Charlie R. Steen, Margaret of Parma: A Life

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Francia­Recensio 2015/3
Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500–1815)
Charlie R. Steen, Margaret of Parma: A Life, Leiden (Brill Academic Publishers) 2013, VI–321 p., 6 ill. (Studies in Medieval and Reformation Traditions, 174), ISBN 978­90­04­25744­3, EUR 129,00.
rezensiert von/compte rendu rédigé par
Alfred Kohler, Wien
Es handelt sich um eine umfangreiche und gut lesbare detaillierte politische Biografie der Halbschwester König Philipps II. auf der Grundlage archivalischer Quellen (Archives générales du Royaume in Brüssel), gedruckter Quellen sowie der einschlägigen englischen und niederländischen, weniger der deutschen Literatur, was bei englischen und amerikanischen Autoren nicht selten anzutreffen ist.
Margarete von Parma, die natürliche Tochter Kaiser Karls V., hatte als Statthalterin König Philipps II., ihres Halbbruders, die politischen Probleme in den Niederlanden im Zuge des niederländischen Aufstandes zu lösen. Die Biografie ist folgendermaßen gegliedert: Introduction, I. Kapitel: The Emperor’s Daughter: A Political Offering, II. Kapitel: Return to the Netherlands, III. Kapitel: Lost Illusions, IV. Kapitel: Mingling Delight with Disaster, V. Kapitel: The Confederate Spring, VI. Kapitel: The Calvinist Insurrection, VII. Kapitel: Disordered and Hateful Times, VIII. Kapitel: Uneasy Victory, IX. Kapitel: Poisoned Peace, X. Kapitel: Disgrace, Torment, and Shame, XI. Kapitel: Madama Margarita, Bibliography, Index.
Es ist gut, dass der Autor den Leser schon in der Einleitung mit den Protagonisten vertraut macht, wie Wilhelm von Oranien, Lamoral Egmont, Hoorn Montmorency, Antoine Perrenot de Granvelle und zahlreichen anderen. Das erste Kapitel ist der Kindheit und Jugend der 1522 als natürliche Tochter Karls V. in den Niederlanden geborenen Margarete und ihrer politischen Rolle als Heiratskandidatin in Italien gewidmet, die schließlich in jungen Jahren zu ihren Ehen mit Alessandro de’ Medici (1536–
1538) und Ottavio Farnese (1538) führte. Ihr politisches Leben änderte sich grundlegend seit ihrer Rückkehr in die Niederlande und durch ihre Funktion als Statthalterin ihres Halbbruders in den Niederlanden seit 1559, und zwar in einer äußerst schwierigen Situation, die durch den beginnenden niederländischen Aufstand gekennzeichnet war. Den einzelnen Phasen ihrer Statthalterschaft bis 1567 gelten die folgenden Kapitel bzw. gilt der Großteil der Biografie. Dabei widmet sich der Autor insbesondere den Konflikten und unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen Philipp II. und Margarete, die sich zeitweise zu einem Loyalitätskonflikt aufschaukelten. Dabei zeigt der Autor kein Verständnis für Philipps zentralistische staatspolitische Ideen und ihre Auswirkungen auf die Niederlande, wie dies neuerdings in der Biografie des spanischen Königs nachzulesen ist, die von dem österreichischen Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative­Commons­Lizenz Namensnennung­Keine kommerzielle Nutzung­Keine Bearbeitung (CC­BY­NC­ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by­nc­nd/4.0/
Historiker Friedrich Edelmayer stammt. Stattdessen wird bei Steen so manche antiautokratische und antispanische Stereotype hinter dem persönlichen Konflikt zwischen den Geschwistern sichtbar. Philipp II., der wohl bedeutendste spanische König, wird bei Steen zum unsympathischen Gegenspieler seiner Halbschwester. Vor allem deshalb, weil er, wie ihn offenbar sein Vater lehrte, die unbedingte Loyalität Margaretes erwartete und in der Person des Herzogs von Alba den Protagonisten einer erfolgreichen gewaltsamen Unterwerfung des Aufstandes sah, die zur Abberufung Margaretes führte. Nur sehr kurz geht der Autor auf den zweiten Auftrag Philipps an Margarete von 1580/1581 ein, die Regentschaft in den Niederlanden zu übernehmen, nun gemeinsam mit ihrem Sohn Alessandro Farnese. Doch schon 1583 kehrte Margarete nach Italien zurück, wo sie 1586 in Ortona starb. Insgesamt ist festzustellen, dass die vorliegende Biografie Margaretes von Parma sehr informativ und lesenswert ist. Doch bleibt Folgendes kritisch anzumerken: Die Benutzung der deutschsprachigen Literatur ist eher sparsam, wenn auch die älteren Werke von Felix Carl Rachfahl aufgeführt werden. Vor allem hätte man die Nennung der Biografien Wilhelms von Oranien erwartet, die von Klaus Vetter und Olaf Mörke stammen. Auch die schon erwähnte Philipp­Biografie Edelmayers von 2009 wäre in diesem Zusammenhang zu nennen. Ähnliches gilt für den 1997 von Edelmayer und Arno Strohmeyer veröffentlichten Briefwechsel des kaiserlichen Geschäftsträgers in Spanien, Adam von Dietrichstein, der wichtige Einblicke in die Entscheidungen Philipps gibt. Leider ist der Index kurz gehalten und teilweise unklar (siehe z. B. beim Stichwort Charles V).
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