Sportgeschichte Was ist Sportgeschichte: Gesamtheit des Vergangenen Historische Abläufe Gesellschaftliche Veränderungen Was sind Quellen: Es gibt verschiedene Arten von Quellen. Man unterscheidet zwischen: 1) Primärquelle (Ausgrabung eines Stadions oder einer Medaille/ Alte Maske / Antiker Diskus/ Schriftliche Berichte über die Leibesübungen der Germanen von Tacitus/ Turnvereine und ihre Traditionen sind auch Quellen! ) 2) Sekundärquelle Schriften und Objekte (nachgemacht) aus der heutigen Zeit über die Vergangenheit Hermeneutik: wissenschaftstheorietische Methode sporthistorischen Erkennens Analogieschluß : Man schließt vom Bekannten auf das Unbekannte (von heutigen Naturvölkern auf Urvölker) Tarahumara (Fußrenner) Volk in Nordmexiko Laufen 120 km mit Bola (Ball) -170 Meilen nachgewiesen Wichtige Werke zur Sportgeschichte: a) b) c) d) e) Horst Überhorst: Geschichte der Leibesübungen 1978-90 Ingomar Weiler: Der Sport bei den Völkern der alten Welt J. Bohus: Von Mykene bis heute J. Strutt: The sports & pastime of the people of England (England 1901) Vieth, et al: Versuch einer Enzyklopädie der Leibesübungen (1793) frühstes deutschsprachiges sporthistorisches Buch f) Spolit: Datenbank Sportliteratur Woher kommen Leibesübungen??? Carl Diem : Alle Leibesübungen waren ursprünglich kultig! Schamanen schlüpften in Tierfelle um Kraft des Tieres zu erlangen W. Eichel : vertritt den dialektischen Materialismus = Alle Leibesübungen sind aus dem Arbeitsprozess hervorgegangen. Der Sport ist so alt wie die Menschheit selbst. Er hat die Wurzeln im Bewegungsdrang des Menschen sowie in seinem angeborenen Aggressionsverhalten. (Diese Ansicht wurde u.a. von Nietzsche und Kant vertreten) Ursprungstheorie von Friedrich Eppensteier : „Auftretende Bedürfnisse religiöser, militärischer, sozialer, politischer, materieller und pädagogischer Prägung führen auf allen Entwicklungsstufen menschlicher Gesellung zu allgemeiner, kultureller Betätigung des triebhaften Ursports, zu Formen, die vom Natur aus einfachen bis zum Festlichen gehen und oft achtbare Kulturhöhe erreichen.“ Aus diesem Zitat kann man ersehen, daß Eppensteiners Theorie in Richtung Triebtheorie geht. Definition Analogiezauber: Imitieren eines vorgegebenen Geräuschs ( z.B. Donnergeräusche eines Gewitters imitieren). Beispiel : 1) Prähistorische Kunst 40000 v. Chr. Wandzeichnung in Höhle in Spanien Turntafeln 80 000- 10 000 v. Chr. 12 000 v. Chr. =Schiefertafel mit tanzenden Frauen in Oberbieber bei Neuwied „Homo Sapiens Zeit“ Höhlenmalereien, davor Tanzspuren! Maskentänze und Kulttänze als Jagdzauber (Menschen verkleideten sich mit Tierhäuten und Geweihen: Sie wollten die Kräfte des Tieres übernehmen/ wie Schamane) 2) Leibesübungen bei den Urvölkern Mönche und Entdecker beschrieben Fangspiele und Ballspiele Tauziehen in Ozeanien; Männer gegen Frauen; Stangenziehen In Niger gilt das Ringen als Inbegriff von Kultur und Stärke Fingerhakeln Asien: Spiel mit Rattangball aus Korbgeflecht; ohne Punkte wird der Ball möglichst lange in der Luft gehalten Schlittschuhlauf der Eskimos auf Knochenschuhen Hochkulturen der Indianer: Bereits die Azteken und Mayas hatten ihre eigenen Ballspiele. In Mittel- und Südamerika sind 20 antike Ballspielplätze nachweisbar. Hier wurde auf einem 30-50m breiten und 90-160m langen Platz mit einem 3 kg schweren und einem 23cm im Durchschnitt großen Kautschukball gespielt. Die Spielstätte war immer in der Nähe der Tempelanlage, was eine heilige Verbindung aufzeigt. Der Kautschukball wurde damals ausschließlich mit der Hüfte gespielt, mit dem Ziel, ihn durch einen steinernen Ring zu treffen, was allerdings nur selten der Fall war- zu schwierig. Die Sieger wurden den Göttern geopfert und durften sich außerdem über ein Schutzleder an der Hüfte, Gesäß, Arm und Ellenbogen freuen. Die Indianer erfreuen sich auch heute noch einer großen Spielleidenschaft. Bumerangwerfen der Australier 3)Leibesübungen im Mythos (Sagen) Griechische Erzählungen aus der Helden- und Götterwelt Altes Testament Nordische Sagen, Niebelungenlied Irische Sagen Ethnologen Sagen des klassischen Altertums (Ilias, Odyssee) Symptome für Sport: Leibesübungen Körperübungen Leibeserziehung Körpererziehung Körper = bezieht sich auf die Materie (Naturwissenschaftliche Betrachtung) Leib = beseelter Körper = Leben Funktionen des Sports: - Militärische/ paramilitärische - Gesundheitliche - Politische (1980/ 1884/ 1972/ 1988-92 letzte DDR-erste Gesamtdeutsche Mannschaft) - Sozialisationsfunktion - Ökonomische - Unterhaltungsfunktion - Freizeitgestaltungsfunktion - erzieherische Wo beginnt Leibeserziehung? erzieherisch schulisch leistungsbezogen gesundheitliche Funktion politische Funktion Unterhaltung Was ist ein Formalobjekt? Grundlage der Sportgeschichte = der sich bewegende Mensch Warum betreibt der Mensch Sport??? a) b) c) d) Um den Existenzkampf besser meistern zu können (Neudorf) Um den Spieltrieb, Sporttrieb und den Kampftrieb zu befriedigen (Eppensteiner) Sport gibt dem Menschen eine ökologische Basis (Eppensteiner) Sport erfüllt soziale Funktion (Eppensteiner) Frühe sportgeschichtliche Funde : ---- --- -- ----- Ca. 12 000 v. Chr. tanzende Frauen auf Schiefertafeln Mesopotanien(Irak): Aus Kupfer gegossenes Ringerpaar ca. 3500 v.Chr. „Pferdebuch“ 2000 v. Chr. in Mesopotanien (Anweisungen über Training, Dauer der Belastung, Schwitzgalopp (mit Decke), Reinigungs- und Wärmebäder) Methodisches Training über 170 Tage Minorische Kultur/ Zeitalter (um 1500 v. Chr.) Stierspringer in Kreta 1200 v. Chr. (Sieg des Verstands über die rohe Kraft) Menschen turnten auf Stieren, machte Räder und schwangen sich zwischen den Hörnern herum- wird von heutigen Toreros als unmöglich bezeichnet Homer: 23 Buch des Ilias: Um 800 v.Chr. über die Zeit um 1200 beschreibt Wagenrennen, Faustkampf, Diskus, Speer, Wettlauf, Bogenschießen zu Ehren eines gefallenen Helden (Eingreifen der Götter/Athene hilft Odysseus) Ägypten: Bilder von Ringkämpfen in Grabkammern Altes Testament: Gilgamesch- Epos Ringerszene (Daniel in der Löwengrube) Assyrische Boxer und Schwimmer mit Beinschlag ca. 1500 v.Chr. Turnierbuch von Rüxner (Simmern 1532) Wendepunkte im Sport ! Mitte des 18. JH. kamen im Rahmen der Aufklärung die Leibesübungen auf. Mitte des 19. JH. wurde zum ersten Mal leistungsbezogener Sport in England praktiziert. Seither ist das öffentliche Interesse am Medium Sport nicht zu bremsen. Doch bereits Mitte des 18. JH. wurde durch die erste Zeitung das öffentliche Sportinteresse geweckt. Die ersten professionellen Ansätze konnte man 1972 bei den Olympischen Spielen in München beobachten. 1984 war es dann soweit, das Amateurwesen wurde aufgehoben. Die Spiele von L.A. wandelten sich zu einem Spektakel der Superlative, was auch bei den ständig ansteigenden Sponsorengeldern deutlich zu erkennen war. In Atlanta kamen 1 Milliarde Dollar Sponsorengelder zusammen, außerdem spielte das Dream-Team der USA, ein weiteres Beispiel für die Professionalisierung im Sport. Verschiedene Epochen der Geschichte der Leibesübungen 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) Kretisch- mykenische Epoche (1600-1200 v.Chr.) Archaisches Zeitalter (800-500 v.Chr.) Das Zeitalter der Klassik (500-300 v.Chr.) Die hellenistische Epoche (336-30 v.Chr.) Das frühe Römertum (500-200 v.Chr.) Die hellenistisch- römische Epoche (200v.Chr- 500 n.Chr.) Das frühe Mittelalter (500-1000 n.Chr.) Das hohe Mittelalter (1000-1300 n.Chr.) Das späte Mittelalter (1300-1500 n.Chr.) Das Zeitalter des Humanismus (1400-1600 n.Chr.) Das Zeitalter des Absolutismus (1600-1800 n.Chr.) Die Aufklärungszeit (1680-1800 n.Chr.) Idealismus und nationale Bewegung (1780-1815 n.Chr.) Die Entstehung des Sports im 18. Und 19. Jahrhundert Die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Sport nach 1945 Sport in der griechischen Mythologie Griechische Erzählungen aus der Helden- und Götterwelt: Die Reflexion auf weltliche Verhältnisse sind schwierig, bleiben jedoch häufig als einzige Quelle. Altes Testament Nordische Sagen, das Niebelungenlied Irische Sagen Ethnologen- Aufzeichnungen Sagen des klassischen Altertums; Ilias oder die Odyssee von Homer. Oft tragen Götter untereinander oder mit Menschen (Wett)kämpfe aus. Drei Formen der Wettkampfschilderung sind aus der Mythologie überliefert: 1) Herausforderung aus Geltungsstreben 2) Werben um eine Braut (Hochzeits- Agon), Begräbnisfeierlichkeiten (Toten- Agon) 3) Wettkämpfe zu Ehren von Gästen Ableiten lassen sich Wagenrennen, Wettläufe, Zweikämpfe mit Waffen, Bogenschießen sowie Faust- und Ringkämpfe. Die meisten Wettkämpfe gingen um Leben und Tod. List und Betrug waren normale Teile des Wettkampfs und sogar wenn der Betrug offensichtlich war, erhielt man seinen Preis. Johann Huizinga schrieb in seinem Buch „homo ludens“ (der spielende Mensch) über die archaische Kultur im Raum Griechenlands: „Der Falschspieler wurde genauso genannt wie der Held. Der Sieg zählt alles, wie man ihn erreicht ist egal, denn Sieg bedeutet Triumph, Ehre, Ansehen und Prestige.“ Hierzu findet man auch Beispiele im Niebelungenlied und der Edda. Jeder Wettkampf ging um einen Einsatz, also auch um materiellen Gewinn. Unser heutiges Fairnessverständnis tauchte erst in der abendländischen Kultur im 17. Jahrhundert auf. Homer schreibt dann um 800 v. Chr. über die Zeit 1000 v. Chr. die Odyssee und die Ilias. Aus dem Verlauf der Ilias läßt sich auf die Olympischen Spiele schließen (Hilfskonstruktion): Olympia war bereits in der mykenischen Zeit eine Kultstätte. Es waren anfangs Leichenspiele. Der Anlaß für eine Sportveranstaltung war also der Tod eines Helden. Es gibt ausreichend Hinweise, daß dort am Grabmal des Heros Pelops Totenfeiern mit sportlichen Wettkämpfen veranstaltet wurden. Wahrscheinlich ist, daß man damals in Olympia auch noch die Göttinnen Hera und Demeter sowie den Gott Herakles verehrt hatte und daß es in diesem Zusammenhang zur Durchführung von Hochzeitsläufen gekommen war. Die Wettkämpfe sind in der Ilias in fünf Schritten beschrieben: 1) Aufzählung der Preise (trächtige Stuten, Bronzebecken, Frauen,...) 2) Aufruf zur Meldung 3) Schilderung des Kampfes 4) Siegerehrung 5) Preisverleihung Die Disziplinen waren: 1) Faustkampf 2) Wagenrennen 3) Ringkampf 4) Wettlauf 5) 6) 7) 8) Waffenlauf Diskuswurf Bogenschießen (das Ziel war eine wilde Taube, die mit einem Seil am Bug des Schiffs befestigt wurde, zu treffen) Speerwurf Die sportlichen Wettkämpfe müssen hier als rituelle Handlungen interpretiert werden. Damit gilt die kultische Herkunft der Olympische Spiele als abgesichert. Erklärbar wird die Verbindung von Sport und Kult aus dem außerordentlich hohen Stellenwert der körperlichen Leistung in dieser Zeit. Die Athleten ölten sich vor den Wettkämpfen und vor dem Training ein (kultische Handlung + Zweckmäßigkeit), rieben sich dann mit Sand ein und schabten sich mit dem sog. Strigilis den Sand wieder ab. Dies erzeugte ein Prickelgefühl auf der Haut und diente zur Durchblutung und der Vorbereitung auf den Wettkampf (Vorstartspannung), schützte außerdem vor Sonne und Kälte und hielt die Haut geschmeidig. Während des Trainings wurde auf der Flöte gespielt (Schwung/ Rhythmus) Kleinere Anlagen, nur für Ringen, Faustkampf, Weitsprung usw. geeignet, bezeichnet man als palästra. Größere, mit einer Laufbahn (drómos) und häufig auch mit einem Ballspielraum (sphairistérion) ausgestattete Übungsstätten hießen entsprechend ihrer Zweckbestimmung gymnasion. Es gab verschiedene Bezeichnungen für Trainer: Aleipten waren Trainer oder Masseure Isoaleipten waren Trainer für Reha (Heiltrainer) Paidotriben waren Knabenantreiber Gymnasten hießen die Leistungstrainer im Gymnasium (Hochleistungstrainer) Trainiert wurde nach dem Tetradensystem ( 4-Tage Trainingssystem): Tag 1) Vorbereitende Belastung (kurz/hoch) Tag 2) Anstrengende Belastung (Max/ Wettkampfsimulation) Tag 3) Lockere Belastung (Entspannungstraining) Tag 4) Mittelschwere Belastung (Mittlere Belastung) Pause Der Berufssport war die logische Konsequenz aus der ungewöhnlich hohen Wertschätzung des sportlichen Erfolgs in der Klassik. Unter „Athleten“ verstand man in der hellenistischen Epoche (336-30 v.Chr.) nur noch Sportler, die sich ausschließlich dem Wettkampf und seiner Vorbereitung widmeten. Vielfach schlossen sich diese nun zu genossenschaftsähnlichen Vereinigungen zusammen (sýnodoi). Bei größeren Wettkämpfen waren alsbald nur noch (Berufs-) Athleten am Start Dies galt auch für die großen heiligen Spiele, an denen nunmehr auch nichtgriechische Athleten teilnehmen konnten. In den Vordergrund traten jetzt vor allem publikumswirksame Wettkämpfe, wie Wagenrennen, Faustkampf und Pankration. In späteren Zeiten übten die Sophisten Kritik an den Athleten, Künstler stellten diese in Figur als fettleibige Männer mit winzigen Köpfen dar. Sie forderten, daß man sich mehr geistiges Wissen aneignen sollte, als immer ausgeklügeltere Trainingsmethoden zu entwickeln. Euripides äußerte sich in der zweiten Hälfte des 5 Jh. v. Chr.: „Es gibt viele Übel in Hellas, doch keins ist schlimmer als das Volk der Athleten.“ Im 3. Jh. N. Chr. versuchte Philostratos (Sportkritiker) zurück zum sauberen Athleten zu führen. Er wollte den Athleten wieder in den Mittelpunkt stellen, die Sportler sollten wieder nach einer Diät leben und die Dekadenz ablegen. Die Leibeserziehung rückte in eine bedeutende Stellung, fortan waren die Elementarfächer, die musischen Fächer und die Leibeserziehung auf einer Stufe. Sprichwort: „Er kann weder Schreiben noch Schwimmen.“ Die Bildung im athenischen Schulsystem im 6. Jh. V. Chr. setzte sich zusammen aus: Elementarfächer Musische Erziehung Leibeserziehung Lesen, Schreiben Grammatik, Rechnen Zeichnen Tanz, Gesang Saiten- und Flötenspiel literarische Bildung Poesie Ringen, Laufen, Speer Faustkampf, Pankration Ballspiel, Diskus Bogenschießen Waffenkampf Um 450 v. Chr.: Schulung der Göttlichen Güter: Weisheit Besonnenheit Gerechtigkeit Tapferkeit Gymnastik (nackt üben) Schulung der menschlichen Güter: Um 350 v. Chr.: Gesundheit Schönheit Kraft Reichtum Elementarschule Gymansion Akademie Lesen Schreiben Rechnen Grammatik Zeichnen Musik Gymnastik Grammatik Rhetorik Dialektik Arithmetik Astronomie Musik Gymnastik Philosophische Einzelwissenschaften Gehobene Rhetorik Hoher Stellenwert des sportlichen Erfolgs II V Steigende Leistungsansprüche Spezialisierung Verbesserung der Trainingsqualität Auswirkung des Trainingsvolumens Ausrichtung des gesamten Lebens auf die Bedürfnisse von Training und Wettkampf II V Absicherung der wirtschaftlichen Bedürfnisse über Sponsoren oder Ennahme aus dem Sport Seit dem 4. Jh. V. Chr. galt für die Söhne der wohlhabenden Bewohner die Ephebie = militärische Ausbildung. Später fanden auch die medizinischen Erkenntnisse = die Diätetik mehr Anerkennung und führte somit zu einer Funktionalisierung der Leibeserziehung. Die wichtigsten diätetischen Mittel waren: Nahrungsauswahl Organischer Wechsel zwischen Belastung und Ruhe Gymanstik Einreibungen, Salbungen und Massagen Bäder und Schwitzkuren Schaustellungen fanden statt, bei denen sich die Vertreter einiger Städte herausforderten. Mit den kretischen Einflüssen strömten ab dem 16. Jahrhundert v.Chr. musisch-ästhetische Elemente in die mykenische Leibeskultur. Verschiedene Formen des Sports sind für die kretische Gesellschaft belegt: Auffallend ist die häufige Darstellung akrobatischer Akte auf Stieren. Diese “Stierspiele” waren zumindest in ihrem Ursprung Ritual eines Fruchtbarkeitskults. Verbreitung fand auch Faustkampf, Ringen und Wagensport. Wichtigste erscheinung der kretischen Leibesübungen war der Tanz. In den bildlichen Darstellungen begegnet er uns in zahlreichen Varianten: als Einzel-, Gruppentanz, bei Erntefesten und bei religiösen Anlässen. Denker und Lenker der Antike: Pindar (522-445 v. Chr.) schrieb Oden für die Sieger Platon (427-347 v. Chr.) Mitbegründer der Philosophenschule der Klassik. Gymnastik galt als Zubringerfunktion oder besser sals Voraussetzung für göttliche Güter und menschliche Güter (s.o.) Lukian (2. Jh. N. Chr.) äußerte sich kritisch gegenüber den Athleten. Er war Anhänger der Sophisten ! “denn es gibt zahllose Übel in Hellas, doch keins ist schlimmer als das Volk der Athleten.” Wichtige Begriffe : 1. stadie- Laufstrecke im Stadion gymnasion- Ort, wo nackt geübt wurde (L-förmig gebaut, außer Säulenhalle) Arena- Sandplatz Arete- Tüchtigkeit/ Tugendheit Hippodrom- Pferderennbahn Musische , hippische, gymnische Wettbewerbe Ephebie-vormilitärische Ausbildung Die panhellenischen Spiele Es existierten vier zentrale, sogenannte „panhellenische(ganz Griechenland)“ Sportfeste, zu denen viele Bewohner aus allen hellenischen Stadtstaaten alle 2-4 Jahre zusammenkamen. Die Spiele fanden statt in: 1) Olympia (Zeusheiligtum) 2) Delphi (Apollonheiligtum) 3) Nemea (Poseidonheiligtum) 4) Isthmia (Zeusheiligtum) Alle Spiele waren zunächst religiöse Feste lokaler Kultgemeinschaften (Amphiktyonien). Spätestens im 6. Jahrhundert v.Chr. entwickelten sie sich dann zu Veranstaltungen von gesamtgriechischer Bedeutung. Wer als Zuschauer, Kampfrichter oder Athlet zu einem dieser Sportfeste ging stand im Schutz der Götter. (Götterfrieden/ Geleitfrieden griech.: Ekecheiria= die Hand zurückhalten) Dieser Friede wurde von Herolden verkündet. Insgesamt existierten ca. 250 lokale Sportfeste im gesamtgriechischen Gebiet, aber die Panhellenischen Spiele waren die bedeutendsten. Die Hellenen waren nicht ein Volk, sondern setzten sich aus vielen einzelnen Stadtstaaten zusammen. Wichtig bei den Wettkämpfen war nicht der Rekord, sondern nur der Sieg, egal mit welcher Leistung oder mit welchen Mitteln er errungen wurde. Ein Sieg, der dadurch errungen wurde, daß der Gegner gar nicht erst antrat war z.B. ebenso ehrenhaft, wie ein hart erkämpfter Sieg. Aus der Vorstellung, daß der Sieg im Wettkampf ein Geschenk der Götter sei, erklärt sich auch die fast sakrale Verehrung der bei kultischen Spielen siegreichen Athleten. Ihr Ruhm lebte über den Tod hinaus weiter. Ab dem 8. Jahrhundert v.Chr. gab es auch eine spezielle Bezeichnung für die Teilnehmer an Wettkämpfen: Sie wurden athletaí genannt. 30 000- 40 000 Zuschauer verfolgten das Spektakel, allerdings galt auch damals schon das Alkoholverbot in den Stadien. Bei Verstößen gegen das Verbot wurden Strafen in großer Höhe ausgesprochen. Die 4 panhellenischen Spiele waren so gelegen, daß sie sich nicht zeitlich überschnitten : Jahr 1 : Olympia Jahr 2 : Nemea, Isthmia Jahr 3 : Delphi Jahr 4 : Isthmia, Nemea Die wohl bedeutendsten unter den panhellenischen Spielen waren die Olympischen Spiele. Zum ersten Mal sind sie 776 v. Chr. durch Siegerlisten belegt. Olympia war ein bekanntes Heiligtum /Tempelanlage/ Wallfahrtsort. Spiele fanden im Rahmen eines Gottesdienstes statt (Zeuskult) Von da an unterzogen sie sich einer ständigen Entwicklung: 1. Olympiade (776 v. Chr.) Stadionlauf (192m lang, einfache Distanz / Stadion war einfach gebaut und die Läufe wurden immer zum Heiligtum/Altar hin bestritten/Sieger nimmt Ölzweig vom Altar) 14. Olympiade (724 v.Chr.) Doppellauf (Diaulos / 2 Stadionlängen) 15. Olympiade (720 v. Chr.) Langlauf (Dolichos) 18. Olympiade (708 v. Chr.) Fünfkampf (Pentathlon) und Ringkampf Pentathlon: Diskus/ Speer/ Faustkampf/ Stadionlauf/ Weitsprung) 23. Olympiade (688 v.Chr.) Faustkampf 25. Olympiade (680 v. Chr.) Rennen mit Wagengespann (4 Pferde) 33. Olympiade (648 v. Chr.) Pferderennen und Pankration (Allkampf) 37. Olympiade (632 v.Chr.) Wettkampf der Jugendlichen 38. Olympiade (628 v.Chr.) 5-Kampf der Jugendlichen (nur 1x ausgetragen) 41. Olympiade (616 v.Chr.) Faustkampf der Jugendlichen 65. Olympiade (520 v.Chr.) Waffenlauf 70. Olympiade (500 v.Chr.) Rennen mit Zweigespann von Maultieren, ab ca. 84. V. Chr. wieder abgeschafft 93. Olympiade (408 v.Chr.) Rennen mit Zweigespann von Pferden 96. Olympiade (396 v.Chr.) Wettbewerb der Trompeter und Herolde 99. Olympiade (384 v.Chr) Rennen mit 4gespann von Fohlen 128. Olympiade (268 v.Chr.) Rennen mit 2gespann der Fohlen 131. Olympiade (256 v.Chr.) Rennen der Fohlen 145. Olympiade (200 v.Chr.) Pankration der Jugendlichen Letzte Aktualisierung der Wettkampfliste Zeitlicher Ablauf der Spiele um 500-400 v. Chr.: 1. Tag : Ableistung des Eides; Ehrenopfer; Agon der Trompeter und Herolde; übrige Vorbereitung 2. Tag : Agone der jugendlichen 3. Tag : Vormittags : hippische Spiele (zahlreiche Gravuren auf Goldmünzen) Nachmittags: Fünfkampf Abends : Totenopfer für Achilles und Pelops 4. Tag : Vollmondstag: Opfer der Hekatombe durch Eleer, Festmal im Prytaneion 5. Tag : Vormittags : Laufwettbewerbe Nachmittags : Ringkampf/ Faustkampf/ Pankration/ Waffenlauf 6. Tag : Morgens : Bekränzung der Sieger Abends : Bewirtung der Gäste Die Olympiade wurde als vierjähriges Zeitmaß aus der Bibel übernommen. Sie richtete sich immer nach dem Vollmond im August. Es kamen bis zu 40000 Zuschauer zu den Spielen. Bei Opfern wurden nur Innereien ins Feuer geworfen, den Rest nahm man zum Verzehr. (300 Ochsen) Auch Doping war bereits ein vertrautes Mittel in der Antike. Man nahm gehackte Stierhoden- Androgene zur Leistungssteigerung. Die letzten vier Wochen vor den Spielen mußten die Athleten zusammen in Elis (Olympisches Dorf der antike 50 km vor Olympia) trainieren, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Danach erfolgte der gemeinsame Marsch nach Olympia. Eidlich zu bestätigende Pflichttrainingszeiten (10 Monate) waren einzuhalten; dies war schwierig, da teilweise monatelange Anreisen. Außerdem beschränkte dies die Spiele auf die Wohlhabenden, da nur diese Zeit zum Training hatten. Zuerst gab es 9 späte 12 Oberkampfrichter, die Hellanodiken. Nur freie Griechen von unterhalb Roms bis zum Schwarzen Meer waren zu den Wettkämpfen zugelassen (keine Barbaros= Fremde oder Unfreie) Ab 720 v. Chr. lief man in Olympia nackt, eine Sitte, die sich allmählich auf alle anderen Festorte und den gesamten Trainings- und Wettkampfbetrieb übertrug. Frauen waren es nicht erlaubt, bei den Spielen dabei zu sein. In Olympia war es verheirateten Frauen sogar bei Androhung der Todesstrafe verboten, zuzuschauen. Eine Ausnahme gab es allerdings: Bei den hippischen Spielen war der Sieger nicht der Jockey selber, sondern der Gutsbesitzer. Reiche Frauen beteiligten sich als Besitzer der Gespanne oder Pferden hin und wieder bei den antiken Festspielen und wurden auf diese Weise sogar Olympiasieger. Der Sieger bekam einen Siegerkranz der vom Olivenbaum in Olympia mit einer goldenen Sichel abgeschnitten wurde. Der Olivenbaum bedeutete für die Griechen Leben und Wohlstand. Bei den panhellenischen Spielen wurden nur symbolische Preise vergeben, die meistens Gott-bezogen waren. Bei anderen Spielen wurden immer Geldpreise ausgesetzt, die sehr hoch ausfielen. Die Straf- und Weihetafeln, die in den Sportstätten aufgestellt wurden sind heute eine wichtige Quelle zur Ermittlung der Olympiateilnehmer. In den ersten 150 Jahren kamen 70% der Sieger der OS aus Sparta (spartanisches Ideal= lieber untergehen als fliehen), später wurde die Dominanz von Athen übernommen. In den ersten Jahrhunderten kamen 81 Olympiasieger aus Sparta, nur 46 aus anderen Stadtstaaten. Die Spartaner, als letzte mit dem dorischen Stamm aus dem Norden in den Peleponnes eingewandert, hatten am frühesten erkannt, daß Körperzucht eng mit dem Staatsleben und der Wehrhaftigkeit zusammenhängt. Später wurde ein Kampfverbot in Sparta verhängt, weil die Aufgabe im Kampf nicht mit dem spartanischen Ehrgefühl vereinbar war. Die Spiele waren wie es in dieser Zeit üblich war von vielen kultischen Handlungen begleitet. Die Teilnehmer waren in Gedanken unsterblich und die Sieger wurden vom Dichter Pinder in feierlichen Gedichten festgehalten. Die Zeusstatue in Olympia galt als ein Weltwunder in der Antike. Als gesonderte Veranstaltungen sind für Olympia im Rahmen von Festen zu Ehren der Göttin Hera (héraia) auch Wettläufe von Frauen und Mädchen belegt. Sie werden als Restformen der mykenischen Fruchtbarkeitskulte (Hochzeitsläufe) interpretiert. Die Wettkampfstätte wart im Quadrat um den Zeustempel angelegt. Alle Anlagen, die nicht zu den Wettkämpfen gehörten waren außerhalb. (z.B. Palästra/ Trainingsort) Palästra: Innenraum war Trainingsort, Säulenhalle außenrum für geistiges Training Im Jahr 393 n. Chr. wurden die Olympischen Spiele unter Theodosius I als heidnischer Kult verboten. Das Stadion in Olympia wurde im Jahr 1961 von deutschen Forschern ausgegraben. Deutsche Forscher, weil die Deutschen die Funde immer im Ursprungsland ließen und nur Abgüsse der Originale machten. Die Pytischen Spiele (nach der Priesterin Pytia) fanden seit 586 v. Chr. alle 4 Jahre, von Priestern organisiert, zu Ehren Apollos in Delphi statt. Die musischen Wettbewerbe standen im Mittelpunkt und die Sieger wurden mit einem Lorbeerkranz oder mit einem Palmenzweig geehrt. Das damalige Schönheitsideal lautete Kalokagathia, was soviel wie „Schön und gut“ bedeutet. Dabei sollte das Äußere ein Spiegelbild des Inneren sein. Es war ein ganzheitliches Erziehungsideal. Die Spiele von Isthmia wurden seit 580 v. Chr. zu Ehren von Poseidon von den Korinthern alle 2 Jahre veranstaltet. Diese Spiele waren so berühmt, daß sie 196 v. Chr. von den Römern zur Verkündung der griechischen Freiheitserklärung genutzt wurden (von Plutarch beschrieben). Es fanden u.a. Wettbewerbe in Musik, Rezitation und Malerei statt. Bei Ausgrabungen fand man Startvorrichtungen; eine Stange wurde von 2 Balken gehalten, ließ man die Stange fallen, erfolgte der Start – Hyplexschlag genannt. Der Sieger bekam einen Selleriestrauch oder Kranz aus Fichte . Die Spiele von Nemea fanden seit 573 v. Chr. alle 2 Jahre statt und waren hauptsächlich athletisch orientiert; später waren vereinzelte musische Wettkämpfe vorhanden. 2000 Jahre lang blieb das Stadion, das Schwimmbad und weitere Gebäude unter der Erde verborgen. Bei den Ausgrabungen fand man dann Laufbahnen mit 162m Länge und Wasserrinnen am Rand. Der Sieger der nemeanischen wurde mit einem Epischkraut- Kranz geehrt. Die panhellenischen Spiele waren also frei von materiellen Preisen, bei den anderen Spielen gab es teure Preise (z.B. in Athen 50 Krüge Öl). Dies unterschied die sog. Kranz- Agone von Preis- Agonen. Die Sieger der panhellenischen Spiele wurden ihre Siege jedoch durch freies Essen, Theaterplätze und Ehrensitze im Senat der Heimatstadt vergolten. Ein Wettkämpfer, dem es gelang, bei allen 4 großen Veranstaltungen, die den sogenannten Periodos (griech.: Umlauf) bildeten, zu siegen, erwarb den begehrten Titel eines Periodoniken. Wichtig war die Zahl 5! Es gab den Fünfkampf, 5 Versuche bei Speer etc. und 5 Runden beim Faustkampf. Verschiedene Disziplinen: Wettlauf: Die Startpositionen wurden ausgelost. Vor und Endläufe fanden statt und es wurde aus einer Startvorrichtung heraus gestartet. Bei einem Fehlstart bekam man Peitschenhiebe. Der Ablauf erfolgte aus dem Stand von einer eingelassenen, durch Säulen unterteilten Steinschwelle, die für jeden Läufer etwa 1,20 m Raum ließ und mit zwei ausgehauenen Start- Rillen für die Füße versehen war. In Olympia weist die OstAblaufschwelle 20 Startplätze auf. Vasenbilder zeigen den Startenden auf dieser Schwelle mit enger Fußstellung, entsprechend dem Rillenabstand, und leicht vorgebeugter, gespannter Haltung. Auch die gegenüber liegende Seite der Laufbahn hatte die durchgehende Steinschwelle als Ziel für den Stadionlauf, als Start für den Doppellauf und als Wendepunkt für den Langlauf. Startsignale gaben die Trompeter, Diskus: (diskobolia) Der Diskuswurf war wohl ein Standwurf mit einem zwischen 1,5kg und 4 kg schweren Wurfgerät. Jeder hatte 5 Versuche. Weiten von 28-30m sind überliefert. Disken wurden auch als Schreibtafel für Vertragstexte genutzt (Gravur) und als Anerkennung mit ins Grab gegeben. Speer: (akontismos) Das Gerät war nicht genormt. Länge und Dicke waren unterschiedlich. Um den Speer wurde eine Lederschlaufe (Ankyle) gewickelt, die sich beim Abwurf abrollte und dem Speer einen Drehimpuls übertrug, der zu einer besserer Flugeigenschaft führte. Weiten um 45m sind überliefert. Der Speer wurde beim Anlauf über dem Kppf gehalten, vor Abwurf runtergenommen. Weitsprung: (griech.:Halma) Der antike Weitsprung war wohl ein beidbeiniger Fünferhopp. Weiten von 16.40m und 16.80m sind überliefert. Auf Vasenbildern aus dem 6.+5. Jahrhundert v.Chr. sind Springer in der Absprung und Landephase zu sehen ,die Flugphase ist nicht zu sehen. Gewichte („Halteren“) wurden beim Weitsprung in den Händen gehalten. Das Gewicht schwankte zwischen 1 und 4,6 kg. Über den Gebrauch von Halteren gibt es verschiedene Meinungen. Harald Schmid geht in seiner Doktorarbeit davon aus, daß die Haltere beim Training zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit genommen wurde. Da aber Halteren auf vielen Vasenbildern zu finden sind, wurde sie wahrscheinlich auch im Wettkampf benutzt. Ziel der Halteren war es : a) einen höheren Körperschwerpunkt zu erlangen b) KSP weiter nach vorn zu verlagern c) Beschleunigungsstoß zu erzeugen d) Günstigere Landestellung zu erreichen e) Erhöhte Anfangskraft Vor dem Versuch mußten die Sportler den Boden auf einer Länge von 50 Fuß aufrauhen (das Skamma), da es keine Sandgruben gab. Pentathlon: Der antike Fünfkampf bestehend aus Diskuswurf, Speerwurf, Weitsprung, Stadionlauf und Faustkampf. Wie der Sieger ermittelt wurde können wir nur vermuten. Der Sporthistoriker Ebert geht von einem Dreifach- Relativ- Sieg (Platzziffernsystem) aus. Jeder Athlet, der gegen ein und denselben Athleten dreimal eine schlechtere Plazierung aufwies, mußte ausscheiden. Wenn der Sieger aufgrund dieses Vergleichs nicht schon nach der dritten oder vierten Disziplin feststand, entschied der abschließende Ringkampf. Moderner Fünfkampf erst wieder ab 1912 Stockholm. Coubertin führte Fünfkampf wegen ganzheitlicher Erziehung/ idealtypischem Athleten wieder ein. Ringkampf: (griech.: Pale) Dies war der klassische griechische Ringkampf mit Griffen am ganzen Körper und ohne Gewichtslimit und Zeitbegrenzung. Pale wurde in der Palästra gelehrt und gehörte seit 708 v. Chr. zu den Olympische Disziplinen. Es handelte sich um einen reinen Standkampf. Wer dreimal den Boden berührte, hatte verloren. Der erfolgreichste Ringer des Altertums und unerreichtes Vorbild des Athleten war Milon von Kroton, 540-516 v. Chr. 7mal hintereinander in Olympia siegte und bei den anderen panhellenischen Spielen weitere 27 Kränze errang. Boxen: (griech.: Pygmachia) Das antike Boxen war ein Kampf bis zum K.O. oder der Aufgabe des Gegners. Oft kam es auch zum sog. „staublosen“ Sieg durch Rücktritt eines oder aller Kontrahenten unmittelbar vor dem Kampf. Die Kämpfer wickelten sich 3m lange Riemen aus Ochsenhaut um Finger, Handgelenk und Unterarm, auf die später zum Zwecke der Schlagverstärkung Lederstücke und Eisenstücke aufgesetzt wurden. (Brutalisierung) Pankration: Der griechische Allkampf enthielt Elemente des Boxens und Ringens. Es begann als Standkampf, wurde aber meistens am Boden weitergeführt. Vor allem durch schmerzhafte Würge- , Dreh- und Klammergriffe versuchte man, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Denn nur auf diese Art wurde der Kampf beendet. Griffe in Ajugen un Weichteile waren verboten. Warum starben die Spiele der Antike aus ??? 1) 2) 3) 4) 5) 6) Christentum kam auf Zuwendung zu monotheistischen Religionen Abwendung von polytheistischen Religionen Ökonomische Krise Sinkendes Gemeinschaftsgefühl (an Zeus hat man nicht mehr geglaubt, die Tempel waren zerstört) Naturkatastrophen Verflachung des Ehrgeizes Niedergang des griechischen Reichs/ Übermacht der Römer Kulturmorphologischer Verfall schleichender Verfall eines ehemals hoch angesehenen Kulturdenkmals Einfall fremder Stämme Alle 6 Faktoren hatten ein und die selbe Sache zur Folge, nämlich den Verfall der antiken Olympischen Spiele. Olympia wurde zerstört und eine Völkerwanderung setzte ein. Dennoch existieren hunderte von Schriften, welche die Olympischen Spiele beweisen. Philostratos schrieb über die antiken Trainingsmethoden. Im 3. Jh. N. Chr. wurde bestimmt, wie ein Athlet in einer bestimmten Disziplin auszusehen hatte. (geschwungenes Knie, Form der Handwurzelknochen, breite Schultern, starker Reiz für den Geschlechtstrieb) Heute gilt Olympia und die Olympischen Spiele als Synonym für die antiken, griechischen Sportspiele. Ihre Wiedergeburt feierten die OS mit der Erfindung des Buchdrucks. Somit wurden sie wieder Publik gemacht. In der Zeit der Humanisten wurden die ersten Sportbücher veröffentlicht. (1549—Buch mit Aufzeichnungen vom römischen und griechischen Sport) Untergang der Olympischen Spiele nach Ingomar Weiler 1. religiös-historische Interpretation: Aufstieg des Christentums, Zuwendung zu neuen philosophischen Bewegungen (OS heidnisches Fest) 2. sozioökonomische Erklärung: ökonomische Kriese in Olympia Professionalisierung (und damit Brutalisierung) des Sports 3. wissenschaftliche Erklärung: sinken des Gemeinschaftsgefühls, Naturkatastrophen, physische Degeneration der Griechen 4. politische Erklärung: Niedergang der griechischen Polis, Eroberung durch die Römer 5. kulturmorphologische Interpretation: Schleichender Verfall, dessen Beginn in der hellenistischen Periode liegt und der in einer zweiten Phase während der späten römischen Kaiserzeit weitergeht 6. Erklärung, die auf fremden Einfluss basiert: Einfluss der Völkerwanderung Leibesübungen der Römer Die Ausrichtung der Erziehung auf das Militärwesen bestimmte auch Inhalt und Ziele der altrömischen Leibeserziehung. Die Leibeserziehung sollte all jene physischen und psychischen Eigenschaften entwickeln, die für den Kriegsdienst wichtig waren: Mut, Entschlossenheit, Härte, Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit im Reiten und im Umgang mit Waffen. An Formen sind überliefert: Laufen, Springen, Schwimmen, Reiten, Ringen, Faustkampf,, Fechten, Speerwerfen und Bogenschießen. Weil die Leibesübungen (exercitátio córporis) voll auf das Militärwesen ausgerichtet war, konnte sich daraus kein gehobenes Wettkampfwesen im Sinne der griechischen Agonistik entwickeln. Betrachtet man den Römischen Sport treten einige Probleme bei der Klassifizierung auf. Es ist nicht klar, was man als Sport einstufen kann und was nicht. Problemfelder: Tierkämpfe zählten zum Sport, jedoch mußten oft verurteilte Scherverbrecher und Sklaven zum Kampf antreten, was im Widerspruch zum Freiheitsanspruch des Sports steht; es ist also mit unserer heutigen Sportauffassung schwer zu vereinbaren. Verurteilte wurden entweder zu „ad gladium“ (Schwertkampf) oder zu „ad bestias“ (Tierkampf) verurteilt. Bei dieser Art der sportlichen Betätigung ging es um Leben und Tod. H.E. Rösch fragte sich deshalb:“ Ist das noch Sport?“ Ein sehr langer Zeitraum muß betrachtet werden (753 v. Chr. – 476 n. Chr.) Im Vergleich zum griechischen Sport ist der römische Sport vernachlässigt worden und wird niedriger bewertet. Die Quellensituation ist problematisch, da es keine Spezialquellen oder breite literarische Überlieferungen gibt; die gesamten Informationen sind in andere Bereiche verteilt. Man unterscheidet zwischen: Privater Sport Wehrsport Öffentliches Schauspiel (spectacula) Circusspiele (ludi circenses) Ballspiel Badekultur und Schwimmen Boxen und Ringen Reiten und Wagenlenken Jagd Marschieren Laufen Springen Schwimmen, Tauchen Fechte, Speerwurf Reiten Ringen und Boxen Wettlauf Boxen Ringen Desultoren (u.a. militärische Demonstrationen ) Wagenrennen venationes(Tierspiele) mumus gladiatorium (Gladiatorenkämpfe) Die Gladiatorenkämpfe hatten ihren Ursprung im Totenkult. Die größte Zahl der Gladiatoren bestand aus Kriegsgefangenen, Sklaven und Verurteilten (ad gladium), jedoch gab es auch Freiwillige, die sich zu den Gladiatorenkämpfen meldeten. Es gab verschiedenen Arten der Gladiatoren: Samniten: Bewaffnet mit Kurzschwert und großem Schild Traker: Bewaffnet mit trakischem Krummschwert, Körperschutz und verschiedenen anderen Waffen Sekutoren: Bewaffnet mit einem Schwert und einem Visierhelm Retisarier: Bewaffnet mit Dreizack, Dolch und Netz, trug aber keine Rüstung Der im ausgehenden 6. Jahrhundert in Rom entstandene Circus Maximus faßte 200000 Zuschauer. Die Bahn für Wagenrennen war 600 m lang und 120 m breit. Eine 250 m lange Mauer in der Mitte (spina) trennte die Bahnen ab, so daß in einem Rennen sieben Runden gefahren wurden (a 1200 m). An einem Rennen nahmen weniger Wagen als bei den Griechen teil; charakteristisch war die Einteilung in Parteien (weiß, rot, blau, grün), die mit heutigen Mannschaften vergleichbar sind und eine ähnliche Fangemeinde hatte wie heutige Fußballmannschaften. Meistens wurden die Wagenrennen mit Quadrigen (Viergespann) ausgetragen; es gab aber auch Rennen mit bis zu Zehngespännern. In Rom wurden Grabinschriften berühmter Wagenlenker gefunden, die belegen, für welches Team dieser gefahren ist und wieviel Geld er mit dem Fahren dieser Wagen verdient hat. Gute Wagenlenker verdienten bis zu 60000 Sesterzen für einen Sieg, wobei der durchschnittliche Tagesverdienst bei 5 Sesterzen lag. Die Spiele hatte man zunächst nur bei besonderen Anlässen veranstaltet, z.B. bei Götterfeiern oder bei der Rückkehr eines siegreichen Heeres. Von 336 v.Chr. an wurden sie dann als ludi romani zu einer festen, sich jährlich wiederholenden Einrichtung. 65 Tage im Jahr waren für Schauspiele freigehalten, weiterhin gab es 13 Circusspiele jährlich (später mehr). Die Spiele der Römer waren nicht Ausdruck einer allgemein im Volk verbreiteten Agonistik. Sie waren spectacula, also Schauspiele, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Akteure wurden hervorragende Spezialisten gewonnen, zumeist Angehörige fremder Völkerschaften oder Stämme. Im Rahmen der Hellenisierung des westlichen Mittelmeerraums kam es ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. auch zur Begegnung des Römertums mit der hellenistischen Agonistik. Der erste Auftritt griechischer Athleten in Rom wird auf das Jahr 186 v.Chr. datiert. In der Folge wurden immer wieder Spiele nach dem Muster hellenistischer Agone veranstaltet. So hatte z.B. Sulla 80 v.Chr. alle bedeutenden Athleten seiner Zeit nach Rom eingeladen, so daß die Olympische Spiele dieses Jahr entfallen mußten. Insgesamt aber konnten sich die hellenistischen Agone im Westen nicht durchsetzen. Es fehlte ihnen an Tradition und sie waren vor allem nicht spektakulär genug. Leibesübungen und Sport der Germanen Bei der zeitlichen und räumlichen Einordnung gibt es Probleme. Außerdem ist die theoretische Erörterung aufgrund der einseitigen Sicht der Römische Schriften schwierig. Berno Wischmann setzt sich in seinem Buch „Sport und Leibesübungen der Germanen“ mit der Thematik auseinander. Der römische Kaiser Tacitus beschäftigte sich ebenfalls mit den Germanen, wobei er die einzelnen Stämme betrachtete und nicht wie sein Vorgänger Caesar die Germanen pauschal als Barbaren bezeichnete. Die Germanen gelten im allgemeinen als gewalttätiges und ungeschliffenes Volk. Sie waren ein Bauernvolk, das fern einer Hochkultur war. Von 1500- 500 v. Chr. besiedelten die Germanen die Gebiete Skandinaviens ( Schleswig Holstein, Südschweden) und eventuell auch Gebiete in Niedersachsen. Um Christi Geburt lebten sie bis nordöstlich des Limes und um 400 n. Chr. hatten sie sich bis zum Alpengebiet ausgebreitet. Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die Germanenstämme „Juten“, „Angeln“ und „Sachsen“ die britischen Inseln. Das Ende der germanischen Epoche ist regional bedingt; je enger der Kontakt mit den Römern war, desto wurden die eigenen Kulturen aufgegeben. Dies geschah zwischen dem 4. und dem 11. Jahrhundert. Die letzten Germanen lebten auf Island. Über den Sport bei den Germanen gibt es 4 verschiedene Quellengebiete: 1) 2) 3) 4) Dingliche Quellen: Gräber, Boote und Steine mit Abbildungen (Ostseeraum) Berichte der Römer um Christi Geburt Heldenepen aus der Wanderzeit (Niebelungenlied) Nordische Literatur (Edda, Bauerngeschichten Islands) Als Beispiel für den zweiten Quellenbereich kann man Tacitus ansprechen, der von Tänzen mit Schwertern und Wettschwimmen im Rhein berichtete. Der dritte Quellenbereich schließt nur Rittersagen ein; man erhält also kein Bild von den einfachen Bauern. Im vierten Quellenbereich werden Tänze von Männern und Frauen beschrieben, oder Ringkämpfe, die immer zwischen zwei Männern ausgetragen wurden. Manneswürdige Beschäftigungen waren allein Kampf und Jagd ; die hierfür erforderlichen körperlichen Eigenschaften mußten schon in frühster Jugend geübt werden: Werfen, Laufen, Springen, Reiten, Schwimmen und Fechten sind in römischen Quellen belegt. Gerwurf, Steinstoßen, Springen, Wettlauf und Ringen gehörten zu den Übungen, die auch Erwachsene nicht verschmähten. Leibesübungen, Wettspiele und Männerproben gehörten zur Ausbildung des Kriegers. Als ursprüngliche Wesensart des germanischen Menschen werden von uns bei Betrachtung ähnlicher und gleicher Lebensäußerungen erkannt: Mutiges Verhalten bei Erprobung der Kräfte, ehrenhaftes Handeln beim Wettstreit, treues Zusammenstehen in der Spiel- und Wettkampfgemeinschaft. Sie sind sittliche Grundlagen deutscher Leibeserziehung geworden. Trotz äußerst unterschiedlicher zeitlicher und räumlicher Vorgaben lassen sich jedoch für die Germanen aus Quellen gewisse gemeinsame sportliche Verhaltensweisen ableiten: So hatte schon vor Beginn der Wanderzeit in der breiten Schicht der freien Bauernkrieger die körperliche Ertüchtigung der Jugendinsbesondere der männlichen- eine große Bedeutung. Diese körperliche Ertüchtigung stand im Dienste der Wehrhaftmachung und der Bewältigung der meist recht harten Umweltbedingungen. Erziehungsziele waren Härte und Mut, Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen und anderen Geräten. Überliefert sind Übungen im Laufen, Springen, Schwimmen, Tauchen, Speerwerfen, Streitaxtwerfen, Steinstoßen, Bogenschießen, Ringen, Wagenfahren, Reiten und Schwertfechten. Die körperliche Ertüchtigung war somit bei den germanischen Völkern der Vorwanderzeit in erster Linie zweckgebunden. Sportliche Leistungen wie ein Sprung über ein Pferd oder ein gestreckter Salto auf einem Schiffsdeck galten als heldenhafte Taten. Besonders der Ritterstand übte sich in sportlichen Wettkämpfen. Die in Sagen, Epen und von römischen Zeitgenossen zum Teil idealisierten Leibesübungen der Germanen standen im Dienste der Wehrhaftigkeit, der Behendigkeit und der Kampfvorbereitung der adeligen Führungsschicht. Die nordgermanischen Stämme übten den Skilauf. Verbreitet waren eine Vorstufe des Schlagballspiels und Steinzielstoßen. Akrobatik und Turnübungen wurden für das Frühjahr geübt, um damit Fahrten- und Ernteglück zu erbitten; im Herbst wurde dies als Dank wiederholt. Leibesübungen bildeten ein Vorrecht der Freien und trugen bis ins Mittelalter religiös- kultische Züge. Die Bauern hatten keine Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen. Körperliche Tätigkeiten: 1) Bewegungsaktivitäten zur Bewältigung von Lebenssituationen (Nutz- und Jagdfunktion) 2) Leibesübungen, die sich aus 1) aussonderten (mit Speer trainieren, um besser zu jagen) Hier erkennt man einen neuen Gedanken, nämlich den Vergleichskampf 3) Leibesübungen ohne Zusammenhang mit 1), die dem reinen Vergnügen dienten. . Sport im Mittelalter Der Sport im Bereich des Mittelalters muß in zwei Bereiche unterteilt werden: bäuerliche Leibesübungen, wie Tänze, laufen, springen, werfen und Kegelspiele (bürgerlicher Sport) ritterliche Leibesübungen, vor allem auf gegenseitigen Wettstreit ausgerichtet. (Höfischer Sport und Sport der Adeligen) In der Erziehung schalteten sich die Mönche der vielerlei Orden ein durch religiöse Unterweisung der Jugend. Ein nicht geringer Teil der Jugend ging in Klosterschulen. Gottfried von Straßburg erklärte in seinem Tristan, daß Ritterschaft , wie man sagt, immer von Kindheit an ihren Anfang nehmen muß, da sie sonst selten erreicht wird. So wird der geistig ausgerichteten mönchischen Erziehung nach den „sieben freien Künsten“ im Ritterspiegel eine geordnete körperliche Ertüchtigung mit „sieben Behendigkeiten“ gegenübergestellt: Reiten, Schwimmen, Schießen, Klettern, Turnieren und Tjostieren, Ringen und Fechten, Hofieren. Der Ritterstand allein erstrebte bewußt durch regelmäßige Leibesübung körperliche Überlegenheit als Grundlage der Höherwertigkeit. Die Grundformen der Leibesübungen, wie Laufen, Werfen, Springen, Ringen und Schwimmen, lassen sich im gesamten Volk bis ins 16. Jahrhundert verfolgen, sind aber zunehmend im Absinken begriffen. Zum Absinken des Bauernstandes trug wesentlich der Verlust der Wehrfähigkeit bei. Der Wettstreit im Lauf, Wurf und Sprung diente der Zerstreuung und dem Vergnügen, die Voraussetzung bewußter körperlicher Ertüchtigung fehlte. Die Ritterspiele waren vom 12. Bis 15. Jahrhundert große höfische Feste, zu denen auch die fahrenden Leute angezogen wurden. Wie die höfische Kultur insgesamt, so war auch das Turnierwesen in Frankreich entstanden. Dort hatte es sich bereits im 11. Jahrhundert als ludi gallici aus den manöverartigen Reiterkämpfen des gallogermanischen Kriegsvolks entwickelt. Im deutschen Raum fanden größere Turniere erst ab 1127 n.Chr. statt. Sie entfalteten sich in der Stauferzeit (1138-1268 n.Chr.) zur vollen Blüte. Die Söhne wohlhabender Familien wurden dafür an Ritterakademien ausgebildet. Ein Ritterturnier war ein Schaukampf der Ritter und Edlen zu Ehren der edlen Damen, um deren Gunst man warb. In einem handschriftlichen Fechtbuch aus Augsburg vom Jahre 1523 ist zu lesen: „Die Steinstoßen, Stangenschieben, Fechten und Ringen, Tanzen und Springen, Stechen und Turnieren: Damit soll man schöne Frauen hofieren.“ Zuerst wurden die Ritterturniere vom Herrscher ausgeschrieben. Später wurden die Turniere von den Patriziern ausgeschrieben, die auch spezielle Turniere für die Zünfte ausschrieben. Der Vogt war der Turnierleiter und sorgte für den geregelten Ablauf. Die Bauern persiflierten das Rittertum, indem sie mit stumpfen Schwertern und Bienenkörben als Kopfschutz gegeneinander antraten. Bereits 1532 erschien die erste „Fachliteratur“. Es war das Rüxner Turnierbuch (Simmern 1532) Es war eine Art Almanach und beschrieb 36 (jährlich ausgetragene) Turniere zwischen 938 und 1487 n. Chr. Auf über 100 Seiten wurde in diesem Buch über Ritterspiele geschrieben. In der Staufenzeit fand 1184 das berühmte Mainzer Hoffest statt. Anläßlich des Ritterschlags des ersten Sohns von Friedrich Babarossa, fand das größte überlieferte Ritterturnier des Mittelalters statt. 40 000 Zuschauer uns 1 000 Teilnehmer hatten sich auf der Maraue zusammengefunden, wurden allerdings durch heftige Regenschauer zum Abbruch gezwungen. Der Buhurt war ein Gruppenkampf. Dabei standen sich häufig weit mehr als hundert Ritter paarweise gegenüber. Sogenannte Prügelknechte brachten bei Lanzenbruch Nachschub. Es wurde mit stumpfen Waffen gekämpft, zunächst zu Pferd und anschließend zu Fuß. Unter Beweis zu stellen waren geschicktes Manövrieren des Pferdes und souveräne Handhabung von Lanze und Schwert. Tjost nannte man den bewaffneten Kampf zweier Ritter zu Pferde mit abgestumpften Lanzen und vom Pferd aus auf einen am Boden liegenden Gegner wurde als Sauhieb bezeichnet. Fairneß wurde gleichgesetzt mit Chancengleichheit und somit war es unehrenhaft, einen gerade vom Pferd gestoßenen Konkurrenten weiter vom Pferd aus zu bekämpfen und mußte absteigen und den Kampf nun wieder mit gleichen Voraussetzungen aufzunehmen. Schon damals fand eine systematische Vorbereitung auf die Turniere statt. Grundfertigkeiten wie werfen, laufen, springen und schwimmen wurden immer trainiert. Außerdem erschien einen Zeitschrift namens „Ritterspiegel“. Wie aus dem Turnierbuch von Rüxner (Simmern, 1532) zu entnehmen ist, fanden in Deutschland an 60 verschiedenen Orten Turniere in regelmäßigen Abständen statt. Unerläßliche Voraussetzung für die Teilnahme an einem Turnier war der Nachweis der adligen Abstammung. 1475 wurde die Uni Mainz von den Jesuiten gegründet, aufgebaut und geleitet. Die Jesuiten gelten allgemein als positives Beispiel für die Einführung der Leibesübungen an der Schulen. Eine körperliche Erziehung und die Hygiene standen als oberstes Gebot, außerdem war man der Meinung, daß nicht mehr als drei Lehrstunden aufeinander folgen sollten. Der Donnerstag war Schulfrei und wurde zum Sport treiben und zur Freizeitgestaltung genutzt. Im Ballhaus in Mainz wurde Tennis gespielt. Martin Luther sprach bei seinen Tischreden von den Leibesübungen als Ausgleich zum Geistlichen, da der Mensch sich mit Fechten, Ringen und Springen die Gesundheit erhalte und sich feine, geschickte Gliedmaßen am Leibe schaffe. Voltaire tritt für eine gleichberechtigte Möglichkeit zur Ausbildung eines jeden Menschen ein. Seiner Meinung nach bestimmt die Vernunft den Menschen. Die Erziehbarkeit liegt nicht im Sinne des Standes, sondern in seiner angeborenen Fähigkeiten. Alle Menschen sind gleich und gut ! Rousseau stellt die Forderung nach der fühlenden Seele. Gefühlskomponente muß herausgestellt werden. Erziehung: kindgemäß, spielerisch, selbsttätig und lebenspraktisch Körper wird wichtiger: Einheit von Leib, Seele und Geist In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam auch die Leibestüchtigkeit der Städter zum Erliegen. Eine neue Umschichtung geistiger Art trat ein, politische und wirtschaftliche Gründe trugen zur Wandlung bei, dem Erlahmen deutscher Volkskraft. Der Sport im Humanismus(1400-1600) Der Humanismus brachte eine Reihe grundlegender Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des Sports: Die Freude an der Welt schloß auch die Bejahung des Leiblichen mit ein. Schönheit, Gesundheit und körperliche Tüchtigkeit wurden als wertvolle Güter anerkannt. Die Begegnung mit dem antiken Geiste hat auch zur Konfrontation mit griechischen Gymnastik und den römischen Leibesübungen geführt. Einschlägige Schriften des Altertums wurden gesammelt und ausgewertet. Berühmt wurde in diesem Zusammenhang das sechsbändige Kompendium „De arte gymnastica“ (1569) des italienischen Arztes Hieronymus Mercurialis. Es erschien in 30 Auflagen und kann als das erste große Sportbuch angesehen werden. Die Humanisten sahen den Menschen als individuelle Persönlichkeit. Damit fanden sie auch Verständnis für die altersspezifische Eigenart der einzelnen kindlichen Entwicklungsstufen. Bewegungsdrang, Spieltrieb und Erholungsbedürfnis waren von nun an wichtige pädagogische Aspekte. Die meisten Humanisten begründeten körperliche Übungen- ganz im Sinne der hellenistischen Auffassung- mit dem Nutzen für Gesundheit, Entspannung und Erholung. Während Turniere mittlerweile auch beim städtischen Patriziat aus der Mode kamen, erfreuten sich Fecht- und Schützenwesen weiterhin größter Beliebtheit. Die Bedeutung des Fechtens im 16. Jahrhundert wird durch eine Flut von Fechtbüchern dokumentiert. Immer häufiger begegnete man im Rahmen von Bürgerfesten sportlichen Wettkämpfen. Überliefert sind Wettbewerbe u.a. im Laufen, Springen, Stoßen, Werfen, Rudern und Reiten. Häufig wurden sie in Spielformen gekleidet. Nicht selten beteiligten sich daran auch Frauen. Diverse Spiel- Sportarten entstanden in ganz Europa. Das sogenannte Paume-Spiel (Tennez-Spiel) erfreute sich unglaublich Beliebtheit. Aus Italien kam Pallone, ein unserem Faustball ähnlichen Rückschlagspiel. In England waren zu dieser Zeit neben dem in vielen Variationen beliebten Fußballspiel zumindest in rudimentären Formen bereits Golf, Hockey und Cricket bekannt. In Deutschland entstanden ab der Mitte des 16. Jahrhunderts, vor allem in Residenz- und Universitätsstädten, Ballhäuser nach französischem Muster. Im Humanismus entwickelte sich die Meinung, daß , wenn der Körper vernachlässigt würde, dann müsse auch die Ausbildung des Geistes Einbußen erleiden, eine These, die aus der Antike stammt. Das Harmonie- Ideal, wie es Plato vertrat, war wieder lebendig geworden und verschwand als grundsätzliche Forderung nicht mehr, um seiner praktischen Umsetzung zu harren. Sport im Zeitalter des Absolutismus (1600-1800) Die absolutistische Adelsgesellschaft hat auch ein spezifisches Leitbild entwickelt. Das Ideal der humanistische Gelehrsamkeit wurde nun vom Idealbild des höfischen Weltmannes, des „galant homme“ abgelöst. Die Ansprüche des neuen Leitbildes gingen in zweierlei Richtung: Von einem gebildeten Menschen wurden staatspolitisch oder wirtschaftlich wertvolle Leistungen erwartet. Zum anderen mußte ein gebildeter Mensch- dies galt auch für Damen- den Anforderungen des gehobenen aristokratische Lebens gerecht werden. Gefragt waren Eleganz sowie sichere Beherrschung der Etikette und der höfische Geselligkeitssformen. Dazu gehörten vor allem Reiten, PaumeSpiel, Tanz, Instrumentalmusik und für die Herren auch das Fechten. Da das traditionelle Schulwesen nicht in der Lage war , die speziellen Bedürfnisse der absolutistischen Adelsgesellschaft abzudecken, kam es in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in allen absolutistischen Staaten nach französischem Vorbild zur Gründung spezieller Ausbildungsstätten für den Adel. Sie wurden als Ritterakademien bezeichnet. Das Programm der Ritterakademien war eindeutig auf die Bedürfnisse der aristokratischen Gesellschaft ausgerichtet. Trotz gleicher Ziele wiesen die Lerninhalte der einzelnen Akademien erhebliche Unterschiede auf. Insgesamt lassen sich folgende Schwerpunkte erkenne: Wissensbildung Ritterliches Exerzieren Galante Erziehung Moderne Sprache Staatslehre, Geschichte Wirtschaftskunde Festungsbau Mathematik Geographie Reiten Fechten, Voltigieren Paume-Spiel Exerzieren Schwimmen Allgem. Bewegungsschulung Etikette Galante Umgangsformen Tanz Instrumentalmusik Der Fächerkatalog der Ritterakademien zeigte ein breites Spektrum an körperlichen Exerzitien. Das Reiten war sowohl eine notwendige Voraussetzung für den Offiziersdienst als auch unverzichtbarer Bestandteil des aristokratischen Alltags. Selbst von den Damen wurden reiterliche Fertigkeiten erwartet. Zum selbstverständlichen Repertoire eines Offiziers gehörte das Fechten. Gefochten wurde mit leichten Waffen ( Degen, Florett). Für Abwehr- und Angriffsaktionen gab es feste Haltungsvorschriften. Diesem Haltungsprinzip begegnet man auch beim Voltigieren. Ziel des Voltigierens war die Vermittlung von Gewandtheit und Bewegungseleganz. Neben dem Voltigieren gab es noch eine Reihe von allgemein bewegungsbildenden Übungsformen. Zur Steigerung des Effekts wurden spezielle Geräte konstruiert. So diente z.B. ein Balancebalken der Gleichgewichtsschulung, und für Kletterübungen wurde ein Gerüst mit Leitern, Stangen und Tauen entwickelt. Eine umfassende Bedeutung wurde der Tanzkunst zugesprochen. Wichtige Kennzeichen des Sportunterrichts waren: Regelmäßigkeit, Systematik und erste Ansätze eines methodischen Lehrverfahrens Tendenz zur Ästhetisierung der Bewegung Planmäßiger Einsatz von spezialisierten Lehrkräften Verwendung von Hilfsgeräten im Rahmen bewegungsbildender Übungen. Die Ritterakademien blieben aufgrund ihrer Exklusivität zwar ohne Breitenwirkung, in unterrichtlicher Hinsicht aber vermittelten sie wichtige neue Ansätze. Sport in der Renaissance Die Leibesübungen erhielten durch die Renaissance und den italienischen Humanismus neue Anregungen. Im antiken Vorbild entdeckte man wieder die griechische Gymnastik und Agonistik. Diese Reformpädagogik hat jedoch die Praxis der allgemeinen Erziehung in Deutschland kaum beeinflußt. Eine lebensnahe Erziehung mit Leibeserziehung wie in den englischen Schulen der Oberschicht gab es in Deutschland kaum. Leibesübungen wurden zum Vergnügen der besseren Stände: Billard, Golf, Jeu de Paume, Fechten, Voltigieren, Gymnastik. Sport in der Zeit der Aufklärung Neuen Aufschwung brachte die Aufklärung, besonders die pädagogischen Ideen von J.-J. Rousseau, der körperliche Kräftigung, freiheitliche Disziplinierung und die sozialen Tugenden des Wettkampfes betonte. Zuvor hatte J. Locke (1693) die Leibesübungen und ihre Werte für die Erziehung unterstrichen. Als oberste Leitlinie für die Leibesübungen nahm man sich: a) Freiwilligkeit b) Schutz/ Wiedererlangung der Gesundheit c) Heftigkeit Allgemein kann man sagen, daß die Vorstellungen am ritterlichen Ideal ausgerichtet wurden. Die ersten Grundgedanken dieser Ansicht findet sich im 14. Jahrhundert und hatte ihre Hauptzeit im 15. Und 16. Jahrhundert. Die wichtigsten Anhänger dieser Lehre waren Merculiaris, Camerarius, Vives (erste pädagogischen Ansätze zu erkennen, forderte als Erster auch Körperübungen für Mädchen), Luther und Zwingli. Zwingli sprach sich für Übungen im Laufen, Steinwerfen etc. zum Schutze des Vaterlandes aus. Die Philanthropen (17.-19. Jahrhundert) Philanthropismus : Bezeichnung für eine Ende des 18.Jh. aufkommende pädagogische Reformbewegung , die die Leibesübungen als integralen Bestandteil einer umfassenden Bildung und Erziehung des Menschen wieder entdeckte und neu gestaltete . Sie schafften den Übergang von Leibesübungen zu Leibeserziehung. Die Philanthropen forderten eine ganzheitliche Erziehung und somit eine Synthese aus dem Geistlichen und Körperlichen. Ein vielfältig gebildeter Körper erschien zur Verwirklichung philanthropischen Absichten unerläßlich. Die antike Gymnastik stand den Philanthropen als Vorbild vor Augen, wenn sie 5 Grundübungen zum „Dessauer Pentathlon“ zusammenstellten: Laufen, Springen, Klettern, Balancieren und Tragen. Guts Muths schrieb zum Beispiel in seinem Buch „Gymnastik für die Jugend“ folgendes : >>Durch den Körper erwerben wir alle unsere Kenntnisse, durch ihn handeln wir unentbehrlich; soll ich denn noch beweisen, daß man bei ihm den Anfang machen müsse, wenn man sich vervollkommnen will?<< Die Philanthropen ( Menschenfreunde ) gelten als Wegbereiter der neuzeitlichen Leibesübungen . Die Grundsätze der Philanthropen kamen aus der Aufklärung. 1) Perfektionieren des Menschen durch Leibesübungen, mit dem Ziel einer verbesserten Tüchtigkeit und allgemeinen Glückseligkeit. 2) Einige Philanthropen waren evangelische Theologen. Sie hatten die Hoffnung auf ein besseres Erden-dasein durch Leibesübungen. Sie suchten den Himmel auf Erden. Dies passierte im Zeichen der Neuorientierung. 3) Der „normale“ Mensch, der Durchschnittsmensch stand im Mittelpunkt. Eine Übereinstimmung mit der französischen RevolutionEgalite. 4) Rosseaus’s Bildungsidee : Die elementare Lebenskraft erhalten und Körper und Geist aufeinander abstimmen. 5) Zurück zur Natur Rosseaus(1712-1778) und John Locke(1632-1703) waren zwei bedeutende Einflüsse der Philanthropen. Locke vertrat die Meinung, daß eine vernunftgemäße Erziehung, die neben aktiver körperlicher Kräftigung das allgemeine leibliche Wohlergehen der Kinder berücksichtigte, das erstrebenswerte Ziel sei. Ebenso wie Rousseau schwebte ihm die Einzelerziehung unter bevorzugten Verhältnissen vor. Das von Locke und Rousseau entworfene Erziehungsbild war grundlegend für die Ausgestaltung der physischen Erziehung bei den Philanthropen. Erwachsen aus der Aufklärung, angelehnt an die Vorstellungen der klassischen Antike, beeinflußt durch pädagogische Theorien und medizinischer Forschungen strebte der Philanthropismus nach Vollkommenheit des Menschen und nach seiner irdischen Glückseligkeit, vertrauend auf die grundsätzliche Vernunftstruktur der Welt und auf den Fortschritt der Wissenschaft. Ein vielfältig gebildeter Körper erschien zur Verwirklichung philanthropischen Absichten unerläßlich. Man wollte den kultivierten Naturmenschen. „Gesundheit des Leibes bewirkt Heiterkeit des Geistes.“ Ziel: innerer Dualismus Gute Bildung des Körpers= Schönheit der Seele Schärfe der Sinne= Schärfe in der Denkkraft Begründer der Philanthropen war Johann Bernhard Basedow (1724-1790). Basedow schrieb sein Hauptwerk „Elementarwerk“ 1774. Er sah die Leibesübungen als pädagogischen und hygienischen Wert . Basedow gründete 1774 in Dessau das erste Philanthropinum (Musteranstalt) , welches 1794 allerdings wieder geschlossen wurde. Er war der erste Schulmann der modernen Zeit. Er lehrte von 1774-1793 in Dessau. Er entwickelte den Dessauer Graben mit seiner allmählichen Verbreitung , so daß jeder nach seinem Leistungsstand den Sprung über den Graben wagen konnte und versinnlichte den eingeschlagenen Weg vom Leichten zum Schweren. Die Philanthropen wollte statt der bisherigen strengen Arbeit des Lernens eine mühelose und freudevolle Aneignung von Kenntnissen durch Selbsttätigkeit. Sie führten ein Belohnungssystem ein. Für gute Leistungen wurde hinter die Namen der Schüler ein Kupfernagel in eine Tafel geschlagen. Nach seinem Vorbild baute Basedows Assistent Gothilf Salzmann (1744-1811) im Jahr 1784 eine neues Philanthropinum in Schnepfental nach Dessauer Vorbild mit dem Ziel gesunde, frohe, verständige und gute Menschen zu bilden. Salzmann war Theologe und somit spielte er die meisten Gedanken nur theoretisch durch und brachte sie zu Papier. Die praktische Anwendung war den anderen Mitgliedern des „Schnepfentaler Kreises“ vorbehalten.(Campe, Du Toit, Guts Muths, Carl Andre und Ludwig Lenz) Salzmanns Schriften sind heute eher unter pädagogischen Gesichtspunkten bekannt. Er forderte „täglich ein Stündchen Sport“. Salzmann schrieb in „Der Himmel auf Erden“ (1797): „Durch den Körper erlangen wir alle unsere Kenntnisse, durch ihn handeln wir; bei unserem Denken ist es unentbehrlich; soll ich denn noch beweisen, dass man bei ihm den Anfang machen müsse, wenn man sich vervollkommnen will?“ Johann Friedrich Simon (1760-1801) lehrte von 1776-77 in Dessau und baute Gymnastik in den Lehrplan ein. Peter Villaume (1746-1820) Hauptwerk: „Von der Bildung des Körpers“ Zeigte Maßnahmen der Gesundheit, Hygiene, Abhärtung, Ausgleich, Sinnesübungen (Empfindungsübungen) Johann Friedrich Christoph Guts Muths (1759-1839) war ein Mitarbeiter und der Nachfolger Salzmanns in Schnepfental. Er gilt als der „Erz- und Großvater“ des deutschen Schulturnens, der letzte und wirksamste in der Reihe der Philanthropen. Er erschuf das erste Modell einer theoretisch fundierten, methodisch durchdachten und praktisch bewährten schulischen „Körperbildung“. Seine Hauptwerke waren: 1793: Gymnastik für die Jugend ( erstes Lehrbuch der Körperkultur/ Standartwerk der Sportlehrerausbildung) im Jahr 1803 ins Englische übersetzt 1796: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes Guts Muths vertrat die Meinung , daß „Gymnastik der Gesundheit des Geistes nütze“ und so eine „ungetrübte Heiterkeit des Geistes“ entstehe. „Die Tätigkeit des Leibes ergibt die Tätigkeit des Geistes.“ Er bezeichnete Gymnastik als „Arbeit im Gewand jugendlicher Freude. Kein unedler Zeitvertreib, sondern Veredlung des Körpers.“ Guts Muths forderte den regelmäßigen Unterricht in Leibeserziehung in den Schulen . Er wollte die sogenannten Massensportspiele, wie Olympia, wieder aufleben lassen und das 100 Jahre vor der eigentlichen Wiedergeburt der Spiele der Neuzeit. Die Grundsätze die Guts Muths vertrat waren: 1) Die Gesundheit des Leibes zieht eine ungetrübte Heiterkeit des Geistes nach sich. 2) Ist der Leib eines Menschen abgehärtet dann wird seine Sinnlichkeit verbessert und dadurch besser innerlich geleitet. 3) Nur wenn Stärke und Geschick zuvor gebildet wurden , können Gefahrensituationen mit Mut gemeistert werden . 4) Durch die Tätigkeit des Körpers wird auch die Tätigkeit des Geistes gefördert. 5) Durch die Schärfung der Sinne tritt auch eine Schärfung der Denkkraft ein. 6) Leibesübungen sollten immer in Naturverbundenheit durchgeführt werden. Nach der Einteilung von Guts Muths gab es drei verschiedene Arten der Übungen: 1) Eigentliche gymnastische Übungen zur Bildung des Leibes. 2) Handarbeiten (die beinhalteten z.B. das bauen von Ski , die dann auch von den Schülern ausprobiert wurden.) 3) Gesellschaftliche Jugendspiele Die verschiedenen Übungen sollen nach Gleichartigkeit zusammengestellt werden, jedoch warnt Guts Muths auch vor Übertreibung. Die pädagogischen Handlungsgrundsätze Guts Muths: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) Kein Zwang und viel Lob Innere Differenzierung in Gruppen Keine Gymnastik vor Beendigung der Verdauung Erhitzen (Schwitzen) schadet keinem gesunden Körper Langsam beginnen, dann ständig intensiver werden Keine Übertreibung Alle Übungen sollen bei guter Haltung durchgeführt werden Bei zu zahlreicher Gesellschaft wird mit militärischem Kommando die Gruppe organisiert 9) Unterscheidung zwischen Schwächlichen und Ausdauernden 10) Die Konstitution des Zöglings ist zu kennen 10)Durch Übungen sind die schwachen Glieder des Zöglings zu stärken 11)Der Lehrer muß seine Anforderungen an den Leistungsgrad des Zöglings anpassen (Leistungsgemäßheit) Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), ein Schweizer Pädagoge, wurde der "Systematiker der Leibeserziehung“ genannt. Er strebte die körperliche Ausbildung des Menschen in der „natürlichen Erziehung“ an. Er war der Gründer verschiedener Bildungseinrichtungen. Für ihn war die Elementargymnastik wie auch einzelne Gelenkarbeit wichtig. Pestalozzi forderte „Volksschulen für alle“ und „Gymnastik in die Schulen“. Zum Ziel hatte er die Harmonie der Persönlichkeit und die Bildung des Herzens , des Körpers und des Geistes um ein neues Lebens- und Körpergefühl zu vermitteln. Hierzu benutzte er das Gliederpuppenturnen (Elementargymnastik), welches später von Adolf Spieß als Grundlage benutzt wurde. Er führte Leibesübungen in die Volksschule ein (1/2 Stunde/Woche) Pestalozzi versuchte außerdem als Erster die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Leibeserziehung zu verwirklichen. In Heidesheim gab es später auch ein Philanthropinum für Mädchen. Hauptwerk: Elementargymnastik (1806) „...nur was den Menschen in der Gemeinschaft der Menschennatur, das heißt: als Herz, Geist und hand erfasst, nur das ist für ihn wirklich, wahrhaft und naturgemäß bildend. Jede einseitige Entfaltung einer unserer Kräfte ist keine wahre, keine naturgemäße, sie ist nur Scheinbildung, sie ist das tönende Erz und die klingende Schelle der Menschenbildung und nicht die Menschenbildung selbst.“ Gerhard Ulrich Anton Vieth (1763-1830) förderte wie Guts Muths die Aufnahme der Leibesübungen in die allgemeine Erziehung. Er schreib das klassische Werk der Turnliteratur: “Versuch einer Enzyklopädie der Leibesübungen“ (3 Teile/1794-1818) und wird als erster Sportwissenschaftler der Neuzeit bezeichnet. Er gilt als bedeutendster Pionier der Leibesübungen nach Guts Muths und vor Jahn . Er betrachtete die Leibeserziehung sowohl historisch - soziologisch , anatomisch wie auch physikalisch – mechanisch. Fragen zum Film : „Auf den Spuren von Guts Muths“ 1) Welche Namen werden als Hauptvertreter der Philanthropen genannt ? Basedow Salzmann Guts Muths 2) Was bedeutet der Begriff Philanthropen? Menschenfreunde 3) An welchem Ort spielt der Film hauptsächlich? Schnepfental 4) Welches ist die Ursprungsstädte der Philanthropen? Dessau 5) Was ist der Grundsatz aller Übungen der Philanthropen? Stufenweise vom Leichten zum Schweren! 6) Welche Gymnastikformen werden geübt? Schwimmen, Geographie (Wandern), Handarbeits- und Werkerziehung, Voltigieren, Ski, Schlitten, Natur erleben, Geschicklichkeitsübungen, Klettern, 7) Wie wurde die Schnepfentaler Gymnastik verbreitet? Bücher Salzmanns und Guts Muths (Gymnastik für die Jugend) Nachrichten aus Schnepfental 8) Wie wird Gymnastik definiert ? Arbeit im Gewand jugendlicher Freude ; kein unedler Zeitvertreib, sondern Veredlung/ Vervollkommnung des Körpers 9) Was ist die pädagogische Grundlinie (2 Wörter)? Kein Zwang 10)Welche Bedeutung haben die Philanthropen für die Turn- und Sportgeschichte in Deutschland insgesamt? Sie waren die Begründer einer Theorie der Leibesübungen. Sie setzten vielfältige Ideen der Leibesübungen um (Locke , Rosseaus) . Leibesübungen wurden Bestandteil des täglichen Schulbetriebs. Philanthropinum war Vorbild für Gymnastikplätze und Geburtsstätte des Schulsports in der modernen Zeit. Die Turnbewegung Die Turnbewegung war Teil der etwa 1800 entstandenen deutschen Nationalbewegung und spielte vor allem ab etwa 1840 eine gewaltige Rolle bei der Ausbildung eines gesellschaftlichen Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich. Das Turnen galt als Hauptteil der menschlichen Ausbildung, sollte Körper und Geist harmonisch gestalten, war aber stets Mittel zum Zweck: Einerseits sollte es wehrhaft machen (ursprünglich ging es um die gewaltsame Beseitigung der Napoleonischen Fremdherrschaft ), andrerseits politisches Bewußtsein formen (Einigung der Deutschen im gemeinsamen Vaterland, d.h. Schaffung eines deutschen Nationalstaates, Unabhängigkeit Deutschlands nach außen und Freiheit nach innen durch politische und soziale Reformen). Die ersten gedanklichen Ansätze der Turnbewegung finden wir zur Zeit der Systematiker und Philanthropen. Pestalozzi (s.o.) führte durch die Gymnastik den Gedanken des „Vormachen“ (Vorturnen) ein und forderte ein- bis zweistündige Leibeserziehung pro Woche an den Schulen. Im Gegensatz zu den Philanthropen waren die Handlungen der Turner aber politischer Natur während die Philanthropen unpolitisch agierten. Als Begründer der deutschen Turnbewegung gilt Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852).Der in Lanz (Prignitz) geborene Jahn wird auch als Turnvater bezeichnet. Während Guts Muths stärker von der griechischen Gymnastik angeregt wurde, fühlte sich Jahn mehr den Leibesübungen der Germanen und der mittelalterlichen Ritter verbunden. Er begeisterte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Berliner Jugend für sein Turnen, das er in den Dienst der nationalen Wiedererweckung gegen die napoleonische Herrschaft stellte. Seiner Meinung nach setzt Nationalismus Nationalbewußtsein voraus. Jahn verstand die von ihm gegründete deutsche Turnkunst als Gesellschaftsbildung und Nationalerziehung. Dabei baute er auf die Erkenntnisse Villaumes , Vieths und Guts Muths’s und entwickelte mit seinen Mitstreitern E.W.B. Eiselen und F. Friesen die Turnkunst, in der er eine Möglichkeit sah, in der Zeit der napoleonischen Herrschaft die physische und moralische Kraft des Volkes zu stärken. Jahns Turnen war ein natürliches Turnen und wurde im Freien betrieben. Jahns vaterländisches Turnen wurde von P.H. Ling in Schweden und von F. Nachtegall in Dänemark verbreitet. 1812 erfand er den Barren und das Reck, was für die Entwicklung des Geräteturnens von großer Bedeutung war. Im Gegensatz zu Guts Muths wollte er das Turnen außerhalb der Schule volkstümlich gestalten und verband es mit politisch – erzieherischen Zielen. Seine beiden Hauptwerke waren das im Jahr 1810 erschienene „Deutsche Volkstum“ und das 1816 veröffentlichte Buch „Deutsche Turnkunst“ .Er studierte an 10 verschiedenen Universitäten Geschichte, Theologie und Sprachwissenschaft, ohne jedoch sein Studium abzuschließen. 1811 eröffnete Jahn in der Berliner Hasenheide der ersten Turnplatz(für ca. 400 Turner) . Bei der Erhebung Preußens gegen Napoleon schlossen sich viele Anhänger der Turnbewegung den preußischen Freiwilligenverbänden an. Jahn verbrachte die Jahre 1813-15 bei dem von ihm mitbegründeten Lützowschen Freikorps. Nach 1825 geriet Jahn in Gegensatz zum restaurativen Regime. Er betätigte sich politisch, gründete die deutsche Burschenschaft mit. Von 1819-1842 folgte dann die sogenannte Turnsperre. Dies geschah aufgrund des Verhaltens der Turner beim Wartburgfest, bei dem „undeutsche“ Schriften „volksfeindlicher“ Schriftsteller von Jahnanhängern verbrannt wurden und der Ermordung des Dichters und Diplomaten A.v. Kotzebue, der vom Turner K.L. Sand umgebracht wurde. Da Sand als Burschenschafter und Jahn – Verehrer galt und Kotzebue als Kritiker Jahns und des Turnens bekannt war, wurde Jahn als geistiger Urheber haftbar gemacht. Das Turnen auf der Hasenheide wurde 1819 durch die Karlsbader Beschlüsse verboten und Jahn wurde verhaftet. Metternich nannte das Turnen eine "Eiterbeule“ und forderte die Ausrottung. Jahns früherer Mitstreiter E. Eiselen sorgte dafür, daß Leibesübungen auch außerhalb der Schulen betrieben wurden und zwar unter der unpolitischen Bezeichnung „Gymnastik“. In München versuchte der von König Ludwig I. berufene Jahn – Schüler H.F. Massmann den alten Turnbetrieb weiterzuführen. Die Turnsperre war aber nicht für ganz Deutschland verbindlich. In Baden und der Pfalz galt sie z.B. nicht und somit flohen viele Turner in diese Gebiete. 1819 wurde gegen Jahn ein Prozeß eingeleitet, der 1825 mit einem Freispruch endete. Jahn trat 1819 sei Exil in Kolberg an und stand bis 1840 unter Hausarrest. Die Wende kam 1842, als Preußen nach bayrischem Vorbild Turnen im Schulunterricht einführte und es durch Adolf Spieß Pflichtfach an allen Schulen wurde. Als Abgeordneter der Nationalversammlung (1848) konnte Jahn an der Mitbestimmung der Stände über die Köpfe der Fürsten hinweg teilnehmen, konnte sich als Befürworter der demokratischen Monarchie aber nicht durchsetzen und zog sich verbittert nach Freyburg zurück, wo er 1852 starb. Einige Grundlagen, die von Jahn geprägt wurden und zu einer Einheit unter den Turnern führten waren : 1) Möglichst viele sollten am Turnen teilnehmen 2) Jeder soll sich möglichst viel bewegen 3) Turnen soll dem jugendlichen Gemüt behagen 4) Jeder trägt die gleiche graue Turnkleidung, damit alle Turner auch vom optischen her gleich sind (Einheitskleidung- alle gleich) Wie sollte ein Turnspiel aufgebaut sein: 1) leicht erlernbar 2) regelfest 3) keinen zu großen Raum benötigen 4) für möglichst viele Turner 5) keine Zuschauer, alle machen mit 6) hoher Aufforderungscharakter 7) zweckmäßige Verteilung von Last und Rast 8) abwechslungsreich 9) Gewandtheit erfordern 10) Dem jugendlichen Gemüt behagen Die Annahme, daß das Motto „frisch, frei, fröhlich, fromm“ von Jahn stammt ist falsch. Es ist nämlich Teil eines damaligen Studentenspruchs: „frisch, frei, fröhlich, fromb, sind des Studenten Reichtomb“. Das Turnen und die Turnkunst waren für Jahn ein vaterländisches Werk. Die körperliche Betätigung soll durch den volkstümlichen Geist veredelt werden. Durch Regeln (Turngesetze ) wurde die Zucht und Ordnung auf dem Turnplatz aufrecht erhalten. Die höchste Strafe, die nach diesen Regeln verhängt werden konnte, war der Ausschluß vom Turnplatz. Turnen setzte sich zu dieser Zeit aus Ringen, Turnübungen, Laufen, Springen, Klettern, gymnastischen Übungen und Spielen zusammen. Der später eingeführte Friesenkampf (von Friedrich Friesen) ergänzte zu diesen Übungen noch das Fechten, Schwimmen und das Pferdturnen. Seit ungefähr 1880 hatten die Turner dann mit dem sich immer stärker ausbreitenden modernen Sport (Rugby/Fußball) um die Vormachtstellung zu kämpfen. Ein Grund dafür war der Ausschluß von Frauen aus dem Vereinsleben, weshalb sich diese in eigenen Sport- und Turnvereinen zusammenschlossen. Im Jahr 1890 propagierte der Turnverband schließlich, auch Frauen in eigenen Gruppen aufzunehmen, was allerdings Vorstandsarbeit ausschloß. Auch Modetrends wie Ruder-, Tennis-, Reit- und Golfvereine, die eher den Reichen vorbehalten waren, machten den Turnvereinen zu schaffen. Anfang des 20. Jahrhunderts verband schließlich die amerikanische Tanzbewegung die Gymnastik mit Tanz und entwickelte so die Rhythmische Gymnastik, die sich von der funktionellen Gymnastik völlig unterschied. Beim olympischen Gründungskongress (1894) kam die Frage auf, ob man Turnen in das olympische Programm aufnehmen sollte, die nordische Gymnastik oder die französische Mischung der beiden Formen. Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen (1896) war Turnen schließlich im olympischen Programm zu finden. Diese Spiele wurden jedoch von den deutschen Turnern boykottiert, da sie sich als etwas Besonderes hielten und mit den undeutschen, fremdländischen Sportarten nicht in einen Topf geworfen werden wollten. Fragen zum Film über die Turnbewegung Was bedeuteten ursprünglich die FFFF ? Frisch, fromm, fröhlich, frei Wo liegt das Grab von Turnvater Jahn ? Freiburg Wo ist Jahn geboren und aufgewachsen ? 11.8.1778 in Lenzen Wer war Jahns erste Lehrmeisterin ? Natur Wo und was war Jahns erster Beruf ? Grundschullehrer Die physische Bildung welcher Bevölkerung strebte Jahn an ? Was ist der Zusammenhang zwischen Jahn und Schnepfental ? Jahn besuchte Schnepfental und beeinflußt von den Lehren Guts Muths und Salzmanns, wollte aber Turnen für alle! Wie war die Einstellung Jahns zu Kriegsübungen ? Was war die Bedeutung der Völkerschlacht von Leipzig (1813) ? Festigung der Meinung, daß Leibeserziehung wichtig für ein standhaftes Volk in Waffen sei. Warum wurden die Turnplätze geschlossen ? Breslauer Turnfehde, Karlsbader Beschlüsse Wie bezeichnete Metternich das Turnen ? Eiterbeule, die man ausrotten muß Welcher Turnverein wurde vor dem Mainzer Turnverein gegründet ? 1816 Hamburger Sportverein Wer war der engste Vertraute Jahns in Jena ? Massmann , Wesselhöft Was war die Bedeutung des Wartburgfestes ? Jahnanhänger warfen undeutsche, volksfeindliche Schriften ins Feuer; führte zu Turnsperre Was war die Turnsperre ? Im März 1819 in Preußen erlassenes Verbot öffentlicher Turnanstalten (1000 Turnplätze), ausgelöst durch die Ermordung Kotzebues. Dauerte bis 1842 und wurde nicht überall in Deutschland durchgeführt. Wo war Jahns Exil Kohlberg, Freiburg ? Was war 1842 ? Friedrich Wilhelm IV : Leibeserziehung unentbehrlich ! Was hatten die Turner mit dem Revolutionsjahr 1848 zu tun ? Die ersten deutschen Parlamentarier zogen durch das Spalier der Turner Was machte Jahn 1849/50 in Frankfurt ? Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Wie lautet das Todesjahr von Jahn ? 15.10.1852 in Freyburg Was waren die zwei entscheidenden Schriften Jahns ? Deutsches Volkstum , Deutsche Turnkunst (1816, wurde in Grundstein von etlichen Turnhallen eingemauert ; wie Bibel) mit Ernst Eiselen Wann und wo fand das erste deutsche Turnfest statt ? 1841 in Frankfurt/Main Wodurch erfüllten sich die politischen Ziele der Turner ? Wer waren die Konkurrenten der Turner ? Moderner Sport aus England (ungefähr 1880) Wie viele Turner waren im ersten Weltkrieg beteiligt ? Adolf Spieß (1819-1858) wird als Vater des Schulturnens bezeichnet, daß er methodisch entwickelte und durch ihn wurde nach der Turnsperre zunächst für die Jungen und später für die Mädchen, Turnunterricht in einigen deutschen Ländern verbindlich. Er war der erste Turninspektor in Darmstadt. Er forderte die tägliche Turnstunde, befürwortete eine gründliche Ausbildung der Turnlehrer und setzte das Mädchenturnen in den Schulen durch(Ende der 40er Jahre). Spieß betonte stark das formale Turnen, was zur Folge hatte, daß im Schulturnen lange das „Organturnen“ und damit das dynamische Ballspiel vernachlässigt wurde. Er führte die Ordnungsübungen als Gruppenübungen ein, die den Schüler zum Gehorsam erziehen sollte. Dies ist in seinem Buch „Lehre der Turnkunst“ (4bändig, 1840-46) nachzulesen. Negativ an den Ordnungsübungen ist, dass das Individuum sich der Gruppe unterordnen musste. Albrecht Maul (1828-1907) wird als Nachfolger von Spieß angesehen und bekannte sich auch zu dem von Spieß eingeführten System des Schulturnens. Der Hauptverdienst von Albrecht Maul liegt in der methodischen Vertiefung und Umsetzung des Turnens und Schulturnens. Aus Schweden führte Maul den Sprungkasten ein, der in abgewandelter Form noch heute benutzt wird. In seinem Buch: „Anleitung für Turnunterricht an Knabenschulen“ , stellte Maul einige Punkte, die im Schulturnen enthalten sein sollten, vor: 1) Freiübungen (Gehen, Hüpfen, Sitzen, Liegen, Knien) 2) Ordnungsübungen nach Spieß 3) Geräteübungen (Kastenübungen, Stangen, Leitern, Barren, Reck und Taue) 4) Gesellschaftsübungen (Turnspiele, Schlagball, Wettkämpfe) Für die Schulen schrieb Maul auch Jahrespläne und Lehrpläne, die bis zum ersten Weltkrieg gültig waren. Die erste Krise hatte das Turnen zu überwinden, als die nordländische Gymnastik immer verbreiterter wurde. Als später Spielstunden in den Schulen eingeführt wurden und die Ballspiele (soziale Interaktion zwischen den Teilnehmern war erwünscht) den Turnern ihren Nachwuchs wegnahmen wurden Ballspiele in Turnvereinen integriert. Gymnastik Zur gleichen Zeit, als sich in Deutschland das Turnen entwickelte, entstand in Skandinavien die Gymnastik. Per Henrik Ling (1776-1839), beeinflußt von Nachtegal aus Dänemark und Guts Muths, wollte ein wissenschaftliches Turnsystem mit und ohne Geräte mit dem Ziel einer harmonischen Körperformung durch hygienische, pädagogischen, militärischen und ästhetischen Gymnastik zu schaffen. Sein Ziel war die Förderung der biologischen Entwicklung des Kindes. 1813 wurde das Zentralinstitut für Gymnastik in Stockholm (zuständig für den gesamten nordischen Raum) gegründet. Somit stellte die nordische Gymnastik eine direkte Konkurrenz zum deutschen Turnen dar, da das Ausland sich meistens nur für eine Art der Körperertüchtigung entschied. (Frankreich z.B. entschied sich aus Erbfeindschaftsgründen für die Gymnastik) Um 1860 begann sich die schwedische Gymnastik auch in Preußen durchzusetzen. Die Ling – Gymnastik setzte sich namentlich im Schulturnen durch, wurde aber später von der Rhythmischen und Natürlichen Gymnastik und vom Sport in vieler Hinsicht abgelöst. Ling baute sein System auf physiologische – anatomische Grundsätze auf und entwickelte für seine Gymnastik sogar eigene Geräte (Schwedenbank, Sprossenwand) Die Gymnastik sollte hygienisch (für körperlich Schwache) pädagogisch (mit Rücksicht auf biologische Entwicklung des Kindes) militärisch (Stramme Haltung) ästhetisch (Harmonie der Bewegung) sein. Er verfolgte hiermit zwei Ziele: a) äußerliche Weiterentwicklung (Gesundheit, Kraft und gute Haltung) b) innere Weiterentwicklung (Schönheitssinn und Selbstbeherrschung) Im Gegensatz zum deutschen Turnen war die Gymnastik nicht auf die Unterwerfung der Individualität bedacht! Das Individuum war sehr wichtig! Außerdem gab es keine Wettkämpfe; die Übungen waren eher Idrott (Volksgut der Bewegung)!!! Die Schwedische Gymnastik entwickelte auch eigens Sportgeräte , die auch heute noch in unseren Turnhallen zu finden sind : Strickleiter Sprossenwand Schwedischer Balken Kletterwände Schwedenbank Bock Kasten Medizinball Einige Namen und Personen, die die Gymnastik weiterentwickelten: Hjalmar Ling (1820-86, Sohn von Per) entwickelte die Gymnastik zur Schulgymnastik Björksten entwickelte eine eigene Gymnastik für Frauen Hugo Rothstein (1810-65) wurde stark von den Schweden beeinflußt, nannte das deutsche Turnen „Leibessophistik“ und verbannte den Barren aus den Turnhallen. Die Turner schafften es jedoch seinen Einfluß zu schwächen und der Barren kehrte in die Hallen zurück. Isadora und Elisabeth Duncon entwickelten den gymnastischen Tanz. Jaques dal Croze brachte den Ausdruckstanz auf die Bühne. Rudolf Bode übernahm die Idee dal Crozes und gründete in Kiel eine eigene Schule. Sport in England Mutterland des modernen Sports ist England. Hier verlief die Entwicklung der Leibesübungen nahezu ungebrochen; auch der Puritanismus ließ ihnen breiten Raum. Seit dem 18. Jh. waren Golf, Kricket, Pferderennen, Rudern, Segeln, Boxen und Fußball weit verbreitet. Dabei bestand ein Unterschied zwischen aristokratischem „sports“ und den mehr volkstümlichen „games“. Der Sport als neuzeitliche Ausprägung der Leibesübungen gründete im Ideal des seine Freizeit nutzenden englischen Gentleman. Es fand besonders in der ersten Hälfte des 19. Jh. seinen Widerhall in den englischen „Public Schools“, Colleges und Universitäten. Damit kam der Gegensatz zwischen begütertem Amateur und dem vom Sport lebenden, teils von einem Patron abhängenden Professional (Aufstiegschancen für untere Schichten) auf, der bis heute noch die olympische Bewegung beschäftigt. Mit der Betonung meßbarer Leistung und vergleichbarer Rekorde, der Organisation in Vereinen und Verbänden, die viele Leibesübungen in verbindlichen Regeln faßten, begann ab 1860 der Siegeszug des Sports. Die olympischen Spiele der Neuzeit Die olympischen Spiele der Neuzeit wurden von dem französischen Pädagoge und Historiker Pierre de Coubertin (1863-1937) wiedereingeführt. Er gilt als Gründer des internationalen Sports durch Wiederbelebung der antiken olympischen Spiele auf dem Internationalen Leibeserzieherischen Kongreß am 23.6.1894 in Paris, mit denen er ursprünglich die Leibesübungen in Frankreich fördern wollte; die sportliche Höchstleistung war ihm das Mittel zum Zweck einer volkstümlichen Leibesübung. Die Wiedererstarkung des französischen Volks nach der Niederlage gegen Deutschland 1870/71 (rebronzer la France) erhoffte er sich durch körperliche Ertüchtigung und Völkeraussöhnung. Er benutzte den Begriff Olympische Spiele um die Humanisten von den hohen Idealen zu überzeugen . In dem von Coubertin 1894 geschaffenen Internationalen Olympischen Komitee wurde er selbst Generalsekretär, 1896 Präsident (bis 1925). Coubertin förderte die Kunst im olympischen Bereich; 1912 erhielt er für eine „Ode an den Sport“, die er unter dem Pseudonym Georg Hohrod/ Martin Eschbach schrieb, die olympische Goldmedaille für Literatur. Er bereicherte den Sport durch Einführung des Diskuswerfens, des Marathonlaufs und des Modernen Fünfkampfs (1909 / Springreiten, Degenfechten, Schwimmen, Schießen und Geländelauf). Auch das Zeremoniell der olympischen Spiele ist sein Werk. Nach seinem Tod wurde sein Herz unter einer Stele in Olympia beigesetzt. Ziel Coubertins waren nicht allein die Olympische Bewegung, sondern auch die geistige Ausrichtung, eine olympische Philosophie, die er Olympismus nannte. Die fünf zentralen Merkmale der olympischen Erziehung kann man wie folgt zusammenfassen: 1) 2) 3) 4) 5) Die Vorstellung einer harmonischen Ausbildung des ganzen Menschen. Die Idee der menschlichen Vervollkommnung über die hohe Leistung, wobei der sportlichen auch die wissenschaftliche und künstlerische gegenübersteht. Die Freiwillige Bindung an ethische Grundsätze im sportlichen Handeln wie Fairplay, Chancengleichheit und den Willen, diesen Verpflichtungen zu folgen. Der Friedensgedanke und die Völkerverständigung, die schon im Kleinen menschlichen Respekt und Toleranz einübt. Die Förderung emanzipatorischer Entwicklung im und durch den Sport. Die ersten olympischen Spiele fanden schließlich 1896 in Athen statt. Es nahmen 300 Sportler aus 13 Nationen teil, wobei 200 davon aus Griechenland stammten. Es wurden 43 Wettbewerbe ausgetragen (Leichtathletik, Schwimmen, Radsport, Turnen, Fechten, Schießen, Tennis). Die Spiele sollten von nun an nach historischem Vorbild alle 4 Jahre an einem anderen Ort mit festem Programm und nach Olympischen Regeln veranstaltet werden. Dieser Rhythmus wurde durch die Weltkriege, sowie durch die Olympischen Zwischenspiele unterbrochen. Coubertin führte das Diskuswerfen wieder ein und orientierte sich dabei technisch an der Statue von Myron. 1900 wurden die Spiele im Rahmen der Weltausstellung in Paris durchgeführt, wovon aber nur Wenige Kenntnis nahmen. 4 Jahre darauf wurde die Weltausstellung wieder als Austragungsort für die Spiele gewählt und so fanden sie in St. Louis statt. Wegen des langen Anfahrtswegs halbierte sich jedoch die Zahl der Sportler der letzten Olympiade. Die Zwischenspiele fanden auf Anregung Griechenlands und Deutschlands mit Billigung des IOC 1906 in Athen statt. Ziel dieser Spiele war es, den durch die vorangegangenen Spiele, die im Rahmen der Weltausstellung untergegangen waren, verlorenen Olympischen Gedanken wiederzubeleben. In London 1908 wurde die OS erstmals nicht in einer Weltausstellung präsentiert, fanden jedoch im Trubel der Weltstadt keine vergleichbare Beachtung. Bei sehr guten sporttechnischen Voraussetzungen-- kein Wunder im Gründerland des modernen Sports-- wurden in den meisten Disziplinen neue Olympische Rekorde und eine Vielzahl von Weltrekorden aufgestellt. Mit der Erinnerung an London 1908 verbindet sich auch der Ausspruch des anglikanischen Bischofs von Central Pennsylvania, Ethelbert Talbot, bei Sonntagsgottesdienst für die Wettkämpfer: „Das Wichtigste an der Olympiade ist die Teilnahme nicht der Sieg“, womit er all denen unter den 2000 Wettkämpfern aus dem Herzen gesprochen haben dürfte, die keine Chance auf eine olympische Medaille hatten. Es nahmen zum ersten Mal Frauen an den Wettkämpfen teil, nämlich im Bogenschießen und im Turnen. Den endgültigen Durchbruch der Spiele gab es schließlich 1912 in Stockholm. Der Kronprinz Schwedens war selber Sportler und im Komitee und somit wurden die OS die bisher erfolgreichsten und bekamen weltweites Interesse. Frauen traten im Schwimmen an und der Moderne Fünfkampf war zum ersten Mal im Olympischen Programm. Außerdem gab es Wettbewerbe im Musik, Malerei, Bildhauerei, Literatur und Architektur. 1916 sollten die Spiele in Berlin stattfinden wurden aber wegen des Weltkriegs abgesagt. Die Spiele 1920 in Antwerpen waren geprägt von der Nachkriegszeit und daher eher bescheidene Spiele. Hier wurde das erste Mal die von Coubertin erdachte Olympische Fahne mit den fünf Ringen vorgestellt. Die Verlierer des Kriegs (Deutschland, Österreich, Türkei, Bulgarien und Ungarn) waren nicht zugelassen . Paavo Nurmi gewann seine ersten drei von insgesamt 9 olympischen Goldmedaillen. Vier Jahre später wurden die Spiele in Paris ausgetragen. Technische Neuerungen wie die Zeitlupenaufnahme und die Radioübertragung veränderten das Bild der OS. Johnny Weissmueller war einer der überragenden Sportler dieser Zeit und erstmals lebten die Sportler in einem Olympischen Dorf. Seit 1924 gab es auch Olympische Winterspiele. Coubertin, geprägt vom antiken olympischen Vorbild und dem zeitgenössischen, traditionellen Rollenverständnis, wehrte sich vehement gegen deren Auftreten im Olympiastadion. Dies änderte sich erst 1928 durch den Druck eigenständiger Frauen- Olympiaden. Amsterdam richtete die OS 1928 aus. Die Deutsche Mannschaft, die mittlerweile wieder an den Wettkämpfen teilnehmen durfte belegte im Medaillenspiegel hinter den USA überraschend Platz 2. 1932 fanden die OS in Los Angeles statt, wo unter dem olympischen Feuer erstmals die elektrische Zeitmessung eingeführt wurde, Japan mit 18 Medaillen überraschte und Paavo Nurmi wegen überzogener Spesen der Amateurstatus entzogen wurde. Die deutschen Brüder Schmid erhielten eine Goldmedaille für die Erstbesteigung des Matterhorns über die Nordseite. Der zum ersten Mal abgehaltene Fackellauf mit mehr als 3000 Läufern eröffnete die Spiele 1936 in Berlin. Bezüglich der Zulassung jüdischer Sportler in die deutsche Mannschaft wurde das olympische Komitee getäuscht, um einen Boykott des Auslands abzuwenden. Das Diskuswerfen der Frauen wurde zum ersten Mal durchgeführt. Star der Spiele war Jesse Owens, der 4 Goldmedaillen nach Amerika brachte. In Berlin war auch zum ersten Mal das Fernsehen dabei und übertrug aus dem Olympiastadion über Kabelverbindungen in zentrale Fernsehräume innerhalb Berlins, nach Potsdam und Leipzig. Die Spiele 1940 und 1944 fielen aus. Der Zweite Weltkrieg hat die olympische Friedensidee ins Gegenteil verkehrt und die Spiele von Berlin leider zu spät als Propagandainstrument der Nazis entlarvt. Die Spiele 1948 in London wurden trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation zu einem großen Fest. Helsinki war der Ausrichter 1952. Erstmals war die UdSSR mit einer sehr starken Mannschaft am Start und der „Kalte Krieg“ brach auch auf sportlicher Ebene aus. Star der Spiele war der Tscheche Emil Zatopek, der die 5000m , die 10000m und den Marathonlauf gewann. 1956 fanden die OS erstmals in Australien, nämlich in Melbourne, statt. Diesmal hatten sich beide Teile Deutschlands auf eine gesamtdeutsche Mannschaft geeinigt. Bei der Siegerehrung wurde für die deutschen Olympiasieger Beethovens „Hymne an die Freude“ gespielt. Wegen der strengen Quarantänebestimmungen wurden die Reiterwettkämpfe in Stockholm abgehalten. Die Spiele 1960 wurden in Rom ausgetragen. Die dreifache SprintOlympiasiegerin Wilma Rudolph und der 100m- Sieger Armin Harry waren die am meisten bejubelten Athleten. Beim Staßenradfahren kam es zum ersten nachgewiesenen Todesfall durch Doping. 1964 fanden die OS in der damals größten Stadt der Erde, in Tokyo, statt. Die Spiele wurden erstmals weltweit per Satellit übertragen. Judo war neu im olympischen Programm und die japanischen Turner waren überragend. Mit Willi Holdorf gewann erstmals ein deutscher Athlet den Zehnkampf. Erneut war die gesamtdeutsche Mannschaft mit insgesamt 50 Medaillen sehr erfolgreich, obgleich die DDR nach dem Bau der Mauer 1961 immer mehr auf Abgrenzung setzte. Die Spiele 1968 in Mexiko- City begünstigte Kurzstreckenläufer und – schwimmer, benachteiligten jedoch aufgrund der dünnen Luft in 2000m Höhe vor allem Ausdauersportler. Der Sieg im Weitsprung von Bob Beamon und der Sieg von Dick Fosbury im Hochsprung ragten heraus. Schwarze Amerikaner demonstrierten in der Leichtathletik für die Black- Power- Bewegung. Erstmals startete die BRD und die DDR mit eigenen Olympiamannschaften, wobei die DDR 4 Goldmedaillen mehr errang. Der Amerikaner Al Oerter gewann zum vierten Mal seit 1956 das Diskuswerfen und Josef Neckermann zum zweiten Mal Gold mit der Dressurmannschaft. Zum ersten Mal wurden „Geschlechtskontrollen“ bei allen Teilnehmerinnen durchgeführt. Die OS 1972 in München wurden überschattet von dem Terroranschlag der Palästinenser auf das israelische Team. Für die DDR wurden die Spiele zum Durchbruch. Mit 66 Medaillen, davon 20 Gold, landeten ihre Sportler auf Platz 3 der Nationenwertung deutlich von der BRD mit 13 Goldmedaillen. Eine Sensation war die Goldmedaille der 16jährigen Ulrike Meyfarth im Hochsprung. Der überragende Sportler der Spiele war der Amerikaner Mark Spitz, der im Schwimmen 7 Goldmedaillen holte. Die zierliche Turnerin Olga Korbut aus der UdSSR war mit 3 Goldmedaillen der Liebling des Münchner Publikums. Zum ersten Mal wurden verpflichtend Dopingkontrollen durchgeführt. Die Spiele 1976 begannen mit einem Eklat: 22 afrikanische Staaten reisten noch vor der Eröffnungsfeier wegen der ungelösten Apartheidsfrage im Bezug auf Südafrika ab. Nationalchina blieb ebenfalls fern, da ein Start unter dem Namen „Taiwan“ nicht in Frage kam. Sportlich setzte die DDR zu einem unglaublichen Höhenflug an und errang 40 Gold-, 25 Silber- und 25 Bronzemedaillen. Die Schwimmerinnen siegten in 11 von 13 Wettbewerben. Star der Spiele war die Rumänin Nadja Comaneci mit 5 ersten Plätzen im Turnen. Der Amerikaner James Montgomery gewann die 100-m-Kraul in unter 50 Sekunden. Kurz vor den Spielen in Moskau 1980 steuerte der „Kalte Krieg“ einem neuen Höhepunkt zu. US-Präsident Jimmy Carter verlangte von der UdSSR den Abzug aus Afghanistan, sonst drohte ein Boykott der Spiele. Es gab kein Happy-End. Lediglich 81 Länder schickten ihre Mannschaften nach Moskau, 41 weniger als 1972 in München. Die BRD erklärte sich solidarisch mit den USA und das NOK stimmt mit knapper Mehrheit für einen Boykott. UdSSR und DDR gewannen zusammen 127 Goldmedaillen, die restlichen 77 verteilten sich auf 23 Mannschaften. Gerd Wessig gewann den Hochsprung mit Weltrekordhöhe von 2,36m. Die Siegeszeit von Marita Koch von 48,88sec über 400m ist bis heute unerreicht und der Brite Daley Thompson gewann ohne ernsthafte Konkurrenz. Die Länder des Ostblocks, außer Rumänien, boykottierten als Antwort die OS von Los Angeles 1984. Es waren die ersten Spiele, die insbesondere mit Fernsehgeldern frei finanziert wurden und auch noch Gewinne in Millionenhöhe für die Sportförderung der USA abwarfen. Besonders gefeiert wurden die überwältigenden Erfolge von Carl Lewis mit seinen Siegen über 100m, 200m, 4x100m- Staffel und im Weitsprung. Der Deutsche Michael Groß siegte zweimal im Schwimmen, jeweils mit Weltrekordzeit. Die deutsche Mannschaft profitierte vom Boykott und errang insgesamt 59 Medaillen, davon 17 Olympiasiege. Ulrike Meyfarth wiederholte ihren Olympiasieg im Hochsprung von 1972 und Daley Thompson wurde erneut Olympiasieger im Zehnkampf vor den beiden Deutschen Jürgen Hingsen und Sigi Wentz. Die OS 1988 fanden in Seoul statt. Die beiden deutschen Mannschaften verbuchten auch hier wieder etliche Erfolge: 102 Medaillen für die DDR und 40 für die BRD konnten bewundert werden. Der Kanadier Ben Johnson und mehrere bulgarische Gewichtheber wurden als Dopingsünder entlarvt. Im Zehnkampf siegte Christian Schenk vor Thorsten Voss, die beide DDR- Athleten waren; ebenso der Diskuswerfer Jürgen Schult, der auch Gold holte. Kristin Otto wurde mit 6 Goldmedaillen im Schwimmen zur erfolgreichsten Sportlerin der Spiele und Steffi Graf wurde Olympiasiegerin im Tennis. In den Reitwettbewerben und im Fechten schnitten die bundesdeutschen Athleten besonders gut ab. Die OS in Barcelona 1992 fanden in einer völlig veränderten Welt statt.. Nach Auflösung der Blöcke und der Wiedervereinigung Deutschlands waren es die ersten von weltpolitischer Einflußnahme freien Spiele seit 1932. Die Olympiamannschaft des wiedervereinigten Deutschlands gewann 82 Medaillen, davon 33 Gold, 21 Silber und 28 Bronze. Die Spiele von Barcelona waren in vielen Sportarten nach den Regeln der jeweiligen Spitzenverbände für Profis offen, was besonders im Tennis auffiel. Boris Becker und Michael Stich gewannen das Doppel. Vergleich antiker Olympischer Spiele und Modernen Olympischen Spiele Antike Olympische Spiele Moderne Olympische Spiele Kultisch (religiöser Hintergrund), Kein kultischer oder religiöser Athlet war Teilnehmer des Kults Hintergrund mehr Profisportler Profisportler, seit 1992 ist der Amateurstatus aufgehoben Festlichkeit und Festspielgedanke Machten es zu einem der größten Sportereignisse (vier panhelenische Spiele Eines der größten Sportereignisse. Festgedanke ist erhalten geblieben (Eröffnungs- und Schlußfeier) Mitwirken der Geisteswelt (außer Olympia auch musische Wettbewerbe) Olympia Kunstplakate werden von weltweit namhafter Künstler gemalt (1936 Riefenstahl malte das Olympia- Plakat und es wurde zum NS- Kunstwerk und somit auch für ideologische Zwecke genutzt). Von 1912-1948 gab es auch musisch literarische, malerische und architektonische Wettbewerbe (d.h. Goldmedaillen für Künstler) Aber: Ist Kunst meßbar? Als kulturelles Rahmenprogramm ist es aber erhalten geblieben. Ekecheiria (Waffenstillstand/Gottesfriede Bedeutete freies Geleit für alle nach Olympia reisenden Griechen Der Waffenruhegedanke ist als abstrakter Friedensgedanke erhalten geblieben (1994 in Lillehammer Ausgerufen und in Jugoslawien eingehalten) OS fanden alle vier Jahre statt OS finden noch immer alle 4 Jahre statt Hellasverbundenheit/ Griechentum Griechische Mannschaft marschiert immer zuerst ein Eid, die Bestimmungen zu erfüllen (Selbstverpflichtung) Olympischer Eid (Selbstverpflichtung) Öffentliche Ehrung der Olympioniken Siegerehrung Ehrenpreise (Palmenzweig) Goldmedaille Siegerlisten wurden von den Kampfrichtern erstellt Seit 1912 werden Sieger im Marathontor eingeritzt Ehrengericht IOC= Ehrengericht Ausschluß als Strafe Ausschluß als Strafe (Ben Johnson) Großes Zuschauerinteresse (50- 60000 Zuschauer im Stadion) Großes Zuschauerinteresse Gemeinsame Athletenunterkunft in Elis Olympisches Dorf seit 1924 Teilnahmeverbot für Frauen Seit 1928 waren Frauen zum ersten Mal im Schwimmen vertreten Nur der Sieg zählte „Dabeisein ist alles“ Sport in der Weimarer Republik Bildung von Sportverbänden nach politischen Ideologien (z.B. kommunistischer Sportbund, jüdischer Sportbund, etc.) Sport im Nationalsozialismus Nach dem ersten Weltkrieg bestand in Deutschland auf Grund des Versailler Vertrags keine Wehrpflicht mehr, sondern nur noch ein Berufsheer von 100000 Mann. Dadurch fiel der Sport im Rahmen der Wehrpflicht aus, so daß ein Ersatz des Sports, vor allem für die Jugend, sich in Verein-, Arbeiter-, und Sportbünden wieder spiegelte. Es entwickelte sich aufgrund der physiologischen Reform eine => Spielbewegung. Ihr Ziel war es die Sportler raus aus den stickigen Turnhallen in die Natur zu locken und die Leibesübungen bei guter Luft unter freiem Himmel durchzuführen. Dies hatte vor allem hygienische Gründe und wurde von den Ärzten unterstützt. Diese Maßnahme sollte die Lust am Sport steigern. Zu dieser Zeit bildeten sich zahlreiche konfessionelle Sportbünde wie z.B. das Eichenkreuz oder der jüdische Sportbund sowie die deutsche Jugendkraft (13 Mio. Mitglieder). Ab Mai 1933 wurden diese Bunde aufgelöst, da sie in den Augen der NS antinationalsozialistische Zellen waren. Von nun an brachten die Nazis die Sporterziehung in ihr ideologisches Konzept ein. Der Sport unterstand von nun an dem Reichssportkommissar/ Reichssportführer (Tschammer), der seine Aufgabe darin sah, „unpolitische Sportler zu Nationalisten zu machen“. Funktion des Sports im Nationalsozialismus 1) 2) 3) die völkisch rassische Funktion die militärische Funktion die politische Erziehungsfunktion zu 1) -- Verbesserung der rassischen Grundlage des von ihnen vertretenen Volkstums Ziel: kommende Generationen hochwertiger zu gestalten Leibesübungen haben Vorrang gegenüber den geistigen Fähigkeiten Erziehungsarbeit auf das Heranzüchten kerngesunder Körper einstellen Hitler: „Voraussetzung geistiger Leistungsfähigkeit liegt in der rassischen Qualität“ Leibesübungen: Mann zum Kämpfer und Helden erziehen Frau auf volksbildende Mutterrolle vorbereiten rassetüchtigen Mensch gesund halten und nach Charakter, Willenskraft und Entschlußfreudigkeit erziehen. Grundlage zur Schlagkräftigen Armee jüdische Mitbürger vom Sport ausgeschlossen zu 2) - Zu 3) -- totale Erfassung des Volkes Erziehung zum Dienst an der Volksgemeinschaft Unpolitische Sportler zum Nationalsozialisten machen Erziehung zur Wehrhaftigkeit Auseinandersetzung mit anderen (Kampf ums Dasein) Kämpfer zu formen / Kapfgedanke Körperlich trainierte Männer sollen „Machtpotential“ für den kommenden Krieg bilden Lebensfrage des deutschen Volkes Was wollten die Nazis durch den Sport erreichen? : 1) 2) 3) 4) 5) 6) totale Erziehung Charakterbildung jedes Volksgenossen Förderung der Wehrkraft Leistungssteigerung im Beruf (später für Kriegsindustrie ) Stärkung der Volksgemeinschaft Heranbilden von Schönheit und Anmut im rassischen Sinne 7) Außenpolitisches Prestige Der Sport in der Schule wurde zentrales Schulfach und bis auf 5 Stunden in der Woche hochgeschraubt. 1933 wurden Fußball und Handball unter den Nazis verpflichtend in den Schulsport aufgenommen, um den Kampfgeist der Schüler zu Schulen. Die Sportlehrer waren teilweise in der SA. Neben dem Schulsport fand für die Jugendlichen noch der Sport in der HJ statt, der am Mittwoch Abend, am Samstag und am Sonntag abgehalten wurde. Unterschiede zwischen Schulsport Hitlerjugend Turnen (Geräte/Boden) Spiele (Fuß-, Handball) Schwimmen Boxen (verpflichtend) Rudern Leichtathletik Turnen Segeln Schwimmen Schießen Motorradfahren Leichtathletik Geländesport Segelfliegen Reiten Keulenwerfen Raufen Gewandtheit Mutproben Schützengräben überspringen = paramilitärische Übungen Zusätzliche Wettkampfinhalte waren Hindernisläufe, Gepäckmarsch, Schießen, Völkerball, Faustball und Keulenzielwerfen (als Vorstufe zum Handgranatenwerfen) Bei den Spielen der HJ waren Bestleistungen einzelner nebensächlich. Das Ziel war die Erziehung zur Volksgemeinschaft, Mut, Überwindung und Charakterbildung. Die Ziele der Erziehung der Kinder waren genau gesteckt : Jungen 6-10 Jahre triebhaftes Bewegungsspiel bewegungsfrohe Jugend natürliche Bewegung Es (= das Kind) will 10-14 Jahre Spiel der Kräfte Tatenfrohe, leistungsfähige Jugend Zweckmäßige Bewegung (führt zu optimaler Leistung) „Ich will“ Einsatz der Kräfte im Sinn der Gemeinschaft Leistungsfähige und kampfesfreudige Jugend „Wir wollen kämpfen“ Die Kräfte wachsen im Spiel 14-18 Jahre Mädchen 6-9 Jahre 9-12 Jahre Durch Kraft-, und Geschicklichkeitszuwachs zu Leistungsfreude 12-15 Jahre Die erworbene Geschicklichkeit führt zur Sicherheit in der Bewegung und zu Leistung in der Grundform 15-18 Jahre Einsatz der Kräfte in der Gemeinschaft Daten der Nachkriegszeit 1946: 1949: 1950: 1952: 1954: 1956: 1972: 1974: Wiedergründung der Länder Gründung BRD/Grundgesetz Gründung NOK Deutschland Gründung des DSB Teilnahme an den Spielen in Oslo/Helsinki WM-Sieg Bern 1. gesamtdeutsche olympische Mannschaft Olympische Spiele in München /Terroranschlag auf israelische Mannschaft WM-Sieg in Deutschland 1976: 1980: 1984: OS Montreal / Boykott durch 22 afrikanische und arabische Staaten wegen Rugby- Begegnungen zwischen Neuseeland und der wegen ihrer Apartheidpolitik aus dem IOC ausgeschlossenen Republik Südafrika OS Moskau / 33 Nationen boykottieren die Spiele wegen der Besatzung Afghanistans durch die UdSSR OS Los Angeles /Gegenboykott des Ostens, wegen „nicht genügender Sicherheitsgarantien seitens der Veranstalter