nationalismus - Jens Peter Kutz

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Faschismustheorie
00.02.67
Faschismustheorie ⇒ Erklärungsmodelle für die Entstehung und den Erfolg faschistischer Herrschaftssysteme; versuchen, alle Spielarten des Faschismus zusammenzufassen
→ viele Faschismustheorien sind bestimmt von unterschiedlichen politischen Standpunkten:
− sozialistisch/kommunistisch
− liberal
− konservativ
• Beispiele
{ historisierende Theorien ⇒ beziehen sich auf die geschichtliche Entwicklung
ƒ Sonderwegsthesen → jeweils nationalspezifische Entwicklungen für den Faschismus verantwortlich
z.B. verspätete Nationsbildung in Deutschland (Helmuth Plessner, 1959)
ƒ »Normalitätsthese« → Faschismus liegt begründet in der Allgemeinheit menschlicher Natur und geschichtlicher Entwicklung
z.B. Ernst Nolte, Michael Stürmer, Joachim C. Fest = Historikerstreit 1986
ƒ nachholende Modernisierung → Faschismus als »industriegesellschaftliche Entwicklungsdiktatur«,
die die kapitalistische Gesellschaft zur Moderne hin transformiert
z.B. Ralf Dahrendorf (Faschismus hat die soziale Revolution vollzogen, die das Kaiserreich und
die Weimarer Republik versäumt haben)
ƒ Anti-Modernismus → Faschismus als Revolte gegen die moderne Industriegesellschaft und den Versuch ihrer Rückführung in einen vormodernen, mythisch begriffenen Zustand
| Theorien bzgl. des Massenphänomens ⇒ psychoanalytisch-sozialpsychologische Modelle
ƒ Theorien über die Anziehungskraft des Faschismus auf die Persönlichkeit des Einzelnen
ƒ Faschismus als kleinbürgerliche (Revolutions-)Bewegung
} Theorien, die sich auf das politische System beziehen
ƒ Totalitarismus-Theorie → Aufzeigen von strukturellen Gemeinsamkeiten aller faschistischer Systeme, die unter dem Begriff des »Totalitarismus« auch das stalinistische System der Sowjetunion einbeziehen
z.B. Hannah Arendt (Erfahrung des totalen Kriegs im 1. WK sei ursächlich, 1951)
• allgemeine Faschismustheorie:
⇒ es gibt mehrere Erscheinungsformen des Faschismus → jede Faschismustheorie muß deshalb die Komplexität ihres Gegenstands reflektieren
ƒ ihrer Entstehung nach sind faschistische Bewegungen Protestbewegungen sozial heterogener, v.a.
kleinbürgerlicher Schichten, die an einer gesellschaftlichen Krisensituation wachsen
→ gegen die Veränderungsdynamik der Gesellschaft
→ gegen die Existenzbedrohung durch den modernen Kapitalismus
Merkmale:
− Gewalt gegen schwache
− Wille zur Zerstörung der gegenwärtigen Ordnung
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