Erfahrungen mit elektrischer Stimulation des Hörnervs mittels Ohrkanal- und Promontoriumselektroden N. Dillier Otorhinolaryngologische Klinik Universität und Kantonsspital Zürich und Institut für biomedizinische Technik der Universität und ETH Zürich L. J. Leifer Mechanical Engineering and Design Division, University of Stanford, California USA Th. Spillmann Otorhinolaryngologische Klinik Universität und Kantonsspital Zürich Experiences with electrical stimulation of the auditory nerve by ear canal and promontory electrodes Abstract. Experiments with electrical stimulation have been performed on 6 normal hearing and 20 deaf subjects by means of a saline bridge electrode in the outer ear canal or a needle electrode on the promontory. 70 percent of the deaf subjects had reproducible hearing sensations which were of so-called electroneural type in contrast to the electrophonic sensations of the normal hearing subjects. The differences between saline and needle electrodes are discussed. Experiences avec stimulation electrique du nerf auditif par des electrodes en l'oreille exterieure et sur le promontoire Rasumöe. Des expöriments avec de la stimulation electrique ont öte executes chez 6 sujets entendants normalement et 20 sujets sourds en mettant une electrode d'argent dans une solution NaCI dans l'oreille exterieure ou une elöctrode d'electrocochleographie sur le promontoire. 70 pourcent des sujets sourds ont eus de röponses acoustiques du type electroneural comparees aux sensations electrophoniques des sujets normaux. Les differences entre les electrodes saline et promontoire sont discutees. Einleitung Elektrischer Strom von Audiofrequenz, mittels verschiedenartiger Elektrodentypen durch den Kopf eines menschlichen Beobachters geleitet, kann Hörempfindungen hervorrufen. Seit der erstmaligen Entdeckung dieses Phänomens durch VOLTA im Jahre 1800 (SIMMONS 1966) haben viele Forscher versucht, elektrische Stimulation zur Diagnose, zur Ausschaltung von Ohrkrankheiten, zur Heilung von Gehörlosigkeit oder 39 zur Erforschung der Hörvorgänge allgemein zu verwenden (als Autoren in diesem Zusammenhang seien erwähnt MICHELSON & MERZENICH, HOUSE et al., CHOUARD et al., KIANG & MOXON und für einen ausführlichen Überblick speziell SIMMONS 1966). Eine Grosse Anzahl Experimente hat gezeigt, dass es im wesentlichen zwei Grundtypen von auditiven Reaktionen auf elektrische Stimulation gibt. Der hauptsächlichste Effekt ist der sogenannte elektrophonische Effekt (STEVENS et al., FLOTTORP, MOXON 1971), welcher charakterisiert ist durch gute Frequenzdiskrimination und eine Schwellwertskurve mit ähnlichem Verlauf wie bei akustischer Reizung. Der Effekt lässt sich erklären als elektromechanische Umwandlung des Reizes in der Cochlea selbst oder am Elektroden-Gewebe-Übergang und anschliessende normale mechanoelehtlische Transformation durch die Haarzellen im Innenohr. Ein Trommelfell oder eine intakte Gehörsknöchelchenkette ist dabei nicht nötig. Die zweite Art von Gehörsempfindungen, die ich mit dem Ausdruck elektroneuraler Effekt bezeichnen möchte, ist charakterisiert durch einen sehr schmalen dynamischen Bereich und das Fehlen von Frequenzunterscheidung. Es wird nur ein undifferenziertes kontinuierliches oder rhythmisches Geräusch wahrgenommen. Man darf annehmen, dass bei dieser Art von Tonempfindungen durch den elektrischen Strom direkt einzelne Nervenfasern erregt werden, wobei die räumliche Verteilung dieser Nervenfasern längs der Basilarmembran die spektrale Verteilung des Rauschens bestimmt. Diese Stimulationsart ist die Basis für eine elektrische Gehörsprothese für sensorineural taube Patienten. Unser Ansatz für die Entwicklung einer solchen Prothese wurde bereits beschrieben (LEIFER et al.). MOXON (1971) konnte bei Experimenten mit Katzen bei elektrischer Stimulation am runden Fenster sowohl den Effekt des elektrophonischen Hörens (durch Messung der mechanischen Bewegung des runden Fensters bei elektrischer Stimulation) als auch des elektroneuralen Hörens (charakterisiert durch extrem kurze Latenz und steile Intensitätsfunktion der Entladungen von einzelnen Nervenfasern) nachweisen (KIANG & MOXON 1972). Diese physiologischen Gegebenheiten müssen selbstverständlich bei der Entwicklung einer Prothese in Betrachtung gezogen werden. Entsprechende Modellsimulationen wurden deshalb auch von uns durchgeführt (DILLIER & LEIFER 1976). Das Thema des jetzigen Vertrages ist jedoch nicht direkt die Entwicklung oder der aktuelle Stand der Gehörsprothese mit elektrischer Stimulation, sondern die Frage der Voruntersuchung eines Implantationskandidaten, d. h. die Abklärung, ob der Patient überhaupt noch elektrisch erregbare Hörnervfasern bes.tzt. Im folgenden soll das von uns angewandte Testverfahren und die Resultate der Untersuchung von 20 einund beidseitig gehörlosen Probanden beschrieben werden. 40 Methode und Apparatur Figur 1 zeigt die hauptsächlichen Teile der verwendeten Apparatur. Es können damit pulsartige oder kontinuierliche Signale beliebiger Frequenz und Kurvenform erzeugt werden. Es besteht die Möglichkeit, die Frequenz automatisch zu erhöhen und kontinuierliche Schwellwertkurven aufzunehmen, eine Art elektrische Bekesy-Audiometrie. Der Patient bestimmt dabei selbst per Knopfdruck die Stromamplitude, welche gleichzeitig auf einem XY-Plotter aufgezeichnet werden kann. Der Patient ist elektrisch durch einen optoelektronischen oder induktiven batteriebetriebenen Stimulusisolator vollständig von der übrigen Apparatur und vom Netz getrennt. Ausserdem kann er jederzeit per Knopfdruck das Stromsignal ausschalten. Er liegt bei der Untersuchung auf einem Liegebett in einer schalldichten Kammer. Über Mikrofon können Kommentare in den angrenzenden Kontrollraum übertragen und auf Tonband aufgenommen werden. Als Stimulationselektroden werden entweder ein mit Watte umwickelter Silberdraht verwendet, der in den mit Salzlösung aufgefüllten äusseren Gehörgang eingelegt wird (Brennermethode, STEVENS 1937), oder eine Cochleographienadel, welche durch das Trommelfell gestossen und auf das Promontorium aufgesetzt wird (dazu wird das Trommelfell mittels lontophorese anästhesiert). Als Referenzelektroden wurden AgCl-Hautelektroden an Stirn und gegenüberliegendem Mastoid benutzt. Figur 2 zeigt eine gemessene • BEKESY - AUDIOMETER FOR ELECTRICAL 31':MULATION FREO.GEN. GATE WAVEFORM AYFLIFIER LIMITER ISOLATION ELECTRODE f PATIENT 7RAMP GEN. n I 4-117BURST GEN. XY-PLOTTER INTEGRATOR MONITOR RESPON:',E Fig. 1 Apparatur zur Erzeugung und Kontrolle der elektrischen Stimulation. Es können Signale variabler Frequenz, Amplitude und Kurvenform erzeugt werden. Die automatische Frequenz- und Amplitudensteuerung war erst gegen Schluss dieser Untersuchung verfügbar. 41 Impedanzkurve mit einer Salzelektrode. Auf der Figur ist auch erkennbar, dass die Impedanz durch eine weitere grossflächige Handelektrode verringert werden kann. Dadurch lassen sich in vielen Fällen Druck- oder Stichempfindungen auf der Stirn oder dem Mastoid verringern. Solche Nebeneffekte treten bei höheren Stromintensitäten aber auf jeden Fall auf. Es kann auch zu Schwindelgefühlen, Muskelzucken, Geschmacks- und allgemeinen Schmerzempfindungen kommen. Vor allem bei der Promontoriumselektrode treten diese Effekte sehr abrupt ein oder auch beim Vorhandensein einer Gleichspannungskomponente, die z. B. bei Kupferelektroden durch Elektrolyse entstehen kann. Die Impedanzkurve zeigt kapazitiven Verlauf, d. h. dass bei Rechteckspannungspulsen eine hohe Stromspitze entsteht, während bei Strompulsen ein langsamer Spannungsanstieg erfolgt (s.Fig. 3). Unser Stimulusisolator liefert Konstantstrom. In einigen der ersten Versuche wurde aber auch eine Konstantspannungsstimulation benutzt. Die Ladung pro Puls (Stromamplitude mal Pulsbreite) kann in diesen Fällen wegen der verzerrten Kurvenform nicht genau bestimmt werden. Die Werte aus diesen Messungen wurden deshalb für die nachfolgenden Mittelwertsberechnungen nicht berücksichtigt. 1c. k CURRENT STIMULATION VCLTACE STIMULATION ms CURRENT ', TLTAC.F. Fig. 3 Vergleich von Strom- und Spannungsstimulation bei Rechteckpuls-Kurvenform. Bei Stromstimulation erfolgt gradueller Spannungsanstieg, bei Spannungsstimulation bilden sich hohe Stromspitzen. 10.(.c/P) . IMFEGANGE OF B SALINE ELX'IRODE • :N EAR 7ANAL ♦ • CHARGE PER PULSE FOR A 4911141111IL • • • Välte• 00.0 PAIN THRESHOLD A HEARING THRESHOLD • NORMAL SUBJECT 11111111199 A A •elek. • I. k 13-0 i ELECTROPHONIC HEARING I. IM .0.0 '''' • •• AA AA A A Al&A A•A STEVENS (1937) • IN A CH) ZAR CANAL VS .MASTOID AND FOREHEAD A_A ADDITIONAL HAND ELWIRODE ♦ 0.2k 0.2 k lo HZ 2o HZ loo HZ 200 42 1 kHZ 2 kHZ lo kHZ Fig. 2 Impedanzkurven mit Salzelektrode im äusseren Gehörgang. Vergleich zwischen der Messung von Stevens (1937) und unserer Elektrode mit und ohne grossflächige Referenzelektrode in der Hand. 42 0.2 lo HZ 2o HZ loo HZ Zoo HZ 1 kHZ 2 kHZ lo kH Fig. 4 Schwellwertkurven eines Normalhörenden bei elektrischer Stimulation. Schwellwert des elektrophonischen Hörens und der Unbehaglichkeit. Man beachte den geringen dynamischen Bereich (maximal 14 dB). 43 Resultate Unsere Erfahrungen mit elektrischer Stimulation des Gehörs begannen im Frühjahr 1974. Erste Experimente waren darauf angelegt, bereits in der Literatur vorhandene Angaben über Empfindungen und Stimulusparameter zu bestätigen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir in 30 Experimenten mit normalhörenden (6), schwerhörigen und gehörlosen (davon 5 einseitig taub) Versuchspersonen Salz- oder Nadelelektroden verwendet. Die Hörempfindungen bei Normalhörenden konnten durchwegs als elektrophonisch charakterisiert werden (Fig. 4), die übrigen Versuchspersonen hatten teils gemischte Empfindungen (vor allem bei Personen mit Resthören im Audiogramm liegt immer ein Verdacht auf Elektrophonie vor), meistens aber durchaus echte, auf direkter Nervstimulation basierende Hörempfindungen. lo. lo.(uC/P) ei, CURRENT AMPLITUDE (mA) PAIR THRESHOLD (A.C.) - 'HARGE PER SECOND (mA) ELECTRONEURAL HEARING(F.d 0—C 7...ARGE PER PERIOD PAIN THRESHOLD (A.G.) LS7ÜL CHARGE FM PULSE _1. ELECTRONEURAL HEARING (F.W.) HZ o HZ oo HZ 2oc HZ 1 kHZ kHZ Fig. 5 Vergleich von Unbehaglichkeitsschwelle (bei einer Person ohne Hörempfindungen) und Hörschwelle (elektroneural) bei einer anderen Person. Im einen Fall wurde mit vollem Rechtecksignal, im anderen Fall mit Rechteckpulsen gleichbleibender Pulsbreite stimuliert. Die Stromamplitude bei Vollwellenstimulation geteilt durch die Frequenz kann verglichen werden mit der Ladung pro Puls bei Rechteckpulsstimulation; die Ladung pro Puls bei Pulsstimulation multipliziert mit der Pulsrepetitionsrate ist vergleichbar mit der Stromamplitude bei Vollwellenstimulation. 44 Der Toncharakter des perzipierten Rauschens änderte sich mit der Intensität des Stimulus, eine Änderung der Repetitionsfrequenz bewirkte eine Lautheitsveränderung. Bei Rechteckpulsstimulation nimmt die Ladung pro Puls in Funktion der Frequenz leicht ab, bei voller Sinusstimulation steigt die Stromstärke exponentiell an, die Stromstärke dividiert durch die Frequenz (gewissermassen die übertragene Ladung pro Periode) hat aber ebenfalls eine abfallende Charakteristik (als Beispiel siehe Fig. 5). Tabelle I zeigt die Mittelwerte und Standardabweichungen für 14 gehörlose Probanden, welche auditive Empfindungen hatten und dazu die Werte von Probanden, welche nur Schmerz- oder taktile Empfindungen hatten. Man beachte die sehr geringe Differenz zwischen Hör- und Schmerzschwelle und die grossen Streuungen. Zu unserem nicht geringen Erstaunen waren die Resultate mit beiden Elektrodenarten ziemlich übereinstimmend für eine breite Anzahl Kurvenformen, Amplituden, Pulsbreiten und Repetitionsraten, allerdings mit zwei grossen Unterschieden: Die Ladung pro Puls beim Schwellwert war für die Salzelektrode um einen Faktor 10 bis 50 grösser als bei der Promontoriumsnadel. Der dynamische Bereich zwischen Hören und Schmerz war nichtsdestoweniger äquivalent für die beiden Elektroden (maximal 6 DB), wobei bei der Nadelelektrode die Schmerzempfindung rein subjektiv unangenehmer und stärker ist. Der zweite Unterschied betrifft die Positionsempfindlichkeit der Promontoriumselektrode. Im Gegensatz dazu ergab die Salzelektrode übereinstimmende Resultate auch bei kleinen Positionsänderungen. Die Taubheit der 15 beidseitig fand 5 einseitig gehörlosen Probanden hatte verschiedene Ursachen (s. Tabellen II und III), jedoch konnte bei keiner Krankheitsgruppe grundsätzlich Hören durch elektrische Stimulation ausgeschlossen werden. In einem Fall (G. B.) wurden mit der Salzelektrode nur Nebeneffekte wahrgenommen, jedoch konnten mit der Nadelelektrode vorübergehende Hörempfindungen hervorgerufen Tabelle I Schwellwerte des Hörens und der Unbehaglichkeit Frequenz (Hz) Hören (µC/Puls) Unbehaglichkeit (µC/Puls) 11 250 500 1000 2000 4000 0.30 0.31 0.25 0.27 0.21 0.40 0.36 0.31 0.29 0.28 0.088 0.193 0.124 0.166 0.079 0.139 0.147 0.124 0.114 0.124 45 Diskussion Tabelle II Patientenuntersuchungen mit positiven Resultaten Patient links/ Ursache rechts R.W. (m) 1943 L L.M. (m) 1941 L+ R B.D. (f) 1907 L+R H.A. (m) 1911 L+R S.G. (m) 1927 L+R G.A. (m) 1952 L+ R Sc.G.(m) 1935 L+ R R.A. (f) 1957 L+R G.L. (f) 1958 L+R C.R. (f) 1956 L+R S.I (m) 1936 L + R F.W. (m) 1919 R C.G. (m) 1937 R W.H. (f) 1936 L Streptomycin Gentamycin Neomycin Meningitis Meningitis Felsenbeinfraktur Trauma Mondini Deformität Congenital Congenital Otosclerose Meniere Unbekannt Hörsturz (vasculäre Ursache) Resultate Ladg. Frequenzbereich (Hz) Puls (µC) 30-10 000 0.1-3.0 NS r (EP 1) 400— 8 000 0.25-1.0 NSr+l 20— 5 000 0.1-0.3 NSI+r 15-10 000 0.5-3.2 NS r (?) NSI+r(+EP?) 10— 3 000 0.2-0.4 200— 8 000 0.4-0.5 NSI+r 500— 8 000 0.3-0.5 NS I + r (+EP?) 20— 9 000 0.05-3.5 800— 2 000 0.2 NSI+r 20— 5 000 0.2-0.4 NSI+r 20— 8 000 0.2-0.4 NSI+r 1-10 000 0.15-5.0 NS r (EP 1) 300— 5 000 0.2-0.6 NS r 30— 500 0.05-1.5 NS I (EP r) Tabelle III: Patientenuntersuchungen mit negativen Resultaten Patient links/rechts Ursache A.G. (m) 1941 B.K. (f) 1954 G.B. (f) 1946 B.H. (f) 1917 S.H. (f) 1948 P.G. (m) 1921 L+R L+R L+R L+R L+R R Meningitis Meningitis Congenital Labyrinthitis Otitis media Kleinhirnbrückenwinkeltumor Resultate (NS?) werden. In den übrigen Fällen, wo mit beiden Arten stimuliert wurde (11 Experimente), erwies sich die Salzelektrode der Nadel gegenüber durchaus als gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen. In zwei Fällen wurden im gegenüberliegenden Ohr deutlich reproduzierbare Hörempfindungen hervorgerufen. Für einen dieser Patienten (W. R.), der seit einem Jahr einseitig gehörlos war, war dies die erste Hörempfindung in diesem Ohr seit seiner Ertaubung. 46 Die oben dargelegten Resultate scheinen den Autoren zu bestätigen, dass trotz der offensichtlichen Mängel und Schwierigkeiten die elektrische Stimulation mittels Salzelektrode eine brauchbare Methode ist zur ersten Abklärung, ob im Hörnerv noch elektrisch erregbare Fasern vorhanden sind. Die Methode ist im Vergleich zur Stimulation des runden Fensters (CHOUARD) oder des Promontoriums (HOUSE, BRACKMANN) relativ einfach und schmerzlos und für den Patienten (mit intaktem Trommelfell!) völlig ungefährlich. Selbstverständlich kann bei negativem Ergebnis (nur Schmerzempfindungen) nicht ausgeschlossen werden, dass der Nerv nicht trotzdem durch eine eingepflanzte Elektrode (in der Cochlea oder im Modiolus) stimuliert werden kann, da sich ja die Bereiche der Schmerz- und Hörempfindung überschneiden (Tabelle I). Die Resultate stimmen überein mit Resultaten von FLOTTORP und STEVENS, jedoch bestehen Divergenzen mit den Ergebnissen der Gruppe von HOUSE, wonach bei tauben Probanden Hörempfindungen nur zwischen 30 und 120 Hz hervorgerufen werden können, bei normalhörenden jedoch nicht. Unsere Resultate ergeben Hörempfindungen bei Sinuston- und Rechteckpulsstimulation im Frequenzbereich zwischen 10 Hz bis 10 kHz bei Gehörlosen und Normalhörenden (meistens zwischen 300 Hz und 4 kHz), wobei genau unterschieden werden muss zwischen elektrophonischem und elektroneuralem Hören wie oben beschrieben. Mit dem von uns entwickelten elektrischen Bäkäsy-Audiometer kann in relativ kurzer Zeit eine SchwellWertskurve des elektrophonischen oder elektroneuralen Hörens bestimmt werden. Nach unseren jetzigen Erfahrungen besteht zwischen diesen Kurven und den jeweiligen Audiogrammen jedoch kein direkter Zusammenhang. Um diese und andere Fragen zu klären, sind zurzeit weitere Untersuchungen an gehörlosen und normalhörenden Probanden im Gange in Zusammenarbeit mit dem Institut für biomedizinische Technik der ETH und der Universität Zürich. Zusammenfassung Experimente mit elektrischer Stimulation an 6 normalhörenden und 20 gehörlosen Probanden wurden mittels Salzelektrode im Ohrkanal oder Nadelelektrode am Promontorium durchgeführt. 70 Prozent der gehörlosen Probanden hatten reproduzierbare Hörempfindungen, welche im Unterschied zu den elektrophonischen Empfindungen Normalhörender von sogenannt elektroneuraler Art (basierend auf direkter Nervreizung) waren. Die Unterschiede zwischen Salz- und Nadelelektrode werden diskutiert. 47 Literaturverzeichnis Brackmann, D. F., The Cochlear Implant: Basic Principles, The Laryngoscope, 86:3,373-388(1976) Chouard, C. H., MacLeod, P., Implantation of Multiple Intracochlear Electrodes for Rehabilitation of Total Deafness: Preliminary Report, The Laryngoscope 86. 1743-1751 (1976) Dillier, N., Leifer, L. J., Modellstudien als Basis für die Entwicklung einer neuen Cochlearisprothese, Biomed. 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