PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Lieber Leser, Grafik 1 an den Kapitalmärkten wurde die rote Flagge gehisst. Zu viele un- Unsere Bewertung - gelöste Probleme waren zusammengekommen. Was im dritten Quartal mit einer leichten Brise anfing, hat sich zum Sturm der Aktien Europa Angst gemausert. Seit 2011 erlebten wir keine solche Woche wie Aktien USA die zweite im Oktober mehr, wo Aktienindizes derart ungebremst Aktien Schwellenländer um bis zu 15% nachgaben. Korrekturen gab es seit 2009 mit einer EURO vs. USD gewissen Regelmäßigkeit und bei Rückschlägen nachzukaufen Gold hatte sich jedes Mal ausgezahlt. Zu einer Baisse gehört allerdings ein anderer Datenkranz als der heute vorliegende. Bis zum Ende des Quartals könnten sich die Perspektiven daher durchaus wieder aufgehellt haben. ● ● ● Sturmwarnung. ● ● Dollar ist überkauft. Rohstoffe ● Staatsanleihen Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ● Anleihen BBB und besser ● Anleihen BB und schlechter ● Aktien: Anleihen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 + Währungen: 22.10.14 13:51 Herzlichst, 2 Ihr Norbert Hagen 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Die Nerven liegen blank Fünf Jahre ist sie alt – die Hausse an den Aktienmärkten. Und seit vier Jahren enttäuscht mit einer gewissen Regelmäßigkeit das Wachstum über das Jahr hinweg die noch zu Jahresanfang von den Volkswirtschaftlern verbreiteten Wachstumserwartungen. Dessen ungeachtet hatten sich die Bewertungen vor allem seit dem letzten Grafik 2 Deutschland für den August um 4% gegenüber dem Vormonat sowie zum schärfsten Rückgang der Auftragseingänge der deutschen Industrie seit Anfang 2009. Damit ist eine niedrigere Wirtschaftsleistung, was im zweiten Quartal noch als EinSturmwarnung. maleffekt abgetan worden war, auch im Seit dem ersten Einbruch an den Kapital- dritten Quartal zu erwarten. War man Heftige Korrektur bleiben Dollar ist noch imRisikoaufschläge Sommer der Hoffnung gewesen, märkten im dritten Quartal zeichnet sich attraktiv. überkauft. bringt Chancen. immer mehr ab, dass es mit dem volatili- dass die Verunsicherung, die zusätzlich Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG tätsarmen Aufwärtstrend vorerst vorbei durch den Feldzug der Terrororganisation sein dürfte. Gründe für die Konsolidierung IS im Irak und durch eine sich weiter ausgibt es zuhauf. Angefangen hatte es schon breitende Ebola-Seuche weitere Katalysaim Juli mit dem Ausverkauf unter den toren bekam, schnell wieder verschwinden schwächsten Bonitäten des High-Yield- würde, so greift sie aktuell weiter um sich. Segments – üblicherweise ein Vorbote der Aktienmarktkorrektur. Der IWF zählte Anfang Oktober eins und eins zusammen und senkte wie schon in Die Fed hat ihre expansive Geldpolitik zum den Vorjahren seine WachstumsprognoOktoberende auf Zinstender reduziert, das sen für die Weltwirtschaft für 2014 um Quantitative Easing genannte Aufkaufen 0,5pp auf 3,3%, für Deutschland um ebenvon besicherten Anleihen und Staats- falls 0,5pp auf 1,4%. Für das nächste Jahr papieren läuft aus. Im Gegenzug kündigte werden - anders als in den Jahren 2012 und die EZB entsprechende Maßnahmen und 2013 - nun keine Wunder mehr erwartet. damit eine geplante Ausweitung der No- Auch die Bundesregierung zog nach und tenbankbilanz wohl auf bis zu 1 Billion Euro senkte die Prognose für 2015 auf bescheian. Doch da der europäische Markt für ver- dene 1,5%. briefte und besicherte Kredite im Vergleich zu den USA klein ist, wird ein Effekt, wie ihn Es stellt sich nun die Frage, inwieweit auch die US-Fed in den vergangenen Jahren er- die Unternehmenszahlen vom dritten reicht hat, unwahrscheinlich bleiben. Das Quartal die negativen Vorzeichen in den Frühindikatoren abbilden. Hopfen und wäre aber nötig. Ein weiteres Negativum. Malz ist nicht verloren, denn die Analysten Daneben treffen gerade Westeuropa die hatten bereits seit dem Frühjahr in üblicher gegenüber Russland im Rahmen des Ukrai- Manier die Prognosen zurückgenommen. nekonflikts verhängten Embargos in be- Es kam bislang sogar mehrheitlich zu über sonderem Maße. So kam es auch zu einem den Erwartungen liegenden Ergebnissen – Rückgang der Industrieproduktion in immerhin ein Lichtblick. Jahr auf ambitionierte Niveaus vorgewagt. Nun kam die Quittung für die zuletzt schwachen Konjunkturzahlen und die wieder nach unten drehenden Frühindikatoren. Die Angst vor einer erneuten Rezession ist wieder da. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Quelle: Kalirai, Harvinder (Hrsg.); Foreign Exchange Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 10.10.2014, S. 2 Perspektiven Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 3 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 3 Sturmwarnung. Aktien: Heftige Korrektur Quelle: Matejka, Mislav Cau Emmanuel, Bhadani, Prabhav; Equity Strategy, European Equity Research, J.P.Morgan Cazenove, London, 06.10.2014, S .45 bringt Chancen. Anleihen: Währungen: Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Die Aktienmärkte gaben in der zweiten und dritten Oktoberwoche einen ersten Vorgeschmack, wie schnell und wie extrem eine neue Rezessionsphase in den Kursen eingepreist wird. Wichtige Chartmarken wurden verletzt – darunter der 200-Tage-Durchschnitt - was zu weiteren Abgaben führte. Begleitet wird die aktuell laufende Korrektur vom sogenannten „new normal“ auf der Rentenseite: Fünfjährige Bundesanleihen rentieren gleichauf mit ihrem japanischen Pendant. Daneben liegen die Renditen von bis zu dreijährigen Laufzeiten in Bundesanleihen unter null Prozent! Zum wiederholten Mal seit 2009 haben die Kapitalmärkte den Weg zu einer höheren Volatilität eingeschlagen und Aktien, Rohstoffe sowie hochrentierliche Unternehmensanleihen signifikant nach Süden geschickt. Gleichzeitig brachte die Flucht aus dem Risiko die Renditen von Staatsanleihen nach unten. Von den über das Jahr aufgelaufenen Gewin- 4 nen ist heute jedenfalls nichts mehr übrig. Im Gegenteil: Einige Assetklassen wie die Rohstoffe stehen nun zweistellig im Minus. Ob die Bewegung in ihrer Dimension lediglich technische (i.e. psychologische) Hintergründe hat oder ob fundamentale Ursachen vorliegen, die eine Änderung in der Anlagestrategie erzwingen, muss also geklärt werden. Oder könnte – was rein technisch anfing – am Ende fundamental werden, indem Vermögen, die Verfügbarkeit von Krediten und die Risikoerwartungen sich zum Schlechteren ändern? Man erinnere sich an das Platzen der Internetblase an den Börsen, was eine fast drei Jahre dauernde Baisse, begleitet von einer realen Rezession, auslöste. Nach der alten Weisheit, dass da, wo Rauch ist, auch Feuer sein muss, sind die Marktbewegungen sicher etwas von beidem. Dagegensetzen kann man an dieser Stelle allerdings sogleich, dass 22.10.14 13:51 niedrigere Anleiherenditen, importierte Inflation über den gefallenen Wechselkurs des Euro und umgekehrt importierte Deflation in den Ländern des Dollarblocks und dazu ein schwacher Ölpreis auf ihre Art stabilisierend wirken. Baldige Zinserhöhungen werden in den USA dadurch ebenso unwahrscheinlicher wie eine dritte Rezession im Euroblock. Ins Bild einer erneuten Abschwächung passt außerdem nicht, dass die globalen Einkaufsmanagerindizes ebenso wenig wie die Einzelhandelsumsätze nachgegeben haben. Gerade die Einzelhandelsumsätze fielen im August weltweit stark aus. Das wiederum deutet auf einen Abbau der Lagerbestände hin, was eine Wiederbelebung in der Industrieproduktion im vierten Quartal nach sich ziehen dürfte. Damit sind die Wachstumssignale nicht so positiv wie ursprünglich erwartet ausgefallen, aber eben nicht auf das Niveau des ersten Halbjahres zurückgekehrt. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 4 hinterherlaufen, kommt sie angesichts dieser Daten unseres Erachtens auf absehbare Zeit nicht herum, aktiv zu werden. Allerdings könnte sich der Zeitpunkt infolge der aktuellen Gemengelage nach hinten verschieben. Überhaupt war eine erste Zinserhöhung historisch nie der Schlusspunkt einer Aktienhausse. Es wird auch ins Feld geführt, dass der Rückgang des Ölpreises einen sicheren Indikator für eine mittelfristige Konjunkturabschwächung darstellt. Doch im aktuellen Fall dürfte das eher von einem temporären Überangebot am Kassamarkt herrühren. Sturmwarnung. Quelle: Matejka, Mislav Cau Emmanuel, Bhadani, Prabhav; Equity Strategy, European Equity Research, J.P.Morgan Cazenove, London, 06.10.2014, S .38 Grafik 5 Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Die Kreditvergabestandards haben sich bei den Banken der Eurozone weiter gelockert. Das dürfte neues Wachstum in den Anlageinvestitionen (ohne Wohnungsbau) auslösen. Die Kursverluste der letzten Zeit reichen in ihrer aktuellen Dimension keineswegs aus, um das Ausgabeverhalten der Anleger zu ändern. Viel wichtiger ist der 20%-ige Rückgang des Ölpreises über die vergangenen drei Monate und der Rückgang der Hypothekarzinsen in den USA um 0,5 Prozentpunkte, was wiederum die Ausgaben signifikant stützen dürfte. Im Fall der Vereinigten Staaten ist ein starker Dollar zwar tendenziell schlecht für Wachstum, der niedrigere Gaspreis dürfte das aber ausgleichen. Was global nach einem Nullsummenspiel aussieht, dürfte auch weiterhin eine per saldo expansive Geldpolitik fordern. Am Ende könnte die Fed ihre geplante erste Zinserhöhung verschieben und übt damit auf andere Notenbanken keinen Druck aus, nachzuziehen. Eigentlich hätte sie ihre Zielzone mit zuletzt 5,9% Arbeitslosenquote für eine erste Zinserhöhung bereits erreicht. Die höhere Beschäftigung schlägt sich inzwischen auch in der Kreditaufnahme der US-amerikanischen Konsumenten nieder. Will die Fed nicht mit Zinserhöhungen Perspektiven ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Matejka, Mislav Cau Emmanuel, Bhadani, Prabhav; Equity Strategy, European Equity Research, J.P.Morgan Cazenove, London, 06.10.2014, S .38 Grafik 6 Quelle: Matejka, Mislav, Cau, Emmanuel, Bhadani, Prabhav; Equity Strategy, European Equity Research, J.P.Morgan Cazenove, London, 06.10.2014, S .18 5 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 7 Die Kombination einer perspektivisch weniger expansiven Geldpolitik – die Fed will im kommenden Jahr erstmals wieder an der Zinsschraube drehen – und einem nachlassenden Weltwirtschaftswachstum lässt die Aktienmärkte relativ überbewertet aussehen. Das aktuelle Niveau der Inflationserwartungen hatte jedenfalls historisch jedes Mal Aufkaufprogramme der Fed, die sogenannten QEs, ausgelöst. Es bleibt abzuwarten, wie die Fed dieses Mal darauf reagiert. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries sank in den vergangenen Wochen von rund 2,5% auf in der Spitze nur noch 1,84%. Grafik 8 Sturmwarnung. Quelle: Loeys, Jan, Normand, John u.a.; The J.P.Morgan View, Global Asset Allocation, J.P.Morgan, London und New York, 17.10.2014, S. 4 Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Das Nordseeöl Brent ist zurück auf 80 US-$ pro Barrel. Auch wenn fallende Aktienkurse und Staatsanleihe-Renditen Zeichen für eine erneute Furcht vor Deflation sind, so hätte das Letztgenannte sich auch in einer weiteren Verringerung der Risikoprämie bei Unternehmensanleihen bester Bonität niederschlagen müssen. Da das genaue Gegenteil passierte, liegt die Ursache für diesen Effekt wohl eher in der Angst vor Zinserhöhungen der Fed begründet. Lang in den Portfolios gehaltene Positionen wurden einfach glattgestellt. Quintessenz: Korrektur ja, aber Baisse nein. Momentaufnahme: Wo stehen wir? Noch immer zeigt sich die Weltwirtschaft von ihrer schwachen Seite und deflationäre Kräfte gewinnen ein weiteres Mal die Oberhand. Die Rohstoffpreise fallen, speziell Rohöl ist unter Druck und in allen Märkten sinken die Zinsen zusammen mit den Inflationserwartungen. Das gilt auch für die Vereinigten Staaten. Unter den Aktien fallen zyklische Sektoren und die Schwellenländer wieder zurück. In den USA konnten bis vor kurzem die großen Titel sich noch einigermaßen halten, während die Small Caps schon länger unter Druck standen. Im Hinblick auf deren höhere Sensitivität für die Binnenwirtschaft stellt sich damit automatisch die Frage nach der wirklichen Stärke der US-Wirtschaft. 6 Quelle: Kalirai, Harvinder (Hrsg.); Foreign Exchange Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 10.10.2014, S. 2 Der gegen nahezu alle Währungen steigende US-$ hat die Inflationserwartungen wieder fallen lassen. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Eine Reihe von „crowded trades“ dürfte in der laufenden Korrektur auf den Prüfstand kommen: Die Dimension staatlicher Ausgaben ist für die nächsten Quartale der Stellhebel zu einem höheren BIP von ca. 3,5%. Allen voran gilt es als common sense, dass der US-$ auch weiterhin gegen alle Währungen stark bleiben wird. So hat vor wenigen Tagen die Deutsche Bank mit 0,95 Cents gegen Euro die neue Zielzone bis 2017 genannt. Die Shortpositionen im Yen gegen den US-$ sind ebenso hoch wie im bisherigen Spitzenjahr 2007. Unter den Aktienprofis gilt es außerdem als gesichert, dass die US-Märkte den Rest der Welt outperformen werden und bei den Bonds glaubt man auch weiterhin an über Jahre hinweg fortgesetzt ultraniedrige, teilweise negative Anleiherenditen. Dementsprechend ist das Gros der Anleger noch immer so positioniert. Wie erfolgversprechend sind diese Trades nach der bisherigen Korrektur noch? Sie erinnern sich: Nachdem der Streit zwischen Republikanern und Demokraten um die Erhöhung der Staatsverschuldung nicht beigelegt werden konnte, kam es 2012 und 2013 zu automatischen Sparprogrammen, die rund ein halbes Prozent an Wachstum kosteten. In der Eurozone blockiert das Fehlen von Kreditnachfrage noch immer die Bemühungen der EZB, das neu aufgelegte Aufkaufprogramm umzusetzen. Gleichzeitig sind Geschäftsklima und Sturmwarnung. Konsumentenvertrauen gefallen. Der Überschuss an Ersparnissen im privatenHeftige Sektor könnte Risikoaufschläge zu Preisdruck und zu einer Korrektur bleiben Dollar isterneuattraktiv. überkauft. bringt Chancen. ten Kontraktion führen. Aktien: Anleihen: Währungen: Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG USA entwickelt sich zum „Einäugigen unter den Blinden“ ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Grafik 9 22.10.14 13:51 Im laufenden Jahr und auch im vergangenen Quartal zeigt sich die US-Wirtschaft als Wachstumsführer, der Rest der Welt liegt unterhalb des eigenen langfristigen Trends (= Potenzialwachstum). Mit dem Gespenst einer erneuten Rezession vor Augen stagniert der Euroraum, in Japan ist die Reflationierung stecken geblieben, was am seit Monaten unveränderten Wechselkurs des Yen abzulesen ist. In China sollen Reformen und Wachstum gleichzeitig erreicht werden, was am Ende ebenfalls zu einer, wenn auch leichten, Abschwächung führt. Es wird also auch im vierten Quartal bei einem divergierenden Tempo der einzelnen großen Wirtschaftsblöcke und einem Auseinanderlaufen der jeweiligen Notenbankpolitik bleiben. Für die Vereinigten Staaten weisen die meisten Makroindikatoren auf ein Wachstum von 3% in Einklang mit dem Zuwachs des Einkommens der privaten Haushalte hin. Die Investitionsgüternachfrage fällt im historischen Vergleich zwar schwächer aus, was aber eine Steigerung der Unternehmensergebnisse für das nächste halbe Jahr dennoch nicht verhindern wird. Zum interessantesten Aspekt dieser Analyse dürfte das mit 3,1% seit 2008 stabile Wachstum des privaten Konsums sein, das angesichts eines nur 2,2% ausmachenden Wirtschaftswachstums belegt, dass hier der Ausfall von Nachfrage durch die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand kompensiert werden konnte. Perspektiven Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 4 Die US-Wirtschaft sollte stärker werden. Das zeigen Einkaufsmanagerindex (ISM) und Gewinnentwicklung. 7 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Europa braucht eine lockere Fiskalpolitik Grafik 10 Das Beispiel Japans zeigt historisch, wie proaktiv eine Fiskalpolitik ausgeprägt sein muss und welches Ausmaß Staatsausgaben erreichen müssen, um eine zu geringe Nachfrage auszugleichen. Ohne eine expansivere Fiskalpolitik würde der Überschuss an Ersparnissen zu einem chronischen Problem im Einklang mit einer deflationären Stagnation werden. Die meisten europäischen Regierungen hängen aktuell der Idee einer orthodoxen Fiskalpolitik nach, um ausgeglichene Haushalte zu erreichen. Dabei liegt sogar aus der Krise der 30er Jahre der Beweis vor, dass extreme fiskalische Zurückhaltung in Zeiten einer nicht ausreichenden privaten Nachfrage zu einer erneuten Rezession führt. Aktien: Eine Notenbank kann mit geldpolitischen Maßnahmen diese Lücke nicht füllen. Um die dramatische Lage zu adressieren, hatte Notenbankpräsident Draghi bereits im Juni und im September mit Zinssenkungen und einem speziellen Kreditprogramm, dem TLTRO1, weitere Maßnahmen ergriffen. Da es sich beim TLTRO allerdings um ein freiwilliges Kreditprogramm handelt, liegt der Erfolg nicht in seiner Hand. Aufgrund der geringen Kreditnachfrage haben die Banken davon bislang wenig Gebrauch gemacht. Erst mit der Ankündigung von Anleiheaufkäufen über mindestens zwei Jahre nimmt die Notenbank eine aktive Position ein und hat damit den ersten großen Schritt in die richtige Richtung getan, um eine fallende Inflationsrate und vor allem fallende Inflationserwartungen ins Gegenteil zu kehren. Die Effekte werden wir frühestens nach sechs Monaten im Frühling 2015 sehen. Zurück nach Japan: Dort haben sich die sogenannten Abenomics wenig um Reformen auf der Angebotsseite bemüht, sondern ganz auf die Stimulierung der Nachfrage gesetzt. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung im April von 5 auf 8% schadete dem realen Wachstum aber zusätzlich. Am Ende hat die Konsumnachfrage nachgelassen. Das reale BIP-Wachstum befindet sich wieder in der Stagnation. Ohnehin lebt Japan mit einer Abnahme der arbeitenden Bevölkerung von 0,5% jährlich, die Produktivität wächst mit 0,8%, womit der Wachstumspfad bei bescheidenen 0,3% Zuwachs im BIP ver- 1 In Japan folgt das BIP dem schwachen Konsum nach unten. Die Effekte, die im vergangenen Jahr noch zu einem Anziehen der Inflationsrate geführt haben, verpuffen nun. Mit einer Aufwertung des Yen muss mit großer Wahrscheinlichkeit gerechnet werSturmwarnung. den. (unterer Chart mit invertiertem Verlauf des Yen) Heftige Korrektur bringt Chancen. Anleihen: Währungen: Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment StraDer Quartalsausblick ICMResearch, InvestmentBank AG 03.10.2014, S. 8 tegy,der BCA Montreal, ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 harrt, wenn es nicht zu drastischen Reformen auf der Angebotsseite kommt. Fatalerweise plant die Abe-Regierung nächstes Jahr weitere Steuererhöhungen. Eine Währungsabwertung – das beliebteste Instrument der japanischen Notenbank – kann zwar zu höherer Inflation führen, aber der Effekt ist häufig vorübergehend. Die inflationäre Wirkung des 30%-igen Kursrückgangs im vergangenen Jahr verpufft inzwischen, ein weiterer Rückgang in Richtung 120 Yen pro US-$ wäre erforderlich, wenn die Inflation die gewünschten 2% erreichen soll. Mit knapp 107 Yen pro US-$ ist hiervon allerdings nichts zu sehen. China bleibt als Konjunkturlokomotive im Stop and Go-Rhythmus Der Rückgang in Chinas Wachstum resultiert hingegen aus einer Reihe von Faktoren. Strukturell hat China beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 7.000 – 8.000 US-$ erreicht. Japan hatte in derselben Industrialisierungsphase während der 70er Jahre nur Die im Juni von der EZB angekündigten „zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte“ stehen den Banken in Höhe von bis zu 7 % des bestehenden Kreditvolumens per 30.04.2014 (insgesamt 400 Mrd. EUR) mit einem endfälligen Zins von 0,1% über dem Hauptrefinanzierungszinssatz von derzeit 0,05 % zweckgebunden zur Verfügung. Ausgeschlossen sind eigene Käufe von Wertpapieren und Immobilien sowie Baufinanzierungen. 8 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 noch 6% Wachstum erreichen können. Auch am Beispiel Koreas ist dieser inverse Zusammenhang ebenfalls belegbar. Dazu kommen China-typische Probleme wie die signifikant höhere Sparquote von 50% des BIP. Der überwiegende Teil floss in die Finanzierung eines lang andauernden Investitionsbooms und ermöglichte, schneller als der Rest der Welt zu wachsen, ohne zugleich zu irgendeinem Zeitpunkt in eine Finanzkrise zu stürzen. Aber dieses Prädikat machte die Wirtschaft anfälliger für Überangebot und Fehlinvestments und im Ergebnis sehen wir heute einen Angebotsüberhang, der aus dem Investmentboom der vergangenen Dekade und dem übermäßig lang andauernden Einbruch im globalen Handel seit 2008 folgte. Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld lässt sich am besten mit dem Preisrückgang einer großen Vielfalt von Industriegütern und Waren beschreiben. Dieser deflatorisch wirkende Rückgang erfordert eine aktive Stimulierung der Nachfrage durch die Fiskal- und die Geldpolitik. Die Anti-Korruptionskampagne unter Präsident Xi JinPing hat de facto eine fiskalische Sparpolitik hervorgebracht, da Haushalte auf allen Ebenen des Staates um 15-20% zurückgefahren wurden. Grafik 11 vestitionen zu lenken. Eine Einschränkung der Kreditvergabe würde unweigerlich zu Kreditknappheit und zu geringen Ausgaben führen. Am Ende stünden fallende Preise und ein verlangsamtes Wachstum. Chinas Zinsen liegen übrigens bei knapp 7% für Immobiliendarlehen. Die restriktive Geldpolitik und eine Reihe administrativer Kontrollen für Bankkredite haben Kreditnehmer inzwischen vermehrt dazu veranlasst, direkt an die Sparer heranzutreten und ihnen Zinsen von 8-11% p. a. zu bieten. Dieser teure Weg der Unternehmensfinanzierung – auch Schattenbanksystem genannt - belastet Unternehmen, die sowiesoSturmwarnung. schon mit verschiedenen strukturellen Anpassungen kämpfen. Unter dem Druck von schlechter als erwartet ausgefallenen Konjunkturzahlen plant man nun eine Heftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist Utoattraktiv. überkauft. bringt Chancen. pie – die zielgenaue Geldpolitik und präzise Feinsteuerung der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Wirtschaft. Es ist für denDerPremier Li schwierig, in großem Umfang eine lockere Geldpolitik zuzulassen, da er dieses Vorgehen bereits als unverantwortlich verurteilt hat. Um seine Aussagen nicht in Frage zu stellen, muss er nun ohne entsprechende Pressewirksamkeit im Hintergrund punktuell gegensteuern. Daher dürfte die Notenbank weiterhin eine Politik des schrittweisen Lockerns verfolgen - je nach Stand der Konjunkturdaten, was am Ende ein Schwanken zwischen 7 und 7,5% Realwachstum bringen wird. Aktien: Anleihen: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Währungen: 22.10.14 13:51 Erholung ohne Neukreditaufnahme Man mag sich fragen, warum das Wachstum weltweit nach sechs Jahren Erholung noch immer unter dem Trend bleibt. Die Kreditschöpfung bleibt noch immer unter dem Durchschnitt der letzten Dekaden. Die Konsumenten zahlen ihre Darlehen zurück, obwohl die Zinsen auf Rekordtiefs gefallen sind. Der Fremdfinanzierungsgrad in den Unternehmen ist zwar gestiegen, die Mehrheit nahm allerdings Geld auf, um eigene Aktien zurückzukaufen. Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 9 Zwischenzeitlich entwickelt sich Nachfolger Li Keqiang zur geldpolitischen Bremse. Erst kürzlich verlangte er, dass das Kreditwachstum gezügelt werden solle, die Geldschöpfung gemindert und die Zinsen hoch gehalten werden sollten. Das große Problem dieser Politik liegt im Umfang der Kreditaufnahme, die nötig ist, um die hohen Ersparnisse der privaten Haushalte in In- Perspektiven Der Trend zur geringeren Kreditschöpfung ist ein globales Phänomen. Banken zögern bei der Kreditvergabe, auch der private Sektor ist mangels besserer Absatzchancen unwillig, zu investieren und dafür Kredite aufzunehmen. Obwohl die Zentralbanken global alles versuchen, Unternehmen wie private Haushalte zur Kreditaufnahme zu bewegen und mehr auszugeben, indem sie beispielsweise die Zinsen nahe Null halten, ist es ein lang andauernder Rehabilitierungsprozess, bis die Bereitschaft dazu da 9 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 12 Grafik 13 Sturmwarnung. Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 12 ist. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf hat sich etabliert, in dem das Fehlen von Kreditaufnahme zu unter dem Langfristtrend liegendem Wachstum führt, was wiederum erneut von der Kreditaufnahme abhält. Eine wirtschaftliche Expansion ohne Einsatz von Kredit ist das eigentliche Schlüsselmerkmal des aktuellen globalen Konjunkturzyklus. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Drei makroökonomische Auswirkungen ergeben sich aus einer Expansion ohne Neuaufnahme von Fremdkapital Zuerst häufen sich zu viele Ersparnisse auf. In nahezu allen größeren Volkswirtschaften war ein unterdurchschnittliches Wachstum mit nicht ausreichender gesamtwirtschaftlicher Nachfrage zu verzeichnen. Europa sah dabei den größten Anstieg von Ersparnissen, denen keine Kreditnachfrage gegenüberstand, was die Schwere im Rückgang der Binnennachfrage offenbart. Japans Sparüberschuss scheint zu sinken, was aber auf steigende Energieimporte und eine Verschlechterung bei den Exporten zurückzuführen ist. Auch die USA, die chronisch zu wenig sparte, hat seit 2008 mehr Ersparnisse aufgebaut, was zu einem großen Rückgang im Leistungsbilanzdefizit führte. Chinas Leistungsbilanzüberschuss sank hingegen aufgrund geringerer Exporte. 10 Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 13 Global wächst die Kreditnachfrage mit 4% gegenüber dem langfristigen Mittel von 5,3% unterdurchschnittlich, in der Euroregion schrumpft sie sogar. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Zweitens gibt es daraus einen langen und schwachen Konjunkturzyklus, denn Wachstum ohne Fremdkapital bedeutet, dass die industrialisierte Welt keinen Boom erlebt, der synonym für ein Ausgabenwachstum weit über der natürlichen Wachstumsrate des Einkommens steht. Ohne einen Boom kann die Wirtschaft allerdings ebenso wenig in eine Rezession fallen. Ohne neue Kreditaufnahme bleibt daher das gesamtwirtschaftliche Ausgabenwachstum (BIP-Wachstum) begrenzt auf die Wachstumsrate des realen Einkommens. Das ist in einem Industrieland zwischen 1% und 2,5%, abhängig vom demografischen Profil und der Arbeitsproduktivität. In den USA läge der Wert bei rund 2,5%, und würde sich aus 1% Zuwachs der arbeitenden Bevölkerung und 1,5% Produktivitätszuwachs ergeben. Grafik 14 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Lange hatte man sich auch über die globalen Ungleichgewichte aufgeregt. Heute ist man der Balance wieder relativ nahegekommen. Die traditionellen Geberländer (darunter China) erlebten einen Rückgang ihrer Leistungsbilanzüberschüsse, während die Nehmerländer (vor allem USA) entweder die Seiten gewechselt haben oder heute auf zusammengeschmolzene Defizite blicken. Gekostet hat dieser Anpassungsprozess ein Vermögen: Der scharfe Rückgang im globalen Handel und der massive Rückgang der Preise bei den Handelsgütern resultieren aus dieser Entwicklung. Exportnationen können nicht länger gemäß ihrer Produktionskapazitäten verkaufen, weil die Nettoimporteure mehr sparen müssen und weniger ausgeben können und so ihre Importe zurückgefahren haben. Diese Gesamtentwicklung ist – der Leser ahnt es bereits – offensichtlich ein deflationärer Prozess. Am Ende war es eine Rezession im internationalen Handel und die wachsende Sparsamkeit. Im Rückblick auf die Zeiten vor 2008 stellen diese sich dagegen als boomende Globalisierung, starke Kapitalflüsse und und ökonomische Vitalität dar. Perspektiven ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 13 Beliebte Stammtischfrage: Wie lange kann das noch gutgehen, dass ein Land über seine Verhältnisse konsumiert und ein anderes Exportüberschüsse auftürmt? Im Verlauf der Finanzkrise ergab sich die Antwort. 11 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Eine Wiedergeburt der 90iger Jahre? Der aktuelle konjunkturelle Rückschlag weist einige verblüffende Parallelen zur Lage an den Kapitalmärkten der zweiten Hälfte der 90er Jahre auf. In der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts hatte die US-Wirtschaft noch mit den Nachwehen der damaligen Bankenkrise2 zu kämpfen. Niemand glaubte damals, dass die konjunkturelle Erholung auf einem stabilen Wachstumspfad bleiben würde. Schlagworte wie „Erholung ohne Schaffung von Arbeitsplätzen“ oder „Gesundschrumpfen der Unternehmen“ machten die Runde. Es dauerte drei Jahre aggressiver Notenbankpolitik bis 1994, um eine schwache Erholung endgültig zu stärken. Grafik 15 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Zeitgleich kämpfte Japan mit einer Schuldendeflation. Es gab dort kein Wachstum mehr, die Unternehmensgewinne kollabierten und die Wirtschaft glitt in eine anhaltende Preisdeflation. Zu dieser Zeit war Japan die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Eigenartigerweise verdoppelte sich der Yen in den Jahren von 1990 bis 1995, was auf die stur auf Inflationsbekämpfung ausgerichtete Notenbankpolitik zurückzuführen war. Japans Deflation, die Finanzkrise in den asiatischen Entwicklungsländern und der daraus resultierende Überschuss an Ersparnissen trug wesentlich zum Rückgang der globalen Inflation und der Zinsen in den 90iger Jahren bei. Was gestern Japan war, ist heute – mit Ausnahme von Deutschland – die Euroregion. Gerade in Südeuropa besteht immenser Deflationsdruck, das Bruttosozialprodukt der Eurozone bleibt wegen der Stagnation noch immer unter dem Vorkrisenniveau. Der klassische Konflikt zwischen Deflation und Währungsabwertung hat sich durch den Rückgang des Euro-Kurses gegenüber dem Dollar ein stückweit aufgelöst. ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 14 Gegenläufige Trends in der Notenbankpolitik prägten das Jahr 1994 und Teile von 1995. Über 1.000 Savings and Loans Associations in den USA – synonym für unser Sparkassensystem - brachen im Rahmen der Krise zusammen. Der Gesamtschaden betrug über 150 Milliarden US-Dollar, von denen an die 125 Milliarden durch die Öffentliche Hand aufgebracht wurden. Der Schaden trug dadurch zu den hohen Budgetdefiziten der USA Ende der 1980er-Jahren sowie der Rezession Anfang der 90er Jahre bei. 2 12 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 In der Geldpolitik war die Federal Reserve die erste unter den großen Notenbanken, die Anfang 1994 mit der Anhebung des Leitzinses begann, während die Bank of Japan und die Bundesbank noch ihre Referenzzinssätze weiter senkten. Nicht ohne Grund, denn die Zinssätze spiegelten ein zu dieser Zeit sehr ungleiches Wachstum wider. Während die USA auf dem Weg zurück zu ihrem Potenzialwachstum (langfristiger Durchschnitt) waren, fand sich Japan gefangen in einer Rezession und Deutschland musste mit den Konjunkturschocks im Nachgang der Wiedervereinigung zurechtkommen. Grafik 16 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Heute sind die Vereinigten Staaten konjunkturell dem Rest der industrialisierten Welt einen Schritt voraus. Dementsprechend weicht deren Notenbankpolitik von der anderer auch ab. Die Aktienmärkte beschleunigten sich daraufhin ab 1995 hin zu einer großen Blase im Jahr 2000, deren Zentrum im Technologiesektor lag. Die Krise um den Mexikanischen Peso unterbrach die Reihe der Zinserhöhungen der Fed, die darauf folgende Asienkrise 1997 brachte eine weitere Dosis an deflationärem Druck ins globale Wirtschaftssystem. Diese deflationäre Krise ließ zusammen mit erneuter lockerer Geldpolitik der Fed die Kapitalmarktrenditen sinken und heizte so die Spekulationsblase an den Aktienmärkten ein weiteres Mal an. Der US-$ hingegen verlor in der ersten Hälfte der 90er Jahre vor allem gegenüber dem Yen massiv an Wert, konnte sich aber in der zweiten Hälfte befestigen – zuerst gegen den Yen und dann ab 1998 verstärkt auch gegenüber den europäischen Währungen. Bezogen auf den handelsgewichteten Dollar-Währungskorb stieg er über die ganze Hausse bis 2000 um 54%. Perspektiven ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 15 Die Anleiherenditen fielen, während der US-$ von 1995 bis 1998 stieg. 13 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Der primäre Trend für Anleihen zeigte trotz einiger Phasen ernsthafter Instabilität über die ganze Dekade nach unten. Dabei war die eigentliche Überraschung, dass dieser Trend sich trotz einer starken US-Konjunktur fortsetzte. Rückblickend ist klar, dass hierfür die implodierenden asiatischen Volkswirtschaften mit ihren Sparüberschüssen die Ursache waren. Sie befeuerten so auch einen Boom in Konsum und Investitionen und am Ende die Weltwirtschaft, wieder in ein Gleichgewicht zu kommen. Ein über seinen eigenen Konsum hinaus produzierendes Asien wurde durch den die eigenen Verhältnisse übersteigenden US-Konsum ausgeglichen. Regulative, um dieses System in einem Gleichgewicht zu halten, waren der US-$ und die Zinsen. Auch die Aktien der Schwellenländer konnten Anfang der 90er Jahre, als die Fed die Notenbankpolitik wegen der schwachen Konjunktur lockerte und der US-$ fiel, steigen. Nach 220% Plus (in US-$) beendete der Umschwung der Fed auf eine restriktivere Notenbankpolitik und der Richtungswechsel des US-$ nach unten die Hausse, es kam am Ende in der zweiten Hälfte der 90er Jahre sogar zu einem Crash. Die meisten der Schwellenländer waren und sind Rohstoffproduzenten und leiden heute wie damals unter der negativen Korrelation dieser Assetklasse mit dem US-$. Auch die infolge eines steigenden Dollars rückläufigen Rohstoffpreise trugen einen wesentlichen Teil zur Erfolgsgeschichte der US-Konjunktur in der zweiten Hälfte der Sturmwarnung. 90iger Jahre bei – das zu Lasten der Entwicklungsländer. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Grafik 17 22.10.14 13:51 Quelle: Zhao, Chen (Hrsg.); Strategy Outlook Fourth Quarter 2014, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 03.10.2014, S. 18 Wenn der US-$ (handelsgewichtet) steigt, fallen die Rohstoffpreise. Dieser signifikante Zusammenhang blieb nie ohne negative Auswirkungen auf die Kurse von Schwellenländeraktien. 14 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Asset Allocation: die Segel beiben noch gesetzt. Im Vergleich zum dritten Quartal hat sich der Aktienanteil am Portfolio leicht zugunsten der Anleihen reduziert. Mit 31% sind noch immer die Aktien der Schwellenländerregionen Emerging Asia und Lateinamerika hoch gewichtet. Etwas die Lust verloren hat das Modell an Aktien des Euroraums, deren Anteil nur noch 31% nach 46% im Juli ausmacht. Darunter den größten Rückgang haben Aktien der europäischen Peripherie zu verzeichnen. Der Anteil des italienischen und des spanischen Aktienmarkts sank von 27% auf 12%. Mit 10% sind US-Aktien zum Vorquartal doppelt so hoch gewichtet. Der Anteil niederländischer Aktien erhöhte sich von 6 auf immerhin 11%. Bände spricht der auf insgesamt 13% erhöhte Anteil der US-Treasuries und kanadischer Staatsanleihen am Portfolio. Hier hat das Modell offensichtlich in Nordamerika eine relative Unterbewertung lokalisiert. Dagegen blieb die Positionierung bei den Euro-Staatsanleihen erneut bei Null. Ansonsten wurde die ursprünglich 8%-ige Gewichtung von englischen Staatsanleihen weiter auf nunmehr 3% abgebaut. Die Aktienseite der Allokationsmatrix gibt es seit 2008 in Form eines auf passiven Aktienfonds und Zertifikaten basierenden Länderportfolios. Per Kursstand 22.10.2014 konnte das Portfolio mit der Benchmark MSCI Welt fast mithalten. Die Performance 2014 erSturmwarnung. reichte mit 7,53% bis auf knapp ein halWie schon über das ganze Kalenderjahr bes Prozent den Referenzindex. Der GeHeftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist hinweg konnte sich das Modell weder winn stieg im Quartalsverlauf damit um attraktiv. überkauft. bringt Chancen. für eine Cash-Position noch für CRB-Fu- 0,85% - nicht viel, aber im Vergleich zum Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG tures als Rohstoff-Proxy erwärmen. Übri- deutschen Aktienindex DAX, der im selgens: Alle Allokationen basieren auf loka- ben Zeitfenster 7,5% verlor, bedeutend ler Währung. besser. Aktien: Anleihen: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Währungen: 22.10.14 13:51 Das für den US-Investor konzipierte Modell wird für den Euro-Anleger seit 2007 im dieses Jahr mehrfach ausgezeichneten Investmentfonds Leonardo UI (nicht ausschüttende Klasse WKN A0MYG1, ausschüttende Klasse A1J9EP) abgebildet. Grafik 18 Quelle: Savary, Mathieu (Hrsg.); Tactical Asset Allocation and Market Indicators, BCA Research, Montreal, 30.09.2014 Perspektiven 15 16 ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Heftige Korrektur bringt Chancen. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Anleihen: Währungen: Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Aktien: Sturmwarnung. 22.10.14 13:51 Die in diesem Dokument enthaltenen Zahlen, Daten und sonstige Informationen sind nach Auffassung der I.C.M. InvestmentBank AG verlässlich und/oder wurden aus verlässlichen Quellen bezogen. Die I.C.M. InvestmentBank AG übernimmt allerdings keine Gewähr. Bei der ausgewiesenen Performance handelt es sich um eine Performance ohne Gebühren und Steuern. Die tatsächliche Performance kann durch abweichende Ausführungskurse, Steuern und Gebühren auf Portfolioebene von der ausgewiesenen Performance abweichen. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Wie sehen andere die kommenden Monate? Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht auf dem derzeitige Niveau in Aktien offensichtlich eine ausgezeichnete Möglichkeit, die kommenden drei, aber auch die nächsten zwölf Monate Geld zu verdienen. In US-Treasuries wie in Bundesanleihen hingegen dürfte nach deren Meinung Geld verloren werden. Den Einbruch an den Öl-Kassamärkten stuft das Institut ebenfalls nur als Ausrutscher ein. Grafik 19 Die US-Großbank JP Morgan äußert sich zwar nicht zu Kurszielen, geht dagegen klar in Position, welche Branchen aktuell über-, unter- oder neutral zu gewichten sind (OW, UW, N). Außerdem schätzt sie auch den weiteren Verlauf der Risikoprämien bei Unternehmensanleihen ein (Credit) und zeichnet dort ein generell aussichtsreiches Bild. Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Grafik 20 Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Kostin, David J., Sneider, Amanda, Snider, Ben, Pashtan, Elad, Sanchez, Brett; US Weekly Kickstart, Goldman Sachs, New York, 17.10.2014, S. 21 Quelle: Loeys, Jan, Normand, John u.a.; The J.P.Morgan View, Global Asset Allocation, J.P. Morgan, London und New York, 17.10.2014, S. 5 Perspektiven 17 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Aktien: Kaufgelegenheit! Die Aktienmärkte konnten Mitte Oktober mit einem negativen Superlativ aufwarten. Eine derart lang andauernde Korrekturbewegung von nahezu zwei Wochen Kursverlusten am Stück hatte man in den letzten 11 Jahren (!) nicht gesehen – also nicht einmal in der Spitze der Finanzkrise 2008/2009. Bis zum 15. Oktober kostete der Ausverkauf die Kleinigkeit von 3 Billionen US-$. Die kleinkapitalisierten Werte hatten bereits zuvor über 10% Verlust verbuchen müssen. Der Ausverkauf der großkapitalisierten Werte resultierte aus der enttäuschenden Nachrichtenlage und verstärkte sich selbst. Es braucht nun Katalysatoren, um den Trend vorerst wieder ins Positive zu drehen. Und die wurden von den Unternehmen in der laufenden Berichtssaison bereits geliefert, da die Mehrheit bislang die Erwartungen toppte. Auch die Absatzzahlen der europäischen Automobilindustrie fielen deutlich besser aus als zuletzt befürchtet, was die europäischen Autoaktien in der ersten Erholung zu den Favoriten machte. Zu einem weiteren Kurstreiber könnte das Ergebnis der Stresstests werden, das die EZB am 26.10. der Öffentlichkeit vorstellt, bevor sie zum 01.11. die Überwachung der europäischen Banken übernimmt. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die laufende Korrektur an den Aktienmärkten noch nennenswert weiter fortsetzen wird, denn der 17.10. verzeichnete bereits erneut großes Kaufinteresse. Die Erwartungen für die laufende Berichtssaison weisen weltweit nur noch 5% Zuwachs für 2014 aus. Das dürfte angesichts der stabilen Ertragslage gerade der US-Unternehmen erreichbar sein und den dortigen Leitindex zuerst einmal stützen. 18 Als einziges wirkliches Damoklesschwert über den Märkten verbleiben die Erwartungen für das kommende Jahr. Denn solange die Weltkonjunktur nicht deutlich anzieht, könnten auch sie eher reduziert werden müssen. Vor dem Ausverkauf war noch mit einem 15%-igen Anstieg der Sturmwarnung. Unternehmensgewinne für 2015 gerechnet worden, aber der starke Dollar und eine fortgesetzte Schwäche in der Konjunktur Heftige Korrektur Risikoaufschläge Dollarerscheiist lassen diese Prognose heute nicht mehrbleiben als realistisch attraktiv. überkauft. bringt Chancen. nen. Bezogen auf den S+P 500 würden damit die GewinnerwarDer Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG tungen von 127 US-$ vor der Korrektur auf etwa 120 US-$ zurückgenommen werden müssen. Am Ende hängt es von der Höhe der Risikoprämie ab, welche die Investoren im aktuellen Umfeld verlangen. Allein ein Anstieg von zuletzt 4% auf 5%, was einem 2015er KGV von 14,3 entspräche, würde in Anbetracht der labilen konjunkturellen Lage einen fairen Wert des S+P500 von lediglich gut 1.700 Punkten ergeben und damit rund 10% unter dem heutigen Niveau. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 Damit wäre zumindest klar, dass das alte Markthoch bei über 2.000 Punkten für die nächsten drei Monate mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr überboten werden dürfte. Was für den S+P500 gilt, ist auch die Regel für viele andere Indizes. Für eine Reduzierung des Aktienanteils im Depot wird es sicher günstigere Zeitpunkte geben als in einem überverkauften Markt. Jeder Ausverkauf der Vergangenheit spülte zudem neue Führungsgruppen unter den Aktien an die Oberfläche. So könnten erneut Vertreter der Gesundheitsbranche in den Vordergrund rücken neben Gruppen, die von einem stärkeren US-$ oder von einem gesunkenen Ölpreis profitieren. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 22 Grafik 21 Sturmwarnung. Aktien: Heftige Korrektur Quelle: Matejka, Mislav, Cau, Emmanuel, u.a.: Equity Strategy, J.P.Morgan, Europe Equity Research, London und New York, 06.10.2014, S. 109. bringt Chancen. Banken im Euroraum: Die Stresstestergebnisse stehen bevor Während die USA und Großbritannien gemeinsam den Kollaps einer internationalen Großbank simulieren wollen, um zu prüfen, ob sie rund sechs Jahre nach der Finanzkrise einen möglichen Zusammenbruch eines riesigen Geldinstituts verkraften könnten, kommt die Übernahme der europäischen Bankenaufsicht durch die EZB Anfang November immer näher. Die Behörden hoffen, dass die diesjährigen Stresstests glaubwürdiger werden als in der Vergangenheit. Die in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführten Tests wurden allgemein als zu lasch angesehen. Banken wie der belgischen Dexia SA wurde eine gute Gesundheit bescheinigt - kurz darauf kollabierte sie. Bei diesen Tests hatten es die Behörden den Banken gestattet, ihre Bilanzzahlen direkt in die Stresstest-Modelle einzugeben. Teil des Problems: Die Zahlen der Banken waren manchmal höchst ungenau. Anleihen: Währungen: Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Die EZB hat bei ihrem Test zunächst die Aktiva der Banken bewertet. Nach der aktuellen Einschätzung werden alle deutschen Banken nach der Prüfung deutlich über den von der EZB geforderten 8% liegen. Daran schließt sich der Stresstest an, der prüft, wie sich verschiedene wirtschaftliche Szenarien auf die Leistungsfähigkeit der Geldinstitute auswirken. In diesem Stresstest müssen die Banken eine Kernkapitalquote von 5,5% erreichen. Würde dieses Ziel verfehlt, wäre die Bank nicht krisensicher. Welche Folgen ein solches Urteil haben könnte, lässt sich ausmalen. Kunden könnten abspringen, die Bank weniger günstig an frisches Geld kommen. Für ein Unternehmen, das ohnehin schon Schwierigkeiten hat, ist das kein schönes Szenario und für die Aktionäre erst recht nicht. Dieses Mal arbeitet die EZB mit den nationalen Aufsichtsbehörden zusammen, um ihre eigene Analyse der Bankbilanzen durchzuführen. Die vor dem Abschluss stehende Prüfung der Asset-Qualität - bekannt unter dem Kürzel AQR - soll sicherstellen, dass die für den Stresstest verwendeten Zahlen eine realistischere Bewertung der Kreditinstitute zulassen. Banken, die den Stresstest nicht bestehen, haben binnen zweier Wochen entsprechende Rekapitalisierungspläne vorzulegen und diese dann binnen 6 Monaten zu vollziehen. Perspektiven 19 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 23 Wer profitiert vom schwachen Euro? Einen Schlüsselfaktor für europäische Unternehmen wird die weitere Entwicklung des Wechselkurs-Verhältnis Euro/Dollar bilden. Hier kann grundsätzlich gesagt werden: Tendiert der Euro weiterhin zur Schwäche, kann das wie ein Sonder-Konjunkturprogramm für europäische Exporttitel wirken. Allerdings zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass es hier innerhalb der einzelnen Branchen durchaus unterschiedliche Ausprägungen der Sensitivität gegenüber dem Euro-Wechselkurs gab. Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Quelle: Matejka, Mislav, Cau, Emmanuel, u.a.: Equity Strategy, J.P.Morgan, Europe Equity Research, London und New York, 06.10.2014, S. 31. ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Das dürfte sich auch in die heutige Zeit weitestgehend fortschreiben lassen, wobei hierbei neben der allgemeinen Positionierung aber auch immer wieder Sonder-Überlegungen eine Rolle spielen können. Dazu im Anschluss eine Auswahl von Werten, denen wir auf aktueller Basis ein besonders starkes Rebound-Potenzial nach vorangegangenen Verlusten in diesem Jahr zutrauen. 22.10.14 13:51 Grafik 24 Quelle: Matejka, Mislav, Cau, Emmanuel, u.a.: Equity Strategy, J.P.Morgan, Europe Equity Research, London und New York, 06.10.2014, S. 31. 20 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Adidas: Das erste Halbjahr fiel dem Sportartikel-Hersteller nicht leicht. Vor allem Probleme mit der Golf-Sparte sorgten dafür, dass in der Halbjahresbilanz ein Umsatzminus von 1,9% zu Buche schlug. Hinzu kam, dass die Russland-Sanktionen ebenfalls nicht ohne Folgen bleiben. Dennoch schaffte es Adidas, nach einem verhagelten ersten Quartal das Gesamtergebnis mit einem Umsatzplus von 2,4% im zweiten Quartal etwas nach vorne zu bringen. Bei Adidas herrscht entsprechend das Prinzip Hoffnung. Einerseits geht es darum, die Golf-Sparte wieder flott zu machen, was allerdings saisonal schwierig werden dürfte. Andererseits muss die Tochter Reebok ihren positiven Trend weiter ausbauen. Dass aktuell dabei eine mögliche Übernahme-Offerte für Reebok querschießt, könnte noch für Turbulenzen sorgen. Eine Investorengruppe will 2,2 Mrd. US-$ für Reebok zahlen, Adidas selbst hatte damals 3,8 Mrd. US-$ gezahlt. Wir glauben nicht, dass Adidas verkauft, doch bei einem abschlägigen Bescheid könnte die Aktie noch einmal unter Druck geraten. Wichtig ist generell: Mit einem hohen Umsatzanteil von rund 74% außerhalb Westeuropas ist Adidas geradezu prädestiniert, vom schwachen Euro zu profitieren. Die jüngsten schwachen Einzelhandelszahlen in Amerika überdecken diese Chance aktuell, sollten aber im Zeitablauf an Einfluss verlieren. Zumal die US-Notenbank diesbezüglich im Ernstfall andere Prioritäten setzen würde. Arkema: Der französische Chemie-Konzern Arkema ist eine Wette auf eine konjunkturelle Stabilisierung in den Auslandsmärkten. So liefert Arkema rund 24% seines Umsatzes in Asien aus und 34% in Amerika. Im zweiten Quartal sanken die Umsätze um moderate 3,3% bei konstanten Wechselkursen und einem EBITDA von 206 Mio. EUR. Das entsprach zwar einem Einbruch um rund ein Viertel. Doch stellt Arkema für das kommende Jahr wieder signifikante Steigerungen in Aussicht. Perspektiven Dies vor allem wegen des Anlaufens verschiedener neuer Produkte bzw. der Fortsetzung schon begonnener Nachfragetrends in einigen Chemie-Produkten. Hinzu kommt, dass Arkema in neue Geschäftsbereiche expandieren will. So wird gerade über den Kauf der Total-Tochter Bostik Klebstoffe verhandelt. Der mögliche Kaufpreis beträgt 1,74 Mrd. EUR. Bureau Veritas: Wir bleiben im Industriesektor, wechseln aber Sturmwarnung. die Perspektive. Denn Bureau Veritas ist einfach gesagt nicht Produzent, sondern Kontrolleur. Das Unternehmen wird mit Korrektur Risikoaufschläge Dollar ist Material- und Heftige Produkttests beauftragt,bleiben führt Inspektionen attraktiv. überkauft. bringt Chancen. durch oder zertifiziert Produktionsabläufe. In 1828 gegründet, Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ist Bureau Veritas mittlerweile in 140 Ländern vertreten. Das mit anhaltendem Erfolg. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 So konnte im vergangenen Jahr ein Umsatz von 3,93 Mrd. EUR (+0,8% zum Vorjahr) generiert werden. Der operative Gewinn lag bei knapp 657 Mio. EUR (+2,8%). Im aktuellen Jahr konnte im ersten Halbjahr der Umsatz um 0,5% gesteigert werden. Der operative Gewinn lag 1% unter den Vorjahreswerten, verzeichnete aber immerhin ein Plus von 8% bei konstanten Wechselkursen. Die starke Internationalisierung zeigt sich auch in den Umsatzverteilungen. Rund 70% werden außerhalb Westeuropas generiert. Da bei den Aufträgen auch zunehmend eher konjunkturunabhängige Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit eine Rolle spielen, könnte auch Bureau Veritas gewisse antizyklische Vorteile ausspielen können. CRH: Als Baustoff-Produzent ist CRH zwar durchaus ein sehr konjunktursensitiver Wert, wartet aber bislang mit robusten Zahlen auf. So konnte das Unternehmen im ersten Halbjahr den Umsatz um 4% (like-for-like um 5%) steigern. Das EBITDA performte sogar außerordentlich gut mit einem Plus um 27% auf 505 Mio. EUR. Dies resultiert aus einem hohen operativen Leverage. So lange hier das Volumenwachstum standhält, dürfte dieser Trend noch weiter ausbaufähig sein. 21 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Aber die grundlegende Story bei CRH ist noch eine andere. Denn durch die geplante Fusion der beiden Wettbewerber Lafarge und Holcim steht die gesamte Baustoff-Branche vor einer Neuordnung. Die beiden Fusionäre müssen, um die Zustimmung der Kartellbehörden zu bekommen, milliardenschwere De-Investments vornehmen. Und die ganze Branche steht bereits Schlange, um sich nach Möglichkeit zu verstärken. Da CRH grundsätzlich an weiteren Verstärkungen interessiert ist, dürfte man in der Branchen-Neuordnung eine gewisse Rolle spielen wollen. Und das sind gute Voraussetzungen auch für erneute Bewertungsaufschläge an der Börse. Zu den aussichtreichsten Werten in einem Rebound-Szenario zählen wir aber auch noch andere. Im Folgenden einige kurze Stichpunkte dazu: Hermes: Der Luxusgüter-Konzern hat sich mit dem Rivalen LVMH auf einen Waffenstillstand geeinigt. Dabei ging es um den seit Jahren laufenden Versuch von LVMH, Hermes zu übernehmen bzw. eine höhere Beteiligungsquote zu erreichen. Nun hat man sich zum Stillhalten verpflichtet. Das nimmt der Hermes-Aktie zwar die Übernahme-Phantasie, sollte aber auf absehbare Zeit die Fundamentals wieder in den Fokus rücken. Und das mit positivem Blick auf die zunehmend zahlungskräftigere Kundschaft in den Schwellenländern. L´Oreal: Der Kosmetik-Konzern setzt auf die so genannten New Markets, also Südamerika, Asien und Afrika. Diese haSturmwarnung. ben neben überdurchschnittlichen Umsatzzuwächsen mittlerweile auch achtbare Profitabilitäts-Kennzahlen aufzuweiHeftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist attraktiv. überkauft. bringt Chancen. sen. Aktien: Anleihen: Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG SAP: Der Software-Konzern macht mehr als die Hälfte seines Umsatzes außerhalb Europas. Dabei befindet sich das Unternehmen derzeit in einer Art Transitionsphase. Denn SAP setzt konsequent auf die Cloud, was aber aktuell im angestammten Geschäft Einbußen bringt, ohne durch die Cloud-Einnahmen schon kompensiert zu werden. Doch in ein, zwei Jahren dürfte das schon vollkommen anders aussehen. ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Daimler: Der Autobauer punktet derzeit mit 3 Themen – ein neues Sparprogramm, eine Modell-Offensive und ein aktuelles Quartalsergebnis, das deutlich über den Erwartungen liegt. Mit einem Exportanteil von 65% ex-Westeuropa ist Daimler auch am konsequentesten innerhalb der Automobilbranche international aufgestellt und dürfte so vom schwachen Euro überproportional profitieren. HeidelbergCement: Die gleiche Story wie bei CRH, wenngleich hier noch ein paar größere Ambitionen erkennbar sind. Trotz der dazu nötigen finanziellen Anstrengungen bleibt bei HeidelbergCement auch noch möglich, in den Bonitätsratings weiter aufzusteigen. Das dürfte unter dem Strich auch eine positive Wirkung auf die Aktie entfalten. 22 Währungen: 22.10.14 13:51 VW Vz: Volkswagen hat zwar nur einen Auslandsanteil ex Westeuropa von 41%, könnte aber ebenso von der Euro-Schwäche profitieren. Dazu müsste man allerdings die operativen Probleme im amerikanischen Automarkt in den Griff bekommen. Somit ist VW wohl der größte Spekulationswert in unserer Aufzählung. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Anleihen: War das die Zinswende? „Wenn die Renditen an den Bondmärkten kaum noch weiter sinken können, sind die Ertragschancen zwangsläufig limitiert.“ So schrieb vor wenigen Tagen Bill Gross, ehemaliger Chef der Allianz-Tochter Pimco, in einem Newsletter an seine Freunde. Generell rät er zu kurzen Laufzeiten und zu hoher Flexibilität, um sich kurzfristig bietende Möglichkeiten nutzen zu können. Diese Aussage hätte auch von unserem Haus stammen können. So unglaublich es klingen mag: Die Renditen der Staatsanleihen von Industrieländern haben ihren nach unten zeigenden langjährigen Trendkanal nicht verlassen und die alte Abwärtsbewegung bislang fortgesetzt. Uns erreicht häufig die Frage, wie tief die Zinsen denn noch fallen können. Die Antwort hängt von der weiteren Evolution der US-Konjunktur ab, in deren Schlepptau sich der Rest der Welt bewegt. Aus heutiger Sicht wäre ein Tief bei zehnjährigen US-Titeln mit der 1,5%-Marke erreichbar, bei den gleich lang laufenden Bundesanleihen könnten am Ende 0,65 – 0,75% als Kupon emittiert werden. Ein ausgeprägter Abschwung stellt jedoch nicht unser Basis-Szenario dar. Perspektiven Es ist zwar müßig, an dieser Stelle lange Laufzeiten zu empfehlen, aber wenn, würde unsere Wahl mit Portugal, Spanien und Italien erneut auf die Staatsanleihen der europäischen Peripherie fallen. Grafik 25 Sturmwarnung. Der Fahrplan an den Bondmärkten ist geprägt von zurückhaltenden ÄußerunHeftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist gen der Fed in ihrem letzten Meeting attraktiv. überkauft. bringt Chancen. und von schwächeren Konjunkturzahlen Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG aus England und Deutschland. Auch die Fed beobachtet den globalen Abschwung, der nach ihrer Meinung teilweise auf die Dollarstärke zurückzuführen ist. Es ist noch immer wahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen 2015 erhöhen wird, allerdings dürfte aus dem bislang vermuteten Termin im Juni nun eher Dezember geworden sein. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Gleichzeitig wird Mario Draghi die Aktivseite der EZB-Bilanz durch Anleihekäufe um bis zu 750 Mrd. EUR zum Jahresende 2016 ausweiten, was den Zinsen im Euroraum lange Zeit einen größeren Spielraum nach oben raubt. Ergebnis: Die massive Bewegung in der dritten Oktoberwoche trug klare Anzeichen einer Zinswende, aber nach oben wird der Weg sicher nur zögerlich beschritten werden. Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 Quelle: Mc Clellan, Mark (Hrsg.); Global Fixed Income Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 07.10.2014, S. 5 23 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Angesichts der Ausweitung der Risikoprämien liegt es nahe, dass die fundamentale Situation in den Unternehmensbilanzen sicher ihre besten Zeiten gesehen hat. Man muss zur Grafik „Corporate Health Monitor“ ergänzen, dass es bei den US-Unternehmen der lange Winter war, der im ersten Quartal die Gewinne sinken ließ. Die Gewinne des zweiten Quartals holten aber die Differenz zum Vorjahr mehr als auf. Wie die Grafik ebenfalls zeigt, ist die Erhöhung der Kreditaufnahme in den Unternehmen noch in einem Frühstadium. Höhere Risikoprämien setzen dazu als exogene Faktoren eine Verschärfung der Kreditwürdigkeitsprü- fungen der Banken ebenso wie steigende Zinsen voraus. Das dürfte für das laufende Quartal auf jeden Fall und für die kommenden neun Monate wahrscheinlich ausgeschlossen werden können. aufkäufe die allgemeine Suche nach Rendite noch einmal verschärfen dürfte, bestätigt sich die aktuell relative Attraktivität der High Yields ein weiteres Mal. Dem Diagramm folgend könnte die Im Konjunkturzyklus (der wie eingangs Hartwährungskomponente unter den beschrieben eigentlich kein echter ist) Emerging-Markets-Anleihen noch interbefinden wir uns an der Grenze zur Pha- essanter sein. Das resultiert allerdings se, in der die Schulden schneller wach- aus der Zusammenfassung aller relevansen als die Gewinne. Sie dauert an, bis ten Regionen (Lateinamerika, Osteuroeine Gewinnrezession beginnt oder das pa, Sturmwarnung. Asien usw.), die sich in der Regel absolute Maß an Verschuldung untrag- nicht parallel entwickeln. Das wiederum schlägt Risikoaufschläge sich in einer geringeren bar wird. Da beides auf mittlere Sicht Heftige Korrektur bleiben DollarVolatiliist attraktiv. überkauft. bringt Chancen. nicht gegeben ist und darüber hinaus tät und damit einer höheren Sharpe-Ra3 Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG die EZB durch ihre geplanten Anleihe- tioDernieder. Aktien: Anleihen: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Währungen: 22.10.14 13:51 Grafik 26 Quelle: Mc Clellan, Mark (Hrsg.); Global Fixed Income Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 14.10.2014, S. 1 3 Die Sharpe-Ratio, auch Reward-to-Variability-Ratio genannt, ist eine Kennzahl und betrachtet die Überrendite, also die Rendite einer Geldanlage, soweit sie den risikofreien Zinssatz übersteigt, in Abhängigkeit vom Risiko. Namensgeber ist William F. Sharpe. Mit der Sharpe-Ratio kann im Nachhinein ein Vergleich zwischen verschiedenen Geldanlagen vorgenommen werden. Intention der Sharpe-Ratio ist es, die Überrendite pro Einheit des übernommenen Risikos zu messen. Maß für das Risiko ist die Volatilität der Renditen, wobei in die Berechnung der Volatilität alle Renditen eingehen (also auch diejenigen Renditewerte, die unterhalb des risikofreien Zinses liegen). 24 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 JPMorgan beschreibt in der nachstehenden Grafik den Zyklus verschiedener Gattungen von US-$- und EUR-denominierten Unternehmensanleihen auf Basis der Fundamentaldaten ihrer Emittenten. Während sich die Bilanzdaten der europäischen und japanischen Emittenten im Segment „Investmentgrade“(HG) zusammen mit den europäischen Non-Investmentgrade-Kandidaten noch weiter verbessern, hat der gesamte Dollarblock (US HG, EM HG, EM HY , US HY) die besten Strukturen bereits hinter sich gelassen. Bonitätsverbesserungen auf breiter Front sind dort unwahrscheinlich geworden. Grafik 27 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Seit Juli hatte auch die Gruppe der hochrentierlichen Unternehmensanleihen mit Kursabschlägen leben müssen. Wir gehen davon aus, dass diese mit den Aktienmärkten korrelierte Assetklasse sich wieder erholen dürfte, da die Korrektur an den Aktienmärkten voraussichtlich abgeschlossen ist. Quelle: Beinstein, Eric; Acciavatti, Peter, Doctor, Saul, Lamy Daniel, Hong Yang-Myung, Uchino, Hirochi ; Where are we in the credit cycle ?, Global Credit Research, London und New York, 14.10.2014, S. 1 ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Der Renditeunterschied zwischen der Non-Investmentgrade-Klasse und Investmentgrade in Euro erreichte im Oktober die 5 %-Marke. (linke Grafik) Und auch der Renditeunterschied allein zwischen BB und B Euro-Emissionen beträgt aktuell über 3,5 %. Damit sind die Chancen wieder größer als die Risiken. Grafik 28 Quelle: Bailey; Matthew, Lamy, Daniel, Doctor, Saul, White, Danny, Mehonic, Aida; European Credit Weekly, European Credit Research, JPMorgan, London, 17.10.2014, S. 2 Perspektiven 25 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Bei den US-Vertretern hat sich die Risikoprämie seit dem Sommer um 100 Basispunkte, bei den Europäern um 66 Basispunkte ausgeweitet und spiegelt nun schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten, aber vor allem Glattstellungen wider, die auf wenig Kaufinteresse getroffen waren. Bei den besseren Bonitäten unter den EUR-Unternehmensanleihen hat sich dagegen wenig bewegt. Das könnte sich ändern, wenn diese Assetklasse, die in den letzten Jahren auf der Suche nach Rendite zum absoluten Publikumsliebling avancierte, von Positionsglattstellungen heimgesucht wird, sobald die Zinserhöhung der Fed in Sichtweite kommt. Aber durch die gesunkenen Inflationserwartungen hörte man aus dem letzten Meeting bereits andere Töne. Weiterhin selektiv bleiben sollte man hingegen bei Emerging-Market-Bonds in lokaler Währung. Weder Wachstum noch Zuflüsse in die Emerging Markets dürften kurzfristig nennenswert zunehmen. Die eigentliche Gefahr besteht in den Schwellenländern da, wo das noch immer positive Wachstum nicht ausreicht, um die Arbeitslosenquote zu verbessern. Irgendwann könnten sich Investoren aus Enttäuschung von Aktien und vor allem Schwellenländer-Anleihen trennen. Klarer Outperformer von Staatsanleihen in lokaler Währung war im Jahresverlauf Lateinamerika (mit Ausnahme von Chile), gefolgt von der Türkei undSturmwarnung. Südafrika. In Asien stach Indonesien heraus, die Philippinen, Thailand und Malaysia konnten mit um die 6% Gesamtrendite in EUR Risikoaufschläge glänzen. bleiben Heftige Korrektur Dollar ist Aktien: Anleihen: Währungen: bringt Chancen. attraktiv. überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Grafik 29 22.10.14 13:51 Quelle: Mc Clellan, Mark (Hrsg.); Global Fixed Income Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 14.10.2014, S. 1 26 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Bevorzugte Investments sind die Zerobonds, die von rückläufigen Kapitalmarktrenditen am meisten profitieren. Etliche europäische Banken-Papiere wurden am Euromarkt emittiert, darunter auch die russische Sberbank, die mit über 13% Fälligkeitsrendite besonders attraktiv aussieht. Einen Bogen machen wir um nationale Emissionen, da diese der türkischen Quellensteuer unterliegen. Vor allem der 35%-ige Rückgang des Leistungsbilanzdefizits der Türkei fällt auf, angesichts dessen Anlagen in der Lira dadurch tendenziell weniger riskant ausfallen. Die Zuflüsse von Geldern dürften ihren Hintergrund in der Kapitalflucht aus Russland und der Ukraine haben, wo Kapitalverkehrsrestriktionen im Jahresverlauf eingeführt worden waren. Nach der Wahl von Erdogan kann die Türkei mit einem realen Wachstum von 3% für 2014 rechnen. Demgegenüber steht zwar eine mit 9% sehr hohe Inflationsrate, die aber im kommenden Jahr auf 7% zurückgehen sollte und der derzeit mit 8,25% hohe Notenbankzins damit nicht festgeschraubt sein dürfte. Das gibt zusätzliches Potenzial für rückläufige Kapitalmarktrenditen. Die Währung dürfte durch den hohen Carry zum Euro darunter jedenfalls vorerst nicht leiden. Griechenland will an den Kapitalmarkt Neue Turbulenzen in Griechenland: Die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen sindSturmwarnung. auf rund 9% Prozent hochgeschnellt von noch 5,6% im September - und das im Kontext einer zeitgleich auf neueHeftige Allzeittiefs Rendite Bunds. Korrektur gefallenen Risikoaufschläge bleiben deutscher Dollar ist attraktiv. überkauft. bringt Chancen. Belastet hatte ein Bericht von Bloomberg, dass Griechenland es Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG trotz des Verkaufs von Der Anleihen nicht schaffen würde, in den nächsten 15 Monaten seinen Finanzbedarf von insgesamt 43 Mrd. EUR zu decken. Offensichtlich bezweifeln die Investoren, dass Griechenland es gelingen wird, sich ohne die Unterstützung der Partner EU und IWF am Finanzmarkt zu finanzieren. Wenn Griechenland das Rettungsprogramm verlassen würde, wären die Sparauflagen der EU und des IWF passé, die Unterstützung durch den ESM allerdings auch. Das Land war bereits im April an den Finanzmarkt zurückgekehrt und hatte nach vier Jahren erstmals wieder Anleihen emittiert. Aktien: Anleihen: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Währungschart: Euro / Türkische Lira. Grafik 30 Währungen: 22.10.14 13:51 Quelle: Bloomberg Grafik 31 Türkische Lira Anleihen Name Branche Besicherungsart Rang der Anleihe der Anleihe SBERBANK Financial SR UNSECURED TURKIYE GARANTI Financial SR UNSECURED EUROPEAN INVT BK Government SR UNSECURED DEPFA BANK PLC Financial SR UNSECURED EUROPEAN INVT BK Government SR UNSECURED Sr Unsecured Sr Unsecured Sr Unsecured Sr Unsecured Sr Unsecured FälligkeitsTyp WKN Call Datum AT MATURITY AT MATURITY AT MATURITY AT MATURITY AT MATURITY A1HGRU A1HGW1 A1HTLK A0E5WQ A0N19L - Call Kurs in % - Laufzeit 04.03.2018 07.03.2018 25.07.2019 23.06.2020 05.09.2022 Kupon Rendite in % YTC in % 7,400 7,375 8,500 0,000 0,000 - Rendite YTM in % 13,12 10,30 8,50 11,21 8,77 ASW Spread in BP 279 40 -135 62 -91 Kurs in % 84,81 91,81 99,93 54,75 51,58 Durchschnitts Rating BBB BBBAAA BBB AAA Mindest- Duration Währung order in größe Jahre 300(+1) 2,98 TRY 300(+1) 3,00 TRY 1(+1) 4,03 TRY 100(+100) 5,67 TRY 1(+1) 7,87 TRY Quelle: Bloomberg, 20.10.2014 Perspektiven 27 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Angesichts des aktuellen Zinsniveaus ist es allerdings mehr als zweifelhaft, dass das Land den Rettungsschirm verlassen und sich allein am Finanzmarkt finanzieren kann. Alexis Tsipras, der Chef der Oppositionspartei Syriza, strebt für das erste Quartal 2015 vorgezogene Neuwahlen an, die seine Partei laut Umfragen wahrscheinlich gewinnen würde. Tsipras Ziel ist ein neuer Schuldenschnitt für Griechenland. Die Staatsschulden lagen zuletzt bei 314,8 Mrd. EUR oder 174,1% des Bruttoinlandsprodukts - der schlechteste Wert in der Euro-Zone. Ein weiterer Belastungsfaktor für die griechischen Anleihen war, dass am 14. Oktober das Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) begonnen hat. Die Kläger werfen der EZB vor, dass sie mit dem OMT-Programm (Outright Monetary Transactions) ihre Kompetenzen überschritten habe und monetäre Staatsfinanzierung betreibe. EZB-Chef Mario Draghi hatte im Sommer 2012 gesagt, dass die EZB im Rahmen des Programms unbegrenzt Staatsanleihen eines Landes kaufen werde, wenn es unter den ESM-Rettungsschirm schlüpft. Wenngleich eine Gerichtsentscheidung noch viele Monate auf sich warten lassen dürften, reduzieren die Verhandlungen die Lust der Anleger auf griechische Anleihen. Hingegen gab sich der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras zuversichtlich, dass die Liquidität bei den dortigen Banken nach dem Stresstest der EZB wiederhergestellt werde. Der neue Ausverkauf kommt in einer Phase, in der sich die EZB überlegt, auch griechische und zypriotische besicherte Anleihen in das neu aufgesetzte Kaufprogramm einzubeziehen. Auch hier raten wir, die Gelegenheit zu nutzen und kürzere Unternehmensanleihen verschiedener griechischer Emittenten sowie die Euro-Emissionen Zyperns nachzukaufen. 28 Südamerika: Diskussion um Ausfall drückt die Kurse Eine kann, aber will nicht – der andere will, aber kann womöglich nicht. Das ist die aktuelle Quintessenz aus den Vorgängen in den südamerikanischen Kreditmärkten. Auf der einen Seite steht Argentinien, das Ende Oktober durch Versäumnis einer Zahlungsfrist einen technischen Ausfall hinlegen könnte, nachdem schon im Juli der Zahlungsausfall von fälligen Zinsen erfolgte. Hintergrund sind die Streitigkeiten mit Hedge Funds vor US-Gerichten im Nachgang zur letzten Umschuldung. Sturmwarnung. Bekanntlich hatten rund 7% der Gläubiger an den damaligen Heftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist Nezweimaligen Umschuldungsrunden nicht teilgenommen. attraktiv. überkauft. bringt Chancen. ben einigen privaten Hold-outs sind es in erster Linie Hedge Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Funds, die nun auf einerDervölligen Begleichung der Schulden bestehen und per Gerichtsbeschluss Auszahlungen an andere Gläubiger damit blockieren. Indes: Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 Hier können nicht die Hedge Funds als alleinig Böse klassifiziert werden. Denn auch Argentinien geht dem Streit nicht aus dem Weg - und das aus Prinzip. Zwar verfügt das Land über geschätzte Devisenreserven in Höhe von 29 Mrd. US-$. Doch fürchtet Argentinien bei einer Auszahlung an die Hold-outs die Klagen anderer Gläubiger. Diese mussten damals bei den rund 100 Mrd. US-$ ausstehenden Schulden einen Haircut um rund zwei Drittel hinnehmen. Anders ist die Sachlage in Venezuela. In den Anfangsmonaten des Jahres gab es eine deutliche Rallye in Venezuela-Bonds aufgrund der sehr pragmatischen Arbeit des stellvertretenden Wirtschaftsministers Rafael Ramirez. Dann sackten die Kurse von Juli bis September wieder in sich zusammen, nachdem Spekulationen aufkamen, Ramirez könnte die Regierung wieder verlassen. Im September kam dann auch die Bestätigung, wobei als mögliche Gründe genannt wurden, dass Venezuelas Präsident Maduro Rafael geschasst hat, weil er dessen Reformpläne – u. a. eine Währungsabwertung und Verringerung von Subventionen - nicht mittragen wollte. Nun wurde er zum Chef des staatlichen Ölkonzerns Petroleos de Venezuela abgeordert. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 32 Quelle: http://www.tradingeconomics.com Neben der politischen Brisanz dieser Personalie sorgte dann eine Analyse des Havard-Professors Ricardo Hausmann für Aufsehen. Hausmann, unter Hugo Chavez in den 90er Jahren selbst Minister, stellte die hohe Wahrscheinlichkeit für einen Default Venezuelas dar, was anschließend durch die kurz danach erfolgte Herabstufung der Bonität von B- auf CCC+ durch S&P untermauert wurde. Dass es soweit kam, lag nicht nur an den innenpolitischen und fiskalischen Bedingungen. Letztlich sind die Default-Spekulationen auch Ausdruck eines real negativen Umfeldes. Denn: Der fallende Ölpreis lässt bei den Gläubigern die Alarmglocken läuten. Venezuela generiert den absolut größten Anteil seiner Deviseneinnahmen aus dem Erdölexport. Der inzwischen auf bis zu 80 US-$ gesunkene Ölpreis pro Barrel ist aber auf Dauer zu gering, um das wachsende Haushaltsdefizit und die nötigen Importe zu finanzieren. Hinzu kommt, dass darüber diskutiert wird, wie hoch die Devisenreserven des Landes noch sind. Optimistische Schätzungen gehen von rund 20 Mrd. U-$ aus, was knapp die Schulden decken würde. Pessimistische Prognosen rechnen aber auch nur nicht mit 8 Mrd. US-$. Dass da der Weg hin zu einem Zahlungsausfall nicht mehr weit wäre, liegt auf der Hand. Perspektiven Dennoch will Venezuela auf jeden Fall einen Zahlungsausfall vermeiden - so auch die jüngsten Aussagen von Staatschef Maduro. Wobei er sich auch auf eine generelle Verschuldung berufen kann, die im Vergleich zu anderen Ländern noch nicht einmal besonders dramatisch ist. So lag die Staatsverschuldung zuletzt nur knapp unter 50% des BIP. Die tatsächlichen Zahlen dürften zwar höher liegen, da Venezuela durch seine Staatsbetriebe hier auch sehr wahrscheinlich mit Schattenhaushalten arbeitet. Aber die derzeit herumgereichten Wahrscheinlichkeiten von 50% eines Bankrotts innerhalb der nächsten 2 Jahre halten wir für überzogen. Sturmwarnung. Aber Venezuela muss sich in der aktuellen Situation alternative Refinanzierungsquellen suchen, weil dies über den Heftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben DollarKapitalist attraktiv. überkauft. bringt Chancen. markt nur noch eingeschränkt klappen könnte. Das Stichwort Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG lautet China. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 Schon im Juli hatten China und Venezuela ein neues Kreditabkommen über 4 Mrd. US-$ abgeschlossen. Und die Chinesen dürften auch zukünftig kaum Nein sagen. Dies allerdings nicht aus irgendwelchen ideologischen Verbrüderungen heraus, sondern einzig aus dem starken ökonomischen Interesse Chinas, sich Rohstoffquellen und Marktzugang in Südamerika zu sichern. Dies zieht sich schon seit Jahren wie ein roter Faden durch die chinesische Wirtschaftspolitik, die nicht nur auf Venezuela, sondern auch Argentinien, Brasilien und andere Länder der Region abzielt. Fazit: Venezuela wird die chinesische Hilfe zwar nicht zum Nulltarif bekommen, hat aber damit immer eine Alternative in der Hand, einen Zahlungsausfall auf absehbare Zeit zu verhindern. Entsprechend ist damit zu rechnen, dass die venezolanischen Anleihen ihren jüngsten Sell-off wieder aufholen. 29 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Ukraine: Knapp am Default vorbei Das Thema Zahlungsausfall bestimmte auch in den letzten Wochen die Diskussion rund um ukrainische Bonds. Dabei stand der staatliche Erdgas-Versorger Naftogaz im Mittelpunkt. Zum 30. September lief ein 9,50%-iger Euro-Bond des Unternehmens aus. Allerdings warteten die Gläubiger zuerst vergeblich auf entsprechende Zahlungen, denn Naftogaz hatte schlicht nicht die Mittel, um die inklusive Zinsen aufgelaufenen 1,67 Mrd. US-$ zurückzuzahlen. Nach dem englischen Schuldrecht hätte die Firma noch 10 Tage Zeit gehabt, dies nachzuholen, dann wäre das Papier in den Default gegangen. Das Problem dabei: Die Ukraine garantierte die Anleihe. Gleichzeitig wären über die vorhandenen Cross-Default-Klauseln die Sovereigns ebenfalls fällig geworden. Kein Wunder also, dass die Regierung im Eiltempo alle Hebel in Bewegung setzte, um die Rückzahlung zu gewährleisten. Was letztlich auch gelang. Aber dieser Kraftakt zeigt schon, wie schmal der Grat ist, auf dem die Ukraine derzeit wandert. 30 Mriya: Abwertung der Hrywnja führte zu Schlingerkurs vorgelegten Cashflow-Berechnungen bis Mitte Dezember mit einem leichten Liquiditätsüberschuss. Die Berichte von der Ernte, die seit Mitte September auf Ging bei Naftogaz dank des Eingreifens Hochtouren läuft, zeigen teilweise überder ukrainischen Regierung noch mal al- planmäßige Voluminas gerade bei Mais les gut, bleibt beim börsennotierten Ag- und Zuckerrüben, sodass dennoch rund rarkonzern Mriya die seit August vor- 300 Mio. US-$ Umsatz wie im Vorjahr erherrschende undurchsichtige Lage be- reicht werden können. Auch die wichtistehen. Anfang August hatte der Vor- ge Wintersaat wurde planmäßig ausgestand mangels Liquidität vorerst die bracht. Alle Zahlungen, deren VersäumEinstellung der Bedienung zweier Anlei- nis Sturmwarnung. das operative Geschäft gefährden heserien in US-$ angekündigt. Gleichzei- würden, wurden und werden planmäßig Heftige Korrektur ist tig kam heraus, dass Bürgschaften von geleistet.Risikoaufschläge Darunterbleiben fallen vorDollar allem die attraktiv. überkauft. bringt Chancen. 200 Mio. US-$ im Jahresabschluss nicht Pachten und die Leasinggebühren für die Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG offengelegt waren. Seit dem 23.09. konn- Maschinerie an John Deere. Am Ende ten qualifizierte Anleger sich verschiede- deutet vieles auf eine Liquiditätskrise ne Cashflow-Prognosen, Berichterstat- und weniger auf fehlende Solvabilität hin. tung über den Erntefortschritt und vieles mehr ansehen – und auch die Aufga- Die Gesellschaft strebt eine Restrukturiebenverteilung der neu besetzten Unter- rung ihrer Schulden an. Welchen Beitrag nehmensleitung. Erst am 29.09. kamen der Hauptaktionär, der mit 80% die die wirklichen Ursachen auf den Tisch. Mehrheit hält, leisten will, liegt noch nicht vor. Erwartungsgemäß wurden bisDenn aufgrund der gestiegenen Preise her die 2018er Anleihe und Kreditverkonnten viele betriebsnotwendige Hilfs- bindlichkeiten in Höhe von insgesamt mittel bis hin zum Diesel nicht in ausrei- 534 Mio. US-$ inzwischen fällig gestellt. chender Menge eingekauft werden. So Alternativ steht die Insolvenz des zu der waren am Ende wegen Treibstoffman- handvoll ukrainischer Agrarriesen zähgels und fehlender Dünge- und Spritz- lenden Unternehmens, das durchmittel 91.000 der insgesamt 320.000 schnittlich noch 5 Jahre die Flächen zu Hektar nicht ordentlich bewirtschaftet günstigen Pachten in ukrainischer Wähworden. Den dortigen Aufwuchs zu ern- rung unter Vertrag hat und seine Proten, lohnte sich nicht. Anstelle dessen dukte vor allem international in US-$ vergab man die Flächen örtlichen Bauern kauft. zum Abernten und kassierte hier lediglich die Pacht. Sonst hätte man weitere Mitte Dezember müssten die Ernte ab7 Mio. US-$ draufbezahlt. Insgesamt geschlossen und die Lagerbestände errechnet der Konzern nach inzwischen fasst sein. Dann wird verhandelt. Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Rohstoffe: Es geht um den Einfluss der Emerging Markets Im Rohstoff-Sektor wird immer deutlicher, dass globale makroökonomische Entwicklungen dafür sorgen könnten, dass Rohstoffe auch im Rest des Jahres und darüber hinaus eher zu den Underperformern gehören werden. Eines der großen Themen sind dabei die Emerging Markets, die derzeit eine Normalisierung ihrer Wachstumsdynamik erleben. Normalisierung bedeutet dabei, dass die in den vorangegangenen Jahrzehnten immer wieder herausgestellten exorbitanten Vorteile in den Wachstumsraten zunehmend in Richtung des Niveaus westlicher Industriestaaten abgeschmolzen werden. Grafik 33 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Das bedeutet nicht, dass es hier nicht noch Wachstumsvorteile gibt. Doch diese sind inzwischen deutlich geringer. Noch 2011 zeigten Schwellenländer ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 6,3% gegenüber nur 1,5% in den Industriestaaten. Für dieses Jahr gibt es zwar immer noch einen mehr als doppelt so großen Vorsprung, doch die Relationen rücken zusammen. So wird für die Schwellenländer ein durchschnittliches Wachstum von 4,6% erwartet, für die Industrieländer von 2%. Die Schwellenländer pendeln sich anscheinend zunehmend auf ein Wachstumsniveau um die 4% bis 5% p. a. ein. Doch das ist aktuell zu wenig, um für eine signifikante Belebung in etlichen Rohstoff-Assets zu sorgen. Dies trifft insbesondere weiterhin die Basis- bzw. Industriemetalle. Wobei sowohl der private Sektor als auch die öffentliche Hand in punkto Ausgaben und Investitionen zunehmend auf die Bremse drücken. Das gilt insbesondere in der „ex-China“-Betrachtung. Perspektiven 31 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Grafik 34 Die Zeiten eines Investitionswachstums scheinen zunehmend vorbei zu sein, wobei die Unternehmen inzwischen schon auf einem faktischen Null-Wachstum angekommen sind. Die Regierungen, die in den Schwellenländern grundsätzlich zu einer eher proaktiven Ausgabenpolitik neigen, haben zwar noch Spielraum für Wachstumsimpulse. Doch auch hier stehen die Signale derzeit eher auf Rot, was sich auch in den möglichen Impulsen aus der Fiskalpolitik ergibt. Die Folge ist erkennbar. Bei den Industriemetallen sorgt die abnehmende Nachfrage für Abgabedruck, der sich trotz der erkennbaren aktuellen Stabilisierungsphase wohl noch erhöhen Sturmwarnung. könnte. Allerdings ist die Sachlage derzeit dann doch noch etwas verworrener, was vorKorrektur allem auch für dasbleiben Industriemetall Heftige Risikoaufschläge Dollar istNumattraktiv. überkauft. bringt Chancen. mer 1, das Kupfer gilt. Aktien: Anleihen: Währungen: Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG Denn hier stehen den negativen Fundamentals einige technische Indikatoren gegenüber, die durchaus für einen Ausbruch nach oben auf kurze Sicht sprechen. Technisch gesehen ist der Kupferpreis schon so stark nach unten gedrückt worden, dass er inzwischen wichtige Unterstützungen erreicht hat, die in der Vergangenheit oftmals eine technische Trendwende initiierten. ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Fazit: Sollte Kupfer hier ein technisches Signal liefern können, sollte aus einer grundsätzlich neutralen Einstellung ein kurzfristig angelegter spekulativer Kauf werden. Grafik 35 Quelle: Ryan, Robert P. (Hrsg.); Commodity and Energy Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 16.10.2014, S. 1, 2. Der Kupferpreis könnte vor einer technischen Trendwende stehen. 32 Quelle: Ryan, Robert P. (Hrsg.); Commodity and Energy Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 16.10.2014, S. 15. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Ölpreis in der Hand der Saudis? Grafik 36 Eine weitere Sondersituation bildet das Öl. Die Ölsorten Brent und WTI sind beide auf 80 US-$ je Barrel gefallen. Brent erreichte einen über vierjährigen Tiefststand. Schwache physische Nachfrage aus Asien in Kombination mit einer steigenden Produktion zwang die Produzenten, ihre Preise zu senken. Erstaunlich bleibt dabei, dass die OPEC keine Schritte unternommen hat, die Produktionsmenge zu senken – wohl in der Erwartung, dass die aktuelle geopolitische Lage im Mittleren Osten und in Libyen dies nicht rechtfertigen. Eine Schlüsselrolle haben dabei die Saudis. Saudi-Arabien hat in den letzten 5 Jahren eher eigenmächtig den Ölpreis „gemanagt“. Was sich aus der hervorgehobenen Position des Wüstenstaates innerhalb der OPEC ergab. Die Folge: Während die anderen OPEC-Mitglieder derzeit faktisch auf Voll-Kapazität laufen, hat Saudi-Arabien noch Kapazitäts-Reserven von rund 30% der Produktion. Unter dem Strich galt schon seit 2009: Die vereinbarten Quoten sind derzeit irrelevant. Hinzu kommt auch, dass die Saudis gegen niedrigere Ölpreise unempfindlicher sind und diese auch länger aushalten können. Die anderen OPEC-Länder können so eigentlich nur einen Weg einschlagen: Eine konzertiere Aktion von Produktionskürzungen, um damit am Ende die deutliche Zurückhaltung der Saudis zu überkompensieren. Das Ziel dürften dabei 105 US-$ je Barrel sein, die aktuell als Break-Even im Kartell gelten. Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Quelle: Ryan, Robert P. (Hrsg.); Commodity and Energy Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 16.10.2014, S. 6. Ob eine Produktionskürzung an der Preisfront Erfolg hat, hängt allerdings auch stark von der Nachfragesituation ab. Und die spricht derzeit eher gegen eine rasche Erholung des Ölpreises. Denn sowohl saisonale Grunde als auch der schon angesprochene schwierige globale Konjunkturausblick sprechen dagegen. Fazit: Um Öl hier neue Impulse zu verleihen, bedarf es also der Saudis, die es zumindest in der Hand hätten, durch Produktionskürzungen den Ölpreis wieder in Richtung 100 US-$ je Barrel zu bringen. Doch noch gibt es dafür keine Anzeichen. Perspektiven 33 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Währungen: Einsame Euro-Bullen Um die Euro-Bullen ist es nach dem 8%igen Anstieg des US-$ seit dem zweiten Quartal einsam geworden und auch wir müssen unsere ursprünglich optimistische Haltung im Hinblick auf die relative konjunkturelle Schwäche zur USA erst einmal auf den Prüfstand stellen. Am besten ließe sich eine Verbesserung der Situation an einer höheren Kreditvergabe durch die Banken festmachen. Und da könnte in der Tat der Stresstest der EZB im Vorfeld der Übernahme der Bankenaufsicht den Banken eine neue Sicherheit bieten, um mehr Kredite auszureichen. Die Zinsdifferenzen sprechen jedenfalls für den Dollar, die Größenordnung spekulativer Longpositionen und der Stand der Meinungsindikatoren gegen ihn. Grafik 37 Grafik 39 Sturmwarnung. Aktien: Anleihen: Währungen: Heftige Korrektur bringt Chancen. Risikoaufschläge bleiben attraktiv. Dollar ist überkauft. Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 22.10.14 13:51 Update Fragile Five4 Seit 2008 haben die Schwellenländer-Währungen trotz steter Kapitalzuflüsse aus dem Ausland gegenüber dem US-$ verloren. Bis in den Sommer hinein galt das auch gegen den Euro. Der Grund liegt in der Refinanzierung der Leistungsbilanzdefizite. Angesichts geringeren Wachstums dürfte sich die Rendite von Investitionen ebenfalls reduzieren und am Ende zu einem Rückgang ausländischer Direktinvestitionen in diesen Ländern führen. Wenn dann noch Investoren ihre Gelder aus diesen Ländern abziehen, stehen Kursrückgänge ins Haus. 4 Die Fragile Five dürften darunter leiden: Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und Türkei. 34 Quelle: Kalirai, Harvinder (Hrsg.); Foreign Exchange Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 10.10.2014, S. 11. Quelle: Budaghyan, Arthur (Hrsg); Emerging Markets Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 15.10.2014, S.8. Grafik 38 Quelle: Kalirai, Harvinder (Hrsg.); Foreign Exchange Strategy,Weekly Report, BCA Research, Montreal, 10.10.2014, S. 9. 4. Quartal 2014 PERSPEKTIVEN 4. Quartal 2014 Disclaimer 1. D ie vorliegenden Empfehlungen können je nach den speziellen Anlagezielen, dem Anlagehorizont und der individuellen Vermögenslage für einzelne Anleger nicht oder nur bedingt geeignet sein. Sie sind grundsätzlich auf eine mittelfristige Anlagestrategie – also einem Zeithorizont von mindestens sechs Monaten – ausgerichtet und für Anleger geeignet, die ein höheres Verlustrisiko in ihrer Anlagestrategie in Kauf nehmen. Genannte Kursziele sind dagegen an keinen Zeitraum für deren Erreichen geknüpft. Die in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen und Meinungen wurden von der I.C.M. InvestmentBank AG nach bestem Urteilsvermögen abgegeben und entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments. Sie können sich aufgrund künftiger Ereignisse oder Entwicklungen jederzeit ändern. 2. Dieses Dokument darf in anderen Ländern nur in Einklang mit dort geltendem Recht verteilt werden. Personen, die in den Besitz dieses Dokuments gelangen, sollten sich über die dort geltenden Rechtsvorschriften informieren und befolgen. 3. Dieses Dokument stellt eine unabhängige Bewertung durch die I.C.M. InvestmentBank AG dar, soweit nicht andere Quellen angegeben sind. Alle hierin enthaltenen Bewertungen, Stellungnahmen und Erklärungen sind diejenigen des Verfassers des Dokuments Perspektiven tmentBank AG sämtliche Daten auf und stimmen nicht notwendigerweise der verlinkten Seite bzw. Daten, auf mit denen dritter Parteien überein. welche von dieser Seite aus zugegrifDie I.C.M. InvestmentBank AG hat die fen werden kann, bestätigt, empfiehlt Informationen, auf die sich das Dokuoder genehmigt. Die I.C.M. Investmment stützt, aus Quellen übernomentBank AG übernimmt weder eine men, die sie als zuverlässig einschätzt, Sturmwarnung. Haftung für solche Daten noch für irhat aber nicht alle diese Informationen gendwelche Konsequenzen, die aus selbst verifiziert. Dementsprechend Heftige Korrektur Risikoaufschläge bleiben Dollar ist der Verwendung dieser Daten entstegibt die I.C.M. InvestmentBank AG attraktiv. überkauft. bringt Chancen. hen. keine Gewährleistung oder ZusicheDer Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG rung hinsichtlich der Vollständigkeit Interessenkonflikte können sich aus oder Richtigkeit der in diesem Doku- 5. folgenden Sachverhalten ergeben: Die ment enthaltenen Informationen oder I.C.M. InvestmentBank AG agiert als FiMeinungen ab. Alle verwendeten und nanzkommissionär für Emissionen der zitierten Quellen können auf Anfrage Landesbank Berlin in diesen Wertpagerne zur Verfügung gestellt werden. pieren: Vietnam Opportunity Zertifikat (LBB1XG) und Vietnam Real Estate 4. Des Weiteren übernimmt die I.C.M. Zertifikat (LBB1XW). Weiterhin überInvestmentBank AG keine Haftung für nimmt die I.C.M. InvestmentBank AG Verluste, die durch die Verteilung und/ das Management des Leonardo UIoder Verwendung dieses Dokuments Fonds (A0MYG1, A1J9EP), des Lebensverursacht und/oder mit der Verteiwerte Zukunft Rentenfonds UI (A1JSlung/Verwendung dieses Dokuments XE) und des Mundus Classic Value im Zusammenhang stehen. Eine EntFonds (A114WE, A114WF). Die I.C.M. scheidung bezüglich einer WertpapieInvestmentBank AG hat keine Wertranlage sollte auf der Grundlage unabpapiere im Eigenbestand über die in hängiger Investmentanalysen und Verder vorliegenden Publikation eine Meifahren sowie anderer Studien, einnung geäußert wurde. schließlich, jedoch nicht beschränkt auf, Informationsmemoranden, Verkauf- oder Emissionsprospekte erfol- HyperLinks: gen und nicht auf der Grundlage die- http://www.morganstanley.com/terms.html , ses Dokuments. Obgleich die I.C.M. http://www.nomura.com/ , http://www.crediteurope.ru/en/research/ , InvestmentBank AG Hyperlinks zu Inhttp://w ww.bcaresearch.com/public/general/ ternet-Seiten von in diesem Dokucopyright.asp , ment erwähnten Unternehmen ange- http://www.rencap.com/ , ben kann, bedeutet die Einbeziehung http://www.jpmorgan.com , eines Links nicht, dass die I.C.M. Inves- https://www.goldman360.com . Aktien: ICM-1400-NO-032_Quartalsbericht_Perspektiven_4_RZ.indd 1 Anleihen: Währungen: 22.10.14 13:51 35 Hauptniederlassung Berlin Meinekestraße 26 D-10719 Berlin T +49(0)30|887106-0 F +49(0)30|887106-20 Niederlassung Dresden Augustusweg 44 D-01445 Radebeul T +49(0)351|44945-0 F +49(0)351|44945-32 Niederlassung Kassel Neue Fahrt 2 D-34117 Kassel T +49(0)561|70049-0 F +49(0)561|70049-20 Niederlassung Nürnberg Weintraubengasse 2 D-90403 Nürnberg T +49(0)911|20650-0 F +49(0)911|20650-50 www.i-c-m.de Herausgeber: ICM InvestmentBank AG verantwortl. für den Inhalt: Dr. Norbert Hagen Zuständige Aufsichtsbehörde: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Instituts-Nr. 117 810 Vorstand: Dr. Norbert Hagen, Dietmar Hebendanz Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dieter Wenzl Datum der ersten Veröffentlichung: 28.10.2014 Realisierung und Gestaltung: Birke und Partner Kommunikationsagentur, Erlangen; Bildnachweis: © Zacarias da Mata - Fotolia.com Sitz der Gesellschaft ist Berlin