prunkwerk zustande zu bringen,
Jahrhunderten von seinem
Nachwelt hat
wortreichen
gut
selbst;
erzählen
Der
sollte.
gefallen,
denn
ein
fernen
sie
ohne
wie
hat
es
zu
Am
Hofe aber fand man Gegriechischen Literaten", „den
lassen.
„den
über
legenheit,
so
Verfasser
Grunde gehn
is
nicht
es
dem
Zweifel
Kuhm
um
noch
das
Maulwurf",
„den
purpurgeschmückteu
Affen" zu spotten, und Constantius konnte sich nicht
verheimlichen,
20
dass sein junger Genosse höchst ehr-
geizig
war und dass
seines
Ruhmes schwer
er ihn durch das
Verschweigen
So bereitete
beleidigt hatte.
Bruch zwischen ihnen langsam vor; denn
ihn schnell herbeizuführen, war der Augustus zu un-
sich
der
entschlossen
und
zu
feige,
der Caesar durch
seine
früheren Schicksale noch zu eingeschüchtert und auch
25
militärisch
schwerer wog,
um
den
Eid,
christlichen
er
war
den
er
Formen,
Not zu brechen.
30
Und was
zu schwach.
bei
diesem noch
zu ehrlich und gewissenhaft,
dem
Kaiser,
geleistet hatte,
Zudem
wenn auch
in
ohne zwingende
brauchte er ja nur einige
Jahre zu warten, um, wenn er
dem Verdachte
des
Constantius entging, ganz von selbst zur höchsten
Macht zu gelangen; denn da dieser kinderlos und er
sein einziger männlicher Verwandter war, war ihm
die Erbschaft so gut wie sicher.
V. Die Goiistantinische Dynastie.
266
Nach ihrem
Truppen,
dass
verlangten
dem
des
sie,
Beispiel
seine
Barbatio
Winterquartiere verteile, oVjgleieh das
in die
folgend,
glänzenden Siege
er
Korn noch auf dem Felde stand. Doch er hielt die
Ehre des römischen Namens erst für hergestellt, wenn
er den Besuch, den ihm die Alamannen auf seinem
linken liheinufer
)
gemacht hatten, auf ihrem rechten
Bei Mainz überschritt er den Strom und
erwiderte.
verheerte das feindliche Land, bis die germanischen
um
Er gewährte ihnen nur
einen Waffenstillstand auf zehn Monate, und das
unter der Bedingung, dass sie während der Dauer
Könige
Frieden baten.
desselben eine Besatzung, die er auf ihrem
mit Nahrung versorgten.
zurückliess,
Sie
ein Kastell hineingelegt, das einst Trajan
der Nidda
Caesar
den Main erbaut
in
jetzt aus seinen
Er durfte
es
als
Gebiete
wurde
am
in
Einfiuss
hatte
und das der
Trümmern neu
erstehen Hess.
hohen
Ruhm
preisen,
lo
^-^
dass er die
Grenze der römischen Macht über den Rhein, hinter
den
sie
schon
seit
mehr
als
einem Jahrhundert zurück-
^-'O
gedrängt war, wieder vorgeschoben habe; doch hatte
mehr gewonnen
er damit nicht
Denn
seiner Eitelkeit.
auf die Dauer
w^erde
dass
als
man
eine Befriedigung
diesen Punkt nicht
halten können,
verstand sich
von selbst. Und während das Heer bis in den Winter
hinein von Gallien durch den Strom getrennt war,
benutzte eine Schar von 600 Franken die Gelegenheit,
um
in das
entbehrte,
doch
der
sie
Land, das jedes militärischen Schutzes
einen
Julian gelang
es,
.Plünderungszug
sie
zu
unternehmen.
auf dem Rückzuge zu
ereilen;
suchten Schutz in zwei verlassenen Kastellen
Römer und mussten
lang belagert werden, ehe
358 ergaben.
25
hier
sie
Sie wurden, wie
dreiundfünfzig
sich
erst tief
Tage
im Januar
Chnodomar, dem Kaiser
3»
Julian in Gallien.
8.
267
zugesandt und von ihm wahrscheinlich in sein Heer
Durch diese und andere Gefangene,
aufgenommen.
später wohl auch durch Werbungen unter den Ger5
manen, konnte Julian nicht weniger als sieben Auxilieu
und zwei zu Rosse seinem Augustus nach
zu Fuss
und nach zuführen, das sind etwa 5000 Mann.
aber
Constantius
wurde,
durch
so
um
genügte nicht,
Caesar
seinen
verstärkt
Misstrauen
sein
Dass
zu ver-
scheuchen; konnte doch Julian, eben weil er über so
10
Werbebezirke verfügte, nur
treffliche
um
so gefähr-
licher scheinen.
In
Paris,
wo
er
jetzt
ständige
seine
Residenz
aufschlug, hatte Julian erst im Januar 358 die Winter-
wurde
doch
bezogen;
quartiere
15
kurze Zeit der
die
Ruhe nur zur Vorbereitung neuer schwerer Arbeit
Nachdem das römische Gebiet von Feinden
benutzt.
gesäubert v/ar, musste die nächste Aufgabe sein, es
gegen
dadurch
man
20
künftige
Festungen,
seine
die Rheingrenze
nur zum
kleinsten
die Julian
weil
Teil,
Germanen
die
Mühe gescheut
hatten;
um
sie fast alle
erreicht:
Zweck genügten, brauchten
sie
sondern
Hess
sich
gestellt
teilweise
damit
sie
ihrem
erstens nicht nur Be-
Einwohner, und zweitens
und regelmässige Yerprovian-
auch
musste ihre dauernde
sicher
diese
kurze
wieder herzustellen.
Aber damit war noch wenig
tierung
die
den gallischen Reichsteil verwaltete,
reichte daher aus,
satzungen,
s»
dass
welche
wieder verteidigungsfähig
schützten,
nicht ganz leichte
Zeit,
waffnen,
diejenigen,
allen
Gründlich zerstört waren ihre Mauern wohl
machte.
2ö
zu
Angriffe
vor
werden.
Jenem
dadurch abhelfen, dass
Bedürfnis
man
die
früheren Bewohner, die sich als Bettler und heimatlose
Flüchtlinge
hatten,
zur
über
Rückkehr
das
innere
veranlasste;
Gallien
zerstreut
aber
Tausende
V
268
waren auch
gefülirt
und
Coiistantiaische Dynastie.
f^ii-'
Gefangene von
als
mussten
der
Die Lebensmittel
worden.
zungen erhalten
sollten,
doii
Germanen
Sklaverei
fort-
entrissen
erst
welche die Besat-
aber,
Hessen sich aus
dem
arg ver-
wüsteten Gallien nur schwer beschaffen und das
so schwerer, als, wie wir oben gesehn
haben
um
•'''
(S. 249),
Zone Ödland seine inneren Teile von den
Man war auf die Ernten Britanniens angewiesen, das zwar mitunter durch Wikingerfahrten der Sachsen bedrängt wurde, aber doch von w
den Barbaren noch wenig gelitten hatte und ausserdem zuerst über See und dann den Rhein hinauf
den bequemsten Transportweg darbot.
Doch im
Mündungsgebiet des Stromes sassen die Chamaven
•eine breite
Grenzlanden trennte.
und
die salischeu
die Durchfahrt.
Caesar
Franken und wehrten den Schiffen
Der Praefect Florentius hatte dem
vorgeschlagen,
jährlich, das entspricht
etwa
127 000 Mark,
hatte Constantius
wenn man
lich
mit
sie
2000 Pfund
i")
Silber
nach dem damaligen Goldwert
zu
erkaufen,
und auf Anfrage
man möge
entschieden,
sie zahlen,
i'i»
einen solchen Tribut nicht gar zu schimpf-
Doch
finde.
diese
unbestimmte
Antwort
traf
Julian in seinem starken Ehrgefühl und machte seinen
Eutschluss
unerschütterlich,
nicht mit .Geld,
sondern
mit den Waffen die freie Fahrt für seine Kornfiotten
r,
zu gewinnen.
Während
er
auf
dem Rhein
zu
den 200 vor-
handenen Fahrzeugen noch 400 neue bauen
teils
das Getreide befördern,
teils
verteidigen sollten, drang er im
liess,
die
es als Kriegsschiffe
Sommer 358
mit über-
raschender Schnelligkeit in die Gebiete der Franken
und Chamaven ein und zwang sie zur Unterwerfung.
Als dann der Waffenstillstand mit den Alamanuen abgelaufen war, ging er wieder über den Rhein und ver-
:Jo
Julian in Gallien.
8.
aiilasste
zwei tou ihren Königen durch die Verwüstung
Dörfer zu
ihrer
Verträgen,
in
denen
pflichteten, teils für die Herstellung der
Baumaterial zu
•">
269^
sie
ver-
sich
Rheinfestungen
deren Besatzungen durch
liefern, teils
Vor allem aber erwirkte
Korntribute zu unterhalten.
er die Freilassung der gefangenen Gallier.
Im nächsten
Jahre (359) wandte er sich gegen die südlichen Stämme
der Alamannen, deren Gebiet er noch nicht heimgesucht hatte, erzwang den Rheinübergang, den sie
10
ihm
zu wehren versuchten, und brachte auch sie zur Unterwerfung. "Wieder mussten sie ihre Gefangenen ausliefern, so dass im Ganzen 20000 Gallier, die den
Germanen als Sklaven hatten dienen müssen, in ihre
Heimat zurückgeführt wurden. Damit war die Sünde,
15
die
durch
Constantius
Aufhetzen der Barbaren
das
gegen sein Reich begangen
hatte,
einigermaassen gut-
gemacht und der Zustand wiederhergestellt, der vor
der Usurpation des Magnentius in Grallien geherrscht
hatte.
20
Freilich Hessen sich die zahllosen Opfer, welche
die Einfälle der
Germanen
den Toten auferwecken und die
nicht gleich in Felder und
von
verwüsteten Länder
hingerafft hatten, nicht
Wiesen umwandeln; doch
konnte man hoffen, dass bei milder und umsichtiger
Verwaltung
2.-)
sich
die
schwergeprüften Provinzen all-
mählich wieder erholen würden.
Diesem
Ziele
der Caesar von Anfang an'
hatte
mit klarem Verständnis und festem Willen zugestrebt.
Als im Jahre 358 die Kornlieferungen der Untertanen
für
.^50
die
Bedürfnisse
des
Heeres
nicht
auszureichen
schienen, hatte der Praefect Florentius mit der
sichtslosigkeit, die
Rück-
den römischen Beamten eigen war,
alsbald einen Steuerzuschlag ausschreiben wollen.
Julian hatte
Gallien
sich
dem
kaum im Stande
widersetzt
sei,
und
erklärt,
Doch
dass
die regelmässigen Lasten-
270
'Aa
V. Die Coustantinisclie, Dynastie.
tragen und bei einer ausserordentlichen Erliühung
derselben ganz vorarmen müsse.
Florentins hatte an
den Kaiser appelliert und dieser
es sehr ungehOriy
Caesar den von ihm ernannten
Beamten nicht unbedingtes Vertrauen schenke. Doch
gefunden, dass sein
wenn auch
dieser hatte,
>
den ehrerbietigsten Formen,
auf seinem Willen bestanden und es sosar durchs-e-
setzt,
in
dass die nördlichste Provinz,
fällen der
Barbaren
die
von den Ein-
am
schwersten heimgesucht war,
der Verwaltung des Praefecten ganz entzogen wurde,
damit sie vor den Erpressungen, welche dessen Unter-
i'^
beamte herkömmlicher Weise auszuüben pflegten, bewahrt bleibe. Da er auch einen von dessen Freunden,
der wegen Erpressung angeklagt war, zu verurteilen
wagte, hatte er sich den Florentius zum Feinde ge-
]5
macht und bewirkt, dass auch dieser sich den zahlreichen Verleumdern anschloss, die am Hofe dem geden
Doch indem
Caesar entgegenwirkten.
fährlichen
von
besiegten
Feinden Korntribute
erhob
er
und
«ich zugleich die äusserste Sparsamkeit auflegte, hatte
er es erreichen können,
-'o
dass im Laufe seiner fünf-
jährigen Verwaltung Galliens die Steuern nicht nur
nicht
erhöht,
sondern
auf weniger
als
ein
ihres früheren Betrages herabgesetzt wurden.
kam
Drittel
Freilich
der Soldat dabei zu kurz; zwar wurde ihm die
übliche
Naturalverpflegung,
wenn
aucli
mit
25
kleinen
Unterbrechungen, nicht vorenthalten, aber Geld bekam
sogut'wie gar nicht zu sehen. Denn Constantius
•er
gab nichts her, und wenn sich darüber Unzufriedenheit
in den Truppen regte, so war ihm dies nur will-
kommen.
auch
Julian
durch
sollte
nicht in
der Lage sein,
sie
Donative an sich zu fesseln, ja
einem Soldaten ein kleines Trinkgeld
gab, wurde dies bei Hofe denunziert.
Doch sollte
selbst
als
er
reiche
ao
271
Julian iu Gallien.
8.
sich der vorsichtige Kaiser
auch mit dieser böswilligen
Sparsamkeit verrechnen.
Denn
Heer war be-
das
geistert für seinen siegreichen Caesar, der alle
und Gefahren mit ihm
5
teilte,
schlechter ass
Mühen
und mehr
wachte, als irgend ein Gemeiner, und allen berechtigten
Klagen gern sein Ohr lieh. Da es aber an ihm hing,
war es gern bereit, auch die Schuld seiner Knauserei
nicht ihm, sondern seinem missgünstigen Augustus
Um
zuzurechnen.
10
so
mehr musste
wünschen, dass
es
er selbst zur höchsten Macht erhoben werde und dann
auch über den Schatz des Reiches zu Gunsten seiner
treuen Mitkämpfer verfügen könne.
Julian war über die Stimmung bei Hofe wohl
kaum genau
15
nüaend,
um
unterrichtet, kannte den Kaiser aber ge-
etwas
von
Noch einmal suchte
er
dessen
ihn
Gefühlen
durch
die
zu
ahnen.
Künste
der
Rhetorik zu gewinnen, denen er ja eine grosse Macht
Er schrieb, wahrscheinlich in den Winterzutraute.
quartieren 358 59, eine Lobrede auf ihn, in
20
der er
sein Herz mit einem Freimut ausschüttete, wie er in
Er erklärte zwar
dieser Literatur sonst unerhört ist.
noch nicht offen sein Heidentum, bekannte sich aber
freudig zu seinem Piaton, und mehrmals widerfuhr es
ihm
25
sogar,
dass er statt von
dies nicht
gewesen wäre, hätte er
gyrikus gewiss nicht den
tröffen.
einheitlichen Gotte
Von
Aber auch wenn
mit diesem Pane-
Geschmack des Kaisers ge-
dessen Siegen wurden
am
ausführlichsten
und die Schlacht bei
bei denen ConHeldentaten,
Mursa gepriesen, zwei
die
so
dem
der Christen von den Göttern redete.
Verteidio-ung;
von
Nisibis
stantius sich sehr weit hinter der Front gehalten hatte;
zudem war
ihr
Ruhm
doch schon sehr altbacken. Von
seinen jüngsten Kriegserfolgen dagegen, die ihm natur-
gemäss mehr am Herzen lagen, den Feldzügen am
V. Die Constantinische Dynastie.
272
Oberrhein mul an der ])onaii, wurde mit keinem Wort
Zwar waren
geredet.
unblutig verlaufen,
sie
an denen der
tatenscheue Kaiser
Freude
Dass
hatte.
sie
des Augustus
Rede wert
nicht der
Herrschers,
der
Caesar die
seinen
eigenen
für die
Es wurde
fand.
wie er sein
ein
Bild
das
des
zwar
dem
dem
in nichts
weniger
die
nicht;
als
er sein eigenes Gesicht
schmeichelhafter Beleuchtung sah.
Tugenden, die hier aufgezählt waren, besass
auch wurden ihm die meisten garnicht zu-
geschrieben, so dass dieser ganze Abschnitt nicht wie
Lob, sondern wie Ermahnung klang. Vor allem aber
war
gleich
dem
lo
Constantius zugleich einen
Fürstenspiegel vorhielt, in
er
neuesten
gegenüber
entworfen,
sollte,
5
Gesinnungen des jungen Idealisten ein schönes
Zeugnis ablegte, aber
Denn
bescheidene
seine
gar nicht erwähnt wurden,
sah ganz so aus, als w-enn
Leistungen
hatten
Friedensscddüssen geführt,
aber doch zu ehrenvollen
Streite
i»
*
im Eingange ein Langes und Breites von
des Agamemnon und Achill und seinen
Von seinem Oberherrn
bösen Folgen erzählt.
beleidigt,
20
hatte der Held bei seiner Leier im Dienste der Musen
Trost
gesucht,
zu lesen,
wie
Man
Kunstwerk.
um
Julian
brauchte
seinem
bei
kaum
rhetorischen
zwischen den Zeilen
zu erkennen, dass Constantius gewarnt
seinen siegreichen Achill weiter zu
kränken. Die Rede war mit grosser Liebe ausgearbeitet,
aber durch weitläufige philosophische und moralische
Abschweifungen, die weniger dem Zwecke des Panew^erden
sollte,
gyrikus, als
dem
jugendlichen Mitteilungsbedürfnis des
Verfassers dienten,
zu unerträglicher Länge gedehnt;
und so gut sie gemeint war, an Taktlosigkeit suchte
sie
ihresgleichen.
dass Constantius,
25
Man kann sich lebhaft vorstellen,
man sie ihm vorlas, trotz der
als
hergebrachten Lobpreisungen
in
grimmigen Zorn geriet
so
;
8.
und
jetzt
ernstlich
schämten Mahner,
JuUan
273
in Gallien.
daran dachte, wie er den unver-
immer bedrohlicher
dessen Macht
anwuchs, ohne zu grosse Gefahr loswerden könne.
Jenes Machwerk,
5
wollte
und doch viel weniger von den Verdiensten, als von
den Pflichten des Kaisers sprach, musste ihn um so
bitterer kränken, als er kurz vorher von seinen Soldaten mit dem Siegestitel Sarmaticus begrüsst worden
war und
10
das eine Lobrede sein
gefeiert
in
Sirmium einen wohlverdienten Triumph
Zwar
hatte.
einer
so
glänzenden Tat,
die Schlacht bei Strassburg, durfte er sich nicht
wie
rühmen
doch hinter dem, was der Caesar in diesem Jahre geleistet hatte,
standen seine Erfolge
jener den Rhein, so hatte er die
1.5
kaum
Donau
auch er hatte römische Gefangene
zurück.
Wie
überschritten;
befreit,
das
Land
der Feinde verwüstet, furchtbare Metzeleien unter ihnen
angerichtet und sogar den Sarmaten einen Köuig gegeben.
Und
dass dies alles
ohne jeden Verlust auf
seiner Seite, freilich auch ohne ernsten
20
erreicht
worden war, konnte seine Siegesfreude nur steigern.
Ohne Zweifel wurden diese Taten durch Pauegyriken
verherrlicht, die in ganz anderem Tone sprachen, als
die
kecke Rede Julians.
Zugleich durfte er sich der
Versöhnung mit Papst Liberius freuen
2b
Kampf,
schien sogar, als
wenn
Persern erreichbar
sei
ein
(S. 159),
und
es
dauernder Friede mit den
(S. 275).
Auch das nächste Jahr (359) brachte ihm manches,
so
was er als froh und rühmlich betrachten mochte.
Wieder zog er an die Donau, und wieder konnte er
eine ganze Völkerschaft hinschlachten, ohne auch diesmal irgend nennenswerte Verluste zu erleiden. Durch
die
Conciiien
von
Ariminum und Seleucia
wurde
scheinbar die Glaubenseinheit des ganzen Reiches gesichert (S. lt)5)
und
Seeck, Untergang
gleichzeitig die letzten Schritte ge-
der antiken Welt.
IV.
18
V. Die Coiistantinisclie Dynastie.
274
tan,
um
Constantioopel, für das der Kaiser von jeher
grosso Vorliebe hegte,
dem
alten
völlig gleich-
lioiii
zustellen.
Nach dem schlimmsten jener Aufstände, die Bischof Paulus entfacht hatte, war die Stadt dadurch
•'-
gestraft worden, dass von den jährlichen Kornsj)enden,
die ihr durch Coustantin zugewiesen waren, die Hälfte
wurde
ihr geraubt
und damit ihre Entwicke-
(S. 73),
lung zur zweiten lieichshauptstadt, die kurz vorher so
hoffnungsvoll begonnen
gekommen.
J)och
den
in
Koni
Themistius
Philosophen
Jahre
fünfzehn
als
Einzug
stautius seinen
zeitweilig
liatte,
hielt,
als
zum Stehen
später
lo
Con-
hatte ihr Senat
Festredner dorthin
und dieser hatte erwirkt, dass jene Strafe
zurückgenommen wurde. Im Winter 358/59 ernannte
ihn dann der Kaiser zum Proconsul von Constantinopel
entsandt,
i5
und gab ihm den Auftrag, den dortigen Senat völlig
zum Range des römischen zu erheben. So begann
von DBuem ein unheilvolles Werben im ganzen Reiche,
vor allem aber im griechischen
Teil
desselben,
um
und angesehensten Familien ihrer Heimat
die reichsten
20
'
zu entziehen und in die neue Stadt herüberzulocken.
Und
wirklich
gelang es Themistius, ihren Senat von
300 Mitgliedern auf 2000 zu vermehren. Schon seit
seiner Neugründung war Constantinopel darin Rom
o-leichg-estellt,
dass es nicht
vinz untergeben
dem
war und von
25
Statthalter der Pro-
jährlich
wechselnden
Municipalbeamteu verwaltet w^urde, sondern dass ein
hoher,
vom
stand; jetzt
und
Titel,
Kaiser ernaunter Magistrat an seiner Spitze
Rang
Nachdem vorher nur Pro-
aber erhielt er auch den gleichen
wie
in
Rom.
am 11. Dezember 359
Amt an. Diesem feier-
consuln dort regiert hatten, trat
der erste Praefectus ürbi sein
lichen
Akt w^ohnte der Kaiser persönlich
bei;
denn
so
Julian in Gallien.
8.
nachdem
er
sich
275
dem Kriege gegen Magnentius
seit
im lateinischen Reichsteil aufgehalten
im Sommer
in
5
dieses Jahres wieder
Constantinopel
eingetroffen.
hatte,
war
er
von der Donau her
Doch
dazu
ihn
w^as
gegen seine fühere Absicht die Nähe
zu verlassen, war ein Grund von nichts weniger
bewogen
Italiens
hatte,
als freudiger Art.
Nachdem im Jahre 350
10
Belagerung von
die dritte
misslungen war, hatten zwar noch die Statt-
Nisibis
halter des
Königs hin und wieder kleine Raubzüge
unternommen; doch
ernstlich
war der Friede der Ost-
grenze nicht mehr gestört worden.
Denn
selbst
er
war durch Kämpfe gegen wilde Völkerschaften ebenso
Anspruch genommen, wie Constantius und Julian,
und musste daher das römische Reich unbehelligt
in
15
Auf
lassen.
diese
Weise hatte man acht Jahre lang
zu den Persern in einem Verhältnis
einem
20
ziemlich
M'aifenstillstand
schon erwähnt, hatte
Frieden
festen
man
gestanden,
gleichkam,
zeitweilig
wie
sogar auf einen
Der Praefect des
gehofft.
StrategiusMusonianus, von
ja
das
dem wir oben
Orients,
(S. 168)
gesprochen haben, war im Jahre 356 mit
dem
schon
per-
sischen Satrapen, der in den Grenzproviuzen befehligte,
in
25
in
Gesandte desselben waren
und dann eine Botschaft an
Unterhandlung getreten.
Antiochia erschienen
den König entsandt, die ihm das Friedensbedürfnis
Dieser aber, in weiter Ferne
der Römer kundtat.
weilend
und über
Verhältnisse
die
des
feindlichen
Reiches nur sehr mangelhaft unterrichtet, meinte, es
80
müsse
in höchster
Not
um
danach seine Bedingungen.
Frieden bitten, und
einen höchst anmaassenden Brief, in
seine
Vorfahren
hätten
von Europa das Land
bis
stellte
Er schrieb dem Kaiser
dem
er erklärte,
zwar ganz Asien und auch
zum Strymou besessen, doch
18*
276
^'-
Constantioisclie Dynastie.
I^ie
wolle er so bescheiden sein, sich mit der Auslieferuug'
von Mesopotamien und Armenien ym begnügen. Als
dies Schreiben anfang .'558 durch eine persisclie Gesandtschaft an das Hoflager nach Sirmium überbracht
musste der Kaiser natürlich diese seltsamen
wurde,
^
Friedensbedinguugen ablehnen; aber schon das Sapor
mit ihm
Unterhandlungen eingetreten war,
in
rief
in
HofTnung hervor, dennoch den Abschluss zu
Zweimal nacheinander reisten Gesandte
erreichen.
ihm
die
doch diese übermässige
des Constantins nach Susa;
Beflissenheit verstärkte bei
druck,
dass
jener
fürchten habe.
Und
die
lo
dem König nur den Ein-
Fortsetzung
Krieges
des
zu
wirklich hatte Constantins, durch
die lange Untätigkeit der Perser sicher gemacht, den
Orient
in
einem Zustande gelassen, der kaum ver-
Der
teidigungsfähig war.
grösste
Teil
nach
Westen
dem
läufer
bei
Kaiser
und nur sehr unvollständig
von den Truppen des Magnentius
gezogen
durch die Reste, die
übrio;
Heeres,
des
das ihn früher beschützt hatte, war mit
i^
waren, ersetzt worden.
Und durch
war Sapor genau davon
einen Über-
unterrichtet, dass
2»?
er
erneutem Angriff nur sehr geringen Widerstand
zu fürchten habe.
Durch die Habgier vornehmer Bedrücker an
seinem Vermögen geschädigt und durch die Parteilichkeit der Gerichte, bei
denen er vergebens Schutz ge-
sucht hatte, ganz zur Verzweiflung getrieben,
Protector Antoninus
2.7
zu
war der
Der
den Persern geflohen.
erfahrene Offizier, der die militärische Lage des Orients
genau kannte, hatte
veranlasst,
einen
sie
dem König
Kriegsplan
zu
verraten und ihn
entwerfen,
seinem früheren Verfahren gänzlich abwich.
sich nicht mit der
Belagerung
leicht zu
der von
Er
wollte
verteidigender
Städte aufhalten, sondern Mesopotamien schnell durch-
30
ziehen und in Syrien einfallen.
völlig
zersplittertes
Heer
ein üppiges Land, das
Iceinem
5
Dort wäre er auf ein
getroffen
seit
277
und zugleich auf
undenklichen Zeiten von
feinde heimgesucht war und seinen Truppen
Er sammelte ein
reichlichen Unterhalt geboten hätte.
Heer,
aber,
Zeit
io
^
Julian in Gallien.
8.
auf 100000 Mann schätzte, konnte
Zusammenziehen desselben sehr viel
wegnahm, erst im Hochsommer 359 den Tigris
das
man
weil das
überschreiten.
Die Römer wussten sich nicht anders
zu
indem
helfen,
als
Landes anwiesen,
und dann das
die
sie
Bewohner des
flachen
sich in die festen Städte zu flüchten,
fast reife
Korn anzündeten, sodass ganz
Mesopotamien zu einer aschebedeckteu Wüste wurde.
Da Sapor hier weder Nahrung für seine Soldaten
15
noch Weide für die Pferde seiner zahlreichen Reiterei
finden konnte, beschloss er auf den Rat des Antoninus,
nach Norden
und am Fusse des Ge-
auszuweichen
wo noch das Gras
einem Umwege den Euphrat
birges,
20
nicht verbrannt war,
Anblick des ungeheuren Heeres geschreckt, ergaben
die
sich
gleich
Befehlshaber
der
nächstgelegenen
auf die erste Aufforderung.
Kastelle
So gelangte der
König zur Stadt Amida und hoffte auch sie auf
war aber entschlossen,
sie Widerstand
leistete,
nach dem Kriegsplan
selbe Weise zu gewinnen,
25
auf
Durch den
zu erreichen.
Antoninus an ihr vorüberzuziehn.
zur
Übergabe
aufforderte,
Doch
traf .ein
als
Pfeil
man
von
diefalls
des
sie
der
Mauer den einzigen Sohn des Chioniterkönigs Grumbates,
50
der
geschlossen
sich
hatte.
Ehrenpflicht, den
Verbündeter
als
Jetzt
den Persern
betrachtete
es
Sapor
anals
Tod des Jünglings an der Stadt zu
rächen, und schritt seiner früheren Absicht entgegen
zur
Belagerung.
Die
tapfere
Besatzung
aber
ver-
teidigte sich mit so hartnäckiger Entschlossenheit, dass
V. Die C'onstantinisclie Dynastie.
278
durch Stürme und Ausfülle nicht weniger als
30000 Mann verlor und dreiundsiebzig Tage vergingen, ehe er in die Mauern eindrang. Der Feldherr
er
des Kaisers, der sein einziges Heil darin sah, bei den
um
Eeliquien der Märtyrer
Sieg zu beten, hatte keinen
Versuch
des
Entsatzes
gewagt.
zerstört,
und
was
noch
dort
geschlachtet oder in die Sklaverei geführt.
Opfer
der
einen
Stadt
hatte
das Reich
Einfall bewahrt, der vernichtend hätte
Denn Sapors Heer war durch
luste
zu
zu
weit
sehr
erschüttert,
vorgerückt,
seine
Doch das
vor
einem
werden können,
schweren Ver-
er
seineu
Kriegsplan
noch hätte zur Ausführung bringen können. Er musste
daher unverrichteter Sache heimziehn; im nächsten
Jahre aber durfte
man
mit Sicherheit
Einfall der Perser erwarten,
warum
Constantius
um
nach
und
dies
einen
i&
neuen
war der Grund,
Constantinopel
gekommen
Macht zu rüsten und dann im
folgenden Frühling jenem Feinde, der jetzt der gewar,
lo
auch die Jahreszeit schon
dass
als
5
wurde Amida
am Leben war, hinSo
hier mit aller
-jo
fährlichste war, persönlich entgegenzutreten.
Noch ehe Sapor vor Amida lag, hatten sich auch
im Innern des Reiches Dinge vollzogen, die den Kaiser
wieder einmal für die Sicherheit seines Thrones zittern
machten.
Tief im Süden Ägyptens hatte sich in
Abydus noch
entzogen, bei
dem man
stellen konnte.
achtlos
seine Anfragen auch schriftlich
Unter den Zetteln dieser Art, die man
im Tempel hatte
liegen
lassen,
wurde irgend
etwas entdeckt, was gefährlich schien, und von dienst-
Angebern an das Hoflager übersandt. Constantius, der vor nichts grössere Angst hegte, als was
mit heidnischer Zauberei zusammenhing, Hess sogleich
eine grosse Untersuchung anstellen, mit der jener
eifrigen
2^
ein kleines Orakel seinen Verfolgungen
30
8.
Juliau in Gallien.
Notar Paulus, den wir schon oben
gewissenloseste und grausamste
kennen
in
•'>
gelernt
haben,
279
(S.
119)
betraut
das
Gericht
in
dem
das
Da man
wurde.
Alexandria und Antiochia Verdächtige
tagte
als
Werkzeug des Kaisers
kleinen
aufspürte,
Scythopolis,
das
zwischen beiden Städten in der Mitte lag und zugleich
durch seine geringe Einwohnerzahl vor gefährlichen
10
Wieder spielte die Folter
Tumulten Sicherheit bot.
ihre traurige Rolle und das zum Teil gegen die vornehmsteu Männer des Reiches, nnd obgleich nichts
Erhebliches entdeckt wurde, gab es doch Hinrichtungen,
Verbannungen und Konfiskationen. Und während der
Kaiser sich noch über die unheimlichen Gcefahren aufdie ihn
regte,
15
von jenem Orakelchen her bedrohten,
wurde auch Barbatio, deu er für seinen treuesten
hielt, bei ihm denunziert.
Dessen Frau hatte
sich wahrsagen lassen und dabei entdeckt, dass Constantius bald sterben und an seinerstatt ihr Mann
Sie schrieb ihm darauf einen
Kaiser werden würde.
Diener
20
echt
weiblichen
besch\vor,
nicht
2.'»
in
dem
sie
ihn
eifersüchtig
er zu solcher Hoheit emporsteige, sie
der schönen Eusebia willen zu Verstössen.
Durch den Verrat einer Sklavin fiel dies Schriftstück
in die Hände des Kaisers, und dies genügte, um
Barbatio und seiner törichten Frau den Tod zu bereiten.
Wenn
es aber
so
bewiesen schien, dass ein
dem Constantius fest
Tod gelauert und nach
Feldherr,
vertraut
seinen
der Krone
habe,
KO
um
Brief,
wenn
w^ie
scheinen!
viel
War
verdächtiger
doch
die
hatte,
auf
gestrebt
musste ihm Julian
er-
Vermutung schon früher
aufgetaucht und, wie wir wissen, durchaus nicht unbegründet, dass auch er sich mit heidnischen
Wahr-
Doch ihn offen
und Zauberkünsten abji:ebe.
anzuklagen, wagte der furchtsame Kaiser umso weniger,
sage-
280
^
als er
die
eben
•
'^'ö
jetzt,
Gefiiiir
Constantini.srlie Dynastie.
im Osten scliwer bedroht, nicht auch
Aufstandes
eines
Macht
Westen
im
Auch den
beschwören durfte.
minder di'ohend war, hatte er
viel
herauf-
obgleich
dallus,
seine
wie
nicht,
es dem Angustus zukam, vor sein Gericht geladen,
sondern mit langsamer Tücke ins Netz
hatte damit begonnen,
ihm
sein
gelockt;
Kommando
»
er
zu nehmen,
ehe er ihn zu seiner verhängnisvollen Keise an das
Hofla^er
Ebenso Hess
veranlasste.
umso mehr
mit Julian verfahren,
befehl
nicht
ja
empfangen
hatte,
mit
zugleich
sich
wohl
er den
als
auch
Ober-
lo
dem Caesarenpurpur
sondern jener ihm
mehr
erst
als
ein
Jahr später durch gesonderte Verfügung übertragen
Aber damit
war.
man
musste
er sieh nicht weigere,
ihn vorher so schwach machen, dass er es nicht
wagen
i'^
könne, seine Feldherrnstellung mit den Waffen in der
Hand
zu
galt
also,
ihm zunächst
von seinen besten Truppen zu entdazu bot der Perserkrieg einen sehr
viele
und
ziehen,
Es
verteidigen.
möglichst
scheinbaren Vorwand.
20
Coustantius hatte in der
Umgebung
immer
Julians
seine Spione gehabt; so musste dieser jenen berüchtigten
Paulus zeitweilig in seine Dienste nehmen,
Notar
den
durfte
und
Sitzungen
des
Consistoriums
der
als
beiwohnen
so über alle
Beratungen desselben an den
Kaiser berichten konnte.
Namentlich aber hatte dieser
^5
dafür gesorgt, dass die höchsten Beamten des gallischen
Reichsteils
möglich,
nicht nur
ihm
selbst
treu,
sondern,
auch seinem Caesar feindlich waren.
wo
Fio-
rentius hatte sich als Praefect sehr schlecht bewährt;
die
wirtschaftliche Aufrichtung Galliens
war nur ge-
lungen, weil Julian seine Steuerprojekte entschieden
abgelehnt hatte (S. 269).
erzürnt,
und
dies
war
Dadurch aber hatte er ihn
Grund genug.
für Coustantius
3o
Julian iü Gallien.
8.
im Amte zu
ihn nicht nur
dem
mit
sogar
5
als
lassen,
zu
sondern später (3G1)
jener gegen
Mit
belohnen.
Severus hatte sieh Julian
Feldherrn
aber
Consulat
281
Ende 358
gut
starb,
seinem
vertragen;
er
erhielt
in
Lnpicinus einen Nachfolger, von dessen hochfahrendem
man erwarten
Charakter
sich der Caesar
durfte, dass er sich Befehlen
Als Magister Officiorum musste
schwer fügen werde.
den Pentadius gefallen lassen, der bei
der Hinrichtung seines Bruders mitgewirkt hatte und
10
ihm selbst systematisch entgegenarbeitete. Als Quaestor
war ihm Saturniuius Secundus mit dem Beinamen
Doch
auszuspionieren.
er
war nicht nur
wohlmeinender Mann,
und
tüchtiger
15
auch dieser mit dem Auftrage,
beigegeben,
Salutius
ihn
Philosoph und Heide.
Julian
trat
daher bald
nahes Freundschaftsverhältnis zu ihm,
hauptete
bei
Hofe,
dass
seine
ein
auch
sondern
ein
in
und man be-
Ratschläge
seien,
es
welche die glücklichen Erfolge des Caesar herbeigeführt
hätten.
'jo
berufen,
Im Jahre 359 wurde er daher zu Constantius
zum grossen Schmerze Julians, dem er in
einer noch erhaltenen Abschiedsrede an Salutius Aus-
An
druck
o-ab.
soll es
gewesen
seine Stelle trat Lucilianus,
sein,
und dieser
der in Gemeinschaft mit Florentius
den Kaiser zu jenem Befehl veranlasste, der den Auf2b
stand Galliens herbeiführen
stantius, die
Verwaltung
auch
regenten durch
haben.
50
sollte.
So meinte Con-
ganze Maschine der zivilen und militärischen
im Reichsteil
seines
jungen
ergebene Werkzeuge in der
Unter diesen Umständen glaubte er
iMit-
Hand
es
zu
wagen
zu dürfen, zur Vernichtung von .lulians Kriegsmacht
den entscheidenden Schritt zu
tun.
Obgleich er für den Perserkrieg schon ein mehr
als
ausreichendes Heer versammelt hatte,
übersandte
«r doch im Winter 359/GO von Constantinopel aus den
282
V. Die Coiistantiiiische Dynastie.
Befehl nach
(Jallioii,
dass ihm die vier Ijesten Auxilieii
Julians vollsfjlndig und
aus
allen
übrigen Truppen-
körpern je 300 auserlesene Krieger zugeschickt werden
Die Legionen bestanden aus je 2000 3Iann,
durch diesen Abgang relativ wenig
o verloren; doch ihre Zahl war gering und ihre Kriegssollten.
hätten
OD
also
Die wirksamste Kraft der
tüchtigkeit sehr gesunken.
Heere
römischen
damals
lag
in
den
Auxilien,
deren Normalstärke nur 500
und
durch
die
die
>
vorhergehenden
barbarischen
Mann
betrug
Kriege
wahr-
lo
mehr zusammengeschmolzen waren.
Wären jedem von ihnen 300 der besten Kämpfer entscheinlich
noch
zogen worden, so hätte die gallische Kriegsmacht an
Zahl
kaum
standes, an
die
Wert beinahe
zwei Drittel ihres Be-
als
und
sollte,
Rekruten
ungeschulte
der Befehl, diese Auswahl zu
Abmarsch der
ordnen, wurde
Soldaten
nicht
nach
Sintula, für die übrigen
dem
ir>
zurückgeblieben.
treffen
und den
Constantinopel
anzu-
etwa dem Caesar zugeschickt,
sondern für die Leibgarden
Lupicinus.
denn da man
wären fast nur
alles verloren;
Brauchbarsten auswählen
Greise
Und
weniger
viel
20
Stallmeister Gintonius
Truppen dem Magister Militum
Julian wurde nur durch einen drohenden
und beleidigenden Brief des Kaisers angewiesen, ruhig
zuzusehn und jene beiden nicht zu hindern.
Welche Gefahr ihm drohte, konnte ihm nach dem
Schicksal seines Bruders nicht verborgen sein.
2.5-
Doch
mancher Schlacht bewiesen, dass er den
Tod nicht scheute, und dachte zu hoch von seinen
er hatte in
Regeutenpflichten,
um
jetzt,
wo
der schwere
Kampf
o-egen die Perser von neuem ausgebrochen war. auch
Uoch einen Bürgerkrieg zu entfachen. Wohl trug er
sich mit dem Gedanken, den Purpur niederzulegen
und dadurch
vielleicht
den Argwohn des Constantius
"o
Julian in Gallien.
8.
zum
zu eutwaffuen; aber
Befehle
die
285
offenen Widerstände gegen
Oberherru mochte er
seines
nicht
sich
Er erinnerte zwar daran, dass viele
der angeworbenen Barbaren nur unter der Bedins-ung;
in das Heer eingetreten waren, dass sie den gallischen
entschliessen.
5
Reichsteil
nie
zu
verlassen
darauf aufmerksam,
dass,
gebene Versprechen nicht
10
und machte
brauchten,
wenn man ihnen das gehalte, dies künftigen Wer-
bungen grosse Schwierigkeiten bereiten könne; man
möge daher die Auswahl auf diejenigen beschränken,
denen gegenüber man nicht durch eine solche Klausel
gebunden
sei.
Als aber
Sintula
erklärte,
in
dieser
Beziehung keine Rücksicht nehmen zu können, Hess
er ihn ungehindert schalten und mit den 600 Leib15
Wächtern, die er sich erlesen hatte,
nach Osten ab-
war Lupicinus
nicht anwesend;
ziehn.
Zufällig aber
der Kaiser jenen Befehl
als
erliess,
hatte
noch
er
nicht gewusst, dass jener kurz vorher von Julian nach
um dort einem Raubzuge
und Scoten entgegenzutreten. Ihm wurde
Britannien geschickt war,
20
der Picten
zwar alsbald Botschaft gesandt und gleichzeitig Florentius nach Paris berufen, damit er als der höchste
Beamte Galliens
teilige-,
25
es
nötig
Er
nicht.
sich an jener wichtigen
Auswahl be-
doch Lupicinus konnte nicht so
war,
zurückkehren
selbst hatte ja
schnell,
und Florentius
wie
wollte
den Befehl des Kaisers ver-
er, dass er kommen werde, und
ohne Grund, dass er den Zorn der
Soldaten erregen und dieser sich dann gegen die-
anlasst;
daher wusste
fürchtete
30
nicht
man als Gegner des CaeSo war er unter dem Verwände, für
die Verpflegung des Heeres sorgen zu müssen, nach
jenigen wenden könne, die
sars
kannte.
dem
friedlichen
Vienne gereist und Hess
sich
durch
die Aufforderungen Julians nicht in dessen "-efährliche-
,
284
^
Nähe
I^^i''
f'onstantinisclie Dynastie.
Auf
zurücklockoii.
umfassendsten und
Weise
diese
für
trat
ileii
bedeutsamsten Teil joner Auslese
eine Verzögerung- ein, die schwere P'olgen haben
sollte.
Die Nachricht von dem kaiserlichen Befehl fand
Zeit, sich zu verbreiten, und rief überall bange Er-
Wurde
regung hervor.
so
•'
das Heer so stark vermindert,
war das unglückliche Land wieder den Plünderungen
Germanen fast schutzlos preisgegeben, und dies
der
traf aucli die abberufenen Soldaten, weil ilire Frauen
und Kinder zu den Einwohnern desselben gehörten,
Als zwei der Auxilien, die Constantius
Bestände
dem
nach
Orient
befohlen
anderen beiden waren mit Lupicinus
auf ihrem Abmarsch
waren,
fand
man
—
hatte
die Nähe von
dem Lager des
Truppe aufzureizen.
Julian;
Galliens
familien.
fiel,
vor
und
Der
—
Paris gelangt
davon
einen
einen Zettel, der offenbar hingeworfen war,
Constantius und
die
in Brittannien
in
in
lo
ihrem vollen
in
um
Inhalt richtete sich
i')
die
gegen
dessen Undankbarkeit gegen
schalt
allem
aber
beklagte
das
Schicksal
der
dort
zurückbleibenden
Soldaten-
er
Als das Blatt auch Offizieren in die
schickten sie es an Julian,
der sogleich,
20
Hände
um
aufgeregten Krieger zu beruhigen, die Verfügung
die
traf,
dass ihre Weiber und Kinder sie auf Staatskosten in
•Ochsenkarren begleiten
sollten.
Er
legte das Schrift-
stück auch seinem Consistorium vor, das so gut
ausschliesslich aus ergebeneu
bestand.
dass
er,
Dienern des Constantius
Hier erkannte man die Gefahr, die
in solchen
und drang
in Julian,
Aufreizungen der Soldaten
lag,
ohne die Ankunft des Lupicinus abzuwarten,
wenigstens jene zwei Auxilien, bei denen es keiner
Auslese
bedurfte,
abmarschieren
lasse,
damit
sie
möglichst bald der vollendeten Tatsache gegenüberrständen
und
den
2.5
w^ie
Einwirkuno:en
der
bedenklichen
so
8.
Stimmung
r>
Julian in Gallien.
würden,
entzogen
285-
die
ganz
in
Gallien
Der Caesar willigte ein und schlug zuherrschte.
gleich vor, die Truppen einen Weg nehmen zu lassen,
der sie nicht über Paris führe. Doch ihm wurde erwidert, dass eine solche Änderung der früher bestimmten Marschroute, bei der es ihnen versagt würde,
von ihrem geliebten Führer persönlichen Abschied zu
nehmen, sie vielleicht noch mehr erregen könne.
Julians friedliche Gesinnung war eben so unverkenn10
bar zu Tage getreten, dass
alle
Kreaturen des Con-
überzeugt waren, sein Zuspruch könne nur
stantius
Und wenn
beruhigend auf die Soldaten wirken.
kleine Zahl
und den übrigen Truppen,
]ö
Caesar
des
quartier
die
von tausend Mann sich den Leibgarden
die
standen,
ohnehin im Haupt-
vorübergehend hinzu-
gesellte, schien dies keine ernste
Gefahr zu bedeuten.
weil er einer Forderung des Conihm Constantius zur Seite gestellt hatte,
Julian fügte sich,
sistoriums, das
nicht zu widersprechen wagte.
So zogen im Februar 360 die zwei Auxilien in
20
Der Caesar empfing sie schon in der Vorstadt, redete die Einzelnen, die ihm aus seinen Schlachten
bekannt waren, freundlich an und forderte sie auf,
Paris ein.
freudig
25
viel
dem Augustus
grösserer
zuzuziehen, bei
Belohnungen
sicher
dem
seien,
ihre
als
Taten
er
in
seiner niedrigeren Stelluno- ihnen habe bieten können.
Dass hierin auch ein Ansporn dazu liegen könne, ihn
selbst
zum Augustus
gefallen
ao
sein
;
denn
zu machen, wird ihm
wünschte
er
den
kaum
Frieden
seinem Kaiser, und seiner offenen Natur lag es
während
er
zweideutige
ein-
mit
fern,
durch
scheinbar
beschwichtigen
Wendungen
aufzureizen.
Dieselbe
die in seinen
Lobreden auf
besinnliche Taktlosigkeit,
wollte,
un-
Constantius sich so wunderlich breit macht, wird auch
V. Die Constantiiiisclie Dynastie.
286
Truppen
seine
Ansprache
Dann
lud er die Ansehnlicheren
an
<Jio
zum Gastmahl und
Wünsche zu äussern, die
veranlasste
sich
dabei,
ihre
Begeistert von seiner Leut-
Wahrscheinlich
Oribasius zu
ihnen
und
darauf geschah;
gesellte
reizte
denn
sein
Leibarzt
dem
an,
was
rühmte er
sich,
sich
zu
sie
öi)äter
zum Augustus gemacht
habe. Dieser selbst aber meinte noch immer in aller
Unschuld, am andern Morgen würden die Truppen
er sei es gewesen, der Julian
gehorsam und ruhig weiterziehn.
Als die Nacht anbrach, sammelten
Haufen vor seinem Palast;
diesen,
und
s
und Güte verliossen ihn gegen Abend die
Seligkeit
gleich
sie
soweit es in seiner Macht
er,
stehe, gern erfüllen wolle.
Gäste.
bestimmt haben.
aus ihrer Mitte bei
damit
der
Caesar
die
Soldaten
sich
riefen ihn mit wilden Geschrei
dichte
umstellten
entweichen
nicht
lo
10
könne,
und Waffengeklirr
zum Auffustus aus. Er selbst hielt sich in einem
Gemache des oberen Stockwerks verborgen und hoffte
noch immer, wenn die empörte Menge ihn nicht zu
sehen bekomme, werde sie sich von selbst wieder
beruhigen.
In diesem Sinne betete er inbrünstig zum
Vater der Götter und Menschen, ihm und dem Reiche
Doch der Lärm auf der
seinen Frieden zu erhalten.
Gasse wurde immer lauter und drohender, und im
20
25
Palaste selbst lief das aufgestörte Hofgesinde hin und
her.
Da
flehte
er zur Gottheit,
ihm
ein Zeichen
zu
geben, das ihn von seinen Zweifeln befreie, und bald
darauf schlummerte
er,
von deu
Aufregungen
der
Tage übermüdet, einen' kurzen Augenblick ein.
Und siehe da, im Traum erschien ihm der Genius
des römischen Volkes und redete ihn an: „Seit lange,
Julian, halte ich mich im Vorzimmer deines Hauses
letzten
auf und bin begierig, deine
Würde
zu erhöhen; doch
so
Julian in Gallien,
8.
wiederholt
Werde
bin
klingen, nicht
Du
traurig.
5
ich,
von
ich auch jetzt,
wo
so
entwichen.
Wünsche zusammen-
gehe ich gebeugt und
aber bewahre es in deinem Herzen, dass
dann nicht länger
ich
abgewiesen,
dir
so Vieler
aufgenommen,
287
Diese Botschaft
bei dir hause."
aus einer höheren Welt wies ihm seinen
die
beschlossen
GJötter
er selbst aber wollte
dass er an
erhalten,
10
auch dadurch ihre Gunst
Bürgerkriege, den er vor-
So versuchte er denn
aussah, ganz unschuldig war.
um
das letzte Mittel,
Nachdem
hatten,
Durch
15
sich
dem
sich
trat
sie
er
endlich
die Soldaten zu beruhigen.
ganze Nacht vergebens getobt
die
erst
spät
Zeichen
deutliche
Ruhe und
am Morgen
Unwillen
des
redete
sie
an.
dass sie an ihrem Heimatlande hingen
sprechen,
sei,
nicht
25
in
bei
der
ihrer
Alpen
hin.
sie
erzwang
Er
er
begreife,
und das Ver-
Anwerbung gegeben
kämpfen
zu
müssen,
sehn
wollten.
Gallien zu bleiben,
Stirne legten.
30
ihnen
jenseit
vor
Er gestatte ihnen daher,
und wolle die Verantwortung
dafür bei seinem Augustus tragen.
Damit aber, erwarte er, würden sie sich zufrieden geben.
Doch die
Soldaten schrien drohend weiter, und er überzeugte
sich, dass er sich dem Rufe der Götter, der aus ihrem
Munde zu ihm drang, nicht entziehen dürfe.
So
duldete er es, dass sie ihn auf einem Schilde hoch
emporhoben, ihn zum Augustus ausriefen und ihm
das Halsband eines Unteroffiziers als Diadem um die
erfüllt
20
das
Weg; was
musste sich erfüllen;
hatten,
Constantius hatte,
durch sein ängst-
liches Bestreben, der Usurpation vorzubeugen, sie
zum
zweiten Male selbst hervorgerufen, und diesmal sollte
erfolgreicher sein, als bei
dem
sie
unglücklichen Silvanus.
Julian sorgte vor allem dafür, dass, während ihn
Constantius bedrohte, er nicht zugleich von Lupicinus
V. Die Constniitinisclie Dynastie.
288
Kr sandte daher einen
im IJückon angegriffen werde.
Notar nach Boulonge, der darüber wachen
sollte,
kein Schiff,
das nach Britannien bestimmt war,
dem Hafen
gelassen werde.
er
als
von
dass
aus
So hatte der Feldherr,
an der gallischen Küste landete, noch nichts
dem
zugetragen
hatte,
Gewahrsam genommen werden. Und als die Leibwächter, die Sintula dem Constantius zuführte, unterwegs von dem Geschehenen hörten, kehrten auch sie
um und
In ganz Gallien begrüsste
mit
lo
wieder Julian zur Verfügung.
sich
stellten
Augustus
•'>
was sich unterdessen in Paris
und konnte ohne Widerstand in
erfahren,
man
lautem Jubel;
Erhebung zum
seine
verarmt das Land
so
durch die Plünderungen der Germanen war, schoss
es
doch
Geld zusammen und drängt es ihm,
freiwillig
als er zögerte,
es
anzunehmen, beinahe
15
auf.
Inzwischen waren aber auch seine Gegner, aus
denen sich der ganze Hof
setzte,
fast ausschliesslich
nicht müssig gewesen.
Sie
zusammen-
meinten mit den-
selben Mitteln, durch die Silvanus gefallen war, auch
den
neuen
begannen,
Usurpator
durch
beseitigen
können,
zu
Geldspenden
heimliche
unter
20
und
den
Ein Bediensteter seiner Gattin
Soldaten zu werben.
warnte Julian; doch in grossherziger Unvorsichtigkeit
Hess er dies unbeachtet.
Da
eilte
jener
airf die
Gassen
25
hinaus und rief die Soldaten auf, ihren Herrscher vor
Mord zu
schützen.
Diese
in
der Meinung,
er
sei
schon erschlagen, brachen in wildem Tumult in den
Palast
ein,
bedrohten
und beruhigten
gegentrat.
sich
seine
erst,
Er schützte
Feinde
als
die
er
mit
dem Tode
lebend ihnen ent-
Angegriffenen
vor
dem
Zorn der erregten Truppen, Hess nur drei der Schuldigsten gefangen nehmen, schonte aber auch ihr
Leben. Doch trotz seiner Milde zeigte dieser Vorfall,
3a
wie
solche
gefährlich
289
Julian in Gallien.
8.
Zetteluiigeu
werden konnten, und machte
allen
Austifteru
ihren
Versuchen dieser
Art ein Ende.
An jenem Aufruhr,
5
10
der kurze Zeit den ganzen
war Julian nicht ohne Schuld
gewesen. Denn immer uoch zweifelnd und in seinem
Gewissen bedrückt, hatte er das Diadem, das Con-
Hof
Schrecken
in
setzte,
eingeführt,
gönnt,
Constantius
Abzeichen
auch
aber
stantin
gemacht
Augustus
des
Caesaren
seinen
zum
dagegen
ge-
unterscheidenden
weder zu
hatte,
tragen gewagt, noch sich ohne dasselbe den Soldaten
zu
Indem
zeigen.
bot
hielt,
er sie schwören,
gallischen
Reichsteil
wenn
allein
jenem
er sich zögernd, mit
20
ermordet
er
nur Caesar.
Damit
bei,
wollte er
neue
seine
Jetzt
Wahrheit gemäss
Willen
Briefe
sondern nannte sich
zum Ausdruck
Würde noch
nicht
als
bringen,
legitim
versagen,
weil
es
Der
berichtete er, dass er wider seinen
dem Zwange
es gefährlich sein
dem
treten,
seiner
betrachte, ehe sein Oberherr sie bestätigt habe.
25
sei,
entschloss
Unterhandlung zu
in
npch nicht den Augustustitel
mit
dieser ihn
abfinde.
den Überschriften
aber in
sich
dass er
im Palast verborgen
dass
nicht gegen Constantius zu
dass sie
ziehen verlangen würden,
legte
so
sich
Als er dann vor die Truppen hintrat, Hess
Nahrung.
]j
er
dem Glauben,
er
des Heeres gefolgt
sei
und dass
würde, diesem seine Forderung zu
sonst
leicht
einen
Usurpator
auf
den Schild erheben könne; doch halte er sich auch
künftig
30
zum Gehorsam gegen
Augustus für
verpflichtet.
Versprechen angeworben
die Befehle des älteren
Die Truppen, die mit dem
seien, nicht jenseit der Al]>on
verwendet zu werden, könne er ihm nicht schicken;
doch wolle er ihm für seine Leibgarde Kekruten aus
den
in
Gallien
Seeck, Untergang
angesiedelten Barbaren und aus den
der antiken Welt.
IV.
1"
V. Die Constantinisclie Dyuastii!.
290
unterworfenen Yr)]kerschaften zur Vorfüf^unj;
stellen.
Praefecteu solle ihm Constantius nach wie vor
Den
doch
zusenden;
schickte
schlägen
dass
Heer
den
denen
viele
alten
Fahnen
ab,
Vertrauen
das
Soldaten
aus Furcht
gewährt
des
vor Strafe
Räuber umherirrten und
gnadigung
Beamte
hohe
sie
die
von
>
seines
Unterdessen verstärkte er sein
Oberherrn genossen.
aus
zwei
er
wusste,
er
und
Mit diesen Vor-
wolle er selbst ernennen.
Offiziere
denen
Beamten
niedrigeren
die
jetzt,
wurde,
Magnentius,
von
Bettler
und
als
wo ihnen
gern
sich
volle
unter
Be-
lo
seine
stellten.
Constantius hatte für den Perserkrieg nicht nur
Truppen
beworben,
Hilfe
15.
gerüstet, sondern
indem
auch sich
er
in
um
die göttliche
Constantinopel
am
1.5
Februar 360 eine grosse neuerbaute Kirche ein-
weihte, ehe er mit
dem Beginn
des Frühlings seinen
Er war bis zu dem
Marsch in den Orient antrat.
kappadokischen Caesarea gelangt, als zuerst die Nachvon dem Aufstande
ihm überbracht wurde,
dann auch jene Gesandtschaft anlangte. Eusebia war
kurz vorher an dem Mittel gestorben, das eine Kurricht
pfuscherin ihr gegen
hatte.
So
hatte
in Paris
ihre Unfruchtbarkeit empfohlen
Julian
seine
treue
Fürsprecherin
wurden daher sehr zornig
verloren, und
empfangen. Mochte sein junger Mitregent ihm noch
so unterwürfig entgegentreten, der Kaiser war doch
entschlossen, keinen, der ihm an Rang und Titel
In dem Briefe,
gleichstand, neben sich zu dulden.
er
durch
seinen
Quaestor
Leonas
nach Gallien
den
seine Boten
überbringen Hess, erklärte er daher,
Julian nicht als
Augustus anzuerkennen, und bestand darauf, dass ihr
früheres Verhältnis ganz unverändert erhalten bleibe.
Um
seiner
20
Ablehnung auch durch
die
Tat Ausdruck
2.^^
3o
8.
Julian in Gallien.
291
zu geben, ernannte er zugleich mehrere Beamte für
den gallischen Reichsteil.
Florentius
war auf
die Nachricht
staude sogleich aus Gallien entflohen.
5
dass
sie
von dem Auf-
Um
zu beweisen,
Gegner waren, doch
seine
nichts
von
fürchten hätten, hatte Julian es unterlassen,
Yermögeus zu
seines
fiskation
wenn
ihm zu
die Konund ihm
auch
treuen Diener ihres Augustus,
die
vollziehen,
seine Familie mit der kaiserlichen Post nachgeschickt.
jo
Jetzt übertrug
Constantius sein
Amt dem
Nebridius,
und dieser wurde von Julian seinem Versprechen
gemäss als Praefect anerkannt; doch die andern
Beamten, die ihm aufgedräugt werden sollten, wies
er zurück.
15
Dem
Boten des Constantius erwiderte
er,
dem Diadem gegriffen habe, sondern
ihm von dem Heere aufgedrängt sei und er
dass nicht er nach
dass es
es
daher ohne dessen Zustimmung nicht ablegen könne.
Dies musste Leouas anerkennen; war er doch selbst
voll Furcht, dass,
20
wenn
die Soldaten den Inhalt seiner
Botschaft vernähmen, er nicht mit
kommen
wurde
werde.
er
Aber
veranlasst,
dem Leben davon-
trotz seiner ängstlichen Bitten
die
Schriftstücke,
die
ihm zur
übergeben waren, angesichts des versammelten Heeres zu überreichen. Sie bestanden aus
Bestellung
25
so
einem Brief an Julian und einem Edikt, das an die
Truppen gerichtet war. Als dieses vorgelesen wurde
und man au die Stelle kam, dass Constantius die
neue Würde seines Caesar nicht anerkenne, brachen
die Soldaten mit betäubendem Lärm in den Ruf
aus: „Auguste Juliane!'Von jedem Truppenkörper
einzeln wurden Briefe an den Kaiser entsandt, in
denen er gebeten wurde, die Eintraclit des Reiches
nicht zu stören.
Und
hinzu, das zwar noch
Julian selbst fügte ein Schreiben
immer versöhnlich
sein sollte,
19*
292
bei
\'-
dem
Constantinisclie Dynastie.
f^'ö
gewohnter Taktlosigkeit doch
er sich aber in
nicht enthalten konnte,
dem
lieben A'etter sein ganzes
Sündenregister vorzurücken.
In Caesarea hatte dieser monatelang
gezaudert,
ob er gQ^^n die Perser ziehen oder, wie er den Ger-
manen
wenden
auch jenen den Orient
so
preisgab,
Gallien
zu freiem Hausen
überlassen und sich gleich gegen
Dieser aber machte keine
Er zog sogar an den Niederrhein, überschritt ihn und züchtigte die Attuarier,
weil sie noch immer gewagt hatten, sein Gallien
Dann zog er bis
durch Kaubzüge zu beunruhigen.
Julian
'
sollte.
Miene, ihn anzugreifen.
nach Basel hinauf
und
sichtigte
sorgte
grösste Teil
Ufer des Stromes entlang, beGrenze,
die
dass
wenn der
auch
des Heeres abziehen musste,
doch
Diese Pflichttreue
Feinden widerstehen könne.
und
Befestigungen
seine
verstärkte
dafür,
so
am
lo
i^
den
trotz
der höchsten Gefahr scheint Constantius beschämt zu
haben;
er
entschloss
zum Feldzuge gegen
sich
die
Ferser, aber natürlich wieder zu spät.
Da
es
20
Sapor nicht unbekannt geblieben war, dass
der Kaiser mit
dem Kern
des römischen Heeres ihm
entgegenzog, hatte er auf den Plan, sogleich
einzufallen,
diesmal
für
verzichtet
und
in
Syrien
richtete
im
Jahre 360 seinen Angriff wieder, wie er es früher
Zwar
getan hatte, gegen die Burgen Mesopotamiens.
an Nisibis zog
er
scheu vorüber;
Singara und Bezabde,
Ansturm
teilweise
stellte
zerstörte
hier
doch eroberte er
die durch
dann
noch Virta
hatte,
kehrte er
seinen
Mauer wieder her und
legte seinerseits eine Besatzung hinein.
vergeblich
zu
Nachdem
erstürmen
er
versucht
über den Tigris zurück, ohne dass
Heer des Kaisers zu sehen bekommen hätte.
Dieser erschien erst spät im Herbst auf dem Kriegs-
er das
2.^
3o'
8.
Jiüiaü in Gallien.
293
sich schwermütig die Ruinen von
bemühte sich ohne Erfolg, Bezabde wiederxiierobern, und ging dann nach Autiochia in die
Schauplatz, besah
Aniida,
Winterquartiere, froh, dass wenigstens sein Heer, das
5
Kampf gegen
den bevorstehenden
er für
keine
brauchte,
nötig
gar
zu
Julian sehr
erheblichen
Verluste
erlitten }iatte.
Unterdessen hatte dieser die Verhandlungen
10
un-
und nichts getan, was als
Vorbereitung zum Bürgerkriege gedeutet werden konnte.
Zwar war er von Paris nach Vienne übergesiedelt,
das den Alpenpässen näher lag und daher ihre Beunterbrochen
fortgesetzt
obachtung und eventuelle Sperrung gegen ein AugrifFsheer erleichterte; doch wenn er wieder die Residenz
j5
bezog, die Constantius selbst
hatte, so
brauchte keiner dies
aufzufassen.
seligkeit
Grund
vernünftiger
ihm anfangs zugewiesen
als einen Akt der Feind-
Und wirklich lag gar
warum nicht wieder
Augusti nebeneinander herrschen
20
sollten,
sich
seit
ihn
den die Familie
Caesar Maximian,
sein
wie dies
Auch gegen
Diocletian die Regel gewesen war.
hatte
kein
zwei
vor,
Constantius als den Gründer ihrer Dynastie verehrte,
zum Augustus ausrufen
sich versöhnt
25
und dann
lassen;
in
Reich gemeinsam beherrscht
jetzt,
wo
nur mit
aber bald hatten
sie
musterhafter Eintracht das
Warum
(I S. 36).
sollte
eine ähnliche Usurpation stattgefunden hatte,
viel
besseren Entschuldigungsgründen,
denselben Erfolg
haben,
namentlich
sie nicht
da Julian
sich
durch den Schwur der l'reue, den er seinem Augustus
30
geleistet hatte,
älteren
delte
ehrlich in
und gern
fühlte
bereit
seinem Gewissen gebunden
war,
sich
den Befehlen
Herrschers zu unterwerfen?
es
sich
doch
fast
nur
um
Eigentlich
einen
Titel;
des
han-
neue
Rechte mit Ausnahme des einen, seine Beamten und
294
''if ^'onstaiitinisclie
^'-
Offiziere selbst /u eniciiiHMi,
sj)ruch
auch
iiiul
wollte
auch
er ja
dieser zwar ein
dann aber
zu gehorchen hatten,
Constantins empfangen.
von
jetzt
Man konnte daher
Grunde
mit gutem
wenig schmollen und
die vollendete Tatsache
wäre
jedenfalls
vollem Umfange;
in
sie alle
dies
niclit in Aii-
.liiliaii
iialiiii
nicht
dieses
denn don Praefecten, dem
Dynastie.
dass
hoffen,
sich
7
sträuben,
anerkennen werde;
das Vernünftigste gewesen,
was
und da er im Herbst 3(50 nicht gegen
den Usurpator, sondern gegen die Perser gezogen
er tun konnte,
10
war, schien auch er selbst dies allmählich einzusehn.
am
in
Ruhe das
Jubiläum seines fünfjährigen Caesarentums.
Xatürlich
So
denn Julian
feierte
November
<).
wagte er auch seinen Religionswechsel noch nicht zu
bekennen, weil dies seinen Bruch mit dem hochkirchliehen
Kaiser hätte
seine Gattin Helena
in
Rom
am
6.
machen
unheilbar
um
müssen.
diese Zeit starb,
Hess er sie
nach christlichem Ritus bestatten, und noch
Januar 361
beteiligte er sich
an der Feier des
Doch heim-
Epiphanienfestes in der Kirche zu Vienne.
lieh
verkündigten,
was
er
sie
ihm begreiflicher Weise
wünschte,
d.
h.
den
baldigen
Tod des
Constantins, den er ja doch beerben musste,
fand er
umsomehr Grund,
Da
sich ruhig zu halten.
schreckte ihn gegen
Raubzug der Alamannen,
seiner
Sicherheit
sie
eine
ein
die er längst beruhigt glaubte,
Er
auf.
getötet,
Schlappe.
25
Ende des Winters
schickte
kleine Schar entgegen; doch ihr Führer
beim ersten Angriff
erlitt
20
übte er in ängstlicher Spannung die heidnischen
Weissagekünste, und da
aus
i&
Als
ihnen
wurde
eine
gleich
und dadurch entmutigt
Ungeschädigt konnten
Plünderer ihre Beute über den Rhein führen.
die
Sie ge-
hörten zum Stamme des Königs Vadomar, der im südlichen Schwarzwald herrschte und sich nicht Julian,
3o
Julian iu Gallieu.
8.
295
sondern Constantius unterworfen hatte,
Herbst
35() in
die überrheinischen Lande
als
dieser
im
einfiel (S. 255).
bisher auch jenem sehr unterihn
noch kürzlich in seinen Briefen
und
OD
„Herr, Augustus und Gott" genannt. Andere Briefe aber
wurden aufgegriffen, die an Constantius gerichtet waren
und diesem gegenüber Julian schmähten. Dieser betrachtete daher den König mit Recht als gefährlich, Hess
ihn, als er, noch immer Freundschaft heuchelnd, einen
Doch
hatte
er sich
würfio- ffezeiot
O
5
10
am
römischen Offizier
Dann
brach er selbst unvermutet über den Rhein,
strafte
die
Alamannen
für
Raubzug, nahm ihnen die
ihren
Beute wieder ab und
15
linken Rheinufer besuchte, ge-
fangen nehmen und schaffte ihn nach Spanien.
liess
sich
Sicherheiten für ihr
künftiges Verhalten geben.
Wahrscheinlich erfuhr er schon durch Vadomar,
dass dieser von Constantius aufgereizt war,
übersandten
ihm
und bald
andere Germanenhäuptlinge Briefe
des Kaisers, in denen dieser Julian für seinen Feind
20
und ihnen Belohnungen versprach, wenn sie
Der würdige
Gallien einfallen wollten.
erklärte
wieder
in
Herrscher wiederholte also das Bubenstück, das ihm
auf
Kosten
gnentius
25
man,
so
dass
sehr
in
den
Untertanen
seiner
erleichtert
hatte.
gewaltig
Antiochia
Sieg
über Maerfuhr
Zugleich
gerüstet
werde;
und Fussvolk wurden durch Aushebungen
bedeutend verstärkt, und um sie zu ermöglichen, die
Provinzen des Ostens durch die Auflage neuer Steuern
Reiterei
hart bedrückt.
30
könne,
teten,
gegen
Und damit mau
wen
sich
wurden an den Strassen,
grosse
Magazine
angelegt,
Truppen zu verpflegen.
stantius
nicht zweifelhaft sein
Vorbereitungen
diese
die
um
Auch
noch immer an Julian
rich-
nach Gallien führten,
die
die
durchziehenden
Briefe,
richtete,
die
Con-
sprachen jetzt
^'-
20(5
I^io
Constantiiii.sclie Dynastie.
in einein aii<leron 'l'oii;
das9 er Caesar bleiben
redeten
sit>
nur noch das nackte Ijebon zu,
inelir
davon,
ilini
falls er sich froiwilliü;
Früher war Julian
unterwerfe.
iiirht
sondern sicherten
solle,
gewesen, den
bereit
Purpur, den er nur widerstrebend angenommen hatte,
wieder ab/AÜegen;
seiner
Anhänger
zweifellos^ den
jetzt
Abdankung
Constantius
ties
So kläglich dieser seine Unfähig-
ausgeliefert hätte.
keit
im Perserkriege gezeigt
war
er bisher
immer
hatte,
gegen Usurpatoren
dem
er mit solchem Eifer
ihm seinen Thron erhalten wolle; nnd
mal Hess seine grosse Überlegenheit ihm den
diente,
den gallischen Reichsteil von ihm, den er
Barbaren preisgeben wollte
war
trotzdem
Dünkel der
Sobald
Sache.
aber
8ieg
selbst
15
den
er konnte also den Frieden
;
kaum noch
durch einen Verlust erkaufen, den er
hartköpfigen
dies-
Julian verlaugte nur
erst recht zweifellos erscheinen.
empfand:
lo
glücklich gewesen und zweifelte
nicht daran, dass der Gott,
Verlust
um
aber konnte er es schon
willen nicht tun, die seine
Ilochv.errats})rozesson
">
ihn
für
Bürgerkrieg
Julian
sich
in
als
seinem
beschlossene
hiervon
20
überzeugt
war er schnell bereit, dem ewig zaudernden
Gegner zuvorzukommen. Denn wenn dieser Kampf,
den er verabscheute, sich nicht vermeiden liess, war
hatte,
es
seine
Dauer
so
Herrscherpflicht,
ihn
drückend werden
nicht
zu
durch zu lange
wie
lassen,
er auch jetzt noch die Hoffnung nicht auf,
Abkommen
seinen Soldaten
zum Kampfe
ziehe,
So konnte
sei.
ehrlich versichern,
mit Con-
wenn der
zu gelangen,
Feigling erst genügend eiugeschreckt
er
dass er nicht
sondern nur die Heere des Westens
und des Ostens vereinigen
25
der
Zudem gab
Krieg gegen Magnentius geworden war.
stantius zu einem
es
wolle, damit sie
gemeinsam
seine Kaiser wähl bestätisten oder abwiesen.
Und wie
30
Julian iu Gallieu.
8.
297
\
immer, so gaben ihm auch diesmal die Götter durch
Träume iiiul Zeiclieu den Befehl, den er wünschte
und
erwartete.
Sobald er von seinem Alamannenzuge über den
5
Rhein zurückgekehrt war, nahm er bei Basel
das bisher nur dem Constantius geschworen
sein Heer,
hatte, für
Nur der neue Praefect Nebridius
sich selbst in Eid.
weigerte sich zu schwören; als die Soldaten ihn nieder-
machen
10
wollten, deckte ihn Julian mit seinem eigenen
Mantel, docli musste er sein
wurden
alle
Sein
Heer war
und wurde dadurch noch kleiner, dass er
nicht gross
sein
denen er ihre
Hof und Heer bis dahin noch gelassen
beseitigt und Beamte ernannt, denen der
in
junge Herrscher vertrauen konnte.
15
Dann
niederlegen.
die Kreaturen des Constantius,
Stellungen
hatte,
Amt
Gallien
nicht
zurücklassen
schutzlos
wollte:
es
23000 Mann. Doch
um es furchtbarer erscheinen zu lassen und zugleich
seinen Yormarsch zu beschleunigen, Hess er es drei
betrug im Ganzen nicht mehr
20
als
verschiedene Strassen einschlagen, sodass au weit von
einander entlegenen Orten seine Soldaten sich zeigten
und dadurch den Eindruck einer unbestimmten, aber
Ein Teil zog
sehr bedeutenden Menge hervorriefen.
durch
25
Oberitalien,
Nordfusse
der
Alpen; die Hauptmasse führte er selbst an die Donau,
und
als
er hier eine
genügende Zahl von Fahrzeugen
vorfand, schiffte er mit 3000
und
die
30
am
anderer
ein
hiess den Rest zu
Fahrt war, fand er doch
Huldigungen
Steuerlast
zu
der
Mann den Strom hinab
Lande nachkommen.
Donaustädte
erleichtern
Wünschen Erfüllung
zu
und
So
eilig
auf einer Seite die
Zeit,
zu
empfangen,
ihren
ihre
berechtigten
versprechen, auf der andern
mit den Barbaren zu verhandeln und neue Verträge
mit ihnen abzuschliessen.
Trotzdem
srelanste er
nach
V. Die Constantinisclie Dynastie.
298
Hauptstadt
der
Sirmiuin,
man
ehe
der
illyrischen
I^rovinzcn,
seinem Nahen etwas ahnte.
hier von
Bei
Nacht wurde die starke Festung- überfallen und der
Feldherr,
dem
sie
gegen ihn
geholt.
Von
der
Bette
empfangen, belohnte
sie
die Pässe,
dem benachbarten
seine Residenz in
die
schieden,
den Constantius
schon
Zwar war
machen.
Don
Naissus auf.
seit
n^
dem Anfang
seiner Regierung beherrscht hatte, wollte er
streitig
5
am andern Tage durch
am dritten ruhelos weiter,
Illyricum von Thrakien
die
aus
freudig
Hier machte er Halt und schlug dann
zu besetzen.
Reichsteil,
sollte,
Bevölkerung
Julian
Circusrennen, zog aber schon
um
v(;rteidigeii
der
ihm nicht
auch nachdem
sein Heer,
Garnisonen der Donaulinie es verstärkt hatten,
noch immer
doch
in
konnte
schwächer,
viel
der festen
Zudem
behaupten.
Stellung,
das seines Gegners;
die
es
jetzt
i5
einnahm,
auch gegen weit überlegene Massen
sich
es.
als
dürfte er hoffen, dass der furcht-
same Kaiser sich scheuen werde, den schwierigen
Durchmarsch durch das Gebirge zu erzwingen; so
20
Hess sich, da Julian zu weitgehenden Zugeständnissen
war, vielleicht doch noch ein
bereit
erzielen,
Während
der
Herzensbedürfnis,
Abfalls
vor
den
richtete Briefe
des
Übereinkommen
ohne das Bürgerblut vergossen wurde.
Ruhe
das
genügte er eiuem
in Naissus
ihn
trieb,
Untertanen
zu
sich
Westens
und
seines
rechtfertigen.
an den römischen Senat
lateinischen
wegen
an
die
als
25
Er
Vertreter
berühmtesten
Städte der Griechen, Sparta, Korinth, vor allem Athen,
in
dem
tums
er
sah.
noch immer die Verkörperung des Griechen-
Der
letzte
ist
noch
erhalten,
kenntnis von rührender Ehrlichkeit.
ein
Be-
Doch den rhe-
torischen Neigungen des Jünglings entsprechend, liest
er sich fast wie eine Verteidigungsrede, die vor Gericht
30
8.
gehalten
und da man
ist,
nicht zu schonen
299
Julian in Gallien.
den Gegner
in einer solchen
pflegte, ergiesst er in ihr
den lange
aufgespeicherten Groll gegen Constantius in rücksichts-
Dies war höchst unklug, da er
immer Versöhnung erhoffte; und auch
Deutlichkeit.
loser
5
mit ihm noch
wenn
nicht
dies
gewesen wäre, hätte
es
doch
sich
und
nicht geschickt, dass ein Herrscher seinen Vetter
Kollegen
als
Mörder und wortbrüchigen Verräter vor
Und
dem ganzen Reiche brandmarkte.
10
dem
in
Brief
römischen Senat war nicht nur Constantius
an den
grosser Vater
scharf
beleidigt,
sondern auch
getadelt.
Als das Schriftstück verlesen wnirde, fühlten
dessen
die Senatoren, so knechtisch sie waren, sich doch durch
die Derbheit dieser
15
letzt
und
riefen
in
Achtung; S'egen den,
Indem
Anklagen gegen ihren Kaiser verlautem Chor: „Wir bitten um
dem du den Thron
verdankst."
wollte, hatte Julian
er sich rechtfertigen
seine taktlose Offenherzigkeit sich
selbst
ins
durch
Unrecht
gesetzt.
Doch auf
20
die
Stimmung
des Senats
kam
für
bevorstehenden Entscheidungskampf wenig an.
den
Viel
wichtiger war, dass zwei Legionen und ein Auxiliuni
des pannonischen Heeres, die Julian von Sirmium aus
abgeschickt hatte,
25
verstärken,
klärten
und
um
in
unterwegs
die
feste
haupten versuchten.
in
Gallien den Grenzschutz zu
Da
Abfall
er-
Constantius zu
be-
Aquileja
Stadt
sie
für
den
ihren
julisclien
Alpenpass
beherrschte, waren dadurch die Verbindungen Julians
mit Italien und mittelbar auch mit seiner Operations30
Er Hess daher
und unter
den Mauern kam es zu harten Kämpfen; aber dies
war das einzige Blut, das der begonnene Bürgerkrieg
kostete.
Denn der plötzliche Tod des Constantius
basis
in
Aquileja
Gallien
schwer gefährdet.
durch seine Feldherrn
belagern
V. Die CoiistMiitiiiisclie Dynastie.
300
machte ihm
ein l'^nde uiul veranlasste auch
liie
treuen
Verteidiger der Stadt zur Übergabe.
('onstantius
liatte
von Antiüchia zum
wurde ihm
den \N'inten|uartieren
in
sicli
ch'itten
Mal vermählt, und diesmal
die heissersehnte Freude, dass seine Gattin
Faustina sich bald guter Hoffnung fühlte.
denn
endlich
der Fluch,
Constantinopel
genommen
der
schwer auf ihn
so
80 schien
den Morden
von
von
ihm
lastete,
zu sein, und in frohem Gottvertrauen blickte
er der Zukunft entgegen.
Doch umso mehr
dem Himmel dankbar
sich
seit
5
wollte er
10
indem er vor
und
erweisen,
allem seine Pflichten gegen das Reich erfüllte;
dass
ihm
dadurch
Entscheidung,
Gelegenheit
wie er es
wurde,
geboten
die
noch länger hinzu-
liebte,
zaudern, wird zu seinen Entschlüssen jedenfalls mit-
Er zog über den Euphrat gegen
gewirkt haben.
i5
die
Perser, wagte aber nicht einmal, die Belagerung von
Bezabde zu erneuern, sondern
blieb bei
Edessa stehen
und schickte nur eine starke Vorhut gegen den Tigris
vor. Auf diese Weise sass er monatelang untätig, bis
er
fast
Perser,
Jahr
zugleich
durch
auf
einen
Nachrichten
die
böse
Vorzeichen
Einfall
erhielt,
gewarnt,
verzichtet
dass
für
hätten
20
die
dieses
und
dass
Julian in sein Gebiet eingedrungen und schon bis an
die Grenzpässe Thrakiens gelangt
Jetzt
sei.
-entschloss er sich, diesem entgegenzuziehn.
endlich
25
Was von
den Heeren des Orients kampftüchtig war, wurde nach
Norden in Marsch gesetzt und die Ostgrenze so geschwächt,
versucht
dass
hätten,
die
Perser,
fast
ohne
wenn
einen
sie
Widerstand
innerste Syrien hätten vordringen können.
enger Kopf fasste jetzt
Gedanken, mit
niederzuwerfen.
nicht
mehr
allen Mitteln den
Da,
als
als
Einfall
in
das
Doch
sein
bis
den
einen
Feind seiner Krone
der Bürgerkrieg unmittelbar
so
Julian in Gallien.
8.
bevorzustehen schien,
erst
am
ihm
erst
heiratete,
dem
als in
November 361
nach seinem Tode
kleineu
ein Fieber
Die Nachkommen-
von Gott so brünstig
eine Tochter,
lü
3.
seinem Leben ein Ende machte.
schaft, die er
dem Reiche
Constantius war auf seinem
nach Cilicien gelangt,
Städtchen Mopsukrene
5
Julian und
sollte er
doch noch erspart bleiben.
Marsche
301
erfleht hatte, sollte
zuteil
werden;
war
es
den jungen Kaiser (iratian
die später
aber kurzlebig, wie ihr ganzes Geschlecht,
schon in jungen Jahren starb.
war schon nach vierundzwanzig Jahren die
von Kaisern erloschen, die von
Kindheit auf im Christentum erzogen und ihm immer
So
erste
treu
15
Generation
geblieben
frommem
gegriffen,
gleichen
waren.
aber
damit
wollten,
Alle
drei
hatten
mit
sie
kirchlichen Streitigkeiten ein-
die
Eifer in
Gegensätze,
die
nur
die
Zwei
verschärft.
aus-
sie
von
ihnen
waren durch eigene Schuld eines gewaltsamen Todes
dem dritten blieb er nuV durch jenes
gnädige Fieber erspart. Er hatte die redliche Absicht
gestorben, und
20
gehabt, seinem Gotte treu zu dienen; aber da er auch
seine Herrschaft, die er in schwächlicher Angst
bedroht glaubte, für den Willen Gottes
ihre misstrauische Verteidigung zu seinem
25
gemacht.
So
war
das,
immer
hatte er
hielt,
Lebenszweck
worin er gläubige
Pflicht-
erfüllung sah, in einen rohen Egoismus umgeschlagen,
um
des willen ihm
Mord und Verrat oder auch
Auslieferung seiner Untertanen
Landesfeind
30
erlaubt
an den
und berechtigt schienen.
dem, was ihm gerechte Kriege waren,
Reich ärger geschädigt,
als
ein
die
barbarischen
Mit
hatte er das
Nero oder Caligula
mit ihren wahnsinnigen Tyrannenlaunen.
hatten fast nur den städtischen Adel
Denn
Roms
während seine Regierung von Mesopotamien
diese
getroffen,
bis
nach
V. Die Coustautinische Dynastie.
302
(Jallion
hinüber überall schreckliclie Wüsten hlnterliess,
deren frühere Bewohner
als Bettler
irrten oder in der Sklaverei der
und auch
in
und ]{üuber umher-
Barbaren schmachteten-,
den Ländern, die von der Geissei seiner
Kriege nicht unmittelbar getroffen waren, hatte sein
unbarmherziger
Feldern getrieben und die
durfte
jetzt
das
ein
Reich
es
heidnischer
mit
Kaiser,
die
der
seine
Regenten-
pflichten besser verstand, als seine hochchristlichen Vor-
ganger, dazu berufen schien, seine schweren
zu heilen.
5
Bauern von ihren
So
Städte arm gemaclit.
Freuden begrüssen, dass
Steuerdruck
Wunden
lo
Neuntes Kapitel.
Julian als Alleinherrsclier.
Während
Leiche
die
Kaisers
verstorbenen
des
mit allem Prunk, der seiner "Würde gebührte, Klein-
um
asien durchzog,
5
in
seiner Hinterlassenschaft.
361 zog
in
er,
Salutius,
in
Erblasser
15
ihm
hatte
des
auferlegte,
kurz
müssen
er sich
(S.
28 f),
Die Pflichten, welche
um
den Verwandten und
er
erfüllte
aber dass er nicht
mit
absichtsvoller
dessen Fortsetzer
als
man
längst
im ganzen
Hatten doch die Verteidigungsschriften, die
vorher
hatte, seinen
20
nachdem
trennen
zu regieren gedenke, wusste
er
empfangen,
Philosophen
heidnischen
Orients.
Trauer
offizielle
Ostentation;
Reiche.
festlich
und ernannte sogleich seinen
den
Freund,
zum Praefecten
die
ein
den er hier wiederfand,
Gallien von
ihm
die
von der Bevölkerung
Constantinopel
väterlichen
10
ihm eigen war,
Schon am 11. Dezember
Hurtigkeit,
entschlossenen
der
der Stadt seines Vaters feier-
werden, benicächtigte sich Julian mit
lich beigesetzt zu
nach
allen
Weltgegenden versandt
Gegensatz zu Constantius deutlich genug
Während
Tränen vergoss
und ohne die Abzeichen der Augustuswürde den Sarg
tragen half, in dem sein Vorgänger ruhte, waren schon
enthüllt.
die
er pflichtschuldigst
Verfügungen ergangen,
hatte, soweit es
die alles,
was dieser getan
möglich war, ungeschehn machen
sollten.
V. Die Cünstantinisclie Dynastie.
304
seiner ganzen
Xacli
(Jeistesrichtnng
dem
scliien
jungou Kaiser nichts grösserer Eile zu bedürfen,
den
(lass
und so
Göttern
alten
als
zurückgegeben
Hechte
ihre
gnädiger Schutz für das Reich wieder-
ihr
gewonnen werde.
Natürlich hatte er seinen Feldzug
angetreten,
ohne vorher durch die Mittel der
nicht
>
heidnischen Weissagung ihre Zustimmung einzuholen
und sich ihrer (Junst durcli Opfer zu versichern.
Doch war dies heimlich geschehen, teils weil er an
einem
friedlichen
Übereinkommen
noch immer nicht verzweifelte,
nicht
er
durch
war,
sicher
seine Soldaten
ob
Gefahr
dringendsten
religiöse
mit
Constantius
der
Neuerungen ihm
Als aber
Pässe
thrakischen
vorgebeugt
lo
wohl auch weil
entfremden würden.
nicht
Besetzung
die
teils
und
er
der
selbst
in
i»
Naissus eingezogen war, hielt er es für seine Pflicht,
den himmlischen Helfern auch
und
nahm
öffentlich seinen
dabei
zu
seiner
Freude wahr,
grösste Teil seines Heeres an den
unbekümmert
teilnahm,
eifrigen Christen
er
sich
Dank
Wiederholt opferte er ganze Hekatomben
zu bezeugen.
also
dass
der
frommen Schmausen
jedenfalls
nicht
20
aus
In den Briefen, in denen
bestand.
vor seinen Untertanen rechtfertigte (S. 298),
bekannte er sich often zum Heidentum; doch obgleich
er sie aufforderte, den alten Kultus zu erneuern,
hob
-''
er doch die Gesetze des Constantius, die ihn verboten
hatten, nicht in aller
Form
auf.
Denn auch
jetzt
noch
Ehren des älteren Augustus
und damit auch das alleinige Recht der Gesetzgebung
blieb er dabei, diesem die
Doch kaum
ungeschmälert
zu
Tod gemeldet,
so verkündigte ein Edikt Julians
Reiche
erhalten.
unbeschränkte
namentlich
den Heiden,
Religionsfreiheit
ihre
w^ar
und
geschlossenen
sein
dem
gebot
Tempel
wieder zu öffnen, die zerstörten herzustellen und ihren
so
Julian als Allelnlierrscher.
9.
wo
Kultus,
seine
Unterdrückung
305
gelungen
war,
Auch wurde allen verbaunteu Geistlichen, selbst wenn sie, wie Athanasius,
wegen Hochverrats verurteilt waren, die Heimkehr
5
erneuern.
zu
schleunigst
und die religiösen Kämpfe, die Coustantius
unterdrückt hatte, konnten von neuem
gestattet,
mühsam
so
beginnen.
musste
So
10
Maassregel,
eine
dem Reiche zum Unheil
schien,
minder schwer wurden viele
stimmung
getroffen,
die
15
gleichfalls
für
Der Besitz der Tempel, der
vollem
in
Dies hatte keine Schwierigkeit, soweit er sich noch
im Eigentum des Fiskus befand; denn
di& dieser so
erlitt,
Sitte
der
Zeit
die Verluste,
Hessen sich bei der Sparsamkeit
Julians bald wieder einbringen.
20
nicht
dem Grossen eingezogen war, sollte
Umfange zurückerstattet werden.
Constautin
seit
billig
und nicht
durch eine andere Be-
Julian
ungerecht halten" konnte.
ihnen
an sich
die
-werden,
hatten
die
Doch nach der bösen
christlichen
schon
Kaiser
sehr viele Tempelgrundstücke, ja vielleicht die allermeisten, an ihre Günstlinge verschenkt und diese sie
teilweise
auch
schon
weiterverkauft;
ja
man
hatte
sich nicht gescheut, die heiligen Stätten zu demolieren
und Säulen oder andere Werkstücke, die man ihnen
2ä
entnommen
dies
hatte, in Privathäuser zu verbauen.
Alles
von Familien zurückzufordern, die es zum Teil
Jahrzehnte lang im Besitz gehabt oder selbst durch
Kauf rechtmässig erworben
in
30
das Privateigentum,
hatten,
der von
war
Eingriff
ein
sehr vielen
schwer
Anschauung
empfanden wurde.
Doch nach
handelte es sich hier um Tempelraub, und die ihn
Julians
verübt hatten, konnten sich glücklich schätzen,
sie
nur dadurch bestraft wurden, dass
sie iiin
kürzt herausgeben mussten.
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
4^
wenn
unver-
306
^'-
Constaiitiiiisclie Dynastie.
L)i''
In tliusor lU'zieliun^' glaubtu
der Kaiser sehr
Jilso
zu sein, und auch gegen die
inilde
.ind(;rn
Käuber,
die jetzt zitternd ihre Strafe erwarteten, zeigte er sieh
nicht
Am
hart.
seinen
Einfluss,
Hofe
des
Constantius
gross oder
so
rücksichtslos benutzt,
um
tanen zu bereichern.
]
sich auf
lütte
jeder
liatte
sein mochte,
klein er
•''
Kosten der Unter-
man jeden
einzelnen Fall
der Erpressung oder des Amterschachers untersuchen
wollen,
man wäre
in
Jahren nicht
fertig
geworden.
So begnügte sich Julian damit, fast die ganze GesellSchaft, die nach Tausenden zählte, aus dem Dienste
Von den Agentes in Rebus blieben nur
zu jagen.
siebzehn zurück, von den Notaren nur vier, von
lo
dem
Heer der Köche und Kammerdiener kaum
Einzelne mochten vielleicht
einer und der andere.
minder schuldig sein, als die übrigen; ganz unschuldig
war wohl keiner, weil eine gründlich demoralisierte
zahllosen
Gemeinschaft
hören.
anzustecken
alle
Und
jedenfalls
pflegt,
waren
sie
schwer auf den
deren
Unterhalt
Wenn
sie jetzt ihr
schönes
die
zu ihr ge-
unnütze
Provinzen
Einkommen
i^i
Fresser,
lastete.
verloren
20
und
noch dazu unter die Decurionen eintreten mussten,
um etwas von der schweren Last der Steuererhebung
ihnen abzunehmen, so traf
sie
das nicht gar zu hart,
weil sie meist in der Lage gewesen waren, sich durch
ihre frühere Stellung ein sehr hübsches Yermögen zu
2j
erwerben.
Schärfer musste
man gegen
diejenigen vorgehen,
die sich entweder durch notorische Schandtaten hervor-
Oberbeamte selbst Erpressungen verübt
und sie bei ihren Untergebenen geduldet oder gar
Diesen Männern gegenüber war
begünstigt hatten.
getan oder
Julian in
als
der peinlichen Lage, dass ihre Bestrafung
als persönliche
Rache erscheinen konnte,
weil sie teils
3o
Julian als Alleinherrscher.
9.
307
zu der Hinrichtung seines Bruders beigetragen,
ihm
5
sich
ihrer
ziehen, weil
Aburteilung
viele,
die
fahren hatten, gegen
mau
teils
Coustantius zu schmeicheln, mit
Doch konnte
und Tat entgegengetreten waren.
\A"ort
er
um dem
selbst,
schon
deshalb
nicht
ent-
von ihnen Bedrückungen
sie
er-
Ankläger auftraten und
als
Um
diesen ihr Recht nicht verweigern durfte.
ganz unparteiisch zu erscheinen, richtete er daher nicht
selbst
ju
über
sondern berief für diesen
sie,
Zweck
eine
Kommission, zu der nicht nur seine Freunde, sondern
auch die hervorragendsten Feldherru des Coustantius,
Arbitio und Agilo, zugezogen wurden. In Constantiuopel
hätte
sie
der
unter
unmittelbaren
Einwirkung des
Kaisers und seines Hofes gestanden; das Gericht wurde
15
daher nach
legt,
wo
dem gegenüberliegenden Chalcedou
zugleich die Angeklagten der
städtischen Pöbels
ihre
und
Wut
ver-
des gross-
die Richter deren Einfluss auf
Entscheidungen entzogen waren.
Trotzdem
blieb
den Verhandlungen die breiteste Öffentlichkeit gewahrt,
20
indem Julian die
bevorzugter
und Unteroffiziere zweier
der Joviani und Herculiani,
Offiziere
Legionen,
dazu kommandiert hatte, ihnen
als
Und
so unabhängig, dass es
wirklich
war das Gericht
Hörer beizuwohnen.
den früheren Magister Officiorum Pentadius, den Julian
25
als
seinen persönlichen Feind betrachtete, freisprach
und den Ursulus, der bei Constantius Schatzmeister
gewesen war und als solcher dem jungen Caesar
grosse Dienste geleistet hatte,
so
Allerdings
fand
mindestens
viel
man
diesen
zum Tode
verurteilte.
Spruch ungerecht oder
zu hart und meinte, er
sei nicht
die Unterschleife des Ursulus, sondern durch
durch
den Hass
der Offiziere, die unter den Richtern die grosse Mehrzahl bildeten, hervorgerufen; denn jener
des Constantius
immer ihrem
war am Hofe
Einfluss entgegengetreten
20*
V. Die (Jonstaiitiiiisclie Dyiiastii'.
;-i08
iiiul liatte
sie iliircli
übrigen scheint das
Wort
inaiifhos scliai-fe
(Jericlit
Im
genug ge-
gereizt.
lieljeilienei'iscli
um, wohl gegen den Willen Julians,
mehr die Yergehungen gegen ihn und seinen Bruder,
wesen zu
als
die
sein,
Sünden gegen
zu ziehn;
doch
die Untertanen in
Anbetracht
in
seine Urteile nicht eben hart.
der
Untersuchung
Zeitfiitten
''
waren
Nur sechs Beamte, da-
runtiT der Präfect Taurus, der sich durch seine Leitung
Ariminum das Consulat verdient hatte
wurden mit Verbannung bestraft, nur drei ausser
Ursulus mit dem Tode, und diesen gönnte jeder ihr
Schicksal. Es waren die ärgsten Bluthunde des Co)istantius, der Notar Paulus und der Agens in Rebus
Apodemius, die durch ihre Denuntiationen zahllose
Unschuldige auf die Schlachtbank geliefert hatten, und
der Oberkämmerer Eusebius, der ihnen redlich dabei
geholfen und durch Erpressung und Äniterhandel ungeheure Reichtümer angehäuft hatte. Auch den Praefecteii und Consuln Florentius sollte der Tod treffen,
doch Hess er sich nicht auffinden; und als zwei abgesetzte Agentes in Rebus sich erboten, sein Versteck
des Concils von
(S. 165),
zu verraten,
wenn man
sie
dafür
in
lo
i5
20
ihren Stellungen
belassen wolle, wies Julian dies mit Entrüstung zurück.
Auch später
Interesse
sind
noch
einzelne,
die
im
Julian
des Constantius schweren Schaden zugefügt
Tod
oder gar nach der Krone gegriffen hatten, mit
oder Verbannung bestraft worden;
Opfer sehr
sie
wenig zahlreich,
doch waren diese
namentlich
wenn man
mit den Hekatomben vergleicht, die Constantius
Der junge Kaiser
stand eben auch darin zu seinem Vorgänger im Gegenseinem Misstrauen geschlachtet hatte.
satz,
-•'
dass sein
eingebildete
kühnes Selbstgefühl
Gefahren
schrecken
sich
Hess
niöht durch
und dass
er
hochherzig genug war, persönliche Beleidigungen leicht
30
9.
Julian als Alleiülierrsclier.
Als jemand
Purpurgewand zu
zu verzeiheu.
sich
ein
309
ihm augeklagt wurde,
bei
ein Verbreoheu,
bereiten,
Tod
das unter Constantius unfehlbar den
des Schul-
digen herbeigeführt hätte, befahl er spöttisch,
5
fährlichen
Menschen
auch
Schuhe zu schenken.
noch
dem
ge-
paar purpurne
ein
Bald war seine Milde so
all-
gemein bekannt, dass man für jede Schmähung seiner
Person Verzeihung erwarten durfte. Ein Schmeichler
hatte
10
den Constantius,
als
er
seinem Kriegszuge
bei
gegen Julian Heliopolis durchzog, auf offener Strasse
laut gebeten,
er
möge ihm
bald den
rührerischen Caesar zuschicken.
Kopf des
auf-
Trotzdem wagte er
Gegend kam, ihn um
wurde sie gewährt.
und
ohne
weiteres
Gnade
Den Bischof Maris von Chalcedon, der ihn wegen
es,
als
Julian später in jene
zu bitten,
15
seines Abfalls
vom Christentum
öffentlich
schmähte,
bestrafte er nur durch ein spöttisches Wort.
In Auti-
frommer Weiber zusammengetan, um den Kaiser, wenn er an ihrem Versammlungshause vorbeikam, mit Psalmengesängen zu begrüssen, die teils die Götter der Heiden verhöhnten,
teils ihren Verehrer mit Tod und Verderben bedrohten.
Julian Hess ihnen sagen, sie möchten ihre Gesangübuugen unterbrechen, wenn er durch ihre Strasse
gehe; doch mit absichtlichem Trotz wurde dieser Beochia hatte sich ein Chor
20
25
fehl missachtet.
Da
bestellte er die
Chorführerin vor
seinen Thron und liess ihr, wie einem unartigen Schul-
mädchen, durch einen seiner Leibwächter ein
kräftige Ohrfeigen versetzen.
so
paar
Damit schienen ihm Un-
gehorsam und Majestätsbeleidigung genügend
bestraft.
Diese kleinen Geschehnisse zeigen uns den milden,
liebenswürdigen Menschen, doch verraten
wie wenig er im Stande war, die
tums taktvoll zu wahren.
Auch
sie zugleich,
Würde
darin
des Kaiser-
wollte
er
es
310
V.
anders
Die Constantiiiisclie Dynastie.
Coiistautius,
als
niaclicMi
dass
er
nicht
in
steinerner Erhabenheit über seinen Untertanen thronte,
sondern
In
und unbofanj^en
in ihrer ISl'ütQ frei
seiner Vorliebe
verkelirte.
für das halbverscliollene Altertum
Formen,
wollte er die republikanischen
Augustus die Welt beherrscht
hatte,
in
denen
einst
Begründung des
Kaisertums die altgewohnten waren und daher natürlich erschienen, jetzt aber, nachdem sie lange abgekommen waren, nur noch Verwunderung und Gelächter
vorgass aber dabei, dass
erregten.
So ging er
am
sie
bei der
1.
Januar
die
er kurz
und erwies ihnen
alle
Ehrerbietung, die der gemeine
teil
vorher ernannt hatte,
Auch nahm
Bürger ihnen schuldig war.
i(?
im Gefolge
3<i2
der Consuln mit,
stantinopel persönlich
•''
wiedererwecken,
er in
Con-
an den Sitzungen des Senats,
].7
was seit Jahrhunderten selbst in Rom kein Herrsclier
mehr getan hatte; und das mit Recht, denn für die
Regierung des Reiches bedeuteten sie garnichts mehr,
sondern beschäftigten sich nur noch mit der städtischen
Verwaltung,
brauchte.
der
die
in
Doch
Kaiser
nicht
einzugreifen
er fühlte sich als Sophisten
2<;
und fand
Freude daran, sich für die Reden, die er in schlaflosen Nächten ausgearbeitet hatte, von dem vornehmsten
Publikum des Reiches beklatschen zu
lassen.
Die Unter-
tanen aber, die ein solches Verhalten bei ihrem Herrscher
mehr gewohnt waren, wussten nicht, wie
benehmen hatten. Machte er sich
nach ihrem Empfinden mit ihnen gemein, so wurden
sie, indem sie in seinen Ton einzustinnnen suchten,
nur zu leicht unverschämt und verletzten das stolze
25-
längst nicht
sie sich
dabei zu
Gefühl seiner Kaiserwürde, das ihn bei
keit
doch nie
mit den
etwas
so
verliess.
schnellen,
Grosses
Der
eckigen
aller Leutselig-
Mann
kleine, schmutzige
Bewegungen,
und Feierliches
der
vorstellen
doch
wollte^
30
Julian als Alleinherrsclier.
9.
reizte
ohnehiu zum
immer wieder
Stelle
Lachen; wieviel mehr, weiiu er
was kein anderer
tat,
am
So wurde
ihm
es
in
au seiner
]\Ieusch
Und ausgelacht
getan hätte!
gerade das, was er
5
311
zu werden,
war
wenigsten vertragen konnte.
jeder Residenz,
die er
Regierung erwählte,
Verlauf seiner kurzen
im
sich
auf die
Dauer ungemütlich. Überall empfing mau ihn mit
Jubel und Ehrerbietung; doch lernte man ihn erst
genauer kennen, so
H)
rief
Art un-
wunderliche
seine
fehlbar die Spottlust w^ach, und da er nicht sich selbst,
sondern der Bevölkerung die Schuld zuschrieb, fasste
er
einen bitteren Hass gegen jede Stadt,
Nur
sich längere Zeit aufgehalten hatte.
eine
1.')
Ausnahme.
barischen
Hier hatte er
Kriegern
gelebt,
Römertums
des zivilisierten
losigkeit nicht als solche
unter
ihn
':o
dem Zw^ange
umgeben
hatte,
Krieger unter bar-
als
an
die,
sich
Konvenienz
die
nicht gew^öhnt, seine
empfandeu.
des Hofes, mit
dürfen, wie er es als
der er
in
Paris machte
nicht
so
Augustus
Form-
Auch hatte er
dem Constantius
gehen lassen
frei
So war er
tat.
in
Gallien geliebt und bewundert geblieben und bewahrte
daher
üppigen Pracht des Ostens, die seinem
in der
dem
asketischen Sinne zuwider war,
halbbarbarischen
Städtchen an der fernen Seine immer ein sehnsücli2:)
tiges
Doch schon
Andenken.
er es
kaum
liess
er
Pessinus,
ein
die
das
in
Constantinopel hielt
Im Mai 362
halbes Jahr aus.
christliche
ihm
als
Stadt,
älteste
ver-
unterwegs
besuchte
der Götter-
Kultstätte
mutter ehrwürdig war, und schlug dann seine Resi30
denz
in
Antiochia
auf,
unter
dessen
hochgebildeter
Bevölkerung er auf besseres Verständnis
hatte die Absicht, die Stadt hocli zu ehren
zu schmücken; wie er selbst sagte,
einer
marmornen machen.
Doch
hoffte.
und prächtig
w^ollte
bei
Er
den
er
sie
zu
witzigen
^'
312
^'i*-'
Coiistaiitiiiisclie
Dyiiasti«.'.
Semiten Syriens fand er noch beissenderen Spott und
Mit sechs l'i-ciiiiden,
noch schwerere l^nttäuschung.
die er niitgeljracht liatte
Libanius
l^edner
der
noch
und denen
betete er zu seinen Göttern,
und suchte
sie
siebenter
als
liielt
der
sicii
Aber
verachten.
zu
in
sicli
dies
Antiochia
anschloss,
Menge
fern
>
schweigend
zu tun, konnte er doch nicht über sich gewinnen. Er
durch jene
reächte sich
Streitschrift,
Verweichlichung der Antiochener
seinem Auszüge
in
pries,
eigene
seine
Tugend im Gegensatze zu der
spartanische
bei
die
entarteten
und gelobte
den Perserkrieg, nie mehr
10
in
Doch auch in Coustantinopel
mehr hausen, sondern gedachte es
mit Tarsus zu versuchen, wo es ihm jedenfalls
ihre Stadt zurückzukehren.
wollte
jetzt
nicht
sollte
nicht
er
ergangen
besser
ihm
erspart
wäre.
ehe
bleiben;
dem
Hoffnungsfreudigkeit in
Dieser neue
seine
bitteren
wieder verkannt zu werden, völlig
Schmerz
i5
jugendliche
immer
Gefühl,
unterging,
nahm
ihn ein gütiges Geschick von dieser bösen Erde hin-
weg.
So blieb er zu seinem Heil vor dem finsteren
20
Pessimismus bewahrt, dem der Idealist, wenn er alt
genug wird, reiche Erfahrungen zu sammeln, nicht
leicht entgeht.
Zu der Entfremdung' von seinem Volke trug
Übereifer nicht wenig
religiöser
wie
geisterung,
sie
bei.
Frömmigkeit,
und Occultisten,
war unermüdlich in der Befragung jeder Art von
Vorzeichen, schrieb Lobreden auf den König Helios
versammelte
und
die
Mysterien
sparsam
sich
Philosophen
Göttermutter,
hielt
alle
Fastengebote
mit abergläubischer Strenge und
er
sonst
Verschwendung.
25
überzeugten Kenegaten eigen zu
sein pflegt, schwelgte er in ekstatischer
um
sein
Mit der Be-
war,
doch
Zweimal
in
täglich
trieb,
Opfertieren
opferte
der
so
wüste
er,
am
30
Julian als Alleiuhenscher.
9.
313
Morgen und am Abend, und zwar Hess
durch
Priester
sondern
tun,
er das
schlachtete
uicdit
die
selbst
Tiere, schleppte auf höchsteigenem Rücken das Holz
zum
5
Altar und blies selbst das Feuer an; bei festlichen
Gelegenheiten fielen ganze Hekatomben.
wo
Ägypten,
langem
man
Als
in
der alte Apis selig verstorben war, nach
Suchen
einen
auffand,
Stier
der
die
vor-
geschriebenen Abzeichen des Göttertieres an sich trug,
rief dies
10
er
dem Kaiser
bei
ihn sogar auf seinen
dass
Dass
liess.
den Christen Anstoss gab, versteht
alles dies
selbst;
solche Freude hervor,
Münzen abbilden
sich
von
doch auch die Heiden fanden es übertrieben.
Man nannte
ihn spöttisch den Stierbrenner oder den
Opferknecht, und das Rindvieh auf den Geldstücken,
15
die Julian in aussergewöhnlicher
verbreiten
die
liess,
Reiche
und
sein
Spenden
verdoppelte
Nachfolger
nächsten
seiner
verwirkt
konnte,
wollte
wiedergewinnen
seine Untertanen durch sein Beispiel zur
Und
anregen.
nötig
genug war
dies;
er
und
dem
durch
zugleich
denn durch
verführt,
waren auch diejenigen, welche noch am Heidentum
festhielten, in ihren Darbringungen sehr karg geworden.
Als das Jahresfest des Apollo begangen
wurde, den
30
sie
Nachahmung
den kostenlosen Gottesdienst der Christen
25
Aber da
Gunst der Himmlischen durch die „Gottlosigkeit"
Constantins
20
Menge schlagen und
erregte allgemeine Heiterkeit.
man
verehrte,
hoffte
feiernder
und
fand
er
alles
ein Opfer dar,
bei
Antiochia in
Julian
hier
spendender
leer.
und
dem Hain Daphne
ein
Bürger
Nur der
frohes
zu
Gedränge
sehen;
doch
Priester selbst brachte
dieses bestand in einer ärmlichen
Gans.
Bei seiner Reise durch Kappadokien fand er
Leute,
die
waren,
nach
aber
den
seinem
Ritus
Wunsch
niciit
zu
opfern
mehr kannten.
bereit
So
V. Die CViii.stantiiiis<lie Dynastie.
314
waren
l'raditionen
<lie
denen,
des
ihm noch anhingen,
die
so eifriger aber
war
auch
tjoi
erstorben;
um
alten (ilauhens
hall)
ihn in aller seiner
.lulian bciniilit,
Herrlichkeit aufzuerwecken.
Um
mannigfachen Riten, die
die
und bei jeder Art dos
genau
feststellen zu
Autoritäten,
Westens des Vettius Agorius
wie
Gläubigkeit,
bei
so
Senator
römischer
ein
uns
sie
in
Der
Er
begegnet.
Paulina
alle
in
erstere
hatte
bei
als
sich
giösen Altertümer
fleissiger
als
lo
dieser gesunkenen Zeit
den Christen
und
seine
Gattin
nur denkbaren Mysterien einweihen
und zugleich
lassen
die
für
von jener pietistischen
den Heiden nicht weniger
oft
des
Kulte
die
für
Praetextatus,
des Ostens seines alten Lehrers Maximus.
war
:>
können, bediente er sich vor allem
anerkannter
zweier
jedem Gott
bei
beobachten waren,
zu
()j)fers
Roms nach
Gelehrter die
i.->
reli-
den Büchern der Anti-
quare gründlich studiert, sodass er für die Erneuerung des Toten und Vergessenen ein sehr brauchbarer
Führer
sein
Julian
konnte.
Constantinopel
angetroffen
hatte
ihn
zufällig
in
20
und zum Proconsuln von
Achaia ernannt, wahrscheinlich damit er dort für die
Doch
Pflege der eleusinischen Mysterien Sorge trage.
behielt
um
er
für
Herstellung
kundigen Rates
als
erster
talischen
noch
zunächst
ihn
die
zu
des
in
seiner
alten
Umgebung,
Kultus
seines 25
Den Maximus,
geniessen.
Zaubers
galt,
hatte
Julian,
sobald
er
Constantinopel eingezogen war, zu sich berufen.
allen
der
Kenner der Weissagekunst und des orien-
Städten
seiner Reise
Kleinasiens,
durchzog,
die
in
In
der Wundertäter bei
Beamten
Fürst empfangen; das Volk
wurde
er
von den
und Decurionen wie ein
umdrängte ihn mit lauten Jubelrufen, und seine Frau
bestürmten die Weiber mit Glückwünschen und Bitten
-0
Julian als Alleinherrscher.
9.
um
315
Als dann seine Ankunft
gütige Fürsprache.
dem
einer Senatssitzung beiwohnte,
Kaiser, der eben
ge-
meldet wurde, rannte dieser in vollem Lauf zur Curie
umarmte und küsste ihn auf
hinaus,
5
und
offener Strasse
ihn darauf den versammelten Vätern
stellte
in
einer extemporierten Lobrede als seinen hochverehrten
.
Später
und
auch
endlich
weil
begleiten,
]o
musste
Lehrer vor.
seine
Antiochia
Feldzuge
Kenntnis
der
dem
Zukunft
gläubigen Jüngling von unschätzbarem Werte schien.
Es
ist
nicht zu verwundern, dass diese hohe Stellung
dem Gaukler
zu Kopfe
Er
stieg.
fahrend gegen Untero-ebene,
um
des Kaisers,
15
nach
persischen
ihn
er
seinen
bei
solchen Hass,
zeigte
benutzte
sich
hoch-
das Vertrauen
Reichtümer zu sammeln, und erntete
dass
er
sich
nach dem Tode Julians
sogar in
dem Volksgeschrei
des
Und wie
seine Zauberkünste
ihn erhoben hatten, so
brachten
ihm unter den
sie
Theaters
kundgab.
christlichen Nachfolgern
seines Gönners Folter und Tod.
Es
20
nicht zu bezweifeln, dass er bei den Maass-
ist
regeln, die Julian zur Wiederaufrichtung des sinkenden
Heidentums
ergriff,
immer um Rat gefragt wurde;
sie ihm teils die weis-
ohne göttliche Bestätigung, wie
Maximus, teils das Orakel de&
didymäischen Apollon gewähren mussten, hätte Julian
keine Neuerung in den religiösen Bräuchen gewagt.
sagende
25
Doch
Kraft
kannte
kaiserlichen
raten,
?>o
des
man den
was dieser
guten und
Torheiten
Eigenwillen
kräftigen
Jünglings wohl gut genug,
selbst wünschte.
klugen Gedanken,
der
als
die-
auch die grossen
genau dem Charakter Julians, dass wir
Werk erkennen
de&
nur zu
Denn sowohl
heidnischen Reaktion
eigenstes
um
entsprechen
so
iu ihr zweifel-
dürfen.
Man
hat
los
sein
oft
hervorgehoben, dass die Neuerungen, die er ein-
V- t)ie Coustautinische Dynastie.
316
führte,
fast
allo
Cliristontuin
iloni
outlelint
das
sind,
er ja ans den geistlichen Stndien seiner Jugendjahre
sehr genau kannte.
man
Gewiss
ist
das
sich damals
aber
in
wohl
in
soll
Kultus und Gottesbegriff, nicht
Keformen Ausdruck gaben.
es,
denen seine
Das Heidentum, mochte
auch durch die neu])latonische Philosophie
modernisiert
sein,
s
und sozialen Anschauungen
den moralischen
unterschieden, und eben diese waren
es
doch
riclitig;
dabei nicht vergessen, dass die beiden Religionen
stammte
doch
in
stark
Grund-
seinen
lo
formen aus grauer Vorzeit; das Christentum dagegen
war mit den Anfängen des Kaisertums zugleich entstanden und hatte mit dessen Weiterentwicklung stetig
So war es zur zeitgemässen Religion
Schritt gehalten.
geworden, und jeder Reformator, der von dem Geiste
dieser Zeit nicht ganz unberührt war,
nur
seinem
in
prinzipiell
Was
Sinne
auch
konnte daher
wenn er ihm
noch so feindlich gegenüberstand.
diesen
zeichnet,
w^irken,
i.o
vor
Zeitgeist
ein
ist
allem
schrankenloser
andern
Despotismus
Knechten; dies Merkmal aber
vi^illenlosen
Kirchengemeinde noch kräftiger hervor,
tritt
als
in
kennüber
20
in der
Stadt
Der gute Cin-ist liebte, wen sein Bischof
hasste, wen sein Bischof hasste, und glaubte,
und Reich.
liebte,
was
so
sein Bischof befahl;
scharten
schon
oft
möglich
Der
und sah mau diesen bedroht,
25
um ihn kampfbereite Banden, die
Ausführung kaiserlicher Befehle un-
sich
die
gemacht oder
heidnische
Priester
um
Jahre
dagegen
verzögert hatten.
konnte
auf
seine
Glaubensgenossen höchstens durch Orakel und Zauberkünste wirken; während
in
der Person des Bischofs
der ganze christliche Kultus seinen Mittelpunkt fand,
diente er nur einer Gottheit, die neben vielen andern
stand und die auch der Frömmste ohne Gewissens-
30
Julian als AUeiuherrschei-.
9.
Göttern
er
es
vorzog,
Gerade
Opfer darzubringen.
seine
dass seine
iladurcli,
wenn
konnte,
vernachlässigen
bisse
andern
317
wenig Einfluss
Priesterschaft so
war das Heidentum für die Kaiser eine höchst
bequeme Religion, und zu jener Zeit, wo Constantius
eben erst so schwere Kämpfe gegen seine Bischöfe
besass,
^
ausgefochteu
eigenen
10
31acht,
man
hätte
hatte,
Doch
empfinden müssen.
an
als
dies
am
lebhaftesten
Juliau lag weniger an seiner
der Macht
seines
Glaubens,
und dass die Widerstandskraft der christlichen Gemeinden in der straften Einheitlichkeit der bischöflichen Gewalt eine feste Stütze fand, unterlag keinem
So wollte denn der Kaiser auch für seine
Zweifel.
Heiden eine Art von Episcopat schaffen, zugleich aber
lö
bei
den
Christen,
Das
lagen.
Hierarchie
sich
20
dass die Inhaber desselben nicht,
dafür sorgen,
Mittel,
in
vorzubeugen,
ganz
ähnlicher
Streite
sollte
Art,
wie
eine
sie
der christlichen Kirche zu eut-
aber erst im
begann,
schluss finden
um dem
von
bieten
damals auch
wickeln
immer untereinander im
wie
Schon
sollte.
Mittelalter
seit
ihren
Ab-
Augustus war der
Kaiser Pontifex maximus; kraft dieses Titels sprach
Julian
Rechte
die
sich
zu,
später der Papst in
die
Anspruch nahm und zum Teil auch wirklich erlangte,
-5
vor
allem
die
letzte
Entscheidung
Fragen
in
des
Glaubens und Kultus, die Ernennung und Absetzung
der höchsten Priester und eine Art von Appellationsgericht über
tlie
niederen.
Doch nach
seiner Absicht
bedeutete dies keinen unfehlbaren Despotismus; denn
30
er ernannte keinen Priester
lichen
und
selbst
keinen welt-
Beamten und fasste überhaupt keinen wichtigen
ohne vorher durch irgend ein Mittel der
Entschluss-,
Weissagekunst
sich
also
nur
die
als
Götter
zu
das Organ
befragen,
ihres
betrachtete
ausgesprochenen
V. Die Constaiitiiiisclic Dyuasti*.'.
318
Unter ihm standen, den christlichen Metro-
Willens.
entsprechend, aber nicht durch Synoden ge-
})oliten
wühlt, sondern, wie schon gesagt, durch den höchsten
l^ntifex
ernannt,
die
Oberpriester
der
Provinzen.
Sie bestellten die niedrigere Geistlichkeit, hatten ihre
Führung zu beaufsichtigen und besassen das Jiecht,
sie wegen religiöser oder sittlicher Vergehen abzuDie nächste Instanz bildeten dann die Oberder Städte, denen die Priester der einzelnen
setzen.
priester
Götter und Tempel ebenso untergeben waren, wie die
Wie man
christlichen Presbyter ihrem Bischof.
schloss
diese
ganze
Organisation
standeuen kirchlichen vollständig an
der
sich
;
neuent-
ganz unchristlich
war daran nur, dass neben den Priestern in allen
ihren Graden auch Priesteriunen standen, um den
Dienst der weiblichen Gottheiten
m
sieht,
zu leiten
i:.
oder zu
überwachen.
Die Priester
Beamten
gleichen
sollten
gegenüber
Ehren
ihre
Würde den
weltlichen
und
ihnen
wahren
erweisen,
welche
Bischöfe in Ansj)ruch nahmen.
diese
die
die
christlichen
20
Die Privilegien, die
diesen und ihrem Klerus von Constantin und seinen
Söhnen
in
so
reichem Maasse
allem die Befreiung
vom
gewährt
Decurionat,
waren,
vor
wurden ihnen
und auf die heidnische Priesterschaft
Bei deren Auswahl sollten nicht Reichtum
natürlich entzogen
übertragen.
25
und A^oruehmheit, sondern nur sittliche Eigenschaften
maassgebend sein.
Die erste und wichtigste war die
Frömmigkeit, die sich namentlich darin äussern musste,
dass der Priester sowohl in seiner Familie als auch in
seiner
alle,
Dienerschaft
sollte.
seines
keine
Christen
dulden,
sondern
ihm nahe standen, zum Heidentum bekehren
Selbstverständlich musste er bei Ausübung
Amtes die vorgeschriebenen Bräuche streno:
die
so
9.
beobachten;
Pflichten
dreimal
^
Julian als Alleiulierrsclier.
nicht
täglicli
wenn
auch
aber
ilm
seiue
priesterlichen
nahmen,
Anspruch
in
319
sollte
er
oder mindestens zweimal, bei
beten
Auch im übrigen
Sonnenaufgang und -Untergang.
ganze Lebenshaltung eine heilige sein; nur
sollte seine
selten
sollte
er
dem Markte
auf
sich
keine
zeigen,
Theater oder sonstigen Spiele besuchen, ausser wenn
sie
durch den Kultus vorgeschrieben waren, nicht mit
oder
Schauspielern
10
Wagenlenkern
verkehren,
jeden
Kleiderprunk vermeiden, nicht durch Witze zum Lachen
reizen,
phische,
nur ernste Bücher lesen,
namentlich philoso-
aber nicht die Schriften der Epikureer oder
Skeptiker, noch weniger Erotisches oder gar Schlüpf-
wie Komane, Komödien und Satiren. Die volle
Verkörperung seines asketischen Lleals konnte Julian
nicht von allen seinen Priestern verlangen, da er sonst
riges,
15
die
genügende Zahl von Kandidaten kaum gefunden
doch war es ihm erwünscht, unter seinen
hätte;
Glaubensgenossen
20
Kynikern, auch
in
zu
T^eute
haben,
gleich
die,
den
dieser Art der Heiligkeit mit den
Christen wetteiferten.
Er gründete daher heidnische
Mönchs- und Nonnenklöster, die freilich während seiner
kurzen Regierung kaum fertig geworden sein, ge-
Yor allem
schweige denn sich gefüllt haben können.
25
aber schrieb er seinen Priestern vor, es
in
den Werken
der Barmherzigkeit den Christen gleichzutun und
wo möglich, noch zu
Arme speisen. Fremde
übertreff'en.
Auch
sie
sie,
sollten
bewirten. Gefangene besuchen,
Tote begraben, und das zwar ohne Unterschied des
30
Denn wie
die Christen
durch solche
Mittel viele bekehrt hatten, so hotfte er
dadurch auch
Bekenntnisses.
einige
von
ihnen
Diese Mildtätigkeit
eiijenen
Yermöüen
zum
Heidentum
sollten
üben
die
und
zurückzuführen.
Priester
auch
ihre
aus
ihrem
Gläubigen
V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie.
320
dazu anhalten;
ihnen (hifür auch ein an-
\viir<le
ilocii
und
gewährt,
Btaatszuschuss
sehnlicher
der
Erbauung von Hospitälern und
zur Beherbergung armer Reisenden.
sorgte für die
Im Kultus
Kaiser
Iläusei-n
entlehnte Julian den Arianern, deren
5
entschiedensten Vertreter Aetius er trotz seines Christeuhasses hoch vorehrte, den noch durch Arius selbst ein-
geführten Kirchengesang, in
die
Orthodoxen,
kannte
(III
Hymnen,
Die
392).
S.
die
teils
herstammten,
teils
dem auch
wie später
er,
wirksames Lockmittel
sehr
ein
Priester
sollten
er-
heilige
lo
noch aus dem früheren Altertum
neu
gedichtet
auswendig
waren,
lernen und sie beim Gottesdienst im Wechselgesange
mit Männerchören vortragen, zu deren Ausbildung in
besondere Schule gegründet wurde.
Alexandria eine
Ferner scheinen
Strafen
dass
verloren,
w^arfen.
dem Muster
erhalten
zu
der christlichen
haben,
kirchliche
Abstufungen den Sündern
sie predigen und
Gemeinden zum Guten ermahnen, teils
Sinn der heidnischen Mythen erklären,
Namentlich aber sollten
ihre
teils
den tieferen
so
nach
verschiedenen
in
aufzulegen.
dabei
sie
Recht
das
Bischöfe
diese,
dass Anstössige
ausgelegt,
allegorisch
Dass die
immer wieder vormeisten dieser Anordnungen Projekte
die Zeitgenossen
wurf gemacht, dass er
er so hitzig
bewusst.
haben
es
ihm zum Vor-
die Einrichtungen der Kirche,
bekämpfte,
habe, und auch er
selbst
als
war
ihr Affe
sich
nachgeahmt
dessen
zum
Teil
Doch wie schon gesagt, entsprach er damit
die dem Heidentum seiner Zeit
nur Anschauungen,
ebenso geläufig waren, wie seinen christlichen Gegnern.
Er
2.5
Julian länger gelebt hätte, versteht sich von selbst.
Schon
die
20
das ihnen die Christen
blieben und viele unausführbar gewesen wären, auch
wenn
i5
selbst
meinte zwar, nur dessen uralte Überlieferungen
30
Julian als Alleinherrscher.
9.
zu
neuem Leben zu erwecken, aber wo
kam
tat,
mit
er
So wenn
Konflikt.
den
der
schroff
nnd
verurteilte
seiner Priester
Venus- Astarte Festzüge
und
hielt
nur weil diese Formen des Kultus in
feierte,
die Urzeit zurückgingen
10
in
mit den Eunuchen der Göttermutter oder
Hetären
Orgien
eigenen Überzeugungen
vom Umgange
selbst die Schauspieler
ausschloss,
er dies wirklich
der streng asketisch lebte, alle
er,
Yerirrungen
geschlechtlichen
5
seinen
321
und, allegorisch erklärt, eine
sehr schöne Bedeutung hatten.
In
Verehrung für
seiner
was
alles,
dem
aus
grauen Altertum herstammte, übertrug er seinen Hass
gegen das Christentum
1.-)
auch
nicht
in jeder
Weise.
Er war der Überzeugung,
Volke seine besonderen Götter zugeteilt
Schicksalen
dessen
sich
20
über
hieraus
der Nationen in Sitten
So konnte
erklären lasse.
anstössig sein, dass die
nur
Juden
einzig
es
sie
jedem
dass
seien, die
und dass
wachten,
die Verschiedenheit
Charakter
Vor-
auf dessen
sondern begünstigte
die jüdische Religion,
läufer,
ihm
dem Gotte
und
nicht
Israels
dienen wollten, und dass ihnen in der Bibel blutige
Opfer geboten waren, wie er
selbst sie
mit so heissem
Er befreite
Juden zu tragen
Eifer darbrachte, erregte sein(? Sympathie.
sie
2')
daher von den Steuern, die
sie als
Wohlergehn zu beten
Opferdienst zu erneuern, und als sie
hatten, forderte sie auf, für sein
und ihren
alten
darauf erwiderten, dass dies nach ihrem Gesetz nur
im Tempel von Jerusalem geschehu könne, gab er den
Befehl, ihn in aller seiner Pracht wieder aufzubauen.
so
Dabei
leitete
ihn wohl auch
die
Absicht, die
Weis-
sagung Jesu,, dass von dem Tempel kein Stein auf
dem andern
doch
bleiben solle, zu
zur Freude
werden.
der
Im Winter
Seeck, Untergang
Schanden zu machen;
Christen
3C)"J/G3
der antiken Welt.
sollte
er
enttäuscht
wurde der Osten
IV.
21
des
^
322
Dil' ConstaTitiuisclie
•
Dynastie.
Reiches von wiederholten Erdbeben lieimgesucht, und
eines derselben, bei
dem
Flammen
zugleich
dem
aus
Boden schlugen, tötete viele von den Arbeitern, »lie
bei dem Tempelbau beschäftigt waren, und setzte auch
die übrigen
in
so
unterbrachen,
um
Schrecken, dass
nie wieder
sie
der Tod des Kaisers,
ihre Tätigkeit
sie
>
Denn
aufzunehmen.
der bald darauf eintrat, setzte
auch diesem christenfeiudlichen Bestreben sein Ziel.
Wie diese Maassregel, so gingen auch alle andern,
mit denen Julian
dem Christentum entgegenzuwirken
lo
Schon
strebte,
neuen
der
die
Anhänger
verordnete,
dass er gesetzlich
künftig
Religion seien nach der Heimat ihres Gründers
öaliläer zu nennen, und ihnen so die Bezeichnung
aus dessen genauer Kenntnis hervor.
eines
kleinen
und
wenig
Stammes
geachteten
als
lö
Schimpfnamen anhängte, ist ein deutliches Zeichen
davon. Für seinen Glauben Propaganda zu machen,
war er eifrig bemüht; doch wusste er, dass das Blut
Er erklärte
der Märtyrer der Same der Kirche war.
daher
öffentlich,
nicht bestrafen
hielt
au
die
Unverständigen
dem Grundsätze
mit eiserner Konsequenz
wenn
die
nur
beloliron,
20
zu w^ollen, vermied jede Gewalt und
Christen
der vollsten Religionsfreiheit
fest,
selbst
am
thu
liebsten
verletzt
natürlich,
hatten.
So
empfing der Bischof Eleusius von Cyzicus, der noch
unter Constautius eine Kirche der novatianischen Sekte
25
hatte uiederreissen lassen, von Julian den Befehl, sie
bei strenger Strafe innerhalb zweier
Kosten wieder aufzubauen.
Monate auf eigene
Doch auch
er selbst
nahm
seinen religiösen Gegnern nur selten eiues ihrer Bethäuser, ausser
gewesen
w^aren.
wenn
diese früher heidnische
Tempel
Soweit die Belehrung seiner Priester
und Philosophen nicht ausreichte,
um
die Christen zu
bekehren, half er ihnen durch die Entziehung weit-
so
323
Julian als Alleinherrscher.
9.
Er erklärte christliclien Städten
offen seine Ungnade und schlug ihre Bitten ab, ja er
degradierte sogar Majuma, das Constantin um seines
lieber Yorteile nach.
Glaubens willen
ä
zum
erst zur Stadt
Dasselbe
Dorf.
erhoben hatte, wieder
Schicksal
Caesarea
erfahr
in
Kappadokien, ja es wurde noch härter gestraft, weil
seine Bürger gewagt hatten, noch unter Julians ReBesondere
gierung einen Tempel niederzureissen.
Freude aber machte es ihm, die Gläubigen dadurch
so
dass
ZQ benachteiligen,
er
sie
mit boshaftem Spotte
Die Bibel
zwang, ihre eigenen I^ehren zu befolgen.
verbot,
dass
zu
ScJiwert
das
die
Christen
daraus
ziehen;
weder Soldaten
ergab
noch
sein,
sich,
Statt-
Ämter bekleiden
jedem gezwungen sein konnten,
Todesurteile zu verhängen. Sie hielten jede Berührung
mit dem Heidentum für befleckend und meinten, dass
halterschaften oder andere richterliche
15
durften,
ihr
weil sie in
Gebet
und
ihr
Dämonen lähme:
20
Kreuzeschlagen
folglich
eines Kaisers dienen,
konnten
die
der
Kräfte
sie nicht
am Hofe
der durch Weissagekünste und
Opfer immerfort mit den Dämonen im Verkehr stand.
Sie
erklärten
und wollten
die
heidnischen
wissen: daraus folgte,
35
Mythen
für
nichts von ihrer allegorischen
unsittlich
Bedeutung
dass sie den Unterricht in der
Grammatik, der ganz auf Homer beruhte,
also
fort-
während mit jenen Mythen zu tun hatte, nicht erteilen
durften.
Sie gaben vor, die Künste der Rhetorik zu
verachten; mithin konnten sie auch nicht Lehrer der
Rhetorik
sein.
Übrigens ging Julian bei diesen Neuerungen nur
so
tastend
Christen
und
zögernd
vor,
ja
den
Ausschluss
von Kriegsdienst uud Staatsämtern hat
der
er,
wie es scheint, gar nicht durch Gesetz verfügt, sondern
nur
tatsächlich
durchgeführt,
und
auch
das
21*
mit
V. Die Constaiitiiiisclie Dynastie.
324
Ausnahmen.
vielen
l)('k(!hruiig
Seine ersten Versuche zur Masson-
machte er am Heere, wo
sie
am
ihn
fiir
wichtigsten und gefährlichsten waren, niul dort gelangen
sie
wunderbar
Die Barbaren und Jlalbbarbaren,
waren noch nicht von jenem Pietismus
leicht.
die es bildeten,
des dekadenten
Römertums
der
ergriffen,
am
7
Erden-
leben verzweifelte und alle Hoffnung auf ein besseres
Ihre Seelen waren daher
Jenseits richtete.
Aufnahme
für
die
des Christentums sehr schlecht vorbereitet.
Unter Constantin und seinen Söhnen werden die meisten
sich der Religion ihrer Herrscher angeschlossen und
dann auch ihre Kreuze geschlagen
schriebenen Gebete hergesagt
<labei zu
Denn
denken.
das
und
haben,
Dogma von
vorge-
die
ohne
sich
viel
der Erlösung
zu verstehen, waren die meisten gewiss ausser Stande-
war Christus nur ein siegbringender Gott,
oder Wodan, und innerlich hinderte
sie nichts, zu diesen zurückzukehren, wenn ihr neuer
Nach Julians Tode sollte ihnen
Kaiser es verlangte.
zuerst ein Heide als Kandidat für den erledigten Thron
Für
10
\'y
sie
gleich Mithras
und
vorgestellt werden,
schied
mit
mau
sich für
einen Christen.
Dass
begrüsst
Akklamationen
denselben
ablehnte,
erst als dieser
zweifelte keiner; so gleichgiltig
war ihnen
sie
beide
hätten,
be-
die Religion
ihres Herrschers.
Als daher Julian in Naissus seine
Dankhekatomben
opferte
und dabei
Fleisch der geschlachteten Tiere
verteilen Hess,
scheinen
natürlich
unter
-'o
ent-
die
-'ö-
das
Soldaten
nur sehr wenige den Opfer-
braten, der für die Christen ja streng verpönt war,
von sich gewiesen zu haben.
Dies ermutigte ihn,
er in Antiochia angelangt war, auch an den
als
Truppen
des Orients seine Bekehrungskünste zu versuchen.
Als ihn die Soldaten in Paris zum Augustus ausriefen,
hatte
er
ihnen
zum
ersten Mal
ein
Donativ
'^'^
Julian als AlleinheiT.scher.
9.
325
versprochen; es betrug je fünf Solidi und ein Pfund
Kopf des Gemeinen, das
Silber auf den
in
5
unserem Gelde etwa
stattliehe
Summe.
nachdem
ganz
eine
also
Wahrscheinlich wurde
sie bezahlt,
er sich
Constantiuopels und seiner Schätze
bemächtigt hatte.
In Antiochia verteilte er eine neue
Gabe und benutzte
dies,
Glauben zu gewinnen.
Kaiser jedem
10
127 Mark,
zusammen
sind
um
Empfänger für seinen
Der Sitte gemäss übergab der
die
Soldaten persönlich das Geldgeschenk;
daneben aber war ein Altar
dem
aufgestellt, auf
jeder,
ehe er es empfing, ein paar Körner Weihrauch ver-
brennen
Die meisten taten dies ohne Be-
musste.
denken, und die wenigen, in denen Zweifel sich regten,
folgten
15
doch der Masse,
ihnen
dass
klar,
sie
dass keiner
so
Doch
schlössen zu haben scheint.
durch
sich
ausge-
später machte
dies
heidnische
Christus abgesagt und ihre Seele den
man
Opfer
Dämonen
ver-
schrieben hätten. Einzelne sehr eifrige Christen suchten
darauf den Kaiser auf, warfen ihm das Geld vor die
20
Füsse und verlangten, durch die Weihe des Martyriums
von ihrer Todsünde gereinigt zu werden-, Julian aber
tat
ihnen
nicht
den Gefallen,
sondern
nur mit Entlassung und Verbannung.
25
bestrafte
sie
Sein Zorn über
diesen Bruch
der Disziplin wurde durch die Freude,
dass ihrer so
wenige waren, bei weitem überwogen.
dass das Heer in seiner ungeheuren
Denn
er
sah,
Mehrzahl zum
war und dass er
diejenigen, welche ihn weigerten, werde entlassen
können, ohne damit seine Truppenmacht wesentlich
^0
Opferdienst
bereit
zu vermindorn.
Noch
viel
einfacher
erwies
des zivilen Beamtenstandes.
sich
Denn da
die
Reinigung
Julian ohnehin
Zehntel desselben entliess, fiel es ihm nicht
schwer, nur solche Männer zurückzubehalten, die ent-
neun
326
V. Dio Coiistaiitiiiisclie Dynastie.
weder dem
.ilteii
waren oder
(ilauben treu geblieben
ihr Christentum abschworen.
Gegen
die Lehrfreiheit schritt er erst in Antiochia
angenehm
dem
auf den Rat des Libanius,
vielleicht
ein,
Konkurrenten
wenn
konnte,
sein
christlichen
5
Dessen Schriften hatte er
würde.
los
seine
er
nur
es
Knabe bewundert und studiert (S. 207); als
Jüngling war er mit ihm in Briefwechsel getreten,
schon
und
als
als er ihn in
Antiochia persönlich kennen lernte,
gewann der berühmte Redner schnell
Am
Einfluss.
keiner
sich
17.
als
Juni
verfügte
3()2
Lehrer
einer
in
ihm grossen
bei
Julian,
Stadt
lo
dass
niederlassen
dürfe, ehe er durch einen Beschluss ihrer Decurionen
als
anerkannt
wüi'dig
bestätigt habe.
sei
ausgeschlossen,
prinzipiell
und der Kaiser denselben
Damit waren
die Christen noch nicht
wohl aber konnte dies
i5
in
jedem einzelnen Falle geschehu. Schon in diesem
Gesetze war es ausgesprochen, dass bei einem Lehrer
der Jugend in erster Linie die sittlichen Eigenschaften,
erst in zweiter die rednerische
zu ziehen
sei.
Befähigung
Edikt,
dessen Wortlaut uns noch
so
des
20
dem vielbesprochenen
erhalten ist.
Der
aus nnd gelangte so zu
Unterricht,
Betracht
Sehr bald spann Julian diesen Gedanken
weiter
Bildung
in
bezwecke nicht nur
erklärt er darin,
Geistes,
sondern
anch
des Charakters
2,7
und dürfe daher nur von aufrechten und wahrheitsliebenden Männern
liche
Lehrer
beispiele
erteilt
heidnische
interpretierten,
verwerfen
müssten,
Wahrheit,
die
sie
so
als
Sie dürften daher nicht
Wenn
werden.
Schriftsteller
deren Inhalt
liege
sittlich
darin
aber christals
eine
innere
dazu
hätten,
an
Un-
minderwertig erweise.
mehr Homer und
die andern
Klassiker behandeln, sondern könnten sich,
Lust
Muster-
prinzipiell
sie
Matthäus
wenn
sie
und Lukas halten.
so
Julian als AlleiDlierrscher.
9.
Wie man
waren
sieht,
damit
327
Christen
die
nicht
von der Inter-
eigentlich von der Schule, sondern nur
pretation der heidnischen Schriftsteller ausgeschlossen;
da aber die ganze Methode des Unterrichts an diesen
5
war und man eine andere zur Zeit nicht
kannte, wurde damit ihre Lehrtätigkeit dennoch lahmausgebildet
So
gelegt.
ist
denn auch dies Gesetz
von
derselben
den
Zeitgenossen
und ohne Zweifel war
Am
10
dies
als
Verbot
ein
worden,
aufgefasst
im Sinne des Kaisers.
Schlüsse des Ediktes erklärt
er,
der christ-
Jugend den Besuch der übrigbleibenden Schulen
nicht untersagen zu wollen.
Aber wenn er dies aus-
lichen
hervorhebt,
drücklich
i:t
so
ergibt
dem Gedanken
dass er sich mit
schon
sich
eines
botes getragen hatte, und wenig später
zur Reife gediehen.
heidnische
Lehrer
daraus,
Ver-
solchen
ist
er bei
ihm
Anfangs mochte er glauben, dass
die
Schüler
zu
Glauben
ihrem
zurückführen würden; doch hatte die Erfahrung dies
längst widerlegt.
20
die bei Libanius
kaum
einer
Denn von den
abgefallen,
vielmehr benutzten
von jenen erlernte Redekunst,
nur
um
so
zahlreichen Christen,
oder Themistius gehört hatten, war
um
das
wirksamer zu bekämpfen.
verhindern, erliess er ein neues Gesetz.
25
so sagte er darin, sollten künftig nicht
Heiden Dialektik und Redekunst lernen,
die
Heidentum
Um
dies
zu
Die Christen,
mehr
um
bei den
sie
gegen
Lehrer auszubeuten. Gründe und schön griechisch
Reden gehöre denen, welche die Götter verehrten; die
Christen verachteten Gründe und Bildung; ihre ganze
Weisheit sei: „Du sollst glauben!"
Daher solle es
ihren Kindern nicht mehr gestattet sein, die heidnischen
Schulen zu besuchen. Doch ist dies Gesetz wohl kaum
zur Durchführung gelangt, weil es erst den allerletzten
Monaten von Julians Reffieruno; an<>'ehören kann.
ihre
."0
sie
^'-
328
Constaiitiriisclic J)yiia.sti(;.
l'i''
Obgleich diese
was
festlegten,
I5estiiiiinuiigen
mir das
gosetzlicli
die Christen theoretiscli ininiei' gefordert,
praktisch freilich jiie durchgeführt
liatteii, wurden sie
von diesen doch als grimmigste Tyrannei verschrien.
Sie jammerten, dass sie dadurch aller Bildungsmittel
beraubt und auf ewig mundtot gemacht würden,
•''
während vielmehr, wenn jene Edikte Dauer gehabt
hätten, sie nur hätten zur Folge haben können, dass
eine christliche Bildung an die Stelle der heidnischen
Noch unter .lulians kurzer Begierung
Konsequenz von den beiden ApoUinaris,
getreten wäre.
wurde
diese
Um
Vater und Sohn, gezogen.
]ü
dem grammatischen
Unterricht eine neue, christliche Grundlage zu geben,
brachten
die Bibel
sie
Maasse,
zum
zum
Verse, und zwar
in
Hexameter, zum Teil
in
in
Teil
möglichen lyrischen
alle
Teil auch in dialogisch dramatische
v,
Form.
Schön werden diese Hastprodukte nicht gewesen sein;
doch um an ihnen Grammatik, Versmaasse und Redeformen zu lernen, waren sie jedenfalls gut genug,
und mehr brauchte mau
Denn den
tatsächlich nicht.
Christen Avar es ja nicht verboten,
Homer und
20
Sophokles,
und Demosthenes zu lesen, sondern nur, sie
dem
und rhetorischen Unterricht zu
Grunde zu legen, und ihrem Verständnis hätte es
Piaton
grammatischen
wirklich nichts geschadet,
mehr
in
wenn man
gepaukt
der Schule
gebrauchte Lehrmethode, die
kaum
hunderten
er die Christen
zuarbeiten,
können.
gross,
in
um
so
Doch
dies
derselben
seit
künftig nicht
Wenn
mehr
als
zu Fall
gezwungen
hätte ihnen
:5
ab-
fünf Jahr-
das
gekommen wäre
hätte,
eine neue aus-
nur zum Segen sein
die geistige Trägheit der Zeit
einzusehn.
Form
die
nennenswerte Veränderung er-
durch Julian
fahren hatte,
und
eine
sie
hätte.
Sobald
man
war zu
mehr
nicht
Bilduno- erwerben konnte, wie die
so
9.
Julian als Alleinlierrscher.
329
Väter, Grossväter und Urahnen es getan hatten, meinte
man, ganz bildungslos bleiben zu müssen, und begrüsste
es
als
einzige Rettung,
diese Befürchtung zu
5
Tod
dass der frühe
Ecke ge-
Arbeit der beiden Apollinaris wurde in die
Homer wieder
worfen, der
man
trottete
auf den
Julians
Die mühsame
Schanden machte.
auf den Tisch gelegt, und
gewohnten Wegen weiter im
nralten Schlendrian.
Mochte Julian auch den Standpunkt seines Piaton
10
teilen,
dass das Gesetz der oberste Herrscher im Staate
sein müsse, darin blieb er doch der römische Despot,
dass er niemals zögerte, aus rein persönlichen
von allen Gesetzen, auch von
nahmen zu
15
seinen
Gründen
Aus-
eigenen,
So wurde dem Proaeresius
gestatten.
in
Athen, obgleich er Christ war, die Fortsetzung seiner
Lehrtätigkeit gestattet; doch wies er diese Bevorzugung
vor seinen Glaubensgenossen stolz zurück.
erwies sich der Kaiser gegen
kannte und schätzte,
20
Caesarius,
aber
als
für
galt
der Götter
z.
manche
Gebieter:
ihn der Grundsatz,
seine
sonst
B. o-eoen Aetius und den Arzt
haldvoller
auch
Auch
Christen, die er
Freunde
im
aligemeinen
dass die Freunde
sein
müssten.
Wie
Beamten anwies, die Christen zwar nicht zu
bedrücken, aber wo sich dazu Gelegenheit biete, doch
er seine
2.")
Heiden zu bevorzugen, so verfuhr auch er selbst.
Za Beamten ernannte er nur seine Glaubensgenossen,
die
vor allem solche, die sich durch irgend welche
literari-
schen Leistungen bekannt gemacht hatten, und diese
Art des Vorgehens erwies sich als höchst erfolgreich.
30
Um
Amter oder Geschenke zu erlangen, Hessen Un-
zählige, darunter selbst einzelne Bischöfe, sich
bekehren;
auch jener Sophist Heceboliiis, der, weil er Christ war,
den Knaben Julian hatte unterrichten dürfen
fiel
Jetzt
dem Manne
zu
Liebe
(S. 206),
zum Heidentum
ab.
V. Die Constantiiiische Dynastie.
330
Als der Kaiser
war, warf er sich dann wieder vor der
tot
Kircliontür in den Staub, schrie den Vorübergelienden
zu:
„Tretet mich unter die Fiisse. das Salz, das faul
«geworden
und
wird
gewiss
die
ist!"
J)ussfertigkeit
Christengemeinde
.lulians
durch
haben.
erzielt
eine
rührende
so
Wiederaufnahme
Und wie
in
unter seinen christlichen Nachfolgern
wurde,
die
wieder
auch bei
vielen
seiner
Beamten und Freunde das Heidentum
nicht
länger
christlich
als seine
so dauerte
w
kurze Regierung.
Während Soldaten und Beamte,
kräftigste
und
der
geistig
:>
das Heer
der
höchstgebildete
Reichsbevölkernng, indifferent genug waren,
physisch
Teil
der
um
den
Religionswechsel ihres Herrschers mit Gleichmut hin-
zunehmen und
äusserlich
mitzumachen,
rief
er
in
\r>
anderen Schichten eine Gährung hervor, die sich auf
beiden Seiten,
in
Ägypten
die
der
heidnischen wie der christlichen,
rohen Gewalttaten Luft machen
in
erste
sollte.
Und wie
den religiösen Wirren dieser Zeit immer
Rolle gespielt hatte, so übernahm es auch
20
diesmal die Führung.
In
dem bunten Völkergemisch,
das die Länder
des Reiches füllte, sind die Ägypter derjenige Teil,
der
allen
andern
am
meisten fremd und abstossend
und dessen Charakterzüge uns deshalb am
lebhaftesten geschildert werden.
Denn was uns gewohnt und vertraut ist, beschreiben wir nicht, sondern
nehmen es als selbstverständlich hin. Während die
erschien
andern Provinzen
schaften
oder
aus
kleiner
den Gebieten
2.>
wilder Völker-
Stadtrepubliken
zusammen-
gewachsen waren, beide der Freiheit gewohnt, ehe
Rom sie unterwarf, hatte Ägypten seit dem ersten
Anfang der bekannten Geschichte unter einem Despotismus gestanden, der ebenso hart und vielleicht noch
30
Julian als AUeinherrseher.
9.
331
So hatte
härter war, als die Herrschaft der Caesareu.
man
mehr
sich hier seit
Regierungsform angepasst,
5
viertausend Jahren einer
als
in
des Kelches sich erst
seit drei
Freilich
auch
hatte
sich
Unterwürfigkeit
bei
dem
ihnen
in
geimg
schnell
aber doch nicht so
welche die andern Teile
Jahrhunderten einlebten.
knechtische
die
entwickelt,
das schon seit der Zeit,
Volke,
wurzelte
angeerbten Instinkten, wie
tief in
wo
es
die
Steinblöcke zu den Pyramiden herbeischleppen musste,
10
den
zur Sklaverei
gezüchtet war.
Solange
Römern noch
ein kleiner Rest
von republikanischem
Empfinden
sich
bei
hatten sie daher die Ägypter als
erhielt,
eine niedrigere Menschenrasse tief verachtet.
Als alle
anderen Provinzen längst im Senat vertreten waren,
15
blieben sie noch von
öffnete
ihm ausgeschlossen; erst Caracalla
Und je mehr die übrige
ihnen seine Tore.
Reichsbevölkerung
in
Knechtschaft
versank,
desto
höher stiegen jene an Achtung und Einfluss, ja
20
dem
dritten
von
geistiger
früher
ihr
Vorzug,
Jahrhundert konnten
sie
seit
sogar eine Art
übernehmen.
Denn was
Schimpf gewesen war, wurde jetzt ihr
dass
Führerrolle
sie
nämlich
den Zuständen,
die
sich
unterdessen im Reich entwickelt hatten, so gut angepasst waren, wie keines seiner anderen Völker,
25
am
wenigsten die neueingewanderten Barbaren und deren
Nachkommen.
Der Ägypter verstand
es
meisterlich,
sich
zu
ducken und Mächtigen zu schmeicheln. Aber weil er
sie ängstlich und tückisch belauerte, hatte er auch
30
ein scharfes
Auge
für ihre
Schwächen und rächte
sich
gern für seine Unterdrückung durch giftigen Spott.
Um
dieser Lust
Gefahren
waren,
nicht,
dass ein
zu
frönen,
die freilich
Witzwort,
scheute
er
auch ernste
sehr dadurch vermindert
von
einem
aufgebracht,
332
^'-
von Tausonden
schnell
bald
mehr
Denn auch
nicht
war.
dass
mau
sich
Dynastie.
Coiistaiitiiii.sclie
1^'t!
wem
wusste,
von
darin
zeigte
allein
der Masse versteckt,
und man
nachgesagt wurde
ausgegangen
es
der
sich
Kechtssinn,
nicht leicht vorwagte,
um
aber in
Ägypten
so kecker wurde.
war daher das klassische Land der Krawalle und
Kevolten; man schlug sich tot um Sänger und Circuskutscher, wie um Bischöfe und Dogmen, ja der kleinste
Zank von Privatleuten konnte genügen, um auf beiden
Seiten Parteien anzusammeln, die nicht eher ruhten,
Wurde dann ein Einzelner
als bis Blut geflossen \var.
gefasst,
so
setzte er
•"'
lo
der Obrigkeit die zäheste Kraft
passiven Widerstandes entgegen; selbst auf die Folter
gespannt,
dass
er
blieb
und starb
hartnäckig
er
Schon
bekannte.
seit
lieber,
als
Pharaonenzeit
der
i.'»
wurde durch eine schonungslose Finanzwirtschaft aus
dem Volke
so viel
hergeben konnte.
sich
Geld herausgepresst, wie
es irgend
Gerade deswegen aber hatte man
gewöhnt, niemals gutwillig zu zahlen, und
Ägypter
galt es fast als Schande,
wenn
er
dem
noch nicht
20
wegen Steuerverweigerung ausgepeitscht war.
Den
Beamten betrachtete man als natürlichen Feind, war
aber doch so gewohnt, nur von seinem Willen Glück
oder Unheil zu erwarten,
dass
man
und Pest ihm Schuld zu geben
selbst
pflegte.
Misswachs
Je
gründ-
2.1
lieber das echte Kechtsgefühl unter jahrtausendelanger
Willkürherrschaft erstorben war, desto eifriger suchte
man den
Schein des Rechtes für sich auszubeuten und
war daher immer
einen
Vorteil,
ob
bereit zu prozessieren, sobald
rechtmässig
davon erwarten konnte.
bestochen, so lauerte
um ihm das
Kaum war Julian
ßel,
man
Und
oder
hatte
man
unrechtmässig,
man den
darauf, dass er in
Richter
Ungnade
Geld wieder abfordern zu können.
zur Alleinherrschaft
gelangt
und
ao
Julian als AlleiDlierrsclier.
9.
333.
damit die Sicherheit gegeben, dass die Kreaturen des
Constantius ihre Macht verloren hatten, so sammelten
ganze Scharen von Ägyptern in Constantinopel
und klagten auf Herausgabe der Geschenke, die sie
jenen gespendet hatten, um durch sie irgend eine
sich
'>
Gunst zu erlangen.
Vor diesem Andrang wusste sich
Er beschied
der Kaiser nur durch eiue List zu retten.
Bande nach Chalcedon, angeblich um dort
die ganze
ihre
10
Klagen zu hören, und
als sie glücklich alle jenseit
der Meerenge waren, verbot er den Fährleuten, irgend
einen Ägypter nach Constantinopel überzusetzen.
am
erliess er
1.
Februar 362
forderung derartiger Geschenke untersagte,
freite
in
sich
Dann
Rückund be-
ein Edikt, dass die
von der Entscheidung jener Ägypter-
so
prozesse, die ihn in unendlicher Zahl bedrohten.
Die Gewohnheit,
sich
demütig einer übermächtigen
um
Gewalt zu beugen und ängstlich
Gunst und Gnade
zu flehen, macht ein knechtisches Volk auch zu einem
denn was es seinen irdischen Herrschern
religiösen;
20
gegenüber gelernt
So
lischen.
hat, das übt es
gläubigem Fanatismus
alle
hervorgetreten.
Oxyrynchos war der Stör
der Hund.
rächten
die
Ägypter an
andern Völker des Römer-
Dies war schon in der Zeit des heidnischen
reiches.
Tierdienstes
25
auch vor den himm-
denn auch
übertrafen
Da
Den
heilig,
Bewohnern
von
denen von Kynopolis
diese ohne Gewissensbisse Störe assen,
indem sie einen grossen OpferHundebraten veranstalteten.
Daraus
sich jene,
schmaus
von
entstand ein blutiger Krieg zwischen beiden Städten,
30
bei
dem
mussten.
Wut
die
Und
römischen
Herrscher
diese Kreuzzüge
ausgekämpft, dass
Ruhe
schaffen
wurden mit solcher
man einmal
einen Getöteten
in kleine
Stücke zerschnitt, die die Sieger unter sich
verteilten
und roh verschlangen.
So waren denn auch
V- Die Constautiiiischc Dynastie.
334
die Christenverfolgungeii, die der I'übel von Alexaiulria
von ganz
sich auf eigoiie Faust gestattet hatte,
Grausamkeit
nierter
Christus
schmähen,
zu
gemacht,
sondern
oder
steinigte
gewesen;
lange
gegen
in
Arianer
die
nicht
raffi-
weigerte,
sich
gleicli
nieder-
man
ehe
gemartert,
verbrannte.
Christentums hatte dann
doxie
w^urde
wer
ihn
ü
Nach dem Siege des
den Kämpfen der Orthoderselbe
Fauatisnms
sich
unter anderen Schlagworten ausgetobt, und Athanasius
war
echter Ägypter sein
als
Doch
wesen.
würdiger Anführer ge-
diesem konservativsten
in
w
Völker
aller
war auch die alte Religion noch lange nicht erloschen,
und während die kirchlichen Parteien auf einander
losschlugen, benutzten die Heiden mit boshafter Freude
die
um
Gelegenheit,
auch ihrerseits bald der einen,
10
nun ein
Herrscher ihres Glaubens zur Regierung kam, waren
sie schnell bereit, nicht nur als Bundesgenossen der
Orthodoxen oder der Arianer in den christlichen
bald
der
andern
Prügeleien ihre
eigene
eins
auszuwischen.
Knüttel zu
Rechnung
frisch
Als
schwingen,
sondern
gewandt,
um
war
(S.
20
und fröhlich Krieg zu führen.
Jener Georgias, der den Alexandrinern
aufgezwungen
auf
156),
hatte
alle
als
Bischof
Mittel
an-
sich in der feindlichen Stadt zu behaupten,
damit aber nur grösseren Hass geerutet.
Um
durch
-j^
reiche Almosenverteilung einen möglichst grossen Teil
des Pöbels zu gewinnen, der ihm gegen seine zahlreichen
Feinde
als
Leibgarde dienen konnte,
hatte
er für die Finanzen der Kirche neue Einnahmequellen
zu erschliessen versucht und damit viele Privatinteressen verletzt.
Vor allem aber
hatte er dadurch auch
die Orthodoxen gewinnen wollen, dass er das Heiden-
tum
scharf bekämpfte.
Mithrasheilio-tums
Die Stätte eines verlassenen
war ihm von Constantius oescheukt
•!»
9.
Juliau als AlleiuheiTSolier.
335
worden, und er hatte hier eine Kirche errichten wollen.
man
für die Fundamente derselben die Erde auswar man auf die unterirdische Höhle des Gottes
gestossen und hatte darin Menschenschädel und andere
geheimnisvolle Symbole der Mysterien aufgefunden.
Diese hatte Georgius dem Heidentum zum Spotte
öffentlich ausstellen lassen und damit einen Aufstand
Als
grub,
'^
10
um
Christen
viele
umgebracht,
einzelne
den Tod ihres Erlösers zu parodieren, ge-
kreuzigt wurden.
Am
29.
August 358 war der Bischof
worden und hatte
kaum sein Leben gerettet. Bald darauf waren neue
Krawalle ausgebrochen, und nach zehntägigen Kämpfen
hatte Georgius am 2. Oktober 358 den verbündeten
Heiden und Orthodoxen weichen müssen, nachdem er
sich nur neunzehn Monate in Alexandria behauptet
selbst in
15
dem
bei
erregt,
sogar,
einer Kirche
überfallen
Erst nach fast drei Monaten (24. Dezember)
war es gelungen, mit Hilfe der Truppenmacht die
Ruhe herzustellen und die Kirchen den zurückhatte.
20
gebliebenen
Am
23. Juni
Klerikern
des
Georgius
zu
übergeben.
359 war dann jener Notar Paulus, den
Coustantius so gern zur Ausführung seiner Blutbefehle
gebrauchte, in Alexaudria erschienen und hatte über
die
2j
Feinde des Bischofs fürchterlich Gericht gehalten;
doch dieser selbst hatte sich noch nicht zurückgewagt.
Im Jahre 360 hatte der Dax Artemius nach Athanasius, in dem mau den Anstifter aller jener Unruhen
erkannte, in Alexandria gefahndet und einen Mönch,
bei
so
dem man ihn versteckt glaubte,
Auch diesmal aber waren
gespannt.
auf die
Folter
mit den Ortho-
doxen zugleich auch die Heiden heimgesucht worden.
Derselbe Artemius Hess den Tempel des Serapis ausrauben, und als die Anbeter des Gottes ihn verteidigen
wollten,
kämpfte er
sie
mit seineu Soldaten nieder.
\- Di'! foDstunliiiischi! Dynastie.
8;-}B
Unter
Schutze
dein
(h)8
(jreoi'giiis,
Mannes
dieses
des
Ilofhiger
wagte
Constantius,
bisher aufgehalten hatte, zu verlassen und
veniber3Gl wieder
in
um
genius vorüberging,
als
stehen.^"
Tage dauern,
sich
'iO.
Xo-
Seine
er gc-
die
am Tempel
er
rief er
auf offener
„Wie lange
seinem Gefolge zu:
noch
er
am
Da
am
langte
Nachricht an, dass Constantius
des
des neuen Herrschers
laut
Beinhaus
soll
dies
30.
November
tot
Da man
Bischof zur Strafe ziehe.
Stadt-
Strasse
die
lo
und sogleich
sei,
forderte das Volk mit lautem Geschrei, dass
man den
über die Entschlüsse
noch zweifelhaft war, glaubte
der Praefect diesem Verlangen nur soweit nachgeben
zu müssen,
s
den Zorn der Heiden von neuem
Denn
aufzustacheln.
wo
Alexandria einzuziehen.
Herrlichkeit sollte nur drei
schickt benutzte,
endlich
um
dass er GJeorgius,
ihn
vor der
1,5
Wut
des Pöbels zu schützen, gefangen setzte und Artemius
zu
seiner Verantwortung
an
das
Hoflager schickte.
Drohung ab, dass er bald wiederkehren und dann seine Rache nehmen werde, und
Dieser reiste mit der
Statt
ihn
erwartete
angstvoll
seiner
aber langte
das
Volk von
die
Botschaft
zum Tode
verurteilt sei,
begrüsst.
Heiden und Orthodoxe
rissen
den Bischof
Kerker,
schleiften
schlagend,
am
ihn,
20
Alexandria.
an,
dass
er
und wurde mit wildem Jubel
24.
mit
in
trautem Verein
Dezember 361 aus dem
Knütteln
durch die Strassen, bis er
auf
tot
ihn
los-
war,
und
25
führten dann den Leichnam triumphierend auf einem
Kamel durch die Stadt. Nachdem man den ganzen
Tag erst an ihm, dann an seinem toten Körper grausamen Mutwillen geübt hatte, wurde er am Abend
verbrannt,
sein«
Asche,
damit
man
sie
nicht
als
Märtyrerreliquie verehren köime, erst mit der Asche
von Tieren gemischt,
dann zum Uberfluss noch
ins
30
9.
Meer
hatten,
337
Auch zwei Beamte des
verstreut.
sich
die
Julian als Alleinherrscher.
durch
Übereifer
christlichen
Constantius,
ausgezeichnet
wurden mit ihrem Bischof vom Pöbel ermordet,
Julian wollte keine Märtyrer machen, aber
:»
wenn
seine Untertanen es taten, erzürnte ihn dies nicht gar
zu sehr.
Edikt,
Er
das
strafte
die Alexandriner nur
zwar ihren Aufruhr
durch ein
scharf tadelte,
zu-
gleich aber durchblicken Hess, dass er mit ihrem Eifer
für die Religion der Väter nicht ganz unzufrieden sei.
10
seine Beamten durften sich ohne Furcht Bedrückungen der Christen gestatten; führten diese bei
ihm Klage, so verwies er sie höhnisch auf die Lehren
Auch
der Bibel, dass
man
alle
weltlichen Güter verachten
und demjenigen, der uns auf
15
die rechte
auch noch die linke hinhalten müsse.
bewirkte, dass an
Backe schlage,
Dies Verfahren
manchen Orten, wo das Heidentum
noch stark war, der Pöbel die Kirchen und Märtyrergräber verbrannte oder schändete oder selbst einzelne
und Christinnen, die sich im Kampfe für
ihren Glauben hervorgetan hatten, ergriff und sie
unter scheuslichen Martern hinschlachtete, was regelChristen
20
mässig
ungestraft
blieb.
begannen
So
Dörfern und Städten die Christen zu
aus
vielen
fliehen.
Doch
sich durch das
25
andere waren kühner; jener Drang,
Martyrium ewigen Nachruhm auf Erden und einen
sicheren Platz im Himmel zu erwerben, der bei den
Circumcellionen Afrikas so wunderliche Blüten trieb
(Hl
S.
olG. 340), regte sich auch im Orient.
Wir sahen
schon, wie die Psalmensängerinnen von Antiochia den
30
Kaiser offen zu verhöhnen wagten und er sich an ihrer
Chorführeriu nur durch ein paar gesunde Ohrfeigen
rächte (S. 309); doch nicht in jedem Falle konnte er
so
gutmütig
man
sein.
Dem
Bilde des Herrscliers musste
Ehrfurcht erweisen; wenn aber die Cliristen neben
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
-0
338
V''.
iiiul
über ihm
sahen, meinten
zu
Die Cou.staiitini.schc Dynastie.
aui-li
sie,
seine Schutzgottlieiteii dargestellt
mit
dem
Manche
huldigen.
Kaiser auch dessen Götzen
daher
unterliessen
den
vor-
geschriebenen Gruss, und übereifrige Beamten glaubten,
nicht
dies
den er
Arethusa
zerstört
bauen zu
Der Bischof
ungestraft lassen zu dürfen.
Marcus von
weigerte
•"'
Tem])el,
auf-
Dieses Mal übernahm der heidnische
Pöbel die Bestrafung und führte
Brutalität durch,
einen
auf seine Kosten wieder
hatte,
lassen.
sich,
die
sie
mit der wilden
ihm eigen war und
Glaubensgenossen erschreckte.
selbst seine
i'>
Mitunter musste aber
auch die Obrigkeit mit Folter und Todesstrafe einso wenn Christen Götterbilder zerschlugen,
Tempel einrissen, Altäre umwarfen, oder auch nach
dem Brande des Apollotempels von Daphne, des vor-
greifen;
is
uehmsten Heiligtums der Autiocheuer, bei dem man
Auch
nicht ohne Grund Brandstiftung vermutete.
diese religiöse
Umwälzung
kostete
also
Blut
genug,
aber weniger durch deu Willen des milden Kaisers,
als
durch den Fanatismus seiner Untertauen.
Natürlich
hörten
zur
Freude Juliaus
auch
Streitigkeiteu der christlichen Sekten nicht auf;
jetzt
noch verdammten
sie
sich gegeuseitig
Coucilien und setzten Gegenbischöfe ein.
kam
es sogar zu
20
die
auch
auf ihren
In Edessa
einem Überfall der Ariauer auf die
'20
Valentiniauer, den Julian dadurch strafte, dass er das
Kirchenvermögen der ersteren einzog.
sich
seit
Denn wie man
den Zeiten Constantius gewöhnt
hatte,
dass
jede Partei den Kaiser auf ihre Seite zu bringen und
seine Macht für sich auszubeuten suchte, so rief
jetzt
auf.
man
auch den heidnischen Julian zum Schiedsrichter
Die Novatianer erwirkten durch ihn die Her-
stellung ihrer Kirchen, die Donatisten feierten ihn als
Hort der Gerechtigkeit,
und
in
Constantinopel voll-
ao
9.
339
Julian als Alleiuherrsclier.
führten die Spitzführer der Sekten vor seinem Throne
ein
io
einigermaassen zur
sie
Aber während man
bringen.
h
ihm kaum durch derbe
solches Gezänk, dass es
Scheltworte gelangt,
christlichen
Kaiser
mit
oft
Ruhe zu
die Entscheidungen der
Füssen
getreten
hatte,
wurde dem heidnischen fast immer gehorcht, weil er
sich nicht als Sohn der Kirche fühlte und sein Zorn
daher mehr zu fürchten war.
Vor allem trat dies in dem Verhalten des sonst
Auch nach
so kampfesfreudigen Athanasius hervor.
der Ermordung des Georgius kam er nicht eigenmächtig nach Alexandria, sondern wartete geduldig
ab,
15
ein
bis
ausdrücklich
dazu
Gewalttaten
gegen
aufforderte.
obgleich
sein,
pflegten,
Arianer
die
sonst
die
seine
diesmal unterblieben
einen
Gegenbischof
sich ausAber wenn auch seine
nahmsweise musterhaft benahm, konnte er sich doch
nicht weigern, den Frauen heidnischer Beamten auf
ihren eigenen Wunsch die Taufe zu gewähren, und
wie sonst, gewalttätige Über-
diesmal kosteten nicht,
sondern
griffe,
Amt.
sein
25
scheinen
die
Gemeinde
wählten.
20
Auch
Andersgläubige,
Rückkehr zu begleiten
zu
von Ägypten ihn
Edikt des Praefecten
eine
Nachdem
berechtigte
er
kaum
Bischofsitz inne gehabt hatte,
Pflichterfüllung
acht
wurde am
ihn
Monate seinen
Oktober 362
24.
dem dieser erManne zwar die Rückkehr
aber die Ausübung seines
ein Edikt des Kaisers veröffentlicht, in
dem
klärte,
nach
streitbaren
Alexandria,
nicht
Amtes gestattet zu haben, und abermals
Verbannung verfügte. Unter Oonstantius hatte
früheren
80
seine
ein
solcher Befehl nienuils zur Ausführung
können,
ohne
y-eoeben
OD
hätte:
aller Stille,
dass
es
diesmal
vorher Mord
drückte
sich
kommen
und Totschlag
Athanasius
sobald das Edikt angeschlagen
war.
in
Es
V. Die ('onst;iiiti!iiscIi(3 Dynastie.
340
zeigte sich klar, dass cliristliche Kaiser dun l^ircliliclien
Wirren gegenüber
ohnniüclitiger waren,
viel
der ansserhalb dersellien
lieidniselier,
Wenn
kühl
beherrschte.
viele
glauben, gemeint hätte,
zum Christentum
so
Constantiii
ein
als
und
stand
sie
wie
wirklich,
durch seinen Übertritt
^
die Kirche besser leiten zu können,
wäre dies jedenfalls eine grobe Täuschung gewesen.
Gleichwohl
Julian
hatte
gewesen,
rascht
wie
von
seiner
Anfangs war er
Reform wenig Freude.
schnell
und
religiösen
selbst über-
mühelos sich die
lo
Bekehrung seines Volkes zu vollziehen schien; aber
nachdem die zweifelhaften Elemente der Christenheit,
in den
Monaten seiner Regierung sehr fügsam erwiesen
hatten, wurden die Fortschritte seiner Propaganda
immer langsamer und unsicherer. Denn was nach
namentlich die Barbaren seines Heeres, sich
ersten
dem
ersten
Massenabfall
übriggeblieben
i5
hing
war,
eben fester an seinem CHauben, und dieser war umso
schwerer
zu
erschüttern,
als
der
Apostaten unverkennbar zu treffen
holte
Zorn Gottes
schien.
den
Wieder-
20
Erdbeben suchten den Orient beim: eine grosse
rief Misswachs hervor, und als Julian
Trockenheit
töricht
liches
genug war, der Teuerung durch ein gesetzPreismaximum steuern zu wollen, wurde sie
natürlich
noch
ärger;
von seinen Beamten,
bekehrt hatte und die sich seitdem
als
die
er 25
ganz besonders
Heiden gebärdeteu, starben zwei, darunter sein
mütterlicher Oheim Julianus, unter Umständen, die
eifrige
ihren
Tod
als göttliche
Strafe erscheinen Hessen; der
Wiederaufbau des Tempels von Jerusalem wurde durch
ein scheinbares
von
Daphne,
Wunder
w^ie
die
unterbrochen,
Christen
das Heiligtum
behaupteten,
durch
Feuer vom Himmel eingeäschert. In Antiochia sagte
man laut, man habe es unter der Herrschaft der Buch-
so
Kappa und
Stäben
341
Juliau als Alleiulierrsclier.
9.
Chi,
d.
li.
und
unter Coustantius
Christus, denn doch besser gehabt, und beugten sich
Yornehmen knechtisch vor dem Herrscher,
wo der Einzelne sich
die
so
überschüttete ihn das Volk,
5
Masse
der
sicher
Buch
schrieb
ein
anderes
gegen
gegen
Da
und
Er
und
ein
damit
überzeugte
musste er es
in
und Hohn.
Antiochener
die
Christen
die
keinen.
natürlich
mit Spott
fühlte,
als
Freude und
Erlösung begrüssen, dass ihm noch ein frischer, fröhio
lieber Krieg winkte, der ihn aus der Mitte des gross-
Christenpöbels befreite und
städtischen
ihm
die
Ge-
legenheit gab, seinen Heldenmut, wie er ihn in Gallien
auch an der Ostorenze des Reiches zu
hatte,
o;ezeio;t
bewähren.
Auch zu den Persern war
J5
die
Kunde von
Feldherrngabe und Kriegsglück gedrungen.
Mesopotamien
war,
blösst
In Antiochia
20
von ihm,
Doch
daher
ent-
er sich erbot, Gesandte zu schicken,
unterhandeln
sollten.
hin
und
Boten, es bedürfe keiner Gesandten, da
dem Könige
Nach
machen
dem Schimpf und Schaden, den
bald selbst einen Besuch zu
all
schwacher Yorgäuger durch die Perser
erlitten
er einen
Rachekrieg für eine Forderung
römischen Ehre.
Aber den Spuren Alexanders
hatte,
der
Truppen
empfing der junge Kaiser einen Brief
dem
dem
gedenke.
sein
von
Sapor nicht gerührt.
Julian warf das Schreiben verächtlich
erklärte
2ö
Constantius
sich
über einen festen Frieden
die
er
in
durch
hatte
Julians
Obgleich
hielt
zu folgen und das feindliche Reich ganz zu erobern,
50
wie es Constantin wahrscheinlich geträumt hatte,
nie seine Absicht gewesen.
nach Tarsus ergehen
liess,
ist
Schon dass er den Befehl
die Stadt für seine nächsten
YV^interquartiere auszurüsten, bietet den sicheren Beweis,
jdass er
nur einen kurzen Sommerfeldzug vorhatte, also
342
^^'
Constaiitinisclie Dynastie.
l^'fi
nicht daran dachte,
wo
tief ins
Innere des Perserreiches,
möglich, bis nach Indien vorzudringen.
Audi
liätte
er das (Jebiet, das er durchzog, nicht so schonungshjs
wenn
verheert,
er beabsichtigt hätte, es künftig selbst
zu beherrschen.
Offenbar wollte er den Krieg gegen
die Perser nicht anders führen, als er es in Gallien
'^
den Germanen gegenüber gewohnt war, und den Tigris
nur zu demselben Zwecke überschreiten, wie früher
Durch gründliche Verwüstungen
den Rhein.
die
Feinde belehrt werden, dass
zu
sinnig
mag
es
brechen.
alle
Als
erreichbares
ihm vorgeschwebt haben,
Persien
in
Denn Hormisdas,
konnte.
nicht
lo
ihnen
Lust verlieren, ihn leichthöchstes
König einzusetzen, auf dessen Ergebenheit
rechnen
sollten
Römer
wenn er
die
und dadurch,
ungestraft reizen dürfe,
den Frieden gewährte,
man
ein
Ziel
einen
er sicher
Prinz
icr
des
Sassanidenhauses, der aus seiner Heimat hatte fliehen
müssen,
das Heer und leistete ihm durch
begleitete
Landes und der Sprache wichtige
seine Kenntnis des
Dienste.
so
Gelang
es,
Sapor zu töten oder zu entthronen,
mochte jener zu seinem Nachfolger bestimmt
doch soviel wir sehn können, waren ihm
Sinne
keine
Frieden mit
Yersprechungen
dem
gemacht,
derzeitigen Könige
in
20
sein;
diesem
sodass
ein
immer möglich
blieb.
20-
Viele kleine Völkerschaften boten ihre Hilfe an;
doch wurde
sie bei
zurückgewiesen.
den meisten
Julian
in freundlicher
erklärte
stolz,
Rom
Form
müsse
seine Bundesgenossen schützen, nicht von ihnen Schutz
erwarten; sein wirklicher Grund dürfte gewesen sein,
dass er sein Heer, dessen Verpflegung ohnehin nicht
leicht
war,
nicht
durch
Mitläufer
belasten
wollte,
deren Kampfweise ihm unbekannt war und auf deren
Tapferkeit und Treue er sich nicht verlassen konnte.
so-
343
Julian als Alleinlieirscher.
9.
Nur Arsaces von Armenien, dessen Königreich schon
duvcli
seine Lajre für den Krieo- wichtio- werden
konnte, wurde zugelassen und später noch einige
Saracenenstämme,
kleine
5
und zu
Aufklärung
An
waren.
auf ohne
die
er
eigenen
die
die
leichte
als
Reiter
Truppen
bot
er
Rudermannschaft der
83000 Mann
grossen
Flotte,
Samosata und auf andern Werften
bei
zur
brauchbar
Überfällen
schnellen
am
Es waren 50 Kriegsden Brückenbau, 600 Trans-
Euphrat hatte erbauen lassen.
10
ebenso viele für
schiffe,
500
portschiffe
und
Gegenden
noch
Flösse,
heute
nötig, weil sie
es
in
jenen
auf luftgefüllten
Nahrung
nicht nur die
das Heer,
für
sondern auch die zahlreichen und schweren Belagerungs-
maschinen tragen mussten.
zu
erst
erbauen,
umschlossen
hatte
Aber da Julian auf
20
wie
ist,
So viele Fahrzeuge waren
Lederschläuchen ruhten.
v>
die,
üblich
und
die
höchsten Wert legte,
man
sonst
feindliche
Stadt
Diese pflegte
wenn man
eine
Übergabe weigerte.
Schnelligkeit des Erfolges den
die
sie
nahm
er
sie
soweit fertig mit,
dass sich auch gewaltige* Türme in kürzester Zeit aus
ihren Teilen zusammensetzen Hessen.
Überhaupt war der Feldzugsplan genau erwogen
und
25
seine
Ausführung
Kaiser bewahrte darüber
Späher
des
sorgfältig
tiefes
vorbereitet.
Der
Geheimnis, damit nicht
Feindes davon Kunde erhielten.
Selbst
König von Armenien erfuhr nichts
davon, sondern wurde nur angewiesen, seine Truppen
der
verbündete
bereit
so
Denn
und weitere Befehle zu erwarten.
war darauf angelegt, die Perser zu über-
zu halten
alles
raschen und dort anzugreifen,
wo
sie es
am
wenigsten
vermuteten.
Constantius hatte für seine Feldzüge gewöhnlich
Edessa zum Ausgangspunkt gemacht.
Von
dort führte
^-
344;
über
r^i*^
Coiistaiitiiiisclie
kürzeste
der
Nisibis
Uynastic
Weg
an
die
persische
Grenze, und dieser bot zugleieli den do|>pelten Vorteil,
man
dass
zu weit
von dem verbündeten Armenien nicht
sich
entfernte,
stützungen
um
von
empfangen,
zu
Nähe der Berge
dort mannigfache l'nter-
und
mithin
blieb,
dass
sich
man
leicht
der
in
">
auf ein
Terrain zurückziehen konnte, das für die Entfaltung
der
ungünstig
Kelterei
feindlichen
war.
Einem
so
vorsichtigen Feldherrn, wie es der verstorbene Kaiser
o-ewesen war,
mussten diese Gründe so einleuchtend
erscheinen, dass
auf dieser
Von
er,
Strasse
dorther
soviel
seine
mussten
also
können, immer
wir sehn
Feldzüge
angetreten
Perser
die
auch
hatte.
den
und er bestärkte sie in
während
des Winters auf
indem
er
diesem Irrtum,
diesem Wege Magazine anlegen Hess und zuerst,
nachdem er den Euphrat überschritten hatte, nach
Angriff
Julians
lo
erwarten,
15
Carrhae marschierte, das nicht sehr weit von Edessa
teilte er sein Heer und Hess
Führung
seines Verwandten
nur 18000 Mann unter
Procop und des Sebastian us gegen Nisibis vorrücken.
Es war zu hoffen, dass Sapor dies Detachement für
entfernt w^ar.
Hier aber
20
das Hauptheer oder doch für dessen Vortrab halten
und gegen dasselbe den grössten Teil seiner Kriegsmacht konzentrieren werde. Es sollte dann vor ihm
in die
25
armenischen Berge ausweichen und ihn möglichst
weit hinter sich herziehen, damit unterdessen JuHau
selbst
an einer uubeschützten Stelle
in
das feindliche
Bemerkte dann Sapor, dass
war,
w^andte
getäuscht
und
sich nach Süden gegen
Reich eindringen könne.
er
den Kaiser, so
sollten
Sebastianus
und Procop, mit
Arsaces von Armenien vereinigt, den Tigris in seinem
oberen Lauf überschreiten, zunächst die angrenzenden
Landschaften, die für besonders
reich
und fruchtbar
so
9.
Julian als Alleitiherrscher.
gründlich verwüsten
galten,
Wenn
vorsichtig folgen.
345
und dann den Persern
auch Julian
es unterdessen
gelungen war, das linke Ufer des Flusses zu gewinnen,
wurde das feindliche Heer in der Front von ihm
im Rücken von jenem Detachement bedroht
konnte
auf diese Weise, zwischen zw^ei Feuer
und
genommen, nicht nur besiegt, sondern ganz verso
5
selbst,
nichtet werden.
Dieser Plan wäre vortrefflich gewesen, wenn er
10
dem Zusammeuw^irken
nicht auf
zweier sehr weit von
einander entfernter Heere beruht hätte, das unter den
tausend Wechselfällen
sehr zweifelhaft
Sebastianus
15
eines
So
ist.
allerdings
grossen
ihre
Krieges immer
denn Procop und
erfüllten
nächste
Aufgabe,
das
Hauptheer der Perser solange aufzuhalten, bis Julian,
ohne von ihm gehindert zu sein, den Tigris überhatte;
schritten
zuges
für
den
aber versagten
weiteren Verlauf des Feld-
sie
Arsaces
ganz.
verwüstete
zwar, wie ihm das aufgetragen war, den blühendsten
20
Teil von Medien; aber da die beiden römischen Feld-
herren den Flussübergang nicht zu erzwingen wagten,
konnte er sich nicht mit ihnen vereinigen, und
allein
dem Perserheer
Hand
war
zu reichen,
25
Als
dieser
daher
zu folgen
er
zu schwach
die
Da
Julian
oder zu
Hilfe
die
furchtsam.
aus
Norden
sie aus.
und möglichst
er die Feinde überraschen
tief
ihr Gebiet eindringen wollte, ehe sie zu ernstlichem
Widerstände gerüstet waren,
so
so
erwartete
dringend brauchte, blieb
in
und
trat
er den Feldzug
in
einer früheren Jahreszeit an, als es sonst üblich war.
Schon
am
5.
März, ehe noch die Hegenzeit des süd-
lichen Winters ganz vorüber war, verliess er Antiochia
und gab gleich darauf den Befehl,
die Strassen,
die
nach der Ostgrenze führten, streng zu bewachen, da-
V.
I>-J(!
Constaiilinisclie Dynastie.
I)i('
mit kein Bote seines Ausmarsches
Docli bald erfuhr
zum Feinde
gelatif^o.
dass auch die Perser die Feind-
er,
seligkeiten schon eröffnet hatten; einzelne Keitertrupps
waren
den niu-dücheii
in
tamien eingefallen
und
'^feil
des riunischen Mesopo-
hatten
Man konnte vermuten,
dass
dies
Königs war; dessen Heer befand
es
zu
finden
erwartete
und
A'orhut
die
sich
gemacht.
also,
wo
des
Julian
lange
möglichst
.'»
fest-
So wurden ihm denn von Carrhae
zuhalten wünschte.
aus jene 18000
Beute
dort
Mann nach Osten
entgegengeschickt,
JO
während Julian mit den (15000 Mann, die ihm blieben,
sich nach Süden wandte und bei Callinicum den
Euphrat wieder erreichte.
Etwas weiter abwärts
holte ihn dann die Flotte ein und wurde angewiesen,
immer zur Seite des Landheeres zu halten. Auf
Weise wurde die Beweglichkeit desselben, da
der grösste Teil des Gepäcks zu Wasser folgte und
sich
i5
diese
es nicht beschwerte, sehr erhöht
<les
Vormarsches
des Erfolges sah.
nachdem
er
und jene Schnelligkeit
erreicht, in der Julian die Bürgschaft
Doch nahm
er
Grenze überschritten
Die Städte und Dörfer,
deren er sich bemächtigen konnte,
Nur
liess
Festungen
zwei
Übergabe aufforderte,
Tore öffnen, der
sie
ihre
zuge Sieger bleibe.
er alle nieder-
entgingen
Schicksal; ihre Einwohner erklärten,
als
man
vielleicht
raubend gewesen.
diesem
sie
Da
würden künftig demjenigen
auf steilen Flussinseln
sie,
wäre ihre
unmöglich, jedenfalls sehr
So
liess
sich
zeit-
denn Julian durch
jene Antwort zufriedenstellen und zog an ihnen vorüber.
Im
übrioen
25
zur
dem eben begonnenen Feld-
in
gelegen, sehr leicht zu verteidigen waren,
Eroberung
20
hatte, alles Ijaud, das er durch-
zog, gründlich zu verwüsten.
brennen.
Zeit genug,
sich
den Fluss Aboras und damit die persische
fand
man
die
Ortschaften
teils
so
9.
verlassen,
dem
Hessen
teils
347
Julian als Alleinherrsclier.
die Furcht vor
sich durch
sie
grossen Heer und seinen Belagerungsmaschinen
zur Übergabe bewegen, und ihre Einwohner wurden
in das
5
Stadt
und
Nur
Innere des Römerreiches abgeführt.
man
musste
Hand
gewaffneter
mit
obo-leich die Perser sie für
eine
erobern,
uneinnehmbar
hielten,
gelang es den geschickten Anordnungen Julians und
der
Tapferkeit
Soldaten,
seiner
10
kaum
gemacht;
Leben
um
liess,
ebenso
dass
sie als
man
man hier
wütete
Vorräte, die
man
einige
schleppen
konnte,
in
schöne Weiber
dem
flachen
fand, benutzte das
wurde
doch was
drei
alles nieder-
Sklavinneu fortzuführen.
auf
für seine Yerproviantierung;
15
schon
sie
Hier wurde
Tagen zu Falle zu bringen.
am
Und
Die
Lande.
Heer zunächst
es nicht
angezündet,
die
fort-
Dattel-
palmen und Weinstöcke abgehauen und hinter den
Truppen eine rauchende Wüste zurückgelassen. Die
Perser sollten schwer für das bestraft werden, was
das römische Reich unter der Herrschaft des feigen
-^0
Constantius durch
Wie
sie gelitten
hatte.
Julian erwartet hatte, wurde sein Vordringen
nicht durch
das Heer des Königs aufgehalten.
kleinere Abteilungen, die der Surenas,
heer der
der
Perser,
Römer
in
dieser
entfernten, mitunter gefährlich,
wagten
aber nicht, sich diesem selbst entgegenzustellen.
seinen Marsch aufzuhalten, durchstach
30
Nur
der Ober-
Gegend zusammengetrieben hatte, umschwärmten seinen Zug und wurden
den plündernden Scharen, wenn sie sich vom Hauptfeldherr
25
d. h.
man
die
Um
Dämme
der Kanäle, die zur Berieselung der Acker angelegt
Doch bis an
Knie im Wasser, ging er seinen Soldaten voran
und ermutigte sie so, ihm zu folgen. Als dann durch
waren, und überschwemmte das Land.
die
den feuchten Frühling geschwellt, die Flut noch höher
y- l^i« Constantinische Dynastie.
348
er aus den
stieg, liess
und Flösse
höchst
abgehauenen Palmen Briicken
herstellen
gefährliche
und
Euphrat und Tigris
sich
es einen grossen Kanal,
dämme
überwand
An
^Hindernis.
am
nächsten
auch
so
der
dies
Stelle,
wo
kommen, gab
den die Perser durch Stein-
•''
Der Kaiser Hess sie schnell
Wasser ergoss sich in sein altes Bett,
und eine Verbindung war gewonnen, um seine Flotte
gesperrt hatten.
beseitigen, das
in
den Tigris hinüberzuführen.
Bald
hielt
sie
unter
Mauern von Ctesiphon, und der Königsstadt
gegenüber lagerte das Heer, ermüdet durch viele
Strapazen, aber auch durch Beute bereichert und
voll kühnen Mutes, weil seinem jugendlichen Führer
-den
keine
Schwierigkeit
bisher
unüberwindlich
ge-
wesen war.
Hier
15
veranstaltete
um
rennen,
lu
Kampfspiele
er
und
Wett-
machen
von der Höhe
seinen Soldaten ein Vergnügen zu
und den Verteidigern der Stadt, die
hrer Mauern alles sehn konnten,
Zuversicht zu beweisen.
seine
freudige
Zugleich aber erreichte er
20
den Zweck, dass die Aufmerksamkeit der Feinde
von wichtigeren Dingen abgelenkt wurde. Denn mit
jenen Spielen verlor er keine Zeit, sondern liess
während derselben einen Teil der Transportschiffe
4;lamit
ausladen und dazu vorbereiten, sein Heer über den
Tigris
zu
Um
setzen.
Mitternacht
wollte
man
25
die
Perser im Schlaf überraschen; doch wurden die ersten
fünf
Schiffe, die
rekognoszierend voranfuhreu, bemerkt
und zwei davon
wahrnahm und
waren,
sei
das
die
in
Brand
gesteckt.
Als Julian
es
Truppen, die zum Angriff bestimmt
ängstlich zaudern sah, rief er ihnen zu,
Feuerzeichen,
das
ihm
das
Gelingen
dies
der
Landung melden solle, und freudig eilten sie in die
.Schiffe.
Drüben angekommen, vermochten sie den
oo
Juliau als Alleinherrscher.
9.
349»
Brand noch zu löschen und stürmten dann
das
steile
heeres
Da
Ufer hinauf.
im
noch
wirklich
inutvoll
der orösste Teil des PerserSchlafe
lag,
konnten
sie
wenn auch nach hartem Ringeu, festen Fuss
fassen, uud waren, als der Morgen anbrach, bereit,
den Feinden, die sich unterdessen ermuntert uud in
oben,
>
Schlachtordnung
den
gestellt hatten,
Kampf
zu bieten.
Obgleich diese auch Elefanten ins Feld führten, wurden
gründlich geschlagen und in die Stadt getrieben.
2500 Perser deckten das Feld, während die Römer,
die mit einem überraschten und verängstigten Feinde
zu tuu hatten und daher nur auf matten Widerstand
sie
10
stiesseu, nicht
mehr
als
75
Mann
einbüssteu.
Vielleicht
hätten sie mit den Flüchtenden zugleich in Ctesiphon
Vj
eindringen können,
dem Plündern
w^enn
die
meisten sich nicht mit
des Lagers und der Ijeichen, von denen
Goldschmuck trugen, zu lange aufo-ehalten hätten.
So wurden die wenigen, die das
geöffnete Tor gewannen konnten, durch ihren Führer
viele kostbaren
20
zurückgerufen,
gegen
nicht
w'eil sie
die
sich in der volkreichen Stadt
Übermacht
hätten
können.
halten
Doch war das
linke Ufer des Tigris gewonnen,
der Kaiser mit
dem Reste
und
des Heeres konnte an den
beiden folgenden Tagen ungehindert übersetzen.
Für
2')
die
Fortsetzung
des
der
Feldzuges,
so
glänzend begonnen hatte, war die Grundidee unwiderruflich gegeben.
Der Kaiser konnte
nicht anders, als
den Tigris aufwärts ziehn, weil nach den Befehlen,
die er
:w
dem
Procop und Sebastianus
diese auf
erteilt hatte,
linken Ufer des Flusses hätten sein müssen uud
er die Yereini<i,un<>' mit ihnen suciien musste,
kleine
um
ihre
Macht nicht schutzlos dem weit überlegenen
Feinde preiszugeben.
Wenn
er zeitweilig
tiefer
ins
Innere des Landes eindrang, so kann dies nur geschehu
V. Die Constanliriisclie Dynastie.
;}50
um Krünimungon dos Stromes abzuscluieiden,
vielleicht auch um seine Verheerungen weiter aussein,
zutlehnen und so die Perser gründlicher zu züchtigen.
Doch kehrte
auch weiter
und blieb
Zweifelhaft konnte nur
>
feststehenden Plan durchzuführen
Vor allem standen zwei Fragen zur Beratung:
habe.
sollte
dessen Nähe.
man jenen
wie
sein,
er bald an den Tigris zurück
in
man, wie
Festungen,
es bisher
namentlich
bewährt
Ctesiphon,
war mit der
stören? und was
so lange sie den
geschehn war,
alle
wo
und
zer-
Flotte anzufangen, die,
Euphrat liinabschwamm,
hatte, aber jetzt,
wichtigeren
erobern
sie
i'^
sich trefflich
den reissenden Tigris
aufwärts fahren musste, viel grössere Schwierigkeiten
zu überwinden gehabt hätte?
Die
war
erste
Frage war
Ctesiphon
leicht entschieden.
mehr
eine sehr starke Festung, die eine
reichende Zahl von Verteidigern in sich barg.
zunehmen, wäre nur
möglich
Zeit.
gewesen,
durcli eine langwierige
i5
als aus-
Sie ein-
Belagerung
und dazu hatte der Kaiser keine
Zudem konnte man jeden Tag den Anmarsch
20
des persischen Hauptheeres unter Führung des Königs
erwarten, und ihm
man durch
wo
Rücken
unter den Mauern der Stadt,
Ausfälle ihrer Besatzung auch im
bedroht war, die Schlacht zu bieten, wäre höchst be-
Da
denklich gewesen.
Absicht
hatte,
im
endlich Julian gar nicht die
Perserreiche
Stützpunkte
zu
25
ge-
winnen, sondern Ctesiphon, wenn es in seine Hände
gefallen wäre, nur zerstört hätte,
liche Preis der
mit sich gebracht hätte.
das
Heer,
das
entsprach der mög-
Belagerung nicht der Gefahr, die
sich
in
Es empfahl
die
möglichst weit hinter sich
zu
Stadt
ehe
selbst
mit es in diesen nicht eingreifen könne.
sie
vielmehr,
geflüchtet
lassen,
Entscheidungskampf gegen Sapor
sich
hatte,
man den
aufnahm, da-
so
Julian als Alleiiilierrsclier.
9.
Es
bedurfte
eines
also
351
Vormarsches;
schuelleii
dafür aber war die Flotte, die ihn auf den Euphrat
wirksam
so
schweres
r.
schnell
dass
weiter
sie
dem
auf
hatte,
Man
geworden.
Hindernis
Überläufer,
den
unterstützt
ein
durch
erfuhr
oberhalb
strömenden Wassern
Tigris
Ctesiphon
auf
mehr durch
nicht
Rudern vorwärts zu bringen sei. Man hätte sie also
durch Menschen und Pferde den Strom hinaufziehen
müssen, und dazu wären mindestens 20000 Mann
10
gewesen,
nötig
Schlacht
wäre
es
Julian
die
dann
Sapor
gegen
in
der
bevorstehenden
entbehrt
Auch
hätte.
zur Verteidigung der Flotte nötig
gewesen,
immer am Ufer des Flusses
und
Windungen desselben folgte,
was sein Vordringen sehr verlangsamt hätte.
Der
dass das Landherr sich
allen grösseren
hielt
15
Belagerungsmaschinen, die auf den Schiffen mitgeführt
man
wurden, konnte
dem König
20
nicht
mehr
man
nur noch mit
feste
Städte
ein-
nehmen wollte. Es fragte sich also nur, ob man das
Heer ohne die Kornvorräte der Flotte werde ernähren
können, und da man ein üppiges, wohl bestelltes Land
vor sich sah, auf
er
dem
das Getreide schon der Ernte
Julian auch dies für möglich.
So gab
den Befehl, die Schiffe mit Ausnahme von zwölf
harrte,
-'5
entbehren, da
schlagen,
hielt
Booten, die als Brückentraiu
werden
Als
sich
sollten,
man
auf
Wagen
mitgeführt
mit ihrem ganzen Lihalt zu verbrennen.
die
Flammen
aufsteigen sah, beniächtigte
des Heeres, das die Flotte als wertvolle Unter-
stützung seines Vormarsches hatte betrachten lernen,
30
eine angstvolle Erregung,
davon augesteckt.
seine
Kunde über
Er
die
und auch der Kaiser wurde
Überläufer, denen er
liess die
Stromverhältnisse
verdankte, auf die Folter spannen, und
sie
des
Tiüi-is
bekannten,
dass sie die Schwierigkeiten der Beri>fahrt absichtlich
352
Die Constantinische Dynastie,
^'-
übertriebon
Jetzt befahl er, eiligst zu löschen,
hiittoii.
Und
aber schon war es zu spät.
festigte
Soldaten in
die
dem
sein
Schwanken be-
(ilauben,
dass
grosso Gefahr über sie heraufbeschworen
das Heer in sehr gedrückter
trat
er
eine
habe.
So
Stimmung und mit
>
üblen Vorahnungen seinen Weitermarsch an.
Bald sollten
sich
sie
erfüllen.
Ein grosser Teil
Truppen bestand aus Galliern, Frauken, Alamaunen, Gothen von der Donau, die alle, an ein kühles
Klima gewöhnt, unter der drückenden Hitze des asider
atischen Binnenlandes furchtbar
Römer
Und wie
litten.
es
Mesopotamien gemacht hatten
(S. 277), so verbrannten jetzt ihre Feinde das Korn
und Gras auf den Feldern und Wiesen. Das Heer
musste durch eine Aschenwüste ziehn, in der es nur
früher
die
in
selten Gelegenheit fand,
tieren.
Und
sich
1.7
spärlich zu verprovian-
mit den Menschen hungerten die Pferde
immer
wurden
und
lo
weniger
geeignet,
gegen
schnellen Reiterscharen der Perser ins Feld
zu werden.
Und
viel grösserer
Kühnheit,
diese
die
geführt
umschwärmten den Feind mit
als sie
20
vorher in Mesopotamien
bewiesen hatten; denn die nahe Erwartung des Königs
Und
erhöhte ihnen den Mut.
bald
kam
dieser selbst
mit neuen grösseren Scharen von Reitern und Bogenschützen,
sie
die
neben und vor den Römern herzogen,
immerfort
bedrohend.
Fast
kein
Tag
25
verging,
ohne dass irgend ein Teil ihres Heeres, vor allem die
Nachhut mit dem Train, auf dem Marsch überfallen
wurde, und blieb Julian auch regelmässig Sieger, so
wurde doch sein Vordringen gehemmt und das Furagieren, wo es noch möglich war, durch diese Kämpfe
s.ehr
etwa
behindert.
um
eine
Und
entfernte
seiner
schneiden, so wurde
grossen
man durch
man sich vom
Krümmungen
Tigris,
abzu-
die persischen Führer,
3o
Julian als Alleinherrscher.
9.
man
deren
,
sich in
dem fremden Lande notgedrungen
bedienen musste, absichtlich irregeführt und tiefer in
die ausgebrannte
Wüste
hineingelockt.
dann Wieder an den FIuss,
5
353
mehr
fand
so
Und kam man
man dort nicht
Heer so reichlich verund musste weiter kämpfen und hungern.
Der Kaiser hungerte mit und kämpfte mit; vor
keinem gemeinen Soldaten wollte er etwas vorausdie Flotte, die früher das
-
sorgt hatte,
10
unermüdlicher Tätigkeit und mit keckem Preisgeben
Während
haben.
des ganzen Feldzuges hatte
seiner Person nicht nur alles
selbst
wo
auch mit eigener Faust
dies irgend möglich war,
dem Wege
auf
sondern
man
fand, hatte er persönlich rekognosziert
mehrmals der dringendsten LebensEinmal hatte er sogar an der
Spitze der Soldaten und von ihren Schilden gedeckt,
unter einen Hagel von Steinen und Wurfgeschossen
das Tor einer feindlichen Stadt einzubrechen versucht.
Und wie er, durch Wasser und Schlamm watend, sich
und
dabei
sich
gefahr
20
geleitet,
Jede feindliche Festung, die
kräftig eingegriffen.
lö
er in
ausgesetzt.
durch die Überschwemmungen des babylonischen Tieflandes
nicht
aufhalten
hatte
lassen,
so
hätte
er in
seiner kühnen Findigkeit wahrscheinlich auch aus der
neuen, schwereren Not einen
2j
es
ihm
sollte
Heere
2().
Juni
entdeckt. Doch
dem bedrängten
3(53,
als
die
Truppen
wurde dem Kaiser,
Marsche waren,
der
auf
dem
unter
den
gebracht,
dass
wieder einmal die Nachhut angegriffen wurde.
Die
Vordersten
30
sein,
Rettung zu bringen.
die
Am
Ausweg
vergönnt
nicht
dahinzog,
Hitze hatte ihn
zu
eilig,
um
die
veranlasst,
sicli
Nachricht
seine
Rüstung abzulegen;
wieder damit zu bekleiden, ergriff
und sprengte nach der gefähr-
er nur einen
Schild
deten Stelle.
Gleich darauf erfuhr
Seeck, Untergang
der antiken Welt.
IV.
er,
dass auch bei
23
V. Die Coustantinisclio Dynastie.
354:
(ier
Vorhut, die er kurz vorher verlassen hatte, der
Kampf ausgebrochen
und
Elefanten
Während
sei;
der
in
diese von den
dann erschienen Panzerreiter
linken Flanke des Heeres.
Römern
tapferem Kampfe
in
zurückgewiesen wurden, stürmte wieder Julian herbei
und trieb mit hoch erhobenen Händen die Seinen
zur
Verfolgung
eines
Reiters in
und
wurde
Da
an.
die
weggetragen,
der
ihn
traf
Seite.
Er
5
Wurfspeer
vom Pferde
stürzte
aber
verlangte
wieder, in die Schlacht zurückzukehren.
gleich
Doch
seine
10
schwindenden Kräfte erlaubten das nicht, auch war
Denn durch den
Anwesenheit überflüssig.
seine
zu
wildem Zorn entHerrschers
geliebten
Fall ihres
flammt,
und
warfen
doch das Feld,
bis
auf die Feinde
Soldaten
von
obgleich
behaui)teteu,
zingelt,
seine
sich
die
drei
umKämpfer
Seiten
Nacht die
i5
trennte.
man
auf einem Schild
in seinem Zelte
und
ins nahe Lager zurückgetragen
Hier traf er noch Verfügungen über
niedergelegt.
Unterdessen hatte
sein
Vermögen, das
Julian
er unter
seine
Freunde
20
verteilt
wissen wollte, und empfing die Nachricht, das einer
von ihnen,
Kampfe
sein
gefallen
weinende
Magister
war,
Umgebung
Officiorum
Anatolius,
mit bitterem Schmerz.
tröstete
er
im
Seine
heldenmütig;
sie
25
ihm nicht missgönneu, dass er jetzt zu
Die Philosophen
erhoben werde.
Maximus und Priscus, die ihn begleitet und ihm
dürften
seinen
es
Göttern
freudiges
Gelingen
prophezeit
hatten,
standen
an
seinem Lager; mit ihnen unterhielt er sich noch lange
über die Unsterblichkeit der Seele und die Freuden
des Jenseits, bis mit
dem
steigenden Blutverlust seine
Kräfte ihn verliessen und er gegen Mitternacht sanft
hinüberschlummerte.
so
9.
Wer
ist
355
jenen verhäuguisvollen Speer geworfen hat,
niemals aufgeklärt worden; doch schon gleich nach
mau sowohl bei den
auch im Lager Sapors, dass es keine
persische Waffe gewesen sei.
Denu die Feinde waren,
dem Tode
Römern,
5
Julian als Alleinherrsclier.
des Kaisers glaubte
als
der Kaiser
als
schon
fiel,
weit
zurückgedrängt;
er
stand mitten unter deu Seinen, und keiner in seiner
Umgebung wurde
Die
10
heidnischen
erschlagen oder auch nur bedroht.
Freunde
behaupteten
Julians
gewesen; die Christen verkündigten, dass Gott
Wenn
den Frevler getroffen habe.
Daphne durch Feuer vom Himmel
15
mit
Entschiedenheit, ein christlicher Soldat sei der Mörder
warum nicht sein Anbeter durch
Himmel? Doch dass aus seinem
tödliche Eisen in seine
nicht
nur
jener
der Apollo
von
vernichtet
war,
Speer
vom
einen
eigenen Heer das
ungeschützte Seite drang,
sondern
wahrscheinlich,
schauungen
selbst
sogar
Zeit
den
nach
höchst
ist
An-
entschuldbar.
Dass der Zorn des Herrn den Abtrünnigen verfolgen
20
müsse, war für jeden Christen selbstverständlich, und
in
Erdbeben, Misswachs und vielen anderen Zeichen
hatte
er
wie
schon,
sich
man
meinte,
längst ver-
Auch der Auszug in den Krieg war
von Drohungen des Himmels begleitet gewesen, die
raten (S. 340).
25
seine Philosophen
dem
behielten
einer
sie
der
Säulenhalle
50
ihren
ersten
gläubigen Kaiser freilich weg-
doch
zudeuten wussten;
für
die
unheilvollen
Stationen
des
zusammengestürzt
im Heer
Christen
Sinn.
Marsches
und
Schon auf
war eine
fünfzig
hatte
Bald darauf waren ebenso
Soldaten erschlagen.
viele
Trossknechte unter einem kolossalen Strohhaufen, der
über
sie fiel,
erstickt
barer Regensturm,
erlebt hatten,
worden.
wie
das Heer
die
in
Dann
meisten
hatte ein furcht-
ihn
nie
vorher
den Euj)hratniederungen
23*
V. Die Constantinische Dynastie.
356
heimgosuclit,
selioii
vorher der Blitz
einen
Soldaten
und zwei Pferde getroffen. Trotz aller dieser Vorzeichen war Julian glücklich bis über den Tigris
gelangt; dann aber schien ihre Unheihlrohimg sich
Als das Heer in Sonnenglut und Hunger
zu erfüllen.
müde dahinzog, immerfort von den Feinden bedrängt,
manchem
da konnte es
Gottes jetzt im Begriffe
scheinen,
und der Gedanke durfte
Herrscher zu entladen,
wachen,
ob
versöhnen
wenn der Zorn
dem abgefallenen
als
sich über
sei,
nicht jener Zorn
durch
Opfer
das
nach dem er verlangen musste.
sei,
j>
doch auch die Bibel (Joh. 11,50): „Es
ist
er-
zu
lo
Lehrte
uns besser,
eiu Mensch sterbe für das Yolk, denn dass das ganze
Volk verderbe". Jeuer Eine, dessen Tod allen vielleicht zur Rettung wurde, konnte nur der heidnische
Kaiser sein. Wer die Hand gegen ihn erhob, durfte
also glauben, eine fromme Tat zu tun, die ihm und
seinen Genossen Heil bringen müsse.
Christen
Heeres
des
sich
zum
Und
i'>
dass die
Heidentum
hatten
bekehren lassen, mochte viele von ihnen m.it reuevoller
Rachsucht erfüllen, und einer davon konnte, als
so
Julian ohne Panzer mit unbeschützter Brust vor ihm
Fügung des Himmels
und vorher waren Militärverschwörungen gegen ihn entdeckt worden; doch
was ihm endlich den Tod brachte, war kaum ein
stand,
dies
halten.
.
für
leicht
Schon
vorbedachter
eine
in Autiochia
Anschlag,
eher
sondern
ein
-'y
schneller
Entschluss der Verzweiflung.
So starb der
letzte heidnische
Kaiser der
Römer
wahrscheinlich als Märtyrer seines Glaubens, und mit
schamlosem Jubel wurde sein Tod und dann auch
die
traurige
begrüsst,
die
Himmelreich.
Niederlage
seines
kein
Vaterland
Über
sein
Heeres
kannten
Grab ergoss
von
ausser
sich
denen
dem
eine Flut
30
9.
Julian als Alleinherrsclier.
Schmähschriften;
christlicher
357
grosse
so
Licliter
der
Kirche, wie Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus,
Ephräm der
toten Löwen
5
Syrer,
haben
nicht geschämt,
sich
ist
gerechter gewesen.
Seine Schrullen und Wunderlichkeiten,
Mitlebenden lächerlich machten, hat
ihm
ein
ehrenvolles Andenken,
hafte Sympathie gewährt.
10
verdient als
entarteten
kraftvollem
Die spätere
ihre Eselstritte zu versetzen.
Nachwelt, auch die christliche,
er.
Denn
Zeitalter
in
war
Tatendrang,
Und
dem
sie
zum
die
ihn
den
vergessen und
selbst leb-
Teil
sie
besser
einem schwächlichen,
sittlich
er
ein
dessen
keiner hat
reiner
grösster
Mensch von
Fehler
verstiegener, aber ehrlicher Idealismus war.
ein
Zehntes Kapitel.
Kaiser Jovianus.
So treu das Heer seinem siegreichen Kaiser er-
geben war, rings umschlossen von feindlichen Scharen,
fand
keine Zeit,
es
einheitliche
feste,
Lage
gefährlichen
um
ihn
Führung
und
retten,
Xur
zu trauern.
konnte
aus
es
von
den
eine
seiner
Offizieren b
besass keiner ein so hohes Ausehn, dass alle übris-en
sich
ihm
willig
daher für nötig, sogleich
wählen,
und
die
drangen, dass
bestelle
und
Man
untergeordnet hätten.
man
einen
vereinzelten
hielt
es
neuen Herrscher zu
Stimmen, die darauf
zunächst nur einen Oberfeldherrn
die Kaiserwahl bis
lo
nach der Ankunft im
Freundeslande verschiebe, blieden unbeachtet.
Julian
hatte in seinen letzten Stunden absichtlich vermieden,
einen Nachfolger zu bestimmen;
da den idealen An-
forderungen, die er an einen Herrscher
stellte,
wohl
i5
Umgebung ganz entsprach, glaubte
Entscheidung dem Walten der Götter anheim-
keiner aus seiner
er die
geben
zu
müssen.
So
traten
Stunden nach seinem Tode
die
Beamten,
die
Offiziere
unter den Soldaten zur
denn
am Morgen
und
die
schon
wenige
des 27. Juni 363
Angesehensten
Wahl zusammen.
Da
Julian
Hof und Heer von Andersgläubigen gereinigt hatte,
muss die Versammlung fast ganz aus Heiden bestanden
haben, freilich zum grossen Teil aus neubekehrten;
20
Kaiser Jovianus.
10.
scheint
(loch
ihr
Offiziere,
durch Constautius oder in Gallien
5
Zuletzt erwählte
fördert waren.
ganz
Die Parteien schieden
sein.
nur danach, ob die
sich
der Kandidaten
die Religion
gewesen zu
gleichgiltig
359
die
sie
bildeten,
durch Julian be-
man einstimmig den
hohem
Praefecten Salutius, der bei beiden Kaisern in
10
Ansehn gestanden hatte und heidnischer Philosoph,
aber von toleranter Mässigung war; doch er entschuldigte sich mit Alter und Krankheit.
Da so d«r
bedeutendste Mann versagte und diejenigen, welche
an zweiter Stelle in Betracht
gekommen wären, sich
im Wege standen,
voll neidischer Eifersucht gegenseitig
vereinigte
man
endlich die
Stimmen auf einem ganz
unbedeutenden, der nur durch seinen Vater empfohlen
i'>
wurde,
In
dem Primicerius Domesticorum Flavius Jovianus.
der Umgebung von Singiduuum geboren,
stammte auch er aus jenen Donauländern her, die,
mit Barbaren dicht besiedelt, dem Reiche schon so
Kaiser gegeben hatten, und sein ungewöhnlich
viele
20
hoher Wuchs
Vater
Domesticorum
war
gewesen
Ruhestand getreten,
30
unter
und
vielleicht
Heidentum bekehren
25
germanische
das
verriet
Varronianus
lassen
Sein
Blut.
Comes
Constantius
in
den
weil er sich nicht
zum
kürzlich
erst
wollte.
hohen
In jener
Achtung
und Liebe zu erwerben gewusst, was jetzt dem Sohn
zu Gute kam.
Diesen hatte er in die bevorzugte
Truppe der Leibwächter, die er selbst befehligte, eintreten lassen, und Joviau war in ihr bis zum Rangältesten aufgestiegen und erwartete demnächst seine
Offiziersstellung hatte er sich die allgemeine
Beförderung zum
ganze Heer
an
dem
seinem
sich
Offizier.
zum
dem
hatte
er,
Opferdienst verstehen
christlichen
Kaiser, mit
Zwar
Glauben
als
das
musste,
festgehalten;
doch
er gleichen Alters Avar, scheint
V- ^^ie Constantinisclie Dynastie.
3()0
der gescheite, immer lustige Mann, der für Philoso}diie
und
T.itoratur Verständnis
war
Allerdings
gefallen
Stellung belassen.
in seiner
davon
weit
er
persönlich
besass,
zu haben und wurde daher
der Askese
entfernt,
seines Herrschers nachzueifern: wie ein echter
Germane
>
und trank noch tüchtiger; auch war
Weibern durchaus nicht abhold. Doch gerade
frische, unbekümmerte Sichgehenlassen scheint
beliebt gemacht und trotz seiner bescheidenen
er tüchtig
ass
er den
dies
ihn
Stellung
Wahl
die
die
auf
Offiziere
gelenkt
ihn
lo
zu haben.
Als
um
er sich
den Soldaten im Purpur
durch ihre Akklamation
dem
hatte das Heer,
Eile
vorstellte,
werden,
zu
legitimiert
seinen gefährlichen
nottat,
Die Nachhut, bei der er
Marsch schon angetreten.
i5
dem Jovianus Heil; die Yordereri
Namen Julians zu hören und antworteten
lautem Jubel. Denn sie meinten, die Verwundung
zuerst erschien, rief
glaubten den
mit
ihres
von
sei,
wieder unter
kleinen
sie
Julian
getreten.
die
und
Tränen
heissungsvoller
Truppen freudig
seinen
am Heer
Herrschers
in
gefährlich gewesen
Kaisers sei nicht
geliebten
und er
Doch
überlange
als
Anfang
Dies
aus.
neuen
der
bald sollte ihm Schlimmeres folgen.
dass
der
geführt
und
ein
getreten
der Perser
gefürchtete
hatte,
durch
über
Held,
seine
Sogleich
des
alles
ver-
Regierung,
und
darauf ins
ihnen
teilte
bisher
eigenen
die
Leute
an
ermordet
seine
wurde beschlossen,
mit,
Römer
die
Stelle
erste
Niedergeschlagenheit des römischen Heeres zu benutzen
und
es
noch
an
demselben Taoe
25
Ein Unteroffizier,
und
der
2ü
neuen
war kein
lief gleich
ganz unerprobter Neuling
sei.
statt
des
Gestalt
entlangsprengen sah, brach
Klagen
der mit Jovian verfeindet war,
nahe Lager
man
begrüsst,
anzuo-reifen.
Die
so
Kaiser Jovianus.
10.
welche
Elefanten,
Perser
die
361
vor
hertrieben,
sich
verbreiteten anfangs Schrecken; doch bald gelang
wild
5
Verwirrung
und
nach
sie
Auch
sich
wo sie
Römer
hinein,
hervorriefen.
brachten
es,
Dadurch
rückwärts und
verwunden.
persische Reiterei
die
in
arge
drangen
Die
dem Feinde schwere
wurden getötet,
und stolz durfte man sich rühmen, dass auch nach
dem Tode Julians sein Geist im Heere lebendig
Verluste bei.
10
wandten
gemacht,
stampften
eine
den Tieren zu
von
einzelne
einige Elefanten
geblieben war.
Auch
die
schwärmten
i'>
Perser
empfanden
das.
Zwar
um-
das Heer auch in den nächsten Tagen
und hielten dadurch seinen Vormarsch auf; ja einmal
wagte es sogar eine Reiterschar, in das römische Lager
einzudringen.
Doch wo sie angritfen, wurden sie
zurückgeschlagen und erlitten dabei manchen harten
Verlust.
König Sapor sah die Hoffnungen schwinden,
die er auf
20
sie
zichtete
und
den Tod Julians gegründet hatte; er ver-
darauf,
das
strebte nur noch
Frieden.
Er wusste
feindliche
Heer zu vernichten,
nach einem möglichst günstigen
nicht,
wie entmutigt die
Römer
waren, bei denen der Maugel an Lebensmitteln sich
immer drückender fühlbar machte.
25
Die Soldaten ver-
langten mit lautem Geschrei, über den Tigris geführt
zu werden, selbst
wenn sie das andere Ufer schwimmend
Doch auch dort standen Feinde,
erreichen müssten.
und der Übergang hätte unter den schwierigsten Umständen erkämpft werden müssen.
Auf die wieder30
holte dringende
Jovian,
Forderung des Heeres entschloss
500 Galliern
und
Germanen,
die
man
sich
als
Schwimmer kannte, zu gestatten, dass sie
Nacht an dem reissenden Strome ihre Kunst ver-
treffliche
bei
suchten.
Sie landeten glücklich,
überfielen
die
per-
i-l*»Y^
V. Die Constantinische Dynastie.
362
sische
So
Uferwache im Schlaf und machten
man
hatte
auf
beiden Seiten
nieder.
sie
des Tigris
festen
Fuss gefasst und konnte an einen Brückenbau denken.
Doch das mangelhafte Material, das man besass, konnte
dem Andrang des Wassers nicht widerstehen, und
während der Soldat hungerte, verlor man zwei Tage
Da
mit missglückten Versuchen.
begrüsste
man
h
es
mit unverhohlener Freude, dass eine Gesandtschaft der
um
Perser erschien,
Jenes
^|^,r
über den Frieden zu unterhandeln.
Heldenstück
König Sapor
der
Fünfhundert
Frieden
bei
nachsuchte,
müssen, dass er sich
als
hätte
Schon dass
den
Kaiser
er zuerst
belehren
der Schwächere fühlte. Jovian
aber, der nur seine eigene Bedrängnis sah, betrachtete
es
beiden Gesandten war kein Geringerer
h.
i5
wunderbare Gabe des Himmels und war nur
als
zu bereit, jede Bedingung anzunehmen.
d.
i«
Überzeugung, dass die Römer un-
die
besiegbar seien, sehr verstärkt.
um
hatte
der
Oberfeldherr
des
Der
als
eine der
der Surenas,
persischen Königs,
dem
nach seiner hohen Stellung wahrscheinlich sehr weit-
20
gehende Vollmachten für die Verhandlungen mit den
Römern gegeben waren.
tiefe
Die dringende Not und die
Niedergeschlagenheit der Feinde blieb ihm nicht
verborgen, und geschickt wusste er sie zu benutzen.
Er
stellte
sich,
als
aus Mitleid und
wenn
sein
Auftraggeber ihnen nur
grossherziger Mässiguug
25
das Leben
schenken wolle, und demgemäss lauteten die Friedensbedingungen.
dem
Zwar wagte
er
nicht,
wie Sapor
Mesopotamien und Armenien zu fordern; doch
alles,
und
es
feigen Constantius gegenüber getan hatte, ganz
was
die
diesseits
Städten
Römer
ein
Singara,
jenseit
Castra
des
Streifen
breiter
Tigris
sollte
besasseu,
Landes mit den
Maurorum und vor allem
Und als wenn es nicht
Nisibis ausgeliefert werden.
so
10.
363
Kaiser Jovianus.
dies Bollwerk des Röraerreiches,
Schmach genug wäre,
das drei schwere Belagerungen glorreich abgeschlagen
hatte,
den Feinden preiszugeben, sollte der Kaiser
sich
5
auch verpflichten, seinen treuen Bundesgenossen,
von Armenien, nicht zu verteidigen, wenn
Sapor ihn für die Verwüstung seines Landes strafte.
Arsaces
So schimpfliche Forderungen nuisste
Perserkönig
die
auf Grund derselben auch
Unterhandlungen
während man sie führte,
römischen Heere immer
wurde
Nötigung zwingender, auf
alles
Hätte
verlangte.
Doch
gewiss nicht aufrechterhalten.
Jovian war mutlos genug,
seinerseits
15
sie
kurz-
dies geschehen, so hätte der
weg abweisen, und wäre
10
man
man
zu
die
quälender
eröffnen,
und
Hungersnot im
damit
und
die
einzugehn, was Sapor
die vier Tage, die mit
unnützem
Hin- und Herreden verschwendet wurden, dazu benutzt,
den Yormarsch schnell und entschlossen fortzusetzen,
so wäre mau in das befreundete Gebiet von Corduene
das weniger
o-elano-t,
-'0
Man
hätte
das,
von
als
dem Heere
150 Kilometer entfernt war.
des Procopius und Sebastianus,
den vorhergehenden Kämpfen
unberührt, jenseit des Tigris stand, die
20
so
Hand
gut
wie
reichen
und mit seiner Hilfe ohne Schwierigkeit den Strom
überschreiten können.
Procop aber war ein Verwandter Julians und schon dadurch den Soldaten
Der neue Kaiser musste fürchten, dass,
wenn jener seinen Truppen zum Ketter wurde, sie
ihn mit dem Purj)ur bekleiden und ihm so einen
empfohlen.
höchst
'>o
Jovian
als
gefährlichen
Nebenbuhler
schaffen
könnten.
Krone zu schirmen,
Durch seine
Ehre des römischen Namens.
hielt es für dringender, seine
die
langen Verhandlungen erreichte er nichts weiter,
dass den
Einwohnern von
Nisibis
als
und Singara gestattet
wurde, sich durch Auswanderung der Hache der Perser
r-A
1
V. Die Constantinische Dynastie.
364
zu ontzielieu; im IJbrigou bewilligte er alles
und
er-
kaufte sich damit das Versprechen eines dreissigjährigen
Friedens, das dann freilich nicht gehalten wurde.
seiner Eile, sich des
er zur Zeit
zu
neugewonnenen
noch abgeschnitten
nahm
versichern,
.Tovian
lieiches,
bald
möglichst
war,
"'
schmählichen
jenen
in
In
von dem
Vertrag nicht einmal die Bestimmung
dass
auf,
die
Perser seinem Heere Lebensmittel zu liefern hätten.
Man gewann
ohne Kampf
durch ihn
schreiten durfte,
angelangt,
nichts
mehr,
als
man
dass
auf Booten und Flössen den Tigris über-
lo
und konnte, auf dem jenseitigen Ufer
Und
weiterhungern.
hier hatte
gedehnte "Wüsten zu durchziehen,
in
man
aus-
denen auch der
Durst quälte und nur das Schlachten der Pferde und
Lasttiere die Reste des Heeres dürftig ernährte.
als
Erst
i5
Procop und Sebastiauus, denen man sich unter-
dessen genähert hatte,
dem
Kaiser Lebensmittel ent-
gegenschickten, wurde der dringendsten Not abgeholfen.
Doch nachdem
waren, begann
diese
sie
geringen
Vorräte
von neuem, und
erst als
aufgezehrt
man
unter
20
den Mauern von Nisibis angelangt war, konnten sich
die Truppen nach ihren schweren Verlusten und Entbehrunoen einio-ermaassen erholen.
Jovian schämte
sich,
die Stadt zu
betreten,
die
gekämpft hatte und nun doch
Vergebens
seinen Feinden ausgeliefert werden sollte.
baten ihn die Bürger, in den Palast, der bei ihnen
für die Besuche der Statthalter und Kaiser erbaut
so treu für das Reich
25
war, einzuziehen; er blieb im Lager vor den Toren.
Bald darauf erschien ein vornehmer Perser, und eben
zu derselben Zeit, wo die Leiche Julians feierlich au
den Mauern vorüberzog, pflanzte er auf der Burg die
Feldzeichen
seines
Königs
auf.
Die Einwohner der
Stadt wurden angewiesen, ihre fahrende
Habe zu
ver-
bo
Kaiser Jovianus.
10.
laden
und
Jammers
die
Heimat
flehten
aufzugeben.
den Kaiser
sie
365
Voll
bitteren
diesen
an,
Befehl
zurückzunehmen; auch ohne seine Unterstützung seien
sie bereit, ihre Mauern gegen die Perser zu ver5
er blieb
dabei,
hatten.
da
die
brauchte
Freilich
wenn er
er,
den Vertrag nicht für gebunden zu
wollte, sich durch
halten,
seinen Eid
dass er als guter Christ
nicht brechen dürfe.
10
Doch
teidigen, wie sie es schon so oft getan hätten.
Perser
Sie hatten
gebrochen
schon
ihn
selbst
römischen Soldaten, die vor
die
dem Übergänge des Heeres den Tigris einzeln durchschwömmen hatten, nach dem Abschluss des Friedens
niedergehauen oder
als
Sklaven weggeführt; ja Sapor
hatte den Versuch gemacht, auch seinerseits den
15
Strom
heimlich zu überschreiten und jeuseit desselben von
dem abziehenden Heere Beute
davon abgestanden,
Vorhaben entdeckt sah.
erst
als
zu machen,
er
sein
und war
verräterisches
Ohne Zweifel
hätte
dies
genügt, unx den Kaiser von der Erfüllung seines Ver20
Doch er w^ollte daran festwenn er an der Ostgrenze des Reiches
in neue Kämpfe verwickelt wurde, hatte er zu fürchten,
dass sich irgendwo im Westen ein Usurpator gegen
Sprechens zu entbinden.
halten; denn
ihn erhob.
2ö
Nicht
um
seines Eides willen, sondern
um
seinen schwankenden Thron zu sichern, mussten die
Einwohner des treuen Nisibis mit Weib und Kind
weinend in die Fremde ziehn. Doch mit Erlaubnis
30
der
Perser
sein
und
scheinen
ihre Stadt,
die
meisten
wenn auch
zurückgekehrt zu
unter einer verhasstert
Fremdherrschaft, weiter bewohnt zu haben.
Schon lange vorher, sobald er nur auf römischem
Gebiete
angelangt
war,
hatte
Heere des Westens abgeschickt,
dass er als Sieger
Jovian
um
über die Perser
Boten
an die
ihnen vorzulügen,
heimkehre, und
366
V. Die Con.stautiDisclie Dynastie.
für
siie
sicli
Truppen
gewinnen.
zu
entfernt,
Procop wurde von den
indem man ilini den Auftrag gab,
die Leiche Julians
nach Tarsus zu geleiten und dort
Ein Notar, der gleich-
für ihre Bestattung zu sorgen.
Joviaims
falls
war
hiess,
Herrscherwürde
als
Kandidat für die erledigte
:>
genannt
worden und schien noch
immer gefährlich. Er wurde bei Nacht in einen
leeren Brunnen geworfen und dieser dann mit Steinen
zugeschüttet.
so Jovian, um seinen Thron zu sichern,
wenig sündigte, war er zugleich bemüht,
als Vorkämpfer des rechten Glaubens die Gnade des
Herrn zu gewinnen.
Später erzählte man, anfangs
habe er die Kaiserwahl abgelehnt, um nicht ein
Während
ein
heidnisches Heer anführen zu müssen; doch habe er
nachgegeben,
dass
sie
als die
auf
sie
einen
Situation
nicht
Soldaten ihm einstimmig zuriefen,
seien.
Die Geschichte ist
und sicher erfunden; doch geht
Zeitgenossen
dem
oder
Helios
seiner
ziehten.
hätte,
die
wirklich
-'o
zu Christus
wie
opfern,
teilte
Glaubensgenossen,
wohl kaum veranlasst
stellt
D.enn
bereit,
zu
Herrscher befahl, und Jovian
«ifer
und
zurück
ganz unrichtig dar.
war der barbarische Krieger ganz
beten
ij
Christen
alle
schlecht beglaubigt
zu
lo
klein
sein
den Bekehruugs-
obgleich
dieser
ihn
auf den Purpur zu ver-
25
Gleich nach seiner Thronbesteigung w^ar er
denn auch mit seinem Christentum noch nicht hervorgetreten; ja er hatte über den Vormarsch des Heeres
sogar
die
Stimmung
Haruspices
der
befragen
Soldaten
lassen.
genügend
Ehe
er
erforscht
die
hatte,
wagte er eben noch keinen entscheidenden Schritt.
Sobald er aber römischen Boden wieder betreten
hatte,
und
verfügte
seine
er,
Söhne
dass alle Gesetze,
zu
Gunsten
der
die
Constantin
Kirche
gegeben
so
Kaiser Joviauus.
10.
hatten, wieder in Kraft
treten
3(37
sollten,
rief
die
von
Julian verbannten Geistlichen zurück und verbot den
heidnischen
Die Christen jubelten und be-
Kultus.
gannen mit hastigem
5
Heiligtümer
wandeln.
zu
genug
und
fähigen
kaum
oder
zerstören
wiedererstandenen
Kirchen
in
ver-
zu
Sie selbst aber sollten es sehr gegen ihren
bald
AYillen
Eifer, die
fertig
den
bringen,
umzustimmenden
leicht
eindrucks-
Kaiser
zur
Toleranz zu bekehren.
Kaum war
10
stürzte sie sich
der äussere Feind
der Kirche
Grimm
wieder mit erneutem
tot,
so
in ihre
inneren Streitigkeiten, und wieder suchte jede Partei,
den Kaiser für sich zu gewinnen.
Schon
noch ehe er den Euphrat überschritten
15
in Edessa,
kamen
hatte,
und bald war er von ihnen
auch Athauasius nicht,
aus der Verbannung zurückberufen und durch
Bischöfe in sein Lager,
Natürlich
überlaufen.
der,
fehlte
einen ehrfurchtsvollen Brief des Kaisers ausgezeichnet,
jetzt
20
durch seine persönliche Einwirkung einen vollen
Sieg zu gewinnen hoffte.
wurden
bekenntnisse
die
Verfolgung
Er
25
zu
um
deren
der
Andersgläubigen
von
ihm
zu
erklärte beflissen, durchaus rechtgläubig
aber
sein;
und neue Glaubensvorgelegt,
wie sich von selbst versteht, auch
Bestätigung und,
erwirken.
Alte
Jovian
da
er
nicht,
wie
Coustautin
und
Constantius, theologische Studien getrieben hatte, ver-
mochte er in diesem Wirrwarr nicht
was der einzig rechte Glaube
zufinden,
es
30
sich
Städte,
glücklich,
die
unter
den Kaiser zu
beglückwünschen
überbringen
dass
und ihm
sollten, sich
den
leicht
sei.
heraus-
Da
Gesandten
traf
der
seinem Kegierungsantritt
die
üblichen
Goldkränze
auch ein Schüler des Libanius
befand, Strategius aus Ancyra, der Heide war und
den Mut besass, den Forderungen der Christen e-eo-en-
V. Die Constantini.sclic Dynastie.
368
Natürlich konnte
über für seine Religion einzutreten.
mehr fordern
er nicht
und Jovian, der
in
und erwarten,
als
Verlegenheit
jeder
den Ausweg wählte, der ihm
Duldung,-
am
liebsten
der bequemste schien,
war durch den Zank der Bischöfe genügend vorum den Vorstellungen des Gesandten ein
Ohr
Denn nichts konnte ihm erwilliges
zu leihen.
&
bereitet,
wünschter
sein, als sich
welche Sekte
der verzweifelten Entscheidung,
zu betrachten
als die rechtgläubige
sei,
Als die Macedonianer ihn
ganz entziehen zu dürfen.
m
angingen, gab er ihnen keinen andern Bescheid, als
und diejenigen liebe und
welche nach Eintracht strebten. Damit stand
dass
den
er
ehre,
freilich
hasse
Streit
grellem
in
schien, als wolle er
Widerspruch,
dass
dem Athanasius
anfangs
es
Einfluss auf seine
15
Entscheidungen gewähren; dieser war eben durch den
heidnischen Julian verbannt worden und durfte daher
christlichem Nachfolger
von dessen
Ehrerbietung
fordern.
Doch
hätte
um
grössere
so
man dem
un-
versöhnlichen Streithahn ganz den Willen getan,
wäre
nicht anders zu helfen, als
meinungeu,
Zwar
indem
und
freie
Bahn
Hess.
die Weissagekünste, die
Julian mit solchem Eifer gepflegt hatte, streng verboten, weil der Kaiser vor ihnen Furcht hatte.
soweit
er
sie
als
20
er allen Glaubens-
auch der heidnischen,
blieben die Zauberei
wo
So wnsste Jovian sich
die Eintracht geblieben?
ungefährlich betrachtete,
25
Doch
gewährte
er allen Religionen durch ein neues Gesetz die freieste
Tempeln gemacht
Unterdessen
dieser
von
religiöser
des Heidentums war so
Schenkungen, die Julian den
nicht zurücknahm.
Seine Schonung
Toleranz.
gross, dass er selbst die
allen
hatte,
hatte
es
gezeigt,
sich
Untertanen
gewesen
Fanatismus nicht das
Urteil
wie
geliebt
war,
denen
fälschte.
In
so
10.
Kaiser Jovianus.
wurden
einzelnen Städten
3(39
Boten seines Todes von
die
dem wütenden Volke gesteinigt oder entgingen nur
mit Mühe diesem Schicksal.
In Reims erschluu-en
den Magister Militum Lucillianus, den
Soldaten
die
ö
man
Schwiegervater Jovians, weil
ein Usurpator,
sei
das Gerücht ver-
Julian lebe noch und
breitet hatte,
Und Procopius
der neue Kaiser
der sich gegen ihn erhoben habe.
nachdem
war,
die Leiche
er
des ge-
fallenen Herrschers in Tarsus bestattet hatte,
10
verschwunden.
Augenblick
spurlos
man
konnte
er-
warten,
dass er bei einem der westlichen Heere auf-
tauchte,
und dass
wegen
er hier
seiner Verwandtschaft
zum Kaiser aufgerufen wurde.
mit Julian
Bangen
Voll
der Zukunft entgegen.
So schnell, wie
möglich, wollte er an die Donau und dann an den
Rhein ziehen, um auch dort den Treueitl der Heere
Jovian
sah
i.j
Jeden
persönlich entgegenzunehmen oder, falls sie schon ab-
zum Gehorsam
gefallen waren, sie
20
zu zwingen.
Bevölkerung Antiochias,
er die Winterquartiere bezogen hatte, fühlte er
unter der
ebenso
spottlustigen
unbehaglich,
Grunde,
besserem
Julian,
svie
als
dass
seinen schimpflichen Vertrag mit den
Hohn
25
verdient
klebte
boshafte
streute
sie
jemand
ein
A'erse
auf den
freudigem
mit
schon
zog,
das
•
in
Mitte
ohne
ihn
an
Johlen
es
auf
Menschen
begleiten
liöchster Eile
die
die
und
musste,
auf
oder
ihn,
ver-
gegen
den
Kais^er
von der ganzen Menge
begrüsst.
Dezember 363
iMaucni
und wenn im Circus
Strassen,
wurde
durch
er
Persern ihren
sang Lieder
die
Schimpfwort
freches
zu schreien wagte,
ao
Man
hatte.
sich
und das mit umso
empfand,
er
Und
wo
So
Stadt
Tiere
Rücksicht
verliess
er
durch-
uiul
des
Heeres,
zu
nehmen,
schneebedeckten Gebirge Klein-
asiens.
Seeck, Untergang der antiken
Welt.
IV.
2-k
V. Die Constantinische Dynastie
370
die
Unterwegs erfuhr er zu seiner Beruhigung, dass
Truppen Galliens ihn anerkannt hatten. So konnte
voll freudiger Hoffnungen am 1. .lanuar 3G4 in
Ancyra das Consulat antreten, bei dem ihm "^riiemistius
die Festrede hielt.
Schon vorher hatte diesen der
er
der Senat von Coustantinopel
um dem
Kaiser
zu
zum Gesandten
seinem
gewählt,
nach
Regierungsantritt
Antiochia Glückwünsche zu überbringen;
5
doch durch
das Vorgehen Jovians gegen seine heidnischen Glaubens-
genossen bestimmt, hatte der Philosoph die Kühnheit
gehabt, den Auftrag abzulehnen.
das Toleranzgesetz erlassen
war,
fand
sich
er
^^
nachdem
Jetzt aber,
gern
den Kaiser dankbar zu preisen. Zu seinem
Kollegen im Consulat hatte dieser seinen Sohn Yarbereit,
kaum
ronianus ernannt, obgleich er
alt
war und
durch
Festzug empfindlich
böses Vorzeichen
sein
störte.
Als
Städtchen
Dadastana
und bald
seinem
auf
er
Geschrei
ij
den
Dies wurde allgemein als
betrachtet,
erfüllen.
ein halbes Jahr
unstillbares
angelangt
sollte
Vormarsch
war,
es
in
hatte
sich
dem
Jovian
-"
nach seiner Gewohnheit abends wieder einmal einen
tüchtigen Trunk getan
gegangen,
in
seine
Leiche
hatte
man
in
war dann
dem man am Morgen des
fand.
und
Wegen
der
harten
sein
in
17.
Bett
Februar
Winterkälte
seinem Schlafzimmer ein Kohlenfeuer
25
und in seinem Rausche hatte er den
Dunst nicht bemerkt, der ihm den Tod bringen
angezündet,
giftigen
sollte.
So war nach einer Regierung von weniger
acht Monaten, die
aber
dem Reiche
Thron wieder
die
Erbschaft
gewesen,
das
dem Christentum
Schmach gebracht
hatte, der
und keiner drängte
sich dazu,
bittere
erledigt,
als
einen neuen Sieg,
Wäre Procop zur Stelle
Kaisertum hätte ihm kaum entgehen
anzutreten.
so
•
10.
können;
Man
doch
wo
Kaiser Jovianus.
er
sich
aufhielt,
371
wusste
keiner.
musste nach einem andern Kandidaten suchen,
und der
letzte
männliche Verwandte des ausgestorbenen
Kaiserhauses blieb einstweilen verschwunden,
plötzlich
um dann
aus seiner Verborgenheit aufzutauchen
das Reich in wilde Verwirruns; zu stürzen.
und
DG
^11
S44
1921
Seeck, Otto
Geschichte des Unterganr?^
der antiken V/elt
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