Beiträge zur Kristallchemie der Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Vytas Cirpus aus Bocholt Köln 1997 Kleikamp Druck GmbH Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. A. Adam Prof. Dr. G. Meyer Tag der mündlichen Prüfung: 10.12.1997 Die experimentellen Untersuchungen zu der vorliegenden Arbeit wurden in der Zeit von März 1994 bis Juli 1997 im Institut für Anorganische Chemie der Universität zu Köln unter der Leitung von Herrn Priv.-Doz. Dr. A. Adam durchgeführt. Herrn Priv.-Doz. Dr. A. Adam danke ich herzlich für sein stetes Interesse sowie die großzügige Förderung und Unterstützung dieser Arbeit. Für Petra Inhalt 1 Einleitung 2 Arbeitsmethoden 2.1 Präparative Methoden 2.2 Röntgenographische Methoden, Neutronenbeugungsexperimente 2.2.1 Pulvermethoden 2.2.2 Einkristallverfahren 2.2.3 Neutronenbeugungsuntersuchungen 2.3 Rechenmethoden 2.3.1 Auswertung von Pulveraufnahmen 2.3.2 Strukturverfeinerung mit Vierkreisdiffraktometerdaten 2.3.3 Strukturverfeinerung mit Pulverdiffraktometerdaten 2.4 Thermoanalytische Methoden 3 Die Bond-Valence-Methode 3.1 Grundlagen 3.2 Koordinationspolyeder, Koordinationszahl und Polyederverzerrung 1 5 5 5 5 6 6 7 7 7 9 10 11 11 14 3.2.1 Bestimmung von Koordinationspolyedern 3.2.2 Bestimmung von Koordinationszahlen 3.2.3 Entwicklung einer Methode zur Behandlung von Polyederverzerrung 3.3 Untersuchungsmethoden 14 17 18 21 3.3.1 Verwendete Programme 3.4 Anwendung der Bond-Valence-Methode auf Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen 3.4.1 Einfluß der Koordinationszahl 3.4.2 Einfluß der Verzerrung des Koordinationspolyeders 22 23 24 33 3.5 Diskussion 3.5.1 Berechnung von Bindungsvalenzen unter Berücksichtigung von Koordinationszahl oder Polyederverzerrung 3.5.2 Zur Interpretation der Ergebnisse für ro und b 3.5.3 Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen bei niedrigen Koordinationszahlen 36 3.5.4 3.5.5 36 39 42 Einfluß von Fehlern in Bindungslängen 45 Zusammenhang zwischen Polyederverzerrung und mittlerem Bindungswinkel bei Verbindungen mit einsamem Elektronenpaar 46 3.6 Möglichkeiten und Grenzen einer erweiterten Bond-Valence-Methode 4 Bindungslängen und -winkel in Carbonat- und Hydrogencarbonat-Ionen 4.1 Bindungslängen 4.2 Bindungswinkel 4.3 Zusammenhang zwischen Bindungsvalenz und mittlerer Bindungslänge 49 51 51 53 56 5 Darstellung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten über alkalische Hydrolyse von Dialkylcarbonaten 57 5.1 Natriumhydrogencarbonat und Natriumdeuteriumcarbonat 5.1.1 Darstellung 5.1.2 Röntgenstrukturanalyse 5.1.3 Diskussion der Kristallstruktur 58 59 60 61 5.1.4 Valenzsummen in NaHCO3 und NaDCO3 5.1.5 Einfluß der Deuterierung auf Bindungslängen 5.1.6 Neutronenbeugungsexperimente an NaDCO3 5.2 Alkalimetallhydrogencarbonate mit trimerer [H2(CO3)3]4--Baueinheit 64 65 68 72 5.2.1 5.2.2 5.2.3 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung von Rb4[H2(CO3)3] * H2O und K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O Diskussion der Kristallstrukturen Thermische Zersetzung 5.3 Rubidiumhydrogencarbonat 5.3.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung 5.3.2 Diskussion der Kristallstruktur 5.3.3 5.3.4 5.3.5 73 74 82 85 85 87 Vergleich der Strukturdaten von RbHCO3 mit schwingungsspektroskopischen Untersuchungen 92 Zu einer Phasenumwandlung von RbHCO3 94 Mischkristallbildung von RbHCO3 und KHCO3 95 5.4 Rb2CO3 * 1,5 H2O 5.4.1 Darstellung und röntgenographische Untersuchungen 5.4.2 Diskussion der Kristallstruktur 5.4.3 Thermische Zersetzung 100 100 102 108 5.5 Cs2CO3 * 3 H2O 5.5.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung 5.5.2 Diskussion der Kristallstruktur 5.5.3 Thermische Zersetzung von Cs2CO3 * 3 H2O 5.6 Cäsiumcarbonat 109 110 112 116 118 5.6.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung 5.6.2 Diskussion der Kristallstruktur 5.7 Lithiummonomethylcarbonat 118 119 126 5.7.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung 5.7.2 Diskussion der Kristallstruktur 5.7.3 Ableitung eines Strukturmodells für LiHCO3 6 Formale und strukturelle Systematik der Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate 6.1 Homologe Reihen der Hydrogencarbonate 127 129 135 138 138 6.2 Strukturmotive in Alkalimetallcarbonat-Hydraten 6.3 Strukturelle Gemeinsamkeiten von NaHCO3, Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und 141 Na5[H3(CO3)4] 142 6.4 Ableitung einer Strukturaufbauregel für Verbindungen des Typs A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O 144 6.5 Strukturverwandtschaft von Alkalimetallhydrogencarbonaten mit zyklisch-dimerem [H2(CO3)2]2--Anion 7 Untersuchungen im System Na+/A+/CO32-/HCO3-/H2O mit A = K, Rb 7.1 Bodenkörper gesättigter Lösungen von A2CO3 und AHCO3 mit A = Na, K 7.2 NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb 7.2.1 Kristallzucht und röntgenographische Charakterisierung 7.2.2 Diskussion der Kristallstrukturen 7.2.3 Thermische Zersetzung von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O 7.3 NaK5[H(CO3)2] 7.3.1 7.3.2 7.3.3 Röntgenographische Charakterisierung Diskussion der Kristallstruktur Thermische Zersetzung von NaK5[H(CO3)2]2 7.4 Anwendbarkeit der Regeln zum Strukturaufbau bei gemischten Alkalimetallhydrogencarbonaten 8 Zusammenfassung Literaturverzeichnis Anhang: Pulverdaten 151 153 153 156 156 158 165 166 166 171 174 175 177 1 1 Einleitung Von den Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten sind insbesondere solche intensiv untersucht, die wie Natriumcarbonat Na2CO3 („Soda“), Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 („doppeltkohlensaures Natron“) und Kaliumcarbonat K2CO3 („Pottasche“) weltweit große wirtschaftliche Bedeutung besitzen (vgl. [1]). Die bisher durchgeführten röntgenographischen Untersuchungen belegen die strukturelle Vielfältigkeit und theoretische Bedeutung dieser Substanzklassen. So stellt die Struktur von γ-Na2CO3 ein bereits als klassisch zu bezeichnendes Beispiel für inkommensurable Strukturen dar [2-4]. KHCO3 [5-11] sowie Trona Na3H(CO3)2 [7,12,13] und Wegscheiderit Na5H3(CO3)4 [12,14] sind gut untersuchte Modellsysteme für die Beschreibung von symmetrischen und asymmetrischen Wasserstoffbrückenbindungen. Von besonderem Interesse ist auch die Untersuchung von Phasenumwandlungen z.B. bei KHCO3 [15-18], K2CO3 [19] und Na2CO3 [20]. Systematische Strukturuntersuchungen erfolgten in diesen Substanzklassen bisher nicht. Von den bereits in der Literatur [21] beschriebenen Verbindungen wurde nur etwa die Hälfte strukturell geklärt (Tabelle 1.1). Dabei resultierte ein Teil der Strukturaufklärungen - so z.B. an K2CO3 [22] und CsHCO3 [23] - aus einer zufälligen Darstellung von Einkristallen. Besonders lückenhaft ist das Datenmaterial über die Carbonate und Hydrogencarbonate der schweren Alkalimetalle Rubidium und Cäsium sowie deren Hydrate. Tabelle 1.1 Einkristallstrukturanalysen an Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten. Verbindung Li2CO3 NaHCO3 Na2CO3 Na2CO3 * H2O Na2CO3 * 7 H2O Na2CO3 * 10 H2O Na3[H(CO3)2] * 2 H2O Na5[H3(CO3)4] KHCO3 K2CO3 K2CO3 * 1,5 H2O RbHCO3 CsHCO3 LiNaCO3 NaKCO3 * 6 H2O erstmalige Strukturbestimmung 1957 1933 1969 1936 1982 1969 1949 1990 1952 1973 1969 1969 1993 1996 1984 Neubestimmung Literatur 1979 1962, 1965 1976 1970, 1975 1997 1956, 1982, 1986 1954, 1968, 1974 - [24,25] [26-28] [2,29] [30-32] [33] [34,35] [36-40,13] [14] [41-43,5,6] [22] [44] [45] [23] [46] [47] 2 Abb. 1.1 Verknüpfungstypen von Hydrogencarbonat-Ionen über Wasserstoffbrückenbindungen. a) 1∞[HCO3]--Kette aus z.B. NaHCO3 [28]; b) zyklische, dimere [H2(CO3)2]2--Baugruppe wie in KHCO3 [5]; c) Baugruppe aus Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [40]; d) Baugruppe aus Na5[H3(CO3)4] [14]. a) b) c) d) In der Substanzklasse der Alkalimetallhydrogencarbonate AHCO3 ist keine Verbindung mit isolierten HCO3--Ionen bekannt. Hier bilden die Anionen über kurze Wasserstoffbrückenbindungen verknüpfte Baueinheiten der Form 1∞[HCO3]- in NaHCO3 [28] oder zyklische, dimere [H2(CO3)2]2--Baugruppen in z. B. KHCO3 [5] (Abb. 1.1). In Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Na5[H3(CO3)4] [40,14] sind strukturanalytisch Hydrogen-bis-carbonat- bzw. Trishydrogen-tetrakis-carbonatanionen nachgewiesen worden, in denen keinem Bauelement die Funktion eines CO32--Anions zugeordnet werden kann. Bisher ist unklar, ob solche oligomeren Hydrogencarbonat-Anionen in nur wenigen Verbindungen auftreten und dementsprechend als „exotisch“ aufgefaßt werden dürfen, oder komplexe Zusammenhänge erkennbar werden. Möglich ist, daß sich hier homologe Reihen oligomerer HydrogencarbonatAnionen formulieren lassen; dann sollte auch ein Bis-hydrogen-tris-carbonat-Anion existieren. Aufgrund des bisher geringen Datenmaterials zu Strukturen der Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate waren strukturelle Vergleiche zwischen diesen Substanzen nicht möglich. 3 Gelingt eine Erweiterung der Kenntnisse über auftretende Strukturen, sollten Gemeinsamkeiten erkennbar sein, durch die eine über formale Zusammenhänge hinausgehende, auf Strukturelementen vorgenommen werden kann. beruhende Unterteilung in Strukturfamilien Weitere Erkenntnisse über Hydrogencarbonate der Alkalimetalle können durch Modifizierung des Anions erhalten werden. Mit der Strukturaufklärung von Kaliummonomethylcarbonat KCH3CO3 konnte von Adam und Cirpus [48,49] gezeigt werden, daß die Struktur von KHCO3 durch gleichartig ausgebildete Kalium-Sauerstoff-Polyeder und nicht wie bisher angenommen durch starke O-H...O-Bindungen zwischen HCO3--Anionen bestimmt wird [50]. Besonders interessant erscheint die Untersuchung von Monomethylcarbonaten in solchen Fällen, in denen analoge Hydrogencarbonate wie z.B. LiHCO3 als Festkörper nicht bekannt sind. Eine eingehende Untersuchung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten, die zu einem tiefergehenden Verständnis der auftretenden Strukturen führt, liefert auf andere Alkalimetall enthaltende Verbindungen übertragbare Ergebnisse. So kennt man Verbindungen, die neben Alkalimetallkationen und Carbonat-Anionen auch zweiwertige Kationen enthalten (vgl. z.B. [51]). In vergleichenden Strukturbetrachtungen werden diese Verbindungen häufig ohne besondere Berücksichtigung der Alkalimetallkation-Koordination diskutiert - dem Alkalimetall wird die Funktion eines interstitiellen Kations zugewiesen, das zum Ladungsaugleich für starre Baugruppen aus Anionen und zweiwertigen Kationen dient [52]. Eine derartige Strukturdiskussion muß unbefriedigend bleiben, weil z. B. der Einfluß der Alkalimetallkationenart nicht berücksichtigt wird. In den Substanzklassen der Alkalimetallcarbonate, -hydrogencarbonate sowie ihrer Hydrate tritt unregelmäßige Koordination der Alkalimetallionen auf. Eine Diskussion der beobachteten Bindungsabstände kann nicht auf der Basis von Ionenradien durchgeführt werden: diese variieren in Abhängigkeit von der Koordinationszahl, und die Bestimmung der Koordinationszahl ist nur für regelmäßige Koordination eindeutig. Aussagekräftiger ist die Anwendung der Bond-Valence-Methode, bei der die formale Wertigkeit von Atomen in Relation zu auftretenden Bindungslängen gesetzt wird [53]. Insbesondere bei hochgeladenen, kleinen Kationen können mit dieser Methode auch Atomabstände in stark verzerrten Koordinationspolyedern diskutiert werden. Nachteil dieser Methode ist, daß für AlkalimetallSauerstoff-Bindungen sowie für Bindungen von Atomen mit freiem Elektronenpaar häufig unbefriedigende Ergebnisse erhalten werden [54]. Für den letzteren Fall ist in jüngster Zeit eine modifizierte Bond-Valence-Methode entwickelt worden, die zu besseren Übereinstimmungen führt [55]. Für Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen steht eine solche Modifizierung noch aus und muß zunächst ausgearbeitet werden. Soll diese Methode auf 4 Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate angewendet werden, wird erst dann ein zuverlässiger Vergleich von Bindungslängen möglich. Ziel dieser Arbeit ist daher die Darstellung und Charakterisierung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten. Anhand der bisher bekannten sowie neu dargestellten Verbindungen sollen vergleichende Strukturuntersuchungen mit dem Ziel einer Struktursystematik durchgeführt werden. Zur Diskussion der auftretenden Bindungslängen soll eine modifizierte Bond-Valence-Methode entwickelt werden. 5 2 Arbeitsmethoden 2.1 Präparative Methoden Reaktionen in wäßrig-alkoholischer Lösung erfolgten bei Raumtemperatur unter N2Atmosphäre mit Hilfe der Schlenkrohr-Technik. Der verwendete Stickstoff wurde über einen BTS-Katalysator gereinigt und mit festem KOH sowie Sicapent getrocknet. Eingesetztes Wasser war zweifach destilliert. Als Lösungsmittel verwendetes Methanol und Ethanol wurden nach Standardmethoden [56] gereinigt. Dimethylcarbonat (Janssen, 99%) und Diethylcarbonat (BAYER, 99 %) wurden unter N2-Atmosphäre aufbewahrt und konnten ohne weitere Reinigung verwendet werden. Die eingesetzten Alkalimetalle waren Lithium (Stangen, MERCK, 99 %), Natrium (Ampullen, ALFA, 99,9 %) Kalium (Ampullen, MERCK, 99,8%), Rubidium (Ampullen, ALFA, mind. 99%) und Cäsium (Ampullen, MERCK, 99,5%). Zur Herstellung von alkoholischen Alkalimetallhydroxidlösungen wurde das jeweilige Alkalimetall in N2-Atmosphäre unter Kühlung in Methanol bzw. Ethanol gelöst. Das inertisierte Reaktionsgefäß, in dem sich eine zerschlagene Ampulle mit Alkalimetall befand, wurde jeweils vor und nach Zugabe des Alkohols gewogen. Die Bestimmung der Dichte der Lösung erfolgte durch Wiegen eines abgemessenen Volumens. Aus der Gesamtmasse der Lösung und der Dichte ließ sich bei bekannter Menge Alkalimetall die Konzentration an Alkalimetallmethanolat in einer für reproduzierbare Ergebnisse ausreichenden Genauigkeit berechnen. Zur Darstellung von möglichst wasserfreier methanolischer AlkalimetallhydroxidLösung wurde Wasser im Unterschuß (Molverhältnis Wasser zu Methanolat: 0,9) zugegeben. Bei Umsetzungen in wäßriger Lösung wurden eingesetzte Alkalimetallcarbonate (Na2CO3: MERCK, > 99 %; NaHCO3: MERCK, > 99 %; K2CO3: MERCK, > 99 % Rb2CO3: ALFA, 99,5 %; Cs2CO3: ALDRICH, 99,9 %) zuvor durch Erhitzen der zerriebenen Substanzen in einem Porzellantiegel auf 700 °C für etwa drei Stunden getrocknet. Ein eventuell gebildeter Schmelzkuchen am Tiegelboden wurde verworfen. Die so getrockneten Ausgangssubstanzen wurden im Exsiccator über P4O10 und unter N2-Atmosphäre aufbewahrt. In diesen Proben ließen sich über röntgenographische Methoden keine Alkalimetallcarbonat-Hydrate nachweisen. Alkalimetallhydrogencarbonate wurden ohne weitere Trocknung eingesetzt. 2.2 Röntgenographische Methoden, Neutronenbeugungsexperimente 2.2.1 Pulvermethoden Die röntgenographische Untersuchung von Pulverpräparaten erfolgte nach dem DebyeScherrer-Verfahren (CuKα -Strahlung, Ni-Filter). Beugungswinkel wurden mit einem Lineal 6 gemessen, Intensitäten wurden visuell geschätzt. Sofern keine Vergleichsdaten aus der Literatur bzw. Datenbanken [57] vorlagen, wurden Aufnahmen mit der Straumanis- (CuKα Strahlung, Ni-Filter, Si-Standard) oder Guinier-Technik (Fa. HUBER, CuKα1-Strahlung, Quarzmonochromator, Si-Standard) erstellt. Dazu wurden die Reflexlagen mit einem Koinzidenzmaßstab ausgemessen (RUMOLD, Genauigkeit: ±0,01 mm) und die Reflexintensität nach folgender Skala abgeschätzt: vs s m sehr stark stark mittel w vw schwach sehr schwach Irel ≥ 80% ≥ 60% ≥ 40% ≥ 20% ≤ 20% 2.2.2 Einkristallverfahren Alle erhaltenen Proben wurden mit Hilfe eines Polarisationsmikroskops (ZEISS) untersucht. Zeigten Kristalle geeigneter Größe gut ausgebildete Flächen und einheitliches Verhalten gegenüber polarisiertem Licht, wurden sie von anhaftender Mutterlauge befreit und unter N2Strom mit Zweikomponentenklebstoff (HENKEL) in einer Glaskapillare (HILGENBERG, Spezialglas Nr. 14, Durchmesser 0,3 mm) fixiert. Eine Abschätzung der Kristallqualität erfolgte durch unorientierte Drehkristallaufnahmen. Zur Ermittlung von annähernden Gitterkonstanten, Symmetrie, Auslöschungsbedingungen und Beugungssymbol wurden Buerger-Präzessions-Aufnahmen erstellt (HUBER, MoKα-Strahlung, Zr-Filter). Die Messung der Reflexintensitäten erfolgte auf einem automatischen Vierkreisdiffraktometer CAD4 der Firma ENRAF-NONIUS (Mo-Kα-Strahlung, Graphit-Monochromator, variabler ω/2Θ-scan). Im Winkelbereich von 3° ≤ 2Θ ≤ 55° wurden jeweils Reflexe in einem entsprechend dem Kristallsystem gewählten Teil des reziproken Raums gesammelt. Die Bestimmung der Gitterkonstanten erfolgte unter Verwendung der Winkelposition von 25 genau zentrierten Reflexen mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate. Die Intensitäten von je drei ausgewählten Reflexen wurden in regelmäßigen Abständen überprüft, zeigten aber in allen Fällen keine signifikanten Veränderungen, so daß auf Zerfallskorrekturen verzichtet werden konnte. Nach Abschluß der Datensammlung wurden geeignete Reflexe zur Erstellung eines „Ψ−scan“-Datensatzes ausgewählt, der zu einer empirischen Absorptionskorrektur verwendet werden konnte. Weitere Einzelheiten zur Datensammlung werden bei der Diskussion der Verbindungen aufgeführt. 2.2.3 Neutronenbeugungsuntersuchungen Neutronenbeugungsuntersuchungen erfolgten an Pulverproben in verschraubbaren AlProbenbehältern (Länge: 50 mm, Außendurchmesser: 8 mm, Wandstärke: 1 mm). Die 7 Messungen wurden von Herrn Dr. Paul Müller (Institut für Anorganische Chemie, RWTH Aachen) am Forschungsreaktor des RisØ National Laboratory bei Roskilde, Dänemark (Wellenlänge: 201,84 pm) sowie am Forschungsreaktor des Hahn-Meitner-Instituts in Berlin (Wellenlänge: 242,0 pm) durchgeführt. 2.3 Rechenmethoden Für erforderliche Berechnungen standen Großrechner des regionalen Rechenzentrums der Universität zu Köln (IBM RS/6000, AIX 370), institutseigene VAX-Workstations (DIGITAL, VMS) sowie mehrere über ein Netzwerk miteinander verknüpfte Personalcomputer zur Verfügung. 2.3.1 Auswertung von Pulveraufnahmen Die Korrektur von Beugungswinkeln aus Straumanis- und Guinier-Aufnahmen erfolgte mit dem Programm GUINIER [58], eine Verfeinerung der Gitterkonstanten an Pulverdaten mit dem Programm LSUCR [59]. Die Indizierung der Beugungswinkel wurde mit Hilfe von berechneten Beugungsdiagrammen unter Verwendung von Lageparametern aus Strukturbestimmungen durchgeführt (Programm LAZY PULVERIX [60]). 2.3.2 Strukturverfeinerung mit Vierkreisdiffraktometerdaten Die Aufarbeitung der CAD4-Daten erfolgte mit dem Programm NEUDAT [61], wenn Lorenzund Polarisationskorrekturen zur genügend genauen Kristallstrukturbestimmung ausreichten. Waren empirische oder auf der Kristallgestalt basierende Absorptionskorrekturen notwendig, erfolgte die Umrechnung der gemessenen Intensitäten mit dem Programm MOLEN [62]. Die Tabellen zu den Strukturrechnungen enthalten dann die Werte für den minimalen und maximalen Transmissionskoeffizienten. Eine Konvertierung der so erhaltenen Daten erfolgte mit dem Programm SHELXFIL [63]. Zur Abschätzung der Qualität der Daten wurden mit dem Programm SHELXL-93 [64] Werte für Rint berechnet, die ein Maß für die Abweichung symmetrieäquivalenter Reflexe von ihrem Mittelwert in der entsprechenden Laueklasse angeben. Die Definition dieses Werts ist: 8 n ∑F Rint = 2 o − Fo2 (2.1) i =1 n ∑F 2 o i =1 mit n: Zahl der symmetrieabhängigen Reflexe, Fo2: beobachtetes Quadrat der Strukturamplitude, _ Fo2: aus symmetrieabhängigen Reflexen gemitteltes Quadrat der Strukturamplitude. Die aus Filmaufnahmen ermittelten Beugungssymbole wurden durch statistische Analysen der gemessenen Reflexintensitäten überprüft (NEUDAT [61]). Die Strukturlösung erfolgte durch Pattersonsynthese zur Lokaliastion von Schweratomlagen oder durch direkte Methoden, beides durchgeführt mit dem Programm SHELXS-86 [65]. Die Lokalisation weiterer Atome erfolgte mit Ausnahme von H-Atomlagen über sukzessive Fourieranalyse (SHELXL-93 [64]) unter Berücksichtigung der Atomformfaktoren der neutralen Elemente [66]. Nach anschließender Verfeinerung nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate unter Verwendung von Fo2 wurden die Temperaturfaktoren anisotrop aufgespalten, wobei folgende Definitionen zugrundegelegt wurden: isotroper Temperaturfaktor: anisotroper Temperaturfaktor: exp{-8π2Uj2(sin2θ/λ)2}, exp{-2π2 [h2a*2 U11 + ... + 2 hka*b* U12]}. (2.2) (2.3) Die bei der Verfeinerung mit SHELXL-93 minimierte Größe wR2 ist wie folgt definiert: wR2 = ∑ (w(F − F ) ) ∑ (w(F ) ) 2 o 2 2 c 2 2 o (2.4) mit der Definition für den Wichtungsfaktor w: w = [ σ2(Fo2) +(aP)2 +bP ]-1 mit P = 1/3 (Fo2 + 2Fc2). (2.5) (2.6) Dabei sind a und b aus der Verfeinerung ermittelte Größen, Fc2 ist die berechnete Strukturamplitude. Neben dem erhaltenen Wert für wR2 wird in dieser Arbeit auch der konventionelle R-Wert angegeben, der nach Gl. (2.7) berechnet wird: R1 = ∑F −F ∑F c o o (2.7) 9 Berechnete Standardabweichungen werden in Klammern angegeben und beziehen sich auf die jeweils letzten Dezimalstellen [67]. Zur Darstellung der Strukturen dienten die Programme SCHAKAL-92 [68] und ATOMS [69]. Fourier- und Differenzfourierkarten wurden mit dem XTAL-Programmpaket [70] erstellt. 2.3.3 Strukturverfeinerung mit Pulverdiffraktometerdaten Zur Auswertung der Daten aus Neutronenbeugungsuntersuchungen diente das Programm FULLPROF [71], mit dem ein Strukturmodell durch Anpassung gemessener Beugungsintensitäten an berechnete Werte verfeinert werden konnte. Minimierte Funktion war: S= mit ∑w i (2.8) yi (obs) − yi (calc) yi(obs), yi(calc): beobachtete und berechnete Intensität am i-ten Meßpunkt, wi : auf der Zählstatistik beruhende Wichtung. Als Gütekriterium für das angepaßte Strukturmodell werden ungewichtete und gewichtete Profil-Residuen Rp und Rwp (jeweils mit Berücksichtigung des Untergrundanteils der gemessenen Intensität) sowie solche Residuen aufgelistet, die die Übereinstimmung zwischen berechneten und gemessenen Strukturfaktoren (Rf) bzw. Intensitäten (RBragg) angeben. Aus den Werten für Rwp wird ein als Chi2 bezeichneter Goodness-of-Fit errechnet. Die Definitionen dieser Größen [72-74] sind: Rp = 100 ∑y −y ∑y i (obs) i (calc) (2.9) i(obs) Rwp = 100 ∑w i yi (obs) − yi (calc) 2 ∑w y i 2 i(obs) ∑I −I RBragg = 100 ∑I k (obs) (2.10) k (calc) (2.11) k k (obs) k ∑ F −F Rf = 100 ∑F k (obs) k (calc) (2.12) k k (obs) k Chi2 = (Rwp/Rexp)2 mit Rexp = 100 N −P+C ∑ wi y 2i(obs) (2.13) 10 mit Ik(obs), Ik(calc): Fk(obs), Fk(calc): N: P: C: Beobachtete und berechnete Intensität des k-ten Reflexes, Beobachteter und berechneter Strukturfaktor des k-ten Reflexes, Anzahl der gemessenen Intensitätsdaten, Anzahl der verfeinerten Parameter, Anzahl der constraints. 2.4 Thermoanalytische Methoden DTA/TG-Messungen wurden von Herrn Dr. Jörg Wittrock (Institut für Anorganische Chemie der Universität zu Köln) an einer modifizierten Thermowaage mit auswechselbaren DTAMeßköpfen (Typ TA 1, METTLER-INSTRUMENTE AG) [75] mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 2 K/min durchgeführt. Bei diesem Gerät ist die Thermowaage in einem gasdichten, mit Schutzgas beschickbaren Gehäuse untergebracht. Die Temperaturerfassung wird mit Platin 10% Rhodium / Platin-Thermoelementen durchgeführt, lineare Aufheizraten wurden durch einen elektronischen Regelmechanismus gewährleistet. Die Meßdatenerfassung erfolgte digital durch einen Computer der Firma DEC. Bei den durchgeführten Messungen diente Argon als Schutzgas. Tiegelmaterial und Referenzsubstanz war Korund. 11 3 Die Bond-Valence-Methode 3.1 Grundlagen In Kristallstrukturen können auftretenden Bindungslängen zwischen gegensinnig geladenen Atomen Bindungsvalenzen zugeordnet werden, deren Wert sich zum Betrag der formalen Wertigkeit des Zentralatoms aufsummiert. Im einfachen Fall der regelmäßigen Koordination kann die Valenzsumme nach Pauling [76] mit Gl. (3.1) berechnet werden: si = W / CN und Σsi = W mit si : W: CN: (3.1) Bindungsvalenz, Valenzsumme (= Betrag der formalen Ladung des Zentralatoms), Koordinationszahl. Dabei erfolgt die Berechnung der Bindungsvalenz, die von Pauling noch mißverständlich als „elektrostatische Bindungsstärke“ bezeichnet wurde, ungeachtet der Art des auftretenden Bindungstyps: die Grenzfälle der ionischen und kovalenten Bindungen werden gleich behandelt. Verwendung findet Gl. (3.1) vor allem bei der Diskussion einfacher Strukturen wie im Beispiel des Calcits CaCO3. Hier ist jedes Kohlenstoffatom durch drei Sauerstoffe koordiniert, jeder der C-O-Bindungen kann die Bindungsvalenz 4/3 zugewiesen werden. Weil die Bindungsvalenzen für Sauerstoffatome sich ebenfalls zum Wert 2 summieren müssen, folgt, daß jedes O-Atom noch 2/3 Bindungsvalenzen für Bindungen zu Calciumatomen zur Verfügung stellen kann. Bei n Bindungen von Sauerstoff zu Calcium ist die Bindungsvalenz jeder dieser Bindungen gleich 2/(3n). Calcium hat die formale Wertigkeit 2 und kann CN Bindungen der Bindungsvalenz 2/CN ausbilden. Aus einem einfachen Koeffizientenvergleich folgt: CN = 3n. Damit kann die Koordinationszahl von Calcium bei regelmäßiger Koordination nur ein Vielfaches von 3 betragen - tatsächlich findet sich in Calcit für Calcium die Koordinationszahl 6. In Strukturen mit verzerrten Koordinationspolyedern versagt die Methode nach Pauling. Um auch für diese Strukturen über ein analoges Werkzeug zu verfügen, sind Modifizierungen entwickelt worden, die die auftretenden unterschiedlichen Bindungslängen einbeziehen. In einem von Baur entwickelten Modell [77] wird berücksichtigt, daß die Koordinationszahlen der Liganden in einem Koordinationspolyeder Einfluß auf die jeweilige Bindungslänge zum Zentralatom haben. Danach ist die Bindungslänge ri zwischen einem Zentralatom und seinem i-ten Liganden mit der Summe der Bindungsvalenzen si verknüpft, die nach Gl. (3.1) für Bindungen des i-ten Liganden zu allen von ihm koordinierten Atomen 12 _ berechnet werden. Aus der Abweichung der si von ihrem Mittel ∆si = si - s erhält man über eine lineare Funktion nach Gl. (3.2) die erwartete Bindungslänge: _ ri = r + b ∆si (3.2) _ Dabei sind r und b empirisch ermittelte Konstanten für ein gegebenes Kation mit gegebener _ Koordinationszahl; r entspricht etwa dem Mittelwert der Bindungslängen bei gegebener Koordinationszahl. Dieses Verfahren liefert bei nicht zu starken Verzerrungen gute Ergebnisse für Bindungslängen, besitzt aber den Nachteil, daß für gleiche Kationen bei unterschiedlicher Koordination unterschiedliche Konstanten verwendet werden müssen. Ein allgemeineres Verfahren verwendet den von Pauling [78] ursprünglich für metallische Verbindungen aufgestellten Zusammenhang zwischen der Länge einer Bindung und der Bindungsordnung: ro - ri = b ln(si) mit (3.3) ro: Länge einer Einfachbindung ri: beobachtete Bindungslänge b: empirisch bestimmte Konstante si: Bindungsordnung (= Bindungsvalenz) Diese Beziehung wurde bereits kurz nach ihrer Entwicklung auf Bindungslängen in (NH4)2Cr2O7 und V2O5 angewendet [79]. Eine Näherung an Gl. (3.3) in der Form von Gl. (3.4) lag später systematischen Untersuchungen von Metall-SauerstoffKoordinationspolyedern zugrunde [80-82]: r si = s o i Ro mit −N (3.4) si: Bindungsvalenz so, Ro und N: empirische Konstanten. Die heute überwiegend verwendete Beziehung zur Berechnung von Bindungsvalenzen wurde von Brown und Altermatt [53] eingeführt und verwendet Gl. (3.3) in der Formulierung 13 r − r si = exp o i und W = ∑ si b i mit (3.5) W: Valenzsumme, ri : Länge der i-ten Bindung, ro, b: empirisch ermittelte Konstanten. Bisher durchgeführte Arbeiten zur empirischen Bestimmung der Parameter ro und b haben gezeigt, daß der Konstanten b allgemein der Wert 37 pm zugewiesen werden kann, ro ist lediglich abhängig von der Art und formalen Wertigkeit der an der Bindung beteiligten „Kationen“ und „Anionen“ - wobei Ionizität oder Kovalenz der Bindung keine Unterschiede in der Behandlung der Bindungsvalenz erforderlich machen; als „Kation“ wird das Atom bezeichnet, das in der Bindung positiv, als „Anion“ dasjenige, das negativ polarisiert ist. Werte von ro, die empirisch aus einem großen Satz von zuverlässigen Kristallstrukturen bestimmt werden, sind für eine Vielzahl von Bindungen tabelliert [53,83]. Dabei entspricht die nach Gl. (3.5) bestimmte Valenzsumme W in der überwiegenden Zahl der bekannten Kristallstrukturen gut der formalen Wertigkeit des betrachteten Zentralatoms; Abweichungen sind nur selten größer als 5%. Dadurch wird diese als Bond-Valence-Methode (BVM) bezeichnete Berechnung häufig und mit guten Ergebnissen auf kristallchemische Problemstellungen angewendet. Dazu gehören insbesondere [82]: • die Bestimmung von Lagebesetzungen in festen Lösungen, • Überprüfung der „Richtigkeit“ von Strukturmodellen, • Lokalisierung von H-Atomen und -brückenbindungen. Mit dieser Methode werden Bindungslängen in Koordinationspolyedern unabhängig von der Koordinationszahl und ausschließlich durch zwei Parameter ro und b in Gl. (3.5) beschrieben. Dadurch können über diese Beziehung z. B. zu erwartende Bindungslängen im Calcit berechnet werden. Als Regel für die erreichbare Übereinstimmung zwischen formaler und mit der BVM berechneter Valenzsumme gilt: je höher die formale Ladung des betrachteten Zentralatoms in einem Koordinationspolyeder und je kleiner sein Ionenradius, desto bessere Ergebnisse werden erzielt [84]. Entsprechend werden für Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationspolyeder zum Teil sehr schlechte Übereinstimmungen gefunden [54]. Größere Abweichungen der nach der BVM berechneten Valenzsummen werden auch in Verbindungen mit stereochemisch aktiven Elektronenpaaren gefunden. Neuere Entwicklungen zu dieser Methode untersuchen daher Zusammenhänge zwischen berechneten Valenzsummen und Auswirkungen solcher Elektronenpaare auf Bindungswinkel [55]. 14 Die Zahl bekannter Kristallstrukturen mit Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationspolyedern ist im Vergleich zur Gesamtzahl der in Datenbanken gespeicherten Strukturdaten beträchtlich ihr Anteil in der Inorganic Crystal Structure Database ICSD [85] beträgt etwa 10 %. Daher erscheint es wünschenswert, die BVM nach Gl. (3.5) so zu modifizieren, daß auch für diese Strukturen eine zuverlässige Anwendung möglich wird. Zu untersuchen ist, warum die BVM für Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen schlechte Übereinstimmungen liefert. Eine mögliche Ursache ist, daß Alkalimetallionen im Gegensatz zu den meisten anderen Kationen eine Vielzahl unterschiedlicher Koordinationspolyeder bilden können. Es ist zu vermuten, daß daher die für Gl. (3.5) angenommene Unabhängigkeit der empirischen Parameter von der Art der Koordination nicht mehr gilt. Um entsprechende Einflüsse zu untersuchen, müssen Zusammenhänge von Valenzsummen mit bisher nicht berücksichtigten Eigenschaften von Koordinationspolyedern betrachtet werden. Dazu gehören die Koordinationszahl sowie die Gestalt des Polyeders, die als Abweichung von einer Idealform zu beschreiben ist. Bevor die in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen zur BVM dargestellt und diskutiert werden, sollen im nächsten Abschnitt Größen beschrieben werden, mit denen man diese Eigenschaften behandeln kann. 3.2 Koordinationspolyeder, Koordinationszahl und Polyederverzerrung 3.2.1 Bestimmung von Koordinationspolyedern Für die Bestimmung des Koordinationspolyeders eines Atoms in einer Struktur genügt in einer hochsymmetrischen Struktur meist die Betrachtung der jeweils kürzesten interatomaren Abständen. Ist dagegen die Umgebung des Zentralatoms unregelmäßig, kann die zuverlässige Bestimmung des Koordinationspolyeders nicht durch „naive“ Trennung [86] von Atomen in koordinierend und nicht koordinierend erfolgen - dafür erforderlich wäre die willkürliche Wahl eines Maximalabstands, bis zu dem noch Wechselwirkung mit dem Zentralatom angenommen wird. Zur willkürfreien Bestimmung des Koordinationspolyeders sind bislang mehrere Verfahren vorgeschlagen worden, die entweder auf Eigenschaften der Verteilung von Atomabstände oder auf geometrischen Konstruktionen beruhen. Zu den auf Atomabständen beruhenden Verfahren gehört z.B. die Suche nach den größten Lücken in einer Abstandsverteilung [87]. Solche Verfahren führen in den meisten Fällen zu einer plausiblen Bestimmung der Koordinationssphäre, jedoch können auch bei dieser Methode noch Zweifelsfälle auftreten. Ein für Verbindungen mit überwiegend ionischem Bindungscharakter entwickeltes Verfahren, mit dem diese Zweifelsfälle umgangen werden, ist die Ermittlung der effektiven Koordinationszahl ECoN nach Hoppe [88]. Dieses Verfahren, das auch bei nichtionischen Bindungstypen anwendbar ist, beruht auf einer gewichteten Mittelung der beobachteten Bindungsabstände, aus denen die sogenannten mittleren fiktiven 15 Ionenradien (MEFIR) berechnet werden. Bei diesem iterativen Verfahren werden zunächst für alle Bindungen d(M-L(i)) zugehörige „fiktive Ionenradien“ FIR(M-L(i)j) nach Gleichung (3.6) berechnet: FIR(M − L(i) j ) = d( M − L(i) j ) ⋅ mit R(M ) R(M ) + R(L(i)) (3.6) i = Index für alle möglichen Bindungspartner von M, R(M), R(L(i)) = Ionenradien, z. B. nach Shannon [89], j = Laufvariable für alle symmetrie- und translationsäquivalenten L(i). Aus den so erhaltenen Größen errechnet man einen über eine exponentielle Funktion gemittelten Wert für den mittleren fiktiven Ionenradius 1MEFIR: FIR(M − L(i) ) 6 j FIR( M − L(i) j ) ⋅exp1 − ∑i ∑ FIR( M − L(i)1 ) j =1 1 MEFIR(M ) = 6 FIR( M − L(i) ) ∞ j exp 1 − ∑i ∑ FIR(M − L(i) j =1 1 ) ∞ (3.7) Dabei bezeichnet der Index 1 das zu M am dichtesten benachbarte Ion. Basierend auf der so erhaltenen Größe ist die effektive Koordinationszahl 1ECoN definiert: FIR( M − L(i ) ) 6 j ECoN ( M ) = ∑ ∑ exp1 − 1 MEFIR ( M − L ( i )1 ) i j =1 1 ∞ (3.8) Befinden sich betrachtete Atome in stark verzerrten Koordinationssphären, ist die Berechnung von 1MEFIR ausgehend von tabellierten Ionenradien nicht willkürfrei. Um in solchen Fällen zu plausiblen Ergebnissen zu kommen, muß eine von den gewählten Startwerten möglichst unabhängige Methode angewendet werden. Dazu genügt eine iterative Anwendung von Gleichung (3.7) in einer leicht modifizierten Form, bei der im ersten Schritt zur Berechnung von 2MEFIR die Werte für FIR(M - L(i)1) durch 1MEFIR, im n-ten Schritt durch n-1MEFIR ersetzt werden. Verändert sich der Wert für nMEFIR nicht um mehr als 0,1 pm, kann die Iteration abgebrochen werden. Für Kationen erhält man einen von Startradien nahezu unabhängigen Wert für nECoN, wenn in Gl. (3.8) der erhaltene Wert für nMEFIR eingesetzt wird. Um diejenigen Atome zu ermitteln, die an der Koordination eines Zentralatoms beteiligt sind, kann jetzt als Maß der jeweilige Anteil an nECoN verwendet werden. Im allgemeinen werden Ionen, deren Anteil zu nECoN 0,01 unterschreitet, nicht mehr zum Koordinationspolyeder gezählt [88]. 16 Ein geometrisches Verfahren zur Ermittlung von Koordinationspolyedern beruht auf der Konstruktion von Wirkungsbereichen der Atome in einer Kristallstruktur und wurde ursprünglich von Dirichlet als geometrisches Hilfsmittel zur Reduktion von quadratischen Formen entwickelt [90,91]. Die Verwendung dieser auch als Dirichlet-Domänen und Voronoi-Polyeder bezeichneten Wirkungsbereiche auf kristallographische Problemstellungen erfolgte erstmals durch Niggli [92], Frank und Kasper schlugen diese Methode zur Bestimmung von Koordinationssphären vor [93]. Bei der Konstruktion von Wirkungsbereichen wird eine Kristallstruktur durch Flächen in Bereiche aufgeteilt, in denen jeder Raumpunkt näher an einem bestimmten Atomschwerpunkt liegt als an allen anderen. Die Flächen der Wirkungsbereiche bilden konvexe Polyeder um diese Atomschwerpunkte. Zur Konstruktion der Polyederflächen bildet man senkrecht zu jeder von einem betrachteten Zentralatom auftretenden Bindung eine Ebene, die den Mittelpunkt des Bindungsvektors enthält. Flächen des Wirkungsbereichs sind dann die Ebenenteile, die das kleinste konvexe Polyeder bilden, von dem das Zentralatom eingeschlossen wird. Als ein Zentralatom koordinierend werden diejenigen Atome bezeichnet, deren Bindungsvektor zur Bildung des Wirkungsbereichs beitragen. Eine graphische Veranschaulichung der Konstruktion für den zweidimensionalen Fall findet sich in Abb. 3.1. L3 L4 L2 L5 M L1 L8 L6 L7 Abb. 3.1 Konstruktion eines Wirkungsbereichs in einer zweidimensionalen Anordnung von Atomen. Der Wirkungsbereich ist grau hinterlegt. Nicht koordiniert ist Atom L1. Atom L5 ist ein Grenzfall: hier ist die Fläche, die zum Wirkungsbereich gehört, unendlich klein. In ionischen Strukturen und Strukturen mit ausschließlich polaren Bindungen werden Atome mit gleicher bzw. gleichsinniger formaler Wertigkeit im allgemeinen nicht als Koordinationspartner eines Zentralatoms angesehen. Werden Koordinationspolyeder über Wirkungsbereiche bestimmt, wird man häufig die Beteiligung solcher Atome an dessen Bildung finden. Zur Behandlung dieser Fälle ist die Unterscheidung zwischen „chemischer“ und „geometrischer Koordination“ vorgeschlagen worden [94]. Als geometrisch koordiniert gelten danach alle Atome, die zur Bildung des Wirkungsbereichs beitragen, chemisch koordiniert ist davon die Teilmenge von Atomen mit gegensinniger formaler Wertigkeit. In der Literatur werden Varianten zur Berechnung von Wirkungsbereichen beschrieben. Ihnen gemeinsam ist der Versuch, unterschiedliche Radien der beteiligten Atome bei der 17 Konstruktion zu berücksichtigen [86,95-97]. Diese Varianten bleiben in der vorliegenden Arbeit jedoch unberücksichtigt; zur Anwendung kommt ausschließlich die Bestimmung des Wirkungsbereichs nach Frank und Kasper. 3.2.2 Bestimmung von Koordinationszahlen In der Strukturchemie ist es üblich, die Koordinationssphäre eines Atoms durch eine Koordinationszahl CN zu beschreiben, mit der die Zahl der koordinierten Atome angegeben wird. Nach „klassischer“ Vorgehensweise [86] ist CN eine ganze Zahl: entweder „berühren“ sich Zentral- und koordinierendes Atom oder sie „berühren“ sich nicht. Grundlage einer solchen Definition ist, daß Atome sich in Strukturen wie harte Kugeln verhalten, also einen bekannten Atom- oder Ionenradius besitzen. Atom- und Ionenradien sind aber nicht meßbar die Ergebnisse von Kristallstrukturanalysen liefern lediglich Atomanordnungen - und müssen durch Strukturvergleiche unter Verwendung von Annahmen ermittelt werden. Dadurch sind solche Werte stets unsicher; darüber hinaus sind Ionenradien abhängig von der Koordinationszahl [89]. Die Entwicklung der im vorhergehenden Abschnitt aufgeführten Methoden zur Bestimmung von Koordinationssphären erlaubt es, die Verwendung der Radien zu umgehen. Mit der dadurch möglichen Behandelbarkeit von verzerrten Koordinationspolyedern, in denen eine breit gestreute Verteilung an unterschiedlichen Bindungslängen auftreten kann, tritt aber ein neues Problem auf: darf man die Koordinationszahl durch einfaches Abzählen der gefundenen koordinierenden Atome ermitteln? Eine Gleichbehandlung von kurzen und langen Bindungen erscheint aus der Sicht des Chemikers ungerechtfertigt und verringert den Informationsgehalt dieser in der Strukturchemie häufig verwendeten Größe, weil z. B. zwischen oktaedrischer Koordination mit zwei zusätzlichen Bindungen und hexaedrischer Koordination - beide mit CN 8 - nicht unterschieden wird. Häufig behilft man sich daher mit Formulierungen wie CN (6+2), muß dabei aber wiederum willkürlich Abstände festlegen, nach denen Bindungen aufgeteilt werden. Andere Wege zur Bestimmung von Koordinationszahlen ergeben sich erst, wenn man auf die Ganzzahligkeit der Koordinationszahl verzichtet. Dann können Größen verwendet werden, die schon bei der Bestimmung der Zugehörigkeiten zu Koordinationspolyedern berechnet wurden. Entsprechende Methoden beruhen z.B. auf der Verwendung von Größen des Wirkungsbereichs wie Polyederflächen [86,96], -teilvolumen [96] und zugehörigen Raumwinkeln [98]. In der einfachsten Variante [86] wird dazu der Beitrag zur Koordinationszahl für die größte Polyederfläche gleich 1 gesetzt, für alle anderen auftretenden Flächen relativ dazu umgerechnet. Bei der Bestimmung der Koordinationssphäre über nECoN erhält man bereits direkt eine nichtganzzahlige effektive Koordinationszahl. Hier wurde bei der Konzeption der Methode (durch geeignete Wahl der Potenz im Exponentialterm von Gl. (3.8)) darauf geachtet, daß für einfache Strukturtypen den „Erfahrungswerten“ entsprechende Werte für die Koordinationszahl erhalten werden - so z.B 1ECoN = 6,04 für α-Polonium. 18 Sicherlich ist auch eine solche Methode wegen des Informationsgehaltes der errechneten Werte diskussionswürdig, weil nECoN 5,8 sowohl CN 5+2 (entsprechend fünf kurzen und zwei geringfügig längeren Bindungen) als auch CN 5+4 (fünf kurze, vier lange Bindungen) bedeuten kann, analoges gilt für auf geometrischer Basis ermittelte Werte. Dennoch erlaubt dieser Weg eine zumindest ungefähre Zuordnung von Koordinationspolyedern zu einer für deren Beschreibung wichtigen Größe und wurde in dieser Arbeit zur Analyse von Strukturparametern verwendet. 3.2.3 Entwicklung einer Methode zur Behandlung von Polyederverzerrung Im Fall vieler einfacher Strukturtypen ist die Koordinationszahl eines Zentralatoms eindeutig bestimmbar. Dennoch kann aus der Koordinationszahl nicht automatisch auf die Form des Koordinationspolyeders zurückgeschlossen werden. So können sechs gleich lange Bindungen sowohl in oktaedrischer als auch trigonal-prismatischer Umgebung auftreten. Entsprechend darf ein systematischer Vergleich von Koordinationspolyedern nicht allein auf Bindungslängen und Koordinationszahlen beruhen. Daher wurde in dieser Arbeit eine Methode entwickelt, die sowohl Verzerrungen in Bindungslängen als auch -winkeln von Koordinationspolyedern berücksichtigt. Grundlage der Methode ist der Vergleich von Abständen der koordinierenden Atome mit Werten, die für ein reguläres Koordinationspolyeder erhalten würden. Am Beispiel der oktaedrischen Koordination soll dieses Verfahren erläutert werden: Wird ein Zentralatom M durch sechs Liganden L koordiniert, die weitestmöglich voneinander entfernt sind und ausschließlich gleich lange Bindungen d(M-L) zum Zentralatom aufweisen, ist das Zentralatom ideal oktaedrisch koordiniert [99]. Dabei treten unterschiedliche Abstände d(L-L) auf. Für die Abstände zweier cis-ständiger Liganden, die an der Bildung einer Oktaederkante beteiligt sind, gilt: d(L-L)cis = 2 d(M-L), (3.9) für Abstände zwischen trans-ständigen Liganden, auf deren Verbindungslinie das Zentralatom liegt: d(L-L)trans = 2 d(M-L). (3.10) Insgesamt treten bei oktaedrischer Koordination zwölf Abstände d(L-L)cis und drei Abstände d(L-L)trans auf. Für die Summe der reziproken Ligandenabstände 1/d(L-L) gilt dann der Zusammenhang 1 ∑ d(L − L) = 12 ⋅ 2 1 1 1 3 1 ⋅ + 3⋅ ⋅ = 6 2 + ⋅ . 2 d ( M − L) 2 d( M − L) 2 d( M − L) (3.11) 19 Die Summe der reziproken Ligandenabstände ist danach über eine Konstante mit der reziproken Bindungslänge 1/d(M-L) verknüpft: 1 1 ∑ d(L − L) = K ⋅ d( M − L) (3.12) Da die Abstände der Liganden voneinander im Oktaeder maximal sind, gilt auch, daß die Summe der reziproken Ligandenabstände gegenüber anderen Anordnungen mit sechs gleichen Bindungslängen d(M-L) ein Minimum erreicht; bei Verzerrung der oktaedrischen Koordination unter Beibehaltung der Bindungslängen d(M-L) erhält man für die Summe der reziproken Ligandenabstände größere Werte. Dann kann das Verhältnis der Summe der beobachteten reziproken Ligandenabstände zu derjenigen, die für ein ideales Oktaeder erhalten wird, als Maß für die Verzerrung des Koordinationspolyeders verwendet werden. Dafür wird ein Verzerrungsparameter ξ definiert: 1 ξ= mit K: d(M-L): d(L-L)(obs): ∑ d(L − L) (obs) 1 K⋅ d(M − L) . (3.13) geometrieabhängiger Faktor für die jeweilige Koordinationszahl, Abstand zwischen Zentral- und koordinierendem Atom, beobachtete Abstände zwischen den koordinierenden Atomen. Dabei entsprechen die Werte 1/d(L-L)obs. den beobachteten reziproken Bindungsabständen in einem gegebenen Koordinationspolyeder, d(M-L) ist der Bindungsabstand zwischen Zentralatom und Ligand. Erhält man für ξ den Wert 1, liegt ideal oktaedrische Koordination vor; je stärker die Form des Koordinationspolyeders von der idealen Koordination abweicht, desto größer ist der Wert für ξ. In welcher Größenordnung dieser Wert liegt, läßt sich mit einem einfachen Modell zeigen. Dazu verdreht man in einem Oktaeder eine Dreiecksfläche senkrecht zu einer dreizähligen Achse. Eine solche Verdrehung führt dann zur Bildung eines trigonal-prismatischen Polyeders. Berechnet man für jeweilige Verdrehungswinkel die Summe der reziproken Abstände zwischen den Polyederecken, kann nach Gl. (3.13) der Verzerrungsparameter berechnet werden. Abb. 3.2 zeigt die Veränderung von ξ in Abhängigkeit vom Drehwinkel. Der Wertebereich für ξ liegt hier zwischen 1,0 und 1,014; eine Zunahme von ξ um 0,01 bedeutet somit, daß eine bereits beträchtliche Oktaederverzerrung vorliegt. 20 Verlauf des nach Gl. (3.13) berechneten Verzerrungsparameters ξ bei der Verzerrung eines Oktaeders durch Verdrehung einer Dreiecksfläche. Die erhaltene Form des Polyeders ist für Verdrehungswinkel 0°, 20°, 40° und 60° dargestellt. Abb. 3.2 ξ 1,015 1,010 1,005 1 0 10 20 30 40 50 60 Verdrehung einer Dreiecksflche [] Analoge Überlegungen lassen sich für alle regulären Koordinationspolyeder durchführen, die die Form eines platonischen Körpers haben. In diesen Fällen sowie bei linearer und trigonalplanarer Koordination ist die Summe der reziproken Abstände zwischen den Liganden 1/d(L-L) entsprechend Gl. (3.12) über eine Konstante mit den reziproken Bindungsabständen d(M-L) verknüpft. Entsprechend kann auch hier ein Verzerrungsparameter nach Gl. (3.13) berechnet werden. In Tabelle 3.1 sind die zur Berechnung der Konstanten K notwendigen Daten aufgelistet. 21 Tabelle 3.1 Zusammenhänge von Bindungslänge d(M-L) = d, Kantenlängen a, auftretenden Summen reziproker Eckenabstände 1/d(L-L) und Werte für deren geometrieabhängige Faktoren K für trigonal-planare Koordination sowie einige platonische Körper. Körper Kantenlänge a Bindungsabstände d(L-L) trigonal a = 3d tetraedrisch a= d 6xa oktaedrisch a = 2d 12 x a, 3 x kubisch a= 4 6 2 3 d 1 d 3 6 1 ⋅ 2 d 3⋅ 3xa 12 x a, 12 x Σ1/d(L-L) = K/d 2a 2 a, 4 x 3a K 1,7321 3,6742 3 1 6 2 + ⋅ 2 d 9,9853 (6 3 + 3 6 + 2)⋅ 1d 19,4708 In regulären Koordinationspolyedern gilt ξ = 1. Im Fall von Vierfachkoordination entspricht das Tetraeder analog zu den Verhältnissen im Oktaeder demjenigen Koordinationspolyeder, in dem die Liganden untereinander den größtmöglichen Abstand besitzen - entsprechend ist auch die Summe der reziproken Ligandenabstände minimal. Gleiches gilt für trigonal-planare und ikosaedrische Koordination; bei Auftreten von Verzerrungen gilt ξ > 1. Für würfelförmige Koordination sind die Verhältnisse komplexer: für CN = 8 ist das quadratische Antiprisma die Anordnung, in denen die Abstände zwischen den koordinierenden Atomen maximal werden. Daher können nach Gl. (3.13) auch Werte für ξ erhalten werden, die kleiner als 1 sind. Als Konsequenz daraus darf hier nicht als Umkehrschluß angenommen werden, daß für ξ = 1 tatsächlich würfelförmige Koordination gefunden wird. Zu qualitativen Vergleichszwecken sollte Gl. (3.13) dennoch genügen. Liegen im Koordinationspolyeder unterschiedliche Bindungslängen d(M-L) vor, ist der einfache Zusammenhang zwischen d(M-L) und d(L-L) nach Gl. (3.13) nicht mehr streng gültig. Sicherlich kann ein modifizierter Verzerrungsparameter explizit Bindungslängenunterschiede berücksichtigen. Um jedoch die Berechnung des Verzerrungsparameters so einfach wie möglich zu gestalten, wurde in dieser Arbeit angenommen, daß in Koordinationspolyedern mit nECoN ≈ 4, 6 oder 8 als erste Näherung statt der Einzelwerte für d(M-L) auch deren arithmetisches Mittel verwendet werden kann. 3.3 Untersuchungsmethoden Den in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen zur Analyse von AlkalimetallSauerstoff-Koordinationspolyedern lagen alle in der ICSD [85] bis Ende Januar 1997 22 gespeicherten Strukturen aus Einkristallstrukturanalysen zugrunde, die Alkalimetall- und formal zweifach negativ geladene Sauerstoffatome enthielten sowie folgenden Kriterien genügten: • R-Werte kleiner als 0,1 zum Ausschluß ungenauer Strukturbestimmungen; • vollständige Angaben von Standardabweichungen zur Abschätzung von Fehlern in Bindungslängen [100]; • durchschnittliche relative Fehler in Alkalimetall-Sauerstoff-Abständen kleiner als 0,5 %; • keine Fehlordnung oder Mischpunktlage. Zur Analyse der Daten wurden im Rahmen dieser Arbeit ANSI-C-Programme [101,102] erstellt, mit denen die hier diskutierten Größen aus Kristallstrukturdaten berechnet wurden. Um Verfälschungen der Ergebnisse durch willkürlich gewählte maximale Bindungsabstände in Koordinationspolyedern zu verhindern, wurde auf die Bestimmung der Koordinationssphäre besonderer Wert gelegt. 3.3.1 Verwendete Programme Das Programm findom97 [101] liest ASCII-Dateien mit Kristallstrukturdaten aus der ICSD ein, berechnet den Inhalt der Elementarzelle aus asymmetrischer Einheit und Raumgruppensymbol und erstellt, wenn der aktuelle Eintrag die zu untersuchende „Kationen“-art enthält, eine sortierte Liste von Bindungsabständen mit geschätzten Fehlern sowie Bindungsvektoren. Aus den Bindungsvektoren werden Voronoi-Polyeder konstruiert, die Größen der Voronoi-Polyederflächen sowie zugehörige Raumwinkel [98] bestimmt und eine Liste mit den berechneten Daten ausgegeben. Optional kann auch die Ausgabe einer Liste der Voronoi-Polyederecken und der Polygonzüge für die Polyederflächen erfolgen. Das Programm caldom97 [102] wertet die Ausgabe von findom97 aus. Es berechnet Valenzsummen nach Gl. (3.5) und ermittelt, ob an den gefundenen Wirkungsbereichen neben der zu untersuchenden „Anionen“-Art weitere gegensinnig zum „Kation“ polarisierte Atome beteiligt sind. Derartige Fälle können zwar mit der Bond-Valence-Methode behandelt werden, eine Bestimmung der entsprechenden Parameter kann aber nur an Koordinationspolyedern erfolgen, in denen das Zentralatom ausschließlich durch eine Sorte von Atomen koordiniert ist. Als Auswahlkriterium, welche Koordinationspolyeder nicht in die Analyse einbezogen werden, dient die maximale relative Flächengröße, mit der nicht interessierende „Anionen“ an der Bildung des Wirkungsbereichs beteiligt sind. Daneben werden nECoN-Werte, mittlere Fehler der Bindungslängen sowie Verzerrungsparameter für die Koordinationszahlen 4, 6 und 8 bestimmt. Die Ausgabe erfolgt in einer Tabelle, die neben den errechneten Werten die Bezeichnung der betrachteten Zentralatome, Zusammensetzung der Verbindung und Referenznummer der ICSD enthält. So erhaltene Dateien können mit StandardTabellenkalkulationsprogrammen weiterverarbeitet werden. 23 3.4 Anwendung der Bond-Valence-Methode auf Alkalimetall-SauerstoffBindungen Im Rahmen dieser Arbeit wurden Valenzsummen in 3293 Alkalimetall-SauerstoffKoordinationspolyedern berechnet. Verwendete Parameter für Gl. (3.5) wurden der Literatur entnommen [53]. Die Untersuchungen bestätigen für Alkalimetall-Sauerstoffbindungen die schlechte Übereinstimmung von berechneter Valenzsumme und formaler Ladung. Abb. 3.3 zeigt in Form von Histogrammen die Verteilung der Häufigkeiten der Valenzsummen im Vergleich zu Valenzsummen, die für C-O-Bindungen in Carbonat-Ionen erhalten werden; zu erhaltenen Mittelwerten und Standardabweichungen siehe Tabelle 3.2. Die Ergebnisse zeigen, daß Valenzsummenberechnungen für Alkalimetall-SauerstoffPolyeder zu einem hohen Anteil unplausible Werte ergeben. Dabei ist die Abweichung des Mittelwerts vom erwarteten Ergebnis 1, die durch Neubestimmung des Parameters ro verringert werden kann, als weniger problematisch anzusehen als die Streuung der Einzelwerte, die zu hohen Standardabweichungen der Mittelwerte führt. Für C-OBindungsabstände ist die Übereinstimmung dagegen gut. Welche Ursachen die Abweichungen bei Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationszahlen haben, soll in den nächsten Abschnitten untersucht werden. Dazu werden die Einflüsse der Art der Koordination im Hinblick auf Koordinationszahl und Polyederverzerrung betrachtet. Tabelle 3.2 Daten zur Berechnung von Valenzsummen für Alkalimetall-SauerstoffKoordinationspolyeder. Aufgelistet sind die empirische Konstante ro für Gl. (3.5) nach [3-8], die mittlere Valenzsumme Wmittel, die Standardabweichung aus der Mittelwertbildung σ(Wmittel) sowie der durchschnittliche Fehler δ(Wmittel), jeweils auch als relative Werte, und die Anzahl der berücksichtigten Koordinationspolyeder. Zum Vergleich sind entsprechende Daten zu C-OPolyedern mit aufgelistet. ro Wmittel σ(Wmittel) δ(Wmittel) σ(Wmittel)rel. δ(Wmittel)rel. Anzahl Li-O 144,6 pm 1,032 0,165 0,107 0,160 0,104 315 Na-O 180,3 pm 1,082 0,179 0,126 0,165 0,116 1368 K-O 213,2 pm 1,080 0,214 0,159 0,198 0,147 1047 Rb-O 226,3 pm 1,086 0,240 0,175 0,221 0,161 234 Cs-O 241,7 pm 1,024 0,220 0,148 0,215 0,144 329 C-O 138,0 pm 4,022 0,182 0,097 0,045 0,024 309 24 Abb. 3.3 Histogramme zur Häufigkeit von Valenzsummen für Alkalimetall-Sauerstoff- und C(IV)-O-Koordinationspolyeder Li-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit (absolut) Na-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit (absolut) Valenzsumme K-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit (absolut) Valenzsumme Rb-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit (absolut) Valenzsumme Valenzsumme Cs-O-Koordinationspolyeder CIV-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit (absolut) Häufigkeit (absolut) Valenzsumme Valenzsumme 3.4.1 Einfluß der Koordinationszahl Der Einfluß der Art der betrachteten Koordinationspolyeder auf die mit der BVM berechneten Valenzsummen kann aus Zusammenhängen zwischen den erhaltenen Werten und der Koordinationszahl abgeschätzt werden. Ganzzahlige Koordinationszahlen, die weiter entfernte koordinierene Atome in einer Formulierung nach „CN X+Y“ (vgl. Abschnitt 3.2.2) 25 berücksichtigen, sind dazu nicht geeignet, weil eine Einteilung zwischen stark und schwach koordinierenden Liganden nur willkürlich erfolgen kann. Daher wurde die zu nichtganzzahligen CN führende Größe nECoN nach Hoppe [88] gewählt. Entsprechende Auftragungen sind in Abb. 3.4-3.8 dargestellt. Anhand der erhaltenen Daten können Mittelwerte der Valenzsummen in Abhängigkeit von nECoN berechnet werden, zugehörige Ergebnisse sind in den Abbildungen sowie in Tabelle 3.5 aufgeführt. Der Einfluß der jeweiligen Koordinationszahl nECoN auf den Wert der nach der BVM berechneten Valenzsummen ist deutlich erkennbar. Für Mittelwerte der Valenzsummen, die für kleine Intervalle von nECoN ermittelt werden (Tabelle 3.5), erhält man im Vergleich zu Daten, die unabhängig von nECoN erhalten wurden, überwiegend niedrigere Standardabweichungen; höhere Werte treten nur in Fällen auf, in denen die Datenmenge zur Mittelwertbildung klein ist. Daraus folgt, daß die Berechnung von Bindungsvalenzen für Alkalimetall-SauerstoffBindungen bei Berücksichtigung von nECoN zu besseren Übereinstimmungen mit der formalen Wertigkeit führen muß. Dazu sind von der Koordinationszahl abhängige Parameter roE = roE(nECoN) zu ermitteln, die anstelle von ro in Gl. (3.5) verwendet werden; für den Parameter b wird unverändert der Wert 37 pm verwendet. Man erhält dann für eine von n ECoN abhängig ermittelte Valenzsumme WE den Ausdruck E W = roE − ri E E s mit s = exp . i ∑i i b (3.14) Die Bedeutung der Parameter entspricht der in Gl. (3.5), der Index E kennzeichnet dabei die Berücksichtigung von nECON. Die Parameter roE können aus den in Tabelle 3.4 aufgelisteten Mittelwerten von W berechnet werden, die nach Gl. (3.5) für Bereiche von nECoN erhalten wurden. Dabei gilt der Zusammenhang roE ( n ECoN ) = roE = ro − b ⋅ ln(W ( n ECoN )) mit (3.15) r_o, b: tabellierte empirische Konstanten zur Verwendung in Gl. (3.5), W (nECoN): beobachtete mittlere Valenzsumme bei gegebener Koordinationszahl. Zu den nach Gl. (3.15) erhaltenen Ergebnissen siehe Tabelle 3.3. In Abb. 3.9 sind die so erhaltenen Werte für roE gegen nECoN aufgetragen. Danach kann roE für alle Alkalimetalle über weite Bereiche von nECoN durch eine treppenartige, lineare oder quadratische Funktion beschrieben werden. 26 Tabelle 3.3 Mittelwerte für Valenzsummen von Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationspolyedern in Abhängigkeit von nECoN [88] mit Standardabweichungen in Klammern, zugehörige Werte für roE(in pm), berechnet nach Gl. (3.15). Jeweilige Intervallbreiten wurden so gewählt, daß zur Mittelwertbildung eine ausreichende Wertemenge zur Verfügung stand. Zum Vergleich sind Mittelwerte angegeben, die ohne Berücksichtigung von nECoN mit Parametern aus [53] berechnet wurden (kursiv gesetzte Daten, s. Tabelle 3.2). ECoN Mittelwerta) Anzahl roE n Li-O-Koordinationspolyeder 2,75-3,25 3,25-3,75 3,75-4,25 4,25-4,75 4,75-5,25 5,25-5,75 5,75-6,25 1,03(11) 1,01(10) 1,07(11) 0,94(12) 0,94(10) 0,95(13) 0,93(17) 12 26 186 24 15 13 35 145,7 146,2 144,3 148,8 148,8 148,3 150,1 1,03(17) 315 144,6 Na-O-Koordinationspolyeder 3,7-3,9 3,9-4,1 4,1-4,3 4,3-4,5 4,5-4,7 4,7-4,9 4,9-5,1 5,1-5,3 5,3-5,5 5,5-5,7 5,7-5,9 5,9-6,1 6,1-6,3 6,3-6,5 6,5-6,7 6,7-6,9 6,9-7,1 7,9-8,1 1,00(20) 0,97(19) 1,02(19) 0,97(29) 1,09(14) 1,05(12) 1,04(13) 1,06(16) 1,11(16) 1,10(16) 1,12(9) 1,14(14) 1,10(12) 1,05(19) 1,11(15) 1,09(15) 1,22(19) 0,84(22) 20 83 25 19 27 54 88 68 76 101 219 310 50 33 32 26 28 21 180,6 181,3 179,7 181,3 177,2 178,6 178,8 178,2 176,6 176,6 176,0 175,3 176,8 178,5 176,3 177,0 172,9 186,9 1,08(18) 1368 180,3 n ECoN Mittelwert Anzahl roE K-O-Koordinationspolyeder 1,9-2,1 2,5-2,7 2,9-3,1 3,7-3,9 3,9-4,1 4,5-4,7 4,7-4,9 4,9-5,1 5,1-5,3 5,3-5,5 5,5-5,7 5,7-5,9 5,9-6,1 6,1-6,3 6,3-6,5 6,5-6,7 6,7-6,9 6,9-7,1 7,1-7,3 7,3-7,5 7,5-7,7 7,7-7,9 7,9-8,1 8,1-8,3 8,3-8,5 8,5-8,7 8,7-8,9 8,9-9,1 9,1-9,3 9,3-9,5 9,5-9,7 9,7-9,9 9,9-10,1 10,3-10,5 10,5-10,7 11,3-11,5 11,7-11,9 11,9-12,1 0,43(21) 0,58(13) 0,70(11) 0,81(8) 0,82(15) 1,00(14) 1,00(16) 0,99(17) 0,96(19) 1,01(15) 0,97(20) 1,05(20) 1,14(26) 1,08(17) 1,08(17) 1,06(17) 1,12(19) 1,13(18) 1,12(16) 1,13(15) 1,15(14) 1,16(18) 1,14(16) 1,16(20) 1,18(18) 1,14(15) 1,11(19) 1,07(16) 1,09(17) 1,03(16) 1,09(16) 1,08(21) 1,02(13) 0,95(24) 1,06(22) 0,78(11) 1,28(33) 1,13(38) 7 6 7 8 25 13 17 18 11 23 23 29 45 29 10 21 32 44 51 63 47 68 73 65 36 35 40 20 24 30 23 16 10 9 7 6 6 20 244,4 233,5 226,5 219,6 221,2 213,3 212,3 214,4 213,0 213,3 214,3 210,3 209,0 210,3 212,1 210,2 209,0 209,6 208,4 209,4 207,7 208,5 208,6 208,0 207,3 208,0 209,0 210,5 210,1 212,7 209,3 211,4 212,5 215,0 211,0 222,3 204,0 208,8 n ECoN Mittelwert Anzahl roE Rb-O-Koordinationspolyeder 4,5-5,5 5,5-6,5 6,5-7,5 7,5-8,5 8,5-9,5 9,5-10,5 0,86(25) 0,96(24) 1,09(15) 1,15(20) 1,14(19) 1,17(13) 1,09(24) 16 15 20 66 49 36 232,0 227,9 223,1 221,1 221,5 220,5 234 226,3 Cs-O-Koordinationspolyeder 5,5-6,5 6,5-7,5 7,5-8,5 8,5-9,5 9,5-10,5 10,5-11,5 11,5-12,5 0,95(30) 1,06(17) 1,00(12) 1,08(15) 1,05(14) 1,12(13) 1,10(18) 1,02(22) 1,08(21) 1047 213,2 a) Die angegebenen Standardabweichungen beziehen sich auf die jeweils letzten Dezimalstellen. 18 12 39 73 71 42 22 243,6 239,5 241,8 239,0 239,8 237,4 238,0 329 241,7 27 Abb. 3.4 Valenzsummen von Li-O-Koordinationspolyedern gegen nECoN. Oben: Einzelwerte, unten: Mittelwerte für Bereiche von nECoN nach Daten aus Tabelle 3.3. Fehlerbalken repräsentieren die Standardabweichung der Einzelwerte bei der Berechnung des Mittelwerts. Valenzsumme n ECoN Valenzsumme n ECoN 28 Abb. 3.5 Valenzsummen von Na-O-Koordinationspolyedern gegen nECoN. Oben: Einzelwerte, unten: Mittelwerte für Bereiche von nECoN nach Daten aus Tabelle 3.3. Fehlerbalken repräsentieren die Standardabweichung der Einzelwerte bei der Berechnung des Mittelwerts. Valenzsumme n ECoN Valenzsumme n ECoN 29 Abb. 3.6 Valenzsummen von K-O-Koordinationspolyedern gegen nECoN. Oben: Einzelwerte, unten: Mittelwerte für Bereiche von nECoN nach Daten aus Tabelle 3.3. Fehlerbalken repräsentieren die Standardabweichung der Einzelwerte bei der Berechnung des Mittelwerts. Valenzsumme n ECoN Valenzsumme n ECoN 30 Abb. 3.7 Valenzsummen von Rb-O-Koordinationspolyedern gegen nECoN. Oben: Einzelwerte, unten: Mittelwerte für Bereiche von nECoN nach Daten aus Tabelle 3.3. Fehlerbalken repräsentieren die Standardabweichung der Einzelwerte bei der Berechnung des Mittelwerts. Valenzsumme n ECoN Valenzsumme n ECoN 31 Abb. 3.8 Valenzsummen von Cs-O-Koordinationspolyedern gegen nECoN. Oben: Einzelwerte, unten: Mittelwerte für Bereiche von nECoN nach Daten aus Tabelle 3.3. Fehlerbalken repräsentieren die Standardabweichung der Einzelwerte bei der Berechnung des Mittelwerts. Valenzsumme n ECoN Valenzsumme n ECoN 32 Abb. 3.9 Auftragungen der nach Gl. (3.15) berechneten Werte für roE gegen nECoN (Rauten). Eingezeichnete Linien entsprechen angepaßten Funktionen nach Tabelle 3.4. a) Li-O-Koordinationspolyeder a) roE(nECoN) E n b) Na-O-Koordinationspolyeder b) ro ( ECoN) n n ECoN roE(nECoN) c) K-O-Koordinationspolyeder ECoN d) Rb-O-Koordinationspolyeder roE(nECoN) n ECoN e) Cs-O-Koordinationspolyeder roE(nECoN) n ECoN a) gestrichelt: lineare Anpassung. b) gestrichelt: quadratische Anpassung. n ECoN 33 Für A = Li in A-O-Koordinationspolyedern wird eine nur geringe Variation von roE gefunden. An die Daten kann eine Regressionsgerade angepaßt werden (gestrichelte Linie in Abb. 3.8a); vergleichbare Übereinstimmung erhält man jedoch bei Verwendung von jeweils oberhalb und unterhalb nECoN = 4,5 konstanter Werte. Mit A = Na kann roE im Bereich nECoN = 4 - 6 durch einen linearen Verlauf beschrieben werden. Vor und nach diesem Bereich treten Abweichungen auf, die für niedrige nECoN auf einen quadratischen Zusammenhang hindeuten. Eine entsprechende Anpassung ist in Abb. 3.8b gestrichelt eingezeichnet. Auffällig sind deutliche Schwankungen für nECoN größer 6, die weder durch lineare noch quadratische Anpassung erfaßt werden können. Für A = K, Rb und Cs findet man gute Übereinstimmung von quadratischer Anpassung und beobachteten Mittelwerten für roE. Auch hier treten Abweichungen bei hohen und niedrigen Werten von nECoN auf; in diesen Bereichen ist jedoch die Anzahl der Datenpunkte gering, auf denen die Mittelwertbildung beruht (vgl. Tabelle 3.4). Zu den Zahlenwerten der angepaßten Funktionen siehe Tabelle 3.4. Tabelle 3.4 Ergebnisse für Anpassungen von roE (in pm) als Funktion von nECoN für A-OBindungen in Alkalimetall-Sauerstoff-Polyedern mit dem jeweiligen zur Ermittlung verwendetem nECoN-Bereich. A Funktionstyp Li " Na " K Rb Cs Stufenfunktion Gerade Gerade Parabel Parabel Parabel Parabel n Funktion roE = roE = roE = roE = roE = roE = roE = 145,4 für nECoN < 4,5 und 149,0 140,4 + 1,56 nECoN 190,9 - 2,56 nECoN 209,7 - 10,16 nECoN + 0,760 255,5 - 12,20 nECoN + 0,787 268,5 - 10,06 nECoN + 0,528 261,1 - 3,94 nECoN + 0,168 ECoN-Bereich für nECoN > 4,5 (nECoN)2 (nECoN)2 (nECoN)2 (nECoN)2 3,0-7,0 3,0-7,0 3,9-6,1 2,9-6,1 2,9-10,1 3,5-10,5 4,5-13,5 3.4.2 Einfluß der Verzerrung des Koordinationspolyeders Die Art einer Koordinationssphäre wird nicht nur durch die Anzahl von Bindungen zwischen Zentralatom und Liganden sowie deren Länge bestimmt, sondern auch durch die Anordnung der Liganden. Diese Anordnung, die für bestimmte Koordinationszahlen durch den in Abschnitt 3.2.3 definierten Verzerrungsparameter ξ beschrieben werden kann, ist eine weitere mögliche Ursache für die bei Anwendung der BVM beobachteten Abweichungen zwischen Valenzsumme und formaler Ladung. Zur Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Valenzsumme und Ligandenanordnung ist es zweckmäßig, für jedes betrachtete Koordinationspolyeder individuelle Parameter roind. zu 34 berechnen, für die die BVM streng erfüllt ist. Dazu wird Gl. (3.5) unter Verwendung von W = 1 umgestellt: ind. ro r = − bln exp∑ − i i b (3.16) Damit kann eine Auftragung von Valenzsumme gegen den unter 3.2.3 definierten Verzerrungsparameter ξ erfolgen, wenn nECoN annähernd der Koordinationszahl regulärer Koordinationspolyeder entspricht. Abb. 3.10 zeigt solche Auftragungen der Valenzsummen für A-O-Koordinationspolyeder mit A = Li, Na und K und nECoN = 4, 6 oder 8 (je +/- 0,1). Dabei wurde angenommen, daß in den gewählten Bereichen Einflüsse möglicher zusätzlicher Bindungen vernachlässigbar sind und Gl. (3.13) anwendbar ist. In allen Auftragungen kann eine Gerade an die Datenpunkte angepaßt werden; die zugrundegelegte Geradengleichung wurde so gewählt, daß als Achsenabschnitte mit ξ = 1 die Werte von unverzerrten Koordinationspolyedern erhalten werden; zugehörige Daten s. Tabelle 3.5. Deutliche Korrelation wird für Li-O-Polyeder mit n ECoN = 3,9 - 4,1 und 5,9 - 6,1 und Na-O-Polyeder mit nECoN = 5,9 - 6,1 beobachtet. Für alle weiteren Fälle erhält man schlechte Korrelationskoeffizienten; die Steigung der Regressionsgeraden ist von der gleichen Größenordnung wie der zugehörige bestimmte Fehler. Tabelle 3.5 Daten zu Regressionsgeraden aus Abb. 3.10 in der Form roind.(ξ) = ro(.ξ=1) + mξ (1-ξ) in pm mit Fehlern von Steigung δ(mξ) und Achsenabschnitt δ(ro(ξ=1)), Standardabweichung der beobachteten Werte σ(roind.) sowie Korrelationskoeffizient aus der Regression. n ECoN ro(ξ=1) δ(ro(ξ=1)) m.ξ δ(mξ) σ(roind..) Korrelation Li 3,9-4,1 142,7 0,3 112 19 3,5 0,45 143 Li 5,9-6,1 146,7 3,0 544 91 6,6 0,76 27 Na 3,9-4,1 183,1 1,1 -41 29 7,0 0,16 83 Na 5,9-6,1 173,8 0,3 106 12 4,0 0,45 310 K 5,9-6,1 209,7 1,1 12 54 8,5 0,04 44 K 7,9-8,1 207,9 0,7 32 34 5,0 0,11 73 Datenpunkte 35 Abb. 3.10 roind. Auftragungen von nach Gl. (3.16) berechneten Werten für roind. in pm gegen den Verzerrungsparameter ξ für die jeweilige Koordinationszahl (Rauten). Eingezeichnete Linien entsprechen angepaßten Geraden. a) Li-O-Koordinationspolyeder, CN 4 roind. ξ roind. c) Na-O-Koordinationspolyeder, CN 4 ξ roind. ξ roind. e) K-O-Koordinationspolyeder, CN 6 ξ b) Li-O-Koordinationspolyeder, CN 6 d) Na-O-Koordinationspolyeder, CN 6 ξ roind. f) K-O-Koordinationspolyeder, CN 8 ξ 36 Kennt man für ein gegebenes Koordinationspolyeder den Verzerrungsparameter ξ, kann die Valenzsumme Wξ mit einer modifizierten Form von Gl. (3.5) berechnet werden: ξ W = roξ − ri ξ ξ s mit s = exp . i ∑i i b (3.17) Der Parameter roξ wird aus den in Tabelle 3.5 aufgelisteten Werten für ro(ξ=1) und mξ nach Gl. (3.18) ermittelt: roξ = ro(.ξ=1) + mξ (ξ−1). (3.18) Der Index ξ in den Gleichungen (3.17) und (3.18) kennzeichnet, daß bei der Berechnung die Verzerrung des Koordinationspolyeders berücksichtigt wird. Zur Bedeutung der weiteren Parameter siehe Gl. (3.5). 3.5 Diskussion Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, daß bei der Berechnung von Bindungsvalenzen für Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen nach der bisherigen Definition der BVM von nECoN abhängige, systematische Abweichungen auftreten. Die in Gl. (3.5) verwendeten Parameter sind danach nicht unabhängig von der Koordinationszahl. Weiterhin können in einigen Fällen Zusammenhänge zwischen Valenzsummen und Polyederverzerrungen aufgezeigt werden. Sowohl der Einfluß der Koordinationszahl als auch die Polyederverzerrung lassen sich aber durch modifizierte Gleichungen zur Berechnung der Bindungsvalenzen berücksichtigen; die dazu notwendigen Daten werden im folgenden Abschnitt zusammengefaßt. 3.5.1 Berechnung von Bindungsvalenzen unter Berücksichtigung von Koordinationszahl oder Polyederverzerrung Zur Berücksichtigung der Koordinationszahl verwendet man Gl. (3.14) mit Parametern, die von der effektiven Koordinationszahl nECoN abhängig sind: roE − ri W = ∑ s mit si = exp . i b E mit WE: si E : ri : b: ro E : E i E (3.14) unter Berücksichtigung von nECoN berechnete Valenzsumme, unter Berücksichtigung von nECoN berechnete Bindungsvalenz, Bindungslänge zwischen Zentralatom und dem i-ten koordinierenden Atom, Konstante, für alle betrachteten Elementkombinationen gleich 37 pm, aus empirisch ermitteltem Zusammenhang mit nECoN berechnete, von der Elementkombination abhängige Größe. 37 Dabei gelten für A-O-Bindungen mit roE in pm die Zusammenhänge: A = Li:roE = 145,4 für nECoN < 4,5 und 149,0 für nECoN > 4,5 A = Na: roE = 190,9 - 2,56 nECoN A = K: roE = 255,5 - 12,20 nECoN + 0,787 (nECoN)2 A = Rb: roE = 268,5 - 10,06 nECoN + 0,528 (nECoN)2 A = Cs: roE = 261,1 - 3,94 nECoN + 0,168 (nECoN)2. Für A-O-Koordinationspolyeder mit A=Li und CN 4 bzw. 6 sowie A=Na und CN 6 wird ein Einfluß der Polyederverzerrung auf die Bindungsvalenz gefunden. Verwendet man als Maß den in Abschnitt 3.2.3 definierten Verzerrungsparameter ξ, kann diese Verzerrung unter Verwendung von Gl. (3.17) berücksichtigt werden: roξ − ri W = ∑ si mit si = exp . i b ξ ξ ξ (3.17) roξ ist dabei abhängig von der Verzerrung. Zu seiner Berechnung (in pm) verwendet man die Zusammenhänge: Li-O-Bindungen, CN 4: Li-O-Bindungen, CN 6: Na-O-Bindungen, CN 6: roξ = 142,7 + 112(ξ−1) roξ = 146,7 + 544(ξ−1) roξ = 173,8 + 106(ξ−1) Wendet man diese Vorschriften auf die der Ermittlung der Parameter zugrundegelegten Alkalimetall-Sauerstoff-Polyeder an, erhält man im Mittel Valenzsummen, die sehr gut mit der formalen Ladung der Alkalimetallionen übereinstimmen, die Standardabweichungen der Einzelwerte vom Mittel sind dabei geringer als nach Gl. (3.5). Zu den Ergebnissen siehe Tabelle 3.6, die graphische Darstellung der Ergebnisse erfolgt in Abb. 3.11. 38 Abb. 3.11 Histogramme zur absoluten Häufigkeit von Valenzsummen für AlkalimetallSauerstoff-Koordinationspolyeder bei Berücksichtigung von effektiver Koordinationszahl und Polyederverzerrung. Li-O-Koordinationspolyeder Na-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit Häufigkeit Valenzsumme Valenzsumme K-O-Koordinationspolyeder Rb-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit Häufigkeit Valenzsumme Cs-O-Koordinationspolyeder Häufigkeit Valenzsumme Valenzsumme 39 Tabelle 3.6 Mittelwerte der unter Berücksichtigung von nECoN und Polyederverzerrung berechneten Valenzsummen für A-O-Bindungen mit A = Alkalimetall. Zugrundegelegt sind die Daten zu Tabelle 3.3. Standardabweichungen der Einzelwerte aus der Mittelwertbildung sind in Klammern angegeben. Zum Vergleich sind die über Anwendung der BVM nach Gl. (3.5) erhaltenen Werte angegeben. A Wmittel Li Na K Rb Cs 1,00(15) 0,98(15) 1,01(18) 1,00(18) 0,99(14) Wmittel nach Gl.(3.5) 1,03(16) 1,09(17) 1,08(21) 1,08(23) 1,06(18) Anzahl der Daten 315 1301 1012 232 291 3.5.2 Zur Interpretation der Ergebnisse für ro und b Mit der BVM lassen sich für Koordinationspolyeder, in denen jeder Ligand gleich weit vom Zentralatom entfernt ist, auftretende Bindungslängen berechnen. In diesem Fall entspricht die BVM der Valenzsummenberechnung nach Pauling, es gilt der Zusammenhang zwischen Gl. (3.1) und Gl. (3.5): r − r si = W / CN = exp o i b mit si : W: CN: ro, b: ri : (3.19) Bindungsvalenz, Valenzsumme, Koordinationszahl, empirisch bestimmte Konstanten, beobachtete Bindungslänge. Logarithmieren, Setzen von W = 1 und umstellen ergibt den Ausdruck in Gl. (3.20): ri = ro + b⋅ ln (CN ) (3.20) Basierend auf dieser Gleichung lassen sich den verwendeten empirischen Parametern anschauliche Bedeutungen zuweisen: Für CN = 1 sind ri und ro gleich; ro entspricht damit der Länge einer Einfachbindung bzw. einem für überwiegend ionische Bindungen entsprechenden Wert. Der Parameter b bestimmt, um welches Maß auftretende Bindungen bei zunehmender 40 Koordinationszahl verlängert werden. Abb. 3.12 zeigt den Verlauf für AlkalimetallSauerstoff-Bindungen. Die zur Berechnung von Valenzsummen WE unter Berücksichtigung von nECoN verwendete Gleichung (3.14) läßt sich analog umstellen. Für Koordinationssphären, in denen alle Abstände der Liganden zum Zentralatom gleich sind, ist nECoN = CN. Man erhält dann: ri = ro + b ⋅ ln(CN ) E (3.21) Wird der Parameter roE durch eine lineare oder quadratische Abhängigkeit von nECoN beschrieben, läßt sich schreiben: ri = ro, 0 + ro ,1 ⋅CN + b ⋅ ln(CN ) E E (3.22) bzw. 2 E ri = ro,E0 + ro,1 ⋅CN + ro,E2 ⋅ (CN ) + b⋅ ln(CN ) (3.23) Für die Parameter ro,iE werden zur Berechnung von ri die Werte aus Tabelle 3.4 eingesetzt. Hier sind im Gegensatz zu Gl. (3.5) Längen hypothetischer „Einfachbindungen“ nicht direkt ablesbar, ergeben sich aber mit CN = 1. Der Verlauf der berechneten Bindungslängen in Abhängigkeit von CN wird durch den Parameter b sowie die Koeffizienten ro,1E und ro,2E bestimmt, eine Auflistung der berechneten Bindungslängen findet sich in Tabelle 3.7. Bei quadratischer Abhängigkeit erhält man im Vergleich zur unmodifizierten BVM eine komplexere Kurve; zur graphischen Darstellung siehe Abb. 3.12. Mit kleinen und sehr großen CN werden für K, Rb und Cs sowie für Na unter Verwendung einer quadratischen Abhängigkeit längere, mit mittleren CN kürzere Bindungen berechnet. Eine Erklärung für diesen Verlauf läßt sich finden, wenn die Abhängigkeit des Ausdrucks von roE von der Koordinationszahl untersucht wird. Dazu differenziert man die in Tabelle 3.5 angegebenen Parabelgleichungen nach nECoN und untersucht Polyedereigenschaften am erhaltenen Extremwert. Es zeigt sich, daß die für roE bei quadratischer Abhängigkeit von n ECoN erhaltenen Minima mit O-O-Abständen im Koordinationspolyeder korrelieren; die entsprechenden Daten sind in Tabelle 3.8 aufgeführt. roE wird danach immer dann minimal, wenn auftretende O-O-Abstände einen Wert von 330-340 pm erreichen. Sind die O-OAbstände größer, werden die Längen der Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen offensichtlich zum überwiegenden Teil durch Wechselwirkungen zwischen Alkalimetall- und SauerstoffAtomen bestimmt; unterhalb davon scheinen zusätzlich Abstoßungskräfte zwischen den Sauerstoff-Atomen auftretende Bindungslängen zu beeinflussen. Dadurch wird auch verständlich, daß ein Einfluß der Koordinationspolyederverzerrung auf die Berechnung von Valenzsummen nur für Li-O-Bindungen mit CN 4 und 6 sowie für Na-OBindungen mit CN 6 gefunden wird: nur in diesen Fällen ist der Abstand zwischen den 41 Liganden (vgl. Tabelle 3.8) so klein, daß Ligand-Ligand-Wechselwirkungen die Abstände zum Zentralatom maßgeblich beeinflussen können, und die Anzahl der Datenpunkte groß genug, um Aussagen zur Korrelation machen zu können. Abb. 3.12 A-O-Bindungslängen in Abhängigkeit von der Koordinationszahl, berechnet über Gl. (3.14) (durchgezogene Kurve)a) bzw. Gl. (3.5) (Punkte). Kreuze entsprechen Abständen, die aus Radien nach Shannon [89] berechnet wurden. a) Der Berechnung der Na-O-Bindungslängen liegen sowohl der lineare (schwarze Kurve) als auch der quadratische Zusammenhang (graue Kurve) zwischen nECoN und roE zugrunde. 42 Tabelle 3.7 Unter Berücksichtigung von nECoN berechnete Alkalimetall-SauerstoffAbstände in pm (a) im Vergleich zu Werten, die nach der BVM (b) erhalten werden. CN 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Li (a) 197,9 207,7 216,1 223,3 229,8 Na (b) 197,9 206,1 212,9 218,6 223,5 (a) 232,0 237,7 241,8 245,0 247,4 249,2 250,5 251,5 252,1 K (b) 231,6 239,8 246,6 252,3 257,2 261,6 265,5 269,0 272,2 (a) 270,6 273,7 276,9 280,7 285,2 290,7 297,4 305,2 314,4 Rb (b) 264,5 272,7 279,5 285,2 290,1 294,5 298,4 301,9 305,1 Cs (a) (b) (a) (b) 293,4 296,0 298,8 302,0 305,9 310,5 315,8 321,8 328,8 292,6 298,3 303,2 307,6 311,5 315,0 318,2 321,2 323,9 310,3 314,3 317,8 321,0 324,2 327,3 330,5 333,7 337,0 308,0 313,7 318,6 323,0 326,9 330,4 333,6 336,6 339,3 Tabelle 3.8 Unter Berücksichtigung von nECoN berechnete Alkalimetall-SauerstoffBindungslängen und auftretende O-O-Abstände in pm für reguläre Koordinationspolyeder, Vergleich mit Minimalwerten der empirischen Parameter roE sowie zugehörigen Werten für nECoN und d(O-O). CN 4 6 8 12 Li d(Li-O) d(O-O) 198,0 323,3 216,1 305,6 229,8 265,4 251,1 264,0 Na K d(Na-O) d(O-O) 232,5 379,7 242,4 343,1 254,0 293,9 289,2 304,1 Rb d(K-O) d(O-O) 270,6 441,9 276,9 391,6 285,2 329,3 314,4 330,6 Cs d(Rb-O) d(O-O) 288,0 470,3 293,4 414,9 298,8 345,0 315,8 332,1 d(Cs-O) d(O-O) 299,8 489,6 310,3 438,8 317,8 367,0 330,5 347,5 n ECoN-Wert für roE = min., O-O-Abstände: roE(min.) n ECoN d(O-O) Na K Rb Cs 175,7 6,7 326 208,2 7,8 335 220,6 9,5 340 238,0 11,7 349 3.5.3 Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen bei niedrigen Koordinationszahlen Bei Anwendung der BVM nach Gl. (3.5) auf Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationspolyeder mit niedriger Koordinationszahl wurden bisher überwiegend zu niedrige Werte für die 43 Valenzsumme berechnet (vgl. Abb. 3.5 - 3.8). Berücksichtigt man in solchen Fällen die Koordinationszahl über Gl. (3.14), werden Unterschiede zwischen berechneter Valenzsumme und formaler Ladung des Alkalimetalls geringer. Tabelle 3.9 listet über Gln. (3.5) und (3.14) berechnete theoretische Werte im Vergleich zu mittleren beobachteten AlkalimetallSauerstoff-Bindungen für CN 2 und 3 auf; der Mittelwertbildung zugrunde liegende Daten einiger gut belegter ternärer Oxide finden sich in Tabelle 3.10. Die unter Berücksichtigung der Koordinationszahl erhaltenen Werte stimmen dabei für K, Rb und Cs sehr gut mit den beobachteten Werten überein. Für A = Na sind Abweichungen bei Verwendung eines linearen Zusammenhangs zwischen nECoN und roE in Gl. (3.14) zwar geringer als bei der Anwendung der BVM über Gl. (3.5), jedoch werden hier über die Annahme eines quadratischen Zusammenhangs bessere Übereinstimmungen erhalten. Tabelle 3.9 Beobachtete mittlere Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen d(A-O)mittel in pm, über Gl. (3.14) berechnete Werte d(A-O)calc(neu) mit relativer Abweichung zum beobachteten Wert ∆ für niedrige Koordinationszahlen. Zum Vergleich sind entsprechende, nach Gl. (3.5) ohne Berücksichtigung der Koordinationszahl berechnete Werte d(A-O)calc(alt) angegeben. A CN d(A-O)mittel Na 2 227,3 Na 3 229,4 K K Rb Cs Cs 2 3 3 2 3 259,2 266,7 284,3 279,2 308,4 d(A-O)calc(neu) 211,5 218,1*) 223,8 226,7*) 259,9 266,6 283,7 279,6 294,1 ∆ 7,0% 4,0%*) 2,6% 1,3%*) 0,3% 0,04% 0,2% 0,2% 4,6% *) berechnet über quadratischen Zusammenhang von roE und nECoN d(A-O)calc(alt) ∆ 206,0 9,4% 221,0 3,8% 238,9 254,9 267,0 267,4 281,8 7,8% 4,4% 6,1% 4,2% 8,6% 44 Tabelle 3.10 Beobachtete Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen (pm, geschätzte Standardabweichungen in Klammern) in ternären Oxiden mit niedrigen Koordinationszahlen für Alkalimetallatome Verbindung A d(A-O) Mittelwert Lit. Na4(SnO3) Na3(AuO2) Na3(CoO2) Na Na Na 228,3(15) 224,3(25) 228,7(2) 229,7(16) 224,3(25) 228,7(2) 229,0(22) 224,3(25) 228,7(2) [a] [b] [c] KNa7(PbO4)(PbO3) Na4(FeO3) Na4(CoO3) Na4(CoO3) Na3(TlO2) Na3(TlO2) KNa2(AuO2) Na4(SnO3) Na Na Na Na Na Na Na Na 225,5(22) 220,0(9) 220,9(5) 221,8(7) 232,9(5) 228,2(12) 229,6(13) 224,8(16) 233,9(21) 227,5(10) 226,4(7) 226,8(4) 235,0(9) 234,8(5) 234,8(7) 227,5(16) 231,3(38) 225,3(19) 225,8(11) 226,0(12) 234,5(14) 232,6(14) 233,1(16) 226,7(30) [d] [e] [f] [f] [g] [g] [h] [a] K3(CoO2) K3(NiO3) K3(FeO3) K K K 266,3(4) 255,1(5) 254,9(4) 268,9(4) 255,1(5) 254,9(4) 267,6(6) 255,1(5) 254,9(4) [c] [i] [i] K4(PbO3) K4(PbO3) K6(Pb2O5) K K K 258,0(5) 267,5(4) 258,3(10) 262,0(5) 273,9(6) 265,2(8) 268,6(5) 281,3(5) 265,2(8) 262,9(8) 274,2(9) 262,9(15) [j] [j] [j] Rb4(PbO3) Rb4(PbO3) Rb5(Co2O5) Rb Rb Rb 281,7(15) 272,3(14) 282,6(11) 283,7(12) 278,9(14) 286,3(15) 305,2(14) 281,0(15) 287,3(12) 290,2(24) 277,4(25) 285,4(22) [k] [k] [l] CsK2(AuO2) Cs 270,9(12) 287,6(13) 279,2(17) [m] Cs4(PbO3) Cs4(PbO3) Cs4(PbO3) Cs4(PbO3) Cs2(Sn2O3) Cs Cs Cs Cs Cs 290,2(35) 290,0(37) 321,2(33) 289,6(33) 302,4(14) 303,4(35) 291,2(54) 339,2(38) 300,8(55) 302,4(14) 310,5(64) 293,4(75) 333,8(65) 299,9(73) 304,6(25) [k] [k] [k] [k] [n] Lit.: [a] [b] [c] [d] [e] [f] [g] [h] [i] [j] [k] [l] [m] [n] 234,4(23) 228,5(14) 230,0(7) 229,3(9) 235,6(9) 234,8(5) 234,8(7) 227,9(21) 337,8(41) 299,0(36) 340,9(41) 309,3(35) 309,0(16) B. Nowitzki und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 515 (1984) 114 G. Wagner und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 549 (1987) 26 W. Burow, J. Birx, F. Bernhardt und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 619 (1993) 923 H. Stoll und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 549 (1987) 103 H. Rieck und R. Hoppe, Naturwissensch. 61 (1974) 126 W. Burow und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 459 (1979) 59 G. Wagner und R. Hoppe, J. less common Met. 120 (1986) 225 G. Wagner und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 537 (1986) 115 F. Bernhardt und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 619 (1993) 969 R. Brandes und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 620 (1994) 1549 H. Stoll, B. Brazel und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 564 (1988) 45 F. Bernhardt und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 619 (1993) 540 G. Wagner und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 550 (1987) 41 R. M. Braun und R. Hoppe, Z. anorg. allg. Chem. 480 (1981) 81 45 3.5.4 Einfluß von Fehlern in Bindungslängen Der Einfluß des Fehlers in den verwendeten Bindungslängen auf den Fehler der errechneten Valenzsumme läßt sich unter der Annahme berechnen, daß Valenzsummen nach Gl. (3.5) genau den Betrag der formalen Wertigkeit des betrachteten Zentralatoms ergeben, d. h. daß die verwendeten Werte für ro und b tatsächlich Konstanten sind. Dazu verwendet man Gl. (3.5) in der Form: ro − ri b n W= ∑ exp i =1 (3.5) mit W: Valenzsumme, ri: Länge der i-ten Bindung im Koordinationspolyeder, n: Zahl der Bindungen, ro und b: empirisch ermittelte Konstanten. Die Anwendung der Fehlerfortpflanzung für mittlere Fehler nach Gauß [103] ergibt: 2 ∂ W 2 ∑ ∂ r (σ (ri )) i=1 i n σ (W) = (3.24) mit σ(W) Standardabweichung für die Valenzsumme, σ(ri) Standardabweichung der Bindungslänge. Für den Fall der regelmäßigen Koordination mit gleichen Bindungsabständen und entsprechenden Fehlern kann aus Gl. (3.24) ein einfacher Zusammenhang zwischen dem Fehler der Bindungslänge und dem Fehler der berechneten Valenzsumme abgeleitet werden. Mit r − r ∂W 1 = − exp o i , ri = rj = r und σ(ri) = σ(rj) = σ(r) ∂ ri b b (3.25) sowie n = CN wird aus Gl. (3.24): 2 2 1 CN 2 r − r σ (W ) = − ⋅ ∑ exp o (σ (r )) . b i=1 b (3.26) In Gl. (3.26) kann die Summe durch ein Produkt ersetzt werden: 2 2 1 r − r 2 σ (W ) = − ⋅ CN exp o (σ (r )) . b b (3.27) 46 Für den Fall regelmäßiger Koordination wird die nach der BVM berechnete Bindungsvalenz äquivalent zur Definition nach Pauling (Gl.(3.1)). Dann läßt sich schreiben: r − r W exp o . = b CN (3.28) Einsetzen von Gl. (3.28) in Gl. (3.27) und Vereinfachen führt zu σ (W ) = W b CN ⋅ σ (r) . (3.29) Anhand Gl. (3.29) kann der Einfluß des Fehlers in Bindungslängen für regelmäßige Koordination diskutiert werden. Vergleichbare Ergebnisse sollten auch bei Koordinationssphären erhalten werden, in denen unterschiedlich lange Bindungen auftreten. Hier ist die Anwendung von Gl. (3.29) eine erste Näherung. Danach ist der Fehler der Valenzsumme bei vergleichbaren Fehlern der Bindungslänge direkt proportional zur formalen Wertigkeit des Zentralatoms und zum Fehler der Bindungslänge und umgekehrt proportional zur Wurzel der Koordinationszahl - entsprechend ist für kleine formale Wertigkeiten der Zentralatome und hohe Koordinationszahl mit den besten Übereinstimmungen zwischen berechneter Valenzsumme und erwartetem Ergebnis zu rechnen. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zur Beobachtung, nach der Elemente mit hoher formaler Wertigkeit und kleiner Koordinationszahl am besten zur Behandlung mit der BVM geeignet sind. Entsprechend können Meßungenauigkeiten in den zugrundeliegenden Daten nicht die Ursache für die Abweichungen der BVM bei Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen sein. 3.5.5 Zusammenhang zwischen Polyederverzerrung und mittlerem Bindungswinkel bei Verbindungen mit einsamem Elektronenpaar Bei der Analyse von überwiegend dreifach durch Schwefel koordiniertem SbIII mit der BVM stellten Wang und Liebau fest, daß bei der Berechnung der SbIII-Valenzsummen nach Gl. (3.5) deutliche Abweichungen vom erwarteten Wert der formalen Ladung auftreten [55]. Diese Abweichungen sind durch Fehler bei der Bestimmung der Daten nicht erklärbar und zeigen deutliche Korrelation mit dem mittleren S-SbIII-S-Winkel. Bessere Übereinstimmung zwischen Valenzsumme und formaler Wertigkeit wird erhalten, wenn man zur Berechnung der Valenzsumme Gl. (3.30) mit einem vom mittleren Winkel abhängigen Parameter verwendet: 47 ro(α =90° ) + mα cos(α ) − ri r α − ri si = exp o = exp mit W = ∑ si b i b _ mit α : ro(α=90°): mα: roα: (3.30) mittlerer Winkel (S-SbIII-S) empirisch ermittelter Wert für α = 90°, Einfluß des mittleren Winkels, aus ro(α=90°) und mα berechneter Parameter; alle weiteren Parameter entsprechen denen in Gl. (3.5). Zur Bestimmung der Parameter ro(α=90°) und mα berechnet man für jedes beobachtete Koordinationspolyeder einen individuellen Parameter roind. nach Gl. (3.31) und trägt erhaltene Werte gegen den Cosinus des _ mittleren Winkels α auf: 1 r roind. = − bln exp∑ − i W i b (3.31) mit W = 3. Für die jeweilige Elementkombination gültige Parameter können dann durch lineare Regression ermittelt werden. Eine entsprechende Darstellung, die auf Daten aus [3-12] basiert, findet sich in Abb. 3.13 a. Die hier verwendeten Gleichungen entsprechen formal den Gln. (3.14) und (3.17); somit sind die Berücksichtigung von Polyederverzerrung und mittlerem Winkel vergleichbar. Darüber hinaus kann auch gezeigt werden, daß der Verzerrungsparameter ξ eine Funktion des Cosinus eines mittleren Winkels für CN 3 ist. Aus Bindungswinkel und SbIII-S-Bindungslängen lassen sich S-S-Abstände über Gl. (3.32) berechnen: d(Si − S j ) = 2d (Sb − S)⋅ sin(1 2α ) (3.32) Damit erhält man für die Summe der reziproken S-S-Abstände d-1(S-S): 3 1 ∑ d(S − S) = i =1 3 1 2d (Sb − S) ⋅sin α 2 (3.33) S-S-Abstände in einer idealen trigonal-planaren Koordination von SbIII lassen sich nach Kap. 3.2.3 über mittlere SbIII-S-Bindungslängen berechnen. Für den zu Gl. (3.9) analogen Verzerrungsparameter ξ erhält man dann: 48 3 1 2d (Sb − S) ⋅sin α 2 ξ= 1 3⋅ d (Sb− S ) (3.34) Vereinfachung von Gl. (3.34) unter Verwendung des Zusammenhangs in Gl. (3.35) 1 sin α = 2 1− cos(α ) 2 (3.35) führt dann zum von SbIII-S-Bindungslängen unabhängigen Ausdruck: ξ= 3 2 − 2cos(α ) (3.36) Im Winkelbereich 90° < α < 120° kann Gl. (3.36) durch einen linearen Zusammenhang angenähert werden. Dadurch entsprechen sich die Methoden der Valenzsummenberechnung unter Berücksichtigung von Polyederverzerrung und mittlerem Bindungswinkel. Analog zur Bestimmung von ro(α=90°) und mα können für SbIII-S-Bindungen vom Verzerrungsparameter ξ abhängige Parameter ermittelt werden, wenn über Gl. (3.31) ermittelte Werte roind. gegen ξ aufgetragen und ro(ξ=1) und mξ über lineare Regression bestimmt werden. Eine entsprechende Auftragung ist in Abb. 3.13b dargestellt. Zum Ergebnis im Vergleich zu Daten, die zur Berücksichtigung mittlerer Bindungswinkel nach Gl. (3.30) verwendet werden, vgl. Tabelle 3.9. Die mittlere Abweichung der Einzelwerte für SbIII-SKoordinationspolyeder in Form der ermittelten Standardabweichung ist für beide Fälle gleich. Damit entsprechen sich diese Methoden auch hinsichtlich der erreichten Genauigkeit. Tabelle 3.9 Parameter zur Berechnung der Bindungsvalenz von SbIII-S-Bindungen unter Berücksichtigung von mittlerem Bindungswinkel bzw. Polyederverzerrung Berücksichtigte Größe: Polyederverzerrung, Gl. (3.17) mittlerer Bindungswinkel, Gl. (3.30) mξ = 51,8(54) pm mα = 28,2(28) pm ro(ξ=1) = 233,9(10) pm ro(α=90°) = 245,5(2) pm Korrelationskoeffizient 0,75 0,77 Standardabweichung 1,3 1,3 Steigung Achsenabschnitt 49 Abb. 3.13 Auftragungen von nach Gl. (3.31) berechneten Werten für roind._ gegen a) Cosinusfunktionen der mittleren S-SbIII-S-Bindungswinkel α und b) den Verzerrungsparameter ξ für die Koordinationszahl 3 (Rauten, Daten aus [55]) mit eingezeichneter Regressionsgerade. (a) (b) roind. roind. _ cos(α) ξ 3.6 Möglichkeiten und Grenzen einer erweiterten Bond-Valence-Methode Die in dieser Arbeit entwickelten Gleichungen für eine modifizierte Bond-Valence-Methode berücksichtigen durch die Einbeziehung zusätzlicher Größen wesentliche Ursachen, die bei Verwendung der bisherigen Bond-Valence-Methode nach Brown [53] für AlkalimetallSauerstoff-Koordinationspolyeder zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Diese zusätzlichen Größen beruhen auf Einflüssen, die auf Wechselwirkungen zwischen Sauerstoffatomen zurückzuführen sind. Dadurch wird die Übereinstimmung zwischen berechneter Valenzsumme und Betrag der formalen Ladung des Alkalimetallions gegenüber der bisherigen Methode deutlich verbessert, Abweichungen sind nicht mehr systematisch abhängig von der Koordinationszahl. Weiterhin erlauben die modifizierten Beziehungen eine genauere Voraussage von Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen auch für ungewöhnlich niedrige 50 Koordinationszahlen. Dadurch kann die Bond-Valence-Methode in modifizierter Form als ein Werkzeug verwendet werden, mit dem Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungslängen diskutiert werden können. Grenzen dieser Methode ergeben sich vor allem aus der zugrundeliegenden Konzeption, die allein isolierte Koordinationspolyeder betrachtet; Fernwechselwirkungen, die auftretende Atomabstände insbesondere bei überwiegend ionischen Bindungsarten beeinflussen können, bleiben unberücksichtigt. Ebenso wird vernachlässigt, an welchen weiteren Baugruppen die koordinierten Sauerstoffatome beteiligt sind. Mit zunehmender Elektronenzahl sinkt die polarisierende Wirkung von Alkalimetallionen auf umgebende Atome und Atomgruppen, gleichzeitig steigt die Polarisierbarkeit des Alkalimetallions. Daraus kann folgen, daß bei den schweren Alkalimetallen Rb und Cs die polarisierende Wirkung von Liganden zu Schwankungen der Atomabstände führt. Diese Schwankungen werden auch durch eine erweiterte Bond-Valence-Methode nicht erfaßt. Diese Grenzen müssen bei der Diskussion der erhaltenen Valenzsummen für AlkalimetallSauerstoff-Koordinationspolyeder berücksichtigt werden. Erhält man als Ergebnis der Valenzsummenberechnung Werte, die um mehr als 10 % vom erwarteten Wert abweichen, kann dieses Ergebnis auf fehlerhafte Strukturparameter hindeuten. Dann sollten die der Berechnung zugrundeliegenden Daten gründlich überprüft werden. Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, daß solche Abweichungen auch bei korrekt bestimmten Bindungsabständen auftreten und durch unberücksichtigte Effekte verursacht sind. Welche Effekte im konkret behandelten Einzelfall zu Abweichungen führen, kann erst nach Sammlung von Erfahrungswerten an einer größeren Anzahl von Strukturdaten abgeschätzt werden. Auf der Basis solcher Erfahrungswerte kann eine weitergehende Modifizierung der Bond-Valence-Methode erstellt werden. Bis dahin bleibt das Auftreten von Abweichungen unverstanden; unerwartet hohe oder niedriege Werte für die errechnete Valenzsumme können entsprechend ausschließlich als Resultat von ungewöhnlich niedrigen oder hohen Werten für Atomabstände interpretiert werden. 51 4 Bindungslängen und -winkel in Carbonat- und Hydrogencarbonat-Ionen 4.1 Bindungslängen Im Idealfall treten in CO32--Anionen drei gleich lange C-O-Abstände sowie O-C-O-Winkel von 120° auf. Solche idealen Bindungsverhältnisse werden jedoch nicht in allen CarbonatStrukturen realisiert. Unterschiedliche C-O-Bindungslängen und O-C-O-Winkel, die zu einer Lagesymmetrieerniedrigung des Carbonat-Ions führen, sind in vielen Kristallstrukturuntersuchungen gut belegt. Die Werte für einzelne Bindungslängen schwanken in der Regel zwischen 125 und 131 pm [104]. Berechnet man für jedes CO32--Ion den Mittelwert der C-OBindungslängen, erhält man dennoch einen für alle strukturell untersuchten CarbonatVerbindungen annähernd konstanten Wert. Dieser Mittelwert wurde 1981 von Zemann [104] zu 128,4(4) pm bestimmt; der Bestimmung lagen C-O-Abstände aus 34 CO32--Ionen zugrunde, für deren Standardabweichungen weniger als 0,5 pm angegeben wurden. Der Mittelwert der C-O-Bindungen in bereits untersuchten Carbonat- und Hydrogencarbonationen erschien als geeigneter Standard zur Diskussion entsprechender Bindungslängen in neuen Strukturen. Eine Neubestimmung dieses Wertes auf der Basis aller heute bekannten entsprechenden Strukturen war daher wünschenswert. Als Grundlage dienten alle in der ICSD [85] gespeicherten Strukturdaten. Analog zu [104] wurden nur Carbonat-Gruppen einbezogen, deren Standardabweichungen in den Bindungslängen Werte kleiner 0,5 pm aufwiesen. Hydrogencarbonat-Ionen wurden gesondert behandelt; um hier Aussagen zu Bindungslängen treffen zu können, wurden auch Werte mit größeren Fehlern einbezogen. Ausgeschlossen wurden Strukturen, in denen nach [51] Zweifel an der Korrektheit der Daten bestehen; zu weiteren Einschränkungen vgl. Abschnitt 3.4. Nach diesen Kriterien konnten 90 CO32--Anionen und 13 CO3-Gruppen aus Hydrogencarbonaten zur Mittelwertbildung verwendet werden. Eine Auftragung der Häufigkeiten einzelner sowie mittlerer Bindungslängen findet sich in Abb. 4.1. Als Mittel der Mittelwerte wurden in guter Übereinstimmung mit [104] für Carbonat-Anionen 128,46(3) pm, für CO3-Gruppen aus Hydrogencarbonaten 128,56(8) pm erhalten. Die Standardabweichung einzelner Mittelwerte von diesen Werten beträgt jeweils 0,3 pm. 52 Abb. 4.1 Häufigkeiten von C-O-Bindungslängen in CO3-Gruppen: a) einzelne Werte, b) für jede CO3-Gruppe gemittelte Werte. Der jeweilige Anteil von Werten aus Hydrogencarbonaten ist schwarz markiert. (a) Häufigkeit d(C-O) [pm] (b) Häufigkeit d(C-O) [pm] 53 4.2 Bindungswinkel Sind C-O-Bindungslängen in CO3-Gruppen unterschiedlich lang, tritt gleichzeitig eine Abweichung der eingeschlossenen Bindungswinkel vom Idealwert 120° auf. Die Winkel summieren sich dennoch zu 360° auf. Abweichungen des C-Atoms aus der durch die OAtome festgelegten Ebene sind nur in seltenen Fällen größer als 2 pm (vgl. dazu []). Zusammenhänge zwischen auftretenden Bindungslängen und -winkeln sind bisher nicht untersucht worden. Eine genaue Analyse solcher Zusammenhänge erfordert sicherlich die Berücksichtigung der näheren Umgebung von jeweils betrachteten CO3-Gruppen. Aufgrund der Komplexität eines derartigen Ansatzes erscheint es jedoch fraglich, ob so mit vertretbarem Aufwand allgemeingültige Regeln aufgestellt werden können. Aussichtsreicher erscheint es, empirische Regeln unter Zugrundelegung eines stark vereinfachten Modells aufzustellen. Für das zu verwendende Modell wird angenommen, daß die Umgebung von CO3-Gruppen ausschließlich Bindungslängen beeinflußt; als Maß für die Beeinflussung kann die Bindungsvalenz verwendet werden. Die mittlere C-O-Bindungslänge bleibt konstant. Abweichungen der Bindungswinkel stehen dann nur im Zusammenhang mit den Längen der einzelnen C-O-Bindungen. Dieser Zusammenhang kann in Anlehnung an die VSEPR-Regeln [99] qualitativ vorhergesagt werden. Wird eine der drei C-O-Bindungen durch äußere Einflüsse verkürzt, müssen zum Erhalt der konstanten mittleren Bindungslänge die übrigen länger werden. Ein Verlängern einer Bindung bedeutet gleichzeitig eine Verringerung der Zahl der an der Bindung beteiligten Elektronen und umgekehrt. Nimmt man an, daß die Bindungswinkel durch Abstoßungskräfte zwischen den Bindungselektronen bestimmt werden, erwartet man daher eine Abnahme der Abstoßungskräfte zwischen den verlängerten Bindungen. Dann resultiert aus der Verkürzung einer C-O-Bindung die Verringerung des dieser Bindung gegenüberliegenden O-C-OWinkels. Mit diesem Modell werden die beobachteten Bindungsverhältnisse in Carbonat- und Hydrogencarbonat-Gruppen gut beschrieben. Entsprechende Auftragungen sind in Abb. 4.2 und 4.3 dargestellt, die dargestellten Werte wurden aus Daten berechnet, die in der ICSD gespeichert sind und den in Abschnitt 4.1 aufgeführten Kriterien genügen. Dabei zeigt sich, daß der Zusammenhang zwischen C-O-Bindungslängen und jeweils gegenüberliegenden Bindungen für Carbonat-Ionen und CO3-Gruppen aus Hydrogencarbonaten in erster Näherung durch eine lineare Funktion dargestellt werden kann. Zweckmäßig ist es, für CO32--Anionen und CO3-Gruppen aus Hydrogencarbonaten unterschiedliche Anpassungen zu verwenden. 54 Über lineare Regression erhält man die Zusammenhänge ∠(Oi-C-Oj) = m d(C-Ok) - b mit i, j, k: ∠(Oi-C-Oj): d(C-Ok): m, b: (4.1) Bezeichner der O-Atome mit i ≠ j ≠ k, Bindungswinkel, Bindungslänge, Steigung und Achsenabschnitt. Zu Werten und Standardabweichungen von m und b vgl. Tabelle 4.1. Abb. 4.2 Auftragungen von Bindungslängen d(C-Ok) gegen Werte der jeweils gegenüberliegenden Winkel ∠(Oi-C-Oj) für CO32--Anionen mit eingezeichneter angepaßter Gerade. ∠(Oi-C-Oj) d(C-Ok) 55 Auftragungen von Bindungslängen d(C-Ok) gegen Werte der jeweils gegenüberliegenden Winkel ∠(Oi-C-Oj) für CO3-Gruppen in Hydrogencarbonaten mit eingezeichneter angepaßter Gerade. Abb. 4.3 ∠(Oi-C-Oj) d(C-Ok) Ergebnisse der Geradenanpassung nach Gl. 4.1: Werte für m und b mit Standardfehlern in Klammern, Standardabweichungen, Korrelationskoeffizienten und Anzahl der Datenpunkte für a) CO32--Anionen und b) CO3-Gruppen in Hydrogencarbonaten. Tabelle 4.1 m a) b) 1,34(5) 0,98(6) b Standardabweichung 52(7) 6(8) 0,99 1,28 Korrelation 0,84 0,92 Datenpunkte 270 39 56 4.3 Zusammenhang zwischen Bindungsvalenz und mittlerer Bindungslänge Die Anwendung der BVM nach Gl. (3.5) auf CIV-O-Bindungen in Carbonat- und Hydrogencarbonat-Anionen liefert sehr gute Übereinstimmungen zwischen Valenzsumme und formaler Ladung (vgl. Tabelle 3.2). Dazu korrespondiert die in Abschnitt 4.1 beschriebene Beobachtung, daß in diesen Anionen zwar deutliche Unterschiede zwischen einzelnen C-OBindungen auftreten können, die jeweiligen mittleren C-O-Bindungslängen aber nur wenig variieren. Es läßt sich zeigen, daß nach Gl. (3.5) berechnete Valenzsummen in diesem Fall ebenfalls nur wenig variieren können - woraus die gute Übereinstimmung von berechneter Valenzsumme und formaler Ladung des Zentralatoms resultiert. Durch Ausklammern konstanter Terme sowie Ersetzen der Bindungslängen ri durch die Summe von Mittelwert und Abweichung vom Mittel rm + ∆ri erhält man aus Gl. (3.5) nach einer Reihenentwicklung: ∆r ∆r 2 r − r ∆r r − r W = exp 0 m ∑ exp − i = exp 0 m ∑ {1 − i + i 2 − ...} b 2!b b i b b i mit W: r0, b: rm: ∆ri: (4.2) Valenzsumme ( ^= Betrag der formalen Ladung des Zentralatoms), empirisch bestimmte Konstanten, Mittelwert der betrachteten Bindungslängen, Abweichung der betrachteten Bindungslänge vom Mittelwert. Weil die Summe der Abweichungen vom Mittelwert der Bindungslängen verschwinden muß und höhere Glieder der Reihe vernachlässigbar werden, vereinfacht sich Gl. (4.2) zu r − r W = i exp 0 m mit i = Koordinationszahl. b (4.3) Gl. (4.3) ist nur noch von der mittleren Bindungslänge, nicht von individuellen Bindungslängen abhängig. Der durch Reihenabbruch entstehende Fehler kann durch Betrachtung der höheren Glieder abgeschätzt werden; er ist für C-O-Bindungen in der gleichen Größenordnung wie die Abweichung der berechneten Valenzsummen von der formalen Ladung über Gl. (3.5). Man kann annehmen, daß in allen anderen Fällen, in denen man ausschließlich eine Koordinationszahl beobachtet und die mittlere Bindungslänge annähernd konstant ist, über Gl. (3.5) ebenfalls gute Übereinstimmung erzielt wird. Entsprechend ist die Berücksichtigung von Koordinationspolyederverzerrungen in solchen Fällen unnötig. Will man die Plausibilität von C-O-Bindungslängen überprüfen, kann die BVM verwendet werden. Ein Vergleich von erhaltenen Mittelwerten der C-O-Bindungen erfüllt jedoch den gleichen Zweck und ist aufgrund der einfacheren Anwendung der BVM vorzuziehen. 57 5 Darstellung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten über alkalische Hydrolyse von Dialkylcarbonaten Zur Darstellung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten für Einkristallstrukturanalyse wurde bisher eine der folgenden Möglichkeiten verwendet: die • Umkristallisieren von industriell hergestellten Verbindungen aus wäßriger Lösung [26], • Reaktion von CO2 mit der Lösung eines basischen Alkalimetallsalzes [23], • Kristallisation von Alkalimetallhydrogencarbonaten mit oligomeren HydrogencarbonatIonen aus wäßrigen Lösungen von Alkalimetallcarbonat und -hydrogencarbonat [105], • Kristallzucht aus Alkalimetallcarbonat-Schmelzen [46]. Nachteile dieser Methoden sind die insbesondere bei den schweren Alkalimetallverbindungen vorhandene Neigung zu übersättigten Lösungen und die häufige Bildung verzwillingter Kristalle [22,26,46]. Bei Umsetzungen mit gasförmigem CO2 ist die Bestimmung der eingesetzten Gasmenge schwierig, so daß sich diese Methode nur für die Darstellung von Alkalimetallhydrogencarbonaten AHCO3 eignet. Zur Darstellung von Alkalimetallhydrogencarbonaten mit oligomeren Hydrogencarbonat-Ionen muß der Stabilitätsbereich des angestrebten Produkts genau bekannt sein, um gezielt röntgenreine und gut kristallisierte Substanz zu erhalten; eine dazu notwendige Analyse der Phasendiagramme A2CO3/AHCO3/H2O ist bisher nur für A = Na und K [105-107] durchgeführt worden. Ein in der Arbeitsgruppe von Adam [48] entwickeltes Verfahren zur Darstellung von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten beruht auf der alkalischen Hydrolyse von Dialkylestern der Kohlensäure, den Dialkylcarbonaten R2CO3 (R = Alkylrest), mit Alkalimetallhydroxiden in wäßrig-alkoholischer Lösung. Der Reaktionsverlauf ist dabei sehr komplex: zunächst werden durch Esterverseifung Monoalkylcarbonat-Ionen gebildet, die bei Anwesenheit von Wasser in Abhängigkeit vom pH-Wert der Lösung über unterschiedliche Reaktionswege zerfallen [108-110] (vgl. Abb. 5.1). Mit diesem Verfahren werden Schwierigkeiten, die bei der Darstellung in wäßriger Lösung auftreten, umgangen. In alkoholischer Lösung sind die Löslichkeiten der angestrebten Produkte geringer [21], die Bildung von stark übersättigten Lösungen wird vermindert. Durch Verwendung der flüssigen Dialkylcarbonate als CO2-Quelle kann der Endpunkt der Reaktion mit Alkalimetallhydroxiden über die eingesetzte Menge von R2CO3 bestimmt werden. 58 Abb. 5.1 Gleichgewichtsreaktionen bei der Umsetzung von Dialkylcarbonaten mit Alkalimetallhydroxid R2CO3 + OH- - OH- RCO3+ ROH + H2O - H2O RO- + CO2 + ROH HCO3+ 2 ROH + H2O - H2O CO2 + OH+ 2 ROH + OH-, - H2O - OH-, + H2O CO32+ 2 ROH R = Alklyrest Dialkylcarbonate lassen sich ebenfalls für Reaktionen in wäßrigen Lösungen verwenden. Dazu überschichtet man Lösungen basischer Alkalimetallsalze mit Dialkylcarbonat. An der Phasengrenze zwischen den nicht mischbaren Flüssigkeiten tritt dann langsame Hydrolyse des Diesters ein, die zur Bildung von Carbonat- bzw. Hydrogencarbonat-Ionen führt. Auf diesem Weg können Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate, die in Alkoholen schlecht löslich sind, in Form von gut ausgebildeten Kristallen dargestellt werden. Diese Methode eignet sich bei Verwendung von D2O anstelle von Wasser auch zur Darstellung deuterierter Proben. 5.1 Natriumhydrogencarbonat und Natriumdeuteriumcarbonat An Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 wurden bereits früher auf Filmmethoden beruhende Einkristallstrukturanalysen durchgeführt [26-28]. In seiner Struktur sind HydrogencarbonatIonen über Wasserstoffbrückenbindungen zu Ketten der Form 1∞[HCO3]- verknüpft. „Zerschneidet“ man diese Ketten, indem man formal jedes n-te H durch ein Natriumatom ersetzt, erhält man oligomere Hydrogencarbonat-Ionen, wie sie in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O („Trona“, n = 2) [13,36-40] und Na5[H3(CO3)4] („Wegscheiderit“, n = 4) [14] auftreten. Dadurch kann NaHCO3 als Endglied für eine Reihe von Alkalimetallhydrogencarbonaten aufgefaßt werden. 59 Die in früheren Arbeiten bestimmten Lageparameter für NaHCO3 sind apparativ bedingt nur ungenau (z. B. R1 = 0,091 für 383 Daten und 46 Parameter, σ(d(C-O)) > 0,8 pm [28]). Eine Neubestimmung der Kristallstruktur dieser Verbindung war wünschenswert, um zu Vergleichen mit anderen Hydrogencarbonaten auf genauere Daten zurückgreifen zu können. Zur Klärung der Bindungsverhältnisse in den auftretenden Wasserstoffbrückenbindungen waren Neutronenbeugungsexperimente an NaDCO3 notwendig. 5.1.1 Darstellung Kristalle von NaHCO3 lassen sich durch Umkristallisieren der Verbindung in Wasser darstellen, wobei jedoch häufig Zwillingsbildung auftritt [26]. Um unverzwillingte Kristalle zu erhalten, wurde als Darstellungsmethode die alkalische Dialkylcarbonatspaltung mit wäßriger Na2CO3-Lösung gewählt. Eine Lösung von 9,8 g (185 mmol) getrocknetem Na2CO3 in 50 g H2O wurde mit 20 ml (222 mmol) Dimethylcarbonat (CH3)2CO3 überschichtet. Innerhalb von drei Tagen bildeten sich Kristalle von NaHCO3. Die Darstellung von NaDCO3 erfolgte bei sonst gleichen Bedingungen in D2O unter trockener N2-Atmosphäre. Verwendet man eine gesättigte wäßrige Lösung von Na2CO3, entsteht statt NaHCO3 die Verbindung Na3[H(CO3)2] * 2 H2O, die in gut ausgebildeten Kristallnadeln mit bis zu 10 mm Länge anfällt. Die Ursache dafür wird klar, wenn man die Löslichkeitsverhältnisse im System Na2CO3 / NaHCO3 / H2O betrachtet (Abb. 5.2). Bei Vernachlässigung der bei der Umsetzung mit Dimethylcarbonat verbrauchten Menge an H2O kann die Na+-Konzentration in der wäßrigen Phase als konstant betrachtet werden. Dagegen steigt der Anteil der Hydrogencarbonat-Ionen in der Lösung; in Abb. 5.2 entspricht das einer parallel zum Molenbruch x[(HCO3)22-] verlaufenden Verschiebung der Zusammensetzung. Die maximale Konzentration an Na+ steigt dabei zunächst an; ein Niederschlag wird nicht gebildet. Oberhalb x = 0,05 sinkt die maximale Na+-Konzentration wieder ab und erreicht erst dann wieder den Wert einer gesättigten Na2CO3-Lösung, wenn als stabiler Bodenkörper nur Na3[H(CO3)2] * 2 H2O existieren kann. Soll als Produkt NaHCO3 entstehen, darf die Na+-Konzentration den Wert 0,37 mol / 100 g H2O nicht überschreiten. So wird die Löslichkeit des Produkts bei steigendem Anteil an HCO3- erst dann überschritten, wenn das Beständigkeitsgebiet von NaHCO3 als Bodenkörper erreicht wird. Bei den in dieser Arbeit angewendeten Darstellungsbedingungen ist das der Fall. 60 Abb. 5.2 Löslichkeitsverhältnisse im System Na2CO3 / NaHCO3 / H2O bei 25 °C nach Daten aus [111] mit eingezeichneten Beständigkeitsgebieten der Bodenkörper Na2CO3 * 10 H2O, Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und NaHCO3. Aufgetragen ist die Konzentration von Na+ in gesättigter Lösung (in mol / 100 g H2O) gegen den Molenbruch x[(HCO3)22-] = (n[(HCO3)22-]/(n[(HCO3)22-]+n[CO32-]). c[Na+] 0,6 0,5 0,4 Na 3[H(CO3 )2] * 2 H 2O 0,3 NaHCO 3 0,2 0,1 Na2 CO3 * 10 H2 O 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 x[(HCO3)22-] 5.1.2 Röntgenstrukturanalyse Für die Röntgenstrukturanalyse geeignete Kristalle von NaHCO3 und NaDCO3 mit vergleichbarer Größe wurden von Mutterlauge befreit und unter Luft- und Feuchtigkeitsausschluß in Glaskapillaren geklebt. Die Bestimmung der Gitterkonstanten erfolgte bei 298 K auf einem Vierkreisdiffraktometer anhand von jeweils 25 Beugungswinkeln, die so gewählt wurden, daß in beiden Fällen der gleiche Satz an Reflexindizes verwendet wurde. Die ermittelte Zellmetrik von NaHCO3 entspricht im Rahmen der Fehlergenauigkeit den Angaben aus [28]. Die Gitterkonstanten von NaDCO3 sind vergleichbar; signifikante Unterschiede finden sich aber bei den Werten für die c-Achse und den monoklinen Winkel. Eine nach Abschluß der Datensammlungen durchgeführte Analyse der Auslöschungsbedingungen ergab für NaHCO3 in Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen [26] sowie für NaDCO3 die Raumgruppe P21/c. Die Strukturlösung gelang in beiden Fällen über Patterson-Methoden, durch die die Lagen aller Na-, C- und O-Atome bestimmt werden konnten. Nach Verfeinerung mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate unter Berücksichtigung von anisotropen Temperaturfaktoren konnten durch eine Differenzfouriersynthese Restelektronendichten lokalisiert werden, die auf H-Atome 61 zurückzuführen waren. Deren Lagen wurden mit isotropen Temperaturfaktoren in eine abschließende Verfeinerung einbezogen. Weitere Angaben zur Kristallstrukturbestimmung finden sich in Tabelle 5.1, zu erhaltenen Lageparametern siehe Tabelle 5.2. Tabelle 5.1 Kristalldaten und Angaben zur Strukturverfeinerung für NaHCO3 und NaDCO3. Kristallsystem Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [106 pm3] Z µ (MoKα) [mm-1] F(000) Θ-Bereich zur Datensammlung [°] Indexbereich Anzahl der gemessenen Reflexe Unabhängige Reflexe Daten / Parameter Goodness-of-Fit mit F2 R-Werte [I>2σ (I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] 5.1.3 NaHCO3 NaDCO3 monoklin P21/c (Nr. 14) 347,54(5) 967,17(6) 804,37(13) 112,133(6) 250,45(6) 4 0,360 168 3,0 - 27,5 -6 ≤ h ≤ 6 -17 ≤ k ≤ 17 -14 ≤ l ≤ 14 2240 580 (Rint = 0,0302) 580 / 50 1,050 R1 = 0,0222 wR2 = 0,0497 R1 = 0,0405 wR2 = 0,0550 monoklin P21/c (Nr. 14) 347,44(10) 966,88(13) 806,4(2) 112,040(10) 251,11(11) 4 0,359 168 3,0 - 27,5 -5 ≤ h ≤ 5 -15 ≤ k ≤ 15 -12 ≤ l ≤ 12 2240 580 (Rint = 0,0312) 580 / 50 1,077 R1 = 0,0279 wR2 = 0,0555 R1 = 0,0479 wR2 = 0,0605 0,163 / -0,222 0,215 / -0,246 Diskussion der Kristallstruktur Abbildungen 5.3 und 5.4 zeigen Projektionen der Struktur von NaHCO3, NaDCO3 ist _dazu isotyp. Die Kristallstruktur wird durch Stapel von 1∞[HCO3]--Ketten aufgebaut, die in [201]Richtung verlaufen. Na+ bildet Schichten parallel zur ac-Ebene mit y ≈ 0 und 1/2, die die Kettenstapel miteinander verknüpfen. Dabei sind diese Na+-Schichten in Form eines verzerrt hexagonal primitiven Gitters angeordnet. Die Hydrogencarbonat-Ketten sind so orientiert, daß die C-Atome innerhalb des Na+-Gitters die Position des Arsens im NiAs-Typ einnehmen (Abb. 5.4). Na+ wird nach einer Analyse seines Wirkungsbereichs durch acht Sauerstoffatome der Hydrogencarbonat-Kette koordiniert (Tabelle 5.3). Dabei treten sechs kurze Abstände im Bereich von 236,8(1)-246,7(1) pm auf, die zugehörigen O-Atome bilden ein verzerrtes 62 Oktaeder. Zwei weitere O-Atome im Abstand von 313,4(1) und 342,7(1) pm können als schwach wechselwirkend angesehen werden, bleiben aber bei der Strukturdiskussion unberücksichtigt. O1 der HCO3--Baueinheit ist an drei Na-O-Koordinationspolyedern beteiligt, O2 an zwei und O3 an einem. Hier ergibt sich eine Verknüpfung der NaO6-Polyeder zu Oktaederdoppelketten der Form 1∞[(O3-Na-O22/2)2(O13/3)2], in denen jedes Oktaeder über Kanten mit vier weiteren Oktaedern verknüpft ist. Eine entsprechende Darstellung findet sich in Abb. 5.5. Analoge MX3-Oktaederketten in einer vergleichbaren Anordnung werden im NH4CdCl3-Typ [112,113] gefunden. Abb. 5.3 Ansicht der Struktur von NaHCO3 entlang a mit eingezeichneter Elementarzelle. b O1 C Na a O2 H O3 c 63 Abb. 5.4 Ansicht der Struktur von NaHCO3 entlang b mit eingezeichneter Elementarzelle. Um Analogien zum NiAs-Typ aufzuzeigen, wurden im rechten Teil der Zeichnung alle O- und H-Atome entfernt. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.3. Die Geometrie der HCO3-(DCO3)-Gruppe (Abb. 5.5) weicht durch die Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen deutlich von der idealen D3h-Symmetrie des Carbonat-Ions in z. B. Calcit ab. Dabei ist die Bindung zum Wasserstoffbrückenbindungsdonor d(C-O3) mit 133,6(2) (134,1(2)) pm deutlich länger als die Bindung zum Brückenakzeptor d(C-O2) mit 126,0(2) (126,0(2)) pm. Nach den in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen ist die Bindungslänge d(C-O1) zum nicht am H-Brückensystem beteiligten Sauerstoffatom mit 125,0(2) (124,9(2)) pm signifikant kürzer als d(C-O2), vgl. [28]. Die mittleren C-OBindungslängen von 128,2 (128,3) pm stimmen trotz deutlicher Abweichungen der Einzelwerte gut mit dem aus bisher untersuchten CO3-Baugruppen überein. Das Kohlenstoffatom ist um 0,8(1) (0,9(2)) pm aus der durch O1, O2 und O3 aufgespannten Ebene ausgelenkt. Die ausgebildeten 1∞[HCO3]--Ketten sind nicht planar; der entlang der Wasserstoffbrückenbindung ausgebildete Diederwinkel C-O2-O3-C beträgt 174,0(1)° (173,9(1)°). 64 Abb. 5.5 Perspektivische Darstellung der Struktur von NaHCO3 mit eingezeichneten Na-OKoordinationspolyedern. 5.1.4 Valenzsummen in NaHCO3 und NaDCO3 Die Berechnung der Valenzsumme für Na+ nach Brown mit Parametern aus [53] liefert für NaHCO3 und NaDCO3 als Ergebnis den Wert 1,15 (Tabelle 5.4). Die Abweichung der Valenzsummen vom Idealwert 1 ist mit 15 % beträchtlich. Verwendet man die in Kapitel 3 dargestellten Zusammenhänge, findet man dagegen sehr gute Übereinstimungen. Die unter Berücksichtigung der effektiven Koordinationszahl nECoN [88] bzw. des Verzerrungsparameters ξ berechneten Werte betragen jeweils 1,01 und 1,00 für NaHCO3 sowie 1,01 und 0,99 für NaDCO3; die Na-O-Bindungslängen entsprechen somit den erwarteten Werten. 65 Bindungsabstände und -winkel in der 1∞[HCO3]-- und 1∞[DCO3]--Kette (kursiv) in NaHCO3 und NaDCO3. Abb. 5.6 306,8(1) pm 307,6(2) pm xii O2 O3 126,0(2) pm 126,0(2) pm C 125,0(2) pm 124,9(2) pm O1 258,6(1) pm 260,4(2) pm 125,6(1)° 125,9(1)° 133,6(2) pm 134,1(2) pm 119,2(1)° 119,1(1)° H/D xii H/D 115,2(1)° 115,0(1)° O1 xii O2 O3 xii 320,4(1) pm 321,5(2) pm 5.1.5 Einfluß der Deuterierung auf Bindungslängen Die Wasserstoffbrückenbindung in NaHCO3 wird durch Deuterierung signifikant beeinflußt. In NaDCO3 tritt mit d(O3...O2) = 260,4(2) pm im Vergleich zu 258,8(1) pm in NaHCO3 eine Verlängerung um 1,6(2) pm auf. Dagegen sind die Unterschiede der C-O-Bindungen nur gering, die größte Differenz tritt bei der Bindung zu O3 auf und entspricht etwa drei Standardabweichungen. Mit der Verlängerung der Wasserstoffbrückenbindung verändern sich auch Abstände zwischen Sauerstoffatomen benachbarter DCO3-Gruppen (vgl. Abb. 5.6), die in Na-O-Polyedern gemeinsame Kanten bilden (vgl. Tabelle 5.5). Man kann vermuten, daß diese Änderung letztlich zu den beobachteten unterschiedlichen Lageparametern und einer Verlängerung der b-Achse in NaDCO3 führt. 66 Tabelle 5.2 Atomkoordinaten und anisotrope (Na, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (pm2) für NaHCO3 und NaDCO3. Lageparameter, die sich um mehr als zwei Standardabweichungen unterscheiden, sind kursiv gesetzt. x y z U11 /Ueq U22 U33 U13 U23 U12 Na C O1 O2 O3 H 0,4273(2) 0,2120(4) 0,1923(3) -0,0119(3) 0,4960(3) 0,651(7) 0,00426(5) 0,23763(13) 0,36652(10) 0,16238(10) 0,17036(10) 0,234(2) 0,71430(7) 0,9226(2) 0,92888(13) 0,79501(12) 1,05896(13) 1,130(3) NaHCO3 202(3) 122(6) 205(5) 186(5) 216(5) 500(70) 157(3) 168(6) 126(4) 158(5) 145(5) 235(3) 126(6) 180(5) 159(5) 172(5) 4(2) 17(5) -4(4) -28(3) 10(4) 82(2) 55(5) 42(4) 15(4) -27(4) -9(2) 5(5) 7(4) -12(4) 3(4) Na C O1 O2 O3 D 0,4270(2) 0,2114(5) 0,1922(3) -0,0107(3) 0,4955(3) 0,649(7) 0,00415(6) 0,23740(14) 0,36622(11) 0,16167(11) 0,16979(11) 0,234(2) 0,71376(8) 0,9228(2) 0,92911(14) 0,79563(14) 1,05923(14) 1,127(3) NaDCO3 192(3) 121(7) 192(6) 181(5) 205(6) 420(70) 157(3) 149(7) 125(5) 154(5) 143(5) 223(3) 120(6) 177(5) 152(5) 164(5) 2(2) 6(5) -3(4) -23(4) 8(4) 74(2) 52(5) 38(4) 13(4) -30(5) -10(2) -5(5) 12(4) -13(4) 2(4) Tabelle 5.3 Bindungslängen d [pm], Flächengrößen F [104 pm2] und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Na+ in NaHCO3 und NaDCO3. d O2ii a) O2 O1iv O3xiii O1xiv O1xv Hxiii Hxv C O3 Cvi Naiii Naii Hv O3v 236,8(1) 241,6(1) 242,3(1) 242,6(1) 244,9(1) 246,7(1) 268(2) 280(2) 306,7(1) 313,5(1) 323,6(1) 347,5(1) 347,5(1) 375(2) 387,8(1) F NaHCO3 5,323 4,763 4,703 5,297 5,292 4,180 1,047 0,975 0,087 1,540 0,000 0,041 0,041 0,137 0,389 φ 1,952 1,861 1,827 1,844 1,956 1,656 0,398 0,402 0,028 0,489 0,000 0,010 0,010 0,036 0,094 d F NaDCO3 236,7(1) 5,330 241,3(1) 4,796 242,4(1) 4,738 242,5(1) 5,340 245,0(1) 5,317 247,0(1) 4,182 269(2) 0,982 281(2) 0,989 307,2(2) 0,081 314,4(1) 1,492 323,7(2) 0,001 347,4(1) 0,039 347,4(1) 0,039 376(2) 0,132 388,0(1) 0,379 φ 1,956 1,873 1,836 1,866 1,961 1,653 0,366 0,407 0,026 0,474 0,000 0,010 0,010 0,035 0,092 Symmetrietransformationen für die äquivalenten Atome: i) x+1,y,z; ii) -x,y-1/2,-z+3/2: iii) -x+1,-y,-z+2; iv) -x+1,y-1/2,-z+3/2; v) x,-y+1/2,z-1/2; vi) x-1,y,z; vii) -x,-y,-z+1; viii) -x+1,-y,-z+1; ix) -x,y+1/2,-z+3/2; x) -x+1,y+1/2,-z+3/2; xi) x,-y+1/2,z+1/2; xii) x+1, y-1/2, z+1/2. 67 Tabelle 5.4 Abstände d(Na-O) in NaHCO3 und NaDCO3 [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88] sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach Brown [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c) sowie Verzerrungsparameter ξ (sξ)d)). d(Na-O)e) nECoN-Anteil sBrown sE sξ d(Na-O) n ECoN-Anteil sBrown NaHCO3 O2ii O2 O1iv O3xiii O1xiv O1xv O3 O3 v 236,8(1) 241,6(1) 242,3(1) 242,6(1) 244,9(1) 246,7(1) 313,5(1) 387,8(1) Σ sE sξ NaDCO3 1,14 1,02 1,01 1,00 0,94 0,90 0,03 0,00 0,217 0,191 0,187 0,186 0,175 0,166 0,027 0,004 0,191 0,167 0,164 0,163 0,153 0,146 0,024 0,003 0,188 0,165 0,162 0,160 0,151 0,143 0,024 0,003 6,04 1,15 1,01 1,00 236,7(1) 241,3(1) 242,4(1) 242,5(1) 245,0(1) 247,0(1) 314,4(1) 388,0(1) 1,14 1,03 1,00 1,00 0,94 0,89 0,02 0,00 0,218 0,192 0,187 0,186 0,174 0,165 0,027 0,004 0,191 0,169 0,164 0,163 0,153 0,145 0,023 0,003 0,188 0,166 0,161 0,160 0,150 0,142 0,023 0,003 6,03 1,15 1,01 0,99 a) Startradius für Na+: 99 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 180,3 pm. c) roE = 175,4 und 175,5 pm für NaHCO3 bzw. NaDCO3 d) ξ = 1,0099 und 1,0095, roξ = 174,9 und 174,8 pm. e) Zu den Symmetrieoperatorten vgl. Tabelle 5.3. Tabelle 5.5 Abstände d(Oi-Oj) in pm und Bindungswinkel <(Oi-Na-Oj) [°] im Koordinationspolyedera) von Na+. d(Oi-Oj) O2ii a) O2 O1iv O3xiii O1xiv O2 O1iv O3xii O1xiv O1xv O1iv O3xiii O1xiv O1xv O3xiii O1xiv O1xv O1xiv O1xv O1xv <(Oi-Na-Oj) NaHCO3 NaDCO3 NaHCO3 NaDCO3 347,5(1) 476,4(1) 400,7(1) 331,3(1) 320,4(1) 331,3(1) 365,6(1) 483,8(1) 329,1(1) 306,8(1) 347,5(1) 330,3(1) 353,0(1) 483,9(1) 327,2(1) 347,4(1) 476,6(1) 399,5(1) 331,4(1) 321,5(1) 331,4(1) 364,3(1) 483,7(1) 329,7(1) 307,6(1) 347,4(1) 330,6(1) 353,4(1) 484,3(1) 327,7(1) 93,18(4) 167,95(4) 113,42(4) 86,89(4) 82,99(4) 86,41(4) 98,05(4) 168,09(4) 84,73(4) 78,52(4) 91,04(4) 84,99(4) 92,82(4) 163,04(4) 83,46(4) 93,24(4) 168,24(4) 112,91(4) 86,94(4) 83,28(4) 86,52(4) 97,70(4) 168,37(4) 84,94(4) 78,73(4) 90,95(4) 84,99(4) 92,92(4) 163,30(4) 83,54(4) a) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.3. 68 5.1.6 Neutronenbeugungsexperimente an NaDCO3 Durch Röntgenstrukturanalyse werden im Fall von Wasserstoffbrückenbindungen statt Atomlagen für H/D die Ladungsschwerpunkte der kürzesten O-H- bzw. O-D-Bindung bestimmt. Für diese O-H-Abstände erhält man Werte, die um etwa 15 pm [114] kürzer als erwartet sind - im Fall von NaHCO3 und NaDCO3 ergeben sich für d(O3-H) und d(O3-D) jeweils 87(2) pm. Durch den geringen Streubeitrag von H und D sind die entsprechenden, aus Röntgenbeugungsexperimenten erhaltenen Daten mit hohen Standardabweichungen behaftet. Aufgrund dieser Unsicherheiten können Aussagen zum Potentialverlauf innerhalb einer HBrücke [115], die auf Röntgenbeugungsdaten basieren, nur als vorläufig betrachtet werden. Eine aufgrund höherer Streubeiträge von H und D empfindlichere Methode zur Untersuchung von Wasserstoffbrückenbindungen ist die Neutronenbeugung. Bisher konnten keine Kristalle von NaHCO3 und NaDCO3 gezüchtet werden, die für Neutronenbeugung am Einkristall geeignet sind. Deshalb wurden an NaDCO3 Neutronenpulverbeugungsuntersuchungen bei 293 sowie 10 und 1,5 K durchgeführt, über die eine zuverlässige Charakterisierung der Wasserstoffbrückenbindung möglich war. Als Startwerte zur Ermittlung der Atomlageparameter dienten die Ergebnisse der Röntgenbeugungsuntersuchung. Das Probenbehältermaterial Aluminium wurde über „peak matching“-Methoden in die Verfeinerung einbezogen. Zur Untergrundkorrektur wurde eine Basislinie über ein Polynom angepaßt. Textureffekte von NaDCO3 wurden in der Verfeinerung berücksichtigt. Bei der Bestimmung der Punktlagen wurden gleichzeitig alle Lageparameter und ein für alle Atome verwendeter isotroper Temperaturfaktor verfeinert, wobei aufgrund der niedrigen Reflexzahl C-O-Bindungsabstände über „constraints“ auf die über Röntgenmethoden erhaltenen Werte festgelegt wurden. Zur Bestimmung der Temperaturfaktoren wurden alternierend isotrope Temperaturfaktoren für alle Atome oder anisotrope Temperaturfaktoren von D freigegeben. Um Bindungsverhältnisse in der Wasserstoffbrückenbindung zu untersuchen, wurden Modellrechnungen für asymmetrische und symmetrische „double-“ und „single-minimum“-Potentialverläufe [115] durchgeführt. Dabei führten nur Berechnungen mit asymmetrischem „single-minimum“-Potential zum Erfolg. Zu erhaltenen Gitterkonstanten und Zuverlässigkeitsfaktoren siehe Tabelle 5.6, zu Lageparametern und Temperaturfaktoren Tabelle 5.7 und 5.8. Eine Darstellung der gemessenen und berechneten Beugungsintensitäten findet sich in Abb. 5.7. 69 Abb. 5.7 Neutronenbeugungsdiagramme für NaDCO3 bei 293 (a) und 1,5 K (b) mit Darstellung der Differenz zwischen gemessener und berechneter Intensität sowie markierten Reflexlagen für NaDCO3 (obere Reihe) und Al (untere Reihe). Das Ergebnis einer Messung bei 10 K entspricht Abb. b. Gemessene Werte: Kreuze, berechnet: durchgezogene Linie. a) Zählrate NaDCO 3 Al 2Θ [°] b) Zählrate NaDCO 3 Al 2Θ [°] 70 Tabelle 5.6 Gitterkonstanten und Zuverlässigkeitsfaktoren für NaDCO3 aus Neutronenbeugungsdaten. T [K] 293 a [pm] b [pm] c [pm] β [°] λ [pm] Rp Rwp Rexp Chi2 RBragg Rf 349,42(6) 971,64(20) 810,38(16) 112,035(9) 201,84 pm 8,01 10,4 4,42 5,53 6,45 5,18 10 343,53(5) 964,88(17) 801,13(11) 111,584(5) 242,0 pm 6,43 8,92 1,71 27,3 3,87 3,62 1,5 343,49(5) 964,66(17) 801,11(11) 111,578(6) 242,0 pm 6,46 9,13 2,06 19,7 3,75 3,37 Tabelle 5.7 Lageparameter und Temperaturfaktoren (pm2) für NaDCO3 bei 1,5, 10 und 293 K. x y z Uoverall Uiso T = 293 K Na C O1 O2 O3 D 0,4218(31) 0,2136(20) 0,1816(28) -0,0194(20) 0,4894(23) 0,6933(32) -0,0033(16) 0,2410(4) 0,3690(5) 0,1623(8) 0,1715(9) 0,2384(10) 0,7151(20) 0,9218(7) 0,9363(14) 0,8003(8) 1,0627(9) 1,1451(11) 198(12) 145(32) 149(21) 112(17) 200(23) 195(23) 228(23) 113(18) 79(34) 97(20) 183(22) 129(23) 68(23) 161(21) 115(17) 61(33) 85(21) 172(22) 132(23) 102(24) 164(21) T = 10 K Na C O1 O2 O3 D 0,4262(29) 0,2120(17) 0,1971(24) -0,0123(21) 0,4871(24) 0,6923(25) -0,0005(15) 0,2371(4) 0,3671(4) 0,1588(9) 0,1669(8) 0,2373(8) 0,7159(19) 0,9244(6) 0,9355(13) 0,7987(9) 1,0617(8) 1,1496(9) T = 1,5 K Na C O1 O2 O3 D 0,4247(28) 0,2149(17) 0,1995(23) -0,0129(21) 0,4866(24) 0,6933(25) -0,0014(15) 0,2371(4) 0,3670(4) 0,1585(9) 0,1667(8) 0,2364(8) 0,7142(19) 0,9227(6) 0,9359(12) 0,7982(9) 1,0608(8) 1,1502(9) 71 Abb. 5.8 Darstellung der Schwingungsellipsoide von D in NaDCO3 bei 293 und 1,5 K. Die Schwingungsellipsoide entsprechen 50 % Aufenthaltswahrscheinlichkeit. O1 T = 1,5 K C O2 O3xii O2xii D O3 Cxii Dxii O1xii T = 293 K Nach diesen Daten wurde die O3-D-Bindungslänge in NaDCO3 bei 293, 10 und 1,5 K zu jeweils 1,010(12), 1,052(10) und 1,054(10) pm bestimmt - solche Abstände treten in asymmetrischen O-D···O-Brücken auf. Andere mögliche Positionen für D konnten nicht gefunden werden. Weitere Hinweise zum Potentialverlauf lassen sich den ermittelten anisotropen Temperaturfaktoren für D entnehmen (Tabelle 5.6). Die Hauptachsen der thermischen Schwingungsellipsoide (Abb. 5.8) stehen in erster Näherung senkrecht zur OD···O-Bindung. Bei symmetrischen und „double-minimum-potential“-H-Brücken mit dicht benachbarten Vorzugslagen für D steht die Ellipsoid-Hauptachse parallel zur Bindung [13]. Danach kann in NaDCO3 von einer asymmetrischen Wasserstoffbrückenbindung ausgegangen werden. Entsprechende Bindungsverhältnisse sind auch für NaHCO3 zu erwarten. 72 Tabelle 5.8 Anisotrope Temperaturfaktoren (pm2) für D in NaDCO3 1,5 K U11 U22 U33 U23 U13 U12 107(20) 125(25) 225(21) -69(34) 64(32) -8(37) 10 K 111(20) 140(25) 209(20) -41(36) 59(32) -18(37) 293 K 165(20) 170(25) 256(23) 26(37) -3(29) 78(35) 5.2 Alkalimetallhydrogencarbonate mit trimerer [H2(CO3)3]4--Baueinheit In Trona Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Wegscheiderit Na5[H3(CO3)4] liegen Anionenbaueinheiten der allgemeinen Form [Hn-1(CO3)n](n+1)- mit n = 2 und 4 vor. Eine entsprechende Verbindung mit n = 3 ist bislang unbekannt. Jedoch existiert im System K2CO3/KHCO3/H2O [106] ein erstmals 1809 [116] beschriebenes „Doppelsalz“ K2CO3 * 2 KHCO3 * 1,5 H2O (= K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O), das als möglicher Vertreter mit einer solchen trimeren Anionenbaueinheit angesehen werden kann. Dieses „Doppelsalz“ kann aus einer gesättigten, wäßrigen Kaliumcarbonat/hydrogencarbonat-Lösung, deren Zusammensetzung auf die Löslichkeitskurve von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O bei 5 °C fällt, gewonnen werden. Die Verbindung kristallisiert dann beim Abkühlen aus [106]. Die Reaktion von 1 mol K2CO3 * 1,5 H2O mit 2 mol KHCO3 unter Druck und Erwärmen auf 60 °C [117] führt ebenso zu K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O wie die Hydrolyse von Kaliummonomethylcarbonat an feuchter Luft [118]. Die röntgenreine Darstellung von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O in kristalliner Form gelingt durch Umsetzen von Dimethylcarbonat mit methanolischer, etwa 5 Gew.-% Wasser enthaltender KOH-Lösung. Auf diesem Weg werden Kristalle dieser Verbindung erhalten, die für die Röntgenstrukturanalyse geeignet sind [48]. Im System Rb2CO3/RbHCO3/H2O ist keine zu K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O formelanaloge Verbindung bekannt. Aufgrund der kristallchemischen Ähnlichkeit von K+ und Rb+ sollte eine solche Verbindung aber existieren. Daher lag es nahe, die zur Darstellung von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O angewendete Synthesemethode auf das Rubidium-System zu übertragen. Dabei wurde eine Verbindung mit der Zusammensetzung Rb4[H2(CO3)3] * H2O erhalten. 73 5.2.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung von Rb4[H2(CO3)3] * H2O und K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O Rb4[H2(CO3)3] * H2O: Zu 25 ml methanolischer 0,8 m RbOCH3-Lösung (entspr. 20 mmol) wurden 1,8 ml (100 mmol) H2O und 1,35 ml (CH3)2CO3 (15 mmol) gegeben. Nach einer Woche war die neue Verbindung in Form von farblosen, an der Luft zerfließlichen Plättchen auskristallisiert. Nach Abfiltrieren erfolgte die Trocknung des Produkts im N2-Strom. K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O: Die Darstellung erfolgte entsprechend der von Rb4[H2(CO3)3] * H2O, jedoch wurden bei sonst gleichen Mengen 40 ml methanolischer 0,5 m KOCH3-Lösung eingesetzt. Innerhalb von drei Tagen fiel K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O in Form von farblosen, linsenförmigen Kristallen an. Nach Filtration wurde die Substanz unter vermindertem Druck getrocknet. In beiden Fällen konnten Kristalle der Verbindungen der Mutterlauge entnommen und röntgenographisch untersucht werden. Pulverdaten von so dargestelltem K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O entsprechen Literaturwerten [117]. Das für Rb4[H2(CO3)3] * H2O erhaltene Beugungsdiagramm (vgl. Anhang) sowie zur Bestimmung des Extinktionssymbols angefertigte Filmaufnahmen mit Präzessions-Techniken (K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O: (hk0), (hk1), (0kl), (1kl), (2kl); Rb4[H2(CO3)3] * H2O: (h0l), (h1l), (0kl), (1kl), (2kl)) zeigen vergleichbare Reflexmuster. Für K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O treten jedoch neben scharfen Reflexen diffuse Reflex-Streifen, die auf das Vorliegen einer orderdisorder-Struktur [119] schließen lassen. Zur Bestimmung der Superpositionsstruktur von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O wurden ausschließlich scharfe Reflexe berücksichtigt, die erhaltenen Gitterkonstanten stehen über aK ≈ aRb, bK ≈ cRb, cK ≈ 1/4 bRb in Beziehung mit denen der RbVerbindung. Im Fall von Rb4[H2(CO3)3] * H2O kamen nach einer Auswertung der Filmaufnahmen die Raumgruppen Pnma und Pna21 in Frage, von denen sich die zentrosymmetrische im Verlauf der Strukturrechnung als zutreffend erwies. Für K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O ergab eine Analyse der Auslöschungsbedingungen für die Superpositionsstruktur Pba2 oder Pbam; zur Strukturermittlung wurde die zentrosymmetrische Variante gewählt. K- und Rb-Lagen wurden über Patterson-Methoden ermittelt, die Parameter der übrigen Atome durch Differenzfouriersynthesen. Nach anisotroper Verfeinerung konnten im Fall der RbVerbindung H-Lagen einer Differenzfouriersynthese entnommen und mit isotropen Temperaturfaktoren in die Verfeinerung einbezogen werden. Weitere Angaben zur Strukturbestimmung finden sich in Tabelle 5.9. Zu Lageparametern, Temperaturfaktoren und Bindungslängen siehe Tabellen 5.10-12. 74 Tabelle 5.9 Kristalldaten und Strukturverfeinerung für K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O. Kristallsystem Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] VEZ [106 pm3] Z Dichte (ber.) [g/cm3] Dichte(exp.) [g/cm3] µ(MoKα) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Absorptionskorrektur Tmin. Θ-Bereich zur Datensammlung hmin, hmax, kmin, kmax, lmin, lmax Gemessene Reflexe Unabhängige Reflexe Variierte Parameter Goodness-of-fit R-Werte [I>2σ(I)] R-Werte (alle Reflexe) Extinktionskoeffizient Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] Rb4[H2(CO3)3] * H2O K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O orthorhombisch Pnma (Nr. 62) 1218,0(1) 1572,3(6) 615,9(1) 1179,5(5) 4 3,052 16,537 1000 0,15 x 0,25 x 0,35 psi-Scan 0,746 2,5 bis 27,5o -19, 19, -25, 25, 0, 9 5252 1395 [R(int) = 0,0493] 91 1,092 R1 = 0,0267, wR2 = 0,0547 R1 = 0,0708, wR2 = 0,0651 0,0028(2) orthorhombisch Pbam (Nr. 55) 1161,8(1) 597,0(1) 383,85(3) 266,25(6) 1 2,28 2,26 1,720 183 0,1 x 0,15 x 0,2 2,5 bis 35,0o -18, 18, -9, 9, 0, 6 2528 659 [R(int) = 0,0434] 70 1,109 R1 = 0,0347, wR2 = 0,0738 R1 = 0,0651, wR2 = 0,0802 - 0,714; -0,664 0,300; -0,253 5.2.2 Diskussion der Kristallstrukturen In der Kristallstruktur von Rb4[H2(CO3)3] * H2O (Abb. 5.9 - 5.10) liegt eine trimere, nahezu planare [H2(CO3)3]4--Anionenbaugruppe mit Cs-Symmetrie vor (C1-O1-Bindung in der Spiegelebene, vgl. Abb. 5.11). Die mittlere Abweichung der Atome von der Planarität beträgt 9,9 pm, die maximale 14,3(3) pm (O1). Die durch O1, O2 und O2iv) sowie O3-O5 aufgespannten Ebenen schließen einen Winkel von 10,0(3)° ein. Durch die Ausbildung von kurzen Wasserstoffbrückenbindungen (d(O2-O3) = 252,3(5) pm) treten wie in NaHCO3 (vgl. Kapitel 5.1) unterschiedliche C-O-Bindungslängen auf. Die C1-O-Bindungslängen sowie OC1-O-Winkel unterscheiden sich deutlich von denjenigen eines CO32--Ions mit D3hSymmetrie. Die Bindungslängen und -winkel an C2 sind mit denen in anderen 75 Hydrogencarbonat-Anionen, z.B. in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [40], vergleichbar. Die Mittelwerte der C-O-Bindungslängen entsprechen mit 128,4 pm (C1) und 128,1 pm (C2) den erwarteten Werten. C1 ist aus der durch O1, O2 und O2iv festgelegten Ebene um 1,7(4) pm ausgelenkt, während die Auslenkung von C2 aus der O3-O4-O5-Ebene mit 0,6(4) pm nur gering ist. Für die Wasserstoffbrückenbindung d(O2-O3) = 252,3(5) pm sind symmetrische bzw. asymmetrische 'single-' und 'double-minimum'-Potentialkurven möglich [115]. Die Strukturanalyse impliziert mit d(O3-H1) = 78(5) pm und d(O2-H1) = 177(5) pm asymmetrischen Charakter. In einer abschließenden Differenzfouriersynthese wurde zwischen O2 und O3 ein weiteres geringes Elektronendichtemaximum erkennbar (0,44 e/106 pm3, Abstände zu O2 bzw. O3: 112 bzw. 148 pm). Verfeinerungsversuche mit zwei statistisch besetzten Protonenlagen führten nicht zum Erfolg. Jedoch kann die auftretende Restelektronendichte als Hinweis auf das Vorliegen eines asymmetrischen 'double-minimum'Potentials gedeutet werden. Zur entgültigen Klärung der Bindungsverhältnisse sind Neutronenbeugungsuntersuchungen notwendig, die im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden konnten. Abb. 5.9 Projektion der Kristallstruktur von Rb4[H2(CO3)3] * H2O auf die ab-Ebene. a O1 O3 H1 C1 C2 O5 H2 Rb1 O2 O4 O6 Rb2 c b 76 Abb. 5.10 Projektion der Kristallstruktur von Rb4[H2(CO3)3] * H2O auf die ac-Ebene. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.9. a b c Nach einer Analyse der Wirkungsbereiche sind Rb1 und Rb2 durch 10 Sauerstoffatome koordiniert (Tabelle 5.12). Dabei treten je sieben kurze Bindungen auf (d(Rb1-O): 288,3(3) 313,4(4) pm; d(Rb2-O): 287,8(3) - 313,2(5) pm). Für Rb1 können zwei, für Rb2 drei Sauerstoffatome mit d(Rb-O) > 340 pm als schwach wechselwirkend angesehen werden. Mit d(Rb1-O5iii) = 330,8(3) pm nimmt ein Rb1-O-Abstand eine Mittelstellung ein. Damit können die Rb-O-Koordinationspolyeder als unregelmäßige 7+1(+2)- (Rb1) bzw. 7(+3)-Koordination (Rb2) beschrieben werden. Die sich ergebenden Rb-O-Koordinationspolyeder (Abb. 5.11) sind einander ähnlich, unterscheiden sich aber bezüglich der Anordnung der umgebenden Anionen. Als Summe der Rb-O-Bindungsvalenzen erhält man unter Berücksichtigung von n ECoN [88] für Rb1 und Rb2 die Werte 0,95 und 1,07; entsprechend sind die Rb1-OBindungen etwas länger, die Rb2-O-Bindungen dagegen kürzer als erwartet. 77 Abb. 5.11 Koordination von Rb+ in Rb4[H2(CO3)3] * H2O. Zu den Indizierungen der Atome vgl. Tabelle 5.12. Bindungen d(Rb-O) > 320 pm sind dünn eingezeichnet. O2 O2 O3 iv O3 viii O1 O4 O3 O1 vii vi O5 Rb2 Rb1 O3 i iii O5 vi O5 O5 iii i O4 Abb. 5.12 O6 v iii vii O4 iii O6 v ii O2 O4 iv ii O2 iv Koordination der [H2(CO3)3]4--H2O-Kette in Rb4[H2(CO3)3] * H2O. Zu den Indizierungen der Atome vgl. Tabelle 5.12. Rb2x Rb2ix O1 Rb1 xii Rb1 iv Rb1 Rb2xiv O3 C1 C2 H1 O2 Rb1xi Rb2 H2 O5 Rb2xiii O4 iv Rb2 O6 xiii Rb1 Das [H2(CO3)3]4--Anion ist von insgesamt 16 Rb+ umgeben. C1 und C2 sind in der Nähe der Raummitte von verzerrten, flächenverknüpften Rb+-Würfeln angeordnet. O6 des Wassermoleküls koordiniert vier Rb+, befindet sich jedoch ebenfalls in einem verzerrten Rb+Würfel. Es bildet Wasserstoffbrückenbindungen zu zwei Anionen (d(O(W)6-O5): 273,3(4) pm, d(O(W)6-H2): 90(5) pm), so daß Stränge von alternierend angeordneten H2O-Molekülen und Anionen parallel zu [010] vorliegen, die von flächenverknüpften Rb+-Würfeln umgeben 78 sind (Abb. 5.12). Diese Stränge sind so angeordnet, daß die terminalen „Carbonat“-gruppen der Anionen ausschließlich in "Würfel"-schichten parallel zur ac-Ebene mit y = 0 und 1/2 liegen; bei y = 1/4 und 3/4 finden sich die mittleren „Carbonat“-gruppen des trimeren Anions und die Wasser-Moleküle. Dabei erfolgt die Verknüpfung der Rb+-Polyeder um C1 über Kanten, mit ihnen flächenverknüpft sind die Rb+-Polyeder um H2O. Abb. 5.13 Projektion der OD-Struktur von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O auf die ac-Ebene. Die schrägliegenden Dreiecke symbolisieren die fehlgeordneten Lagen der terminalen CO3-Gruppen der [H2(CO3)3]4--Baugruppe, die gerade liegenden Dreiecke die mittlere CO3-Gruppe. Große, helle Kugeln: K; kleine dunkle Kugeln: C (fehlgeordnet); kleine helle Kugeln: O6 (fehlgeordnet). Mittlere Kugeln: Willkürlich ausgewählte, mögliche Lagen von Ketten aus [H2(CO3)3]4und H2O. Die Projektion auf die ab-Ebene ist mit Abb. 5.10 vergleichbar. 79 K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O (Abb. 5.13, Lageparameter und Temperaturfaktoren s. Tab. 5.11) kristallisiert strukturverwandt, aber mit vollständiger Fehlordnung der trimeren Anionen und Kristallwassermoleküle (‘order-disorder’-Struktur, vgl. [119]). Die aus den scharfen Reflexen ermittelte Superpositionsstruktur läßt sich jedoch aus der Struktur der Rubidiumverbindung herleiten. Projiziert man vier Elementarzellen von Rb4[H2(CO3)3] * H2O um je ein Viertel der b-Achse versetzt aufeinander, erhält man (nach Viertelung der b-Achse, Verschiebung des Ursprungs um 1/2 b und Transformation der Gittervektoren von Pnma nach Pbam) ein Strukturbild, das die vorgefundenen Elektronendichten in K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O gut beschreibt. In der verfeinerten Superpositionsstruktur werden keine kristallographisch unterscheidbaren K+-Lagen beobachtet. Die Lagen der C- und O-Atome sind jeweils zu einem Viertel besetzt. Der Strukturaufbau kann dadurch erklärt werden, daß auch hier unendlich lange Ketten aus alternierenden [H2(CO3)3]4--Baugruppen und Wassermolekülen vorliegen. Beim Aufbau der dreidimensionalen Struktur aus diesen Ketten existieren jedoch für je zwei Stränge vier verschiedene relative Anordnungsmöglichkeiten. Daraus ergibt sich die beobachtete Superpositionsstruktur. Wegen der Superposition können hier weder Protonen noch weiteres Kristallwasser (H1H3/4(?), O7(H2O)) gefunden werden. Mögliche Lagen werden durch die fehlgeordneten Anion-Wasser-Stränge überdeckt. Die Bindungslängen innerhalb des Anions (Tabelle 5.14) sind bei K4H2(CO3)3 * 1,5 H2O etwas kürzer als in der entsprechenden Rubidiumverbindung. Mögliche Ursache ist, daß die im Vergleich zur Rubidium-Verbindung höheren Temperaturfaktoren eine Bindungsverkürzung vortäuschen können (vgl. [81]). Tabelle 5.10 Lageparameter und anisotrope (Rb, C, O) sowie isotrope (H) Temperaturfaktoren für Rb4[H2(CO3)3] * H2O. x Rb1 Rb2 O1 O2 C1 O3 O4 O5 C2 O6 H1 H2 0,37360(3) 0,14699(3) 0,4705(3) 0,3714(3) 0,4074(4) 0,4358(2) 0,3043(2) 0,3960(2) 0,3749(3) 0,3140(4) 0,403(4) 0,341(4) y 0,12155(3) 0,12608(3) 0,25 0,3197(2) 0,25 0,4647(2) 0,5053(2) 0,5998(2) 0,5258(3) 0,75 0,425(3) 0,702(3) z 0,68661(8) 0,17829(7) 0,3802(7) 0,1317(5) 0,217(1) 0,2534(6) 0,0226(6) 0,2222(5) 0,1613(7) 0,0688(10) 0,215(8) 0,129(9) U11/Uiso 0,0227(2) 0,0209(2) 0,020(2) 0,039(2) 0,016(3) 0,024(1) 0,019(2) 0,034(2) 0,015(2) 0,044(3) 0,033(15) 0,063(21) U22 0,0272(3) 0,0247(2) 0,025(2) 0,022(2) 0,018(3) 0,024(2) 0,026(2) 0,023(2) 0,026(2) 0,033(3) U33 U23 U13 U12 0,0244(3) 0,0028(2) 0,0001(2)-0,0037(2) 0,0268(3) 0,0008(3)-0,0004(2) 0,0035(2) 0,021(3) 0 -0,006(2) 0 0,036(2) 0,005(2) -0,008(1) 0,003(1) 0,024(4) 0 0,005(3) 0 0,030(2) 0,002(2) -0,008(1) 0,004(1) 0,019(2) 0,001(1) -0,005(1) -0,001(1) 0,032(2) -0,003(1) -0,003(2) -0,004(1) 0,015(2) 0,001(1) 0,003(2) -0,001(2) 0,053(4) 0 -0,012(3) 0 80 Tabelle 5.11 Lageparameter und anisotrope Temperaturfaktoren für K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O. x K O1 O2 C1 O3 O4 O5 C2 O6 y 0,13711(4) 0,0404(5) 0,1422(4) 0,1068(11) 0,0671(4) 0,1939(7) 0,0949(4) 0,1223(6) 0,1683(16) z 0,17374(9) 0,8647(11) 0,6125(9) 0,7016(22) 0,7566(8) 0,5120(19) 0,7308(9) 0,6583(14) 0,5407(44) U11 0 0,5 0,2166(16) 0,5 0,6507(14) 0,4535(40) 0,0898(11) 0,3863(28) 0,5 0,0306(2) 0,030(3) 0,039(2) 0,014(4) 0,021(3) 0,030(2) 0,022(2) 0,032(2) 0,041(10) U22 0,0338(2) 0,029(3) 0,036(2) 0,019(7) 0,018(3) 0,030(2) 0,024(2) 0,037(2) 0,045(9) U33 U23 0,0422(3) 0 0,031(3) 0 0,030(2) -0,09(2) 0,024(7) 0 0,030(5) -0,03(3) 0,032(2) 0,00(2) 0,031(8) 0,01(2) 0,027(3) 0,02(2) 0,049(10) 0 U13 0 0 0,07(2) 0 0,05(3) 0,03(2) 0,03(3) -0,05(2) 0 U12 0,007(2) 0,03(2) 0,07(2) 0,09(4) 0,06(2) 0,05(2) 0,08(2) 0,02(2) 0,016(7) Tabelle 5.12 Bindungslängen d [pm], Flächengrößen F [104 pm2] und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Rb+ in Rb4[H2(CO3)3] * H2O. d F d φ Wirkungsbereich von Rb1 i Rb1-O5 Rb1-O2ii Rb1-H2iii Rb1-O4ii Rb1-O1 Rb1-O4iii Rb1-H1iv Rb1-O3iv Rb1-O6v Rb1-O5iii Rb1-H1ii Rb1-C2iii Rb1-O3i Rb1-O2iv Rb1-C1 Rb1-H2v Rb1-Rb2xvi Rb1-Rb2ix Rb1-Rb1iv Rb1-Rb2xvii Rb1-Rb2 288,3(3) 289,2(3) 292(5) 299,5(3) 300,5(3) 301,0(3) 302(5) 308,7(4) 313,4(4) 330,8(3) 335(5) 338,4(4) 340,8(3) 354,0(3) 354,9(6) 387(5) 390,2(1) 401,8(1) 403,9(1) 409,8(1) 417,4(1) 5,325 6,016 3,676 4,086 5,034 3,739 2,564 2,670 2,280 1,175 0,859 0,192 2,184 0,621 0,090 0,626 0,768 0,123 1,367 0,125 0,080 F φ Wirkungsbereich von Rb2 1,598 1,669 1,155 1,259 1,436 1,169 0,829 0,756 0,599 0,346 0,249 0,058 0,594 0,161 0,023 0,115 0,187 0,030 0,286 0,029 0,018 iv Rb2-O2 Rb2-O5vi Rb2-O4iii Rb2-O1vii Rb2-O3viii Rb2-O4iv Rb2-H2iii Rb2-O6v Rb2-H1vii Rb2-H1iv Rb2-C2iii Rb2-O5iii Rb2-C2vi Rb2-C1v Rb2-H2vi Rb2-O2v Rb2-O3vi Rb2-Rb2vi Rb2-Rb1xviii Rb2-Rb1vii Rb2-Rb1xix Rb2-Rb1 287,8(3) 288,7(3) 290,8(3) 292,4(3) 297,2(3) 297,6(3) 303(5) 313,2(5) 315(5) 323(5) 337,7(4) 341,6(3) 356,3(4) 356,7(5) 359(5) 365,6(3) 378,2(3) 389,7(1) 390,2(1) 401,8(1) 409,8(1) 417,4(1) 5,564 5,226 4,246 5,345 4,135 3,886 2,997 2,496 1,320 1,221 0,263 0,805 0,013 0,076 1,829 0,356 0,697 1,628 0,768 0,123 0,125 0,080 1,589 1,586 1,355 1,573 1,241 1,217 0,925 0,705 0,388 0,377 0,074 0,229 0,003 0,017 0,406 0,088 0,168 0,359 0,187 0,030 0,029 0,018 a) Atome, die nicht zur gewählten asymmetrischen Einheit gehören, sind indiziert. Die Indices entsprechen dabei folgenden Symmetrieoperationen: i) -x+1,y-1/2,-z+1; ii) x,-y+1/2,z+1; iii) -x+1/2,y-1/2,z+1/2; iv) x,-y+1/2,z; v) -x+1/2,-y+1,z+1/2; vi) -x+1/2,y-1/2,z-1/2; vii) x-1/2,y,-z+1/2; viii) x-1/2,-y+1/2,-z+1/2; ix) x+1/2,y,-z+1/2;x) -x+1/2,y+1/2,z+1/2; xi) x, -y+1/2, z-1; xii) -x+1, y+1/2, -z+1; xiii) -x+1/2,y+1/2, z-1/2; xiv) -x+1/2, y+1/2, z+1/2; xv) -x+1/2, y+1/2, z+1/2 xvi) -x+1/2, -y, z+1/2; xvii) x, y, z+1; xviii) -x+1/2, -y, z-1/2; xix) x, y, z-1. 81 Tabelle 5.13 Abstände d(Rb-O) in Rb4[H2(CO3)3] * H2O [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88] und Bindungsvalenzen (berechnet nach Brown [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c)). sE d(Rb-O) nECoN-Anteil sBrown d(Rb-O) nECoN-Anteil sBrown Rb1 O5i O2ii O4ii O1 O4iii O3iv O6v O5iii O3i O2iv 288,3(3) 289,2(3) 299,5(3) 300,5(3) 301,0(3) 308,7(4) 313,4(4) 330,8(3) 340,8(3) 354,0(3) Σ sE Rb2 1,31 1,29 1,09 1,07 1,06 0,91 0,82 0,51 0,37 0,22 0,188 0,182 0,138 0,134 0,133 0,108 0,095 0,059 0,045 0,032 0,160 0,155 0,118 0,115 0,113 0,092 0,081 0,050 0,039 0,027 8,66 1,12 0,95 O2iv O5vi O4iii O1vii O3viii O4iv O6v O5iii O2v O3vi 287,8(3) 288,7(3) 290,8(3) 292,4(3) 297,2(3) 297,6(3) 313,2(5) 341,6(3) 365,6(3) 378,2(3) 1,19 1,17 1,13 1,09 1,00 0,99 0,69 0,27 0,08 0,04 0,190 0,185 0,175 0,168 0,147 0,145 0,096 0,044 0,023 0,016 0,169 0,165 0,156 0,149 0,131 0,129 0,085 0,039 0,021 0,015 7,65 1,20 1,07 a) Startradius für Rb+: 161 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 226,3 pm. c) roE = 220,4 (Rb1) bzw. 222,0 pm. (Rb2). d) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.12. Tabelle 5.14 Weitere Bindungslängen [pm] und -winkel [°] in Rb4[H2(CO3)3] * H2Oa). [H2(CO3)3] 4--Anion C1-O1 C1-O2 C1-O2 iv C2-O3 C2-O4 C2-O5 O3-H1 O2-H1 O2-O3 126,3(7) 129,4(4) 129,4(4) 134,0(5) 125,5(5) 124,8(5) 78(5) 177(5) 252,3(5) O3-C2-O4 O3-C2-O5 O4-C2-O5 O1-C1-O2 O2-C1-O2iv 118,8(4) 115,3(4) 125,8(4) 122,0(3) 115,9(6) 90(5) H2x-O6-H2 114(7) Wasser-Molekül O6-H2 H-Brücke zwischen [H2(CO3)3] 4--Einheit und Wasser-Molekül O5-H2 183(5) a) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.12. O5-O6 273,3(4) 82 Tabelle 5.15 Bindungslängen [pm] und -winkel [°] in K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2Oa). Koordinationssphäre von K K-O5i K-O2iii K-O2 K-O4 K-O3vi K-O5viii Kxiii-O4 271,1(5) 272,0(5) 274,9(5) 275(1) 275,7(5) 277,7(4) 280(1) Kvii-O1 Kxi-O1 Kxiv-O6 Kxi-O3 Kxiv-O4 Kxv-O4 Kxv-O6 282,6(5) 289,0(5) 294(2) 294,3(5) 299(1) 303(1) 307(2) 124(2) 128(1) 128(1) 133,7(9) 123(1) 126(1) 249,4(7) O1-C1-O2 O1-C1-O2xv O2-C1-O2xv O3-C2-O4 O3-C2-O4 O4-C2-O5 121,7(6) 121,7(6) 117(1) 118(1) 114,4(6) 127(1) [H2(CO)3] 4--Einheit O1-C1 O2-C1 C1-O2x C2-O3 C2-O4 C2-O5 O2-O3xiv H-Brücke zwischen H2O und der [H2(CO)3] 4--Einheit O5-O6xvi 267(1) a) Atome, die nicht zur gewählten asymmetrischen Einheit gehören, sind indiziert. Die Indices entsprechen dabei folgenden Symmetrieoperationen: i) x,y-1,-z; ii) x,y-1,z; iii) -x+1/2,y-1/2,z; iv) -x+1/2,y-1/2,-z; v) x,y,-z; vi) -x,-y+1,z-1; vii) -x,-y+1,-z+1; viii) -x,y+1,-z; ix) -x,-y+1,z; x) x,y,-z+1; xi) x,y+1,z+1; xii) x,y+1,z; xiii) -x+1/2,y+1/2,-z; xiv) x,y,z+1; xv) -x+1/2,y+1/2,-z+1; xvi) x,y,z-1. 5.2.3 Thermische Zersetzung Die DTA/TG-Messungen an K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O zeigen jeweils zwei endotherme Effekte (Abb. 5.14 und 5.15, Tabelle 5.16). Die bei höherer Temperatur auftretenden Signale weisen eine Schulter auf. Nach diesen Messungen beginnt die Zersetzung von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O bei 108 bzw. 147 °C und ist bei 164 bzw. 197 °C beendet. Als Zersetzungsprodukte lassen sich röntgenographisch die wasserfreien Alkalimetallcarbonate nachweisen. Zur Interpretation der Signale wurde die Zersetzung mit Hilfe der Guinier-Simon-Technik untersucht. Die Zersetzung der Kaliumverbindung verläuft über mindestens eine Zwischenstufe, deren Röntgenbeugungsdiagramm keine Übereinstimmung mit bekannten Kaliumcarbonaten bzw. -hydrogencarbonaten zeigt. Das jeweils erste endotherme Signal der DTA/TG-Kurve ist auf die Bildung dieses Zwischenproduktes zurückzuführen. 83 Aufgrund der Daten kann eine zweistufige Zersetzungsreaktion angenommen werden. In der ersten Reaktion verlieren die Substanzen Kristallwasser (1), in einer zweiten Reaktion bilden sich die wasserfreien Carbonate (2): K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O → „K4[H2(CO3)3] * 0,5 H2O“ + H2O (1a) Rb4[H2(CO3)3] * H2O → „Rb4[H2(CO3)3]“ + H2O (1b) „K4[H2(CO3)3] * 0,5 H2O“ → 2 K2CO3 + 1,5 H2O + CO2 (2a) „Rb4[H2(CO3)3]“ → 2 Rb2CO3 + H2O + CO2 (2b) Die Kaliumverbindung gibt ihr Kristallwasser zunächst nicht vollständig ab. Hier kann die Bildung einer Zwischenstufe mit der Zusammensetzung „K4[H2(CO3)3] * 0,5 H2O“ angenommen werden. Die Bildung eines Gemischs aus K2CO3 * 0,5 H2O und KHCO3 tritt nicht auf. Abb. 5.14 DTA/TG-Diagramm zur thermischen Zersetzung von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O. 84 Abb. 5.15 DTA/TG-Diagramm zur thermischen Zersetzung von Rb4[H2(CO3)3] * H2O. Tabelle 5.16 Angaben zur thermischen Zersetzung von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O. ∆m: Massenverlust. Die berechneten Daten beziehen sich auf die im Text beschriebenen Reaktionen. Reaktion Tonset Tpeak ∆mobs. ∆mber. 5 28 5 29,4 33 34,4 K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O (1a) (2a) 108 126 115 157 Σ Rb4[H2(CO3)3] * H2O (1b) (2b) Σ 147 168 158 192 5 9,4 3,3 11,5 14,4 14,8 85 5.3 Rubidiumhydrogencarbonat Rubidiumhydrogencarbonat RbHCO3 wurde erstmals 1969 mit röntgenstrukturanalytischen Methoden untersucht [45]. Dabei erfolgte die Ermittlung der Reflexintensitäten über Filmmethoden, Lagen von H-Atomen wurden nicht bestimmt. Eine kritische Analyse der Daten aus [45] zeigt, daß zur Strukturbestimmung mit der vom Autor gewählten azentrischen Raumgruppe C2 offensichtlich eine zu niedrige Symmetrie angenommen wurde (vgl. Tabelle 5.17); ein nicht berücksichtigtes Inversionszentrum befindet sich dabei im Elementarzellenursprung. Daneben sind die ermittelten C-O-Abstände mit 132 bzw. 133 pm ungewöhnlich lang. Eine Neubestimmung der Kristallstruktur von RbHCO3 war insbesondere im Zusammenhang mit neueren Untersuchungen zu auftretenden Phasenumwandlungen in KHCO3 [15,18], IRspektroskopischen Analysen [10,11] und Strukturvergleichen zwischen Alkalimetallhydrogen- und -monoalkylcarbonaten [49] notwendig. Tabelle 5.17 Lageparameter für RbHCO3 nach Daten aus [45] (monoklin (C2); a = 1505 pm, b = 583 pm, c = 402 pm, β = 107°; R1: 0,15). Standardabweichungen, Temperaturfaktoren und H-Lagen wurden nicht bestimmt. x Rb C O1 O2 O3 0,162 0,115 0,195 0,075 0,075 y 0 0,5 0,5 0,697 0,303 z 0,025 0,383 0,306 0,481 0,418 5.3.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung Einkristalle von RbHCO3 wurden analog zu Rb4[H2(CO3)3] * H2O (Abschnitt 5.2) aus methanolischer RbOH-Lösung dargestellt. Dazu wurde bei sonst gleichen Bedingungen pro mol RbOH ein mol Dimethylcarbonat eingesetzt. Pulveraufnahmen des erhaltenen Produkts lassen sich mit den in [45] angegebenen Gitterkonstanten widerspruchsfrei indizieren. Röntgenographische Untersuchungen mit der Präzessionstechnik bestätigten die in [45] angegebenen Auslöschungsbedingungen. Für die Neubestimmung der Struktur wurde die zentrosymmetrische Raumgruppe C2/m gewählt. Die Aufstellung der Elementarzelle wurde so gewählt, daß Strukturvergleiche mit KHCO3 [5] vereinfacht wurden. Eine Transformation der Gittervektoren nach 86 1 0 2 r r ai (neu) = 0 1 0 ⋅ ai 0 0 1 führt zu den in [45] angegebenen Werten für die Metrik. Die Strukturlösung gelang durch Patterson-Methoden, denen die Lagen aller Rb-, C- und O-Atome entnommen werden konnten. Nach Verfeinerung der Lageparameter unter Verwendung anisotroper Auslenkungsparameter wurden Lagen für H einer Differenzfourieranalyse entnommen und mit isotropen Temperaturfaktoren in die Verfeinerung einbezogen. Zu weiteren Angaben für die Strukturanalyse siehe Tabelle 5.18, zu Lage- und Auslenkungsparametern sowie Bindungslängen und -winkeln vgl. Tabellen 5.19-5.22. Tabelle 5.18 Kristalldaten und Angaben zur Strukturverfeinerung für RbHCO3. Kristallsystem, Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [10 6 pm3], Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ ( MoKα ) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich zur Datensammlung [°] Indexbereich Anzahl der gemessenen Reflexe Absorptionskorrektur min. Transmissionskoeffizient Extinktionskoeffizient Unabhängige Reflexe Daten / Parameter / Goodness-of-Fit R-Werte [I>2σ (I)] R-Werte (alle Daten) Größte / kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] monoklin, C2/m (Nr. 12) 1473,5(3) 582,02(8) 403,67(9) 104,408(10) 335,29(11) , 4 2,902 14,566 272 0,1 x 0,12 x 0,23 2,5 - 27,5 -22 ≤ h ≤ 22, -8 ≤ k ≤ 8, -6 ≤ l ≤ 6 1548 psi-Scan 0,8435 0,052(3) 427(R int = 0,0281) 423 / 33 / 1,182 R1 = 0,0169, wR2 = 0,0393 R1 = 0,0219, wR2 = 0,0411 0,427 / -0,662 87 Tabelle 5.19 Atomkoordinaten und anisotrope (Rb, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (10-4 pm2) für RbHCO3. x Rb O1 O2 C Ha) 0,16091(2) 0,6877(2) 0,5767(2) 0,6152(2) 0,531(4) y 0 0 0,1921(3) 0 0,167(11) z 0,29526(6) 1,1003(6) 0,7363(4) 0,8632(7) 0,585(15) U11 /Ueq 0,0433(2) 0,033(1) 0,045(1) 0,031(1) 0,050(17) 0,0282(2) 0,044(1) 0,0257(8) 0,027(1) U22 U33 0,0271(2) 0,038(1) 0,0389(9) 0,027(1) U13 U23 U12 0 0,0039(1) 0 0 -0,0046(9) 0 0,0011(6) -0,0038(7) -0,0026(6) 0 0,008(1) 0 a) H-Lage halbbesetzt. Tabelle 5.20 Atomabstände d(Rb-L)a) (pm), Flächengrößen F (10-4 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Rb in RbHCO3. L d(M-L) F φ O1i O2ii O2iii O2iv O2v O1vi O1ii O1vii Hv Hxvii Cviii 286,7(2) 290,7(2) 290,7(2) 300,4(2) 300,4(2) 304,9(3) 306,6(1) 306,6(1) 315(6) 315(6) 351,4(3) 6,389 4,771 4,771 3,759 3,759 4,618 3,713 3,713 1,780 1,780 0,863 1,821 1,423 1,423 1,131 1,131 1,352 1,093 1,093 0,516 0,516 0,211 L d(M-L) F φ Hix Hxviii O2ix O2xviii Rbix Rbxviii Rbxiii Rbxiv O2vi O2viii Rbxx 356(6) 356(6) 390,6(2) 390,6(2) 399,2(1) 399,2(1) 403,7(2) 403,7(2) 405,8(2) 405,8(2) 474,8(1) 0,696 0,696 0,373 0,373 0,657 0,657 0,100 0,100 0,107 0,107 0,060 0,157 0,157 0,068 0,068 0,151 0,151 0,024 0,024 0,022 0,022 0,011 a) Symmetrietransformationen für die äquivalenten Atome: i) -x+1,-y,-z+2; ii) x-1/2,y-1/2,z-1; iii) x-1/2,-y+1/2,z-1; iv) x-1/2,-y+1/2,z; v) x-1/2,y-1/2,z; vi) -x+1,y,-z+1; vii) x-1/2,y+1/2,z-1; viii) -x+1,-y,-z+1; ix) -x+1/2,-y+1/2,-z+1; x) x+1/2,y+1/2,z+1; xi) x+1/2,y-1/2,z+1; xii) x+1/2,y+1/2,z; xiii) x,y,z+1; xiv) x,y,z-1; xv) x,-y,z; xvi) -x,-y+1,-z-1; xvii) x-1/2,-y+1/2,z; xviii) -x+1/2,y-1/2,-z+1; xix) x-1/2,y+1/2,z; xx) -x,-y,-z; xxi) x+1/2,y-1/2,z; xxii) -x+1/2,y-1/2,-z; xxiii) -x+1/2,y+1/2,-z. 5.3.2 Diskussion der Kristallstruktur _ In RbHCO3 bildet das Rb+-Kation Schichten senkrecht zu [201], die sich als verzerrte Sechsecknetze beschreiben lassen und in Projektion entlang a deckungsgleich angeordnet sind. In den zwischen solchen Schichten liegenden verzerrt hexagonal-prismatischen Lücken befinden sich zyklische dimere [H2(CO3)2]2--Anionen (Abb. 5.16, 5.17). Ein Vergleich von Projektionen der Kristallstrukturen von RbHCO3 mit der von KHCO3 [5], das in der Raumgruppe P21/a und mit vergleichbarer Metrik kristallisiert (Abb. 5.16), zeigt die 88 strukturelle Verwandtschaft. Offensichtlich gehorchen beide Verbindungen dem gleichen Bauprinzip. Nach einer Analyse des Wirkungsbereichs von Rb+ (Tabelle 5.20, 5.21) wird das Kation durch acht nahe (d(Rb-O): 287-307 pm) sowie vier weiter entfernte Sauerstoffatome (d(Rb-O): 391406 pm) umgeben (Abb. 5.19). Die Berechnung der Rb-O-Valenzsummen ergibt bei Berücksichtigung von nECoN den Wert 1,05; danach entsprechen die auftretenden Bindungslängen den erwarteten Werten. Betrachtet man nur diejenigen Bindungen, deren Beitrag zu nECoN größer als 0,5 ist, kann das sich ergebende Koordinationspolyeder als zweifach über quadratische Flächen überkapptes trigonales Prisma beschrieben werden. Ein ähnliches Koordinationspolyeder wird auch in KHCO3 gefunden. Projektion der Kristallstrukturen von RbHCO3 (a) und KHCO3 [5] (b) mit Blick entlang a und eingezeichneter Elementarzelle. H-Lagen in RbHCO3 sind halb besetzt. Abb. 5.16 a) b) a a O1 C O2 H Rb K b O2 O1 C O3 H b 89 Abb. 5.17 Projektion der Struktur von RbHCO3 mit Blick entlang b. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.16. c b a Abb. 5.18 Ausschnitt der Struktur von RbHCO3: Umgebung des dimeren [H2(CO3)2]2-Anions. Rb-O-Abstände < 320 pm sind dick, > 320 pm dünn eingezeichnet, H-Lagen sind halb besetzt. xiv Rb Rb xxii xxiii vi Rb Rb O1 C xviii vi ix Rb viii Rb vi O2 viii H Hvi O2 xv H H xv O2 O2 xii Rb xxi Rb C x Rb xi Rb vi O1 Rb i Rb 90 Tabelle 5.21 Abstände d(Rb-O) in RbHCO3 [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl n ECoN a) [88] sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach [53] (sBrown)b) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c). L O1i a) O2ii O2iii O2iv O2v O1vi O1ii d(Rb-L)d 286,7(2) 290,7(2) 290,7(2) 300,4(2) 300,4(2) 304,9(3) 306,6(1) Anteil zu nECoN 1,22 1,14 1,14 0,95 0,95 0,86 0,83 sBrown sE 0,195 0,175 0,175 0,135 0,135 0,119 0,114 0,171 0,154 0,154 0,118 0,118 0,105 0,100 L d(M-L) O1ii O2ix O2xviii O2vi O2viii sBrown sE 0,83 0,02 0,02 0,00 0,00 0,114 0,012 0,012 0,008 0,008 0,100 0,010 0,010 0,007 0,007 7,9 1,20 1,05 Anteil zu nECoN 306,6(1) 390,6(2) 390,6(2) 405,8(2) 405,8(2) Σ a) Startradius für Rb+: 161 pm. b) ro = 226,3 pm. c) roE = 221,4 pm. d) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.20. Abb. 5.19 Koordination von Rb+ durch O in RbHCO3. H-Atomlagen sind halb besetzt. Indizes entsprechen Symmetrieoperatoren, vgl. Tabelle 5.20. Abstände d(Rb-O) > 310 pm sind als dünne Linien eingezeichnet. O2 vii O2vi O1 i O1 O1 vii O2 O1 Rb O2 iv O2 O2ix vi iii v O2 O1 xvii ii ii 91 Abb. 5.20 Dimere [H2(CO3)2]2--Anionen in RbHCO3 (oben, H-Lagen halb besetzt) und KHCO3. Zu den Symmetrieoperationen vgl. Tabelle 5.20. O2 H H vi O2 vi O1 O1 Cvi C O2xv vi H xv Hviii O2 viii O2xvi O3 H O1 O1 Cxvi C O2 xvi Hxvi O3xvi Die Strukturen von RbHCO3 und KHCO3 unterscheiden sich vor allem in den Bindungsverhältnissen im dimeren Anion (vgl. Abb. 5.20). In RbHCO3 bildet das Kohlenstoffatom des Anions eine Bindung zu O1 sowie zwei symmetrieäquivalente Bindungen zu O2 aus (d(C-O1): 124,5(2)pm, d(C-O2): 130,0(2) pm). Die Verknüpfung zweier solcher CO3-Gruppen durch Wasserstoffbrückenbindungen erfolgt über O2 (d(O2-O2): 256,8(3) pm). Eine Einteilung der Sauerstoffatome in Wasserstoffbrückendonoren und -akzeptoren kann nicht erfolgen. In KHCO3 [] sind die an C gebundenen Sauerstoffatome symmetrieunabhängig. Hier werden drei unterschiedliche C-O-Bindungslängen beobachtet: die längste ist dem H-Brückendonor zuzuordnen, die zwischen dem H-Brückenakzeptor und C auftretende Bindungslänge nimmt eine Mittelstellung ein. Insgesamt ergibt sich für das dimere Anion in RbHCO3 die im Vergleich zu KHCO3 (Ci) höhere Lagesymmetrie C2h. Die höhere Symmetrie in RbHCO3 spiegelt sich auch bei den ermittelten Lagen für H wieder. Hier werden in einer Differenzfouriersynthese (vgl. Abb. 5.21) entlang der Wasserstoffbrückenbindung je zwei symmetrieäquivalente Restelektronendichten beobachtet, die auf eine zur Hälfte besetzte H-Lage (d(O2-H): 80 (5) pm, d(H-H): 100(11) pm) zurückzuführen sind und einen symmetrischen „double minimum“-Potentialverlauf nahelegen. In den CO3-Baugruppen des Anions in RbHCO3 kann keine signifikante Auslenkung der C(0,2(3) pm) und H-Atome (0(6) pm) aus der durch O1, O2 und O2vi definierten Ebene 92 festgestellt werden. Insgesamt ist das [H2(CO3)2]2--Anion jedoch nicht planar, der Abstand der durch jeweils drei Sauerstoffatome gebildeten Ebenen beträgt für RbHCO3 10,0(7) pm. In KHCO3 sind deutlichere Abweichungen von der Planarität festgestellt worden [5,6]. Der Mittelwert der C-O-Bindungslängen (RbHCO3: 128,2 pm, KHCO3: 128,4 pm) liegt für beide Verbindungen im erwarteten Bereich. Tabelle 5.22 Bindungslängen (pm) und -winkel (°) von [H2(CO3)2]2--Anionen in RbHCO3 und KHCO3 [5]. Zu den Symmetrieoperationen vgl. Tabelle 5.20. RbHCO3 C C C O2 O2 O2 H - O1 O2 O2xv O2 vi H Hvi Hvi O1 O1 O2 C - C C C O2 - O2 O2xv O2xv H KHCO3 124,5(3) 130,0(2) 130,0(2) 256,8(3) 80(5) 179(6) 100(11) C C C O3 O3 O2 - O1 O2 O3 O2 H Hxvi 120,68(13) 120,68(13) 118,6(3) 110(5) O1 O1 O2 C - C C C O3 124,0(3) 127,4(2) 133,7(2) 258,5(2) 109(3) 170(6) - O2 O3 O3 H 124,12(17) 117,74(16) 118,14(18) 111(3) 5.3.3 Vergleich der Strukturdaten von RbHCO3 mit schwingungsspektroskopischen Untersuchungen In jüngster Zeit sind in unserem Arbeitskreis von Dahm [10,11] an Alkalimetallhydrogencarbonaten AHCO3 schwingungsspektroskopische Untersuchungen durchgeführt worden, bei denen Bandenzuordnungen mit Hilfe von quantenmechanischen ab initio-Berechnungen erfolgten. Dabei zeigte sich, daß Schwingungsspektren von KHCO3, RbHCO3 und CsHCO3 im Bereich von 4000 bis 400 cm-1 nahezu identische Bandenlagen und -intensitäten aufweisen. Man kann annehmen, daß die erhaltenen Spektren durch das Schwingungsverhalten der in diesen Verbindungen vorliegenden dimeren [H2(CO3)2]2-Anionen bestimmt werden. Diese Anionen sind in KHCO3 und CsHCO3 unterschiedlich angeordnet [5,23], besitzen aber die gleiche Lagesymmetrie. Entsprechend ist die Zahl der möglichen Grundschwingungen und damit auch die Zahl der Banden identisch. In RbHCO3 ergibt sich nach den in Kapitel 5.3.2 beschriebenen Ergebnissen der Röntgenstrukturanalyse eine höhere Symmetrie des Anions. 93 Die Zahl der hier möglichen Grundschwingungen sollte dadurch niedriger sein, für RbHCO3 wäre ein bandenärmeres Spektrum zu erwarten. Daß dennoch für RbHCO3 die gleiche Zahl von Banden wie für KHCO3 und CsHCO3 beobachtet werden, kann durch ein in Abb. 5.22 skizziertes Fehlordnungsmodell für RbHCO3 erklärt werden. Danach entsteht das über die Röntgenbeugung erhaltene Strukturbild durch die Überlagerung von zwei dimeren Anionen mit einer zu KHCO3 analogen Lagesymmetrie Ci, die zueinander spiegelsymmetrisch sind (Abb. 5.22 a und b). Die sich so ergebende Superpositionsstruktur (Abb. 5.22 c) läßt sich, wenn Abstände zwischen zwei dicht benachbarten Atomlagen zu gering werden, röntgenographisch nicht mehr von der ermittelten Struktur des Anions (Abb. 5.22 d) unterscheiden. Weil für schwingungsspektroskopische Untersuchungen an Pulvern die Orientierung des Anions innerhalb des kristallographischen Koordinatensystems keinen Einfluß auf die Bandenzahl hat, wird dann für KHCO3 und RbHCO3 ein vergleichbares Schwingungsspektrum erhalten. Neutronenbeugungsuntersuchungen an KHCO3 [6] liefern Hinweise darauf, daß ein solches Fehlordnungsmodell zutreffen kann. Hier wurden im Anion zwei kristallographisch unterschiedliche Wasserstofflagen bestimmt, die im Verhältnis 4:1 besetzt sind und durch fehlgeordnete Anionen erklärt wurden. Die für RbHCO3 erhaltene Struktur ergibt sich dann aus der Struktur von KHCO3 durch Besetzung der Punktlagen im Verhältnis 1:1 und einer damit einhergehenden Kristallsymmetrieerhöhung von P21/a zu C2/m. Abb. 5.21 Fourier- (a) und Differenzfouriersynthese (b) für RbHCO3, Schnitt entlang der durch O2, O2vi und O2vii des [H2(CO3)2]2--Anions gebildeten Ebene. Die Schichtlinienabstände entsprechen 2 (a) bzw. 0,25 e/106 pm3 (b), die Nullinie ist gestrichelt eingezeichnet. (a) (b) 94 Abb. 5.22 Abbildung des dimeren [H2(CO3)2]2--Anions aus KHCO3 (a) und eines dazu spiegelsymmetrischen Anions (b). Durch Übereinanderlegen von (a) und (b) erhält man eine Superpositionsstruktur (c), die mit der ermittelten Struktur des Anions in RbHCO3 (d) vergleichbar ist. a) c) b) d) 5.3.4 Zu einer Phasenumwandlung von RbHCO3 Bei Messungen der elastischen Konstanten von KHCO3 wurde von Haussühl [15] eine Phasenumwandlung von KHCO3 bei 318 K nachgewiesen. Röntgenographische Einkristalluntersuchungen zeigten, daß die Phasenumwandlung mit einer Symmetrieerhöhung von P21/a nach C2/m beschrieben werden kann. In einer durchgeführten Strukturanalyse [16] wurde ein Modell mit fehlgeordneten dimeren Anionen entsprechend Abb. 5.22 c ermittelt, jedoch sind die angegebenen Temperaturfaktoren physikalisch unsinnig. Nach neueren Untersuchungen, bei denen auch eine druckinduzierte Phasenumwandlung detektiert wurde, scheint die in der Raumgruppe C2/m kristallisierende Hochtemperaturphase von KHCO3 isotyp zum in Abschnitt 5.3.2 beschriebenen RbHCO3 zu sein [120]. Wegen der kristallchemischen Ähnlichkeit von K- und Rb-Verbindungen ist wahrscheinlich, daß auch RbHCO3 eine Phasenumwandlung eingeht und bei Raumtemperatur bereits in einer Hochtemperaturphase vorliegt. Messungen am System RbHCO3 / Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur [121] legen ebenfalls eine Phasenumwandlung nahe; die Umwandlungstemperatur wurde zu 269,5 K bestimmt. 95 Im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Versuche, die Struktur einer möglichen Tieftemperaturphase zu bestimmen, scheiterten: nach Abkühlen eines Kristalls von RbHCO3 auf 263 K auf einem Vierkreisdiffraktometer konnten die ermittelten Reflexlagen nicht eindeutig indiziert werden. Mögliche Ursachen sind, daß die Phasenumwandlung nicht vollständig eintrat oder Zwillingsbildung auftrat. Hier müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die mögliche Existenz einer Tieftemperaturphase zu verifizieren. Dazu bietet sich die Kristallzucht unterhalb der Umwandlungstemperatur an, die in dieser Arbeit nicht durchgeführt werden konnte. 5.3.5 Mischkristallbildung von RbHCO3 und KHCO3 Zur weiteren Untersuchung von Zusammenhängen zwischen den Strukturen von RbHCO3 und KHCO3 wurden Mischkristalle mit der Zusammensetzung K1-xRbxHCO3 dargestellt und röntgenographisch charakterisiert. Zur Darstellung von Mischkristallen mit niedrigem Rubidiumgehalt wurde aus methanolischer KOCH3-Lösung (etwa 1 mol/l K+), RbOCH3-Lösung (etwa 2 mol/l Rb+) und Wasser (5 Vol.-%) eine methanolische Alkalimetallhydroxid-Lösung mit einem RbOH:KOHMolverhältnis 1:3 hergestellt und mit einer zum OH--Gehalt äquimolaren Menge Dimethylcarbonat umgesetzt. Nach drei Tagen wurde ein entstandener Niederschlag abfiltriert. Aus der Mutterlauge fielen innerhalb einer weiteren Woche zur Röntgenstrukturanalyse geeignete Kristalle aus. Mischkristalle mit hohem Rubidiumgehalt wurden aus einer bei 40 °C gesättigten wäßrigen Lösung von RbHCO3 und KHCO3 (Molverhältnis 1:3) durch langsames Abkühlen erhalten. Versuche, Mischkristalle mit einem Rb-Gehalt von 0,1 darzustellen, führten nicht zum Erfolg. Hier wurde das aus einer entsprechend zusammengesetzten wäßrigen KHCO3/RbHCO3Lösung ausgefallene Produkt als KHCO3 identifiziert. Einkristalluntersuchungen mit Präzessionsmethoden deuteten auf Isotypie der Mischkristalle mit RbHCO3, Überstrukturreflexe konnten auch bei Langzeitbelichtungen nicht nachgewiesen werden. Die Ermittlung der Gitterkonstanten und Beugungsintensitäten erfolgte auf einem Vierkreisdiffraktometer. Eine statistische Analyse der Existenzbedingungen deutete analog zu RbHCO3 auf die Raumgruppen C2, Cm und C2/m, von denen die zentrosymmetrische gewählt wurde. Die Bestimmung der Zusammensetzung erfolgte während der Strukturbestimmung durch Freigabe des Besetzungsverhältnisses von K und Rb, die eine Mischpunktlage bilden. Das Ergebnis der Strukturermittlung bestätigte die vermutete Isotypie zu RbHCO3. Danach lassen sich die erhaltenen Mischkristalle als K1-xRbxHCO3 mit x = 0,332(4) bzw. x = 0,794(7) formulieren (Standardabweichungen aus der Strukturverfeinerung). Für weitere Daten zur Strukturbestimmung vgl. Tabelle 5.23, zu Lageparametern und Temperaturfaktoren siehe Tabelle 5.24. Eine Auftragung der erhaltenen Gitterkonstanten in Abhängigkeit von der Zusammensetzung findet sich in Abb. 5.24. 96 Tabelle 5.23 Kristalldaten und Strukturverfeinerung für K1-xRbxHCO3 mit x = 0,33 und x = 0,79. x Kristallsystem Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen[106 pm] / Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ (MoKα) [mm-1] Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich [°] hmin., hmax., kmin., kmax., lmin., lmax. Gemessene Reflexe Unabhängige Reflexe Tmin. Daten / Parameter / Goodnes-of-Fit R-Werte [I>2σ (I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/pm6] 0,332(4) monoklin C2/m (Nr. 12) 1514,3(8) 569,21(10) 380,2(2) 104,79(2) 316,9(2) / 4 2,342 4,951 0,08 x 0,1 x 0,15 2,5 - 27,5 -24, 24, -9, 9, -6, 6 1452 400 (Rint = 0,0150) 0,7392 392 / 33 / 1,075 R1 = 0,0150, wR2 = 0,0366 R1 = 0,0185, wR2 = 0,0379 0,794(7) monoklin C2/m (Nr. 12) 1498,1(4) 578,54(9) 394,64(10) 104,584(12) 331,02(13) / 4 2,242 4,793 0,1 x 0,12 x 0,18 2,5 - 27,5 -22, 22, 0, 8, -5, 5 835 419 (Rint = 0,0189) 0,7848 405 / 33 / 1,058 R1 = 0,0164, wR2 = 0,0342 R1 = 0,0277, wR2 = 0,0366 0,201 / -0,228 0,318 / -0,247 Tabelle 5.24 Atomkoordinaten und anisotrope (Rb, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (pm2) für K1-xRbxHCO3 mit x = 0,33 und x = 0,79. x y z U11 /Ueq U22 U33 U13 U23 U12 247(2) 365(8) 417(6) 263(9) 0 0 13(4) 0 35(1) -14(6) -32(4) 75(7) 0 0 -16(4) 0 270(2) 410(12) 427(9) 305(13) 0 0 17(7) 0 48(1) -44(9) -21(7) 100(11) 0 0 -15(7) 0 K1-xRbxHCO3 mit x = 0,332(4) K, Rb O1 O2 C H 0,16329(2) 0,69201(10) 0,57909(7) 0,61844(12) 0,531(4) 0 0 0,1965(2) 0 0,167(11) 0,29610(8) 1,0925(4) 0,7285(3) 0,8570(5) 0,585(15) 369(2) 302(7) 356(6) 266(9) 440(110) 302(2) 463(9) 289(6) 299(10) K1-xRbxHCO3 mit x = 0,794(7) K, Rb O1 O2 C H 0,16184(2) 0,6894(2) 0,57765(10) 0,6164(2) 0,531(3) 0 0 0,1928(3) 0 0,181(8) 0,29595(8) 1,0938(6) 0,7325(3) 0,8594(7) 0,572(11) 420(2) 340(12) 414(9) 282(15) 390(130) 295(2) 464(14) 280(9) 310(2) 97 Abhängigkeit der Gitterkonstanten von K1-xRbxHCO3 von der Zusammensetzung x. Fehlerbalken repräsentieren die ermittelten Standardabweichungen. Zu Werten von RbHCO3 vgl. Abschnitt 5.3.1, Daten zu KHCO3 sind [5] entnommen. Abb. 5.23 a [pm] β [°] 105 1520 1515 104,8 1510 1505 104,6 1500 1495 104,4 1490 1485 1480 104,2 1475 1470 104 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0,2 0 x 6 0,4 3 x 0,6 0,8 1 0,6 0,8 1 VEZ [10 pm ] b [pm] 340 584 582 335 580 578 330 576 325 574 572 320 570 315 568 566 310 564 562 305 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 x c [pm] 400 395 390 385 380 375 370 0,2 0,4 0,6 x 0,2 0,4 x 405 0 0 0,8 1 98 Eine Analyse des Verlaufs der Gitterkonstanten in Abhängigkeit vom K-Gehalt (Abb. 5.23) zeigt, daß die Mischkristallreihe KHCO3/RbHCO3 die Vegardsche Regel nicht streng erfüllt. Abweichungen treten dabei auch in demjenigen Bereich auf, in dem nach den Strukturuntersuchungen mit 0,32 < x < 1 isotype Verbindungen entstehen. Mögliche Ursache dafür ist, daß die Fehler der über die Strukturverfeinerung erhaltenen Besetzungsverhältnisse höher sind, als der Standardabweichung entnommen werden kann. Ebenso können Details der RbHCO3-Struktur bei zunehmendem K-Gehalt so verändert werden, daß Auswirkungen dieser Veränderungen durch einen nichtlinearen Verlauf der Metrik-Daten kompensiert werden müssen und letztlich zu einem „Umkippen“ in die Struktur von KHCO3 führen. Der Wirkungsbereich des Alkalimetallions bzw. der K/Rb-Mischpunktlage, dessen Form offensichtlich mit der Zusammensetzung der Mischkristalle korelliert, ist ein solches strukturelles Detail. Eine Darstellung der entsprechenden Polyeder für RbHCO3, KHCO3 [5] und die dargestellten Mischkristalle findet sich in Abb. 5.24. Auffällig ist, daß insbesondere kleine Polyederflächen deutlich mit der Zusammensetzung variieren. Daneben treten bei zunehmendem K-Gehalt zusätzliche Flächen auf, die im Wirkungsbereich von K+ in KHCO3, aber nicht in RbHCO3 beobachtet werden. Hier deutet sich ein fließender Übergang zwischen den Strukturen von RbHCO3 und KHCO3 an, der im Widerspruch zur Einordnung von RbHCO3 und K1-xRbxHCO3-Mischkristallen als isotype Verbindungen steht. Die C-O-Bindungslängen und -winkel im [H2(CO3)2]2--Anion (Tabelle 5.26) entsprechen für die Mischkristalle im Rahmen der Standardabweichungen den Werten aus RbHCO3. Hier wird kein signifikanter Einfluß vom K-Gehalt festgestellt. Wie in RbHCO3 treten keine signifikanten Aplanaritäten der CO3-Baugruppen des dimeren Anions auf. Jedoch steigt der Abstand zwischen den Ebenen, die durch die jeweiligen drei Sauerstoffatome der CO3Baugruppen gebildet werden, von 10,0(7) pm (RbHCO3) auf 12,4(6) pm (x = 0,79) bzw. 17,5(4) pm (x = 0,33). In KHCO3 beträgt der entsprechende Wert 33 pm. Abb. 5.24 a) Wirkungsbereiche des Kations in RbHCO3 (a), KHCO3 (d, nach Daten aus [5]) und den Mischkristallen K1-xRbxHCO3 mit x = 0,79 und x = 0,33 (b und c). Zu den zugehörigen Bindungslängen, Flächengrößen und Raumwinkeln siehe Tabellen 5.25 und 5.19. b) c) d) 99 Tabelle 5.25 Bindungslängen d(A-L)a) (A = Alkalimetall, pm) sowie Eckenzahl N, Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ zugehöriger Wirkungsbereichsflächen in K1-xRbxHCO3 mit x = 0,79 und x = 0,33. Zum Vergleich sind entsprechende Werte in KHCO3 (x = 0, nach Daten aus [5]) angegeben. L d(A-L) N F φ x = 0,79 O1i O2ii O2iii O2iv O2v O1vi O1ii O1vii H1v H1xvii C1ii C1vii C1viii H1ix H1xviii O2iv O2xviii Rbix Rbxviii Rbviii Rbxix O2vi O2viii O1xxi O1iv Rbxx d(A-L) N F φ L x = 0,33 283,9(2) 287,8(2) 287,8(2) 296,9(2) 296,9(2) 300,9(3) 305,6(1) 305,6(1) 310(5) 310(5) 8 8 8 6 6 8 6 6 5 5 6,408 4,760 4,760 3,701 3,701 4,808 3,621 3,621 1,955 1,955 1,846 1,440 1,440 1,132 1,132 1,419 1,076 1,076 0,574 0,574 352,7(3) 356(5) 356(5) 398,0(2) 398,0(2) 397,4(1) 397,4(1) 394,7(2) 394,7(2) 408,7(2) 408,7(2) 4 4 4 4 4 4 4 3 3 5 5 0,609 0,625 0,625 0,145 0,145 0,646 0,646 0,165 0,165 0,052 0,052 0,145 0,129 0,129 0,024 0,024 0,149 0,149 0,042 0,042 0,011 0,011 482,4(1) 4 0,033 0,006 275,8(2) 280,4(2) 280,4(2) 289,5(2) 289,5(2) 293,9(2) 301,0(1) 301,0(1) 312(4) 312(4) 328,2(2) 328,2(2) 349,9(3) 354(4) 354(4) 403,6(2) 403,6(2) 391,4(1) 391,4(1) 380,2(4) 380,2(4) 408,2(2) 408,2(2) 409,7(3) 409,7(3) 488,3(3) 10 9 9 7 7 10 6 6 6 6 3 3 4 4 4 4 4 6 6 3 3 4 4 3 3 4 6,340 4,662 4,662 3,971 3,971 4,834 3,473 3,473 1,337 1,337 0,002 0,002 0,337 0,759 0,759 0,001 0,001 0,564 0,564 0,235 0,235 0,006 0,006 0,002 0,002 0,005 d(A-L) N F φ x=0 1,899 1,475 1,475 1,270 1,270 1,470 1,067 1,067 0,388 0,388 0,000 0,000 0,081 0,160 0,160 0,000 0,000 0,134 0,134 0,064 0,064 0,001 0,001 0,000 0,000 0,001 O1ix O3xxi O2 O3xxii O2viii O1xxiii O1 O1xxi H1xxii H1xxiv C1 C1xxi C1xxiii 269,8(2) 278,4(2) 274,2(2) 288,5(2) 282,6(2) 287,6(2) 300,8(2) 292,9(2) 350(5) 351(4) 320,5(1) 369,9(1) 344,8(2) 8 8 8 10 8 8 5 6 4 4 3 4 4 6,224 4,715 4,703 4,989 4,853 4,792 3,176 3,585 0,379 0,635 0,027 0,004 0,252 1,928 1,481 1,536 1,532 1,552 1,505 0,998 1,142 0,078 0,156 0,007 0,001 0,062 O2xx O3xxiv Kix Kxviii Kviii Kxix 420,2(2) 395,0(2) 385,4(1) 385,4(1) 371,1(1) 371,1(1) 3 6 5 5 3 3 0,134 0,729 0,514 0,514 0,280 0,280 0,025 0,143 0,126 0,126 0,080 0,080 O2xxiii O1xxi 401,6(2) 5 400,4(2) 4 0,008 0,002 0,045 0,010 a) Symmetrietransformationen für die äquivalenten Atome: i) -x+1,-y,-z+2; ii) x-1/2,y-1/2,z-1; iii) x-1/2,-y+1/2,z-1; iv) x-1/2,-y+1/2,z; v) x-1/2,y-1/2,z; vi) -x+1,y,-z+1; vii) x-1/2,y+1/2,z-1; viii) -x+1,-y,-z+1; ix) -x+1/2,-y+1/2,-z+1; x) x+1/2,y+1/2,z+1; xi) x+1/2,y-1/2,z+1; xii) x+1/2,y+1/2,z; xiii) x,y,z+1; xiv) x,y,z-1 xv) x,-y,z; xvi) -x,-y+1,-z-1; xvii) x-1/2,-y+1/2,z; xviii) -x+1/2,y-1/2,-z+1; xix) x-1/2,y+1/2,z; xx) -x,-y,-z xxi) x,y-1,z; xxii) x,y-1,z+1; xxiii) -x+1/2,y-1/2,-z; xxiv) -x,-y+1,-z. 100 Tabelle 5.26 Bindungslängen [pm] und -winkel [°] in [H2(CO3)2]2--Anionen in K1-xRbxHCO3 mit x = 0,332(4) und x = 0,794(7). K1-xRbxHCO3 C C C O2 O2 O2 H - O1 O2 O2xv O2vi H Hvi Hvi O1 O1 O2 C - C C C O2 - O2 O2xv O2xv H x = 0,332(4) x = 0,794(7) 123,8(2) 130,2(1) 130,2(1) 257,5(2) 80(3) 178(4) 99(7) 124,3(3) 129,8(2) 129,8(2) 257,5(3) 82(4) 176(4) 95(8) 120,82(8) 120,82(8) 118,4(2) 117(3) 120,76(12) 120,76(12) 118,5(2) 116(4) 5.4 Rb2CO3 * 1,5 H2O Alkalimetallcarbonate M2CO3 mit M = Na, K, Rb, Cs bilden bei der Darstellung aus wäßriger Lösung Hydrate, die je nach Kristallisationstemperatur unterschiedliche Kristallwassergehalte aufweisen. Natriumcarbonat-Hydrate Na2CO3 * n H2O mit n = 1, 7 und 10 sind seit langem bekannt und strukturell charakterisiert [30-35], ebenso K2CO3 * 1,5 H2O [44] und KNaCO3 * 6 H2O [47]. Von Rb2CO3 * 1,5 H2O wurden bisher nur die Gitterkonstanten bestimmt [122]. Neuere Angaben zu den Carbonat-Hydraten von Rb entstammen thermischen Untersuchungen an Lösungen [123,124] sowie aus TG/DTA-Daten [125,126]. Aufgrund unterschiedlicher Angaben zum Kristallwassergehalt und fehlender Strukturuntersuchungen sind vergleichende Betrachtungen der Alkalimetallcarbonat-Hydrate bisher nicht möglich. 5.4.1 Darstellung und röntgenographische Untersuchungen Zur Darstellung von Rb2CO3 * 1,5 H2O in Pulverform wurde eine übersättigte wäßrige Rb2CO3-Lösung hergestellt. Ein Tropfen dieser Lösung wurde über P4O10 bis zur Trockne eingeengt und der Rückstand zerrieben. Nach Zugabe des Rückstands zur Lösung bei Raumtemperatur fiel das gewünschte Produkt aus. Es wurde scharf abgesaugt und nach mehrmaligem Zerreiben unter CO2-Ausschluß über P4O10 getrocknet. Rb2CO3 * 1,5 H2O ließ sich auch analog zur Darstellung von Rb4[H2(CO3)3] * H2O und RbHCO3 (vgl. Abschnitt 5.2 und 5.3) über alkalische Dialkylcarbonathydrolyse gewinnen. 101 Dazu wurden unter sonst gleichen Bedingungen je mol RbOH 0,5 mol Dimethylcarbonat verwendet. Nach einer Woche war das Produkt ausgefallen. Einkristalle von Rb2CO3 * 1,5 H2O konnten der Mutterlauge entnommen werden. Übriges Produkt wurde abfiltriert, zerrieben und unter vermindertem Druck getrocknet. Ein Vergleich der Röntgenpulverdaten von so dargestellten Proben mit Literaturdaten [122] zeigte, daß nach beiden Methoden identische Produkte erhalten wurden. Ein ausgesuchter Kristall wurde unter trockenem Ar-Strom in eine Glaskapillare eingebracht. Die Bestimmung der Metrik erfolgte auf einem Vierkreisdiffraktometer mit je 25 genau zentrierten Reflexen. Pulveraufnahmen ließen sich mit den ermittelten Werten widerspruchsfrei indizieren. Die Auslöschungsbedingungen wurden Präzessionsaufnahmen entnommen. Zur Berücksichtigung von Absorptionseffekten wurde eine empirische Absorptionskorrektur durchgeführt. Für Rb2CO3 * 1,5 H2O kamen als Raumgruppen C2/c und Cc in Frage, von denen sich im Verlauf der Strukturanalyse die zentrosymmetrische als zutreffend erwies. Die Ermittlung der Schweratomlagen gelang durch Pattersonmethoden, weitere C- und O-Lagen wurden durch Fouriersynthesen ermittelt. Nach Verfeinerung der Lageparameter unter Verwendung anisotroper Temperaturfaktoren konnten auf H-Atome zurückzuführende Restelektronendichten einer Differenzfouriersynthese entnommen und als H-„Lagen“ mit isotropen Temperaturfaktoren verfeinert werden. Weitere Angaben zur Strukturbestimmung finden sich in Tabelle 5.27. Tabelle 5.27 Kristalldaten und Daten zur Strukturverfeinerung für Rb2CO3 *1,5 H2O. Kristallsystem / Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [106 pm3], Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ ( MoKα ) [mm -1] F(000) Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich zur Datensammlung [°] hmin, hmax, kmin, kmax, lmin, lmax Anzahl der gemessenen Reflexe Unabhängige Reflexe min. Transmission Daten / Parameter / Goodness-of-Fit Extinktionskoeffizient R-Werte [I>2σ(I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] monoklin / C 2/c (Nr. 15) 1237,7(2) 1385,94(7) 747,7(4) 120,133(8) 1109,3(6), 8 3,089 17,567 952 0,1 x 0,15 x 0,2 2,5 - 27,5 -19, 19, 0, 22, -12, 12 2538 1274 (Rint = 0,0491) 0,60 1222 / 83 / 1,005 0,00318(8) R1 = 0,0235, wR2 = 0,0378 R1 = 0,0498, wR2 = 0,0424 0,870 / -0,582 102 Abb. 5.25 Projektion der Struktur von Rb2CO3 * 1,5 H2O entlang c. a O5 H3 O1 O3 Rb3 C H2 H1 O2 O4 Rb1 b Rb2 5.4.2 Diskussion der Kristallstruktur Rb2CO3 * 1,5 H2O kristallisiert isotyp zu K2CO3 * 1,5 H2O [44]. Die ermittelte Metrik entspricht im Rahmen der Fehlergenauigkeit den Angaben aus [122]. Die Elementarzelle gibt Abb. 5.25, ausgewählte Bindungslängen und -winkel sowie effektive Koordinationszahlen n ECoN [88] Tabellen 5.28-5.31 wieder. Zur Diskussion hier nicht behandelter Strukturmerkmale vgl. [44]. In dieser Struktur werden CO32--Anionen und H2O über Wasserstoffbrückenbindungen verknüpft und bilden Ketten von [(CO32-)(H2O)]n parallel [001], die über O(W)4 zu 1 2∞{[(CO3 )(H2O)])2(H2O)}-Doppelsträngen verbunden sind (Abb. 5.25). Innerhalb dieser Stränge wird Rb1 eingelagert. Rb2 und Rb3 bilden senkrecht zu [001] nahezu planare 63- 103 Netze (Seitenlänge ≈ 1/3 b), die annähernd "auf Deckung" gestapelt sind. In den sich so ergebenden verzerrt hexagonalen Prismen befinden sich CO32--H2O-Doppelstränge und Rb1. O2 des CO32--Anions (Abb. 4a) ist Akzeptor einer, O3 von zwei H-Brückenbindungen. O1 ist nicht in das H-Brücken-System einbezogen. Die Längen der Wasserstoffbrücken (d(O-O): 266,4(4) - 272,0(4) pm) sind ebenso wie die Längen der C-O-Bindungen im CO32--Anion (d(C-O): 126,8(4) - 129,2(5) pm, Mittelwert: 128,3 pm) vergleichbar mit denen in K2CO3 * 1,5 H2O [44]. Ursache für die unterschiedlichen C-O-Bindungslängen ist offensichtlich die Beteiligung von O2 und O3 an den H-Brücken. Die Bindungswinkel im Anion weichen vom idealen 120o-Winkel ab (< O-C-O: 119,2(3) - 120,6(3)o). Erwartungsgemäß liegt der kleinste Winkel gegenüber der kürzesten C-O-Bindung (vgl. Abschnitt 4.2). Insgesamt ist das Carbonat-Anion im Rahmen der Meßgenauigkeit planar. Nach einer Analyse der Wirkungsbereiche von Rb+ hat Rb1 neun, Rb2 zehn und Rb3 acht Kontakte zu Sauerstoffatomen (d(Rb-O): 287,1(3) - 345,6(2) pm), wobei sich unregelmäßige Koordinationspolyeder ergeben (Tabellen 5.28 und 5.29, Abb. 5.28). Das CO32--Anion dient sowohl als ein- als auch als zweizähniger Ligand. Die Berechnung der Valenzsummen ergibt bei Berücksichtigung von nECoN für Rb1, Rb2 und Rb3 die Werte 0,93, 1,01 und 1,11. Die Abstände d(Rb1-O) sind danach länger, die von Rb3 kürzer als erwartet. Abb. 5.26 Verknüpfung von CO32--Anionen und H2O zu 1∞{[(CO32-)(H2O)])2(H2O)}Doppelsträngen. Zur Bezeichnung der Atome vgl. 5.25. 104 Abb. 5.27 Umgebung des CO32--Anions und der Wassermoleküle in Rb2CO3 * 1,5 H2O. Rb3 Rb1 Rb1 vii ii Rb2 iv O1 Rb1 C H3 O3 xiii O3 Rb3 O2 ii H2 H1 H3 Rb1 xi xi H1 O4 xi O4 H2 Rb2 Rb3 iv Rb1 iv Rb2 O4 O3 xvi H2 H1 xvi C O2 xvi O1 O2 Rb3 xii O1 xvi Rb1 C O3 Rb1 xiv xv O5 H3 xiii H3 O3 xiii O3 O2 O2 Rb1 C O1 iv Rb1 vii Cxiii O1 xiii xiii iv 105 Abb. 5.28 Umgebung von Rb+ in Rb2CO3 * 1,5 H2O. i iv O1 i O3 i H3 iv O5 iv H3 O2 iii H3 iv O3 iii O5 i O1 x H3 iv H2 iv iv O2 H1 Rb1 iv O4 ii O1 O2 O3 ii C C ii ii O3 O2 O1 i O2 i O3 i C v O1 i O1 v C v O3 iv O2 iv O1 iv C v O2 v H1 iv O3 v O2 Rb2 v O4 O1 H2 H1 C O4 O3 H2 vii O1 vii O3 vii C vi O2 ix vii H2 O4ix O2 vi C vi O3 ix H1 viii H1 vi O1 viii H2 viii O4 Rb3 O1 iv O4 iv H2 O3 iv H1 C x O4 ii O2 O2 x H2 ii C ii ii O1 O3 x H1 106 Tabelle 5.28 Atomkoordinaten und anisotrope (Rb, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (pm2) für Rb2CO3 * 1,5 H2O. x Rb1 Rb2 Rb3 O1 O2 O3 C O4 O5 H1 H2 H3 y 0,14481(3) 0 0,5 0,3912(2) 0,2046(2) 0,3151(2) 0,3044(3) 0,1486(2) 0,5 0,194(3) 0,170(4) 0,445(3) Tabelle 5.29 Ld) z 0,86067(3) 0,68935(4) 0,88024(4) 0,7200(2) 0,6511(2) 0,6352(2) 0,6692(2) 0,5385(2) 0,5152(3) 0,559(3) 0,481(4) 0,547(3) 0,04328(5) 0,25 0,25 0,3466(3) 0,1678(4) 0,5102(4) 0,3411(5) 0,5720(5) 0,75 0,525(6) 0,616(8) 0,688(6) Σ U22 U33 U13 U23 U12 24(1) 26(1) 20(1) 23(1) 19(1) 31(1) 19(1) 28(1) 44(3) 20(10) 80(20) 20(10) 30(1) 27(1) 24(1) 31(2) 26(1) 43(2) 15(2) 26(2) 27(3) 21(1) 19(1) 18(1) 24(1) 21(1) 26(1) 20(2) 39(2) 49(3) -2(1) 0 0 -6(1) -3(1) 13(1) 0(2) 2(2) 0 11(1) 13(1) 8(1) 13(1) 5(1) 14(1) 10(1) 18(1) 2(2) -2(1) 0 0 -7(1) -2(1) -2(1) 3(1) 0(1) 0 Abstände d(Rb-O) in Rb2CO3 * 1,5 H2O [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoN a) sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach [53] (sBrown)b) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c)). d(Rb-L) Anteil zu nECoN sBrown sE Rb1 O1i O1ii O5iii O2ii O2 O4iv O3iv O1 O5iv O3x U11 /Ueq L d(M-L) Anteil zu nECoN sBrown sE Rb2 293,0(2) 294,0(3) 294,2(3) 298,5(3) 302,6(3) 306,0(3) 312,0(3) 335,6(2) 336,3(2) 388,3(3) 1,21 1,19 1,18 1,10 1,01 0,95 0,83 0,43 0,42 0,03 8,36 0,165 0,160 0,160 0,142 0,127 0,116 0,099 0,052 0,051 0,013 1,08 0,142 0,138 0,137 0,122 0,109 0,100 0,085 0,045 0,044 0,011 0,93 O1i, O1ii O2, O2v O4, O4v O3i, O3iv O3, O3v 290,0(2) 293,0(3) 301,6(3) 319,8(2) 344,5(2) Σ 1,23 1,17 1,00 0,66 0,30 0,179 0,165 0,131 0,080 0,041 0,152 0,140 0,111 0,068 0,035 8,72 1,19 1,01 1,15 1,09 0,93 0,72 0,195 0,179 0,146 0,108 0,172 0,158 0,129 0,095 7,79 1,26 1,11 Rb3 O1, O1vi O2ii, O2vii O4iv, O4viii O4ix, O4x Σ 286,9(3) 289,9(2) 297,5(4) 308,8(3) a) Startradius für Rb+: 161 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 226,3 pm. c) roE = 220,7 (Rb1), 220,3 (Rb2) und 221,7 pm (Rb3). d) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.30. 107 Tabelle 5.30 L d(M-L) Atombstände d(Rb-L)a) (pm), Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ in den Wirkungebereichen von Rb in Rb2CO3 * 1,5 H2O. F φ Wirkungsbereich von Rb1 O1i O1ii O5iii O2ii H3x H3iv O2 H1iv O4iv O3iv Cii H2iv O1 O5iv C H3i H2x H1x Rb2 Rb3 O3x Rb3ii Rb1v 293,0(2) 294,0(3) 294,2(3) 298,5(3) 299(4) 303(5) 302,6(3) 303(4) 306,0(3) 312,0(3) 326,1(5) 327(5) 335,6(2) 336,3(2) 338,7(3) 340(4) 349(6) 357(4) 374,0(1) 385,5(1) 388,3(3) 390,1(1) 403,3(1) 5,158 4,048 3,423 3,629 2,758 3,106 4,291 1,637 2,077 2,285 0,280 1,401 2,289 0,191 0,505 0,949 0,915 0,989 1,015 0,696 0,014 0,241 0,069 L d(M-L) F φ Wirkungsbereich von Rb2 1,549 1,259 1,045 1,122 0,813 0,981 1,279 0,567 0,641 0,703 0,075 0,379 0,645 0,047 0,143 0,257 0,258 0,279 0,266 0,177 0,003 0,062 0,017 H1, H1v O1i, O1ii O2, O2v O4, O4v O3i, O3iv Ci, Civ O3, O3v C, Cv H2xiv, H2xi H3i, H3iv Rb1, Rb1v Rb3i, Rb3ii Rb3xv 288(3) 290,0(2) 293,0(3) 301,6(3) 319,8(2) 340,7(3) 344,5(2) 347,5(4) 362(6) 370(4) 374,0(1) 386,1(1) 428,4(1) 3,108 4,380 4,322 2,623 2,848 0,027 0,653 0,147 0,723 0,577 1,015 0,363 0,044 1,037 1,383 1,357 0,737 0,840 0,006 0,184 0,038 0,186 0,150 0,266 0,094 0,010 Wirkungsbereich von Rb3 H2ix, H2x O1, O1vi O2ii, O2vii O4iv, O4viii O4ix, O4x H1ix, H1x H2iv, H2viii Rb1, Rb1vi Rb2iv, Rb2ii Rb1iv, Rb1vii Rb2ix 284(5) 286,9(3) 289,9(2) 297,5(4) 308,8(3) 334(4) 335(6) 385,5(1) 386,1(1) 390,1(1) 428,4(1) 2,861 5,317 3,969 4,344 1,564 0,766 0,525 0,696 0,363 0,241 0,044 1,000 1,624 1,231 1,340 0,423 0,199 0,128 0,177 0,094 0,062 0,010 a) In dieser Tabelle verwendete Symmetrietransformationen für die äquivalenten Atome: i) x-1/2,-y+3/2,z-1/2; ii) -x+1/2,-y+3/2,-z; iii) x-1/2,y+1/2,z-1; iv) -x+1/2,-y+3/2,-z+1; v) -x,y,-z+1/2; vi) x+1,y,-z+1/2; vii) x+1/2,-y+3/2,z+1/2; viii) x+1/2,-y+3/2,z-1/2; ix) x+1/2,y+1/2,z; x) -x+1/2,y+1/2,-z+1/2; xi) x,-y+1,z-1/2; xii) -x+1,y,-z+3/2; xiii) x,-y+1,z+1/2; xiv) -x,-y+1,-z+1; xv) x-1/2,y-1/2,z. 108 Tabelle 5.31 Bindungslängen [pm] und -winkel [°] im CO32--Anion und in den Kristallwassermolekülen für Rb2CO3 * 1,5 H2Oa). C -O1 -O2 -O3 126,8(4) 128,9(3) 129,2(5) ∠ ∠ ∠ O1-C-O2 O1-C-O3 O2-C-O3 120,6(3) 120,1(3) 119,2(3) O4 -H1 -H2 O5 -H3, H3xii 85(4) 85(5) 74(3) ∠ ∠ H1-O4-H2 H3-O5-H3xiii 109(4) 107(6) 272,0(4) 268,7(4) 266,4(4) ∠ ∠ O3-O4-O2xiii O3-O5-O3xii 114,3(1) 102,7(2) O2 -O4xi O3 -O4 -O5 a) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.30. 5.4.3 Thermische Zersetzung Zur analytischen Absicherung des Kristallwassergehalts wurden TG/DTA-Analysen durchgeführt. Die Zersetzung von Rubidiumcarbonat-Hydrat beginnt danach bei etwa 100 oC und ist bei 200 oC mit Bildung von wasserfreiem Rb2CO3 abgeschlossen. Die Gewichtsabnahme beträgt 10,8 % (∆mber. für Rb2CO3 * 1,5 H2O: 10,5 %). Damit können Angaben in [123] zum Kristallwassergehalt dieser Substanzen bestätigt werden. Messungen, bei denen der Kristallwassergehalt zu 1,75 bzw. 2 mol H2O je mol Rb2CO3 ermittelt wurde [125,126], waren wahrscheinlich durch anhaftende oder eingeschlossene Mutterlauge verfälscht. Zu Beginn der Zersetzung wird ein breites, schwaches DTA-Signal (Tonset/Tpeak: 100/112 oC) beobachtet, auf das ein zweiter, starker Peak folgt (Tonset/Tpeak: 155/158 oC). Ein drittes Signal (Tonset/Tpeak: 166/173 oC) kennzeichnet das Ende der Zersetzung. In der Gewichtskurve wird bei 168 °C ein Knick beobachtet (∆m: ≈ 5,3 %), der auf die Ausbildung einer Zwischenstufe mit der Zusammensetzung „Rb2CO3 * 0,75 H2O“ hindeutet. Um die Existenz einer solchen Zwischenstufe zu überprüfen, wurde zerriebenes Rb2CO3 * 1,5 H2O in einer Petrischale auf 120 °C erhitzt und über vier Wochen bei dieser Temperatur stehengelassen. Eine anschließende röntgenographische Unersuchung ergab, daß sich bereits wasserfreies Rb2CO3 gebildet hatte. Damit kann die Bildung eines stabilen niedrigeren Hydrats aus Rb2CO3 * 1,5 H2O nicht bestätigt werden. Das Auftreten der endothermen Signale bei 155 und 168 °C kann entsprechend nicht auf Zersetzungen von Zwischenstufen zurückgeführt werden. Möglich ist, daß bei 155 °C noch unzersetztes Rb2CO3 * 1,5 H2O schmilzt und die gebildete Rb2CO3-Lösung bei 168 °C siedet. Der beobachtete Knick in der 109 Gewichtsabnahme kann dann mit unterschiedlichen Verdampfungsgeschwindigkeiten von freiwerdendem Wasser erklärt werden. Abb. 5.29 DTA/TG-Diagramm zur thermischen Zersetzung von Rb2CO3 * 1,5 H2O 5.5 Cs2CO3 * 3 H2O Entsprechend zu den Hydraten von Rb2CO3 entstammen neuere Angaben zu CäsiumcarbonatHydraten thermischen Untersuchungen an wäßrigen Cs2CO3-Lösungen [124] sowie DTA/TGDaten [125]. Danach existiert unterhalb von -15,6 °C Cs2CO3 * 8 H2O, im Bereich von -38 bis -18 °C kann als metastabile Verbindung Cs2CO3 * 5 H2O entstehen [124]. Dem bei Raumtemperatur aus wäßriger Lösung kristallisierenden Hydrat werden die Zusammensetzungen Cs2CO3 * 3,5 H2O [125] und Cs2CO3 * 3 H2O [124] zugeordnet. Zwischen 89 und 103 °C wurde Cs2CO3 * 1,5 H2O, oberhalb 103 °C Cs2CO3 * 0,5 H2O nachgewiesen, wovon sich letzteres bei 151 °C unter CO2-Abgabe zersetzten soll [124]. Über Kristallstrukturen ist nichts bekannt. Nach der Strukturaufklärung von Rb2CO3 * 1,5 H2O war eine eingehendere Untersuchung von Cs2CO3 * 3 H2O von Interesse, da wegen des höheren H2O/CO32--Verhältnisses ein bisher bei Alkalimetallcarbonat-Hydraten unbekanntes Carbonat-Wasser-Verknüpfungsmuster zu erwarten war. 110 5.5.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung Zur Darstellung von Pulverproben wurde aus Cs2CO3 eine übersättigte wäßrige Lösung hergestellt. Ein Tropfen dieser Lösungen wurde über P4O10 bis zur Trockne eingeengt und der Rückstand zerrieben. Nach Zugabe des Rückstands zur Lösung bei RT fiel das Produkt in Form von großen, farblosen Kristallen aus. Es wurde scharf abgesaugt und nach mehrmaligem Zerreiben unter CO2-Ausschluß über P4O10 getrocknet. Cs2CO3 * 3 H2O konnte auch analog zur Darstellung von Rb2CO3 * 1,5 H2O aus einer wasserhaltigen ethanolischen Cäsiumhydroxidlösung (Lösung aus 20 g Cs / 100 g Ethanol mit 5 Gew.-% bidest. H2O) dargestellt werden, die mit 0,5 mol Diethylcarbonat pro mol CsOH versetzt wurde. Das in langen Nadeln mit deutlichen Lösungsmitteleinschlüssen anfallende Produkt wurde nach dem Abfiltrieren zerstoßen und unter vermindertem Druck getrocknet. Zur Gewinnung von Cs2CO3 * 3 H2O-Einkristallen wurden Tropfen von gesättigter, wäßriger Cs2CO3-Lösung in den Deckel einer Petrischale gegeben, in der sich von Mutterlauge bedecktes Cs2CO3 * 3 H2O befand. In den so aufgehängten Tropfen trat langsame Kristallisation ein. Cs2CO3 * 3 H2O zerfließt an der Luft innerhalb weniger Minuten und muß unter CO2- und Feuchtigkeitsausschluß gelagert werden. Von Pulverproben angefertigte Röntgenpulveraufnahmen (vgl. Anhang) ließen sich mit auf einem Vierkreisdiffraktometer ermittelten Werten zur Metrik widerspruchsfrei indizieren. Zur Bestimmung der möglichen Raumgruppen erfolgten Einkristallpräzessionsaufnahmen. Nach den dort entnommenen Auslöschungsbedingungen kamen die Raumgruppen Pc und P2/c in Frage, von denen sich im Verlauf der Strukturbestimmung die zentrosymmetrische als zutreffend erwies. An den gemessenen Reflexintensitäten wurde eine numerische Absorptionskorrektur durchgeführt. Die Strukturlösung erfolgte über direkte Methoden, die die Lagen von Cs, C und O ergaben. Nach Verfeinerung der Lageparameter unter Verwendung von anisotropen Temperaturfaktoren konnten einer Differenzfourieranalyse Restelektronendichten, die auf H-Atome zurückzuführen waren, entnommen und mit isotropen Temperaturfaktoren in die Verfeinerung einbezogen werden. Um unplausible O-HAbstände und H-O-H-Winkel zu vermeiden, wurden in einer weiteren Verfeinerung O-H- und H-H-Abstände über „restraints“ auf chemisch sinnvolle Werte gesetzt (d(O-H): 90 pm; d(H-H): 146 pm). Weitere Angaben zur Strukturbestimmung finden sich in Tabelle 5.32, zu erhaltenen Lageparametern und Temperaturfaktorten siehe Tabelle 5.33. 111 Tabelle 5.32 Kristalldaten und Daten zur Strukturverfeinerung für Cs2CO3 * 3 H2O. Kristallsystem, Raumgruppe monoklin, P 2/c (Nr. 13) a [pm] 654,5(2) b [pm] 679,06(6) c [pm] 886,4(2) β [°] 90,708(14) 6 3 Zellvolumen [10 pm ], Z 393,9(2), 2 3 3,203 -1 µ ( MoK α ) [mm ] 9,226 F(000) 340 Dichte (ber.) [g/cm ] 3 Kristallgröße [mm ] 0,002 Θ-Bereich zur Datensammlung [°] 3 - 27,5 hmin, hmax, kmin, kmax, lmin, lmax -11, 11, 0, 12, -16, 0 Anzahl der gemessenen Reflexe 971 Unabhängige Reflexe 912(Rint = 0,0188) max./min./ mittlere Transmission 0,56/0,34/0,50 Daten / Parameter / Goodness-of-Fit 898 / 56 / 1,183 Extinktionskoeffizient 0,075(23) R-Werte [I>2σ(I)] R1 = 0,0205, wR2 = 0,0503 R-Werte (alle Daten) R1 = 0,0249, wR2 = 0,0523 6 3 Größte/kleinste Restelektronendichte [e/10 pm ] 1,057 / -1,020 Tabelle 5.33 Atomkoordinaten und anisotrope (Cs, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (10-4 pm2) für Cs2CO3 * 3 H2O. x Cs O1 O2 C O3 O4 H1 H2 H3 H1a) H2a) H3a) 0,24750(3) 0,5000 0,3342(4) 0,5000 0,2367(5) 0,0000 0,278(8) 0,273(8) 0,082(9) 0,269(7) 0,273(7) 0,110(2) y 0,15698(3) 0,8570(5) 0,5754(4) 0,6715(7) 0,2913(6) 0,8258(6) 0,347(7) 0,387(8) 0,713(9) 0,338(5) 0,384(4) 0,746(3) z 0,07441(2) 0,2500 0,2208(3) 0,2500 0,4254(4) 0,2500 0,516(7) 0,370(7) 0,253(8) 0,518(2) 0,358(3) 0,262(9) U11 /Ueq 0,0327(2) 0,037(2) 0,032(1) 0,025(2) 0,068(2) 0,033(2) 0,03(1) 0,04(1) 0,07(2) 0,03(1) 0,04(1) 0,09(2) a) Lageparameter bei Verwendung von „restraints“ U22 0,0284(2) 0,026(2) 0,033(1) 0,028(2) 0,036(2) 0,037(2) U33 0,0262(2) 0,053(3) 0,039(14) 0,018(2) 0,029(2) 0,037(2) U13 U23 U12 0,00006(8) -0,00018(9) -0,00113(8) 0 -0,050(2) 0 0,004(1) -0,006(1) -0,006(1) 0 0,003(2) 0 0,03(1) -0,001(1) -0,016(1) 0 0,004(2) 0 112 5.5.2 Diskussion der Kristallstruktur In Cs2CO3 * 3 H2O (Abb. 5.30) bildet Cs gewellte Schichten parallel zur (101)-Ebene mit y = 0. Zwischen diesen Schichten befinden sich über H-Brücken verknüpfte CO32--Anionen und Kristallwassermoleküle. Dabei werden [(CO32-)(H2O)]n-Ketten ausgebildet, die parallel [100] verlaufen. Weiteres Kristallwasser verknüpft diese Ketten zu Schichten der Zusammensetzung 2 2∞{[(CO3 )(H2O)](H2O)2} (Abb. 5.31). Die Koordination von Cs durch O ist stark verzerrt (Abb. 5.32). Eine Analyse des Wirkungsbereichs zeigt, daß zur Betrachtung des Koordinationspolyeders zehn Cs-OAbstände von 304,0(2) bis 367,3(3) pm berücksichtigt werden müssen (nECoN: 9,2). Danach wird Cs durch sechs H2O-Moleküle und vier Sauerstoffatome dreier Anionen koordiniert. Als Valenzsumme erhält man bei Berücksichtigung von nECoN den Wert 0,93; die Cs-OBindungen sind demnach länger als erwartet. Bei Berechnung der Valenzsumme nach Brown [53] wird mit 0,99 ein besserer Wert erhalten. Abb. 5.30 Perspektivische Darstellung der Struktur von Cs2CO3 * 3 H2O mit Blick entlang b. a O1 C Cs H1 H2 O2 O3 c H3 O4 b 113 Abb. 5.31 Abb. 5.32 Die Verknüpfung von CO32- und H2O in Cs2CO3 * 3 H2O zu Schichten der Zusammensetzung 2∞{[(CO32-)(H2O)](H2O)2}. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.30. Die Umgebung von Cs in Cs2CO3 * 3 H2O. iii O3 i O4 iv O3 ii O4 O3 i O1 vii O2 O2 v O1 x O3 vi O3 114 Die Längen der C-O-Bindungen im Anion (Abb. 5.33) unterscheiden sich deutlich (d(C-O): 125,9(6) bzw. 129,0(3) pm). Die Bindungswinkel entsprechen innerhalb von zwei Standardabweichungen einem idealen 120°-Winkel; erwartete Werte waren 117(1)° für <(O2C-O2) und 121(1)° für <(O1-C-O2) (vgl. Abschnitt 4.2). O1, das nicht an HBrückenbindungen beteiligt ist, hat Kontakt zu vier Cs (304,0(2) - 333,57(8) pm). O2 des Anions ist Akzeptor von drei Wasserstoffbrückenbindungen (d(O2-O(W)): 278,5(4) 283,5(4) pm) und wird außer von H durch ein dicht benachbartes sowie ein weiter entferntes Cs umgeben (d(O2-Cs): 317,2(3) und 367,4(3) pm). O(W)3 und O(W)4 (Abb. 7b und 7c) koordinieren je vier Cs (d(O3-Cs): 324,4(3) - 349,7(4) pm; d(O4-Cs): 318,9(3) - 328,51(8) pm). Die sich bei Einbeziehung der H-Brückenbindungen ergebenden "Koordinationssphären" der Kristallwassermoleküle sind verzerrt oktaedrisch. Die Temperaturfaktoren der Atome in Cs2CO3 * 3 H2O sind im Vergleich mit z.B. CsHCO3Ê[23] ungewöhnlich hoch. Mögliche Ursachen für dieses Verhalten sind der hohe Kristallwassergehalt der Verbindung sowie der schichtartige Aufbau der Struktur. Das Schwingungsverhalten von O3 ist stark anisotrop, die Hauptachse des Schwingungsellipsoids liegt parallel zu der Ebene, die durch die drei dichtest benachbarten Cs-Atome aufgespannt wird. Hier ist die Ursache also in der ungleichmäßigen Verteilung der koordinierenden CsAtome zu suchen. Tabelle 5.34 Atomabstände d(Cs-L)a) (pm), Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Cs in Cs2CO3 * 3 H2O. L d(M-L) F φ L d(M-L) F φ O1i H2 H3vii O2 O4i O3 O4ii O3iii O3iv O1v H1vii H1vi 304,0(2) 305(6) 316(7) 317,2(3) 318,8(3) 324,4(4) 328,5(1) 329,8(3) 331,9(4) 333,6(1) 342(4) 346(5) 5,276 3,388 2,769 2,591 4,632 2,209 2,362 5,284 3,646 3,107 2,123 1,691 1,478 0,992 0,838 0,771 1,261 0,557 0,625 1,327 0,967 0,850 0,569 0,473 H1iv O3vi C1v H2iii H3i H2vii O2vii O3x H2iii Csxvii Csxviii Csiii 347(4) 349,7(3) 353,2(2) 353(5) 358(6) 359(6) 367,3(3) 397,3(4) 379(5) 408,4(1) 416,1(1) 452,1(1) 0,779 1,479 0,819 1,379 0,025 0,880 0,168 0 0,019 0,861 0,697 0,027 0,224 0,385 0,233 0,362 0,007 0,242 0,048 0 0,003 0,196 0,154 0,005 In dieser Tabelle verwendete Symmetrietransformationen für symmetrieäquivalente Atome: i) x,y-1,z; ii) -x,-y+1,-z; iii) -x,y,-z+1/2; iv) x,-y,z-1/2; v) -x+1,-y+1,-z; vi) -x+1,y,-z+1/2; vii) x,-y+1,z-1/2; viii) -x+1,y+1,-z+1/2; ix) x,y+1,z; x) x,-y+1,z+1/2; xi) x,-y,z+1/2; xii) -x,y+1,-z+1/2; xiii) -x,y-1,-z+1/2; xiv) x+1,y,z; xv) -x,y+1,-z+1; xvi) x-1,y,z; xvii)-x,-y,-z; xviii) -x+1,-y,-z. 115 Abb. 5.33 Umgebung des CO32--Anions und der Kristallwassermoleküle in Cs2CO3 * 3 H2O Cs Cs ix Cs viii x xv O4 O3 O1 Cs vi O4 v C vii O3 vi O2 O2 O3 vi O3 Cs Cs Cs vi Cs xi iii Cs O3 H2 H1 x O2 O2 Cs Cs Cs vi Cs x ii ix O4 H3 O2 Cs xii iii H3 iii O2 116 Tabelle 5.35 Abstände d(Cs-O) in Cs2CO3 * 3 H2O [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoN a) sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach Brown (sBrown)b) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c)). L d(Rb-L) O1i O2 O4i O3 O4ii O3iii 304,0(2) 317,2(3) 318,8(3) 324,4(4) 328,5(1) 329,8(3) Anteil zu nECoN 1,40 1,15 1,12 1,02 0,94 0,92 sBrown sE 0,186 0,130 0,124 0,107 0,096 0,093 0,173 0,121 0,116 0,100 0,089 0,086 L d(M-L) O3iv O1v O3vi O2vii Anteil zu nECoN 331,9(4) 333,6(1) 349,7(3) 367,3(3) Σ sBrown sE 0,88 0,85 0,58 0,34 0,087 0,084 0,054 0,034 0,081 0,078 0,050 0,031 9,22 0,99 0,93 a) Startradius für Cs+: 176 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 241,7 pm. c) roE = 239,1 pm. d) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.34. Tabelle 5.36 Weitere Bindungslängen [pm] und -winkel [°] für Cs2CO3 * 3 H2Oa). C -O1 125,9(6) ∠ O1-C-O2 C -O2, O2vi 129,0(3) ∠ O2-C-O2 O2 -O3 273,0(4) ∠ O(2)-O(3)-O(2)x O2 -O3 vii 283,5(4) 120,4(2) vi ∠ O(2)-O(4)-O(2) 119,2(4) iii 109,7(1) 104,8(2) O2 -O4 278,5(4) O3 -H1 92(6) b) ∠ H1-O3-H2 96(5) b) 85(6) b) ∠ H3-O4-H3iii 70(7) b) O3 -H2 O4 -H3, H3 iii 93(6) b) a) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.34. b) Abstände und Winkel aus Strukturbestimmung mit freien H-Lagen. 5.5.3 Thermische Zersetzung von Cs2CO3 * 3 H2O Cäsiumcarbonat-Hydrat zersetzt sich oberhalb von 90 oC, bei 250 oC ist die Zersetzung beendet. Der Massenverlust von 14,5 % entspricht einer Zusammensetzung von Cs2CO3 * 3 H2O (∆mber.: 14,2 %). Damit können die Angaben in [124] zum Kristallwassergehalt dieser Substanzen bestätigt werden. Als Produkt der Zersetzung konnte röntgenographisch wasserfreies Cs2CO3 nachgewiesen werden. 117 Das DTA-Signal (Abb. 5.34) weist zwei exotherme Signale auf (Tonset/Tpeak: 85 / 90 °C bzw. 208 / 212 oC). Dem ersten Signal folgt eine schwache, breite Schulter (Tpeak: 135 °C). Die Gewichtskurve nimmt oberhalb von 85 °C ab und scheint sich unterhalb von 208 °C einem Plateau zu nähern, dem aufgrund des Massenverlusts die Zusammensetzung „Cs2CO3 * 1,6 H2O“ zukommt. Der Verlauf der thermischen Zersetzung von Cs2CO3 * 3 H2O legt damit die Existenz eines weiteren Hydrats nahe. Um das Produkt der Zersetzung abzufangen, wurde getrocknetes Cs2CO3 * 3 H2O über vier Wochen bei 120 °C stehengelassen. Dabei schmolz die Substanz; die gebildete Cs2CO3-Lösung überzog sich mit einer Schicht aus farblosen Kristallen, deren Metrik bestimmt werden konnte. Durch Vergleich mit Literaturdaten [127] zeigte sich, daß es sich bei der unter diesen Bedingungen gebildeten Verbindung nicht um ein weiteres Cäsiumcarbonat-Hydrat, sondern um wasserfreies Cs2CO3 handelt. Damit kann auf diese Weise kein Cäsiumcarbonat-Hydrat mit niedrigerem Wassergehalt dargestellt werden. Danach können den im DTA-Diagramm beobachteten Signalen analog zur Zersetzung von Rb2CO3 * 1,5 H2O ein inkongruentes Schmelzen von Cs2CO3 * 3 H2O sowie der Siedepunkt der entstandenen wäßrigen Cs2CO3-Lösung zugeordnet werden. Die beobachtete Annäherung der Gewichtskurve an ein Plateau kann durch die Bildung einer festen Kristallschicht erklärt werden, die beim Siedepunkt der Lösung aufplatzte. Aufgrund der Daten kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß ein weiteres Cäsiumcarbonat-Hydrat mit weniger als 3 mol Kristallwasser pro Formeleinheit (vgl. [124]) in Kontakt mit Mutterlauge existiert. Abb. 5.34 DTA/TG-Diagramm zur Zersetzung von Cs2CO3 * 3 H2O. 118 5.6 Cäsiumcarbonat Die Kristallstruktur von Cs2CO3 wurde erstmals 1980 von Ehrhardt, Schweer und Seidel [127] anhand von Röntgenpulveraufnahmen untersucht. Die auf diese Weise erhaltenen Daten sind besonders bezüglich der Lage des CO32--Ions ungenau und führen zu unrealistisch kurzen Cs-O-Abständen (d(Cs-O)min: 250 pm). Bessere, bisher unveröffentlichte Daten wurden von Hoppe und Mitarbeitern [128] ermittelt, die als Nebenprodukt bei der Darstellung von ternären Oxiden kristallines Cs2CO3 fanden. Zur Absicherung der Daten war die Entwicklung eines reproduzierbaren Synthesewegs notwendig, mit dem gezielt kristallines Material Cäsiumcarbonat hergestellt werden konnte. 5.6.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung Untersuchungen zur thermischen Zersetzung von Cs2CO3 * 3 H2O (vgl. Abschnitt 5.5) ergaben, daß sich wasserfreies Cs2CO3 in kristalliner Form auf einfache Weise und reproduzierbar durch Schmelzen des Hydrats bei 120 °C darstellen läßt. Bei langsamem Verdampfen der entstandenen Cs2CO3-Lösung bildet sich eine Kristallhaut, aus der für die Röntgenstrukturanalyse geeignete Kristalle präpariert werden können. Tabelle 5.37 Kristalldaten und Angaben zur Strukturverfeinerung für Cs2CO3. Kristallsystem / Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [106 pm3] / Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ (MoKα) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Tmin. Θ-Bereich zur Datensammlung [°] hmin, hmax, kmin, kmax, lmin, lmax Anzahl der gemessenen Reflexe Unabhängige Reflexe Daten / Parameter Goodness-of-Fit R-Werte [I>2σ(I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] monoklin / P21/c (Nr. 14) 609,30(9) 1023,42(9) 810,60(14) 95,787(7) 502,89(12) / 4 4,304 14,372 560 0,07 x 0,1 x 0,12 0,8668 3 - 27,5 -9, 9, 0, 15, -12, 12 2296 1151(Rint. = 0,0631) 1122 / 0 / 55 1,304 R1 = 0,0532, wR2 = 0,1691 R1 = 0,0619, wR2 = 0,1786 2,641 / -1,973 119 Die Neubestimmung der Struktur erfolgte anhand von Vierkreisdiffraktometerdaten unter empirischer Berücksichtigung der Absorption. Die Strukturlösung gelang durch PattersonMethoden in der Raumgruppe P21/c, denen die Lagen der Cs-Atome entnommen werden konnten. Anschließende Fourier-Synthesen ergaben die Lagen der C- und O-Atome. Die Verfeinerung der Lageparameter erfolgte unter Einbeziehung von anisotropen Temperaturfaktoren. Die erhaltenen Ergebnisse bestätigen die Daten aus [127,128]. Weitere Angaben zur Strukturbestimmung finden sich in, Tabelle 5.37, zu Lageparametern und Temperaturfaktoren vgl. Tabelle 5.38. Tabelle 5.38 Atomkoordinaten und anisotrope (Cs, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (10-4 pm2) für Cs2CO3. x Cs1 Cs2 C O1 O2 O3 y 0,24498(15)0,08695(9) 0,7432(2) 0,20727(10) 0,235(3) 0,4236(14) 0,2556(18) 0,5427(12) 0,073(2) 0,3520(12) 0,375(4) 0,3834(17) z 0,17530(13) 0,48353(12) 0,2601(19) 0,3214(14) 0,2867(17) 0,171(3) U11 /Ueq U22 0,0213(5) 0,0392(6) 0,026(7) 0,027(6) 0,044(7) 0,106(15) 0,0213(5) 0,0295(6) 0,019(7) 0,035(6) 0,023(6) 0,043(9) U33 U13 0,0474(7)-0,0029(4) 0,0311(5)-0,0048(4) 0,032(7) 0,001(6) 0,033(6) -0,008(5) 0,057(8) -0,008(5) 0,18(2) -0,056(11) U23 0,0061(4) 0,0117(4) 0,005(6) 0,009(4) 0,019(6) 0,120(16) U12 -0,0005(4) -0,0082(4) 0,002(6) -0,003(5) -0,002(5) -0,033(10) 5.6.2 Diskussion der Kristallstruktur Cs2CO3 (Abb. 5.35) läßt sich analog zum isotyp kristallisierenden γ-K2CO3 [22] als verzerrte Variante eines hexagonalen Idealtyps [104] in der Raumgruppe P63/mmc auffassen, der in Abb. 5.36 im Vergleich zur beobachteten Struktur von Cs2CO3 dargestellt ist. In diesem Idealtyp bildet eines von zwei kristallographisch unabhängigen Alkalimetallionen A ein hexagonal-primitives Gitter, in dessen trigonal-prismatischen Lücken sich CO32--Anionen sowie weitere Alkalimetallionen befinden. Die Schwerpunkte der Carbonat-Ionen sind in Form einer hexagonal dichtesten Packung angeordnet. Alkalimetallionen liegen sowohl in als auch zwischen den gebildeten Carbonat-Schichten. Für eine Alkalimetallionenlage zwischen zwei Schichten ergibt sich eine oktaedrische Koordination durch Sauerstoffatome von einzähnig koordinierenden CO3-Gruppen; durch Flächenverknüpfung mit je zwei weiteren AO6-Polyedern resultieren Oktaederstränge entlang der 63-Achse. Alkalimetalle innerhalb der Schichten sind von fünf CO32--Ionen in Form einer trigonalen Bipyramide umgeben; drei Anionen sind als zweizähnige Liganden, zwei davon dreizähnig gebunden. Die Struktur von Cs2CO3 leitet sich von diesem Idealtyp durch monokline Verzerrung des hexagonal primitiven Gerüsts unter „Abkippen“ der CO32--Ionen von einer dreizähligen Achse ab. Scheinbare Ursache dafür ist, daß die Struktur einem Aufbau mit deutlich unterschiedlich 120 koordinierten Anionen sowie einer dreizähnigen Bindung von Carbonat-Gruppen an Alkalimetallionen ausweicht, die zu hohen elektrostatischen Abstoßungskräften zwischen A+ und positiv polarisierten C-Atomen führen würde. Abb. 5.35 Projektion der Struktur von Cs2CO3 entlang a. c Cs2 O1 Cs1 O2 C O3 a b Die Koordinationssphären von Cs1 und Cs2 (Abb. 5.37) weisen noch gemeinsame Merkmale mit denen des Idealtyps auf. Cs1 ist verzerrt trigonal-bipyramidal von CO32--Anionen umgeben. Entsprechend zum Idealtyp sind drei in einer Ebene angeordnete Anionen zweizähnig gebunden (d(Cs-O): 308-326 pm). Die jeweils an den Spitzen der Bipyramide angeordneten CO32--Anionen können wegen der im Vergleich zum Idealtyp „verkippten“ Anordnung nicht dreizähnig gebunden werden. Eines davon koordiniert Cs1 zweizähnig (d(Cs-O): 316 bzw. 328 pm), das zweite ist weiter von Cs1 entfernt und koordiniert mit d(Cs-O) = 404 pm schwach als einzähniger Ligand (zu Bindungslängen und Flächen des Wirkungsbereichs vgl. Tabellen 5.39 und 5.41). 121 Abb. 5.36 Vergleich der Kristallstruktur von Cs2CO3 (oben, in Projektion entlang c) mit dem hexagonalen Idealtyp für Alkalimetallcarbonate nach [104] (P63/mmc mit Cs1 auf 2a (0, 0, 0), Cs2 auf 2d (1/3, 2/3, 3/4), C auf 2c (1/3, 2/3, 1/4) und O auf 6h (x, 2x, 1/4 mit x ≈ 0,21)). Im Idealtyp wird Cs1 von zwölf, Cs2 oktaedrisch von sechs O koordiniert. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.35. a Cs2 O3 O1 Cs1 c O2 b 122 Abb. 5.37 Umgebung von Cs1 und Cs2 in Cs2CO3 mit eingezeichneten Bindungsabständen d(Cs-O) < 410 pm. O1 C O3 O2 O2 iv O2 O3iv O3 Cs1 O1 C iv O1 O1 C iv i C C iii ii O1 O2 O2i ii iv C vii O2 C iv O3v iv O3iv vii vii O3 O1 Cv v O2v Cs2 vii O2 O3 ii O1 C O3 C ii O2 ii iii O3ii O2 O1 ii i O3 i O1 iii O1 ii O2 vi O1vi C vi O3 vi iii 123 Cs2 nimmt eine dem oktaedrisch koordinierten Kation im Idealtyp entsprechende Lage ein. Dabei treten fünf kurze Cs-O-Abstände (d(Cs-O): 299 - 307 pm) zu je fünf CO32--Ionen auf, ein sechster, verlängerter Abstand zu einem weiteren Anion (d(Cs-O): 359 pm) ergibt zusammen mit den fünf kurzen Bindungen ein verzerrtes Oktaeder. Durch das „Abkippen“ der Anionen tritt ein weiterer, verlängerter Cs2-O-Abstand (d(Cs-O): 359 pm) zu einem bereits koordinierten Anion auf. Nach einer Analyse des Wirkungsbereichs von Cs2 (vgl. Tabellen 5.39, 5.41) sind zwei weitere Sauerstoffatome der koordinierenden Anionen (d(Cs2-O): 410 und 450 pm) als schwach mit Cs2 wechselwirkend anzusehen. Daraus ergibt sich für Cs1 und Cs2 die gleiche Zahl von Sauerstoffatomen, die als chemisch koordiniert anzusehen sind. Entsprechend kann relativ zum Idealtyp eine Annäherung der Koordinationsverhältnisse beobachtet werden, die jedoch nicht vollständig erfolgt: die beobachteten Bindungslängenverteilungen führen mit nECoN = 7,9 und 5,7 zu deutlich unterschiedlichen effektiven Koordinationszahlen für Cs1 und Cs2. Die Berechnung der Valenzsummen für Cs1 und Cs2 ergibt unter Berücksichtigung von n ECoN [88] mit 1,10 und 1,14 sehr hohe Werte, die auf ungewöhnlich kurze Cs-OBindungslängen deuten; Ergebnisse von Berechnungen nach Brown [53] sind entsprechend (Tabelle 5.41). Aufgrund der verzerrten Struktur koordinieren O1-O3 des Anions eine unterschiedliche Zahl von Kationen (Abb. 5.38). O1 und O2 haben Kontakte zu fünf Cs (d(O1-Cs): 299 - 316 pm, d(O2-Cs): 308 - 328 pm). Der Wirkungsbereich von O2 besitzt eine weitere gemeinsame Fläche mit Cs2, der ein Abstand von 450 pm zugeordnet ist. Für O3 treten drei kurze (d(O3Cs): 299 - 314 pm) sowie drei lange Bindungen (d(O3-Cs): 368 - 410 pm) auf. Insgesamt wird das CO32--Anion von elf Cs+ in Form eines verzerrten Würfels umgeben, wobei über drei kantenverknüpfte Flächen weitere Cs+ angeordnet sind. Die C-O1-Bindung (vgl. Tabelle 5.40) ist offensichtlich wegen der kurzen Abstände zwischen O1 und Cs mit d(C-O1) = 133 pm deutlich länger als erwartet. d(C-O2) und d(C-O3) sind mit 126 und 124 pm im Rahmen der Standardabweichung gleich. Der Mittelwert der C-OAbstände entspricht mit 126(3) pm dem einer durchschnittlichen Carbonat-Gruppe. Die Winkel im Anion weichen trotz unterschiedlicher Bindungslängen nicht signifikant vom 120°Idealwert eines unverzerrten CO32--Ions ab. Mögliche Unterschiede werden durch hohe Standardabweichungen überdeckt, die bei der röntgenographischen Lageparameterbestimmung von C und O neben Cs auftreten. Für O3 ergibt sich ein deutlich erhöhter Temperaturfaktor, der auf die im Vergleich zu O1 und O2 geringere Koordination an Cs zurückzuführen ist. Neben der Ableitung der Cs2CO3-Struktur von einem hexagonalen Idealtyp kann ein weiterer, bislang unbeachteter Zugang zur Beschreibung der Struktur verwendet werden. Betrachtet man deren Projektion entlang [011], wird ein Aufbau der Struktur über ein aufgefülltes, verzerrt kubisch-primitives Gitter von Alkalimetallionen erkennbar (Abb. 5.39). In je zwei von drei kubischen Lücken befinden sich CO32--Anionen, in den restlichen weiteres Cs+. 124 Entsprechend läßt sich diese Struktur auch als CsCl-Variante betrachten; gleiches gilt für Na2CO3, K2CO3 und - sofern sich in [127] aus Pulveraufnahmen erhaltene Daten als zutreffend erweisen - für Rb2CO3. Abb. 5.38 Umgebung des CO32--Anions in Cs2CO3 mit eingezeichneten Cs-O-Abständen. Abstände d(Cs-O) > 360 pm sind dünner eingezeichnet. V Cs2 I Cs1 IV Cs1 X Cs2 VI O1 X Cs1 C Cs2 O2 Cs2 O3 XI Cs2 III Cs2 III Cs1 Abb. 5.39 Cs1 Projektion der Struktur von Cs2CO3 entlang [011]. Deutlich erkennbar sind ein verzerrt kubisch-primitives Cs+-Gitter und die Besetzung der kubischen Lücken durch CO32- bzw. weiteres Cs+. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.35. b a c 125 Tabelle 5.39 L d(M-L) Atombstände d(Cs-L)a) (pm), Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungebereich von Cs in Cs2CO3. F φ L Wirkungsbereich von Cs1 O1i O1ii O2 O2i O3 O1iii O3ii O2iii Ciii Ci C Cii Cs2xi Cs2 O3iv Cs2viii Cs2ii Cs2iii Cs1xiii Cs2xii 308(1) 308(1) 308(1) 311(1) 314(2) 316(1) 326(2) 328(1) 336(2) 345(2) 351(1) 359(2) 390,4(2) 393,0(2) 404(3) 408,3(1) 409,6(1) 412,6(2) 429,4(2) 431,8(2) 4,788 5,169 5,227 4,963 4,967 4,463 4,539 3,704 1,508 0,429 0,000 0,003 0,954 1,945 3,677 1,395 0,764 0,785 0,118 0,705 1,311 1,400 1,374 1,312 1,292 1,193 1,138 0,965 0,359 0,066 0,000 0,000 0,230 0,433 0,727 0,283 0,169 0,164 0,025 0,123 d(M-L) F φ Wirkungsbereich von Cs2 O3iv O1ii O1v O2vi O2vii Cii O3ii O3 Cvii Cs1vii Cs1 Cs1viii C Cs1x O3vii Cs1iv Cs2iv Cs2iii Cs1vi O2 299(3) 299(1) 301(1) 306(2) 307(1) 353(2) 359(2) 368(2) 379(2) 390,4(2) 393,0(2) 408,3(1) 409(2) 409,6(1) 410(2) 412,6(2) 414,6(1) 414,6(1) 431,8(2) 450(1) 7,662 5,799 6,578 6,649 6,581 1,444 2,824 4,044 0,874 0,954 1,945 1,395 0,913 0,764 1,020 0,785 0,357 0,357 0,705 0,111 1,933 1,596 1,746 1,714 1,698 0,252 0,628 0,931 0,129 0,230 0,433 0,283 0,177 0,169 0,182 0,164 0,079 0,079 0,123 0,020 a) In dieser Tabelle verwendete Symmetrieoperatoren für symmetrieäquivalente Atome: i) -x,y-1/2,-z+1/2; ii) -x+1,y-1/2,-z+1/2; iii) x,-y+1/2,z-1/2; iv) x,-y+1/2,z+1/2; v) -x+1,-y+1,-z+1; vi) x+1,y,z; vii) x+1,-y+1/2,z+1/2; viii) -x+1,-y,-z+1; ix) -x,y+1/2,-z+1/2; x) -x+1,y+1/2,-z+1/2; xi) x-1,-y+1/2,z-1/2; xii) x-1,y,z; xiii) -x,-y,-z. Tabelle 5.40 Bindungslängen [pm] und -winkel [°] im CO32--Anion für Cs2CO3a). C -O3 124(2) ∠ O3-C-O2 121(2) C -O2 126(2) ∠ O3-C-O1 118(2) C -O1 133(2) ∠ O2-C-O1 121(2) a) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.39. 126 Tabelle 5.41 Ld) Bindungslängen d(Cs-O) in Cs2CO3 (pm), Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoN a) [88] sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach [53] (sBrown)b) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c)). d(Rb-L) Anteil zu nECoN sBrown sE Cs1 O1i O1ii O2 O2i O3 O1iii O3ii O2iii O3iv Summe L d(M-L) Anteil zu nECoN sBrown sE Cs2 308(1) 308(1) 308(1) 311(1) 314(2) 316(1) 326(2) 328(1) 404(3) 1,12 1,12 1,12 1,06 1,01 0,96 0,78 0,74 0,03 0,167 0,166 0,166 0,152 0,142 0,132 0,102 0,097 0,013 0,161 0,161 0,160 0,147 0,137 0,128 0,098 0,093 0,012 O3iv O1ii O1v O2vi O2vii O3ii O3 O3vii O2 7,93 1,14 1,10 Summe 299(3) 299(1) 301(1) 306(2) 307(1) 359(2) 368(2) 410(2) 450(1) 1,14 1,12 1,10 0,99 0,98 0,20 0,13 0,01 0,00 0,214 0,210 0,204 0,176 0,173 0,042 0,033 0,011 0,004 0,229 0,225 0,218 0,188 0,185 0,045 0,035 0,011 0,004 5,67 1,07 1,14 a) Startradius für Cs+: 176 pm; r(O2-): 140 pm. b) ro = 241,7 pm. c) roE = 240,4 (Cs1) und 244,2 pm (Cs2). d) Zu Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.39. 5.7 Lithiummonomethylcarbonat Lithiumhydrogencarbonat LiHCO3 ist bisher nicht als reiner Feststoff dargestellt worden. Ein Nachweis dieser Verbindung erfolgte ausschließlich durch Messung der Löslichkeit von Li2CO3 in CO2-haltigem Wasser [129]. Darüber hinaus kennt man im System Li+/CO32-/H2O als Bodenkörper kein kristallwasserhaltiges Lithiumcarbonat. Man erhält hier ausschließlich wasserfrei kristallisierendes Li2CO3, dessen Struktur von Zemann [24,25] aufgeklärt wurde. Die in dieser Arbeit verwendete alkalische Dialkylcarbonatspaltung mit wäßrigmethanolischer Alkalimetallhydroxidlösung eignet sich nicht zur Darstellung von Lithiumhydrogencarbonaten. Vorversuche ergaben, daß stets wasserfreies Li2CO3 erhalten wird. Jedoch gelang die Synthese von Lithiummonomethylcarbonat LiCH3CO3 in kristalliner Form. Dessen Kristallstruktur war nach früheren Untersuchungen zu Strukturanalogien zwischen KHCO3 und KCH3CO3 [48,49] von Interesse. Daneben ist LiCH3CO3 eine mögliche Vorstufe für die Darstellung von LiHCO3. 127 5.7.1 Darstellung und röntgenographische Charakterisierung Lithiummonomethylcarbonat konnte in Analogie zu KCH3CO3 [48,49] durch Umsetzen von methanolischer 3 M LiOCH3-Lösung mit Wasser (0,1 mol H2O pro mol LiOCH3) und Dimethylcarbonat (1 mol (CH3)2CO3 pro mol LiOCH3) hergestellt werden. Das Produkt fiel als feinkristalines, nach röntgenographischen Untersuchungen deutlich mit Li2CO3 verunreinigtes Pulver an. Die Darstellung von reinem Produkt erfolgte nach Beilstein [130] durch Einleiten von trockenem CO2 in eine methanolische 3 m LiOCH3-Lösung unter Eiskühlung. Nach Bildung eines Niederschlags wurde die Lösung auf 40 °C erwärmt und bei dieser Temperatur unter CO2-Atmosphäre filtriert. Der abgetrennte Bodenkörper wurde unter vermindertem Druck getrocknet und konnte röntgenographisch durch Vergleich mit Literaturdaten [131] als LiCH3CO3 identifiziert werden. Beim Abkühlen der Mutterlauge auf Raumtemperatur fiel das Produkt in Form von farblosen, quaderförmigen Kristallen aus. LiCH3CO3 wird bei Raumtemperatur bereits durch Spuren von Feuchtigkeit zu Li2CO3 zersetzt. In methanolischer Lösung unter CO2-Atmosphäre ist es einige Tage haltbar. Ein Einkristall von LiCH3CO3 wurde auf einem Vierkreisdiffraktometer untersucht. Mit den erhaltenen Daten für die Metrik ließen sich die Pulveraufnahmen [131] widerspruchsfrei indizieren. Eine Analyse der Auslöschungsbedingungen ergab die Raumgruppe P21/c; die Strukturlösung gelang über direkte Methoden, die die Lagen aller Li-, C- und O-Atome ergaben. Nach Verfeinerung der Lageparameter mit anisotropen Temperaturfaktoren konnten Lagen von H-Atomen einer Differenzfourieranalyse entnommen und mit isotropen Temperaturfaktoren in die Verfeinerung einbezogen werden. Weitere Angaben zur Strukturbestimmung vgl. Tabelle 5.42. In der Struktur liegen zwei kristallographisch unabhängige, aber chemisch äquivalente Anionen und Kationen vor (Tabelle 5.43). Eine Zusammenfassung der Lagen gelingt unter der Annahme einer fehlgeordneten Methylgruppe durch Halbieren der b-Achse, jedoch müssen dazu signifikante Reflexintensitäten vernachlässigt werden. Entsprechend muß die Struktur in der angegebenen Metrik beschrieben werden. Hier auftretende, hohe Korrelationen zwischen einem Teil der Lageparameter und Temperaturfaktoren sind eine mögliche Ursache für die nur befriedigende Güte der Übereinstimmung zwischen gemessenen und beobachteten Strukturfaktoren (wR2 für alle Reflexe: 0,16). Weiterhin ist in der erhaltenen, schichtartig aufgebauten Struktur mit Stapelfehlern zu rechnen. 128 Tabelle 5.42 Kristalldaten und Angaben zur Strukturverfeinerung für LiCH3CO3. Kristallsystem a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [106 pm3] / Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ(MoKα) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich zur Datensammlung [°] hmin, hmax, kmin, kmax, lmin, lmax Anzahl der gemessenen Reflexe Unabhängige Reflexe Daten / Parameter Goodness-of-Fit R-Werte [I > 2σ(I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] monoklin / P21/c (Nr. 14) 1041,3(3) 648,91(9) 1002,1(3) 91,388(14) 677,0(3) / 8 1,609 0,147 336 0,15 x 0,2 x 0,35 1,5 - 26,0 -14, 14, 0, 9, -14, 14 2642 1323(Rint = 0,0487) 1323 / 134 0,934 R1 = 0,0628, wR2 = 0,1345 R1 = 0,1529, wR2 = 0,1603 0,839 / -0,320 Tabelle 5.43 Atomkoordinaten und anisotrope (Li, O, C) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter (10-4 pm2) für LiCH3CO3. x O1 O2 O3 C1 C2 O4 O5 O6 C3 C4 Li1 Li2 H1 H2 H3 H4 H5 H6 0,3556(3) 0,3946(3) 0,2048(2) 0,3247(4) 0,1159(4) 0,6331(3) 0,6109(3) 0,7966(2) 0,6729(4) 0,8520(4) 0,5821(8) 0,4210(7) 0,036(4) 0,152(4) 0,100(5) 0,940(4) 0,820(5) 0,840(6) y 0,8503(5) 0,8953(6) 0,7888(6) 0,8501(6) 0,7547(11) 0,6483(5) 0,6085(6) 0,7179(6) 0,6533(6) 0,7182(11) 0,9043(13) 0,8980(13) 0,694(6) 0,665(8) 0,875(11) 0,797(8) 0,805(9) 0,586(11) z 0,5424(3) 0,3274(3) 0,3839(2) 0,4221(4) 0,4899(5) 0,4554(3) 0,6742(3) 0,5885(2) 0,5749(4) 0,7208(4) 0,3620(7) 0,1378(6) 0,443(4) 0,554(5) 0,536(6) 0,702(4) 0,777(6) 0,761(6) U11 /Ueq U22 0,033(2) 0,032(2) 0,025(2) 0,027(2) 0,026(2) 0,037(2) 0,027(2) 0,023(1) 0,024(2) 0,031(2) 0,039(5) 0,025(4) 0,027(10) 0,036(13) 0,073(20) 0,045(13) 0,055(16) 0,074(20) 0,023(2) 0,031(2) 0,044(2) 0,015(3) 0,052(3) 0,031(2) 0,034(2) 0,049(2) 0,013(3) 0,065(4) 0,027(5) 0,034(5) U33 0,019(2) 0,022(2) 0,027(2) 0,023(2) 0,044(3) 0,017(2) 0,020(2) 0,022(1) 0,024(2) 0,024(2) 0,021(4) 0,018(4) U13 -0,002(1) 0,005(1) -0,005(1) -0,001(2) -0,004(3) 0,001(1) 0,001(1) -0,002(1) -0,003(2) -0,009(3) -0,004(3) 0,000(3) U23 U12 -0,003(1) 0,007(1) -0,000(1) -0,005(2) 0,009(2) -0,004(1) 0,000(1) 0,002(1) 0,006(2) -0,007(2) -0,007(3) -0,001(3) -0,001(1) -0,005(2) -0,009(2) 0,003(2) -0,001(2) -0,001(2) -0,000(2) -0,003(2) -0,001(2) -0,003(3) 0,003(4) 0,001(4) 129 5.7.2 Diskussion der Kristallstruktur In der Struktur von LiCH3CO3 (Abb. 5.40) sind Lithium-Kationen und MonomethylcarbonatAnionen in Schichten angeordnet, die über van-der-Waals-Wechselwirkungen zwischen CH3Gruppen zusammengehalten werden. In der Umgebung von Li1 und Li2 (Abb. 5.41, Tabellen 5.44 und 5.45) treten je vier kurze LiO-Abstände auf (d(Li-O): 192 - 200 pm). Daneben tragen weiter entfernte Sauerstoffatome zum Wirkungsbereich der Li-Atome bei, die mit d(Li-O) > 290 pm als schwach wechselwirkend (Anteil zu nECoN < 0,01, vgl. Tabelle 5.45) angesehen werden können. Dann lassen sich die Koordinationspolyeder um Li1 und Li2 als verzerrte Tetraeder beschreiben (zu Bindungswinkeln vgl. Tabelle 5.46). Die Bindungslängen d(Li-O) liegen im erwarteten Bereich; als Valenzsumme für Li1 und Li2 erhält man bei Berücksichtigung der Tetraederverzerrung die Werte 1,01 und 0,99 (Tabelle 5.45). Abb. 5.40 Projektion der Struktur von LiCH3CO3 auf die ac-Ebene mit vereinfachten Koordinationspolyedern von Li1 und Li2. c O5 C4 C2 O6 C3 O2 C1 O3 O1 O4 Li1 Li2 b a 130 Abb. 5.41 Die Umgebung von Li1 und Li2 in LiCH3CO3. H1 H2 C2 H3 O3 O1 O5 H3 C1 iv C2 H6 C3 O1 O2 O4 iv iv H2 iv H1 iv O6 H5 O2 i C4 Li1 C1 Li2 O2 iv O1 i H4 O3 i C1 C2 H3 O5 iv H1 C4 i H4 i H2 O6 i H5 i O3 iv iv H6 O4 C3 iv O6 iv ii H6 ii H4 ii iv iv iv iv O4 iv ii C3 O5 ii ii C4 ii H5 ii i O3 und O6 der Monomethylcarbonat-Anionen, die an je zwei Kohlenstoffatome gebunden sind, tragen nicht zur Bildung der LiO4-Tetraeder bei. Die übrigen Sauerstoffatome koordinieren je zwei Kationen. O2 und O5 bilden eine gemeinsame Kante von zwei LiO4Polyedern, O1 und O4 je eine gemeinsame Ecke. Daraus resultieren Stränge von kantenverknüpften Tetraedern der Zusammensetzung 1∞{O2/2(LiO2/2Li)O2/2}, wobei zwischen den Tetraedern verzerrt oktaedrische Lücken entstehen (Abb. 5.42). C1 und C3 verknüpfen diese Stränge zu Schichten parallel zur bc-Ebene (Abb. 5.43). Die Bildung kantenverknüpfter Koordinationspolyeder ist nach den kristallchemischen Regeln von Pauling [132] ungünstiger als eine Eckenverknüpfung. Dennoch ist ein solches Baumotiv für Li-O-Koordinationspolyeder nicht ungewöhnlich und tritt auch in Li2CO3 [24,25] auf. Eine zu LiCH3CO3 analoge Eckenverknüpfung tritt nicht auf, stattdessen wird ein komplexes Raumnetz aufgebaut. Die Bindungswinkel innerhalb der LiO4-Polyeder (∠(O-Li-O): 89 - 117°, vgl. Tabelle 5.46) weichen deutlich vom Idealwert ab. Der kleinste auftretende Wert wird für die kantenverknüpfenden Sauerstoffatome gefunden und resultiert offensichtlich aus einer Abstoßung zwischen den beteiligten Li+-Kationen. Ungewöhnlich ist, daß kantenverknüpfende Sauerstoffatome ebenfalls an den jeweils kürzesten Li-O-Abständen beteiligt sind. 131 Abb. 5.42 Verknüpfung der LiO4-Oktaeder zu Strängen in LiCH3CO3. Abb. 5.43 Verknüpfung der -Stränge in LiCH3CO3 zu Schichten. LiO4-Polyeder sind hell, CO3-Baugruppen der Anionen als dunkle Dreiecke dargestellt. 132 Tabelle 5.44 L d(M-L) Atomabstände d(Li-L)a) (pm), Flächengrößen F (10-4 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Li in LiCH3CO3. F φ L Wirkungsbereich von Li1 O5v O1iv O4 O2 Li2 C1 C3 C1i H6iv H5iv O1 Li2v Li2iii O6 O2i Li1i O2v O5i 191,5(7) 196,1(9) 197,3(9) 197,6(8) 277,3(10) 278,2(9) 282,9(8) 283,9(8) 289(6) 297(5) 302,5(8) 320,4(12) 328,6(12) 337,1(8) 337,7(8) 351,1(10) 372,0(9) 375,9(9) 6,044 6,974 6,338 6,097 0,068 0,004 0,242 0,068 1,582 0,684 1,275 0,676 0,313 0,135 0,225 0,238 0,133 0,054 2,636 2,820 2,681 2,575 0,017 0,001 0,064 0,018 0,583 0,277 0,425 0,177 0,076 0,036 0,061 0,073 0,035 0,014 d(M-L) F φ Wirkungsbereich von Li2 O2 O4v O1iv O5iv C3iv Li1 C3v C1iv O4iv H2iv Li1iii Li1v H5i O5v O3 O5i O2v 192,6(7) 195,0(8) 198,6(8) 200,2(7) 273,2(8) 277,3(10) 285,5(8) 285,8(8) 291,4(7) 294(4) 320,3(12) 328,6(12) 330(5) 342,1(7) 345,1(7) 373,4(9) 376,7(9) 6,891 6,727 6,313 5,883 0,072 0,068 0,051 0,168 1,750 1,737 0,676 0,313 0,569 0,122 0,025 0,091 0,126 a) In dieser Tabelle verwendete Symmetrieoperatoren für die äquivalenten Atome: i) -x+1,-y+2,-z+1; ii) x,-y+3/2,z+1/2; iii) -x+1,y-1/2,-z+1/2; iv) x,-y+3/2,z-1/2; vi) -x+1,-y+2,-z. 2,792 2,787 2,654 2,490 0,021 0,017 0,013 0,041 0,608 0,610 0,177 0,076 0,187 0,032 0,006 0,023 0,032 v) -x+1,y+1/2,-z+1/2; Die Bindungslängen und -winkel in den Monomethylcarbonat-Anionen stimmen gut mit denen in KCH3CO3 [48,49] überein. C1 und C3 sind annähernd trigonal-planar von Sauerstoffatomen umgeben (d(C-O): 124 - 136 pm; ∠(O-C-O): 113 - 127°, vgl. Tabelle 5.46). Durch die Beteiligung von O3 und O6 an Bindungen zu Methylgruppen sind die C1-O3- und C3-O6-Abstände gegenüber einer C-O-Bindung in Carbonat-Ionen deutlich verlängert, erreichen jedoch nicht den Wert einer C-O-Einfachbindung. Dadurch muß angenommen werden, daß diese Bindungen an der Delokalisierung der Anionenladung beteiligt sind. Entsprechend deuten C1-O3-C2- und C3-O4-C4-Winkel von 116 bzw. 117° auf eine zumindest partielle sp2-Hybridisierung an O3 und O6 hin. Auslenkungen der C-Atome aus den durch O1, O2 und O3 bzw. O4, O5 und O6 aufgespannten Ebenen sind für C1 und C3 gering bzw. nicht signifikant (berechnete Abstände: 1,5(5) pm für C1, 0,5(4) pm für C3). Die Methylgruppen der Anionen werden deutlicher ausgelenkt. Als Abstände von den Sauerstoff-Ebenen werden für C2 und C4 133 15,3(9) bzw. 7,5(9) pm erhalten, die Werte der O1-C1-O3-C2- und O5-C3-O6-C4Diederwinkel betragen 8,2(6) bzw. 3,8(6)°. Die H-Atome der Methylgruppen (d(C-H): 92 107 pm) sind so zu den CO3-Baugruppen der Anionen angeordnet, daß die jeweils längste CH-Bindung in anti-Stellung zur O3-C1- bzw. O6-C3-Bindung steht. In der Elementarzelle von LiCH3CO3 werden zwei kristallographisch unabhängige Formeleinheiten gefunden. Dabei liegen zwischen einem Teil der Atome Symmetriebeziehungen vor. So lassen sich die angegebenen Lageparameter für C3, O4, O5 und O6 durch die Symmetrieoperation -x+1,-y+3/2,-z+1 in zu C1, O1, O2 und O3 vergleichbare Werte transformieren; zwischen den Lagen für Li1 und Li2 besteht die genäherte Beziehung -x+1,y,-z+1/2. Beide Symmetrieoperationen sind keine Elemente der Raumgruppe P21/c und deuten auf eine Halbierung der b-Achse hin. Dagegen können C- und H-Lagen der Methylgruppen nicht durch solche Symmetrieoperatoren ineinander überführt werden, sodaß die Verwandtschaft der übrigen Lageparameter als Pseudosymmetrie gewertet werden muß. Die Methylgruppen der Anionen sind in der Kristallstruktur in Schichten parallel zur bc-Ebene dicht gepackt, ihre Anordnung entspricht einem Ausschnitt aus einer kubisch flächenzentrierten Struktur (Abb. 5.44). Diese Anordnung kann im Gegensatz zur übrigen Struktur bei Halbierung der Metrik nicht in geordneter Form realisiert werden. Abb. 5.44 Anordnung der Methylgruppen zu Schichten in LiCH3CO3. Li+ und CO3Baugruppen wurden nicht eingezeichnet. C2 und C4: große Kugeln, H: kleine Kugeln. x-Parameter für C: etwa 1/8 (hell) bzw. -1/8 (dunkel). Die Anordnung entspricht einem Ausschnitt der kubisch dichtesten Packung b a c 134 Bindungslängen d(Li-O) in LiCH3CO3 [pm], Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoN a) [88] sowie Bindungsvalenzen (berechnet nach [53] (sBrown)b) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c) bzw. Verzerrungsparameter ξ (sξ)d)). Tabelle 5.45 d(Li-O)e) nECoN-Anteil sBrown sE sξ d(Li-O) n ECoN-Anteil sBrown Li1 O5v O1iv O4 O2 O1 O6 O2i O2v O5i 191,5(7) 196,1(9) 197,3(9) 197,6(8) 302,5(8) 337,1(8) 337,7(8) 372,0(9) 375,9(9) Σ sE sξ Li2 1,12 0,98 0,94 0,94 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,297 0,262 0,254 0,252 0,015 0,006 0,006 0,002 0,002 0,288 0,254 0,246 0,244 0,014 0,006 0,006 0,002 0,002 0,275 0,243 0,235 0,233 0,014 0,005 0,005 0,002 0,002 3,98 1,10 1,06 1,01 O2 O4v O1iv O5iv O4iv O5v O3 O5i O2v 192,6(7) 195,0(8) 198,6(8) 200,2(7) 291,4(7) 342,1(7) 345,1(7) 373,4(9) 376,7(9) 1,12 1,04 0,93 0,88 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,289 0,270 0,245 0,235 0,020 0,005 0,005 0,002 0,002 0,279 0,261 0,237 0,227 0,019 0,005 0,005 0,002 0,002 0,267 0,250 0,227 0,217 0,018 0,005 0,004 0,002 0,002 3,97 1,07 1,04 0,99 a) Startradius für Li+: 58 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 146,6 pm. c) roE = 145,4 pm. d) ξ = 1,0090; roξ = 143,7 pm. e) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.44 Tabelle 5.46 Weitere Bindungslängena) [pm] und -winkel [°] für LiCH3CO3. C1 C1 C1 - O1 O2 O3 124,0(5) 124,5(5) 135,7(5) C3 C3 C3 - O1 - C1 - O2 O1 - C1 - O3 O2 - C1 - O3 126,8(4) 119,3(4) 113,8(3) O5 - C3 - O4 O5 - C3 - O6 O4 - C3 - O6 126,5(4) 120,4(4) 113,1(3) C2 C2 C2 C2 - O3 H1 H2 H3 144,4(5) 103(4) 94(5) 92(7) C4 C4 C4 C4 - O6 H4 H5 H6 143,3(5) 107(5) 87(6) 95(7) C1 O3 O3 O3 H1 H1 H2 - O3 C2 C2 C2 C2 C2 C2 - 116,1(3) 104(2) 111(3) 111(4) 113(4) 113(4) 105(5) C3 O6 O6 O6 H4 H4 H5 - O6 C4 C4 C4 C4 C4 C4 - 196,1(8) 198,6(8) 197,5(8) 192,6(7) O4 O4 O5 O5 - Li1i Li2ii Li1 Li2 O1 O1 O2 O2 O5iv O5iv O5iv O1i O1i O4 C2 H1 H2 H3 H2 H3 H3 - Li1 Li1 Li1 Li1 Li1 Li1 - O1i O4 O2 O4 O2 O2 117,2(4) 112,5(4) 90,2(3) 111,7(3) 115,1(4) 108,2(4) O2 O2 O2 O4v O4v O1iv O4 O5 O6 125,8(5) 123,4(4) 135,8(5) C4 H4 H5 H6 H5 H6 H6 Li1 Li2iii Li1ii Li2ii - a) zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 5.44. Li2 Li2 Li2 Li2 Li2 Li2 - 116,9(3) 100(2) 117(4) 109(4) 98(4) 129(5) 105(5) 197,3(8) 195,0(9) 191,5(7) 200,2(7) O4iv O1iv O5iv O1iv O5iv O5iv 115,7(4) 114,3(4) 89,1(3) 110,7(3) 112,2(4) 113,4(4) 135 5.7.3 Ableitung eines Strukturmodells für LiHCO3 Kaliummonomethylcarbonat KCH3CO3 [48,49] kristallisiert in einer Struktur, die eine weitestgehende Analogie zu der von KHCO3 [5] aufweist. So bleiben beim formalen Ersatz des Protons in KHCO3 durch eine Methylgruppe die Art sowie die Verknüpfung der K-OKoordinationspolyeder erhalten, daneben ordnen sich je zwei Monomethylcarbonat-Anionen trotz Wegfalls von Wasserstoffbrückenbindungen in einer zum zyklischen [H2(CO3)2]2--Anion vergleichbaren Art an (vgl. Abb. 5.45). Entsprechend erlaubt die Struktur von KCH3CO3 Rückschlüsse auf die von KHCO3. Ersetzt man in KCH3CO3 Methylgruppen durch H-Atome und schiebt die entstandenen KHCO3-Schichten so zusammen, daß zwischen diesen Schichten Wasserstoffbrückenbindungen möglich werden, erhält man eine der tatsächlichen Struktur von KHCO3 ähnlichen Stapelvariante, in der wesentliche Strukturelemente erhalten bleiben. Abb. 5.45 Projektionen der Strukturen von a) triklinem KCH3CO3 [49] und b) monoklinem KHCO3 [5] mit Blick jeweils entlang a. Die höhere Symmetrie von KHCO3 führt zu Unterschieden in der Stapelfolge von Schichten, die entweder durch Wasserstoffbrückenbindungen oder durch van der Waals-Kräfte verbunden sind. (a) (b) a c C2 K a O3 C1 O2 O1 K b O2 c O1 O3 C H b 136 Bisher ist unbekannt, ob ein solcher Zusammenhang zwischen Alkalimetallhydrogen- und -monomethylcarbonaten grundsätzlich besteht. Dennoch erscheint es reizvoll, aus der Struktur von LiCH3CO3 ein LiHCO3-Strukturmodell zu konstruieren, in der das vorgefundene Li-OGerüst erhalten bleibt. Zur Generierung dieses Strukturmodells muß die Struktur von LiCH3CO3 nach Ersatz der Methylgruppen durch H-Atome (für d(O-H) = 100 pm berechnet) entlang a gestaucht werden. Damit Li-O- und C-O-Bindungsabstände innerhalb der Li-CO3-Schichten sowie die Symmetrie der Raumgruppe P21/c erhalten bleiben, werden die x-Werte der Lageparameter entsprechend der Stauchung der Elementarzelle umgerechnet. Dazu genügt der Zusammenhang xneu = (x - 1/2) * |a| / |aneu| + 1/2 mit (5.1) x: Für LiCH3CO3 erhaltene x-Komponenten der Lageparameter, |a|: Länge der a-Achse für LiCH3CO3, |aneu|: gewählte Länge der a-Achse für das LiHCO3-Strukturmodell, xneu: x-Komponente des Lageparameters im Strukturmodell. Verwendet man als Wert für die neue a-Achse 975 pm, erhält man das in Abb. 5.46 dargestellte Strukturmodell. Abb. 5.46 Strukturmodell für LiHCO3, generiert aus Strukturelementen von LiCH3CO3. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 5.40. 137 Durch diese Konstruktion entstandene neue Strukturelemente sind 1∞[HCO3]--Ketten, in denen ausschließlich ein Sauerstoff je HCO3- an der Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen beteiligt ist und gleichzeitig als Brückendonor und -akzeptor dient (Abb. 5.47). Eine solche Verknüpfung ist in Hydrogencarbonaten noch nicht beobachtet worden, tritt aber z.B. in kristallisierten Alkoholen auf. Für Hydrogencarbonate kann eine solche Anordnung ungünstig sein, weil durch Verschieben der H-Atome entlang der Wasserstoffbrückenbindungen neutrale „O2C-OH2“-Baugruppen entstehen können. In diesen Baugruppen wären die Zersetzungsprodukte von Hydrogencarbonaten CO2 und H2O bereits vorgebildet. Dies kann eine Ursache dafür sein, daß LiHCO3 bisher nicht als Reinsubstanz bekannt ist. Abb. 5.47 Ausschnitt einer 1∞[HCO3]--Kette im Strukturmodell für LiHCO3 O1 C O2 O3 H 138 6 Formale und strukturelle Systematik der Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate Mit den in Kapitel 5 vorgestellten Strukturanalysen an Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten konnten wesentliche Lücken im Kenntnisstand zu diesen Verbindungsklassen geschlossen werden. Nach der Strukturaufklärung an Rb2CO3 * 1,5 H2O und Cs2CO3 * 3 H2O liegen jetzt Strukturdaten zu allen Alkalimetallcarbonat-Hydraten vor, die bei Raumtemperatur aus wäßriger Lösung kristallisieren. Durch Untersuchungen an NaHCO3 bzw. NaDCO3 und RbHCO3 existieren für alle bekannten Alkalimetallhydrogencarbonate AHCO3 Strukturanalysen, die auf Einkristalldiffraktometerdaten beruhen. Mit der Absicherung der Struktur von Cs2CO3 fehlen in der Reihe der wasserfreien Alkalimetallcarbonate nur noch Einkristalldaten zu Rb2CO3. Untersuchungen am früher als „Doppelsalz“ bezeichneten K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O („2 KHCO3 * K2CO3 * 1,5 H2O“) sowie der strukturell verwandten Verbindung Rb4[H2(CO3)3] * H2O belegen die Existenz einer komplexen [H2(CO3)3]4--Anionenbaueinheit, die zwischen den [H(CO3)2]3-und [H3(CO3)4]5--Baueinheiten in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O bzw. Na5[H3(CO3)4] eingeordnet werden kann. Eine bloße Beschreibung der Strukturen dieser Verbindungen kann jedoch nicht der Schlußpunkt dieser Untersuchungen sein. Ziel der folgenden Abschnitte ist daher, aus den erhaltenen Daten Gesetzmäßigkeiten zur Zusammensetzung sowie Regeln zum strukturellen Aufbau dieser Verbindungen abzuleiten. 6.1 Homologe Reihen der Hydrogencarbonate [H(CO3)2]3-- und [H3(CO3)4]5--Baueinheiten aus Na3[H(CO3)2] und Na5[H3(CO3)4] können durch die allgemeine Form [H(n-1)(CO3)n](n+1)- mit n = 2 bzw. 4 beschrieben werden (vgl. Abschnitt 5.2). Entsprechendes gilt mit n = 3 auch für die [H2(CO3)3]4--Anionenbaueinheit in K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O. Diese Baueinheiten können somit als Glieder einer homologen Reihe aufgefaßt werden. Für eine derartige Reihe sind neben den beschriebenen Gliedern mit n = 2, 3 und 4 auch diejenigen mit n = 1 und n = ∞ von Interesse. Setzt man diese Werte in die allgemeine Form ein, erhält man mit n = 1 den Ausdruck [H(1-1)(CO3)1](1+1)- = CO32-. Entsprechend ist das Carbonat-Ion das Anfangsglied der Reihe. Mit n = ∞ ergibt sich [H(∞-1)(CO3)∞](∞+1)- und daraus (mit ∞ + 1 = ∞ - 1 = ∞) [H∞(CO3)∞]∞- bzw. 1∞[HCO3]-. Dieser Ausdruck beschreibt eine unendlich lange Kette von Hydrogencarbonat-Ionen, wie sie z.B. in NaHCO3 vorliegt (zur graphischen Darstellung siehe Abb. 6.1). Die Anionenbaugruppen mit n = 2, 3 und 4 können somit als Intermediate zwischen CO32-Anionen und einer unendlich langen Hydrogencarbonat-Kette aufgefaßt werden. Sie sind 139 formal durch sukzessive Anlagerung von n-1 HCO3--Anionen an ein Carbonat-Ion ableitbar. Eine ebenso gültige Beschreibung ist der formale Ersatz jedes n-ten H-Atoms in einer unendlich langen Hydrogencarbonat-Ionenkette durch ein Alkalimetallion, der bildhaft als „Zerschneiden“ dieser Kette beschrieben werden kann. Für Alkalimetallhydrogencarbonate mit zyklischen [H2(CO3)2]2--Dimeren läßt sich eine entsprechende homologe Reihe mit der allgemeinen Form [Hn(CO3)n]n- postulieren [51]. Mit n = ∞ erhält man analog zur Form [H(n-1)(CO3)n](n+1)- eine zu einer unendlich langen Kette von Hydrogencarbonat-Ionen entartete Baugruppe, wie sie in NaHCO3 vorliegt. Mit n = 1 ergibt sich ein isoliertes, d.h. nicht über H-Brücken an andere CO3-Baugruppen gebundenes HCO3-Ion. Kristallstrukturen, in denen ein solches isoliertes HCO3--Ion vorliegen soll, sind in der Literatur erwähnt. Jedoch bleiben aufgrund von sehr ungewöhnlichen Bindungsverhältnissen Zweifel; zur Diskussion solcher Verbindungen vgl. [51]. Weiterhin sind Glieder dieser homologen Reihe mit 2 < n < ∞ bisher unbekannt. Dennoch lassen sich alle bisher bekannten, gut belegten Anionenbaugruppen in Hydrogencarbonaten in die homologen Reihen [H(n-1)(CO3)n](n+1)- und [Hn(CO3)n]n- einordnen. Damit existiert erstmals eine Methode, mit der eine gemeinsame Klassifizierung von Carbonaten und Hydrogencarbonaten möglich ist. Die Formulierung von homologen Reihen ist ein Werkzeug der organischen Chemie (vgl. [133]) und findet in der anorganischen Chemie nur wenig Verwendung. Ursache dafür ist, daß z.B. die in dieser Arbeit vorgestellten Anionenbaugruppen bislang nur in unendlich ausgedehnten Atomverbänden gefunden wurden. Hier liegen keine abgrenzbaren Moleküle vor, die über nur schwache Wechselwirkungen miteinander verknüpft sind und ohne grundlegende Änderung der Bindungsverhältnisse in allen Aggregatzuständen existieren. Die Glieder der homologen Reihen [H(n-1)(CO3)n](n+1)- und [Hn(CO3)n]n- liegen möglicherweise bereits in wäßriger Lösung vor; um Verbindungen mit solchen Gliedern als Festkörper zu erhalten, muß jedoch eine energetisch günstige Anordnung der Glieder gemeinsam mit den zum Ladungsausgleich notwendigen Kationen eingenommen werden können. Dabei muß eine möglichst hohe Gitterenergie erreicht werden; Fernwechselwirkungen, die bei organischen Verbindungen eine nur untergewordnete Rolle spielen, sind nicht vernachlässigbar. Daraus kann eine der Ursachen dafür abgeleitet werden, daß in Natriumhydrogencarbonat unendlich lange 1∞[HCO3]--Ketten, aber keine zyklischen dimeren oder tetrameren Anionenbaugruppen gebildet werden, während man in KHCO3 keine unendlichen Ketten, sondern ausschließlich zyklische Dimere beobachtet. Auffällig an den bisher beobachteten Hydrogencarbonat-Baugruppen ist, daß bisher keine verzweigten Ketten gefunden wurden und O-Atome niemals gleichzeitig Wasserstofbrückenbindungsdonor und -akzeptor sind. 140 Abb. 6.1 Schema der homologen Reihen von Anionenbaueinheiten in Hydrogencarbonaten [51]. [Hn(CO3)n]n- [H(n-1)(CO3)n](n+1)- n = 1: HCO3- n = 1: CO32- n = 2: [H2(CO3)2]2- n = 2: [H(CO3)2]3- n = 3: [H2(CO3)3]4- n = 4: [H3(CO3)4]5- n → ∞: ∞1[HCO3]--Kette 141 6.2 Strukturmotive in Alkalimetallcarbonat-Hydraten In A2CO3 * 1,5 H2O (A = K [44], Rb) und Cs2CO3 * 3 H2O werden als gemeinsames Strukturmotiv anionische [(CO32-)(H2O)]n-Ketten gefunden, die über weitere Kristallwassermoleküle zu Strängen (A2CO3 * 1,5 H2O) oder Schichten (Cs2CO3 * 3 H2O) verknüpft werden (Abb. 6.2). Dementsprechend liegen in Na2CO3 * H2O [32] isolierte 1 2∞[(CO3 )(H2O)]-Ketten vor (Abb. 6.2a). Somit besitzen diese Alkalimetallcarbonat-Hydrate als gemeinsames Bauprinzip eine [(CO32-)x(H2O)y]-„Matrix“, in der Alkalimetallionen eingelagert sind. Strukturen höherer Hydrate sind nur bei Natrium-haltigen Alkalimetallcarbonaten bekannt. Dort wird eine Matrix aus Na(H2O)6-Oktaedern gebildet, deren jeweilige Verknüpfungen mit der Zusammensetzung variieren. Während in Na2CO3 * 7 H2O [33] Schichten aus kanten- und eckenverknüpften Na(H2O)6-Oktaedern und in Na2CO3 * 10 H2O [34] isolierte kantenverknüpfte Doppeloktaeder verwirklicht werden, liegen in NaKCO3 * 6 H2O [47] isolierte Na(H2O)6-Oktaeder vor. Die CO32--Anionen werden in diese Matrix eingebaut. Verknüpfung von CO32--Ionen und H2O in a) Na2CO3 * H2O [32], b) A2CO3 * 1,5 H2O (A = K [44], Rb) und c) Cs2CO3 * 3 H2O. Abb. 6.2 a) b) O3 O2 C c) O2 O1 O1 H1 C O4 H2 H1 O4 O5 O3 H3 O4 O2 H3 O3 H1 H2 O1 H2 C 142 6.3 Strukturelle Gemeinsamkeiten von NaHCO3, Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Na5[H3(CO3)4] Na3[H(CO3)2] * 2 H2O („Trona“, [40]) und Na5[H3(CO3)4] („Wegscheiderit“, [14]) sind aufgrund der in Abschnitt 6.1 dargestellten homologen Reihen als formal mit NaHCO3 verwandte Verbindungen aufzufassen. Daneben können auch strukturelle Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden (zur Diskussion der Struktur von NaHCO3 siehe Abschnitt 5.2): In diesen Verbindungen sind Schichten von Na+ und solche mit über Wasserstoffbrückenbindungen verknüpften CO3-Baugruppen alternierend angeordnet (vgl. Abb. 5.2, 6.3 und 6.4). Die Anordnung von Na+ innerhalb der Schichten ist jeweils verzerrt hexagonal. Die Stapelung der Na+-Schichten erfolgt so, daß sich verzerrt trigonal-prismatische Lücken bilden; in einem Teil dieser Lücken befinden sich CO3-Baugruppen (Abb. 6.5 und 6.6). Bedingt durch die unterschiedliche Stöchiometrie der Verbindungen treten in Na5[H3(CO3)4] im Vergleich zu NaHCO3 zusätzliche unbesetzte Lücken auf, in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O werden Lücken durch H2O-Moleküle besetzt. Diese nicht durch CO3-Baugruppen besetzten Lücken sind entlang der Stapelrichtung der Schichten deckungsgleich angeordnet. Innerhalb der Schichten werden so Bereiche gebildet, deren Aufbau mit dem in NaHCO3 vergleichbar ist. Dadurch lassen sich die Strukturen von Na5[H3(CO3)4] und Na3[H(CO3)2] * 2 H2O in NaHCO3-analoge Bereiche aufteilen, die durch neue Bauelemente voneinander getrennt sind. Abb. 6.3 Projektion der Struktur von Na5[H3(CO3)4] [14] entlang a. b H C O Na a c 143 Projektion der Struktur von Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [39] entlang b. Abb. 6.4 c Na H O b C a Unterschiede in den Strukturen resultieren aus der Anordnung der Anionen zum Na+-Gerüst. In NaHCO3 sind lineare ∞1[HCO3-]-Ketten in der gesamten Struktur antiparallel und annähernd koplanar ausgerichtet. In Na5[H3(CO3)4] ist die Ausrichtung der Längsachsen der [H3(CO3)4]5--Anionenbaueinheiten innerhalb einer Schicht identisch, die Längsachsen der Anionen benachbarter Schichten sind um etwa 60° verkippt. Für Na3[H(CO3)2] * 2 H2O ergibt sich innerhalb der Schichten eine gewellte Anordnung. Analog zu Na5[H3(CO3)4] sind die Anionen aus benachbarten Schichten nicht parallel ausgerichtet (Abb. 6.5 und 6.6). Abb. 6.5 Ausschnitte der Struktur von Na5[H3(CO3)4] [14]: Schicht aus CO3-Baugruppen mit benachbarten Schichten aus verzerrt hexagonal angeordneten Na+ (links); Stapelung der Schichten (rechts). Zur anschaulicheren Darstellung des Strukturaufbaus sind Na+-Lagen idealisiert dargestellt. c Na O H C b a 144 Abb. 6.6 Ausschnitte der Struktur von Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [39]: Schicht aus CO3Baugruppen und H2O mit benachbarten Schichten aus verzerrt hexagonal angeordneten Na+ (links); Stapelung der Schichten (rechts). Zur anschaulicheren Darstellung des Strukturaufbaus sind Na+-Lagen idealisiert dargestellt. b C O H Na c a 6.4 Ableitung einer Strukturaufbauregel für Verbindungen des Typs A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O Neben den in dieser Arbeit vorgestellten vergleichenden Betrachtungen von NaHCO3, Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Na5[H3(CO3)4] (Abschnitt 6.3) existieren nur wenige, auf Strukturen der wasserfreien Alkalimetallcarbonate beschränkte Versuche, Verbindungen dieser Substanzklasse von einfachen Strukturtypen abzuleiten. Hervorzuheben sind dabei Arbeiten, die den Strukturen von A2CO3 mit A = Na, K, Rb und Cs einen Idealtyp mit hexagonaler Schwerpunktsanordnung der CO32--Anionen zuordnen (vgl. Abschnitt 5.6) [104]; das Modell versagt aber bei der Beschreibung der Struktur von Li2CO3. Jedoch lassen sich weiterreichende Strukturverwandtschaften aufzeigen, die alle wasserfreien Alkalimetallcarbonate einschließlich Li2CO3 umfassen und sich darüber hinaus auch zur Beschreibung von Alkalimetallhydrogencarbonaten der homologen Reihe A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O eignen. Nach Henseler und Jansen [134] ist Li2CO3 mit dem anti-CaF2-Typ verwandt (vgl. Abb. 6.7). Li+ nimmt dabei die F--Position ein und bildet ein verzerrt kubisch-primitives Gitter. Die Hälfte der verzerrt kubischen Lücken wird durch CO32--Anionen besetzt, so daß jedes Li+ annähernd tetraedrisch durch Anionen umgeben ist. In den Strukturen von A2CO3 mit A = Na - Cs (Abb. 5.39, 6.8; vgl. Abschnitt 5.6.2) bilden Alkalimetallionen ebenfalls ein verzerrt kubisch-primitives Gitter. Hier werden keine unbesetzten Lücken gefunden; in zwei von drei 145 Lücken befinden sich CO32--Anionen, in den übrigen weitere Kationen. Demnach zeigen alle hier vorliegenden Strukturen Analogien zu Besetzungsvarianten des CsCl-Typs. Daß diese Analogien nicht nur bei wasserfreien Alkalimetallcarbonaten gefunden werden, zeigen die Strukturen von K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O und Rb4[H2(CO3)3] * H2O (Abschnitt 5.2). Hier werden CO3-Baugruppen der Anionen sowie H2O ebenfalls annähernd würfelförmig durch Kationen umgeben. Zur entsprechend aufgebauten Struktur von Na2CO3 * H2O siehe Abb. 6.9. Faßt man den NiAs-Typ als verzerrte CsCl-Variante auf, können auch NaHCO3 sowie Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Na5[H3(CO3)4] als dazu verwandte Strukturen aufgefaßt werden. Abb. 6.7 Projektion der Struktur von Li2CO3 [24,25] entlang [100] (a) im Vergleich zum anti-CaF2-Typ (b) in Projektion entlang [011]. (a) (b) a O C Li c b 146 Abb. 6.8 Projektion der gemittelten Struktur von Na2CO3 [29] entlang [101] zur Verdeutlichung der Verwandtschaft zum CsCl-Typ. Na b a C O c Abb. 6.9 Projektion der Struktur von Na2CO3 * H2O [32] entlang [100]. Na+ bildet ein verzerrt kubisches Gitter, CO32--Anionen befinden sich in verzerrt kubischen Lücken. H2O wird bedingt durch die Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen aus der Mitte der übrigen Lücken ausgelenkt. c O C Na a b 147 Basierend auf diesen Strukturen können Regeln zum Strukturaufbau von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten aufgestellt werden, mit denen eine vereinheitlichte Strukturbeschreibung möglich wird: 1. CO3-Baugruppen werden von acht Alkalimetallionen umgeben und bilden so (verzerrt) würfelförmige Bauelemente. Treten zwischen CO3-Gruppen Wasserstoffbrückenbindungen auf, bilden die diese Gruppen umgebenden Alkalimetallionen flächenverknüpfte Würfel; die Wasserstoffbrückenbindungen schneiden annähernd die Mitten der gemeinsamen Würfelflächen. Für solche Würfel bzw. Würfelgruppen kann eine Ladungsbilanz berechnet werden, aus der abgelesen werden kann, ob zusätzliche Bauelemente zum Aufbau einer elektroneutralen Struktur notwendig sind. Abb. 6.10 zeigt die nach der ersten Regel möglichen Bauelemente. Zur Berechnung der Ladungsbilanz berücksichtigt man, daß jedes Alkalimetallion am Aufbau von acht Alkalimetallionen-„Würfeln“ beteiligt ist. Der Ladungsanteil der Alkalimetallionen beträgt dann +1. Treten Wasserstoffbindungen auf, werden die positiven Ladungen je einem „Würfel“ zugeordnet; dem entspricht ein A-HCO3-Würfel mit ausgeglichener Ladungsbilanz. Aus solchen „Würfeln“ kann eine elektroneutrale Struktur aufgebaut werden. Dieser Fall wird in NaHCO3 realisiert. Befinden sich in den Alkalimetallionen-„Würfeln“ CO32--Ionen, ist die Elektroneutralität nicht erreicht; hier ergibt sich eine Überschußladung von -1. Entsprechendes gilt für die Fälle, in denen CO3-Gruppen über H-Brücken nur zu endlichen Ketten verknüpft werden. Nach Zuordnung aller H-Atome zu „Würfeln“ erhält man jeweils einen Alkalimetallionen-„Würfel“, in dem sich ein formales CO32--Ion befindet. Danach erhält man auch hier für jede der „Würfel“-gruppen eine überschüssige negative Ladung. 2. Die zum Ladungsausgleich notwendigen Strukturelemente bestehen aus acht ebenfalls in Form eines verzerrten Würfels angeordneten Alkalimetallionen. Das Zentrum dieser „Würfel“ kann durch (ein oder zwei) H2O oder ein weiteres Alkalimetallion besetzt sein, aber auch unbesetzt bleiben. Die möglichen Strukturelemente sind in Abb. 6.11 dargestellt. 148 Abb. 6.10 Mögliche Strukturelemente in Strukturen von Verbindungen des Typs A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O für beobachtete Werte von n mit Angabe der Zusammensetzung des Anions n=1 CO32- n=2 [H(CO3)2]3- n=3 [H2(CO3)3]4- n=4 [H3(CO3)4]5- n →∞ 1 ∞ [HCO3 ] Abb. 6.11 Strukturelemente zum Ladungsausgleich in Strukturen von Verbindungen des Typs A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O: Alkalimetallionen-„würfel“, die mit Wassermolekülen besetzt sind oder frei bleiben, sowie solche, die mit einem weiteren Alkalimetallion besetzt sind. 149 Für die nach der zweiten Regel möglichen Strukturelemente ergibt eine Berechnung der Ladungsbilanz in den Fällen, in denen die Alkalimetallionen-Würfel durch Wassermoleküle besetzt sind oder freibleiben, eine Ladung von +1; im Fall des durch ein Alkalimetallion zentrierten Würfels erhält man den Wert +2. Aus diesen Bauelementen lassen sich bei vorgegebener Stöchiometrie unterschiedliche Zusammenstellungen wählen, mit denen elektroneutrale Strukturen aufgebaut werden können. Abb. 6.12 zeigt die zu elektroneutralen Strukturen führenden Kombinationen für wasserfreie Alkalimetallcarbonate, Abb. 6.13 für Alkalimetallhydrogenbis(carbonat)-Verbindungen. Für Alkalimetallcarbonate sind nach den vorgestellten Regeln zwei unterschiedliche Strukturen möglich, beide werden tatsächlich realisiert. Im Fall der Hydrogenbis(carbonat)-Strukturen kennt man bislang nur eine der aufgeführten Kombinationen. Abb. 6.12 Kombinationsmöglichkeiten von Strukturelementen für wasserfreie Alkalimetallcarbonate A2CO3. Eine Kombination mit von H2O-Molekülen zentrierten Alkalimetall-Würfeln ist ebenfalls denkbar und wird in Na2CO3 * H2O realisiert (vgl. Abb. 6.9). a) + → Li2CO3 b) + + → A2CO3, A = Na, K, ... In einer dritten Regel wird der Strukturaufbau aus den Bauelementen nach den Regeln 1 und 2 beschrieben: 3. Jedes Alkalimetallion ist Strukturelementen beteiligt. am Aufbau von acht verzerrt würfelförmigen Diese Regel wurde bereits bei der Berechnung der Ladungsbilanz impliziert. Sie erlaubt den Aufbau von komplexen Strukturen durch Scherung der beschriebenen Strukturelemente, wie sie in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O und Na5[H3(CO3)4] realisiert werden (vgl. Abschnitt 6.3). In der Mehrzahl der Strukturen, für die diese Regeln erstellt wurden, werden jedoch einfache Verknüpfungen gefunden, die sich in Verwandtschaft zum CsCl-Typ beschreiben lassen. 150 Abb. 6.13 Kombinationsmöglichkeiten von Strukturelementen für Alkalimetallhydrogenbis(carbonat)-Strukturen A3[H(CO3)2] * x H2O mit x = 0 und 1 bzw. 2. Im letzteren Fall befinden sich in einem Alkalimetallwürfel zwei Wassermoleküle; diese Strukturelemente werden in Na3[H(CO3)2] * 2 H2O gefunden (vgl. c und Abb. 6.4 und 6.6). a) + → A3[H(CO3)2)] b) + + → A3[H(CO3)2)] c) + → A3[H(CO3)2)] * x H2O Anhand dieser Regeln wird deutlich, daß sich die formal über eine homologe Reihe der Form [H(n-1)(CO3)n](n+1)- verwandten Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate auch strukturell ähneln. Ausnahme sind jedoch die wasserreichen Alkalimetallcarbonat-Hydrate A2CO3 * n H2O mit n = 7 und 10 für A = Na sowie A = K, Rb und Cs. Hier führt der höhere Wassergehalt der Verbindungen dazu, daß miteinander verknüpfte Alkalimetallionen-Würfel nicht mehr ausgebildet werden können. Dadurch können in diesen Fällen strukturelle Gemeinsamkeiten nur bei der CO32--H2O-Verknüpfung gefunden werden (vgl. Abschnitt 6.2). Bisher unbekannt ist, ob weitere Faktoren dazu führen können, daß die in den aufgeführten Regeln beschriebenen Strukturelemente nicht mehr aufgebaut werden. 151 6.5 Strukturverwandtschaft von Alkalimetallhydrogencarbonaten mit zyklisch-dimerem [H2(CO3)2]2--Anion Die Struktur von Rubidiumhydrogencarbonat RbHCO3 (vgl. Abschnitt 5.3) zeigt hohe Ähnlichkeiten zu der von KHCO3 [5]. CsHCO3, dessen Struktur 1993 von Kaduk [23] aufgeklärt wurde, ist nicht isotyp mit den entsprechenden K- und Rb-Verbindungen. Ein Vergleich der Strukturen zeigt jedoch, daß alle drei Verbindungen dem gleichen Aufbauprinzip gehorchen. Abb. 6.14 und 6.15 zeigen die Strukturen von KHCO3 [5], RbHCO3 und CsHCO3 [23]. Ihnen gemeinsam ist, daß Alkalimetallionen annähernd planare 63-Netze ausbilden, die entlang (100) deckungsgleich gestapelt sind. Innerhalb der sich ergebenden hexagonalen Prismen befinden sich die [H2(CO3)2]2--Anionen. Danach sind diese Strukturen mit dem anti-AlB2-Typ verwandt; das Alkalimetallion besetzt die Lage von B, das dimere Anion diejenige von Al (vgl. Abb. 6.15 b). Abb. 6.14 Projektion der Strukturen von (a) KHCO3 [5] und (b) RbHCO3. a) b) a a O1 C O2 H K O2 c O1 C Rb O3 H b c b 152 Abb. 6.15 Projektion der Struktur von CsHCO3 [23] (a) im Vergleich zum anti-AlB2-Typ (b). a) b) c O Cs b H C a Unterschiede zwischen den Strukturen ergeben sich aus der unterschiedlichen Orientierung der Anionen in den hexagonal-prismatischen Lücken. In KHCO3 und RbHCO3 sind die längsten Bindungsvektoren innerhalb der dimeren [H2(CO3)2]2--Anionen annähernd (KHCO3) bzw. exakt (RbHCO3) parallel angeordnet; in CsHCO3 ist jedes zweite Anion verdreht. Eine Beschreibung dieser Strukturen in Analogie zu denen von Verbindungen der Form A(n+1)[H(n-1)(CO3)n] * x H2O (vgl. Abschnitt 6.4) ist nicht möglich. Hier wird demnach neben einer formalen Unterteilung der Alklalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate in zwei homologe Reihen (Abschnitt 6.1) auch eine strukturelle Unterscheidung beobachtet. 153 7 Untersuchungen im System Na+/A+/CO32-/HCO3-/H2O mit A = K, Rb Über Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate mit unterschiedlichen Kationen ist wenig bekannt. Strukturanalysen sind bisher nur an den Verbindungen NaKCO3 * 6 H2O [47] und LiNaCO3 [46] sowie zur Mischkristallbildung von KHCO3 und RbHCO3 (vgl. Abschnitt 5.3) durchgeführt worden. Eingehendere Untersuchungen an solchen Verbindungen sind insbesondere im Hinblick auf die formale und strukturelle Systematik der Alkalimetallhydrogencarbonate von Interesse. Neben der Suche nach möglichen, bisher noch nicht beobachteten Verknüpfungstypen zwischen CO3-Baugruppen kann hier der Einfluß der Alkalimetallionen auf den Aufbau der Strukturen untersucht werden. Die in Abschnitt 6.4 vorgestellten Regeln zur strukturellen Systematik wurden aus Strukturen abgeleitet, in denen ausschließlich eine Alkalimetallkationensorte auftritt. Bisher unklar ist, ob diese Regeln auch beim Einbau unterschiedlicher Alkalimetallionen in die Struktur erfüllt werden können. Der älteren Literatur können Hinweise auf zwei bisher nicht näher charakterisierte Verbindungen entnommen werden, denen die Zusammensetzungen „NaHCO3 * K2CO3 * H2O“ [111] und „NaHCO3 * KHCO3 * 2 K2CO3 * H2O“ [135] zugewiesen wurden. Beide Verbindungen sind entsprechend der Formulierungen NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O bzw. NaK5[H(CO3)2]2 * H2O mögliche Vertreter der Gruppe von Hydrogencarbonaten mit dimerem [H(CO3)2]3--Anion. Wegen des kristallchemisch unterschiedlichen Verhaltens von Na+ und K+, das durch die Verhältnisse der „Ionenradien“ erklärt werden kann (vgl. dazu Kapitel 3), sind die Kristallstrukturen dieser Verbindungen insbesondere im Zusammenhang mit den Regeln zum Strukturaufbau von Alkalimetallcarbonaten und -hydrogencarbonaten von Interesse. 7.1 Bodenkörper gesättigter Lösungen von A2CO3 und AHCO3 mit A = Na, K Das Phasendiagramm des Systems Na+/K+/CO32-/HCO3-/H2O wurde bereits 1929 unabhängig voneinander durch Hill und Smith [111] sowie de Ropp und Burke [136] untersucht. Über die Zusammensetzung des Bodenkörpers werden dabei widersprüchliche Angaben gemacht. So wird für einen Bereich des Phasendiagramms bei 25° C als Bodenkörper sowohl die Verbindung K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O [136] (vgl. Abschnitt 5.3) als auch ein Hydrogencarbonat der Zusammensetzung „NaHCO3 * K2CO3 * H2O“ [111] angegeben. Die Existenz der letzteren Verbindung ist bisher nicht bestätigt worden. Entsprechendes gilt für die Verbindung „NaHCO3 * KHCO3 * 2 K2CO3 * H2O“ [135], die in diesem System bei 50° C als Bodenkörper vorliegen soll. 154 Abb. 7.1 Diagramm zur Zusammensetzung von Bodenkörpern gesättigter Lösungen im System Na+/K+/CO32-/HCO3-/H2O in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Lösungen bei 25° C (berechnet nach Angaben aus [106] und [111]). Aufgetragen sind der Molenbruch x[Na+] = n[Na+]/(n[Na+]+n[K+]) gegen den Molenbruch x[H2(CO3)22-] = n[H2(CO3)22-]/(n[H2(CO3)22-]+n[CO32-]). Eine Ausschnittsvergrößerung ist grau unterlegt. x[Na+] Na2CO3 * 10 H2O NaHCO3 0,8 0,15 NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O Na2CO3 * 7 H 2O 0,1 0,6 K2CO3 * 1,5 H2O Na3[H(CO3)2] * 2 H 2O 0,05 K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O 0,4 0 K2-xNaxCO3 * 6 H 2O 0,05 0,1 0,15 0,2 KHCO3 0 0,2 0,4 0,6 0,8 x[H2(CO3)22-] Zur Überprüfung der Angaben aus [106,111] (vgl. Abb. 7.1) wurden in einem geschlossenen Gefäß gesättigte, wäßrige Lösungen von K2CO3, Na2CO3 und NaHCO3 hergestellt, deren Zusammensetzung auf die Grenzen des Beständigkeitsgebiets von „NaHCO3 * K2CO3 * H2O“ fiel (vgl. Tabelle 7.1). Um eine ausreichende Menge dieser Verbindung zu erhalten, wurde so viel NaHCO3, Na2CO3 und K2CO3 zugegeben, daß sich aus 30 g der Lösung etwa 1 g Bodenkörper bilden konnte. Nach Erwärmen auf 40 °C wurde die klare Lösung bei 27±2° C stehengelassen. Das Produkt wurde nach fünf Tagen über eine Glasfritte abgesaugt, mit wenig kaltem Ethanol gewaschen und über P4O10 getrocknet. 155 Tabelle 7.1 Zusammensetzung der Lösungen zur Überprüfung von Daten aus [106,111]: Eingesetzte Mengen von NaHCO3, Na2CO3, K2CO3 und H2O (g) sowie Molenbrüche x[Na+] = n[Na+]/(n[Na+]+n[K+]) und x[H2(CO3)22-] = n[H2(CO3)22-]/(n[H2(CO3)22-]+n[CO32-]). Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 NaHCO3 0,95 0,94 0,96 0,91 0,82 0,69 0,66 0,93 0,55 0,50 0,46 0,52 0,54 0,55 0,25 0,60 0,72 Na2CO3 1,46 1,41 1,16 1,43 1,48 1,49 1,53 1,16 1,64 1,69 1,76 1,24 1,07 1,06 1,11 0,78 0,14 K2CO3 H2O 15,15 15,29 13,52 15,45 15,98 16,95 17,16 15,87 18,13 18,93 19,56 19,99 20,13 20,12 20,55 20,34 20,84 18,14 18,13 13,76 18,14 18,14 18,14 18,15 18,15 18,14 18,13 18,15 18,13 18,16 18,13 18,14 18,13 18,13 x[Na+] 0,150 0,146 0,145 0,145 0,140 0,129 0,128 0,125 0,125 0,121 0,120 0,093 0,084 0,084 0,074 0,069 0,036 x[H2(CO3)22-] 0,044 0,043 0,050 0,041 0,036 0,029 0,027 0,042 0,022 0,019 0,017 0,019 0,020 0,021 0,009 0,022 0,027 Produkta) A A A A A A A A A A A B B B B B B a) A: NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O; B: NaK5[H(CO3)2]2 und K2CO3 * 1,5 H2O. Von den dargestellten Proben wurden Röntgenpulveraufnahmen angefertigt. Die erhaltenen Beugungswinkel der Proben 1 - 11 waren identisch und konnten keiner bekannten Verbindung zugeordnet werden. In den Proben 12 - 17 wurde K2CO3 * 1,5 H2O [44] nachgewiesen. Daneben traten Reflexe auf, die auf eine zweite unbekannte Verbindung zurückzuführen waren. Eine Reindarstellung der zweiten Verbindung gelang aus Lösungen entsprechender Zusammensetzung, die über P4O10 und unter N2-Atmosphäre eingeengt wurden. Unter diesen Bedingungen bildeten sich Kristalle mit gut ausgeprägtem, unterscheidbarem Habitus. Große Kristallplättchen mit verzerrt hexagonalem Querschnitt wurden als K2CO3 * 1,5 H2O identifiziert. Die daneben vorliegende Verbindung bildete kleine, abgeflachte Kristallnadeln aus, die mit einer Pinzette aus der Mutterlauge entnommen und auf Filterpapier von anhaftender Lösung befreit wurden. Die beiden unbekannten Verbindungen wurden röntgenographisch und differenzthermoanalytisch untersucht. Danach entstand bei den Proben 1 - 11 die nach Angaben aus [111] erwartete Verbindung NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O. Für die Verbindung, die in den Proben 12 - 17 neben K2CO3 * 1,5 H2O entstand, wurde die Zusammensetzung NaK5[H(CO3)2]2 ermittelt. 156 Diese Verbindung wurde bisher im Temperaturbereich von 25 - 35 °C [106,111] nicht beobachtet. Sie entspricht wahrscheinlich dem in [135] beschriebenen, bei 50° C dargestellten „NaHCO3 * KHCO3 * 2 K2CO3 * H2O“; das hier in der Formeleinheit enthaltene Kristallwasser kann durch anhaftende Mutterlauge vorgetäuscht sein, die zu verfälschten Analysenergebnissen führt (vgl. [111]). Das Existenzgebiet dieser Verbindung ist im Diagramm zur Zusammensetzung der Bodenkörper (Abb. 7.1) zwischen denen von K2CO3 * 1,5 H2O und NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O einzuordnen. Kristallzucht und Charakterisierung der Substanzen sind in Kapitel 7.2 und 7.3 beschrieben. Die erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß die bisherigen Kenntnisse zum Phasendiagramm des Systems Na+/K+/CO32-/HCO3-/H2O unvollständig sind. Das im Rahmen dieser Arbeit gesammelte Datenmaterial genügt jedoch nicht zur Neubestimmung der Existenzbereiche von Bodenkörpern. Eine weitergehende Untersuchung dieses Systems, die auch die dazu notwendigen Analysen der erhaltenen Mutterlaugen umfaßt, bleibt späteren Arbeiten vorbehalten. 7.2 NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb 7.2.1 Kristallzucht und röntgenographische Charakterisierung Einkristalle von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O wurden aus einer wäßrigen Lösung gewonnen, die 3,27 Gew.-% NaHCO3 (1,29 mol-%), 3,93 Gew.-% Na2CO3 (1,23 mol-%) und 46,0 Gew.-% K2CO3 (11,1 mol-%) enthielt (vgl. Tabelle 7.1, Probe 4). Nach Abfiltrieren des entstandenen Niederschlags wurde die Mutterlauge über P4O10 unter N2-Atmosphäre eingeengt. Die Darstellung von NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O erfolgte mit einer entsprechenden molaren Zusammensetzung der Lösung. Hier wurde jedoch bisher kein reines Produkt erhalten. Beide Verbindungen fallen in Form von flachen, quaderförmigen Kristallen an. An der Luft verwittert NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O langsam. NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O zersetzt sich bei gleichen Bedingungen innerhalb weniger Stunden unter Zerfließen. Vierkreisdiffraktometermessungen erfolgten an ausgewählten, unter N2-Atmosphäre in Markröhrchen befestigten Kristallen, die Metrik wurde anhand von 25 ausgewählten Beugungswinkeln bestimmt. Mögliche Raumgruppen wurden über Präzessionsaufnahmen ermittelt. Aufgrund der beobachteten Auslöschungen waren Pna21 und Pnma möglich. Letztere erwies sich im Verlauf der Rechnung als zutreffend. Die Strukturlösung gelang über Patterson-Methoden (K/Rb) und Fouriersynthesen (Na,C,O). Nach Verfeinerung von Na, C, O und K bzw. Rb mit anisotropen Temperaturfaktoren konnten die H-Lagen einer Differenzfouriersynthese entnommen werden. Bezüglich weiterer Daten zu den röntgenographischen Messungen vgl. Tabelle 7.2, zu Lageparametern und Temperaturfaktoren vgl. Tabellen 7.3 und 7.4. 157 Guinieraufnahmen von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O ließen sich widerspruchsfrei mit den aus Einkristallmessungen gewonnenen Gitterkonstanten indizieren. Anhand von Pulverdaten verfeinerte Gitterkonstanten (a = 934,8(1) pm, b = 789,5(1) pm, c = 1142,7(1) pm) stehen in guter Übereinstimmung mit den am Einkristall ermittelten Parametern. Zu den erhaltenen Beugungswinkeln und -intensitäten vgl. Anhang. Tabelle 7.2 Angaben zur Strukturbestimmung an NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb. NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O Molmasse [g/mol] Kristallsystem Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] Zellvolumen [106 pm3] / Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ( MoKα ) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich der Datensammlung [°] Indexbereich Anzahl der gemessenen Reflexe unabhängige Reflexe davon verwendet (I>-1σ) Absorptionskorrektur min. Transmissionskoeff. Extinktionskoeffizient Verfeinerte Parameter Goodness-of-Fit mit F2 R-Werte [I > 2σ(I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O 258,25 orthorhombisch Pnma (Nr. 62) 934,07(13) 789,31(10) 1142,1(5) 842,0(4) / 4 2,037 1,189 520 1,0 x 1,5 x 2,0 2,5 - 27,5 0 ≤ h ≤ 15 -12 ≤ k ≤ 12 -18 ≤ l ≤ 0 1924 1033 (R int = 0,017) 989 84 1,077 R1 = 0,023, wR2 = 0,060 R1 = 0,038, wR2 = 0,066 350,99 orthorhombisch Pnma (Nr. 62) 948,24(11) 811,37(9) 1189,0(2) 914,8(2) / 4 2,548 10,757 664 1,0 x 1,5 x 2,5 2,5 - 27,5 -12 ≤ h ≤ 12 -10 ≤ k ≤ 10 0 ≤ l ≤ 15 4066 1125 (R int = 0,060) 1063 empirisch (Psi-Scan) 56,55 0,038(2) 85 1,048 R1 = 0,031, wR2 = 0,065 R1 = 0,062, wR2 = 0,077 0,374 / -0,367 0,877 / -0,863 158 Tabelle 7.3 x Atomkoordinaten und anisotrope (Na, K, Rb, C, O) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter [10-4 pm2] für NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O und NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O. y z U11 /Ueq U22 U33 U13 U23 U12 NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O Na K O1 O2 O3 C1 O4 O5 O6 C2 O7 H1 H2 H3 0,0398(1) 0,20152(4) 0,2563(2) 0,3009(2) 0,4811(2) 0,3390(2) 0,5240(2) 0,7585(2) 0,6752(2) 0,6554(2) 0,4723(2) 0,499(4) 0,413(2) 0,528(2) 0,25 0,51023(4) 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,0396(2) 0,25 0,095(3) 0,103(3) 0,33748(8) 0,11593(3) 0,4433(1) 0,2511(1) 0,3768(1) 0,3569(2) 0,5893(1) 0,5542(1) 0,7373(1) 0,6273(2) 0,8429(1) 0,458(4) 0,878(2) 0,810(2) 0,0265(5) 0,0296(2) 0,0173(8) 0,0237(8) 0,0161(8) 0,019(1) 0,0179(8) 0,0203(8) 0,0251(9) 0,020(1) 0,0350(7) 0,09(1) 0,038(6) 0,048(6) 0,0209(4) 0,0224(2) 0,0365(8) 0,0290(7) 0,047(1) 0,0159(8) 0,069(1) 0,0365(8) 0,0355(8) 0,0182(9) 0,0213(5) 0,0372(5) 0,0237(2) 0,0186(8) 0,0156(7) 0,0189(7) 0,020(1) 0,0217(8) 0,0198(8) 0,0154(7) 0,017(1) 0,0521(8) 0 0,0021(1) 0 0 0 0 0 0 0 0 0,014(6) -0,0102(4) -0,0041(1) 0,0016(6) -0,0040(6) -0,0006(6) -0,0018(8) -0,0047(7) 0,0006(6) -0,0030(6) -0,0035(8) 0,0163(7) 0 -0,0008(1) 0 0 0 0 0 0 0 0 0,0011(5) 0 0,0024(2) 0 0 0 0 0 0 0 0 0,001(1) -0,007(1) 0 -0,0041(2) -0,0006(2) 0,01(1) 0 -0,005(2) 0 -0,001(2) 0 -0,003(2) 0 -0,003(2) 0 -0,000(1) 0 -0,002(2) 0 -0,001(2) 0 0,012(2) 0,004(1) NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O Na Rb O1 O2 O3 C1 O4 O5 O6 C2 O7 H1 H2 H3 0,0604(2) 0,21948(4) 0,2625(4) 0,3216(4) 0,4885(4) 0,3509(5) 0,5157(4) 0,7483(4) 0,6490(4) 0,6407(6) 0,4539(4) 0,502(7) 0,405(4) 0,507(4) 0,25 0,51017(3) 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,0376(4) 0,25 0,075(5) 0,105(5) 0,3196(2) 0,10679(3) 0,4311(3) 0,2499(3) 0,3793(3) 0,3530(4) 0,5866(3) 0,5681(3) 0,7375(3) 0,6317(4) 0,8342(3) 0,486(6) 0,852(4) 0,785(4) 0,023(1) 0,0302(3) 0,015(2) 0,024(2) 0,017(2) 0,017(3) 0,017(2) 0,019(2) 0,024(2) 0,024(3) 0,031(2) 0,11(4) 0,02(1) 0,05(1) 0,0248(9) 0,0226(2) 0,039(2) 0,031(2) 0,043(2) 0,015(2) 0,063(3) 0,039(2) 0,037(2) 0,018(2) 0,02(1) 0,028(1) 0,0239(2) 0,016(2) 0,015(2) 0,020(2) 0,022(3) 0,019(2) 0,019(2) 0,015(2) 0,017(3) 0,047(2) 7.2.2 Diskussion der Kristallstrukturen Die Kristallstrukturen der isotypen Verbindungen NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb (s. Abb. 7.2 und 7.3) zeigen eine verzerrt hexagonal-primitive Anordnung der schweren Kationen. Zwischen den A-Schichten befinden sich Na, H2O sowie planare [H(CO3)2]3-- 159 Baueinheiten. Letztere zeigen - im Gegensatz zu bisher untersuchten Hydrogencarbonaten mit diesem Anion [13,14,51] - keine Inversionssymmetrie. Die C-O-Abstände (125,1(6) 134,6(3) pm) und O-C-O-Winkel (116,1(2) - 125,5(2)°) sind aber vergleichbar (Tabelle 7.4). Auslenkungen von C aus der durch O1-O3 bzw. O4-O6 aufgespannten Ebenen liegen symmetriebedingt nicht vor. Die Umgebung der CO3-"Hälften" unterscheiden sich voneinander (Abb. 7.3): O1, O2 und O3 haben Kontakte zu Na+; H2O bildet Wasserstoffbrückenbindungen zu O5 und O6 aus. Abb. 7.2 Projektion der Strukturen von NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K (a), Rb (b) entlang [010]. a O5 C2 Na O3 H1 H2 O7 O4 C1 O2 O6 H3 K O1 b c a O5 C2 Na O3 C1 O2 b O6 H1 H2 O4 O7 H3 O1 Rb c 160 Abb. 7.3 Umgebung des [H(CO3)2]3--Anions in NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O. iv H2 iv O7 x iv H3 vii K K H2 O7 O1 H3 xv K O6 ix Na xi K C2 H1 O3 O4 ix O7 H2 O2 K C1 ix H3 O5 xiv xiv H3 xiv O7 H2 iv K xii K xiii K Tabelle 7.3 xii Na Bindungslängen (pm) und -winkel (°) im [H(CO3)2]3--Anion in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb sowie zum Vergleich Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [40]. NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit CO3-Baugruppen d(C1-O1) d(C1-O2) d(C1-O3) d(C2-O6) d(C2-O5) d(C2-O4) _ d(C-O) ∠ (O1-C1-O2) ∠ (O1-C1-O3) ∠ (O2-C1-O3) ∠ (O6-C2-O5) ∠ (O5-C2-O4) ∠ (O6-C2-O4) H-Brückenbindung d (O3-O4) d (O3-H1) d (O4-H1) ∠ (O-H-O) A = Na A=K A = Rb 126,2(2) 128,0(2) 131,7(1) 125,3(3) 126,0(3) 134,6(3) 126,9(3) 127,4(3) 130,2(3) 128,6/128,2 125,1(6) 125,7(6) 134,2(6) 126,0(6) 127,0(7) 130,1(6) 128,3/127,7 123,9(1) 120,1(1) 116,1(1) 125,5(2) 118,4(2) 116,1(2) 122,6(2) 119,6(2) 117,8(2) 125,2(5) 118,5(5) 116,2(5) 122,9(5) 119,2(5) 117,9(5) 247,9(2) 80(3)/169(3)a) 246,1(2) 94(4) 152(4) 178(4) 247,8(5) 127(7) 121(7) 179(6) 128,6 180 a) Symmetrisches Double-Minimum-Potential [115] mit halbbesetzten H-Lagen. 161 K+ bzw. Rb+ sind annähernd trigonal-prismatisch von Sauerstoffatomen der Liganden umgeben (d(K-O): 273,2(1) - 291,0(1) pm; d(Rb-O): 286,0(3) - 304,6(2) pm), zwei zusätzliche Bindungen treten zu O7(H2O) (d(K-O7): 306,8(2), 309,1(2) pm; d(RbO7): 317,2(4) - 318,4(4) pm) auf (Tabellen 7.4-7.7). Eine Analyse der Wirkungsbereiche zeigt, daß ein zusätzliches, weiter entferntes Sauerstoffatom (d(K-O4): 353,1(1) pm, d(RbO4): 367,1(2) pm) zum Koordinationspolyeder beiträgt. Es resultiert eine 6+2+1-Koordination (Abb. 7.4). Die Na+ koordinierenden Sauerstoffe bilden ein verzerrtes trigonales Prisma (Abb. 7.5, d(Na-O): 228,9(1) - 263,1(2) pm (A = K), 233,0(4) - 261,2(4) pm (A = Rb)). Dabei befindet sich das Natriumatom jedoch nahezu auf einer Seitenfläche (Abstand von der Ebene der beteiligten Sauerstoffatome: 12,1(1) pm (A = K), 25,9(3) pm (A = Rb)). Ein weiter entferntes Sauerstoffatom (d(Na-O): 361,0(2) (A=K) bzw. 418,2(4) pm (A=Rb)) vervollständigt das Koordinationspolyeder. Abb. 7.4 Koordination von K bzw. Rb in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O. iii O5 O3 iii O6 O2 C1 H1 iii C2 iii O4 iii H1 O1 viii H2 iii C1 iii O3 viii O7 iii O1 vi O2 K (Rb) iii O2 viii H3 vi C1 vii vii O4 ii O6 O7 vi O1 vi O3 vi ii H3 vii C2 H1 ii H2 vii O5 vii O4 vi C2 vi O5 vi O6 Mit der Röntgenstrukturanalyse ist die genaue Lage von an O gebundenen Protonen nicht bestimmbar. Hier werden lediglich Maxima der Elektronendichte entlang der O-H-Bindung gefunden. Dennoch kann in einigen Fällen aus Röntgendaten eine Zuordnung der Wasserstoffbrückenbindung zu theoretisch ermittelten Potentialverläufen getroffen werden (vgl. [115]; s. a. [137] und dort zitierte Literatur). Bei NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O wurde d(O3O4) zu 246,1(2) pm bestimmt. Hier befindet sich ein auf H zurückzuführendes Restelektronendichtemaximum deutlich näher an O3 (vgl. Abb. 7.6). 162 Koordination von Na+ in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O. Abb. 7.5 K(Rb) K(Rb) iii H1 ii ii H3 H2 ii O7 iii K(Rb) O2 iii O3 C1 O3 iii O1 iii C1 H1 O1 iii O2 xv O5 K(Rb) iv xv C2 i O7 xv O4 K(Rb) K(Rb) Abb. 7.6 x v xi i i H2 H3 Elektronendichte- (a) und Differenzelektronendichteverteilung (b) in NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O, berechnet ohne H1. Schnitt durch das Anion bei y = 1/4. Höhenschichtlinien im Abstand von 2,5 (a) bzw. 0,1 (b) e-/106 pm3, Nullinie gestrichelt. Das auf H1 zurückgeführte Restelektronenmaximum ist deutlich aus der Mitte der O...O-Bindung herausgelenkt. a) b) 163 Tabelle 7.4 A=K Bindungslängen d (pm)a), Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Na+ in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O. d F φ Na-O7i Na-O7ii Na-O1 Na-O2iii Na-O3iii Na-O2 Na-H2i Na-H2ii 228,9(2) 228,9(2) 235,6(2) 245,0(2) 250,7(2) 263,1(2) 279(2) 279(2) 6,120 6,120 5,306 4,398 3,807 3,461 0,131 0,131 2,274 2,274 1,961 1,674 1,497 1,295 0,032 0,032 Na-A Na-Aiv Na-Aiii Na-Av Na-O5xv Na-H2xvi Na-H2xiv 359,2(1) 359,2(1) 380,6(1) 380,6(1) 361,0(2) 367(2) 367(2) 0,240 0,240 0,158 0,158 1,756 1,592 1,592 0,073 0,073 0,039 0,039 0,471 0,417 0,417 A = Rb Na-O7i Na-O7ii Na-O1 Na-O2iii Na-O3iii Na-O2 Na-H2i Na-H2ii Na-H3i Na-H3ii Na-A Na-Aiv Na-Aiii Na-Av Na-O5xv Na-H2xvi Na-H2xiv d 234,4(3) 234,4(3) 233,0(4) 241,0(4) 246,1(4) 261,2(4) 268(4) 268(4) 298(4) 298(4) 362,4(2) 362,4(2) 395,9(2) 395,9(2) 418,2(4) 441(4) 441(4) F φ 6,440 6,440 5,970 4,994 4,272 3,776 0,325 0,325 0,002 0,002 0,379 0,379 0,240 0,240 1,684 1,019 1,019 2,222 2,222 2,052 1,803 1,638 1,378 0,096 0,096 0,001 0,001 0,112 0,112 0,049 0,049 0,346 0,196 0,196 a) Atome, die nicht zur gewählten asymmetrischen Einheit gehören, sind indiziert. Die Indices entsprechen dabei folgenden Symmetrieoperationen: i) -x+1/2,-y,z-1/2; ii) -x+1/2,y+1/2,z-1/2; iii) x-1/2,y,-z+1/2; iv) x,-y+1/2,z; v) x-1/2,-y+1/2,-z+1/2; vi) -x+1/2,-y+1,z-1/2; vii) -x+1,-y+1,-z+1; viii) -x+1,y+1/2,-z+1; ix) x+1/2,-y+1/2,-z+3/2; x) -x+1/2,-y+1,z+1/2; xi) -x+1/2,y-1/2,z+1/2; xii) x+1/2,y,-z+1/2; xiii) x+1/2,-y+1/2,-z+1/2; xiv) x+1/2,y,-z+3/2; xv) -x+1,y-1/2,-z+1; xv) x-1,y,z; xvi) x-1/2,-y+1/2,-z+3/2; xvii) x,-y+1/2,z-1; xviii) x,-y+3/2,z. Damit liegt in NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O die bisher kürzeste beobachtete asymmetrische HBrückenbindung in der Substanzklasse der Hydrogencarbonate vor. Für A = Rb wurde (obwohl die H-Brückenbindung mit d(O3...O4) = 247,8(5) pm vergleichbar mit der bei A = K ist) ein entsprechendes Maximum innerhalb der Standardunsicherheiten in der Mitte zwischen O3 und O4 gefunden. Dieses Ergebnis deutet auf einen (pseudo-)symmetrischen Potentialverlauf in der H-Brücke hin. Zur weiteren Untersuchung sind Neutronenbeugungsexperimente an deuterierten Proben notwendig. Die Längen der H-Brückenbindungen von H2O entsprechen mit d(O...O) = 277,8(4) - 285,1(2) pm denen in anderen Alkalimetallcarbonat-Hydraten (vgl. [30-35,40] sowie Kapitel 5). Dabei werden die dimeren Anionen über O5 und O6 durch je zwei Wassermoleküle verbrückt. Dem entspricht eine [[H(CO3)2]3--(H2O)2]n Kette mit 21-Symmetrie entlang a. 164 Tabelle 7.5 Bindungslängen d (pm)a), Flächengrößen F (104 pm2) und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von K+ bzw. Rb+ in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O. A=K A-O2 A-O1vi A-H3viii A-O6viii A-O4vi A-O5v A-O3v A-H1v A-O7ii A-O7viii A-H3ii A-H1vi A-H2ii A-H2xviii A-C2v A-O4v A-C1vi A-Na A-Axviii A-Naxiii d 273,2(1) 276,1(1) 277(2) 277,8(1) 284,8(1) 287,7(1) 290,9(1) 292(3) 306,8(2) 309,1(2) 317(2) 322(3) 325(2) 346(2) 348,2(2) 353,1(1) 353,2(2) 359,2(1) 378,5(1) 380,6(1) F φ A = Rb 4,846 4,953 3,120 3,806 3,966 4,037 2,662 2,462 1,874 1,219 1,285 1,279 0,807 1,302 0,299 0,374 0,053 0,240 0,138 0,158 1,620 1,600 1,126 1,282 1,307 1,314 0,882 0,802 0,641 0,319 0,404 0,351 0,242 0,363 0,066 0,087 0,010 0,073 0,038 0,039 A-O2 A-O1vi A-H3viii A-O6viii A-O4vi A-O5v A-O3v A-H1v A-O7ii A-O7viii A-H3ii A-H1vi A-H2ii A-H2xviii A-C2v A-O4v A-C1vi A-Na A-Axviii A-Naxiii d 287,9(2) 286,0(3) 300(4) 296,1(3) 296,9(3) 297,6(3) 304,6(3) 315(5) 317,2(4) 318,3(4) 311(4) 320(5) 319(4) 357(4) 361,3(4) 367,1(3) 365,2(4) 362,4(2) 389,2(1) 395,9(2) F φ 5,085 5,719 2,465 3,874 3,551 4,741 3,136 2,104 0,951 2,712 2,026 1,477 1,449 1,863 0,230 0,188 0,040 0,379 0,319 0,240 1,558 1,653 0,799 1,181 1,112 1,389 0,975 0,619 0,306 0,675 0,653 0,402 0,448 0,463 0,046 0,038 0,007 0,112 0,082 0,049 a) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 7.4. Tabelle 7.6 Abstände d(Na-O) in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O (pm) sowie Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88], Bindungsvalenzen nach [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c). A=K d(Na-O) nECoN-Anteil sBrown O7i O7ii O1 O2iii O3iii O2 O5xv Σ 228,9(2) 228,9(2) 235,6(2) 245,0(2) 250,7(2) 263,1(2) 361,0(2) sE A=Rb d(Na-O) nECoN-Anteil sBrown O7i O7ii O1 O2iii O3iii O2 O5xv 234,4(3) 234,4(3) 233,0(4) 241,0(4) 246,1(4) 261,2(4) 418,2(4) 1,23 1,23 1,06 0,83 0,70 0,44 0,00 0,269 0,269 0,224 0,174 0,149 0,107 0,008 0,244 0,244 0,204 0,159 0,136 0,097 0,007 5,50 1,20 1,09 sE 1,12 1,12 1,16 0,96 0,83 0,50 0,00 0,232 0,232 0,240 0,194 0,169 0,112 0,002 0,208 0,208 0,216 0,174 0,152 0,101 0,001 5,69 1,18 1,06 a) Startradius für Na +: 102 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 180,3 c) roE = 176,1 bzw. 176,3 pm für A = K bzw. Rb. d) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 7.4. 165 Tabelle 7.7 Abstände d(A-O) in NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K bzw. Rb (pm) sowie Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88], Bindungsvalenzen nach [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c). d(K-O) nECoN-Anteil sBrown O2 O1vi O6viii O4vi O5v O3v O7ii O7viii O4v Σ 273,2(1) 276,1(1) 277,8(1) 284,8(1) 287,7(1) 290,9(1) 306,8(2) 309,1(2) 353,1(1) sE 1,26 1,20 1,17 1,02 0,96 0,89 0,59 0,54 0,08 0,198 0,183 0,174 0,144 0,133 0,122 0,080 0,075 0,023 0,173 0,160 0,152 0,126 0,117 0,107 0,070 0,065 0,020 7,70 1,13 0,99 d(Rb-O) nECoN-Anteil sBrown O2 O1vi O6viii O4vi O5v O3v O7ii O7viii O4v 287,9(2) 286,0(3) 296,1(3) 296,9(3) 297,6(3) 304,6(3) 317,2(4) 318,3(4) 367,1(3) sE 1,22 1,26 1,05 1,04 1,02 0,88 0,65 0,63 0,09 0,189 0,199 0,151 0,148 0,146 0,120 0,086 0,083 0,022 0,166 0,175 0,133 0,130 0,128 0,106 0,075 0,073 0,020 7,85 1,15 1,01 a) Startradius für K+ und Rb+: 151 und 161 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 213,2 (K+) und 226,3 pm (Rb+). c) roE = 208,2 (K) bzw. 221,6 pm (Rb) d) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 7.4. 7.2.3 Thermische Zersetzung von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O Das DTA/TG-Diagramm der thermischen Zersetzung von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O (Abb. 7.7, Tabelle 7.8) zeigt drei Abbaustufen. Während der ersten endothermen Reaktionsstufe zwischen 70 und 135 °C wird ein Massenverlust von 14 % verzeichnet. Zwischen 135 und 200 °C treten zwei weitere endotherme Signale auf. Bei 200 °C ist die Zersetzung mit einem Gesamtmassenverlust von 25 % abgeschlossen (Berechnet für die Zersetzung NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O → „1/2 Na2CO3 + K2CO3“ + 1/2 CO2 + 5/2 H2O: 26 %). Zersetzungsprodukt ist die oberhalb von 142 °C beständige, hexagonale Phase NaxK2-xCO3 mit x = 2/3 [138]. Die Zusammensetzung der Substanz nach der ersten Zersetzungsstufe konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Eine nach Abfangen des Produkts erstellte Pulveraufnahme weist neben dem Beugungsmuster der Verbindung NaKCO3 [139] weitere Reflexe auf, die nicht zugeordnet werden konnten. Aufgrund der niedrigen Zersetzungstemperatur kann hier ein inkongruentes Schmelzen der Substanz angenommen werden. Somit können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussagen über die weitere Zersetzungsreaktion getroffen werden. 166 Abb. 7.7 DTA/TG-Diagramm des thermischen Abbaus von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O. Tabelle 7.8 DTA/TG-Daten zur thermischen Zersetzung von NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O. Zersetzungsstufe 1 2 3 Tonset [°C] Tpeak [°C] 68,1 145,7 177,6 84,5 165,5 191,2 ∆M [%] 14,3 6,7 4,0 7.3 NaK5[H(CO3)2] 7.3.1 Röntgenographische Charakterisierung Kristalle von NaK5[H(CO3)2]2 konnten einer der in Abschnitt 7.1 beschriebenen Lösungen entnommen werden (vgl. Tabelle 7.1, Probe 11). Die Verbindung bildet nadelförmige, farblose Plättchen und ist in Kontakt mit Mutterlauge mehrere Wochen, unter Schutzgas einige Tage haltbar. An der Luft zersetzt sie sich unter Zerfließen. Die Bestimmung der Metrik und Sammlung von Intensitätsdaten erfolgten auf einem Vierkreisdiffraktometer, die Ermittlung der möglichen Raumgruppen über eine statistische Analyse der Auslöschungen. Möglich waren Cc und C2/c, von denen sich die 167 zentrosymmetrische im Verlauf der Strukturrechnung als zutreffend erwies. Die Strukturlösung gelang über direkte Methoden (K) und Fouriersynthesen (Na, C, O). Nach Verfeinerung mit anisotropen Temperaturfaktoren konnten H-Lagen einer Differenzfouriersynthese entnommen werden und mit isotropen Temperaturfaktoren in die Verfeinerung einbezogen werden. Eine unter Berücksichtigung der Wirkungsbereiche und jeweiligen Werte für nECoN [88] (vgl. Kapitel 3) durchgeführte Bestimmung der Valenzsummen für Na+ und K+ zeigte, daß für K+ ungewöhnlich hohe Werte (1,06 - 1,22) angenommen werden. Eine deshalb vermutete partielle Besetzung der K+-Lagen durch Na+ wurde in der Strukturverfeinerung durch Einführung von Mischpunktlagen berücksichtigt. Die Berechnung der Besetzungsparameter, die für die K-Lagen einen Na+-Anteil von 6,9(8), 6,0(7) und 5,8(7) % ergaben, bestätigte die Vermutung. Zu weiteren Angaben zur Kristallstrukturbestimmung sowie den erhaltenen Lageparametern und Temperaturfaktoren siehe Tabellen 7.9 und 7.10, zur Berechnung der Valenzsummen vgl. Tabellen 7.11 bis 7.14. Tabelle 7.9 Kristalldaten und Angaben zur Strukturverfeinerung für NaK5[H(CO3)2]2. Kristallsystem Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] β [°] Zellvolumen [106 pm3] / Z Dichte (ber.) [g/cm3] µ (MoKα) [mm-1] F(000) Kristallgröße [mm3] Θ-Bereich zur Datensammlung [°] Indexbereich Anzahl der gemessenen Reflexe Unabhängige Reflexe Absorptionskorrektur min. Transmissionskoeffizient Extinktionskoeffizient Daten / Parameter Goodness-of-Fit an F2 R-Werte [I>2σ (I)] R-Werte (alle Daten) Größte/kleinste Restelektronendichte [e/106 pm3] monoklin C2/c (Nr. 15) 1672,4(5) 560,1(6) 1388,6(5) 103,943(14) 1262(2) / 4 2,423 1,839 912 0,11 x 0,14 x 0,32 2,5 - 27,5 -23 ≤ h ≤ 23, 0 ≤ k ≤ 7, -19 ≤ l ≤ 19 3046 1459 (Rint = 0,0340) Psi-Scan 0,8712 0,00175(13) 1384 / 110 0,990 R1 = 0,0250, wR2 = 0,0457 R1 = 0,0615, wR2 = 0,0526 0,265 / -0,339 168 Tabelle 7.10 Atomkoordinaten und anisotrope (Na, K, Rb, C, O) bzw. isotrope (H) Auslenkungsparameter [10-4 pm2] für NaK5[H(CO3)2]2a). x K1 K2 K3 Na C1 O1 O2 O3 C2 O4 O5 O6 H 0 0,39303(3) 0,19952(3) 0 0,0785(1) 0,0611(1) 0,06269(9) 0,1138(1) 0,1810(1) 0,19438(9) 0,11338(8) 0,23515(9) 0,143(2) y z 0 0,02745(9) 0,0229(1) 0,0259(3) 0,5152(4) 0,3179(3) 0,7153(3) 0,5132(3) 0,9940(4) 0,8773(3) 0,9600(3) 1,1363(3) 0,670(8) U11 /Ueq 0 0,29271(3) 0,39136(3) 0,25 0,4176(1) 0,3735(1) 0,3727(1) 0,5123(1) 0,6560(1) 0,5779(1) 0,6803(1) 0,6995(1) 0,535(3) 0,0243(4) 0,0203(3) 0,0191(3) 0,0178(6) 0,0145(8) 0,027(1) 0,023(1) 0,044(1) 0,0166(9) 0,0290(9) 0,0151(8) 0,0196(8) 0,13(2) U22 U33 0,0331(5) 0,0150(3) 0,0249(4) 0,0210(7) 0,017(1) 0,0134(8) 0,0146(8) 0,025(1) 0,011(1) 0,028(1) 0,0221(9) 0,0174(9) 0,0135(3) 0,0183(3) 0,0227(3) 0,0212(6) 0,0156(9) 0,026(1) 0,0180(9) 0,0154(7) 0,0146(9) 0,0180(8) 0,0227(7) 0,0297(9) U13 -0,0004(4) 0,0006(2) 0,0070(3) 0 0,001(1) -0,0040(7) 0,0019(6) -0,0004(8) 0,0028(9) -0,0044(7) 0,0009(7) -0,0020(7) U23 U12 0,0048(3) 0,0072(2) 0,0067(2) 0,0085(5) 0,0063(7) 0,0078(8) 0,0060(7) 0,0000(7) 0,0023(7) 0,0117(7) 0,0076(6) 0,0024(7) -0,0097(4) 0,0001(2) 0,0012(3) 0 -0,0002(9) -0,0025(7) 0,0037(7) -0,0058(9) 0,001(1) 0,0003(8) -0,0001(7) -0,0054(7) a) Lagen von K1, K2 und K3 sind zu 6,9(8), 6,0(7) und 5,8(7) % mit Na+ besetzt. Tabelle 7.11 Bindungslängen d [pm]a), Flächengrößen F [104 pm2] und Raumwinkel φ im Wirkungsbereich von Na+ in NaK5[H(CO3)2]2. d Na-O5i Na-O5x Na-O1 Na-O1iv Na-O2ii Na-O2ix Na-K3 232,9(2) 232,9(2) 241,2(2) 241,2(2) 248,5(2) 248,5(2) 344,0(1) F φ 5,211 5,211 4,957 4,957 4,888 4,888 0,383 2,065 2,065 1,925 1,925 1,847 1,847 0,125 d Na-K3iv Na-K2xi Na-K2vi Na-K2xv Na-K2xiv Na-K1 Na-K1iv 344,0(1) 344,4(3) 344,4(3) 345,7(3) 345,7(3) 347,5(1) 347,5(1) F φ 0,383 0,457 0,457 0,332 0,332 0,207 0,207 0,125 0,147 0,147 0,107 0,107 0,067 0,067 a) Symmetrietransformationen für die äquivalenten Atome: i) x,-y+1,z-1/2; ii) -x,y-1,-z+1/2; iii) x,-y,z-1/2; iv) -x,y,-z+1/2; v) -x+1/2,-y+1/2,-z+1; vi) -x+1/2,y-1/2,-z+1/2; vii) -x+1/2,-y+3/2,-z+1; viii) x+1/2,y-1/2,z; ix) x,y-1,z; x) -x,-y+1,-z+1; xi) x-1/2,y-1/2,z; xii) x+1/2,y+1/2,z; xiii) -x,-y,-z; xiv) -x+1/2,y+1/2,-z+1/2; xv) x-1/2,y+1/2,z; xvi) -x,y+1,-z+1/2; xvii) x,y+1,z; xviii) x,-y+1,z+1/2; xix) -x+1/2,-y+1/2,z-1/2; xx) -x+1,y,-z+1/2. 169 Tabelle 7.12 Bindungslängen d [pm]a), Flächengrößen F [104 pm2] und Raumwinkel φ in den Wirkungsbereichen von K+ in NaK5[H(CO3)2]2. d F φ d F φ K1-O5ii K1-O5i K1-O2ii K1-O2i K1-O1iv K1-O1iii K1-Hii K1-Hi K1-O4ii K1-O4i K1-C2ii K1-C2i K1-O3ii 276,2(2) 276,2(2) 276,8(2) 276,8(2) 285,7(2) 285,7(2) 297(4) 297(4) 324,3(2) 324,3(2) 327,0(2) 327,0(2) 330,5(3) 3,961 3,961 4,083 4,083 4,313 4,313 2,098 2,098 1,262 1,262 0,385 0,385 0,581 1,379 1,379 1,392 1,392 1,400 1,400 0,751 0,751 0,364 0,364 0,102 0,102 0,155 K1-O3i K1-C1ii K1-C1i K1-O3iv K1-O3iii K1-Na K1-Naxiii K1-C1iv K1-C1iii K1-K3iv K1-K3iii K1-K2vi K1-K2xix 330,5(3) 333,6(3) 333,6(3) 342,8(3) 342,8(3) 347,5(1) 347,5(1) 347,6(3) 347,6(3) 398,1(1) 398,1(1) 400,1(2) 400,1(2) 0,581 0,213 0,213 2,105 2,105 0,207 0,207 0,046 0,046 0,047 0,047 0,114 0,114 0,155 0,053 0,053 0,569 0,569 0,067 0,067 0,011 0,011 0,012 0,012 0,028 0,028 K2-O3v K2-O5v K2-O2vi K2-O6i K2-Hvi K2-O1vi K2-O6vii K2-O5vii K2-O2viii K2-O1viii K2-C1vi K2-C2vii 274,7(2) 276,1(3) 278,4(2) 280,1(2) 283(4) 285,5(2) 287,5(2) 290,0(3) 297,9(2) 300,2(2) 307,2(2) 310,6(3) 3,769 3,669 3,956 4,821 2,113 3,340 3,360 3,259 3,124 2,778 0,615 0,477 1,244 1,319 1,324 1,550 0,732 1,133 1,128 1,089 1,016 0,920 0,172 0,154 K2-C1viii K2-C2v K2-O4v K2-Naxii K2-Naviii K2-K3 K2-K3xiv K2-K3vi K2-O4i K2-K1xiv K2-K2xx 316,8(2) 331,6(3) 343,0(2) 344,4(3) 345,7(3) 380,7(1) 383,7(2) 387,5(2) 393,0(2) 400,1(2) 403,1(1) 0,642 0,133 0,073 0,457 0,332 0,183 0,490 0,037 0,225 0,114 0,025 0,205 0,040 0,021 0,147 0,107 0,050 0,123 0,010 0,050 0,028 0,006 K3-O6vii K3-O4ix K3-O1 K3-Hv K3-O4v K3-O2ix K3-O5i K3-O6i K3-O3v K3-Hix 266,5(2) 273,6(2) 280,7(2) 282(4) 282,6(3) 282,6(2) 294,0(2) 300,2(2) 309,4(2) 312(4) 5,533 5,215 4,911 2,526 3,499 4,291 2,967 2,920 2,087 0,929 1,807 1,635 1,575 0,909 1,143 1,406 1,014 0,953 0,554 0,308 K3-C2i K3-Na K3-C1 K3-O3 K3-O4vii K3-K2 K3-K2vi K3-K2xiv K3-K1iv K3-K3v 321,0(2) 344,0(1) 349,2(3) 368,5(3) 377,6(4) 380,7(1) 383,7(2) 387,5(2) 398,1(1) 399,6(2) 0,143 0,383 0,259 1,290 0,802 0,183 0,490 0,037 0,047 1,543 0,051 0,125 0,056 0,306 0,178 0,050 0,123 0,010 0,012 0,353 a) Zu den Symmetrietransformationen vgl. Tabelle 7.11. 170 Tabelle 7.13 Abstände d(Na-O) in NaK5[H(CO3)2]2 [pm] sowie Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88], Bindungsvalenzen nach [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c) bzw. Verzerrungsparameter ξ (sξ)d), für den sich der Wert 1,0008 ergibt. d(Na-O)e) nECoN-Anteil sBrown O5i O5x O1 O1iv 232,9(2) 232,9(2) 241,2(2) 241,2(2) 1,18 1,18 0,97 0,97 0,241 0,241 0,193 0,193 sE sξ 0,214 0,214 0,171 0,171 0,203 0,203 0,162 0,162 d(Na-O) O2ii 248,5(2) O2ix 248,5(2) Σ sE n ECoN-Anteil sBrown sξ 0,79 0,79 0,158 0,158 0,141 0,141 0,133 0,133 5,86 1,18 1,05 1,00 a) Startradius für Na+: 102 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 180,3 pm. c) roE = 175,9 pm. d) roξ = 173,9 e) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 7.11. Tabelle 7.14 Abstände d(K-O) in NaK5[H(CO3)2]2 [pm] sowie Anteile zur effektiven Koordinationszahl nECoNa) [88], Bindungsvalenzen nach [53]b) (sBrown) und unter Berücksichtigung von nECoN (sE)c). d(K-O)d nECoN-Anteil sBrown sE d(K-O) nECoN-Anteil sBrown K1-O5ii K1-O5i K1-O2ii K1-O2i K1-O1iv K1-O1iii K1-O4ii 276,2(2) 276,2(2) 276,8(2) 276,8(2) 285,7(2) 285,7(2) 324,3(2) 1,26 1,26 1,25 1,25 1,06 1,06 0,36 0,182 0,182 0,179 0,179 0,141 0,141 0,050 0,163 0,163 0,160 0,160 0,126 0,126 0,044 K1-O4i K1-O3ii K1-O3i K1-O3iv K1-O3iii K2-O3v K2-O5v K2-O2vi K2-O6i K2-O1vi K2-O6vii K2-O5vii 274,7(2) 276,1(3) 278,4(2) 280,1(2) 285,5(2) 287,5(2) 290,0(3) 1,22 1,19 1,14 1,10 0,99 0,95 0,89 0,190 0,182 0,172 0,164 0,142 0,134 0,125 0,172 0,165 0,155 0,148 0,128 0,121 0,113 K2-O2viii K2-O1viii K2-O4v K2-O4i K3-O6vii K3-O4ix K3-O1 K3-O4v K3-O2ix K3-O5i 266,5(2) 273,6(2) 280,7(2) 282,6(3) 282,6(2) 294,0(2) 1,35 1,20 1,04 1,00 1,00 0,77 0,237 0,195 0,161 0,153 0,153 0,113 0,207 0,171 0,141 0,134 0,134 0,099 K3-O6i K3-O3v K3-O3 K3-O4vii 324,3(2) 330,5(3) 330,5(3) 342,8(3) 342,8(3) Σ 297,9(2) 300,2(2) 343,0(2) 393,0(2) Σ Σ 300,2(2) 309,4(2) 368,5(3) 377,6(4) sE 0,36 0,29 0,29 0,16 0,16 0,050 0,042 0,042 0,030 0,030 0,044 0,038 0,038 0,027 0,027 8,77 1,25 1,12 0,74 0,69 0,13 0,00 0,101 0,095 0,030 0,008 0,092 0,086 0,027 0,007 9,03 1,34 1,22 0,65 0,49 0,02 0,01 0,095 0,074 0,015 0,012 0,083 0,065 0,013 0,010 7,53 1,21 1,06 a) Startradius für K+: 151 pm, r(O2-): 140 pm. b) ro = 213,2 pm. c) roE = 209,0 (K1), 209,5 (K2) und 208,3 pm (K3). d) Zu den Symmetrieoperatoren vgl. Tabelle 7.11. 171 7.3.2 Diskussion der Kristallstruktur In der Kristallstruktur von NaK5[H(CO3)2]2 (Abb. 7.8, 7.9) liegen dimere [H(CO3)2]3-Anionen vor, in der die Ebenen der CO3-Baugruppen einen Winkel von 80,3(1)° einschließen (C1-O3-O4-C2-Diederwinkel: 127,4(2)°). Eine derartige Anordnung ist bisher bei keiner anderen Verbindung mit diesem Anion beobachtet worden; dort liegen die O-Atome des Anions näherungsweise (wie in z.B. Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [40]) bzw. exakt (wie in z.B. NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O, vgl. Abschnitt 7.2) in einer Ebene. C-O-Bindungslängen (124,8(2) 133,4(3) pm) und O-C-O-Bindungswinkel (117,7(2) - 123,7(2)°, vgl. Tabelle 7.15) sind mit denen in anderen Verbindungen mit [H(CO3)2]3--Anionen vergleichbar (s. Tabelle 7.3). Zwischen den CO3-Baugruppen wird eine kurze Wasserstoffbrückenbindung ausgebildet (d(O3...O4): 249,3(3) pm), der nach den Ergebnissen der Röntgenstrukturanalyse ein asymmetrischer Potentialverlauf zukommt (d(O3-H): 102(4) pm, d(H...O4): 148(4) pm; ∠(O3H-O4): 171(4)°). Abb. 7.8 Projektion der Struktur von NaK5[H(CO3)2]2 entlang [010]. c O6 C1 O4 O5 H1 O3 a K2 K3 C1 O2 O1 Na K1 b 172 Abb. 7.9 Umgebung des [H(CO3)2]2--Anions in NaK5[H(CO3)2]2. x Na ii K1 xv K2 vii iv K1 K2 xvii Na O2 Na O1 K2 v xviii K3 O5 O3 H C2 C1 O6 O4 xiv K2 xvii vii K3 K3 K3 xviii K2 v K3 Tabelle 7.15 Bindungslängen (pm) und -winkel (°) im [H(CO3)2]3--Anion in NaK5[H(CO3)2]2. d(C1-O1) d(C1-O2) d(C1-O3) _ d(C-O) 126,3(3) 127,9(3) 130,4(2) ∠ (O1-C1-O2) ∠ (O1-C1-O3) ∠ (O2-C1-O3) 122,2(2) 118,5(2) 119,3(2) ∠ (O6-C2-O5) ∠ (O6-C2-O4) ∠ (O5-C2-O4) 123,7(2) 117,7(2) 118,6(2) ∠ (C1-O3-H1) ∠ (C2-O4-H1) ∠ (O3-H-O4) 112(2) 121(1) 171(4) 128,2 d(C2-O6) d(C2-O5) d(C2-O4) _ d(C-O) 124,8(3) 127,0(2) 133,0(2) 128,3 d(O3-H1) d(O4-H1) d(O3-O4) 102(4) 148(4) 249,3(3) Der Aufbau der Struktur von NaK5[H(CO3)2]2 erfolgt entsprechend den Regeln zum Strukturaufbau von Alkalimetallhydrogencarbonaten (vgl. Kapitel 6): Kalium-Ionen (K-Lagen zu etwa 6 % mit Na+ besetzt) bilden ein leicht verzerrtes kubisch-primitives Gitter. Das K+Gerüst ist so orientiert, daß eine Flächendiagonale der kubischen Lücken entlang (010) verläuft. In den kubischen Lücken befinden sich die CO3-Gruppen des Anions und Na+ (vgl. Abb. 6.13b und Abb. 7.16). 173 Abb. 7.16 Ausschnitt der Struktur von NaK5[H(CO3)2]2: Perspektivische Darstellung einer K+-Würfelschicht. Zur Bezeichnung der Atome vgl. Abb. 7.14. Na+ (Tabellen 7.11 und 7.13, Abb. 7.17) wird verzerrt oktaedrisch durch sechs Sauerstoffatome von sechs Anionen koordiniert. Die Na-O-Abstände (d(Na-O): 232,9(2) 248,4(2) pm) liegen mit einer Bindungsvalenzsumme von WE = 1,05 bzw. Wξ = 1,00 im erwarteten Bereich. K1, K2 und K3 bilden mit Sauerstoffatomen voneinander verschiedene, unregelmäßige Koordinationspolyeder (Tabellen 7.12 und 7.14, Abb. 7.17). Für K1 treten sechs kurze K1-O-Abstände auf (d(K1-O): 276,1(2) - 285,7(2) pm); eine Analyse des Wirkungsbereichs ergibt, daß sechs weitere Sauerstoffatome (d(K1-O): 324,3(2) - 342,8(3) pm) zum Koordinationspolyeder beitragen. Es ergibt sich eine 6+6-Koordination. K2 hat neun kurze (d(K2-O): 274,7(2) - 300,2(2) pm) sowie zwei lange Kontakte (d(K2-O): 343,0(2) und 393,0(2) pm) zu Sauerstoffatomen (CN 9+1+1), K3 acht kurze (d(K3-O): 266,5(2) - 309,4(2) pm) und zwei lange (d(K3-O): 368,5(3) und 377,6(4) pm). Bei Berücksichtigung der Besetzungsparameter erhält man für den untersuchten Kristall die Zusammensetzung Na(K1-xNax)5[H(CO3)2]2 mit x = 0,06(1). Für diese Verbindung muß somit eine Phasenbreite angenommen werden. Der maximale Grad der Substitution von K+ durch Na+ ist noch unbekannt. Diesbezügliche Untersuchungen wurden im Rahmen dieser Arbeit 174 nicht durchgeführt, sind aber im Hinblick auf die mögliche Synthese eines bisher unbekannten, wasserfreien Na3[H(CO3)2] (x=1) von Interesse. Koordinationssphären von Na, K1, K2 und K3 in NaK5[H(CO3)2]2. Abb. 7.17 x O4 i C1 i x O6 O1 x C2 i iv C1 O2 iv iv O5 O2 K1 iv H H O1 O2 ii O2 ii ii O3 C1 ii Na O1 i iii O1 iv iv ix O3 ix O3 H ix ixC1 ii iii O3 iv ix O3 H i iv O2 C1 O3 O1 O1 iv H C1 iii ii O5 O1 O2 O6 ii ii O4 i i O6 ix v v O5 i O4 v v O2 H O6 O3 v i i O3 K2 O2 C2 v viii vii O1 O6 vi vii vi O2 viii C2 O2 vii O1 v vii H vii K3 i viii ix H O6 O5 H O4 O3 O3 viii C1 vi C1 C1 O2 ix v viii O3 vi vii O1 vi O1 H C1 ix O5 v vii O5 v C2 ix C2 v C1 vii O4 v O4 O1 O6 v O1 H C2 i ii O3 v O6 O5 ii C1 ii H C2 ii i O2 ii ii C2 iii H iii C1 O5 O4 i O6 i x O2 i O4 i H C2 O5 iv i O3 i O4 O4 i C2 v v O4 C2 ix ix O5 i O6 ix O3 v O2 v O6 C1 ix O1 O5 7.3.3 Thermische Zersetzung von NaK5[H(CO3)2]2 Das DTA/TG-Diagramm der thermischen Zersetzung von NaK5[H(CO3)2]2 (Abb. 7.18) zeigt zwei ineinander übergehende endotherme Zersetzungsreaktionen, von denen die erste bei 192 °C einsetzt (Tpeak: 205 °C). Das Signal der zweiten Reaktion wird als Schulter des ersten Peaks registriert, Tonset und Tpeak sind nicht bestimmbar. Bei 280 °C ist die Zersetzung mit einem Massenverlust von 13,2 Gew.-% abgeschlossen (Berechnet für die Reaktion NaK5[H(CO3)2]2 → „1/2 Na2CO3 + 5/2 K2CO3“ + CO2 + H2O: 13,5 Gew.-%). Während der Zersetzung ist in der TG-Kurve bei 210 °C ein Knick erkennbar. 175 Das Auftreten von zwei DTA-Signalen deutet auf die Bildung einer Zwischenstufe hin. Jedoch lassen sich aufgrund des Verschmelzens der Signale weder Zersetzungstemperatur der Zwischenstufe noch ihre Masse bestimmen. Zur weiteren Klärung der Zersetzungsreaktion sind zusätzliche Untersuchungen notwendig. Abb. 7.18 DTA/TG-Diagramm der thermischen Zersetzung von NaK5[H(CO3)2]2 7.4 Anwendbarkeit der Regeln zum Strukturaufbau bei gemischten Alkalimetallhydrogencarbonaten Die in Abschnitt 6.4 aufgestellten Strukturaufbauregeln für Alkalimetallverbindungen des Typs An+1[Hn-1(CO3)n] * x H2O erlauben für wasserfreie Alkalimetallhydrogen-bis-carbonate A3[H(CO3)2] zwei unterschiedlich aufgebaute Strukturen (vgl. Abb. 6.13); eine davon wird in NaK5[H(CO3)2]2 unter Ausbildung eines Strukturelements realisiert, in dem Na+ sich in einer kubischen Lücke des K+-Gerüstes befindet. Für kristallwasserhaltige Verbindungen A3[H(CO3)2] * x H2O existiert nur eine Möglichkeit der Kombination von Strukturelementen. Um eine Struktur mit diesen Strukturelementen realisieren zu können, müssen alle A+ ein zumindest in Strukturausschnitten kubisch primitives Gitter aufbauen, in dessen Lücken Anionen und Kristallwasser angeordnet sind. Diese Möglichkeit wird in der Struktur von Na3[H(CO3)2] * 2 H2O [40] realisiert. Die dazu formelanalogen Verbindungen NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O und NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O kristallisieren jedoch in einer 176 Struktur, die nicht durch die Strukturaufbauregeln beschrieben werden kann: CO3-Baugruppen werden nicht von acht, sondern nur sechs Alkalimetallionen umgeben, Na+ und H2O befinden sich in trigonal-prismatischen Lücken eines hexagonal-primitiven Gerüsts aus Kaliumanionen (vgl. Abschnitt 7.2). Na+ nimmt offensichtlich nicht an der Ausbildung eines primitiven Alkalimetallionengitters teil, stattdessen ordnet es sich in einer Lücke des K+- bzw. Rb+Gitters an. Weil auch Kristallwassermoleküle in Lücken des Gitters angeordnet werden müssen, bietet eine kubisch-primitive Gitteranordnung nicht mehr genügend Lücken, in denen neben Na+ und Kristallwasser auch die CO3-Gruppen des Anions eingebaut werden können entsprechend wird die Ausbildung eines hexagonal-primitiven Alkalimetallionengerüsts verständlich, in der die doppelte Anzahl an Lücken im Gerüst vorhanden ist. Aus den Strukturen von NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb und NaK5[H(CO3)2]2 können somit Bedingungen beschrieben werden, über die der Gültigkeitsbereich der Strukturaufbauregeln für Alkalimetallverbindungen des Typs An+1[Hn-1(CO3)n] * x H2O festgelegt werden kann: sind unterschiedliche Alkalimetallionen am Aufbau der Verbindung beteiligt, strebt das leichtere Alkalimetallion eine Anordnung in einer Lücke des Gitters an, welches durch die schwereren Alkalimetallionen gebildet wird. In Anwesenheit von Kristallwasser, das eine analoge Anordnung erfordert, kann somit keine nach den Strukturaufbauregeln mögliche Struktur eingenommen werden. 177 8 Zusammenfassung Folgende Alkalimetallcarbonate, -hydrogencarbonate und -monomethylcarbonate wurden dargestellt und strukturell untersucht: β [°] Raumgruppe a [pm] b [pm] c [pm] NaHCO3a) P21/c (Nr. 14) 347,54(5) 967,17(6) 804,37(13) 112,133(6) NaDCO3 P21/c (Nr. 14) 347,44(10) 966,88(13) 806,4(2) 112,040(10) Rb4[H2(CO3)3] * H2O Pnma (Nr. 62) 1218,0(1) 1572,3(6) 615,9(1) K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O Pbam (Nr. 55) 1161,8(1) 597,0(1) 383,85(3) RbHCO3a) C2/m (Nr. 12) 1473,5(3) 582,02(8) 403,67(9) 104,408(10) Rb0,79K0,21HCO3 C2/m (Nr. 12) 1498,1(4) 578,54(9) 394,64(10) 104,584(12) Rb0,33K0,67HCO3 C2/m (Nr. 12) 1514,3(8) 569,21(10) 380,2(2) 104,79(2) Rb2CO3 * 1,5 H2O C2/c (Nr. 15) 1237,7(2) 1385,94(7) 747,7(4) 120,133(8) Cs2CO3 * 3 H2O P2/c (Nr. 13) 654,5(2) 679,06(6) 886,4(2) 90,708(14) Cs2CO3a) P21/c (Nr. 14) 609,30(9) 1023,42(9) 810,60(14) 95,787(7) LiCH3CO3 P21/c (Nr. 14) NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O Pnma (Nr. 62) 934,07(13) 789,31(10) 1142,1(5) NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O Pnma (Nr. 62) 948,24(11) 811,37(9) 1189,0(2) NaK5[H(CO3)2]2 C2/c (Nr. 15) 560,1(6) 1388,6(5) 1041,3(3) 1672,4(5) 648,91(9) 1002,1(3) 91,388(14) 103,943(14) a) Neubestimmung Die Struktur von NaHCO3 wurde neu, die von NaDCO3 erstmals bestimmt. Die Deuterierung führt zu einer Verlängerung der Wasserstoffbrückenbindung von 258,8(1) pm auf 260,4(2) pm. Strukturelle Analogien zum anti-NiAs- und NH4CdCl3-Typ lassen sich aufzeigen. Neutronenbeugungsuntersuchungen an NaDCO3 bei 293, 10 und 15 K belegen die Ausbildung einer Wasserstoffbrückenbindung mit asymmetrischem single-minimum-Potentialverlauf. Die Verbindungen Rb4[H2(CO3)3] * H2O und K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O kristallisieren strukturverwandt. Hier gelang der erstmalige Nachweis eines oligomeren HydrogencarbonatIons der Zusammensetzung [H2(CO3)3]4-. In der Kaliumverbindung sind Anionen und Kristallwassermoleküle im Sinne einer order-disorder-Struktur fehlgeordnet. Durch die Neubestimmung der Struktur von RbHCO3 konnten frühere Angaben zu Raumgruppe und Lageparametern korrigiert werden. In dieser Verbindung liegen zyklische, dimere [H2(CO3)2]2--Anionen vor; die Struktur ist verwandt mit der von KHCO3, jedoch nicht isotyp. In Mischkristallen der Zusammensetzung RbxK1-xHCO3 zeigt eine Analyse der 178 Wirkungsbereiche des Kations einen fließenden Übergang zwischen den Strukturen von RbHCO3 und KHCO3. Mit der Strukturaufklärung von Rb2CO3 * 1,5 H2O und Cs2CO3 * 3 H2O sind nun die Strukturen aller bei Raumtemperatur kristallisierenden Alkalimetallcarbonat-Hydrate bekannt. Rb2CO3 * 1,5 H2O kristallisiert isotyp zu K2CO3 * 1,5 H2O. In Cs2CO3 * 3 H2O liegen 2 2∞{[(CO3 )(H2O)](H2O)2}-Schichten vor. Cs2CO3 läßt sich durch Schmelzen von Cs2CO3 * 3 H2O bei 120 °C in kristalliner Form darstellen und kristallisiert isotyp zu K2CO3. Die Ergebnisse der Kristallstrukturbestimmung bestätigen frühere, bislang unveröffentlichte Daten. In LiCH3CO3 wird eine Struktur ausgebildet, in der Schichten aus Li+ und CO3-Baugruppen des Anions über van-der-Waals-Wechselwirklungen zwischen Methylgruppen verknüpft sind. Aus den erhaltenen Daten läßt sich in Analogie zu Strukturbeziehunen zwischen KHCO3 und KCH3CO3 ein Strukturmodell für das bisher als Festkörper nicht bekannte LiHCO3 ableiten. In den isotypen Verbindungen NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O und NaRb2[H(CO3)2] * 2 H2O sowie in NaK5[H(CO3)2]2 liegen dimere, nicht inversionssymmetrische [H(CO3)2]3--Anionen vor. In der Struktur von NaK5[H(CO3)2]2 sind die am Aufbau des Anions beteiligten CO3Baugruppen stark gegeneinander verdreht. Eine derartige Abweichung von der Planarität wurde an oligomeren Hydrogencarbonat-Ionen noch nie beobachtet. Durch den Nachweis der Existenz eines Bis-hydrogen-tris-carbonat-Anions wird eine homologe Reihe der oligomeren Hydrogencarbonat-Ionen mit der allgemeinen Form [H(n-1)(CO3)n](n+1)- bestätigt. Mit n = 1 umfaßt diese homologe Reihe auch Verbindungen mit CO32--Ionen, mit n → ∞ die 1∞[HCO3]--Kette aus NaHCO3. Alkalimetallhydrogencarbonate mit zyklischen dimeren [H2(CO3)2]2--Anionen lassen sich nicht in diese Reihe einordnen; für diese Verbindungen kann jedoch eine weitere homologe Reihe der Form [Hn(CO3)n]npostuliert werden. Die Strukturen der dargestellten Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate können aufgrund spezifischer Strukturmerkmale unterschieden werden. Die zahlenmäßig größte Gruppe bilden dabei Verbindungen mit Anionen der homologen Reihe [H(n-1)(CO3)n](n+1)-. Enthält eine zugehörige Struktur kein oder nur wenig Kristallwasser, gehorcht der Strukturaufbau einfachen Regeln: • CO32--Anionen bzw. CO3-Baugruppen der Hydrogencarbonat-Ionen befinden sich in (verzerrt) kubischen Lücken eines primitiven Alkalimetallionengitters. • Zum Ladungsausgleich notwendige Strukturelemente werden durch Ausfüllen weiterer kubischer Lücken mit Kristallwassermolekülen oder weiteren Alkalimetallionen gebildet; ein Ladungsausgleich kann jedoch auch durch Bildung unbesetzter Lücken erfolgen. • Jedes am Aufbau des primitiven Gerüsts beteiligte Alkalimetallion ist am Aufbau von acht Strukturelementen beteiligt. 179 Für die Mehrzahl der untersuchten Verbindungen ergibt sich so eine Struktur, die als Besetzungsvariante des CsCl-Typs aufgefaßt werden kann. Die Randbedingungen, die für die Erfüllbarkeit dieser Regel eingehalten werden müssen, wurden untersucht. Strukturen von Alkalimetallcarbonat-Hydraten lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. In wasserarmen Hydraten wie K2CO3 * 1,5 H2O und Cs2CO3 * 3 H2O werden Ketten der Form 1 2∞[(CO3 )(H2O)] gebildet, die bei Anwesenheit weiteren Kristallwassers zu Strängen oder Netzen verknüpft werden; in die sich aus der Anordnung dieser Strukturelemente ergebende CO32--H2O-Matrix werden Alkalimetallionen eingelagert. In den wasserreichen Alkalimetallcarbonat-Hydraten wie Na2CO3 * n H2O mit n = 7 und 10 wird eine Matrix aus verknüpften, oktaedrischen Na+-(H2O)6-Koordinationspolyedern ausgebildet, in die das Anion eingelagert wird. Eine weitere Gruppe bilden Strukturen von Alkalimetallcarbonaten mit zyklischen dimeren [H2(CO3)2]2--Anionen, die in Analogie zum anti-AlB2-Typ beschrieben werden können. Zur Diskussion von C-O-Bindungslängen und O-C-O-Winkeln in Carbonat- und Hydrogencarbonationen wurde auf der Basis von bekannten Strukturen der mittlere C-OAbstand neu bestimmt. Für CO32--Gruppen wurde der Wert 128,46(3) pm, für CO3-Gruppen aus Hydrogencarbonaten 128,56(8) pm erhalten. O-C-O-Bindungswinkel können in guter Näherung als eine lineare Funktion des gegenüberliegenden C-O-Abstands beschrieben werden. Für die Diskussion von Alkalimetall-Sauerstoff-Abständen in unregelmäßigen Koordinationspolyedern wurde die Bond-Valence-Methode gewählt. Diese Methode setzt die in Koordinationspolyedern auftretenden Bindungslängen in Relation zu Bindungsvalenzen, deren Summe dem Betrag der formalen Ladung des Zentralatoms entspricht. Bei ihrer bisherigen Verwendung werden für die hier behandelten Verbindungen schlechte Übereinstimmungen zwischen Valenzsumme und formaler Ladung erzielt. Bei einer statistischen Analyse von 3293 Alkalimetall-Sauerstoff-Koordinationspolyedern wurde als Ursache die zu geringe Berücksichtigung von Sauerstoff-Sauerstoff-Abständen festgestellt. Zur Verbesserung wurden in modifizierten Beziehungen zwischen Bindungslängen und -valenzen Einflüsse von effektiver Koordinationszahl und Koordinationspolyederverzerrung einbezogen. Neben der Verbesserung der Übereinstimmung zwischen Bindungsvalenzsummen und formaler Ladung werden durch die modifizierte Bond-ValenceMethode Voraussagen zu Alkalimetall-Sauerstoff-Abständen auch bei ungewöhnlich kleinen Koordinationszahlen möglich. 180 Literatur [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Springer Verlag, Berlin 1977. G. C. Dubbeldam und P. M. de Wolff, Acta Crystallogr. B25 (1969) 2665. T. Janssen und A. Janner, Adv. Phys. 36 (1985) 519. M. Meyer, W. Paciorek, K. Schenk und G. Chapuis, Aperiodic ‘94, Proc. Int. Conf. Aperiodic Cryst. 1994, 483. J. O. Thomas, R. Tellgren und I. Olovsson, Acta Crystallogr. B30 (1974) 1155. J. O. Thomas, R. Tellgren und I. Olovsson, Acta Crystallogr. B30 (1974) 2543. A. Novak, P. Saumagne und L. D. C. Bok, J. Chim. Phys. 60 (1963) 1385. K. Nakamoto, Y. H. Sarma und H. Ogoshi, J. Chem. Phys. 43 (1965) 1177. F. Filaux, Chem. Phys. 124 (1988) 425. M. Dahm, Diplomarbeit, Universität zu Köln 1996. A. Adam und M. Dahm, 27. GDCh-Hauptversammlung (1997). A. Bertoluzza, P. Monti, M. A. Morelli und M. A. Battaglia, J. Mol. Struct. 73 (1981) 19. C. S. Choi und A. D. Mighell, Acta Crystallogr. B38 (1982) 2874. N. G. Fernandez, R. Tellgren und I. Olovsson, Acta Crystallogr. B46 (1990) 466. S. Haussühl, Solid State Commun. 57 (1986) 643-647. S. Kashida und K. Yamamoto, J. Solid State Chem. 86 (1990) 180. H. Kerst, Diplomarbeit, Technische Universität Aachen 1996. H. Kerst, J. Glinnemann, Th. Hahn und G. Heger, Z. Kristallogr. Suppl. Issue 8 (1994) 711. H. Y. Brecht und R. Struikmans, Acta Crystallogr. B32 (1976) 3344. I. P. Swainson, M. T. Dove und M. J. Harris, J. Phys. Cond. Matter 7 (1995) 4395. Gmelins Handbuch der Anorganischen Chemie, 8. Aufl., Verlag Chemie, Berlin 1937. B. M. Gatehouse und D. J. Lloyd, J. Chem. Soc. Dalton Trans. 1973 70. J. A. Kaduk, Z. Kristallogr. 205 (1993) 319. J. Zemann, Acta Crystallogr. 10 (1957) 664. H. Effenberger und J. Zemann, Z. Kristallogr. 150 (1979) 133. W. H. Zachariasen, J. Chem. Phys. 1 (1933) 634. R. L. Sass und R. F. Scheuerman, Acta Crystallogr 15 (1962) 77. B. D. Sharma, Acta Crystallogr. 18 (1965) 818. W. van Aalst, J. den Hollander, W. J. A. M. Peterse und P. M. de Wolff, Acta Crystallogr. B32 (1976) 47. J. P. Harper, Z. Kristallogr. 95 (1936) 266. B. Dickens, F. A. Mauer und W. E. Brown, J. Res. Natl. Bur. Stand. 74A (1970) 319. 181 [32] [33] [34] [35] [36] [37] [38] [39] [40] [41] [42] [43] [44] [45] [46] [47] [48] [49] [50] [51] [52] [53] [54] [55] [56] [57] [58] [59] [60] [61] [62] [63] [64] [65] K. K. Wu und I. D. Brown, Acta Crystallogr. B31 (1975) 890. C. Betzel, W. Saenger und D. Loewus, Acta Crystallogr. B38 (1982) 2802. T. Taga, Acta Crystallogr. B25 (1969) 2656. M. Mehta, Diplomarbeit, Universität zu Köln 1997. C. J. Brown, H. S. Peiser und A. Turner-Jones, Acta Crystallogr. 2 (1949) 167. G. E. Bacon und N. A. Curry, Acta Crystallogr. 9 (1956) 82. R. Candlin, Acta Crystallogr. 9 (1956) 545. C. S. Choi und A. D. Mighell, Acta Crystallogr. B38 (1982) 2874. F. Pertlik, Mitt. Österr. Miner. Ges. 131 (1986) 7. I. Nitta, Y. Tomiie und C. H. Koo, Acta Crystallogr. 5 (1952) 292. I. Nitta, Y. Tomiie und C. H. Koo, Acta Crystallogr. 7 (1952) 140. B. Pedersen, Acta Crystallogr. B24 (1968) 478. F. D. Hunter und G. A. Jeffrey, J. Chem. Phys. 47 (1967) 3297. M. I. Kim, Daehan Hwahak Hwoejee 13 (1969) 131. A. V. Yatsenko, S. G. Zhukov, V. A. D’yakov und H. Schenk, Acta Crystallogr. C52 (1996) 1. C. Bois, G. Pappin und M. Philoche-Levisalles, Rev. Chim. Miner. 21 (1984) 152. V. Cirpus, Diplomarbeit, Universität zu Köln 1994. A. Adam und V. Cirpus, Z. anorg. allg. Chem. 622 (1996) 2023. M. Dräger und G. Gattow, Angew. Chem. 80 (1968) 954. A. Adam, Habilitationsschrift, Universität zu Köln 1994. F. C. Hawthorne, Acta Crystallogr. B50 (1994) 481. I. D. Brown und D. Altermatt, Acta Crystallogr. B41 (1985) 244. I. D. Brown, J. appl. Crystallogr. 29 (1996) 479. X. Wang und F. Liebau, Acta Crystallogr. B52 (1996) 7-15. Organikum, 15. Aufl., VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1976. JCPDS X-Ray Powder Data File, Am. Soc. f. Test. Mat., Philadelphia 3, PA. D. Johrendt, GUINIER: Ein Programm zur Korrektur von Guinier-Aufnahmen, Universität zu Köln (1990). R. Bach, LSUCR - Least Squares Unit Cell Refinement Including Indexing in Fortran77, Universität zu Köln (1978). K. Yvon, W. Jeitschko und E. Parthé, J. Appl. Crystallogr. 10 (1977) 73. R. Buschmann, NEUDAT - Programm zur Aufarbeitung von CAD4-Messdaten, Universität zu Köln (1990). MOLEN, Molecular Structure Solution Procedures, Delft Instruments (1990). W. Crump, Universität zu Köln (1994). G. Sheldrick, SHELXL 93, Programm zur Kristallstrukturbestimmung, Universität Göttingen (1993). G. Sheldrick, Acta Crystallogr. A46 (1990) 467. 182 [66] [67] [68] [69] [70] [71] [72] [73] [74] [75] [76] [77] [78] [79] [80] [81] [82] [83] [84] [85] [86] [87] [88] [89] [90] [91] [92] [93] [94] [95] [96] [97] [98] [99] International Tables for X-Ray Crystallography, Vol. C, Kynoch Press, Birmingham 1974. D. Schwarzenbach, S. C. Abrahams, E. Prince und A. C. J. Wilson, Acta Crystallogr. A51 (1995) 565. E. Keller, SCHAKAL 92, a Computer Program for the Graphic Representation of Molecular and Crystallographic Models, Universität Freiburg i. Br. (1992). E. Dowty, ATOMS, A Computer Programm for Displaying Atomic Structures, Kingsport (1989). S. R. Hall, H. D. Flack und J. M. Steward (Ed.), Xtal 3.2 Reference Manual, Universities of Western Australia, Geneva and Maryland (1992). J. Rodriguez-Carvajal, FULLPROF Version 3.2, Saclay (1997). H. M. Rietveld, J. Appl. Crystallogr. 2 (1969) 65. H. M. Rietveld, Acta Crystallogr. 22 (1967) 151. R. A. Young, The Rietveld Method, Oxford University Press, Oxford 1993. J. Wittrock, Dissertation, Universität zu Köln 1997. L. Pauling, J. Amer. Chem. Soc. 51 (1929) 1010. W. H. Baur, Trans. Amer. Crystallogr. Assoc. 6 (1970) 129. L. Pauling, J. Amer. Chem. Soc. 69 (1947) 542. A. Byström und K. A. Wilhelmi, Acta Chem. Scand. 5 (1951) 1003. G. Donnay und R. Allman, Amer. Min. 55 (1970) 1003. I. D. Brown und R. D. Shannon, Acta Crystallogr. A29 (1973) 266. I. D. Brown und K. K. Wu, Acta Crystallogr. B32 (1976) 1957. N. E. Breese und M O’Keeffe, Acta Crystallogr. B47 (1991) 192. I. D. Brown, Acta Crystallogr. B33 (1977) 1305. G. Bergerhoff, R. Hundt, R. Sievers und I. D. Brown, J. Chem. Inf. 23 (1983) 66. R. Hoppe, Angew. Chem. 82 (1970) 7. G. O. Brunner und D. Schwarzenbach, Z. Kristallogr. 133 (1971) 127. R. Hoppe, Z. Kristallogr. 150 (1979) 23. R. D. Shannon, Acta Crystallogr. A32 (1976) 751. P. G. L. Dirichlet, Crelles J. 40 (1850) 209. G. Voronoi, Crelles J. 133 (1907) 97. P. Niggli, Z. Kristallogr. 65 (1927) 391. F. C. Frank und J. S. Kasper, Acta Crystallogr. 11 (1958) 184. H. Alig und M. Trömel, Z. Kristallogr. 201 (1992) 213. W. Fischer, E. Koch und E. Hellner, N. Jb. Mineral. Monatsh. 1971 227. F. L. Carter, Acta Crystallogr. B34 (1978) 2962. M. O’Keeffe, Acta Crystallogr. A35 (1979) 772. A. L. Mackay, J. Microsc. 95 (1972) 217. R. J. Gillespie, Angew. Chem. 79 (1967) 885. 183 [100] [101] [102] [103] [104] [105] [106] [107] [108] [109] [110] [111] [112] [113] [114] [115] [116] [117] [118] [119] [120] [121] [122] [123] [124] [125] [126] [127] [128] [129] [130] [131] [132] C. Giaccovazzo (Ed.), IUCr Texts on Crystallography 2: Fundamentals of Crystallography, Oxford University Press: Oxford. V. Cirpus, D. Meiss und A. Adam, Findom97, Programm zur Berechnung von Koordinationspolyedereigenschaften, Universität zu Köln 1997 (unveröffentlicht). V. Cirpus, D. Meiss und A. Adam, Caldom97, Programm zur Analyse von Koordinationspolyedereigenschaften, Universität zu Köln 1997 (unveröffentlicht). H.-J. Bartsch, Taschenbuch mathematischer Formeln, 7.-11. Aufl., Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt 1988. J. Zemann, Fortschr. Miner. 59 (1981) 95. R. Wegscheider und J. Mehl, Monatsh. 49 (1928) 283. A. E. Hill, J. Am. Chem. Soc. 52 (1930) 3817. H. L. Silcock (Ed.), Solubilities of Inorganic Compounds, Vol. 3., Pergamon Press, Oxford, 1979. N. Miller und L. Case, J. Am. Chem. Soc. 57 (1935) 810. A. Skrabal, Monatsh. 38 (1917) 305. C. Faurholt, Zeitschr. f. physik. Chem. 126 (1927) 72, 85, 211, 227. A. E. Hill und S. B. Smith, J. Am. Chem. Soc. 51 (1929) 1626. H. Brasseur und L. Pauling, J. Am. Chem. Soc. 60 (1938) 2886. C. H. Mac Gillavry, H. Nijveld, S. Dierdorp und J. Karsten, Recl. Trav. Chim. Pays-Bas 58 (1939) 193. B. Engelen, Habilitationsschrift, Universität Siegen 1983. G. Hadzi, J. Mol. Struct. 100 (1983) 393. C. L. Berthollet, Mém. Phys. Chim. Soc. Arcueil 2 (1809) 472. R. Diament, C. R. l’Acad. Sci. C264 (1967) 504. W. Behrendt, G. Gattow und M. Dräger, Z. anorg. allg. Chem. 521 (1980) 135. K. Dornberger-Schiff, Lehrgang über OD-Strukturen, Akademie-Verlag, Berlin 1966. Th. Glinnemann, pers. Mitteilung. L. Carbonnel und F. Raffellini, C. R. l’Acad. Sci. C274 (1972) 282. C. Caranoni, R. Favier, L. Capella, C. R. l’Acad. Sci. 270 (1970) 1106. L. Carbonnel, C. R. l’Acad. Sci. 258 (1964) 2074. L. Carbonnel, A. Rollet, C. R. l’Acad. Sci. 256 (1963) 2178. A. Reisman, Anal. Chem. 32 (1960) 1566. I. M. Karateeva und I. N. Lepeshkov, Russ. J. Inorg. Chem. 15 (1970) 1751. H. Erhardt, R.Schweer und H. Seidel, Z. anorg. allg. Chem. 462 (1980) 185. M. Serafin, pers. Mitteilung. L. Lagarde, C. R. l’Acad. Sci. 216 (1943) 810. F. Beilstein, Liebigs Ann. Chem. 36 (1859) 121. W. Behrendt, Dissertation, Universität Mainz 1972. L. Pauling, J. Am. Chem. Soc. 51 (1929) 1010. 184 [133] [134] [135] [136] [137] [138] [139] R. T. Morrison und R. N. Boyd, Lehrbuch der Organischen Chemie, 3.Aufl., Verlag Chemie, Weinheim 1986. U. Henseler und M. Jansen, Z. anorg. allg. Chem. 619 (1993) 1203. G.. S. Sedel’nikov und A. A. Trofimovich, Zh. neorgan. Khim. 4 (1959) 1443. H. de Ropp und W. E. Burke in J. E. Teeple, The Industrial Development of Searles Lake Brines, The Chemical Calalog Co., New York 1929, S. 132. P. Gilli, V. Bertolasi, V. Ferretti und G. Gilli, J. Am. Chem. Soc. 116 (1994) 909. M. Christman und G. Papin, Rev. Chim. Miner. 16 (1979) 485. J. D. Hanawalt, H. W. Rinn und L. K. Frevel, Anal. Chem. 10 (1938) 457. Anhang Anhang: Pulverdaten Guinierdaten für Rb4[H2(CO3)3] * H2O (λ = 1,5406, Graphit-Monochromator, Si-Standard) H K L Dber. Dobs. Differenz 0 2 0 3 2 2 1 0 1 1 2 3 1 2 3 2 3 3 4 1 5 2 4 4 0 3 1 6 0 0 2 6 5 4 2 1 3 6 2 0 3 1 3 4 4 0 5 0 4 3 5 2 4 5 0 1 4 4 0 4 4 0 7 4 0 1 6 8 0 0 0 4 8 8 0 3 0 1 1 0 1 0 1 2 0 2 1 1 1 2 1 1 2 2 0 2 1 2 1 2 1 2 3 0 2 0 3 1 2 2 0 1 3 1 7,8616 4,3340 3,9924 3,9351 3,3400 3,3037 3,1980 3,0811 3,0450 2,9873 2,9116 2,8482 2,7300 2,5957 2,5684 2,5452 2,4554 2,4260 2,4089 2,3784 2,2676 2,2533 2,2436 2,1670 2,1103 2,0825 2,0256 2,0155 1,9962 1,9654 1,9466 1,9300 1,9122 1,8977 1,8706 1,8508 1,8333 1,8111 7,8548 4,3344 3,9911 3,9380 3,3390 3,3041 3,1988 3,0792 3,0458 2,9876 2,9130 2,8458 2,7307 2,5963 2,5682 2,5463 2,4557 2,4265 2,4089 2,3798 2,2669 2,2545 2,2442 2,1672 2,1127 2,0830 2,0252 2,0166 1,9963 1,9687 1,9469 1,9302 1,9114 1,8981 1,8737 1,8533 1,8335 1,8115 0,0068 0,0004 0,0013 0,0029 0,0010 0,0004 0,0008 0,0019 0,0008 0,0003 0,0014 0,0024 0,0007 0,0006 0,0002 0,0011 0,0003 0,0005 0,0000 0,0014 0,0007 0,0012 0,0006 0,0002 0,0024 0,0005 0,0004 0,0011 0,0001 0,0033 0,0003 0,0002 0,0008 0,0004 0,0031 0,0025 0,0002 0,0004 Iber. Iobs. 3,7 34,4 2,9 31,4 2,2 1,0 11,6 20,5 42,1 35,1 100,0 0,7 7,6 1,1 19,9 3,3 7,9 18,7 31,7 16,1 0,9 2,4 2,6 14,2 1,1 8,1 5,8 0,3 0,4 11,5 1,1 8,1 11,3 12,4 0,6 2,4 7,9 1,8 vw m vw m vw vw w w m m vs vw w vw w vw vw w m w vw vw vw w vw m m vw vw w vw w w w vw vw w vw Anhang Guinierdaten für Rb4[H2(CO3)3] * H2O (Fortsetzung) H K L Dber. Dobs. Differenz Iber. Iobs. 1 2 2 6 5 3 7 3 4 1 7 4 6 7 3 1 7 5 8 6 5 4 3 1 8 6 1 8 6 5 8 6 3 7 5 8 7 7 7 2 9 5 4 8 4 4 4 8 0 4 8 8 3 8 4 4 8 0 0 8 0 7 4 8 0 4 4 8 8 4 8 8 0 4 8 0 0 4 3 8 4 12 0 4 3 1 3 1 2 1 1 3 0 2 1 1 2 1 2 4 2 1 1 1 3 2 4 4 0 0 3 1 1 2 2 3 3 3 4 2 3 1 3 1 2 4 1,8006 1,7899 1,7444 1,7324 1,7195 1,7007 1,6762 1,6614 1,6518 1,6419 {1,5966 {1,5955 1,5576 1,5419 1,5344 1,5284 1,5164 1,4852 1,4796 1,4638 1,4588 1,4558 1,4406 1,4245 1,4211 1,4128 1,4105 1,3847 1,3771 1,3706 1,3666 1,3560 1,3406 1,3285 1,3025 1,2904 1,2878 1,2754 1,2586 1,2542 1,2402 1,2364 1,8014 1,7914 1,7461 1,7325 1,7200 1,7014 1,6762 1,6620 1,6531 1,6432 1,5966 1,5966 1,5570 1,5417 1,5354 1,5283 1,5163 1,4850 1,4787 1,4641 1,4585 1,4564 1,4404 1,4248 1,4212 1,4129 1,4116 1,3844 1,3777 1,3711 1,3660 1,3571 1,3409 1,3284 1,3021 1,2904 1,2875 1,2755 1,2586 1,2548 1,2396 1,2361 0,0008 0,0015 0,0017 0,0001 0,0005 0,0007 0,0000 0,0006 0,0013 0,0013 0,0000 0,0011 0,0006 0,0002 0,0010 0,0001 0,0001 0,0002 0,0009 0,0003 0,0003 0,0006 0,0002 0,0003 0,0001 0,0001 0,0011 0,0003 0,0006 0,0005 0,0006 0,0011 0,0003 0,0001 0,0004 0,0000 0,0003 0,0001 0,0000 0,0006 0,0006 0,0003 8,9 21,3 1,3 11,1 8,6 1,5 1,6 12,6 7,8 6,9 0,9} 1,4} 1,9 1,6 1,8 5,0 0,6 1,1 2,1 1,3 3,3 6,8 3,3 9,9 5,8 1,4 6,8 3,3 9,1 5,7 2,2 1,0 9,8 3,3 4,7 2,6 1,7 2,5 9,2 9,8 2,2 8,5 w w vw w w vw vw w vw vw vw " vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw w vw vw vw vw w vw vw vw w vw vw vw vw vw w w vw w Anhang Guinierdaten für Rb4[H2(CO3)3] * H2O (Fortsetzung) H K L Dber. Dobs. Differenz Iber. Iobs. 5 7 9 1 0 1 8 3 1 10 3 2 10 3 4 8 7 8 5 3 8 12 12 8 0 4 4 8 4 4 4 12 8 8 3 3 2 4 2 2 1 5 5 0 4 5 1 5 2 2 3 1,2272 1,2238 1,2069 1,2065 1,2058 1,1999 1,1821 1,1794 1,1706 1,1646 1,1619 1,1547 1,1443 1,1297 1,1212 1,1218 1,1007 1,2263 1,2232 {1,2071 {1,2071 {1,2071 1,2049 1,1824 1,1791 1,1705 1,1640 1,1622 1,1539 1,1437 1,1296 {1,1217 {1,1217 1,1006 0,0009 0,0006 0,0002 0,0006 0,0013 0,0050 0,0003 0,0003 0,0001 0,0006 0,0003 0,0008 0,0007 0,0001 0,0005 0,0001 0,0001 0,8 0,6 0,6} 5,3} 3,2} 2,8 2,3 2,6 3,7 1,7 3,6 2,6 2,9 5,3 3,5} 3,7} 7,6 vw vw w " " vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw " vw Anhang Straumanisdaten für Cs2CO3 * 3 H2O (λ = 1,5418, Ni-Filter, Si-Standard) H K L Dber. Dobs. Differenz 0 0 0 1 -1 0 2 1 0 2 1 1 2 0 2 1 1 2 2 2 0 0 2 -3 -1 -3 3 0 0 1 1 -1 4 -1 -2 4 2 1 1 0 1 0 2 0 1 2 1 2 2 1 1 0 1 2 1 1 2 3 2 2 1 1 0 2 1 4 1 4 3 2 0 2 1 0 0 1 2 1 2 0 0 -2 1 0 -1 1 -1 3 -2 -3 -2 -2 2 1 0 3 2 1 4 2 1 5 0 5 1 4 0 6 5 3 -6 6,8252 5,4087 4,4340 4,1719 3,6771 3,4126 3,2816 3,2372 3,1849 2,9575 2,8661 2,8647 2,8069 2,7125 2,6400 2,5083 2,5014 2,4622 2,4587 2,2848 2,2751 2,2343 2,0859 2,0289 2,0085 1,9633 1,8028 1,7166 1,7018 1,6600 1,6234 1,5437 1,4788 1,4424 1,4199 1,4030 1,3468 6,8256 5,4246 4,4504 4,1791 3,6948 3,4102 3,2856 3,2445 3,1766 2,9402 2,8667 2,8667 2,8088 2,7095 2,6397 2,5068 2,5068 2,4565 2,4565 2,2764 2,2764 2,2304 2,0868 2,0290 2,0077 1,9621 1,8025 1,7172 1,7024 1,6595 1,6219 1,5434 1,4820 1,4427 1,4202 1,4030 1,3462 0,0004 0,0159 0,0165 0,0072 0,0177 0,0024 0,0039 0,0073 0,0084 0,0173 0,0006 0,0020 0,0018 0,0030 0,0002 0,0015 0,0055 0,0057 0,0022 0,0084 0,0013 0,0039 0,0008 0,0001 0,0008 0,0012 0,0002 0,0006 0,0007 0,0005 0,0015 0,0003 0,0032 0,0003 0,0003 0,0001 0,0005 Iber. Iobs. 63,4 17,7 17,2 100,0 59,7 18,6 65,6 17,5 18,6 14,2 80,0 58,5 62,7 92,9 22,2 1,5 1,6 6,4 10,3 9,5 18,3 25,6 4,9 9,1 11,0 8,0 11,3 3,6 3,9 3,0 5,3 9,2 2,2 1,6 2,5 5,6 1,8 s w w vs s m s m m m vs vs s vs m vw vw w w m m m vw vw w w w vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw Anhang Guinierdaten für NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O (λ = 1,5406, Graphit-Monochromator, Si-Standard) H K L Dber. Dobs. Differenz 1 0 1 2 0 2 1 1 3 2 2 0 3 2 1 0 3 3 2 4 1 2 3 1 0 3 2 3 2 4 4 0 3 1 3 5 1 2 4 4 2 0 0 0 0 0 2 0 2 2 0 0 2 0 0 2 2 3 0 2 2 0 3 3 2 0 1 0 2 2 0 0 2 4 3 0 2 0 4 4 0 2 0 3 1 2 2 0 0 2 1 2 1 3 1 4 2 2 3 1 3 1 3 0 2 0 2 5 5 4 4 3 5 3 1 0 2 6 4 1 2 0 4 3 6 5 7,2354 5,7136 4,8751 4,6739 3,9474 3,6177 3,4653 3,0678 3,0062 2,9527 2,9159 2,8568 2,7356 2,6671 2,6303 2,5645 2,4118 2,3916 2,3644 2,3370 2,3158 2,2931 2,2485 2,2201 2,1953 2,1057 2,0740 2,0581 2,0531 1,9920 1,9805 1,9737 1,8965 1,8662 1,8579 1,8450 1,8295 1,8183 1,8088 1,7784 1,7637 1,7256 7,2392 5,7095 4,8691 4,6731 3,9492 3,6178 3,4674 3,0671 3,0059 2,9531 2,9171 2,8588 2,7351 2,6666 2,6309 2,5657 2,4124 2,3915 2,3642 2,3354 2,3163 2,2935 2,2479 2,2197 2,1947 2,1049 2,0738 2,0574 2,0531 1,9916 1,9808 1,9737 1,8960 1,8661 1,8574 1,8446 1,8294 1,8178 1,8088 1,7782 1,7640 1,7260 0,0038 0,0042 0,0060 0,0008 0,0018 0,0001 0,0022 0,0007 0,0003 0,0004 0,0012 0,0020 0,0005 0,0005 0,0006 0,0012 0,0006 0,0001 0,0003 0,0016 0,0005 0,0003 0,0006 0,0004 0,0006 0,0008 0,0002 0,0007 0,0000 0,0003 0,0002 0,0000 0,0006 0,0001 0,0005 0,0004 0,0001 0,0004 0,0000 0,0001 0,0002 0,0004 Iber. Iobs. 14,7 3,3 3,0 9,3 5,2 3,1 5,2 100,0 12,6 6,8 30,3 21,3 12,9 1,1 0,9 6,3 13,4 11,1 3,4 8,5 3,7 1,2 6,8 4,9 0,8 1,3 18,9 1,8 2,0 6,4 11,0 19,5 2,3 4,5 1,9 2,8 0,8 2,1 1,4 0,7 3,8 1,9 w vw vw w vw vw vw vs w w m w w vw vw w w w vw w w vw w w vw vw w vw vw w w w vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw Anhang Guinierdaten für NaK2[H(CO3)2] * 2 H2O (Fortsetzung) H K L Dber. Dobs. Differenz Iber. Iobs. 1 5 3 3 3 3 5 3 4 5 6 6 4 5 4 4 2 2 6 1 4 1 3 7 5 7 2 0 2 4 0 4 2 4 4 0 0 2 4 4 0 4 4 2 0 6 2 0 4 2 4 0 6 3 5 1 6 2 3 3 0 5 3 1 3 1 7 4 6 8 5 2 7 9 6 2 5 5 1,6872 1,6783 1,6699 1,6499 1,6250 1,6006 1,5445 1,5274 1,5079 1,4471 1,4420 1,4377 1,4020 1,3478 1,3383 1,3335 1,3151 1,2909 1,2873 1,2704 1,2674 1,2581 1,2545 1,2351 1,1670 1,1530 1,6873 1,6786 1,6697 1,6494 1,6245 1,6015 1,5499 1,5278 1,5083 1,4472 1,4424 1,4370 1,4027 1,3488 1,3387 1,3343 1,3160 1,2911 1,2874 1,2714 1,2674 1,2580 1,2544 1,2350 1,1669 1,1524 0,0001 0,0003 0,0002 0,0005 0,0006 0,0009 0,0054 0,0004 0,0004 0,0002 0,0004 0,0007 0,0007 0,0010 0,0004 0,0008 0,0008 0,0002 0,0001 0,0010 0,0000 0,0001 0,0002 0,0000 0,0002 0,0007 2,6 0,6 4,8 2,3 3,1 2,7 0,3 3,1 2,2 2,1 1,3 2,3 3,3 1,7 1,0 0,6 1,6 1,4 1,4 3,9 2,0 1,0 1,9 1,1 1,7 0,2 vw vw vw vw w vw vw vw vw vw vw w vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw vw Danke Herrn Priv.-Doz. Dr. A. Adam gilt mein Dank für die Betreuung dieser Arbeit, die finanzielle Unterstützung und für die von ihm für mich durchgeführten Guinier- und Vierkreisdiffraktometermessungen sowie sein Engagement, seine stete Bereitschaft zu eingehenden Diskussionen und für all das, was ich im Verlauf dieser Arbeit von ihm gelernt habe. Ich danke allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Institutes für die kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeit. Besonders bedanken möchte ich mich bei: Frau Regina Schulze für ihre stete Hilfsbereitschaft, ihre Fürsorge und für die familiäre Atmosphäre in unserem Arbeitskreis Herrn Dr. Ralf Müller für seine moralische Unterstützung in Zeiten des Selbstzweifels und die für mich durchgeführten Messungen Frau Ursula Eibenstein für viele interessante Diskussionen und für ihre unersetzliche Hilfe beim Schreiben dieser Arbeit Herrn Dr. Jörg Wittrock für die DTA/TG-Messungen, zahlreiche Hilfestellungen und fruchtbare Diskussionen Herrn Dr. Joachim Dünner für zahlreiche Tips, Tricks und Hilfestellungen. Seine Faszination für die Arbeit war für mich stets Motivation und Vorbild Herrn Dr. Reiner Kessens für seine Hilfe beim Kampf mit VMS sowie für die vom ihm durchgeführten Diffraktometermessungen Frau Dr. Angela Möller und Herrn Dr. Mathias Wickleder für ihre Diskussionsbereitschaft Herrn Uwe Hoppe für die Hilfe nicht nur bei der Formulierung mathematischer Zusammenhänge Frau Dr. Andrea Hellmann für die vielen wüsten Diskussionen über kristallographische Probleme Herrn Dr. Paul Müller für die Neutronenbeugungsmessungen und seine Hilfestellung bei der Auswertung der Daten und all den hier nicht namentlich erwähnten Mitarbeitern des Instituts, die durch Gespräche, Messungen und sonstige Hilfestellungen zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben Mein Dank gilt Herrn Professor G. Meyer für die Förderung dieser Arbeit und seine Bereitschaft zur Gutachtertätigkeit. Für die fachliche sowie persönliche Förderung durch Professor Dr. H.-U. Schuster (†) zu Beginn meiner Doktorarbeit möchte ich an dieser Stelle meine Dankbarkeit ausdrücken. Ein Teil der Versuche zur Darstellung der Verbindungen sowie deren röntgenographische Untersuchungen wurde unter meiner Anleitung von Chemiestudenten - von denen die Herren cand. chem. Mathias Mehta und Dirk Pawlowski an dieser Stelle besonders erwähnt werden sollen - im Rahmen ihrer Fortgeschrittenenpraktika durchgeführt. Diese Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Personal- und Sachmitteln unterstützt. Erklärung Ich versichere, daß ich die von mir vorgelegte Dissertation selbständig angefertigt, die benutzten Quellen und Hilfsmittel vollständig angegeben und die Stellen der Arbeit einschließlich Tabellen, Karten und Abbildungen -, die anderen Werken im Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, in jedem Einzelfall als Entlehnung kenntlich gemacht habe; daß diese Dissertation noch keiner anderen Fakultät oder Universität zur Prüfung vorgelegen hat; daß sie - abgesehen von unten angegebenen Teilpublikationen - noch nicht veröffentlicht worden ist sowie, daß ich eine solche Veröffentlichung vor Abschluß des Promotionsverfahrens nicht vornehmen werde. Die Bestimmungen dieser Promotionsordnung sind mir bekannt. Die von mir vorgelegte Dissertation ist von Priv.-Doz. Dr. A. Adam betreut worden. Zur Wahrung der Priorität wurden Teile dieser Arbeit bereits publiziert: V. Cirpus und A. Adam, „Zur Strukturchemie der Alkalimetallcarbonate und -hydrogencarbonate“, Z. Kristallogr., Suppl. Issue 9 (1995) 150. V. Cirpus und A. Adam, „Die ersten Hydrogencarbonate mit einer trimeren [H2(CO3)3]4--Baugruppe: Zur Darstellung und Kristallstruktur von Rb4[H2(CO3)3] * H2O und K4[H2(CO3)3] * 1,5 H2O“, Z. anorg. allg. Chem. 621 (1995) 1197-1204. V. Cirpus und A. Adam, „Zur Darstellung und Strukturchemie von RbHCO3 und Rb2CO3 * 1,5 H2O“, 25. GDCh-Hauptversammlung, Münster, Coll. Abstr. (1995) 482. A. Adam und V. Cirpus, „Die ersten gemischten Alkalimetallhydrogencarbonate: NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb“, 25. GDCh-Hauptversammlung, Münster, Coll. Abstr. (1995) 483. V. Cirpus und A. Adam, „Die Kristallstrukturen von NaHCO3 und NaDCO3“, Z. Kristallogr., Suppl. Issue 11 (1996) 77. A. Adam und V. Cirpus, „Darstellung und Struktur der ersten gemischten Alkalimetallhydrogencarbonate: NaA2[H(CO3)2] * 2 H2O mit A = K, Rb“, Z. anorg. allg. Chem. 622 (1996) 2023-2030. V. Cirpus und A. Adam, „Anwendung der Bindungslänge-Bindungsvalenz-Methode auf Alkalimetall-Sauerstoff-Bindungen“, Z. Kristallogr., Suppl. Issue 12 (1997) 156. V. Cirpus, J. Wittrock und A. Adam, „Carbonat-Hydrate der schweren Alkalimetalle: Darstellung und Strukturen von Rb2CO3 * 1,5 H2O und Cs2CO3 * 3 H2O“, Z. anorg. allg. Chem. (1997), zur Veröffentlichung angenommen. Lebenslauf Persönliche Daten Name: Geburtstag: Geburtsort: Eltern: Familienstand: Vytas Cirpus 2.3.1967 Bocholt Stasys und Elisabeth Cirpus ledig Schulbesuch 1972-1976 1976-1985 Diepenbrock-Grundschule, Bocholt Euregio-Gymnasium, Bocholt Abschluß: Abitur Zivildienst 1986-1987 AWO-Seniorenheim, Voerde Studium WS 1987/88 SS 1990 WS 1993/94 1993-1994 seit 1994 Beginn des Chemiestudiums an der Universität zu Köln Diplom-Chemiker-Vorprüfung Diplom-Chemiker-Hauptprüfung Diplomarbeit Leitung: Professor Dr. H.-U. Schuster Dissertation Leitung: Priv.-Doz. Dr. A. Adam Meine akademischen Lehrer waren die Damen und Herren Professoren und Dozenten: Adam, Baudler, Bohaty, Borchert, Budzikiewicz, Hahn, Hohlneicher, Hummel, Ilgenfritz, Jung, Kann, Kruck, Mewis, Naumann, Schneider, Schuster, Wasgestian, Taraz, Trafara, Vogel, Woermann.