Aufgabe 1 Finden und beweisen Sie eine geschlossene Formel für n Y 1− k=2 1 k Pn Beachte: In Analogie zum Summenzeichen k=j ist das Produktzeichen ist für j, n ∈ N (mit n ≥ j) erklärt durch n Y Def. ak = aj · aj+1 · ... · an k=j Lösung: Vorüberlegung Es ist Y n n Y k−1 n−2 n−1 1 1 1 2 · = 1− = = · · ... · k k 2 3 n−1 n n. k=2 k=2 Behauptung: Es ist n Y k=2 1− 1 k = 1 . n Beweis durch vollständige Induktion Induktionsanfang: Für n = 2 ist 2 Y 1 1 1 1− = 1− = . k 2 2 k=2 Induktionsschritt: Es ist Y n+1 n Y 1 1 1 1 1 n 1 IVor 1 1− 1− = 1− = 1− = = . k k n+1 n n+1 nn+1 n+1 k=2 k=2 Aufgabe 2 Finden Sie alle reellen Zahlen x ∈ R mit 2 x − 9 > x2 + 1 Skizzieren Sie die Graphen der Funktionen auf der linken und rechte Seite. Lösung: Auf der rechten Seite kann man die Betragsstriche weglassen. Für die linke Seite muss man zwei Fälle unterscheiden. Fall |x| ≥ 3 Dann wird die Ungleichung zu x2 − 9 > x2 + 1, welche nie erfüllt ist. Fall |x| < 3 Dann wird die Ungleichung zu 9 − x2 > x2 + 1 ⇐⇒ 2x2 < 8 ⇐⇒ |x| < 2, also ist die Ungleichung für x ∈ (−2, 2) erfüllt. Skizze: Aufgabe 3 Finden Sie eine Darstellung der Form z = x + iy mit x, y ∈ R für die komplexe Zahl π z = 4 · ei 2 Lösung: π π π = 4 · (0 + i 1) = 4 i. z = 4 · ei 2 = 4 · cos + i sin 2 2 Aufgabe 4 a) Notieren Sie das Theorem von Bolzano-Weierstraß. b) Notieren Sie das Cauchykriterium für die Konvergenz von Zahlenfolgen. Lösung: a) Jede beschränkte, unendliche Folge reeller oder komplexer Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge. b) Eine Zahlenfolge (an ) ist genau dann konvergent, wenn sie eine Cauchy-Folge ist, d. h. wenn zu jedem ε > 0 ein n0 ∈ N existiert, so dass für alle n, m ≥ n0 gilt: |an − am | < ε. Aufgabe 5 Konvergiert die durch a0 := 2, a1 := 1 und an+1 = an + an−1 2 gegebene Zahlenfolge (n ∈ N) ? Lösung: Es ist an+1 − an = an + an−1 an − an−1 − an = − , 2 2 also a2 − a1 a3 − a2 a4 − a3 an − an−1 a1 − a0 2 a2 − a1 a1 − a0 = − = 2 4 a3 − a2 a1 − a0 = − =− 2 8 .. . n−1 −1 = (a1 − a0 ) 2 = − Nun ist n k−1 n X 1 − −1 −1 2 + a0 , an = (ak − ak−1 ) + a0 = (a1 − a0 ) + a0 = (a1 − a0 ) 2 1 + 21 k=1 k=1 n X woraus sofort lim an = n→∞ folgt. 2 2a1 + a0 4 (a1 − a0 ) + a0 = = 3 3 3 Aufgabe 6 Für n ∈ N sei eine Zahlenfolge (an ) gegeben durch an = n2 + 2n (n + 1)2 a) Zeigen Sie, dass (an ) monoton wachsend und nach oben beschränkt ist. b) Berechnen Sie a := limn→∞ an . c) Finden Sie eine möglichst kleine Zahl n0 (ε) ∈ N, so dass gilt |an − a| < 0, 0025 = 1 400 für n ≥ n0 (ε). Lösung: a) Es ist an = n2 + 2n + 1 − 1 1 =1− < 1, (n + 1)2 (n + 1)2 also ist die Folge nach oben beschränkt. 1 also moAußerdem ist die Folge (n + 1)2 offensichtlich monoton wachsend, die Folge (n+1) 2 1 noton fallend und die Folge − (n+1) wieder monoton wachsend. Damit wächst aber auch (an ) 2 monoton. b) Offensichtlich ist lim an = 1 − lim n→∞ n→∞ 1 = 1. (n + 1)2 c) Es ist |an − 1| = 1 1 < ⇐⇒ (n + 1)2 > 400 ⇐⇒ n + 1 > 20, (n + 1)2 400 also ist n0 = 20 das kleinst möglichste n0 . Aufgabe 7 Notieren Sie den Taylorschen Lehrsatz mit Lagrange-Restglied. Lösung: Sei f eine in einer Umgebung von x0 (n + 1)-mal differenzierbare Funktion, dann gilt in dieser Umgebung f (x) = n X f (n+1) (x0 + ϑ(x − x0 )) f (k) (x0 ) (x − x0 )k + (x − x0 )n+1 k! (n + 1)! k=0 mit einem ϑ ∈ (0, 1). Aufgabe 8 Untersuchen Sie die folgenden Reihen: a) Es sei m ∈ N, fest. Für welche z ∈ C konvergiert die Reihe ∞ X m zn n n=0 b) Konvergiert die Reihe ∞ X √ n+9− n n=1 √ n+1 1 2 c) Konvergiert die Reihe ∞ X (−1)n n n2 + 3 n=2 d) Für welche z ∈ C konvergiert die Reihe ∞ X n! n z (2n)! n=1 e) Konvergiert die Reihe ∞ X n3 + e n nn n=0 Lösung: a) Wegen m n = 0 für n > m ist dies nur eine endliche Summe und nach dem Binomischen Satz gilt ∞ m X X m m zn = z n = (1 + z)m . n n n=0 n=0 b) Es ist √ n+9− 1 n2 √ n+1 = √ n+9+ 8 √ n+1 8 4 √ > √ √ √ = n+9 n n+9+ n+9 n+9 und die Reihe divergiert nach Vergleichskriterium, weil die harmonische Reihe divergiert. c) Wegen n+1 n3 + 2n2 + 4n n / = > 1, n2 + 3 (n + 1)2 + 3 n3 + n2 + 3n + 3 also bilden die Beträge der Summanden eine monoton fallenden Nullfolge. Da die Reihe außerdem alterniert, konvergiert sie nach Leibnizkriterium. d) Nach Quotientenkriterium ist (n+1)! n+1 (2n+2)! z n+1 1 1 n→∞ = |z| = |z| −→ 0 n! n 2 2n + 1 (2n)! z (2n + 1)(2n + 2 und die Reihe konvergiert für alle z ∈ C. e) Für hineichend große n ist e n e n n3 + e n en + e n < < 2 < 2 =2 nn nn n 2e n 1 2 und die Reihe konvergiert nach dem Vergleichskriterium, weil die Vergleichsreihe (bis auf den Faktor 2) eine geometrische Reihe mit dem Quotienten q = 1/2 < 1 ist. oder: Für hinreichend große n ist √ √ n n n √ e n→∞ n3 + e n n3 + e n e + en n = 0 ≤ |an | = ≤ = 2 −→ 0 n n n n n und die Reihe konvergiert nach dem Wurzelkriterium. r p n n Aufgabe 9 Untersuchen Sie, ob die Funktion f : R \ {0} → R, gegeben durch f (x) = |x| x stetig in x = 0 fortgesetzt werden kann. Lösung: Wegen |x| −x = lim = −1 und x→−0 x x→−0 x lim |x| x = lim =1 x→+0 x x→+0 x lim stimmen die einseitigen Grenzwerte nicht überein. Die Funktion f hat in x = 0 eine Sprungstelle und kann nicht stetig in x = 0 fortgesetzt werden. Aufgabe 10 Bestimmen Sie den folgenden Grenzwert xx − x x→1 1 − x + ln x lim Lösung: Es ist nach der Regel von l’Hospital xx − x x→1 1 − x + ln x lim = = = ex ln x − x x→1 1 − x + ln x ex ln x (ln x + 1) − 1 lim x→1 −1 + 1/x x ln x e ((ln x + 1)2 + 1/x) lim = −2. x→1 −1/x2 lim Aufgabe 11 Zeigen Sie, dass für alle x > 0 gilt ex > 1 + x Lösung: Aus der Taylor-Reihe für ex erhält man unmittelbar für x > 0 ex = ∞ X xk k=0 k! =1+x+ ∞ X xk k=2 k! > 1 + x. Aufgabe 12 Es sei f : (x0 − d, x0 + d) → R gegeben, d > 0. a) Welche der nachstehenden Aussagen sind richtig ? (i) f differenzierbar in x0 ⇒ f stetig in x0 , (ii) f stetig in x0 ⇒ f differenzierbar in x0 b) Beweisen Sie Ihre Behauptung aus a). Lösung: a) (i) ist richtig, (ii) ist i. a. falsch. b) Sei f in x0 differenzierbar, dann existiert der Grenzwert lim x→x0 f (x) − f (x0 ) = f 0 (x0 ). x − x0 Dann existiert aber auch der Grenzwert lim f (x) = f (x0 )+ lim (f (x) − f (x0 )) = f (x0 )+ lim x→x0 x→x0 x→x0 f (x) − f (x0 ) lim (x − x0 ) = f (x0 )+f 0 (x0 )·0 = f (x0 ). x→x0 x − x0 Der Grenwert in x0 ist also gleich dem Funktionswert, das heißt die Funktion ist in x0 stetig. Damit ist (i) bewiesen. Betrachte die Funktion f (x) = |x − x0 |, die als Betrag eines Polynoms überall, also auch in x0 stetig ist. Nun hat aber der Differenzenquotient d(x) = f (x) − f (x0 ) |x − x0 | = x − x0 x − x0 in x = x0 eine Sprungstelle, wie bereits in Aufgabe 9 gezeigt wurde, also kann der Grenzwert in x0 nicht existieren und die Funktion f ist in x0 nicht differenzierbar.