Editorial Hoffnung auf reinigendes Sommergewitter ter den Begriffen Sommerloch oder wurde er mit dem Erstarken gegenüber dem US-Dollar als Mittel eingesetzt, Sommertheater zusammen gefasst die für Europa eine anziehende Kon- werden. junktur voraussagen sollten. Leider Im Geschehen um das Ausscheiden wird sich der Anstieg des Wechselkur- von Ron Sommer, dem ehemaligen ses wohl negativ auf die europäische, Vorstandschef der Deutsche Telekom AG, scheinen momentan vielen Unter- speziell die deutsche Wirtschaft aus- nehmen auch die Aktionäre abhanden die Importe relativ billiger werden und zu kommen. Keine Woche vergeht, damit einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben. Gerade die deut- Gerade die letzen Wochen können un- dass nicht auch ein Unternehmen der ersten Reihe entweder einen negativen Ausblick gibt und/oder aus vielschichtigen Gründen (Vorsatz bzw. Fehler) seine Bilanzen korrigieren muss. Bleibt zu hoffen, dass vor lauter „Sommer-...“ das reinigende Gewitter nicht ausbleibt und danach die Börsenwelt wieder in einem besseren Umfeld „erwacht“. In den ersten Monaten des Jahres war der Euro förmlich in aller Munde. Zunächst auf Grund sehr verkürzter Darstellungen in einzelnen Medien und in Teilen der Politik als Teuro geschimpft, wirken, da die Exporte relativ teurer, sche Wirtschaft hat es in Zeiten der guten Konjunkturphase versäumt, nachhaltige Reformen, die diesem Namen auch gerecht werden, durchzusetzen. Aus heutiger Sicht waren die Zeiten des schwachen Euro keine Segnung für Europa und auch hier wieder insbesondere Deutschland. Dadurch fehlte der Druck, durch stetige Innovation und weitere Produktivitätssteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gerade für Deutschland als Hochlohnland wäre eine solche Ent- Jörg Wiesner Redaktionsleiter Auf&Ab, in dieser Ausgabe das mit dem Ex-Bundesbankpräsidenten Professor Dr. Hans Tietmeyer geführte Interview zum Thema Euro und die Folgen der Einführung abzudrucken. Viel Freude beim Lesen wünschen Euch der Akademische Börsenkreis und wicklung wünschenswert gewesen. Besonders freut sich die Redaktion der ... unser Heimatbier Für Ihre Studentenparty stehen wir Ihnen gern zur Verfügung ob bestandene Prüfung, Bergfest oder .... wir in Landsberg brauen für jeden Anlass das besondere Bier. 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Shiller 13 13 Aus dem Verein .............................................................................................................................................. 14 Informationen und Nachlese rund um den Verein 14 Partner und Sponsoren Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Institut für Unternehmensforschung und -führung Brauerei Landsberg GmbH Impressum Nr. 16 - Ausgabe 2/2002 Halle, Juli 2002, Auflage: 2.000 Stück Herausgeber: Akademischer Börsenkreis, Universität Halle e. V. (ABH) Redaktion: Akademischer Börsenkreis, Universität Halle e. V. (ABH); Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät; 06099 Halle; Vereinsraum: Große Steinstraße 73 (Erdgeschoss) Telefon: (03 45) 55-2 29 25; Email: [email protected]; Online: http://www.boersenkreis-halle.de Autoren: Jörg Wiesner, Torsten Wetzel, Enrico Prinz, Carsten Baumgarte, Tobias Volk, Thomas Schlegel Hinweis: Alle Berichte und Informationen unterliegen eingehender Prüfung. Für die Richtigkeit der Informationen wird keine Gewähr übernommen. Für die von den Autoren vertretene Meinung in dieser Publikation ist jeglicher Haftungsanspruch gegenüber dem Akademischen Börsenkreis Universität Halle e.V., seinem Vorstand und seiner Mitglieder ausgeschlossen. Geschäftsführender Vorstand Thomas Schlegel, Vorstandsvorsitzender Torsten Klingner, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Karsten Ecke, Schatzmeister 4 Auf&Ab 2/2002 Das Interview Hans Tietmeyer im Gespräch mit dem ABH Während eines Seminaraufenthaltes von Professor Dr. Hans Tiemeyer in Halle hatte der ABH Dank der Unterstützung von Professor Dr. Alois Wenig die Möglichkeit, den Ex-Bundesbankpräsidenten zu interviewen. Mit Professor Tietmeyer sprach Jörg Wiesner. Herr Prof. Tietmeyer, sie gelten als einer der Architekten der Währungsunion. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Verlauf der Bargeldeinführung des Euro? Welche aktuellen Probleme sehen Sie in diesem Zusammenhang? Die Bargeldeinführung ist insgesamt gut gelungen, größere Pannen sind mir nicht bekannt. Ich bin nicht ganz zufrieden damit, dass einige Händler die Einführung teilweise missbraucht haben und die Preise erhöht haben. Aber ich glaube, dass sich das in kurzer Frist wieder ausgleichen wird. Der Preisanstieg wird keine dauerhafte Wirkung haben, denn der Wettbewerb wird eher härter werden, weil jetzt durch die alleinige Preisauszeichnung in Euro alles transparenter wird. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten Eurogebiet. Kurz nach der Bargeldeinführung wurde der Euro zum Dollar gerechnet stärker. In den ersten fünf Wochen des Jahres ist der Euro gegenüber dem Dollar aber wieder relativ stark gesunken. Ist der Euro in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer eine weiche Währung oder welche Gründe sehen Sie in dieser Entwicklung? Hier müssen wir unterscheiden zwischen der inneren Stabilität und der äußeren Bewertung an den Devisenmärkten. Was die innere Stabilität angeht, so war der Euro in den letzten zwei Jahren besonders schwierigen Bedingungen ausgesetzt. Wir hatten starke Energiepreisentwicklungen, einen Ölpreisanstieg und deutliche Verzerrungen im landwirtschaftlichen Bereich, insbesondere an den Rindfleischmärkten. Das hat sich natürlich auch auf die Preisentwicklung ausgewirkt. Inzwischen sind diese Sondereinflüsse aber rückläufig. Die Preisentwicklung in Europa ist wieder unter die zwei Prozentmarke gefallen, die von der Europäischen Zentralbank, zu Recht, als mittelfristig tolerierbare Obergrenze für die Inflationsrate angesehen wird. So wird Preisstabilität nach innen definiert. Etwas anderen ist die Frage, wie der Euro an den DeviAuf&Ab 2/2002 senmärkten bewertet wird. Da hat es deutliche Abwärtsbewegungen in den ersten Jahren gegeben. Der entscheidende Punkt aber ist, dass an den internationalen Märkten die amerikanische Volkswirtschaft in ihrer Leistungsfähigkeit höher eingeschätzt wird als die der Euro-Volkswirtschaften. Hier sind es, das müssen wir ehrlich erkennen, insbesondere die deutsche, aber auch die französische und italienische Wirtschaft, also die großen Volkswirtschaften, die in den Augen der Weltöffentlichkeit nicht als dy- USA zuzurechnen, weshalb der Dollar momentan eine relative Stärke zum Euro hat? Das spielt sicherlich auch eine Rolle. Es ist immer so gewesen, dass, wenn es Spannungen in der Welt gab, die Entwicklung an den Devisenmärkten in Richtung des “save haven”, des sicheren Hafens, ging. Der Dollar wird noch immer als ein sicherer Hafen angesehen; das kann man für den Euro noch nicht in gleicher Weise sagen. Nun muss man allerdings in der Beurteilung des Euro auch sehen, dass das noch eine relativ junge Währung ist, und das sich an den internationalen Devisenmärkten noch vieles erst in der Bewertung befindet. Die weitere Bewertung hängt aber auch entscheidend davon ab, ob die Politik bei uns Foto: Prof. Tietmeyer im Gespräch mit Jörg Wiesner in der Wirtnamisch genug angesehen werden. schaftspolitik, in der Finanzpolitik, Und diese Einschätzung reflektiert sich aber auch in der politisch institutionelauch in der Bewertung an den Devi- len Weiterentwicklung in Europa tatsenmärkten. Hinzu kommt das länger- sächlich neues Profil gewinnt. fristige Problem, dass wir in Europa Die FED hat in den vergangenen einzwar die Währungs- und Wirtschafts- einhalb Jahren mehrfach massiv die union haben, aber noch keine deutli- Leitzinsen gesenkt. Wie beurteilen Sie che politische Identität. Hinter dem diese aggressive Geldpolitik von Alan Dollar steht eine politische Autorität, Greenspan? nämlich das amerikanische Alan Greenspan ist ein guter Freund Regierungs- und Präsidentschafts- von mir. Wir kennen uns schon seit system. In Europa steht hinter der über dreißig Jahren, wir haben viel disWährung nur ein schwer durchschau- kutiert. Ich glaube, er hatte in dieser bares Entscheidungssystem und eine Situation keine andere Wahl, insofern Dominanz der nationalstaatlichen Po- kann ich dem bisher folgen. Aber die sitionen. Das ist ein Problem, mit dem eigentliche Problematik der amerikawir uns in den nächsten Jahren ernst- nischen Geldpolitik ist, dass sie in den haft auseinandersetzen müssen. neunziger Jahren tendenziell wohl zu Noch einmal eine Frage bezüglich großzügig gewesen ist und damit eider Wechselkursentwicklung Euro/ nen Bubble zugelassen hat. Dass Dollar: Ist es der weltwirtschaftlichen heisst: es kam zu einer Aufblähung der und weltpolitischen und da speziell Finanzmärkte - insbesondere der Akder außenpolitischen Situation der tienmärkte -, die auf Dauer nicht halt5 Das Interview bar war und sich von den Realitäten wegbewegte. Im letzen Jahr platzte dann der Bubble, übrigens schon vor dem 11. September. Die amerikanische Volkswirtschaft war nämlich schon vorher eingebrochen. Diese Entwicklung, dass der Bubble entstand, war sicherlich nicht gut. Dass er dann aber irgendwann platzen musste, war meines Erachtens vorhersehbar. Jetzt hoffe ich, dass die amerikanische Geld- Foto: Prof. Tietmeyer politik einerseits zunächst den ökonomischen Turnaround erreicht, aber andererseits nicht zu lange zu locker ist, um sozusagen einen neuen Bubble aufzubauen. Das wäre für die amerikanische Seite und für die Weltwirtschaft problematisch. Insofern, ein bisschen mehr Stetigkeit auf längere Sicht wäre mir sympathisch. Jeweils zeitlich versetzt hat auch die EZB die Leitzinsen gesenkt. Ist Sie damit nicht einmal mehr zum stillen Gefolgs- und Erfüllungsgehilfen der FED geworden? Wieviel echte eigene Entscheidungskraft hat die EZB aktuell, gerade im Vergleich mit der Deutschen Bundesbank? Also, zunächst einmal glaube ich nicht, dass das Bild richtig ist, dass die EZB immer nur der FED gefolgt ist. Sie hat schon ihren eigenen Kurs eingeschlagen. Ob die eine oder andere Entscheidung nicht zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt hätte stattfinden können, darüber kann man immer streiten. Insgesamt halte ich den Kurs der EZB aber für richtig. Ich halte es auch für richtig, dass die EZB etwas stetiger in der Geldpolitik handelt. Damit liegt sie näher an der Bundesbank-Tradition als an der FED-Tradition. Die FED-Tra6 dition darf aber nicht isoliert werden von der amerikanischen Fiskal- und Wirtschaftspolitik. Die Tatsache, dass in Amerika soviel dynamische Kräfte sind, hängt mit der Flexibilität des Marktes, dem ausgeglichenen Budget und der niedrigen Abgabenlast zusammen. Dass heisst, dort ist die Volkswirtschaft viel dynamischer. Das Problem in Europa ist, dass wir am Arbeitsmarkt viele Rigiditäten, eine ungeklärte Finanzierung der soz i a l e n Sicherungssysteme, eine hohe Abg a b e n belastung und noch immer hohe Defizite in den öffentlichen Haushalten haben. Diese Bedingungen sind Europa nicht so gut wie in den USA. Dies allerdings kann die Geldpolitik nicht ausgleichen. Die Geldpolitik könnte zum Beispiel nicht durch eine extrem niedrige Zinspolitik diese Defizite ausgleichen, denn das würde bedeuten, dass es wahrscheinlich inflationäre Entwicklungen ohne neue Dynamik gebe. Insofern ist die amerikanische Volkswirtschaft in einer besseren Verfassung. Die FED kann leichter und schneller reagieren, als das in Europa unter den herrschenden Bedingungen die Geldpolitik der EZB kann. Nichtsdestotrotz muss die EZB ihre eigene Reputation aufbauen. Sie ist dabei, aber sie hat es nicht ganz so leicht wie es einerseits die FED mit ihrer langen Tradition und andere Umweltbedingungen hat und andererseits die Deutsche Bundesbank mit ihrer Tradition und Reputation hatte. Diese Reputation muss die EZB erst allmählich gewinnen. Ihrer Meinung nach sind die Strategie und das Ziel der EZB deutlich genug erkennbar, aber werden diese den Märkten auch ausreichend kommuniziert? Das ist eine berechtigte Frage. Und da will ich durchaus sagen, dass ich nicht immer mit dem, was dort geschieht, voll zufrieden bin . Mir reden zuweilen zu viele. Das bedeutet in der Tat, dass kein ganz klares Bild entsteht, was die EZB eigentlich will. Das hängt damit zusammen, dass die nationalen Gouverneure, teilweise sogar die Landeszentralbankpräsidenten noch ihre Darstellungen bringen wollen. Das erfordert einen Lernprozess, von dem ich hoffe, dass er in Richtung mehr Homogenität geht. Die Orientierung der EZB muss klar sein, und die sollte eigentlich der Präsident geben. Das zweite, wo ich ein Problem habe, ist die aufgebaute Strategie; es ist eine sogenannte Doppelstrategie. Einerseits die Orientierung an den monetären Größen, insbesondere der Größe M3 und andererseits Orientierung an Größen wie der Preisentwicklung und dem Wachstum. Die Doppelstrategie ist in der Sache durchaus berechtigt. Eine alleinige monetäre Orientierung wäre in einem Währungsgebiet, dass erst zusammenwächst, bei dem es noch sehr unterschiedliche Verhaltensweisen gibt und bei dem es natürlich auch Umschichtungen gibt, sicher nicht angemessen. Man muss schon das gesamte Feld sehen. Nur weiss ich nicht, ob es klug ist, von einer Doppelsäulenstrategie zu sprechen. Ich hätte nicht gesagt, wir nehmen beide Orientierungen, denn dann weiss man nicht, welche der beiden Vorrang hat. Ich persönlich hätte es bevorzugt, wenn man gesagt hätte, wir werden eine aufgeklärte monetäre Orientierung M3 haben. Dass heisst, die dominante ist die monetäre, aber wir müssen die Sonderfaktoren, die in diese Übergangsphase hineinwirken, sorgfältig beachten. Das war übrigens die Strategie der Bundesbank der letzten Jahre und damit haben wir durchaus Erfolg gehabt. Ende Mai 2002 wird Christian Noyer, Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank, aus dem Amt scheiden. Wie wird sich das auf die Nachfolgeregelung von Wim Duisenberg auswirken? Welche Signale können diese Personalentscheidungen an die Finanzmärkte geben? Ich weiss nicht, welche Entscheidungen getroffen werden. Ich kann nur soviel sagen: Wim Duisenberg hat ein Mandat, das über acht, also noch viereinhalb Jahre, reicht. Er hat aber, als er das Amt angetreten hat, klargeAuf&Ab 2/2002 macht, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit angesichts seines Alters nicht die vollen acht Jahre machen wird. Er wird die Entscheidung über einen vorzeitigen Rücktritt allein treffen. Nach seinen Worten gibt es keinerlei Absprache oder Verständigung über seinen Rücktritt, was im übrigen auch vertragswidrig wäre. Ich gehe davon aus, dass Wim Duisenberg noch eine zeitlang, aber nicht die gesamten viereinhalb Jahre, bleibt. [Anmerkung der Redaktion: Zwei Tage nach dem Interview, am 7. Februar 2002, gab Wim Duisenberg seinen Rücktritt im Jahre 2003 bekannt] Christian Noyer: Es ist eigens im Vertrag vorgesehen, dass der erste Stellvertreter nur ein Vierjahreszeitraum hat und der endet in der Tat am 1. Juni 2002. Diese Entscheidung wurde getroffen, um nicht alle Amtszeiten zur gleichen Zeit enden zu lassen, sondern eine stagierte Entwicklung zu haben. Noyer kann nicht wiedergewählt werden, es muss also ein anderer Vize-Präsident gewählt werden. Jetzt muss man abwarten, ob ein Franzose oder aber ein anderer Europäer vorgeschlagen wird. Das hängt vor allem davon ab, ob die Franzosen auf das Freiwerden der Präsidentschaft warten. Das müssen sie selbst entscheiden, das ist im Augenblick nicht absehbar. Herr Prof. Tietmeyer, Sie traten immer dafür ein, “dass dieses Unternehmen [Anmerkung der Redaktion: gemeint ist die Währungsunion] dauerhaft funktioniert und nicht nur an Sonntagen”. Welchen alten und neuen Herausforderungen muss sich die Europäische Union stellen? Zunächst einmal muss ich sagen, das der Eintritt und der Beginn gut verlaufen sind. Dennoch, die Außenbewertung des Euro ist noch nicht so, wie ich sie gern hätte. Ich glaube, dass die Politik in allen Eurostaaten wissen muss, dass der Euro zwar eine wichtige Hilfe für alle Entwicklungen ist; eine wichtige Chance bietet für Wachstumsund Beschäftigungsmöglichkeiten. Aber der Euro selbst kann die Probleme nicht lösen. Er bringt stärkeren Wettbewerb und Transparenz, die auch die Schwächen transparent macht. Wenn wir auf Dauer Konflikte innerhalb den Eurogebietes vermeiden, die Auf&Ab 2/2002 Kurzinformation: Professor Dr. Hans Tietmeyer Hans Tietmeyer wurde 1931 in Metelen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Münster, Bonn und Köln und seiner Promotion im Jahr 1962 arbeitete er als Referent im Bundesministerium der Wirtschaft. Zwischen 1967 und 1982 begleitete er als Ministerialrat, -direktor sowie Staatssekretär Aufgaben im Bereich der Wirtschaftsordnung und -politik. Ab 1990 war er Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, welcher er von 1993 bis 1999 als Präsident vorstand. Eurowirtschaft dynamisch und den Euro stärker machen wollen, dann sind aus meiner Sicht eine ganze Reihe von Reformen in der Politik der beteiligten Staaten notwendig - das gilt in Deutschland insbesondere für den Arbeitsmarkt. Die Lage am Arbeitsmarkt könnte bei uns sogar noch problematischer werden, weil der Wettbewerb härter werden wird. Jetzt werden die Arbeitskosten, die Preise, vergleichbar. Somit wird auch der Standortwettbewerb im Euroraum zunehmen. Die nationale Politik muss wissen, dass ihre Probleme nicht durch das Vorhandensein des Euro gelöst werden, sondern der Euro diese Probleme offenbaren wird. Zum anderen müssen wir in Europa generell wieder mehr Dynamik bekommen. Und da müssen wir uns fragen, ob nicht viele Regulierungen, die wir heute in den Mitgliedsstaaten und auf der europäischen Ebene haben, zu weit gehen und wir nicht mehr Freiheit haben müssen. Dies gilt im übrigen auch für die Finanzmärkte - von der Börse bis zu den Bondmärkten -, wo immer noch eine ganze Reihe von nationalen Regelungen gelten. Diese Regelungen sollten wenigstens nicht mehr auf nationaler Ebene differenziert sein. Wir sind jetzt mit der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion einen großen Schritt im Bereich der Währungspolitik und Wirtschaftsentwicklung nach vorn gegangen. Aber wir müssen uns jetzt auch politisch institutionell weiter entwickeln. Auf Dauer müssen innereuropäische Konflikte vermieden und das Bild nach außen klarer und deutlicher werden. Das beginnt bei der Frage nach der Rolle des Parlamentes, Abstimmungsentscheidung im Rat, Handlungsfähigkeit der Kommission. Von großer Bedeutung ist auch eine Klärung, welche Aufgaben auf europäischer, welche auf Quelle: www.bundesbank.de Das Interview nationaler Ebene entschieden werden sollen. Bisher ist keine klare Linie erkennbar. Wir müssen uns in der Tat über die politische Zukunft Europas klar werden. Der Euro ist ein Schritt nach vorne, aber die anderen Bereiche sind noch nicht in ausreichenden Maße gefolgt. Das ist das, was ich meine: Wir dürfen den Euro nicht Sonntags nur preisen, sondern wir müssen auch die Konsequenzen auf nationaler und europäischer Ebene ziehen. Unter welchen Prämissen wird der Euro Ihrer Meinung nach eine erfolgreiche Währung im Europa des 21. Jahrhunderts werden? Ich glaube, wenn die europäische Dynamik in den Volkswirtschaften wieder weiterentwickelt und insbesondere die großen Staaten diesen Weg eingeschlagen haben, dann ist eine wichtige Voraussetzung erfüllt. Aber darüber hinaus ist auch die politisch institutionelle Klärung und Weiterentwicklung sowie die klare Abgrenzung der Kompetenzen notwendig. Diese Themen sind jetzt aufgenommen worden. In Laaken ist beschlossen worden, einen Konvent einzuberufen. Ich bin gespannt, was dieser Konvent im nächsten und übernächsten Jahr zustande bringen wird. Davon wird sehr viel abhängen. Die Wirtschafts- und Währungsunion war der Schritt nach vorn, aber sie ist unvollendet und muss ergänzt werden. Der Euro hat eine gute Chance, aber wir sollten uns nicht zurücklehnen und glauben, jetzt sei alles gelaufen. Nein, der Euro ist eine Chance und eine Herausforderung zugleich. Vielen Dank für das Interview! 7 Die Märkte Nervosität und Herdentrieb bestimmen die Märkte Leitbörsen DAX 30 Dow Jones NIKKEI 225 Bilanzsorgen und eine hinter den Erwartungen zurück bleibende Konjunkturerholung in Amerika führen in Verbindung mit Gewinnrevidierungen deutscher Unternehmen zu teils panikartigen Verkaufswellen im DAX30 und Dow Jones. Von einer Bodenbildung kann erst gesprochen werden, wenn der DAX mittelfristig über 4.500 Punkte, der DOW Jones über 9.500 Punkte steigt. Grundsätzlich besteht aber weiterhin die Gefahr, nach einer Erholung einen erneuten Rückschlag zu erleiden („double-dip“). Der Aktienmarkt befindet sich nach wie vor in einer Baisse. Um den längerfristigen Abwärtstrend an den Weltaktienmärkten signifikant zu durchbrechen, sind Indexsteigerungen von circa 30 Prozent nötig. Die Gefahr eines finanzmarktinduzierten Rückschlages lässt wenig Platz für Optimismus. Die aktuelle politische Lage in Japan gibt für die wirtschaftliche und damit auch finanzmarktseitige Entwicklung keine positiven Signale. Neue Märkte NEMAX 50 Die Analyse am Neuen Markt scheint so gut wie unmöglich. Der NEMAX50 befindet sich im charttechnischen Niemandsland; weitere Insolvenzen sind nicht auszuschließen. Ob sich der Neue Markt als deutsche Wachstumsbörse langfristig etablieren wird, hängt von der zukünftigen Qualität der Unternehmen des Segmentes und einer Verbesserung und dem Einhalten des Regelwerkes ab. Positiver stellt sich die Situation beim NASDAQ Comp. dar. Um den seit 2000 vorherrschenden Abwärtstrend zu durchbrechen, muss der Index über 1.500 Punkte steigen. Der langfristige Aufwärtstrend liegt bei ca. 2.000 Punkten. NASDAQ COMPOSITE Währungen Der Euro erreichte in den letzten Monaten die Parität zum US-Dollar. Die Aufwertung sollte mittelfristig zum Stillstand kommen, da die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa hinter der der amerikanischen zurück bleiben wird. 8 Die Abwertung des Yen stimuliert die japanische Wirtschaft. Von essenzieller Bedeutung für eine wirtschaftliche Erholung sind politische Faktoren sowie eine Neuordnung des Bankenmarktes. Mittelfristig ist kein Aufschwung in Sicht. Auf&Ab 2/2002 Die Märkte Rentenmärkte EURIBOR REX T-Bond Die wirtschaftliche Erholung trotz drastischer Zinssekungen fällt zum Erstaunen vieler Marktteilnehmer deutlich schlechter aus als erwartet. Die Debatten um weitere Zinssenkungen scheinen aus diesem Blickwinkel paradox. Die Situation an den Aktienmärkten führt zu einer Flucht in Qualität an den Anleihemärkten. Soltten sich die Aktienmärkte mittelfristig nicht erholen, besteht die Gefahr eines erneuten konjunkturellen Einbruches durch geringeren Konsum. Damit würden die bisherigen Zinssenkungen ergebnislos verpuffen. Letztlich bestünde damit die Gefahr, dass es zu einer längerfristigen Stagnation der wirtschaftlichen Aktivität ähnlich wie in Japan kommt. Die Geldpolitik hätte dann keinen Handlungsspielraum mehr: Senken sie weiter die Zinsen, bleibt dies ohne Wirkung, erhöht sie die Zinsen, würgen sie eine Konjunkturerholung ab. Wissenswerte Volkswirtschaftliche Daten 2000 2001 Durchschnitt Reales Bruttoinlandsprodukt Euroland USA Japan Deutschland Frankreich Großbritanien 3,50 4,10 2,20 3,00 4,20 3,10 3,20 1,20 -0,50 0,60 1,80 1,90 III/2001 IV/2001 I/2002 Veränderung zum Vorquartal in Prozent (*0) 0,20 -0,30 -0,60 -0,20 0,40 0,30 April 2002 -0,30 0,40 -1,20 -0,30 -0,40 0,10 Mai 2002 0,30 1,50 1,40 0,20 0,40 0,10 Juni 2002 Arbeitslosenquote (*1) 8,40 8,80 8,30 Euroland 4,00 4,80 5,80 5,90 USA 4,70 5,00 5,40 Japan 9,60 9,40 9,60 9,70 9,80 Deutschland 9,50 8,70 8,90 Frankreich 3,60 3,20 3,10 Großbritanien Verbraucherpreise (*2) 2,30 2,50 2,00 Euroland 3,40 2,80 1,20 USA -0,70 -0,70 -0,90 Japan 1,90 2,50 1,60 1,10 0,80 Deutschland 1,70 1,60 1,40 1,40 Frankreich 2,10 2,10 1,80 1,50 Großbritanien Wechselkurse und Rohölpreis 0,92 0,90 0,92 0,96 1,01 US-Dollar pro Euro 99,53 108,73 115,86 117,80 117,18 Yen pro Euro 0,61 0,62 0,63 0,64 0,64 Pfund Sterling pro Euro 28,39 24,46 25,33 24,13 25,82 Rohölpreis ($ pro Barrel) *0 "-": noch nicht verfügbar, *1 in Prozent bezogen auf Erwerbspersonen, *2 Veränderung zum Vorjahr in Prozent Auf&Ab 2/2002 9 Musterdepot Das Musterdepot des Börsenkreis Mit dieser Ausgabe der Auf&Ab möchte der Akademische Börsenkreis zu wiederholten Male ein Musterdepot starten. Ziel ist es, die Bewegungen an den Märkten nicht nur von der rein theoretischen Seite zu betrachten, sondern auch (wenn auch virtuell) am Markt zu agieren. Die aktuelle Auswahl der Werte wird hier von Torsten Klingner besprochen. Allgemein Name/WKN Pfizer 852 009 Nvidia 918 422 Allianz 840 400 Nokia 870 737 Deutsche Telekom 555 750 Depotwert: Cash: Gesamt: Stück/Datum 1.000,00 26.07.2002 850,00 26.07.2002 150,00 26.07.2002 1.500,00 26.07.2002 2.000,00 26.07.2002 EUR EUR EUR Kauf Kurs Wert in EUR Datum 28,00 28.000,00 Aktuell Kurs Wert Gewinn / Verlust Stop Gesamt 23,00 15,00 12.750,00 11,00 134,00 20.100,00 105,00 10,70 16.050,00 9,00 11,40 22.800,00 9,00 99.700,00 300,00 100.000,00 Pfizer (WKN 852 009) Pfizer ist ein global operierender Gesundheitskonzern mit der größten Marktkapitalisierung im Pharmasektor. Pfizer verfügt mit 5 Mrd. USD über das marktführende Forschungsbudget. Dies verleiht dem Konzern ein hohes Maß an Gelegenheiten und Flexibilität. Des Weiteren steht dem Konzern ein breites Produktportfolio an bereits eingeführten Präparaten mit solider Wachstumsentwicklung zur Verfügung. Pfizer hat für das 2. Fiskalquartal 2002 ein EPS von 0,33 USD bekannt gegeben, das um 12% über dem Ergebnis des 1. Quartals und um 0,01 USD oberhalb der Konsensschätzungen gelegen hat. Für die Geschäftsjahre 2002, 2003 und 2004 hat der Pharmakonzern ei- gene EPS Prognosen in Höhe von 1,58, 1,84 und 2,12 USD veröffentlicht. Dies würde einer jährlichen Gewinnwachstumsrate von 16% entsprechen. Das neue Aktienrückkaufprogramm über 10 Mrd. USD ist nun auf 16 Mrd. USD aufgestockt worden. Im Vergleich zum Marktdurchschnitt sind die Werte des Pharmasektors aktuell attraktiv durch eine relativ günstige Bewertungen. Der Kurs der Aktie hat seinen tiefsten Stand seit annähernd 4 Jahren erreicht. Bei einem moderaten KGV von z. Z. 14 auf Basis des Jahres 2003 sehen wir einiges Potential nach oben. Den Kauf betrachten wir als besonders konservatives Investment, nicht zuletzt durch das aktuell reduzierte Kursniveau und mittelfristig möglichen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Nvidia (WKN 918 422) Die Bilanzuntersuchung der SEC ist ohne größere Probleme für Nvidia zu Ende gegangen. NVIDIA macht im laufenden Quartal einige bedeutende Investitionen mit der Bemühung, 12 neue Chips in den nächsten 90 Tagen herauszubringen. Dieser Aspekt macht den bevorstehenden Herbst sicherlich zu einer aufregenden Zeit. Für das gesamte Fiskaljahr 2003 rechnet man mit einem Umsatz in Höhe von 2,38 Milliarden USD, welcher sich im darauf folgen10 den Fiskaljahr 2004 auf 2,73 Mrd. USD erhöhen soll, bei einem 2003-KGV von 9. Unter spekulativen Gesichtspunkten riskieren wir zum jetzigen Zeitpunkt eine Position in Nvidia Aktien. Auf&Ab 2/2002 Musterdepot Allianz (WKN 840 400) Die Allianz ist in hohem Maße von der Aktienmarktentwicklung abhängig. Damit ist die Aktie für diejenigen attraktiv, die an eine Erholung der Aktienmärkte glauben. Die finanzielle Stärke des Konzerns macht eine einzigartige Kombination aus. Eine Erholung der Allianz-Tochter Dresdner Bank ist erst in den Geschäftsjahren 2003 und 2004 zu erwarten, je nach Erholung der Wertpapiermärkte. Inzwischen hat die Allianz mehr als 470 000 Riester-Verträge verkauft. Mittlerweile ist viel Negatives im verbilligten Kurs enthalten. Abgesehen Nokia (WKN 870 737) Die Umsatzplanung bewegt sich im Rahmen der Erwartungen. Während Deutsche Telekom AG (WKN 555 750) Fundamental steht neben der Schuldenproblematik vor allem das Festnetzgeschäft im Blickpunkt, das im ersten Quartal noch schwächer gewesen ist als beim Vergleichsunternehmen France Telecom. Auch der zu hohe Kaufpreis für den US-Mobilfunkanbieter VoiceStream und die UMTSLizenzen bereiteten den Anlegern Kopfzerbrechen. Unter anderem hat die Deutsche Telekom gegenüber den im 1. Halbjahr 2001 erzielten 14,7 Mrd. EUR in der ersten Jahreshälfte 2002 ein Umsatzwachstum von nahezu 2% erzielt. Insbesondere die Division Festnetz Inland hat sich offenbar im Vergleich zum ersten Fiskalquartal 2002 stabilisiert. Das EBITDA des Konzerns hat im 1. Halbjahr 2002 anscheinend auf dem Niveau des Vorjahres (5,0 Mrd. EUR) gelegen. Hier wurde mit einem leichten Rückgang gerechnet. Das EBITDA der Konzerntochter T-Mobile hat sich Auf&Ab 2/2002 vom Bankgeschäft hat es aber auch einige Lichtblikke gegeben. Im ersten Quartal haben Prämienerhöhungen die Beitragseinnahmen um knapp 11% auf 22,8 Mrd. Euro verbessert. Die Allianz-Aktie ist zwar nicht mehr als klassisches Langfristpapier zu sehen, allerdings müßte der Markt der Allianz früher oder später ein KGV auf Basis 2003 von 15 (momentan 9) zubilligen. Nach unserer Ansicht hat die AllianzAktie viel Potential für Kurssteigerunder Umsatz im dritten Quartal um sechs Prozent zulegen soll, ist für das vierte Quartal ein starker Anstieg von 21 Prozent geplant. Die Handyverkäufe sollen im dritten Quartal zunehmen und sich im vierten Quartal mit höheren durchschnittlichen Verkaufspreisen weiter verbessern. Die Gewinnschätzungen je Aktie wurden für 2002 von 0,80 auf 0,79 Euro reduziert. Die Umsatzschätzung wurim Vergleich zum Vorjahr laut den Angaben der Telekom um „mehr als 1 Mrd. EUR“ verbessert und liegt damit auf einer Linie mit den Prognosen der Experten. Die Bekanntgabe der endgültigen Zahlen am 21. August 2002 bleibt allerdings zunächst abzuwarten. Die Abonnentenzahl bei VoiceStream ist gegenüber dem 1. Fiskalquartal im 2. Abrechnungszeitraum offenbar um 525.000 Abonnenten gestiegen, während Analysten hier lediglich von einem Zuwachs von 400.000 Neukunden ausgegangen sind. Das EBITDA von VoiceStream hat der Telekom zur Folge mindestens 159 Mio. EUR betragen. Erfreulich ist auch der in Aussicht gestellte Freie Cash-Flow von bis zu 1,5 gen innerhalb der kommenden 12 Monate. de von 31,464 auf 31,052 Milliarden Euro gesenkt. Die Preistrends als auch der bessere Produktmix sollten die Erwartungen unterstützen, dass der Gewinn je Aktie trotz Umsatzschwäche im Rahmen der Erwartungen ausfällt. Die langfristige Bewertung der Aktie scheint attraktiv. Im späteren Verlauf des Jahres sollte es bei Nokia zu einer besseren Marktanteilsdynamik und Gewinnzuwächsen kommen. Vor diesem Hintergrund nehmen wir die Aktie in unser Musterdepot auf. Mrd. Euro in diesem und 3 Mrd. Euro im nächsten Jahr, der voll in den Schuldenabbau fließen soll. Die Schlüsselfaktoren bleiben der Verkauf des Kabelgeschäfts und das T-Mobil IPO. Wir halten die Deutsche Telekom aber für einen gut positionierten Telekomkonzern in Europa. Es ergibt sich ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis mit aber schwer einschätzbarem Potential nach oben. 11 Namen und Nachrichten Parteien sind käuflich! Wahlbörse - Die Börse zur Bundestagswahl Zum wiederholten Male veranstaltet der Lehrstuhl von Frau Professor Dr. Dr. Ahlert die Wahlbörse. Interessierte können sich ähnlich der Aktienbörse an den Parteien beteiligen und je nach den Erfolgsaussichten an den Erfolgen partizipieren.Die Ergebnisse dienten bei den letzten Wahlen als Prognoseinstrument und als Basis wissenschaftlicher Arbeit. Dieses Jahr finden die Wahlen zum 15. Deutschen Bundestag statt. Alle wahlberechtigten Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Diese Wahlbörse verfolgt das Ziel, über die Gesetze von Angebot und Nachfrage beim Handel von Wertpapieren eine möglichst gute Wahlprognose für die Bundestagswahl abzugeben. Sie können sich vorstellen, wie sich die politische Stimmung bis zum September entwickeln wird? Dann machen Sie Ihr Wissen zu Geld an unserer virtuellen Wahlbörse. Ab dem 15. Juli 2002 sind Parteien wieder käuflich! Genauer gesagt Aktien der wahlwerbenden Parteien. Sie investieren einen beliebigen Betrag zwischen 5 und 25 EURO und können dann entsprechend ihrer Einschätzung des politisches Geschehens Parteiaktien wie an der Börse handeln. Am Wahlsonntag zeigt sich, ob sich Ihre Anlagestrategie gelohnt hat. Denn dann sind die Aktien in Cent soviel wert, wie die jeweilige Partei in Prozent an Stimmen erhalten hat. Anmeldungen werden seit Montag dem 15. Juli 2002 entgegengenommen. Sobald Sie Ihr Startguthaben überwiesen haben, können Sie mit dem Handel beginnen. Lesen Sie doch in der Zwischenzeit unsere Spielregeln. Oder nehmen Sie doch einfach an unserer Guided Tour teil. Lesen Sie sich außerdem möglichst sorgfältig unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen durch. Wenn Sie es gar nicht mehr aushalten können zu handeln, überlegen Sie sich einfach, welcher Strategie Sie nachgehen wollen. Lesen Sie Meinungsumfragen und versuchen Sie sich heute schon klar zu werden, wie die Wahlergebnisse der einzelnen Parteien wohl ausfallen werden. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.wiwi.uni-halle.de/wahlboerse MIT-Professor Rüdiger Dornbusch gestorben Der deutsch-amerikanische Ökonom Rudi Dornbusch, Professor für Volkswirtschaftslehre und Internationales Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), ist nach Angaben der Universität am 25. Juli im Alter von 60 Jahren an Krebs gestorben. Dornbusch, der in Krefeld geboren wurde, promovierte 1971 an der Universität Chicago in Volkswirtschaft. Er war Inhaber einer Ford-Professur am MIT und Verfasser zahlreicher Bücher über Makroökonomie und Außenwirtschaft. Bekannt wurde Dornbusch vor allem für sein Modell zur Theorie überschießender Wechselkurse (Overshooting). Zudem gehörte er dem Beratergremium der regionalen Federal Reserve Banken von New York und Boston an und forschte im Auftrag des National Bureau of Economic Research (NBER). Zu den bekanntesten Forschungsarbeiten Dornbuschs gehört der Aufsatz "Expectations and Exchange Rate Dynamics", der im Jahr 1976 veröffentlicht wurde. Das darin beschriebe12 ne Modell zur Theorie "überschießender" Wechselkurse gilt als Anstoß für radikale Veränderungen in der Theorie internationaler Makroökonomie. Dornbusch zeigte mit seinem dynamischen Modell, dass geldpolitische Schocks auf Grund temporär starrer Güterpreise kurzfristig stärkere Wechselkursveränderungen zur Folge haben als auf lange Sicht. Wenngleich das Modell empirisch nicht unbedingt bestätigt werden konnte, fand die in diesem Modell angewandte dynamische Methotik weltweite Anerkennung und prägte im weiteren die theoretische Entwicklung der Makroökonomie. Kenneth Rogoff, Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), bezeichnete den Aufsatz als "einflussreichste Schrift auf dem Gebiet der Makroökonomie seit dem Zweiten Weltkrieg". Paul Krugman, einflussreicher Princeton-Ökonom, sagte am Freitag, dass es Dornbusch gewesen sei, der die Volkswirtschaftslehre in ein neues Zeitalter geführt habe, vor allem, weil er der einer der ersten gewesen sei, die sich ernsthaft mit internationaler Makroökonomie beschäftigt habe. Auch habe Dornbusch als einer der ersten Ökonomen den Wechselkurs in seinen Modellen als Preis für einen Vermögenswert dargestellt. Dornbusch galt als streitbarer Akademiker, der Rüdiger Dornbusch sich auch nicht (Quelle: MIT) scheute, zu aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen öffentlich Stellung zu beziehen. In einem Gespräch mit FAZ.NET vom Januar 2002 kritisierte er Deutschland als "reich, fett und faul". Anzeichen für notwendige radikale Reformen seien nicht auszumachen. Mehrfach schrieb er Gastbeiträge für die Frankfurter Allgemein Zeitung, zuletzt im November 2000 zur Bedeutung der Europäischen Zentralbank für die Stabilität des Euro, den er einmal als „schlechte Idee“ bezeichnete. Auf&Ab 2/2002 Medien „Handbuch Wertpapiere“ der Stiftung Warentest „Haben die Deutschen tatsächlich die Börse entdeckt? Fasst die Aktienkultur auch in Deutschland Fuß?“ So beginnt die Neuerscheinung des Buches „Handbuch Wertpapiere“ der Finanztest aus dem Haus der Stiftung Warentest. In typischer Manier der Stiftung stehen die Interessen des privaten Anlegers im Zentrum des Buches. Begonnen wird mit einer allgemeinen Einführung in die Welt der Anlage. Daran schließt sich „Der Sprung ans Parkett“ an, welcher in einem Exkurs die Börsenplätze Deutschlands im Profil darstellt. Die Kapitel „Börse“ und „Information“ geben dem Leser einen Einstieg in das Thema der Vermögensanlage. Die Aktualität des Buches zeigt sich besonders in der jeweiligen Charakterisierung der Probleme. So liefert der Autor durchaus kritische, aber ob- jektivierte Aussagen zu den Ereignissen am Neuen Markt, den Tücken von Bankanalysen oder dem Missbrauch von Informationen. Die danach folgenden Seiten bilden den zweiten wichtigen Teildes Buches. Neben Aktien und Anleihen werden Währungsanlagen, Genussscheine, Investmentfonds und Derivate in jeweils einem Kapitel beschrieben. Das Verdeutlichen der Theorie an ausgesuchten Beispielen ermöglicht es dem Leser, die dargebotenen Informationen direkt in die Praxis zu übersetzen und ist eine besondere Stärke des Buches. Detailreiche Tabellen und Graphiken sowie die Einbindung von weiterführenden Links ins Internet machen es dem Leser zur Freude, die Materie nachzuvollziehen. Besondere Erwähnung verdient Aktualität. So werden nicht nur bei den Beispielen aktuelle Fälle betrachtet (z. B. die feindliche Übernahme der FAG Kugelfischer), sondern auch verschiedene neuere Finanzinnovationen mit ihren Vor- und Nachteilen näher erklärt. Abgerundet wird das Buch durch die im Anhang berücksichtigten Themen Vierte Novelle des Finanzmarktförderungsgesetzes und der Corporate-Governance-Codex. Insgesamt ein wirklich gelungenes Buch, welches gerade dem Einsteiger aber auch dem Fortgeschrittenen einen inhaltlich und optisch gut gestalteten aktuellen Leitfaden für die eigene Anlagestrategie gibt. Luther, Thomas: „Handbuch Wertpapiere: Vermögensbildung mit Aktien, Anleihe, Fonds & Co“. erschienen im Verlag Stiftung Warentest 2002. Preis: 35,00 Euro „Irrationaler Überschwang“ von Robert J. Shiller Das Buch von Robert J. Shiller, welches in der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Irrationaler Überschwang“ erschienen ist, hat trotz seines Erscheinungsdatums im Jahr 2000 nichts an seiner Aktualität verloren. Als renomierter Wirtschaftswissenschaftler an der Yale-University (USA) hat er in den letzten Jahren zahlreiche Beiträge zur empirischen Finanzmarktanalyse geleistet. Besonders das zeitgenaue Eintreten des Beginns der Baisse im Frühjahr 2000 und das Erscheinen des Originalbuches „Irrational Exuberance“ machte Shiller und sein Buch auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt. In seinem Buch beschreibt er, wie wir heute wissen in weißer Voraussicht, den Sachverhalt der Überbewertung der Aktienmärkte, speziell der amerikanischen. Unter der Aufstellung mehrerer Thesen versucht er dem Leser anschaulich darzustellen, weshalb sich die Aktienmärkte auf dem Weg einer Korrektur befinden. In der Nachbetrachtung liest sich die Zusammenstellungen seiner Argumente wie eine empirische Lehrunterweisung. Auf&Ab 2/2002 Ausgangspunkt der Betrachtung Shillers sind die sogenannten rationalen Faktoren, beschrieben als Beschleunigungsfaktoren und Rückkopplungsprozesse. In den Kapiteln vier bis sechs geht er näher auf die kulturellen Faktoren ein. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung des „neuen“ Zeitalters, namentlich die „New Economy“. Von der heutigen Betrachtung aus, stimmt das Gleichnis mit der Technikeuphorie Anfang des 20. Jahrhunderts sowie der Nachkriegszeit. Ein Highlight des Buches ist der Abschnitt der Untersuchung unter dem Blickwinkel der Verhaltensgestützten Finanzmarktanalyse; auch in Deutschland ist diese unter der Bezeichnung „Behavioral Finance“ als neuartiges Forschungsgebiet in den Mittelpunkt gerückt. Dabei stehen emotionale Entscheidungsmuster im Mittelpunkt, welche nach Aussagen Shillers nicht rational, sondern irrational begründet sind. Das Buch von Shiller vermittelt dem Leser schlüssige Argumente für die Entwicklung der Aktienmärkte der letzten zweieinhalb Jahre. Das Buch ist in sich schlüssig und konzeptionell gut gestaltet. Allerdings steht die Argumentation der Irrationalität unter der folgenden Problemstellung: Rationalität ist die Verwendung aller relevanten und verfügbaren (!) Informationen zum Entscheidungsprozess. Wenn das einzelne Individuum allerdings die Gewichtung der verfügbaren Informationen vornimmt, handelt es in eigentlichen Sinne rational-nur die Aggregation über alle Individuen ergibt die Irrationalität. Robert J. Shiller „Irrationaler Überschwang“, „Warum eine lange Baisse an der Börse unvermeidlich ist.“, aus dem Englischen von Brigitte Kleidt, erschienen im Campus Verlag 2000. Preis: 29,90 Euro 13 Aus dem Verein Informationen und Nachlese rund um den Verein Besuch der Hauptversammlung der HypoVereinsbank AG in München Am 23.Mai war es einmal wieder soweit. Nach mehrmaligen intensiven Bemühungen und Ausharren war es uns in diesem Jahr trotz der schlechten Börsenverfassung gelungen, 20 Gästekarten für die Hauptversammlung der HypoVereinsbank (HVB) in München zu ergattern. Im Morgengrauen des Tages der Hauptversammlung machten sich 15 noch nicht HVB-Gebäude ganz ausgeschla- Foto: Quelle: www.hvb.com fene Börsenkreis- mitglieder auf, um im fernen München dem holden Biere und einem zünftig bayrischen Mitt a g e s s e n entgegenzufiebern. Natürlich stand im Mittelpunkt des Interesses nicht der Genuss derlei Köstlichkeiten, sondern der äu- Foto: Tim (links)und Tobias am Eingang zur HV ßerst spannende und mit für den närsversammlung gereichten MittagesVorstand gefährlich gespickten sen) im Englischen Garten, traten wir Fragen überhäufte Verlauf der um 16 Uhr die Heimfahrt an und erHauptversammlung im Vorder- reichten am späten Abend des müde, grund. Nach einer Erholungs- aber guten Mutes das heimische Halpause (von den „Strapazen“ der le. Fahrt und dem auf der Aktio- Nach den Wahlen: Neuer Vorstand stellt sich vor Am 30. April fand unsere diesjährige Hauptversammlung in der Bierbörse statt.Anwesend waren 14 Mitglieder. Auf der Tagesordnung stand neben dem Rechenschaftsbericht des vergangenen Jahres der Bericht der Kassenprüfer, die Entlastung des alten und die Wahl des neuen Vorstandes, der Beschluss zur Satzungsänderung sowie die Wahl der Kassenprüfer. Nach der einstimmigen Entlastung des alten Vorstands wurde aus den Bewerbern der neue Vorstand gebildet. Den geschäftsführenden Vorstand bilden Thomas Schlegel (Vorsitz), Torsten Klingner (Stellvertreter) und Karsten Ecke (Schatzmeister). Als Beisitzer wurden Lars Mathies, Thorsten Bremer und Jörg Wiesner gewählt. Der Beirat setzt sich aus Torsten Wetzel, Enrico Prinz und Tobias Volk zusammen. Reik Hoffmann und Jan Walpurgis sind als neue Kasseprüfer gewählt worden. Bankenplanspiel bankmasters Auch diesmal stieß unser beliebtes Bankenplanspiel auf durchweg positive Resonanz. Die insgesamt 25 Teilnehmer spielten in 7 Teams gegen jeweils 9 andere Marktteilnehmer. Am erfolgreichsten war das Team 1091 mit Jonathan Jentzmik, Sebastian Krug, Andreas Lange, Michael Merkle und Christoph Müller. Allen Teilnehmern ein herzliches Dankeschön. In diesem Jahr wird Karsten Ecke die Projektleitung übernehmen und ich hoffe wir sehen uns im November wenn es wieder heißt: Master your bank- but don’t loose your head. Das Sommerfest des ABH Foto: Vereinsmitglieder beim „Fototermin“ 14 Im Juli feierte der ABH sein diesjähriges Sommerfest. Als mögliche Lokalität hatte Thomas Schlegel die Burg Giebichenstein vorgeschlagen, was sich auch realisieren ließ. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Karsten Ecke, Torsten Klingner, Lars Matthies, Jörg Wiesner und vielen anderen konnte bis spät in Nacht das Vereinsleben genossen werden. Dank an dieser Stelle auch der Landsberger Brauerei, die uns in Form einer „Sachspende“ unterstützte. Für alle, die mittelfristig planen, sei schon einmal die diesjährige Weihnachtsfeier empfohlen. Auf&Ab 2/2002