16 neue verpackung> 07.2005 aktuell> Unternehmen Krones AG Weltweit jedes vierte Getränk abgefüllt Das Jahr 2004 war für die Krones AG, Neutraubling, geprägt von der guten Konjunktur im Export, die den gesamten deutschen Maschinenbau beflügelte, und der anhaltenden Nachfrageschwäche im Inland. „Darüber hinaus wurde unsere Geschäft durch den starken Euro, den schwachen Dollar und die stark steigenden Rohstoffpreise erschwert“, berichtete Vorstandsvorsitzender Volker Kronseder. > Krones hat sich nicht nur als Weltmarktführer für Getränkeabfüllanlagen und Verpackungsmaschinen behauptet, sondern seine Marktstellung weiter ausgebaut. Der Umsatz wuchs um 6 Prozent auf 1,52 Mrd. Euro, 82 Prozent davon wurde allerdings im Ausland (42 Prozent Europa) erzielt. Trotz widriger Rahmenbedingungen wurde der Konzern-Jahresüberschuss erneut leicht auf 62 Mio. Euro verbessert. Der Kernbereich „Maschinen und Anlagen zur Produktabfüllung und -ausstattung“, erzielte 85 Prozent der KonzernUmsatzerlöse. Vom globalen Verpackungsmarkt (Volumen 22 Mrd. Euro) entfallen 4 Mrd. Euro auf Getränke, der Krones-Marktanteil in dieser Sparte beträgt weltweit 25 Prozent – jedes vierte Getränk wurde also vom Neutraublinger Konzern abgefüllt. Rund-um-Problemlöser Die Mitarbeiterzahl im Konzern hat sich um über 200 auf insgesamt annähernd 8.900 Personen erhöht, etwa 1.600 davon arbeiten im Ausland; insgesamt wurden zudem 409 junge Menschen ausgebildet. Auch 2004 investierte Krones 6 Prozent der Erlöse (96 Mio. Euro) in Forschung und Entwicklung. „Wir entwickeln uns über die klassische Maschinen- und Anlagentechnik hinaus zum „Rund-um-Problemlöser“ für unsere Kunden, indem wir Maschinenbau, Anlagen-know-how, Verfahrenstechnik, Mi- krobiologie und Informationstechnik harmonisch miteinander verbinden und optimieren!“, sagte Krones-Chef Volker Kronseder. Suche nach den indischen Körnern Hans-Jürgen Thaus, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, berichtete davon, dass man Dank eines innovativen und wettbewerbsfähigen Produktportfolios Aufträge im Wert von 1.554 Mio. Euro (plus 7,8 Prozent) erhielt. „Unsere Kun- Kennzahlen 2004 > Umsatz: 1,52 Mrd. Euro (+6,2 Prozent), 82 Prozent Exportanteil > Jahresüberschuss: 62 Mio. Euro, > Jahres-Überschuss vor Steuern: 6,3 Prozent, > ROCE (Kapitalrendite): 18,7 Prozent, > Mitarbeiter: 8.897 (+2,4 %), > 7.345 davon in Deutschland, > Forschung & Entwicklung: 96 Mio. Euro (6 Prozent), > Branchen: 50 Prozent Softdrinks, Wasser, Saft (seit 1999 plus 116 Prozent), 24 Prozent alkoholische Getränke, 26 Prozent Non Beverage (Milch, Food, Kosmetik), > Abfüll-Material: 75 Prozent PET, 20 Prozent Glas, 5 Prozent Metall Neuheiten aus Neutraubling Krones hat in den letzten 18 Monaten die „Accu“-Familie entwickelt, die zukünftig das Produktprogramm der Transporttechnik ergänzt. Das Highlight dieser Produktfamilie ist der „Acculink“, der mit dem Deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet wurde. Der Acculink erlaubt die Pufferung von leeren PET-Flaschen auf kleinsten Raum. Im Gegensatz zum Lufttransport, in dem die Flaschen lose hängen, sind im Acculink die Flaschen über die gesamte Transportstrecke in einer Klammer gehalten. Der Acculink besteht aus einer durchgehenden Kette, die sich spiralförmig um eine horizontale oder vertikale Achse windet. Ein Schlittensystem lenkt die Kette um und definiert so die Länge der Speicherstrecke. Laut Rainer Kahl, Leiter Transporttechnik, können auf 20 qm (statt wie bisher 200) bis zu 2.200 PET-Flaschen gepuffert werden, um kleinere Störungen aufzufangen. Ein Kontakt von Flasche zu Flasche findet ebenso wenig statt wie zwischen Flasche und Führung im herkömmlichen Lufttransport. Damit können die Flaschen wesentlich sicherer transportiert werden, zudem ist der Energieverbrauch geringer als bei der bisherigen Transportvariante. Zusätzlich erlaubt dieses Puffersystem Blasmaschine, Etikettiermaschine und Füller auf engstem Raum zu installieren, so dass das gesamte System von nur einer Person bedient werden kann. neue verpackung> 07.2005 den fragen immer weniger nach einzelnen Maschinentypen, sondern zunehmend nach kompletten Systemlösungen. Darin liegt eindeutig die Stärke von Krones“, sagte er. Von den weltweit neun Vertriebsregionen waren Nordamerika und Westeuropa die stärksten Gebiete, gefolgt von Asien/Pazifik. Enttäuschend waren die Auftragseingänge aus Mittel- und Südamerika, was mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation und Investitionszurückhaltung zu erklären ist. „China ist sehr interessant für uns, ganz im Gegensatz zu Indien. Hier bin ich wesentlich weniger euphorisch als andere, denn sehr viele Vorschriften, restriktive Zölle und mangelnde Kaufkraft der Menschen sind nicht gerade förderlich für uns. Immer wieder finden wir ein Korn auf dem indischen Markt, aber wir müssen es schon sehr suchen“, berichtete Volker Kronseder. Die Hälfte aller Maschinen und Anlagen verkaufte Krones für die Verarbei- Unternehmen <aktuell Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen konnten die beiden Vorstandsvorsitzenden der Krones AG, Volker Kronseder (rechts) und Hans-Jürgen Thaus einen gestiegenen Jahres-Überschuss 2004 und sehr zuversichtliche Zahlen für 2005 vermelden. (Fotos: Krones) tung von Softdrinks, Wasser und Säften. Innerhalb der letzten fünf Jahre (seit 1999) wuchs dieser Bereich um 116 Prozent. Weiterhin gute Geschäftsaussichten Auf die alkoholischen Getränke entfielen 24 Prozent des Umsatzes. „Im Non-Beverage-Bereich (Food, Chemie, Pharmazie, Kosmetik) konnten wir innerhalb der letzten fünf Jahre unseren Umsatz fast verfünffachen und auf 400 Mio. Euro steigern. Drei Viertel des Umsatzes erzielen wir mit PET-Anlagen, nur noch 20 Prozent entfielen auf Anlagen für die Glas-Abfüllung“, sagte Thaus. Der Jahresüberschuss des Konzerns beträgt nach Steuern 61,8 Mio. Euro (plus 2,3 Prozent), das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 134,5 Mio. Euro(Vorjahr: 145,2 Mio. Euro). Der Cash Flow im Konzern betrug 101,1 Mio. Euro und lag damit leicht über 17 18 neue verpackung> 07.2005 aktuell> Unternehmen Volker Kronseder: „Wir müssen zwar ganz schön danach suchen, aber wir finden auch auf dem indischen Markt immer wieder ein interessantes Körnchen“. Hans-Jürgen Thaus: „Das Arbeitszeitmodell BEZ ist die Grundlage für den Fortbestand unserer Werke in Deutschland, sorgt für Sicherheit und hohe Prämien.“ dem Wert des Vorjahres (100,2 Mio. Euro). Mit Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögensgegenstände und Finanzanlagen (41 Mio. Euro) hielt man sich zurück, dem gegenüber standen Abschreibungen im Wert von 42 Mio. Euro. Ursache für diese Zurückhaltung war die Unsicherheit, ob und wie es in Deutschland weiter gehen würde. „Doch im Dezember 2004 haben wir unser BEZ-Arbeitszeitmodell vereinbart, die Grundlage für den weiteren Aus- und Aufbau der deutschen Produktionsstandorte“, sagte Thaus (siehe Kasten). Auf Basis der „strategischen Planung“, die bis zum Jahr 2009 mit konkreten Planzahlen vorliegt, werden in den Jahren 2005 und 2006 127 Mio. Euro im Konzern investiert, in den Jahren 2007 und 2008 weitere 100 Mio. Euro. Mögliche akquisitorische Schritte sind dabei allerdings noch nicht inbegriffen. Von 1999 bis 2004 wurde das Umsatzwachstum von 616 Mio. Euro aus eigener Kraft finanziert, die Investitionen im gleichen Zeitraum in Höhe von 338 Mio. Euro mit eigenen Mitteln gestemmt, Sander Hansen und Kosme akquiriert, Aktienrückkäufe in Höhe von 40 Mio. Euro getätigt und die Dividende an die Aktionäre um 150 Prozent gesteigert. Zum Jahresende 2004 verfügte der Konzern immer noch über freie liquide Mittel in Höhe von 75 Mio. Euro. „Zum siebten Mal in Folge wird die Dividende angehoben, sie soll je Stammaktie 1,30 Euro betragen“, betonte Thaus. 54,05 Prozent der 10,5 Mio. Stammaktien hält die Familie Kronseder, der Rest ist im Streubesitz. „Der Auftragseingang konnte in den ersten drei Monaten um 9 Prozent auf 442 Mio. Euro verbessert werden. Wir leiten daraus die Zuversicht ab, dass wir in 2005 erneut im Rahmen unseres internen Wachstumskorridors zwischen 5 und 10 Prozent im Umsatz zulegen werden“, berichtete Kronseder. Der Konzern arbeite weiterhin an der Verbesserung der „Lösungskompetenz“ im Sinne der Kunden bei Komplettanlagen. „Alles aus einer Hand“ durch intelligente Verknüpfung von Maschinenbau, Elektronik, Mikrobiologie und hochmoderne IT-und Softwaresysteme. Das KronesSchlagwort hierzu heißt „Systemtechnik“. Schwerpunkt künftig, so betont Christop Klenk, Vorstand für Forschung und Entwicklung, sei Flexibilität und Wartungsfreundlichkeit. „Unsere Kunden wollen Lösungen, die zukunftsfähig sind und weltweit einsetzbar – diesen Wunsch erfüllen wir.“ Zukunftsfähige Lösungen anbieten Mittlerweile haben, so Klenk, die Krones-Anlagen eine hohe Akzeptanz bei neuen Applikationen, auch bei mikrobiologisch sehr empfindlichen Produkten wie Milch oder flüssigen Milchprodukten. „Unser Wachstum außerhalb der Getränkeindustrie – Food, Pharma, Kosmetik – werden wir durch den Ausbau mit weiteren Applikationen fortsetzen. Auf der im September in München stattfindenden Weltleitmesse für die Getränketechnik „drinktec“ werden wir unsere Innovations- und Leistungsfähigkeit im Sinne unserer Kunden unter Beweis stellen“, unterstrich Kronseder. >| Das BEZ-Arbeitszeitmodell Mit den deutschen Krones-Mitarbeitern wurde im Dezember ein Zukunftspakt für den Standort abgeschlossen. „Unter dem Namen BEZ – Beschäftigung, Erfolg, Zukunft – haben wir eine flexible Arbeitszeit vereinbart. Die prinzipielle Wochenarbeitszeit beträgt 38 Stunden, kann bei Bedarf aber bis zu 45 oder auch nur 35 Stunden betragen. Neu daran ist, dass die Mehrstunden nur zu 50 Prozent bezahlt werden. Haben wir allerdings wirtschaftlichen Erfolg – sprich ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum – dann bekommen die Mitarbeiter im Frühjahr des folgenden Jahres für die Mehrstunden bis zu 150 Prozent bezahlt“, erläutert Hans-Jürgen Thaus. Laut Volker Kronseder profitieren beide Seiten: die Mitarbeiter durch sichere Arbeitsplätze, hohe Investitionen in den deutschen Standort und große mögliche Prämien. Der Konzern muss nicht sofort jede Überstunde teuer bezahlen, sondern erst dann, wenn man den Erfolg des Mehr-Einsatzes wirtschaftlich zählbar sieht.