zähne als „visitenkarte“ fallbericht „Manager-Versorgung“ im Oberkiefer Die Versorgung mit Zahnersatz ist im Allgemeinen sehr zeitaufwändig, weil sie sowohl von der Zusammenarbeit mit dem Dentallabor als auch bei bestimmten Therapien (z. B. Implantatversorgungen) von medizinischen Gegebenheiten (z. B. Einheilzeiten) abhängt. Eine Verkürzung der Behandlungsdauer, die gleichzeitig immer eine Herausforderung an die Qualität, den Tragekomfort und die Dauerhaftigkeit des Zahnersatzes darstellt, ist aber in zunehmendem Maße ein zentrales Anliegen vieler Patienten. ZA Marc Gierich & Dr. Rolf Lützenkirchen G erade der Zeitfaktor ist besonders für beruflich engagierte Patienten so wichtig, dass notwendige Restaurationen häufig aus Zeitgründen aufgeschoben werden. Den optimal gestrafften Behandlungsablauf bezeichnen wir deshalb in unserer Praxis als „Manager-Versorgung“. Die hier beschriebene Versorgung mit GalvanoDoppelkronen nach dem so genannten „Weigl-Protokoll“ erfüllt alle Ansprüche des Patienten und konnte innerhalb von vier Tagen komplett angefertigt werden. Im Jahre 1996 entwickelte Priv.-Doz. Dr. Paul Weigl ein Verfahren zur Versorgung mit Galvano-Doppelkronen, welches auf Grund der Verklebung der Galvanokronen im Mund Ungenauigkeiten der Abdrucknahme und der Modellherstellung ausgleicht und auf diese Weise spannungsfreie Suprakonstruktionen sowie eine Verkürzung der Behandlungsdauer auf vier Tage garantiert. Der vorliegende Fallbericht dokumentiert die Versorgung eines 38-jährigen Patienten. Ausgangssituation kontakt: Gemeinschaftspraxis am Rebstock ZA Marc Gierich Dr. Rolf Lützenkirchen Am Rebstock 14 68309 Mannheim 68 ZWP 9/2005 Der Patient stellte sich in unserer Praxis mit einer insuffizienten Brückenversorgung im Oberkiefer vor. Alle Zähne wiesen Sekundärkaries an den Kronenrändern auf. Außerdem waren die Zähne parodontal vorgeschädigt. Die Molaren waren schon seit längerer Zeit verloren gegangen (Abb. 1, 2) Der Patient wünschte eine rasche und zugleich hochwertige Versorgung. Implantate mit einer festsitzenden Kronen-/ Brückenversorgung wären nur kombiniert mit augmentativen Maßnahmen realisierbar gewesen. Auf Grund des hohen Zeitbedarfs lehnte der Patient diese Lösung ab und entschied sich zu einer abnehmbaren Brückenkonstruktion, die am zukunftssichersten erschien. Um zunächst wieder eine sichere parodontale Situation herzustellen, wurde der Patient in ein intensives Mundhygieneprogramm aufgenommen. Behandlungsablauf Die Versorgung des Patienten erfolgte innerhalb von vier Tagen von Donnerstag auf Sonntag. Am Donnerstag wurde zunächst die insuffiziente Brücke entfernt. Der Oberkiefer wies einen Restzahnbestand von 14 bis 23 und 25 auf. Alle Zähne waren wurzelbehandelt und mit Stiften rekonstruiert bis auf die Zähne 12 und 22. An den Zähnen 14, 13, 23 und 25, die auf Zahnfleischniveau abgebrochen waren, erfolgten Stift- u. Stumpfaufbauten. An den Zähnen 12, 11, 21 und 22 wurde die Sekundärkaries exkaviert und die Zähne mit Aufbaufüllungen versehen. Um eine ästhetisch und parodontal sichere Situation herzustellen, wurde um die Pfeilerzähne mithilfe eines Elektrotoms gingivektomiert. Anschließend wurde die Abformung vorgenommen und das erste Provisorium (Abb. 3) hergestellt. (Abb. 4 zeigt die Situation zwei Tage nach der Präparation, vor Einsetzen der Primärteile.) zähne als „visitenkarte“ fallbericht Abb. 1 Abb. 1 und 2: Ausgangsbefund der insuffizienten Brückenversorgung im Oberkiefer. Abb. 3: Provisorische Versorgung nach der Präparation. Abb. 4: Zwei Tage nach der Präparation Zustand vor Einsetzen der Primärteile. Abb. 5: Fertige keramische Primärteile auf Sägeschnittmodell. Abb. 6: Wachsmodellation der Primärteile. Abb. 7: Fertige Galvanokronen auf Sägeschnittmodell. Abb. 8 Abb. 8 und 9: Eingesetzte Primärteile im Mund. Die zahntechnischen Arbeiten wurden ausgeführt von: Biodentec GmbH Biokompatible Zahntechnik aus dem Meisterlabor ZTM Robert Conrad Mannheimer Str. 47a 68309 Mannheim 70 ZWP 9/2005 Im Dentallabor wurden parallel von Donnerstag bis Samstag die Primärteile (Abb. 5), die Galvanokäppchen und das Zweitprovisorium hergestellt: Auf ein Sägeschnittmodell wurden die Primärteile aufgewachst (Abb. 6) und angepasst. Danach wurden über den Primärteilen im Galvanoverfahren die Sekundärkäppchen gefertigt (Abb. 7). Anschließend erfolgten Modellierung und Gießen des Gerüstes sowie die Herstellung des zweiten Provisoriums. Am Samstagabend wurden zuerst die Keramik-Primärteile (Firma Jeneric/PentronPresskeramik mit Rely X Firma ESPE) definitiv eingesetzt (Abb. 8, 9) und mit Galvanokappen (Firma Hereaus Preciano Goldbad) versehen. Danach wurde das Stahlgerüst aufgesetzt. Um die Tertiärkonstruktion span- nungsfrei eingliedern zu können, wurden die Galvanokäppchen mit dem Gerüst im Munde verklebt (Abb. 10). Anschließend wurde über das Gerüst im Mund eine Überabformung vorgenommen (Abb. 11) und die neue provisorische Versorgung über die Primärteile eingesetzt (Abb. 12). Zur Herstellung der definitiven Versorgung wurde im Dentallabor von Samstag auf Sonntag ein neues Arbeitsmodell gefertigt. Nach erneutem Einartikulieren sowie Registrierung und Bissnahme über den Primärteilen erfolgte die Verblendung des Gerüstes. (Abb. 13 zeigt die fertige Tertiärkonstruktion vor der Verblendung.) Am Sonntagabend konnte schließlich die definitive Versorgung (Abb. 14, Ansicht in vivo) ohne großen Aufwand eingesetzt zähne als „visitenkarte“ fallbericht Abb. 10: Direkt verklebte Tertiärkonstruktion im Mund. Abb. 11: Abformung der verklebten Galvano-Sekundärkronen mit dem Gerüst. Abb. 12: Provisorische Versorgung in situ. Abb. 13: Fertige Tertiärkonstruktion. Abb. 14: Fertige abnehmbare Brücke. Abb. 15: Eingegliederte, fertige Versorgung im Mund. werden (Abb. 15 Ansicht in situ). Der Patient war mit seinem neuen Zahnersatz hoch zufrieden und empfand es – abgesehen von der körperlichen Belastung – als angenehm, dass die Behandlung in so kurzer Zeit abgeschlossen werden konnte. Kooperationen Das vorliegende Beispiel zeigt, dass die von uns so genannte „Manager-Versorgung“ in hoher Qualität und kürzester Zeit erbracht werden kann. Voraussetzung für den Erfolg ist eine enge Kooperation mit dem Labor, welches zeitlich flexibel arbeiten muss, sowie die Vorbereitung des Patienten auf die physische Belastung durch die teilweise langen Behandlungsschritte vorzubereiten. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, stellt das gezeigte Verfahren einen großen Schritt zu mehr Patientenorientierung dar. ANZEIGE