Makroökonomik Offene Volkswirtschaft 3.12.2007 Terminplan Termin Thema Dozent 01.10.2007 Einführung MG 08.10.2007 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung I ML 15.10.2007 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung II ML 22.10.2007 Gütermärkte ML 29.10.2007 Geld und Inflation I ML 05.11.2007 Geld und Inflation II ML 12.11.2007 ISLM - Modell ML 19.11.2007 Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit MG 26.11.2007 Staat und Steuern (Fortsetzung) MG 03.12.2007 Offene Volkswirtschaft; Evaluation MG 10.12.2007 Wirtschaftliches Wachstum MG 17.12.2007 Konjunktur; Klausur MG 2 Plan der heutigen Veranstaltung 1. 2. 3. 4. Fortsetzung und Übungsfragen zum Thema Staat und Wirtschaft Einführung in den Themenbereich offene Volkswirtschaft / internationale Wirtschsftsbeziehungen • Einordnung der Aussenwirtschaftslehre • Themen der Aussenwirtschaftslehre • „Stylised facts“ • Standardsicht der Ausenhandels • Pro und Kontra • Geld und Wechselkurs Übungsfragen Lehrevaluation 3 Fortsetzung und Übungsfragen zum Thema Staat und Wirtschaft Siehe Foliensatz vom 26.11.2007 Offene Volkswirtschaft / internationale Wirtschaftsbeziehungen Einordnung der Aussenwirtschaftslehre Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre Makroökonomik Bindestrich-Ökonomiken Mikroökonomik Allokation Einkommen Geldlehre Aussenwirtschaft Geldtheorie Wachstum Konjunktur Geldpolitik Monetäre Aussenwirtschaftstheorie und -politik: Zahlungsbilanz und Wechselkurs Reale Aussenwirtschaftstheorie und –politik: Internationaler Handel, Allokation und Wohlfahrt 6 Themen der Aussenwirtschaftslehre z Untersuchung grenzüberscheitender Transaktionen mit den Methoden der Wirtschaftswissenschaft Î Transaktionen: Austausch von Î Waren Î Gütern Î Dienstleistungen Î finanziellen Titeln Î Produktionsfaktoren 7 Themen der Aussenwirtschaftslehre z z Untersuchungsgegenstände Î Austauschbedingungen (Zölle, Freihandel) Î Zahlungsbilanz Î Organisationen, internationale Verträge Î Währungssysteme Î Wechselkurse Untersuchungsziele Î Allokationen Î Wohlfahrt Î Handlungsalternativen 8 Auswahl statistischer Übersichten und wichtige „stylised facts“ zu den wirtschaftlichen Beziehungen der Schweiz mit dem Ausland Ex- und Importquoten in % des BIP (2005) 10 Die wichtigsten Handelspartner der Schweiz (2005, Warenverkehr in Mio. Sfr.) Exporte 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000 50000 48437.78 Deutschland Frankreich 14082.63 Italien 7690.29 Niederlande 7472.40 USA 7690.29 UK 6618.00 Österreich 6732.99 (5.10%) (4.95%) Japan 2808.48 (1.86%) (0.97%) Hong Kong 1404.83 (0.93%) China 3314.04 (2.20%) 15000 13438.94 Italien Österreich Spanien Niederlande Hong Kong Schweden China 20000 12621.84 25000 30000 35000 (19.59%) (10.94%) 17153.72 Frankreich Japan (2.61%) 10000 30706.77 USA (4.39%) (4.46%) 5000 Deutschland UK 3930.46 1465.54 (9.33%) (32.11%) 0 (5.10%) Spanien Schweden Importe (8.57%) (8.05%) (5.39%) 8449.07 5882.20 (3.75%) (3.21%) 5036.76 6548.57 (4.18%) 5449.65 (3.48%) 3846.18 1597.91 3436.24 (2.45%) (1.02%) (2.19%) 11 Exporte und Importe im Verhältnis zum BIP für die Schweiz 1990-2005 12 Waren- und DienstleistungsIn und Exporte der Schweiz (1990-2005) 13 „Stilisierte Fakten“ z z Die Schweiz ist eine kleine, offene Volkswirtschaft: Î hoher Anteil ausländischer Waren beim Verbrauch Î hoher Anteil der Produktion für ausländische Verwendung Der Aussenhandel steigt Î absolut und relativ Î aus Sicht der Schweiz sowie global ⇒Ursachen und Wirkungen des Aussenhandels müssen untersucht werden 14 Standardmodell des Ausssenhandels Freihandel: Pro und Kontra Das Standardmodell des Aussenhandels z z z Die Standardsicht des Aussenhandels impliziert, dass Freihandel optimal ist. Aber: Î Implizite Annahme, dass die Produktionsfaktoren zwischen den Sektoren mobil sind, und sofort wieder eingesetzt werden können (keine Arbeitslosigkeit) Î Verteilungsaspekte werden nicht berücksichtigt Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass es viele Befürworter von Protektionismus gibt 16 Begriffe z z Zölle Î (Proportionale) Abgabe auf eingeführte Waren in Abhängigkeit ihres Marktwertes Bsp.: Zoll auf Agrarprodukte aus der EU Quoten (nichttarifäre Barrieren) Î Beschränkung der maximal zulässigen absoluten Handelsmenge eines Gutes oder einer Gütergruppe (z.B. Importquoten oder Importkontingente) Î Bsp.: Schweineschinken aus EU 2005: 1000 Tonnen 17 Begriffe z z z Exportsubventionen Î Preisverminderung von exportierten Waren Bsp.: Entwicklungshilfe Preisdumping Î Angebot eines Gutes zu einem Preis unterhalb seiner Erstellungskosten Andere (nichttarifäre) Handelshemnisse Î Alle übrigen, meist administrativen, bewusst errichteten Handelsbeschränkungen, die nicht in der Natur der betroffenen Güter liegen Bsp.: bürokratische Vorschriften, technische Normen, aussenpolitische Ziele (Waffenhandel) 18 Pro und Kontra Freihandel: Pro z z z Effizienz Î keine Verzerrungen bei Produzenten- und Konsumentenentscheidungen Skalenerträge Î Bsp.: effiziente Grösse eines Automobilherstellers 80 Tsd. Autos pro Jahr; in Argentinien produzieren 13 Hersteller 166 Tsd. Autos pro Jahr Î Freihandel führt zu grösserer Vielfalt bei niedrigeren Preisen Politisches Bekenntnis Î geringe Macht inländischer Interessengruppen 19 Pro und Kontra Freihandel: Kontra z z Theorie Î Marktversagen: Zoll kann Wohlfahrt steigern, wenn Produktion von Gütern mit hohem sozialen Grenznutzen erhöht wird Î Dynamische Sicht: Erziehungszölle Praxis Î Zentraler Aspekt: Einkommensverteilung 20 Dynamische Aspekte der Handelspolitik z Erziehungszoll: Î temporäre Einführung eines Schutzzolls zur „Erziehung“ der einheimischen Wirtschaft zur effizienteren, d.h. international wettbewerbsfähigen Produktion Î Beispiele Î Deutschland im 19. Jhdt., Î asiatische „Tigerstaaten“. Î Problem: was heisst temporär? 21 Globalisierung und Standortwettbewerb Globalisierung und Standortwettbewerb z z z Globalisierung heisst, Märkte über die nationalen Grenzen hinaus auf die ganze Welt ausdehnen, um so die Ressourcen am effizientesten einzusetzen Es profitieren dabei vor allem solche Länder, die sichere politische und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen haben Widerstand der Globalisierungsgegner ist verständlich, denn im Globalisierungsprozess werden überlieferte Strukturen zerstört und alte Institutionen verdrängt 23 Globalisierung und Standortwettbewerb z z z Die potenziellen Verlierer wehren sich daher gegen die vom Globalisierungsprozess ausgelösten Veränderungen Der internationale Standortwettbewerb ist heute ein Wettbewerb um die die mobilen Produktionsfaktoren (Kapital und qualifizierte Arbeitskräfte) Technisches Wissen ist im Prinzip in allen Ländern in gleicher Weise verfügbar 24 Globalisierung und Standortwettbewerb z z Der internationale Standortwettbewerb ist vor allem ein Wettbewerb der immobilen Produktionsfaktoren um die mobilen Produktionsfaktoren, insbesondere um das Kapital Kapitaleigner investieren in einem Land, wenn sie eine aus ihrer Sicht ausreichend hohe Rendite erzielen können und die Gewissheit haben, das betreffende Land wieder verlassen zu können 25 Globalisierung und Standortwettbewerb z z z Der einzig völlig immobile Produktionsfaktor ist der Boden und die darauf bereits errichteten Gebäude (Immobilien) Für die Migration der Arbeitskräfte gelten im Prinzip die gleichen ökonomischen Überlegungen wie für die Mobilität des Kapitals Die internationale Mobilität der Arbeitskräfte ist begrenzt Î Sprachbarrieren, kulturelle und religiöse Unterschiede Î Abschottung seitens potentieller Einwanderungsländer 26 Globalisierung und Standortwettbewerb z z z Qualifizierte Arbeitskräfte sind erfahrungsgemäss besonders mobil („Brain drain“ im Abwanderungsland, „Brain gain“ im Zuwanderungsland) Die Wanderung von Arbeitskräften ist vor allem längerfristig problematischer als die Mobilität des Kapitals Bevölkerungswanderungen sind deshalb nicht immer eine „echte“ Alternative zum Kapitalverkehr und zum Güteraustausch zwischen den einzelnen Volkswirtschaften 27 Schweizer Aussenhandelspolitik z z Umfangreiches Vertragswerk Î GATT/WTO, EFTA, bilaterale Verträge, Schweizer Gesetze Î Freihandelsabkommen: EFTA Î Beschränkter Freihandel: EU Î Allgemeine Abkommen über Zölle: GATT Handelshemmnisse Î vor allem für international nicht wettbewerbsfähige Branchen 28 Handelspolitik aus Sicht der Schweiz z z z z Die Schweiz ist eine im Wesentlichen offene Volkswirtschaft Î Handelsbeschränkungen existieren vor allem im Bereich der landwirtschaftlichen Güter Î Industriegüter werden nahezu frei im- und exportiert Î Einschränkungen bestehen ausserdem im Bereich nichttarifärer Hemmnisse sowie bei Dienstleistungen Die Schweiz ist als Anbieter von Handelsbeschränkungen betroffen im Bereich Î Lebensmittel und Dienstleistungen Dynamische Argumente können Handelshemmnisse begründen Handelskriege sind schädlich für alle Beteiligten 29 Geld und Wechselkurs Kurze Geldgeschichte z z z z z z z z Warengeld zur Vereinfachung des Tausches schon früh: seltene Metalle ab ca. 7. Jhdt. v.u.Z. erste Münzen schnelle technische Perfektionierung bis ins 20. Jahrhundert: Geld war Ware oder (zumindest theoretisch) durch Waren gedeckt Kommerzielle Revolution des Mittelalters: erstes Kreditgeld (unter Kaufleuten) frei zirkulierende Banknoten (von einigen Fiaskos abgesehen) erst seit 19. Jahrhundert indirekte Golddeckung von Banknoten bis 1973 31 Wechselkurs z Wechselkurs Î „Preis“ einer Währung, ausgedrückt in einer anderen Währung Î Ermöglicht den Vergleich von Preisen in unterschiedlicher Währung z In Mitteleuropa üblich: Preisnotierung des WKes Î z Im angelsächsischen Raum: Mengennotierung Î z zeigt das Tauschverhältnis zwischen der Inlandswährung und einer (bzw. 100) Einheiten der notierten Auslandwährung (Beispiel: Menge Fr/1US-$) (Beispiel: Menge US-$/1Franken), daher immer prüfen, ob ein Kurs in Preis- oder Mengennotierung angegeben ist! $ in Preisnotierung (Stand: 28. November 2007) 1.10 CHF = 1.10 CHF/$ 1$ 32 Wechselkurs z z Wenn der Wechselkurs CHF/$ steigt, spricht man von einer Aufwertung des $ geg. dem CHF bzw. von einer Abwertung des CHF gegenüber dem $. Î z.B. von 1.10 auf 1.50 CHF/$ Î Man benötigt mehr CHF um einen $ zu kaufen. Wenn der Wechselkurs CHF/$ sinkt, spricht man von einer Abwertung des $ geg. dem CHF bwz. von einer Aufwertung des CHF gegenüber dem $. Î z.B. von 1.10 auf 1.00 CHF /$ Î Man benötigt weniger CHF um einen $ zu kaufen. 33 In- und Auslandspreise z Aufwertung: Î Eine Aufwertung der inländischen Währung verteuert die Güter eines Landes für Ausländer z Abwertung: Î Eine Abwertung der inländischen Währung verbilligt die Güter eines Landes für Ausländer 34 Euro-Zone (2007) 35 Stabilitäts- und Wachstumspakt Historischer Hintergrund: Konvergenzkriterien der EWU (=Beitrittsbedingungen) Î Idee: Sicherung der Stabilität des Euro durch fiskalpolitische Disziplinierung Konvergenzkiterien: 1. Inflationsrate nicht mehr als 1,5% über derjenigen der 3 stabilsten Länder 2. staatliches Haushaltsdefizit (D) soll 3% des BIP nicht übersteigen 3. staatlicher Schuldenstand (S) darf i.d.R. 60% des BIP nicht übersteigen 4. 2 Jahre EWS-Teilnahme ohne Realignments 5. langfristige Zinsen nicht mehr als 2% über denjenigen für Staatsanleihen der drei Länder mit den niedrigsten Inflationsraten 36 Arithmetik der Konvergenzkriterien z NB: Aus der genauen Erfüllung von (2) und (3) folgt für den ‘säkularen’ Wachstumspfad des nominalen BIP eine Rate von 5% Î Es gilt definitorisch: D = dS Î wobei: D = 0,03 Y und S/Y = 0,6 Î wS = dS/S = D/S = 0,03 Y / 0,6 Y = 0,05 Î Konstanz von S/Y impliziert wS = wY wS = Wachstumsrate der Schulden wY = Wachstumsrate des BIP 37 Übungsfragen Fragen 1. 2. Nennen Sie 3 Beispiele für nichttarifäre Handelshemmnisse. Î Warum greift man in diesen Fällen nicht auf Zölle zurück? Die Schweiz ist nicht Mitglied des EWR/der EU und der EWU. Diskutieren Sie aus ökonomischer Sicht Î Pro Î Kontra 39