Sportgeschichte - sport

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Sportgeschichte
Was ist Sportgeschichte:
Gesamtheit des Vergangenen
Historische Abläufe
Gesellschaftliche Veränderungen
Was sind Quellen: Es gibt verschiedene Arten von Quellen. Man unterscheidet
zwischen:
1) Primärquelle (Ausgrabung eines Stadions oder einer Medaille/ Alte Maske /
Antiker Diskus/ Schriftliche Berichte über die Leibesübungen der Germanen
von Tacitus/ Turnvereine und ihre Traditionen sind auch Quellen! )
2) Sekundärquelle Schriften und Objekte (nachgemacht) aus der heutigen Zeit
über die Vergangenheit
Hermeneutik: wissenschaftstheorietische Methode sporthistorischen Erkennens
Analogieschluß : Man schließt vom Bekannten auf das Unbekannte (von
heutigen Naturvölkern auf Urvölker)
Tarahumara (Fußrenner) Volk in Nordmexiko
Laufen 120 km mit Bola (Ball)
-170 Meilen nachgewiesen
Wichtige Werke zur Sportgeschichte:
a)
b)
c)
d)
e)
Horst Überhorst: Geschichte der Leibesübungen 1978-90
Ingomar Weiler: Der Sport bei den Völkern der alten Welt
J. Bohus: Von Mykene bis heute
J. Strutt: The sports & pastime of the people of England (England 1901)
Vieth, et al: Versuch einer Enzyklopädie der Leibesübungen (1793) frühstes
deutschsprachiges sporthistorisches Buch
f) Spolit: Datenbank Sportliteratur
Woher kommen Leibesübungen???
Carl Diem : Alle Leibesübungen waren ursprünglich kultig!
Schamanen schlüpften in Tierfelle um Kraft des Tieres zu erlangen
W. Eichel : vertritt den dialektischen Materialismus = Alle Leibesübungen sind
aus dem Arbeitsprozess hervorgegangen.
Der Sport ist so alt wie die Menschheit selbst. Er hat die Wurzeln im
Bewegungsdrang des Menschen sowie in seinem angeborenen
Aggressionsverhalten. (Diese Ansicht wurde u.a. von Nietzsche und Kant
vertreten)
Ursprungstheorie von Friedrich Eppensteier :
„Auftretende Bedürfnisse religiöser, militärischer, sozialer, politischer,
materieller und pädagogischer Prägung führen auf allen Entwicklungsstufen
menschlicher Gesellung zu allgemeiner, kultureller Betätigung des triebhaften
Ursports, zu Formen, die vom Natur aus einfachen bis zum Festlichen gehen
und oft achtbare Kulturhöhe erreichen.“
Aus diesem Zitat kann man ersehen, daß Eppensteiners Theorie in Richtung
Triebtheorie geht. Definition Analogiezauber: Imitieren eines vorgegebenen
Geräuschs ( z.B. Donnergeräusche eines Gewitters imitieren).
Beispiel :
1) Prähistorische Kunst
40000 v. Chr. Wandzeichnung in Höhle in Spanien
Turntafeln 80 000- 10 000 v. Chr.
12 000 v. Chr. =Schiefertafel mit tanzenden Frauen in Oberbieber bei Neuwied
„Homo Sapiens Zeit“
Höhlenmalereien, davor Tanzspuren!
Maskentänze und Kulttänze als Jagdzauber (Menschen verkleideten sich mit
Tierhäuten und Geweihen: Sie wollten die Kräfte des Tieres übernehmen/ wie
Schamane)
2)





Leibesübungen bei den Urvölkern
Mönche und Entdecker beschrieben Fangspiele und Ballspiele
Tauziehen in Ozeanien; Männer gegen Frauen; Stangenziehen
In Niger gilt das Ringen als Inbegriff von Kultur und Stärke
Fingerhakeln
Asien: Spiel mit Rattangball aus Korbgeflecht; ohne Punkte wird der Ball
möglichst lange in der Luft gehalten
 Schlittschuhlauf der Eskimos auf Knochenschuhen
 Hochkulturen der Indianer: Bereits die Azteken und Mayas hatten ihre
eigenen Ballspiele. In Mittel- und Südamerika sind 20 antike Ballspielplätze
nachweisbar. Hier wurde auf einem 30-50m breiten und 90-160m langen
Platz mit einem 3 kg schweren und einem 23cm im Durchschnitt großen
Kautschukball gespielt. Die Spielstätte war immer in der Nähe der
Tempelanlage, was eine heilige Verbindung aufzeigt. Der Kautschukball
wurde damals ausschließlich mit der Hüfte gespielt, mit dem Ziel, ihn durch
einen steinernen Ring zu treffen, was allerdings nur selten der Fall war- zu
schwierig. Die Sieger wurden den Göttern geopfert und durften sich
außerdem über ein Schutzleder an der Hüfte, Gesäß, Arm und Ellenbogen
freuen. Die Indianer erfreuen sich auch heute noch einer großen
Spielleidenschaft.
 Bumerangwerfen der Australier
3)Leibesübungen im Mythos (Sagen)
Griechische Erzählungen aus der Helden- und Götterwelt

Altes Testament

Nordische Sagen, Niebelungenlied

Irische Sagen

Ethnologen

Sagen des klassischen Altertums (Ilias, Odyssee)
Symptome für Sport:




Leibesübungen
Körperübungen
Leibeserziehung
Körpererziehung
Körper = bezieht sich auf die Materie
(Naturwissenschaftliche Betrachtung)
Leib = beseelter Körper = Leben
Funktionen des Sports:
- Militärische/ paramilitärische
- Gesundheitliche
- Politische (1980/ 1884/ 1972/ 1988-92 letzte DDR-erste Gesamtdeutsche
Mannschaft)
- Sozialisationsfunktion
- Ökonomische
- Unterhaltungsfunktion
- Freizeitgestaltungsfunktion
- erzieherische
Wo beginnt Leibeserziehung?






erzieherisch
schulisch
leistungsbezogen
gesundheitliche Funktion
politische Funktion
Unterhaltung
Was ist ein Formalobjekt?
Grundlage der Sportgeschichte = der sich bewegende Mensch
Warum betreibt der Mensch Sport???
a)
b)
c)
d)
Um den Existenzkampf besser meistern zu können (Neudorf)
Um den Spieltrieb, Sporttrieb und den Kampftrieb zu befriedigen
(Eppensteiner)
Sport gibt dem Menschen eine ökologische Basis (Eppensteiner)
Sport erfüllt soziale Funktion (Eppensteiner)
Frühe sportgeschichtliche Funde :
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Ca. 12 000 v. Chr. tanzende Frauen auf Schiefertafeln
Mesopotanien(Irak): Aus Kupfer gegossenes Ringerpaar ca.
3500 v.Chr.
„Pferdebuch“ 2000 v. Chr. in Mesopotanien (Anweisungen über Training,
Dauer der Belastung, Schwitzgalopp (mit Decke), Reinigungs- und
Wärmebäder) Methodisches Training über 170 Tage
Minorische Kultur/ Zeitalter (um 1500 v. Chr.)
Stierspringer in Kreta 1200 v. Chr. (Sieg des Verstands über die rohe
Kraft) Menschen turnten auf Stieren, machte Räder und schwangen sich
zwischen den Hörnern herum- wird von heutigen Toreros als unmöglich
bezeichnet
Homer: 23 Buch des Ilias: Um 800 v.Chr. über die Zeit um 1200
beschreibt Wagenrennen, Faustkampf, Diskus, Speer, Wettlauf,
Bogenschießen zu Ehren eines gefallenen Helden (Eingreifen der
Götter/Athene hilft Odysseus)
Ägypten: Bilder von Ringkämpfen in Grabkammern
Altes Testament: Gilgamesch- Epos Ringerszene (Daniel in der
Löwengrube)
Assyrische Boxer und Schwimmer mit Beinschlag ca. 1500 v.Chr.
Turnierbuch von Rüxner (Simmern 1532)
Wendepunkte im Sport !


Mitte des 18. JH. kamen im Rahmen der Aufklärung die Leibesübungen
auf.
Mitte des 19. JH. wurde zum ersten Mal leistungsbezogener Sport in
England praktiziert.
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

Seither ist das öffentliche Interesse am Medium Sport nicht zu bremsen.
Doch bereits Mitte des 18. JH. wurde durch die erste Zeitung das
öffentliche Sportinteresse geweckt.
Die ersten professionellen Ansätze konnte man 1972 bei den
Olympischen Spielen in München beobachten.
1984 war es dann soweit, das Amateurwesen wurde aufgehoben. Die
Spiele von L.A. wandelten sich zu einem Spektakel der Superlative, was
auch bei den ständig ansteigenden Sponsorengeldern deutlich zu erkennen
war.
In Atlanta kamen 1 Milliarde Dollar Sponsorengelder zusammen,
außerdem spielte das Dream-Team der USA, ein weiteres Beispiel für die
Professionalisierung im Sport.
Verschiedene Epochen der Geschichte der Leibesübungen
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
9)
10)
11)
12)
13)
14)
15)
16)
17)
Kretisch- mykenische Epoche (1600-1200 v.Chr.)
Archaisches Zeitalter (800-500 v.Chr.)
Das Zeitalter der Klassik (500-300 v.Chr.)
Die hellenistische Epoche (336-30 v.Chr.)
Das frühe Römertum (500-200 v.Chr.)
Die hellenistisch- römische Epoche (200v.Chr- 500 n.Chr.)
Das frühe Mittelalter (500-1000 n.Chr.)
Das hohe Mittelalter (1000-1300 n.Chr.)
Das späte Mittelalter (1300-1500 n.Chr.)
Das Zeitalter des Humanismus (1400-1600 n.Chr.)
Das Zeitalter des Absolutismus (1600-1800 n.Chr.)
Die Aufklärungszeit (1680-1800 n.Chr.)
Idealismus und nationale Bewegung (1780-1815 n.Chr.)
Die Entstehung des Sports im 18. Und 19. Jahrhundert
Die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
Sport nach 1945
Sport in der griechischen Mythologie
Griechische Erzählungen aus der Helden- und Götterwelt:
Die Reflexion auf weltliche Verhältnisse sind schwierig, bleiben jedoch häufig
als einzige Quelle.

Altes Testament




Nordische Sagen, das Niebelungenlied
Irische Sagen
Ethnologen- Aufzeichnungen
Sagen des klassischen Altertums; Ilias oder die Odyssee von Homer. Oft
tragen Götter untereinander oder mit Menschen (Wett)kämpfe aus.
Drei Formen der Wettkampfschilderung sind aus der Mythologie überliefert:
1)
Herausforderung aus Geltungsstreben
2)
Werben um eine Braut (Hochzeits- Agon), Begräbnisfeierlichkeiten
(Toten- Agon)
3)
Wettkämpfe zu Ehren von Gästen
Ableiten lassen sich Wagenrennen, Wettläufe, Zweikämpfe mit Waffen,
Bogenschießen sowie Faust- und Ringkämpfe. Die meisten Wettkämpfe gingen
um Leben und Tod. List und Betrug waren normale Teile des Wettkampfs und
sogar wenn der Betrug offensichtlich war, erhielt man seinen Preis.
Johann Huizinga schrieb in seinem Buch „homo ludens“ (der spielende
Mensch) über die archaische Kultur im Raum Griechenlands: „Der Falschspieler
wurde genauso genannt wie der Held. Der Sieg zählt alles, wie man ihn erreicht
ist egal, denn Sieg bedeutet Triumph, Ehre, Ansehen und Prestige.“ Hierzu
findet man auch Beispiele im Niebelungenlied und der Edda. Jeder Wettkampf
ging um einen Einsatz, also auch um materiellen Gewinn. Unser heutiges
Fairnessverständnis tauchte erst in der abendländischen Kultur im 17.
Jahrhundert auf. Homer schreibt dann um 800 v. Chr. über die Zeit 1000 v. Chr.
die Odyssee und die Ilias. Aus dem Verlauf der Ilias läßt sich auf die
Olympischen Spiele schließen (Hilfskonstruktion): Olympia war bereits in der
mykenischen Zeit eine Kultstätte. Es waren anfangs Leichenspiele. Der Anlaß
für eine Sportveranstaltung war also der Tod eines Helden. Es gibt ausreichend
Hinweise, daß dort am Grabmal des Heros Pelops Totenfeiern mit sportlichen
Wettkämpfen veranstaltet wurden. Wahrscheinlich ist, daß man damals in
Olympia auch noch die Göttinnen Hera und Demeter sowie den Gott Herakles
verehrt hatte und daß es in diesem Zusammenhang zur Durchführung von
Hochzeitsläufen gekommen war. Die Wettkämpfe sind in der Ilias in fünf
Schritten beschrieben:
1)
Aufzählung der Preise (trächtige Stuten, Bronzebecken, Frauen,...)
2)
Aufruf zur Meldung
3)
Schilderung des Kampfes
4)
Siegerehrung
5)
Preisverleihung
Die Disziplinen waren:
1)
Faustkampf
2)
Wagenrennen
3)
Ringkampf
4)
Wettlauf
5)
6)
7)
8)
Waffenlauf
Diskuswurf
Bogenschießen (das Ziel war eine wilde Taube, die mit einem Seil am
Bug des Schiffs befestigt wurde, zu treffen)
Speerwurf
Die sportlichen Wettkämpfe müssen hier als rituelle Handlungen interpretiert
werden. Damit gilt die kultische Herkunft der Olympische Spiele als
abgesichert. Erklärbar wird die Verbindung von Sport und Kult aus dem
außerordentlich hohen Stellenwert der körperlichen Leistung in dieser Zeit.
Die Athleten ölten sich vor den Wettkämpfen und vor dem Training ein
(kultische Handlung + Zweckmäßigkeit), rieben sich dann mit Sand ein und
schabten sich mit dem sog. Strigilis den Sand wieder ab. Dies erzeugte ein
Prickelgefühl auf der Haut und diente zur Durchblutung und der Vorbereitung
auf den Wettkampf (Vorstartspannung), schützte außerdem vor Sonne und Kälte
und hielt die Haut geschmeidig. Während des Trainings wurde auf der Flöte
gespielt (Schwung/ Rhythmus) Kleinere Anlagen, nur für Ringen, Faustkampf,
Weitsprung usw. geeignet, bezeichnet man als palästra. Größere, mit einer
Laufbahn (drómos) und häufig auch mit einem Ballspielraum (sphairistérion)
ausgestattete Übungsstätten hießen entsprechend ihrer Zweckbestimmung
gymnasion. Es gab verschiedene Bezeichnungen für Trainer:
 Aleipten waren Trainer oder Masseure
 Isoaleipten waren Trainer für Reha (Heiltrainer)
 Paidotriben waren Knabenantreiber
 Gymnasten hießen die Leistungstrainer im Gymnasium
(Hochleistungstrainer)
Trainiert wurde nach dem Tetradensystem ( 4-Tage Trainingssystem):
Tag 1)
Vorbereitende Belastung (kurz/hoch)
Tag 2)
Anstrengende Belastung (Max/ Wettkampfsimulation)
Tag 3)
Lockere Belastung (Entspannungstraining)
Tag 4)
Mittelschwere Belastung (Mittlere Belastung)
Pause
Der Berufssport war die logische Konsequenz aus der ungewöhnlich hohen
Wertschätzung des sportlichen Erfolgs in der Klassik. Unter „Athleten“ verstand
man in der hellenistischen Epoche (336-30 v.Chr.) nur noch Sportler, die sich
ausschließlich dem Wettkampf und seiner Vorbereitung widmeten. Vielfach
schlossen sich diese nun zu genossenschaftsähnlichen Vereinigungen zusammen
(sýnodoi). Bei größeren Wettkämpfen waren alsbald nur noch (Berufs-)
Athleten am Start Dies galt auch für die großen heiligen Spiele, an denen
nunmehr auch nichtgriechische Athleten teilnehmen konnten. In den
Vordergrund traten jetzt vor allem publikumswirksame Wettkämpfe, wie
Wagenrennen, Faustkampf und Pankration.
In späteren Zeiten übten die Sophisten Kritik an den Athleten, Künstler stellten
diese in Figur als fettleibige Männer mit winzigen Köpfen dar. Sie forderten,
daß man sich mehr geistiges Wissen aneignen sollte, als immer ausgeklügeltere
Trainingsmethoden zu entwickeln. Euripides äußerte sich in der zweiten Hälfte
des 5 Jh. v. Chr.: „Es gibt viele Übel in Hellas, doch keins ist schlimmer als das
Volk der Athleten.“ Im 3. Jh. N. Chr. versuchte Philostratos (Sportkritiker)
zurück zum sauberen Athleten zu führen. Er wollte den Athleten wieder in den
Mittelpunkt stellen, die Sportler sollten wieder nach einer Diät leben und die
Dekadenz ablegen. Die Leibeserziehung rückte in eine bedeutende Stellung,
fortan waren die Elementarfächer, die musischen Fächer und die
Leibeserziehung auf einer Stufe.
Sprichwort: „Er kann weder Schreiben noch Schwimmen.“
Die Bildung im athenischen Schulsystem im 6. Jh. V. Chr. setzte sich zusammen
aus:
Elementarfächer
Musische Erziehung
Leibeserziehung
Lesen, Schreiben
Grammatik, Rechnen
Zeichnen
Tanz, Gesang
Saiten- und Flötenspiel
literarische Bildung
Poesie
Ringen, Laufen, Speer
Faustkampf, Pankration
Ballspiel, Diskus
Bogenschießen
Waffenkampf
Um 450 v. Chr.:
Schulung der Göttlichen Güter:
Weisheit
Besonnenheit
Gerechtigkeit
Tapferkeit
Gymnastik (nackt üben)
Schulung der menschlichen Güter:
Um 350 v. Chr.:
Gesundheit
Schönheit
Kraft
Reichtum
Elementarschule
Gymansion
Akademie
Lesen
Schreiben
Rechnen
Grammatik
Zeichnen
Musik
Gymnastik
Grammatik
Rhetorik
Dialektik
Arithmetik
Astronomie
Musik
Gymnastik
Philosophische
Einzelwissenschaften
Gehobene Rhetorik
Hoher Stellenwert des sportlichen Erfolgs
II
V
Steigende Leistungsansprüche
Spezialisierung  Verbesserung der Trainingsqualität Auswirkung des
Trainingsvolumens
Ausrichtung des gesamten Lebens auf die Bedürfnisse von Training und
Wettkampf
II
V
Absicherung der wirtschaftlichen Bedürfnisse über Sponsoren oder Ennahme
aus dem Sport
Seit dem 4. Jh. V. Chr. galt für die Söhne der wohlhabenden Bewohner die
Ephebie = militärische Ausbildung. Später fanden auch die medizinischen
Erkenntnisse = die Diätetik mehr Anerkennung und führte somit zu einer
Funktionalisierung der Leibeserziehung. Die wichtigsten diätetischen Mittel
waren:
 Nahrungsauswahl
 Organischer Wechsel zwischen Belastung und Ruhe
 Gymanstik
 Einreibungen, Salbungen und Massagen
 Bäder und Schwitzkuren
Schaustellungen fanden statt, bei denen sich die Vertreter einiger Städte
herausforderten. Mit den kretischen Einflüssen strömten ab dem 16. Jahrhundert
v.Chr. musisch-ästhetische Elemente in die mykenische Leibeskultur.
Verschiedene Formen des Sports sind für die kretische Gesellschaft belegt:
 Auffallend ist die häufige Darstellung akrobatischer Akte auf Stieren. Diese
“Stierspiele” waren zumindest in ihrem Ursprung Ritual eines
Fruchtbarkeitskults.
 Verbreitung fand auch Faustkampf, Ringen und Wagensport.
 Wichtigste erscheinung der kretischen Leibesübungen war der Tanz. In den
bildlichen Darstellungen begegnet er uns in zahlreichen Varianten: als
Einzel-, Gruppentanz, bei Erntefesten und bei religiösen Anlässen.
Denker und Lenker der Antike:
 Pindar (522-445 v. Chr.) schrieb Oden für die Sieger
 Platon (427-347 v. Chr.) Mitbegründer der Philosophenschule der Klassik.
Gymnastik galt als Zubringerfunktion oder besser sals Voraussetzung für
göttliche Güter und menschliche Güter (s.o.)
 Lukian (2. Jh. N. Chr.) äußerte sich kritisch gegenüber den Athleten. Er war
Anhänger der Sophisten ! “denn es gibt zahllose Übel in Hellas, doch keins
ist schlimmer als das Volk der Athleten.”
Wichtige Begriffe :
1. stadie- Laufstrecke im Stadion
gymnasion- Ort, wo nackt geübt wurde (L-förmig gebaut, außer Säulenhalle)
Arena- Sandplatz
Arete- Tüchtigkeit/ Tugendheit
Hippodrom- Pferderennbahn
Musische , hippische, gymnische Wettbewerbe
Ephebie-vormilitärische Ausbildung
Die panhellenischen Spiele
Es existierten vier zentrale, sogenannte „panhellenische(ganz Griechenland)“
Sportfeste, zu denen viele Bewohner aus allen hellenischen Stadtstaaten alle 2-4
Jahre zusammenkamen. Die Spiele fanden statt in:
1)
Olympia
(Zeusheiligtum)
2)
Delphi
(Apollonheiligtum)
3)
Nemea
(Poseidonheiligtum)
4)
Isthmia
(Zeusheiligtum)
Alle Spiele waren zunächst religiöse Feste lokaler Kultgemeinschaften
(Amphiktyonien). Spätestens im 6. Jahrhundert v.Chr. entwickelten sie sich
dann zu Veranstaltungen von gesamtgriechischer Bedeutung.
Wer als Zuschauer, Kampfrichter oder Athlet zu einem dieser Sportfeste ging
stand im Schutz der Götter. (Götterfrieden/ Geleitfrieden griech.: Ekecheiria=
die Hand zurückhalten)
Dieser Friede wurde von Herolden verkündet. Insgesamt existierten ca. 250
lokale Sportfeste im gesamtgriechischen Gebiet, aber die Panhellenischen Spiele
waren die bedeutendsten. Die Hellenen waren nicht ein Volk, sondern setzten
sich aus vielen einzelnen Stadtstaaten zusammen.
Wichtig bei den Wettkämpfen war nicht der Rekord, sondern nur der Sieg, egal
mit welcher Leistung oder mit welchen Mitteln er errungen wurde. Ein Sieg, der
dadurch errungen wurde, daß der Gegner gar nicht erst antrat war z.B. ebenso
ehrenhaft, wie ein hart erkämpfter Sieg. Aus der Vorstellung, daß der Sieg im
Wettkampf ein Geschenk der Götter sei, erklärt sich auch die fast sakrale
Verehrung der bei kultischen Spielen siegreichen Athleten. Ihr Ruhm lebte über
den Tod hinaus weiter. Ab dem 8. Jahrhundert v.Chr. gab es auch eine spezielle
Bezeichnung für die Teilnehmer an Wettkämpfen: Sie wurden athletaí genannt.
30 000- 40 000 Zuschauer verfolgten das Spektakel, allerdings galt auch damals
schon das Alkoholverbot in den Stadien. Bei Verstößen gegen das Verbot
wurden Strafen in großer Höhe ausgesprochen.
Die 4 panhellenischen Spiele waren so gelegen, daß sie sich nicht zeitlich
überschnitten :
Jahr 1 : Olympia
Jahr 2 : Nemea, Isthmia
Jahr 3 : Delphi
Jahr 4 : Isthmia, Nemea
Die wohl bedeutendsten unter den panhellenischen Spielen waren die
Olympischen Spiele. Zum ersten Mal sind sie 776 v. Chr. durch Siegerlisten
belegt. Olympia war ein bekanntes Heiligtum /Tempelanlage/ Wallfahrtsort.
Spiele fanden im Rahmen eines Gottesdienstes statt (Zeuskult) Von da an
unterzogen sie sich einer ständigen Entwicklung:
1. Olympiade (776 v. Chr.)
Stadionlauf (192m lang, einfache Distanz / Stadion war einfach gebaut und die
Läufe wurden immer zum Heiligtum/Altar hin bestritten/Sieger nimmt Ölzweig
vom Altar)
14. Olympiade (724 v.Chr.)
Doppellauf (Diaulos / 2 Stadionlängen)
15. Olympiade (720 v. Chr.)
Langlauf (Dolichos)
18. Olympiade (708 v. Chr.)
Fünfkampf (Pentathlon) und Ringkampf
Pentathlon: Diskus/ Speer/ Faustkampf/ Stadionlauf/ Weitsprung)
23. Olympiade (688 v.Chr.)
Faustkampf
25. Olympiade (680 v. Chr.)
Rennen mit Wagengespann (4 Pferde)
33. Olympiade (648 v. Chr.)
Pferderennen und Pankration (Allkampf)
37. Olympiade (632 v.Chr.)
Wettkampf der Jugendlichen
38. Olympiade (628 v.Chr.)
5-Kampf der Jugendlichen (nur 1x ausgetragen)
41. Olympiade (616 v.Chr.)
Faustkampf der Jugendlichen
65. Olympiade (520 v.Chr.)
Waffenlauf
70. Olympiade (500 v.Chr.)
Rennen mit Zweigespann von Maultieren, ab ca. 84. V. Chr. wieder abgeschafft
93. Olympiade (408 v.Chr.)
Rennen mit Zweigespann von Pferden
96. Olympiade (396 v.Chr.)
Wettbewerb der Trompeter und Herolde
99. Olympiade (384 v.Chr)
Rennen mit 4gespann von Fohlen
128. Olympiade (268 v.Chr.)
Rennen mit 2gespann der Fohlen
131. Olympiade (256 v.Chr.)
Rennen der Fohlen
145. Olympiade (200 v.Chr.)
Pankration der Jugendlichen
Letzte Aktualisierung der Wettkampfliste
Zeitlicher Ablauf der Spiele um 500-400 v. Chr.:
1. Tag : Ableistung des Eides; Ehrenopfer; Agon der Trompeter und Herolde;
übrige Vorbereitung
2. Tag : Agone der jugendlichen
3. Tag : Vormittags : hippische Spiele (zahlreiche Gravuren auf Goldmünzen)
Nachmittags: Fünfkampf
Abends : Totenopfer für Achilles und Pelops
4. Tag : Vollmondstag: Opfer der Hekatombe durch Eleer, Festmal im
Prytaneion
5. Tag : Vormittags : Laufwettbewerbe
Nachmittags : Ringkampf/ Faustkampf/ Pankration/ Waffenlauf
6. Tag : Morgens : Bekränzung der Sieger
Abends : Bewirtung der Gäste
Die Olympiade wurde als vierjähriges Zeitmaß aus der Bibel übernommen. Sie
richtete sich immer nach dem Vollmond im August. Es kamen bis zu 40000
Zuschauer zu den Spielen.
Bei Opfern wurden nur Innereien ins Feuer geworfen, den Rest nahm man zum
Verzehr. (300 Ochsen) Auch Doping war bereits ein vertrautes Mittel in der
Antike. Man nahm gehackte Stierhoden- Androgene zur Leistungssteigerung.
Die letzten vier Wochen vor den Spielen mußten die Athleten zusammen in Elis
(Olympisches Dorf der antike 50 km vor Olympia) trainieren, um
Chancengleichheit zu gewährleisten. Danach erfolgte der gemeinsame Marsch
nach Olympia. Eidlich zu bestätigende Pflichttrainingszeiten (10 Monate) waren
einzuhalten; dies war schwierig, da teilweise monatelange Anreisen. Außerdem
beschränkte dies die Spiele auf die Wohlhabenden, da nur diese Zeit zum
Training hatten. Zuerst gab es 9 späte 12 Oberkampfrichter, die Hellanodiken.
Nur freie Griechen von unterhalb Roms bis zum Schwarzen Meer waren zu den
Wettkämpfen zugelassen (keine Barbaros= Fremde oder Unfreie) Ab 720 v. Chr.
lief man in Olympia nackt, eine Sitte, die sich allmählich auf alle anderen
Festorte und den gesamten Trainings- und Wettkampfbetrieb übertrug. Frauen
waren es nicht erlaubt, bei den Spielen dabei zu sein. In Olympia war es
verheirateten Frauen sogar bei Androhung der Todesstrafe verboten,
zuzuschauen. Eine Ausnahme gab es allerdings: Bei den hippischen Spielen war
der Sieger nicht der Jockey selber, sondern der Gutsbesitzer. Reiche Frauen
beteiligten sich als Besitzer der Gespanne oder Pferden hin und wieder bei den
antiken Festspielen und wurden auf diese Weise sogar Olympiasieger. Der
Sieger bekam einen Siegerkranz der vom Olivenbaum in Olympia mit einer
goldenen Sichel abgeschnitten wurde. Der Olivenbaum bedeutete für die
Griechen Leben und Wohlstand.
Bei den panhellenischen Spielen wurden nur symbolische Preise vergeben, die
meistens Gott-bezogen waren. Bei anderen Spielen wurden immer Geldpreise
ausgesetzt, die sehr hoch ausfielen. Die Straf- und Weihetafeln, die in den
Sportstätten aufgestellt wurden sind heute eine wichtige Quelle zur Ermittlung
der Olympiateilnehmer. In den ersten 150 Jahren kamen 70% der Sieger der OS
aus Sparta (spartanisches Ideal= lieber untergehen als fliehen), später wurde die
Dominanz von Athen übernommen. In den ersten Jahrhunderten kamen 81
Olympiasieger aus Sparta, nur 46 aus anderen Stadtstaaten. Die Spartaner, als
letzte mit dem dorischen Stamm aus dem Norden in den Peleponnes
eingewandert, hatten am frühesten erkannt, daß Körperzucht eng mit dem
Staatsleben und der Wehrhaftigkeit zusammenhängt. Später wurde ein
Kampfverbot in Sparta verhängt, weil die Aufgabe im Kampf nicht mit dem
spartanischen Ehrgefühl vereinbar war. Die Spiele waren wie es in dieser Zeit
üblich war von vielen kultischen Handlungen begleitet. Die Teilnehmer waren
in Gedanken unsterblich und die Sieger wurden vom Dichter Pinder in
feierlichen Gedichten festgehalten. Die Zeusstatue in Olympia galt als ein
Weltwunder in der Antike. Als gesonderte Veranstaltungen sind für Olympia im
Rahmen von Festen zu Ehren der Göttin Hera (héraia) auch Wettläufe von
Frauen und Mädchen belegt. Sie werden als Restformen der mykenischen
Fruchtbarkeitskulte (Hochzeitsläufe) interpretiert. Die Wettkampfstätte wart im
Quadrat um den Zeustempel angelegt. Alle Anlagen, die nicht zu den
Wettkämpfen gehörten waren außerhalb. (z.B. Palästra/ Trainingsort) Palästra:
Innenraum war Trainingsort, Säulenhalle außenrum für geistiges Training Im
Jahr 393 n. Chr. wurden die Olympischen Spiele unter Theodosius I als
heidnischer Kult verboten. Das Stadion in Olympia wurde im Jahr 1961 von
deutschen Forschern ausgegraben. Deutsche Forscher, weil die Deutschen die
Funde immer im Ursprungsland ließen und nur Abgüsse der Originale machten.
Die Pytischen Spiele (nach der Priesterin Pytia) fanden seit 586 v. Chr. alle 4
Jahre, von Priestern organisiert, zu Ehren Apollos in Delphi statt. Die musischen
Wettbewerbe standen im Mittelpunkt und die Sieger wurden mit einem
Lorbeerkranz oder mit einem Palmenzweig geehrt. Das damalige
Schönheitsideal lautete Kalokagathia, was soviel wie „Schön und gut“
bedeutet. Dabei sollte das Äußere ein Spiegelbild des Inneren sein. Es war ein
ganzheitliches Erziehungsideal.
Die Spiele von Isthmia wurden seit 580 v. Chr. zu Ehren von Poseidon von den
Korinthern alle 2 Jahre veranstaltet. Diese Spiele waren so berühmt, daß sie 196
v. Chr. von den Römern zur Verkündung der griechischen Freiheitserklärung
genutzt wurden (von Plutarch beschrieben). Es fanden u.a. Wettbewerbe in
Musik, Rezitation und Malerei statt. Bei Ausgrabungen fand man
Startvorrichtungen; eine Stange wurde von 2 Balken gehalten, ließ man die
Stange fallen, erfolgte der Start – Hyplexschlag genannt. Der Sieger bekam
einen Selleriestrauch oder Kranz aus Fichte .
Die Spiele von Nemea fanden seit 573 v. Chr. alle 2 Jahre statt und waren
hauptsächlich athletisch orientiert; später waren vereinzelte musische
Wettkämpfe vorhanden. 2000 Jahre lang blieb das Stadion, das Schwimmbad
und weitere Gebäude unter der Erde verborgen. Bei den Ausgrabungen fand
man dann Laufbahnen mit 162m Länge und Wasserrinnen am Rand. Der Sieger
der nemeanischen wurde mit einem Epischkraut- Kranz geehrt.
Die panhellenischen Spiele waren also frei von materiellen Preisen, bei den
anderen Spielen gab es teure Preise (z.B. in Athen 50 Krüge Öl). Dies
unterschied die sog. Kranz- Agone von Preis- Agonen. Die Sieger der
panhellenischen Spiele wurden ihre Siege jedoch durch freies Essen,
Theaterplätze und Ehrensitze im Senat der Heimatstadt vergolten. Ein
Wettkämpfer, dem es gelang, bei allen 4 großen Veranstaltungen, die den
sogenannten Periodos (griech.: Umlauf) bildeten, zu siegen, erwarb den
begehrten Titel eines Periodoniken. Wichtig war die Zahl 5! Es gab den
Fünfkampf, 5 Versuche bei Speer etc. und 5 Runden beim Faustkampf.
Verschiedene Disziplinen:

Wettlauf: Die Startpositionen wurden ausgelost. Vor und Endläufe
fanden statt und es wurde aus einer Startvorrichtung heraus gestartet. Bei
einem Fehlstart bekam man Peitschenhiebe. Der Ablauf erfolgte aus dem
Stand von einer eingelassenen, durch Säulen unterteilten Steinschwelle,




die für jeden Läufer etwa 1,20 m Raum ließ und mit zwei ausgehauenen
Start- Rillen für die Füße versehen war. In Olympia weist die OstAblaufschwelle 20 Startplätze auf. Vasenbilder zeigen den Startenden auf
dieser Schwelle mit enger Fußstellung, entsprechend dem Rillenabstand,
und leicht vorgebeugter, gespannter Haltung. Auch die gegenüber
liegende Seite der Laufbahn hatte die durchgehende Steinschwelle als Ziel
für den Stadionlauf, als Start für den Doppellauf und als Wendepunkt für
den Langlauf. Startsignale gaben die Trompeter,
Diskus: (diskobolia) Der Diskuswurf war wohl ein Standwurf mit einem
zwischen 1,5kg und 4 kg schweren Wurfgerät. Jeder hatte 5 Versuche.
Weiten von 28-30m sind überliefert. Disken wurden auch als Schreibtafel
für Vertragstexte genutzt (Gravur) und als Anerkennung mit ins Grab
gegeben.
Speer: (akontismos) Das Gerät war nicht genormt. Länge und Dicke
waren unterschiedlich. Um den Speer wurde eine Lederschlaufe (Ankyle)
gewickelt, die sich beim Abwurf abrollte und dem Speer einen
Drehimpuls übertrug, der zu einer besserer Flugeigenschaft führte. Weiten
um 45m sind überliefert. Der Speer wurde beim Anlauf über dem Kppf
gehalten, vor Abwurf runtergenommen.
Weitsprung: (griech.:Halma) Der antike Weitsprung war wohl ein
beidbeiniger Fünferhopp. Weiten von 16.40m und 16.80m sind
überliefert. Auf Vasenbildern aus dem 6.+5. Jahrhundert v.Chr. sind
Springer in der Absprung und Landephase zu sehen ,die Flugphase ist
nicht zu sehen. Gewichte („Halteren“) wurden beim Weitsprung in den
Händen gehalten. Das Gewicht schwankte zwischen 1 und 4,6 kg. Über
den Gebrauch von Halteren gibt es verschiedene Meinungen. Harald
Schmid geht in seiner Doktorarbeit davon aus, daß die Haltere beim
Training zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit genommen wurde. Da
aber Halteren auf vielen Vasenbildern zu finden sind, wurde sie
wahrscheinlich auch im Wettkampf benutzt.
Ziel der Halteren war es :
a) einen höheren Körperschwerpunkt zu erlangen
b) KSP weiter nach vorn zu verlagern
c) Beschleunigungsstoß zu erzeugen
d) Günstigere Landestellung zu erreichen
e) Erhöhte Anfangskraft
Vor dem Versuch mußten die Sportler den Boden auf einer Länge von 50
Fuß aufrauhen (das Skamma), da es keine Sandgruben gab.
Pentathlon: Der antike Fünfkampf bestehend aus Diskuswurf, Speerwurf,
Weitsprung, Stadionlauf und Faustkampf. Wie der Sieger ermittelt wurde
können wir nur vermuten. Der Sporthistoriker Ebert geht von einem
Dreifach- Relativ- Sieg (Platzziffernsystem) aus. Jeder Athlet, der gegen
ein und denselben Athleten dreimal eine schlechtere Plazierung aufwies,
mußte ausscheiden. Wenn der Sieger aufgrund dieses Vergleichs nicht



schon nach der dritten oder vierten Disziplin feststand, entschied der
abschließende Ringkampf.
Moderner Fünfkampf erst wieder ab 1912 Stockholm. Coubertin führte
Fünfkampf wegen ganzheitlicher Erziehung/ idealtypischem Athleten
wieder ein.
Ringkampf: (griech.: Pale) Dies war der klassische griechische
Ringkampf mit Griffen am ganzen Körper und ohne Gewichtslimit und
Zeitbegrenzung. Pale wurde in der Palästra gelehrt und gehörte seit 708
v. Chr. zu den Olympische Disziplinen. Es handelte sich um einen reinen
Standkampf. Wer dreimal den Boden berührte, hatte verloren. Der
erfolgreichste Ringer des Altertums und unerreichtes Vorbild des Athleten
war Milon von Kroton, 540-516 v. Chr. 7mal hintereinander in Olympia
siegte und bei den anderen panhellenischen Spielen weitere 27 Kränze
errang.
Boxen: (griech.: Pygmachia) Das antike Boxen war ein Kampf bis zum
K.O. oder der Aufgabe des Gegners. Oft kam es auch zum sog.
„staublosen“ Sieg durch Rücktritt eines oder aller Kontrahenten
unmittelbar vor dem Kampf. Die Kämpfer wickelten sich 3m lange
Riemen aus Ochsenhaut um Finger, Handgelenk und Unterarm, auf die
später zum Zwecke der Schlagverstärkung Lederstücke und Eisenstücke
aufgesetzt wurden. (Brutalisierung)
Pankration: Der griechische Allkampf enthielt Elemente des Boxens und
Ringens. Es begann als Standkampf, wurde aber meistens am Boden
weitergeführt. Vor allem durch schmerzhafte Würge- , Dreh- und
Klammergriffe versuchte man, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen.
Denn nur auf diese Art wurde der Kampf beendet. Griffe in Ajugen un
Weichteile waren verboten.
Warum starben die Spiele der Antike aus ???
1)
2)
3)
4)
5)
6)
Christentum kam auf

Zuwendung zu monotheistischen Religionen

Abwendung von polytheistischen Religionen
Ökonomische Krise
Sinkendes Gemeinschaftsgefühl (an Zeus hat man nicht mehr geglaubt,
die Tempel waren zerstört)

Naturkatastrophen

Verflachung des Ehrgeizes
Niedergang des griechischen Reichs/ Übermacht der Römer
Kulturmorphologischer Verfall schleichender Verfall eines ehemals
hoch angesehenen Kulturdenkmals
Einfall fremder Stämme
Alle 6 Faktoren hatten ein und die selbe Sache zur Folge, nämlich den Verfall
der antiken Olympischen Spiele. Olympia wurde zerstört und eine
Völkerwanderung setzte ein. Dennoch existieren hunderte von Schriften, welche
die Olympischen Spiele beweisen. Philostratos schrieb über die antiken
Trainingsmethoden. Im 3. Jh. N. Chr. wurde bestimmt, wie ein Athlet in einer
bestimmten Disziplin auszusehen hatte. (geschwungenes Knie, Form der
Handwurzelknochen, breite Schultern, starker Reiz für den Geschlechtstrieb)
Heute gilt Olympia und die Olympischen Spiele als Synonym für die antiken,
griechischen Sportspiele. Ihre Wiedergeburt feierten die OS mit der Erfindung
des Buchdrucks. Somit wurden sie wieder Publik gemacht. In der Zeit der
Humanisten wurden die ersten Sportbücher veröffentlicht. (1549—Buch mit
Aufzeichnungen vom römischen und griechischen Sport)
Untergang der Olympischen Spiele nach Ingomar Weiler
1. religiös-historische Interpretation: Aufstieg des Christentums, Zuwendung
zu neuen philosophischen Bewegungen (OS heidnisches Fest)
2. sozioökonomische Erklärung: ökonomische Kriese in Olympia
Professionalisierung (und damit Brutalisierung) des Sports
3. wissenschaftliche Erklärung: sinken des Gemeinschaftsgefühls,
Naturkatastrophen, physische Degeneration der Griechen
4. politische Erklärung: Niedergang der griechischen Polis, Eroberung durch
die Römer
5. kulturmorphologische Interpretation: Schleichender Verfall, dessen
Beginn in der hellenistischen Periode liegt und der in einer zweiten Phase
während der späten römischen Kaiserzeit weitergeht
6. Erklärung, die auf fremden Einfluss basiert: Einfluss der
Völkerwanderung
Leibesübungen der Römer
Die Ausrichtung der Erziehung auf das Militärwesen bestimmte auch Inhalt und
Ziele der altrömischen Leibeserziehung. Die Leibeserziehung sollte all jene
physischen und psychischen Eigenschaften entwickeln, die für den Kriegsdienst
wichtig waren:
Mut, Entschlossenheit, Härte, Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit im Reiten
und im Umgang mit Waffen.
An Formen sind überliefert:
Laufen, Springen, Schwimmen, Reiten, Ringen, Faustkampf,, Fechten,
Speerwerfen und Bogenschießen.
Weil die Leibesübungen (exercitátio córporis) voll auf das Militärwesen
ausgerichtet war, konnte sich daraus kein gehobenes Wettkampfwesen im Sinne
der griechischen Agonistik entwickeln.
Betrachtet man den Römischen Sport treten einige Probleme bei der
Klassifizierung auf. Es ist nicht klar, was man als Sport einstufen kann und was
nicht.
Problemfelder:

Tierkämpfe zählten zum Sport, jedoch mußten oft verurteilte
Scherverbrecher und Sklaven zum Kampf antreten, was im Widerspruch
zum Freiheitsanspruch des Sports steht; es ist also mit unserer heutigen
Sportauffassung schwer zu vereinbaren. Verurteilte wurden entweder zu
„ad gladium“ (Schwertkampf) oder zu „ad bestias“ (Tierkampf) verurteilt.
Bei dieser Art der sportlichen Betätigung ging es um Leben und Tod.
H.E. Rösch fragte sich deshalb:“ Ist das noch Sport?“

Ein sehr langer Zeitraum muß betrachtet werden (753 v. Chr. – 476 n.
Chr.)

Im Vergleich zum griechischen Sport ist der römische Sport
vernachlässigt worden und wird niedriger bewertet.

Die Quellensituation ist problematisch, da es keine Spezialquellen oder
breite literarische Überlieferungen gibt; die gesamten Informationen sind
in andere Bereiche verteilt.
Man unterscheidet zwischen:
Privater Sport
Wehrsport
Öffentliches Schauspiel
(spectacula) Circusspiele
(ludi circenses)
Ballspiel
Badekultur und
Schwimmen
Boxen und Ringen
Reiten und
Wagenlenken
Jagd
Marschieren
Laufen
Springen
Schwimmen, Tauchen
Fechte, Speerwurf
Reiten
Ringen und Boxen
Wettlauf
Boxen
Ringen
Desultoren (u.a. militärische
Demonstrationen )
Wagenrennen
venationes(Tierspiele)
mumus gladiatorium
(Gladiatorenkämpfe)
Die Gladiatorenkämpfe hatten ihren Ursprung im Totenkult. Die größte Zahl der
Gladiatoren bestand aus Kriegsgefangenen, Sklaven und Verurteilten (ad
gladium), jedoch gab es auch Freiwillige, die sich zu den Gladiatorenkämpfen
meldeten.
Es gab verschiedenen Arten der Gladiatoren:

Samniten: Bewaffnet mit Kurzschwert und großem Schild



Traker: Bewaffnet mit trakischem Krummschwert, Körperschutz und
verschiedenen anderen Waffen
Sekutoren: Bewaffnet mit einem Schwert und einem Visierhelm
Retisarier: Bewaffnet mit Dreizack, Dolch und Netz, trug aber keine
Rüstung
Der im ausgehenden 6. Jahrhundert in Rom entstandene Circus Maximus faßte
200000 Zuschauer. Die Bahn für Wagenrennen war 600 m lang und 120 m breit.
Eine 250 m lange Mauer in der Mitte (spina) trennte die Bahnen ab, so daß in
einem Rennen sieben Runden gefahren wurden (a 1200 m). An einem Rennen
nahmen weniger Wagen als bei den Griechen teil; charakteristisch war die
Einteilung in Parteien (weiß, rot, blau, grün), die mit heutigen Mannschaften
vergleichbar sind und eine ähnliche Fangemeinde hatte wie heutige
Fußballmannschaften. Meistens wurden die Wagenrennen mit Quadrigen
(Viergespann) ausgetragen; es gab aber auch Rennen mit bis zu
Zehngespännern. In Rom wurden Grabinschriften berühmter Wagenlenker
gefunden, die belegen, für welches Team dieser gefahren ist und wieviel Geld er
mit dem Fahren dieser Wagen verdient hat. Gute Wagenlenker verdienten bis zu
60000 Sesterzen für einen Sieg, wobei der durchschnittliche Tagesverdienst bei
5 Sesterzen lag. Die Spiele hatte man zunächst nur bei besonderen Anlässen
veranstaltet, z.B. bei Götterfeiern oder bei der Rückkehr eines siegreichen
Heeres. Von 336 v.Chr. an wurden sie dann als ludi romani zu einer festen, sich
jährlich wiederholenden Einrichtung. 65 Tage im Jahr waren für Schauspiele
freigehalten, weiterhin gab es 13 Circusspiele jährlich (später mehr). Die Spiele
der Römer waren nicht Ausdruck einer allgemein im Volk verbreiteten
Agonistik. Sie waren spectacula, also Schauspiele, im wahrsten Sinne des
Wortes. Als Akteure wurden hervorragende Spezialisten gewonnen, zumeist
Angehörige fremder Völkerschaften oder Stämme.
Im Rahmen der Hellenisierung des westlichen Mittelmeerraums kam es ab dem
2. Jahrhundert v.Chr. auch zur Begegnung des Römertums mit der
hellenistischen Agonistik. Der erste Auftritt griechischer Athleten in Rom wird
auf das Jahr 186 v.Chr. datiert. In der Folge wurden immer wieder Spiele nach
dem Muster hellenistischer Agone veranstaltet. So hatte z.B. Sulla 80 v.Chr. alle
bedeutenden Athleten seiner Zeit nach Rom eingeladen, so daß die Olympische
Spiele dieses Jahr entfallen mußten. Insgesamt aber konnten sich die
hellenistischen Agone im Westen nicht durchsetzen. Es fehlte ihnen an Tradition
und sie waren vor allem nicht spektakulär genug.
Leibesübungen und Sport der Germanen
Bei der zeitlichen und räumlichen Einordnung gibt es Probleme. Außerdem ist
die theoretische Erörterung aufgrund der einseitigen Sicht der Römische
Schriften schwierig. Berno Wischmann setzt sich in seinem Buch „Sport und
Leibesübungen der Germanen“ mit der Thematik auseinander. Der römische
Kaiser Tacitus beschäftigte sich ebenfalls mit den Germanen, wobei er die
einzelnen Stämme betrachtete und nicht wie sein Vorgänger Caesar die
Germanen pauschal als Barbaren bezeichnete.
Die Germanen gelten im allgemeinen als gewalttätiges und ungeschliffenes
Volk. Sie waren ein Bauernvolk, das fern einer Hochkultur war. Von 1500- 500
v. Chr. besiedelten die Germanen die Gebiete Skandinaviens ( Schleswig
Holstein, Südschweden) und eventuell auch Gebiete in Niedersachsen. Um
Christi Geburt lebten sie bis nordöstlich des Limes und um 400 n. Chr. hatten sie
sich bis zum Alpengebiet ausgebreitet. Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die
Germanenstämme „Juten“, „Angeln“ und „Sachsen“ die britischen Inseln. Das
Ende der germanischen Epoche ist regional bedingt; je enger der Kontakt mit
den Römern war, desto wurden die eigenen Kulturen aufgegeben. Dies geschah
zwischen dem 4. und dem 11. Jahrhundert. Die letzten Germanen lebten auf
Island.
Über den Sport bei den Germanen gibt es 4 verschiedene Quellengebiete:
1)
2)
3)
4)
Dingliche Quellen: Gräber, Boote und Steine mit Abbildungen (Ostseeraum)
Berichte der Römer um Christi Geburt
Heldenepen aus der Wanderzeit (Niebelungenlied)
Nordische Literatur (Edda, Bauerngeschichten Islands)
Als Beispiel für den zweiten Quellenbereich kann man Tacitus ansprechen, der
von Tänzen mit Schwertern und Wettschwimmen im Rhein berichtete.
Der dritte Quellenbereich schließt nur Rittersagen ein; man erhält also kein Bild
von den einfachen Bauern.
Im vierten Quellenbereich werden Tänze von Männern und Frauen beschrieben,
oder Ringkämpfe, die immer zwischen zwei Männern ausgetragen wurden.
Manneswürdige Beschäftigungen waren allein Kampf und Jagd ; die hierfür
erforderlichen körperlichen Eigenschaften mußten schon in frühster Jugend
geübt werden: Werfen, Laufen, Springen, Reiten, Schwimmen und Fechten sind
in römischen Quellen belegt. Gerwurf, Steinstoßen, Springen, Wettlauf und
Ringen gehörten zu den Übungen, die auch Erwachsene nicht verschmähten.
Leibesübungen, Wettspiele und Männerproben gehörten zur Ausbildung des
Kriegers. Als ursprüngliche Wesensart des germanischen Menschen werden von
uns bei Betrachtung ähnlicher und gleicher Lebensäußerungen erkannt: Mutiges
Verhalten bei Erprobung der Kräfte, ehrenhaftes Handeln beim Wettstreit, treues
Zusammenstehen in der Spiel- und Wettkampfgemeinschaft. Sie sind sittliche
Grundlagen deutscher Leibeserziehung geworden.
Trotz äußerst unterschiedlicher zeitlicher und räumlicher Vorgaben lassen sich
jedoch für die Germanen aus Quellen gewisse gemeinsame sportliche
Verhaltensweisen ableiten:

So hatte schon vor Beginn der Wanderzeit in der breiten Schicht der
freien Bauernkrieger die körperliche Ertüchtigung der Jugendinsbesondere der männlichen- eine große Bedeutung.

Diese körperliche Ertüchtigung stand im Dienste der Wehrhaftmachung
und der Bewältigung der meist recht harten Umweltbedingungen.

Erziehungsziele waren Härte und Mut, Ausdauer, Kraft und
Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen und anderen Geräten.

Überliefert sind Übungen im Laufen, Springen, Schwimmen, Tauchen,
Speerwerfen, Streitaxtwerfen, Steinstoßen, Bogenschießen, Ringen,
Wagenfahren, Reiten und Schwertfechten.
Die körperliche Ertüchtigung war somit bei den germanischen Völkern der
Vorwanderzeit in erster Linie zweckgebunden. Sportliche Leistungen wie ein
Sprung über ein Pferd oder ein gestreckter Salto auf einem Schiffsdeck galten
als heldenhafte Taten. Besonders der Ritterstand übte sich in sportlichen
Wettkämpfen. Die in Sagen, Epen und von römischen Zeitgenossen zum Teil
idealisierten Leibesübungen der Germanen standen im Dienste der
Wehrhaftigkeit, der Behendigkeit und der Kampfvorbereitung der adeligen
Führungsschicht. Die nordgermanischen Stämme übten den Skilauf. Verbreitet
waren eine Vorstufe des Schlagballspiels und Steinzielstoßen. Akrobatik und
Turnübungen wurden für das Frühjahr geübt, um damit Fahrten- und Ernteglück
zu erbitten; im Herbst wurde dies als Dank wiederholt. Leibesübungen bildeten
ein Vorrecht der Freien und trugen bis ins Mittelalter religiös- kultische Züge.
Die Bauern hatten keine Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen.
Körperliche Tätigkeiten:
1) Bewegungsaktivitäten zur Bewältigung von Lebenssituationen (Nutz- und
Jagdfunktion)
2) Leibesübungen, die sich aus 1) aussonderten (mit Speer trainieren, um besser
zu jagen) Hier erkennt man einen neuen Gedanken, nämlich den
Vergleichskampf
3) Leibesübungen ohne Zusammenhang mit 1), die dem reinen Vergnügen
dienten.
.
Sport im Mittelalter
Der Sport im Bereich des Mittelalters muß in zwei Bereiche unterteilt werden:

bäuerliche Leibesübungen, wie Tänze, laufen, springen, werfen und
Kegelspiele (bürgerlicher Sport)

ritterliche Leibesübungen, vor allem auf gegenseitigen Wettstreit
ausgerichtet. (Höfischer Sport und Sport der Adeligen)
In der Erziehung schalteten sich die Mönche der vielerlei Orden ein durch
religiöse Unterweisung der Jugend. Ein nicht geringer Teil der Jugend ging in
Klosterschulen. Gottfried von Straßburg erklärte in seinem Tristan, daß
Ritterschaft , wie man sagt, immer von Kindheit an ihren Anfang nehmen muß,
da sie sonst selten erreicht wird. So wird der geistig ausgerichteten mönchischen
Erziehung nach den „sieben freien Künsten“ im Ritterspiegel eine geordnete
körperliche Ertüchtigung mit „sieben Behendigkeiten“ gegenübergestellt:
Reiten, Schwimmen, Schießen, Klettern, Turnieren und Tjostieren, Ringen und
Fechten, Hofieren.
Der Ritterstand allein erstrebte bewußt durch regelmäßige Leibesübung
körperliche Überlegenheit als Grundlage der Höherwertigkeit. Die Grundformen
der Leibesübungen, wie Laufen, Werfen, Springen, Ringen und Schwimmen,
lassen sich im gesamten Volk bis ins 16. Jahrhundert verfolgen, sind aber
zunehmend im Absinken begriffen. Zum Absinken des Bauernstandes trug
wesentlich der Verlust der Wehrfähigkeit bei. Der Wettstreit im Lauf, Wurf und
Sprung diente der Zerstreuung und dem Vergnügen, die Voraussetzung
bewußter körperlicher Ertüchtigung fehlte.
Die Ritterspiele waren vom 12. Bis 15. Jahrhundert große höfische Feste, zu
denen auch die fahrenden Leute angezogen wurden. Wie die höfische Kultur
insgesamt, so war auch das Turnierwesen in Frankreich entstanden. Dort hatte es
sich bereits im 11. Jahrhundert als ludi gallici aus den manöverartigen
Reiterkämpfen des gallogermanischen Kriegsvolks entwickelt. Im deutschen
Raum fanden größere Turniere erst ab 1127 n.Chr. statt. Sie entfalteten sich in
der Stauferzeit (1138-1268 n.Chr.) zur vollen Blüte. Die Söhne wohlhabender
Familien wurden dafür an Ritterakademien ausgebildet. Ein Ritterturnier war
ein Schaukampf der Ritter und Edlen zu Ehren der edlen Damen, um deren
Gunst man warb. In einem handschriftlichen Fechtbuch aus Augsburg vom
Jahre 1523 ist zu lesen: „Die Steinstoßen, Stangenschieben, Fechten und
Ringen, Tanzen und Springen, Stechen und Turnieren: Damit soll man schöne
Frauen hofieren.“
Zuerst wurden die Ritterturniere vom Herrscher ausgeschrieben. Später wurden
die Turniere von den Patriziern ausgeschrieben, die auch spezielle Turniere für
die Zünfte ausschrieben. Der Vogt war der Turnierleiter und sorgte für den
geregelten Ablauf.
Die Bauern persiflierten das Rittertum, indem sie mit stumpfen Schwertern und
Bienenkörben als Kopfschutz gegeneinander antraten.
Bereits 1532 erschien die erste „Fachliteratur“. Es war das Rüxner Turnierbuch
(Simmern 1532) Es war eine Art Almanach und beschrieb 36 (jährlich
ausgetragene) Turniere zwischen 938 und 1487 n. Chr. Auf über 100 Seiten
wurde in diesem Buch über Ritterspiele geschrieben.
In der Staufenzeit fand 1184 das berühmte Mainzer Hoffest statt. Anläßlich des
Ritterschlags des ersten Sohns von Friedrich Babarossa, fand das größte
überlieferte Ritterturnier des Mittelalters statt. 40 000 Zuschauer uns 1 000
Teilnehmer hatten sich auf der Maraue zusammengefunden, wurden allerdings
durch heftige Regenschauer zum Abbruch gezwungen. Der Buhurt war ein
Gruppenkampf. Dabei standen sich häufig weit mehr als hundert Ritter
paarweise gegenüber. Sogenannte Prügelknechte brachten bei Lanzenbruch
Nachschub. Es wurde mit stumpfen Waffen gekämpft, zunächst zu Pferd und
anschließend zu Fuß. Unter Beweis zu stellen waren geschicktes Manövrieren
des Pferdes und souveräne Handhabung von Lanze und Schwert. Tjost nannte
man den bewaffneten Kampf zweier Ritter zu Pferde mit abgestumpften Lanzen
und vom Pferd aus auf einen am Boden liegenden Gegner wurde als Sauhieb
bezeichnet. Fairneß wurde gleichgesetzt mit Chancengleichheit und somit war es
unehrenhaft, einen gerade vom Pferd gestoßenen Konkurrenten weiter vom
Pferd aus zu bekämpfen und mußte absteigen und den Kampf nun wieder mit
gleichen Voraussetzungen aufzunehmen. Schon damals fand eine systematische
Vorbereitung auf die Turniere statt. Grundfertigkeiten wie werfen, laufen,
springen und schwimmen wurden immer trainiert. Außerdem erschien einen
Zeitschrift namens „Ritterspiegel“. Wie aus dem Turnierbuch von Rüxner
(Simmern, 1532) zu entnehmen ist, fanden in Deutschland an 60 verschiedenen
Orten Turniere in regelmäßigen Abständen statt. Unerläßliche Voraussetzung
für die Teilnahme an einem Turnier war der Nachweis der adligen Abstammung.
1475 wurde die Uni Mainz von den Jesuiten gegründet, aufgebaut und geleitet.
Die Jesuiten gelten allgemein als positives Beispiel für die Einführung der
Leibesübungen an der Schulen. Eine körperliche Erziehung und die Hygiene
standen als oberstes Gebot, außerdem war man der Meinung, daß nicht mehr als
drei Lehrstunden aufeinander folgen sollten. Der Donnerstag war Schulfrei und
wurde zum Sport treiben und zur Freizeitgestaltung genutzt. Im Ballhaus in
Mainz wurde Tennis gespielt.
Martin Luther sprach bei seinen Tischreden von den Leibesübungen als
Ausgleich zum Geistlichen, da der Mensch sich mit Fechten, Ringen und
Springen die Gesundheit erhalte und sich feine, geschickte Gliedmaßen am
Leibe schaffe.
Voltaire tritt für eine gleichberechtigte Möglichkeit zur Ausbildung eines jeden
Menschen ein. Seiner Meinung nach bestimmt die Vernunft den Menschen. Die
Erziehbarkeit liegt nicht im Sinne des Standes, sondern in seiner angeborenen
Fähigkeiten.  Alle Menschen sind gleich und gut !
Rousseau stellt die Forderung nach der fühlenden Seele. Gefühlskomponente
muß herausgestellt werden.
Erziehung: kindgemäß, spielerisch, selbsttätig und lebenspraktisch
Körper wird wichtiger: Einheit von Leib, Seele und Geist
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam auch die Leibestüchtigkeit der
Städter zum Erliegen. Eine neue Umschichtung geistiger Art trat ein, politische
und wirtschaftliche Gründe trugen zur Wandlung bei, dem Erlahmen deutscher
Volkskraft.
Der Sport im Humanismus(1400-1600)
Der Humanismus brachte eine Reihe grundlegender Voraussetzungen für eine
positive Entwicklung des Sports:

Die Freude an der Welt schloß auch die Bejahung des Leiblichen mit ein.
Schönheit, Gesundheit und körperliche Tüchtigkeit wurden als wertvolle
Güter anerkannt.

Die Begegnung mit dem antiken Geiste hat auch zur Konfrontation mit
griechischen Gymnastik und den römischen Leibesübungen geführt.
Einschlägige Schriften des Altertums wurden gesammelt und ausgewertet.
Berühmt wurde in diesem Zusammenhang das sechsbändige
Kompendium „De arte gymnastica“ (1569) des italienischen Arztes
Hieronymus Mercurialis. Es erschien in 30 Auflagen und kann als das
erste große Sportbuch angesehen werden.

Die Humanisten sahen den Menschen als individuelle Persönlichkeit.
Damit fanden sie auch Verständnis für die altersspezifische Eigenart der
einzelnen kindlichen Entwicklungsstufen. Bewegungsdrang, Spieltrieb
und Erholungsbedürfnis waren von nun an wichtige pädagogische
Aspekte.
Die meisten Humanisten begründeten körperliche Übungen- ganz im Sinne der
hellenistischen Auffassung- mit dem Nutzen für Gesundheit, Entspannung und
Erholung. Während Turniere mittlerweile auch beim städtischen Patriziat aus
der Mode kamen, erfreuten sich Fecht- und Schützenwesen weiterhin größter
Beliebtheit. Die Bedeutung des Fechtens im 16. Jahrhundert wird durch eine
Flut von Fechtbüchern dokumentiert. Immer häufiger begegnete man im
Rahmen von Bürgerfesten sportlichen Wettkämpfen. Überliefert sind
Wettbewerbe u.a. im Laufen, Springen, Stoßen, Werfen, Rudern und Reiten.
Häufig wurden sie in Spielformen gekleidet. Nicht selten beteiligten sich daran
auch Frauen. Diverse Spiel- Sportarten entstanden in ganz Europa. Das
sogenannte Paume-Spiel (Tennez-Spiel) erfreute sich unglaublich Beliebtheit.
Aus Italien kam Pallone, ein unserem Faustball ähnlichen Rückschlagspiel. In
England waren zu dieser Zeit neben dem in vielen Variationen beliebten
Fußballspiel zumindest in rudimentären Formen bereits Golf, Hockey und
Cricket bekannt. In Deutschland entstanden ab der Mitte des 16. Jahrhunderts,
vor allem in Residenz- und Universitätsstädten, Ballhäuser nach französischem
Muster. Im Humanismus entwickelte sich die Meinung, daß , wenn der Körper
vernachlässigt würde, dann müsse auch die Ausbildung des Geistes Einbußen
erleiden, eine These, die aus der Antike stammt. Das Harmonie- Ideal, wie es
Plato vertrat, war wieder lebendig geworden und verschwand als grundsätzliche
Forderung nicht mehr, um seiner praktischen Umsetzung zu harren.
Sport im Zeitalter des Absolutismus (1600-1800)
Die absolutistische Adelsgesellschaft hat auch ein spezifisches Leitbild
entwickelt. Das Ideal der humanistische Gelehrsamkeit wurde nun vom Idealbild
des höfischen Weltmannes, des „galant homme“ abgelöst. Die Ansprüche des
neuen Leitbildes gingen in zweierlei Richtung:

Von einem gebildeten Menschen wurden staatspolitisch oder
wirtschaftlich wertvolle Leistungen erwartet.

Zum anderen mußte ein gebildeter Mensch- dies galt auch für Damen- den
Anforderungen des gehobenen aristokratische Lebens gerecht werden.
Gefragt waren Eleganz sowie sichere Beherrschung der Etikette und der
höfische Geselligkeitssformen. Dazu gehörten vor allem Reiten, PaumeSpiel, Tanz, Instrumentalmusik und für die Herren auch das Fechten.
Da das traditionelle Schulwesen nicht in der Lage war , die speziellen
Bedürfnisse der absolutistischen Adelsgesellschaft abzudecken, kam es in der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in allen absolutistischen Staaten nach
französischem Vorbild zur Gründung spezieller Ausbildungsstätten für den
Adel. Sie wurden als Ritterakademien bezeichnet. Das Programm der
Ritterakademien war eindeutig auf die Bedürfnisse der aristokratischen
Gesellschaft ausgerichtet. Trotz gleicher Ziele wiesen die Lerninhalte der
einzelnen Akademien erhebliche Unterschiede auf. Insgesamt lassen sich
folgende Schwerpunkte erkenne:
Wissensbildung
Ritterliches Exerzieren
Galante Erziehung
Moderne Sprache
Staatslehre, Geschichte
Wirtschaftskunde
Festungsbau
Mathematik
Geographie
Reiten
Fechten, Voltigieren
Paume-Spiel
Exerzieren
Schwimmen
Allgem. Bewegungsschulung
Etikette
Galante Umgangsformen
Tanz
Instrumentalmusik
Der Fächerkatalog der Ritterakademien zeigte ein breites Spektrum an
körperlichen Exerzitien. Das Reiten war sowohl eine notwendige Voraussetzung
für den Offiziersdienst als auch unverzichtbarer Bestandteil des aristokratischen
Alltags. Selbst von den Damen wurden reiterliche Fertigkeiten erwartet. Zum
selbstverständlichen Repertoire eines Offiziers gehörte das Fechten. Gefochten
wurde mit leichten Waffen ( Degen, Florett). Für Abwehr- und
Angriffsaktionen gab es feste Haltungsvorschriften. Diesem Haltungsprinzip
begegnet man auch beim Voltigieren. Ziel des Voltigierens war die Vermittlung
von Gewandtheit und Bewegungseleganz. Neben dem Voltigieren gab es noch
eine Reihe von allgemein bewegungsbildenden Übungsformen. Zur Steigerung
des Effekts wurden spezielle Geräte konstruiert. So diente z.B. ein
Balancebalken der Gleichgewichtsschulung, und für Kletterübungen wurde ein
Gerüst mit Leitern, Stangen und Tauen entwickelt. Eine umfassende Bedeutung
wurde der Tanzkunst zugesprochen.
Wichtige Kennzeichen des Sportunterrichts waren:

Regelmäßigkeit, Systematik und erste Ansätze eines methodischen
Lehrverfahrens

Tendenz zur Ästhetisierung der Bewegung

Planmäßiger Einsatz von spezialisierten Lehrkräften

Verwendung von Hilfsgeräten im Rahmen bewegungsbildender Übungen.
Die Ritterakademien blieben aufgrund ihrer Exklusivität zwar ohne
Breitenwirkung, in unterrichtlicher Hinsicht aber vermittelten sie wichtige neue
Ansätze.
Sport in der Renaissance
Die Leibesübungen erhielten durch die Renaissance und den italienischen
Humanismus neue Anregungen. Im antiken Vorbild entdeckte man wieder die
griechische Gymnastik und Agonistik. Diese Reformpädagogik hat jedoch die
Praxis der allgemeinen Erziehung in Deutschland kaum beeinflußt. Eine
lebensnahe Erziehung mit Leibeserziehung wie in den englischen Schulen der
Oberschicht gab es in Deutschland kaum. Leibesübungen wurden zum
Vergnügen der besseren Stände: Billard, Golf, Jeu de Paume, Fechten,
Voltigieren, Gymnastik.
Sport in der Zeit der Aufklärung
Neuen Aufschwung brachte die Aufklärung, besonders die pädagogischen
Ideen von J.-J. Rousseau, der körperliche Kräftigung, freiheitliche
Disziplinierung und die sozialen Tugenden des Wettkampfes betonte. Zuvor
hatte J. Locke (1693) die Leibesübungen und ihre Werte für die Erziehung
unterstrichen.
Als oberste Leitlinie für die Leibesübungen nahm man sich:
a)
Freiwilligkeit
b)
Schutz/ Wiedererlangung der Gesundheit
c)
Heftigkeit
Allgemein kann man sagen, daß die Vorstellungen am ritterlichen Ideal
ausgerichtet wurden. Die ersten Grundgedanken dieser Ansicht findet sich im
14. Jahrhundert und hatte ihre Hauptzeit im 15. Und 16. Jahrhundert. Die
wichtigsten Anhänger dieser Lehre waren Merculiaris, Camerarius, Vives
(erste pädagogischen Ansätze zu erkennen, forderte als Erster auch
Körperübungen für Mädchen), Luther und Zwingli. Zwingli sprach sich für
Übungen im Laufen, Steinwerfen etc. zum Schutze des Vaterlandes aus.
Die Philanthropen (17.-19. Jahrhundert)
Philanthropismus : Bezeichnung für eine Ende des 18.Jh. aufkommende
pädagogische Reformbewegung , die die Leibesübungen als integralen
Bestandteil einer umfassenden Bildung und Erziehung des Menschen wieder
entdeckte und neu gestaltete . Sie schafften den Übergang von Leibesübungen
zu Leibeserziehung. Die Philanthropen forderten eine ganzheitliche Erziehung
und somit eine Synthese aus dem Geistlichen und Körperlichen. Ein vielfältig
gebildeter Körper erschien zur Verwirklichung philanthropischen Absichten
unerläßlich. Die antike Gymnastik stand den Philanthropen als Vorbild vor
Augen, wenn sie 5 Grundübungen zum „Dessauer Pentathlon“
zusammenstellten: Laufen, Springen, Klettern, Balancieren und Tragen.
Guts Muths schrieb zum Beispiel in seinem Buch „Gymnastik für die Jugend“
folgendes :
>>Durch den Körper erwerben wir alle unsere Kenntnisse, durch ihn handeln
wir unentbehrlich; soll ich denn noch beweisen, daß man bei ihm den Anfang
machen müsse, wenn man sich vervollkommnen will?<<
Die Philanthropen ( Menschenfreunde ) gelten als Wegbereiter der neuzeitlichen
Leibesübungen .
Die Grundsätze der Philanthropen kamen aus der Aufklärung.
1) Perfektionieren des Menschen durch Leibesübungen, mit dem Ziel einer
verbesserten Tüchtigkeit und allgemeinen Glückseligkeit.
2) Einige Philanthropen waren evangelische Theologen. Sie hatten die
Hoffnung auf ein besseres Erden-dasein durch Leibesübungen. Sie suchten
den Himmel auf Erden. Dies passierte im Zeichen der Neuorientierung.
3) Der „normale“ Mensch, der Durchschnittsmensch stand im Mittelpunkt. Eine
Übereinstimmung mit der französischen RevolutionEgalite.
4) Rosseaus’s Bildungsidee : Die elementare Lebenskraft erhalten und Körper
und Geist aufeinander abstimmen.
5) Zurück zur Natur
Rosseaus(1712-1778) und John Locke(1632-1703) waren zwei bedeutende
Einflüsse der Philanthropen. Locke vertrat die Meinung, daß eine
vernunftgemäße Erziehung, die neben aktiver körperlicher Kräftigung das
allgemeine leibliche Wohlergehen der Kinder berücksichtigte, das
erstrebenswerte Ziel sei. Ebenso wie Rousseau schwebte ihm die
Einzelerziehung unter bevorzugten Verhältnissen vor. Das von Locke und
Rousseau entworfene Erziehungsbild war grundlegend für die Ausgestaltung der
physischen Erziehung bei den Philanthropen.
Erwachsen aus der Aufklärung, angelehnt an die Vorstellungen der klassischen
Antike, beeinflußt durch pädagogische Theorien und medizinischer Forschungen
strebte der Philanthropismus nach Vollkommenheit des Menschen und nach
seiner irdischen Glückseligkeit, vertrauend auf die grundsätzliche
Vernunftstruktur der Welt und auf den Fortschritt der Wissenschaft. Ein
vielfältig gebildeter Körper erschien zur Verwirklichung philanthropischen
Absichten unerläßlich. Man wollte den kultivierten Naturmenschen.
„Gesundheit des Leibes bewirkt Heiterkeit des Geistes.“ Ziel: innerer Dualismus
Gute Bildung des Körpers= Schönheit der Seele
Schärfe der Sinne= Schärfe in der Denkkraft
Begründer der Philanthropen war Johann Bernhard Basedow (1724-1790).
Basedow schrieb sein Hauptwerk „Elementarwerk“ 1774. Er sah die
Leibesübungen als pädagogischen und hygienischen Wert . Basedow gründete
1774 in Dessau das erste Philanthropinum (Musteranstalt) , welches 1794
allerdings wieder geschlossen wurde. Er war der erste Schulmann der modernen
Zeit. Er lehrte von 1774-1793 in Dessau. Er entwickelte den Dessauer Graben
mit seiner allmählichen Verbreitung , so daß jeder nach seinem Leistungsstand
den Sprung über den Graben wagen konnte und versinnlichte den
eingeschlagenen Weg vom Leichten zum Schweren. Die Philanthropen wollte
statt der bisherigen strengen Arbeit des Lernens eine mühelose und freudevolle
Aneignung von Kenntnissen durch Selbsttätigkeit. Sie führten ein
Belohnungssystem ein. Für gute Leistungen wurde hinter die Namen der Schüler
ein Kupfernagel in eine Tafel geschlagen.
Nach seinem Vorbild baute Basedows Assistent Gothilf Salzmann (1744-1811)
im Jahr 1784 eine neues Philanthropinum in Schnepfental nach Dessauer
Vorbild mit dem Ziel gesunde, frohe, verständige und gute Menschen zu bilden.
Salzmann war Theologe und somit spielte er die meisten Gedanken nur
theoretisch durch und brachte sie zu Papier. Die praktische Anwendung war den
anderen Mitgliedern des „Schnepfentaler Kreises“ vorbehalten.(Campe, Du
Toit, Guts Muths, Carl Andre und Ludwig Lenz) Salzmanns Schriften sind
heute eher unter pädagogischen Gesichtspunkten bekannt. Er forderte „täglich
ein Stündchen Sport“.
Salzmann schrieb in „Der Himmel auf Erden“ (1797): „Durch den Körper
erlangen wir alle unsere Kenntnisse, durch ihn handeln wir; bei unserem Denken
ist es unentbehrlich; soll ich denn noch beweisen, dass man bei ihm den Anfang
machen müsse, wenn man sich vervollkommnen will?“
Johann Friedrich Simon (1760-1801) lehrte von 1776-77 in Dessau und baute
Gymnastik in den Lehrplan ein.
Peter Villaume (1746-1820) Hauptwerk: „Von der Bildung des Körpers“ Zeigte
Maßnahmen der Gesundheit, Hygiene, Abhärtung, Ausgleich, Sinnesübungen
(Empfindungsübungen)
Johann Friedrich Christoph Guts Muths (1759-1839) war ein Mitarbeiter und
der Nachfolger Salzmanns in Schnepfental. Er gilt als der „Erz- und Großvater“
des deutschen Schulturnens, der letzte und wirksamste in der Reihe der
Philanthropen. Er erschuf das erste Modell einer theoretisch fundierten,
methodisch durchdachten und praktisch bewährten schulischen
„Körperbildung“.
Seine Hauptwerke waren:
1793: Gymnastik für die Jugend ( erstes Lehrbuch der Körperkultur/
Standartwerk der Sportlehrerausbildung)
im Jahr 1803 ins Englische übersetzt
1796: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes
Guts Muths vertrat die Meinung , daß „Gymnastik der Gesundheit des Geistes
nütze“ und so eine „ungetrübte Heiterkeit des Geistes“ entstehe.
„Die Tätigkeit des Leibes ergibt die Tätigkeit des Geistes.“
Er bezeichnete Gymnastik als „Arbeit im Gewand jugendlicher Freude. Kein
unedler Zeitvertreib, sondern Veredlung des Körpers.“
Guts Muths forderte den regelmäßigen Unterricht in Leibeserziehung in den
Schulen . Er wollte die sogenannten Massensportspiele, wie Olympia, wieder
aufleben lassen und das 100 Jahre vor der eigentlichen Wiedergeburt der Spiele
der Neuzeit.
Die Grundsätze die Guts Muths vertrat waren:
1) Die Gesundheit des Leibes zieht eine ungetrübte Heiterkeit des Geistes nach
sich.
2) Ist der Leib eines Menschen abgehärtet dann wird seine Sinnlichkeit
verbessert und dadurch besser innerlich geleitet.
3) Nur wenn Stärke und Geschick zuvor gebildet wurden , können
Gefahrensituationen mit Mut gemeistert werden .
4) Durch die Tätigkeit des Körpers wird auch die Tätigkeit des Geistes
gefördert.
5) Durch die Schärfung der Sinne tritt auch eine Schärfung der Denkkraft ein.
6) Leibesübungen sollten immer in Naturverbundenheit durchgeführt werden.
Nach der Einteilung von Guts Muths gab es drei verschiedene Arten der
Übungen:
1) Eigentliche gymnastische Übungen zur Bildung des Leibes.
2) Handarbeiten (die beinhalteten z.B. das bauen von Ski , die dann auch von
den Schülern ausprobiert wurden.)
3) Gesellschaftliche Jugendspiele
Die verschiedenen Übungen sollen nach Gleichartigkeit zusammengestellt
werden, jedoch warnt Guts Muths auch vor Übertreibung.
Die pädagogischen Handlungsgrundsätze Guts Muths:
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
Kein Zwang und viel Lob
Innere Differenzierung in Gruppen
Keine Gymnastik vor Beendigung der Verdauung
Erhitzen (Schwitzen) schadet keinem gesunden Körper
Langsam beginnen, dann ständig intensiver werden
Keine Übertreibung
Alle Übungen sollen bei guter Haltung durchgeführt werden
Bei zu zahlreicher Gesellschaft wird mit militärischem Kommando die
Gruppe organisiert
9) Unterscheidung zwischen Schwächlichen und Ausdauernden
10) Die Konstitution des Zöglings ist zu kennen
10)Durch Übungen sind die schwachen Glieder des Zöglings zu stärken
11)Der Lehrer muß seine Anforderungen an den Leistungsgrad des Zöglings
anpassen (Leistungsgemäßheit)
Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), ein Schweizer Pädagoge, wurde der
"Systematiker der Leibeserziehung“ genannt. Er strebte die körperliche
Ausbildung des Menschen in der „natürlichen Erziehung“ an. Er war der
Gründer verschiedener Bildungseinrichtungen. Für ihn war die
Elementargymnastik wie auch einzelne Gelenkarbeit wichtig. Pestalozzi forderte
„Volksschulen für alle“ und „Gymnastik in die Schulen“. Zum Ziel hatte er die
Harmonie der Persönlichkeit und die Bildung des Herzens , des Körpers und des
Geistes um ein neues Lebens- und Körpergefühl zu vermitteln. Hierzu benutzte
er das Gliederpuppenturnen (Elementargymnastik), welches später von Adolf
Spieß als Grundlage benutzt wurde. Er führte Leibesübungen in die Volksschule
ein (1/2 Stunde/Woche)
Pestalozzi versuchte außerdem als Erster die Gleichberechtigung der
Geschlechter in der Leibeserziehung zu verwirklichen.
In Heidesheim gab es später auch ein Philanthropinum für Mädchen.
Hauptwerk: Elementargymnastik (1806)
„...nur was den Menschen in der Gemeinschaft der Menschennatur, das heißt:
als Herz, Geist und hand erfasst, nur das ist für ihn wirklich, wahrhaft und
naturgemäß bildend. Jede einseitige Entfaltung einer unserer Kräfte ist keine
wahre, keine naturgemäße, sie ist nur Scheinbildung, sie ist das tönende Erz und
die klingende Schelle der Menschenbildung und nicht die Menschenbildung
selbst.“
Gerhard Ulrich Anton Vieth (1763-1830) förderte wie Guts Muths die
Aufnahme der Leibesübungen in die allgemeine Erziehung. Er schreib das
klassische Werk der Turnliteratur: “Versuch einer Enzyklopädie der
Leibesübungen“ (3 Teile/1794-1818) und wird als erster Sportwissenschaftler
der Neuzeit bezeichnet. Er gilt als bedeutendster Pionier der Leibesübungen
nach Guts Muths und vor Jahn . Er betrachtete die Leibeserziehung sowohl
historisch - soziologisch , anatomisch wie auch physikalisch – mechanisch.
Fragen zum Film : „Auf den Spuren von Guts Muths“
1) Welche Namen werden als Hauptvertreter der Philanthropen genannt ?
Basedow Salzmann Guts Muths
2) Was bedeutet der Begriff Philanthropen?
Menschenfreunde
3) An welchem Ort spielt der Film hauptsächlich?
Schnepfental
4) Welches ist die Ursprungsstädte der Philanthropen?
Dessau
5) Was ist der Grundsatz aller Übungen der Philanthropen?
Stufenweise vom Leichten zum Schweren!
6) Welche Gymnastikformen werden geübt?
Schwimmen, Geographie (Wandern), Handarbeits- und Werkerziehung,
Voltigieren, Ski, Schlitten, Natur erleben, Geschicklichkeitsübungen, Klettern,
7) Wie wurde die Schnepfentaler Gymnastik verbreitet?
Bücher Salzmanns und Guts Muths (Gymnastik für die Jugend)
Nachrichten aus Schnepfental
8) Wie wird Gymnastik definiert ?
Arbeit im Gewand jugendlicher Freude ; kein unedler Zeitvertreib, sondern
Veredlung/ Vervollkommnung des Körpers
9) Was ist die pädagogische Grundlinie (2 Wörter)?
Kein Zwang
10)Welche Bedeutung haben die Philanthropen für die Turn- und
Sportgeschichte in Deutschland insgesamt?
Sie waren die Begründer einer Theorie der Leibesübungen. Sie setzten
vielfältige Ideen der Leibesübungen um (Locke , Rosseaus) .
Leibesübungen wurden Bestandteil des täglichen Schulbetriebs.
Philanthropinum war Vorbild für Gymnastikplätze und Geburtsstätte des
Schulsports in der modernen Zeit.
Die Turnbewegung
Die Turnbewegung war Teil der etwa 1800 entstandenen deutschen
Nationalbewegung und spielte vor allem ab etwa 1840 eine gewaltige Rolle bei
der Ausbildung eines gesellschaftlichen Nationalsozialismus in Deutschland und
Österreich. Das Turnen galt als Hauptteil der menschlichen Ausbildung, sollte
Körper und Geist harmonisch gestalten, war aber stets Mittel zum Zweck:
Einerseits sollte es wehrhaft machen (ursprünglich ging es um die gewaltsame
Beseitigung der Napoleonischen Fremdherrschaft ), andrerseits politisches
Bewußtsein formen (Einigung der Deutschen im gemeinsamen Vaterland, d.h.
Schaffung eines deutschen Nationalstaates, Unabhängigkeit Deutschlands nach
außen und Freiheit nach innen durch politische und soziale Reformen).
Die ersten gedanklichen Ansätze der Turnbewegung finden wir zur Zeit der
Systematiker und Philanthropen. Pestalozzi (s.o.) führte durch die Gymnastik
den Gedanken des „Vormachen“ (Vorturnen) ein und forderte ein- bis
zweistündige Leibeserziehung pro Woche an den Schulen. Im Gegensatz zu den
Philanthropen waren die Handlungen der Turner aber politischer Natur während
die Philanthropen unpolitisch agierten.
Als Begründer der deutschen Turnbewegung gilt Friedrich Ludwig Jahn
(1778-1852).Der in Lanz (Prignitz) geborene Jahn wird auch als Turnvater
bezeichnet. Während Guts Muths stärker von der griechischen Gymnastik
angeregt wurde, fühlte sich Jahn mehr den Leibesübungen der Germanen und
der mittelalterlichen Ritter verbunden. Er begeisterte zu Beginn des 19.
Jahrhunderts die Berliner Jugend für sein Turnen, das er in den Dienst der
nationalen Wiedererweckung gegen die napoleonische Herrschaft stellte. Seiner
Meinung nach setzt Nationalismus Nationalbewußtsein voraus. Jahn verstand
die von ihm gegründete deutsche Turnkunst als Gesellschaftsbildung und
Nationalerziehung. Dabei baute er auf die Erkenntnisse Villaumes , Vieths und
Guts Muths’s und entwickelte mit seinen Mitstreitern E.W.B. Eiselen und F.
Friesen die Turnkunst, in der er eine Möglichkeit sah, in der Zeit der
napoleonischen Herrschaft die physische und moralische Kraft des Volkes zu
stärken. Jahns Turnen war ein natürliches Turnen und wurde im Freien
betrieben. Jahns vaterländisches Turnen wurde von P.H. Ling in Schweden
und von F. Nachtegall in Dänemark verbreitet. 1812 erfand er den Barren und
das Reck, was für die Entwicklung des Geräteturnens von großer Bedeutung
war. Im Gegensatz zu Guts Muths wollte er das Turnen außerhalb der Schule
volkstümlich gestalten und verband es mit politisch – erzieherischen Zielen.
Seine beiden Hauptwerke waren das im Jahr 1810 erschienene „Deutsche
Volkstum“ und das 1816 veröffentlichte Buch „Deutsche Turnkunst“ .Er
studierte an 10 verschiedenen Universitäten Geschichte, Theologie und
Sprachwissenschaft, ohne jedoch sein Studium abzuschließen. 1811 eröffnete
Jahn in der Berliner Hasenheide der ersten Turnplatz(für ca. 400 Turner) . Bei
der Erhebung Preußens gegen Napoleon schlossen sich viele Anhänger der
Turnbewegung den preußischen Freiwilligenverbänden an. Jahn verbrachte die
Jahre 1813-15 bei dem von ihm mitbegründeten Lützowschen Freikorps. Nach
1825 geriet Jahn in Gegensatz zum restaurativen Regime. Er betätigte sich
politisch, gründete die deutsche Burschenschaft mit. Von 1819-1842 folgte dann
die sogenannte Turnsperre. Dies geschah aufgrund des Verhaltens der Turner
beim Wartburgfest, bei dem „undeutsche“ Schriften „volksfeindlicher“
Schriftsteller von Jahnanhängern verbrannt wurden und der Ermordung des
Dichters und Diplomaten A.v. Kotzebue, der vom Turner K.L. Sand
umgebracht wurde. Da Sand als Burschenschafter und Jahn – Verehrer galt und
Kotzebue als Kritiker Jahns und des Turnens bekannt war, wurde Jahn als
geistiger Urheber haftbar gemacht. Das Turnen auf der Hasenheide wurde 1819
durch die Karlsbader Beschlüsse verboten und Jahn wurde verhaftet. Metternich
nannte das Turnen eine "Eiterbeule“ und forderte die Ausrottung. Jahns früherer
Mitstreiter E. Eiselen sorgte dafür, daß Leibesübungen auch außerhalb der
Schulen betrieben wurden und zwar unter der unpolitischen Bezeichnung
„Gymnastik“. In München versuchte der von König Ludwig I. berufene Jahn –
Schüler H.F. Massmann den alten Turnbetrieb weiterzuführen. Die Turnsperre
war aber nicht für ganz Deutschland verbindlich. In Baden und der Pfalz galt sie
z.B. nicht und somit flohen viele Turner in diese Gebiete. 1819 wurde gegen
Jahn ein Prozeß eingeleitet, der 1825 mit einem Freispruch endete. Jahn trat
1819 sei Exil in Kolberg an und stand bis 1840 unter Hausarrest. Die Wende
kam 1842, als Preußen nach bayrischem Vorbild Turnen im Schulunterricht
einführte und es durch Adolf Spieß Pflichtfach an allen Schulen wurde. Als
Abgeordneter der Nationalversammlung (1848) konnte Jahn an der
Mitbestimmung der Stände über die Köpfe der Fürsten hinweg teilnehmen,
konnte sich als Befürworter der demokratischen Monarchie aber nicht
durchsetzen und zog sich verbittert nach Freyburg zurück, wo er 1852 starb.
Einige Grundlagen, die von Jahn geprägt wurden und zu einer Einheit unter den
Turnern führten waren :
1) Möglichst viele sollten am Turnen teilnehmen
2) Jeder soll sich möglichst viel bewegen
3) Turnen soll dem jugendlichen Gemüt behagen
4) Jeder trägt die gleiche graue Turnkleidung, damit alle Turner auch vom
optischen her gleich sind (Einheitskleidung- alle gleich)
Wie sollte ein Turnspiel aufgebaut sein:
1) leicht erlernbar
2) regelfest
3) keinen zu großen Raum benötigen
4) für möglichst viele Turner
5) keine Zuschauer, alle machen mit
6) hoher Aufforderungscharakter
7) zweckmäßige Verteilung von Last und Rast
8) abwechslungsreich
9) Gewandtheit erfordern
10)
Dem jugendlichen Gemüt behagen
Die Annahme, daß das Motto „frisch, frei, fröhlich, fromm“ von Jahn stammt
ist falsch. Es ist nämlich Teil eines damaligen Studentenspruchs: „frisch, frei,
fröhlich, fromb, sind des Studenten Reichtomb“.
Das Turnen und die Turnkunst waren für Jahn ein vaterländisches Werk. Die
körperliche Betätigung soll durch den volkstümlichen Geist veredelt werden.
Durch Regeln (Turngesetze ) wurde die Zucht und Ordnung auf dem Turnplatz
aufrecht erhalten. Die höchste Strafe, die nach diesen Regeln verhängt werden
konnte, war der Ausschluß vom Turnplatz.
Turnen setzte sich zu dieser Zeit aus Ringen, Turnübungen, Laufen, Springen,
Klettern, gymnastischen Übungen und Spielen zusammen. Der später
eingeführte Friesenkampf (von Friedrich Friesen) ergänzte zu diesen Übungen
noch das Fechten, Schwimmen und das Pferdturnen. Seit ungefähr 1880 hatten
die Turner dann mit dem sich immer stärker ausbreitenden modernen Sport
(Rugby/Fußball) um die Vormachtstellung zu kämpfen. Ein Grund dafür war der
Ausschluß von Frauen aus dem Vereinsleben, weshalb sich diese in eigenen
Sport- und Turnvereinen zusammenschlossen. Im Jahr 1890 propagierte der
Turnverband schließlich, auch Frauen in eigenen Gruppen aufzunehmen, was
allerdings Vorstandsarbeit ausschloß. Auch Modetrends wie Ruder-, Tennis-,
Reit- und Golfvereine, die eher den Reichen vorbehalten waren, machten den
Turnvereinen zu schaffen. Anfang des 20. Jahrhunderts verband schließlich die
amerikanische Tanzbewegung die Gymnastik mit Tanz und entwickelte so die
Rhythmische Gymnastik, die sich von der funktionellen Gymnastik völlig
unterschied. Beim olympischen Gründungskongress (1894) kam die Frage auf,
ob man Turnen in das olympische Programm aufnehmen sollte, die nordische
Gymnastik oder die französische Mischung der beiden Formen. Seit den ersten
Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen (1896) war Turnen schließlich im
olympischen Programm zu finden. Diese Spiele wurden jedoch von den
deutschen Turnern boykottiert, da sie sich als etwas Besonderes hielten und mit
den undeutschen, fremdländischen Sportarten nicht in einen Topf geworfen
werden wollten.
Fragen zum Film über die Turnbewegung
 Was bedeuteten ursprünglich die FFFF ?
Frisch, fromm, fröhlich, frei
 Wo liegt das Grab von Turnvater Jahn ?
Freiburg
 Wo ist Jahn geboren und aufgewachsen ?
11.8.1778 in Lenzen
 Wer war Jahns erste Lehrmeisterin ?
Natur
 Wo und was war Jahns erster Beruf ?
Grundschullehrer
 Die physische Bildung welcher Bevölkerung strebte Jahn an ?
 Was ist der Zusammenhang zwischen Jahn und Schnepfental ?
Jahn besuchte Schnepfental und beeinflußt von den Lehren Guts Muths und
Salzmanns, wollte aber Turnen für alle!
 Wie war die Einstellung Jahns zu Kriegsübungen ?
 Was war die Bedeutung der Völkerschlacht von Leipzig (1813) ?
Festigung der Meinung, daß Leibeserziehung wichtig für ein standhaftes Volk in
Waffen sei.
 Warum wurden die Turnplätze geschlossen ?
Breslauer Turnfehde, Karlsbader Beschlüsse
 Wie bezeichnete Metternich das Turnen ?
Eiterbeule, die man ausrotten muß
 Welcher Turnverein wurde vor dem Mainzer Turnverein gegründet ?
1816 Hamburger Sportverein
 Wer war der engste Vertraute Jahns in Jena ?
Massmann , Wesselhöft
 Was war die Bedeutung des Wartburgfestes ?
Jahnanhänger warfen undeutsche, volksfeindliche Schriften ins Feuer; führte zu
Turnsperre
 Was war die Turnsperre ?
Im März 1819 in Preußen erlassenes Verbot öffentlicher Turnanstalten (1000
Turnplätze), ausgelöst durch die Ermordung Kotzebues. Dauerte bis 1842 und
wurde nicht überall in Deutschland durchgeführt.
 Wo war Jahns Exil
Kohlberg, Freiburg ?
 Was war 1842 ?
Friedrich Wilhelm IV : Leibeserziehung unentbehrlich !
 Was hatten die Turner mit dem Revolutionsjahr 1848 zu tun ?
Die ersten deutschen Parlamentarier zogen durch das Spalier der Turner
 Was machte Jahn 1849/50 in Frankfurt ?
Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
 Wie lautet das Todesjahr von Jahn ?
15.10.1852 in Freyburg
 Was waren die zwei entscheidenden Schriften Jahns ?
Deutsches Volkstum , Deutsche Turnkunst (1816, wurde in Grundstein von
etlichen Turnhallen eingemauert ; wie Bibel) mit Ernst Eiselen
 Wann und wo fand das erste deutsche Turnfest statt ?
1841 in Frankfurt/Main
 Wodurch erfüllten sich die politischen Ziele der Turner ?
 Wer waren die Konkurrenten der Turner ?
Moderner Sport aus England (ungefähr 1880)
 Wie viele Turner waren im ersten Weltkrieg beteiligt ?
Adolf Spieß (1819-1858) wird als Vater des Schulturnens bezeichnet, daß er
methodisch entwickelte und durch ihn wurde nach der Turnsperre zunächst für
die Jungen und später für die Mädchen, Turnunterricht in einigen deutschen
Ländern verbindlich. Er war der erste Turninspektor in Darmstadt. Er forderte
die tägliche Turnstunde, befürwortete eine gründliche Ausbildung der
Turnlehrer und setzte das Mädchenturnen in den Schulen durch(Ende der 40er
Jahre). Spieß betonte stark das formale Turnen, was zur Folge hatte, daß im
Schulturnen lange das „Organturnen“ und damit das dynamische Ballspiel
vernachlässigt wurde. Er führte die Ordnungsübungen als Gruppenübungen
ein, die den Schüler zum Gehorsam erziehen sollte. Dies ist in seinem Buch
„Lehre der Turnkunst“ (4bändig, 1840-46) nachzulesen. Negativ an den
Ordnungsübungen ist, dass das Individuum sich der Gruppe unterordnen musste.
Albrecht Maul (1828-1907) wird als Nachfolger von Spieß angesehen und
bekannte sich auch zu dem von Spieß eingeführten System des Schulturnens.
Der Hauptverdienst von Albrecht Maul liegt in der methodischen Vertiefung
und Umsetzung des Turnens und Schulturnens. Aus Schweden führte Maul den
Sprungkasten ein, der in abgewandelter Form noch heute benutzt wird.
In seinem Buch: „Anleitung für Turnunterricht an Knabenschulen“ , stellte Maul
einige Punkte, die im Schulturnen enthalten sein sollten, vor:
1) Freiübungen (Gehen, Hüpfen, Sitzen, Liegen, Knien)
2) Ordnungsübungen nach Spieß
3) Geräteübungen (Kastenübungen, Stangen, Leitern, Barren, Reck und Taue)
4) Gesellschaftsübungen (Turnspiele, Schlagball, Wettkämpfe)
Für die Schulen schrieb Maul auch Jahrespläne und Lehrpläne, die bis zum
ersten Weltkrieg gültig waren. Die erste Krise hatte das Turnen zu überwinden,
als die nordländische Gymnastik immer verbreiterter wurde. Als später
Spielstunden in den Schulen eingeführt wurden und die Ballspiele (soziale
Interaktion zwischen den Teilnehmern war erwünscht) den Turnern ihren
Nachwuchs wegnahmen wurden Ballspiele in Turnvereinen integriert.
Gymnastik
Zur gleichen Zeit, als sich in Deutschland das Turnen entwickelte, entstand in
Skandinavien die Gymnastik.
Per Henrik Ling (1776-1839), beeinflußt von Nachtegal aus Dänemark und
Guts Muths, wollte ein wissenschaftliches Turnsystem mit und ohne Geräte mit
dem Ziel einer harmonischen Körperformung durch hygienische,
pädagogischen, militärischen und ästhetischen Gymnastik zu schaffen.
Sein Ziel war die Förderung der biologischen Entwicklung des Kindes. 1813
wurde das Zentralinstitut für Gymnastik in Stockholm (zuständig für den
gesamten nordischen Raum) gegründet. Somit stellte die nordische Gymnastik
eine direkte Konkurrenz zum deutschen Turnen dar, da das Ausland sich
meistens nur für eine Art der Körperertüchtigung entschied. (Frankreich z.B.
entschied sich aus Erbfeindschaftsgründen für die Gymnastik) Um 1860 begann
sich die schwedische Gymnastik auch in Preußen durchzusetzen.
Die Ling – Gymnastik setzte sich namentlich im Schulturnen durch, wurde aber
später von der Rhythmischen und Natürlichen Gymnastik und vom Sport in
vieler Hinsicht abgelöst. Ling baute sein System auf physiologische –
anatomische Grundsätze auf und entwickelte für seine Gymnastik sogar
eigene Geräte (Schwedenbank, Sprossenwand)
Die Gymnastik sollte
 hygienisch (für körperlich Schwache)
 pädagogisch (mit Rücksicht auf biologische Entwicklung des Kindes)
 militärisch (Stramme Haltung)
 ästhetisch (Harmonie der Bewegung) sein.
Er verfolgte hiermit zwei Ziele:
a) äußerliche Weiterentwicklung (Gesundheit, Kraft und gute Haltung)
b) innere Weiterentwicklung (Schönheitssinn und Selbstbeherrschung)
Im Gegensatz zum deutschen Turnen war die Gymnastik nicht auf die
Unterwerfung der Individualität bedacht! Das Individuum war sehr
wichtig!
Außerdem gab es keine Wettkämpfe; die Übungen waren eher Idrott
(Volksgut der Bewegung)!!!
Die Schwedische Gymnastik entwickelte auch eigens Sportgeräte , die auch
heute noch in unseren Turnhallen zu finden sind :
 Strickleiter
 Sprossenwand
 Schwedischer Balken
 Kletterwände
 Schwedenbank
 Bock
 Kasten
 Medizinball
Einige Namen und Personen, die die Gymnastik weiterentwickelten:
 Hjalmar Ling (1820-86, Sohn von Per) entwickelte die Gymnastik zur
Schulgymnastik
 Björksten entwickelte eine eigene Gymnastik für Frauen
 Hugo Rothstein (1810-65) wurde stark von den Schweden beeinflußt, nannte
das deutsche Turnen „Leibessophistik“ und verbannte den Barren aus den
Turnhallen. Die Turner schafften es jedoch seinen Einfluß zu schwächen und
der Barren kehrte in die Hallen zurück.
 Isadora und Elisabeth Duncon entwickelten den gymnastischen Tanz.
 Jaques dal Croze brachte den Ausdruckstanz auf die Bühne.
 Rudolf Bode übernahm die Idee dal Crozes und gründete in Kiel eine eigene
Schule.
Sport in England
Mutterland des modernen Sports ist England. Hier verlief die Entwicklung der
Leibesübungen nahezu ungebrochen; auch der Puritanismus ließ ihnen breiten
Raum. Seit dem 18. Jh. waren Golf, Kricket, Pferderennen, Rudern, Segeln,
Boxen und Fußball weit verbreitet. Dabei bestand ein Unterschied zwischen
aristokratischem „sports“ und den mehr volkstümlichen „games“. Der Sport als
neuzeitliche Ausprägung der Leibesübungen gründete im Ideal des seine Freizeit
nutzenden englischen Gentleman. Es fand besonders in der ersten Hälfte des 19.
Jh. seinen Widerhall in den englischen „Public Schools“, Colleges und
Universitäten. Damit kam der Gegensatz zwischen begütertem Amateur und
dem vom Sport lebenden, teils von einem Patron abhängenden Professional
(Aufstiegschancen für untere Schichten) auf, der bis heute noch die olympische
Bewegung beschäftigt. Mit der Betonung meßbarer Leistung und vergleichbarer
Rekorde, der Organisation in Vereinen und Verbänden, die viele Leibesübungen
in verbindlichen Regeln faßten, begann ab 1860 der Siegeszug des Sports.
Die olympischen Spiele der Neuzeit
Die olympischen Spiele der Neuzeit wurden von dem französischen Pädagoge
und Historiker Pierre de Coubertin (1863-1937) wiedereingeführt. Er gilt als
Gründer des internationalen Sports durch Wiederbelebung der antiken
olympischen Spiele auf dem Internationalen Leibeserzieherischen Kongreß am
23.6.1894 in Paris, mit denen er ursprünglich die Leibesübungen in Frankreich
fördern wollte; die sportliche Höchstleistung war ihm das Mittel zum Zweck
einer volkstümlichen Leibesübung. Die Wiedererstarkung des französischen
Volks nach der Niederlage gegen Deutschland 1870/71 (rebronzer la France)
erhoffte er sich durch körperliche Ertüchtigung und Völkeraussöhnung. Er
benutzte den Begriff Olympische Spiele um die Humanisten von den hohen
Idealen zu überzeugen . In dem von Coubertin 1894 geschaffenen
Internationalen Olympischen Komitee wurde er selbst Generalsekretär, 1896
Präsident (bis 1925). Coubertin förderte die Kunst im olympischen Bereich;
1912 erhielt er für eine „Ode an den Sport“, die er unter dem Pseudonym Georg
Hohrod/ Martin Eschbach schrieb, die olympische Goldmedaille für Literatur.
Er bereicherte den Sport durch Einführung des Diskuswerfens, des
Marathonlaufs und des Modernen Fünfkampfs (1909 / Springreiten,
Degenfechten, Schwimmen, Schießen und Geländelauf). Auch das Zeremoniell
der olympischen Spiele ist sein Werk. Nach seinem Tod wurde sein Herz unter
einer Stele in Olympia beigesetzt. Ziel Coubertins waren nicht allein die
Olympische Bewegung, sondern auch die geistige Ausrichtung, eine olympische
Philosophie, die er Olympismus nannte.
Die fünf zentralen Merkmale der olympischen Erziehung kann man wie folgt
zusammenfassen:
1)
2)
3)
4)
5)
Die Vorstellung einer harmonischen Ausbildung des ganzen Menschen.
Die Idee der menschlichen Vervollkommnung über die hohe Leistung,
wobei der sportlichen auch die wissenschaftliche und künstlerische
gegenübersteht.
Die Freiwillige Bindung an ethische Grundsätze im sportlichen Handeln
wie Fairplay, Chancengleichheit und den Willen, diesen Verpflichtungen
zu folgen.
Der Friedensgedanke und die Völkerverständigung, die schon im Kleinen
menschlichen Respekt und Toleranz einübt.
Die Förderung emanzipatorischer Entwicklung im und durch den Sport.
Die ersten olympischen Spiele fanden schließlich 1896 in Athen statt. Es
nahmen 300 Sportler aus 13 Nationen teil, wobei 200 davon aus Griechenland
stammten. Es wurden 43 Wettbewerbe ausgetragen (Leichtathletik, Schwimmen,
Radsport, Turnen, Fechten, Schießen, Tennis). Die Spiele sollten von nun an
nach historischem Vorbild alle 4 Jahre an einem anderen Ort mit festem
Programm und nach Olympischen Regeln veranstaltet werden. Dieser Rhythmus
wurde durch die Weltkriege, sowie durch die Olympischen Zwischenspiele
unterbrochen. Coubertin führte das Diskuswerfen wieder ein und orientierte sich
dabei technisch an der Statue von Myron. 1900 wurden die Spiele im Rahmen
der Weltausstellung in Paris durchgeführt, wovon aber nur Wenige Kenntnis
nahmen. 4 Jahre darauf wurde die Weltausstellung wieder als Austragungsort
für die Spiele gewählt und so fanden sie in St. Louis statt. Wegen des langen
Anfahrtswegs halbierte sich jedoch die Zahl der Sportler der letzten Olympiade.
Die Zwischenspiele fanden auf Anregung Griechenlands und Deutschlands mit
Billigung des IOC 1906 in Athen statt. Ziel dieser Spiele war es, den durch die
vorangegangenen Spiele, die im Rahmen der Weltausstellung untergegangen
waren, verlorenen Olympischen Gedanken wiederzubeleben. In London 1908
wurde die OS erstmals nicht in einer Weltausstellung präsentiert, fanden jedoch
im Trubel der Weltstadt keine vergleichbare Beachtung. Bei sehr guten
sporttechnischen Voraussetzungen-- kein Wunder im Gründerland des
modernen Sports-- wurden in den meisten Disziplinen neue Olympische
Rekorde und eine Vielzahl von Weltrekorden aufgestellt. Mit der Erinnerung an
London 1908 verbindet sich auch der Ausspruch des anglikanischen Bischofs
von Central Pennsylvania, Ethelbert Talbot, bei Sonntagsgottesdienst für die
Wettkämpfer: „Das Wichtigste an der Olympiade ist die Teilnahme nicht der
Sieg“, womit er all denen unter den 2000 Wettkämpfern aus dem Herzen
gesprochen haben dürfte, die keine Chance auf eine olympische Medaille hatten.
Es nahmen zum ersten Mal Frauen an den Wettkämpfen teil, nämlich im
Bogenschießen und im Turnen. Den endgültigen Durchbruch der Spiele gab es
schließlich 1912 in Stockholm. Der Kronprinz Schwedens war selber Sportler
und im Komitee und somit wurden die OS die bisher erfolgreichsten und
bekamen weltweites Interesse. Frauen traten im Schwimmen an und der
Moderne Fünfkampf war zum ersten Mal im Olympischen Programm.
Außerdem gab es Wettbewerbe im Musik, Malerei, Bildhauerei, Literatur und
Architektur. 1916 sollten die Spiele in Berlin stattfinden wurden aber wegen des
Weltkriegs abgesagt. Die Spiele 1920 in Antwerpen waren geprägt von der
Nachkriegszeit und daher eher bescheidene Spiele. Hier wurde das erste Mal die
von Coubertin erdachte Olympische Fahne mit den fünf Ringen vorgestellt. Die
Verlierer des Kriegs (Deutschland, Österreich, Türkei, Bulgarien und Ungarn)
waren nicht zugelassen . Paavo Nurmi gewann seine ersten drei von insgesamt 9
olympischen Goldmedaillen. Vier Jahre später wurden die Spiele in Paris
ausgetragen. Technische Neuerungen wie die Zeitlupenaufnahme und die
Radioübertragung veränderten das Bild der OS. Johnny Weissmueller war
einer der überragenden Sportler dieser Zeit und erstmals lebten die Sportler in
einem Olympischen Dorf. Seit 1924 gab es auch Olympische Winterspiele.
Coubertin, geprägt vom antiken olympischen Vorbild und dem zeitgenössischen,
traditionellen Rollenverständnis, wehrte sich vehement gegen deren Auftreten
im Olympiastadion. Dies änderte sich erst 1928 durch den Druck eigenständiger
Frauen- Olympiaden. Amsterdam richtete die OS 1928 aus. Die Deutsche
Mannschaft, die mittlerweile wieder an den Wettkämpfen teilnehmen durfte
belegte im Medaillenspiegel hinter den USA überraschend Platz 2. 1932 fanden
die OS in Los Angeles statt, wo unter dem olympischen Feuer erstmals die
elektrische Zeitmessung eingeführt wurde, Japan mit 18 Medaillen überraschte
und Paavo Nurmi wegen überzogener Spesen der Amateurstatus entzogen
wurde. Die deutschen Brüder Schmid erhielten eine Goldmedaille für die
Erstbesteigung des Matterhorns über die Nordseite. Der zum ersten Mal
abgehaltene Fackellauf mit mehr als 3000 Läufern eröffnete die Spiele 1936 in
Berlin. Bezüglich der Zulassung jüdischer Sportler in die deutsche Mannschaft
wurde das olympische Komitee getäuscht, um einen Boykott des Auslands
abzuwenden. Das Diskuswerfen der Frauen wurde zum ersten Mal durchgeführt.
Star der Spiele war Jesse Owens, der 4 Goldmedaillen nach Amerika brachte. In
Berlin war auch zum ersten Mal das Fernsehen dabei und übertrug aus dem
Olympiastadion über Kabelverbindungen in zentrale Fernsehräume innerhalb
Berlins, nach Potsdam und Leipzig. Die Spiele 1940 und 1944 fielen aus. Der
Zweite Weltkrieg hat die olympische Friedensidee ins Gegenteil verkehrt und
die Spiele von Berlin leider zu spät als Propagandainstrument der Nazis entlarvt.
Die Spiele 1948 in London wurden trotz der schwierigen wirtschaftlichen
Situation zu einem großen Fest. Helsinki war der Ausrichter 1952. Erstmals war
die UdSSR mit einer sehr starken Mannschaft am Start und der „Kalte Krieg“
brach auch auf sportlicher Ebene aus. Star der Spiele war der Tscheche Emil
Zatopek, der die 5000m , die 10000m und den Marathonlauf gewann. 1956
fanden die OS erstmals in Australien, nämlich in Melbourne, statt. Diesmal
hatten sich beide Teile Deutschlands auf eine gesamtdeutsche Mannschaft
geeinigt. Bei der Siegerehrung wurde für die deutschen Olympiasieger
Beethovens „Hymne an die Freude“ gespielt. Wegen der strengen
Quarantänebestimmungen wurden die Reiterwettkämpfe in Stockholm
abgehalten. Die Spiele 1960 wurden in Rom ausgetragen. Die dreifache SprintOlympiasiegerin Wilma Rudolph und der 100m- Sieger Armin Harry waren
die am meisten bejubelten Athleten. Beim Staßenradfahren kam es zum ersten
nachgewiesenen Todesfall durch Doping. 1964 fanden die OS in der damals
größten Stadt der Erde, in Tokyo, statt. Die Spiele wurden erstmals weltweit per
Satellit übertragen. Judo war neu im olympischen Programm und die
japanischen Turner waren überragend. Mit Willi Holdorf gewann erstmals ein
deutscher Athlet den Zehnkampf. Erneut war die gesamtdeutsche Mannschaft
mit insgesamt 50 Medaillen sehr erfolgreich, obgleich die DDR nach dem Bau
der Mauer 1961 immer mehr auf Abgrenzung setzte. Die Spiele 1968 in
Mexiko- City begünstigte Kurzstreckenläufer und – schwimmer, benachteiligten
jedoch aufgrund der dünnen Luft in 2000m Höhe vor allem Ausdauersportler.
Der Sieg im Weitsprung von Bob Beamon und der Sieg von Dick Fosbury im
Hochsprung ragten heraus. Schwarze Amerikaner demonstrierten in der
Leichtathletik für die Black- Power- Bewegung. Erstmals startete die BRD und
die DDR mit eigenen Olympiamannschaften, wobei die DDR 4 Goldmedaillen
mehr errang. Der Amerikaner Al Oerter gewann zum vierten Mal seit 1956 das
Diskuswerfen und Josef Neckermann zum zweiten Mal Gold mit der
Dressurmannschaft. Zum ersten Mal wurden „Geschlechtskontrollen“ bei allen
Teilnehmerinnen durchgeführt. Die OS 1972 in München wurden überschattet
von dem Terroranschlag der Palästinenser auf das israelische Team. Für die
DDR wurden die Spiele zum Durchbruch. Mit 66 Medaillen, davon 20 Gold,
landeten ihre Sportler auf Platz 3 der Nationenwertung deutlich von der BRD
mit 13 Goldmedaillen. Eine Sensation war die Goldmedaille der 16jährigen
Ulrike Meyfarth im Hochsprung. Der überragende Sportler der Spiele war der
Amerikaner Mark Spitz, der im Schwimmen 7 Goldmedaillen holte. Die
zierliche Turnerin Olga Korbut aus der UdSSR war mit 3 Goldmedaillen der
Liebling des Münchner Publikums. Zum ersten Mal wurden verpflichtend
Dopingkontrollen durchgeführt. Die Spiele 1976 begannen mit einem Eklat:
22 afrikanische Staaten reisten noch vor der Eröffnungsfeier wegen der
ungelösten Apartheidsfrage im Bezug auf Südafrika ab. Nationalchina blieb
ebenfalls fern, da ein Start unter dem Namen „Taiwan“ nicht in Frage kam.
Sportlich setzte die DDR zu einem unglaublichen Höhenflug an und errang 40
Gold-, 25 Silber- und 25 Bronzemedaillen. Die Schwimmerinnen siegten in 11
von 13 Wettbewerben. Star der Spiele war die Rumänin Nadja Comaneci mit 5
ersten Plätzen im Turnen. Der Amerikaner James Montgomery gewann die
100-m-Kraul in unter 50 Sekunden. Kurz vor den Spielen in Moskau 1980
steuerte der „Kalte Krieg“ einem neuen Höhepunkt zu. US-Präsident Jimmy
Carter verlangte von der UdSSR den Abzug aus Afghanistan, sonst drohte ein
Boykott der Spiele. Es gab kein Happy-End. Lediglich 81 Länder schickten ihre
Mannschaften nach Moskau, 41 weniger als 1972 in München. Die BRD
erklärte sich solidarisch mit den USA und das NOK stimmt mit knapper
Mehrheit für einen Boykott. UdSSR und DDR gewannen zusammen 127
Goldmedaillen, die restlichen 77 verteilten sich auf 23 Mannschaften. Gerd
Wessig gewann den Hochsprung mit Weltrekordhöhe von 2,36m. Die Siegeszeit
von Marita Koch von 48,88sec über 400m ist bis heute unerreicht und der Brite
Daley Thompson gewann ohne ernsthafte Konkurrenz. Die Länder des
Ostblocks, außer Rumänien, boykottierten als Antwort die OS von Los Angeles
1984. Es waren die ersten Spiele, die insbesondere mit Fernsehgeldern frei
finanziert wurden und auch noch Gewinne in Millionenhöhe für die
Sportförderung der USA abwarfen. Besonders gefeiert wurden die
überwältigenden Erfolge von Carl Lewis mit seinen Siegen über 100m, 200m,
4x100m- Staffel und im Weitsprung. Der Deutsche Michael Groß siegte
zweimal im Schwimmen, jeweils mit Weltrekordzeit. Die deutsche Mannschaft
profitierte vom Boykott und errang insgesamt 59 Medaillen, davon 17
Olympiasiege. Ulrike Meyfarth wiederholte ihren Olympiasieg im Hochsprung
von 1972 und Daley Thompson wurde erneut Olympiasieger im Zehnkampf vor
den beiden Deutschen Jürgen Hingsen und Sigi Wentz. Die OS 1988 fanden
in Seoul statt. Die beiden deutschen Mannschaften verbuchten auch hier wieder
etliche Erfolge: 102 Medaillen für die DDR und 40 für die BRD konnten
bewundert werden. Der Kanadier Ben Johnson und mehrere bulgarische
Gewichtheber wurden als Dopingsünder entlarvt. Im Zehnkampf siegte
Christian Schenk vor Thorsten Voss, die beide DDR- Athleten waren; ebenso
der Diskuswerfer Jürgen Schult, der auch Gold holte. Kristin Otto wurde mit 6
Goldmedaillen im Schwimmen zur erfolgreichsten Sportlerin der Spiele und
Steffi Graf wurde Olympiasiegerin im Tennis. In den Reitwettbewerben und im
Fechten schnitten die bundesdeutschen Athleten besonders gut ab. Die OS in
Barcelona 1992 fanden in einer völlig veränderten Welt statt.. Nach Auflösung
der Blöcke und der Wiedervereinigung Deutschlands waren es die ersten von
weltpolitischer Einflußnahme freien Spiele seit 1932. Die Olympiamannschaft
des wiedervereinigten Deutschlands gewann 82 Medaillen, davon 33 Gold, 21
Silber und 28 Bronze. Die Spiele von Barcelona waren in vielen Sportarten nach
den Regeln der jeweiligen Spitzenverbände für Profis offen, was besonders im
Tennis auffiel. Boris Becker und Michael Stich gewannen das Doppel.
Vergleich antiker Olympischer Spiele und Modernen Olympischen Spiele
Antike Olympische Spiele
Moderne Olympische Spiele
Kultisch (religiöser Hintergrund),
Kein kultischer oder religiöser
Athlet war Teilnehmer des Kults
Hintergrund mehr
Profisportler
Profisportler, seit 1992 ist der
Amateurstatus aufgehoben
Festlichkeit und Festspielgedanke
Machten es zu einem der größten
Sportereignisse (vier panhelenische
Spiele
Eines der größten Sportereignisse.
Festgedanke ist erhalten geblieben
(Eröffnungs- und Schlußfeier)
Mitwirken der Geisteswelt (außer
Olympia auch musische Wettbewerbe)
Olympia Kunstplakate werden von
weltweit namhafter Künstler gemalt
(1936 Riefenstahl malte das
Olympia- Plakat und es wurde zum
NS- Kunstwerk und somit auch für
ideologische Zwecke genutzt).
Von 1912-1948 gab es auch
musisch literarische, malerische und
architektonische Wettbewerbe (d.h.
Goldmedaillen für Künstler)
Aber:
Ist Kunst meßbar?
Als kulturelles Rahmenprogramm
ist es aber erhalten geblieben.
Ekecheiria (Waffenstillstand/Gottesfriede
Bedeutete freies Geleit für alle nach
Olympia reisenden Griechen
Der Waffenruhegedanke ist als
abstrakter Friedensgedanke erhalten
geblieben (1994 in Lillehammer
Ausgerufen und in Jugoslawien
eingehalten)
OS fanden alle vier Jahre statt
OS finden noch immer alle 4 Jahre
statt
Hellasverbundenheit/ Griechentum
Griechische Mannschaft marschiert
immer zuerst ein
Eid, die Bestimmungen zu erfüllen
(Selbstverpflichtung)
Olympischer Eid
(Selbstverpflichtung)
Öffentliche Ehrung der Olympioniken
Siegerehrung
Ehrenpreise (Palmenzweig)
Goldmedaille
Siegerlisten wurden von den
Kampfrichtern erstellt
Seit 1912 werden Sieger im
Marathontor eingeritzt
Ehrengericht
IOC= Ehrengericht
Ausschluß als Strafe
Ausschluß als Strafe (Ben Johnson)
Großes Zuschauerinteresse (50- 60000
Zuschauer im Stadion)
Großes Zuschauerinteresse
Gemeinsame Athletenunterkunft in Elis
Olympisches Dorf seit 1924
Teilnahmeverbot für Frauen
Seit 1928 waren Frauen zum ersten
Mal im Schwimmen vertreten
Nur der Sieg zählte
„Dabeisein ist alles“
Sport in der Weimarer Republik
Bildung von Sportverbänden nach politischen Ideologien (z.B. kommunistischer
Sportbund, jüdischer Sportbund, etc.)
Sport im Nationalsozialismus
Nach dem ersten Weltkrieg bestand in Deutschland auf Grund des Versailler
Vertrags keine Wehrpflicht mehr, sondern nur noch ein Berufsheer von 100000
Mann. Dadurch fiel der Sport im Rahmen der Wehrpflicht aus, so daß ein Ersatz
des Sports, vor allem für die Jugend, sich in Verein-, Arbeiter-, und Sportbünden
wieder spiegelte. Es entwickelte sich aufgrund der physiologischen Reform
eine => Spielbewegung. Ihr Ziel war es die Sportler raus aus den stickigen
Turnhallen in die Natur zu locken und die Leibesübungen bei guter Luft unter
freiem Himmel durchzuführen. Dies hatte vor allem hygienische Gründe und
wurde von den Ärzten unterstützt. Diese Maßnahme sollte die Lust am Sport
steigern. Zu dieser Zeit bildeten sich zahlreiche konfessionelle Sportbünde wie
z.B. das Eichenkreuz oder der jüdische Sportbund sowie die deutsche
Jugendkraft (13 Mio. Mitglieder).
Ab Mai 1933 wurden diese Bunde aufgelöst, da sie in den Augen der NS antinationalsozialistische Zellen waren. Von nun an brachten die Nazis die
Sporterziehung in ihr ideologisches Konzept ein. Der Sport unterstand von nun
an dem Reichssportkommissar/ Reichssportführer (Tschammer), der seine
Aufgabe darin sah, „unpolitische Sportler zu Nationalisten zu machen“.
Funktion des Sports im Nationalsozialismus
1)
2)
3)
die völkisch rassische Funktion
die militärische Funktion
die politische Erziehungsfunktion
zu 1)
-- Verbesserung der rassischen Grundlage des von ihnen vertretenen
Volkstums
 Ziel: kommende Generationen hochwertiger zu gestalten
 Leibesübungen haben Vorrang gegenüber den geistigen Fähigkeiten
 Erziehungsarbeit auf das Heranzüchten kerngesunder Körper
einstellen
 Hitler: „Voraussetzung geistiger Leistungsfähigkeit liegt in der
rassischen Qualität“
 Leibesübungen:  Mann zum Kämpfer und Helden erziehen
 Frau auf volksbildende Mutterrolle vorbereiten
 rassetüchtigen Mensch gesund halten und
nach Charakter, Willenskraft und
Entschlußfreudigkeit erziehen.
 Grundlage zur Schlagkräftigen Armee
 jüdische Mitbürger vom Sport ausgeschlossen
zu 2)
-


Zu 3)
-- totale Erfassung des Volkes
 Erziehung zum Dienst an der Volksgemeinschaft
 Unpolitische Sportler zum Nationalsozialisten machen
Erziehung zur Wehrhaftigkeit
Auseinandersetzung mit anderen (Kampf ums Dasein)
Kämpfer zu formen / Kapfgedanke
Körperlich trainierte Männer sollen „Machtpotential“ für den
kommenden Krieg bilden
 Lebensfrage des deutschen Volkes
Was wollten die Nazis durch den Sport erreichen? :
1)
2)
3)
4)
5)
6)
totale Erziehung
Charakterbildung jedes Volksgenossen
Förderung der Wehrkraft
Leistungssteigerung im Beruf (später für Kriegsindustrie )
Stärkung der Volksgemeinschaft
Heranbilden von Schönheit und Anmut im rassischen Sinne
7) Außenpolitisches Prestige
Der Sport in der Schule wurde zentrales Schulfach und bis auf 5 Stunden in der
Woche hochgeschraubt. 1933 wurden Fußball und Handball unter den Nazis
verpflichtend in den Schulsport aufgenommen, um den Kampfgeist der Schüler
zu Schulen. Die Sportlehrer waren teilweise in der SA. Neben dem Schulsport
fand für die Jugendlichen noch der Sport in der HJ statt, der am Mittwoch
Abend, am Samstag und am Sonntag abgehalten wurde.
Unterschiede zwischen
Schulsport
Hitlerjugend
Turnen (Geräte/Boden)
Spiele (Fuß-, Handball)
Schwimmen
Boxen (verpflichtend)
Rudern
Leichtathletik
Turnen
Segeln
Schwimmen
Schießen
Motorradfahren
Leichtathletik
Geländesport
Segelfliegen
Reiten
Keulenwerfen
Raufen
Gewandtheit
Mutproben
Schützengräben überspringen
= paramilitärische Übungen
Zusätzliche Wettkampfinhalte waren Hindernisläufe, Gepäckmarsch, Schießen,
Völkerball, Faustball und Keulenzielwerfen (als Vorstufe zum
Handgranatenwerfen)
Bei den Spielen der HJ waren Bestleistungen einzelner nebensächlich. Das Ziel
war die Erziehung zur Volksgemeinschaft, Mut, Überwindung und
Charakterbildung.
Die Ziele der Erziehung der Kinder waren genau gesteckt :
Jungen
6-10 Jahre




triebhaftes Bewegungsspiel
bewegungsfrohe Jugend
natürliche Bewegung
Es (= das Kind) will
10-14 Jahre




Spiel der Kräfte
Tatenfrohe, leistungsfähige Jugend
Zweckmäßige Bewegung (führt zu optimaler Leistung)
„Ich will“



Einsatz der Kräfte im Sinn der Gemeinschaft
Leistungsfähige und kampfesfreudige Jugend
„Wir wollen kämpfen“

Die Kräfte wachsen im Spiel
14-18 Jahre
Mädchen
6-9 Jahre
9-12 Jahre

Durch Kraft-, und Geschicklichkeitszuwachs zu
Leistungsfreude
12-15 Jahre

Die erworbene Geschicklichkeit führt zur Sicherheit in der
Bewegung und zu Leistung in der Grundform
15-18 Jahre

Einsatz der Kräfte in der Gemeinschaft
Daten der Nachkriegszeit
1946:
1949:
1950:
1952:
1954:
1956:
1972:
1974:
Wiedergründung der Länder
Gründung BRD/Grundgesetz
Gründung NOK Deutschland
Gründung des DSB
Teilnahme an den Spielen in Oslo/Helsinki
WM-Sieg Bern
1. gesamtdeutsche olympische Mannschaft
Olympische Spiele in München /Terroranschlag auf israelische
Mannschaft
WM-Sieg in Deutschland
1976:
1980:
1984:
OS Montreal / Boykott durch 22 afrikanische und arabische Staaten
wegen Rugby- Begegnungen zwischen Neuseeland und der wegen
ihrer Apartheidpolitik aus dem IOC ausgeschlossenen Republik
Südafrika
OS Moskau / 33 Nationen boykottieren die Spiele wegen der
Besatzung Afghanistans durch die UdSSR
OS Los Angeles /Gegenboykott des Ostens, wegen „nicht
genügender Sicherheitsgarantien seitens der Veranstalter
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