Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft Prof. Dr. Bernd Rolfes Creditpointklausur „Seminar zum Bank- und Finanzmanagement“ Sommersemester 2006 DATUM: 04. August 2006 BEARBEITUNGSZEIT / PUNKTE: 60 Minuten / 60 Punkte HILFSMITTEL: nicht-programmierbarer Taschenrechner UMFANG: 4 Aufgaben / 5 Seiten (inkl.) Deckblatt Ich versichere hiermit, dass ich meine Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Verwendung unerlaubter Hilfsmittel und sonstiger unlauterer Mittel angefertigt habe. Ich weiß, dass ein Bekanntwerden solcher Umstände auch nachträglich zum Nichtbestehen der Prüfung führt. Die „Ordnung während der Prüfung“ erkenne ich an. _________________________________________ Name, Vorname ______________ Datum: ______________________________ Unterschrift Prof. Dr. Bernd Rolfes Creditpoint-Klausur -2- Aufgabe 1: Kreditrisikomodelle – CreditMetricsTM Sommersemester 2006 Seminar zum Bank- und Finanzmanagement (15 Punkte / 15 Minuten) I. Bitte kreuzen Sie an, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Für jede richtig angekreuzte Lösung erhalten Sie einen Punkt, für jede falsch angekreuzte Lösung wird Ihnen ein Punkt abgezogen. Eine mögliche insgesamt negative Gesamtpunktzahl dieser Aufgabe wird Ihnen nicht für die Gesamtpunktzahl der Klausur angerechnet. Nr. Aussage Richtig 1 Das Ziel des Value-at-Risk-Konzepts im Kreditgeschäft ist es, den maximalen Kreditausfall bzw. Werteverlust innerhalb eines bestimmten Zeitraums für einen vorgegebenen Sicherheitsgrad zu bestimmen. Falsch Ο Ο Ο Ο 3 CreditMetricsTM ist ein Kreditportfoliomodell, welches den Asset-ValueModellen (Firmenwertbasierte Modelle) sowie den Migrationsmodellen zugeordnet wird. Es wurde im Jahre 1997 von J. P. Morgan entwickelt. Der Value-at-Risk wird hier als Kurswertverlust interpretiert. Dabei wird die Risikoquantifizierung nach Ratingkategorien vorgenommen. Die Berechnungsgrundlage für den erwarteten Marktwert von Krediten sind ratingspezifische Zinsstrukturen (inkl. Credit Spreads). Eines der ist die wesentlichen Kernaspekte von CreditMetricsTM Berücksichtigung von Korrelationseffekten der im Portfolio gehaltenen Kredite. Ο Ο 4 Die Migrationsmatrix beim CreditMetricsTM-Modell gibt die Wanderungswahrscheinlichkeit an, mit der sich eine Anleihe einer bestimmten Ratingklasse in einem Jahr in einer anderen oder gleichen Ratingklasse befindet. Ο Ο Ο Ο 2 Die Steuerung von Kreditrisiken zerfällt in zwei Komponenten: Einmal in den erwarteten Verlust, und weiter in den unerwarteten Verlust. Der unerwartete Verlust wird über die Standardrisikokosten abgedeckt. Dagegen wird der erwartete Verlust über das ökonomische Eigenkapital abgesichert. 5 Die Standardabweichung ist ein Maß für das Risiko einer Investition. Per Definition kann das Risiko, ausgedrückt als Varianz bzw. Standardabweichung, niemals negativ sein. Dabei gilt: Je höher die Standardweichung einer Investition, desto höher auch dessen Risiko. (5 Punkte / 5 Minuten) Prof. Dr. Bernd Rolfes Creditpoint-Klausur -3- Sommersemester 2006 Seminar zum Bank- und Finanzmanagement II. Zum jetzigen Zeitpunkt t = 0 liegt Ihnen ein Portfolio aus folgenden zwei Krediten mit endfälliger Tilgung vor. Zinszahlungen fallen am Ende eines jeden Jahres an. Die Daten der Kredite entnehmen Sie bitte folgender Tabelle: Kredit 1 Kredit 2 Volumen 200 280 Laufzeit 3 3 Kuponzins 4,5 % 5,9 % Rating AA B Weiterhin liegt Ihnen folgende aktuelle (Zeitpunkt t = 0) Spotsatz-Tabelle vor: Spotsätze für unterschiedlichen Laufzeiten Laufzeit Rating 1 2 3 4 AAA 3,50% 3,73% 4,25% 4,70% AA 3,62% 3,95% 4,36% 4,76% A 3,83% 4,09% 4,49% 4,86% BBB 3,89% 4,19% 4,58% 5,06% BB 4,40% 4,76% 5,30% 5,89% B 5,06% 5,34% 6,12% 6,69% CCC 6,00% 6,89% 7,45% 7,99% 5 5,02% 5,15% 5,30% 5,39% 5,99% 7,13% 8,16% Bitte errechnen Sie – in Anlehnung an das Kreditrisikomodell CreditMetricsTM – den fairen Wert des Portfolios zum Zeitpunkt t = 1. Sie gehen davon aus, dass beide Kredite ihren aktuellen Bonitätsstatus zum Zeitpunkt t = 1 beibehalten. (10 Punkte / 10 Minuten) Aufgabe 2: Geschäftsstellenbewertung (12 Punkte / 12 Minuten) Die „We Love All Your Money Bank“ plant eine bundesweite Restrukturierung der Geschäftsstellen. Als Bank Controller erhalten Sie den Auftrag eine Geschäftsstellenbewertung in Form von Marktpreisrelationen (Multiples) für den Standort Duisburg-Neudorf vorzunehmen. Es liegen folgende Unternehmens- und Marktinformationen bereit. Kennzahlen: Geschäftsstelle Duisburg-Neudorf (Plandaten) Überschuss aus operativen Aktivitäten (in TEUR) Investitionsaktivitäten (in TEUR) Zinsstrukturbeitrag (in TEUR) Free Cash Flow (in TEUR) Anzahl der Kunden 2006 2007 2008 2009 360 325 265 165 50 0 0 0 150 150 150 150 560 475 415 315 5200 4950 4350 3600 Prof. Dr. Bernd Rolfes Creditpoint-Klausur -4- Sommersemester 2006 Seminar zum Bank- und Finanzmanagement Kennzahlen: „Peer Group“ (per 31.12.2005) Aktienkurs (in EUR) Anzahl der Aktien (in Mio. Stück) Free Cash Flow (in TEUR) Dividendenrendite (in Prozent) Anzahl der Kunden Money Maker Bank Cash All Out Bank Trash Transaction Bank Real Big Deposit Bank 20 7,5 3 40 1,45 4,5 10,5 0,8 2600 2000 3400 2200 2,9 3,2 1,5 4,9 20000 25000 25000 20000 Bestimmen Sie bitte nun den Wert der Geschäftsstelle anhand des Multiple „Marktkapitalisierung/Kunde“ sowie auf Basis des Multiple „Kurs-Cash-Flow-Verhältnis“ (KCV) für das Jahr 2006. Nutzen Sie hierzu die „Peer-Group“ aus den oben genannten Marktdaten! (der Rechenweg ist darzustellen)! Aufgabe 3: Renditeziele in Banken – Analyse strategischer Lücken (15 Punkte / 15 Minuten) Der Renditeanspruch von Eigenkapitalgebern kann sich an dem CAPM-Modell orientieren. Ihre Aufgabe ist es nun, das CAPM-Modell grundsätzlich darzulegen. Bitte gehen Sie dabei wie folgt vor: I. Stellen Sie graphisch das Modell der Kapitalmarklinie dar. Bitte geben Sie alle zum Verständnis notwendigen Bezeichnungen der Grafik an. (6 Punkte / 6 Minuten) II. Stellen Sie die Gleichung für die Erwartete Rendite E(Ri) der vom Investor eingegangen Investition Anhand der Grafik auf. Bitte verwenden Sie nur Bezeichnungen in der Gleichung, die Sie auch in der Grafik aus I. verwendet haben. (2 Punkte / 2 Minuten) III. Bitte beschreiben Sie kurz in eigenen Worten den von Ihnen oben graphisch und formal zugrunde gelegten Sachverhalt des Modells der Kapitalmarktlinie. (2 Punkte / 2 Minuten) IV. Erklären Sie, ausgehend von obiger Gleichung der Kapitalmarktlinie das CAPM-Modell. Stellen Sie dazu die CAPM-Gleichung auf, benennen Sie alle verwendeten Bezeichnungen in der CAPM-Gleichung, und beschreiben Sie kurz den Unterschied des CAPMs im Vergleich zum Modell der Kapitalmarktlinie. (5 Punkte / 5 Minuten) Prof. Dr. Bernd Rolfes Creditpoint-Klausur Aufgabe 4: Basel II – „Outlier Test“ -5- Sommersemester 2006 Seminar zum Bank- und Finanzmanagement (18 Punkte / 18 Minuten) Als Basel II-Spezialist bei der Swiss Bank Group müssen Sie auf einem Proseminar über die Behandlung von Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch nach Basel II Ihre hoch motivierten Kollegen auf den aktuellen Stand der regulatorischen Vorschriften bringen. Auf der Agenda ihres Vortrags steht der so genannte „Outlier Test“ (Ausreißertest) ganz oben auf der Agenda. I. Erläutern Sie bitte kurz die grundsätzliche Konzeption des „Outlier Tests“ als aufsichtlichen Minimalansatz des „Basel Committee on Banking Supervision“ unter Berücksichtigung alternativer Umsetzungsvarianten. (12 Punkte / 12 Minuten) II. Nehmen Sie anschließend kurz zu der Bedeutung der Ausgestaltungsmöglichkeiten und Einflussfaktoren bei der praktischen Umsetzung des Ausreißeransatzes kritisch Stellung. (6 Punkte / 6 Minuten)