Hoffnung auf reinigendes Sommergewitter

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Editorial
Hoffnung auf reinigendes Sommergewitter
ter den Begriffen Sommerloch oder
wurde er mit dem Erstarken gegenüber
dem US-Dollar als Mittel eingesetzt,
Sommertheater zusammen gefasst
die für Europa eine anziehende Kon-
werden.
junktur voraussagen sollten. Leider
Im Geschehen um das Ausscheiden
wird sich der Anstieg des Wechselkur-
von Ron Sommer, dem ehemaligen
ses wohl negativ auf die europäische,
Vorstandschef der Deutsche Telekom
AG, scheinen momentan vielen Unter-
speziell die deutsche Wirtschaft aus-
nehmen auch die Aktionäre abhanden
die Importe relativ billiger werden und
zu kommen. Keine Woche vergeht,
damit einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben. Gerade die deut-
Gerade die letzen Wochen können un-
dass nicht auch ein Unternehmen der
ersten Reihe entweder einen negativen
Ausblick gibt und/oder aus vielschichtigen Gründen (Vorsatz bzw. Fehler)
seine Bilanzen korrigieren muss.
Bleibt zu hoffen, dass vor lauter „Sommer-...“ das reinigende Gewitter nicht
ausbleibt und danach die Börsenwelt
wieder in einem besseren Umfeld „erwacht“.
In den ersten Monaten des Jahres war
der Euro förmlich in aller Munde. Zunächst auf Grund sehr verkürzter Darstellungen in einzelnen Medien und in
Teilen der Politik als Teuro geschimpft,
wirken, da die Exporte relativ teurer,
sche Wirtschaft hat es in Zeiten der
guten Konjunkturphase versäumt,
nachhaltige Reformen, die diesem
Namen auch gerecht werden, durchzusetzen. Aus heutiger Sicht waren die
Zeiten des schwachen Euro keine Segnung für Europa und auch hier wieder
insbesondere Deutschland. Dadurch
fehlte der Druck, durch stetige Innovation und weitere Produktivitätssteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit zu
sichern. Gerade für Deutschland als
Hochlohnland wäre eine solche Ent-
Jörg Wiesner
Redaktionsleiter
Auf&Ab, in dieser Ausgabe das mit
dem Ex-Bundesbankpräsidenten Professor Dr. Hans Tietmeyer geführte
Interview zum Thema Euro und die
Folgen der Einführung abzudrucken.
Viel Freude beim Lesen wünschen
Euch der Akademische Börsenkreis
und
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Auf&Ab 2/2002
3
Inhaltsverzeichnis/Impressum
Inhaltsverzeichnis
Editorial ............................................................................................................................................................ 3
Inhaltsverzeichnis/Impressum ........................................................................................................................ 4
Das Interview ................................................................................................................................................... 4
Hans Tietmeyer im Gespräch mit dem ABH
5
Die Märkte........................................................................................................................................................ 8
Nervosität und Herdentrieb bestimmen die Märkte
Wissenswerte Volkswirtschaftliche Daten
8
9
Musterdepot ................................................................................................................................................... 10
Das Musterdepot des Börsenkreis
10
Namen und Nachrichten ............................................................................................................................... 12
MIT-Professor Rüdiger Dornbusch gestorben
Wahlbörse - Die Börse zur Bundestagswahl
12
12
Medien ............................................................................................................................................................ 12
„Handbuch Wertpapiere“ der Stiftung Warentest
„Irrationaler Überschwang“ von Robert J. Shiller
13
13
Aus dem Verein .............................................................................................................................................. 14
Informationen und Nachlese rund um den Verein
14
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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Unternehmensforschung
und -führung
Brauerei Landsberg GmbH
Impressum
Nr. 16 - Ausgabe 2/2002 Halle, Juli 2002, Auflage: 2.000 Stück
Herausgeber:
Akademischer Börsenkreis, Universität Halle e. V. (ABH)
Redaktion:
Akademischer Börsenkreis, Universität Halle e. V. (ABH); Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät; 06099 Halle;
Vereinsraum: Große Steinstraße 73 (Erdgeschoss)
Telefon: (03 45) 55-2 29 25;
Email: [email protected];
Online: http://www.boersenkreis-halle.de
Autoren: Jörg Wiesner, Torsten Wetzel, Enrico Prinz, Carsten Baumgarte, Tobias Volk, Thomas Schlegel
Hinweis: Alle Berichte und Informationen unterliegen eingehender Prüfung. Für die Richtigkeit der Informationen wird keine Gewähr übernommen. Für die von
den Autoren vertretene Meinung in dieser Publikation ist jeglicher Haftungsanspruch gegenüber dem Akademischen Börsenkreis Universität Halle e.V., seinem
Vorstand und seiner Mitglieder ausgeschlossen.
Geschäftsführender Vorstand
Thomas Schlegel, Vorstandsvorsitzender
Torsten Klingner, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Karsten Ecke, Schatzmeister
4
Auf&Ab 2/2002
Das Interview
Hans Tietmeyer im Gespräch mit dem ABH
Während eines Seminaraufenthaltes von Professor Dr. Hans Tiemeyer in Halle hatte der ABH Dank der Unterstützung von
Professor Dr. Alois Wenig die Möglichkeit, den Ex-Bundesbankpräsidenten zu interviewen. Mit Professor Tietmeyer sprach Jörg
Wiesner.
Herr Prof. Tietmeyer, sie gelten als
einer der Architekten der Währungsunion. Wie zufrieden sind Sie mit dem
bisherigen Verlauf der Bargeldeinführung des Euro? Welche aktuellen
Probleme sehen Sie in diesem Zusammenhang?
Die Bargeldeinführung ist insgesamt
gut gelungen, größere Pannen sind mir
nicht bekannt. Ich bin nicht ganz zufrieden damit, dass einige Händler die
Einführung teilweise missbraucht haben und die Preise erhöht haben. Aber
ich glaube, dass sich das in kurzer Frist
wieder ausgleichen wird. Der Preisanstieg wird keine dauerhafte Wirkung
haben, denn der Wettbewerb wird eher
härter werden, weil jetzt durch die alleinige Preisauszeichnung in Euro alles transparenter wird. Und zwar nicht
nur in Deutschland, sondern im gesamten Eurogebiet.
Kurz nach der Bargeldeinführung
wurde der Euro zum Dollar gerechnet stärker. In den ersten fünf Wochen des Jahres ist der Euro gegenüber dem Dollar aber wieder relativ
stark gesunken. Ist der Euro in der
Wahrnehmung der Marktteilnehmer
eine weiche Währung oder welche
Gründe sehen Sie in dieser Entwicklung?
Hier müssen wir unterscheiden zwischen der inneren Stabilität und der
äußeren Bewertung an den Devisenmärkten. Was die innere Stabilität angeht, so war der Euro in den letzten
zwei Jahren besonders schwierigen
Bedingungen ausgesetzt. Wir hatten
starke Energiepreisentwicklungen, einen Ölpreisanstieg und deutliche Verzerrungen im landwirtschaftlichen
Bereich, insbesondere an den
Rindfleischmärkten. Das hat sich natürlich auch auf die Preisentwicklung
ausgewirkt. Inzwischen sind diese
Sondereinflüsse aber rückläufig. Die
Preisentwicklung in Europa ist wieder
unter die zwei Prozentmarke gefallen,
die von der Europäischen Zentralbank,
zu Recht, als mittelfristig tolerierbare
Obergrenze für die Inflationsrate angesehen wird. So wird Preisstabilität
nach innen definiert. Etwas anderen ist
die Frage, wie der Euro an den DeviAuf&Ab 2/2002
senmärkten bewertet wird. Da hat es
deutliche Abwärtsbewegungen in den
ersten Jahren gegeben. Der entscheidende Punkt aber ist, dass an den internationalen Märkten die amerikanische Volkswirtschaft in ihrer Leistungsfähigkeit höher eingeschätzt
wird als die der Euro-Volkswirtschaften. Hier sind es, das müssen wir ehrlich erkennen, insbesondere die deutsche, aber auch die französische und
italienische Wirtschaft, also die großen Volkswirtschaften, die in den Augen der Weltöffentlichkeit nicht als dy-
USA zuzurechnen, weshalb der Dollar momentan eine relative Stärke
zum Euro hat?
Das spielt sicherlich auch eine Rolle.
Es ist immer so gewesen, dass, wenn
es Spannungen in der Welt gab, die
Entwicklung an den Devisenmärkten
in Richtung des “save haven”, des sicheren Hafens, ging. Der Dollar wird
noch immer als ein sicherer Hafen angesehen; das kann man für den Euro
noch nicht in gleicher Weise sagen.
Nun muss man allerdings in der Beurteilung des Euro auch sehen, dass das
noch eine relativ junge
Währung ist,
und das sich
an den internationalen
Devisenmärkten noch vieles erst in der
Bewertung
befindet. Die
weitere Bewertung hängt
aber auch entscheidend davon ab, ob die
Politik bei uns
Foto: Prof. Tietmeyer im Gespräch mit Jörg Wiesner
in der Wirtnamisch genug angesehen werden. schaftspolitik, in der Finanzpolitik,
Und diese Einschätzung reflektiert sich aber auch in der politisch institutionelauch in der Bewertung an den Devi- len Weiterentwicklung in Europa tatsenmärkten. Hinzu kommt das länger- sächlich neues Profil gewinnt.
fristige Problem, dass wir in Europa Die FED hat in den vergangenen einzwar die Währungs- und Wirtschafts- einhalb Jahren mehrfach massiv die
union haben, aber noch keine deutli- Leitzinsen gesenkt. Wie beurteilen Sie
che politische Identität. Hinter dem diese aggressive Geldpolitik von Alan
Dollar steht eine politische Autorität, Greenspan?
nämlich
das
amerikanische Alan Greenspan ist ein guter Freund
Regierungs- und Präsidentschafts- von mir. Wir kennen uns schon seit
system. In Europa steht hinter der über dreißig Jahren, wir haben viel disWährung nur ein schwer durchschau- kutiert. Ich glaube, er hatte in dieser
bares Entscheidungssystem und eine Situation keine andere Wahl, insofern
Dominanz der nationalstaatlichen Po- kann ich dem bisher folgen. Aber die
sitionen. Das ist ein Problem, mit dem eigentliche Problematik der amerikawir uns in den nächsten Jahren ernst- nischen Geldpolitik ist, dass sie in den
haft auseinandersetzen müssen.
neunziger Jahren tendenziell wohl zu
Noch einmal eine Frage bezüglich großzügig gewesen ist und damit eider Wechselkursentwicklung Euro/ nen Bubble zugelassen hat. Dass
Dollar: Ist es der weltwirtschaftlichen heisst: es kam zu einer Aufblähung der
und weltpolitischen und da speziell Finanzmärkte - insbesondere der Akder außenpolitischen Situation der tienmärkte -, die auf Dauer nicht halt5
Das Interview
bar war und sich von den Realitäten
wegbewegte. Im letzen Jahr platzte
dann der Bubble, übrigens schon vor
dem 11. September. Die amerikanische
Volkswirtschaft war nämlich schon
vorher eingebrochen. Diese Entwicklung, dass der Bubble entstand, war
sicherlich nicht gut. Dass er dann aber
irgendwann platzen musste, war meines Erachtens vorhersehbar. Jetzt hoffe ich, dass die amerikanische Geld-
Foto: Prof. Tietmeyer
politik einerseits zunächst den ökonomischen Turnaround erreicht, aber andererseits nicht zu lange zu locker ist,
um sozusagen einen neuen Bubble aufzubauen. Das wäre für die amerikanische Seite und für die Weltwirtschaft
problematisch. Insofern, ein bisschen
mehr Stetigkeit auf längere Sicht wäre
mir sympathisch.
Jeweils zeitlich versetzt hat auch die
EZB die Leitzinsen gesenkt. Ist Sie
damit nicht einmal mehr zum stillen
Gefolgs- und Erfüllungsgehilfen der
FED geworden? Wieviel echte eigene Entscheidungskraft hat die EZB
aktuell, gerade im Vergleich mit der
Deutschen Bundesbank?
Also, zunächst einmal glaube ich nicht,
dass das Bild richtig ist, dass die EZB
immer nur der FED gefolgt ist. Sie hat
schon ihren eigenen Kurs eingeschlagen. Ob die eine oder andere Entscheidung nicht zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt hätte stattfinden können, darüber kann man immer streiten.
Insgesamt halte ich den Kurs der EZB
aber für richtig. Ich halte es auch für
richtig, dass die EZB etwas stetiger in
der Geldpolitik handelt. Damit liegt sie
näher an der Bundesbank-Tradition als
an der FED-Tradition. Die FED-Tra6
dition darf aber nicht isoliert werden
von der amerikanischen Fiskal- und
Wirtschaftspolitik. Die Tatsache, dass
in Amerika soviel dynamische Kräfte
sind, hängt mit der Flexibilität des
Marktes, dem ausgeglichenen Budget
und der niedrigen Abgabenlast zusammen. Dass heisst, dort ist die Volkswirtschaft viel dynamischer. Das Problem in Europa ist, dass wir am Arbeitsmarkt viele Rigiditäten, eine ungeklärte Finanzierung der soz i a l e n
Sicherungssysteme, eine
hohe
Abg a b e n belastung und
noch immer
hohe Defizite
in den öffentlichen Haushalten haben. Diese Bedingungen sind Europa nicht so gut
wie in den
USA. Dies allerdings kann die Geldpolitik nicht ausgleichen. Die Geldpolitik könnte zum Beispiel nicht durch
eine extrem niedrige Zinspolitik diese
Defizite ausgleichen, denn das würde
bedeuten, dass es wahrscheinlich inflationäre Entwicklungen ohne neue
Dynamik gebe. Insofern ist die amerikanische Volkswirtschaft in einer besseren Verfassung. Die FED kann leichter und schneller reagieren, als das in
Europa unter den herrschenden Bedingungen die Geldpolitik der EZB kann.
Nichtsdestotrotz muss die EZB ihre
eigene Reputation aufbauen. Sie ist
dabei, aber sie hat es nicht ganz so
leicht wie es einerseits die FED mit
ihrer langen Tradition und andere Umweltbedingungen hat und andererseits
die Deutsche Bundesbank mit ihrer
Tradition und Reputation hatte. Diese
Reputation muss die EZB erst allmählich gewinnen.
Ihrer Meinung nach sind die Strategie und das Ziel der EZB deutlich
genug erkennbar, aber werden diese
den Märkten auch ausreichend kommuniziert?
Das ist eine berechtigte Frage. Und da
will ich durchaus sagen, dass ich nicht
immer mit dem, was dort geschieht,
voll zufrieden bin . Mir reden zuweilen zu viele. Das bedeutet in der Tat,
dass kein ganz klares Bild entsteht, was
die EZB eigentlich will. Das hängt
damit zusammen, dass die nationalen
Gouverneure, teilweise sogar die
Landeszentralbankpräsidenten noch
ihre Darstellungen bringen wollen. Das
erfordert einen Lernprozess, von dem
ich hoffe, dass er in Richtung mehr
Homogenität geht. Die Orientierung
der EZB muss klar sein, und die sollte
eigentlich der Präsident geben. Das
zweite, wo ich ein Problem habe, ist
die aufgebaute Strategie; es ist eine
sogenannte Doppelstrategie. Einerseits
die Orientierung an den monetären
Größen, insbesondere der Größe M3
und andererseits Orientierung an Größen wie der Preisentwicklung und dem
Wachstum. Die Doppelstrategie ist in
der Sache durchaus berechtigt. Eine
alleinige monetäre Orientierung wäre
in einem Währungsgebiet, dass erst
zusammenwächst, bei dem es noch
sehr unterschiedliche Verhaltensweisen gibt und bei dem es natürlich auch
Umschichtungen gibt, sicher nicht angemessen. Man muss schon das gesamte Feld sehen. Nur weiss ich nicht, ob
es klug ist, von einer Doppelsäulenstrategie zu sprechen. Ich hätte nicht
gesagt, wir nehmen beide Orientierungen, denn dann weiss man nicht, welche der beiden Vorrang hat. Ich persönlich hätte es bevorzugt, wenn man
gesagt hätte, wir werden eine aufgeklärte monetäre Orientierung M3 haben. Dass heisst, die dominante ist die
monetäre, aber wir müssen die Sonderfaktoren, die in diese Übergangsphase
hineinwirken, sorgfältig beachten. Das
war übrigens die Strategie der Bundesbank der letzten Jahre und damit haben wir durchaus Erfolg gehabt.
Ende Mai 2002 wird Christian Noyer,
Vize-Präsident der Europäischen
Zentralbank, aus dem Amt scheiden.
Wie wird sich das auf die Nachfolgeregelung von Wim Duisenberg auswirken? Welche Signale können diese Personalentscheidungen an die Finanzmärkte geben?
Ich weiss nicht, welche Entscheidungen getroffen werden. Ich kann nur
soviel sagen: Wim Duisenberg hat ein
Mandat, das über acht, also noch viereinhalb Jahre, reicht. Er hat aber, als
er das Amt angetreten hat, klargeAuf&Ab 2/2002
macht, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit angesichts seines Alters nicht
die vollen acht Jahre machen wird. Er
wird die Entscheidung über einen vorzeitigen Rücktritt allein treffen. Nach
seinen Worten gibt es keinerlei Absprache oder Verständigung über seinen Rücktritt, was im übrigen auch
vertragswidrig wäre. Ich gehe davon
aus, dass Wim Duisenberg noch eine
zeitlang, aber nicht die gesamten viereinhalb Jahre, bleibt. [Anmerkung der
Redaktion: Zwei Tage nach dem Interview, am 7. Februar 2002, gab Wim
Duisenberg seinen Rücktritt im Jahre
2003 bekannt]
Christian Noyer: Es ist eigens im Vertrag vorgesehen, dass der erste Stellvertreter nur ein Vierjahreszeitraum
hat und der endet in der Tat am 1. Juni
2002. Diese Entscheidung wurde getroffen, um nicht alle Amtszeiten zur
gleichen Zeit enden zu lassen, sondern
eine stagierte Entwicklung zu haben.
Noyer kann nicht wiedergewählt werden, es muss also ein anderer Vize-Präsident gewählt werden. Jetzt muss man
abwarten, ob ein Franzose oder aber
ein anderer Europäer vorgeschlagen
wird. Das hängt vor allem davon ab,
ob die Franzosen auf das Freiwerden
der Präsidentschaft warten. Das müssen sie selbst entscheiden, das ist im
Augenblick nicht absehbar.
Herr Prof. Tietmeyer, Sie traten immer dafür ein, “dass dieses Unternehmen [Anmerkung der Redaktion: gemeint ist die Währungsunion] dauerhaft funktioniert und nicht nur an
Sonntagen”. Welchen alten und neuen Herausforderungen muss sich die
Europäische Union stellen?
Zunächst einmal muss ich sagen, das
der Eintritt und der Beginn gut verlaufen sind. Dennoch, die Außenbewertung des Euro ist noch nicht so,
wie ich sie gern hätte. Ich glaube, dass
die Politik in allen Eurostaaten wissen
muss, dass der Euro zwar eine wichtige Hilfe für alle Entwicklungen ist;
eine wichtige Chance bietet für Wachstumsund
Beschäftigungsmöglichkeiten. Aber der Euro selbst
kann die Probleme nicht lösen. Er
bringt stärkeren Wettbewerb und
Transparenz, die auch die Schwächen
transparent macht. Wenn wir auf Dauer Konflikte innerhalb den
Eurogebietes vermeiden, die
Auf&Ab 2/2002
Kurzinformation: Professor Dr. Hans Tietmeyer
Hans Tietmeyer wurde 1931 in Metelen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Münster, Bonn und Köln und seiner Promotion im Jahr 1962 arbeitete er als Referent im Bundesministerium der Wirtschaft. Zwischen 1967 und 1982 begleitete er als Ministerialrat, -direktor sowie Staatssekretär Aufgaben im Bereich der Wirtschaftsordnung und -politik. Ab
1990 war er Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, welcher er von 1993 bis 1999 als Präsident vorstand.
Eurowirtschaft dynamisch und den
Euro stärker machen wollen, dann sind
aus meiner Sicht eine ganze Reihe von
Reformen in der Politik der beteiligten Staaten notwendig - das gilt in
Deutschland insbesondere für den Arbeitsmarkt. Die Lage am Arbeitsmarkt
könnte bei uns sogar noch problematischer werden, weil der Wettbewerb
härter werden wird. Jetzt werden die
Arbeitskosten, die Preise, vergleichbar.
Somit wird auch der Standortwettbewerb im Euroraum zunehmen.
Die nationale Politik muss wissen, dass
ihre Probleme nicht durch das Vorhandensein des Euro gelöst werden, sondern der Euro diese Probleme offenbaren wird.
Zum anderen müssen wir in Europa
generell wieder mehr Dynamik bekommen. Und da müssen wir uns fragen,
ob nicht viele Regulierungen, die wir
heute in den Mitgliedsstaaten und auf
der europäischen Ebene haben, zu weit
gehen und wir nicht mehr Freiheit haben müssen. Dies gilt im übrigen auch
für die Finanzmärkte - von der Börse
bis zu den Bondmärkten -, wo immer
noch eine ganze Reihe von nationalen
Regelungen gelten. Diese Regelungen
sollten wenigstens nicht mehr auf nationaler Ebene differenziert sein.
Wir sind jetzt mit der europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion einen großen Schritt im Bereich der
Währungspolitik und Wirtschaftsentwicklung nach vorn gegangen. Aber
wir müssen uns jetzt auch politisch
institutionell weiter entwickeln. Auf
Dauer müssen innereuropäische Konflikte vermieden und das Bild nach
außen klarer und deutlicher werden.
Das beginnt bei der Frage nach der
Rolle des Parlamentes, Abstimmungsentscheidung im Rat, Handlungsfähigkeit der Kommission. Von großer Bedeutung ist auch eine Klärung, welche
Aufgaben auf europäischer, welche auf
Quelle: www.bundesbank.de
Das Interview
nationaler Ebene entschieden werden
sollen. Bisher ist keine klare Linie erkennbar. Wir müssen uns in der Tat
über die politische Zukunft Europas
klar werden.
Der Euro ist ein Schritt nach vorne,
aber die anderen Bereiche sind noch
nicht in ausreichenden Maße gefolgt.
Das ist das, was ich meine: Wir dürfen den Euro nicht Sonntags nur preisen, sondern wir müssen auch die Konsequenzen auf nationaler und europäischer Ebene ziehen.
Unter welchen Prämissen wird der
Euro Ihrer Meinung nach eine erfolgreiche Währung im Europa des
21. Jahrhunderts werden?
Ich glaube, wenn die europäische Dynamik in den Volkswirtschaften wieder weiterentwickelt und insbesondere die großen Staaten diesen Weg eingeschlagen haben, dann ist eine wichtige Voraussetzung erfüllt. Aber darüber hinaus ist auch die politisch institutionelle Klärung und Weiterentwicklung sowie die klare Abgrenzung
der Kompetenzen notwendig. Diese
Themen sind jetzt aufgenommen worden. In Laaken ist beschlossen worden,
einen Konvent einzuberufen. Ich bin
gespannt, was dieser Konvent im nächsten und übernächsten Jahr zustande
bringen wird. Davon wird sehr viel
abhängen. Die Wirtschafts- und Währungsunion war der Schritt nach vorn,
aber sie ist unvollendet und muss ergänzt werden. Der Euro hat eine gute
Chance, aber wir sollten uns nicht zurücklehnen und glauben, jetzt sei alles
gelaufen. Nein, der Euro ist eine Chance und eine Herausforderung zugleich.
Vielen Dank für das Interview!
7
Die Märkte
Nervosität und Herdentrieb bestimmen die Märkte
Leitbörsen
DAX 30
Dow Jones
NIKKEI 225
Bilanzsorgen und eine hinter den Erwartungen zurück bleibende
Konjunkturerholung in Amerika führen
in
Verbindung
mit
Gewinnrevidierungen deutscher Unternehmen zu teils panikartigen
Verkaufswellen im DAX30 und Dow
Jones. Von einer Bodenbildung kann
erst gesprochen werden, wenn der
DAX mittelfristig über 4.500 Punkte,
der DOW Jones über 9.500 Punkte
steigt. Grundsätzlich besteht aber weiterhin die Gefahr, nach einer Erholung
einen erneuten Rückschlag zu erleiden
(„double-dip“). Der Aktienmarkt befindet sich nach wie vor in einer
Baisse. Um den längerfristigen Abwärtstrend an den Weltaktienmärkten
signifikant zu durchbrechen, sind
Indexsteigerungen von circa 30 Prozent nötig. Die Gefahr eines
finanzmarktinduzierten Rückschlages lässt wenig Platz für Optimismus.
Die aktuelle politische Lage in Japan
gibt für die wirtschaftliche und damit auch finanzmarktseitige Entwicklung keine positiven Signale.
Neue Märkte
NEMAX 50
Die Analyse am Neuen Markt scheint
so gut wie unmöglich. Der NEMAX50
befindet sich im charttechnischen Niemandsland; weitere Insolvenzen sind
nicht auszuschließen. Ob sich der Neue
Markt als deutsche Wachstumsbörse
langfristig etablieren wird, hängt von
der zukünftigen Qualität der Unternehmen des Segmentes und einer Verbesserung und dem Einhalten des Regelwerkes ab. Positiver stellt sich die Situation beim NASDAQ Comp. dar.
Um den seit 2000 vorherrschenden
Abwärtstrend zu durchbrechen, muss
der Index über 1.500 Punkte steigen.
Der langfristige Aufwärtstrend liegt
bei ca. 2.000 Punkten.
NASDAQ COMPOSITE
Währungen
Der Euro erreichte in den letzten Monaten die Parität zum
US-Dollar. Die Aufwertung sollte mittelfristig zum Stillstand kommen, da die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa hinter der der amerikanischen zurück
bleiben wird.
8
Die Abwertung des Yen stimuliert die japanische Wirtschaft. Von essenzieller Bedeutung für eine wirtschaftliche Erholung sind politische Faktoren sowie eine Neuordnung des Bankenmarktes. Mittelfristig ist kein Aufschwung in Sicht.
Auf&Ab 2/2002
Die Märkte
Rentenmärkte
EURIBOR
REX
T-Bond
Die wirtschaftliche Erholung trotz
drastischer Zinssekungen fällt zum
Erstaunen vieler Marktteilnehmer
deutlich schlechter aus als erwartet.
Die Debatten um weitere Zinssenkungen scheinen aus diesem Blickwinkel paradox. Die Situation an den Aktienmärkten führt zu einer Flucht in
Qualität an den Anleihemärkten.
Soltten sich die Aktienmärkte mittelfristig nicht erholen, besteht die Gefahr eines erneuten konjunkturellen
Einbruches durch geringeren Konsum.
Damit würden die bisherigen Zinssenkungen ergebnislos verpuffen. Letztlich bestünde damit die Gefahr, dass
es zu einer längerfristigen Stagnation der wirtschaftlichen Aktivität ähnlich wie in Japan kommt. Die Geldpolitik hätte dann keinen Handlungsspielraum mehr: Senken sie weiter
die Zinsen, bleibt dies ohne Wirkung,
erhöht sie die Zinsen, würgen sie eine
Konjunkturerholung ab.
Wissenswerte Volkswirtschaftliche Daten
2000
2001
Durchschnitt
Reales Bruttoinlandsprodukt
Euroland
USA
Japan
Deutschland
Frankreich
Großbritanien
3,50
4,10
2,20
3,00
4,20
3,10
3,20
1,20
-0,50
0,60
1,80
1,90
III/2001
IV/2001
I/2002
Veränderung zum Vorquartal in Prozent (*0)
0,20
-0,30
-0,60
-0,20
0,40
0,30
April 2002
-0,30
0,40
-1,20
-0,30
-0,40
0,10
Mai 2002
0,30
1,50
1,40
0,20
0,40
0,10
Juni 2002
Arbeitslosenquote (*1)
8,40
8,80
8,30
Euroland
4,00
4,80
5,80
5,90
USA
4,70
5,00
5,40
Japan
9,60
9,40
9,60
9,70
9,80
Deutschland
9,50
8,70
8,90
Frankreich
3,60
3,20
3,10
Großbritanien
Verbraucherpreise (*2)
2,30
2,50
2,00
Euroland
3,40
2,80
1,20
USA
-0,70
-0,70
-0,90
Japan
1,90
2,50
1,60
1,10
0,80
Deutschland
1,70
1,60
1,40
1,40
Frankreich
2,10
2,10
1,80
1,50
Großbritanien
Wechselkurse und Rohölpreis
0,92
0,90
0,92
0,96
1,01
US-Dollar pro Euro
99,53
108,73
115,86
117,80
117,18
Yen pro Euro
0,61
0,62
0,63
0,64
0,64
Pfund Sterling pro Euro
28,39
24,46
25,33
24,13
25,82
Rohölpreis ($ pro Barrel)
*0 "-": noch nicht verfügbar, *1 in Prozent bezogen auf Erwerbspersonen, *2 Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Auf&Ab 2/2002
9
Musterdepot
Das Musterdepot des Börsenkreis
Mit dieser Ausgabe der Auf&Ab möchte der Akademische Börsenkreis zu wiederholten Male ein Musterdepot starten. Ziel ist es,
die Bewegungen an den Märkten nicht nur von der rein theoretischen Seite zu betrachten, sondern auch (wenn auch virtuell) am
Markt zu agieren. Die aktuelle Auswahl der Werte wird hier von Torsten Klingner besprochen.
Allgemein
Name/WKN
Pfizer
852 009
Nvidia
918 422
Allianz
840 400
Nokia
870 737
Deutsche Telekom
555 750
Depotwert:
Cash:
Gesamt:
Stück/Datum
1.000,00
26.07.2002
850,00
26.07.2002
150,00
26.07.2002
1.500,00
26.07.2002
2.000,00
26.07.2002
EUR
EUR
EUR
Kauf
Kurs
Wert in EUR Datum
28,00
28.000,00
Aktuell
Kurs
Wert
Gewinn / Verlust
Stop
Gesamt
23,00
15,00
12.750,00
11,00
134,00
20.100,00
105,00
10,70
16.050,00
9,00
11,40
22.800,00
9,00
99.700,00
300,00
100.000,00
Pfizer (WKN 852 009)
Pfizer ist ein global operierender
Gesundheitskonzern mit der größten
Marktkapitalisierung im Pharmasektor.
Pfizer verfügt mit 5 Mrd. USD über
das marktführende Forschungsbudget.
Dies verleiht dem Konzern ein hohes
Maß an Gelegenheiten und Flexibilität. Des Weiteren steht dem Konzern
ein breites Produktportfolio an bereits
eingeführten Präparaten mit solider
Wachstumsentwicklung zur Verfügung.
Pfizer hat für das 2. Fiskalquartal 2002
ein EPS von 0,33 USD bekannt gegeben, das um 12% über dem Ergebnis
des 1. Quartals und um 0,01 USD oberhalb der Konsensschätzungen gelegen
hat. Für die Geschäftsjahre 2002, 2003
und 2004 hat der Pharmakonzern ei-
gene EPS Prognosen in
Höhe von 1,58, 1,84 und
2,12 USD veröffentlicht.
Dies würde einer jährlichen Gewinnwachstumsrate von 16% entsprechen.
Das neue Aktienrückkaufprogramm über 10 Mrd.
USD ist nun auf 16 Mrd.
USD aufgestockt worden.
Im Vergleich zum Marktdurchschnitt sind die Werte des Pharmasektors aktuell attraktiv durch eine relativ günstige Bewertungen.
Der Kurs der Aktie hat seinen tiefsten
Stand seit annähernd 4 Jahren erreicht.
Bei einem moderaten KGV von z. Z.
14 auf Basis des Jahres 2003 sehen wir
einiges Potential nach oben.
Den Kauf betrachten wir als besonders
konservatives Investment, nicht zuletzt
durch das aktuell reduzierte Kursniveau und mittelfristig möglichen
Wachstumsraten im zweistelligen
Prozentbereich.
Nvidia (WKN 918 422)
Die Bilanzuntersuchung der SEC ist
ohne größere Probleme für Nvidia zu
Ende gegangen.
NVIDIA macht im laufenden Quartal
einige bedeutende Investitionen mit
der Bemühung, 12 neue Chips in den
nächsten 90 Tagen herauszubringen.
Dieser Aspekt macht den bevorstehenden Herbst sicherlich zu einer aufregenden Zeit. Für das gesamte
Fiskaljahr 2003 rechnet man mit einem
Umsatz in Höhe von 2,38 Milliarden
USD, welcher sich im darauf folgen10
den Fiskaljahr 2004 auf
2,73 Mrd. USD erhöhen
soll, bei einem 2003-KGV
von 9.
Unter spekulativen Gesichtspunkten riskieren wir
zum jetzigen Zeitpunkt
eine Position in Nvidia
Aktien.
Auf&Ab 2/2002
Musterdepot
Allianz (WKN 840 400)
Die Allianz ist in hohem Maße von der
Aktienmarktentwicklung abhängig.
Damit ist die Aktie für diejenigen attraktiv, die an eine Erholung der Aktienmärkte glauben. Die finanzielle Stärke des Konzerns macht eine einzigartige Kombination aus.
Eine Erholung der Allianz-Tochter
Dresdner Bank ist erst in den Geschäftsjahren 2003 und 2004 zu erwarten, je nach Erholung der Wertpapiermärkte.
Inzwischen hat die Allianz mehr als
470 000 Riester-Verträge verkauft.
Mittlerweile ist viel Negatives im verbilligten Kurs enthalten. Abgesehen
Nokia (WKN 870 737)
Die Umsatzplanung bewegt sich im
Rahmen der Erwartungen. Während
Deutsche Telekom AG (WKN 555 750)
Fundamental steht neben der
Schuldenproblematik vor allem das
Festnetzgeschäft im Blickpunkt, das
im ersten Quartal noch schwächer gewesen ist als beim Vergleichsunternehmen France Telecom. Auch der zu
hohe Kaufpreis für den US-Mobilfunkanbieter VoiceStream und die UMTSLizenzen bereiteten den Anlegern
Kopfzerbrechen.
Unter anderem hat die Deutsche
Telekom gegenüber den im 1. Halbjahr
2001 erzielten 14,7 Mrd. EUR in der
ersten Jahreshälfte 2002 ein Umsatzwachstum von nahezu 2% erzielt. Insbesondere die Division Festnetz Inland
hat sich offenbar im Vergleich zum
ersten Fiskalquartal 2002 stabilisiert.
Das EBITDA des Konzerns hat im 1.
Halbjahr 2002 anscheinend auf dem
Niveau des Vorjahres (5,0 Mrd. EUR)
gelegen. Hier wurde mit einem leichten Rückgang gerechnet. Das EBITDA
der Konzerntochter T-Mobile hat sich
Auf&Ab 2/2002
vom Bankgeschäft hat es
aber auch einige Lichtblikke gegeben. Im ersten
Quartal haben Prämienerhöhungen die Beitragseinnahmen um knapp 11% auf
22,8 Mrd. Euro verbessert.
Die Allianz-Aktie ist zwar
nicht mehr als klassisches
Langfristpapier zu sehen,
allerdings müßte der Markt
der Allianz früher oder
später ein KGV auf Basis
2003 von 15 (momentan 9) zubilligen.
Nach unserer Ansicht hat die AllianzAktie viel Potential für Kurssteigerunder Umsatz im dritten Quartal um
sechs Prozent zulegen soll, ist für das
vierte Quartal ein starker
Anstieg von 21 Prozent geplant. Die Handyverkäufe
sollen im dritten Quartal
zunehmen und sich im vierten Quartal mit höheren
durchschnittlichen Verkaufspreisen weiter verbessern.
Die Gewinnschätzungen je
Aktie wurden für 2002 von
0,80 auf 0,79 Euro reduziert.
Die Umsatzschätzung wurim Vergleich zum Vorjahr
laut den Angaben der
Telekom um „mehr als 1
Mrd. EUR“ verbessert und
liegt damit auf einer Linie
mit den Prognosen der Experten. Die Bekanntgabe
der endgültigen Zahlen am
21. August 2002 bleibt allerdings zunächst abzuwarten.
Die Abonnentenzahl bei
VoiceStream ist gegenüber
dem 1. Fiskalquartal im 2. Abrechnungszeitraum offenbar um
525.000 Abonnenten gestiegen, während Analysten hier lediglich von einem Zuwachs von 400.000 Neukunden
ausgegangen sind. Das EBITDA von
VoiceStream hat der Telekom zur Folge mindestens 159 Mio. EUR betragen.
Erfreulich ist auch der in Aussicht gestellte Freie Cash-Flow von bis zu 1,5
gen innerhalb der kommenden 12
Monate.
de von 31,464 auf 31,052 Milliarden
Euro gesenkt.
Die Preistrends als auch der bessere
Produktmix sollten die Erwartungen
unterstützen, dass der Gewinn je Aktie trotz Umsatzschwäche im Rahmen
der Erwartungen ausfällt.
Die langfristige Bewertung der Aktie
scheint attraktiv.
Im späteren Verlauf des Jahres sollte
es bei Nokia zu einer besseren
Marktanteilsdynamik und Gewinnzuwächsen kommen. Vor diesem Hintergrund nehmen wir die Aktie in unser Musterdepot auf.
Mrd. Euro in diesem und 3 Mrd. Euro
im nächsten Jahr, der voll in den
Schuldenabbau fließen soll. Die
Schlüsselfaktoren bleiben der Verkauf
des Kabelgeschäfts und das T-Mobil
IPO. Wir halten die Deutsche Telekom
aber für einen gut positionierten
Telekomkonzern in Europa. Es ergibt
sich ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis mit aber schwer einschätzbarem
Potential nach oben.
11
Namen und Nachrichten
Parteien sind käuflich!
Wahlbörse - Die Börse zur Bundestagswahl
Zum wiederholten Male veranstaltet der Lehrstuhl von Frau Professor Dr. Dr. Ahlert die Wahlbörse. Interessierte können sich
ähnlich der Aktienbörse an den Parteien beteiligen und je nach den Erfolgsaussichten an den Erfolgen partizipieren.Die
Ergebnisse dienten bei den letzten Wahlen als Prognoseinstrument und als Basis wissenschaftlicher Arbeit.
Dieses Jahr finden die Wahlen zum 15.
Deutschen Bundestag statt. Alle wahlberechtigten Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Diese
Wahlbörse verfolgt das Ziel, über die
Gesetze von Angebot und Nachfrage
beim Handel von Wertpapieren eine
möglichst gute Wahlprognose für die
Bundestagswahl abzugeben.
Sie können sich vorstellen, wie sich die
politische Stimmung bis zum September entwickeln wird? Dann machen Sie
Ihr Wissen zu Geld an unserer virtuellen Wahlbörse. Ab dem 15. Juli 2002
sind Parteien wieder käuflich! Genauer gesagt Aktien der wahlwerbenden
Parteien. Sie investieren einen beliebigen Betrag zwischen 5 und 25 EURO
und können dann entsprechend ihrer
Einschätzung des politisches
Geschehens Parteiaktien wie an der
Börse handeln. Am Wahlsonntag zeigt
sich, ob sich Ihre Anlagestrategie gelohnt hat. Denn dann sind die Aktien
in Cent soviel wert, wie die jeweilige
Partei in Prozent an Stimmen erhalten
hat.
Anmeldungen werden seit Montag
dem 15. Juli 2002 entgegengenommen.
Sobald Sie Ihr Startguthaben überwiesen haben, können Sie mit dem Handel beginnen. Lesen Sie doch in der
Zwischenzeit unsere Spielregeln. Oder
nehmen Sie doch einfach an unserer
Guided Tour teil. Lesen Sie sich außerdem möglichst sorgfältig unsere
Allgemeinen Geschäftsbedingungen
durch.
Wenn Sie es
gar nicht
mehr aushalten können zu handeln, überlegen Sie
sich einfach, welcher Strategie
Sie
nachgehen
wollen. Lesen Sie Meinungsumfragen
und versuchen Sie sich heute schon
klar zu werden, wie die Wahlergebnisse der einzelnen Parteien wohl ausfallen werden.
Weitere Informationen finden Sie im
Internet unter:
www.wiwi.uni-halle.de/wahlboerse
MIT-Professor Rüdiger Dornbusch gestorben
Der deutsch-amerikanische Ökonom
Rudi Dornbusch, Professor für Volkswirtschaftslehre und Internationales
Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), ist nach
Angaben der Universität am 25. Juli
im Alter von 60 Jahren an Krebs gestorben.
Dornbusch, der in Krefeld geboren
wurde, promovierte 1971 an der Universität Chicago in Volkswirtschaft. Er
war Inhaber einer Ford-Professur am
MIT und Verfasser zahlreicher Bücher
über Makroökonomie und Außenwirtschaft. Bekannt wurde Dornbusch vor
allem für sein Modell zur Theorie
überschießender Wechselkurse
(Overshooting). Zudem gehörte er dem
Beratergremium der regionalen
Federal Reserve Banken von New
York und Boston an und forschte im
Auftrag des National Bureau of
Economic Research (NBER).
Zu den bekanntesten Forschungsarbeiten Dornbuschs gehört der Aufsatz
"Expectations and Exchange Rate
Dynamics", der im Jahr 1976 veröffentlicht wurde. Das darin beschriebe12
ne Modell zur Theorie "überschießender" Wechselkurse gilt als Anstoß für
radikale Veränderungen in der Theorie internationaler Makroökonomie.
Dornbusch zeigte mit seinem dynamischen Modell, dass geldpolitische
Schocks auf Grund temporär starrer
Güterpreise kurzfristig stärkere
Wechselkursveränderungen zur Folge
haben als auf lange Sicht.
Wenngleich das Modell empirisch
nicht unbedingt bestätigt werden konnte, fand die in diesem Modell angewandte dynamische Methotik weltweite Anerkennung und prägte im weiteren die theoretische Entwicklung der
Makroökonomie. Kenneth Rogoff,
Chefvolkswirt des Internationalen
Währungsfonds (IWF), bezeichnete
den Aufsatz als "einflussreichste
Schrift auf dem Gebiet der Makroökonomie seit dem Zweiten Weltkrieg".
Paul Krugman, einflussreicher Princeton-Ökonom, sagte am Freitag, dass es
Dornbusch gewesen sei, der die Volkswirtschaftslehre in ein neues Zeitalter
geführt habe, vor allem, weil er der einer der ersten gewesen sei, die sich
ernsthaft mit internationaler Makroökonomie beschäftigt habe. Auch habe
Dornbusch als einer der ersten Ökonomen den Wechselkurs in seinen
Modellen
als
Preis für einen
Vermögenswert
dargestellt.
Dornbusch galt
als streitbarer
Akademiker, der Rüdiger Dornbusch
sich auch nicht (Quelle: MIT)
scheute, zu aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen öffentlich Stellung zu
beziehen. In einem Gespräch mit
FAZ.NET vom Januar 2002 kritisierte
er Deutschland als "reich, fett und
faul". Anzeichen für notwendige radikale Reformen seien nicht auszumachen. Mehrfach schrieb er Gastbeiträge für die Frankfurter Allgemein
Zeitung, zuletzt im November 2000 zur
Bedeutung der Europäischen Zentralbank für die Stabilität des Euro, den er
einmal als „schlechte Idee“ bezeichnete.
Auf&Ab 2/2002
Medien
„Handbuch Wertpapiere“ der Stiftung Warentest
„Haben die Deutschen tatsächlich die Börse entdeckt? Fasst die Aktienkultur auch in Deutschland
Fuß?“ So beginnt die Neuerscheinung des Buches
„Handbuch Wertpapiere“
der Finanztest aus dem
Haus der Stiftung Warentest. In typischer Manier
der Stiftung stehen die Interessen des privaten Anlegers im Zentrum des Buches.
Begonnen wird mit einer allgemeinen
Einführung in die Welt der Anlage.
Daran schließt sich „Der Sprung ans
Parkett“ an, welcher in einem Exkurs
die Börsenplätze Deutschlands im Profil darstellt. Die Kapitel „Börse“ und
„Information“ geben dem Leser einen
Einstieg in das Thema der Vermögensanlage. Die Aktualität des Buches zeigt
sich besonders in der jeweiligen Charakterisierung der Probleme. So liefert
der Autor durchaus kritische, aber ob-
jektivierte Aussagen zu den Ereignissen am Neuen
Markt, den Tücken
von Bankanalysen
oder dem Missbrauch von Informationen.
Die danach folgenden Seiten bilden
den zweiten wichtigen Teildes Buches.
Neben Aktien und
Anleihen werden
Währungsanlagen, Genussscheine, Investmentfonds und Derivate in jeweils
einem Kapitel beschrieben.
Das Verdeutlichen der Theorie an ausgesuchten Beispielen ermöglicht es
dem Leser, die dargebotenen Informationen direkt in die Praxis zu übersetzen und ist eine besondere Stärke des
Buches. Detailreiche Tabellen und
Graphiken sowie die Einbindung von
weiterführenden Links ins Internet
machen es dem Leser zur Freude, die
Materie nachzuvollziehen.
Besondere Erwähnung verdient Aktualität. So werden nicht nur bei den Beispielen aktuelle Fälle betrachtet (z. B.
die feindliche Übernahme der FAG
Kugelfischer), sondern auch verschiedene neuere Finanzinnovationen mit
ihren Vor- und Nachteilen näher erklärt.
Abgerundet wird das Buch durch die
im Anhang berücksichtigten Themen
Vierte Novelle des Finanzmarktförderungsgesetzes und der Corporate-Governance-Codex.
Insgesamt ein wirklich gelungenes
Buch, welches gerade dem Einsteiger
aber auch dem Fortgeschrittenen einen
inhaltlich und optisch gut gestalteten
aktuellen Leitfaden für die eigene Anlagestrategie gibt.
Luther, Thomas: „Handbuch Wertpapiere: Vermögensbildung mit Aktien,
Anleihe, Fonds & Co“. erschienen im
Verlag Stiftung Warentest 2002.
Preis: 35,00 Euro
„Irrationaler Überschwang“ von Robert J. Shiller
Das Buch von Robert J. Shiller, welches in der deutschen Übersetzung
unter dem Titel „Irrationaler Überschwang“ erschienen ist, hat trotz seines Erscheinungsdatums im Jahr 2000
nichts an seiner Aktualität verloren.
Als renomierter Wirtschaftswissenschaftler an der Yale-University (USA)
hat er in den letzten Jahren zahlreiche
Beiträge zur empirischen Finanzmarktanalyse geleistet. Besonders das zeitgenaue Eintreten des Beginns der
Baisse im Frühjahr 2000 und das Erscheinen des Originalbuches „Irrational Exuberance“ machte Shiller und
sein Buch auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt.
In seinem Buch beschreibt er, wie wir
heute wissen in weißer Voraussicht,
den Sachverhalt der Überbewertung
der Aktienmärkte, speziell der amerikanischen. Unter der Aufstellung mehrerer Thesen versucht er dem Leser
anschaulich darzustellen, weshalb sich
die Aktienmärkte auf dem Weg einer
Korrektur befinden. In der Nachbetrachtung liest sich die Zusammenstellungen seiner Argumente wie eine
empirische Lehrunterweisung.
Auf&Ab 2/2002
Ausgangspunkt der Betrachtung
Shillers sind die sogenannten rationalen Faktoren, beschrieben als
Beschleunigungsfaktoren
und
Rückkopplungsprozesse. In den Kapiteln vier bis sechs geht er näher auf
die kulturellen Faktoren ein. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung des
„neuen“ Zeitalters, namentlich die
„New Economy“. Von der heutigen
Betrachtung aus, stimmt das Gleichnis mit der Technikeuphorie Anfang
des 20. Jahrhunderts sowie der Nachkriegszeit.
Ein Highlight des Buches ist der Abschnitt der Untersuchung unter dem
Blickwinkel der Verhaltensgestützten
Finanzmarktanalyse; auch in Deutschland ist diese unter der Bezeichnung
„Behavioral Finance“ als neuartiges
Forschungsgebiet in den Mittelpunkt
gerückt. Dabei stehen emotionale
Entscheidungsmuster im Mittelpunkt,
welche nach Aussagen Shillers nicht
rational, sondern irrational begründet
sind.
Das Buch von Shiller vermittelt dem
Leser schlüssige Argumente für die
Entwicklung der Aktienmärkte der
letzten zweieinhalb Jahre.
Das Buch ist
in sich schlüssig und konzeptionell gut
gestaltet. Allerdings steht
die Argumentation der Irrationalität
unter der folgenden Problemstellung: Rationalität
ist die Verwendung aller relevanten
und verfügbaren (!) Informationen zum
Entscheidungsprozess. Wenn das einzelne Individuum allerdings die Gewichtung der verfügbaren Informationen vornimmt, handelt es in eigentlichen Sinne rational-nur die Aggregation über alle Individuen ergibt die Irrationalität.
Robert J. Shiller „Irrationaler Überschwang“, „Warum eine lange Baisse
an der Börse unvermeidlich ist.“, aus
dem Englischen von Brigitte Kleidt, erschienen im Campus Verlag 2000.
Preis: 29,90 Euro
13
Aus dem Verein
Informationen und Nachlese rund um den Verein
Besuch der Hauptversammlung der HypoVereinsbank AG in München
Am 23.Mai war es einmal wieder soweit. Nach mehrmaligen intensiven
Bemühungen und Ausharren war es
uns in diesem Jahr trotz der schlechten
Börsenverfassung gelungen, 20 Gästekarten für die
Hauptversammlung
der
HypoVereinsbank
(HVB) in München zu ergattern.
Im Morgengrauen
des Tages der
Hauptversammlung machten sich
15 noch nicht
HVB-Gebäude
ganz ausgeschla- Foto:
Quelle: www.hvb.com
fene Börsenkreis-
mitglieder auf, um im fernen München dem holden Biere und einem
zünftig bayrischen Mitt a g e s s e n
entgegenzufiebern. Natürlich
stand im Mittelpunkt des Interesses nicht der
Genuss derlei
Köstlichkeiten,
sondern der äu- Foto: Tim (links)und Tobias am Eingang zur HV
ßerst spannende und mit für den närsversammlung gereichten MittagesVorstand gefährlich gespickten sen) im Englischen Garten, traten wir
Fragen überhäufte Verlauf der um 16 Uhr die Heimfahrt an und erHauptversammlung im Vorder- reichten am späten Abend des müde,
grund. Nach einer Erholungs- aber guten Mutes das heimische Halpause (von den „Strapazen“ der le.
Fahrt und dem auf der Aktio-
Nach den Wahlen: Neuer Vorstand stellt sich vor
Am 30. April fand unsere diesjährige
Hauptversammlung in der Bierbörse
statt.Anwesend waren 14 Mitglieder.
Auf der Tagesordnung stand neben
dem Rechenschaftsbericht des vergangenen Jahres der Bericht der Kassenprüfer, die Entlastung des alten und die
Wahl des neuen Vorstandes, der
Beschluss zur Satzungsänderung sowie die Wahl der Kassenprüfer. Nach
der einstimmigen Entlastung des alten
Vorstands wurde aus den Bewerbern
der neue Vorstand gebildet. Den geschäftsführenden Vorstand bilden Thomas Schlegel (Vorsitz), Torsten
Klingner (Stellvertreter) und Karsten
Ecke (Schatzmeister). Als Beisitzer
wurden Lars Mathies, Thorsten Bremer und Jörg Wiesner gewählt. Der
Beirat setzt sich aus Torsten Wetzel,
Enrico Prinz und Tobias Volk zusammen. Reik Hoffmann und Jan Walpurgis sind als neue Kasseprüfer gewählt
worden.
Bankenplanspiel
bankmasters
Auch diesmal stieß unser beliebtes
Bankenplanspiel auf durchweg positive Resonanz. Die insgesamt 25 Teilnehmer spielten in 7 Teams gegen jeweils 9 andere Marktteilnehmer. Am
erfolgreichsten war das Team 1091 mit
Jonathan Jentzmik, Sebastian Krug,
Andreas Lange, Michael Merkle und
Christoph Müller. Allen Teilnehmern
ein herzliches Dankeschön.
In diesem Jahr wird Karsten Ecke die
Projektleitung übernehmen und ich
hoffe wir sehen uns im November
wenn es wieder heißt: Master your
bank- but don’t loose your head.
Das Sommerfest des ABH
Foto: Vereinsmitglieder beim „Fototermin“
14
Im Juli feierte der ABH sein diesjähriges Sommerfest. Als mögliche Lokalität hatte Thomas Schlegel die Burg
Giebichenstein vorgeschlagen, was
sich auch realisieren ließ. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Karsten
Ecke, Torsten Klingner, Lars Matthies,
Jörg Wiesner und vielen anderen konnte bis spät in Nacht das Vereinsleben
genossen werden. Dank an dieser Stelle auch der Landsberger Brauerei, die
uns in Form einer „Sachspende“ unterstützte. Für alle, die mittelfristig planen, sei schon einmal die diesjährige
Weihnachtsfeier empfohlen.
Auf&Ab 2/2002
Zugehörige Unterlagen
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