Universität Hamburg Department Physik Spintransport durch magnetisch dotierte Quantenpunkte Diplomarbeit eingereicht von Christoph Hübner I. Institut für Theoretische Physik Universität Hamburg 16. Februar 2010 Abstract In this thesis, sequential and coherent charge or spin transport via an idealized single level quantum dot with an incorporated magnetic impurity is investigated. The focus lies on the presentation of the transport effects in a stationary limit, which are based on interaction between electrons and a magnetic impurity. To determine the nonequilibrium stationary state, we use a real time diagrammatic transport theory, which is based on the Keldysh formalism. A perturbative expansion up to second order in the weak tunnel coupling provides insight into sequential and coherent transport. In first order the electron impurity interaction leads to differently pronounced signals of sequential transport channels and a new type of spin blockade. In second order spin flip processes occur, which depend on the interaction strength. Kurzzusammenfassung In der vorliegenden Diplomarbeit wird der sequentielle und kohärente Ladungs- bzw. Spintransport durch einen idealisierten Ein-Niveau-Quantenpunkt mit magnetischer Störstelle untersucht, der über schwache Tunnelkontakte mit zwei Elektronenreservoiren verbunden ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Vorzeigen der Transporteffekte im stationären Limes, welche auf der Wechselwirkung zwischen Elektronenund Störstellenspin beruhen. Zur Untersuchung des Nichtgleichgewicht Zustandes, wird ein diagrammatischer Echtzeit-Transport-Formalismus verwendet. Eine perturbative Entwicklung bis zur zweiten Ordnung in der Tunnelkopplung ermöglicht den Einblick auf sequentiellen und kohärenten Transport. In erster Ordnung führt die Wechselwirkung zischen Elektronen und Störstelle zu einer unterschiedlichen Gewichtung der sequentiellen Transportkanäle und zu einer neuartigen Spin-Blockade. In zweiter Ordnung zeichnet sich die Wechselwirkung durch Spinflip-Prozesse ab, die abhängig von der Wechselwirkungsstärke sind. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Das 2.1 2.2 2.3 1 Modellsystem Der Quantenpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reservoire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Hybridisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Methode 3.1 Zeitabhängiger Erwartungswert . . . . . . . . 3.2 Zeitentwicklung der reduzierten Dichtematrix 3.3 Diagrammatische Darstellung . . . . . . . . . 3.4 Kinetische Gleichung . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Darstellung des Stroms . . . . . . . . . . . . . 3.6 Stationäre Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Perturbativer Ansatz . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Raten Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.1 Spiegelsymmetrie . . . . . . . . . . . . 3.8.2 Summenregel . . . . . . . . . . . . . . 5 5 10 11 . . . . . . . . . . 13 13 20 22 32 34 36 37 40 41 42 . . . . . 45 45 47 47 49 53 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung 5.1 Eigenzustände des Quantenpunktes mit magnetischer Störstelle . . 5.2 Sequentielle Transportprozesse und Blockade-Regime . . . . . . . . 5.3 Sequentieller Transport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 59 62 66 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung 6.1 Lösungsansatz für Spin-Blockade-Diamant . . . . . . . . . . . . . . 71 71 4 Die 4.1 4.2 4.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tunnel-Raten Zeitintegration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transformation in den Energieraum . . . . . . . . . . Diagrammregeln im Energieraum . . . . . . . . . . . 4.3.1 Irreduzible Diagramme erster Ordnung in Γ . 4.3.2 Irreduzible Diagramme zweiter Ordnung in Γ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vi Inhaltsverzeichnis 6.2 6.3 6.4 Konvergenz der Raten zweiter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . Störungsrechnung und Raten zweiter Ordnung . . . . . . . . . . . . Kohärenter Transport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 76 77 7 Resümee und Hauptaussagen der Arbeit 85 Literaturverzeichnis 89 1 Einleitung Heutige konventionelle elektronische Bauteile erreichen in ihren Abmessungen längst die Nanometer-Skala. Schon frei erhältliche Transistoren besitzen eine Gate-Länge von nur 45 Nanometern, wobei an einer weiteren Verkleinerung bereits gearbeitet wird. Untersuchungen an nanoskaligen elektronischen Bauteilen sind jedoch nicht nur für industrielle Anwendungen von Relevanz, sie eignen sich auch dazu elementare quantenmechanische Effekte zu verstehen. Ein besonders interessantes Bauteil stellt der Single-Electron-Transistor (SET) dar. Das grundlegende Konzept eines SETs besteht aus zwei metallischen Anschlüssen, welche - getrennt durch eine Insel - über Tunnelkontakte Elektronen austauschen können. Sowohl zwischen den Anschlüssen als auch an eine Gate-Elektrode können Spannungen angelegt werden. Die Abbildung (1.1) zeigt einen SET, bei dem als Insel ein Kohlenstoff-Nano-Röhrchen verwendet wurde. Abbildung 1.1: Realisierung eines SETs aus [Ish07] durch einen über Tunnelkontakte an zwei Elektroden gekoppeltes Kohlenstoff-Nano-Röhrchen. 1987 wurde der erste SET von Fulton und Dolan [Ful87] hergestellt. Er bestand aus einem metallischen Partikel, welcher über Tunnelbarrieren mit zwei metallischen Kontakten verbunden war. Elektronen konnten über die metallische Insel zwischen den Kontakten ausgetauscht werden. Bereits zwei Jahre später wurden ein Halbleiter-SET von Scott-Thomas et al. [ST89] mittels lithographischer Verfahren hergestellt. Die Rolle der Insel übernahm eine Inversionsschicht eines Si-Metall- 2 1 Einleitung Oxyd-Halbleiters. Anhand der Leitfähigkeit konnte die Ladeenergie innerhalb der Inversionsschicht bestimmt werden. An dem Stromverlauf lassen sich also die Eigenschaften der Insel ablesen. Besonders interessant ist die Verwendung von einem Quantenpunkt als Insel. Man spricht bei Quantenpunkten, wegen ihrer geringen Anzahl von Leitungselektronen, auch von künstlichen Atomen. Sie zeichnen sich durch eine - für nulldimensionale Systeme charakteristische - diskrete Zustandsdichte aus. Da sich die elektronische Struktur eines Quantenpunktes durch seine Größe und die Verwendeten Materialien modellieren lässt [Rei02], kann dadurch auch auf die Stromcharakteristik eines SETs einfluss genommen werden. Die Folgen der elektronischen Struktur auf den Transport von Elektronen führen zu Effekten wie der Coulomb-Blockade. Das Blockieren des Stroms ist auf die Ladeenergie des Quantenpunktes zurück zu führen [Alt91]. Umgekehrt lässt sich aus der Stromcharakteristik auch auf die elektronische Struktur des Quantenpunktes schließen. Beispielsweise für einen Silizium-Quantenpunkt mit einem Durchmessers von 12 nm konnte in [Zhu98] anhand der Veränderung der Leitfähigkeit ein Niveauabstand von 110 meV bestimmt werden. Anhand des Stroms lassen sich wie bei einem spektroskopischen Verfahren die Energieniveaus eines Quantenpunktes ermitteln. In den Arbeiten [Bec06] und [Tew04] wurde der Transport durch einen einfachen Ein-Niveau-Quantenpunkt untersucht. Bis auf die Coulomb-Wechselwirkung wurde die interne Struktur des Quantenpunktes bei dem idealisierten Modell weitestgehend vernachlässigt. Die Arbeiten [Voi07] und [Mor09] zeigen, wie die elektronische Struktur eines Quantenpunktes durch magnetische Störstellen beeinflusst wird. Diese Diplomarbeit soll einen ersten Ansatz darstellen, einen Einblick in Transportprozesse durch Quantenpunkte mit komplexer innerer Struktur zu geben. In Anlehnung an die Arbeitern zu magnetisch dotierten Quantenpunkten, wird der Elektronentransport durch einen Quantenpunkt mit magnetischer Störstelle untersucht. In dem Eingangskapitel stellen wir das Modellsystem mit seinen einzelnen Bestandteilen vor. Genau wird dabei auf die Spin-Spin-Wechselwirkung zwischen der Störstelle und den Elektronen des Quantenpunktes eingegangen. Anhand der bestimmten Eigenzustände des Quantenpunktes und der spinerhaltenden Hybridisierung, wird bereits in dem Eingangskapitel die Möglichkeit des Spinflips eines Elektrons während des Transports diskutiert. Das Zweite Kapitel stellt die Vorstellung einer Nichtgleichgewichts Transport-Theorie dar, die auf dem Keldysh-Formalismus beruht. Einer allgemeinen Einleitung zu zeitabhängigen Erwartungswerten, folgt die Entwicklung eines diagrammatisch darstellbaren Propagators, welcher die reduzierte Dichtematrix in der Zeit propagiert. In dem daran anschließenden Teil, werden die diagrammatische Darstellung des Propagators konstruiert und Diagrammregeln definiert. Mittels der 3 diagrammatischen Darstellung wird eine exakte kinetische Gleichung für die reduzierte Dichtematrix und den Erwartungswert des Stroms abgeleitet. Unter der Annahme eines adiabatischen Einschaltens der Tunnelkopplung und der unendlich langen Propagation des Systems, wird der stationäre Limes der kinetischen Gleichung gebildet. Die Bestimmungsgleichungen der stationären Dichtematrix und des stationäre Stroms werden über einen perturbativen Ansatz bis zur zweiten Ordnung in der Tunnelkopplung entwickelt. Mit Hilfe der Spiegelsymmetrie und der Summenregel wird gezeigt, dass sich die Bestimmungsgleichung der reduzierten Dichtematrix als Master-Gleichung mit darin enthaltenen Raten interpretieren lässt. In dem vierten Kapitel werden die expliziten Ausdrücke der Raten ermittelt und analysiert. Die zur Berechnung der Raten notwendigen Diagramme werden durch Formulierung von Diagrammregeln im Energieraum auf mathematische Ausdrücke eindeutig abgebildet. Daraufhin werden zunächst die Integralausdrücke eines Diagramms durch eine Abschneideenergie regularisiert und dann im Limes großer Abschneideenergie bestimmt. Bestandteil des fünften Kapitels ist der sequentielle Transport. Für eine Störstelle mit der Spinquantenzahl I = 1/2 werden die Eigenzustände des Quantenpunktes durch Eigenzustände des Elektronenspins ausgedrückt. Die Auswahlregeln für Übergänge zischen Quantenpunktzuständen durch tunnelnde Elektronen sind in einer Grafik dargestellt. Die Master-Gleichung in erster Ordnung Störungsrechnung reproduziert Fermis Goldene Regel. Anhand von Energieschemata und Ladungsdiagrammen werden der sequentielle Transport, die Coulomb-Blockade und die , in diesem System gefundene, Spin-Blockade erläutert. Letztere wird auf die Wechselwirkung zwischen Elektronen und Störstelle zurückgeführt. In dem letzten Kapitel befassen wir uns mit dem Spintransport im Inneren des Spin-Blockade-Diamanten. Wir stellen einen nicht systematischen Lösungsansatz vor, der für den gesamten Blockade-Diamanten Gültigkeit besitzt. Daraufhin zeigen wir, dass sämtliche Raten der Master-Gleichung zweiter Ordnung unabhängig von der Abschneideenergie sind, die zur Regularisierung der Energieintegrale eingeführt wurde. Anhand der Raten im Bereich sequentieller Resonanzen schätzen wir die obere Grenze für den Ordnungsparameter der Störungsentwicklung ab. Auch für das kohärente Tunneln erläutern wir die Prozesse des inelastischen und elastischen Co-Tunnels anhand von Energieschemata und Ladungsdiagrammen. Wir gehen dabei explizit auf den Spin der tunnelnden Elektronen ein. In dem letzten Teil wird die Anreicherung eines durch den Strom angeregten Nichtgleichgewicht Zustandes in Abhängigkeit der Kopplungsstärke zwischen Elektronen und Störstelle untersucht. Das letzte Kapitel stellt eine Zusammenfassung der Ergebnisse dar. 2 Das Modellsystem Das betrachtete Modellsystem stellt einen SET dar und lässt sich - analog zu einem klassischen Feldtransistor - in Segmente zerlegen. Die Source- und Drain-Elektroden eines klassischen Transistors werden in diesem System durch das linke (L) und rechte (R) Elektronenreservoir verkörpert. Die Reservoire werden durch die HamiltonOperatoren ĤL beziehungsweise ĤR beschrieben. Im klassischen Transistor wird durch anlegen einer Source-Drain-Spannung der Strom über einen leitenden Kanal zwischen den Elektroden vermittelt. Die Leitfähigkeit des Kanals wird durch eine an die Gate-Elektrode angelegte Spannung (Gate-Spannung) gesteuert. Der Kanal wird in dem SET durch den Quantenpunkt dargestellt. Durch die Gate-Spannung können die Niveaus des Quantenpunktes gegenüber den Reservoiren verschoben werden. Der Transport von Elektronen in und aus dem Quantenpunkt wird durch einen Tunnelkontakt, repräsentiert durch ĤT (t), ermöglicht. Die Zeitabhängigkeit von ĤT (t) betrifft nur das adiabatische Einschalten der Tunnelkopplung zwischen Quantenpunkt und Reservoiren. Der sich nach der Kopplung einstellende stationäre Zustand des Systems ist durch einen im zeitlichen Mittel konstanten Strom charakterisiert. Bei dem Strom werden Elektronen über den Quantenpunkt zwischen den Reservoiren vermittelt, welche als Quellen bzw. Senken dienen. Ohne Kopplung an die Reservoire wird der Quantenpunkt durch den Hamilton-Operator ĤQD beschrieben. Das gesamte System lässt sich somit als Summe seiner Bestandteile durch Ĥ = ĤQD + X Ĥr + ĤT (t) (2.1) r=L,R darstellen. Es ist zu erwarten, dass der Elektronentransport maßgeblich abhängt von den lokalen Eigenschaften der Bestandteile des Quantentransistors und deren Kopplung miteinander. Aus diesem Grund werden im Folgenden die Bestandteile von Gleichung (2.1) genauer beschrieben. 2.1 Der Quantenpunkt Wie in Abbildung (2.1) schematisch dargestellt, übernimmt der Quantenpunkt die Rolle einer Insel für tunnelnde Elektronen von einem Reservoir in ein anderes. Befin- 6 2 Das Modellsystem Abbildung 2.1: Schematische Darstellung des Modellsystems. Zentral sitzt der Quantenpunkt QD, der mit einem magnetischen Störatom mit dem Spin I~ dotiert ist. Der Paraboloid deutet das Einschlusspotential des Quantenpunktes und die Elektronenniveaus an. Grün sind die Kontakte des linken und rechten Elektronenreservoirs, sowie die Gate-Elektrode dargestellt. An sie kann eine Spannung angelegt werden. Ein homogenes Magnetfeld wird durch die blau dargestellte Spule erzeugt. den sich Elektronen in dem Quantenpunkt, so sind sie den lokalen Wechselwirkungen ausgesetzt. Neben der Coulomb-Wechselwirkung der Elektronen untereinander sind die Elektronen über Austauschwechselwirkung an einen lokalen Spin Iˆ gekoppelt. Des Weiteren lassen sich die elektronischen Niveaus über eine Gate-Elektrode mit einer daran angelegten Gate-Spannung VG und einem Magnetfeld modifizieren. Wir wollen annehmen, dass sich der Hamilton-Operator ĤQD , welcher den von den Reservoiren isolierten Quantenpunkt darstellt, in der Form 1 ĤQD = (0 − eVG )N̂QD + U N̂QD (N̂QD − 1) + Jc (Jˆ2 − Iˆ2 − Ŝ 2 ) + Jzm Jˆz (2.2) 2 schreiben lässt. Die einzelnen Bestandteile des Operators ĤQD wollen wir im Folgenden erläutern und ihre Form motivieren. Bei einem Quantenpunkt führt das Einschlusspotential zu einer Diskretisierung der Elektronenniveaus. Es wird von einem nulldimensionalen System gesprochen. Typischerweise werden die Elektronen durch ein starkes Potential entlang der z-Achse in 2.1 Der Quantenpunkt 7 der zweidimensionalen (lateralen) xy-Ebene gefangen. Bei kleinen Quantenpunkten, d.h. wenn der Radius des Quantenpunktes vergleichbar mit der charakteristischen Länge der Änderung des Potentials ist, lässt sich das laterale Potential gut durch ein parabolisches nähern. Von Kumar [Kum90] konnte gezeigt werden, dass für einen GaAs Quader der Größe 300 × 300 × 30nm3 ein parabolisches Potential eine gute Näherung darstellt. Die Lösungen der Schrödingergleichung eines solchen Potentials, mit Eigenfrequenz ω0 und zusätzlichem Magnetfeld werden als Fock-Darwin Zustände [Foc28] bezeichnet. Bei starkem Potential, im Vergleich zu dem Magnetfeld, ist die Energiedifferenz benachbarter Niveaus durch ∆ = ~ω0 gegeben. Für einen Quantenpunkt mit einem Durchmesser zwischen 10 und 100nm liegt ∆ in der Größenordnung von meV [Jac98]. In dem Fall, dass ∆ viel größer als die Wechselwirkungsenergien der Elektronen ist, besetzen die Elektronen lediglich das niedrigste Niveau des Quantenpunktes. Auf Grund des Pauli-Prinzips [Pau46] sind wegen des Spin-Freiheitsgrades nur kein, ein oder zwei Elektronen in dem Quantenpunkt möglich. Die zusätzlich an den Quantenpunkt angelegte Gate-Spannung VG , wirkt wie ein chemisches Potential auf die Zustände. Mit diesen Überlegungen lässt sich der Energiebeitrag (0 − eVG )N̂QD zu ĤQD erklären, wobei es sich bei 0 um die GrundP + zustandsenergie des Quantenpunktes handelt. Der Operator N̂QD = aσ aσ zählt σ=↑,↓ die Elektronen in dem besetzbaren Niveau des Quantenpunktes. Bei a+ σ (aσ ) handelt es sich um fermionische Erzeuger-Operatoren (Vernichter-Operatoren). Die Wirkung von a+ σ (aσ ) kann als Erzeugung (Vernichtung) eines Teilchens in dem EinTeilchen-Zustand des Spins σ gedeutet werden [Nol]. An späterer Stelle wird explizit die Wirkung der Erzeuger-Operatoren (Vernichter-Operatoren) auf Zuständen des Quantenpunktes gezeigt. Im Falle eines doppelt besetzten Quantenpunktes ist die Coulomb-Wechselwirkung der Elektronen zu berücksichtigen. Bei starkem Einschlusspotential ist die CoulmbEnergie klein gegenüber der Energiedifferenz zweier Ein-Teilchen-Zustände ∆. Sie kann daher als kleine Störung betrachtet werden und führt im Falle der Doppelbesetzung lediglich zu einer Energieverschiebung. In zweiter Quantisierung lässt sich diese Energieverschiebung des Viel-Teilchen-Zustandes schreiben als U N̂QD (N̂QD − 1) (2.3) wobei U der Parameter ist, welcher die Stärke der Coulomb-Abstoßung repräsentiert. Das Operator-Produkt N̂QD (N̂QD − 1) ist Eins für einen doppelt besetzten Quantenpunkt und Null für den leeren und einfach besetzten. Elektrische und magnetische Eigenschaften eines Quantenpunktes können durch Dotierung mit Fremdatomen modifiziert werden. Von besonderem Interesse sind in die- 8 2 Das Modellsystem ser Arbeit die Auswirkungen einer magnetischen Störstelle auf den Transport durch den Quantenpunkt. Die Auswirkungen einer Dotierung mit magnetischen Störstellen auf die elektronische Struktur des Quantenpunktes ist in [Ngu08] und [Che09] mittels exakter Diagonalisierung untersucht. In dem hier betrachteten Ein-NiveauQuantenpunkt wechselwirken die Elektronen über ihren Spin mit der Störstelle, was sich als 1 Jc IˆŜ = Jc (Jˆ2 − Iˆ2 − Ŝ 2 ) 2 (2.4) P darstellen lässt. Iˆ ist der Spin der Störstelle und Ŝ = Ŝi der Gesamtspin der i Elektronen in dem Quantenpunkt. JC steht für die Kopplungsstärke der Elektronen an die Störstelle. Jˆ = Iˆ + Ŝ ist der Gesamtspin von Elektronen und Störstelle. An (2.4) ist leicht zu erkennen, dass die Wechselwirkung mit der Störstelle verschwindet, wenn Ŝ = 0. Dies ist der Fall für den leeren und doppelt besetzen Quantenpunkt. Die Zustände des einfach besetzten Quantenpunktes sind Eigenzustände zu Jˆ2 . Durch die Kopplung zwischen dem Elektronen- und Störstellenspin, kann nicht mehr gesagt werden, in welchem Spinzustand sich ein Elektron befindet. Ein in den Quantenpunkt tunnelndes Elektron vergisst seine Spinorientierung durch die Kopplung an die Störstelle. Des Weiteren bewirkt die Kopplung eine Aufhebung der Entartung von Zuständen mit unterschiedlichem Gesamtspin. Um die Entartung der Zustände unterschiedlicher Gesamtspinorientierung entlang einer Quantisierungsachse aufzuheben, wird ein kleines Magnetfeld angenommen. Das Magnetfeld sei so klein, dass lediglich eine Energieverschiebung der Eigenzustände zu Jˆ2 und Jˆz bewirkt wird. Es handelt sich hierbei um eine sehr starke Vereinfachung, da im Allgemeinen nicht angenommen werden kann, dass ein Magnetfeld im gleichen Maße an die Elektronen und die Störstelle in dem Quantenpunkt koppelt. Wir gehen jedoch von einer gleichmäßigen Kopplung durch identische Landè-Faktoren g = gŜz = gIˆz der Elektronen und Störstelle aus. Der Zeeman-Term lässt sich dann als eB Jzm Jˆz := ~ g(Ŝz + Iˆz ) 2 (2.5) schreiben. Die Quantisierungsachse für die Spinorientierungen Ŝz und Iˆz bzw. Jˆz , wird durch das Magnetfeld gegeben. Durch Jzm kann die Entartung von Zuständen unterschiedlicher Gesamtspinorientierungen aufgehoben werden. Auf Grund der vorherigen Annahmen lässt sich die Form des Quantenpunkt- 2.1 Der Quantenpunkt 9 Hamilton-Operators in Gleichung 2.2 motivieren. 0 ,U, Jc und Jzm sind in den Folgenden Überlegungen einfache Parameter und unterliegen in ihrer relativen Größe keinen Restriktionen. Wir wollen nun die Eigenzustände von ĤQD genauer betrachten. h i Für h den Operator i 2 ˆ ˆ des Gesamtspins J gelten die Kommutatorrelationen ĤQD ,J = ĤQD ,JˆZ = 0. Der Hamilton-Operator ĤQD besitzt Diagonalgestalt, wenn als Basis Vielteilchenzustände des Quantenpunktes durch Eigenzustände des Gesamtspins dargestellt werden. Die Vielteilchenzustände des isolierten Quantenpunktes |N,J,JZ i können somit durch drei Quantenzahlen beschrieben werden und bilden ein vollständiges System orthonormaler Eigenfunktionen (VONS). N ist die Anzahl der Elektronen innerhalb des Quantenpunktes. Da nur von einem besetzbaren Orbital ausgegangen wird, gilt für die Anzahl der Elektronen innerhalb des Quantenpunktes: N ∈ 0,1,2. Für die Gesamt-Spinquantenzahlen gilt: |I − S| 6 J 6 I + S und JZ = IZ + SZ . Die Zustände |N,J,JZ i sind Eigenzustände des Operators ĤQD . Es gilt somit die Eigenwertgleichung ĤQD |N,J,JZ i = N,J,JZ |N,J,JZ i . (2.6) N,J,JZ sind die Energie-Eigenwerte der jeweiligen Zustände mit den Quantenzahlen N,J und JZ . Die Dimension der Basis |N,J,JZ i hängt von der Störstelle ab. Sind keine Elektronen in dem Quantenpunkt, bilden die Spinzustände der Störstelle die Basis. Die Dimension der Basis für N = 0 ist somit (2I + 1). Ist der Quantenpunkt mit einem Elektron besetzt, so befinden sich zwei unterscheidbare Teilchen in ihm (Elektron und Störstelle). Die Basis besteht dann aus den Produktzuständen von Störstelle und Elektron. Die Dimension der Basis von Produktzuständen ist das Produkt der Dimensionen der Unterräume, woraus folgt: (2I + 1) · (2S + 1) = 2(2I + 1). Befinden sich zwei Elektronen in dem Quantenpunkt, so besteht der Dreiteilchen-Zustand aus dem der Störstelle und der antisymmetrischen Wellenfunktionen für zwei Elektronen. Die Elektronen sind ununterscheidbare Fermionen, deren Wellenfunktion auf Grund des Pauliprinzips antisymmetrisch unter der Teilchenvertauschung sein muss. Da beide Elektronen das gleiche Orbital besetzen, ist die Ortswellenfunktion symmetrisch. Die Spinwellenfunktion muss daher antisymmetrisch sein 21 (|↑↓i − |↓↑i). Die Dimension der Basis des Elektronenzustandes ist somit Eins und der Gesamtspin der Elektronen Null. Das Elektronenpaar koppelt damit auch nicht mehr an den Spin der Störstelle an. Die Dimension der Quantenpunktzustände mit zwei Elektronen wird, wie im Fall des leeren Quantenpunktes, nur durch die Störstelle mit (2I + 1) bestimmt. Die Dimension der Basis |N,J,JZ i ist somit die Summe der 10 2 Das Modellsystem Dimensionen für alle möglichen Besetzungen des Quantenpunktes mit Elektronen: (2I + 1) + 2(2I + 1) + (2I + 1) = 4(2I + 1) . {z | N =0 } | {z N =1 } | {z N =2 (2.7) } 2.2 Die Reservoire Die Elektronenreservoire werden durch den Operator r Ĥr repräsentiert, wobei der Index r ∈ {L,R} ist. Die Indizes dienen der Unterscheidung der beiden Reservoire. Wir nennen das Reservoir mit dem Index L das linke und das mit R das rechte Reservoir. Innerhalb der Reservoire werden die Elektronen als freie unkorrelierte Elektronen betrachtet. Die Einteilchen-Zustände |kr ,σr i werden durch drei Quantenzahlen bestimmt. k ist der Wellenzahlvektor, σ der Spin und r definiert, ob der Zustand zu dem linken oder rechten Reservoir gehört. Die Energieniveaus k eines Reservoirzustandes seien nur abhängig von dem Wellenzahlvektor. Die Spannung Vr verschiebt die Energieniveaus der Reservoire äquidistant um eVr , bezogen auf den Energienullpunkt des Quantenpunktes. In zweiter Quantisierung lässt sich der HamiltonOperator der isolierten Reservoire als P X Ĥr = r X (k − eVr ) ĉ+ k,σ,r ĉk,σ,r r,k,σ = X k ĉ+ k,σ,r ĉk,σ,r (2.8) r,k,σ schreiben. Die Energie k beinhaltet nun auch die Energieverschiebung, welche durch das Anlegen der Spannung Vr hervorgerufen wurde. Als Vereinfachung wird eine symmetrische Spannung angenommen, so dass gilt: VR = −VL . Die Operato(+) ren ĉk,σ,r stehen für fermionische Vernichter-Operatoren (Erzeuger-Operatoren) von Einteilchen-Reservoirzuständen mit den Quantenzahlen k,σ und r. In der Basis aus Fock-Zuständen eines Reservoirs ist die Wirkungsweise der fermionischen Erzeugerbzw. Vernichter-Operatoren durch Nm c+ δnm ,0 |Nr + 1; ...nk,σ,r + 1...i k,σ,r |Nr ; ...nk,σ,r ...i = (−1) ck,σ,r |Nr ; ...nk,σ,r ...i = (−1)Nm δnm ,1 |Nr − 1; ...nk,σ,r − 1...i (2.9) 2.3 Die Hybridisierung 11 gegeben. Dabei soll Nm = m−1 P i=1 ni und Nr die Anzahl der Elektronen in dem Reservoir r sein. m ist ein Multi-Index, welcher die Indizes k,σ und r repräsentiert. Zur verkürzten Schreibweise werden die Fock-Zustände durch |Nr ; kr ,σr i := |Nr ; ...nk,σ,r ...i (2.10) dargestellt. Hierbei sind kr und σr Vektoren und es gilt nk,σ,r = 1 falls sowohl an k-ter Stelle von kr als auch an k-ter Stelle von σ eine eins steht. Andernfalls ist nk,σ,r = 0. Diese Abbildung bzw. verkürzte Schreibweise ist eindeutig, falls stets gilt, dass das k-te Element von kr gleich dem k-ten Element von σ ist. 2.3 Die Hybridisierung Die ersten drei Terme des betrachteten Hamilton-Operators aus Gleichung (2.1) beschreiben isolierte Systeme. Die Kopplung dieser Systeme wird erst durch den vierten Term hervorgerufen und durch ĤT = X + ∗ A(t) γk â+ σ ĉk,σ,r + γk âσ ĉk,σ,r (2.11) k,σ,r beschrieben. Dieser Term stellt eine schwache Tunnelkopplung zwischen je einem Reservoir und dem zentralen Quantenpunkt dar. Die Stärke der Tunnelkopplung wird durch γk bzw. γk∗ gegeben. Explizit können die Werte für γk und γk∗ durch eine Faltung aus Wellenfunktion von Quantenpunkt- und Reservoirzuständen bestimmt werden (Tunnel-Matrixelement). Zusätzlich wird angenommen, dass die Kopplung des Quantenpunktes an die Reservoire adiabatisch eingeschaltet wird. t0 ist der letzte Zeitpunkt, zu dem noch keine Kopplung besteht und tf ist der Zeitpunkt, zu dem die Systeme gekoppelt sind und die Kopplung konstant in der Zeit ist. Dieser Einschaltprozess wird durch eine skalare, glatte Funktion A(t) dargestellt, welche innerhalb der Einschaltzeit t0 ≤ t ≤ tf von Null auf den Wert Eins geht. Für Zeiten kleiner als t0 ist A(t) = 0 und für Zeiten größer als tf ist A(t) = 1. Die explizite Form der Zeitabhängigkeit von ĤT während des Einschaltprozesses wird an späterer Stelle erläutert. In der hier gewählten Darstellung des Tunneloperators erkennt man, dass die Leiteroperatoren eines Reservoirs und des Quantenpunktes mit gleichem Spin je paarweise P auftreten. Betrachtet man beispielsweise den Term k γk â+ ↑ ĉk,↑,L , so lässt sich dessen Wirkung interpretieren, als ein Elektron mit Spin up, das aus einem beliebigen 12 2 Das Modellsystem Zustand des linken Reservoirs in den Quantenpunkt tunnelt. Der Tunneloperator wirkt somit sowohl auf die Zustände des isolierten Quantenpunktes als auch auf die der Reservoire. Wegen [ĤQD ,Ŝ] 6= 0 sind die Eigenzustände des Quantenpunktes keine Eigenzustände des Elektronen-Spins. Um die Wirkung des Operators aσ bzw. a+ σ auf einen Eigenzustand des Quantenpunktes zu bestimmen, müssen diese durch Eigenzustände von Ŝ dargestellt werden. Während eines Tunnelprozesses ist der Elektronen-Spin also erhalten, was allerdings durch lokale Wechselwirkungen des Quantenpunktes aufgehoben wird. 3 Methode Die in dieser Arbeit verwendete Methode, basiert auf dem von Schoeller und Schön [Sch94] vorgestellten Nichtgleichgewichts Formalismus. Die reduzierte Dichtematrix eines über Tunnelbarrieren an metallische Reservoire gekoppelten Systems, wird durch einen diagrammatisch darstellbaren Propagator zeitlich entwickelt. Die diagrammatische Darstellung des Propagators in dieser Arbeit ist an [Bec06] und [Tew04] orientiert. Von der Bewegungsgleichung der reduzierten Dichtematrix wird der stationäre Limes gebildet. Mit der von Leijnse und Wegewijs [Lei08] stammenden Näherung für kleine Tunnelkopplung und ein System energetisch nicht entarteter Zustände, lässt sich eine einfache Master-Gleichung für die Diagonalelemente der stationären reduzierten Dichtematrix und des stationären Stroms ableiten. Das Näherungsverfahren stellt dabei eine Entwicklung in der Tunnelkopplung dar. 3.1 Zeitabhängiger Erwartungswert Ohne Kopplung an die Reservoire, wird sich der Quantenpunkt in seinem Gleichgewichtszustand befinden. Durch das Einschalten der Kopplung wird ein Nichtgleichgewicht erzeugt, was sich in dem hier betrachten System im Transport von Elektronen manifestiert. Selbst in dem später betrachteten stationären Fall, muss das Einschalten der Kopplung berücksichtigt werden. Wir wollen daher zeigen, wie sich in der Quantenmechanik Veränderungen, die lokal in der Zeit sind, auf zu späteren Zeiten gemachte Beobachtungen (Erwartungswerte) auswirken. In der Quantenmechanik zeichnen sich zeitabhängige Veränderungen durch einen explizit zeitabhängigen Hamilton-Operator in der Schrödingergleichung ab. Wir schreiben diesen Hamilton-Operator als Ĥ = Ĥ0 + ĤT (t) , (3.1) wobei der zeitunabhängige Teil Ĥ0 von dem zeitabhängigen Teil ĤT (t) separiert wurde. Die Indizes der Gleichung (3.1) verweist bereits auf das in dieser Arbeit betrachtete System. Die folgenden Überlegungen für den Formalismus lassen sich somit einfach auf das Modellsystem übertragen. 14 3 Methode Um das dynamische Problem vollständig zu lösen, müssten wir die Lösungen |ψ(t)i der Schrödingergleichung bestimmen. Aus diesen Lösungen ließe sich zu jedem Zeitpunkt der Erwartungswert einer Observablen oder eines Operators < Ô > bestimmen. Da die Schrödingergleichung eine Differentialgleichung 1. Ordnung in der Zeit ist, kann deren Lösung zu einem Zeitpunkt t aus der Lösung |ψ(t0 )i zu einer Zeit t0 bestimmt werden. Die Zeitentwicklung der Zustände im Schrödingerbild wird durch eine unitäre Transformation US (t,t0 )−1 = US (t,t0 )∗ gegeben, deren Bewegungsgleichung aus der Schrödingergleichung durch ∂ |ψS (t)i i~ ∂t = Ĥ |ψS (t)i (3.2) ∂ i~ ∂t US (t,t0 ) |ψS (t0 )i = ĤUS (t,t0 ) |ψS (t)i i ∂ ⇒ U (t,t0 ) = − ĤUS (t,t0 ) ∂t S ~ i −1 ∂ ⇔ ( ∂t US (t,t0 ))US (t,t0 ) = − Ĥ ~ hervorgeht. Der Index S steht hierbei für Operatoren und Zustände des Schrödingerbildes. Die Lösung dieser Differentialgleichung ist bei zeitabhängigem Ĥ im Allgemeinen nicht trivial. Das Problem des Lösens dieser Differentialgleichung lässt sich durch Transformation in die Wechselwirkungsdarstellung oder auch DiracDarstellung umformulieren. Durch die Transformation wird das Lösen des Problems zwar nicht einfacher, jedoch werden Näherungen (welche an späterer Stelle gemacht werden) ersichtlich. Für die folgende Betrachtung muss die explizite Form des Zeitentwicklungsoperators im Schrödingerbild nicht bekannt sein. Der Übergang in das Wechselwirkungsbild erfolgt wiederum durch die unitäre Transformation U0 (t,t0 ) := e−iĤ0 /~(t−t0 ) aus dem Schrödingerbild. Für Operatoren gilt somit die Transformationsgleichung ÔI (t) = eiĤ0 /~(t−t0 ) Ôe−iĤ0 /~(t−t0 ) = U0+ (t,t0 )ÔU0 (t,t0 ) . (3.3) Die Zustände hingegen transformieren wie |ψI (t)i = U0+ (t,t0 ) |ψS (t)i = U0+ (t,t0 )US (t,t0 ) |ψS (t0 )i (3.4) . Der Index I steht dabei wieder für Operatoren und Zustände der Wechselwir- 3.1 Zeitabhängiger Erwartungswert 15 kungsdarstellung. Der Wechsel der Darstellung bewirkt, dass die Zeitentwicklung der Operatoren durch Ĥ0 gegeben ist, wohingegen die Zeitentwicklung der Zustände durch ĤT (t) gegeben ist. Wir wollen nun eine Differentialgleichung konstruieren, welche die Bestimmungsgleichung für den Zeitentwicklungsoperator im Wechselwirkungsbild UI (t,t‘) darstellt. Hierzu betrachten wir die Zeitentwicklung von Zuständen im Schrödingerbild und erzeugen aus der uns bekannten unitären Transformation den Zeitentwicklungsoperator im Wechselwirkungsbild. Es gilt |ψI (t)i = U0+ (t,t0 )US (t,t‘)U0 (t‘,t0 ) |ψI (t‘)i | {z UI (t,t‘):= . (3.5) } ∂ Die Zeitableitung ∂t UI (t,t‘) ergibt die Bestimmungsgleichung für den Zeitentwicklungsoperator im Wechselwirkungsbild. Durch Einsetzen erhält man ∂ UI (t,t‘) ∂t ∂ + = (U (t,t0 )US (t,t‘)U0 (t‘,t0 )) ∂t 0 ∂ ∂ = ( U0+ (t,t0 ))US (t,t‘)U0 (t‘,t0 ) + U0+ (t,t0 )( US (t,t‘))U0 (t‘,t0 ) , ∂t ∂t (3.6) wobei die explizite Form von U0+ (t,t0 ) = eiĤ0 /~(t−t0 ) bekannt ist. Somit lässt sich mit Hilfe der Schrödingergleichung die Bestimmungsgleichung für UI (t,t‘) weiter umformen i + U (t,t0 )(Ĥ0 − Ĥ)US (t,t‘)U0 (t‘,t0 ) ~ 0 i = − U0+ (t,t0 )HˆT U0 (t,t0 )U0+ (t,t0 )US (t,t‘)U0 (t‘,t0 ) ~ i = − ĤT,I (t)UI (t,t‘) ~ ∂ i → UI (t,t‘) = − ĤT,I (t)UI (t,t‘) . ∂t ~ = (3.7) Einen expliziten Ausdruck für UI (t,t‘) erhält man durch formales Integrieren der Bewegungsgleichung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass eine Zeittransformation zwischen zwei gleichen Zeiten der Identität entsprechen muss. Es gilt 16 3 Methode UI (t‘,t‘) = 1 als Randbedingung, da der betrachtete Zeitpunkt mit dem Ausgangszeitpunkt übereinstimmt und sich somit nichts an den Zuständen oder Operatoren ändern darf. Durch Iteration von Gleichung (3.7) erhält man UI (t,t‘) iZt dt1 ĤT,I (t1 )UI (t1 ,t‘) = 1− ~ t‘ = ... Z t1 Z tn −1 ∞ X i Zt = (− )n dt1 dt2 ... dtn ĤT,I (t1 )ĤT,I (t2 )...ĤT,I (tn ) . ~ t‘ t‘ t‘ n=0 (3.8) Um UI (t,t‘) in kompakter Form schreiben zu können, benötigt man einen Zeitordnungsoperator. Dessen Wirkung auf zeitabhängige Operatoren Oi (ti ) lässt sich mit Hilfe der Distribution $(t1 ,t2 ,...,tn ) wie folgt definieren: T̂ (Ô1 (t1 )Ô2 (t2 )...Ôn (tn )) := X $(t1 ,t2 ,...,tn )Ô1 (t1 )Ô2 (t2 )...Ôn (tn ) . (3.9) p Die Summe geht hierbei über alle möglichen Permutationen der Indizes. Die Distribution $ ermöglicht nun eine Zeitordnung der Operatoren und ist definiert als ( $(t1 ,t2 ,...,tn ) := 1, wenn t1 ≥ t2 ≥ ... ≥ tn 0, sonst . (3.10) Die Operatoren, auf welche T̂ wirkt, werden nach ihrer Zeit geordnet. Beim Kommutieren zweier Operatoren zum Zwecke der Zeitordnung müssen innerhalb des Wirkungsbereiches des Zeitordnungsoperators Kommutatorrelationen nicht berücksichtigt werden. In dem entstandenen geordneten Produkt stehen nun von jedem Operator aus betrachtet, Operatoren zu späteren Zeiten rechts und Operatoren zu früheren Zeiten links von dem betrachteten Referenzoperator. Mit Hilfe der Definition von T̂ lässt sich der Zeitentwicklungsoperator in kompakter Weise durch h UI (t,t‘) = T̂ exp − i iZt dt1 ĤT,I (t1 ) ~ t‘ (3.11) ausdrücken. Die Darstellung in Gleichung (3.11) ist nur schematisch. Sie soll eher 3.1 Zeitabhängiger Erwartungswert 17 als Anleitung dienen, wie der Zeitentwicklungsoperator konstruiert wird. Die Exponentialfunktion steht hier für ihre Potenzreihe, in welcher im n-ten Term ein n-faches Produkt aus Integralen mit Integrationsvariablen t1 ...tn auftritt. Diese Entwicklung der Exponentialfunktion ist durch i 1 − = ~ n=0 n! ∞ X n T̂ " n Z Y t i=0 t‘ # ĤT,I (ti ) (3.12) korrekt wiedergegeben. Damit Gleichung (3.12) dem Zeitentwicklungsoperator entspricht, muss zusätzlich noch der erste Term des Produkts aus Integralen als Rt t‘ ĤT,I (t0 ) := 1 definiert werden. Im Vergleich zu der Darstellung des Zeitentwicklungsoperators in Gleichung (3.8) fällt auf, dass die Integrationsgrenzen aller Integrale von t‘ bis t gehen. Dies und der zusätzliche Faktor n!1 entstehen durch das Einführen des Zeitordnungsoperators. Es handelt sich bei den Gleichungen (3.8) und (3.12) um äquivalente Ausdrücke, welche durch (3.11) schematisch dargestellt werden. Dies wird exemplarisch auf Seite 93 gezeigt. Wie schon erwähnt hat sich das Lösen der Schrödingergleichung durch Transformation in das Wechselwirkungsbild nicht vereinfacht. Die expliziten Lösungen seien zunächst nicht von Interesse. Um jedoch Aussagen über das dynamische Verhalten des Systems machen zu können, muss mindestens der Erwartungswert eines Operators < Ô > zu jedem Zeitpunkt t bekannt sein. Für noch folgende Näherungen ist es anschaulich, den Erwartungswert im Wechselwirkungsbild darzustellen. Das Ergebnis hängt jedoch nicht davon ab, ob der Erwartungswert im Schrödinger- oder Wechselwirkungsbild bestimmt wurde, da sie durch unitäre Transformationen ineinander überführbar sind. Dies lässt sich leicht zeigen. Bei der Umformung wird lediglich die Invarianz der Spur unter zyklischer Vertauschung und die Unitarität der Transformationsoperatoren ausgenutzt. Wir wollen zeigen, dass Sp(ρI (t)ÔI (t)) =< Ô > ist, mit ρI (t) := U (t,t0 )ρ(t0 )UI+ (t,t0 ) und ÔI (t) = U0+ (t,t0 )ÔU0 (t,t0 ). ρ(t0 ) entspricht dabei der Dichtematrix zum Zeitpunkt t0 . Durch sie wird jedem Systemzustand eine statistische Gewichtung gegeben. Die Dichtematrix wird in der folgenden Betrachtung eine maßgebliche Rolle spielen. Sp ρI (t)ÔI (t) = Sp UI (t,t0 )ρ(t0 )UI+ (t,t0 )U0+ (t,t0 )ÔU0 (t,t0 ) (3.13) = Sp ρ(t0 )(U0+ (t,t‘)US (t,t0 )U0 (t0 ,t‘))+ U0+ (t,t0 )ÔU0 (t,t0 ) U0+ (t,t‘)US (t,t0 )U0 (t0 ,t‘) t‘ ist eine frei wählbare Zwischenzeit. Wir können somit auch t‘ = t0 wählen und 18 3 Methode die Randbedingung der Transformation ausnutzen. = Sp ρ(t0 )US+ (t,t0 )U0 (t,t0 )U0+ (t,t0 )ÔU0 (t,t0 )U0+ (t,t0 )US (t,t0 ) = Sp US (t,t0 )ρ(t0 )US+ (t,t0 )Ô = < Ô > Gleichung (3.13) entspricht somit der korrekten Darstellung eines Erwartungswertes im Wechselwirkungsbild. Die explizite Form des Zeitentwicklungsoperators ist bereits bekannt und der Erwartungswert schreibt sich als i i h i Z t i Z t0 dt1 ĤT,I (t1 ) . < Ô >= Sp ρ(t0 )T̂ exp − dt1 ĤT,I (t1 ) ÔI (t)T̂ exp − ~ t ~ t0 (3.14) ∗ h Bei T̂ ∗ handelt es sich um den Anti-Zeitordnungsoperator. T̂ ∗ bewirkt eine Anordnung der Operatoren, welche genau entgegengesetzt zu der von T̂ ist. Den für einen Erwartungswert gefundenen Ausdruck wollen wir in kompakter Form darstellen. Hierzu ist die Definition der Keldyshzeit und des Keldyshzeitordnungsoperators notwendig. Wie man in (3.14) erkennen kann, geht die Integration des Zeitenwicklungsoperators zur Linken des Operators ÔI (t) von t nach t0 . Die Integrationsrichtung zur Rechten des Operators hingegen verläuft in die entgegengesetzte Richtung. Die Keldyshzeit tK verläuft entlang beider Integrationswege von t0 nach t (obere Integrationskontur von Abbildung (3.1)) und wieder zurück nach t0 (untere Integrationskontur von Abbildung (3.1)). Durch Einführen einer solchen Zeit lässt sich der Erwartungswert wie folgt schreiben: ti t Abbildung 3.1: Die Realzeit (Dysonzeit) wird als eine Gerade dargestellt, welche die Zeiten ti und t schneidet. Die Keldyshzeit verläuft zunächst von ti nach t und anschließend wieder nach ti zurück. Je später ein Zeitpunkt auf der Keldyshkontur ist, desto weiter ist er von dem Anfangspunkt der oberen Kontur entfernt. 3.1 Zeitabhängiger Erwartungswert 19 h < Ô >= Sp ρ(t0 )T̂K exp − i iZ dtK ĤT,I (tK ) ÔI (t) ~ K . (3.15) Die Äquivalenz von Gleichung (3.14) und (3.15) wird in [Tew04] gezeigt. Wie Gleichung (3.11) ist auch (3.15) nur als schematische Darstellung zu sehen. Die Exponentialfunktion ist auch an dieser Stelle eine Repräsentante ihrer Reihenentwicklung. Die in der Reihenentwicklung auftretenden Summanden werden in ihrer Ordnung in ĤT,I unterschieden. Der Keldyshzeitordnungsoperator wirkt auf den Integranden, welcher aus den Operatoren ĤhT,I (tK i ) und ÔI (t) besteht.i Für den Term K n-ter Ordnung ist der Integrand somit T̂K ĤT,I (tK 1 )...ĤT,I (tn )ÔI (t) . Der Keldyshzeitordnungsoperator ordnet die Operatoren so an, dass von einem beliebigen Operator aus betrachtet auf der Keldyshzeit früher (später) wirkende Operatoren links (rechts) von dem Referenzoperator stehen. Der Integrand einer bestimmten Ordnung lässt sich nun graphisch wie in Abbildung (3.2) darstellen. Die Zeitpunkte auf der Keldyshkontur, zu welchen die Operatoren wirken, werden als Vertices bezeichnet. Der Vertex des Operators ÔI ist fixiert am Zeitpunkt t und wird als externer Vertex bezeichnet, über den nicht integriert wird. Die übrigen Vertices können sich jedoch auf der Keldyshkontur wie Perlen auf einer Kette frei bewegen, was auf der Integration über alle Zeiten bzw. Integrationsvariablen ti beruht. Diese Vertices werden als interne Vertices bezeichnet. Die Zeiten ti sind aufsteigend nach späteren Keldyshzeiten indiziert. Mit Gleichung (3.15) haben wir in diesem Kapitel einen Ausdruck gefunden, der sich in Form eines Diagramms darstellen lässt, und somit die Möglichkeit bietet, sich in einer diagrammatischen Störungstheorie in Ordnungen von ĤT,I entwickeln zu lassen. ĤT,I (tK 1 ) ĤT,I (tK 2 ) ti ĤT,I (tK 3 ) t ÔI (t) ĤT,I (tK 5 ) ĤT,I (tK 4 ) Abbildung 3.2: Grafische Darstellung eines Integranden der fünften Ordnung in Ĥ aus ((3.15)). Die Operatoren sitzen auf Vertices die zu bestimmten Zeiten entlang der Keldyshkontur wirken. 20 3 Methode 3.2 Zeitentwicklung der reduzierten Dichtematrix Für die Beschreibung eines dynamischen Systems ist es von Interesse, die Zeitentwicklung der statistischen Gewichtung für Systemzustände zu betrachten. Für den isolierten Quantenpunkt besitzt die Zustandsgewichtung keinerlei zeitliche Dynamik. Gleiches gilt für die Reservoire. Die Eigenzustände des ungekoppelten Systems |ψi sind Produktzustände aus Eigenzuständen der Untersysteme. |ψi := |N,J,JZ i ⊗ |φi := |N,J,JZ i ⊗ |NR ; kR ,σR i ⊗ |NL ; kL ,σL i (3.16) Der Produktzustand beider Reservoire wird zur vereinfachten Schreibweise als |φi definiert. Da zu Zeiten t < t0 keine Kopplung besteht, sind auch die Wahrscheinlichkeitsgewichtungen der Untersysteme unabhängig voneinander und faktorisieren. Die Dichtematritzen lassen sich damit wie ρ̂(t < t0 ) = ρ̂QD ρ̂L ρ̂R (3.17) | {z } ρ̂Res voneinander separieren. Es soll angenommen werden, dass die Untersysteme der Reservoire L und R sehr groß sind und sich daher auch innerhalb des über den Quantenpunkt gekoppelten Systems ständig im thermodynamischen Gleichgewicht befinden. Die Dichtematrix der Reservoire ist somit für alle Zeiten diagonal in den Eigenzuständen des jeweiligen Reservoirs und mittels des Dichteoperators ρ̂r = 1 −β Ĥr e Zr (3.18) für das Reservoir r ∈ {R,L} beschreibbar. Zr = Sp(e−β Ĥr ) bezeichnet die Zustandssumme. Innerhalb des Bolzmannfaktors steht der Hamilton-Operator Ĥr , welcher bereits das chemische Potential µr N̂r des jeweiligen Reservoirs enthält. Da sich die Reservoire für alle Zeiten im Gleichgewicht befinden, wird die Dynamik des Systems durch die reduzierte Dichtematrix des Quantenpunktes p̂ (t) getragen. In der weiteren Betrachtung fassen wir die Quantenpunkt-Indizes zu einem Multi-Index χ = {N,J,JZ } zusammen und schreiben die Eigenzustände des Quantenpunktes als |χi. Die Dichtematrix des Quantenpunktes kann durch die Kopplung an die Reservoire nicht mehr als diagonal angenommen werden. Da die Zustände |χi eine vollständige Basis bilden, kann die reduzierte Dichtematrix des Quantenpunktes 0 p̂ (t) durch den Projektionsoperator P̂χχ := |χi hχ0 | mit entsprechenden Koeffizien- 3.2 Zeitentwicklung der reduzierten Dichtematrix 21 ten dargestellt werden. p̂ (t) := SpRes (ρ̂(t)) X 0 = Pχχ |χi hχ0 | (3.19) χ,χ0 Mit Sp ist die Spur über die Freiheitsgrade des Systems gemeint. Besitzt Spi noch einen Index i ∈ {QD,Res}, so ist die Spur über die Freiheitsgrade eines Untersystems gemeint. Die Koeffizienten lassen sich aus dem Erwartungswert des Operators P̂χχ0 berechnen. Dies wollen wir kurz beweisen. hP̂χχ0 i = X hψ0 | ρ̂ (t) |χ0 i hχ| |ψ0 i ψ0 = hψ0 | ρ̂ (t) |ψ1 i hψ1 | |χ0 i hχ| |ψ0 i X ψ0 ,ψ1 = hχ| hφ0 | ρ̂ (t) |φ1 i |χ0 i hφ1 | |φ0 i X φ0 ,φ1 = hχ| X hφ0 | ρ̂ (t) |φ0 i |χ0 i φ0 0 Pχχ = (t) (3.20) Bei dieser Umformung wurde die Orthonormalität hχ| |ψ0 i = hχ| |χ0 i |φ0 i = δχ,χ0 |φ0 i ausgenutzt. Aus Gleichung (3.15) kennen wir noch eine weitere Form des Erwartungswertes eines Operators, den wir im Folgenden noch weiter umformen, inP P dem wir die Vollständigkeit ψ |ψi hψ| = 1 bzw. Nr ,kr ,σr |Nr ; kr ,σr i hNr ; kr ,σr | = 1 und die Normierung der Dichtematrix SpQD (p̂ (t0 )) = 1 ausnutzen. 0 i iZ dtK ĤT,I (tK ) P̂χχ0 (t) I ~ K h i Z i X χ K K = hψ1 | p̂ (t0 ) |ψ2 i hψ2 | ρ̂Res T̂K exp − dt ĤT,I (t ) P̂χ0 (t) |ψ1 i I ~ K ψ1 ,ψ2 h Pχχ (t) = Sp ρ(t0 )T̂K exp − = X χ1 ,χ2 = X h hχ2 | SpRes ρ̂Res T̂K exp − 0 χ2 χ ←χ2 (t,t0 ) Pχ1 (t0 ) Πχ←χ 1 i iZ dtK ĤT,I (tK ) P̂χχ0 (t) I ~ K χ2 (t0 ) |χ1 i Pχ1 (3.21) χ1 ,χ2 Die Zeitentwicklung des Dichteoperators wird durch einen Tensor vierter Stufe 22 3 Methode Π gegeben. Dieser Tensor lässt sich als Superoperator darstellen, welcher nicht auf Zustände, sondern auf Dichteoperatoren wirkt und sie zeitlich entwickelt. Wir wollen ihn daher als Propagator bezeichnen. Die Gleichung (3.21) lässt sich daher als Operatorgleichung schreiben, p̂ (t) = Π̂ (t,t0 ) p̂ (t0 ) . (3.22) Da dieser Propagator in der folgenden Betrachtung eine zentrale Rolle spielt, wollen wir hier nochmals dessen Matrixelemente darstellen. 0 χ ←χ2 (t,t0 ) Πχ←χ 1 (3.23) h = hχ2 | SpRes ρ̂Res T̂K exp − i 1 − = ~ n=0 n! ∞ X n Z K dtK 1 ... Z K i ~ Z i K dtK ĤT,I (tK ) P̂χχ0 I (t) |χ1 i dtK n χ K hχ2 | SpRes ρRes T̂K ĤT,I (tK 1 )...ĤT,I (tn ) P̂χ0 I (t) |χ1 i 3.3 Diagrammatische Darstellung Die Abbildung (3.2) motiviert bereits, dass für den Propagator aus Gleichung (3.23) eine zu dem mathematischen Ausdruck äquivalente diagrammatische Repräsentante konstruiert werden kann. Im Folgenden wollen wir eine bijektive Abbildung von Termen des Propagators auf eine diagrammatische Form entwickeln. Damit kann in äquivalenter Form von dem mathematischen Ausdruck und dem dafür stehenden Diagramm gesprochen werden. Für die Veranschaulichung ist es meist einfacher die Diagramme zu betrachten. Um eine diagrammatische Darstellung zu entwickeln betrachten wir zunächst den Integranden χ K hχ2 | SpRes ρRes T̂K ĤT,I (tK 1 )...ĤT,I (tn ) P̂χ0 I (t) |χ1 i (3.24) des Propagators. In dem Integranden steht das zeitgeordnete Produkt aus Tunnel χ K operatoren ĤT,I (t ) und Projektionsoperator P̂χ0 (t). In der WechselwirkungsI 3.3 Diagrammatische Darstellung 23 darstellung lässt sich der Tunneloperator = A(t) ĤT tK i X K + A(t) γk â+ ĉk,σ,r tK σ ti i X K ĉ+ γk∗ âσ tK i k,σ,r ti (3.25) k,σ,r k,σ,r | {z | } + ĤT,I (tK i ) {z } − ĤT,I (tK i ) + als Summe zweier elementarer Operatoren darstellen. Der Operator ĤT,I repräsentiert das Tunneln aus einem Reservoir in den Quantenpunkt, weshalb der Index + intuitiv gewählt wurde. Analog dazu steht der Operator mit dem Index − für das Tunneln eines Elektrons aus dem Quantenpunkt in ein Reservoir. Das zeitgeordnete Produkt aus n Tunneloperatoren und dem Projektionsoperator lässt sich nun durch die eben definierten Operatoren ausdrücken. K T̂K ĤT,I tK 1 ...ĤT,I tn = T̂K + − ĤT,I tK + ĤT,I tK 1 1 P̂χχ0 I (t) (3.26) + − K ... ĤT,I tK n + ĤT,I tn P̂χχ0 I (t) Sucht mansich einen beliebigen Summanden des Produkts aus den Tunneloperatoren ĤT,I tK i , so lassen sich Tunnelprozesse in und aus dem Quantenpunkt separieren. Dies ist möglich, da sie unter dem Zeitordnungsoperator kommutieren. ... = n X l=0 X 1 χ + + K − K − K T̂K ĤT,I tK ... Ĥ t Ĥ t ... Ĥ t P̂ (t) 0 p1 T,I pl T,I pl+1 T,I pn χ I l!(n − l)! p∈Sn Sn ist die Menge aller Permutationen der Zahlen {1,...,n}. Die Indizes {p1 ,...,pn } entsprechen in der Summe aller Permutationen jeweils immer einem der n! Elemente aus Sn . Da alle Permutationen der Untermengen {p1 ,...,pl } und {pl + 1,...,pn } wegen mit einem Summanden des Produkts des Zeitordnungsoperators K ĤT,I tK ... Ĥ t übereinstimmen, muss die Mehrfachzählung durch den Faktor T,I 1 n 1 kompensiert werden. In [Tew04] wird gezeigt, dass ein Produkt aus Reservoirl!(n−l)! und Quantenpunkt-Operatoren separiert werden kann in Produkte von Operatoren der jeweiligen Untersysteme, wobei die Keldyshzeitordnung nun für jedes Segment besteht. Für den Beweis sind lediglich die fermionischen Kommutatorrelationen relevant. Damit lässt sich der Integrand weiter umformen. 24 3 Methode = n X l=0 X X 1 K + K K K T̂K γk1 â+ σ1 (tp1 )ĉk1 ,σ1 ,r1 (tp1 )...γkl âσl (tpl )ĉkl ,σl ,rl (tpl ) l!(n − l)! p∈Sn ki ,σi ,ri χ K K ∗ + K K γk∗l+1 ĉ+ kl+1 ,σl+1 ,rl+1 (tpl+1 )âσl+1 (tpl+1 )...γkn ĉkn ,σn ,rn (tpn )âσn (tpn ) P̂χ0 = n X l=0 I (t) 1 l!(n − l)! p∈Sn ki ,σi ,ri X X + K K ∗ + K ∗ T̂K γk1 ĉk1 ,σ1 ,r1 (tK p1 )...γkl ĉkl ,σl ,rl (tpl )γkl+1 ĉkl+1 ,σl+1 ,rl+1 (tpl+1 )...γkn ĉkn ,σn ,rn (tpn ) | {z } Reservoir χ K + K K K T̂K â+ σ1 (tp1 )...âσl (tpl )âσl+1 (tpl+1 )...âσn (tpn ) P̂χ0 {z | Quantenpunkt I (t) } Die Summe ki ,σi ,ri bedeutet, dass über alle Freiheitsgrade des Systems summiert wird. In dem Integranden aus (3.23) ist die Spur über die Freiheitsgrade der Reservoire und ein Operatorprodukt von Quantenpunkt-Operatoren zwischen den beiden Zuständen χ1 und χ2 zu bestimmen. Durch die Separation in Reservoir- und Quantenpunkt-Operatoren, können die Teilsysteme getrennt betrachtet werden. Betrachten wir zunächst den Reservoiranteil. Als Basiszustände für die Spurbildung wurden die Eigenzustände eines isolierten Reservoirs gewählt. Für einen nicht verschwindenden Term müssen bei dem Produkt aus Erzeugern und Vernichtern deren Anzahl übereinstimmen. Stimmte deren Anzahl nicht überein, so würde nach dem Wirken der Operatoren ein zu dem Ausgangszustand (Ket-Zustand eines Summanden der Spur) orthogonaler Zustand entstehen. Bei der Summe über l verschwinden also nur die Elemente nicht, bei denen l = n2 und insbesondere n gerade ist. Im Gegensatz zu Abbildung (3.2) beinhaltet Abbildung (3.3) bereits − + die Information, dass die Anzahl von ĤT,I und ĤT,I übereinstimmen muss, um einen nicht trivialen Term zu erhalten. Es kann darauf verzichtet werden den internen Ver0 tex des Projektionsoperators P̂χχ := |χi hχ0 | zu zeichen, wenn vereinbart wird, dass die Postion fest am rechten Ende des Diagramms liegt. Die Keldyshkontur kann an dieser Stelle dann auch als geöffnet dargestellt werden. Des weiteren müssen jeweils ein Erzeuger und ein Vernichter gleiche Zustandsindizes haben. Wäre dies nicht der Fall, entstünde nach dem Wirken der Operatoren wieder ein zu dem Ausgangszustand orthogonaler Zustand und der Term wäre gleich Null. Für jedes Erzeuger-Vernichter-Paar treten die Faktoren γk und γk∗ immer paarweise auf, so dass sie sich zu dem Ordnungsparameter als Γkl = |γk |l kombinieren lassen. Mittels des Wick-Theorems lässt sich anschaulich erkennen, welche P 3.3 Diagrammatische Darstellung 25 Ĥ + (tK 2 ) Ĥ + (tK 1 ) − K Ĥ − (tK 3 ) Ĥ (t4 ) Abbildung 3.3: Diagrammatische Darstellung eines Terms des Propagators un− + ter Berücksichtigung, dass ĤT,I und ĤT,I in gleicher Anzahl auftreten. Der interne Vertex entspricht der aufgetrennten Kontur auf der rechten Seite. Operatoren gleiche Indizes besitzen müssen. Da angenommen wird, dass sich die Reservoire im Gleichgewicht befinden, ist die Dichtematrix bekannt, und die Kontakte lassen sich als Systeme freier Teilchen ohne Korrelationen beschreiben. Damit ist die Voraussetzung für das Wick-Theorem gegeben. Ein Produkt aus Erzeugerund Vernichter-Operatoren lässt sich mit Hilfe der totalen Paarung wie SpRes ρ̂Res T̂K + + K K K ĉk1 ,σ1 ,r1 (tK ,σ n ,r n (tp n )ĉk n +1 ,σ n +1 ,r n +1 (tp n +1 )...ĉkn ,σn ,rn (tpn ) p1 )...ĉk n 2 2 2 2 2 2 2 2 = hT̂K = hT̂K + hT̂K + ... + + K K K ĉk1 ,σ1 ,r1 (tK p1 )ĉk2 ,σ2 ,r2 (tp2 )...ĉkn−1 ,σn−1 ,rn−1 (tpn−1 )ĉkn ,σn ,rn (tpn ) + + K K K ĉk1 ,σ1 ,r1 (tK p1 )ĉk2 ,σ2 ,r2 (tp2 )...ĉkn−1 ,σn−1 ,rn−1 (tpn−1 )ĉkn ,σn ,rn (tpn ) + + K K K ĉk1 ,σ1 ,r1 (tK p1 )ĉk2 ,σ2 ,r2 (tp2 )...ĉkn−1 ,σn−1 ,rn−1 (tpn−1 )ĉkn ,σn ,rn (tpn ) iRes iRes iRes (3.27) berechnen. Bei der Kontraktion werden die kontrahierten Operatoren nebeneinander angeordnet. Jede Vertauschung ergibt einen Vorzeichenwechsel. Befindet sich zwischen den kontrahierten Operatoren eine gerade Anzahl von Operatoren, so ergibt sich ein positives Vorzeichen. Ist die Anzahl ungerade, so ist das Vorzeichen negativ. Der Zeitordnungsoperator ordnet schließlich die kontrahierten Operatoren, wobei die Kontraktion nicht aufgehoben wird. Von den kontrahierten und zeitgeordneten Operatoren lässt sich nun der Erwartungswert bestimmen. Dabei unterscheidet man zwei Fälle. Der erste Fall ent- 26 3 Methode spricht + K K K K ĉ+ ki ,σi ,ri (tpi )ĉkj ,σj ,rj (tpj ) = SpRes ρ̂Res ĉki ,σi ,ri (tpi )ĉkj ,σj ,rj (tpj ) i = e~ K ki ,σi ,ri (tK pi −tpj ) f (ki ,σi ,ri ) . (3.28) Für das Beispiel wurde die Zeitordnung ausgeführt und angenommen, dass tK pi < K tpj . Beim Ausführen der Spur wird hier nochmals deutlich, dass die Indizes (ki ,σi ,ri ) und (kj ,σj ,rj ) übereinstimmen müssen. Die Funktion f (ki ,σi ,ri ) ist die Fermi-Funktion f () = 1/(1 + eβ ). K Für den zweiten Fall mit tK pi > tpj ordnet der Zeitordnungsoperator die Operatoren in umgekehrter Reihenfolge, also wie K − ~i ki ,σi ,ri (tK pi −tpj ) + K ĉkj ,σj ,rj (tK pj )ĉki ,σi ,ri (tpi ) = e (1 − f (ki ,σi ,ri )) (3.29) an. Für die diagrammatische Darstellung eines Terms der Kontraktion werden die kontrahierten Vertices als miteinander verbunden dargestellt. Diese Verbindungen werden als Reservoirlinen bezeichnet. Gibt man den Verbindungslinien eine Richtung, so kann zusätzlich dargestellt werden an welcher Stelle der Kontur der − + Operator ĤT,I (Pfeilende) und der Operator ĤT,I (Pfeilanfang) wirkt. In Abbildung (3.4) ist die neu gewonnene Information in den Diagrammen berücksichtigt. Ĥ + (tK 1 ) Ĥ + (tK 1 ) Ĥ + (tK 4 ) − K Ĥ − (tK 3 ) Ĥ (t2 ) Ĥ + (tK 4 ) − K Ĥ − (tK 3 ) Ĥ (t2 ) Abbildung 3.4: Diagrammatische Darstellung unter Berücksichtigung der Kontraktion zweier Vertices. Die beiden Diagramme entsprechen unterschiedlichen Term der totalen Paarung. Der Pfeil einer Reservoirlinie zeigt auf den Vertex, welcher für die Erzeugung eines Elektrons in dem Quantenpunkt steht. Durch die Integration über alle Zeiten tK i können Vertices ihre lineare zeitliche Anordnung auf der Keldyshkontur verändern, wegen des Zeitordnungsoperators jedoch 3.3 Diagrammatische Darstellung 27 nicht aneinander vorbei tauschen. Die Forderung einer eindeutig (bijektiven) Abbildung von mathematischen Ausdrücken auf Diagramme ist daher zunächst nicht erfüllt. Das Verändern der Anordnung der Vertices entlang der Keldyshkontur macht die Abbildung mehrdeutig. Diese Mehrdeutigkeit lässt sich durch Zerlegung der Integrale mittels der Intervallregel beheben. Der Nachteil besteht darin, dass die Anzahl der mathematischen Ausdrücke und damit auch der Diagramme steigt. Die folgenden Überlegungen betreffen nur die Zeitintegration und haben keine Auswirkungen auf die vorangegangenen Schlüsse, da lediglich allgemein gültige Argumente benutzt werden. Unterteilt man zunächst die Integrale über die Keldyshzeit in Integrale der oberen und unteren Kontur, so erhält man die n Terme aus n Z Y dtK i ... = i=1 K n Y t Z i=1 dti − t0 Zt dti ... = n Z Y t i=1 t0 t0 dti − n Z Y t dti + ... ... , (3.30) i=1 t0 wobei die Integration immer über die Realzeit geht. Es kann nun unterschieden werden, ob ein Vertex auf der oberen oder unteren Keldyshkontur liegt. Jeder Vertex der unteren Keldyshkontur liefert das Vorzeichen −1, was an der alternierenden Reihe in Gleichung (3.30) zu erkennen ist. Vertauschen nun zwei Vertices ihre Position in der Anordnung entlang der Dysonzeit, tauschen wir auch ihre Indizes aus. Dies führt dazu, dass für das Integral die Identität n Z Y t i=1 t0 dti ... = n! Zt t0 dt1 Zt t1 dt2 ... Zt dtn ... (3.31) tn−1 gilt, was sich analog zum Fall des Zeitordnungsoperators erklären lässt. Die Integration verläuft nun über die Dysonzeit, wobei die Information über die Keldyshzeit durch Vorzeichen in den Integranden eingeht. Jedes Integral lässt sich nun eindeutig durch ein Diagramm darstellen. Da die Vertices ihre Anordnung während der Integration nicht mehr wechseln können, geht dies zu Lasten einer größeren Anzahl an Diagrammen (deren Werte es zu bestimmen gilt). Wie viele topologisch verschiedene Diagramme es gibt, lässt sich anhand kombinatorischer Überlegungen bestimmen. n ist die Anzahl der Vertices, welche durch Punkte auf den Diagrammen repräsentiert werden. Da die Reservoirlinien eine definierte Richtung in der Dysonzeit haben müssen, wirken die Vertices zu unterschiedlichen Zeiten entlang der Dysonzeit. Wir stellen uns dies vor, als wären die Vertices Punkte entlang der Dysonzeit. Die Vertices werden von frühester bis spätester Dysonzeit mit v1 bis vn bezeichnet. 28 3 Methode Es gibt n! Möglichkeiten die n Vertices in einem n-Tupel zu ordnen. Wir wollen uns vorstellen, dass der Vertex an erster Stelle des Tupels mit dem an zweiter Stelle durch eine Reservoirlinie verbunden ist. Gleiches gilt für die Vertices an dritter und vierter Stelle, an fünfter und sechster Stelle usw.. (3.32) v22 ,v9 ,v2 ,v17 ,v4 ,v1 ,... Der Reservoirpfeil zeigt stets von dem links stehenden zu dem rechts stehenden Vertex. Die umgekehrte Pfeilrichtung ist in den n! n-Tupel schon enthalten. Wir sind daran interessiert, wie viele Möglichkeiten es gibt, n Vertices zu verbinden. In den Tupel kommen allerdings Elemente vor, bei denen die verbundenen Vertices lediglich permutiert sind. Insgesamt gibt es genau (n/2)! Möglichkeiten, die verbundenen Vertices zu permutieren. Da die Keldyshkontur bei der Zeit t aufgetrennt sein soll, muss noch entschieden werden, ob ein Vertex zu der oberen oder unteren Kontur gehört. Pro Vertex gibt es zwei Möglichkeiten, die sich für alle Vertices zu einem Faktor 2n kombinieren. Da n = 2l ist, kann die Anzahl der Diagramme für den Propagator als eine Funktion NΠ (l) der Ordnungszahl bestimmt werden. NΠ (l) = (2l)! 2l 2 l! (3.33) Um einem konkreten Integranden zu entsprechen, müssen die Bestandteile des Diagramms noch mit Indizes beschriftet werden. Während wir die unbeschrifteten Diagramme auch verallgemeinerte Diagramme nennen werden, bezeichnen wir die mit Variablen und Linienrichtungen beschrifteten Diagramme als spezialisiert. Die Indizierung der Reservoirlinien ist bereits bekannt. Es steht noch die der Konturlinien aus. Hierzu betrachten wir den Anteil hχ2 | T̂K K K K + â+ (tK σ1 (tp1 )...âσ n (tp n )âσ n p n +1 )...âσn (tpn ) 2 +1 2 2 2 P̂χχ0 I (t) |χ1 i (3.34) der Quantenpunkt-Operatoren aus (3.26) genauer. Die Spinindizes σi sind eindeutig durch die Indizes der Reservoiroperatoren der zugehörenden Zeit tK pi festgelegt. Durch das Verhalten der Erzeuger und Vernichter der Reservoire verschwinden nur die Terme nicht, bei denen paarweise ein Erzeuger und ein Vernichter eines Elektrons in dem Quantenpunkt mit gleichem Spinindex auftreten. Diese Kopplung von Reservoir- und Quantenpunkt- Operatorindizes lässt sich einfach veranschaulichen. Es wird ein Tunnelprozess von einem Reservoir in den Quantenpunkt dargestellt, wobei das Elektron seinen Spin nicht ändern soll. Das Wick 3.3 Diagrammatische Darstellung 29 Theorem lässt sich bei der Berechnung der Quantenpunktoperatoren nicht mehr verwenden, falls beispielsweise durch die Coulombabstoßung ĤC der VielteilchenHamilton-Operator von höherer als quadratischer Ordnung in den Erzeuger- und Vernichter-Operatoren ist. Um das zeitgeordnete Produkt aus Erzeugern und Vernichtern bestimmen zu können, muss ein vollständiger Satz orthonormaler Zustände (VONS) eingesetzt werden. Es ist günstig die Eigenzustände des isolierten QuantenP punktes zu verwenden, welche der Vollständigkeitsrelation |χi hχ| = 1 genügen. χ Das Produkt aus Quantenpunkt-Operatoren muss nun explizit bestimmt werden. Als Beispiel zeigen wir dies für hχ2 | âsσ11 (t1 )âsσ22 (t2 )... P̂χχ0 I ...âsσnn (tn ) |χ1 i , (3.35) ein bereits zeitgeordnetes Produkt aus je n Erzeugern und Vernichtern. Hierbei wurde die Zeitabfolge t1 < t2 < t3 < t4 gewählt. Der Index si ∈ {+,−} zeigt an, ob es sich um einen Erzeuger- (+) oder einen Vernichter-Operator (−) handelt. Fügt man den vollständigen Satz an Zuständen ein, erhält man = P χ3 ,...,χ2(n+2)+3 hχ2 | |χ3 i hχ3 | U0 (tn ,tn−1 ) |χ4 i hχ4 | âsσ11 |χ5 i hχ5 | U0 (tn−1 ,tn−2 ) |χ6 i hχ6 | âsσ22 |χ7 i ... hχi | P̂χχ0 |χi+1 i ... |χ2n+3 i hχ2n+3 | U0 (t1 ,t0 ) |χ(2n−1)+3 i hχ(2n−1)+3 | âsσnn |χ1 i mit Elementen, die sich einfach bestimmen lassen. Falls sich der Quantenpunktzustand nicht ändert, kann der Quantenpunkt als frei entlang der Keldyshkontour propagierend betrachtet werden. Für eine freie Propagation steht i hχi | U0 (tn , tn−1 ) |χj i = δχi ,χj e− ~ χj (tn −tn−1 ) . (3.36) Das Kronecker-Delta δχi ,χj hebt sich gegen eine Summe über Quantenpunktzustände des VONS weg. Die freie Propagation wird dann durch eine zeitdifferenzund energieabhängigen Funktion repräsentiert. Der Ausdruck in (3.36) macht auch deutlich, warum als vollständiges Orthonormalsystem die Eigenzustände des Quantenpunkt-Hamilton-Operators gewählt wurden. Wie man deutlich erkennen kann, wechseln sich freie Propagation und Übergänge zwischen den Quantenpunktzuständen ab. Die Operatoren âs bilden im Allgemeinen nicht injektiv von dem Hilbertraum HN nach HN ±1 ab. Insbesondere bei dem in dieser Arbeit betrachteten System ist das der Fall. Im Vergleich zu dem einfachen Ein-Niveau-Quantenpunkt, 30 3 Methode sind die Eigenzustände des Quantenpunktes |χi keine Eigenzustände des Elektronenspins. In Matrixdarstellung besitzt âs daher meist mehr als einen nicht verschwindenden Eintrag in einer Spalte. Die (n − 1) Summen über Quantenpunktzustände müssen explizit ausgeführt werden und führen zu einer Vielzahl von spezialisierten Diagrammen. Das Spektralgewicht eines jeden dieser Diagramme beträgt. hχ2 | âsσ11 |χ3 i ... hχi | P̂χχ0 |χi+1 i ... hχn−1 | âsσnn |χ1 i (3.37) und wird durch χ1 , χ2 , die Indizes, die Anordnung der Quantenpunkt-Operatoren und den Projektionsoperator festgelegt. Für injektiv abbildende Quantenpunktoperatoren ist es sogar eindeutig festgelegt. Wir wollen nun die Diagrammregeln des Integranden von (3.23) konstruieren. Dabei nutzen wir die aus den vorherigen Betrachtungen gewonnenen Ergebnisse. K −s K • Jedes Paar ĉski ,σi ,ri (tK pi )âσi (tpi ) wird durch einen Punkt zu der Zeit (tpi ) auf der Keldyshkontur repräsentiert. Dieser Punkt wird Vertex genannt. Ist der Index s = − , so wird durch einen auf den Vertex zeigenden Pfeil symbolisiert, dass ein Elektron in den Quantenpunkt tunnelt. Ist der Index s = +, so symbolisiert ein von dem Vertex zeigender Pfeil das Tunneln eines Elektrons aus dem Quantenpunkt. • Die Anzahl der Vertices n ist durch die Ordnung des Diagramms l = n2 gegeben. Je ein eingehender und ein ausgehender Pfeil zweier Vertices wird durch eine Linie verbunden. Einen unverbundenen Vertex kann es nicht geben, da n gerade sein muss. Die Verbindungslinie besitzt eine Richtung durch die Vertexpfeile und steht repräsentativ für einen Term der totalen Paarung von Reservoir-Operatoren. Die Linie wird daher auch Reservoirlinie genannt. • Zur diagrammatischen Entwicklung des Propagators der Dichtematrix wird nach Konvention die Keldyshkontur an der Stelle des Projektionsoperators aufgetrennt. Es entstehen dadurch zwei äußere Anschlüsse χ und χ0 neben den Anschlüssen für χ1 und χ2 . • Beim Übersetzen der Integration von der Keldyshzeit in die Dysonzeit spielt i (tK −tK ) es eine Rolle, ob eine Zeitdifferenz wie in e ~ ki ,σi ,ri pi pj positiv oder negativ ist. Das heißt, ob eine Reservoirlinie vorwärts oder rückwärts in der Dysonzeit verläuft. An den Reservoirlinien ist immer eine definierte Richtung, sowohl in der Keldysh- als auch in der Dysonzeit, ablesbar. 3.3 Diagrammatische Darstellung 31 Mittels der hier genannten Diagrammregeln können alle topologisch verschiedenen Diagramme konstruiert werden. Sie repräsentieren lediglich einen Typus von Integranden aus (3.23), wenn die Diagramme noch nicht mit Indizes versehen sind. Für die Beschriftung und damit die eindeutige Zuordnung eines Diagramms zu je einem Term des Integranden gelten folgende Regeln. • Jede Reservoirlinie wird mit den Indizes (σi ,ri ) beschriftet. • Die äußeren Anschlüsse werden im Uhrzeigersinn (beginnend links oben) mit (χ1 ,χ,χ0 ,χ2 ) beschriftet. • Jeder Vertex wirkt zu einer festen Zeit tK i auf der Keldyshkontur. • Jedes Verbindungsstück zwischen zwei Vertices auf der Keldyshkontur wird mit einem Quantenpunktzustand χi beschriftet. Es ist zu berücksichtigen, dass für ein bestimmtes Diagramm mehrere Kombinationen an Quantenpunktzuständen möglich sind. Welche dies sind, kann nicht allgemein gesagt werden und hängt von den Indizes, Richtungen und Form der Reservoirlinien ab. Die Variablen an einem spezialisierten Diagramm stehen für konkrete Größen. Die Beschriftung einer Reservoirlinie könnte beispielsweise (↑ ,L) lauten. Ein Elektron mit dem Spin + 12 würde somit über das linke Reservoir aus dem Quantenpunkt hinaus und wieder hinein tunneln. Lediglich die Zeiten ti und Wellenzahlvektoren ki stehen für Variablen, die zunächst keinem festen Wert zugeordnet sind, da über sie integriert bzw. summiert wird. In Abbildung (3.5) ist das gleiche Diagramm einmal in seiner verallgemeinerten und in einer der daraus resultierenden spezialisierten Form dargestellt. χ1 χ3 χ4 χ5 −,L χ −,R +,L χ2 χ6 χ0 Abbildung 3.5: Links ist die verallgemeinerte Form eines Diagramms dritter Ordnung zu sehen. Rechts wurde das Diagramm durch beschriften mit Indizes in ein spezialisiertes Diagramm überführt 32 3 Methode 3.4 Kinetische Gleichung Anhand der Darstellung des Propagators aus Gleichung (3.23) als Diagrammsumme, lässt sich leicht sehen, dass jedes Diagramm aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt ist. Wir unterscheiden hier zwei Elemente. Das erste Element bezeichnen wir als freien Propagator Π̂ (0) . Die Diagrammabschnitte, die diesen freien Propagator repräsentieren, beinhalten keine Reservoirlinie. Es sind folglich die Abschnitte, bei welchen man durch eine vertikal verlaufende Linie keine Reservoirlinie schneidet. Durchtrennt eine vertikal verlaufende Linie eine Reservoirlinie, so bezeichnen wir diesen Teil als Kernel. In Abbildung (3.6) sind die beiden Bereiche farblich voneinander abgegrenzt und exemplarisch an einem verallgemeinerten Diagramm fünfter Ordnung gezeigt. Π̂ (0) Σ̂ (2) Π̂ (0) Σ̂ (3) Π̂ (0) ∈ Π̂ Abbildung 3.6: Verallgemeinertes Diagramm fünfter Ordnung. Rot gekennzeichnet sind die freien Propagatoren und blau die Kernels. Mit Hilfe der Diagrammregeln lässt sich der Integrand eines freien Propagators mit i Π̂ (0) χ4 ←χ2 χ3 ←χ1 (t2 ,t1 ) := hχ2 | U0 (t1 ,t2 ) |χ4 i hχ3 | U0 (t2 ,t1 ) |χ1 i (3.38) identifizieren. Der Kernel wird mit Σ̂ (x) bezeichnet. x ≥ 1 ist dabei die Anzahl der Reservoirlinien des als Kernel bezeichneten Diagrammbereichs. Es lässt sich bei x auch von der Ordnung des Kernels sprechen. Diese Art von Diagrammen werden als irreduzibel bezeichnet, da sie keinen freien Propagator mehr enthalten. Die Kernel-Diagramme müssen somit immer mit einem Vertex auf einer Keldyshkontur beginnen und mit einem Vertex enden. Die Konstruktionsregeln für die Diagramme des Propagators können auf die des Kernels übertragen werden. Der volle Kernel ist als Summe aller irreduziblen Diagramme Σ̂ := ∞ X x=1 Σ̂ (x) (3.39) 3.4 Kinetische Gleichung 33 definiert. Ordnet man die Diagramme des vollen Propagators Π̂ nach der Anzahl der freien Propagatoren, so erhält man eine unendliche Reihe der Form Π̂ = Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (0) + ... . (3.40) Die Gleichung für den vollen Propagator hat die Form einer Dyson-Gleichung, wobei der Kernel die Rolle einer Selbstenergie übernimmt. Klammert man in jedem Term den zur Linken stehenden freien Propagator aus, so erhält man ... = Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (0) + ... {z | . } Π̂ In Analogie zu einer Dyson-Gleichung, lässt sich der volle Propagator durch aufsummieren einer Partialsumme reproduzieren. Der volle Propagator erfüllt daher die iterative Bestimmungsgleichung Π̂ = Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (3.41) und lässt sich durch einen freien Propagator, den vollen Kernel und sich selbst ausdrücken. Setzt man (3.41) in die Bewegungsgleichung der reduzierten Dichtematrix ((3.22)) ein, so erhält man p̂(t) = Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ Π̂ (t,t0 )p̂(t0 ) . (3.42) Den vollen Propagator können wir auf die Dichtematrix zur Zeit t0 wirken lassen, was zu dem Ausdruck p̂(t) = Π̂ (t,t0 )p̂(t0 ) + 0 Zt t0 dt1 Zt1 dt2 i Π̂ (0) (t,t1 )Σ̂(t1 ,t2 )p̂(t2 ) (3.43) t0 führt. Wir differenzieren diese Gleichung total nach der Zeit t. Formal korrekt ist die 34 3 Methode Differentiation in [Tew04] gezeigt. Man erhält die Bewegungsgleichung t i Z ih d p̂(t) = − ĤQD , p̂(t) + dt1 Σ̂(t,t1 )p̂(t1 ) . dt ~ (3.44) t0 Der Kommutator der Dichtematrix mit dem Hamiltonoperator des ungekoppelten Quantenpunktes ist uns schon aus der von Neumann-Gleichung bekannt. Dieser Teil beschreibt die Dynamik des isolierten Quantenpunktes. Das Integral mit dem Kernel beschreibt folglich die Dynamik, welche durch die Kopplung an die Reservoire hervorgerufen wird. Für das Lösen dieser Integro-Differentialgleichung ist die Kenntnis der expliziten Form des Kernels unabdingbar. 3.5 Darstellung des Stroms Durch den Tunnelkontakt können Elektronen von einem Reservoir in den Quantenpunkt tunneln. Der Strom aus einem Reservoir r in den Quantenpunkt ist proportional zur zeitlichen Veränderung der Anzahl von Elektronen in dem Reservoir. Der Operator für den Strom lässt sich daher als i d ie h Iˆr = −e N̂r = − Ĥ, N̂r dt ~ (3.45) schreiben, wobei der Operator N̂r = ĉ+ k,σ,r ĉk,σ,r der Zähloperator des Reservoirs r ist. Der Kommutator lässt sich explizit bestimmen, wodurch der Operator Iˆr der Form P ie Iˆr = − ~ X ∗ + γk â+ σ ĉk,σ,r − γk ĉk,σ,r âσ (3.46) k,σ entspricht. Bis auf den Vorfaktor und das Vorzeichen des zweiten Terms der P Summe ist der Operator des Stroms identisch mit dem Tunnel-Operator ĤT . r Der Erwartungswert des Stroms lässt sich analog zu dem des Projektionsoperators P̂χχ0 bestimmen. Für den zeitabhängigen Strom erhält man den Ausdruck < Iˆr > (t) = −e X χ,χ1 ,χ2 χ2 2 (Πr )χ←χ χ←χ1 (t,t0 )Pχ1 (t0 ) , (3.47) 3.5 Darstellung des Stroms 35 welcher stark der Gleichung (3.21) ähnelt. Da an Stelle des Projektionsoperators in Gleichung (3.21) für < Iˆr > (t) der Strom-Operator steht, fällt eine RandbeP 2 dingung für (Πr )χ←χ erklärt. Der Teil Pχχ12 χ←χ1 weg, was die zusätzliche Summe χ stammt aus der Spurbildung. Der Strom wird analog zu der Dichtematrix durch einen Propagator Π̂r zeitlich entwickelt. Die für Π̂r stehenden Diagramme stellt dabei eine Teilmenge der Diagramme von Π̂ dar. Für die Elemente von Π̂r , die in den Diagrammen von Π̂ enthalten sind, gilt: • ein Diagramm von Π̂r endet an rechter Seite immer mit einem externen Vertex. • ist der externe Vertex auf der oberen Kontur, so steht er für den Teil ĉ+ k,σ,r âσ . Die Reservoirlinie muss dann von dem Vertex weg zeigen. Der Teil â+ σ ĉk,σ,r wird durch einen Vertex auf der unteren Kontur repräsentiert, wobei die Reservoirlinie auf den Vertex zeigt. Das unterschiedliche Vorzeichen der beiden Terme von Iˆr ist damit berücksichtigt. • Die mit den externen Vertices verbundenen Reservoirlinien sind von ihrer Indizierung fest dem Reservoir r zugeordnet. Die zuvor gefundenen Diagrammregeln lassen sich ohne Weiteres auf den Propagator Π̂r anwenden. Auch eine Dyson-Gleichung lässt sich daher aufstellen, indem die Diagramme nach der Anzahl der irreduziblen Anteile geordnet werden. Σ̂r steht dabei analog zu Σ̂ für die Summe aller irreduziblen Anteile, wodurch sich der volle Propagator als Π̂r = Σ̂r Π̂0 + Σ̂r Π̂0 Σ̂ Π̂0 + ... = Σ̂r (Π̂0 + Π̂0 Σ̂ Π̂0 + ...) = Σ̂r Π̂ (3.48) darstellen lässt. Eine Partialsumme wurde wiederum zu dem vollen Propagator aufsummiert. Definiert man < Iˆr > (t) = Rt t0 t Z −e Sp dt1 i Σ̂r (t,t1 ) := Σ̂r (t,t0 ), so lässt sich der Strom als dt1 Σ̂r (t,t1 )p̂(t1 ) (3.49) t0 schreiben und ist damit ein Funktional der Dichtematrix zur Zeit t1 . Durch Sp(M ) werden alle Diagonalelemente der Matrix M aufsummiert. 36 3 Methode 3.6 Stationäre Lösung System die einen Mechanismus zur Thermalisierung besitzen, beispielsweise über Streuprozesse, können für stationäre Randbedingungen in einen stationären Zustand propagieren. Wir wollen annehmen, dass sich ein stationärer Zustand in dem gekoppelten System aus Quantenpunkt und Reservoiren einstellt, ohne den dafür benötigten Prozess genauer zu spezifizieren. Dem System ermöglichen wir eine unendlich lange Propagation, indem wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit den Grenzübergang ti → −∞ vollziehen und den Betrachtungszeitpunkt t = 0 wählen. Wir wollen annehmen, dass das System - und damit auch die reduzierte Dichtematrix - durch Propagation einen eindeutigen stationären Zustand einnimmt, der durch p̂st = lim p̂(t) gegeben ist. Das Einschalten der Tunnelkopplung soll adiat→∞ batisch vollzogen werden. Des Weiteren sei der stationäre Zustand nicht von dem Ausgangszustand vor der Kopplung abhängig sondern wird einzig durch das Nichtgleichgewicht innerhalb des Systems determiniert. Der stationäre Fall von Gleichung bedeutet (3.44), dass die Dichtematrix zeitunabhängig ist und lässt sich durch 0= i ih d st p̂ = − ĤQD , p̂st + Σ̂ st p̂st¸ dt ~ (3.50) bestimmen. Das Lösen der Gleichung nach p̂st hat sich vereinfacht, da nun an Stelle eines Differentialgleichungssystems nur noch ein einfaches Gleichungssystem gelöst werden muss. Zur verkürzten Schreibweise wurde der stationäre Kernel als Σ̂ := st Z0 dt1 Σ̂(0,t1 ) (3.51) −∞ definiert. Σ̂ st ist zeitunabhängig, da alle Zeitfreiheitsgrade ausintegriert wurden. Auch der Strom kann im Falle eines stationären Zustandes als in der Zeit konstant betrachtet werden. Aus Gleichung (3.49) folgt, dass für den Strom im stationären Fall < Iˆr >= −e Tr Σ̂rst p̂st (3.52) gilt, wobei auch an dieser Stelle wieder der zeitunabhängige Kernel eines Reser- 3.7 Perturbativer Ansatz 37 voirs als Σ̂rst := Z0 dt1 Σ̂r (0,t1 ) (3.53) −∞ definiert ist. Um den Strom im stationären Limes zu erhalten, müssen zunächst die Elemente von Σ̂ st bestimmt werden. Damit lässt sich aus Gleichung (3.50) die stationäre Dichtematrix p̂st ermitteln und in Gleichung (3.52) einsetzen. Mit Σ̂rst erhält man daraus den stationären Strom. Da zur Bestimmung des Kernels unendlich viele irreduzible Diagramme aufsummiert werden müssen, benötigen wir ein weiteres Verfahren, durch das Σ̂ st zumindest in guter Näherung beschrieben wird. 3.7 Perturbativer Ansatz h i Der Kommutator − ~i ĤQD , p̂st der Gleichung (3.50) steht für die Dynamik des Quantenpunktes. In den Arbeiten [Bec06] und [Tew04] mit einem Quantenpunkt ohne Störstelle war der Kommutator Null. Dies lässt sich mit Hilfe des Propagators erklären, der nur die Diagonalelemente der reduzierten Dichtematrix propagiert. Es wurde argumentiert, dass die Dichtematrix stets diagonal ist und daher der Kommutator verschwindet. Auf Grund der Ankopplung an die Störstelle sind die Eigenzustände des Quantenpunktes keine Eigenzustände des Elektronenspins mehr. + Die Erzeuger- und Vernichteroperatoren (â+ σ und âσ ) stellen dadurch keine bijektive Abbildung zwischen Eigenzuständen des Quantenpunktes dar. Der Propagator ist darauf hin auch nicht mehr diagonalitätserhaltend und der Kommutator folglich ungleich Null. Man kann den Kommutator als Term interpretieren, welcher die interne Dynamik des Quantenpunktes repräsentiert. Der perturbative Lösungsansatz für Gleichung (3.50) stammt aus [Lei08] und wird im Folgenden erläutert. Es wurde bereits erwähnt, dass es sich sowohl bei Π̂ also auch bei Σ̂ st um einen Superoperator handelt, welcher auf p̂ bzw. p̂st wirkt. Schreibt man p̂st als Matrix, so lässt sich Σ̂ st als ein Tensor vierter Stufe darstellen. Ebenso lässt sich p̂st als Vektor darstellen, wodurch Σ̂ st die Form einer quadratischen Matrix besitzt. Wir definieren das i-te Element des Vektors Pd durch (Pd )i := (p̂st )i,i . (3.54) Die Elemente von Pn stellen folglich die nichtdiagonalen Anteile der reduzierten 38 3 Methode Dichtematrix durch (Pn )i := (p̂st )i0 ,j 0 (3.55) dar, wobei i0 6= j 0 ist. Die Elemente des Tensors Σ̂ st lassen sich nach der Regel Σ̂ st χ0 ←χ2 χ←χ1 Σd,d Σd,n (t,t0 ) = Σn,d Σn,n χ1 χ1 χ1 χ1 = χ2 6= χ2 = χ2 6= χ2 χ = χ0 χ = χ0 χ 6= χ0 χ 6= χ0 (3.56) unterteilen. Die mit (d,d) gekennzeichneten Elemente überführen Diagonalelemente der Dichtematrix wieder in Diagonalelemente. Mit (d,n) bzw. (n,d) indizierte Teile des stationären Kernels verbinden Diagonal- mit Nichtdiagonalelementen und umgekehrt.(n,n) kennzeichnet somit die Verbindung zwischen zwei Nichtdiagonalelementen der Dichtematrix. Der Kommutator aus Gleichung (3.50) kann offensichtlich durch einen Nichtdiagonalelemente verbindenden Superoperator dargestellt werden, da beliebige diagonale Matrizen immer kommutieren. Dieser ist auch als Liouville-Operator bekannt. Wir definieren daher den Kommutator als h Ln,n := ĤQD ,p̂st iχ0 ←χ2 χ←χ1 . (3.57) Die Gleichung (3.50) lässt sich dann als Matrixgleichung in 0d Σd,d Σd,n = 0n Σn,d Σn,n − ~i Ln,n ! ! Pd Pn ! (3.58) umformen, wobei Pd ein Vektor aus Diagonalelementen der stationären Dichtematrix und Pn ein Vektor aus Nichtdiagonalelementen ist. 0d und 0n stellen Vektoren dar, bei denen jede Komponente Null ist. Pd und Pn werden durch die zwei Gleichungssysteme 0d = Σd,d Pd + Σd,n Pn 0n (3.59) i = Σn,d Pd + Σn,n + Ln,n Pn ~ (3.60) 3.7 Perturbativer Ansatz 39 festgelegt. Setzt man in die Gleichung (3.59) die Lösung der Gleichung (3.60) für Pn ein, so erhält man 0d = Σd,d Pd − Σd,n L−1 n,n Σn,n L−1 n,n i − 1n,n ~ −1 Σn,d Pd . (3.61) Es ist zu berücksichtigen, dass Ln,n nur regulär ist, und damit L−1 n,n existiert, falls die Entartung in den Eigenzuständen von Ĥ aufgehoben ist. Das Spektrum muss also 4(2I + 1) nicht entartete Eigenzustände von ĤQD wiedergeben, da die Reservoirzustände ohnehin als nicht entartet angenommen werden. Mit Hilfe der Entwicklung [x − i]−1 = x−1 + ix−2 − x−3 + ... lässt sich die Gleichung für Pd als i h −1 3 −1 2 −1 0d = Σd,d Pd − Σd,n L−1 n,n i~1n,n + ~ Σn,n Ln,n − i~ Σn,n Ln,n Σn,n Ln,n + ... Σn,d Pd (3.62) umschreiben. Es besteht stets das Problem, dass Kenntnis über den vollen Kernel benötigt wird, um die Gleichung zu lösen. Aus den Diagrammregeln ist bekannt, dass jedes Diagramm der Ordnung l - was der Anzahl an Reservoirlinien entspricht - proportional zu dem reellen Faktor Γkl ist. Nimmt man eine schwache Tunnelkopplung der Reservoire an den Quantenpunkt an, so dass der Parameter Γk als sehr klein betrachtet werden kann, lässt sich Gleichung (3.62) in eine Störungsreihe nach Ordnungen von Γk entwickeln. Es genügt dann in Gleichung (3.62) nur die Terme erster und zweiter Ordnung (d.h. l = 1 und l = 2) zu berücksichtigen. Für kleine Tunnelkopplung muss Pd folglich der Gleichung h (1) (2) (1) (1) i 0d = Σd,d + Σd,d − i~Σd,n L−1 n,n Σn,d Pd (3.63) genügen. Der in Klammern stehende Index des jeweiligen Kernel Elements gibt (1) dabei die Ordnung des Diagramms an. Während aus erster Ordnung der Teil Σd,d (2) (1) (1) stammt, sind die Terme Σd,d − i~Σd,n L−1 n,n Σn,d erst in zweiter Ordnung zu berücksichtigen. Für kleine Tunnelkopplung lässt sich die Gleichung (3.52) zur Bestimmung des stationären Stroms analog nähern. Da Σ̂r nur auf Diagonalelemente projiziert, erhält 40 3 Methode man für den Strom in Matrixdarstellung des Kernels e < Iˆ >= −e d en !T (Σr )d,d (Σr )d,n 0 0 ! Pd Pn ! . (3.64) Die Vektoren ed und en enthalten als Elemente nur Einsen und haben die gleiche Wirkung wie das Aufsummieren der Diagonalelemente durch Tr. Der Index r repräsentiert wieder die Teilmenge der Kernel-Diagramme für den Strom. Die Nichtdiagonalelemente der Dichtematrix können wieder, stammend aus Gleichung (3.60), eingesetzt werden. Es wird die gleiche Entwicklung wie zuvor ausgeführt, wodurch bei kleiner Tunnelkopplung - d.h. unter Berücksichtigung der ersten beiden Ordnungen von Γ - sich der Tunnelstrom mittels (1) (1) (2) (1) < Iˆ >= −eeTd (Σr )d,d + (Σr )d,d − i~(Σr )d,n L−1 n,n Σn,d Pd i h (3.65) (1) berechnen lässt. Es ist darauf zu achten, dass Σn,d nicht den Index r enthält, da es aus der Lösung von Gleichung (3.60) für Pn stammt. 3.8 Raten Gleichung Die Gleichung (3.63) besitzt die Form einer Ratengleichung wie sie beispielsweise in der Laserphysik oder bei chemischen Reaktionen verwendet wird. Die Raten (1) (2) Γb←a entsprechen dem Element a,b der Summe der Kernelelemente Σb,a + Σb,a − (1) (1) i~Σb,n L−1 n,n Σn,a . Um unterscheiden zu können, aus welchem Term von Gleichung (3.63) die Rate stammt, unterscheiden wir sie mit einem in Klammern stehenden zusätzlichen Index und definieren (1) (I) Γb←a := (Σd,d )b,a (II) Γb←a (III) Γb←a := := Γb←a := (2) (Σd,d )b,a (1) (1) −i~(Σd,n L(−1) n,n Σn,d )b,a (1) (2) (3) Γb←a + Γb←a + Γb←a (3.66) (3.67) (3.68) . (3.69) Damit diese Ausdrücke als Raten für die Diagonalelemente der Dichtematrix interpretiert werden können, setzen wir voraus, dass sie zumindest reell (da Diagonalelemente der Dichtematrix auch reell sein müssen) und normerhaltend (damit 3.8 Raten Gleichung P d 41 Pd = 1) sind. Beide Bedingungen werden im Folgenden durch die Spiegelsymme- trie und die Summenregel der Raten bzw. Kernelelemente erfüllt. 3.8.1 Spiegelsymmetrie Wir wollen zeigen, dass jeder Summand von Gleichung (3.63) reell ist. Anhand der mathematischen Form des Kernels lässt sich durch komplexes Konjugieren leicht die Beziehung χ4 ←χ1 Σ st χ3 ←χ2 = χ3 ←χ1 Σ st χ4 ←χ2 ∗ (3.70) ableiten. Wenn nun zu jedem Diagramm auch das komplex konjugierte Diagramm (l) ein Element von Σd,d ist, so lässt sich für die ersten beiden Terme der Gleichung (3.63) zeigen, dass sie reell sind. Die komplexe Konjugation eines Diagramms entspricht der Spiegelung an der Dysonzeit-Achse, wobei die Richtungen der Konturlinien beibehalten und die der Reservoirlinien umgekehrt werden. Exemplarisch ist in Abbildung (3.7) ein Diagramm zweiter Ordnung mit dem dazu gehörenden konjugierten Diagramm abgebildet. χ1 χ2 χ1 χ3 χ4 χ2 χ1 χ3 χ2 χ1 χ2 χ4 χ2 χ2 Abbildung 3.7: Zwei zueinander koplex konjugierte Diagramme zweiter Ordnung (II) der Rate Γχ2 ←χ2 . Sie lassen sich durch Spiegelung an der Mittelachse und anschließender Umkehr der Reservoirlinienrichtung ineinander überführen. Da sich die Indizierung der äußeren Anschlüsse bei dem komplex Konjugieren eines diagonal verbindenden Diagramms nicht ändert, ist zu jedem Diagramm aus (l) (l) Σd,d das Konjugierte stets auch ein Element aus Σd,d . (l) (l) Für Σd,n oder Σn,d gilt offensichtlich nicht, dass in jedem Element immer zwei zueinander konjugierte Diagramme gefunden werden können. In Anhang-B ist gezeigt, 42 3 Methode (1) (1) dass jedes Element von i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d reell ist. Dazu wurde lediglich die Relation (3.71) χ3 ←χ2 1 (L̂)χχ43 ←χ ←χ2 = −(L̂)χ4 ←χ1 und die zuvor dargestellte Identität des Kernels unter komplexer Konjugation verwendet. Die Bedingung, dass Diagonalelemente der Dichtematrix reell sind, wird durch die Gleichung (3.63) unterstützt. Um zu zeigen, dass der Strom, welcher durch Gleichung (3.65) festgelegt wird, auch reell ist, kann die Identität χ4 ←χ1 Σrst χ3 ←χ2 = χ3 ←χ1 Σrst χ4 ←χ2 ∗ (3.72) verwendet werden. Der Beweis verläuft analog zu den vorherigen Überlegungen. 3.8.2 Summenregel Damit Gleichung (3.63) die Bedingungen für eine Bestimmungsgleichung von Diagonalelementen der Dichtematrix erfüllt, muss die Matrix h (1) (1) (2) (1) Σd,d + Σd,d − i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d i (3.73) normerhaltend sein. Die Summe aller Elemente einer Spalte muss daher Null sein, was sich in mathematischer Form als h (1) (2) (1) (1) i ! eTd Σd,d + Σd,d − i~Σd,n L−1 n,n Σn,d = 0d (3.74) (l) formulieren lässt. Die Normerhaltung ist gegeben, da sowohl ed Σd,d = 0d als auch (l) ed Σd,n = 0n gilt. Anhand der Diagramme einer bestimmten Ordnung lässt sich das leicht verstehen. Nimmt man aus einer festen Spalte ein Diagramm einer Zeile, so lässt sich aus diesem ein Diagramm einer anderen Zeile aber der gleichen Spalte konstruieren, indem der letzte Vertex (zur Zeit t=0) die Kontur wechselt. Da die Diagramme aus der gleichen Spalte stammen, bleiben die äußeren Anschlüsse, d.h. die Zustände zur Zeit t = −∞, die gleichen. Das Einzige, worin sich die Diagramme unterscheiden, ist der Faktor (−1), welcher durch die unterschiedliche Anzahl von Vertices auf der unteren Kontur stammt. Alle Zeitrichtungen und internen Indizes sind gleich geblieben. Daher lassen sich beide Diagramme zu Null addieren und Gleichung 3.8 Raten Gleichung 43 h (1) (2) (1) (1) i (3.63) ist normerhaltend. Der Rang der Matrix Σd,d + Σd,d − i~Σd,n L−1 n,n Σn,d ist wegen der Normerhaltung abhängig von der Basis maximal 4(sI + 1) − 1. Der Betrag von Pd wird durch die Bestimmungsgleichung somit nicht festgelegt. Die Matrix rotiert lediglich den Vektor. Zum Lösen von Gleichung (3.63) muss noch die P Nebenbedingung der Dichtematrix Pd = 1 berücksichtigt werden. d 4 Die Tunnel-Raten In diesem Kapitel leiten wir einfache analytische Ausdrücke für die Diagramme her, um damit eine Berechnung der Raten zu ermöglichen. Wir gehen dabei sowohl auf den Zeitanteil als auch den Energieanteil der Diagramme ein. Bei der Integration über die Energien orientieren wir uns an der Arbeit [Lei08]. 4.1 Zeitintegration Für den stationären Kernel Σ̂ st werden die Zeitfreiheitsgrade ausintegriert. Wir wollen daher an dieser Stelle nochmals alle zeitabhängigen Anteile eines Diagramms spezifizieren und das Ergebnis der Zeitintegration darstellen. Der Tunneloperator ĤT enthält bereits in dem Schrödingerbild eine explizite Zeitabhängigkeit in Form der stetigen Funktion A(t). Durch diese Funktion wird der adiabatische Einschaltprozess der Tunnelkopplung dargestellt. Der Einschaltvorgang soll zu dem Zeitpunkt tb beginnen und zu der Zeit te enden. Für die Ableitung des stationären Limes der kinetischen Gleichung wurde eine unendlich lange Propagation nach dem Einschalten der Kopplung angenommen. Dies lässt sich ohne Beschränkung der Allgemeinheit durch te → −∞ realisieren. Das adiabatische Einschalten der Tunnelkopplung wird dann durch ( A(t) := eνt , falls t ≤ te mit 0 < ν ∈ R 1, falls t > te (4.1) realisiert, wobei der Grenzwert ν → 0+ gebildet wird und unendlich lange Schaltintervalle angenommen werden. Einerseits ist dies charakteristisch für einen adiabatischen Einschaltprozess, andererseits erhält ν auch den Charakter eines konvergenzerzeugenden Faktors. Um dies deutlich zu sehen, müssen wir die Zeitintegration eines jeden Diagrammes explizit ausführen. Die Zeitabhängigkeit der Operatoren stammt aus den unitären Transformationen, mittels derer in das Wechselwirkungsbild transformiert wurde. Diese unitären Transformationen treten beispielsweise in 46 4 Die Tunnel-Raten der totalen Paarung der Reservoir-Operatoren i K K ~ < ĉ+ ki ,σi ,ri (tpi )ĉkj ,σj ,rj (tpj ) >Res = e K ki ,σi ,ri (tK pi −tpj ) f (ki ,σi ,ri ) (4.2) K auf. Die Ordnung nach der Keldyshzeit wurde so gewählt, dass tK pi < tpj ist, wodurch die Kontraktion zu einer Fermifunktion führt. Wäre die Zeitordnung nach K Keldyshzeit tK pi > tpj , so wäre an Stelle der Fermifunktion ein (1 − f (ki ,σi ,ri )) und das Argument der Exponentialfunktion wechselte sein Vorzeichen. Ein derartiger Term der totalen Paarung entspricht + K < ĉkj ,σj ,rj (tK pj )ĉki ,σi ,ri (tpi ) >Res = e K − ~i ki ,σi ,ri (tK pi −tpj ) (1 − f (ki ,σi ,ri )) . (4.3) Das Zeitargument der Exponentialfunktion ist somit immer negativ in Keldyshzeit. Da die Exponentialfunktion in der Keldyshzeit jedoch nicht berechnet werden kann, muss eine Abbildung auf die Dysonzeit folgen. Verbindet eine Reservoirlinie zwei Dyson-Zeiten t1 und t2 mit t1 < t2 , so kann man sich vorstellen, dass die beiden Keldyshkonturen in Richtung der Dysonzeitlinie zusammengeschoben sind. Für die Exponentialfunktion gilt dann: exp(∓iki ,σi ,ri (t2 − t1 )). Zeigt die Reservoirlinie in positive Dyson-Zeitrichtung, so ist ∓ = −. Zeigt die Reservoirlinie hingegen in negative Dyson-Zeitrichtung, so gilt ∓ = +. Analog folgt dies auch für die Erzeuger- und Vernichter-Operatoren des Quantenpunktes, deren zeitabhänger Term exp(∓iχ (t2 − t1 )) entspricht. Hierbei gilt ∓ = −, falls das Element der freien Propagation auf der oberen Kontur liegt und ∓ = +, falls es auf der unteren Kontur liegt. Die Funktionen, die bei der Zeitintegration eine Rolle spielen, sind: für jeden Vertex bis auf den letzten der Dysonzeit für jede Keldysh-Konturlinie für jede Reservoirlinie . eνti ∓iχ (t2 −t1 ) e ∓iki ,σi ,ri (t2 −t1 ) e Der Zeitanteil eines Diagramms lässt sich somit durch seine Resolventen mittels Z0 −∞ dt1 Z0 t1 dt2 . . . Z0 tn dtn − 1 n−1 Y j=1 i e(− ~ xj +ν)tj = n−1 Y j=1 (i~)n−1 P νi + jk=1 xk (4.4) darstellen. Die Konstante xj ist dabei abhängig von Quantenpunkt- und Reservoi- 4.2 Transformation in den Energieraum 47 renergien χ und ki ,σi ,ri . Durch Unterteilen eines Diagramms mittels vertikaler LiniP en an jedem Vertex, entspricht die Summe jk=1 xk der Summe aller Quantenpunktund Reservoirenergien, die in dem Abschnitt enthalten sind. An dieser Stelle wird nun auch deutlich, dass ν den Charakter eines konvergenzerzeugenden Faktors besitzt, da er Polstellen von der reellen Achse in die imaginäre Halbebene verschiebt. 4.2 Transformation in den Energieraum Betrachtet man die Reservoire als sehr groß, so kann der Impuls ~k der Elektronen als quasikontinuierlich angenommen werden. Dies wird klar, wenn man die Elektronen in dem metallischen Reservoir als frei betrachtet und das Reservoir vereinfacht ohne Beschränkung der Allgemeinheit als ein kubischer Festkörper mit der Kantenlänge L angenommen wird. Das Volumen eines Zustandes mit ki beträgt im Impulsraum ( Lπ )3 . Die Differenz zweier Impulse sinkt daher mit größer werdendem Reservoirvo2 2 lumen L3 . Wegen der Beziehung = ~2mk kann die Summe über die Impulse durch ein Integral über Energien substituiert werden. X k ... −→ Z∞ −∞ dDΓ () 1 Z dΩ... , 4π (4.5) wobei D() die Zustandsdichte des jeweiligen Reservoirs ist. Es wurde angenommen, dass die Energien der Reservoir-Elektronen homogen sind, also nicht von der Richtung von k abhängen. Mit der in [Tew04] gemachten RandomR Phase Approximation, ergibt die Integration aller Winkel einer Energieschale dΩ = 4π. Es wird dabei die Annahmen gemacht, dass die Phasendifferenz für das Tunneln in und aus einem Reservoir eine zufällige Größe ist. Wir nehmen außerdem an, dass die Tunnelmatrixelemente unabhängig vom Betrag des Elektronen Impulses ~k sind und schreiben fortan Γk = Γ . Aus dem Übergang in den Energieraum bleibt somit lediglich das Integral über alle Energien und die Zustandsdichte übrig. Die Zustandsdichte soll als konstant in der Energie angenommen werden (D() = D). 4.3 Diagrammregeln im Energieraum In den vorherigen Abschnitten haben wir Umformungen an den mathematischen Ausdrücken vorgenommen, für die ein Diagramm steht. Fassen wir nochmals zusammen, wie aus einem spezialisierten Diagramm wieder ein mathematischer Ausdruck konstruiert werden kann. Ein Diagramm der Ordnung l ist dabei an jedem 48 4 Die Tunnel-Raten Vertex durch eine vertikale Linie in 2l − 1 Abschnitte zu unterteilen. In jedem Abschnitt ist die Übersetzungsregel i anzuwenden. Das Produkt aus allen übersetzten Abschnitten ist zu bilden und im Anschluss sind die Regeln ii bis v anzuwenden. i Für jeden Abschnitt ist die Energievariable einer jeden Linie (Kontur und Reservoirlinie) durch ihre Indizierung bestimmt, die den Abschnitt durchläuft. Ist die Richtung der Linie in positive Dyson-Zeitrichtung, so erhält die Energie ein negatives Vorzeichen. Andernfalls erhält sie ein positives Vorzeichen. Die Summe aller Energien eines jeden Abschnitts und korrektem Vorzeichen wird P durch repräsentiert. Der k-te Abschnitt, in Dyson-Zeitrichtung gezählt, erhält somit den Wert i~ P νi + . (4.6) Dieser Term entspricht den aus der Zeitintegration stammenden Resolventen. ii Eine Reservoirlinie, welche in negative Keldyshzeit verläuft, liefert die Fermifunktion f (j ). Eine Reservoirlinie in die entgegengesetzte Richtung liefert (1 − f ()). iii Mit jedem Vertex wird ein Erzeuger- bzw. Vernichter-Operator des Quantenpunktes assoziiert. Zeigt die Reservoirlinie auf den Vertex, so handelt es sich um einen Erzeuger. Weist die Reservoirlinie von dem Vertex weg, so handelt es sich um einen Vernichter. Der Spinindex des Quantenpunkt-Operators entspricht dem der Reservoirlinie. Da die Konturelemente der speziellen Diagramme mit Quantenpunktzuständen assoziiert sind, wird an jedem Vertex das Spektralgewicht bestimmt und für das gesamte Diagramm das Produkt aus allen Spektralgewichten gebildet. Wir wollen dies durch S repräsentieren. iv Der Faktor (−i/~)l (−1)c+d (Γ D)l wird für jedes Diagramm zugefügt. c entspricht dabei der Anzahl der Kreuzungspunkte der Reservoirlinien und ist in dem Faktor (−1)c enthalten. Dieser stammt aus der totalen Paarung der Reservoir-Operatoren, bei der das Vorzeichen von der Anzahl der Erzeugerund Vernichter-Operatoren zwischen den beiden kontrahierten Operatoren abhängt. Diese Anzahl entspricht genau der Anzahl der Kreuzungspunkte. Der Faktor (−1)d stammt aus der Umkehr der Zeitintegrationsgrenzen für jeden Vertex, der auf der unteren Kontur sitzt. Der Faktor Γ ist der Ordnungsfaktor, welcher aus dem Produkt von Tunneloperatoren ĤT stammt. l entspricht hierbei der Anzahl der Reservoirlinien. Wir definieren die Größe Γ̃ := Γ D, 4.3 Diagrammregeln im Energieraum 49 welche die Einheit einer Energie besitzt und der übersichtlichen Schreibweise dient. v Es wird über alle Reservoirenergien i integriert. Mittels dieser Übersetzungsregel können nun sämtliche spezialisierten Diagramme wieder durch mathematische Ausdrücke substituiert werden. 4.3.1 Irreduzible Diagramme erster Ordnung in Γ Die Anzahl der irreduziblen Diagrammen mit Reservoirlinienrichtung, die zur ers22 = 8. Die Anzahl der irreduziblen Diagramme aus ten Ordnung gehören, ist (2)! 1 Σ̂ (1) und Π̂ (1) ist identisch. Diese acht Diagramme lassen sich aus den in Abbildung (4.1) gezeigten Struckturelementen durch Spiegelung an den gestrichelten Achsen konstruieren. Dadurch erhält man vier verallgemeinerte Diagramme, die mit gerichteten Reservoirlinien die besagten acht Diagramme ergeben. Abbildung 4.1: Struckturmodelle für verallgemeinerte Diagramme erster Ordnung in Γ . Durch Spiegelung an den gestrichelten Achsen kann jedes verallgemeinerte Diagramm konstruiert werden. Durch Indizierung werden die spezialisierten Diagramme konstruiert. Die Anzahl der spezialisierten Diagramme hängt von dem betrachteten System bzw. von der Größe der Basis ab und muss explizit bestimmt werden. In Anhang-C ist gezeigt, wie der allgemeine mathematische Ausdruck für ein Diagramm erster Ordnung aussieht. Der noch zu bestimmende Teil besteht in dem Integral der Resolventen über die Energie. Das Integral entspricht der Form Z∞ −∞ d f () + δt (−λ + i0+ ) , (4.7) 50 4 Die Tunnel-Raten wobei mit der Definition δt := δD δK eine Konstante eingeführt wird, welche die Information über beide Zeitrichtungen (Dysonzeit δD und Keldyshzeit δK ) der Reservoirlinie enthält. Die Definition der Konstanten δD , δK und λ ist in Anhang-C zu finden. λ := −β(−δD eVr + K ) beinhaltet die Information über alle relevanten Energien eines Diagrammsegments. Um die Fermi-Funktion temperaturunabhängig zu machen, wurde die Energie durch die Substitution → β in Einheiten der Temperatur ausgedrückt. Hierbei ist zu beachten, dass im Folgenden f () für die substituierte Fermi-Funktion steht. Des weiteren sind auch die Integralgrenzen von der Substitution betroffen, was berücksichtigt werden muss, falls endliche Integralgrenzen betrachtet werden. Im Folgenden betrachten wir lediglich die explizite Berechnung des Integrals für den Fall δt = 1. Der Fall δt = −1 lässt sich analog berechnen. Zur Berechnung des Integrals wird es durch eine Abschneideenergie C regularisiert. An späterer Stelle wird gezeigt, dass der Grenzübergang C → ∞ vollzogen werden kann, da sich die logarithmisch divergierenden Anteile der Diagramme zu Null addieren. Beschränkt man das Integral auf den Bereich [−Cβ,Cβ], wobei für die Grenzen die vorige Substitution berücksichtigt wurde, so lässt sich das Integral über die reelle Achse durch die Differenz zweier Wegintegrale in der oberen komplexen Halbebene darstellen. ZCβ d −Cβ I Z f (ζ) f (ζ) f () 0 = dt ζ (t) − ζ 0 (t) . − λ + i0+ ζ − λ + i0+ α η ζ − λ + i0+ (4.8) In Abbildung (4.2) ist der durch ζ(t) parametrisierte Weg dargestellt. Der geschlossene Weg α verläuft entlang der reellen Achse von der minimalen −Cβ bis zur maximalen Abschneideenergie Cβ und schließt den Integrationsweg im mathematisch positiven Drehsinn durch einen Halbkreis in der positiven imaginären Halbebene. Der Weg η entspricht lediglich dem Teil von α, welcher in der imaginären Halbebene verläuft. Betrachten wir zunächst den Integrationsweg η, bei dem der parametrisierte Weg ζ(φ) := Cβeiφ mit φ ∈ {0,π} entspricht. Eingesetzt in das Integral erhält man −i Zπ 0 dφ f (ζ) ζ ζ − λ + i0+ . (4.9) Die Fermi-Funktion lässt sich für große Abschneideenergien Cβ 1 durch eine Stufenfunktion approximieren. Es lässt sich leicht zeigen, dass sie für den Bereich φ ∈ {0, π2 } Null ist und für den Bereich φ ∈ { π2 , π} den Wert Eins besitzt. Das 4.3 Diagrammregeln im Energieraum 51 Im() η α iπ(2k + 1) −Cβ Cβ Re() Abbildung 4.2: Darstellung der Integrationswege α und η zur Berechnung der Integrale für sequentielle Prozesse. Entlang der positiven imaginären Achse liegen die Singularitäten der Fermi-Funktion bei iπ(2k + 1). Integral hat somit nur für das Intervall { π2 , π} einen nicht verschwindenden Wert, was in den Integrationsgrenzen berücksichtigt wird. Das approximierte Integral lässt sich im Grenzfall Cβ 1 nun exakt als eine Konstante −i Zπ π 2 π Z eiφ π dφ iφ − − − → −i dφ = −i 1 + 2 e + Cβ (−λ + i0 ) Cβ1 π (4.10) 2 bestimmen. Das Integral über den Weg α lässt sich wegen folgender Bedingungen leicht mit dem Residuensatz berechnen. Der Residuensatz ist anwendbar, da es sich bei α um eine in C stückweise glatte geschlossene Kurve handelt und der Integrand bis auf isolierte Singularitäten analytisch ist. Die isolierten Singularitäten innerhalb des Weges α liegen bei iπ(2k+1) mit k ∈ N0 und rühren von der Fermi-Funktion her. − 21 bezeichnen wir den maximalen k-Wert, so dass die Singularität Mit kmax < Cβ 2π noch innerhalb des von α umschlossenen Bereiches liegt. Die Polstelle des Ausdrucks 1 liegt in der negativen imaginären Halbebene und somit nicht in dem vom −λ+i0+ Weg α umschlossenen Gebiet. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass im Falle δt = −1 der Integrationsweg in der negativen imaginären Halbebene geschlossen wird, um die Residuenberechnung zu vereinfachen. Für den hier betrachteten Fall ergibt sich für das Integral durch Summation der Residuen −2πi kX max k=0 kX max 1 1 ≈ − 1 + iπ(2k + 1) − λ + i0 k=0 k + 2 + λi 2π . (4.11) 52 4 Die Tunnel-Raten Das negative Vorzeichen vor der Summe stammt aus der Integrationsrichtung im λi mathematisch positiven Sinn. Wir ersetzen kurz der Übersicht halber x = 12 + 2π und addieren zu dem Ausdruck eine "nahrhafte"Null. In dem Ausdruck − kX max k=0 | kX kX max max 1 1 1 − + + ln(kmax ) −ln(kmax ) k + x k=0 k + 1 k=0 k + 1 {z I } | {z II (4.12) } entspricht der Term II für Cβ 1, und somit auch großem kmax , in guter Näherung der Euler-Mascheroni-Konstante −γ. Die Terme I + II entsprechen für großes kmax in guter Näherung der Reihendarstellung der Digamma-Funktion ψ(x). , Ersetzt man die Summe durch die genäherten Funktionen und setzt man kmax = Cβ 2π so erhält man für die Integrale eines sequentiellen Prozesses 1 λi Cβ π ψ( + ) − ln( )−i 2 2π 2π 2 . (4.13) Mit Hilfe der Identität Im(ψ( 12 + ix)) = π( 12 − f (2πx)), wobei auch hier f (x) für die modifizierte Fermi-Funktion steht, lässt sich ein einfacher Ausdruck für die Diagramme erster Ordnung mit Z∞ d −∞ f () − λ + i0+ 1 λi Cβ ≈ Re(ψ( + )) − iπf (λ) − ln( ) Cβ1 2 2π 2π (4.14) finden. In diesem Ausdruck ist deutlich der logarithmisch divergierende Term des Integrals zu erkennen. Lediglich der Realteil des Ausdrucks beinhaltet einen für Cβ → ∞ divergierenden Anteil. Der Vollständigkeit halber sei das Ergebnis für den Fall δt = −1 Z∞ −∞ d f () + λ − i0+ 1 λi Cβ ≈ Re(ψ( − )) + iπf (−λ) − ln( ) Cβ1 2 2π 2π (4.15) aufgeführt. Hierbei ist berücksichtigt, dass der Realteil der Digamma-Funktion nur vom Betrag des imaginären Arguments abhängt. Da im Folgenden die hier gefundenen Ergebnisse weiter verwendet werden, sei nochmals der Realteil des In- 4.3 Diagrammregeln im Energieraum 53 tegrals zu der Funktion 1 λi + φ(λ) := −Re ψ 2 2π ! Cβ + ln 2π !! (4.16) zusammengefasst. 4.3.2 Irreduzible Diagramme zweiter Ordnung in Γ In der, für die Berechnungen im Rahmen dieser Arbeit, verwendeten Methode werden nur Prozesse (Diagramme) zweiter Ordnung betrachtet, bei denen sowohl die beiden Eingangszustände als auch die beiden Ausgangszustände identisch sind. Im Falle der Zeitentwicklung für den Dichteoperator bedeutet dies, dass nur Diagonalelemente wieder in Diagonalelemente überführt werden können. Daher tritt in (2) jedem Element der Matrix von Σdd ein Diagramm immer mit dem zu ihm komplex konjugierten Diagramm auf. Sei also a der Realteil eines Diagramms D und b der Imaginärteil (D = a + ib), so ist die Summe zweier zueinander komplex konjugierter Diagramme 2a. Es genügt, bei nur einem der zueinander komplex konjugierten Diagramme den Realteil mit zwei zu multiplizieren. Da jedes Diagramm zweiter Ordnung den Faktor i~ enthält, kann man auch schreiben D = i~D0 . Der für 2a stehende Ausdruck ist nun identisch mit −2 ~1 Im(D0 ). Diese Umformung erleichtert die folgende Rechnung. Die Anzahl der diagonal verbindenden irreduziblen Diagramme (mit festen Reservoirlinienrichtungen) entspricht in zweiter Ordnung nicht der Anzahl der reduziblen Abbildung 4.3: Strukturmodelle für einpolige, topologisch verschiedene Diagramme zweiter Ordnung. Der zu frühester Dysonzeit wirkende Vertex ist mit dem zu spätester wirkenden über eine Reservoirlinie verbunden. Die gestrichelten Linien stellen die Spiegelachsen dar. Aus ihnen lassen sich 64 teilspezialisierte (mit Reservoirlinienrichtung versehene) Diagramme konstruieren. 54 4 Die Tunnel-Raten Abbildung 4.4: Strukturmodelle für zweipolige, topologisch verschiedene Diagramme zweiter Ordnung. Die gestrichelten Linien stellen die Spiegelachsen dar. Aus ihnen lassen sich 64 teilspezialisierte (mit Reservoirlinienrichtung versehene) Diagramme konstruieren. Diagramme, die durch NΠ (l) = (2l)! 2l 2 l! gegeben ist. Da Π̂ (2) = Π̂ (0) Σ̂ (2) Π̂ (0) + Π̂ (0) Σ̂ (1) Π̂ (0) Σ̂ (1) Π̂ (0) (4.17) ist, lässt sich die Anzahl aus der von Π̂ (2) und Σ̂ (1) durch NΣ (2) = NΠ (2) − (NΣ (1))2 = 128 berechnen. Diese Diagramme lassen sich wiederum durch die zwölf in Abbildungen (4.3) und (4.4) gezeigten Strukturmodelle konstruieren. Die gestrichelten Linien stellen die Spiegelachsen dar. Aus einem Strukturmodell mit zwei Spiegelachsen lassen sich 16 topologisch verschiedene, teilspezialisierte (mit Reservoirlinienrichtung versehene) Diagramme konstruieren. Die Strukturmodelle mit einer Spiegelachse ergeben jeweils 8 topologisch verschiedene, teilspezialisierte Diagramme, wodurch insgesamt 128 Diagramme konstruiert werden können. Die spezialisierten Diagramme ergeben sich durch explizite Indizierung der Diagrammelemente, wobei deren genaue Anzahl wiederum systemabhängig ist. Die Strukturmodelle und damit auch die daraus resultierenden Diagramme sind in zwei Klassen unterteilbar. In Abbildung (4.3) sind die einpoligen Diagramme dargestellt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass eine Reservoirlinie den Vertex zur frühesten Dysonzeit mit dem der spätesten Dysonzeit verbindet. In dem mathematischen Ausdruck ist das daran zu erkennen, dass der Integrand des Energieintegrals über die Reservoirenergien eine einfache Polstelle besitzt. In Anhang-C ist der allgemeine mathematische Ausdruck eines einpoligen Diagramms gezeigt. Zur Berechnung des Teils D0 eines 4.3 Diagrammregeln im Energieraum 55 Diagramms mit einfacher Polstelle, ist das Integral ∞ ∞ Z Z Im −∞ −∞ (1) (2) f (δt 1 )f (δt 2 ) (4.18) d1 d2 + (1 − λ1 + i0 )(1 + 2 − λ2 + i0+ )(1 − λ3 + i0+ ) zu bestimmen. Die Konstanten λi beinhalten, wie bei der Betrachtung der sequentiellen Diagramme, die charakteristischen Energien eines Diagrammsegments. In dem Fall einer einfachen Polstelle sind beispielsweise λ1 := −β(k,1 − δD,1 eVr1 ), λ2 := −β(K2 − δD,1 eVr1 − δD,2 eVr2 ) und λ3 := −β(K3 − δD2 eVr1 ) die Ausdrücke für die Konstanten. Die zusätzliche Indizierung zur Identifizierung der Reservoirlinien ist ab der zweiten Ordnung notwendig. Die Konstanten δ(x,i) beinhalten, wie im sequentiellen Fall, die Information über die jeweilige Zeitrichtung einer Reservoirlinie mit dem Index i. Zu Berechnung des Integrals überführen wir es zunächst durch Partialbruchzerlegung in eine andere Form und bezeichnen diesen Ausdruck mit IE := Z∞ Z∞ (4.19) (1) d1 d2 −∞ −∞ Im (2) f (δt 1 )f (δt 2 ) λ3 − λ1 1 1 + 2 − λ2 + i0+ 1 1 − 1 − λ3 + i0+ 1 − λ1 + i0+ . Die Diagramme der zweiten Klasse sind durch ihre Strukturmodelle in Abbildung (4.4) repräsentiert. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Integrand des Energieintegrals nur zweifache Polstellen besitzt und werden daher als zweipolige Diagramme bezeichnet. Auch hier ist der allgemeine mathematische Ausdruck in Anhang-C dargestellt. Zur Berechnung des Teils D0 eines Diagramms ist das Integral ∞ ∞ Z Z Im −∞ −∞ (1) (2) f (δt 1 )f (δt 2 ) (4.20) d1 d2 + (1 − λ1 + i0 )(1 + 2 − λ2 + i0+ )(2 − λ3 + i0+ ) zu bestimmen. Die Konstanten λi tragen auch in diesem Fall wieder die volle Information der Diagrammsegmente. Lediglich für das letzte Segment dieses Diagrammtypen unterscheidet sich die Definition der Energiekonstante λ3 := −β(+K3 − δD,2 eVr2 ) von der für die einpoligen Diagramme. Durch Addition des Integrals mit i0+ , lässt sich die Summe in den Ausdruck 56 4 Die Tunnel-Raten IZ := Z∞ Z∞ (4.21) d1 d2 −∞ −∞ (2) (1) f (δt 1 )f (δt 2 ) λ2 − λ3 − λ1 1 1 − + 1 + 2 − λ2 + i0 1 + 2 − λ3 − λ1 + i0+ # 1 1 + 1 − λ1 + i0+ 2 − λ3 + i0+ " Im überführen. Mit Hilfe der in Anhang-D aufgeführten Umformungen und Näherungen können analytische Ausdrücke für die Integrale IE und IZ gefunden werden. Die Näherungen gelten jedoch nur unter der Bedingung, dass Cβ δλi gilt. Die Konstante δλi ist Element der Menge {λ3 − λ2 ,λ1 − λ2 }. Für die Gültigkeit der Näherung müssen also Energiedifferenzen der Quantenpunktzustände und Spannungsdifferenzen klein gegenüber Cβ sein. Da im Späteren gezeigt wird, dass ohne Weiteres der Grenzwert C → ∞ gebildet werden kann, ist diese Bedingung für das hier betrachtete System stets erfüllt. Die Integrale IE und IZ vereinfachen sich somit zu − F (λ2 ,λ1 ) (2) F̃ (λ3 ) − F̃ (λ1 ) (1) + δt (1 − δt ) (4.22) λ3 − λ1 λ3 − λ1 (1) (2) F (λ2 ,λ1 ) − F (λ3 + λ1 ,λ1 ) + F (λ2 ,λ3 ) − F (λ3 + λ1 ,λ3 ) IZ = δt δt (4.23) , λ2 − λ3 − λ1 (1) (2) F (λ2 ,λ3 ) IE = δt δt wobei F (λ0 ,λ) = π(φ(λ0 − λ)f (λ) + b(λ0 ) [φ(λ0 − λ) − φ(−λ)]) π φ(λ) . F̃ = 2 (4.24) (4.25) Die Funktion f (λ) := 1/(1+eλ ) entspricht der Fermifunktion, da λ stets den Faktor β beinhaltet. In Analogie dazu steht b(λ) := 1/(eλ − 1) für die Bose-EinsteinVerteilungsfunktion. φ(λ) wurde bereits in dem Abschnitt der Diagramme erster Ordnung definiert. In Anhang-D ist gezeigt, dass es sich bei IE und IZ in dem gesamten Definitionsbereich um reellwertige glatte Funktionen handelt. Die zueinander komplex konjugierten Diagramme zweiter Ordnung entsprechen somit für 4.3 Diagrammregeln im Energieraum jeden Parametersatz einer reellen Zahl. 57 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung Mittels spektroskopischer Verfahren lässt sich die elektronische Struktur eines quantenmechanischen Systems untersuchen. Das generelle Prinzip dabei besteht in der Anregung von Zuständen und dem Beobachten der darauf folgenden Relaxationsprozesse. Um in guter Näherung die ungestörten Eigenzustände des Systems detektieren zu können, darf sowohl der Prozess der Anregung als auch der Messprozess der Relaxation nur eine kleine Störung des Systems bewirken. Bei einem schwach an zwei Reservoire gekoppelten Quantenpunkt sind die grundlegenden Bedingungen einer spektroskopischen Untersuchung erfüllt. Der Anregungsprozess besteht im Tunneln von Elektronen aus einem Reservoir in den Quantenpunkt. Der Relaxationsprozess besteht im Heraustunneln von Elektronen aus dem Quantenpunkt. Der Strom durch den Quantenpunkt beinhaltet dabei die Information über die Zustände das Quantenpunktes. Idealerweise sollte es sich bei den Tunnelprozessen um einzelne, nacheinander tunnelnde Elektronen handeln, um Korrelationen zwischen den Elektronen zu verhindern und damit ein deutliches Spektrum zu ermöglichen. Man spricht daher auch von sequentiellem Tunneln. 5.1 Eigenzustände des Quantenpunktes mit magnetischer Störstelle Um Aussagen über das Verhalten des Elektronentransports der zwischen den Reservoiren machen zu können, sind die Zustände, welche die Elektronen in dem Quantenpunkt einnehmen, von Relevanz. Die Eigenzustände |χi des Operators ĤQD können durch die Quantenzahlen N, J und Jz eindeutig festgelegt werden, da es sich bei den Operatoren N̂ ,Jˆ und Jˆz um einen vollständigen Satz mit ĤQD kommutierender Operatoren handelt. Für das Spektralgewicht S eines jeden Diagramms müssen Matrixelemente hχ1 | a+ σ |χ2 i der Erzeuger- und Vernichter-Operatoren bestimmt werden. Die Wirkung eines Erzeugers des Zustandes φαr auf einen antisymmetrisierten Vielteilchen-Zustand von N Teilchen in den Zuständen {φα1 ,...,φαN } ist durch 60 0d+ 0d− 1s0 1t− 1t0 1t+ 2d+ 2d− 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung 1 =| i 2 1 := |0, 12 , − 12 i = |− i 2 1 1 1 := |1,0,0i =√ |− i |↑i − | i |↓i 2 2 2 1 := |1,1, − 1i = |− i |↓i 2 1 1 1 |− i |↑i + | i |↓i := |1,1,0i =√ 2 2 2 1 := |1,1,1i = | i |↑i 2 1 1 1 1 1 := |2, 2 , 2 i | i |↑i |↓i − | i |↓i |↑i =√ 2 2 2 1 1 1 1 1 |− i |↑i |↓i − |− i |↓i |↑i := |2, 2 , − 2 i = √ 2 2 2 := |0, 12 , 12 i Abbildung 5.1: Eigenzustände des Operators ĤQD in verschiedenen Darstellungen mit dem Störstellenspin I = 1/2 sind auf der rechten Seite abgebildet. Zur Linken von |N,J,Jz i ist die Kurznotation der Zustände. Zur Rechten ihre Darstellung in Produktzuständen des Störstellenspins und der antisymmetrisierten VielteilchenElektronen-Zustände. Die rechte Grafik stellt die durch â± σ möglichen Übergänge zwischen den Quantenpunkt-Zuständen dar. (−) â+ = αr |φα1 ...φαN i √ nr + 1 |φαr φα1 φα1 ... ... φαr φαr ... ...i(−) | = (−1) Nr √ {z n1 } | {z nr (5.1) } nr + 1 |φα1 φα1 ... ... φαr φαr ... ...i(−) | gegeben. Der Faktor (−1)Nr , mit Nr = r−1 P i=1 {z n1 } | {z nr +1 } ni , stammt aus dem Wiederherstellen der Normalordnung der Zustände. Für ein Niveau, welches die Elektronen besetzen können, ist der Multiindex αr = σ, da das System nur Spinfreiheitsgrade besitzt. Legen wir als Normalordnung fest, dass die Spinzustände mit Spin up (↑) an erster 5.1 Eigenzustände des Quantenpunktes mit magnetischer Störstelle 61 Stelle stehen, vereinfacht sich die Wirkung des Erzeugeroperators zu − δn↑ +n↓ ,0 â+ σ |n↑ ,n↓ i = (−1) δn↑ ,1 √ nσ + 1 |n↑ + δ↑,σ ,n↓ + δ↓,σ i− . (5.2) Die Matrixelemente eines Erzeuger-Operators sind in der Eigenbasis des Elektronenspins nun einfach zu bestimmen. Der Vernichter-Operator ist das Adjungierte des Erzeuger-Operators und lässt sich damit in Matrixdarstellung aus diesem einfach ableiten. Um die Matrixelemente von â± σ zu bestimmen, stellen wir die Eigenzustände des Quantenpunktes durch Produktzustände aus Eigenzuständen des Störstellenspins und der antisymmetrisierten Elektronenzustände durch |N ; J,Jz i = X − hn↑ ,n↓ | hI,Iz | |N ; J,Jz i |I,Iz i |n↑ ,n↓ i− (5.3) mittels der Clebsch-Gordan-Koeffizienten hn↑ ,n↓ | hI,Iz | |N ; J,Jz ,Ii dar. Damit lassen sich die Matrixelemente von â± σ auch in der neuen Basis ermitteln. Die Dimension der Basis ist 4(2I + 1) und hängt von dem Störstellenspin ab. Das System mit der kleinsten Basis ergibt sich somit durch eine Störstelle mit dem Spin 1/2. Um die Spinzustände der Elektronen und der Störstelle unterscheiden zu können (es handelt sich ja schließlich auch um unterscheidbare Teilchen), werden die Zustände der Störstelle durch Zahlen und die der Elektronen durch Pfeile ausgedrückt. Da jedes Teilchen die Spinquantenzahl 1/2 besitzt, ist diese Information redundant und es genügt, die Zustände durch die Spinorientierung entlang der Quantisierungsachse zu beschreiben. In Abbildung (5.1) ist die Eigenbasis des Quantenpunkts für einen Störstellenspin von I = 1/2 dargestellt. Auch eine intuitive Notation mit N msign(Jz ) wurde definiert. N ist dabei die Anzahl der Elektronen in dem Quantenpunkt und m die Multiplizität des jeweiligen Zustandes. d steht für einen Dublett-, s für einen Singulett- und t für einen Triplett-Zustand. Durch sign(Jz ) wird die Orientierung des Gesamtspins entlang der Quantisierungsachse wiedergegeben. Die Grafik auf der rechten Seite von Abbildung (5.1) stellt die möglichen „Übergänge“ bzw. nicht verschwindenden Matrixelemente von â± σ dar. Zeigt ein Pfeil nach oben und ist er mit dem Spin σ beschriftet, so steht er für ein nicht verschwindendes Matrixelement von â+ σ . Zeigt der Pfeil hingegen in entgegengesetzte Richtung, so steht dieser für ein Element von âσ . Die Grafik eignet sich gut dazu, die durch die Reservoire induzierten Übergänge der Quantenpunktzustände zu visualisieren. Weiter ist deutlich erkennbar, dass Zustände mit dem Störstellenspin −1/2 (linke Seite der Grafik) und +1/2 (rechte Seite der Grafik) nur über die Zustände 1t0 und 1s0 gekoppelt sind. In diesen Zuständen kann der Elektronenspin an dem Störstellenspin streuen, 62 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung wobei der Gesamtspin erhalten bleibt. Es handelt sich dabei also um einen Effekt, der durch die Kopplung von Elektronen- und Störstellenspin entsteht. 5.2 Sequentielle Transportprozesse und Blockade-Regime Der Fall schwacher Kopplung des Quantenpunktes an die Reservoire und damit unkorrelierter Tunnelprozesse wird durch die erste Ordnung der Gleichung (3.63) dargestellt. Das zu lösende Gleichungssystem besteht somit aus (1) 0d = Σd,d Pd 1 = X (5.4) (5.5) Pd d (1) < Iˆ > = −eeTd (Σr )d,d Pd . (5.6) (1) Wegen der Spiegelsymmetrie stehen in jeder Rate Γb←a immer zwei zueinander komplex konjugierte Diagramme. Die diagonal verbindenden Raten sind daher proportional zum Realteil eines jeden Diagramms. Im Falle der Diagramme erster Ordnung ist der Realteil proportional zur Fermi-Funktion. Der logarithmisch divergierende Anteil des Integrals eines Diagramms erster Ordnung gehört zum Imaginärteil und hebt sich in der Summe aller Diagramme weg, wodurch (1) Γb←a ∝ X Si f (β(i,u − i,o − δD eVr )) (5.7) i gilt. Die Summe geht dabei über alle Paare zueinander komplex konjugierter Diagramme der Rate. i,o ist die Energie des Zustandes der oberen Kontur und i,u die der unteren des i-ten Diagrammpaares. Der Ausdruck für Raten erster Ordnung entspricht Fermis Goldener Regel. Die Energiedifferenz u − o ist die Energie, die nötig ist bzw. frei wird, wenn der Quantenpunkt vom Zustand χo in den Zustand χu übergeht. Diese Energie muss, wegen der Energieerhaltung, folglich von dem tunnelnden Elektron stammen bzw. an es abgegeben werden. Die Wahrscheinlichkeit des Übergangs ist durch das Spektralgewicht Si gegeben. Das chemische Potential µr = eVr des jeweiligen Reservoirs legt fest, ob Elektronen mit ausreichender Energie vorhanden sind, um den Quantenpunkt in einen anderen Zustand zu versetzen. Analog dazu gilt, dass das chemische Potential auch festgelegt, ob Zustände für ein aus dem Quantenpunkt stammendes Elektron schon besetzt sind. Ist der Zustand innerhalb des Reservoirs bereits besetzt, so kann das Elektron den Quantenpunkt 5.2 Sequentielle Transportprozesse und Blockade-Regime 63 nicht verlassen. Veranschaulicht ist dies in dem Energieschema in Abbildung (5.2). Die grünen Balken stehen für die besetzten Zustände des jeweiligen Reservoirs bis zur Fermi-Kante. Die horizontalen Linien stellen die Transportkanäle dar, durch welche Elektronen zwischen den Reservoiren tunneln können. Abbildung 5.2: Energieschema für 0 = 1, eVG = −3, U = 1.9, Jc = 1.3, Jzm = 0.353 und eV = 2.56 in Einheiten von 0 . Die grünen Balken repräsentieren die Zustände der Reservoire, welche bis zur Fermi-Energie gefüllt sind. Durch die symmetrisch angelegte Spannung eV verschieben sich die chemischen Potentiale der Reservoire relativ zueinander. Die Kanäle zwischen den beiden chemischen Potentialen befinden sich innerhalb des Transportfensters. Diese tunnelnden Elektronen werden durch die Quantenpunktzustände χ ⇔ χ0 vermittelt. Alle Transportkanäle zwischen den beiden chemischen Potentialen µR und µL werden als sich im Transportfenster befindend bezeichnet. Durch sie ist Transport in sequentieller Näherung möglich, es handelt sich jedoch nur um eine notwendige, nicht hinreichende Bedingung für Transport durch den Kanal. Es lassen sich drei Situationen unterscheiden, bei denen ein Kanal innerhalb des Transportfensters zum Transport führen kann oder nicht. Die Fälle sind in Abbildung (5.3) skizziert. Wir gehen zunächst davon aus, dass sich das Gleichungssystem (5.4) eindeutig lösen lässt und einen stationären Zustand festlegt. Tritt nun ein Kanal in das Transportfenster, bei dem der Quantenpunktzustand χP 6=0,N mit N Elektronen eine 64 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung Sequentieller Transport χN +1 ⇔ χP 6=0,N Spin-Blockade ⇑!↓ χN +1 ⇔ χP 6=0,N Coulomb-Blockade χN +1 ⇔ χP 6=0,N χN ±1 ⇔ χP =0,N ⇑!↓ χN −1 ⇔ χP 6=0,N χN ±1 ⇔ χP =0,N χN −1 ⇔ χP 6=0,N Abbildung 5.3: Im sequentiellen Transport wird ein Elektron durch eine Anregung und Relaxation eines Quantenpunktzustandes zwischen den Reservoiren vermittelt. Der Transport ist in dem Bereich der Coulomb-Blockade durch die Coulomb-Energie unterdrückt. Blockierte Kanäle lassen sich durch verkleinern von U in das Transportfenster schieben, wodurch die Blockade aufgehoben wird. Im Bereich der Spin-Blockade bewirkt die Spin-Spin-Wechselwirkung, dargestellt durch ⇑!↓, zwischen Elektronen und Störstelle ein Blockieren des Transports. Hierbei lassen sich die blockierten Kanäle sowohl durch Variation von U als auch von Jc in das Transportfenster verschieben. von Null verschwindende Wahrscheinlichkeitsgewichtung hat, so kann ein Elektron aus einem besetzten Zustand des Reservoirs in den Quantenpunkt tunneln. Der Quantenpunkt befindet sich nach diesem Prozess in dem Zustand χN +1 . Der Relaxationsprozess zurück in den Ausgangszustand wird durch das Heraustunneln eines Elektrons aus dem Quantenpunkt in einen unbesetzten Zustand eines Reservoirs ermöglicht. Im Grunde handelt es sich bei dem Transport durch den Quantenpunkt daher um zwei separate sequentielle Tunnelprozesse. Ist die Wahrscheinlichkeitsgewichtung des Zustandes χP =0,N mit N Elektronen gleich Null (oder annähernd Null), so befindet sich der Quantenpunkt nicht in diesem Zustand und es kann daher auch kein Übergang nach χN ±1 stattfinden. Diese Kanäle sind in Abbildung (5.3) 5.2 Sequentielle Transportprozesse und Blockade-Regime 65 durch horizontale, gestrichelte Linien dargestellt. Befinden sich die nächsten Kanäle, welche einen Zustand χP 6=0,N mit nicht verschwindender Wahrscheinlichkeitsgewichtung beinhalten, wegen der Coulomb-Energie U außerhalb des Transportfensters, so kann kein Strom fließen. Man spricht von einer Coulomb-Blockade. Die Energie, welche benötigt wird, um ein zusätzliches Elektron entgegen der Coulomb-Abstoßung im Quantenpunkt zu deponieren, kann durch kein Elektron eines der Reservoire aufgebracht werden. In Abbildung (5.3) ist daher der Kanal χN +1 ⇔ χp6=0,N außerhalb des Transportfensters und nicht für den sequentiellen Transport nutzbar. Auch der Übergang χN −1 ⇐ χp6=0,N ist wegen der Coulomb-Energie nicht möglich, da die Zustände für das aus dem Quantenpunkt tunnelnde Elektron in den Reservoiren bereits besetzt sind (Pauli blocking). Die Größe des Bereiches in dem sequentielles Tunneln durch die Coulomb-Blockade unterdrückt ist, skaliert also mit der Coulomb-Energie U . Durch die Kopplung des Elektronenspins an den Störstellenspin ergibt sich eine weitere Möglichkeit der Transport-Blockade. Diese Blockade lässt sich im Falle einer antiferromagnetischen Kopplung wie folgt erklären. Für diesen Fall gilt Jc > 0 und der energetisch niedrigste Zustand zu einer festen Teilchenzahl N ist der mit minimalem Gesamtspin, was durch die kleinstmögliche Quantenzahl Jmin = |I − S| repräsentiert wird. Bei nur einer Störstelle mit Spin 1/2 und einer geraden Anzahl an Elektronen ist die kleinste Gesamtspin-Quantenzahl Jmin = 1/2. Bei einer ungeraden Anzahl von Elektronen mit Jmin = 0 ist der niedrigste Energiebeitrag der Spin-Spin-Wechselwirkung von Störstelle und Elektronen geringer als im Falle gerader Elektronenzahl. Für einen Übergang zwischen den Zuständen χN +1 ⇐ χp6=0,N muss neben der Coulomb-Energie U auch mindestens die Energie Jc /4 aufgebracht werden. Für das hier betrachtete Modell mit nur einem Niveau, lässt sich der Effekt gut interpretieren. Nehmen wir an der Quantenpunkt ist mit einem Elektron besetzt, dann werden auf Grund der antiferromagnetischen Spin-Spin-Kopplung beide Spins antiparallel zueinander ausgerichtet sein. Tunnelt nun ein weiteres Elektron in den Quantenpunkt, so müssen sich die Spins beider Elektronen auf Grund des PauliPrinzip ebenfalls antiparallel ausrichten, wodurch die Kopplung an die Störstelle aufgehoben wird. Das Aufheben der Kopplung kostet Energie, welche nur von dem in den Quantenpunkt tunnelnden Elektron stammen kann. Sind in den Reservoiren keine Elektronen vorhanden, durch welche die Kopplung an die Störstelle aufgehoben werden kann, so ist der Übergang verboten. Wie in Abbildung (5.3) gezeigt, befindet sich der transportierende Kanal - in dem Falle des verbotenen Transports nicht in dem Transportfenster. Analog dazu lässt sich der Fall eines aus dem Quantenpunkt tunnelnden Elektrons behandeln. Befindet sich wiederum ein Elektron in dem Quantenpunkt, so muss dieses auf Grund der Energieerhaltung beim Verlassen des Quantenpunktes die zuvor in der Spin-Spin-Wechselwirkung vorhandene Energie mit sich führen. Ist der Zustand eines solchen Elektrons in den Reservoiren bereits 66 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung vorhanden, so ist das Heraustunneln aus dem Quantenpunkt verboten. Wir wollen in dem Fall des verbotenen Transports durch Spin-Spin-Wechselwirkung von der SpinBlockade sprechen. In [Wei94] und [Wei95] ist dieser Begriff bereits beschrieben. Es wird dort von einer Spin-Blockade gesprochen, wenn die Wahrscheinlichkeiten für Übergänge zwischen Zuständen unterschiedlicher Teilchenzahl und einer Spindifferenz größer 1/2 verschwinden, was zu negativ differentieller Leitfähigkeit führt. Dieser Effekt muss von der hier betrachteten Spin-Blockade unterschieden werden. Den Namen wollen wir jedoch beibehalten, da es sich um eine durch Spin-SpinWechselwirkung hervorgerufene Blockade handelt. Dies ist auch deutlich daran zu erkennen, dass der Bereich der Spin-Blockade sowohl mit U als auch mit der Kopplungsstärke Jc skaliert. 5.3 Sequentieller Transport durch einen magnetisch dotierten Quantenpunkt In jedem Transportkanal tritt die Energiedifferenz zweier Quantenpunkt-Zustände auf, deren Teilchenzahl sich um Eins unterscheidet. Die relative energetische Lage der Transportkanäle zu den Fermi-Kanten der Reservoire ist daher von der GateSpannung abhängig. Der Eintritt und Austritt von Transportkanälen in das Transportfenster lässt sich an einem Ladungsdiagramm wie in Abbildung (5.4) deutlich erkennen. Es ist die differentielle Leitfähigkeit gegen die Gate-Spannung VG und die Spannung zwischen den Reservoiren V aufgetragen. Der Anstieg der differentiellen Leitfähigkeit ist auf das Eintreten eines Transportkanals in das Transportfenster zurück zu führen. Die über diesen neu eingetretenen Kanal tunnelnden Elektronen führen zu einer Erhöhung des Stroms, was sich in einem Peak in der differentiellen Leitfähigkeit äußert. Die Form des Peaks entspricht der Ableitung einer FermiFunktion, wie aus Gleichung (5.7) einfach zu folgern ist. Die Breite des Peaks hängt folglich von der Temperatur der Reservoire ab. Die unterschiedlichen Stärken der Linien treten erst durch die Kopplung der Elektronen an die Störstelle auf. Bei einem einfachen Ein-Niveau-Quantenpunkt sind die Linien gleich stark ausgeprägt [Bec06]. Die Stärke einer Linie in Abbildung (5.4) ist primär abhängig vom Spektralgewicht des in das Transportfenster getretenen Kanals. Das Spektralgewicht steht dabei für die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs zwischen Quantenpunktzuständen, über die Elektronen zwischen den Reservoiren vermittelt werden. Je größer die Wahrscheinlichkeit ist, desto mehr Elektronen tunneln über den Quantenpunkt zwischen den Reservoiren und führen zu einer messbaren Erhöhung des Stroms. Sekundär kann der Strom auch durch das Freischalten zuvor blockierter Kanäle erhöht werden. 5.3 Sequentieller Transport 67 Abbildung 5.4: Ladungsdiagramm für sequentiellen Transport. Es ist die differentielle Leitfähigkeit gegen die Gate-Spannung und die Spannung zwischen den Reservoiren aufgetragen. Die Veränderung der differentiellen Leitfähigkeit ist auf das Eintreten von Transportkanälen in das Transportfenster zurück zu führen. Die Parameter sind wie in Abbildung (5.2) durch 0 = 1, U = 1.9, Jc = 1.3 und Jzm = 0.353 in Einheiten von 0 gewählt. Für die Reservoire wurde β0 = 60 festgelegt. Befinden sich Kanäle innerhalb des Transportfensters, die nur mit Zuständen verschwindender Wahrscheinlichkeitsgewichtung assoziiert sind, so tragen diese nicht zu dem Transport bei. Erst durch eintritt eines Coulomb- oder Spin-blockierten Kanals in das Transportfenster, bei dem ein Zustand nicht verschwindende Wahrscheinlichkeitsgewichtung besitzt, wird der Quantenpunkt in angeregte Zustände versetzt. Diese angeregten Zustände können nun über die Kanäle relaxieren, die sich schon zuvor in dem Transportfenster befunden haben, was sich im Strom durch den Quantenpunkt abzeichnet. Besonders gut ist dieser Prozess an den Grenzen des Spin-Blockade-Diamanten zu erkennen, in denen in sequentieller Näherung und für kleine Temperaturen kein Strom fließt. Diese Aussage ist äquivalent dazu, dass in dem Quantenpunkt keine Übergänge zwischen Zuständen mit Teilchenzahl N und N ± 1 stattfinden. Folglich ist die Teilchenzahl innerhalb der Blockade-Bereiche in sequentieller Näherung konstant. Welcher Zustand mit der Teilchenzahl N im Inneren eines Blockade-Bereichs besetzt ist, lässt sich aus dem Gleichungssystem 68 5 Spintransport in erster Ordnung Störungsrechnung (5.4) bei kleinen Temperaturen nicht eindeutig bestimmen. Dies liegt daran, dass das Gleichungssystem zur Bestimmung von Pd im Blockade-Bereich einen um min(1) destens Zwei kleineren Rang als die Dimension von Σd,d besitzt. In Abbildung (5.5) sind die Transportkanäle und die Teilchenzahl der Blockade-Bereiche identifiziert. Den zentralen Bereich mit N = 1 wollen wir als Spin-Blockade-Diamant (passend zu seiner Form) bezeichnen. Es es handelt sich um einen durch Spin-Blockade hervorgerufenen Effekt, da die Blockade des Stroms erst durch Eintreten des Kanals 2d− ⇔ 1s0 bzw. 0d− ⇔ 1s0 aufgehoben wird. Beide Kanäle lassen sich in ihrer energetischen Lage sowohl durch U als auch Jc verschieben. Je größer Jc gewählt wird, desto größer wird die Fläche des Spin-Blockade-Diamanten, innerhalb dessen sequentieller Transport verboten ist. 5.3 Sequentieller Transport Abbildung 5.5: Für das Ladungsdiagramm aus (5.4) sind die Peaks der differentiellen Leitfähigkeit den Transportkanälen zugeordnet. Die Blockade-Bereiche sind mit der Teilchenzahl des Quantenpunktes N gekennzeichnet. 69 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung Bei kleinen Temperaturen lässt sich mittels erster Ordnung Störungsrechnung das Verhalten des Systems im Inneren des Spin-Blockade-Diamanten nicht bestimmen. Da die Tunnelbarriere zwischen den Reservoiren und dem Quantenpunkt eine endliche Höhe besitzt, müssen Elektronen mit einer nicht verschwindenden Wahrscheinlichkeit von einem Reservoir in das andere tunneln dürfen. Ist die Spannung zwischen den Reservoiren ungleich Null, so muss folglich ein nicht verschwindender Strom sichtbar sein. Wie wir im Folgenden sehen werden, ist der Strom im Inneren des Blockade-Diamanten zwar sehr viel kleiner als der des sequentiellen Tunnelns, aber dennoch vorhanden. Die Strom-Charakteristika, dargestellt durch die differentielle Leitfähigkeit, zeigen ein deutlich vom sequentiellen Fall abweichendes Verhalten. 6.1 Lösungsansatz für Spin-Blockade-Diamant Zur Berechnung von Transportprozessen innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten, müssen mindestens Diagramme bzw. Raten zweiter Ordnung in Γ berücksichtigt werden, da sequentieller Transport in dem Bereich blockiert ist. Durch Hinzunahme der Terme zweiter Ordnung erhält man zur Bestimmung des Stroms das Gleichungssystem 0d = 1 = h (1) (2) (1) (1) i Σd,d + Σd,d − i~Σd,n L−1 n,n Σn,d Pd X (6.1) Pd d (1) (1) (1) < Iˆ > = −eeTd (Σr )d,d + (Σr(2) )d,d − i~(Σr )d,n L−1 n,n Σn,d Pd h i . Die Lösung für Pd erfüllt bei dem hier betrachteten System für kleine Spannungen nicht die Bedingung der positiv Semidefinitheit einer Dichtematrix. Dies bedeutet, dass unphysikalische negative Wahrscheinlichkeitsgewichtungen auftreten. Da das Gleichungssystem (6.1) Pd eindeutig festlegt, muss das Gleichungssystem mo- 72 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung difiziert werden, um physikalische Ergebnisse zu liefern. Wir wählen dabei den in [Bec08] vorgestellten Ansatz, mit dem Lösungen für den gesamten Spin-BlockadeDiamanten bestimmt werden können. Im Allgemeinen ist die Form einer Gleichung zur Bestimmung der Diagonalelemente der reduzierten Dichtematrix durch 0d = Wd,d Pd (6.2) gegeben. Durch systematische Entwicklung der Größen Wd,d und Pd erhält man (0) (1) (2) (0) (1) (2) 0d = (Wd,d + Wd,d + Wd,d + ...)(Pd + Pd + Pd + ...) 0d = (0) (0) Wd,d Pd + (0) (1) (Wd,d Pd + (1) (0) Wd,d Pd ) + (2) (0) (Wd,d Pd + (6.3) (1) (1) Wd,d Pd + (0) (2) Wd,d Pd ) , (l) wobei die Terme nach Ordnungen von Γ sortiert wurden. Die Matrizen Wd,d lassen sich mit denen aus Gleichung (6.1) identifizieren. Eine Rate nullter Ordnung (0) existiert nicht, weshalb Wd,d = 0 gilt. Da ein Term beliebiger Ordnung n für sich Null ergeben muss, gilt 0d = n P l=1 (l) Wd,d P (n−l) . Durch sukzessives Lösen der Gleichun(0) gen, beginnend bei n = 1, können sämtliche Korrekturen zu Pd bestimmt werden. P (0) Die Nebenbedingung Pd = 1 muss dabei berücksichtigt werden. Die systemad tische Lösung für Pd kann im Bereich der Blockade nur für Regionen verwendet werden, in denen die sequentiellen Transportraten als nahezu konstant betrachtet werden können. Im Bereich eines sequentiellen Transportkanals führt die systematische Lösung zu falschen Ergebnissen. Dies ist in [Bec06] und [Wey05] an einem Ein-Niveau-Quantenpunkt im Regime der Coulomb-Blockade untersucht. Auch für das hier betrachtete System führt die systematische Lösungsmethode, im Bereich sequentieller Transportkanäle, zu falschen Ergebnissen. Allerdings können anhand eines systematischen Ansatzes, Raten aus Gleichung (6.1) identifiziert werden, welche im Inneren des Spin-Blockade-Diamanten nicht zu Prozessen zweiter Ordnung (0) beitragen. Im Inneren des Diamanten kann der Vektor Pd nicht eindeutig durch Raten erster Ordnung festgelegt werden. Es muss daher mindestens die durch (1) (1) (2) (0) Wd,d Pd = −Wd,d Pd (6.4) festgelegte Korrektur zweiter Ordnung bestimmt werden. Der Blockade-Diamant (I) (I) zeichnet sich dadurch aus, dass alle Raten Γ0φ0 ←1φi und Γ2φ0 ←1φi , aus Zuständen j j mit einem Elektron in dem Quantenpunkt, in erster Ordnung verschwinden. 1φi , 6.1 Lösungsansatz für Spin-Blockade-Diamant 73 0φ0j und 2φ0j stellen Eigenzustände des Quantenpunktes in Kurznotation dar. Die (0) Einträge von Pd mit N = 0 und N = 2 sind damit in guter Näherung Null. (2) (2) Durch die Multiplikation Wd,d Pd0 tragen die Spalten der Matrix Wd,d nicht zu (1) (0) der Bestimmung von Pd bei, welche mit verschwindenden Elementen von Pd multipliziert werden. Eine Bestimmungsgleichung die Pd bis zur zweiten Ordnung festlegt, sollte demnach keine Raten zweiter Ordnung enthalten, die für Übergänge aus den Zuständen mit N = 0 und N = 2 stehen. Der Ansatz h 0d = 1 = (1) (2) i Wd,d + W̃d,d P̃d X (6.5) P̃d d mit (2) W̃d,d N1 φi ,N2 ψi (2) := (δφ,s + δψ,t ) Wd,d (6.6) N1 φi ,N2 ψi (1) (1) (2) (2) erfüllt diese Bedingung. Identifiziert man Wd,d = Σd,d und Wd,d = Σd,d − (1) (1) i~Σd,n L−1 n,n Σn,d so lässt sich Pd im gesamten Spin-Blockade-Diamanten durch Gleichungen (6.5) bestimmen. Auch Summenregel wird durch den Ansatz nicht verletzt, und Gleichung (6.5) lässt sich weiter als Ratengleichung interpretieren. Die Bestimmungsgleichung für den Strom lässt sich in analoger Weise durch (1) (2) I˜r = −eeTd (Wr )d,d + (W̃r )d,d P̃d h i (6.7) (1) (1) (2) ansetzen. Hierbei kann (Wr )d,d mit (Σr )d,d und (Wr )d,d mit (2) (1) (1) (Σr )d,d − i~(Σr )d,n L−1 n,n Σn,d identifiziert werden. Es gilt (2) (W̃r )d,d N1 φi ,N2 ψi (2) := (δφ,s + δψ,t ) (Wr )d,d N1 φi ,N2 ψi . (6.8) Mit den Gleichungen (6.5) und (6.7) kann die Wahrscheinlichkeitsgewichtung eines Quantenpunktzustandes und der Strom im gesamten Bereich des Spin-BlockadeDiamanten bestimmt werden. 74 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung 6.2 Konvergenz der Raten zweiter Ordnung Zur Berechnung der Integrale eines Paares zueinander komplex konjugierter Diagramme zweiter Ordnung war es notwendig diese durch eine Abschneideenergie C zu regularisieren. Die zweipoligen Diagramme erweisen sich dabei als analytisch für C → ∞, da das Integral IZ bereits für große Abschneideenergien unabhängig von dieser ist. Die einpoligen Diagramme hingegen haben einen logarithmisch divergierenden Anteil für große C. Dieser divergierende Term hat in einem einpoligen Diagramm zweiter Ordnung die Form (1) (2) κ(−1)c+d δt δt S (f (λ3 ) + f (λ1 )) ln C λ3 − λ1 , (6.9) wobei κ einen diagrammunspezifischen Faktor darstellt. Im Grenzwert λ1 −λ3 → 0 stellt sich dieser Term als (1) (2) κ0 (−1)c+d δt δt Sf (−λ1 )f (λ1 ) ln C (6.10) dar. Es ergeben sich diverse Möglichkeiten, mittels derer sich in einer Rate durch Summieren der Diagramme die divergierenden Teile aufheben und damit der Gesamtausdruck unabhängig von C wird. Um durch eine Summe von Diagrammen konvergierende Ausdrücke zu erhalten, muss das Variablenpaar λ1 und λ3 in dem ersten und letzten bzw. letzten und ersten Segment eines jeden Diagramms identisch sein. Es lassen sich stets mehrere Diagramme zu konvergierenden Termen Aufsummieren. Dabei muss die Anzahl der Diagramme nicht gerade sein. Als Bei(II) spiel ist dies in Abbildung (6.1) an fünf Diagrammen der Rate Γ0d+ ←1t+ gezeigt. Durch Umkehrung der Zeitrichtung, entweder in Keldysh- oder in Dyson-zeit, ändert sich der Faktor δt der kurzen Reservoirlinie. Das Spektralgewicht bewirkt, dass die divergierenden Anteile mit positivem Vorzeichen die gleiche Gewichtung wie die mit negativem Vorzeichen haben, wodurch sich der divergierende Anteil aufhebt. Für das hier betrachtete System ist eine allgemeine Kombinationsregel von Diagrammen zu konvergierenden Termen auf Grund des Spektralgewichts nicht offensichtlich. Obwohl keine allgemeine Regel erkennbar ist, sind durch aufsummieren (II) aller Diagramme alle Raten Γb←a unabhängig von C. (III) Um zu zeigen, dass auch Γb←a nicht von der Abschneideenergie C abhängt, be(1) (1) trachten wir die Ausdrücke Σd,n und Σn,d genauer. Der logarithmisch divergierende 6.2 Konvergenz der Raten zweiter Ordnung S=1 δt = −1 S=1 S= δt = 1 1 2 75 δt = −1 S=1 S= 1 2 δt = −1 δt = 1 Abbildung 6.1: Teil der zweipoligen Diagramme zweiter Ordnung der Rate (II) Γ0d+ ←1t+ . Die Summe dieser Diagramme ist unabhängig von der Abschneideenergie C. S ist dabei das Spektralgewicht und δt beinhaltet die Zeitinformation der kurzen Reservoirlinie. Term eines Diagramms erster Ordnung lässt sich durch κ(−1)d Sδt ln C (6.11) ausdrücken, wobei auch hier wieder κ eine diagrammunabhängige Konstante darstellt. Der divergierende Term ist nicht von der Energiedifferenz λ des Diagrammsegments abhängig. Für ein Diagramm erster Ordnung, dessen Reservoirlinie die Kontur wechselt, ist der Konvergenzpartner durch das Diagramm mit in Dysonzeit (1) (1) umgekehrter Reservoirlinie gegeben. In jedem Matrixelement von Σd,n und Σn,d ist der Konvergenzpartner stets vorhanden, da die äußeren Anschlüsse eines solchen Diagramms durch Umkehr der Dysonzeitrichtung nicht geändert werden müssen. Für den Fall, dass die Reservoirlinie die Kontur nicht wechselt, kann analog verfahren werden. In einem Diagramm, bei dem die Reservoirlinie die Kontur nicht wechselt, sind sowohl die linken als auch die rechten äußeren Anschlüsse mit Zuständen mit N = 1 indiziert. Der Zustand der Konturlinie, auf dem die Vertices sitzen, kann entweder N = 2 oder N = 0 haben, ohne dass sich die äußeren Anschlüsse ändern müssen. Da sich die äußeren Anschlüsse nicht ändern, befinden sich (1) (1) stets beide Diagramme in einem Matrixelement von Σd,n oder Σn,d . Lediglich die Reservoirlinienrichtung in Dysonzeit der Diagramme ist umgekehrt, wodurch die Diagramme mit N = 0 und N = 2 zueinander Konvergenzpartner sind. Da sowohl 76 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung (1) (1) (III) Σd,n als auch Σn,d nicht von C abhängt, gilt dies auch für eine beliebige Rate Γb←a . 6.3 Störungsrechnung und Raten zweiter Ordnung Die kleine Kopplung der Reservoire an den Quantenpunkt ermöglicht eine störungstheoretische Untersuchung des Systems, wobei Γ der kleine Parameter ist, der die Entwicklungsordnung festlegt. Es konnte in [Bec06] gezeigt werden, dass als Bedingung für eine Störungsentwicklung bis zur zweiten Ordnung Γ β eine kleiner (l) Parameter sein muss. Wäre dies nicht der Fall, so würde der Beitrag von Σd,d höherer Ordnungen nicht vernachlässigbar sein. Das gleiche gilt auch für das System mit einer magnetischen Störstelle. Da das Produkt Γ β klein sein muss, sind tiefe Temperaturen nur im Falle einer kleiner werdenden Tunnelkopplung störungstheoretisch behandelbar. Dies liefert eine Restriktion der hier verwendeten Methode an Bereiche kleiner Tunnelkopplungen und endlicher Temperaturen. Der Grenzübergang Γ β → 0 verletzt zwar nicht die Bedingung der Störungsentwicklung, liefert für den Transport jedoch auch keine interessanten Ergebnisse, da es sich im Grenzfall um ungekoppelte Teilsysteme bei Temperatur T = 0 handelt. Um einen Anhaltspunkt für den Zusammenbruch der Störungstheorie zu erhalten, betrachten wir die Raten nahe der Resonanz mit einem sequentiellen Transportkanal. Im Bild der Transportkanäle bedeutet dies, dass ein Kanal gerade in das Transportfenster eintritt und die Fermi-Kante eines Reservoirs in Resonanz mit (I) (II) dem Kanal ist. In Abbildung (6.2) sind die Raten Γ0d+ ←1t0 , Γ0d+ ←1t0 , Γ0d+ ←1t0 und (III) Γ0d+ ←1t0 für verschiedene Temperaturen aufgetragen. Betrachten wir zunächst das Verhalten der einzelnen Raten bevor der Zusammenbruch der Störungstheorie an deren Summe diskutiert wird. Es wurde bereits gezeigt, dass die Raten erster Ordnung Fermis Goldener Regel entsprechen. Das Temperaturverhalten entspricht daher dem einer Fermi-Funktion. Je größer die Temperatur der Reservoire ist, desto geringer ist die Steigung der Rate im Bereich der Fermi-Kante (in Anlehnung an die Fermi(I) Funktion). Für die Rate Γ0d+ ←1t0 ist dieses Verhalten im Bereich der Resonanz bei (II) V /20 ≈ 0.625 gut zu erkennen. Die Rate Γ0d+ ←1t0 hingegen, kann im Bereich der Resonanz für kleiner werdende Temperaturen beliebig groß werden. Für verschwindende Temperatur ist die Rate sogar nicht mehr analytisch. Eine obere Schranke für den Absolutbetrag der Rate ist folglich abhängig von β und kann für große β (I) (kleine Temperaturen) die Größenordnung der Rate Γ0d+ ←1t0 sogar überschreiten. (I) (II) Der Fall Γ0d+ ←1t0 < Γ0d+ ←1t0 würde definitiv einen Zusammenbruch der Störungs(III) (I) (II) (III) theorie bewirken, falls das nicht durch Γ0d+ ←1t0 mit Γ0d+ ←1t0 > Γ0d+ ←1t0 + Γ0d+ ←1t0 (III) behoben werden würde. Die Rate Γ0d+ ←1t0 zeigt im Bereich der Resonanz jedoch 6.4 Kohärenter Transport 77 (II) kein so starkes Temperatur Verhalten wie Γ0d+ ←1t0 und kann das Divergieren dieser (III) Rate nicht kompensieren. Außerdem ist Γ0d+ ←1t0 im Bereich der Resonanz um etwa (II) zwei Größenordnungen kleiner als Γ0d+ ←1t0 . Für die Störungsreihe ist die notwendige (I) (II) (III) Bedingung Γ0d+ ←1t0 > Γ0d+ ←1t0 + Γ0d+ ←1t0 bei festem Γ nur für nicht verschwindende Temperaturen erfüllt. Als hinreichende Bedingung, für die Gültigkeit der Störungsrechnung, soll die Gesamtrate Γ0d+ ←1t0 im Bereich der Resonanz stets monoton sein. Diese Bedingung lässt sich physikalisch motivieren. Die Monotonie bedeutet für die in Abbildung (6.2) dargestellte Rate Γ0d+ ←1t0 , dass durch Erhöhung der Spannung die Reservoire Übergänge im Quantenpunkt von 1t0 in den Zustand 0d+ induzieren. Würde die Rate trotz Erhöhung der Spannung sinken, so würde sich dies auch in einem kleiner werdenden Strom manifestieren. Die Prozesse zweiter Ordnung sollen unter dem Aspekt der Störungsentwicklung nur kleine Störungen an Prozessen erster Ordnung bewirken und in den Resonanzbereichen nicht zu einem vollkommen anderem Verhalten führen. Die Monotonie der Gesamtrate im Bereich der Resonanz bestimmt folglich die obere Grenze von Γ β, bis zu welcher die Störungsentwicklung noch ihre Gültigkeit besitzt. Aus Abbildung (6.2) wurde anhand der Rate Γ0d+ ←1t0 die obere Grenze für Γ̃ β als 0.077 bestimmt. Es sei nochmals erwähnt, dass Γ̃ := DΓ definiert wurde. Falls man an Strukturen der Raten zweiter Ordnung interessiert ist, ist es sinnvoll eher eine niedrige Temperatur und eine kleines Γ zu wählen. Bei zu hohen Temperaturen verbreitern sich eventuelle Charakteristika der Raten, wodurch sich deren Charakteristika schlecht abbilden lassen. 6.4 Kohärenter Transport durch einen magnetisch dotierten Quantenpunkt im Bereich der Spin-Blockade Außerhalb des Spin-Blockade-Bereichs sind die Prozesse des sequentiellen Transports dominant. Für den Blockadebereich des sequentiellen Transports ist daher zu erwarten, dass kohärente Viel-Elektronen-Prozesse den Transport dominieren. Der in Abbildung (6.3) dargestellte Prozess des elastischen Co-Tunnelns, beschreibt ein Elektron, welches durch eine virtuelle Anregung des Quantenpunktes tunnelt. Im Bild der Transportkanäle sind kohärent tunnelnde Elektronen durch sich überschneidende Linien repräsentiert. Das in den Quantenpunkt tunnelnde Elektron, besitzt die gleiche Energie wie das ihn verlassende. Das elastische Co-Tunneln tritt daher schon bei kleinen Spannungen V auf. Beim inelastischen Co-Tunneln unterscheidet sich die Energie des in den Quantenpunkt hinein und des aus ihm heraus tunnelnden Elektrons. Die Energie wird während des kohärenten Tunnelprozesses an den Quantenpunkt abgegeben, welcher 78 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung (I) (II) (III) Abbildung 6.2: Temperaturabhängigkeit der Raten Γ0d+ ←1t0 , Γ0d+ ←1t0 , Γ0d+ ←1t0 und Γ0d+ ←1t0 in dem Bereich der Resonanz des sequentiellen Transportkanals 0d+ ↔ 1t0 mit dem chemischen Potential eines Reservoirs. Die Resonanz liegt bei eV /20 ≈ 0.6. Der Parameter Γ/20 hat für alle Abbildungen den Wert 5,5 10−4 . Die Kurven sind bei einer Gate-Spannung von eVG −1 0 = −2.8 aufgenommen. Die übrigen Parameter stimmen mit denen aus Abbildung (5.4) überein. Das nicht monotone Verhalten der Gesammtrate Γ0d+ ←1t0 wird als Anzeichen für die Nichtgültigkeit der Störungsentwicklung gedeutet. Als obere Grenze kann Γ̃ β ≈ 0.07 abgeschätzt werden. dadurch in einen angeregten Zustand übergeht. Im Bild der Transportkanäle lässt sich dies durch zwei am Transport beteiligte Kanäle visualisieren, bei denen genau ein Quantenpunktzustand an beiden Transportkanälen beteiligt ist. In Abbildung (6.3) ist der Zustand χN +1 an beiden Kanälen beteiligt. An dieser Darstellung kann man sich das inelastische Tunneln wie folgt vorstellen. Ein Elektron kann aus einem Reservoir tunneln und den Quantenpunkt in den Zustand χN +1 virtuell anregen. Der virtuell angeregte Quantenpunkt relaxiert durch Abgabe eines Elektrons an ein Reservoir in einen Zustand höherer Energie als dem Ausgangszustand. Auf Grund der Energieerhaltung muss das emittierte Elektron daher eine um die Anregungsenergie des Quantenpunktes niedrigere Energie haben. Das inelastische Co-Tunneln kann folglich erst ab einer bestimmten Schwellspannung einsetzen. Diese ist durch 6.4 Kohärenter Transport 79 den energetischen Abstand der beteiligten Transportkanäle gegeben und entspricht der Energiedifferenz zwischen Anfangs- und Endzustand des Quantenpunktes unter inelastischem Tunneln. Neben der Energie kann das Elektron auch seinen Spin ändern. Ob das Elektron während des inelastischen Co-Tunnelns seinen Spin erhält oder ändert, hängt von den beteiligten Kanälen ab. Wie bereits in Abbildung (5.1) zu sehen ist, sind Übergänge zwischen Quantenpunktzuständen immer mit einer eindeutigen Spinorientierung des hinein oder heraus tunnelnden Elektrons verbunden. Da die Transportkanäle für Übergänge des Quantenpunktes stehen, sind auch diese mit einem festen Spin assoziiert. Der Kanal 2d− ↔ 1s0 ist beispielsweise nur für Reservoir-Elektronen des Spins ↓ zugänglich. 2d+ ↔ 1s0 hingegen nur für Elektronen des Spins ↑. Man kann daher auch von ↓ und ↑ Kanälen sprechen. Sind die „Spins“ der am inelastischen Transport beteiligten Kanäle gleich, so behält das von einem Reservoir in das andere tunnelnde Elektron seinen Spin bei. Man kann daher von spinerhaltendem inelastischem Co-Tunneln sprechen. Analog zu der Anregung des Quantenpunktes durch tunnelnde Elektronen, können diese auch ihren Spin an den Quantenpunkt abgeben. Dies ist der Fall, wenn die „Spins"der am inelastischen Transport beteiligten Kanäle sich unterscheiden. Es lässt sich in dem Fall von spinstreuendem inelastischem Co-Tunneln sprechen. Das Streuen des Elektronenspins am Quantenpunkt ist keine Folge der Kopplung an den Störstellenspin. Auch bei einem Ein-Niveau-Quantenpunkt, wie er in [Bec06] untersucht wurde, zeigt sich spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln. Das spinerhaltende inelastische Co-Tunneln ist bei einem Ein-Niveau-Quantenpunkt ohne Störstelle nicht beobachtbar. Durch die Kopplung an die Störstelle ist ein weiterer Transportprozess vorstellbar. Es handelt sich hierbei um eine physikalische Interpretation des Terms (1) (1) −i~Σd,n L−1 n,n Σn,d , der in die Gleichungen (6.5) und (6.7) eingeht. Ausgehend von einem Quantenpunkt in einem diagonalen Zustand (d), wird dieser durch Herein- oder Heraustunneln eines Elektrons in einen kohärenten Zustand n versetzt. In dem hier betrachteten System besteht der einzige mögliche kohärente Zustand (folgend aus den Diagrammen) aus einer Überlagerung der Zustände 1s0 und 1t0 . Durch einen weiteren Tunnelprozess geht der Quantenpunkt aus dem kohärenten Zustand wieder in einen Eigenzustand über. Beide Tunnelprozesse in Kombination, können dabei entweder spinerhaltend oder spinstreuend sein. Dies lässt sich bereits an den Raten Γ (III)b←a sehen. Diese sind lediglich gleich Null, wenn einer der beiden Zustände (a,b) dem Zustand 1s0 oder 1t0 entspricht. Es gibt somit immer nicht verschwindende Raten Γ (III)b←a , die Übergänge zwischen Eigenzuständen des Quantenpunktes darstellen, welche auch Eigenzustände des Gesamtspins der Elektronen sind. Diese Raten stellen allerdings nur eine kleine Störung im Vergleich zu den Raten Γ (II)b←a dar. In dem berechneten Strom durch den Quantenpunkt zeichnet sich daher kein deutliches Signal ab, welches auf die Raten Γ (III)b←a zurückführbar ist. Mit den Gleichungssystemen aus (6.5) und (6.7) lässt sich nun der Strom und die 80 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung Elastisches Co-Tunneln χN +1 ⇔ χP 6=0,N Inelastisches Co-Tunneln χN +1 ⇔ χP 6=0,N ↑ ↑,↓ χN +1 ⇔ χN χN ±1 ⇔ χP =0,N χN ±1 ⇔ χP =0,N Abbildung 6.3: Darstellung des elastischen und inelastischen Co-Tunnelns anhand von Energieschemata des sequentiellen Transportes. Während das elastische Co-Tunneln stets spinerhaltend ist, ermöglicht sich bei dem inelastischen CoTunneln auch umklappen des Spins bei dem Transport durch den Quantenpunkt. Wahrscheinlichkeitsgewichtung der diagonalen Quantenpunktzustände Pd innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten bestimmen. In Abbildung (6.4) ist der Bereich der Spin-Blockade ausgeschnitten, da das Stromsignal - im Vergleich zum sequentiellem Transport - sehr klein ist. Deutlich sind die senkrechten Linien zu erkennen, welche die Schwellenergien für inelastisches Tunneln darstellen. In dem Bereich eV /(20 ) < 0.473 kann Strom zwischen den Reservoiren nur über elastisches Co-Tunneln fließen. Der Quantenpunkt befindet sich dabei fast ausschließlich im Zustand 1s0 , welcher, auf Grund der antiferromagnetischen Kopplung Jc > 0, der Grundzustand des einfach besetzten Quantenpunktes ist. Ab der Schwelle eV /(20 ) ≈ 0.473 setzt spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln ein. Daran ist beispielsweise der ↓ Kanal 2d− ↔ 1s0 und der ↑ Kanal 2d− ↔ 1t− beteiligt. Ein aus dem Reservoir mit dem Spin ↓ tunnelndes Elektron wird daher nach Verlassen des Quantenpunktes den Spin ↑ besitzen und den Quantenpunkt in einen angeregten Zustand versetzt haben. Bei der Schwelle eV /(20 ) ≈ 0.65 hingegen setzt spinerhaltendes inelastisches Co-Tunneln ein. Daran sind beispielsweise die ↑ Kanäle 1s0 ↔ 0d− und 1t0 ↔ 0d− aber auch die ↓ Kanäle 2d− ↔ 1s0 und 2d− ↔ 1t0 beteiligt. Das letzte deutlich zu erkennende Einsetzen eines inelastischen Co-Tunnel Prozesses bei eV /(20 ) ≈ 0.827 bezieht sich wieder auf spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln. Das inelastische Co-Tunneln spielt für die hier gewählten Parameter innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten die dominante Rolle. Elastisches Co-Tunneln ist nur unterhalb der kleinsten Schwellenergie des inelastischen Co-Tunnelns sichtbar. Tunneln über kohärente Zustände (III) des Quantenpunktes zeichnet sich nicht ab. Das liegt daran, dass die Raten Γb←a (II) für die hier gewählten Parameter viel kleiner sind als Γb←a , welche die dominan- 6.4 Kohärenter Transport 81 Abbildung 6.4: In dem oben dargestellten Ladungsdiagramm ist ein Quadrant des Spin-Blockade-Diamanten ausgeschnitten. Die Parameter in Einheiten von 0 betragen 0 = 1, U = 1.9, Jc = 1.3 und Jzm = 0.353. Das Einsetzen von inelastischem Tunneln, zeichnet sich durch Stufen in der differentiellen Leitfähigkeit ab. Dabei setzt für größer werdende Spannungen V zuerst spinstreuendes, dann spinerhaltendes und zuletzt wieder spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln ein. Innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten zeichnet sich deutlich ein sequentielles TransportSignal ab. In einen Querschnitt bei der Gate-Spannung eVG /20 = −2.95, sind die Stufen des inelastischen Co-Tunnelns und das Signal des sequentiellen Transport gut erkennbar. ten Effekte liefern. Innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten ist ein für sequentiellen Transport charakteristisches Signal zu erkennen. Dieser Bereich ist vergrößert in Abbildung (6.5) dargestellt. Das Auftreten von sequentiellem Transport innerhalb der Blockade lässt sich durch inelastisches Co-Tunneln erklären. Ab der Schwelle eV /(20 ) ≈ 0.473 wird über spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln der Quantenpunkt in einen angeregten Zustand versetzt. Die tunnelnden Elektronen übertragen dabei mit jedem Tunnelprozess ihren Spin an den Quantenpunkt. Da die Elektronen ihren Spin von ↓ nach ↑ wechseln, muss, auf Grund der Gesamtspinerhaltung, der Quantenpunkt einen Spin mit dem Betrag Eins aufnehmen. Durch den Transport findet daher ein Spinflip in dem Quantenpunkt statt, wodurch der Zustand 1s0 an Wahrscheinlichkeitsgewichtung verliert und auf den Zustand 1t− übertragen wird. Die Wahrscheinlichkeitsgewichtung beider Zustände ist in Abbildung (6.5) gezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, wie die Gewichtung des Zustandes 1s0 ab der Schwelle des inelastischen Co-Tunnels sinkt und auf die Gewichtung von 1t− übertragen wird. Sobald der sequentielle Kanal 2d− ↔ 1t− bzw. 1t− ↔ 0d− in das Transportfenster tritt, wird der Zustand 1t− über sequentielles Tunneln rasch entvölkert. Der gleiche Prozess ist auch bei einem Quantenpunkt ohne magnetische Störstelle beobachtbar. Durch die Stärke der Kopplung an die Störstelle kann das Besetzen 82 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung Abbildung 6.5: In dieser Abbildung ist der Bereich des Ladungsdiagramms in dem das sequentielle Tunneln auftritt vergrößert Dargestellt. Unten links ist in Abhängigkeit der Gate-Spannung VG und der Spannung zwischen den Reservoiren V die Wahrscheinlichkeitsgewichtung des Zustandes 1s− aufgetragen. Rechts unten ist die Wahrscheinlichkeitsgewichtung des Zustandes 1t− aufgetragen. Durch inelastisches Co-Tunneln wird der Zustand 1t− bevölkert und durch sequentielles Tunneln wieder entvölkert. des Zustandes 1t− jedoch verhindert werden. Das Signal des sequentiellen Transport zeichnet sich darauf hin nicht mehr innerhalb des Spin-Blockade-Diamanten ab. Es zeichnen sich lediglich noch die Stufen des inelastischen Tunnelns in der differentiellen Leitfähigkeit ab. In Abbildung (6.6) ist die differentielle Leitfähigkeit für verschiedene Kopplungsstärken im Bereich des sequentiellen Tunnelns innerhalb der Spin-Blockade aufgetragen. Mit stärker werdender Kopplung nimmt das Signal des sequentiellen Transports ab. Auch an den in Abbildung (6.7) gezeigten Wahrscheinlichkeitsgewichtungen ist gut zu erkennen, dass mit steigender Kopplungsstärke Jc die Gewichtung des angeregten Zustandes 1t− kleiner wird. Erklären wir dieses Verhalten zunächst an dem Modell der Transportkanäle. Die Schwelle des spinstreuenden inelastischen Tunnelprozesses, der die Umverteilung der Wahrscheinlichkeitsgewichtung von 1s0 zu 1t− bewirkt, ist abhängig von der Energiedifferenz der beteiligten Kanäle. Diese Energie- 6.4 Kohärenter Transport 83 Abbildung 6.6: Die differentielle Leitfähigkeit ist bei einer Gate-Spannung von eVG /0 = −2.9 für verschiedene Kopplungsstärken Jc dargestellt. Es wurde der Parametersatz aus Abbildung 6.4 verwendet. Das Signal des sequentiellen Transports nimmt mit größer werdender Kopplungsstärke ab, wobei das Maximum hin zu kleineren Spannungen V geht. Das einsetzen des inelastischen Co-Tunnelns geht zu größeren Spannungen für steigende Kopplungsstärke. Abbildung 6.7: Wahrscheinlichkeitsgewichtung des durch tunnelnde Elektronen angeregten Nichtgleichgewicht Zustandes 1t− in Abhängigkeit der Kopplungsstärke. Bevölkert wird der Zustand durch inelastisches Co-Tunneln. Die steile Flanke, lässt sich auf das Entvölkern des Zustandes durch sequentielles Tunneln zurückführen. 84 6 Spintransport in zweiter Ordnung Störungsrechnung differenz beträgt Jc − Jzm . Die sequentiellen Transportkanäle, welche den Quantenpunkt wieder in den Zustand 1s0 überführen, liegen bei 0 + eVG + Uc − Jc /4 + Jzm /2 (für 2d− ↔ 1t− ) und −0 − eVG − Jc /4 + Jzm /2. Die Schwelle für Anreicherung von 1t− geht also mit Jc , während das Entvölkern wie −Jc /4 geht. Liegt der sequentielle Kanal für die Entvölkerung von 1t− bereits in dem Transportfenster bevor das Anreichern durch inelastisches Co-Tunneln eintritt, so verschwindet die Wahrscheinlichkeitsgewichtung von 1t− . In Abbildung (6.6) ist gut zu erkennen, dass das Einsetzen des inelastischen Transports durch Erhöhung von Jc sich hin zu größeren Spannungen verschiebt. Das Signal des sequentiellen Transports hingegen verschiebt sich hin zu kleineren Spannungen. In einem Quantenpunkt ohne Störstelle müsste sich durch Erhöhung des Magnetfeldes die Anreicherung des angeregten Zustandes verhindern lassen. Der Grenzübergang Jc → 0 bzw. Jzm → 0 kann mit dem hier verwendeten Modell nicht gemacht werden. Die Methode eignet sich nur für Systeme bei denen die Energieentartung der Eigenzustände des Quantenpunktes deutlich aufgehoben ist. Wären die Quantenpunktzustände entartet, so wäre L−1 n,n nicht definiert. Physikalisch lässt sich die Veränderung der Gewichtung von 1t− durch zwei miteinander konkurrierende Vorgänge erklären. In dem mit einem Elektron besetzten Quantenpunkt ist, auf Grund der antiferromagnetischen Kopplung, 1s0 der Grundzustand. Die Störstelle und das Elektron versuchen daher, sich zur Energieminimierung, stets antiparallel auszurichten. Durch die Kopplung an die Reservoire wird mit jedem Elektron, welches durch spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln zwischen den Reservoiren vermittelt wird, ein Spin an den Quantenpunkt übertragen. Durch den übertragenen Spin wird der Spin den Quantepunktes partiell ausgerichtet, was einer parallelen Ausrichtung von Störstellen- und Elektronenspin entspricht. Es handelt sich also um konkurrierende Prozesse, wobei der eine von internen Eigenschaften des Quantenpunktes und der andere von dem durch den Quantenpunkt transportierten Strom herrührt. Ob der Quantenpunkt in seinem Grundzustand 1s0 bleibt oder durch den Strom aus den Reservoiren in den Zustand 1t− getrieben wird, hängt davon ab wie sensibel der Quantenpunkt auf äußere Einflüsse reagiert. Je größer Jc ist, desto unsensibler ist der Quantenpunkt auf äußere Einflüsse im Inneren des Spin-Blockade-Diamanten. 7 Resümee und Hauptaussagen der Arbeit Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde der stationäre Transport durch einen, mit schwachem Tunnelkontakt an metallische Reservoire gekoppelten, magnetisch dotierten Ein-Niveau-Quantenpunkt untersucht. Der Fokus dieser Arbeit lag auf Nichtgleichgewichtseffekten, die auf der Wechselwirkung zwischen Elektronen- und Störstellenspin beruhen. In dem Kapitel 1 wurde das System genauer beschrieben. Auf dem Quantenpunkt wurde neben der Coulomb-Wechselwirkung eine Spin-Spin-Wechselwirkung der Elektronen mit einer magnetischen Störstelle angenommen. Die Eigenzustände des Quantenpunktes sind für das gewählte System keine Eigenzustände des Elektronenspins. Der Tunnelprozess, gegeben durch die Hybridisierung ĤT , wurde als Spinerhaltend angenommen. Der erste Teil von Kapitel 3 gibt eine Einführung in den diagrammatischen EchtzeitKeldysh-Formalismus aus [Sch94] zur Bestimmung von Erwartungswerten im Nichtgleichgewicht. Es wurde gezeigt, dass sich die reduzierte Dichtematrix im Nichtgleichgewicht aus der Dichtematrix im Gleichgewicht ableiten lässt. Hierzu wurde der Erwartungswert des Projektionsoperators auf Eigenzustände des Quantenpunktes betrachtet, was zu einem diagrammatisch darstellbaren Propagator des reduzierten Systems führte. Die diagrammatische Darstellung wurde in Anlehnung an die Arbeiten [Bec06] und [Tew04] gewählt, in denen der Transport durch einen Ein-Niveau-Quantenpunkt ohne magnetische Störstelle betrachtet wurde. Die Einführung in den Formalismus wurde so allgemein formuliert, dass sowohl Systeme mit als auch ohne Störstelle beschrieben werden können. Der Unterschied zwischen den Bewegungsgleichungen für die reduzierte Dichtematrix eines Ein-NiveauQuantenpunktes mit und ohne Störstelle wurde gezeigt und diskutiert. Ohne Störstelle sind die Eigenzustände des Quantenpunktes auch Eigenzustände des Elektronenspins. Der von Neumman-Term der Bewegungsgleichung verschwindet, da die tunnelnden Elektronen stets in Spineigenzuständen des Quantenpunkes sind. Durch die Wechselwirkung mit der Störstelle, ist der Spin der tunnelnden Elektronen keine Erhaltungsgröße in dem Quantenpunkt, wodurch der von Neuman-Term nicht trivial ist. Der stationäre Limes der exakten Bewegungsgleichung für die reduzierte Dichtematrix wurde gebildet, unter Annahme einer adiabatisch eingeschalteten Tunnelkopplung und einer unendlich langen Propagation des Systems. Im letzten Teil von Kapitel 3 wurde ein aus [Lei08] stammendes Entwicklungsverfahren für 86 7 Resümee und Hauptaussagen der Arbeit kleine Tunnelkopplungen verwendet. Die Master-Gleichung der reduzierten Dichtematrix und der stationäre Strom wurden bis zur zweiten Ordnung in der Tunnelkopplung entwickelt. In der Master-Gleichung zeichnete sich die Wechselwirkung zwischen Elektronen und Störstelle erst durch einen Term zweiter Ordnung in der Tunnelkopplung ab. Dieser Term lässt das Tunneln von Elektronen über kohärente Zustände des Quantenpunktes zu. Mit Hilfe der Spiegelsymmetrie der Diagramme und der Summenregel wurde gezeigt, dass sich die Elemente der Master-Gleichung als Raten für Diagonalelemente der reduzierten Dichtematrix interpretieren lassen. In Kapitel 4 wurden die Diagrammregeln der irreduziblen Diagramme im Energieraum abgeleitet und in Form einer Konstruktionsanleitung aufgelistet. Die Integrale der Diagramme wurden durch eine Abschneideenergie C regularisiert. Die mathe(I) matischen Ausdrücke von Diagrammen erster Ordnung, welche sowohl in Γb←a als (III) auch in Γb←a auftreten, wurden im Limes großer Abschneideenergien bestimmt. Bei den Diagrammen zweiter Ordnung wurde, wie in [Bec06], zwischen einpoligen und zweipoligen Diagrammen unterschieden. Die Integrale beider Klassen von Diagrammen wurden in Anhang D für große Abschneideenergien C berechnet. Insbesondere wurde gezeigt, dass diese Ausdrücke für den gesamten Parameterbereich durch glatte Funktionen dargestellt werden. In Kapitel 5 beschränkten sich die Überlegungen auf ein möglichst einfaches System mit Störstellenspin I = 1/2. Für dieses System wurden explizit die acht Zustände eines Ein-Niveau-Quantenpunktes mit Störstelle aufgelistet. Mittels Clebsch-GordanKoeffizienten entwickelten wir die Eigenzustände des Quantenpunktes in der Basis des Elektronenspins. Anhand eines Graphen wurden die durch tunnelnde Elektronen ermöglichten Übergänge zwischen Quantenpunktzuständen dargestellt. Für den Transport erster Ordnung in der Tunnelkopplung, wurde die Äquivalenz zu Fermis Goldener Regel gezeigt. Anhand eines Energieschemas wurden die möglichen Transportkanäle des sequentiellen Transports aufgezeigt und die Fälle der Coulomb- und einer neuen Form der Spin-Blockade diskutiert. Die Spin-Blockade lässt sich als Folge der Wechselwirkung von Elektronen und Störstelle interpretieren und wurde in dem fünften Kapitel ausführlich erklärt. Anhand des berechneten Ladungsdiagramms in erster Ordnung Störungsrechnung, wurde der Spin-Blockade-Diamant abgebildet. Die unterschiedlichen Werte der differentiellen Leitfähigkeit sind primär auf die Wahrscheinlichkeitsgewichtung der Transportkanäle durch das Spektralgewicht zurück zu führen. Auch dieser Effekt beruht auf der Wechselwirkung der Elektronen mit der Störstelle und tritt bei einem einfachen Ein-Niveau-Quantenpunkt nicht auf. Das sechste Kapitel betrifft Transportprozesse zweiter Ordnung in der Tunnelkopplung. Zu Beginn wurde eine nicht systematische Entwicklung zum Lösen der MasterGleichung aus [Bec08] vorgestellt. Für das in dieser Arbeit betrachtete System konn- 87 (II) (III) te gezeigt werden, dass die Raten Γb←a und Γb←a unabhängig von der Abschneideenergie C sind. Den Gültigkeitsbereich der Störungsrechnung zweiter Ordnung schätzten wir anhand der Raten bei Resonanz mit einem sequentiellen Transportkanal ab. Die Raten aus irreduziblen Diagrammen zweiter Ordnung zeigten eine (II) starke Abhängigkeit von dem Parameter Γ β. Die Raten Γb←a dominieren gegen(III) über den Raten Γb←a . Die obere Grenze für die Gültigkeit der Störungsreihe wurde mit Γ β ≈ 0.077 bestimmt. Im letzten Teil des sechsten Kapitels wurden die Effekte des Co-Tunnels genauer untersucht. Das elastische und inelastische Co-Tunneln wurde anhand von Energieschemata erläutert. Durch die Kopplung an die Störstelle tritt im inneren des Spin-Blockade-Diamanten sowohl spinerhaltendes als auch spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln auf. Auch dieser Effekt ist gegenüber dem System ohne Störstelle neu. Anhand berechneter Ladungsdiagramme konnten die Bereiche des elastischen und inelastischen Co-Tunnelns identifiziert werden. Mittels der Schwellenergien ließen sich die aufgetretenen inelastischen Prozesse nach spinerhaltenden und spinstreuenden trennen. Das Einsetzten von sequentiellem Tunneln im Inneren des Spin-Blockade-Diamanten, ließ sich auf die Anreicherung angeregter Nichtgleichgewicht-Zustände durch spinstreuendes inelastisches Co-Tunneln zurück führen. Ohne Störstelle lässt sich die Anreicherung des angeregten Zustandes durch Erhöhung des Magnetfeldes verringern. In dem letzten Teil konnte gezeigt werden, dass sich die Anreicherung auch durch eine Erhöhung der Kopplungsstärke Jc unterbinden lässt. Für zukünftige Untersuchungen währe es interessant durch spinpolarisierte Reservoire noch mehr Einfluss auf spinabhängige Transportprozesse nehmen zu können. Aus dieser Arbeit wird bereits ersichtlich, dass derartige Effekte erst durch kohärent tunnelnde Elektronen zum Tragen kommen. Zu erwarten wäre, dass der durch spinpolarisierten Strom angereicherte Quantenpunktzustand von der Polaristationsrichtung abhängt und somit durch den Strom manipulierbar wird. 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Dies lässt sich wie folgt schreiben: Z t 1 Zt dt2 T̂ [ĤT,I (t1 )ĤT,I (t2 )] (.2) dt1 2! t‘ t‘ Z t1 Z t2 Z t Z t 1 1 = dt1 dt2 ĤT,I (t1 )ĤT,I (t2 ) + dt2 dt1 ĤT,I (t2 )ĤT,I (t1 ) . 2! t‘ 2! t‘ t‘ t‘ Durch umbenennen der Integrationsvariablen des zweiten Terms t1 → t2 , t2 → t1 erhält man = Z t t‘ dt1 Z t1 t‘ dt2 ĤT,I (t1 )ĤT,I (t2 ) . Dieses Verfahren ist auf beliebige Ordnung der Entwicklungsreihe von Gleichung (3.11) anwendbar. Zur Veranschaulichung genügt es, den Term zweiter Ordnung zu betrachten. Anhang-B Symmetrieoperationen des Liouville-Operators Der Liouville-Operator für die reduzierte Dichtematrix ist definiert durch den Kommutator L̂p̂ := [Ĥ,p̂] . In der Basis aus Eigenzuständen von Ĥ lässt sich das Element (i,j) der Gleichung schreiben als L̂p̂ i,j = (i − j )pi,j . Stellt man den Liouville-Operator als Tensor vierter Stufe dar, so gilt folglich ←χ1 (L̂)χχ34 ←χ = 2 0, (χ 1 wenn (χ4 ,χ3 ) 6= (χ1 ,χ2 ), − χ2 ), wenn (χ4 ,χ3 ) = (χ1 ,χ2 ). Für den Operator gilt daher die Eigenschaft ←χ1 2 (L̂)χχ34 ←χ = −(L̂)χχ34 ←χ ←χ1 2 . Reelle Raten zweiter Ordnung (1) (1) Für eine reelle Zahl x ∈ R gilt x = x∗ . Damit kann für jedes Element von −i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d 0 gezeigt werden, dass es reell ist. Wir definieren den Multiindex nk := (χk ,χk ) und nk := (χk ,χ0k ), wobei der erste Index für einen auf der oberen Kontur befindenden Zustand und der zweite für einen auf der unteren Kontur steht. Für das Element (i,j) gilt 96 Literaturverzeichnis (1) ∗ (1) −i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d = i~ X = i~ X = i~ X = i~ X i,j ∗ −1 ∗ Σdi ,nk Lnk ,nl Σnl ,dj k,l ∗ Σd∗i ,nk L−1 nk ,nk Σnk ,dj k Σdi ,n0k L−1 nk ,nk Σn0k ,dj k 0 Σdi ,n0k (−L−1 n0 ,n0 )Σnk ,dj k k k . Durch umbenennen des Summationsindex ist gezeigt, dass (1) (1) ∗ −i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d und damit reell ist. i,j (1) (1) = −i~Σd,n L(−1) n,n Σn,d i,j Anhang-C Integrale für Raten erster Ordnung Aus den Diagrammen des sequentiellen Tunnelns erhalten wir den allgemeinen Ausdruck Z∞ −i g() 1 d (i~) (−1) Γ Dσ S d ~ δD + K + i0+ , (.3) −∞ der für jedes Diagramm unabhängig von der Keldyshzeitrichtung und Dysonzeitrichtung der Reservoirlinie gilt. Hierbei steht für die Energie der Reservoirlinie und K für die Summe der Energien der oberen und unteren Keldyshkontur. Dσ steht für die Zustandsdichte des Reservoirs und S für das Spektralgewicht. Die Allgemeinheit des Integralausdruckes wird durch die Definition der Konstanten δD und der Funktion g() ermöglicht. −1, δD := 1, wenn die Reservoirlinie in positive Dysonzeit zeigt wenn die Reservoirlinie in negative Dysonzeit zeigt f (), g() := wenn die Reservoirlinie in negative Keldyshzeit zeigt (1 − f ()), wenn die Reservoirlinie in positive Keldyshzeit zeigt , wobei f () die Fermi-Funktion darstellt. Durch Verwendung der Identität Z∞ −∞ dj (1 − f (j ))F (1 ,2 ) = Z∞ −∞ dj f (j )F ((−1)δj,1 1 ,(−1)δj,2 2 ) , (.4) 98 Literaturverzeichnis lässt sich das Integral als Fseq Z∞ d −∞ f () δD (δK − eVr ) + K + i0+ (.5) schreiben, wobei die Faktoren zu Fseq := −i (i~)1 (−1)d Γ DS zusammengefasst wur~ den. Die Information der Reservoirlinienrichtung in Keldyshzeit kann somit unter dem Integral durch die Konstante δK getragen werden. δK := −1, 1, wenn die Reservoirlinie in positive Keldyshzeit zeigt wenn die Reservoirlinie in negative Keldyshzeit zeigt (.6) Mit der Definition δt := δD δK fügen wir eine Konstante ein, die beide Zeitinformationen enthält, im Folgenden jedoch nur der übersichtlichen Schreibweise dient. Um die Fermi-Funktion temperaturunabhängig zu machen, substituiert man → β . Hierbei ist zu beachten, dass im Folgenden f () für die substituierte Fermi-Funktion steht. Des weiteren sind auch die Integralgrenzen von der Substitution betroffen, was berücksichtigt werden muss, falls endliche Integralgrenzen betrachtet werden. Nach den genannten mathematischen Umformungen stellt sich das Integral als ∞ Z∞ f () f () 1 Z = Fseq δt d d 1 (.7) Fseq δt + β + δt (−λ + i0+ ) + δt ((−δD eVr + K ) + i0 ) β −∞ −∞ dar. In der Konstanten λ := −β(−δD eVr + K ) sind nun die für ein spezielles Diagramm charakteristischen Energien wie Temperatur, Spannung und der Differenz aus Zustandsenergien des Quantenpunktes der oberen und unteren Keldyshkontur zusammengefasst. Integrale für Raten zweiter Ordnung In dem folgenden Teil betrachten wir die Ausdrücke für die diagonalen Raten zweiter Ordnung und beginnen mit dem allgemeinen Ausdruck für die Raten mit einfacher Polstelle. Literaturverzeichnis 99 ( −i )2 (i~)3 (−1)c+d Γ 2 Dσ1 Dσ2 S ~ R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 g(1 )g(2 ) (δD,1 ¯1 +K,1 +i0+ )(δD,1 ¯1 +δD,2 ¯2 +K,2 +i0+ )(δD,1 ¯1 +K,3 +i0+ ) Die Konstanten sind dabei wie in dem vorherigen Abschnitt definiert. Durch Verwendung der Identität Z∞ dj (1 − f (j ))F (1 ,2 ) = −∞ Z∞ dj f (j )F ((−1)δj,1 1 ,(−1)δj,2 2 ) (.8) −∞ lässt sich der Integrand vereinfachen zu F R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) , (δD,1 (δk,1 1 −eVr,1 )+K,1 +i0+ )(δD,1 (δk,1 1 −eVr,1 )+δD,2 (δk,2 2 −eVr,2 )+K,2 +i0+ )(δD,1 (δk,1 1 −eVr,1 )+K,3 +i0+ ) )2 (i~)3 (−1)c+d Γ 2 Dσ1 Dσ2 S ist. Durch eine Substitution der Intewobei F := ( −i ~ grationsvariablen mit → β wird das Argument der Fermi-Funktion einheitenlos. Mit der Definition δt := δD δk fügen wir eine Konstante ein, die beide Zeitinformationen enthält. F β12 R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) (δD,1 (δk,1 β1 1 −eVr,1 )+K,1 +i0+ )(δD,1 (δk,1 β1 1 −eVr,1 )+δD,2 (δk,2 β1 2 −eVr,2 )+K,2 +i0+ )(δD,1 (δk,1 β1 1 −eVr,1 )+K,3 +i0+ ) Diesen Ausdruck formen wir um zu: F β12 R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) (δt,1 β1 1 +K,1 −δD,1 eVr,1 +i0+ )(δt,1 β1 1 +δt,2 β1 2 −δD,2 eVr,2 +K,2 −δD,1 eVr,1 −δD,2 eVr,2 +i0+ )(δt,1 β1 1 +K,3 −δD,1 eVr,1 +i0+ ) Mit der Identität folgt: R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 f (1 )f (2 )g(δt,1 1 ,δt,2 2 ) = R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 f (δt,1 1 )f (δt,2 2 )g(1 ,2 ) 100 Literaturverzeichnis R∞ R∞ Fβ d1 d2 −∞ −∞ f (δt,1 1 )f (δt,2 2 ) (1 +β(K,1 −δD,1 eVr,1 +i0+ ))(1 +2 +β(K,2 −δD,1 eVr,1 −δD,2 eVr,2 +i0+ ))(1 +β(K,3 −δD,1 eVr,1 +i0+ )) Vereinfachen wir diesen Ausdruck weiter, erhalten wir Fβ Z∞ Z∞ −∞ −∞ d1 d2 (1 − λ1 + f (δt,1 1 )f (δt,2 2 ) + 2 − λ2 + i0+ )(1 − λ3 + i0+ ) i0+ )(1 mit λ1 := −(β(K,1 − δD,1 eVr,1 )) λ2 := −(β(K,2 − δD,1 eVr,1 − δD,2 eVr,2 )) λ3 := −(β(K,3 − δD,1 eVr,1 )) Nun betrachten wir die zweipoligen Raten die sich wie )2 (i~)3 (−1)c+d Dσ1 Dσ2 S ( −i ~ R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 g(1 )g(2 ) (δD,1 ¯1 +K,1 +i0+ )(δD,1 ¯1 +δD,2 ¯2 +K,2 +i0+ )(δD,2 ¯2 +K,3 +i0+ ) schreiben lassen. Wie zuvor wird der Integrand vereinfacht zu F R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) (δD,1 (δk,1 1 −eVr,1 )+K,1 +i0+ )(δD,1 (δk,1 1 −eVr,1 )+δD,2 (δk,2 2 −eVr,2 )+K,2 +i0+ )(δD,2 (δk,2 2 −eVr,2 )+K,3 +i0+ ) wobei F := ( −i )2 (i~)3 (−1)c+d Dσ1 Dσ2 S. Durch eine Substitution der Integrati~ onsvariablen mit → β , wird das Argument der Fermi-Funktion einheitenlos. Mit der Definition δt := δD δk fügen wir eine Konstante ein, die beide Zeitinformationen enthält. , Literaturverzeichnis 101 F β12 R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) (δD,1 (δk,1 β1 1 −eVr,1 )+K,1 +i0+ )(δD,1 (δk,1 β1 1 −eVr,1 )+δD,2 (δk,2 β1 2 −eVr,2 )+K,2 +i0+ )(δD,2 (δk,2 β1 2 −eVr,2 )+K,3 +i0+ ) Diesen Ausdruck formen wir um zu: F β12 R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (1 )f (2 ) (δt,1 β1 1 +K,1 −δD,1 eVr,1 +i0+ )(δt,1 β1 1 +δt,2 β1 2 −δD,2 eVr,2 +K,2 −δD,1 eVr,1 −δD,2 eVr,2 +i0+ )(δt,2 β1 2 +K,3 −δD,2 eVr,2 +i0+ ) Mit der Identität folgt: R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 f (1 )f (2 )g(δt,1 1 ,δt,2 2 ) = Fβ R∞ R∞ −∞ −∞ d1 d2 f (δt,1 1 )f (δt,2 2 )g(1 ,2 ) R∞ R∞ d1 d2 −∞ −∞ f (δt,1 1 )f (δt,2 2 ) (1 +β(K,1 −δD,1 eVr,1 +i0+ ))(1 +2 +β(K,2 −δD,1 eVr,1 −δD,2 eVr,2 +i0+ ))(2 +β(K,3 −δD,2 eVr,2 +i0+ )) Vereinfachen wir diesen Ausdruck weiter, erhalten wir Fβ Z∞ Z∞ −∞ −∞ d1 d2 (1 − λ1 + f (δt,1 1 )f (δt,2 2 ) + 2 − λ2 + i0+ )(2 − λ3 + i0+ ) i0+ )(1 mit λ1 := −(β(K,1 − δD,1 eVr,1 )) λ2 := −(β(K,2 − δD,1 eVr,1 − δD,2 eVr,2 )) λ3 := −(β(K,3 − δD,2 eVr,2 )) Anhang-D Bestimmung der Integrale IE und IZ In diesem Abschnitt führen wir die Energieintegration von IE := Z∞ Z∞ −∞ −∞ (1) (2) 1 f (δt 1 )f (δt 2 ) Im λ3 − λ1 1 + 2 − λ2 + i0+ 1 1 − + 1 − λ3 + i0 1 − λ1 + i0+ IZ := Z∞ Z∞ −∞ −∞ (1) (2) f (δt 1 )f (δt 2 ) Im λ2 − λ3 − λ1 " 1 1 − + 1 + 2 − λ2 + i0 1 + 2 − λ3 − λ1 + i0+ 1 1 + + 1 − λ1 + i0 2 − λ3 + i0+ # explizit aus. Hierzu betrachten wir zunächst die Ausdrücke ! 1Z Z f (x) 0 F̃ (λ) := Im dxdx 2 (x + x0 − λ0 + i0+ )(x − λ + i0+ ) ! Z Z 0 f (x )f (x) F (λ0 ,λ) := Im dxdx0 . (x + x0 − λ0 + i0+ )(x − λ + i0+ ) Bei beiden Integralen ist der Integrand von der Form a(bR + ibI )(cR + icI ), wobei a,bR ,bI ,cR ,cI ∈ R. Da nur der Imaginärteil des Integrals betrachtet wird, lässt sich die Identität Im(c1 c2 ) = Re(Im(c1 )c2 + Im(c2 )c1) für zwei komplexe Zahlen c1 und c2 zum lösen des Integrals nutzen. Die Dirac-Identität 1 x − x0 ± i0+ =P 1 ∓ iπδ(x − x0 ) , x − x0 wobei P dem Hauptteil entspricht, ist für Integrale definiert und kann an dieser . 104 Literaturverzeichnis Stelle verwendet werden, um den Imaginärteil der zwei komplexen Brüche im Integranden zu bestimmen. Mit den gerade beschriebenen Identitäten lässt sich der Ausdruck F̃ (λ) umformen zu ! Z Z 1 f (x) 1 0 dx 0 dx − Re −π Re 2 x − λ + i0+ x + λ − λ + i0+ . Gilt für die Grenzen der Integrale Cβ λ,λ0 so verschwindet der zweite Term. Anschaulich lässt sich dies erklären, indem man analog zu der Integration von Diagrammen erster Ordnung in Γ , einen Integrationsweg wählt, inerhalb dessen keine Singularitäten liegen. Der Integrand ist dann innerhalb dieses Bereiches analytisch, wodurch das Integral verschwindet. Das Integral − Z dx f (x) x − λ + i0+ wurde und dessen Realteil wird als die Funktion φ(λ) := bereits explizit berechnet Cβ 1 λi −Re ψ 2 + 2π + ln 2π definiert. Für F̃ (λ) = π φ(λ) 2 ist somit ein analytischer Ausdruck gefunden. Zur Berechnung von F (λ0 ,λ) benötigt man noch zusätzlich die Identität f (x0 )f (x) = (f (−x0 ) − f (x))b(x + x0 ). Die Funktion b(x) steht für die modifizierte Bose-Funktion mit b(x) := ex 1 −1 . Formen wir zunächst den Ausdruck F (λ0 ,λ) um indem wir die Dirac-Identität verwenden und erhalten F (λ0 ,λ) Z Z 0 f (x0 )f (x) 0 f (x )f (x) = −πRe dxdx δ(x − λ) + dxdx δ(x + x0 − λ0 ) (x + x0 − λ0 + i0+ ) (x − λ + i0+ ) ! Z Z f (x0 )f (λ) f (−x + λ)f (x) 0 = −πRe dx + dx . (λ + x0 − λ0 + i0+ ) (x − λ + i0+ ) Z Z ! 0 Literaturverzeichnis 105 Für den zweiten Term nutzen wir nun die Identität für das Produkt zweier FermiFunktionen und erhalten −πRe Z Z f (x0 )f (λ) f (−x) − f (λ0 − x) dx + b(λ) dx (λ + x0 − λ0 + i0+ ) x − λ + i0+ 0 ! . Auch diese Integrale sind wieder aus den Integralen der Diagramme erster Ordnung in Γ bekannt und es kann explizit die analytische Form von F (λ0 ,λ) = π (φ(λ0 − λ)f (λ) + b(λ0 ) [φ(λ0 − λ) − φ(−λ)]) angegeben werden. Schließlich wollen wir noch die Funktionen F (λ0 ,λ) und F̃ (λ) mit den Integralen IE und IZ in Beziehung setzten. Hierzu ist zunächst wichtig, dass sowohl Integrale der Form Z Z dx1 dx2 (x1 + x2 − λ0 1 + i0+ )(x1 − λ + i0+ ) λ0 f (x2 ) + i0+ )(x1 − λ + i0+ ) als auch der Form Z Z dx1 dx2 (x1 + x2 − verschwinden. Das verschwinden lässt sich bei beiden Integralen analog erklären. Beide Integranden sind für von der Ordnung O( x12 ). Im unendlichen bzw. für sehr 1 große Abschneideenergien Cβ lässt sich der Integrationsweg in der Imaginären Halbebene schließen in welcher der Integrand analytisch ist. Da es sich dann um einen geschlossenen Integrationsweg einer in dem Bereich analytischen Funktion handelt, verschwindet das Integral. Setzen wir nun die Identität (1) (2) f (δt 1 )f (δt 2 ) = 1 (2) 1 (1) (2) (1) (1) (2) δt δt f (1 )f (2 ) + δt (1 − δt )f (1 ) + δt (1 − δt )f (2 ) + δδ(1) ,−1 δδ(2) ,−1 t t 2 2 für Fermi-Funktionen in den Ausdruck für IE ein, so erhält man nur folgende nicht verschwindende Ausdrücke 106 Literaturverzeichnis IE = 1 (1) (2) (1) (2) δt δt (F (λ2 ,λ3 ) − F (λ2 ,λ1 )) + δt (1 − δt )(F̃ (λ3 ) − F̃ (λ1 )) λ3 − λ1 . Für IZ verfährt man analog und erhält IZ = (1) (2) F (λ2 ,λ1 ) δt δt − F (λ3 + λ1 ,λ1 ) + F (λ2 ,λ3 ) − F (λ3 + λ1 ,λ3 ) λ2 − λ3 − λ1 1 (1) 1 (2) 1 (2) (1) δt (1 − δt )(F̃ (λ1 ) − F̃ (λ1 )) + δt (1 − δt )(F̃ (λ3 ) − F̃ (λ3 )) + λ2 − λ3 − λ1 2 2 ! (1) (2) F (λ2 ,λ1 ) − F (λ3 + λ1 ,λ1 ) + F (λ2 ,λ3 ) − F (λ3 + λ1 ,λ3 ) . = δt δt λ2 − λ3 − λ1 ! Analytizität von IE und IZ In diesem Abschnitt wollen wir zeigen, dass die Ausdrücke IE und IZ für alle Werte von λ1 ,λ2 und λ3 analytisch sind. Hierzu betrachten wir zunächst IE als Funktion der Größen (λ1 ,λ2 ,λ3 ). Für den Bereich λ3 − λ1 6= 0 und λ2 6= 0 ist IE (λ1 ,λ2 ,λ3 ) eine analytische Funktion und es gilt für IE = λ3 − λ1 6= 0 und λ2 6= 0 1 (1) (2) (1) (2) δt δt (F (λ2 ,λ3 ) − F (λ2 ,λ1 )) + δt (1 − δt )(F̃ (λ3 ) − F̃ (λ1 )) λ3 − λ1 Von dem Fall λ2 → 0 ist zunächst nur die Funktion F (λ0 ,λ) betroffen. Wir betrachten diese separat und erhalten Literaturverzeichnis 107 lim F (λ0 ,λ) λ0 →0 = lim π (φ(λ0 − λ)f (λ) + b(λ0 ) [φ(λ0 − λ) − φ(−λ)]) λ0 →0 [φ(λ0 − λ) − φ(−λ)] = π φ(−λ)f (λ) + lim λ0 →0 eλ0 − 1 ! ∂ [φ(λ0 − λ) − φ(−λ)] ∂λ0 = π φ(−λ)f (λ) + lim ∂ λ0 λ0 →0 e −1 ∂λ0 ! φ0 (λ0 − λ) = π φ(−λ)f (λ) + lim λ0 →0 eλ0 = π (φ(−λ)f (λ) + φ0 (−λ)) . ! Es gilt somit für IE = λ3 − λ1 6= 0 und λ2 = 0 1 (1) (2) δ δ π((φ(−λ3 )f (λ3 ) + φ0 (−λ3 )) − (φ(−λ1 )f (λ1 ) − φ0 (−λ1 ))) λ3 − λ1 t t (1) +δt (1 − (2) δt )(F̃ (λ3 ) ! − F̃ (λ1 )) . Für den Fall λ3 − λ1 = 0 betrachtet man den Grenzübergang λ3 = λ1 + δ mit δ → 0. In IE wird nun der Differenzenquotient deutlich lim IE δ→0 1 (1) (2) (1) (2) δt δt (F (λ2 ,λ1 + δ) − F (λ2 ,λ1 )) + δt (1 − δt )(F̃ (λ1 + δ) − F̃ (λ1 )) δ→0 δ (1) (2) (1) (2) = δt δt F (0,1) (λ2 ,λ1 ) + δt (1 − δt )F̃ (1) (λ1 ) . = lim Da für die Ableitung einer Fermi-Funktion f 0 (x) = −f (x)f (−x) gilt, kann man das obige Ergebnis schreiben als 108 Literaturverzeichnis für λ3 − λ1 = 0 und (1) (2) IE = π δt δt λ2 6= 0 b(λ2 )(φ0 (−λ1 ) − φ0 (λ2 − λ1 )) 1 (1) (2) −f (λ1 )(f (−λ1 )φ(λ2 − λ1 ) + φ (λ2 − λ1 )) + δt (1 − δt )φ0 (λ1 ) 2 ! ! 0 Für den Fall λ3 − λ1 = 0 und λ2 = 0 nehmen wir das Ergebnis der Grenzwertberechnung für λ3 − λ1 6= 0 und λ2 = 0 und machen wie im vorherigen Beispiel den Grenzübergang λ3 = λ1 + δ mit δ → 0. Dies führt wieder zu Differenzenquotienten die im Grenzwert der Definition der Ableitung entsprechen und man kann schreiben 1 (1) (2) δt δt π((φ(−λ1 − δ)f (λ1 + δ) + φ0 (−λ1 − δ)) δ→0 δ lim − (φ(−λ1 )f (λ1 ) − φ (−λ1 ))) + 0 (1) δt (1 − (2) δt )(F̃ (λ1 ! + δ) − F̃ (λ1 )) (1) (2) = π δt δt f (λ1 )(−f (−λ1 )φ(λ1 ) + φ0 (λ1 ) + φ00 (λ1 )) 1 (1) (2) + δt (1 − δt )φ0 (λ1 ) 2 ! . Hierbei wurde wiederum f 0 (x) = −f (x)f (−x) genutzt. Es gilt also für λ3 − λ1 = 0 und λ2 = 0 (1) (2) IE = π δt δt f (λ1 )(−f (−λ1 )φ(λ1 ) + φ0 (λ1 ) + φ00 (λ1 )) 1 (1) (2) + δt (1 − δt )φ0 (λ1 ) 2 ! . Auch für IZ müssen die kritischen Fälle gesondert betrachtet werden. Für den Bereich mit λ2 − λ3 − λ1 6= 0 und λ2 6= 0 müssen können wir die bereits bekannte Form von IZ verwenden und es gilt . Literaturverzeichnis 109 für λ2 − λ3 − λ1 6= 0 und λ2 6= 0 ! (1) (2) F (λ2 ,λ1 ) − F (λ3 + λ1 ,λ1 ) + F (λ2 ,λ3 ) − F (λ3 + λ1 ,λ3 ) δt δt λ2 − λ3 − λ1 IZ = Da uns bereits das Verhalten von F (x1 ,x2 ) für x1 → 0 bekannt ist, betrachten wir zunächst den Bereich λ2 = 0 mit λ2 − λ3 − λ1 6= 0 bzw. λ3 + λ1 6= 0. In diesem Fall lässt sich IZ schreiben als (1) (2) F (0,λ1 ) δt δt IZ = − − F (λ3 + λ1 ,λ1 ) + F (0,λ3 ) − F (λ3 + λ1 ,λ3 ) λ3 + λ1 ! Da alle Terme bereits bekannt sind erhält man durch einsetzten für IZ λ2 − λ3 − λ1 6= 0 und λ2 = 0 1 (1) (2) = −δt δt f (λ1 )(φ(λ1 ) − φ(λ3 )) + f (λ3 )(φ(λ3 ) − φ(λ1 )) λ1 + λ3 ! +φ (λ1 ) + φ (λ3 ) 0 0 . Die Bedingung λ2 − λ3 − λ1 = 0, unter Berücksichtigung von λ2 6= 0, kann auch hier wiederum durch den Grenzwert δ → 0 mit λ2 = λ3 + λ1 + δ dargestellt werden.Substituieren wir zudem noch λ3 + λ1 = λd so ist in IZ eine Summe aus Differenzenquotienten zu erkennen. lim IZ δ→0 = (1) (2) δt δt (1) (2) = δt δt F (λd + δ,λ1 ) − F (λd ,λ1 ) + F (λd + δ,λ3 ) − F (λd ,λ3 ) lim δ→0 δ F (1,0) (λd ,λ1 ) + F (1,0) (λd ,λ3 ) ! . Da das Ergebnis dieser Ableitung bereits bekannt ist erhalten wir auch hier wieder durch einsetzen und rücksubstituieren der Variablen λd . 110 Literaturverzeichnis für IZ = (1) (2) δt δt λ2 − λ3 − λ1 = 0 und λ2 6= 0 ! f (λ3 )φ (λ1 ) + f (λ1 )φ (λ3 ) + b(λ1 + λ3 )(φ (λ1 ) + φ (λ3 )) 0 0 0 . 0 Für den übrigen Fall λ2 − λ3 − λ1 = 0 und λ2 = 0 gehen wir von dem Ergebnis aus der Betrachtung von λ2 − λ3 − λ1 6= 0 und λ2 = 0 und bilden den Grenzwert δ → 0 wobei λ3 = −λ1 + δ. Durch einsetzen in IZ erhält man Terme mit f (δ + x), was im Grenzfall δ → 0 gegen f (x) konvergiert. Berücksichtigt man nun noch, dass φ0 (−x) = −φ0 (x), so sind in IZ die folgenden Differnzenqotienten zu erkennen und es gilt lim IZ δ→0 = (1) (2) −δt δt (f (−λ1 ) − f (λ1 ))(φ(λ1 − δ) − φ(λ1 )) + φ0 (−λ1 + δ) − φ0 (−λ1 ) lim δ→0 δ Man kann daher schreiben für IZ = (1) (2) δt δt λ2 − λ3 − λ1 = 0 und λ2 = 0 ! (f (λ1 ) − f (−λ1 ))φ (λ1 ) + φ (−λ1 ) 0 00 . ! Selbstständigkeitserklärung und Zustimmung zur Veröffentlichung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt habe. Alle verwendeten Quellen sind im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt. Mit der Veröffentlichung meiner Diplomarbeit bin ich einverstanden. Hamburg, 16. Februar 2010 Christoph Hübner Danksagung An erster Stelle möchte ich Frau Prof. Dr. Daniela Pfannkuche danken, dass ich unter ihrer Betreuung meine Diplomarbeit erstellen durfte. Die Diskussionen mit ihr über diverse Probleme haben mir stets einen neuen Blickwinkel auf das bearbeitete System gegeben. Sie hat mich stets in meinen Vorhaben unterstützt. Herrn Prof. Dr. Lichtenstein möchte ich für die Übernahme der Zweitbegutachtung danken. Auch möchte ich ihm dafür danken, mich auf Fragestellungen hingewiesen zu haben, die bei mir das Interesse an weitergehenden Untersuchung an dem System geweckt haben. Generell allen Gruppenmitgliedern möchte ich für die tolle Atmosphäre danken. Bei Fragen konnte ich mich an jeden wenden, woraus meistens sehr interessante Diskussionen entstanden sind. Ganz besonders möchte ich dabei Daniel Becker und Benjamin Baxevanis danken. Daniel stand mir stets bei allen Fragen helfend beiseite, die ich zu dem verwendeten Formalismus hatte. Auch die über den Tisch geführten Diskussionen mit meinem Büronachbarn Benjamin haben zu der Diplomarbeit maßgeblich beigetragen. Meiner Familie bin ich sehr dankbar für die Unterstützung während meines Studiums. Auch meinen Kommilitonen Theo Gerhardt, Michael Salz und Malte Weinberg möchte ich für die gemeinsame Zeit während des Studiums danken. Meinem Mitbewohner Axel Frauen möchte ich danken, der mich auch zu später Stunde auf seiner Couch geduldet hat und mir damit einen Ort zum abschalten geboten hat. Zum Schluss möchte ich all meinen sonstigen Freunden danken, die immer viel Verständnis für mein Studium gezeigt haben. Vielen Dank.