Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz Vom 19. - 25. Oktober 2009 in Südpolen 1 Die Teilnehmer der Gedenkstättenfahrt aus den ev. Gemeinden Heissen und Speldorf Nochmals vielen Dank an alle die uns diese Fahrt mit all ihren Eindrücken ermöglicht haben. Eindrücke, die wir verarbeitet haben und weitergeben wollen, damit uns diese Vergangenheit nicht mehr einholen kann. Aufstehen gegen eine rechte Politik und gegen rechte Strömungen in unserer Gesellschaft, dazu gehört Mut. Ich hoffe wir haben ihn. Fast alle Texte sind von den Teilnehmern der Fahrt selbst verfasst. Aber wir wollen auch dank sagen für die finanzielle Unterstützung von vielen Seiten, insbesondere aus Mülheim unseren beiden Gemeinden und der Stiftung „Jugend mit Zukunft“ des Kirchenkreises „an der Ruhr“. 2 Warum Auschwitz?!? „Auschwitz mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ In der Zeit des Jugendalters wo Unsicherheit, Unangepasstheit und Provokation im Vordergrund stehen, nimmt auch die Außenwelt großen Einfluss auf Jugendliche. Die sich verändernde Welt, Terrorgefahr, Nahost Konflikte und die geführten Diskussionen über die Religionen der Welt führen dazu auch Jugendlichen in Ihrer Standfestigkeit zu erschüttern und lässt sie unsicher werden im Umgang mit Fremden. Wir wollen uns die Fragen stellen, wo fängt Nationalismus an, wo führt er hin und welche rechten Ideologien und Tendenzen unterwandern unser Umfeld? Was macht Auschwitz mit uns, was erwarten wir für Veränderungen? Auschwitz ist nicht nur Geschichte, sondern auch ein Mahnmal bis in unsere Gegenwart, in der der Mensch weltweit zeigt, zu welchen Gräueltaten er fähig ist, wenn bestimmte Gegebenheiten vorhanden sind. Auschwitz soll besonders dafür stehen sich zu sagen und vor allem auch weiter zu sagen: „Nie wieder!!“ Nach Auschwitz fährt man um zu begreifen, welche Dimensionen hinter einem Vernichtungslager stehen, das für die „Endlösung“ gedacht war. Die Menschheit wurde selektiert nach lebenswürdig oder auch nicht. Das Erleben, Sehen und Fühlen stehen hier im Vordergrund. Hinter den nicht nachzuvollziehend hohen Häftlingszahlen stehen aber auch Einzelschicksale, die man erkennen lernt. So gibt es Begegnungen mit Überlebenden und die persönliche Auseinandersetzung mit den realen Orten und in den zahlreichen Länderausstellungen. Die Gedenkstätte Auschwitz ist inzwischen auch der Zeuge nach den Zeugen, da immer mehr Zeitzeugen aus unserm Leben treten. Um Auschwitz halbwegs zu begreifen und dann auch zu verarbeiten – darum sollte man mal da gewesen sein. Man wird hoffentlich verändert und mit offenem Blick wiederkommen um zu erkennen wie wichtig es ist, für die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft einzustehen. 3 Polen - ein geschichtlicher Rückblick Polen ist im Verlauf der Geschichte immer ein Staatsgebilde mit umstrittenem Hoheitsgebiet im Grenzraum zwischen Mittel- und Osteuropa gewesen. Im 10.Jh. entstanden polnisches Volk und polnischer Staat im Raum um die mittlere Weichsel und Warthe durch die Vereinigung einiger westslawischer Stämme unter der Dynastie der Piasten. In dem gleichen Zeitraum fand eine Christianisierung statt. Unter Boleslaw Chrobry stieß Polen bis zur Oder und nach Kiew vor, dann erfolgte der Zerfall. Pommern, Lausitz und Mähren wurden selbständig und fielen bald an das Deutsche Reich. Schlesien war seit 1163 im deutschen Lehnsverband. 1226 rief Konrad von Masowien den Deutschen Orden gegen die heidnischen Pruzzen. Dabei fand eine deutsche Besiedlung und Städtegründung statt. Gegen Ende des 14.Jh. herrschten die Jagellonen in Personalunion über Polen und Litauen. Es entstand ein ausgedehnter Vielvölkerstaat, der u.a. Schlesien, Westpreußen und durch Lehnshoheit auch Ostpreußen (2.Thorner Friede 1466) umfasste. Seit dem 15.Jh. schränkte der Reichstag (Adel und Bischöfe) die königliche Macht immer weiter ein. Seit 1572 gab es auswärtige Wahlkönige. Polen war noch einmal glanzvoll während der Türkenkriege unter Johann III. Sobieski (1674-1696). Die Wahl des Kurfürsten August des Starken von Sachsen zum polnischen König zog Polen in den Nordischen Krieg, in dem Russland im Lande als bestimmende Macht erschien. So kam es 1772, 1793 und 1795 zu den drei Teilungen, in denen sich Russland, Preußen und Österreich schließlich das ganze Polen teilten. 1807 gründete Napoleon ein kurzlebiges Herzogtum Warschau. Der Wiener Kongress 1814/15 gab Westpreußen und Posen an Preußen, Galizien an Österreich und unterstellte den Rest als Königreich Polen durch Personalunion dem russischen Reich, dem es nach gescheiterten Aufständen angegliedert wurde. Der 1. Weltkrieg ließ Polen neu erstehen. Der Friede von Versailles gab fast ganz Westpreußen und Posen an Polen. 1920 wurde von Polen das litauische Wilnjus besetzt. 1920/21 nach dem Krieg gegen die Sowjetunion wurden weite Teile östlich der Curzon-Linie polnisch. 1921 kamen wertvolle Teile Oberschlesiens zu Polen. 1926 bis 1935 wurde Polen durch die diktatorische Regierung Pilsudskis regiert. 4 Hitler nahm die Frage des Danziger Korridors am 1.9.1939 zum Anlass für den Angriff auf Polen, womit der 2. Weltkrieg eingeleitet wurde. Zunächst wurde Polen von Deutschland und der Sowjetunion in Einflusszonen aufgeteilt und dann 1941 ganz von den Deutschen besetzt. Polen und das polnische Volk haben im 2. Weltkrieg sehr gelitten. Ca. 6 Mio. Menschen kamen ums Leben. Auf der Konferenz von Jalta und Potsdam wurde eine Verschiebung der polnischen Grenzen nach Westen festgelegt: das Gebiet östlich der Curzon - Linie fiel an die Sowjetunion. SüdOstpreußen und das Gebiet östlich der Oder und der Lausitzer Neiße wurden Polen übergeben, das diese Oder-Neiße-Grenze als endgültig betrachtet. Seit 1947 steht die polnische Regierung unter der Führung der Kommunisten. 1952 erhielt Polen eine volksdemokratische Verfassung. 1956 hatten Unruhen in Posen und die durch den „Entstalinisierungskampagne“ ein Arbeiterpartei im (PZPR) und 20. Parteitag Wechsel in der der Regierungsapparat KPdSU eingeleitete Polnischen Vereinigten zur Folge. Der frühere Generalsekretär der PZPR, Gomulka, wurde wieder in diese Funktion berufen. Er trat aber 1970 nach durch Preissteigerungen ausgelösten Unruhen zurück. An seine Stelle trat Edward Gierek. Preiserhöhungen im Jahre 1980 führten zu Proteststreiks und zur Bildung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) unter der Führung von Lech Walesa. 1981 wurde der Kriegszustand verhängt und die Gewerkschaft Solidarität verboten. 1983 wurde der Kriegszustand wieder aufgehoben. Seit 1944 ist Polen eine Volksrepublik, die Polska Rzeczpospolita Ludowa. Das Parlament und oberstes gesetzgebendes Organ ist der Sejm, der besteht aus 460 Abgeordneten. Diese werden von allen über 18 jährigen Bürgern direkt und geheim gewählt. Die Abgeordneten werden aus einer Einheitsliste gewählt. Heutiges Staatsoberhaupt ist Aleksander Kwasniewski. Das Bündnis der demokratischen Linken (SLD) hat die meisten Sitze im Sejm, danach die Bauernpartei (PSL). Polen ist Mitglied in der UNO, des Europarats und hat Antrag auf eine Mitgliedschaft in der EU und der NATO gestellt. Polen ist eingeteilt in 49 Wojewodschaften (Provinzen), die drei Flächengrößten sind Olsztyn (Allenstein), Suwalki und Bydgoszcz. Die drei Einwohnerreichsten sind Katowice (Kattowitz 3,488 Mio.), Warzawa (Warschau 2,155 Mio.) und Gdansk (Danzig 1,249 Mio.). 5 Die Entstehung des KZ -Auschwitz Gegründet wurde es von der sog. Schutzstaffel (SS) im Frühling 1940 als Konzentrationslager ähnlich wie die, die sich bereits auf dem Gebiet Hitlerdeutschlands befanden. Der unmittelbare Grund dafür waren die Massenfestnahmen in Polen, die zur Überfüllung der bereits existierenden Gefängnisse führten. Am 14. Juni 1940 schickte die Gestapo den ersten Transport von 728 politischen Gefangenen dorthin. Es waren Polen, unter ihnen einige polnische Juden, die aus dem Gefängnis in Tarnòw verschleppt wurden. Etwa drei Kilometer von Oświęcim entfernt liegende Konzentrationslager Auschwitz I war das Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Es trägt deshalb auch den verwaltungstechnischen Namenszusatz Stammlager. Dort kamen ungefähr 70.000 Menschen, meist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, zu Tode (direkt ermordet oder durch die Haftbedingungen). Gefangene oder Häftlingsgruppen konnten und wurden von der SS zwischen beiden Lagerteilen nach deren Bedarf hin und her verschoben, wenn beispielsweise in bestimmten Berufen Ausgebildete für die angeschlossenen Betriebe gesucht wurden. Auschwitz-Birkenau, oder auch KL Auschwitz II genannt, wurde 1941 als Arbeits- und als Vernichtungslager zugleich konzipiert und besaß später insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien. Unter unvorstellbar grausamen Bedingungen wurden hier viele hunderttausende Häftlinge – die nicht sofort nach ihrer Ankunft in Zügen vergast worden waren – gefangen gehalten und gefoltert bzw. durch Zwangsarbeit, Erfrieren, Verhungern lassen, Erschöpfung, medizinische Experimente, unbehandelte Krankheiten, Exekutionen und schließlich durch Vergasen getötet. Viele Gefangene aus ganz Europa wurden aber bereits am Tag ihrer Ankunft ermordet und ihre Leichen verbrannt. Deshalb verbinden heute die meisten Menschen vor allem diesen Teil des Lagerkomplexes mit dem Namen „Auschwitz“. Im Frühjahr 1942 begannen die Massendeportationen von Juden mit Transporten aus Polen, aus Frankreich, aus der Slowakei und aus dem deutschen Reichsgebiet. Mitte des Jahres waren schon 16.000 Juden aus Polen, über 4.000 aus Frankreich 6 und mehr als 1.000 aus der Slowakei in dem Vernichtungslager inhaftiert. In den kommenden Jahren steigerten sich die Transporte bis zu deren Höhepunkt im Jahre 1944 mit 600.000 Juden, von denen 500.000 direkt in den Gaskammern ermordet wurden. Überall in den besetzten europäischen Ländern gab es Durchgangslager, von denen aus die Deportationszüge in die östlichen Vernichtungslager rollten. Die Anzahl der Opfer und der zeitliche Verlauf der Deportierung ist im Artikel Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz detailliert beschrieben. Innerhalb des durch die Flüsse Sola und Weichsel umgrenzbaren Interessengebiet KL Auschwitz mit ca. 40 Quadratkilometern Fläche wurden weitere 39 Nebenlager errichtet. Die polnische Bevölkerung wurde nach und nach aus dem Interessengebiet vertrieben. Das Interessengebiet war somit von der Umgebung abgeschnitten und gut kontrollierbar. Viele Fluchtversuche von Häftlingen sind aufgrund dieser für sie ja nicht erkennbaren tiefen Staffelung des gesamten Komplexes gescheitert. Entstehung Birkenau Am 26. September 1941 erhielt Rudolf Höß den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für 100.000 sowjetische Kriegsgefangene im Interessengebiet Auschwitz zu errichten. Dieses Lager entstand neben dem Dorf Brzezinka (Birkenau), drei Kilometer vom KZ Auschwitz I entfernt. Dazu zwangen die Nationalsozialisten die Bevölkerung des Ortes, ihre Häuser zu verlassen, und ließen das Lager durch Häftlinge des KZ Auschwitz I errichten. Das Barackenlager war etwa fünf Quadratkilometer groß. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder gegliedert waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit einem lebensgefährlichen doppelten Elektrozaun aus Stacheldraht umzäunt. Zwischen diesen beiden Zäunen standen die 5 m hohen Wachtürme in einem Abstand von ca. 150 m, die mit Maschinengewehren und Scheinwerfern ausgestattet waren. Etwas vor dem inneren Hochspannungszaun war noch ein gewöhnlicher Drahtzaun. Dieses Bewachungssystem bildete die nachts geschlossene „kleine Postenkette“. Es gab im Laufe der Zeit folgende Schutzhaftlager bzw. Lagerbereiche bzw. im Lagerjargon genannte Bereiche 7 das Männerlager, das Quarantänelager, das Frauenlager (seit 16. August 1942), den Häftlingskrankenbau, das Effektenlager „Kanada“, das Zigeunerlager (seit Frühjahr 1943), das Familienlager Theresienstadt (seit Herbst 1943, vergleiche Ghetto Theresienstadt), das Lager „Mexiko“ (Bauabschnitt III), das Lager für ungarische Juden. Zunächst in einem kleineren Umfang gedacht als Arbeitslager, in dem Kriegsgefangene und andere Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten sollten, veränderte sich die Funktion des Lagers schon in der Planungsphase. Die angestrebte Zahl der Häftlinge wurde deutlich erhöht. Im Herbst 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau erstmals sowjetische Kommissare und arbeitsunfähige Häftlinge mit Zyklon B umgebracht, nachdem bereits Ende 1941 Versuche damit im Stammlager stattgefunden hatten. Wenig später wurden Mütter mit Kindern und nicht zur Arbeit taugliche Personen aus den eintreffenden Transporten selektiert und vergast. Ab Juli 1942 oder gar schon ab April (der genaue Zeitpunkt ist in einem engen Zeitrahmen umstritten) wurde die überwiegende Mehrzahl der herantransportierten Juden sofort ermordet. Auschwitz-Birkenau hatte damit die Funktion eines Vernichtungslagers übernommen, wurde in Teilen aber zugleich auch als Konzentrations- und Arbeitslager weiter verwendet. 8 Tagebuch über die Woche vom 19.10.2009 bis zum 25.10.2009 in Oświęcim 20.10. in Oświęcim: Gegen Mittag kamen wir im Zentrum für Gebet und Dialog – unsere Unterkunft für die nächste Woche – an. Wir waren alle ein wenig erschöpft und froh ein bisschen Zeit für uns zu haben, um die Zimmer und das Haus zu erkunden. Einige von uns hatten großen Hunger und so war der Süssigkeitenvorrat schnell rar. Am Abend nach dem Abendessen stellte der deutsche Volontär Max das Zentrum vor. 21.10. in Oświęcim: Gegen neun Uhr, nach dem Frühstück, gingen wir zum Stammlager Auschwitz I und ein polnischer Guide führte uns durch das komplette Lager. Die vielen Eindrücke und Informationen haben einige von uns sehr ergriffen. Zum Mittagessen gingen wir wieder zurück ins Zentrum für Gebet und Dialog. Um 15.00 Uhr haben wir uns dann mit einzelnen Schicksalen von Häftlingen aus dem Block vier beschäftigt. Dazu haben wir einen Workshop gemacht. Die einzelnen Schicksale waren sehr ergreifend. Durch die detaillierten Lebensläufe der Häftlinge konnte man sich besser in die einzelnen Situationen hinein versetzen. Am Abend hatten wir eine Reflektionsrunde im Kaminzimmer der Begegnungsstätte. 9 22.10. in Oświęcim: Auch in Birkenau Auschwitz II bekamen wir eine Führung, diese zeigte uns die Umstände, in denen die „Bewohner“ gelebt haben. Nach Birkenau sind wir auch wieder direkt nach dem Frühstück gefahren. Nach dem Mittagsessen, zu dem wir wieder in die Begegnungsstätte zurück gekommen sind, haben wir uns den Film „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ von Halina Bierenbaum angesehen. In diesem Film hat sie selber über ihr Leben im Konzentrationslager berichtet. Der komplette Film war sehr emotional gestaltet. Am späten Abend hatten wir das Glück mit dem Zeitzeugen Kazimierz Smolen zu sprechen und zu fragen wie er die Zeit im Konzentrationslager Stammlager Auschwitz I empfunden und durchlebt hatte. Es war ein sehr bewegender und informativer Tag für uns alle. 23.10 in Oświęcim: Zur Abwechslung sind wir an diesem Tag nach Krakau gefahren. Dort hatten wir eine Führung durch das ehemalige Judenviertel der Stadt. Wir haben viel über die Geschichte der Stadt Krakau erfahren sowie alte Sagen und Mythen der Stadt. Außerdem haben wir auch einige Drehplätze aus dem Film „Schindlers Liste“ gesehen. Nach der dreistündigen Führung hatten wir die Möglichkeit die Stadt in Kleingruppen zu erkunden. Diese Gelegenheit haben wir alle genutzt. Einige haben eine Shopping-Tour daraus gemacht, andere haben Krakauer Spezialitäten probiert. Als wir wieder in unsrer Unterkunft angekommen waren haben wir uns drauf geeinigt am späten Abend eine Reflektionsrunde zu machen. In der Reflektionsrunde hatte jeder von uns die Woche noch 10 einmal Revue passieren lassen, dabei sind bei allen die Gefühle, die Wut der letzten Tage hochgekommen. So wurde der letzte Abend ein sehr emotionsreicher Abend. 24.10. in Oświęcim: Unser Abreisetag. Da einige ihre Koffer noch fertig packen mussten, fiel das Frühstück recht kurz aus. Zum Abschluss unserer Fahrt haben wir zusammen eine Andacht im Lager Birkenau gehalten um uns zu verabschieden. Danach sind wir dann nach Hause gefahren. 11 Gedanken zu Auschwitz Stammlager: Als wir zum Stammlager Auschwitz hinliefen, konnte man von Außen nicht so viel erkennen. Alles war wie bei uns in Mülheim. Als wir dann aber das Gelände betraten und den Stacheldraht, die Wachtürme Einfahrt der Überschrift mit und die „ARBEIT MACHT FREI“ sahen, kam mir erstmal ein Schauer übern Rücken, da ich das alles nur aus Fernsehen und von Bildern kannte. Am Anfang der Führung dachte ich, wie nett das Ganze aussieht, mit den alten Häusern und den vielen Bäumen. Doch als ich mir wieder die vielen Menschen in Erinnerung rief, die dort starben, war die „Schönheit“ schnell verschwunden! Während der Führung wurde mir immer bewusster, dass dort, wo wir lang liefen, zig tausende Menschen, wahrscheinlich mit Schmerzen, lang gelaufen sind. Mit der Führung wurde mir immer mulmiger zumute, da ich die Eindrücke nicht so schnell verdauen konnte wie sie auf mich einwirkten. Ein schreckliches Bild jagte das nächsten. Besonders schlimm fand ich einen Flur, wo vielleicht 100 Bilder von Gefangenen waren. Ich hatte vorher immer nur die Zahl 60.000 bis 70.000 im Kopf, aber als in durch diesen Flur ging und mir die Bilder anschaute, wurde mir bewusst, dass diese Zahl eine wahnsinnige große Summe an Menschen ist. Ich hatte das Gefühl, dass der Flur nicht enden wollte, und dass immer mehr Bilder kamen. Die Zahl war jetzt für mich keine Zahl mehr, sondern eine Kilometer lange Strecke an Bildern. 12 Eine Ausstellung, die ich genauso schrecklich fand, war in einem der Blocks. Sie zeigt hinter einer Glaswand, die Haare, die Koffer von Gefangenen und geleerte Zyklon-B-Dosen. Diese Masse, war einfach so viel, dass mein Gehirn aussetzte und ich das erst später realisierte. Ich konnte nicht glauben, dass die Haare und die Koffer Menschen gehört hatten. Die Führung im Lager war einfach nur schrecklich. Nicht im Sinne von „Die Führung war totaler Müll“, sondern weil das Lager so viele schreckliche Sachen zeigte. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass ich ersticken müsse, da die Eindrücke einfach so schlimm waren, dass ich sie nicht mehr verkraften konnte. Die Haare, die Bilder und die Krematorien waren einfach so schrecklich, dass man sich der Grausamkeit der Nazis wirklich noch mal bewusst wurde. Birkenau: Als wir das erste Mal Auschwitz-Birkenau sahen, wurde mir bewusst, wie groß das ganze Gelände ist. Der ganze Stacheldraht, die schier unendlich lange Größe des Geländes, vermittelte mir vor allem eine Aussage: „Du kommst nur raus, wenn wir dich raus lassen.“ Von Anfang an, als wir das Lager betraten, war mir übel, da mir langsam bewusst wurde, dass den Weg den wir grad gingen, viele Menschen vor uns gemacht hatten, und diese von den Nazis grausam getötet worden waren. Als wir in die Sanitäranlagen gingen, erschauderte ich, da die Zustände katastrophal gewesen sein müssen. Die Schlafräume waren genauso schlimm, da der Platz viel zu eng war um eine so große Gruppe an Leuten aufzunehmen, wie die Nazis die Gefangenen darein gesteckt haben. An den Wänden der Frauen und Kinderzimmer standen Sprüche, wo man erst gar nicht glauben wollte, dass diese Schriftzüge an der Wand stehen. Es schoss mir einfach immer wieder ein Gedanke 13 durch den Kopf: „Wie krank müssen die Nazis gewesen sein!“ Die ganze Situation war einfach so bedrückend. Dann auf den Weg zu den Krematorien und „Kanada“ kamen wir an einen See vorbei, wo die Nazis die Asche der Toten rein geschüttet haben. Er war pechschwarz. Ich konnte gar nicht glauben, dass der See einmal natürlich blau oder klar gewesen sein soll. Ungläubigkeit, aber auch Trauer und Wut kamen in mir hoch. Die große Masse der Krematorien zeigte nur zu gut, wie viele den Nazis zum Opfer gefallen sind. Ich hatte das Gefühl, als würde die Luft mich erdrücken. Die Stimmung war so düster. Länderaustellungen im Stammlager: Nach dem Besuch in Birkenau sind wir noch in die Länderausstellungen gegangen. Diese zeigten Bilder, die erschreckend zeigten, wie brutal die Nazis waren. Gleichzeitig wurde in jedem Raum eine Musik gespielt, die einen sehr betrübt machte. Wie die Bilder zeigten auch die Texte, wie schlimm die Situation damals war. Zum Bespiel wurde eine Anleitung zu einem Spiel ausgestellt, dass man mit dem „Mensch ärger dich nicht“ vergleichen könnte. Es hieß jedoch „Arierspiel“. Die Regeln waren auch so rassistisch, dass man nach dem lesen, dies gar nicht glauben wollte. Andere Texte schilderten Einzelschicksale, oder zeigten Details, die man so nie in der Schule lernen würde. Die ganze Situation war so heftig, dass wir nach ein paar verschieden Ausstellungen abbrechen mussten, da all die Details zu viel waren. Auschwitz ist ein schrecklicher Ort und ich würde jedem empfehlen dort hinzugehen, um sich die Situation vor Augen zu führen, wie krank die Nazis gewesen sind. Es ist ein schrecklicher Ort, doch wenn man es nicht tut, kann man nicht erfahren, wie krank und grausam Menschen sein können. 14 Birkenau Mein erster Gedanke beim Anblick vom Lager war: „Oh mein Gott“, denn es übertraf meine Vorstellung über alle Maße. Die Sanitäranlagen waren genauso schlimm. Ich dachte, wie konnten so viele Menschen auf so kleinem Raum sich waschen. Die ganze Zeit habe ich an die Nazischweine gedacht, welche dafür verantwortlich sind. Ebenfalls sehr heftig, war die Selektierrampe. Man fühlt sich so klein im Gegensatz dazu wie viele Menschen damals dort standen und wie viele direkt in den Tod geschickt wurden. Man fühlt sich schrecklich! Es ist erschreckend! In den Kinder und Frauen Häuser war ich genauso erschreckt! Der Gedanke von so vielen Menschen auf so kleinen Betten ist unvorstellbar. Auch die Schriftzüge von den Nazis an den Wänden waren sehr heftig. Besonders schlimm fand ich was die Besucher in die Wände geritzt haben! Das es immer noch Menschen gibt die diese Schandtaten gut finden finde ich grausam. Die meisten wissen noch nicht einmal was wirklich geschehen ist oder für was die sich einsetzen. Am extremsten war der Besuch der Gaskammern. Man bekommt ein sehr ehrfürchtiges Gefühl an einem Ort von sehr wichtiger Geschichte. Man fühlt Trauer Schmerz und Wut über das Unglück was dort passiert ist. Beim Laufen bis zum Canada Lager hat man das Ausmaß des Lagers Birkenau noch einmal gesehen und man ist wahrlich erschreckt. Während der ganzen Führung habe ich mich sehr Unwohl gefühlt. Besonders Trauer habe ich verspürt, doch auch sehr viel Wut über "unsere" Vorfahren. 15 Zeitzeuge Herrn Kazimierz Smolen Am 6. Juli 1940 kam Kazimierz Smolen mit dem zweiten Transport ins Konzentrationslager nach Auschwitz. Zu dem Zeitpunkt war er 20 Jahre alt. Er wurde inhaftiert, da sein Name auf einer Liste von polnischen Widerstandkämpfern stand. Dort teilte er sich zusammen mit 1500 anderen Häftlingen eine Baracke. Anstatt Betten wurden damals Strohsäcke auf den Boden gelegt, auf denen sie dann drauf schlafen mussten. Außerdem musste man Barfuß über den steinernen Boden laufen, dadurch kam es sehr häufig zu Verletzungen. Kazimierz Smolen baute als Häftling am KZ Ausbau in Birkenau mit. Dort waren die Verhältnisse sehr viel schlechter als in Auschwitz. Doch in beiden Lagern wurde man damals nur nach den Nummern gerufen, niemals mit dem Namen. Sehr oft gab es Epidemien. Die größte Epidemie war die Krätze. Daran sind sehr viele Menschen gestorben. Denn egal welche Krankheit man hatte, es gab immer nur die sogenannten Schmerztabletten. Wenn man nach zwei Wochen immer noch Krank war wurde man ermordet. Die Häftlinge bekamen mittags einen Teller Suppe und abends 72g Brot und etwas Margarine. Den Hunger bekämpften die Häftlinge mit Gesprächen über ihre Wünsche. Ein griechischer Häftling erzählte ihm von Oliven und wenn er aus Auschwitz frei würde könnte er endlich wieder Oliven essen, Herr Smolen dachte sich, das Oliven furchtbar lecker sein müssten und probierte nach der Gefangenschaft auch welche und konnte sich dann gar nicht erklären wie sein Freund sich Oliven herbeisehnen konnte. Aber so sagt er, hatte man etwas worauf man sich freuen konnte und an dem man sich festhielt. Kazimierz Smolen hatte das Glück, später in der Schreibstube im Stammlager zu arbeiten. Dort war es warm und er musste keine körperlich schwere Arbeit tun. Durch diese Arbeit bekam er sehr viel 16 mit, was in den Lagern passierte. Wenn Insassen bestraft wurden, wenn sie etwas geschmuggelt hatten. Für heimliche Briefe hat man damals Zigarettenpapier benutzt. Er weiß auch, dass es sehr viel Glück war, das sein Leben gerettet wurde. Nur dem Zufall verdankte es. Kazimierz Smolen ist ein Mensch der seinen Humor nicht verloren hat. Er redet sehr offen über sein Schicksal denn er ist der Meinung dass die Menschen wissen sollen was damals passiert ist damit so etwas nie wieder vorkommt. Er ist gegen Nazis aber nicht gegen Deutsche. Er ist nach dem Lage Jurist geworden und hat sich mit der Bestrafung der Kriegsverbrecher beschäftigt. 17 Das Zentrum für Dialog und Gebet. Wir waren im Zentrum für Gebet und Dialog untergebracht. Dieses Haus sieht sich als Begegnungsstätte für Erwachsene und Jugendliche. Das Zentrum wurde 1992 gegründet und liegt in unmittelbarer Nähe des Stammlagers Ausschwitz I. Das Ziel dieses Hauses ist es den Menschen die Möglichkeit zu geben, unabhängig von ihrer Religion, Interesse an der Vergangenheit zu zeigen und sich mit dieser Vergangenheit auseinander zu setzen. Das Zentrum lädt zum Beten und Lernen ein aber auch für Besinnung. Die Begegnung mit anderen Besuchern, aus anderen Kulturen und Ländern ist ein großes Ziel der Begegnungsstätte und die Architektur des Hauses ist darauf ausgerichtet. Das Haus ist offen und großzügig gestaltet so, dass man fast zufällig in Kontakt mit anderen kommt. Und am Ende des Tages merkt man wie gut es tut, sich auch mit anderen Menschen, über das Gesehene und Erlebte auszutauschen, die einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte haben. Das Zentrum hat sich selbst zur Aufgabe gemacht, den Besuchern eine Welt des gegenseitigen Respekts und der Versöhnung näher zu bringen. Das merkt man am, vom Zentrum angebotene Programm. Dort bekommt man reichlich Unterstützung, bei der Ausarbeitung des Programms, sowie Kontakt zu Zeitzeugen oder zu der Gruppe aus Jugendlichen aus Oswiecim, die sich regelmäßig dort trifft. Die Begegnungsstätte ist selbst auch im Netzwerk, das Organisationen und die Gemeinde in Oswiecim gesponnen hat um den Besuchern möglichst ein umfassendes Bild zu liefern. Mir persönlich und ich denke auch den anderen hat es sehr gut in diesem Haus gefallen, wozu sicherlich auch das hervorragende Essen beigetragen hat. Wir wurden im Haus selber nicht ständig daran erinnert an welchem Ort wir sind und was an diesem Ort passiert ist. Das ist meines Erachtens mit das Wichtigste bei so einem Erlebnis, dass man auch mal abschalten kann und den Ort als Oase in einer Wüste sehen kann. 18 Krakau Um ein umfassendes Bild von Polen in der Kriegszeit zu bekommen, fuhren wir nach Krakau. Krakaus Marktplatz Krakau ist eine Stadt mit vielen verschiedenen Eindrücken. Auf der einen Seite gibt es die Viertel die sehr heruntergekommen sind, auf der anderen Seite hat man die tolle Innenstadt um die Mariannenkirche, die mit sehr europäischem Charme glänzt. Begonnen haben wir unseren geführten Stadtrundgang in der Nähe des Wavel, dem Schloss Krakaus, wo einst die Könige Polens herrschten. Hier liegt der Stadtteil Kazimir, früher ein rein katholisches Viertel, wurde es aber dann immer mehr zu einem Judenviertel, wo die Wohnungen heute zwar durch die zentrale Lage sehr teuer sind, die Häuser allerdings sehr heruntergekommen wirken. Eine der katholischen Kirchen Eins der älteren Häuser im Stadtteil Kazimir Die meisten Juden die dort in der Vorkriegszeit wohnten waren auch sehr arm oder hatten ganz kleine Geschäfte, die noch zum Teil erhalten sind. Da stellte man sich schon die Frage ob sie damit viel verdienen konnten. Die meisten Juden die dort lebten sprachen das sogenannte jiddisch, da sie aus vielen Ländern nach Krakau 19 kamen und so eine gemeinsame Sprache vorhanden war. Jiddisch ist ein Mix aus deutsch und polnisch, den sich die Juden dort angewöhnten. Auch waren die Juden die dort lebten meist in ihrer eigenen Welt, sie lebten streng nach der Thora und deren Gesetzen. Der Stadtteil Kazimir war auch einst von Krakau getrennt durch den Fluss Weichsel und Kazimir war einst eine Insel. Die Siedlung darauf wurde von Kazimir dem Großen erbaut, aus Rache an der Krakauer Bevölkerung; da sie seinen Vater, den vorherigen König Polens, beleidigt hatten. Kazimir der Große erlaubte den einstigen Juden von da an eine Siedlung zu bauen. Die noch verbliebenden Reste der damaligen Stadtmauer zeigen die Umrisse dieser Siedlung. Als Kazimir und Krakau später zusammen gelegt und die Weichsel zum Teil umgebettet wurde, durften die Juden ihre Stadtmauern verlassen. So verbreiteten sie sich über ganz Kazimir bis hin zum Wavel, der im Zentrum Krakaus liegt. Diese Stadtteilstruktur blieb bis zum Kriegsausbruch erhalten. Das Glück Krakaus im Krieg, von Bombardierungen, fast vollständig verschont zu bleiben zeigt sich in den noch vorhandenen Häusern und Vierteln. In dem noch vollständigen alten Judenviertel drehte auch der Regisseur Steven Spielberg den berühmten Film Schindlers Liste. Er drehte dort einige Szenen aus dem damaligen Krakauer Ghetto, wo bis zu 20.000 Juden waren. Obwohl das „richtige“ Krakauer Ghetto auf der anderen Weichselseite lag, entschied er sich für das ehemalige Judenviertel, da es seinen alten Reiz nicht verloren hatte. Auch viele der Synagogen stehen noch, da sie von der deutschen Wehrmacht meist als Lagerräume benutzt wurden. Die Älteste von den Synagogen besuchten wir. Diese steht an einem Marktplatz des ehemaligen Judenviertels. Diesen Platz machte Steven Spielberg zum Appellplatz wo die Selektionen des Ghettos durchgeführt wurden. 20 Und in jeder Ecke und zu jedem Gebäude, Kirche oder Synagoge gab es einen Mythos oder eine Geschichte, die uns unser Guide erzählen konnte. Die eine Geschichte tragisch, die Andere wiederum zum lächeln. Das andere Gesicht Krakaus ist nicht die Armut und das Elend, sondern Reichtum und Schönheit. Als wir Kazimir verließen und zum großen Marktplatz von Krakau kamen, kam es mir so vor als ob wir im Mittelalter wären. 21 In einer reichen Stadt mit schönen verzierten Häusern und vielen schönen kleinen Boutiquen. Der plötzliche Schnitt von Armut und Reichtum erschreckte mich und ich kann mir vorstellen die Anderen auch. Damit möchte ich eigentlich nur vermerken das Krakau eine Stadt mit zwei Gesichtern ist. Aber dennoch voller Mythen und Legenden, trotz der Moderne und der Armut. Das zeigt auch das Wahrzeichen Krakaus. Dies ist ein Drache, dessen Geschichte jeder Krakauer kennt. Unter dem Wavel gibt es eine Höhle die der Drache eines Tages bezog. Er fand es dort recht angenehm und wollte dort nicht mehr raus. Die Einwohner fütterten ihn, aber als die Vorräte knapp wurden, sagten sie ihm das dadurch verlangte er dann schließlich die Jungfrauen der Stadt. Das wollten sich die Stadtbewohner nicht bieten lassen und hier kommen wir zu verschiedenen Darstellungen. Einige sagen hier, das es die damaligen Prinzen waren, andere wiederum meinen es waren einfache Leute aus dem Volk. Auf jeden Fall plante man einen feinen Schachzug und zwar stellte man vor die Drachenhöhle ein mit Schwefel und Pech ausgestopftes Schaffell und versteckte sich. Am nächsten Morgen, als der hungrige Drache keine Jungfrau vor seiner Höhle sah, fraß er das Schaf auf, ohne den Unterschied zu bemerken, dann begann die Teufelsmischung erst richtig in seinem Magen zu brennen! Er sprang zum Weichselufer um den schrecklichen Durst mit dem Flusswasser zu stillen. Er trank und trank. Und obwohl es in seinem Bauch keinen Platz mehr gab, trank er weiter, bis er schließlich mit einem lauten Knall in Tausende Stücke zerplatzte. Diese Legende wird den Kindern noch heute in Krakau erzählt. 22 Daten – Fakten (nackte Zahlen) Das Museum umfasst letztlich ein Gebiet von 191 Hektar; die Gedenkstätte KZ Auschwitz I nimmt eine Fläche von 20 Hektar, die Gedenkstätte KZ Auschwitz II – Birkenau – 171 Hektar (darunter 24 Hektar Wald) ein. Im Museum und in den Gedenkstätten befinden sich 154 verschiedene Originalbauten des KZ (Auschwitz I – 56 Objekte, Birkenau -98 Objekte). Es sind die Häftlingsblocks und Häftlingsbaracken, Verwaltungs – und Lagerleitungsgebäude, Wachhäuser, Wachtürme, Lagertore, 300 Ruinen – unter ihnen Restbestände von den Gaskammern und Krematorien, 13 844 Meter der Lagerumzäunung (Auschwitz I – 2080 m, Birkenau 11 764 m), 10 955 m befestigte Landstraße (Auschwitz I – 2595 m, Birkenau - 8 360 m) und 2 200 m Bahnstrecke. Nach der KZ- Befreiung hat man im Lager und auch im nahegelegenen Gebiet Tausende von Gegenständen gefunden, die den zum Tode verurteilten Menschen gehört hatten. Es waren unter anderem Koffer, sehr oft mit Namen und Adressen ihrer Eigentümer versehen, jüdische Gebetsgewänder, Prothesen, Brillen, Schuhe sowie auch menschliche Haare. Diese Gegenstände bilden den Hauptteil der Museumssammlung. Es befinden sich dort u.a. etwa 40 000 Paar Schuhe von Menschen, die ins KZ deportiert worden sind, 1950 Kg menschliche Haare, 40 000 Essbestecke. Darüber hinaus sind 3500 Koffer, 12 000 Kochtöpfe und viele, viele andere kleinere Sachen wie z.B. Schirme, Kämme, Rasierpinsel, Besen usw. erhalten geblieben. 23 persönliche Eindrücke Reinkommen: neugierig, unsicher nicht wissend was einen genau erwartet Zaun: extreme Sicherheit Umzäunung bedrückend nur ein Ausgang aus dem lager doppel Zaun 3meter Zone türme Blöcke: 1000 Menschen in einem Block er(be)drückende enge Ausstellung: Haare, Kinderschuhe, Brillen, Koffer, Prothesen, Töpfe extrem hart übel verwirrend komisch Fotos geben einen Eindruck über die Schicksale der Männer in den Blöcken Gesichter der Menschen geben eine Vorstellung über die Zahl der Verstorbenen 24 Block 11 Schießwand Vorstellungen über die taten dort wenn man rein kommt wird alles schon sehr bedrückend man bekommt einen extremen Respekt Todeszellen: Vorstellungen über die taten dort wenn man rein kommt wird alles schon sehr bedrückend man bekommt einen extremen Respekt Galgen: Vorstellungen über die taten dort wenn man rein kommt wird alles schon sehr bedrückend man bekommt einen extremen Respekt Gaskammer: schreckliche Gefühle über den tausend Menschen die dort vergast wurden danach das Krematorium man sieht die Öfen wo 70000 Menschen verbrannt wurden unbeschreiblich 25 Workshop im Stammlager Die Todeswand Einer von vier Verbrennungsöfen 26 Menschen die gingen, Wir bauten einen Fußballplatz im Frühling. Einmal stand ich im Tor. Es war Sonntag, um den Platz stand eine ansehnliche Menge aus Kapos und Aufsehern. Ich stand im Tor, mit dem Rücken zur Rampe. Der Ball ging ins Aus, rollte bis an den Stacheldraht. Ich lief ihn holen. Als ich ihn aufhob, warf ich einen langen Blick auf die Rampe. Gerade war ein Zug eingefahren. Aus den Güterwaggongs stiegen Menschen und gingen in Richtung des Wäldchens. Aus der ferne waren nur die bunten Kleider der Frauen zu erkennen. Die Frauen waren offenbar schon sommerlich gekleidet, zum ersten Mal in dieser Jahreszeit. Die Männer hatten ihre Jacken ausgezogen, die weißen Hemden leuchteten. Die Menge kam langsam voran, aus den Waggongs kamen ständig neue Leute hinzu. Schließlich hielten sie an, setzten sich ins Gras und schauten zu uns herüber. Ich lief mit dem Ball zurück und machte einen Abstoß. Der Ball wanderte von Fuß zu Fuß und kehrte in einem Bogen vors Tor zurück. Ich wehrte ihn ab, aber er ging in Aus – Ecke. Wieder ging ich ihn holen. Als ich ihn aufhob, erstarrte ich: die Rampe war leer. Von der bunten, sommerlichen Menge war kein einziger mehr zu sehen. Auch die Waggongs fuhren weg. Die Blocks gegenüber waren deutlich zusehen. Ich ging mit dem Ball zurück und gab ihn zur Ecke. Zwischen zwei Eckbällen hatte man hinter meinem Rücken dreitausend Menschen vergast. In der Folgezeit gab es zwei Wege, auf denen die Menschen zu dem Wäldchen gingen: entweder direkt von der Rampe oder von der anderen Seite des Hospitals aus. Beide führten zum Krematorium, aber manche hatten Glück und gingen weiter, bis zur Sauna und das bedeutete für sie nicht nur Baden und Entlausung, sondern auch Leben. Gewiss ein Leben im Lager, aber doch Leben. 27 Mülheimer Woche, vom 6. Januar 2010 28