© Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt, 67. Jahrgang (2002) 49 - 60 Zittern im Treibhaus Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpen von }örg Bodenbender Dass wir auf dem besten Wege sind, das Weltklima zu ändern, bestreitet heute so gut wie kein Wissenschaftler mehr. Die Häufung globaler Störungen in der atmosphärischen Zirkulation, dessen bekanntester Vertreter EI Niiio ist, weltweit steigende Temperaturen, die Zunahme klimatischer Extremereignisse Wie werden sich die Auswirkungen des Klimawandels in Gebirgsregionen äußern? Vieles deutet daraufhin, dass die Folgen hier, bedingt durch die extreme Topographie und die sehr sensiblen Ökosysteme in unterschiedlichsten Höhenlagen, rascher und direkter sichtbar werden als anderswo. Am Fuß vieler Alpengletseher, vor langen Moränenwällen und weiten Geröllhalden, wird schon heute der Eindruck übermächtig. Ob Hochjochferner in den Ötztaler oder Sulzenauferner in den Stubaier Alpen, ob Morteratschgletscher in der Bernina oder Großer Aletschgletscher im Wallis - alle verlieren sie an Länge und Masse. Den Rekord erzielte 1998 der Feegletscher im Saastal / Wallis: 111 Meter Rückgang in einem Jahr. Ähnliches passiert mit dem Permafrost, jene Bodenbereiche im Hochgebirge, die nur im gefrorenen Zustand stabil sind, in den letzten Jahrzehnten durch Auftauprozesse aber immer instabiler werden - die Konsequenzen sind zunehmende Erosion, Hangabrutschungen, Bergstürze. Manches passiert spürbar, in den Medien eindrucksvoll präsentiert: Lawinenkatastrophen, Hochwasser und Überschwemmungen, Trockenheit und Dürre - manches geht aber auch viel unbemerkter vor sich, wie z.B. der langsame Wandel der Vegetationsstruktur. Sichtbare Vergänglichkeit..... Gletscher stellen sehr sensible Klimaindikatoren dar, denn ihre mittlere Eistemperarur liegt nahe am Schmelzpunkt. Weil schon geringe Temperaturänderungen zu ausgeprägten Veränderungen von Gletscherlänge und Volumen führen , werden sie deshalb auch als Früherkennungssystem für weltweite Erwärmungstrends eingesetzt. So hat der relativ geringe Anstieg der globalen Temperatur von seit Mitte des letzren Jahrhunderts zu einem ausgeprägten Rückgang der Alpengierscher geführt. Die verglerscherte alpine Fläche nahm seirdem um 30 bis 40 %, o,rc das Eisvolumen sogar um etwa 50 % ab. Allerdings gibt es regionale Unterschiede. Nach Max Maisch, Geograph und GIerscherforscher an der Universitär Zürich, reichen die Flächenverlusre in der Schweiz seir dem Hochsrand von 1850 von 20 bis 30 % im Wallis und den Bemer Alpen bis zu Werten von 60 % im Bündnerland. Der Grund für diese Unterschiede: Größere, massereiche GIerscher mir weir hinaufreichenden Nährgebieten und Regionen mir umfangreicheren Eisreserven (Wallis und Bemer Alpen) verlieren in Schwundphasen srers geringere Flächen- und Längenanreile als Regionen mir kleine- 49 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at ren und kürzeren Eiszungen, die auf Veränderungen der klimatischen Umwelt mit prozentual höheren Verlustanteilen reagieren. Und offensichtlich geht der Rückgang immer schneller. Für die Schweizer Alpen dokumentieren die aktuellsten hochauflösenden Satelli tendaten einen Rückgang der Gletscherfläche von über 20 % allein in den letzten 15 Jahren. Für Professor Wilfried Haeberli, dem Direktor des "World Glacier Monitoring Service" (WGMS), ist seit dem Fund des Ötztaler Gletschermannes, der während Jahrtausenden nicht vom Similaungletscher freigegeben wurde, klar, dass die heutige Vergletscherung der Alpen wohl die geringste seit mehr als 5000 Jahren ist. Gehören wir also zu den letzten Generationen , die das großartige Naturphänomen Alpengletscher noch bestaunen können? Was heute angesichts der häufig noch mächtigen Eisrnassen kaum vorstellbar erscheint, könnte, wenn die Szenarien der Klimaforscher zutreffen, Wirklichkeit werden. Berechnungen von Privatdozent Max Maisch zufolge wird bei einem weiteren Temperaturanstieg von rund ein fünftel der aktuellen Gletscher und ein Viertel der Schweizer Gletscheroberfläche verschwinden. Steigt die Temperatur um 2°e über den heutigen Wert, was irgendwann in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts zu erwarten ist, wären knapp drei viertel aller heutigen Gletscher wässrige Vergangenheit. Wie die zukünftige Gletscherentwicklung in der Realität aussehen könnte, hat Max Maisch anhand des Tschierva Gletschers in der Bernina in einer Bildanimation dargestellt (Kasten 1 und Abb. 1). o,re Bild 1: Beminamassiv und Tschiervagletscher im September 2001 (v.l.n.r.: Piz Bemina (4.049 m), Piz Roseg (3.937 m), Piz La Sella (3511 m)) Foto: J. Bodenbender 50 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at Tschierva Gletscher-Computeranimation Die Simulation verdeutlicht die vergangene und zukünftige Entwicklung des Tschierva-Gletschers in der Bernina / Engadin von Mitte des letzten JahrhundertS, dem Ende der "kleinen Eiszeit", bis hin zum Ende des 21. Jahrhunderts. Grundlage für die Simulation des zukünftigen Gletscherrückgangs sind die mittleren zu erwartenden Temperatutänderungen in den nächsten 100 Jahren. Ob dann die freigelegten Moränenbereiche für Siedlungszwecke genutzt werden, ist natürlich vorerst eine Spekulation. Den heutigen Ist-Zustand zeigt die Luftbildaufnahme von der Westseite des Berninamassivs, aufgenommen im September 2001 (Abb. 1). (v.l.n.r.: 1.Bild: ca. 1850; 2.Bild: ca. 2020? bei +0,6 oe gegenüber heute; 3.Bild: ca. 2035 ? bei + 1,2 oe; 4.Bild: ca. 2050 ? bei + 1,8 oe; 5.Bild: Ende 21 . Jhdt. ? bei +3,0 oe Tschierva eisfrei; 6.Bild: Ende 21. Jhdt. ? bei +3,0 oe Tschierva Hotels) Autor: PD Dr. Max Maisch, ETH Zürich 51 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at Das »Gletschersterben« ist nicht auf die Alpen begrenzt. Ob im Kaukasus, den Kanadischen Rockys, in Patagonien oder auf Island - überall registrieren Wissenschaftler den Minustrend. Dennoch wachsen in manchen Regionen zeitweilig die Eisströme. In den feucht-kalten, maritimen Klimaten Norwegens wie auch in den trocken-kalten kontinentalen Bereichen, beispielsweise im Tien Shan (Kirgistan/China), beeinflußt vor allem die Menge des Niederschlags die Gletscherentwicklung - die Temperaturen sind hier ohnehin so niedrig, dass ein Grad mehr oder weniger nicht ins Gewicht fällt. In gemäßigten Breiten sind die Gletscher dagegen wärmer und deshalb besonders anfällig für Temperaturänderungen. Zu den sensibelsten gehören aufgrund ihrer klimatischen und topographischen Lage vermutlich die Gletscher der Alpen. Permanenter Bodenfrost? Erst in den letzten Jahrzehnten wurde ein weiteres Phänomen genauer untersucht, der Rückgang des Permafrostes. Es handelt sich hier um dauernd gefrorene Bodenschichten, die dort vorkommen können, Bild 2: Überblick Ort Pontresina / Engadin, oberhalb des Ortes die Groß baustelle des Dammprojektes, v./.n.r.: Piz Muragl (3157 m), Piz Languard (3262 m), Piz Albris (3 166 m) Foto: J. Bodenbender 52 wo die mittlere Jahrestemperatur weniger als _1°C beträgt. In den Alpen beginnt diese Temperaturgrenze, je nach Hangausrichtung und Neigung, zwischen 2100 und 3000 Meter Höhe. Permafrostboden ist ein gefrorenes Gemisch aus lockerem Material - grobem Schutt, Kies, Sand und Fels -, welches nur durch das Eis zusammengehalten wird. Seine Mächtigkeit reicht von einigen Dutzend Metern bis zu über einem Kilometer im Bereich der höchsten Gipfel. Permafrosthänge sind häufig sehr steil und neigen, das ist die beunruhigende Nachricht, zu einer großen Instabilität bei Erhöhung der Bodentemperatur. Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Permafrostgrenze in den Alpen bereits um 150 bis 250 Meter angestiegen, und der Temperaturanstieg schreitet immer schneller voran. Das tiefgreifende Auftauen des eishaItigen Lockergesteins vermindert die Bodenfestigkeit der Hänge, wodurch das Auftreten potentieller Anrissstellen für Massenbewegungen wahrscheinlicher wird, Erosion, Muren, Steinschlag, Fels- und Bergstürze sind die Folge. Der Kurort Pontresina (1.805 m) im Oberengadin, am Fuß des Schafberges, hatte schon vor mehr als hundert Jahren mit Naturgefahren durch Lawinen und Murabgänge zu kämpfen. Heute sichern 624 Hangverbauungen mit insgesamt 16 Kilometer Länge im Höhenband zwischen 2.200 und 2.980 Meter das Gelände (Abb. 2). Wissenschaftler der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der Universität Zürich haben nun eine neue Gefahr durch abtauenden Permafrostboden im Einzugsbereich einer noch unverbauten Erosionsrinne (dem Val Giandains) erkannt. An deren Ursprung liegt der Blockgletscher Ursina, ein großer Haufen Schutt, Geröll und Eis, der einem erstarrten Lavastrom ähnelt (Abb. 3). Tatsächlich aber ist diese auffällige Form von Permafrost häufig kein starres Gebilde, sondern bewegt sich bei genügend großer Hangneigung mit Geschwindigkeiten von einigen Dezimetern pro Jahr bergab. Wird nun die Labilität des Lockerschuttes im Stirnbereich des Blockgletschers durch Auftauprozesse des Permafrostes erhöht, könnte, so die Berechnungen der VAW, ein großes Murenereignis ausgelöst werden, bei dem bis zu 100.000 m 3 Geröll durch das © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at Bild 3: Blick vom Blockgletscher Ursina ins Tal von Pontresina und Val Roseg Foto: ehr. Rothenbühler, Academia Engiadina, Samedan Bild 4b: Modell des geplanten Pontresina-Dammprojektes Dr. Felix Keller, Academia Engiadina, Samedan Val Giandains auf die noblen Hotelbauten Pontresinas herunter prasseln. Davor will sich die Gemeinde in einem bisher einmaligen Projekt schützen. Mit Hilfe von zwei 13,5 Meter hohen Schutzdämmen sowie Vordämmen soll oberhalb von Pontresina ein riesiges Auffangbecken gebaut werden, um das prognostizierte Rüfenmaterial aufnehmen zu können geschätzte Baukosten, 7.5 Mio. Schweizer Franken (Abb. 4 a und 4 b). Bild 4a: Lage des Pontresina-Dammprojektes, im HinterFoto: J. Bodenbender grund der Schafsberg (2731 m) Zur Messung der Temperaturen im Permafrost haben die VAW-Glaziologen Bohrlöcher in die Blockgletscher Ursina und Murtel (arn Corvatsch) bis auf den felsigen Untergrund getrieben. Die Ergebnisse belegen den Klimawandel deutlich. So ist seit 1987 die mittlere Bodentemperatur in 11 Meter Tiefe um etwa 0,5°C gestiegen, die Temperaturveränderungen sind sogar bis zu einer Tiefe von 80 Meter erkennbar - ein bedenkliches Zeichen, liegen doch viele Touristenorte und Autostraßen im Einflußbereich auftauenden Permafrostes. Und nicht nur das: Seilbahnstationen, Hochspannungsmasten, Berghütten, ja sogar die Schutzbauren gegen Steinschlag und Lawinen selbst sind nicht mehr sicher, wenn der Permafrost ins Rutschen gerät. Dass die Berge nicht so ewig sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen, ist keine Neuheit. So gehören seit Millionen von Jahren Steinschlag, Fels und Bergstütze zu den natürlichen geologischen Abläufen, die unser Landschaftsbild immer wieder neu gestalten. Neu ist nur, dass diese Erosionsprozesse mit tauendem Permafrost und rückgängiger Eisbedeckung immer häufiger auftreten. Schwerere Zeiten also auch für die Freunde des Bergwanderns und -kletterns. Zunehmend mehr Wanderwege und Kletterrouten müssen gesperrt werden oder sind zumindest wegen Steinschlaggefahr oder gar drohenden Hangabbrüchen nicht mehr zu empfehlen. So gerieten z.B. mehrfach Bergsteigende auf dem Weg zum Biancograt des Piz 53 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at oberhalb von 2100 Metern im Mittel sogar mehr Schnee liegen als heute, weil die Temperaturen in dieser Höhe dann immer noch niedrig genug sind, um den zusätzlichen Niederschlag in Schnee umzuwandeln. Unterhalb ist dafür mehr Tauwetter angesagt. Im Hinblick auf den Wintertourismus wird der Rückgang der Schneesicherheit besonders die kleineren Skigebiete in tieferen Lagen treffen - schon heute sind dort viele Liftanlagen nur noch zeirweilig in Betrieb oder bereits abgebaut. Aber auch in den größeren Skigebieten stehen unterhalb von 1500 Metern die Zeichen auf Grün. Die Betreiber reagieren zunehmend mit der Ausweitung der Skigebiete nach oben und der künstlichen Verlängerung der Schneesaison mittels Schneekanonen. Bild 5: Biancograt - Piz Bernina (4.049 m) Foto: J. Bodenbender Bernina (4.049 m) / Engadin in den Hagel herunterstürzender Felsbrocken und wurden schwer verletzt. Seitdem wurde der Weg von der Tschierva-Hütte zur Fourcla Prievlusa (3.430 m) , im vermeintlich stabilen Bernina Granit, schon zweimal verlegt, und jetzt auch der Zustieg zum Grat geändert (Abb. 5). Weiße Pracht oder grüne Winter? Es ist eine einfache physikalische Rechnung: Steigt die mittlere Temperatur der Atmosphäre um 1 Grad, wandert die Schneefallgrenze um etwa 150 Meter hinauf; bei 2 Grad mehr fällt im Mittel bereits 300 Meter weiter oben Regen anstatt Schnee. Ein Trend in Richtung grüne Winter ist in tieferen Lagen schon jetzt deutlich sichtbar. So sind z.B. im Schweizer Mittelland die Tage mit geschlossener Schneebedeckung von 65 in der Mitte des letzten Jahrhunderts auf etwa 20 im letzten Jahrzehnt zurückgegangen. In höheren Regionen ist dagegen bisher weitgehend alles beim Alten - langjährige Messungen zeigen noch keine eindeutige Tendenz in Richtung mehr oder weniger Schnee. Was hier in Zukunft passiert, entscheidet sich im Wechselspiel zwischen höheren Temperaturen und mehr Niederschlägen in den Wintermonaten. Nimmt z.B. bei einer mittleren Temperaturzunahme von 2 Grad der winterliche Niederschlag um 20 Prozent zu, wird 54 Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die ökologische Bedeutung der isolierenden Schneedecke, die Pflanzen und Tiere vor dem Erfrieren schützt. Fehlt das »Frostschutzmittel« Schnee, werden das auch die alpinen Landwirte zu spüren bekommen. Weniger Schnee und kleiner werdende Gletscher, das bedeutet schließlich auch mehr ungebundenes Wasser im Winter und weniger verfügbares Schmelzwasser im Sommer - mit bedenklichen Auswirkungen auf die Grundwasserbildung, Stauseen, Speicherkraftwerke usw. In jeder Hinsicht extrem ..... Wir erinnern uns an den Februar 1999. Nachdem innerhalb eines Monats mehr als fünf Meter Neuschnee gefallen sind, befinden sich viele Alpenorte im Ausnahmezustand. Die kaum verfestigte Schneedecke, heftige Sturmwinde und einsetzende Regenfälle bis in höhere Lagen verschärfen die Situation extrem. Schwere Lawinenunglücke, allen voran im Tiroler Wintersportort Galtür, beherrschen die Berichterstattung in allen Medien. Das Rekordhochwasser im Mai (Abb. 6 - 8) und der verheerende Sturm »Lothar« im Dezember desselben Jahres machen viele mißtrauisch: drei Extremereignisse in einem Jahr - ist das Zufall? Diese Frage stellt sich angesichts der aktuellen Ereignisse im Juli und August 2002 erneut. Tagelan- © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at ger zum Teil sintflutartiger Dauerregen hat in weiten Teilen Süd-, Mittel und Osteuropas zu größten Überschwemmungen und Schäden in Milliardenhöhe geführt. Die Medien sprechen von einem weiteren Jahrhunderthochwasser. Viele Städte und Dörfer in Süd- und Ostdeutschland, Niederösterreich und Tschechien sind davon betroffen, mancherortS konnten Pegelstände der Flüsse verzeichnet werden, die nie zuvor erreicht wurden. In weiten Teilen Norditaliens haben schwerste Unwetter immense Schäden verursacht, Erdrutsche und Schlamml~.winen in den Alpen bedrohen wieder einmal viele Orte. Bild 6: Pfingsthochwasser 1999 an der Ilier bei Seifen / nördl. Immenstadt im westlichen AlIgäuer Alpenvorland. Der Verlauf des Flussbettes bei Mittelwasser ist an den gewässerbegleitenden Ufergehölzen gut zu erkennen. Bei Immerstadt verlässt die IIler die AlIgäuer Alpen. Auch dieser Alpenfluss ist wie viele andere auf lange Strecken eingedämmt, gestaut und kanalisiert bis zur Mündung in die Donau bei Ulm. Bei Hochwassersituationen, wie denen von Pfingsten 1999 mit extremer Niederschlagshöhe, holt sich auch die IIler ihre ursprünglichen Ausweichräume zurück. Foto: Wasserwirtschaftsamt Kempten, 23.5. 1999 Bild 7: Pfingsthochwasser 1999 in Eschenlohe / Oberes Loisachtal Foto: J. Beck Bild 8: Pfingsthochwasser 1999 in Eschenlohe / Oberes Loisachtal Foto: J. Beck Spüren wir jetzt also doch unmittelbar die Auswirkungen der Klimaveränderung? Die Klimaforscher sind sich einig darin , dass infolge des globalen Klimawandels wahrscheinlich auch die Häufigkeit und Wucht von Extremereignissen zunimmt. Erwärmung bedeutet schließlich mehr Wasserverdunstung, bedeutet mehr Feuchtigkeit, also letztlich auch mehr Energie in der Atmosphäre. Daraus resultiert eine Verstärkung des Wasserkreislaufs und damit auch ein Anstieg von Niederschlägen, und zwar vor allem in den mittleren und hohen geographischen Breiten, für die auch eine Zunahme der Westwind-Wetterlagen und Windstärken vorhergesagt wird. Schon heute belegen zusammenhängende Meßreihen aus den letzten 100 Jahren für die Westschweiz einen deutlichen Anstieg der Jahres-Niederschlagsmenge um etwa 20 Prozent, allerdings mit den Schwerpunkten Winter und Herbst. Obwohl in den vergangenen zwei Jahrzehnten Extremereignisse gehäuft auftreten, ist dagegen die Zunahme von extremen Hochwassersituationen statistisch immer noch nicht abgesichert. Der Grund ist die hohe zeitliche Variabilität dieser Ereignisse. So ergeben z.B. lückenlose Aufzeichnungen von Rheinhochwassern der letzten 500 Jahre, dass es auch schon früher zu Häufungen kam, gefolgt von oft langen Perioden, in denen nur sehr selten extreme Hochwasser auftraten. Die Tatsache, dass die Zeiten mit wenig Katastrophen oft zusammenfielen mit meteorologisch kühlen und trockenen Phasen, wirft allerdings Fragen für die Zukunft auf. Nachdenklich stimmt dies gerade vor dem Hintergrund der ausgeprägten Zunahme von sogenannten Warm-Anomalien, d.h. Perioden mit immer neuen Temperaturrekorden im Mitteleuropäi- 55 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at sehen Raum, deren Anzahl im letzten Jahrzehnt bei weitem die größte in den letzten 1000 Jahren ist. Was erwartet uns hier also in Zukunft? Die Mehrheit der Modellrechnungen belegen für den Alpentaum eine größere Temperaturzunahme als im europäischen Mittel, wobei die relative Zunahme in den Nord- und Zentral alpen vermutlich stärker ausgeprägt sein wird als im Süden. Die zukünftigen Änderungen von Niederschlagsmenge und Verteilung ist da schon schwieriger vorherzusagen, da die Alpen im Einflußbereich von vier verschiedenen Klimatypen liegen (mediterran, atlantisch, kontinental, polar) und wie alle Gebirge eine Fülle kleintäumiger Besonderheiten aufweisen. So wirken die Alpen einerseits als Hindernis in der atmosphärischen Zirkulation, durch die Frontsysteme verzögert oder deformiert werden, zum anderen sind sie auch häufig selbst an der Entstehung neuer Wettersysteme beteiligt. Neuere Untersuchungen belegen, dass schon relativ kleine Veränderungen in der großräumigen atmosphärischen Zirkulation zu ausgeprägten Niederschlagsanomalien auf der Alpennord- und -südseite führen können. Ein Beispiel hierfür ist das letzte Augusttief "Ilse" das, anders als sonst üblich, vom Atlantik nach Südosten über die Alpen zog, sich mittels der feucht warmen Luftmassen des Mittelmeeres mit Energie und Wasserdampf angereichert hat und dann dort sowie auf seiner langsamen Wanderung Richtung Nordosten für die Unwetter und extremen Niederschlagsmengen in weiten Teilen Ost- und Mitteleuropas verantwortlich war. Neben einer Zunahme solcher Extremereignisse prognostizieren die Modellstudien auch grundsätzliche Veränderungen in den mittleren regionalen und saisonalen Verteilungsmustern des Niederschlages. Demnach werden an der Alpensüdseite, besonders in den Herbst- und Wintermonaten, die Niederschläge zunehmen, während im Sommer mit deutlichen regionalen Unterschieden, d.h. weniger Regen im Südwesten und mehr Regen im Südosten, zu rechnen ist. Recht uneinheitlich sehen allerdings noch die Prognosen für die Alpennordseite aus. Während die Mehrzahl der Klimamodelle von weniger Regen im 56 Sommer und mehr Niederschlägen im Winter ausgehen, postulieren aber nun einige neuere Rechnungen umgekehrt eher eine Zunahme des Niederschlags im Sommer und ein Rückgang im Winter. Diese zum Teil widersprüchlichen Ergebnisse verdeutlichen aus klimatischer Sicht die Problematik genauer Vorhersagen, denn für so kleinräumige Strukturen wie die Alpen reichen häufig die Rechenkapazitäten auch der schnellsten heutigen Computer noch nicht aus. Unabhängig davon stellen aber schon heute die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen, wie die frei liegenden, riesigen, unverfestigten Schuttareale und unterirdischen Wassertaschen der schwindenden Alpengletscher sowie die abtauenden Permafrostböden, eine potentielle Gefahr für Murabgänge und Bergrutsche dar, die sich bei einer Zunahme der Niederschläge und erst recht bei einer Zunahme von Wetterextremen zusätzlich erhöht. Und schließlich ist es der Mensch selbst, der sensibler wird für die Folgen des Klimawandels, weil er mit seinen Einrichtungen sowie Mobilitäts- und Freizeitansprüchen zunehmend in Räume vordringt, die von Natur aus instabil sind. Gute Zeiten oder schlechte Zeiten für die Vegetation? Die Alpen sind charakterisiert durch ein dichtes Nebeneinander unterschiedlichster Landschaftstypen und Ökosysteme. Zwischen warmen saftigen Wiesen und kargen, kalten Dauerfrostböden liegen oft nur wenige Kilometer. Mit jedem Höhenmeter ändern sich die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere je höher, um so spezialisierter und empfindlicher werden die Lebensgemeinschaften. Die Vegetationszonen im Gebirge werden hauptsächlich durch die Länge der Vegetationsperiode bestimmt: hier gilt, je weiter oben umso kürzer. Auf dem Weg von unten nach oben durchqueren wir die Hügel-, Montane, Subalpine, Alpine und Nivale Zone. Wo diese Vegetationszonen im einzelnen enden oder beginnen, d.h. wo die Grenze für Laub-, Nadelwald oder Sträucher liegt und ab welcher Höhe dann nur noch Almwiesen (Alpine Zone) oder neben Fels, Eis und Schnee © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at nur noch Flechten anzutreffen sind (Nivale Zone) , hängt von vielen kleinräumigen Parametern wie Hanglage, Wasser, Nährstoffgehalt, Sonneneinstrahlung, Viehwirtschaft usw. ab. Sicher ist offensichtlich aber, dass die ansteigenden Temperaturen des Klimawandels zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und damit zu einer Aufwärtsverschiebung der Vegetationszonen führen wird - und das ist auch schon in der Vergangenheit passiert. Dies belegen jedenfalls detaillierte botanische Bestandsaufnahmen aus dem vorigen Jahrhundert, nach denen im Vergleich zur heutigen Artenvielfalt hochalpiner Pflanzen damals auf den meisten Gipfeln weniger verschiedene Arten vorkamen als heute. Diese vergleichenden Studien hat Georg Grabherr, Professor am Lehrstuhl für Ökologie der Universität Wien, auf insgesamt 30 über 3.000 Meter hohen Alpengipfeln durchgeführt und sieht darin die Reaktion der Vegetation auf den ausgeprägten Temperaturanstieg des letzten Jahrhunderts. Mehr Blumen also, mehr Grün und mehr Wurzeln, die helfen, abrutschende Hänge zu stabilisieren? Das klingt gut, ist es aber nicht unbedingt. Zumindest nicht für die hochalpinen Pflanzen, die sich als kleinwüchsige Spezialisten den harten Bedingungen angepaßt haben. Denn steigen mit den Temperaturen auch die größeren, weniger spezialisierten Arten aus tieferen Bereichen nach oben, gerät die bisherige Flora unter erheblichen Konkurrenzdruck und muß ausweichen. Solange »Fluchrwege« vorhanden sind, ist noch weitgehend alles in Ordnung. Wird aber der Fels zu steil, der Schotter zu grob, oder ist einfach der Berg zu Ende, dann wird es eng für die Pflänzchen. 1994 wurden auf dem Schrankogel (3.497 m) in den Stubaier Alpen detaillierte Bestandsaufnahmen durchgeführt, die im Jahre 2004 wiederholt werden sollen. Projektleiter Georg Grabherr und sein Team wollen damit die Veränderungen der alpinen Vegetationsstruktur analysieren. Wie diese aussehen werden, ist allerdings schwer vorauszusagen. Manche heimische Arten in höheren Lagen werden vermutlich aussterben, andere rücken dafür von unten nach oder wandern aus anderen Verbreitungsgebieten und Klimaregionen ein. Zeirweilige Destabilisierungen der Ökosysteme sind aber sicher nicht auszuschließen. In einer groß angelegten Studie mit dem Namen GLORIA (Global Observation Research Initiative in Alpine Environments) leitet Grabherr seit 1998 in ganz Europa umfangreiche Vegetationskartierungen. Auf aussagekräftige Ergebnisse dieser Langzeitstudie wird man aber noch eine Weile warten müssen. Und wie sieht es mit dem Kohlendioxid aus? Bedeutet nicht ein mehr von diesem gasförmigen Düngemittel auch ein üppigeres Pflanzenwachstum denn schließlich ist es ja diese chemische Verbindung, mit der die Pflanzen mit Hilfe von Wasser ein Großteil ihrer Biomasse aufbauen? Was sich so gut anhört, sieht auch hier in der Praxis anders aus. Experimente verschiedener Arbeitsgruppen (Abb. 9) ergaben, dass Almwiesen und Jungbäume aus dem Bergwald , die über längere Zeiträume erhöhten C02-Ko nzentrationen unter ansonsten natürlichen Gebirgsbedingungen ausgesetzt wurden, zwar anfangs tatsächlich eine höhere C02-Aufnahme zeigten, dass dieser Effekt mit der Zeit aber deutlich abnahm und die Pflanzen schließlich wieder zur normalen C02-Aufnahmemenge zurückkehrten. Offensichtlich verhindert unter natürlichen Wachstums bedingungen im Gebirge die genetische Fixierung der ansässigen Pflanzen auf langsames Wachstum ein Düngeeffekt von Kohlendioxid. Auch spielen hier sicher die in diesen Regionen meist niedrigen Temperaturen sowie der partiell Bild 9: Klimakammern auf dem Wankgipfel (1.780 m) / Estergebirge. Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts in Garmisch-Partenkirchen untersuchen hier die Reaktionen von Pflanzen auf Klimaveränderungen im alpinen Bereich Foto: J. Bodenbender 57 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at geringe Nährstoffgehalt der Gebirgsböden eine Rolle. Anstelle von Nutzen ergaben die Untersuchungen im Gegenteil sogar negative Auswirkungen von erhöhtem atmosphärischen C02. So wurden Veränderungen im Pflanzengewebe gefunden, die mehrheitlich eher ökologisch ungünstig für die Pflanzen sind. dings gehören wir Deutschen mit mehr als 10 Tonnen fossiler C0 2-Emissionen pro Jahr und Einwohner ebenfalls zu den Großproduzenten, der Durchschnitt pro Erdenbürger liegt immerhin um etwa zwei Drittel niedriger, die Brandrodungen in den Entwicklungständern schon mit eingeschlossen. Anmerkungen zum Treibhauseffekt Ohne den natürlichen Treibhauseffekt läge die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche nicht bei angenehmen +15 Grad, sondern bei eisigen -18 Grad. Der Grund für diesen großen Unterschied: Treibhausgase in unserer Atmosphäre lassen die kurzwellige Strahlung der Sonne weitgehend ungehindert durch, sie absorbieren aber die langweIlige (Wärme-)Rückstrahlung der Erde. Der Mensch greift in diesen natürlichen Kreislauf ein, indem er die Konzentrationen dieser Treibhausgase - v.a. Kohlendioxid (C02), gefolgt von Methan (CH4), troposphärischem Ozon (03) und Lachgas (Distickstoffoxid N 20) - erhöht und zusätzlich gasförmige Substanzen wie z.B. die FCKWs einbringt. So schwankte in den letzten, klimatisch sehr stabilen 10.000 Jahren die atmosphärische Kohlendioxid Konzentration in einem recht engen Bereich zwischen 240 und 280 ppm (ppm bzw. ppb = parts per Million bzw. Billion). Mit Beginn der Industrialisierung stieg er jedoch bis heute auf mehr als 360 ppm an. Noch ausgeprägter ist der Anstieg bei Methan: von etwa 700 ppb in vorindustrieller Zeit auf heute über 1800 ppb! Im globalen Mittel ist die Temperarur der unteren Atmosphäre im 20. Jahrhundert um etwa 0,7 Grad gestiegen - der schnellste Anstieg in den letzten 1000 Jahren. Wahrscheinlich wäre dieser Temperaturanstieg noch ausgeprägter, wären da nicht auch die vom Menschen in die Atmosphäre eingebrachten Schwefelverbindungen sowie Staub und Asche, die zur Bildung von Aerosolen führen. Diese bewirken nämlich eine Abschwächung des Treibhauseffekts, indem sie das Sonnenlicht reflektieren, bevor es die Erdoberfläche erreicht. Nach dem neuesten Klima-Bericht der Vereinten Nationen wird die Erdatmosphäre im Jahr 2100 um 1,4 bis 5,8 Grad wärmer sein als 1990. Die große Bandbreite beruht auf der Vielzahl von physikalischen, chemischen, biologischen und meteorologischen Parametern, die in den verschiedenen globalen Klimamodellen unterschiedlich bewertet werden, sowie auf der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen. Übereinstimmung herrscht allerdings darin, dass die globale Erwärmung über Landflächen größer sein wird als über den Ozeanen und in Regionen höherer nördlicher Breite, während der kalten Jahreszeit stärker ausfallen wird als im Sommer und in Äquatornähe. Was sollten wir also in Zukunft tun? Die Problematik ist hinlänglich bekannt. Die Industrienationen emittieren riesige Mengen der verschiedenen Treibhausgase, allen voran die USA, die allein mit mehr als 20 % zur anthropogenen Gesamt - Weltproduktion von C02 beiträgt; über 20 Tonnen C02 produziert jeder US-Amerikaner pro Jahr durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Allerführen- 58 Seit der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2002 ist die Diskussion über den Klimawandel wieder auf Hochtouren gekommen. Unsere Politiker sind sich darüber einig, dass es nun gerade mit Blick auf die letzte Weltklimaschutzkonferenz in Johannesburg (Südafrika) dringend notwendig sei, auf internationaler Ebene langfristige konsequente Klimavorsorge zu betreiben. Dies setzt natürlich voraus, dass die © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at den Mitglieder der Großindustriestaaten auch eine führende Rolle und Vorbildfunktion in der Reduktion der Treibhausgasemissionen spielen sollten. Und genau hier liegt auch weiterhin das Problem, denn wieder haben nur 93 von 120 Staaten das Kyoto-Protokoll unterschrieben, darunter z.B . nicht die Treibhausgasgigamen USA und Russland. Auch die Bundesregierung hat sich schon seit längerem das ehrgeizige Ziel gesetzt die C0 2 -Emissionen in Deutschland bis zum Jahre 2005 um mindestens 25 % gegenüber dem Wert von 1990 zu senken. Allein der Erfolg läßt noch zu wünschen übrig, denn nach anfänglich tatsächlich eingetretenen Reduktionen lag der C02 -Ausstoß im Jahre 2001 leider wieder um 1,5 % über dem des Vorjahres. Bleibt also zu hoffen, dass der aus der letzten Flutkatastrophe resultierende Ehrgeiz, endlich richtungweisende Massnahmen zu ergreifen, nicht wieder bei den nächsten längeren Schönwetterperioden abflaut. Internetadressen zum Thema Klimaänderung: - Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz sind das Thema des Nationalen Forschungsprogramms NFP 31 . Die detaillierten Arbeits-, Schluß- und Syntheseberichte der 55 Forschergruppen sind im vdf-Hochschulverlag der ETH Zürich erhältlich. www.vdfethz.eh - Ein hervorragendes Infosystem zum Bereich Klimaänderungen und Auswirkungen auf die Alpen findet man im ProClim-Forum der schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften: z.B. Gletscherschwundszenarien oder Szenarien zur Enrwicklung der Vegetation im Alpenraum: www.proclim.unibe.eh Die große Unbekannte? »Kippt« der Golfstrom und kommt am Ende doch alles ganz anders? Die Antwort liegt gut verborgen in den Ozeanen. Sie sind wichtige Faktoren im Klimageschehen: riesige Speicher für Sonnenwärme und Kohlendioxid und gleichzeitig sehr leistungsfähige Transportsysteme für Wärmeenergie. So existieren in allen Weltmeeren miteinander verbundene förderbandähnliche Zirkulationszellen, die die in den tropischen Gewässern gespeicherte Sonnenenergie in Form von Warmwasser rund um den Erdball transportieren. Ein wichtiges Schwungrad dieses weltweiten marinen Zirkulationssystems liegt offensichtlich bei uns vor der Haustüre, nämlich im Nordatlantik. Ein bekannter Mitspieler ist der Golfstrom, der warmes Wasser aus der Karibik zu uns transportiert. Durch arktische Winde kühlt sich dessen salzreiches, äquatoriales Importwasser im Nordatlantik ab, wodurch es schließlich zwischen Grönland und Island in die Tiefe rauscht. Als atlantisches Tiefenwasser fließt es jetzt nach Süden, wo es schließlich am Rande des Südpolarmeeres in alle Weltmeere verteilt wird. Bliebe dieses thermohaline (thermos = warm, halos = Salz) Schwungrad stehen, so wie schon viele Male in der Vergangenheit, würde in Mittel- und Nordeuropa dasselbe Klima herrschen wie in Alaska oder Labrador. Der neueste Klimabericht der Vereinten Nationen (IPCC) scheint den Verdacht zu bestätigen. Danach prognostizieren die meisten Klimamodelle eine Schwächung der ozeanischen Zirkulation, die zu einer Verringerung des Wärmetransports in die höheren Breiten führen wird. Allerdings steigen die Temperaturen über Europa zunächst wohl trotzdem an, als Folge der immer größeren Mengen von Treibhausgasen. Wenn es aber in Zukunft im »Treibhaus Erde« warm genug geworden ist, könnte die nordatlantische Zirkulation im nächsten Jahrhundert tatsächlich zum Erliegen kommen. Wenn die Welt also heißer wird, könnte es in Europa tatsächlich kälter werden - auch dieses Szenario liegt im Bereich des Möglichen. 59 © Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. download unter www.vzsb.de/publikationen.php und www.zobodat.at - Eine Dokumentation über mögliche Auswirkungen der Klimaänderungen auf den Alpinismus "Klima und Alpinismus im Wandel der Zeit" von DarioAndri Schwörer - zu finden unter von Greenpeace: http://www.greenpeace. org/~ climatelindex. html von The New Scientist: http://www.newscientist.com/hottopicslclimate/ www.alpineresearch.ch/alpine/stiftungD l.html vom The World Resources Institute: -Einen C02-Rechner und viele andere Infos zum Klimawandel im Alpentaum zeigt die Seite Climate Facts: http://clear.eawag.ch/menu_d.html http://www.wri. org/index.htm zum Kyoto-Protokoll: http://www.bmu.de/download/dateienlprotodt.pdJ -Unter der Homepage von Greenpeace findet man den neusten IPCC-Bericht auf deutsch http://www.greenpeace.de! -Weitere Internetseiten unter internationalen Gesichtspunkten: zum Stand der Unterzeichnung und Ratifizierung des Kyoto-Protokolls: http:///www. unfccc. intlresource/docs/convkp/kpeng. html http://www.unfccc.intiresourceiprotintr.htmi der Europäischen Union: http://europa.eu.intlcomm/environmentlclimatl home_en.htm des Umwelt-Programms der Vereinten Nationen: http://climatechange.unep.netl Anschrift des Verfassers: Dr. Jörg Bodenbender Mühlstraße 27 a 82438 Eschenlohe e-mail:[email protected] der Klimaschutzkampagne des World Wildlife Fund: http://www.panda.org/climate/es Weltgipfels 2002 für nachhaltige Enrwicklung in Johannesburg: http://www.jo burgsummit2002.com/ des Stake Holder Forums: http://www.earthsummit2002.org/ 60 Der Verein zum Schutz der Bergwelt eV bedankt sich bei Herrn PD Dr. Max Maisch, ETH Zürich, für die freundliche Zurverfügungstellung der Tschierva Gletscher-Computeranimation.