Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Feuerwehrmann, Arzt und Krankenpfleger sind die Berufsgruppen mit dem höchsten Ansehen in der Bevölkerung, gefolgt von Erziehern im Kindergarten und den Müllmännern. Auffällig an dieser Reihenfolge ist, dass hohes Ansehen nicht immer gut bezahlt wird. Vier der fünf erstplatzierten Berufe gehören zu den eher weniger gut bezahlten. Das hat gravierende Folgen für die Nachwuchsgewinnung. Landauf landab klagen Krankenhäuser nun schon über Fachkräftemangel. In ihrer aktuellen Fachkräfteengpass-Analyse kann die Bundesagentur für Arbeit einen allgemeinen Fachkräftemangel in Deutschland zwar nicht erkennen, wohl aber bei den Gesundheitsberufen. So gibt es demnach bei Pflegekräften und Ärzten in vielen Bundesländern einen Mangel. Der Mangel bei den Gesundheits- und Krankenpflegekräften konzentriert sich auf examinierte Fachkräfte und Spezialisten wie z.B. Pflegekräfte im OP oder auf Intensivstationen. Freie Stellen in der Pflege bleiben im Schnitt 132 Tage unbesetzt. Im Bundesdurchschnitt bleiben gemeldete Stellen für Humanmediziner 136 Tage unbesetzt, das liegt 43 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe. Jeder Tag ist dabei ein Tag zu viel. In den Krankenhäusern nehmen die Patientenzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung weiter zu. Fehlen Pflegekräfte und Ärzte, können freie Stellen also nicht besetzt werden, dann bedeutet das eine weitere Arbeitsverdichtung. Mit der Folge, dass die Attraktivität dieser Berufe, trotz des hohen Ansehens, das sie in der Bevölkerung genießen, immer mehr im Sinkflug ist. Das lässt die Bewerberzahlen für die entsprechenden Ausbildungsgänge sinken. Der Wettbewerb um junge Talente wird daher zusehends härter. Mancherorts zahlen Krankenhäuser ihren Beschäftigten sogar schon Fangprämien, wenn sie einen neuen Kollegen gewinnen. Beim Thema „Nachwuchssicherung“ geht das Klinikum ganz neue Wege. Seit 2014 bildet das Klinikum in Kooperation mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm seinen ärztlichen Nachwuchs selbst aus. Pflegekräfte werden im eigenen Centrum für Pflegeberufe qualifiziert und Spezialisten wie Operationstechnische oder Anästhesiologische Assistenten oder Hebammen im eigenen Fort- und Weiterbildungsinstitut cekib. Als Antwort auf den Rückgang der Bewerberzahlen für die Pflegeausbildung startete das Klinikum nun auch eine Plakatkampagne. Auf insgesamt 80 Plakatflächen wurden dabei „Idealisten, Lebensretter, Teamplayer und Mutmacher“ gesucht. Doch selbst Idealisten brauchen eine leistungsgerechte Bezahlung. Genau dazu müssen die finanziell oft notleidenden Krankenhäuser aber in die Lage versetzt werden. Da ist die Politik gefordert. Über Pflegenotstand zu jammern, ist das eine, die Voraussetzungen für attraktive Berufe zu schaffen, aber das andere. Freude und einen hohen Erkenntnisgewinn beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Dr. Alfred Estelmann Vorstand des Klinikums Nürnberg Benefizkonzert Erlös für die Paracelsus Universität Anlässlich eines Benefizkonzerts für ein Forschungsstipendium der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität spielte der berühmte Pianist Ingo Dannhorn im Museum für Kommunikation in Nürnberg. Er ist Gewinner weltberühmter Klavierwettbewerbe, u.a. des Beethoven-Wettbewerbs in Wien und des Sydney International Piano Competition und kombiniert höchste Feinfühligkeit und perfektes künstlerisches Handwerk mit Charme und Brillanz. Veranstaltet wurde das Konzert vom Förderverein der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am Standort Nürnberg e.V.. An der Paracelsus Uni in Nürnberg werden seit 2014 die Mediziner von Morgen ausgebildet. Der Förderverein existiert seit 2016 und will die Universität in der Region bekannter machen, die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses unterstützen und 2 KlinikumZeitung 2 | 2017 die Forschungsaktivitäten der Paracelsus Universität in Nürnberg fördern. Derzeit zählt der Verein 30 Mitglieder. „Solche Veranstaltungen dienen der Vernetzung mit der Stadtgesellschaft“, betont Prof. Dr. Bert Reichert, Chefarzt der Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte im Klinikum Nürnberg Süd, sow ie Vorsit zender des Fördervereins. Der Reinerlös des Konzerts fließt zum Teil in das „Forschungsstipendium der Sinne“. Das Stipendium spricht alle Kliniken und Institute in Nürnberg an, die mit den Sinnen des Menschen zu tun haben und in diesem Bereich forschen. Das Stipendium wird ausgeschrieben und öffentlich feierlich vergeben. ag Weitere Informationen unter www.förderverein-pmu-nürnberg.de/benefizkonzert. Prof. Dr. Achim Jockwig leitet ab Herbst das Klinikum Neuer Vorstandsvorsitzender Die Entscheidung über die Nachfolge leitete er die Geschicke der Cognos AG rufliche Ausbildungen und Fort- bzw. von Dr. Alfred Estelmann, der nach – Hochschule Fresenius und Carl Remi- Weiterbildungen an. Mit über 11.000 zehn Jahren an der Spitze des Klini- gius Medical School in Idstein. zuletzt Studierenden ist sie die größte private kums Nürnberg in den Ruhestand geht, war er Vizepräsident der Hochschule Präsenz-Hochschule in Deutschland. ist gefallen: Prof. Dr. Achim Jockwig und Geschäftsführender Direktor der Die gemeinnützige Hochschule Fresenius hat nichts mit dem gleichna(52) wird ab 1. September 2017 neuer Carl Remigius Medical School. migen welt weit t ät igen Vorstandsvorsitzender des Gesundheit skonzern mit Klinikums Nürnberg. Dies Produkten und Dienstleisentschied der Verwaltungstungen f ür die Dialyse, rat des Klinikums unter Vordas Krankenhaus und die sitz von Nürnbergs Oberambulante Versorgung von bürgermeister Dr. Ulr ich Patienten zu tun und damit Maly nach einer bundesweiauch nicht mit Fresenius ten Ausschreibung. Helios, der größten pr iJockw ig w ird ab 1. Sepvaten Kliniken-Gruppe in tember eines der größten Deutschland. kommunalen Krankenhäuser in Deutschland leiten. Arzt und Klinikchef Mit 42 Kliniken, mediziVor seiner Tät igkeit bei nischen Abteilungen und der Hochschule Fresenius Instituten bietet das Kliniund der Remigius Medical kum Nürnberg das gesamSchool war Jockwig als Gete Leistungsspektrum der Neuer Vorstand: Ab 1. September leitet Prof. Dr. Achim Jockwig das schäftsführer im AMEOS KliMaximalversorgung an. Mit Klinikum Nürnberg. nikum Halberstadt und im rund 2.370 Betten an zwei AMEOS Klinikum Anklam-Ueckermünde, Standorten (Klinikum Nord und Klials Betriebsleiter im Klinikum der Stadt nikum Süd) und 6.200 Beschäftigten Fresenius ist nicht gleich Fresenius versorgt das Klinikum 100.000 stati- Die private, staatlich anerkannte Hoch- Hanau und als Arzt und im Management onäre und knapp 100.000 ambulante schule Fresenius mit ihrem Stammhaus im Klinikum Darmstadt tätig. Patienten im Jahr. Zum Klinikverbund in Idstein bei Wiesbaden blickt auf eine Jockwig ist verheiratet und hat zwei gehören drei weitere Krankenhäuser über 169-jährige wissenschaf tliche Kinder. „Sehr gerne stelle ich mich Tradition im Bildungsbereich zurück. der Herausforderung, eines der größim Landkreis Nürnberger Land. Das Klinikum ist zudem nicht nur einer Im Jahr 1848 gründete Carl Remigius ten kommunalen Krankenhäuser in der größten Arbeitgeber in der Stadt, Fresenius das „Chemische Laborato- Deutschland in eine gute Zukunft zu sondern auch einer der größten Aus- rium Fresenius“, das sich von Beginn führen, und ich freue mich auf die bildungsbetriebe. Seit 2014 bietet das an sowohl der Laborpraxis als auch der Zusammenarbeit mit den vielen BeKlinikum Nürnberg in Kooperation mit Ausbildung gewidmet hat. Die Zulas- schäftigten, die oft unter schwierigen der Paracelsus Medizinischen Privat- sung als staatlich anerkannte Fach- Bedingungen Tag für Tag ihr Bestes universität in Salzburg und der Tech- hochschule in privater Trägerschaf t zum Wohle der Patienten geben“, sagt Jockwig. nischen Hochschule Nürnberg Georg folgte im Jahr 1971. Simon Ohm das Studium der Human- Derzeit bietet die Hochschule Fre- Oberbürgermeister Maly heißt den senius an ihrem Hauptsitz in Idstein künftigen Chef des Klinikums Nürnberg medizin in Nürnberg an. Jockwig wurde 1964 geboren und stu- und an den Standorten Köln, Ham- recht herzlich willkommen: „Ich freue dierte an der Johann Wolfgang Goethe burg, München, Düsseldorf, Frankfurt, mich auf die Zusammenarbeit mit Prof. Universität Frankfurt/M. Humanmedi- Berlin und New York Bachelor- und Dr. Jockwig. Er hat uns in sehr intensizin. Er ist Facharzt für Innere Medizin Masterprogramme in Vollzeit und als ven Gesprächen sachlich, fachlich und bs und Gesundheitsökonom. Seit 2009 berufsbegleitende Studiengänge, be- persönlich sehr überzeugt.“ Plakatkampagne zur Nachwuchsgewinnung Der Wettbewerb um junge und frische Talente wird in allen Branchen zusehends härter. Auch im Gesundheitswesen bleiben Ausbildungsplätze immer häufiger unbesetzt. Das Klinikum Nürnberg ist durch die Vielfältigkeit seiner Disz iplinen mit insgesamt 42 Fachkliniken sowie Instituten und der Karr ieremöglichkeiten noch in einer vergleichsweise komfortablen Position. Dennoch will man nicht die Hände in den Schoß legen und das Thema „Nachwuchssicherung“ offensiv angehen. Dafür griff das Klinikum auf einen für ein Krankenhaus ungewöhnlichen Weg der Mitarbeiterwerbung zurück: Mit einer Plakatkampagne im Stadtgebiet auf insgesamt 80 Plakatflächen warb das Kommunalunternehmen um Nachwuchs, eine zweite Staffel wird noch in diesem Jahr folgen. Gesucht wurden dabei: Idealisten, Lebensretter, Teamplayer und Mutmacher. Die Frage „Bist Du bereit?“ setzt auf den Dialog mit dem Betrachter und soll diesen auf die Website unter „ausbildung.klinikum-nuernberg.de“ weiterleiten. Hier finden sich alle Ausbildungsgänge, die im Klinikum Nürnberg angesiedelt sind sowie Links zu den Ausbildungsbetrieben mit detaillierten Informa- Gesucht: Lebensretter, Mutmacher und Teamplayer tionen. Das cfp – Centrum für Pflegeberufe mit den Ausbildungen der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege, Pflegefachhilfe und dem Dualen Studium, das Centrum Kommunikation, Information, Bildung (cekib) mit den Ausbildungen zu Operationstechnischer Assistent (OTA) und Anästhesiologischer Assistent (ATA), zum Medizinischer Fachangestellter (MFA) und neu ab 2017 zur Hebamme sowie die Berufsfachschule für Medizinisch-Technische Radiologie-Assistenten (MTRA) decken den Hauptteil der Ausbildungen im Klinikum Nürnberg ab. Bei den Motiven der Kampagne hat man bewusst auf eigenen Nachwuchs gesetzt. Auszubildende verschiedener Ausbildungsgänge im Klinikum Nürnberg haben ihr Gesicht für die Aktion zur Verfügung gestellt und werben für den eigenen Arbeitgeber als Ausbildungsbetrieb. mö Weitere Informationen unter ausbildung. klinikum-nuernberg.de. Kampagne: Auf so genannten City-Light-Plakaten warb das Klinikum in ganz Nürnberg um Nachwuchs in den pflegerischen Berufen.