STATEMENT Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Drexel LKH Feldkirch, Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie; Präsident der ÖDG Die häufigsten Komplikationen bei Diabetes Grundsätzlich schädigt Diabetes die Blutgefäße. Sind kleine Gefäße betroffen, spricht man von einer Mikroangiopathie. Diese wird durch den erhöhten Zuckergehalt im Blut verursacht und ist spezifisch für Diabetes, tritt also nur bei Diabetes-PatientInnen auf. Sind die kleinen Gefäße der Netzhaut im Auge betroffen, kann daraus eine Erblindung resultieren, sind die kleinen Gefäße der Nieren betroffen ein Nierenversagen, sind die kleinen Gefäße der Nerven betroffen eine Nervenschädigung, die zu starken Schmerzen und offenen Geschwüren an den Füßen führen kann. Die typischen Folgen einer Schädigung der größeren Gefäße (der Makroangiopathie) sind Herzinfarkte und Schlaganfälle. Diese sind bei Patienten mit Diabetes 2-3 mal häufiger als bei Menschen ohne Diabetes. Etwa zwei Drittel der Diabetes-Patienten sterben letztlich an HerzKreislauferkrankungen. Trotzdem ist an der Schädigung der großen Gefäße nicht in erster Linie ein zu hoher Blutzuckerspielgel schuld. Wichtiger scheint eine Fettstoffwechselstörung bei Patienten mit Diabetes zu sein. Senkung des LDL-Cholesterin für die Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen wichtig Erkrankungen größerer Gefäße können wie oben erwähnt auch ohne Diabetes auftreten. Daraus lässt sich schon vermuten, dass der erhöhte Blutzucker nicht eine ganz so entscheidende Rolle für die Erkrankung größerer Gefäße spielt wie für die Erkrankung der kleinen Gefäße. Forschungsergebnisse des VIVIT Instituts in Feldkirch konnten zeigen, dass andere Folgen der Insulinresistenz (nämlich eine Fettstoffwechselstörung, die durch niedriges gutes HDL Cholesterin und hohe Triglyzerid-Fettwerte im Blut gekennzeichnet ist) das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse besser anzeigen als erhöhte Blutzuckerwerte. Dazu passend sind auch die Ergebnisse zweier großer neuer Studien, die kürzlich auf der Jahrestagung der Europäischen Herzgesellschaft vorgestellt wurden, der EXAMINE und der SAVOR Studie. Diese beiden Studien verglichen die Häufigkeit Herz-Kreislauf-Ereignisse bei Patienten, die mit den neuen Blutzucker-senkenden Medikamenten Alogliptin (EXAMINE) bzw. Saxagliptin (SAVOR) behandelt wurden, mit der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Ereignissen bei Patienten, die ein Placebo erhielten. Es zeigte sich, dass die neuen Diabetes-Medikamente zwar gut verträglich und sicher waren, dass sie aber Herz-Kreislaufereignisse nicht verhindern konnten. Nach wie vor sind diese Medikamente natürlich sehr wichtig zur Senkung des Blutzuckers und zur Verhinderung von Schäden der kleinen Gefäße, sie sind aber keine Allheilmittel: Da die Erkrankung der großen Gefäße nicht in erster Linie durch hohen Blutzucker verursacht wird, sondern durch überhöhte Blutfettwerte, kann eine Blutzuckersenkung in dieser Hinsicht auch nicht so viel bewirken. Eine konsequente Senkung des „schlechten“ LDL-Cholesterins kann Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Diabetes jedoch effizient verhindern. Deshalb fordert die Österreichische Diabetes Gesellschaft für alle PatientInnen mit Typ 2 Diabetes ein niedriges „schlechtes“ LDL-Cholesterin von <70 mg/dl. 1