WS 2005/06 Institut für Mathematische Stochastik Universität Karlsruhe Prof. Dr. N. Bäuerle Dipl.-Math. oec. A. Mundt Blatt 0 Lösungen zur Probeklausur zur Vorlesung Einführung in die Stochastik Scheinklausur für Lehramtskandidaten Lösung zu Aufgabe P1 (a) Wenn in einer Gruppe n Teams sind, gibt es n2 = gegeneinander spielen zu lassen. Bei n = 4 sind dies n(n−1) Möglichkeiten, zwei Mannschaften 2 4 2 = 6 Vorrundenspiele in jeder Gruppe. (b) Angenommen, man stellt sich vor, Deutschland ist bereits in eine Gruppe ausgelost und o.B.d.A. wird als nächstes die Niederlande ausgelost. Dann sind 3 von den verbleibenden 3 + 4 + 4 + 4 Positionen günstig für das gesuchte Ereignis, die Wahrscheinlichkeit ist also 3/15 = 1/5. (c) Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Gruppe A alle Teams Trikots der Marke XXL tragen, ist 16 8 4 / 4 . Die Aufteilungsmöglichkeiten, so dass es mindestens eine Gruppe gibt, in der alle Teams Trikots der Marke XXL tragen, ist 4-mal die Anzahl der günstigen Möglichkeiten für das Ereignis “in der Gruppe A tragen alle Teams Trikots der Marke XXL” minus die (doppelt gezählten) günstigen Möglichkeiten für das Ereignis: “es gibt zwei XXL-Gruppen”. Die gesuchte Wahrscheinlichkeit ist also 8 4 8 8 329 4 . 4 16 − 162 412 48 = 2145 4 4 4 4 Lösung zu Aufgabe P2 Es sei A das Ereignis „Papier zerknittert“ und B das Ereignis „Papier verschmutzt“. Laut Aufgabenstellung sind A und B unabhängig und P (A ∪ B) = 0.115. (a) Es gelte zusätzlich P (B) = 0.085. Wegen P (A ∪ B) = P (A) + P (B) + P (A ∩ B) = P (A) + P (B) + P (A)P (B) folgt damit P (A) = P (A ∪ B) − P (B) 0.115 − 0.085 0.03 = = = 0.032787. 1 − P (B) 1 − 0.085 0.915 (b) Gefragt ist nach P (A ∪ B) − P (A ∩ B) = P (A ∪ B) − P (A)P (B) = 0.115 − 0.032787 · 0.085 = 0.112213. Lösung zu Aufgabe P3 (a) Es ist Z π/2 0 fπ/2 (x) dx = 1, also muss a = π/2 sein (nur mit dieser Wahl ist auch garantiert, dass fπ/2 (x) ≥ 0 für alle x ∈ R). (b) Es ist mit partieller Integration Z Z π/2 π/2 x sin(x) dx = [−x cos(x)]x=0 + EX = 0 π/2 cos(x) dx = 1. 0 (c) Die Verteilungsfunktion von X lautet 0 , x<0 F (x) = 1 − cos(x) , 0 ≤ x ≤ π/2 1 , x > π/2. Lösung zu Aufgabe P4 √ (a) Ein gleichseitiges Dreieck mit Kantenlänge 1 hat die Fläche 3/4. Dementsprechend muss die √ Dichte auf dem Dreieck den Wert 4/ 3 annehmen. √ (b) Die obere Kante des Dreiecks liegt auf der Geraden y = −x/ 3 + 1/3, also gilt für x ∈ √ √ (− 3/6, 3/3) (außerhalb dieses Bereiches verschwindet die Dichte) 4 1 x −√ fX (x) = 2 · √ · . 3 3 3 Es folgt P (X > 0) = . . . = 49 . Da der Ursprung der Schwerpunkt des Dreiecks ist, gilt EX = EY = 0. (c) Der Zeichnung kann man entnehmen, dass die Komponenten nicht unabhängig sind, da P (X > 1 1 1 1 3 , Y > 3 ) = 0, aber P (X > 3 ) > 0 und P (Y > 3 ) > 0. Lösung zu Aufgabe P5 Für eine Realisierung x = (x1 , . . . , xn ) der zufälligen Stichprobe X ist die Likelihood-Funktion des unbekannten Parameters b > 0 gegeben durch Lx (b) = n Y −b x2i 2 b xi e i=1 n n = 2 b exp − b n X i=1 x2i n Y xi i=1 und die Log-Likelihood-Funktion durch lx (b) = n log(2) + n log(b) − b n X x2i + i=1 n X log(xi ) . i=1 Da lx eine konkave Funktion ist, liefert Ableiten und gleich Null setzen das Maximum. Wegen n d n X 2 ! n lx (b) = − xi = 0 ⇐⇒ b = Pn 2 db b i=1 xi i=1 ist b̂ML (X) := 1 n Pn1 i=1 Xi2 der gesuchte Maximum-Likelihood-Schätzer für b. Lösung zu Aufgabe P6 Zur Modellierung von Lesefehlern betrachten wir die unabhängigen und mit unbekanntem Parameter p ∈ (0, 1) jeweils Bin(1, p)-verteilten Zufallsvariablen X1 , . . . , X3000 . Getestet werden soll die Hypothese H0 : p ≥ 0.01 gegen die Alternative H1 : p < 0.01. Als Testgröße betrachten wir daher T := 3000 X i=1 Xi − 0.01 · 3000 = 3000 X i=1 Xi − 30 und akzeptieren die Hypothese H0 gegenüber der Alternative H1 , wenn T ≥ c für einen gewissen Wert c ∈ R gilt. Für einen Test zum Niveau 0.05 müssen wir c so bestimmen, dass Pp (T < c) ≤ 0.05 für alle p ≥ 0.01 ist. Nach Definition der Testgröße T ist Pp (T < c) monoton fallend in p, d.h. wir müssen c so bestimmen, dass P0.01 (T < c) ≤ 0.05 gilt. Mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes erhält man ! 3000 X P0.01 (T < c) = P0.01 Xi − 30 < c i=1 ! P3000 Xi − 30 c i=1 <√ = P0.01 √ 3000 · 0.01 · 0.99 3000 · 0.01 · 0.99 c ! ≈Φ √ = 0.05. 3000 · 0.01 · 0.99 Wegen Φ−1 (0.05) = −1.645 wähle also c = −1.645 · √ 3000 · 0.01 · 0.99 ≈ −8.965. Die Entscheidungsregel für einen Test zum Signifikanzniveau 0.05 lautet daher: Akzeptiere die Hypothese H0 , wenn T ≥ −8, d.h. wenn mindestens 22 Lesefehler auftauchen, und verwirf die Hypothese zu Gunsten der Alternative H1 , wenn weniger als 22 Lesefehler vorkommen. Lösung zu Aufgabe P7 Die Zufallsvariablen X und Y seien also unabhängig und identisch verteilt mit EX = 0 und VarX = d 1. Außerdem gelte X = √1 2 (X + Y ). Es sei nun (Zk )k∈N eine Folge von unabhängig und identisch d verteilten Zufallsvariablen mit Z1 = X. d Nach Voraussetzung gilt dann also X = √1 (Z1 2 + Z2 ). Nimmt man dies als Induktionsanfang und (n−1) n (n−1) 2 2X 2X 1 1 1 1 X d √ √ (Z2k−1 + Z2k ) = √ Zk = √ Zk (n−1) 2n k=1 2(n−1) k=1 | 2 2 k=1 {z } d =Z2k−1 als Induktionsschritt, so erhält man n 2 1 X X=√ Zk für alle n ∈ N . 2n k=1 d Der ZGWS liefert für die Folge (Zk )k∈N von unabhängig und identisch verteilten Zufallsvariablen mit EZ1 = 0 und VarZ1 = 1, dass Pn Z d k=1 √ k → Z ∼ N(0, 1) mit n → ∞ . n Zusammen mit der vorherigen Aussage ergibt sich also n 2 1 X d X=√ Zk → Z ∼ N(0, 1) mit n → ∞ , 2n k=1 d was impliziert, dass X und somit auch Y standardnormalverteilt sind.