Technische Universität Ilmenau Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik für den Studiengang Ingenieurinformatik 1. GETII 4: Schaltvorgänge an Spulen 2. Institut für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik Fachgebiet: Grundlagen der Elektrotechnik 3. Standort: Helmholtzbau, H 2549 4. Ziel und Inhalt: Untersuchungen zum Schaltverhalten einer Spule beim Ein- und Ausschalten einer Gleichspannung. Meßtechnische Bestimmung der Zeitkonstanten. 5. Vorausgesetztes Wissen Strom- und Spannungsbeziehungen an einer Induktivitä; Schaltverhalten der Induktivität; Netzwerkberechnungsmethoden 6. Literatur /1/ Vorlesungsunterlagen Allgemeine Elektrotechnik /2/ Seidel/Wagner: Allgemeine Elektrotechnik, Band 1. Carl Hanser Verlag München 7. Aufgabenstellung 7.0 Vorbereitung 1. In der Schaltung nach Bild 1 mit Uq = 10 V, RL = 7 Ω , L = 95 mH, RM = 10 Ω , R1 = 150 Ω , R2 = 50 Ω wird zum Zeitpunkt t = 0 der Schalter geschlossen, für t < 0 befindet sich das Netz im stationären Zustand. Berechnen Sie iL (0), uL (0), iL (t→ ∞ ), uL(t→ ∞ ) und τ. Stellen Sie iL(t) für 0 ≤ t ≤ 5 τ grafisch dar. 2. Nach t > 5 τ und t ′= 0 wird der Schalter geöffnet. Geben Sie nun iL (t′= 0), uL (t′= 0), iL (t′→ ∞ ), uL (t′→ ∞ ), sowie die Zeitkonstante τ an. GETII 4 Stand April 2001 7.1 Oszillografieren Sie den Verlauf des Stromes durch die Induktivität in Bild 1. Der Schalter wird durch ein polarisiertes Relais realisiert, das durch eine Spannung 24V/ 50 Hz gesteuert wird. Ermitteln Sie für R2 = 10; 50; 90 Ω die jeweiligen Anfangs- und Endwerte für den Strom, sowie τein und τaus (siehe 7.3). Überprüfen Sie mit Hilfe der berechneten τ - Werte und der Schaltzeit des Relais, ob der jeweilige Ausgleichsvorgang als praktisch abgeschlossen gelten kann und welche Methode zur τ - Bestimmung Sie verwenden können. Vergleichen Sie die gemessenen mit den berechneten Werten. 7.2 Oszillografieren Sie den Verlauf der Spannung über der Spule unter analogen Bedingungen wie in 7.1. Erklären Sie die Abweichungen der gemessenen Spannung vom theoretischen Verlauf der Spannung an einer idealen Induktivität. S uL L uSp R1 RL Uq iL R2 RM Bild 1 7.3 Zur Bestimmung der Zeitkonstanten τ Die Oszillogramme sind Teile der Lösungsfunktion t x(t) = X ∞ - ( X ∞ - X 0 ) e-τ . (1) 1. Ist der Wert x(t → ∞ ) = X∞ bekannt und liegt auf dem Oszillogramm vor, bestimmt man t über zwei Meßpunkte x(t1) = X1, x(t2) = X2. Aus Gleichung (1) folgt: t1 X1- X∞ =- ( X ∞ - X0 )e τ , (2) t - 2 τ X 2 - X ∞ = - ( X ∞ - X 0) e . Damit erhält man durch Dividieren der Gleichungen τ= GETII 4 Stand April 2001 t 2 - t1 . ln X 1 X ∞ X2- X∞ (3) Wählt man nun t2 so, daß 1 ( X 2 - X ∞ )= ( X 1 - X ∞ ) , 2 (4) dann heißt die Zeitdifferenz t2 - t1 Halbwertszeit tH. Aus Gleichung (4) wird dann τ= tH . ln 2 ∆T ∆T Bild 2 Bild 1 Bild 1 demonstriert den Begriff Halbwertszeit tH für X∞ = 0 (Kondensatorstrom, Kondensatorspannung beim Entladen, Spulenspannung, Spulenstrom beim Abschalten). 2. Liegt X∞ auf dem Oszillogramm nicht vor (Ausgleichsvorgang kürzer als 5 τ), braucht man 3 Meßpunkte, um aus Gleichung (3) X∞ eliminieren zu können. Man wählt zweckmäßig zwei gleichgroße Zeitintervalle ∆T und erhält mit den Zuordnungen x(t1) = X1, x(t2) = x(t1 + ∆T) = X2, x(t3) = x(t2 + ∆T) = X3 (Bild 2) ∆T eτ = X1 - X ∞ X 2 - X ∞ = . X 2 - X∞ X3 - X∞ Aus Gleichung (5) kann man X∞ separieren: GETII 4 Stand April 2001 (5) Damit erhält man aus Gleichung (5) die Gleichung (6) und schließlich die Berechnungsformel (7) für τ . X∞ = 2 X2 - X1 X3 . 2 X 2 - X1 - X 3 τ= ∆T . X 2- X1 ln X3- X2 8. Geräte und Baugruppen am Versuchsplatz 1 Netzgerät 0...30 V (Universal-System MS 9140) 1 Zweikanaloszilloskop GOS-625B 1 polarisiertes Relais (EBT 6) 1 Spule (EBT 7) 1 Potentiometer (EBT 3) 1 Widerstand (EBT 1) 8 Verbindungsleitugen GETII 4 Stand April 2001 (6) (7)