FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Überblick Wochenvergleich Trend Woche Monat 31.12. 1 Jahr DAX MDAX EONIA Umlaufrendite Dow Jones S&P 500 EUR/ USD Gold in EUR Öl in EUR 9.587,19 16.444,49 0,20 % 1,24 % 16.323,06 1.857,62 1,3752 941,85 73,93 Stand 31.03.2014 1:10 Finanzmanagement ++Aktuelles++ Ein Unternehmen der Ecclesia Gruppe Vermögensverwaltung + + + zweite Runde der Kommunalwahlen in Frankreich stärken politische Rechte + + + autoritärer Politikstil des türkischen Ministerpräsidenten wird bei dortigen Kommunalwahlen unterstützt, Reaktion der anderen Staaten wird interessant + + + Treffen der Außenminister der USA und Russlands zur Ukraine endet ohne zählbares Ergebnis + + + Die wesentlichen Themen des DVAM-Finanzmarkt-Newsletters 13/2014 Während in den USA die Technologiewerte unter der Führung der Internetkonzerne Facebook und Twitter deutliche Schwächen zeigten und der Börsengang des US-Computerspielproduzenten Candy Crash Saga mit einem Minus von fast 16 % am ersten Börsentag für die verhaltene Entwicklung der US-Aktienindices sorgte, konnte insbesondere der DAX deutlich hinzugewinnen. Teilweise ist dies mit der Entspannung der Krim-Krise zu erklären, die an den Kapitalmärkten – mit Ausnahme einzelner Entwicklungen – kaum noch eine Rolle spielt. Viel wesentlicher werden insbesondere die deutschen Aktien- und Rentenmärkte von der Erwartung beeinflusst, die EZB werde geldpolitisch expansiver agieren, um die Deflationsrisiken in der Eurozone und den Außenwert des EUR zu reduzieren. Wahrscheinlich wird sich die Intervention allerdings auf die Ankündigung beschränken, im Bedarfsfall handeln zu können. Damit ist nicht zu unterschätzendes Abwärtspotenzial – insbesondere auf der Zinsseite – verbunden, das dann wiederum Anlagemöglichkeiten eröffnet. Momentan suchen einige Marktteilnehmer so verzweifelt Anlagemöglichkeiten, dass die Renditen von südeuropäischen Staatsanleihen teilweise auf den niedrigsten Stand seit fast zehn Jahren gefallen sind. Dieses Umfeld will sich die EU zunutze machen, in dem ein steuerlich begünstigtes „Sparbuch“ geschaffen wird, mit dem Anleger langfristig Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen. So werden Risiken noch intransparenter gemacht und die Herausforderungen für Anleger, Anlagen zu finden, bei den Rendite und Risiko in einem angemessenen Verhältnis stehen, steigt immer weiter. Ohne unabhängige Expertise wie beispielsweise bei der DVAM ist dies kaum noch möglich. FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Allgemeines Aktien- und Rentenmärkte stiegen An den Kapitalmärkten ist in der hinter uns liegenden Handelswoche die Krim-Krise – mit Ausnahme von wenigen Zahlen zu den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen für Russland und die Ukraine – nahezu vollständig in den Hintergrund getreten. Nach dem erwartet schwachen Auftakt auf der Aktienseite sind die Kurse insbesondere in der zweiten Wochenhälfte deutlich gestiegen. Dies galt vor allem auch für die Rentenmärkte, die insbesondere in Europa von zunehmend wahrscheinlich werdenden Maßnahmen auf der geldpolitischen Seite durch die Europäische Zentralbank (EZB) profitieren. Hier scheint insbesondere die realistischer werdende Möglichkeit von Anleihekäufen der Notenbank nach dem US-Vorbild der letzten Jahre eine Rolle zu spielen. Insofern fallen die strategischen Ausrichtungen zwischen der EZB und der US-Notenbank, die eine Fortsetzung des etwas restriktiver werdenden Kurses ankündigt weit auseinander. EZB könnte kurzfristig Geldpolitik expansiver gestalten Interessant ist die Entwicklung der Geld- und Rentenmärkte in der Eurozone, auf die wir in den entsprechenden Rubriken eingehen. Befeuert wird die Spekulation über geldpolitische Maßnahmen der EZB durch die Entwicklung in Spanien, das analog unserer Einschätzung nun – ähnlich wie Griechenland – in die Deflation abgerutscht ist. Dort haben sich nach ersten Schätzungen die Preise im März 2014 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,2 % ermäßigt. Dies ist der Fall, obwohl Spanien die über drei Jahre anhaltende Rezession nun zwar formal hinter sich gebracht hat, aber weiterhin von extrem hoher Arbeitslosigkeit und entsprechend geringer Binnennachfrage gebeutelt ist. „EU-Sparbuch“ könnte als große Mogelpackung kommen Hinzu kommen – trotz Zinsen für spanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit von 3,2 % p. a. und dem damit niedrigsten Stand seit dem Jahr 2005 – Probleme bei der Kreditvergabe, die aber nahezu für die gesamte Eurozone gelten, da diese im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 % gesunken ist. Damit hemmt diese Entwicklung weiterhin eine nachhaltige wirtschaftliche Belebung. Man darf nicht vergessen, dass selbst ein Verlassen der Rezession für die südeuropäischen Staaten keine Hilfe bei dem Überwinden der strukturellen Probleme bedeutet. Hierzu benötigt man in Italien, Portugal, Spanien und Griechenland jeweils stabile Wachstumsraten von mehr als 3 % pro Jahr. Davon ist man noch weit entfernt und die funktioniert nur mit starken Kreditmärkten. Insoweit ist es nicht überraschend, wenn die EU-Kommission darüber nachdenkt, die vorhandenen Sparvolumina in Europa zu nutzen, um damit die Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen zu fördern. So gibt es erste Überlegungen eines steuerbegünstigten „EU-Sparbuchs“, in dem EU-Bürger langfristig Geld anlegen können. Dieses Kapital wird dann für Kredite an mittelständische Unternehmen verwendet. Am besten versieht man dies noch mit einer staatlichen Garantie und schon hat man in einem ersten Teilsegment „Finanzsozialismus“ geschaffen. Die EU-Kommission verkennt, dass zu einer marktwirtschaftlichen Ausrichtung Insolvenzen von Unternehmen hinzugehören, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. Alles andere ist Planwirtschaft, die selbst nicht mehr in Kuba, das sich zunehmend ausländischen Investoren eröffnet verfolgt wird. Natürlich würde man die schleppende Kreditvergabe der Kreditinstitute so umgehen, gleichzeitig die notwendigen Risikokosten für Kredite künstlich senken und mit der Begrifflichkeit eines Sparbuchs allerdings eine Sicherheit suggerieren, die diese Anlage natürlich nicht hätte. So wird die EU versuchen – ähnlich wie die internationalen Notenbanken mit geldpolitischen Instrumenten –, niedrige Zinsen zu schaffen, ohne den Zins als Risikoindikator zu akzeptieren. Mittelstandsanleihen bleiben nahezu immer Garantie für den Kapitalverlust Man fühlt sich hier an die Mogelpackung der sogenannten Mittelstandsanleihen erinnert. Viele Anleger haben dort investiert, weil es sich den Namen nach um den guten deutschen Mittelstand handelte. Tatsächlich sind dort aber Anleihen mit hohen Ausfallrisiken von weitgehend schwachen Unternehmen versammelt, bei denen Zahlungsausfälle teilweise mehr als wahrscheinlich sind. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe aus Anlegersicht wird vor allem in den Jahren 2016 und 2017 deutlich, wenn entsprechende Anleihen zur Wiederanlage anstehen. Anleger in diesem Finanzmanagement Seite 2 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Segment werden sich vielfach mit der Börsenweisheit „Das Geld ist nicht weg, es hat nur jemand anderes“ trösten müssen. So machen Unternehmen wie beispielsweise Friedola trotz eines konjunkturell sehr guten Umfelds seit Jahren keinen Gewinn, werden aber von einigen Kreditinstituten weiterhin als konservative Anlage empfohlen. Hier sollte man eher auf unabhängiges Research wie bei der DVAM setzen und wirklich bonitätsstarke Anleihen beimischen. Russland spürt zwar die Krise, wird dies aber überstehen Russland spürt schon die Auswirkungen der Krim-Krise, nachdem die russische Regierung einen Mittelabfluss im 1. Quartal 2014 von 55 Mrd. EUR erwartet und gleichzeitig das Risiko eines Abrutschens der russischen Wirtschaft in eine spürbare Rezession nicht völlig ausschließt. Allerdings ist der Staat wirtschaftlich und strukturell vermutlich so stark aufgestellt, dass er eine solche Entwicklung kompensieren könnte. Nicht umsonst hat die Ankündigung Russlands, im Zweifelsfall die heimischen Kreditinstitute zu stützen, für eine deutliche Entspannung im Finanzsektor gesorgt. Gerade dort weiß man aber, dass eine Garantie nur so stark wie der Garantiegeber ist. Russland mit 550 Mrd. EUR Devisenreserven, die monatlich um 2,5 Mrd. EUR steigen, wird sicherlich – trotz aller Drohungen der US-Ratingagenturen hinsichtlich Herabstufungen – sehr stark wahrgenommen. Deswegen bleibt der temporäre Ausschluss Russlands aus der Gruppe der G8-Staaten und die teilweise Einschränkung von Zahlungsmöglichkeiten der Kreditkarten MasterCard und VISA durch die US-Emittenten bislang ohne Wirkung. Ukraine ohne IWF zahlungsunfähig Von Stärke kann man bei der Ukraine nicht sprechen, weshalb der scharfe Ton gegen Russland, der aktuell wieder zu verzeichnen ist, eine Provokation darstellt, die die gerade wahrnehmbare Stabilisierung gefährdet. Dabei konnte der ukrainische Staatsbankrott nur durch die Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von aktuell bis zu 14 Mrd. EUR für die kommenden zehn Jahre abgewendet werden konnte. Bei einer zügigen Umsetzung der Reformen, von denen einzig die stärkere marktwirtschaftliche Ausrichtung der Energieunternehmen sinnvoll ist, kann der Hilfsbetrag auf 20 Mrd. EUR aufgestockt werden. Überraschend greift der IWF nicht auf Hilfen aus Russland zurück, die eine weitere finanzielle Unterstützung der Ukraine sehr frühzeitig angekündigt haben, sondern beschränkt sich auf Zahlungen aus den EU-Staaten, Japan und die USA. Hier scheint sich der politische Fehler einer Konfrontation mit Russland seitens des Westens zu wiederholen, den man aufgrund der vorhandenen Machtverhältnisse und der Fähigkeit Russlands, eine Krise länger durchhalten zu können als die meisten anderen europäischen Staaten, unbedingt vermeiden sollte. Ohnehin wäre vermutlich aber der wirtschaftliche Zusammenbruch der Ukraine sinnvoller gewesen. Ähnlich wie bei Griechenland wäre es besser gewesen dem wirtschaftlichen Schrecken ein Ende zu setzen. Schließlich droht der Ukraine weiterhin ein Einbruch der Wirtschaftsleistung von 10 % im Jahr, während die Inflation auf bis zu 14 % steigen kann. Selbst mit den IWF-Hilfen will man lediglich das Schrumpfen der Wirtschaft eindämmen. Die schwierige wirtschaftliche Situation ist natürlich auch auf die Haltung Russlands zurückzuführen, da u. a. die Rabatte für die Nutzung russischen Erdgases aufgehoben haben. Dies führt zu Preissteigerungen von fast 80 % für die Ukraine ab dem kommenden Monat, die durch die Hilfen faktisch durch die genannten Staaten mittelbar über die IWF-Hilfen bezahlt werden. Im Gegenzug weitere Sanktionen gegen Russland zu fordern, mutet da schon befremdlich an. Etwas mehr Transparenz auch in diesem Feld würde der EU gut tun. türkische Regierung agiert zunehmend diktatorisch Aber auch in anderen Schwellenstaaten gibt es weiterhin Probleme. Die Türkei wird zunehmend autoritär regiert, da der türkische Ministerpräsident versucht, Korruptionsvorwürfe dadurch zu entkräften, dass er die entsprechenden Behauptungen einfach verbietet und in diesem Zuge den Kurznachrichtendienst Twitter und das zum US-Internetkonzern gehörende Videoportal YouTube in der Türkei blockiert. Bei dem Kurznachrichtendienst, den in der Türkei über 14 Millionen Menschen nutzen, ist er schon bislang ergebnislos vom Gericht aufgefordert worden, die Sperrung rückgängig zu machen. Überraschend gering bleiben aber die kritischen Finanzmanagement Seite 3 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Reaktionen aus anderen Staaten, obwohl es bei den aktuell staatfindenden Kommunalwahlen in der Türkei teilweise gewaltsame Auseinandersetzungen gibt. Die politischen Risiken dieses Staates, der zunehmend diktatorische Züge annimmt, sollte man als Anleger unbedingt meiden. Wie wir in dem Buch „Europa 2029 – Das Ende?“ beschreiben, können die politischen Spannungen in der Türkei sehr schnell zu einem Problem der Eurozone entwickeln, falls der Staat und Griechenland versuchen, ihre innenpolitischen Probleme durch einen außenpolitischen Disput untereinander zu kaschieren. Spätestens dann wäre Russland als politische Ordnungsmacht für Europa dringend gebraucht. Allerdings ist ein solcher Konflikt derzeit – glücklicherweise – nicht abzusehen. Vielmehr versucht Griechenland in Vorbereitung einer aus verschiedenen Aspekten sehr kritisch zu beurteilenden Anleiheemission, über die Laufzeiten und Zinssätze für die Hilfskredite zu verhandeln. Es bleibt dabei: Spätestens im Jahre 2012 wäre ein Ende mit Schrecken – also die Staatsinsolvenz – der besser Weg gewesen. Brasilien wird – etwas überraschend – herabgestuft Neben Russland sorgte – allerdings aus anderen Gründen – ein anderer der sogenannten BRIC-Staaten, zu denen auch China und Indien gehören, für negative Nachrichten. Bei Brasilien hat die US-Ratingagentur augenscheinlich insbesondere mit Blick auf die politischen Risiken die Ratingeinstufung von „BBB“ auf „BBB-“ reduziert. Damit ist der Staat nur noch eine Stufe über dem sogenannten „RamschNiveau“. Die dortige politische Führung reagierte mit großem Unverständnis, da der Staat eine Verschuldung von weniger als 60 % aufweist und im letzten Jahr mit 2,3 % stärker als die meisten Industrienationen gewachsen ist. Dennoch darf man die strukturellen und politischen Risiken nicht unterschätzen. Allerdings ist es richtig, dass Brasilien beispielsweise im Vergleich zu den USA, mit Blick auf deren immense Verschuldung deutlich zu kritisch von den US-Ratingagenturen gesehen wird. Die Entwicklung an den Kapitalmärkten bestätigt allerdings die Einschätzung zu Brasilien. Während die US-Aktienmärkte seit dem Jahreswechsel z. T. nur moderat im Minus sind und die Rentenmärkte weitgehend unverändert notieren, haben Anleger in den BRIC-Staaten teilweise 50 % des zum Jahresanfang vorhandenen Kapitals verloren. China wird negativ gesehen, gute Nachrichten werden ignoriert Dazu hat in Teilsegmenten in geringem Umfang auch China beigetragen, das momentan sehr negativ gesehen wird. Dies schätzen wir – trotz aller Herausforderungen, eine exportorientierte Wirtschaft in eine Binnenkonjunktur getriebene Wirtschaft zu überführen – anders ein. Vielmehr ist die stärkere marktwirtschaftliche Ausrichtung, die auch dazu führt, dass nicht mehr jedes Unternehmen vom Staat gerettet wird und in China damit nicht jede unternehmerische Investition zu 100 % abgesichert ist, für richtig. Die EU macht mit ihren beschriebenen Sparbuchplänen gerade vor, wie ein falscher Weg beschritten wird. Zwei Signale aus China werden aber derzeit ignoriert, weil die Konjunkturdaten zum Teil schwächer als erwartet bleiben. Zum einen hat die chinesische Notenbank auf Gerüchte über Probleme bei einer Geschäftsbank unverzüglich reagiert und einen drohenden „Bankrun“ im Keim erstickt, indem es die Zahlungsfähigkeit dieses Kreditinstituts garantiert hat. Dies zeigt, dass es zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte Sektoren gibt, bei denen man sich in China auf problemlösende Interventionen verlassen kann. Die sofortige Beruhigung der Situation zeigt auch hier die Stärke Chinas. Zum anderen waren die Ausführungen des chinesischen Ministerpräsidenten Xi Jingping, bei einer konjunkturellen Abschwächung bereit die chinesische Wirtschaft zu stützen, sehr überzeugend. Es ist allerdings richtig, erst einmal abzuwarten, ob dies notwendig wird. Man sollte hier die weitere Entwicklung abwarten. China ist wirtschaftlich wesentlich stärker als dies vielfach wahrgenommen wird. So hat die zweitgrößte Volkswirtschaft inzwischen – in absoluten Zahlen betrachtet – Deutschland bei der Anmeldung der internationalen Patente überholt und liegt hinter Japan und den USA weltweit auf dem 3. Platz. Auch dies trägt dazu bei, dass China nach unserer Einschätzung weiterhin mit mehr als 7 % wachsen wird. Dies ist für Deutschland eine gute Nachricht, da von deutschen Unternehmen über 8 % des gesamten Exports dorthin fließt. Finanzmanagement Seite 4 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 US-Banksektor deutlich besser kapitalisiert Probleme im Bankenbereich gibt es aber nicht nur in China, sondern selbst in den USA. Dort hat die US-Notenbank der heimischen Citigroup und der USNiederlassungen der Kreditinstitute HSBC, RBS und Santander untersagt, höhere Ausschüttungen vorzunehmen bzw. ihre Aktienrückkaufprogramme auszuweiten, um die Eigenkapitalbasis nicht zu schwächen, obwohl sich die Kernkapitalquote bei Kreditinstituten in den USA in den letzten fünf Jahren von 5,5 % auf 11,6 % mehr als verdoppelt hat. Dort sind unrentable Kreditinstitute durch die staatlichen Hilfsmaßnahmen vom Markt verschwunden. Gleichzeitig haben sich diese Stützungen für den Staat gelohnt. Neben den Kursgewinnen bei Veräußerung der Aktienanteile und den Zinszahlungen für Rettungskredite sind die US-Institute wieder problemlos in der Lage, Entschädigungszahlungen für die Hypothekenrisiken aus dem USImmobilienmarkt zu bezahlen. Von einer Zahlung profitieren aktuell die staatlichen US-Immobilienfinanzierer Fanny Mae und Freddie Mac, die von der Bank of America, die im Zuge der Prüfung der US-Notenbank zusammen mit Goldman Sachs ihre Kapitalbasis weiter verbessern musste, umgerechnet rund 7 Mrd. EUR erhalten. Konjunktur Die Konjunkturdaten waren durchwachsen und stellen so für die EZB bei ihrer Sitzung in der vor uns liegenden Handelswoche keinen Hinderungsgrund dar, weitere geldpolitische Maßnahmen zur Vermeidung einer Deflation zu ergreifen. Zwar ist der Einkaufsmanager-Index in der Eurozone um 0,1 Punkte auf 53,2 Punkte gestiegen, weil er in Frankreich allein auf dem höchsten Wert seit 2 ½ Jahren notiert, obwohl dort die Arbeitslosigkeit mit 3,35 Millionen Menschen einen neuen Negativrekord markierte. Noch besser war die Entwicklung des Konsumklimas in Italien. Durch die angekündigten Reformen des dortigen Ministerpräsidenten Renzi, der auch insbesondere die Privathaushalte entlasten will, ist das Konsumklima auf dem höchsten Wert seit drei Jahren gestiegen. Hingegen waren die deutschen Konjunkturdaten eher etwas schwächer. Zwar war der GfK-Konsumklima-Index unverändert und damit weiterhin auf sehr hohem Niveau. Krisenbedingt ist aber der ifo-Geschäftsklima-Index leicht von 111,3 Punkten auf 110,7 Punkte gefallen. Sehr positiv waren die Daten der US-Industrieaufträge, die mit 2,2 % doppelt so hoch wie erwartet stiegen. Das Konsumklima der Uni Michigan lag allerdings unter den Erwartungen. Inflation Während die Kapitalmärkte schon von einer Reaktion der EZB auf die deflationäre Entwicklung in Spanien erwarten, kann die EZB die in der kommenden Woche anstehenden Inflationsdaten aus der gesamten Eurozone in ihre Entscheidung einbeziehen. Sollte die Erwartung von 0,6 % auf Jahressicht erreicht oder gar unterschritten werden, ist eine Reaktion der EZB wahrscheinlich. Wir erwarten derzeit, dass die aktuellen Inflationsdaten in der Eurozone bei 0,6 % auf Jahressicht liegen werden, obwohl sie in Deutschland mit 1 % auf Jahressicht trotz der guten Konjunkturentwicklung enorm niedrig bleibt. Die EZB wird sich allerdings nach unserer Einschätzung auf eine scharfe verbale Intervention beschränken. Druck entsteht aber auch in den USA, wo die Inflationsrate auf 0,9 % gesunken ist. O nahezu überall sehr niedrig Geldmarkt Trotz der steigenden Wahrscheinlichkeit einer Maßnahme der EZB in der vor uns liegenden Handelswoche sind die Zinsen im Geldmarkt leicht gestiegen. Der 4monats-Euribor hat mit 0,32 % p. a. sogar den höchsten Stand seit 1 ½ Jahren erreicht. Für Anlagen mit 12-monatiger Laufzeit ist es möglich, bei erstklassigen Kreditinstituten derzeit ca. 0,6 % p. a. zu erhalten. Daneben ist der Bereich von 6 Monaten ebenfalls interessant, in dem aktuell 0,4 % p. a. zu erzielen sind. Kaum Bewegung ist bei dem Tagesgeldsatz EONIA zu verzeichnen, der derzeit bei einem Niveau von knapp 0,20 % notiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dies zum Monatsende kurzfristig aufgrund der Mindestreserveanforderung an die europäischen Kreditinstitute Richtung 0,25 % p. a. steigen und bietet damit Anlegern mit extrem kurzfristiger Liquidität die Möglichkeit, entsprechend anzulegen. Finanzmanagement Seite 5 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Die Entwicklung am Geldmarkt zeigt sehr deutlich, dass aktuell wenige Marktteilnehmer mit einer Leitzinssenkung rechnen, die das kurze Ende des Geldmarkts weiter reduzieren würde, sondern vielmehr Maßnahmen der EZB erwarten, die das mittel- und langfristige Geldmarktniveau reduzieren. Damit besteht die Möglichkeit, dass die Zinskurve – ähnlich wie in den USA – flacher wird. Solche Phasen waren dann in nahezu allen Assetklassen immer von einer hohen Volatilität geprägt. Ohnehin ist der Geldmarkt momentan irrational. Während sich Deutschland für 12 Monate mit 0,18 % p. a. mehr als doppelt so teuer wie vor einem Monat finanzieren musste, sind die Zinsen für Italien für ein Jahr auf 0,7 % p. a. gefallen. Im Bereich von sechs Monaten musste der italienische Staat steigende Zinsen verkraften und 0,5 % p. a. bieten. Rentenmarkt Kurse rauf, Renditen runter Dieses im Geldmarkt beschriebene Szenario spiegelt auch die Entwicklung am Rentenmarkt wider. Dort rentieren deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit nur noch bei knapp über 1,5 % p. a. und damit mehr als 100 Basispunkte unter dem Niveau von US-Anleihen, deren Rendite zwar von den Jahreshöchstständen mit aktuell 2,68 % p. a. deutlich entfernt ist, bei denen aber weit weniger große Schwankungen zu verzeichnen sind. Wenn allerdings nun die EZB die Erwartungen enttäuscht, deutliche Maßnahmen zur Begrenzung des Zinsniveaus zu ergreifen, ist damit ein erhebliches Kursänderungspotenzial bei Anleihen verbunden. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die europäische Notenbank tatsächlich nur sehr deutlich ihre Bereitschaft zu Handeln ankündigt, aber erneut nichts tut. Handlungsdruck besteht für die europäische Notenbank neben den Deflationsrisiken eigentlich nur mit Blick auf den Außenwert des EUR, da selbst 10 Jahre lang laufende portugiesische Staatsanleihen nun mit unter 4 % p. a. auf einem Niveau vor Beginn der EURSchuldenkrise notieren. Insofern überrascht das Signal des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann zu diesem Zeitpunkt, bei Anleihekäufen durch die EZB nun doch Ansätze zu sehen. Man bereitet hier geldpolitische Maßnahmen zunächst lediglich verbal vor. weiterhin eher Neuemissionen Deswegen sollte man sich im derzeitigen Rentenmarktumfeld bei Käufen eher auf Neuemissionen konzentrieren, von denen es in den letzten Tagen relativ viele gab. Aber auch hier gilt der Grundsatz, Qualität geht vor Quantität. So waren insbesondere die neu emittierten Anleihen des Maschinenbaukonzerns Dürr und des Brauereikonzerns Anheuser Busch und vom schweizerischen Pharmakonzern Syngenta interessant, während die Neuemissionen des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore und vom Flugzeug- und Raumfahrtkonzern Airbus nicht attraktiv waren. Diese beiden Anleihen lagen in der Rendite teilweise unter bestehenden Anleihen und die Notwendigkeit der Finanzierung erschließt sich bei Airbus zumindest nicht direkt. Zudem darf man dort unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten nicht den starken Militäraspekt unterschätzen. Solche Papiere werden in der DVAMVermögensverwaltung ebenso vermieden wie Anlagen im Lebensmittelbereich. Aktienmarkt Während die US-Institute in ihrer Ausschüttungs- und Kapitalstrategie teilweise von der beaufsichtigenden US-Notenbank eingefangen wurden, kämpft in Deutschland der deutsche Branchenprimus weiterhin mit rechtlichen Problemen. So sah sich die Deutsche Bank ebenso wie eine sie vertretende Rechtsanwaltskanzlei einer erneuten Razzia gegenüber, die erneut auf einen versuchten Prozessbetrug in dem inzwischen verglichenen Verfahren mit dem verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch zurückzuführen ist. Die Negativschlagzeilen reißen für das größte deutsche Kreditinstitut einfach nicht ab. International betrachtet ist die Aktie zwar unterbewertet, die Risiken sind aber sehr hoch. Deutsche Bank deutsche Fluggesellschaften Ähnliches musste auch die deutsche Luftfahrtbranche hinnehmen. So sieht sich Lufthansa einen Streik der Piloten gegenüber, was zeitweise die Aktie etwas Finanzmanagement Seite 6 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 belastete. Im Wochenvergleich blieb ein Minus von 1 %, während der deutsche Leitindex DAX 2,6 % hinzugewinnen konnte. MDAX mit 0,7 % - worauf wir noch eingehen – und der US-Leitindex Dow Jones mit 0,1 % blieben im Wochenvergleich weit zurück. Die in den nächsten Tagen drohenden Streiks bei Lufthansa würden auch den größten deutschen Flughafen, der von der im MDAX notierten Gesellschaft Fraport betrieben wird, beeinträchtigen. Dieser war schon von einem Warnstreik im öffentlichen Dienst betroffen. Wesentlich dramatischer stellt sich nach unserer Einschätzung allerdings die Situation bei der zweitgrößten Fluggesellschaft AirBerlin dar. So scheinen sich die Planungen des Großaktionärs Etihad nicht zu bestätigen, zum einen den Anteil aufzustocken und zum anderen die Fluggesellschaft mit Alitalia zu fusionieren. Vielmehr scheint – trotz aller Dementis am hinter uns liegenden Wochenende – das Risiko einer Insolvenz von AirBerlin nun in greifbare Nähe zu rücken. Diese Spekulationen haben durch die erneute Verschiebung der Vorlage der Zahlen neue Nahrung erhalten. Wir sehen unsere Einschätzung bestätigt, seit Jahren vor Aktien und Anleihen von AirBerlin zu warnen. Eigentlich müssten die Zinspapiere bei den ohnehin weitgehend ausfallgefährdeten Mittelstandsanleihen geführt werden. MDAX spürt starke Ausschläge Der deutlich zyklischer orientierte MDAX litt in der hinter uns liegenden Handelswoche auch durch starke Ausschläge bei einzelnen Aktienwerten. Der Anstieg bei dem Automobilzulieferer ElringKlinger war sehr erfreulich und wird sich fortsetzen, während der Generikahersteller Stada durch seinen starken Osteuropa-Anteil zeitweise mehr als 14 % verloren hatte. Am Folgetag gewann die Aktie über 6 % hinzu. Die Volatilität bei einzelnen Werten ist weiterhin sehr hoch. seitwärts, Merck mit „psychologischem Potenzial“ Trotz positiver charttechnischer Signale rechnen wir mit einer Konsolidierung auf den aktuellen Niveaus, wobei einzelne Aktien wie der deutsche Pharmahersteller Merck von dem geplanten Aktiensplit, mit dem sich der Kurs optisch auf knapp 65 EUR halbieren wird, profitieren könnte. Währung Durch die deflationäre Entwicklung in Spanien und das Signal des deutschen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann, unter Umständen Staatsanleihekäufe durch die EZB akzeptieren zu können, setzte der EUR seine Schwäche zum USD leicht fort und testete zwischenzeitlich die Marke von 1,37 an. Im Trend der letzten Wochen ist eine deutliche Abwärtsbewegung von 1,39 Richtung 1,37 zu erkennen. Damit trägt das Währungspaar auch den unterschiedlichen Notenbankstrategien Rechnung, auf die wir im allgemeinen Teil und detaillierter in aktuellen Veröffentlichungen dargestellt haben. Wir sehen hier unsere Einschätzung bestätigt, dass man versuchen wird, den USD so weit wie möglich von dem Durchbrechen der Marke von 1,40 zu entfernen, um insbesondere die exportorientierten Staaten der Eurozone nicht wirtschaftlich zu schwächen, in dem der Außenwert weiter steigt. Darauf zielte auch die Deutsche Bundesbank ab, die den EUR bei 1,18 – und damit weit von unserem als fundamental gerechtfertigten eingestuften Niveau von 1,30 – fair bewertet sieht. USD CNY – bald in Frankfurt handelbar Eine Neuigkeit hat der chinesische Ministerpräsident bei seinem Europabesuch neben der Bereitschaft der chinesischen Regierung, zu intervenieren, falls sich die chinesische Wirtschaft wirklich schwächer entwickeln sollte, bei seinem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel präsentiert. So soll neben dem neuen Haupthandelsplatz für die chinesische Währung in London auch am deutschen Bankenplatz Frankfurt ein Handelszentrum für den CNY entstehen. Damit hat sich der deutsche Standort gegenüber Frankreich, Luxemburg und ggf. auch Zürich durchgesetzt. RUB Durch die Reduzierung der Wahrnehmung des Konflikts um die Krim konnte sich die russische Währung ebenso wie russischen Staatsanleihen ebenfalls etwas erholen. Hier scheint das Schwierigste hinter uns zu liegen, so dass offensiv agierende Anleger hier sicherlich Möglichkeiten fänden, aktiv zu werden. Finanzmanagement Seite 7 von 8 Vermögensverwaltung FINANZMARKTNEWSLETTER 14/2014 Währungen sind derzeit extreme Spekulation Grundsätzlich raten wir im Währungsbereich aber weiterhin zur äußersten Zurückhaltung, wie auch die Entwicklung des BRL zeigt, der trotz Herabstufung Brasiliens kaum verändert reagiert hat oder die TRY, die trotz der undurchsichtigen politischen Situation in der Türkei ebenfalls wenig Schwankungen zeigte. Momentan scheinen die Schwellenstaaten insgesamt wieder etwas gefragter zu sein, obwohl dies fundamental nicht zu erklären ist. Spekulationen am Rande der Zockerei sollte kein Anleger riskieren. Ein gutes Beispiel ist hierfür Venezuela, dessen Währung nach Freigabe des Wechselkurses um fast 90 % (!) einbrach. Rohstoffe Mit Ausnahme vom Ölpreis, der weiter moderat hinzugewinnen kann, gibt es im Rohstoffbereich eher negative Nachrichten. So hat durch den weltweit sinkenden Inflationsdruck und die Reduzierung des Risikos einer politischen Eskalation zwischen Russland und der Ukraine der Goldpreis deutlich verloren, während Palladium durch den hohen Produktionsanteil in Russland auf den höchsten Wert seit 2 ½ Jahren gestiegen ist. Von seinem Jahreshoch hat sich Gold hingegen 6 % entfernt. Insofern bestätigt sich hier der Blickwinkel als sicherer Hafen nicht zwangsläufig. Wenn man vor der Wahl steht, im Edelmetallbereich zu investieren, ist Silber nach unserer Einschätzung das „bessere Gold“, da es auch eine industrielle Verwendung hat. Gold und Silber Aber auch Silber wird teilweise kritisch gesehen, weil man gut mit Kupfer vergleichen kann, das durch den nochmals größeren Verwendungsgrad als konjunktureller Frühindikator gilt. Dessen Preis ist auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen und hat sich im Vergleich zum Allzeithoch zum Jahresanfang 2011 um 1/3 reduziert, da die Nachfrage aus China etwas geringer ist. Viel entscheidender ist allerdings die Spekulation, die im Kupferpreis enthalten war. Faktisch haben dort einige Marktteilnehmer implizit auf eine steigende chinesische Währung gesetzt, mit der man durch die Kapitalkontrollen Chinas nicht so stark spekulieren konnte. Durch die Abwärtsbewegung des CNY, die mit der größeren Schwankungsbreite und der Endscheidung Chinas, Währungsspekulanten so weit wie möglich aus der Währung hinauszudrängen, setzte auch durch die relativ schwachen Konjunkturdaten aus China beim Kupfer eine Abwärtsbewegung ein, die fundamental nicht gerechtfertigt ist. Zum Ende der hinter uns liegenden Handelswoche waren wieder erste Preisanstiege zu verzeichnen. Dennoch bleiben wir im Rohstoffsegment sehr vorsichtig. Das Segment ist nicht ganz so spekulativ wie der Währungsbereich momentan. Mit Ausnahme von Silberbeimischungen sollte man aber auch in diesem Bereich sehr vorsichtig agieren. Kupfer Disclaimer Der DVAM-FINANZMARKT-NEWSLETTER ist für die Information der Ecclesia-Unternehmensgruppe und deren Kunden vorgesehen. Die DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH hat diese Veröffentlichung auf Basis von Informationen und Auswertungen vorgenommen, die als verlässlich eingeschätzt werden. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben oder Prognosen wird nicht übernommen. Die Informationen können eine Beratung nicht ersetzen. Die im DVAM FINANZMARKT-NEWSLETTER enthaltene Analyse genügt nicht allen gespeicherten Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen. Die Analyse unterliegt zudem nicht dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Verantwortlich für den DVAM FINANZMARKT-NEWSLETTER ist Markus Schön, Geschäftsführer der DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH. Die zuständige Aufsichtsbehörde der DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Lurgiallee 12 in 60439 Frankfurt. DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH Klingenbergstraße 4 Telefon +49 (0)5231 603-578 37258 Detmold [email protected] 2014 Finanzmanagement Seite 8 von 8 Vermögensverwaltung