Ratsbürgerentscheid – Sollen die Bürgerinnen und Bürger entscheiden? In einem Leserbrief schlägt der Fraktionsgeschäftsführer des Bürgerforums und Ratsvertreter Klaus Riepe einen Ratsbürgerentscheid vor (siehe Leserbrief). Er sagt: “Dessen Ergebnis würde mit bestmöglicher Repräsentativität klar machen, wie die Wittener und Herbeder Bürgerinnen und Bürger über die Notwendigkeit der Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels im Gerberviertel und die Zukunft dieses Areals denken”. Was ist ein Ratsbürgerentscheid? Zur Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung wurden zwei wesentliche Sätze per Gesetz am 17.10.2007 der Gemeindeordnung NRW eingefügt: in § 26 Abs. 1 “Der Rat kann mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der gesetzlichen Zahl der Mitglieder beschließen, dass über eine Angelegenheit der Gemeinde ein Bürgerentscheid stattfindet (Ratsbürgerentscheid). Absatz 2 Satz 1 sowie die Absätze 5, 7, 8 und 10 gelten entsprechend” (GV.NRW. S.380). Das Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt dazu: “Eine solche Entscheidung des Rates kommt vor allem dann in Betracht, wenn eine Frage sowohl in der Gemeinde wie im Rat hoch umstritten ist, und wenn von der Abstimmung durch die Bürger erwartet werden kann, dass diese – ganz gleich wie sie ausgeht – zu einer Befriedung in der Gemeinde führen wird.”Mit Hilfe eines Ratsbegehrens können die Gemeindevertretungen eine Abstimmung aller Bürger – den Ratsbürgerentscheid – herbei führen. Für den Rat gibt es vier unterschiedliche Gründe, ein Begehren zu initiieren: 1. weil sich der Rat in einer wichtigen kommunalpolitischen Entscheidung nicht einig war, 2. aufgrund der Auffassung, dass dies die Legitimität einer Entscheidung erhöht oder 3. um das Anliegen eines nicht eingereichten oder unzulässigen Bürgerbegehrens aufzugreifen, 4. als Alternativfrage zu einem zur Abstimmung kommenden Bürgerbegehren. Der Rat der Stadt kann also selbst entschieden, ob er die umstrittene Frage der Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandels außerhalb des gewachsenen Zentrums in Herbede nicht selbst sondern mit dem Votum seiner Bürgerinnen und Bürger entscheiden lässt. Zum Vergrößern bitte anklicken. Bedenken, die direkte Form der Demokratie sei mit dem System der repräsentativen Demokratie nicht vereinbar und die Sorge, der Rat könne das ihm übertragene Mandat leichtfertig an die Bürger zurück geben, wurden durch das Gesetz ausgräumt. Die Gemeindeordnung NRW bestimmt: Die Verwaltung der Gemeinde wird ausschließlich nach dem Willen der Bürgerschaft bestimmt. Die Bürgerschaft wird durch den Rat und den Bürgermeister vertreten (§ 40). Der Rat soll das ihm übertragene Mandat nur dann an die Bürgerschaft zurück geben können (Referendum), wenn mindestens zwei Drittel der Mitglieder (der Bürgermeister zählt mit und stimmt mit ab) für einen Ratsbürgerentscheid stimmen. Die Gemeindevertreter haben also die Möglichkeit, per Ratsbürgerentscheid eine souveräne und selbstbewusste Entscheidung zu treffen. . Nach einem solchen Ratsbeschluss gelten für den Ratsbürgerentscheid die gleichen Regeln, wie für einen von den Bürgern beantragten Bürgerentscheid. Deshalb sind auch die Vorgaben der Verordnung zur Durchführung eines Bürgerentscheides vom 10.07.2004 (GV.NRW.S.245) darauf anzuwenden. So darf in einem Ratsbürgerentscheid nur über solche Themen abgestimmt werden, die auch einem Bürgerbegehren zugänglich wären. Der Ausschlusskatalog des § 26 Abs. 5 gilt also auch für den Ratsbürgerentscheid. Werden die Bürger zur Abstimmung aufgerufen, so muss die Abstimmungsvorlage auch eine Aussage zur Kostendeckung enthalten. Zum Nachlesen: Der Ratsbürgerentscheid, Das Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes http://www.mik.nrw.de Nordrhein-Westfalen, Ratsbürgerentscheid, Mehr Demokratie e.V. Die kleine Korruption Über eines seien sich sich alle Fachleute klar, schreibt Welt Online über Bestechung auf dem Balkan: “Solange in der großen Politik keine Besserung eintritt, gibt es auch keinerlei Chancen, die Korruption im täglichen Leben der Bürger auszumerzen.” Die große Korruption ist viel beachtet. Dazu zählen beispielsweise die Verwendung von Steuergeldern zum Kauf der Unterstützung bestechlicher Boulevardzeitungen, die Käuflichkeit von EU-Abgeordneten, Verhinderung von Strafverfahren usw. Die kleine Korruption sei jedoch genauso schlimm, sagt Andreas Unterberger, Publizist und Politikwissenschaftler, Autor von “Österreichs meistgelesenem Internet-Blog” (www.andreas-unterberger.at). Sie sei “der im öffentlichen Bereich alltägliche Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil. Einziger Unterschied: die kleine Korruption macht selten Schlagzeilen.” Vielleicht ist die kleine Korruption sogar schlimmer, denn sie findet im Alltag, vor unseren Augen statt. Wir bekämpfen sie nicht, weil wir sie als zu unserem Alltag gehörend empfinden, wir die Menschen zu kennen glauben, so dass uns die Ungeheuerlichkeit des Missbrauchs von Ämtern nicht unbedingt als ein Vergehen bewusst wird. Es ist auch nicht immer leicht, zwischen der Wahrung persönlicher Interessen und dem Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil zu unterscheiden, zumal die Beschuldigten meist über gute Ausreden verfügen. Vielleicht sehen sich potenzielle Kritiker selbst sogar als potenzielle Nutznießer eines möglichen Amtsmissbrauchs(interessant waren in diesem Zusammenhang die “Verteidigungsreden” in Leserkommentaren für den Plagiator von und zu Guttenberg: “Wir haben doch alle mal geschummelt”), oder die Bürger fühlen sich einfach nur ohnmächtig – und schweigen. In Herbede lässt sich der Leiter des Edeka-Marktes zum Vorsitzenden der Werbegemeinschaft wählen, die im Unterschied zum Vorsitzenden die Ansiedlung Edekas im Gerberviertel ablehnt. In seiner Funktion als Vorsitzender fordert er die “Verschiebung” des Zentrums in das Gerberviertel und erfüllt damit den größten Wunsch der Verwaltung und der SPD. Amtsmissbrauch? Kleine Korruption? Oder sogar große Korruption, denn der Schaden kann sehr groß sein (Verlust der Existenzgrundlagen anderer Einzelhändler, Verlust von Arbeitsplätzen, Verlust des gewachsenen Zentrums). Die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes, für Herbede im Rat und Geschäftsführerin der CDU-Fraktion in Witten spricht sich jetzt ebenfalls für die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebs im Gerberviertel (Wohngebiet) aus. Sie selbst wohnt in einem Privathaus im Zentrum, sehr nahe dem Areal, das für eine Ausweitung einer Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel in Frage kommt. Dies wird ihr höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Missbrauch der Macht zum eigenen Vorteil? Erstaunlich ist das große Schweigen der Einzelhändler in der Werbegemeinschaft. Die Mitglieder kontrollieren ihren Vorsitzenden offenbar nicht, distanzieren sich nicht von ihm, obwohl sie seine Auffassung nicht teilen. Weil es im Dorf als unanständig gilt, sich öffentlich zu streiten? Und so geschieht es, dass ihr Schweigen als Zustimmung gewertet wird, zur Freude derjenigen, die ihnen die Existenz nehmen und das Zentrum ins Gerberviertel verschieben wollen … Einspruch gegen Melderegisterauskünfte ist möglich Pressemitteilung der Stadt Witten, Freitag, 12. August 2011 Bürgerberatung: Einspruch gegen Melderegisterauskünfte ist möglich Witten. “Alle Jahre wieder”… macht die Bürgerberatung bei der Stadt Witten auf das Widerspruchsrecht im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen des Melderechtsrahmengesetzes aufmerksam. Am 15. August ist die entsprechende Öffentliche Bekanntmachung im Anzeigenteil der Wittener Tageszeitungen und auf den Internetseiten der Stadt unter www.witten.de >> Bürgerservice Rat & Verwaltung >> Bekanntmachungen zu finden. “Einfache Melderegisterauskünfte” Nach dem Meldegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen darf die Meldebehörde einem Antragsteller Auskunft über Vor- und Familienname, Doktorgrad und Anschriften einzelner bestimmter Einwohner erteilen. Diese so genannten “einfachen Melderegisterauskünfte” können auch als automatisierter Abruf über das Internet erteilt werden, wenn – der Antrag in der amtlich vorgeschriebenen Form gestellt worden ist, – der Antragsteller den Betroffenen mit Vor- und Familiennamen sowie mindestens zwei weiteren gespeicherten Daten bezeichnet hat und – die Identität des Betroffenen durch einen automatisierten Abgleich der im Antrag angegebenen mit den im Melderegister gespeicherten Daten des Betroffenen eindeutig festgestellt worden ist. Allerdings dürfen Auskünfte nur dann erteilt werden, wenn die Betroffene oder der Betroffene dieser Art der Auftragerteilung nicht widersprochen hat. Außerdem dürfen nach den Vorschriften des nordrheinwestfälischen Meldegesetzes aus dem Melderegister Auskünfte im Umfang einer einfachen Melderegisterauskunft an – Parteien, Wählergruppen und andere Träger von Wahlvorschlägen im Zusammenhang mit Parlaments- und Kommunalwahlen oder unmittelbaren Wahlen von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie Landrätinnen und Landräten, – Antragsteller und Parteien im Zusammenhang mit Volksbegehren und Volksentscheiden sowie Bürgerentscheiden, – Antragsteller über Alters- und Ehejubiläen von Einwohnerinnen und Einwohnern mit Angabe des Tages und der Art des Jubiläums und – Adressbuchverlage erteilt werden. In den ersten beiden Fällen ist das aber nur zulässig, wenn die Betroffene oder der Betroffene dieser Auskunft nicht widersprochen hat. Im dritten und vierten Fall dürfen Daten nur dann übermittelt werden, wenn die Einwilligung der Einwohnerin oder des Einwohners vorliegt. Neue Regelung Außerdem hat sich durch den Wegfall der Wehrpflicht eine weitere Änderung der gesetzlichen Vorschriften ergeben. Im Rahmen einer regelmäßigen jährlichen Datenübermittlung teilt die Meldebhörde die Daten aller jungen Menschen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und im nächsten Jahr volljährig werden, dem Bundesamt für Wehrverwaltung mit. Das Bundesamt für Wehrverwaltung nutzt diese Daten allerdings nur zur Übersendung von Informationsmaterial über die Tätigkeiten in den Streitkräften und löscht sie spätestens mit Ablauf des Jahres nach der erstmaligen Speicherung. Auch Datenübermittlung kann widersprochen werden. dieser Bei speziellen Fragen hilft das Team der Bürgerberatung im Rathaus gerne weiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 17 Uhr, mittwochs und freitags von 7.30 bis 13 Uhr zu erreichen. (jk – 12-08-11) Kontaktdaten: Stadt Witten – Postfach 22 80 – 58449 Witten – Referat für Öffenlichkeitsarbeit und Kommunikation – Pressestelle Kontakt / Impressum – Email: [email protected] Nokia und Edeka – die Wittener SPD im Zwiespalt mit der Glaubwürdigkeit Die Einstellung von Parteipolitikern, die aus Herbede stammen, zu Arbeitsplätzen in der Region ist sehr unterschiedlich. Während ihnen die drohende Vernichtung von Arbeitsplätzen im Herbeder Einzelhandel durch eine mögliche Fehlentscheidung des Rats kein Kopfzerberechen bereitet, wählen sie für den Verlust von Arbeitsplätzen durch Nokia zumindest starke Worte. Auch das Nokia-Werk im rumänischen Cluj steht jetzt vor dem Aus (RP-Online, 30.09.2011). Vor drei Jahren hatte Nokia nach dem Erhalt von mehr als 60 Millionen Euro an Subventionen das Werk in Bochum dichtgemacht. Durch NRW ging ein Aufschrei, begleitet von einer riesigen Welle des Mitleids und der Solidariät mit den mehr als 2000 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verloren. Im gesamten Jahr 2008 betrug der NokiaUmsatz 50,7 Milliarden Euro. (connect.de). Der Wittener SPD-Landespolitiker Thomas Stotko nahm am Protestmarsch der IG Metall gegen die Nokia-Schließung in Bochum teil und stellte fest: „Die Entscheidung der NokiaKonzernleitung ist wirtschaftlicher Raubbau am Ruhrgebiet. Neben der EU, dem Bund und dem Land hat allein die Stadt Bochum stolze 6,5 Millionen Euro in den Standort gesteckt.” (www.spd-witten.de) Die Rheinische Post (RP-Online, 30.09.2011) zieht daraus den Schluss: “Es zeigt sich erstens, wie wenig Einfluss die Politik noch auf die Entscheidungen von großen Unternehmen hat: Subventionen erkaufen keine Loyalität, die Firmen denken global, eine echte Heimat hat fast kein Konzern mehr. … Zweitens zeigt sich, wie sehr die Politik bei Standortverlagerungen zwar immer wieder auf Populismus setzt, aber am Ende nichts erreicht.” Stotko rief 2008 zur Solidarität mit den Bochumer NokiaBeschäftigten auf, bezeichnete die Forderung zur Erhaltung des Werks als „ein ernstzunehmendes Signal an die NokiaKonzernleitung” und drohte: “Euren Raubbau nehmen wir nicht hin“. Starke Worte – aber ohne Konsequenzen. Raubbau In Herbede wurden vor öffentliche Gelder in etwas mehr als zwanzig Jahren den Ausbau der Meesmannstraße investiert, für Witten sicher eine enorme finanzielle Belastung. Diese Investition wird hinfällig, wenn das Zentrum in das Gerberviertel “verschoben” wird. Der Edeka-Marktleiter sprach aus, was alle wissen: das gewachsenen Zentrum mit seiner Vitalität wird verschwinden. Der Unterschied zu Nokia: Die Stadt selbst begeht dann wirtschaftlichen Raubbau und nicht ein Großkonzern. Die SPD in Witten hat ein befremdliches Weltbild: Witten ist nicht Bochum, 2300 Arbeitsplätze sind viel und 115 Arbeitsplätze von Gewerbetreibenden im Zentrum Herbedes sind wenig, Nokia sind finnische Ausländer (böse?), Edeka ist deutsch (gut?). Oder wie ist das unterschiedliche Verhalten zu erklären? Arbeitsplätze in Herbede Nun könnte sich bei der SPD in Witten ja wenigstens eine Spur von Anteilnahme an den Ängsten vor dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen im Zentrum Herbedes finden. Aber weit gefehlt! Durch eine eilends durchgeführte Umfrage ihrer Ortsvereine in Herbede versucht die SPD, das Ergebnis des Gutachtens des Büros Stadt+Handel in Frage zu stellen. Selbst die örtliche CDU kann sich in der Expertise “nicht wiederfinden”! Das Ergebnis entspricht offenbar nicht den politischen Wünschen einiger Ratsmitglieder. Welche Motive haben sie? Das Gutachten bestätigt die Zukunftschancen des Zentrums und hält ein Ausweichen in das Gerberviertel nicht für sinnvoll. Die SPD interessiert sich jedoch weniger für wissenschaftlich korrekte Analysen oder Meinungen von Fachleuten. Sie behauptet, der Ortskern werde von einem Edeka-Markt oder von einem anderen Vollsortimenter im Gerberviertel profitieren. Wozu braucht die SPD wissenschaftliche Methoden, wenn sich die Methode, das Bauchgefühl sprechen zu lassen, für sie seit Jahrzehnten bewährt hat? Denn schließlich verdeckt das Bauchgefühl den tieferen politischen Willen, und der steht für die SPD nicht auf dem Prüfstand – und das ist für sie gut so. Zu Edeka: Der EDEKA-Verbund ist zwar genossenschaftlich strukturiert, aber das Sagen hat die Hamburger Zentrale. Nicht die sieben Regionalgesellschaften und erst recht nicht die Kaufleute vor Ort entscheiden über die strategische Ausrichtung des Konzerns, das haben die Edeka-Regionalfürsten bitter erfahren müssen. Edeka ist ein Großkonzern, der nicht nach den Bedürfnissen einer Region funktioniert, sondern nach den typischen Spielregeln und Strategien von Großkonzernen. Diese Strategie nimmt selbst die Vernichtung von Arbeitsplätzen eigener Edeka-Genossen in Kauf (“Kannibalismus”; “Tante Emma war eine ehrbare Kauffrau – was ist Edeka?”, Stichwort: Edeka), wenn sich das Discounter-Modell “Netto” als größerer Gewinnbringer erweist. Die Edeka-Gruppe steigerte ihren Gesamtumsatz in allen Geschäftsfeldern 2010 auf 43,5 Mrd. Euro. (Edeka). Hinzu kommt noch das Discountsegment mit dem “wachstumsstarken Format Netto Marken-Discount”. Im Geschäftsjahr 2010 steigerte der “frischeorientierte Discounter” seinen Jahressumsatz auf insgesamt 10,36 Mrd. Euro. Damit liegen Nokia und Edeka in Bezug auf den Umsatz etwa gleichauf. Was haben Nokia und Edeka gemeinsam? Ob Nokia, Lidl (2003) oder Edeka (2011), dies ist ihnen gemeinsam: Sehr viel Geld, sehr groß, ein Megapodium für Parteipolitiker mit sehr vielen Chancen für Publizität und Populismus. Selbst dann, wenn die Karawane weiterzieht (“Karawanen-Kapitalismus”), Menschen arbeitslos zurücklässt, können Politiker wieder mutig aufschreien: “Euren Raubbau nehmen wir nicht hin!“ – und auf Wählerstimmen hoffen. Offener Brief des Bürgerkreises und des Heimatvereins zur zukünftigen Entwicklung Herbedes In einem offenen Brief haben der Bürgerkreis und der Heimatverein die Stadt Witten aufgefordert, einen öffentlichen Diskurs über das Gutachten von Stadt+Handel und über die sinnvolle Weiterentwicklung des Zentrums sowie des Gerberviertels zu führen und kurzfristig entsprechende Schritte einzuleiten. Der Einzelhandelsverband und die IHK haben bereits grundsätzlich ihre Teilnahme zugesagt. Diese Vorgehensweise zu begleiten, wäre ein zeitgemäßer Umgang mit dem mündigen Bürger und wird von den Vereinen eingefordert. “Meine Landwirtschaft”: Stimmen Sie ab! In Umfragen schätzen die Menschen ihr eigenes (Konsum)Verhalten überwiegend positiv ein, heißt es auf www.konsumpf.de, Forum für kreative Konsumkritik. Für die Befragten sei es wichtig, auf ökologische und soziale Standards zu achten, auf gesunde Ernährung usw. Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union regelt, wie rund 56 Milliarden Euro Steuergelder aus dem EU-Agrarhaushalt verteilt werden. Nach Berechnungen des Deutschen Bauernverbands zahlen jeder Bürger und jede Bürgerin Europas dafür etwa 100 € pro Jahr. Wofür soll dieses Geld verwendet werden? Das meine-landwirtschaft.de-Projekt fragt seine Leser, wie sie 100 € aufteilen würden und welche Bereiche damit gefördert werden sollten. Verteilen Sie Ihre 100 € so, wie Sie es für richtig halten. Das bisherige Ergebnis nach 14.933 Abstimmungen: Hörtipp: Transition Towns – ein Übergang ins postfossile Zeitalter. Während noch immer der großflächige Lebensmitteleinzelhandel mit zentralen Sammellagern für Lebensmittel, die von dort aus mit Hilfe großer LKW über das Land verteilt werden, als DAS Modell der Zukunft propagiert wird, bilden sich neue Formen der Versorgung mit Lebensmitteln, keine Utopie, sondern real: “Zukunft im Selbstversuch. Vom Leben in Transition Towns.” (WDR5, 21.11.2011, 20.05 Uhr) “Mit dem Ende billigen Öls wird sich das Leben radikal ändern, ob wir wollen oder nicht. Grund genug, sich auf andere Zeiten vorzubereiten. Physisch und mental.” “Lokalisierung hat demnach eine Schlüsselrolle im Konzept von Transition inne, als eine Form wirtschaftlicher Entwicklung. Und zwar nicht nur als eine Aufwertung der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit, Eintreten für kurze Entfernungen von Produzieren, Transportieren und Konsumieren, sondern auch als Eintreten für lokalen Besitz von Produktionsmitteln, Grund und Boden, Energie- und Lebensmittelproduktion. Wir machen aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Lokalismus (localism), also Transfer politischer Macht hinunter auf die lokale Ebene, und Lokalisierung (localisation). Lokalisierung meint einen ökonomischen Prozess, nämlich soviel wie möglich unserer täglichen Bedürfnisse auf lokaler Ebene befriedigen zu können.” Manuskript zur Sendung: Zukunft im Selbstversuch, Leben in TransitionTowns, DOK 5 – Das Feature: 20./21.11.2011, Manuskript (pdf) Wichtige Literaturtipps von WDR5: Autorin: Ursula Rütten Produktion: WDR/DLF 2011 Redaktion: Thomas Nachtigall Literatur-Tipps Rob Hopkins: Transition Handbook, deutsche Ausgabe: Energiewende. Das Handbuch, Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen, ZweitausendeinsVerlag, 2008 Ders.: Energy Descent Pathways: Evaluation Potential Responses to Peak Oil, Dissertation, Universität Plymouth, s. www.transitionculture.org Richard Heinberg: The Party ‘s over. Das Ende der Ölvorräte und die Zukunft der industrialisierten Welt, München, 2004 Hermann Scheer: Energieautonomie. Eine neue Politik für erneuerbare Energien, Kunstmann, 2005 Zentrum für Transformation der Bundeswehr: Peak Oil – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen, Bundesministerium der Verteidigung, 2010:Peak Oil [PDF; 125 Seiten] Transition Initiativen Transition Culture [engl.] Transition Town Totnes [engl.] Transition Network [engl.] Transition Towns in Deutschland, Österreich und der Schweiz Transition Initiativen Kiezwandler in SO36 Transition Town Friedrichshain Kreuzberg Urbane Landwirtschaft in Berlin Prinzessinnengärten Stadt im Wandel Transition Town Initiative Köln Mehr zum Thema Der Abschied vom Erdöl im englischen Totnes [BR 2] Urban Gardening in Berlin [rbb gartenzeit] Guerilla Gardening: [RadioBremen] Blumensamen gegen Eintönigkeit Guerilla-Gardening: Eine Gefahr für die Natur? [HR] Initiative Regionalentwicklung Das komplette Feature-Angebot im WDR-Radio Wie die Wittener SPD und CDU vom Altöttinger Bürgerforum lernen könnten “Die hören gar nicht hin!”, “Die interessiert nicht, was wir denken!”, “Die tun, was sie wollen!”, “Man kann sowieso nichts ändern!” sagen die Herbeder Bürger über die Wittener Kommunalpolitiker, zuletzt auf der Veranstaltung der CDU zum Thema Perspektiven Herbedes als Tor zum See, am 05.10.2011 in Herbede. Einigen Politikern gibt es zu denken, dass überall in Deutschland die Wahlbeteiligung rapide abnimmt und Mitglieder die Parteien in Scharen verlassen, weil ihre Meinung nicht gefragt ist. Auf der Parteikonferenz der SPD in Bochum sagte der SPDVorsitzende Sigmar Gabriel: „Die Menschen zählen uns zum Establishment. Wenn sie von ,den Politikern da oben’ reden, dann meinen sie auch uns“, sagte Gabriel laut Bericht der WAZ vom 20.11.11 und warnte, dies könne zum „Tod der SPD“ führen. Im bayerischen Altötting hat sich aus Protest gegen den “Politzirkus” das Altöttinger Bürgerforum (www.s301094416.online.de) gebildet. Der Bürger empfindet den Politzirkus als “verwirrend und verworren” und werde maximal in den Sonntagsreden zum mündigen Bürger und immer nur bei der Wahl alle vier, fünf oder sechs Jahre einbezogen. Deshalb sei ein Bürgerforum nötig, um durch aktive Mitgestaltung im Landkreis auch die Politikverdrossenheit zu schmälern. Das Altöttinger Bürgerforum fordert: „Auch unter Bürgern befinden sich Fachleute. Sie wollen gefragt und gehört werden und zwar bevor über ihr Umfeld entschieden wird.“ Altötting? “Das Herz Bayerns und eines der Herzen Europas”, wie Papst Benedikt XVI. den Wallfahrtsort Altötting nannte? Ausgerechnet im “schwarzen Bayern” zeigen Bürger den Wittenern, wie Demokratie funktionieren kann? Der Plan für ein Altöttinger Bürgerforum (BF) sieht vor, dass 107 000 Landkreisbürger ein Forum bekommen, um über politische, gesellschaftliche sowie kulturelle Themen zu diskutieren. Das Altöttinger BF ist zeitlich unbegrenzt, eine offene Plattform für alle Bürger des Landkreises ab 14 Jahren. Auch Ausländer mit Aufenthaltsstatus sollen eingebunden werden. Die Rechtsform wird kein Verein sein, sondern eine freie Gruppe, die allerdings eine Satzung beschließen wird, wie die Initatoren sagen. Im BF soll ein Vertreterkreis gewählt werden, der Ansprechpartner für die Politik von Außen und für die Bürger von Innen ist. Die Landkreisbürger sollen mitreden dürfen: „Die Bürger werden vom System nicht beteiligt und obwohl die Politiker wissen, was die Bürger wollen und brauchen, handeln sie nicht danach. Das ändern wir durch ein eigenes Bürgerforum. Das ändern wir in dem wir uns zusammen tun.“ Ein ähnliches Anliegen hat auch der Bürgerkreis Herbede. Er besteht seit 2003, ist parteipolitisch neutral, eine Diskussionsplattform für alle Bürger. Um das Projekt “Dorfmeister Herbede”, später auch andere Projekte, realisieren zu können, für das sich kein anderer Träger fand, hat sich der Bürgerkreis allerdings als Verein konstituieren müssen. Seine Gemeinnützigkeit ist anerkannt. Während aber das Bürgerforum Altötting vom Landrat als Schirmherr unterstützt wird, tut sich das sozialdemokratisch regierte Witten, knapp 100.000 Einwohner, außerordentlich schwer damit, mit seinen nicht parteipolitisch engagierten Bürgern offen und fair umzugehen. SPD und auch die CDU sehen im Bürgerkreis keine Chance für die Entwicklung der Demokratie in Witten, sondern eine Gefahr für ihre bisherige Politik. Sigmar Gabriel könnte Recht behalten. ECE-Einkaufszentrum Dortmund: „Die Meinungsfreiheit gilt draußen“ Wie der Sprechchor des Schauspiels Dortmund in die Thier Galerie ging und versuchte, einen Text aufzusagen. Ein nicht nur unerfreulicher Besuch scheinöffentlichen Raum. in Dortmunds größtem „Geschäfte! Geschäfte! Geschäfte!“ Mit diesem Text will sich der Sprechchor nun aufmachen in die Nachbarschaft. „Ums Eck“ hat der Shopping-Mall-Betreiber ECE schließlich einen „lebendigen Marktplatz“ geschaffen, 33.000 Quadratmeter Wohlfühlort zum Verweilen, die Thier-Galerie… www.ruhrbarone.de, 07.12.2011 Warum es wichtig ist, bei Bauprojekten wachsam zu sein Der Autorenblog “Ruhrbarone” berichtet über großzügige Spenden der Essener Immobilienentwickler Stephan Kölbl und Markus Kruse. Sie stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen Duisburgs OB Adolf Sauerland. Auch in Dortmund, wo sie die Flächen rund um den UTurm entwickelten, waren Kölbl-Kruse nach den Recherchen von Stefan Laurin offenbar großzügig. (Ruhrbarone, 09.12.2011) Nach Unterlagen, die dem Blog vorliegen, spendete Kölbl 2009 insgesamt 4.900 Euro an den SPD Unterbezirk Dortmund – Stichwort “Ullrich Sierau”. Kruse überwies im Juli 2009 ebefalls 4.900 Euro an die Genossen in Dortmund: “Spende Ullrich Sierau”. Ein Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Wuppertal sei zu dem Schluss gekommen, dass die Spenden der Unternehmer immer in die Städte gingen, in denen ihr Unternehmen nicht abgeschlossene Projekte hatte. Dies betrifft Dortmund, Duisburg und Essendort, dort erhielt die SPD Geld für den Wahlkampf. Presseberichte: “Parteispenden – Druck auf Dortmunds Oberbürgermeister Sierau”, DerWesten, 09.12.2011 “Skandal-OB Sierau unter Korruptionsverdacht”, www.infoportal-dortmund.net, 10.12.2011 Durban: “Klimapolitik ist ein zähes Geschäft” “Misst man den Fortschritt am Notwendigen, gerät auch die Klimakonferenz in Durban zur großen Enttäuschung. Die Erderwärmung wird dieser Gipfel nicht aufhalten” fasst die Süddeutsche Zeitung die Ergebnisse in Durban zusammen und stellt fest: “Klimapolitik ist ein zähes Geschäft”. (www.sueddeutsche.de, 11.12.2011) Erfolg, zumal im Klimaschutz, sei Ansichtssache, schreibt der Verfasser. Tatsächlich dominierten die Nicht-Regierungsorganisationen die Klimakonferenz in Durban. Dies hat Willis Eschenbach, “der unermüdliche und scharfzüngige amerikanische Kritiker des Klimawandel-Rummels” herausgefunden. Er hat die Zusammensetzung der Teilnehmer an der Klimakonferenz in Durban unter die Lupe genommen. Dabei kam Erstaunliches zu Tage, wodurch Eschenbach sich zu folgendem Appell veranlasst sah: “Lieber US-Kongress, können wir bitte, bitte nicht aufhören, diese Klimasausen zu finanzieren? Wir geben Millionen von Dollars aus, verbrennen Millionen für den Düsen-Treibstoff, um diese Parasiten durch die Lüfte zu ihren Jahresparties an irgenwelchen wunderschönen Stränden zu bringen. Nächstes Jahr in Rio, übernächstes in Cancun, dann in Bali. Das einzige, was wir zurück kriegen, ist Betrug, Verschwendung, Missmanagement. Jetzt agitiert diese von niemandem gewählte Meute von Eiferern für die Besteuerung eines großen Umfangs des weltweiten Handelsaustauschs. Liebe Abgeordnete, schlagt doch mal wegen dieses gefährlichen Trends die Alarmglocke! Internationale, von der UNO auferlegte Steuern in jeglicher Form, sind eine ganz schlechte Idee. Wir müssen diese Abgreifer loswerden, bevor sie uns alle ruinieren.” Starker Tobak? Dann lesen Sie bitte den vollständigen Artikel von Willis Eschenbach in der Übersetzung von Helmut Jäger, EIKE, 11.12.2011 Weitere Informationen: Klaus Peter Krause, “Als man den Rhein bei Köln zu Fuß überqueren konnte”, in: “Die Freie Welt”