Manfred Born, SCB Das Klima bittet zu Tisch Ernährungs- und Landwirtschaft unter Anpassungsdruck Manfred Born Sustainability Center Bremen Haus der Wissenschaft – Mi. 18.06.2008 Manfred Born, SCB Das Klima bittet zu Tisch • • Die Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland ist zu etwa einem Fünftel am Ausstoß klimawirksamer Gase beteiligt. Die Herausforderung Klimawandel trifft die Landwirtschaft. 1 Manfred Born, SCB Menükarte I. Das Jahr 2007 und das Klima. • Klimawandel in den Medien • Ursachen für die Hochkonjunktur 2007 II. Forschungsprojekt „Mit dem Klimawandel handeln!“ • Ziel, Akteure, Projekte, Stand • Klimaveränderungen in de NordWest-Region III. Klimafolgen in der Landwirtschaft • Mit welchen Wirkungen/Folgen ist zu rechnen? IV. Reaktionen auf den Klimawandel in der Landwirtschaft • Aus der Sicht der Landwirtschaft • Aus der Sicht der Konsumenten/-innen Manfred Born, SCB I. Das Klima hatte 2007 noch nie soviel Aufmerksamkeit. Klimawandel in den Medien 2 Manfred Born, SCB Ursachen für die Hochkonjunktur der Klimaproblematik • • • Stern-Report: Klimaschutz ist billig im Vergleich zum Nichtstun. Neuer IPCC-Bericht in 4 Teilen (Feb, Apr, Mai, Nov 2007) Wiss. Erkenntnisse nehmen zu bzw. verdichten sich: Klimawandel ist menschengemacht: Æ „likely“ (IPCC 2001) → „very likely“ (IPCC 2007) • EU-Gipfel Brüssel (März): „20-20-20-Ziel“ bis 2020 Æ 20% CO2-Reduktion bis 2020, 20% mehr EN und EE. G8-Gipfel Heiligendamm (Juni): Halbierung der CO2Emissionen bis 2050 wird „ernsthaft in Betracht“ gezogen. • • • Soziale Bewegungen machen Druck. Friedens-Nobelpreis an Al Gore und das IPCC (Oktober/Dezember 2007). Æ enorme Medien-Rezeption Manfred Born, SCB Wetterextreme werden im Kontext von Klimawandel diskutiert. Elbe-Hochwasser, Dresden, 2002 Hitzewelle Europa, 2003 Hurrikan Katrina, New Orleans, 2005 3 Manfred Born, SCB Die Opposition bröckelt…. Klimafolgen betreffen viele Sektoren direkt. • Land- und Forstwirtschaft, Tourismus • Kritische Infrastrukturen und Versicherungen • Energie- und Wasserwirtschaft Klimaschutz schafft neue Märkte. • Unternehmen entdecken Klimawandel als Geschäftsfeld • Erneuerbare Energien • Energieeffizienz (z.B. Gebäudeisolierung) • CO2-Sequestrierung • Investitionen in Anpassungstechnologien (z.B. Hochwasserschutz) Klimafonds • Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Positionierung zum Klimawandel nimmt zu. • Hoffnung auf staatliche Förderung und Exportchancen. Manfred Born, SCB II. Forschungsprojekt „Mit dem Klimawandel handeln!“ • Erarbeitung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel: zielgruppenspezifisch und regionalspezifisch • Herstellung von Produkten (Ausstellung, Broschüren, Filme) zur Kommunikation des Themas in den eigenen Zielgruppen • Vernetzung in der Region 4 Manfred Born, SCB Klimawandel als doppelte Herausforderung Klimaanpassung Das Unvermeidbare bewältigen! Klimaschutz Das Unbewältigbare vermeiden! Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels. Drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen, um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel abzuwenden. Manfred Born, SCB Die Region Zebisch et al. (2005) • • • • Landkreis Wesermarsch Landkreis Osterholz Landkreis Cuxhaven Stadt Bremen und Stadt Bremerhaven Besonders stark verwundbare Regionen Deutschlands 5 Manfred Born, SCB Die Zielgruppen • Landwirtschaft • Tourismus • Stadt- und Regionalplanung Manfred Born, SCB Elemente der Kommunikation mit Praxispartnern • • • • • • • Schriftliche Befragung Internetbasierte Befragung Internetbasierter Dialog Informations- und Auftaktveranstaltungen Regionale Workshops Diskurs Klimaanpassung – SCB Veranstaltungsreihe Portal: Klimawandel Unterweser unter „idelphi“ Mitwirkungsmöglichkeiten • • • • Arbeitsgruppen in 3 Sektoren Umsetzung von Kommunikationsprojekten zur Anpassung an den Klimawandel Projektkooperationen Transfer 6 Manfred Born, SCB Akteurs-Ebenen im Projekt „Klimawandel Unterweser“ Manfred Born, SCB Zentrale Workshop-Phase 7 Manfred Born, SCB Workshop 1) erkennen • • • • • • Klimawandel ist bekannt. Es wird an Klimaschutz gedacht. Klimaanpassung spielt untergeordnete Rolle. Es gibt Risiken. Es gibt Unsicherheiten. Es gibt Fragen an die Wissesschaft. • Betroffenheit • offene Fragen Sektor Landwirtschaft • Gefahren werden gesehen • teilweise bereits Anpassung Sektor Tourismus • vom Klimawandel kaum negativ betroffen Sektor Stadt- und Regionalplanung • Betroffenheit uneinheitlich, Wasser spielt zentrale Rolle Manfred Born, SCB Wie wird sich das Klima im Nordwesten verändern? • • • • • • • • • • Erhöhung der Lufttemperatur von bis 3°C wärmere, feuchtere Winter heißere, trockenere Sommer extreme Hitzewellen im Sommer Starkniederschläge im Winter + Frühjahr Erhöhung der winterlichen Niederschlagssummen um bis zu 20 % Zunahme der Windgeschwindigkeiten im Mittel um 3,8 % Zunahme von Sturmereignissen und Sturmfluten an der Küste Anstieg des Meeresspiegels Auftreten von extremen Wasserständen Quellen: UBA 2005 KLIMU Projekt 2001 8 Manfred Born, SCB Workshop 3) handeln – AG Landwirtschaft • In Norddeutschland wird die Landwirtschaft von den Auswirkungen des Klimawandels profitieren. • Anpassungsoptionen Æ robustere Sorten Æ diversifizierte Anbaustruktur Æ Optimierung Wasserbewirtschaftung in der Geest Æ Änderung der Beregnungssysteme Æ verbesserte Entwässerungsmethoden • • Moorflächen als CO2-Speicher erhalten Ökologischer Landbau Manfred Born, SCB Workshop 3) handeln – AG Tourismus • • positiven Entwicklung für die Küstenregion Schaffung von Indoor-Angeboten („Bremen unter Glas“), um die Wetterabhängigkeit zu reduzieren • • • Angebote für Natur- und Outdoor-Urlauber + Kulturreisende Weiterentwicklung des Wassertourismus: Jet-Ski, JetInliner, Waterwalking Ausbau des Radtourismus • • Förderung klimafreundlicher Übernachtungsangebote verbesserte Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr • • • Vermarktung der Region: Dachmarke Klimawandel sinnliche Erfahrungen des Themas Klimawandel Berücksichtigung des demographischen Wandels: Schaffung „kühler“ Räume , um Senioren als Zielgruppe anzusprechen. 9 Manfred Born, SCB Workshop 3) handeln – AG Stadt- und Regionalplanung • • • • • • • • • • • • Anpassungsoptionen im Zeichen des Themas „Wasser“ Optimierung: Management städtischer Wasserkreisläufe Hochwasser- und Küstenschutz Wasserrückhaltung als „Stellschraube“ für den Landschaftshaushalt Sicherung und Erschließung von Überflutungsräumen Verzicht auf Versiegelung bzw. die Pflicht zur Entsiegelung großflächige Regenerierung von Mooren Integration in Bauleitplanung und Raumordnung Bebauung an neue klimatische Bedingungen anzupassen (Grundstücksentwässerung, Schutz vor Hochwasser...). Überprüfung der existierende Infrastruktur im Hinblick auf Anpassungsnotwendigkeiten und Steuerungsmöglichkeiten Schaffung steuerlicher Anreize für Anpassungsmaßnahmen Implementierung des Themas Klimawandel/ -anpassung in Bildungsprozesse Manfred Born, SCB • MottoTour Klimawandel • Klima-Qualifizierung Touristiker MottoTour zum Thema „Klimawandel an der Unterweser“ Klima-Qualifizierung der Touristiker mit integriertem Ideen-Wettbewerb für Anpassungsstrategien im Nordwesten • Leitfaden Klimaanpassung Leitfaden „Klimaanpassung in Planungsverfahren“ • Wassermanagement Modellierung eines Wassermanagementsystems zur Dämpfung regionaler Auswirkungen des Klimawandels • Klimatheater • Ausbildung Landwirtschaft Klimatheater: Palmen oder Land unter? Klimaanpassung – Erlernen durch Erleben Konzeptionelle Erweiterung der landwirtschaftlichen Grundausbildung 10 Manfred Born, SCB Workshop 5) Erfahrungsaustausch • Austascch Wasser stoppen. Wasser rückhalten. Manfred Born, SCB Weitere (aktuelle) Schritte • Umsetzung der Praxis- und Kommunikationsprojekte • Transfer in die Region, regionale Treffen • Transfer in der Zielgruppe und in neue Zielgruppen • Vernetzung mit anderen KlimaZwei – Forschungsprojekten • BMBF Vorhaben • Austausch von Kommunikationsstrategien zur Klimaanpassung • und…. 11 Manfred Born, SCB Workshop 6) Abschlussveranstaltung…. …im Frühjahr 2009 im Klimahaus Bremerhaven. Manfred Born, SCB Fortsetzung des Dialogs in „Nordwest 2050“: Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten (KLIMZUG) Regionen gewinnen im Wettbewerb - die Welt gewinnt mit! • • • • • • • • Assessment-Reports zur regionalen Klimaanpassung Roadmap of Change in den Wirtschaftssektoren (Energie-, Ernährung- und Hafenwirtschaft/Logistik) Langfristiger Plan zur Steigerung der Anpassungsfähigkeit des NW Klimaanpassungsstrategien von regionalen Wertschöpfungsketten Produkt- und Dienstleistungsinnovationen Region. Klimafolgenmanagement Flächennutzungsmanagement Öffentlichkeitsarbeit, Trainings 12 Manfred Born, SCB TEIL III. Klimafolgen in der Landwirtschaft Manfred Born, SCB Wechselwirkung Landwirtschaft und Wetter • • Landwirtschaft ist unmittelbar abhängig von Klima und Witterung Æ Landwirtschaft hat ihre “Werkstatt” unter freiem Himmel. 80% des lw. Ertrages hängen vom Wetter ab. • • • Klimaänderung trifft Landwirte als erste und am härtesten. Landwirtschaft gehört zu den sensibelsten Wirtschaftssektoren. Die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) ist immens. 13 Manfred Born, SCB Relevante Klimaindikatoren für die Landwirtschaft • CO2-Gehalt der Luft • Lufttemperatur • Niederschlag • • • nicht unabhängige, sondern kombinierte Wirkungen !! Strahlung bzw. Sonnenscheindauer Extremwetterereignisse Meeresspiegelanstieg (in Küstenregionen) Physik., chem. - und biol. Bodencharakteristika Relevante Bewirtschaftungsmaßnahmen • Saatgut, Aussaat • Bodenbearbeitung • Düngung • Bewässerung • Pflanzenschutz Manfred Born, SCB Auswirkungen des erhöhten CO2-Gehaltes in der Luft • CO2-Düngungseffekt Æ Erhöhte Nettophotosyntheserate Æ Zunahme der Biomassebildung Æ Erhöhte Erträge/Jahr Æ z.B. Weizen 11% • v.a. bei C3-Pflanzen, wenige und kaum bei C4-Pflanzen (Mais), da hier schon optimale CO2-Speicherung. Vorteil erst bei höheren T was für die Zukunft erwartet wird. • Im Freiland: Anpassung an hohe CO2-Gehalte durch eine Reduktion der Öffnung der Spaltöffnungen. Æ Optimierung der Wassernutzung, Transpirationsverluste reduzieren sich • Weites C/N-Verhältnis in der Biomasse, geringere N- und Proteingehalte in Biomasse, auch im Getreidekorn • Erhöhung des CO2-Gehaltes 14 Manfred Born, SCB Auswirkungen des Temperaturanstiegs • Erhöhung der Lufttemperatur von bis 3°C • Wärmere Winter • Heißere Sommer • Extreme Hitzewellen im Sommer Æ Steuerung der Phänologie – Stoffwechselvorgänge • • • • • früherer Beginn der Wachstumsperiode Verlängerung der Dauer der Vegetationsperiode (+) mehrjährige Kulturen (Grünland, aber auch Mais) (-) Auswirkungen auf Wintergetreide generell positive Wachstumseffekte Æ erhöhte Erträge • System Boden: Evapotranspiration steigt expotenziell mit der Temperatur Æ beschleunigte Bodenfeuchteabnahme) Æ Wasserstress Förderung der mikrobiellen Aktivität Æ Beschleunigte Zersetzung und Mineralisierung Æ Humusabbau Æ 2100 Rückgang des Boden-C um 20-30!! • Manfred Born, SCB Niederschlag • • • • • Zunahme von Wassererosion durch erhöhte Niederschläge Oberfächenabfluss Zunahme von Verschlämmung Stoffeinträge in Oberflächengewässer Nitrat-Auswaschung • Feuchtere Winter • Trockenere Sommer • Starkniederschläge im Winter und Frühjahr • Erhöhung der winterlichen Niederschlagssummen um bis zu 20 % • Auftreten von extremen Wasserständen 15 Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Artenzusammensetzung • natürliche Vegetation ändert sich • neue Artenzusammensetzung Produktqualität • Weizen: Veränderung der Proteinzusammensetzung zur Kornfüllung Æ Backeigenschaften • Zuckerrübe: Erhöhung des Amino-N-Gehaltes Æ positiv für Rübenertrag, negativ für Zuckerkristallation • Raps: Reduktion des Ölgehaltes, Erhöhung des Proteingehaltes Æ negativ für Verwendung als Biodiesel, positiv für die Tierfütterung Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Verschiebung der Anbaugrenzen 16 Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Extreme Wetterereignisse • Stürme: Æ erhöhte Winderosion • Extreme Hitze Æ Hitzeschäden • Überflutung landw. Flächen • Staunässe • Zunahme der Windgeschwindig keiten im Mittel um 3,8 % • Zunahme von Sturmereignissen und Sturmfluten an der Küste • Anstieg des Meeresspiegels • Auftreten von extremen Wasserständen Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Schadorganismen (herbivore Insekten) • • • • • • • Durch Erwärmung: Zunahme des Schädlingsdrucks raschere Entwicklung und Verbreitung mehrere Generationen/Saison Verstärkt durch fehlende „harte Winter“ Risiko der Einwanderung Wärme liebender Arten Aber: auch Schwächung, z.B. von Winterweizenschädlingen Indirekte Folgen: (+) CO2 Æ (-) Sek. Pflanzenstoffe; (+) Kohlenhydrate Æ Stimulation von Herbivoren Beispiele für zunehmende Populationen • Mais: Maiszünsler, Maiswurzelbohrer • Getreide: Getreidewanzen • Kartoffel: Kartoffelkäfer) • Alle Pflanzen: Blattläuse 17 Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Pflanzenkrankheiten (Pathogene Pilze) • Zunahme wärmeliebende Krankheiten (z. B. Getreideroste1, • Warme, feuchte Bedingungen führen zu einem früheren und stärkerem Ausbruch der Kartoffelkrautfäule Sommertrockenheit wachstumshemmend für Pilzpopulationen • Blattflecken an Mais2, Dürrfleckenkrankheit der Kartoffel, Echtem Mehltau3) (z. B. Septoria-Blattdürre, Rhynchosporium, Phytophtora4) • Zunahme von Viruskrankheiten, die durch wärmeliebende Insekten übertragen werden, nehmen zu (z. B. Kartoffelviren) • • Wichtig: indirekte Auswirkungen!!! Beispiel (+) CO2 Æ (+) Biomasse Æ (+) Bestandsdichte Æ (+) Luftfeuchte Æ (+) Krankheitsdruck durch Mehltau-, Blattfleckenund Braunfäulepilze. (+) CO2 Æ (+) Kohlenhydrate Æ Förderung der Entwicklung von Rostpilzen • Manfred Born, SCB Weitere Auswirkungen auf Wachstumsbedingungen Wildkrautdruck • Zunahme wärmeliebender Unkräuter (Neophyten) Æ Vorteil bei Temperatur-Anstieg (z.B. Ambrosia- Problem) • Wärmeliebende, schnell wachsende Samenunkräuter (Gänsefuß, Melden, Hirsen, Wolfsmilchgewächse, Franzosenkraut) • Zunahme schwer bekämpfbare Wurzelwildkräuter und – wildgräser (Distel, Quecke, Ampfer, Rispengräser, Trespen) • Zunahme von Herbstkeimern (Ackerfuchsschwanz, Klettenlabkraut, Taubnessel) Beifußblätt. Traubenkraut Ambrosia 18 Manfred Born, SCB Mögliche Effekte auf den Nutztierbereich Grünlandproduktivität und -management • rasche Frühjahrserwärmung und längere Vegetationsperiode Æ höhere Biomassebildung Æ höhere Bestockung und damit Flächenproduktivität • mehr CO2 Æ schlechtere Futterqualität (Rohproteingehalte) • höhere Frühjahrs- und Herbstniederschläge Æ schwierigere Weidehaltung Tierhaltung (bei erhöhten (Extrem-) Temperaturen, • Hitzestress (v.a. Geflügel, Schweinezucht, Milchkühe) • Verringerte Futteraufnahme, Verschlechterung Futterverwertung • Erhöhter Wasserbedarf • Verminderte Milchleistung und –qualität • Veränderung der Zusammensetzung von Proteinen Æ Auswirkung in der Käseproduktion • Tiergesundheit: Belastung des Immunsystems, Anfälligkeit steigt Manfred Born, SCB Fazit • Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel betroffen. Positive Effekte • vielfältigere bzw. bessere” Produktionsbedingungen im Norden • Temperatur-Anstieg mit längeren Vegetationsperioden • CO2-Düngeeffekt - Ertragssteigerungen • Möglichkeiten für neue Fruchtarten Negative Effekte • zunehmendes Ertragsrisiko durch Variabilität und Extreme • langfristig: Wachstums-/Bodenprobleme durch erhöhte T • „neue“ Pflanzenkrankheiten und Schadorganismen • Verschlechterung der Bodenstruktur (Hitze, Starkniederschläge) Hauptproblem „Unsicherheiten“ • Leben mit Unsicherheiten (z.B. regionale Klimaprognose) • Unsicherheiten im Wissen komplexer Wirkungen in AgroÖkosystemen 19 Manfred Born, SCB TEIL IV. Reaktionen auf den Klimawandel Manfred Born, SCB Klimawandel: doppelte Herausforderung in der Landwirtschaft Klimaanpassung Klimaschutz 20 Manfred Born, SCB Klimarelevante Emissionen in der Landwirtschaft Manfred Born, SCB Klimaschutz in der Landwirtschaft • • • • • Schonende Bodenbearbeitung, Humusaufbau Organische Düngung, Schließung von C-und N-Kreisläufen Nutzung regenerativer Energiequellen Æ Sonne, Wind, Biomasse Energieeffizienz auf und am Hof Einsatz von Biokraftstoffen 21 Manfred Born, SCB Klimaanpassung in der Landwirtschaft „Climate Proof“ des landwirtschaftlichen Sektors A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme • Pflanzenbau • Tierhaltung • Gewächshauskulturen B) Anpassungsmaßnahmen der Pflanzenzüchtung C) Veränderung der Landnutzung • Aufgabe der Landwirtschaft • Multifunktionale Landnutzung • Öko-Landbau • Energiepflanzenanbau Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 1) Anpassung der Aussaattermine • • Frühere Aussaat von Sommergetreide, Freilandgemüse Æ Vermeidung von Ertragsverlusten durch Hitze/Trockenheit Æ Nutzung der höheren Bodenfeuchte im Frühjahr Spätere Aussaat von Wintergetreide Æ Problem: Gefahr von Schäden durch Spätfröste 2) Anbau andere Sorten • Anbau frühreifer Sorten Å “escape” Strategie” • Auswahl hitze- und trockenheitstoleranter Sorten • Einsatz tief wurzelnder Kulturen bei Sommertrokenheit (Gräser, Roggen Æ Erosionsschutz) • Bei zunehmender Klimavariabilität Æ Auswahl robusterer Sorten (Æ Anbau von Sommergerste) • Wechsel von Winter- zu Sommerkulturen bei weiter steigenden Wintertemperaturen 22 Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 3) Anbau anderer Kulturarten • • Ausdehnung bisher wärmelimitierter Kulturen Ausbreitung Richtung Norden (Mais, Sonnenblume, Wein) • • Futtermais Æ Verringerung der Abhängigkeit von Importen Durumweizen, Höherwertiger A- und E-Weizen, Winterhafer • Biomasseanbau: Erweiterung des Spektrums um wärmeliebende schnellwüchsige wassereffiziente C4Pflanzen: Sudangras, Hirse Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 4) Anpassung der Bodenbearbeitung • Umsieg auf konservierende Verfahren: da wasserschonend, erosions- und verschlämmungsmindernd • u.a. Mulchverfahren, Bodenbedeckung, Zwischensaaten Æ Humusaufbau Æ Erhöhung der Wasserspeicherkapazität Æ Verbessertes Mikroklima in Bodennähe Æ Verhinderung der Überhitzung oberere Bodenschichten Æ Verringerung der Bodenerosion • Pfluglose Bodenbearbeitung Æ Verringerung der Bodenverdunstung Æ Minimierung der C-Freisetzung, Æ Senkung der Bodenerosion 23 Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 5) Änderung des Wassermanagements/Bewässerung • • • • • • Zunahme der Flächen mit Beregnung bzw. Bewässerung zur Ertrags- und Qualitätssicherung, v.a. Zuckerrüben, Kartoffeln Neuinstallation von künstlichen Bewässerungssystemen Tröpfchenbewässerung Nächtliche Nutzung Anlage von Windschutzhecken Neue Drainagesysteme bei erhöhter Gefahr durch Staunässe 6) Anpassung der Düngung • Anpassung der Düngerapplikationen und -zusammensetzung • steigenden Stickstoffbedarf ? höhere P-Zufuhr • Organische Düngung Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 7) Integrierter und biologischer Pflanzenschutz • Kontinuierliches Monitoring • Erstellung von Managementpläne Æ Schnelle Reaktion auf „Schädlinge“ Æ Eingrenzung der Ausbreitung von Krankheiten • Integrierter und biologischer Pflanzenschutz • Zunahme des Befallsrisikos im Öko-Landbau!!! 8) Vermeidung von Erosionen (Wind und Wasser) • Schonende Bodenbearbeitung, Anbautechnologien • Bodenbedeckung • Zwischenfruchtanbau, Untersaaten • System von Windschutzstreifen • Erhöhung de Fruchtartendiversität • Agroforstsysteme 24 Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 9) Anpassungsmöglichkeiten in der Tierhaltung • Kühlungssysteme in geschlossenen Stall-Systemen • Dachabkühlung, -beschattung • Ventilatoren mit Sprinkeranlagen • Neue Gebäudekonstruktionen: Æ Materialien, die nicht aufheizen Æ Stallkonstruktionen aus Planen (aufrollbar zum Lüften) • Reduzierung der Stallbelegung • • • Bei Weidesystemen: Schattenspender/Bäume, Beschattungsnetze, Wasserstellen, Futterbänke (bei Sommertrockenheit) Installation von Kühlsystemen für den Tiertransport Einkreuzen hitze- und trockenstresstoleranter Rassen arider Gebiete Manfred Born, SCB A) Anpassung existierender lw. Produktionssysteme 10) Anpassungsmöglichkeiten in Gewächshauskulturen • • • • • Kühlung Beschattungsnetze Kalkung von Gewächshausglas Angepasste Sorten Schwimmende Gewächshäuser 25 Manfred Born, SCB B) Anpassungsmaßnahmen in der Pflanzenzüchtung • Seit 1990 sehr starke Zunahme von Pflanzenzüchtung beogen auf Klimawandel • hoher Erwartungsdruck an die Pflanzenzüchtung • Pflanzenzüchtung mit speziellen Zuchtzielen • Hitze/Trockenstresstoleranz • Hohe Niederschläge • Nährstoffeffizienz • CO2-Ausnutzung • Hohe stoffliche Qualität unter veränderten klimatischen Rahmenbedingungen • Resistenzen gegenüber „Schädlingen“ und Pilzkrankheiten • Gentechnik wird an Bedeutung gewinnen. Manfred Born, SCB C) Veränderung der Landnutzung 1) Aufgabe der Landwirtschaft. Quelle: Kabat et al. 2007 26 Manfred Born, SCB C) Veränderung der Landnutzung 2) Multifunktionale Landnutzung Landwirtschaft; Erholung, Retention, Wasserspeicherung Manfred Born, SCB C) Veränderung der Landnutzung 3) Öko-Landbau Schließung der C- und N- Kreisläufe 27 Manfred Born, SCB Reaktionen der Konsumenten/-innen • Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Ernährungsweisen und Klimaänderung werden zunehmend thematisiert Æ AKTUELL das Thema „Biokraftstoffe“ • • Was können die Verbraucher tun? Welchen Einfluss haben die Konsumenten/-innen auf die CO2-Bilanz von Nahrungsmitteln? Manfred Born, SCB CO2-Emissionen des Essens und Trinkens Essen und Trinken zu Hause und in Restaurants verursacht insgesamt rund 30% der Umweltbelastungen und ungefähr 17% der CO2-Emissionen des privaten Konsums (Schweiz 2007) (Öko-Institut 16%) Quelle: ecointesys 2007, CEPE/ECOPLAN 2005 28 Manfred Born, SCB Verbraucher ist bereit zu handeln. • Aktuelle Studien zeigen, dass sich über 90 Prozent der Verbraucher für den Klimaschutz einsetzen möchten. • Fast 90 Prozent aller Verbraucher wollen in Zukunft klimaneutrale Produkte bevorzugt einkaufen. • Dieser großen Nachfrage steht allerdings nur ein geringes Angebot an entsprechenden Produkten und Dienstleistungen seitens der Hersteller gegenüber. Manfred Born, SCB Orientierung: Klimabilanz von Lebensmittel (CO2) • • • • • • • • Treibhausgasemissionen (Klimabilanzen) derLebensmittel sind unterschiedlich hoch. Emissionen für Butter, Rindfleisch, Käse und Sahne besonders hoch. Die schlechteste Klimabilanz haben tierische Lebensmittel. Der Anteil an Treibhausgasen, den der Konsum von Milchprodukten verursacht, ist am größten. Sehr günstig ist die Klimabilanz von frischem Gemüse. Back- und Teigwaren sind mit etwas höheren Emissionen verbunden als die von Gemüse, liegen jedoch weit unterhalb der Werte von Fleisch. Innerhalb der Lebensmittelkategorien große Unterschiede: pro kg Rindfleisch ungefähr 4x so viel THG-Emissionen wie für 1 kg Schweine- oder Geflügelfleisch. CO2 in g pro kg Lebensmittel Butter 23.800 Rindfleisch 13.300 Käse Sahne Tomaten (außerhalb/in der Saison) 8.500 7.600 3.500 / 350 Eier 1.950 Quark 1.950 Margarine 1.350 Milch 950 Äpfel 550 Frischgemüse 150 29 Manfred Born, SCB Orientierung: Klimabilanz von Lebensmittel (CO2) Unterschied konventionell oder ökologisch • ist generell weniger groß als der zwischen den verschiedenen Produktgruppen • Unterschiede liegen zwischen 5% Prozent (Milchprodukte, Schweinefleisch, Tiefkühl-Pommes frites) und 30% (frische Kartoffeln und Tomaten) Saisonalität von Produkten • große Unterschiede zwischen Obst und Gemüse, das frisch verkauft wird, und Produkten, die außerhalb der Saison und in Unterglasanbau angebaut wurden. (GH-Kopfsalat >30%) Transport von Lebensmitteln • Anteil von 3% an den Gesamtemissionen des Bereichs Ernährung aus. (Ausnahme Flugzeugtransporte > 200% /Region • Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Haushaltsgeräten effektiver als Maßnahmen zur Reduktion von Gütertransporten Manfred Born, SCB Suche nach Orientierung - Biodiversität im Labelwald Öko-Label Landwirtschaft/Ernährung und Klimalabel 30 Manfred Born, SCB NEU: Ökologischer Fußabdruck (Product Carbon Footprint, PCF) TESCO in aller Munde Was kommt beim Kunden an? • Kommunikation zum PCF, bzw. Kompensation ist noch neu • eher in der Experimentierphase. • wenige Erkenntnisse aus dem Bereich der Marktforschung • Aktivitäten dennoch tendenziell als Qualitätsmerkmal empfunden • genauere Botschaften werden noch nicht verstanden • „Währung“ der Treibhausgase wird nicht verstanden - Werte können nur schwer eingeordnet werden. Æ d.h. KOMMUNIKATION notwendig • Prioritätensetzung schwierig Æ Kauf ich das Waschmittel mit dem Klimasiegel? Æ die Tüte Chips mit dem kleinsten CO2-Fußabdruck? Æ Oder lieber die klimaneutrale Bio-Banane oder Bratwurst? Æ Wo kann ich am meisten zum Klimaschutz beitragen? Quelle: Öko-Institut 2007 Manfred Born, SCB Ergebnis und Handlung: Klimagerechte Ernährung Æ d.h. Bereich Ernährung durchaus ein klimarelevanter Bereich des täglichen Lebens und Konsums Æ Einsparungen von Treibhausgasen durch Änderungen im Konsumverhalten der Verbraucher sind möglich Handlungsoptionen • Mehr pflanzliche statt tierische Lebensmittel verzehren. • Kauf von frischen, ungekühlten Produkten • Ernährung mit mehr Obst und Gemüse • Regionale Produkte kaufen • regionales und saisonales Obst und Gemüse aus dem Freiland bevorzugen. • auf Produkte aus dem Gewächshaus verzichten. • (Regionale) Produkte mit Öko-Label kaufen. • Fleisch ist gesund, aber weniger Fleisch ist gesünder. • Verzicht auf frische Produkte aus Übersee • Klimaneutral einkaufen. 31 Manfred Born, SCB C. Was ist in Bremen möglich. Neuer Life-Guide Manfred Born, SCB 32