Veränderungen der Gallensäuren im Serum bei

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Diplomarbeit
Veränderungen der Gallensäuren im Serum bei
Kindern und Jugendlichen mit
hämatoonkologischer Erkrankung
eingereicht von
Stefanie Sabernik
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
unter der Anleitung von
OA Dr. Jörg Jahnel
PD Dr. Markus Seidel
Graz, 31.08.2014
i
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, 31.08.2014
Stefanie Sabernik eh
ii
Danksagungen
Ich möchte meinem Erstbetreuer OA Dr. Jahnel ein großes „Dankeschön“
aussprechen, da er mir ermöglicht hat meine Diplomarbeit zu schreiben. Er hat mir
nicht nur geholfen ein Thema zu finden, sondern war auch stets bemüht, die
Studie voranzutreiben und mich zu motivieren. Sein Engagement für meine und
die Arbeiten anderer Kommilitonen ist wirklich bewundernswert.
Ebenso möchte ich mich bei Herrn PD Dr. Fauler und dem Team des
Stoffwechsellabors der Kinderklinik für die Messungen der Gallensäuren und die
regelmäßige Aktualisierung der Datentabelle danken.
Mein Dank geht auch an meinen Zweitbetreuer PD Dr. Seidel, der eine große Hilfe
war, die Fragestellung meiner Diplomarbeit zu konkretisieren und mir die
Möglichkeit gab einen Einblick in die hämatoonkologische Abteilung zu
bekommen.
Besonders möchte ich meinen Eltern danken, die mir mein Studium erst
ermöglicht haben. Ich bin ihnen unendlich dankbar, dass sie immer hinter mir
stehen und mich in jeder Lebenslage unterstützen.
Auch meinen Bruder möchte ich nicht unerwähnt lassen. Ich danke ihm für seine
Geduld mit mir, da er oft genug miterleben musste wenn ich mich über den
Aufwand für meine Diplomarbeit beklagt habe.
iii
Zusammenfassung
Hintergrund: Der Gallensäuren (GS)-Stoffwechsel bei Kindern und Jugendlichen
mit hämatoonkologischer Grunderkrankung wurde bisher nicht untersucht. Bei
diesen PatientInnen lässt sich einerseits wegen der Tumorerkrankung an sich,
andererseits auf Grund der aggressiven Therapieformen eine Beeinflussung des
GS-Haushalts
vermuten.
hämatoonkologischen
Ziel
dieser
Erkrankungen
Studie
und
war
deren
es,
die
Therapien
Folgen
auf
den
von
GS-
Metabolismus zu untersuchen. Die Ergebnisse sind hinsichtlich in Zukunft neu
verfügbarer GS-Produkte von Interesse, die eine gezielte GS-Substitution
ermöglichen werden.
Methodik: Die Studienpopulation besteht aus 74 PatientInnen im Alter von
8
Monaten bis 24 Jahren. Im Rahmen von routinemäßigen Blutbildmessungen
wurden Serum-GS-Konzentrationen mittels zwei gekoppelter Verfahren, der
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie und der Massenspektrometrie (HPLCMS/MS),
bestimmt. Dabei wurden die Konzentrationen der Gesamt-GS, der
unkonjugierten GS und der mit Taurin- oder Glycin-konjugierten GS gemessen.
Unsere gemessenen Werte wurden mit Werten der altersentsprechenden
gesunden Vergleichspopulation verglichen. Es erfolgte eine Einteilung der
PatientInnen in die Gruppen „I Akute lymphatische Leukämie (ALL)“, „II Mb.
Hodgkin“,
„III
Hirntumore“,
„IV
Knochentumore
(KT)“
und
„V
Andere
Erkrankungen“. Die Ergebnisse wurden mit klinischen Daten korreliert.
Ergebnisse: In den einzelnen Gruppen und Subgruppen konnten unterschiedliche
Veränderungen von Konzentrationen und Zusammensetzung der GS im Serum
beobachtet werden. Bei fast allen PatientInnen mit ALL konnten sowohl während
der Therapie als auch unter Nachsorge höhere GS-Werte als bei gesunden
Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden. Obwohl die Gesamt-GS-Werte
bei PatientInnen mit Mb. Hodgkin divergieren, fällt auf, dass die Taurin-Konjugate
jeweils kaum bzw. nicht nachweisbar sind. Ein ähnliches Verteilungsmuster zeigt
sich bei PatientInnen mit Knochentumoren. In der Gruppe KT wurden zwar
unterschiedlich hohe Gesamt-GS-Werte gemessen, allerdings sind die meisten
Taurin-konjugierten GS kaum bzw. nicht nachweisbar. Bei PatientInnen mit
iv
Hirntumoren liegen unterschiedliche Verteilungsmuster der Gesamt-GS und im
GS-Profil vor. Es lässt sich kein Trend erkennen.
Schlussfolgerung:
Die
meisten
PatientInnen
mit
hämatoonkologischer
Grunderkrankung zeigen im Serum Änderungen der Konzentration der GesamtGS und der Zusammensetzung des GS-Profils im Vergleich zu gleichaltrigen
Kontrollpersonen. Diese Arbeit soll die Basis für zukünftige prospektive Studien
bilden, deren Fokus auf dem GS-Metabolismus ausgewählter Tumorerkrankungen
und deren spezifischer Therapie liegen wird.
v
Abstract
Background: The bile acid (BA) metabolism in children and adolescents suffering
from underlying haemato-oncological disease has not been investigated yet. An
influence of the BA-balance in these patients is suggested; on the one hand,
because of the oncological disease per se and on the other hand, because of the
aggressive therapies. The aim of this study was to examine the effects of
haemato-oncological diseases and their therapies on the BA-metabolism. The
results are of interest concerning new bile acid products, which will enable
targeted bile acid substitution.
Methods: The population study consists of 74 patients aged between 8 months
and 24 years. Within routine blood count check-ups the serum-BA-concentrations
were measured using two linked methods, particularly high performance liquid
chromatography and tandem mass spectrometry (HPLC-MS/MS). The total-BAconcentrations as well as the unconjugated BA and taurine- or glycine-conjugated
BA were quantified and the results were compared with those of the
corresponding, healthy age-groups. The patients were divided into the groups “I
acute lymphatic leukaemia (ALL)”, “II Mb. Hodgkin”, “III brain tumour”, “IV bone
tumour (BT)” and “V other diseases”. The results were then correlated with clinical
data.
Results: Various changes regarding concentration and composition of the serumBA in each group and subgroup were found. In contrast to healthy children and
adolescents, almost every patient with ALL had elevated BA-levels throughout
therapy and during follow-up care. Even though total-BA-concentrations of patients
with Mb. Hodgkin diverge, it became apparent that taurine-conjugates were either
barely or not at all measurable. Patients with bone tumours showed a similar
distribution pattern. In group BT varying total-BA-levels were found, however, most
of the taurine-conjugated-BA were either barely or not verifiable at all. Patients
with brain tumours show different distribution patterns concerning total-BA and BAprofiles. There is no trend to be recognised.
vi
Conclusion: Most patients with underlying haemato-oncological disease show
serological changes of total-BA and the composition of BA-profile compared to
coeval control persons. This study should be seen as the foundation for
prospective future research, whereby the focus will lie on the BA-metabolism of
selected tumour diseases and their specific therapies.
vii
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen ....................................................................................................... iii
Zusammenfassung ................................................................................................. iv
Abstract .................................................................................................................. vi
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. viii
Glossar und Abkürzungen ...................................................................................... xi
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... xiii
Tabellenverzeichnis .............................................................................................. xiv
1
Einleitung ...................................................................................................... 16
1.1
Hintergrund ............................................................................................ 16
1.2
Gallensäuren .......................................................................................... 17
1.2.1 Biologische Funktion .......................................................................... 17
1.2.2 GS-Synthese ...................................................................................... 18
1.2.3 Konjugate der GS ............................................................................... 18
1.2.4 Primäre und sekundäre GS ................................................................ 19
1.2.5 Der enterohepatische Kreislauf der GS .............................................. 20
1.2.6 GS-Transport ...................................................................................... 20
1.2.7 Regulation der GS-Synthese .............................................................. 21
1.2.8 Kernrezeptoren ................................................................................... 21
1.2.9 GS-Substitution .................................................................................. 22
1.3
Akute lymphatische Leukämie (ALL) ...................................................... 23
1.3.2 Klinik ................................................................................................... 24
1.3.3 Diagnose ............................................................................................ 24
1.3.4 Klassifikation ...................................................................................... 25
1.3.5 Therapie ............................................................................................. 26
1.4
Morbus Hodgkin ..................................................................................... 28
1.4.1 Ätiologie und Pathogenese ................................................................. 28
viii
1.4.2 Klinik ................................................................................................... 29
1.4.3 Diagnose ............................................................................................ 29
1.4.4 Klassifikation ...................................................................................... 29
1.4.5 Therapie ............................................................................................. 30
1.5
Hirntumore ............................................................................................. 31
1.5.1 Ätiologie und Pathogenese ................................................................. 31
1.5.2 Klinik ................................................................................................... 31
1.5.3 Diagnose ............................................................................................ 32
1.5.4 Klassifikation ...................................................................................... 32
1.5.5 Therapie ............................................................................................. 32
1.6
Knochentumore ...................................................................................... 33
1.6.1 Osteosarkom ...................................................................................... 33
1.6.2 Ewing-Sarkom .................................................................................... 35
2
Material und Methoden.................................................................................. 37
2.1
PatientInnen-Rekrutierung ..................................................................... 37
2.2
Datenerhebung und GS-Messungen...................................................... 37
2.3
Methoden zur Bestimmung von GS im Serum ....................................... 38
2.3.1 Chromatographie ................................................................................ 39
2.3.2 Massenspektrometrie (MS) ................................................................ 40
2.3.3 HPLC-MS/MS ..................................................................................... 41
3
2.4
Normwerte ............................................................................................. 41
2.5
Datenauswertung ................................................................................... 42
2.6
Gruppeneinteilung .................................................................................. 43
Ergebnisse – Resultate ................................................................................. 44
3.1
PatientInnencharakterisierung ............................................................... 44
3.2
Allgemeine Ergebnisse .......................................................................... 46
3.2.1 Serum-GS-Werte: Gruppe I – PatientInnen mit ALL ........................... 46
3.2.2 Serum-GS-Werte: Gruppe II – PatientInnen mit Mb. Hodgkin ............ 51
ix
3.2.3 Serum-GS-Werte: Gruppe III – PatientInnen mit Hirntumoren ........... 56
3.2.4 Serum-GS-Werte: Gruppe IV – PatientInnen mit Knochentumoren .... 58
3.3
Spezielle Ergebnisse.............................................................................. 61
3.3.1 Gruppe IA: ALL unter Therapie .......................................................... 61
3.3.2 Gruppe IV: Knochentumore ................................................................ 70
4
Diskussion ..................................................................................................... 72
5
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 77
Anhang –Projektplan ............................................................................................ 81
x
Glossar und Abkürzungen
Abb.
Abbildung
AE
andere Erkrankungen
ALL
akute lymphatische Leukämie
bzw.
beziehungsweise
CDC
Chenodeoxycholsäure
CL
Cholsäure
CT
Computertomographie
CYP7A1
(Cytochrom P450) Cholesterol 7-alpha-Hydroxylase
CYP8B1
(Cytochrom P450) Sterol 12-alpha-Hydroxylase
CYP27A1
(Cytochrom P450) Sterol 27-Hydroxylase
DNT
Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor
DC
Deoxycholsäure
EDTA
Ethylendiamintetraacetat
FAB-Klassifikation
FAB (French-American-British)-Klassifikation
FGF19
fibroblast growth factor
FXR
Farnesoid X Rezeptor
GC
Glycocholsäure
GCDC
Glycochenodeoxycholsäure
GDC
Glycodeoxycholsäure
GLC
Glycolithocholsäure
GS
Gallensäuren
GS ges.
Gesamtgallensäuren
GUDC
Glycoursodeoxycholsäure
HD-MTX
high dose Methothrexat
HPLC
High performance liquid chromatography
HT
Hirntumore
Ko.
Kontrolle
KT
Knochentumore
LC
Lithocholsäure
MbH
Morbus Hodgkin
MRT
Magnetresonanztomographie
MS
Massenspektrometrie
xi
MS/MS
Tandem-Massenspektrometrie
MW
Mittelwert
n
Anzahl
NHL
Non-Hodgkin-Lymphom
Pat.
PatientInnen
PNET
Primitiv neuroektodermaler Tumor
PSC
Primär sklerosierende Cholangitis
SHP
short heterodimer partner
sog.
sogenannt
s.o.
siehe oben
s.u.
siehe unten
Tab.
Tabelle
TC
Taurocholsäure
TCDC
Taurochenodeoxycholsäure
TDC
Taurodeoxycholsäure
Th.
Therapie
TLC
Taurolithocholsäure
TUDC
Tauroursodeoxycholsäure
UDC
Ursodeoxycholsäure
z.B.
zum Beispiel
↑
erhöhter Wert
↓
erniedrigter Wert
xii
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Biosynthese der GS (2) ................................................................... 19
Abbildung 2: Therapieplan AIEOP-BFM ALL 2009............................................... 27
Abbildung 3: Therapieplan ALL-REZ BFM Register ............................................. 27
xiii
Tabellenverzeichnis
Tabelle 2-1: unkonjugierte GS .............................................................................. 38
Tabelle 2-2: Taurin-Konjugate .............................................................................. 38
Tabelle 2-3: Glycin-Konjugate .............................................................................. 38
Tabelle 2-4: Normwerte der Gesamt-GS .............................................................. 42
Tabelle 3-1: Gruppeneinteilung ............................................................................ 45
Tabelle 3-2: Gruppe I ALL - Einteilung ................................................................. 45
Tabelle 3-3: Gruppe II MbH - Einteilung ............................................................... 45
Tabelle 3-4: Gruppe I ALL Gesamt-GS, Vergleich der Mittelwerte der
Altersgruppen sortiert nach Therapie / Kontrolle .................................................. 46
Tabelle 3-5: Gruppe IA ALL unter Therapie, Gesamt-GS ..................................... 47
Tabelle 3-6: Gruppe IA ALL unter Therapie, unkonjugierte GS ............................ 48
Tabelle 3-7: Gruppe IA ALL unter Therapie, Taurin-konjugierte GS.................... 48
Tabelle 3-8: Gruppe IA ALL unter Therapie, Glycin-konjugierte GS .................... 49
Tabelle 3-9: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Gesamt-GS ..................................... 50
Tabelle 3-10: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, unkonjugierte GS .......................... 50
Tabelle 3-11: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Taurin-konjugierte GS................... 50
Tabelle 3-12: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Glycin-konjugierte GS ................... 51
Tabelle 3-13: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Gesamt-GS ................................ 51
Tabelle 3-14: Gruppe IIA MbH unter Therapie, unkonjugierte GS ........................ 52
Tabelle 3-15: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Taurin-konjugierte GS ................ 52
Tabelle 3-16: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Gylcin-konjugierte GS................. 52
Tabelle 3-17: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Gesamt-GS .................. 53
Tabelle 3-18: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, unkonjugierte GS .......... 53
Tabelle 3-19: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Taurin-konjugierte GS .. 54
Tabelle 3-20: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Glycin-konjugierte GS... 54
Tabelle 3-21: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Gesamt-GS ................................ 54
Tabelle 3-22: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, unkonjugierte GS ........................ 55
Tabelle 3-23: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Taurin-konjugierte GS ................ 55
Tabelle 3-24: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Glycin-konjugierte GS................. 55
Tabelle 3-25: Gruppe III HT, Auflistung der Gesamt-GS, Alter, Diagnose und
Therapie- oder Kontrollstatus ............................................................................... 56
Tabelle 3-26: Patient 6, GS-Profil ......................................................................... 57
xiv
Tabelle 3-27: Gruppe KT, Auflistung der Gesamt-GS, Alter, Diagnose und
Therapie- oder Kontrollstatus ............................................................................... 58
Tabelle 3-28: Gruppe KT, unkonjugierte GS ........................................................ 59
Tabelle 3-29: Gruppe KT, Taurin-konjugierte GS ................................................. 59
Tabelle 3-30: Gruppe KT, Glycin-konjugierte GS ................................................. 60
xv
1 Einleitung
1.1 Hintergrund
Hämatoonkologische
Erkrankungen
im
Kindesalter
werden
mit
radikalen
Therapieformen, unter anderem mit verschiedenen Chemotherapien, behandelt.
Zytostatika haben zahlreiche Nebenwirkungen und können stark lebertoxisch
wirken. Die Hypothese unserer Studie beruht darauf, dass sowohl die
Grunderkrankung, als auch die Chemotherapie zur Leberzellschädigung mit
Funktionseinschränkung und in Folge dessen zu einer Störung des GSMetabolismus führen könnten.
Zu den häufigsten malignen Erkrankungen im Kindesalter zählen unter anderem
Leukämien, Hirntumore, Lymphome und Knochentumore (1). Um ihre Progredienz
zu stoppen und sämtliche Tumorzellen zu eliminieren, werden nach der
Diagnosestellung
bereits
im
frühen
Kindesalter
radikale
Therapieformen
angewendet. Dabei unterscheidet sich die individuelle Therapie der einzelnen
malignen Erkrankungen grundsätzlich. Wichtige Bestandteile in der Behandlung
von Tumorerkrankungen sind unter anderem die Chemotherapie, die Operation
und die Strahlentherapie.
Die Leber ist Bildungsort der Gallensäuren (GS) und spielt eine zentrale Rolle im
enterohepatischen Kreislauf. Auf Grund einer Schädigung der Hepatozyten könnte
es zu einer Beeinflussung des enterohepatischen Kreislaufs kommen. Sowohl die
GS-Produktion, als auch die Wiederaufnahme der GS über das Intestinum in die
Hepatozyten könnten folglich gestört sein. Diese Auswirkungen könnten anhand
der gesamt-GS-Konzentration und einer Verschiebung der einzelnen GSFraktionen, welche indirekt im Serum gemessen werden können, erkennbar sein.
Vergleichbare Studien wurden bisher nicht durchgeführt, daher gilt unsere Studie
als
Pilotprojekt.
Wir
haben
unsere
gesammelten
Daten
nach
den
Krankheitsgruppen akute lymphatischer Leukämie (ALL), Mb. Hodgkin, Hirntumore
und Knochentumore eingeteilt. Dabei wollen wir uns vor allem auf PatientInnen mit
akuter lymphatischer Leukämie konzentrieren, da die ALL zu den häufigsten
16
malignen Erkrankungen im Kindesalter zählt, und die an ALL Erkrankten somit
innerhalb der PatientInnenrekrutierung unserer Studie den größten Anteil
darstellten.
Da GS medikamentös substituiert werden können und bereits neue Produkte
entwickelt werden, könnte diese Studie Aufschluss über eventuelle Indikationen
bei hämatoonkologischen PatientInnen mit signifikantem GS-Mangel geben.
1.2 Gallensäuren
1.2.1 Biologische Funktion
GS sind wasserlösliche, amphiphile Endprodukte des Cholesterinstoffwechsels,
welche wichtige Aufgaben im Rahmen der Verdauung übernehmen. Die
Fettverdauung und die Resorption der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K1) zählen
zu ihren bekanntesten Rollen (2). Die amphiphilen Moleküle können Mizellen
bilden und auf diesem Weg Lipide transportieren. Sie wirken auch als
Signalmoleküle und beeinflussen weitaus mehrere metabolische Prozesse, als
lange angenommen. GS sind das Abbauprodukt des Cholesterols und regulieren
daher nicht nur ihren eigenen Stoffwechsel, sondern im Wesentlichen auch den
Fettstoffwechsel. Sie wirken auf die Ausscheidung von Cholesterol, regulieren
über einen negativen Feedback-Mechanismus die GS-Produktion und darüber
hinaus die Cholesterolbiosynthese. Sie stimulieren die Gallesekretion und die
Sekretion der biliären Phospholipide. Außerdem scheinen GS zum Beispiel daran
beteiligt zu sein, Motilin freizusetzten und polyvalente Metalle in Lösung zu
bringen und haben bakteriostatische Eigenschaften. GS sind essentiell für die
Erhaltung der normalen Darmfunktion, des normalen Galleflusses und der
Homöostase
des
Cholesterolstoffwechsels,
indem
sie
als
wichtiger
Ausscheidungsmodus für Cholesterol fungieren (2, 3).
17
1.2.2 GS-Synthese
Ausgangsstoff der GS-Biosynthese ist Cholesterol. GS werden in der Leber auf
zwei verschieden Arten gebildet: es werden der „klassische“ und der „alternative“
Weg unterschieden (4). Abgesehen davon gibt es noch weitere Synthesewege,
welche für den Menschen allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen und
von geringer Relevanz sind. Der „klassische“ Bildungsweg läuft über die
Regulation der Cholesterol 7α-Hydroxylase (CYP7A1) in der Leber ab. Zu Beginn
wird Cholesterol zu 7α-Hydroxylcholesterol transformiert, worauf eine Kaskade
komplexer enzymatischer Reaktionen folgt. Beim „alternativen“ Weg wird
Cholesterol über die Enzyme Sterol 27-Hydroxylase (CYP27A1) und Oxysterol 7αHydroxylase (CYP7B1) oxidiert. Die beiden Enzyme kommen in verschiedenen
peripheren Geweben vor, jedoch müssen die Zwischenprodukte zur Leber
transportiert werden, da nur dort die GS-Synthese abgeschlossen werden kann.
Der klassische Syntheseweg ist vermutlich derjenige, der unter physiologischen
Bedingungen den Hauptanteil der Gallensäuresynthese ausmacht. Der alternative
Weg hingegen scheint bei PatientInnen mit Lebererkrankungen vorherrschend zu
sein (5). Auf diese Weise werden die sogenannten primären GS, Cholsäure (CA)
und Chenodeoxycholsäure (CDCA), gebildet. Anschließend werden sie mit den
Aminosäuren Glycin oder Taurin konjugiert, um ihre Wasserlöslichkeit zu erhöhen.
In dieser Form können sie in der Gallenblase gespeichert werden (4, 5).
1.2.3 Konjugate der GS
GS können, je nachdem ob sie mit Aminosäuren gekoppelt werden, in konjugierter
und nicht konjugierter Form vorkommen. Im Anschluss an ihre Synthese aus
Cholesterol werden die GS in den Hepatozyten über die „amino acid Nacetyltransferase“ (BAAT) konjugiert. Im menschlichen Organismus werden die
meisten GS mit Glycin und nur ein kleiner Anteil mit Taurin konjugiert. Durch
diesen Prozess entstehen stärkere Säuren, die impermeabel gegenüber
Zellmembranen sind. In dieser Form ist es möglich, dass höhere Konzentrationen
von GS in der Galle und im Intestinum persistieren (2, 4).
18
1.2.4 Primäre und sekundäre GS
Auf Grund ihrer unterschiedlichen chemischen Struktur und Syntheseart werden
GS in primäre und sekundäre eingeteilt. Die „primären GS“ CDCA und CA werden
über einen komplexen multienzymatischen Prozess in
den Hepatozyten
synthetisiert (s.o.). Während ihrer enterohepatischen Zirkulation wird ein Teil der
GS durch Bakterien der Darmflora im distalen Darmtrakt modifiziert.
Durch
bakterielle Enzyme werden sie dekonjugiert und dehydroxyliert, wobei CA zu
Deoxycholsäure (DCA) und CDCA zu Lithocholsäure (LA) werden. DCA und LCA
werden als „sekundäre GS“ bezeichnet, da sie aus primären GS gebildet werden.
Im Gegensatz zu den primären GS werden sie nicht so effizient absorbiert,
sondern großteils fäkal ausgeschieden. Daher beträgt ihr Anteil an der biliären
Gesamt-GS-Konzentration im erwachsenen Menschen maximal 5% (2).
Abbildung 1: Biosynthese der GS (2)
19
1.2.5 Der enterohepatische Kreislauf der GS
Der enterohepatische Kreislauf beschreibt die wiederholte Zirkulation bestimmter
Substanzen zwischen Leber, Darm und Gallenblase. Auf diese Weise können
körpereigene Stoffe, wie z.B. die GS oder Arzneistoffe und Gifte, aufgearbeitet
und recycelt werden. Die Sekretion und Absorption der GS als Hauptbestandteil
der Galle dient der Aufrechterhaltung des konstanten GS-Pools von 2-3g (2). Sie
werden im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufs sehr effizient aus dem
Intestinum reabsorbiert, von der Leber aufgenommen und in die Galle sezerniert
(6).
Nach Mahlzeiten wird Galle, deren Hauptbestandteil die GS ausmachen, aus der
Gallenblase in das Duodenum entleert. Dort unterstützen und erleichtern die GS
die Fettverdauung und Absorption fettlöslicher Vitamine. Nachdem die GS ihre
Aufgaben im Verdauungstrakt erfüllt haben, werden sie kontinuierlich aus dem
terminalen Ileum aktiv mittels speziellen Transportern in die Enterozyten
absorbiert. Sie werden aktiv in die Blutbahn abgegeben und über die Pfortader
wieder der Leber zugeführt. Insgesamt wird der Großteil der GS (95%) aus dem
Darmtrakt reabsorbiert und wiederverwendet. Die 5% der GS, die über den Darm
ausgeschieden
werden,
enterohepatischen
müssen
Kreislauf
wird
neu
somit
synthetisiert
nicht
nur
werden.
der
Über
den
GS-Stoffwechsel
aufrechterhalten, sondern auch die Cholesterin-Homöostase reguliert (3).
1.2.6 GS-Transport
Für die kontinuierliche Zirkulation der GS werden verschiedene Transport-Proteine
benötigt. Die sogenannten „GS-Transporter“ spielen eine unerlässliche Rolle im
enterohepatischen Kreislauf und ermöglichen die Aufrechterhaltung der GSHomöostase. Die Expression ihrer Gene wird über Kernrezeptoren (s.u.) gesteuert
und hängt von der intrazellulären GS-Konzentration und Verteilung ab. Durch
diesen Regulationsmechanismus wird das Auftreten potentiell toxischer Dosen
bestimmter GS verhindert (7).
20
Da nur ein geringer Anteil der im Intestinum zirkulierenden GS auf passive Weise
aufgenommen wird, müssen sie hauptsächlich über aktive Transporter in die
Enterozyten gepumpt werden. Anschließend werden sie in das Pfortaderblut
abgegeben und gelangen auf diesem Weg zurück zur Leber. Die Aufnahme erfolgt
sehr
effizient
mittels
hepatozellulärer
Transporter.
Wieder
andere
Transportsysteme sorgen für den kanalikulären Export der GS in die Galle (6, 7).
1.2.7 Regulation der GS-Synthese
GS regulieren ihre eigene Synthese über einen negativen Feedbackmechanismus.
Dies erfolgt insbesondere durch die Hemmung der Aktivität und Expression von
CYP7A1. Dafür ist hauptsächlich der Kernrezeptor Farnesoid X Rezeptor (FXR)
verantwortlich (4, 8).
1.2.8 Kernrezeptoren
Kernrezeptoren steuern mehrere wichtige Funktionen der Leber, vor allem den
enterohepatischen Kreislauf und die GS-Homöostase. FXR gilt als der wichtigste
Rezeptor für GS (9). Über diesen Rezeptor regulieren GS ihre eigene Synthese
nach dem Prinzip eines negativen Feedbackmechanismus. Es ist wichtig, die
intrazellulären GS-Konzentrationen streng zu regulieren, da zu hohe Dosen
toxisch
wirken
metabolischen
können.
Insgesamt
Homöostase
vor
schützt
die
Lebererkrankungen,
Aufrechterhaltung
der
Entzündungen
und
entsprechenden metabolischen Erkrankungen (10). FXR beeinflusst die GSSynthese
und
GS-Transportsysteme
auf
transkriptioneller
Ebene.
Ein
intrazellulärer GS-Überschuss führt über die Aktivierung des Kernrezeptors zur
Inhibition der Transporter für die GS-Absorption im Enterozyten und fördert die
Expression von GS-Effluxtransportern in der Leber.
Außerdem wird über FXR auch die GS-Biosynthese vermindert, indem die dafür
verantwortlichen Enzyme CYP7A1, CYP8B1 und CYP27A1 in den Hepatozyten
inhibiert werden. Dieser Effekt beruht auf einer komplexen Signalkaskade, in
welcher FXR-mediierte Moleküle wie zum Beispiel SHP (short heterodimer
21
partner) und FGF19 (fibroblast growth factor 19) eine zentrale Rolle spielen. FXR
kann folglich sowohl auf direkte, als auch auf indirekte Weise die Genexpression,
deren Produkte verantwortlich für den GS-Haushalt sind, beeinflussen (5, 6, 9).
1.2.9 GS-Substitution
GS werden bereits heute bei einigen Erkrankungen als orales Medikament
verabreicht. Am häufigsten wird Ursodeoxycholsäure (Ursofalk ®) appliziert, wobei
die
Indikationen
meistens
cholestatische
Erkrankungen
(z.B.
Primär
sklerosierende Cholangitis; PSC) sind (11). Die Idee von GS-Gaben ist, dass sich
der GS-Pool ändert und dass es zu einer Verschiebung des Pools hin zu
hydrophilen GS kommt, welche den Gallenfluss steigern und als stärkere FXRAgonisten gelten (12). Somit wird die „Hormonfunktion“ der GS gestärkt. Ein
anderes
Beispiel
ist
Chenodeoxycholsäure,
welches
bei
angeborenen
Enzymdefekten des Gallensäurestoffwechsels appliziert werden müssen, damit
sich keine toxischen Vorstufen des GS-Stoffwechsels anhäufen und neurologische
Folgen ausbleiben (13).
In naher Zukunft werden neue GS-Produkte bzw. sog. „FXR-Agonisten“ auf den
Markt kommen. Die Indikationen sind ähnlich wie bei Ursodeoxycholsäure, jedoch
kann man von viel potenteren und somit wirksameren Medikamenten ausgehen.
Nor-Ursodeoxycholsäure führt zu morphologischen Normalisierungen der LeberHistologie bei PSC im Mausmodell und erste humane, klinische Studien bei PSCPatientInnen sind vielversprechend (14). FXR findet man in verschiedenen
Organen (z.B. Beta-Zellen des Pankreas etc.) im Körper, wobei die Funktion von
FXR in diesen Organen oftmals noch unklar ist. Durch die neuen FXR-Agonisten
könnten sich diese Funktionen aufklären und eventuell werden sich neue
Indikationen von GS-Produkten ergeben.
22
1.3 Akute lymphatische Leukämie (ALL)
Leukämien zählen zu den häufigsten malignen Erkrankungen im Kindesalter. In
80% handelt es sich dabei um eine akute lymphatische Leukämie. Eine akute
myeloische Leukämie liegt in 18% vor und in nur 2% eine chronische myeloische
Leukämie. Für Leukämien ist die Proliferation unreifer hämatopoetischer Zellen
charakteristisch, welche die normale Blutbildung im Knochenmark verdrängen. Sie
können auch extramedulläre Organe infiltrieren (1).
Grundsätzlich kann die ALL in jedem Lebensalter auftreten, jedoch sind Kinder am
häufigsten davon betroffen. Ein Altersgipfel liegt im Kleinkindesalter zwischen 2
und 5 Jahren. Jungen erkranken etwas häufiger daran als Mädchen (15). Auf
Grund neuer Behandlungskonzepte mittels exakter Risikostratifizierung und
individualisierten Chemotherapien liegt die Heilungsrate trotz gesenkter Toxizität
bei fast 90% (15–17).
1.3.1.1 Ätiologie und Pathogenese
Die Ätiologie der Leukämien ist weitgehend unbekannt. Für die Entstehung der
Krankheit sind genetische Faktoren sowie äußere Einflüsse von Bedeutung.
Diverse Karzinogene wie zum Beispiel radioaktive Strahlung, Röntgenstrahlung,
bestimmte Medikamente und Viren können beim Entartungsprozess eine Rolle
spielen.
Bekannt
ist,
dass
Kinder
mit
Immundefekterkrankungen
und
Chromosomenanomalien (z.B. Fanconi-Anämie, Down-Syndrom) ein deutlich
erhöhtes Risiko haben, eine ALL zu entwickeln (1, 15, 18, 19).
Die ALL ist die häufigste Leukämieform. Sie geht von unreifen lymphatischen
Zellen aus. Bei dieser malignen hämatologischen Erkrankung kommt es zu einer
neoplastischen Entartung von Vorläuferzellen der Lymphozyten im Knochenmark.
In Folge der Überproduktion an unreifen Blutzellen, wird die normale
Hämatopoese progressiv verdrängt und die Leukämiezellen werden ins Blut
ausgeschwemmt.
Blutzellreihen
Die
betreffen.
zunehmende
Knochenmarkinsuffizienz
Dementsprechend
können
kann
Anämie,
alle
erhöhte
Blutungsneigung (Thrombopenie) und Immunschwäche (Leukopenie) auftreten.
23
Die Leukämiezellen breiten sich vom Knochenmark ins Blut und lymphatische
Gewebe aus und können auch sämtliche andere Organe befallen. Besonders
gefürchtet ist die Infiltration des Zentralnervensystems (1).
1.3.2 Klinik
Die Symptome einer ALL entwickeln sich meist innerhalb weniger Wochen. Zu
Beginn treten allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Schlappheit und
Appetitlosigkeit auf. Durch zunehmende Ausbreitung der Leukämiezellen und die
dadurch bedingte Beeinträchtigung der normalen Blutbildung, kommt es häufig zu
Blässe, Infektionen mit Fieber sowie Haut- und Schleimhautblutungen. Je
nachdem wo sich die malignen Zellen sammeln, kann es zu Organschwellungen
mit entsprechenden Beschwerden kommen. Häufig finden sich eine generalisierte
Lymphadenopathie und Hepatosplenomegalie. Auch Knochenschmerzen auf
Grund der übermäßigen Proliferation im Knochenmark werden manchmal
angegeben. Die Schmerzen können so stark werden, dass insbesondere
Kleinkinder nicht mehr laufen wollen (1, 20).
1.3.3 Diagnose
Besteht der Verdacht
auf eine Leukämie, muss neben der klinischen
Begutachtung eine umfassende Blutuntersuchung vorgenommen werden. Zur
Sicherung der Diagnose, sind ein Blutbild und eine Knochenmarkuntersuchung
notwendig. Um abzuklären, wie weit sich die Erkrankung ausgebreitet hat, müssen
weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Für die Behandlungsplanung ist es
essentiell zu wissen, ob außerhalb des Knochenmarks weitere Organe befallen
sind (1, 20).
24
1.3.4 Klassifikation
Die ALL wird in verschiedene Formen eingeteilt. Es gibt so genannte B-ALLFormen und T-ALL-Formen, je nachdem welche Gruppe der Lymphozyten
betroffen ist und auf welcher Stufe der Zellentwicklung die Entartung erfolgt (1).
Die Einteilung basierend auf der Morphologie der Knochenmarkzytologie erfolgt
nach der FAB-Klassifikation.
FAB (French-American-British)-Klassifikation:

FAB-L1: kleinzellige Lymphoblastenleukämie

FAB-L2: polymorphzellige Lymphoblastenleukämie

FAB-L3: Burkitt-Typ: leukämische Form des Burkitt-Lymphoms
Zusätzlich lassen sich die verschiedenen Formen der ALL nach immunologischen,
zytogenetischen
und
molekularbiologischen
Aspekten
unterteilen.
Die
immunologische Unterteilung nach den Antigenmustern der Lymphoblasten ist
davon am wichtigsten (19). Es lassen sich folgende Hauptformen der ALL
unterscheiden (1, 16, 20):

B-Vorläufer-Zell ALL (84% aller ALL)
o Prä-prä-B-ALL (heute meist als Pro-B-ALL bezeichnet)
o Common ALL
o Prä-B-ALL

(reife) B-ALL

T-ALL
o Pro- und Prä-T-ALL
o Intermediäre (kortikale) T-ALL
o Reife T-ALL

AUL (unklassifizierbar)

ALL mit Koexpression myeloischer Marker
25
1.3.5 Therapie
Ziel der Behandlung der ALL ist es, die Leukämiezellen im Körper möglichst
vollständig zu eliminieren. Die wichtigsten Therapiemöglichkeiten dafür ist die
Chemotherapie. Liegt ein ZNS-Befall vor, erfolgt zusätzlich eine Bestrahlung. In
manchen Fällen wird anschließend an die Hochdosis-Chemotherapie eine
Stammzelltransplantation nötig. Prognose, Dauer und Intensität der Therapie
hängen im Wesentlichen von der ALL-Unterform, deren Ausbreitungsgrad und
dem Therapieansprechen ab.
Der Behandlungsablauf umfasst vier große Therapieabschnitte (15, 20):
1. Die Induktionstherapie
2. Die Konsolidierungs- und Intensivierungstherapie
3. Die Reinduktionstherapie
4. Die Erhaltungs- oder Dauertherapie
In vielen Ländern, wie zum Beispiel in Österreich und Deutschland, erfolgt die
Behandlung
der
Kinder
im
Rahmen
von
internationalen
Therapieoptimierungsstudien. Aktuell wird an der Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendheilkunde Graz nach dem aktuellsten Protokoll der Berlin-FrankfurtMünster
Studiengruppe
in
Kooperation
mit
einem
korrespondierenden
italienischen Konsortium vorgegangen (Studie AIEOP-BFM ALL 2009, siehe
Abbildung 2) (21). PatientInnen mit reifer B-ALL werden nach einem eigenen
Schema behandelt (22). Für PatientInnen mit einem ALL-Rezidiv gelten wiederum
eigene Therapierichtlinien, die im ALL-REZ BFM Register zusammengefasst
werden (Abbildung 3).
26
Abbildung 2: Therapieplan AIEOP-BFM ALL 2009
Abbildung 3: Therapieplan ALL-REZ BFM Register
27
1.4 Morbus Hodgkin
Morbus Hodgkin, auch Hodgkin-Lymphom oder Lymphogranulomatose genannt,
ist eine maligne Erkrankung des lymphatischen Systems. Die malignen
Lymphome bilden nach den Leukämien und den ZNS-Tumoren insgesamt die
dritthäufigste Tumorerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Sie werden in die
Gruppe der Hodgkin-Lymphome und
der Non-Hodgkin-Lymphome
(NHL)
gegliedert (23).
Das Hodgkin-Lymphom macht etwa 10% der bösartigen Erkrankungen bei
Kindern und Jugendlichen aus. Säuglinge und Kleinkinder bis 3 Jahre sind selten
davon betroffen, doch die Inzidenz steigt mit zunehmendem Alter an. Es gibt zwei
Häufigkeitsgipfel im Erwachsenenalter (15.-30. und 40.-55. Lebensjahr). Unter den
Kindern erkranken Jungen etwas häufiger als Mädchen. PatientInnen mit Mb.
Hodgkin haben besonders im Kindesalter sehr gute Heilungschancen mit einer 5Jahres-Überlebensrate von 98% (1).
1.4.1 Ätiologie und Pathogenese
Die Ursachen für die Entstehung eines Hodgkin-Lymphoms sind bisher nicht
geklärt.
Als Krankheitsauslöser werden verschiedene Faktoren
diskutiert.
Genetische Ursachen scheinen eine Rolle zu spielen. Kinder mit angeborenen
oder erworbenen Immundefekten haben ein erhöhtes Risiko. Eine Assoziation mit
onkogenen Viren, insbesondere EBV und HIV wird vermutet. Das Risiko nach
einer vorausgegangenen infektiösen Mononukleose ist erhöht (24–26).
Das
Zusammenwirken verschiedener Faktoren führt zur Entartung bestimmter Zellen
des lymphatischen Systems, den B-Lymphozyten. Prinzipiell kann ein HodgkinLymphom überall dort im Körper entstehen, wo lymphatisches Gewebe vorhanden
ist. Lymphknoten sind am häufigsten betroffen. Vor allem im fortgeschrittenen
Stadium können auch andere Organe wie zum Beispiel Milz, Leber, Lunge und
Knochenmark infiltriert sein (11).
28
1.4.2 Klinik
Die Erkrankung beginnt schleichend und die Symptomatik entwickelt sich
langsamer als bei den NHL. Das häufigste Erstsymptom ist die schmerzlose
Schwellung eines oder mehrerer zervikaler Lymphknoten. Manchmal treten
begleitend unspezifische Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
Fieber und Appetitlosigkeit auf. Fieber >38°, Nachtschweiß und Gewichtsverlust
>10% in 6 Monaten werden als B-Symptomatik bezeichnet. Das klinische Bild
kann sehr unterschiedlich sein und hängt im Wesentlichen von der Lokalisation
der Lymphome ab. Ein mediastinaler Befall kann zum Beispiel zu Husten und
einer oberen Einflussstauung führen (1, 23).
1.4.3 Diagnose
Besteht der Verdacht auf Mb. Hodgkin, müssen umfangreiche Untersuchungen
durchgeführt werden. Die Diagnosesicherung erfolgt durch die histologische
Untersuchung einer Lymphknotenbiopsie mit dem Nachweis charakteristischer
Hodgkin- und Reed-Sternberg-Zellen.
Für das Staging zur Beurteilung der
Ausbreitung des Lymphoms sind verschiedene bildgebende Verfahren, sowie eine
Knochenmark- und Liquoruntersuchung indiziert (1, 23).
1.4.4 Klassifikation
Die aktuelle Einteilung der WHO unterscheidet histologisch folgende Typen (23,
27):

Klassisches Hodgkin-Lymphom mit 4 Subtypen
o nodulär-sklerosierender Typ
o Lymphozytenreicher Typ
o Mischtyp
o Lymphozytenarmer Typ

Lymphozyten-prädominantes Hodgkin-Lymphom
29
Die klassischen Hodgkin-Lymphome kommen mit 95% am häufigsten vor. Davon
ist der nodulär-sklerosierende Typ mit Abstand die häufigste Unterform. Die
Stadieneinteilung erfolgt nach der Ann-Arbor-Klassifikation (23, 28).
1.4.5 Therapie
Mb. Hodgkin zeigt unter standardisierten Behandlungsformen die beste Prognose
aller
kindlichen
Malignome.
Über
95%
der
PatientInnen
können
durch
Kombinationschemotherapien von der Krankheit geheilt werden. Ziel der Therapie
ist die komplette Remission. Zur Behandlung können je nach Krankheitsstadium
Chemotherapie, Strahlentherapie und in seltenen Fällen eine HochdosisChemotherapie
mit
anschließender
Stammzelltransplantation
angewendet
werden. Die jeweilige Dauer und Art der Anwendung hängen davon ab, wie weit
das Lymphom fortgeschritten ist und nach welchem Therapieplan vorgegangen
wird.
Wichtigster Bestandteil der Behandlung ist die Polychemotherapie. Falls diese
nicht zur vollständigen Vernichtung der Lymphomzellen im Körper führt, wird im
Anschluss eine niedrig dosierte Bestrahlung der betroffenen Region durchgeführt.
Als Folge der Radiatio und der Chemotherapie können allerdings auch Spätfolgen,
wie zum Beispiel Weichteilatrophien, Störungen der Skelettentwicklung, Infertilität
und Zweitmalignome auftreten.
Beim klassischen Hodgkin-Lymphom erfolgt die Chemotherapie laut Vorgaben der
Therapieoptimierungsstudie EuroNet-PHL-C1 (1, 23).
30
1.5 Hirntumore
Hirntumore sind eine heterogene Gruppe von Tumoren des ZNS, die sowohl
benigne als auch maligne sein können. Mit einem Anteil von ca. 20% sind sie die
zweithäufigste Tumorerkrankung im Kindesalter und machen die größte Gruppe
solider Tumoren aus (1, 29).
individuelle
Therapiepläne
Obwohl die Überlebensrate durch neue und
signifikant
verbessert
werden
konnte,
stellen
Hirntumore nach wie vor die häufigste Todesursache in der pädiatrischen
Onkologie dar (30, 31).
1.5.1 Ätiologie und Pathogenese
Die Ätiologie der Hirntumore ist unbekannt. Als Karzinogene werden vor allem
radioaktive Strahlung und bestimmte Medikamente, zum Beispiel Nitrosamine und
Hydrazine, beschrieben. Familiär gehäuftes Auftreten wird beobachtet. Außerdem
ist die Inzidenz von Hirntumoren bei diversen hereditären Syndromen, unter
anderem Neurofibromatose, tuberöser Sklerose und von-Hippel-Lindau-Syndrom,
erhöht (29).
Die Entartung kann von unterschiedlichen Zelltypen ausgehen und auch die
Lokalisation der ZNS-Tumoren variiert. Im Gegensatz zu Erwachsenen tritt der
Großteil kindlicher Hirntumoren infratentoriell und im medianen Bereich auf. Die
Ausbreitung maligner Hirntumore erfolgt durch Abtropfmetastasen im Liquorraum.
Fernmetastasen kommen selten vor (31).
1.5.2 Klinik
Die Klinik hängt wesentlich von der Tumorlokalisation ab. Typische primäre
Symptome bei Kindern sind vor allem Hirndruckzeichen wie Kopfschmerzen,
Übelkeit und Erbrechen. Da diese eher unspezifisch sind, können sie bis zur
Diagnosestellung oft lange missinterpretiert werden. Zusätzlich können fokale
neurologische
Störungen
in
Form
von
Halbseitenparesen,
Ataxie,
Wesensänderung, Hirnnervenlähmungen oder Krampfanfällen auftreten. Dadurch
lassen sich Rückschlüsse auf die Tumorlokalisation treffen (29).
31
1.5.3 Diagnose
Ausgehend von der Anamneseerhebung erweist sich die Diagnosestellung als
schwierig. Daher ist es wichtig, das Auftreten von Hirndrucksymptomatik genau
und ohne Zeitverlust abzuklären. Bildgebende Verfahren sind essentiell für die
Definition der Tumorlokalisation und des weiteren Vorgehens. Dabei ist die MRT
sensitiver als die CT. Bei Säuglingen kann eine Ultraschalluntersuchung
aufschlussreich
sein.
Die
definitive
Diagnosestellung
erfolgt
durch
die
histologische Untersuchung einer Biopsie (1, 29).
1.5.4 Klassifikation
Die histologische Klassifikation von Hirntumoren basiert auf dem vorherrschenden
Zelltyp in Astrozytome, primitive neuroektodermale Tumoren (PNET) und
Kraniopharyngeome. Eine zusätzliche Differenzierung erfolgt mittels Bestimmung
der Malignitätsgrade. Dadurch werden die Tumoren in nicht anaplastische
(Malignitätsgrad 1-2) und anaplastische Varianten (Malignitätsgrad 3-4) eingeteilt.
Astrozytome sind die häufigsten Hirntumore bei Kindern und machen einen Anteil
von ca. 50% aus (1, 29).
Primitive neuroektodermale Tumoren stellen mit ca. 20% die zweithäufigste
Gruppe dar. Sie sind embryonale Tumoren und beinhalten Medulloblastome,
Ependymome und Pinealoblastome. Medulloblastome sind im Kleinhirn lokalisiert
und machen den Hauptanteil der PNET aus (29).
1.5.5 Therapie
Die Therapie erfolgt individuell angepasst und umfasst je nach Tumorart sowie –
Lokalisation
Operation,
Radiotherapie
und
Chemotherapie.
Initial
werden
operative Maßnahmen mit dem Ziel der möglichst radikalen Tumorentfernung
durchgeführt. Bei Kindern unter 5 Jahren sollte von einer Schädelbestrahlung auf
Grund der noch nicht abgeschlossenen Hirnreifung und den damit verbundenen
Spätfolgen abgesehen werden. Eine Chemotherapie ist zum Beispiel bei PNET
indiziert und sollte nur in kontrollierten Studien erfolgen. Die 5-Jahres32
Überlebensrate beträgt durchschnittlich 60%. Die Prognose hängt allerdings von
der Histologie, Lokalisation und Operabilität des Tumors ab. Niedriggradige
Astrozytome zeigen dabei die besten Heilungschancen (29, 30).
1.6 Knochentumore
Zu den häufigsten primär malignen Knochentumoren zählen das Osteosarkom
und das Ewing-Sarkom. Generell treten Knochentumore bei Kindern eher selten
auf. Der Anteil der Knochentumore an onkologischen Erkrankungen bei Kindern
und Jugendlichen ist ca. 15%. Der Erkrankungsgipfel von Knochentumoren ist im
Alter von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (32, 33).
1.6.1 Osteosarkom
Das Osteosarkom ist der häufigste primär maligne Knochentumor bei Kindern und
Jugendlichen. Es handelt sich dabei um eine sehr aggressive neoplastische
Erkrankung. Charakteristisch sind die Produktion von Osteoid und der
metaphysäre Befall langer Röhrenknochen (1).
1.6.1.1 Ätiologie und Pathogenese
Die Ätiologie des Osteosarkoms ist weitgehend unbekannt. Morbus Paget ist eine
prädisponierende Erkrankung, sowie multiple Osteochondromatosen. Es zeigen
sich eine familiäre Häufung und genetische Alterationen. Strahlenbelastung ist ein
beschriebener Risikofaktor. Das Osteosarkom ist der häufigste Zweittumor nach
vorausgegangener kindlicher maligner Erkrankung. Dies trifft insbesondere auf
das Retinoblastom zu (1, 33).
Osteosarkome treten gehäuft im zweiten Lebensjahrzehnt auf, aber ein weiterer
Erkrankungsgipfel liegt auch im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Jungen
erkrankten etwas häufiger als Mädchen (1). Das Osteosarkom kann primär
lokalisiert oder in seltenen Fällen multizentrisch auftreten. Am häufigsten sind das
33
distale Femur, die proximale Tibia und der proximale Humerus betroffen. Bei
einem primären Befall des axialen Skeletts, zum Beispiel des Beckens, besteht
eine schlechtere Prognose (33). Neben Chemotherapie stellt vor allem die radikale
Operation eine vitale Behandlungsgrundlage dar.
1.6.1.2 Klinik
Die häufigsten ersten Anzeichen eines Osteosarkoms sind Schmerz und
Schwellung der betroffenen Region. Infolge dessen kann es zu einer
Bewegungseinschränkung und Traumen in Form von pathologischen Frakturen
kommen. Bei vielen PatientInnen besteht die Symptomatik mehrere Monate, bevor
eine Diagnose gestellt wird. Das Osteosarkom metastasiert am häufigsten in die
Lunge. Charakteristische Beschwerden dafür können Husten und Dyspnoe sein
(1, 34).
1.6.1.3 Diagnose
Nach Anamnese und körperlicher Begutachtung müssen anhaltende unklare
Knochenschmerzen radiologisch abgeklärt werden. Im Nativröntgen können
Knochendestruktionen und Spikulae erkennbar sein. Zur genaueren Beurteilung
müssen ergänzend eine CT-, MRT-Untersuchung und eine Knochenszintigraphie
durchgeführt werden. Damit können die genaue Lokalisation, Ausmaß der
Knochen- sowie Weichteilbeteiligung und eventuelle Metastasierung des Tumors
festgestellt werden. Zur Diagnosesicherung ist eine Biopsie essentiell (1, 33, 34).
1.6.1.4 Klassifikation
Das Osteosarkom ist ein pleomorpher Tumor, dessen maligne mesenchymale
Tumorzellen extrazelluläres Osteoid bilden. Histomorphologisch werden in der
WHO-Klassifikation
osteoblastische,
chondroblastische
und
fibroblastische
Osteosarkome unterschieden. Außerdem gibt es Sonderformen, wie das
teleangiektatische und das kleinzellige Osteosarkom (33).
34
1.6.1.5 Therapie
Die Therapie wird im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien durchgeführt und
ist eine Kombination aus systemischer Chemotherapie und Operation. Zunächst
erfolgt eine neoadjuvante Chemotherapie. Anschließend muss der Tumor im
Rahmen der Operation radikal entfernt und die Chemotherapie postoperativ
fortgesetzt werden. Die wichtigsten Zytostatika sind hochdosiertes Methotrexat,
Cisplatin und Doxorubicin. Damit sollen Mikrometastasen, die die meisten
PatientInnenbereits zum Diagnosezeitpunkt aufweisen, eliminiert und das
Outcome verbessert werden (33, 35).
Insgesamt hängt die Prognose der
PatientInnen mit Osteosarkomen von mehreren Faktoren, wie der Tumorgröße, lokalisation, Alter und dem Ansprechen auf die Chemotherapie ab.
Durch die
Erweiterung der Behandlung mit systemischer Chemotherapie konnte die 5Jahres-Überlebensrate bei gutem Ansprechen auf über 70% gesteigert werden
(35, 36).
1.6.2 Ewing-Sarkom
Das Ewing-Sarkom ist der zweithäufigste Knochentumor bei Kindern und
Jugendlichen. Er ist ein hochmaligner kleinzelliger Tumor, der wahrscheinlich aus
neuroektodermalen Zellen im Knochenmarkraum entsteht. Er befällt vor allem die
Diaphysen der Röhrenknochen und platte Knochen, wie Becken, Skapula und
Rippen. Abgesehen davon kann er auch im Weichgewebe vorkommen (34, 35).
1.6.2.1 Ätiologie und Pathogenese
Die Ätiologie ist weitgehend unbekannt. Ähnlich wie beim Osteosarkom spielen
genetische Faktoren bei der Entstehung des Ewing-Sarkoms eine Rolle. Es gibt
charakteristische genetische Veränderungen, die bereits in den Tumorzellen
nachgewiesen werden konnten. Das Ewing-Sarkom tritt am häufigsten bei
Jugendlichen auf. Über 80% kommen bei unter 20-jährigen vor. Jungen sind
etwas häufiger betroffen als Mädchen. Charakteristisch für das Ewing-Sarkom
sind das histologische klein-, rund-, blauzellige Erscheinungsbild und die frühe
Metastasierung in Lunge und Knochen (1, 35).
35
1.6.2.2 Klinik
Das rasche Tumorwachstum verursacht Schmerzen, die typischerweise auch
nachts ohne Belastung auftreten können. Oft kommt es auch zu einer diffusen
Schwellung
im
Bereich
der
betroffenen
Region
mit
einer
Bewegungseinschränkung. Es können außerdem unspezifische Symptome wie
Fieber, Nachtschweiß, Juckreiz und Gewichtsabnahme auftreten. Oft wird dies
fehlgedeutet. Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Osteomyelits (1, 34).
1.6.2.3 Diagnose
Mittels Nativröntgen, CT und MRT sind Größe und Ausdehnung des Tumors zu
beurteilen. Typische röntgenologische Veränderungen, die das aggressive
Tumorwachstum
widerspiegeln,
sind
zum
Beispiel
zwiebelschalenartige
Periostreaktion und mottenfraßartige Knochendestruktionen bei osteolytischer
Läsion.
Die
definitive
Diagnosestellung
erfolgt
durch
die
histologische
Untersuchung einer Biopsie mit Identifikation einer Translokation des EwingSarkom-Gens EWS (am häufigsten beispielsweise EWS-FLI1). Anschließend sind
Staginguntersuchungen wie CT und Knochenszintigraphie wichtig, um eine
eventuelle Metastasierung festzustellen (1, 34).
1.6.2.4 Therapie
Die multimodale Therapie wird in Therapiestudien durchgeführt. Sie umfasst eine
Kombination aus Polychemotherapie, Operation und Bestrahlung. Im Anschluss
an die
neoadjuvante systemische Chemotherapie, die die Tumormasse
vermindern soll, erfolgt die radikale Operation. Dabei ist die Totalresektion des
Tumorgewebes anzustreben. Danach wird die Chemotherapie fortgesetzt. Im
Gegensatz zum Osteosarkom ist das Ewing-Sarkom strahlensensibel. Daher kann
alternativ oder im Fall eines inoperablen Tumors bestrahlt werden (1, 35, 37). Die
5-Jahres-Überlebnsrate lokalisierter Ewing-Sarkome liegt mittlerweile bei über
70%. Die Prognose ist allerdings abhängig von Tumorgröße, - lokalisation und
Therapieansprechen.
PatientInnen,
die
bereits
zum
Diagnosezeitpunkt
Metastasen aufweisen, haben eine deutlich schlechtere Prognose (35).
36
2 Material und Methoden
2.1 PatientInnen-Rekrutierung
An
der
Klinischen
Abteilung
für
pädiatrische
Hämatoonkologie
der
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde werden Kinder, Jugendliche
und junge Erwachsene mit hämatoonkologischer Erkrankung therapiert und in
regelmäßigen Abständen nachkontrolliert. Im Rahmen der Untersuchungen
werden routinemäßig Blutbildmessungen durchgeführt. Routinemäßig wurden bei
ambulanten und stationären PatientInnen aus dem restlichen EDTA-Blut
serologische
GS-Parameter
bestimmt.
Dafür
wurde
das
Restblut
von
MitarbeiterInnen des Klinischen Institutes für Medizinische und Chemische
Labordiagnostik der Medizinischen Universität Graz zentrifugiert und anschließend
das Plasma eingefroren. Auf diese Weise konnte das GS-Profil der Blutproben zu
einem späteren Zeitpunkt
mittels Massenspektrometrie analysiert werden. Die
PatientInnenproben für diese Studie wurden im Zeitraum von Oktober 2012 bis
Juli 2013 gesammelt. Eingeschlossen wurden sämtliche PatientInnen im Kindes-,
Jugend-
und
jungem
Erwachsenenalter
mit
hämatoonkologischer
Grunderkrankung. Ein gültiger Ethikkommissionsbescheid lag bereits vor.
2.2 Datenerhebung und GS-Messungen
Für diese Studie waren in erster Linie Laborbefunde und anamnestische Daten
(Hauptdiagnose, aktuelle und vorangegangene Medikation etc.) von Relevanz. Die
Datenerhebung erfolgte primär durch Arztbriefe und Therapiepläne und ergänzend
mittels der Daten-Verarbeitungssoftware „Medocs“.
Insgesamt habe ich 143 Blutproben von 74 PatientInnen analysiert und
ausgewertet. Die Messungen der Blutproben erfolgten in Zusammenarbeit mit
dem Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik. Aus dem
EDTA-Plasma wurden die Gesamt-GS-Konzentrationen und das GS-Profil
(konjugierte und nicht konjugierte GS) bestimmt. Es wurden fünf verschiedene GS
jeweils in konjugierter und unkonjugierter Form untersucht. Die einzelnen GS sind
37
in den nachfolgenden Tabellen aufgelistet: unkonjugierte GS (Tab. 2-1), TaurinKonjugate (Tab. 2-2) und Glycin-Konjugate (Tab. 2-3).
Tabelle 2-1: unkonjugierte GS
CL
CDC
DC
LC
UDC
Cholsäure
Chenodeoxycholsäue
Deoxycholsäure
Lithocholsäure
Ursodeoxycholsäure
Tabelle 2-2: Taurin-Konjugate
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
Taurocholsäure
Taurochenodeoxycholsäure
Taurodeoxycholsäure
Taurolithocholsäure
Tauroursodeoxycholsäure
Tabelle 2-3: Glycin-Konjugate
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
Glycoucholsäure
Glycochenodeoxycholsäure
Glycodeoxycholsäure
Glycolithocholsäure
Glycoursodeoxychollsäure
2.3 Methoden zur Bestimmung von GS im Serum
Die Analyse der GS ist auf Grund ihrer Komplexität und ihrer niedrigen
Serumkonzentration methodisch sehr anspruchsvoll (38). In der Geschichte der
GS-Analytik wurden unterschiedliche Verfahren angewendet und dokumentiert.
Vielfach werden zum Beispiel die Flüssigkeits- und Gaschromatographie mit oder
ohne Massenspektrometrie beschrieben (39).
Mit Hilfe gekoppelter Trenn- und Detektionsverfahren können sowohl die GesamtGS-Konzentration als auch die Einzelkomponenten des GS-Spektrums, das
sogenannte
„GS-Profil“,
gemessen
werden.
Zur
Bestimmung
der
Einzelkomponenten werden GS mit identer Masse (Molekulargewicht) erst
chromatographisch aufgetrennt, bevor sie detektiert werden.
38
Die Methode, mit welcher wir unsere Daten erhoben haben, ist eine Koppelung
zweier Verfahren – der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) und der
Massenspektrometrie.
Mittels
Flüssigkeitschromatographie
können
Stoffe
aufgetrennt und im Anschluss massenspektrometrisch quantifiziert werden. Diese
Messmethodik hat sich in der Geschichte der GS-Analytik als „Goldstandard“
etabliert, da auf diese Weise eine besonders hohe Sensitivität und Spezifität
erzielt werden kann (40–42).
2.3.1 Chromatographie
Die Chromatographie ist eine Methode zur Auftrennung eines Stoffgemisches in
seine einzelnen Bestandteile. Die Trenntechnik beruht auf der unterschiedlichen
Verteilung der Einzelsubstanzen in zwei Phasen. Dazu wird die Probe in eine
mobile Phase, die aus Flüssigkeit oder Gas besteht, aufgenommen und darin über
eine stationäre Phase in Form von Feststoff oder Flüssigkeit geleitet. Je nach
Intensität der Wechselwirkung zwischen Analyt, mobiler und stationärer Phase
werden die einzelnen Substanzen unterschiedlich schnell weitertransportiert und
dadurch voneinander getrennt. Sie verlassen die ursprüngliche Probe in einer
charakteristischen zeitlichen Sequenz. Auf einem Chromatogramm wird das
Detektionssignal dargestellt. Ein sauber getrennter Einzelstoff ergibt darin einen
Peak, über welchen die Identifikation erfolgen kann (43).
2.3.1.1 High performance liquid chromatography (HPLC)
Die HPLC, auch Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie ist ein spezielles sehr
leistungsfähiges Trennverfahren zur Analyse von flüssigen Substanzen. Sie ist
basiert auf dem Prinzip der Säulen-Chromatographie. Dabei wird die zu
untersuchende Substanz mit einem Laufmittel, der mobilen Phase, in Verbindung
gebracht. Anschließend wird das Substanzgemisch durch eine Trennsäule, in der
die stationäre Phase enthalten ist, gepresst. Je nachdem, wie stark die
Wechselwirkung der einzelnen Bestandteile der Substanz mit der stationären
Phase ist, verbleiben sie unterschiedlich lange in der Trennsäule. Am Ende der
39
Trennsäule werden die einzelnen Bestandteile detektiert und von einem Schreiber
als Peaks auf einem Chromatogramm dargestellt (44–46).
2.3.2 Massenspektrometrie (MS)
Die Massenspektrometrie ist ein Verfahren zur Messung der Masse geladener
Atome oder Moleküle. Dabei werden sie entsprechend ihres Masse-zu-Ladungs
Verhältnisses aufgetrennt und ausgewertet. Das Grundprinzip dieser Methode ist
die Ionisation der zu analysierenden Substanz, woraufhin sie nach Masse und
Ladung getrennt werden kann. Anschließend kann sie massenspektrometrisch
dargestellt werden. Die MS ermöglicht außerdem Rückschlüsse auf die Struktur
von Substanzen, sowie die qualitative und quantitative Zusammensetzung von
Gemischen (47).
Der Aufbau eines Massenspektrometers besteht im Wesentlichen aus 4 Bauteilen:
1. Probeneinlasssystem
2. Ionenquelle (Ionenerzeugung)
3. Massenanalysator (Ionentrennung)
4. Ionendetektor (Ionennachweis)
Die Probe wird über ein Einlasssystem in das Gerät eingebracht und in der
Ionenquelle ionisiert. Dafür gibt es verschiedene Methoden, die abhängig von der
Substanz und je nachdem wie schonend sie ionisiert werden soll, gewählt wird. Im
klassischen MS werden die Moleküle des Analyten mit einem Elektronenstrahl
beschossen. Die Ionen werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt, aus der
Ionenquelle extrahiert und dem Analysator zugeführt. Hier werden die Ionen nach
ihrer Masse bzw. ihrem Masse/Ladung-Verhältnis getrennt. Auch dafür stehen
mehrere Methoden zur Verfügung, wobei diese sich erheblich in der Auflösung
unterscheiden.
Die
Massenauflösung
bezeichnet
den
minimalen
Massenunterschied, den zwei Ionen haben müssen, damit sie noch getrennt
dargestellt werden können.
Im Detektor werden die zuvor separierten Ionen
erfasst und ausgewertet (47, 48).
40
2.3.3 HPLC-MS/MS
Die Methode, mit welcher wir unsere Daten erhoben haben, ist eine Koppelung
zweier Verfahren – der Flüssigkeitschromatographie (HPLC) und der TandemMassenspektrometrie (MS/MS). Bei der Analyse komplexer Proben, wie zum
Beispiel
den
GS,
können
die
Selektivität
und
die
Sensitivität
der
Quantifizierungsmethode durch vorangehende Trennverfahren verbessert werden.
Mittels Flüssigkeitschromatographie können die Stoffe aufgetrennt und im
Anschluss durch die Massenspektrometrie quantifiziert werden. Bei der TandemMassenspektrometrie werden zwei Massenspektrometer hintereinandergeschaltet,
wodurch auch konjugierte und unkonjugierte Formen der GS bestimmt werden
können. Außerdem wird die Selektivität wiederum stark erhöht (49, 50).
2.4 Normwerte
In der Literatur gibt es bisher kaum Normwerte bzw. Referenzbereiche für GS im
Serum bei Kindern und Jugendlichen, die mit dem HPLC-MS/MS Verfahren
bestimmt worden sind. Meine Studienkollegin B. Stering hat im Rahmen ihrer
Diplomarbeit „Bestimmung von Normwerten der Gallensäuren im Serum bei
Kindern
und
Jugendlichen“
an
der
Universitätsklinik
für
Kinder-
und
Jugendheilkunde Graz Normwerte für GS bestimmt (47). Sie analysierte 194
infektfreie Kinder und Jugendliche ohne Grunderkrankung. Daraus war ersichtlich,
dass die Serum-GS-Werte altersabhängig sind. Die GS-Werte steigen nach der
Geburt kontinuierlich an und erreichen im Alter zwischen 6 und 24 Monaten die
höchsten Werte. Danach sind die GS-Werte rückläufig und ab dem 11. Lebensjahr
sind die Serum-GS-Werte keinen Schwankungen mehr ausgesetzt. Basierend auf
diesen statistischen Überlegungen wurden Kinder und Jugendliche in 5
Altersgruppen
eingeteilt.
Diese
Ergebnisse
(Tab.
2-4)
dienten
uns
als
Vergleichsparameter, um definieren zu können, ob die gemessenen Werte mit
dem altersentsprechenden Vergleichskollektiv übereinstimmen oder erniedrigt
bzw. erhöht sind (51, 52).
41
Tabelle 2-4: Normwerte der Gesamt-GS
Alter
Normwerte *
(μmol/l)
0-5 Monate
3,9 - 6,3
6-24 Monate
6,6 - 9,4
3-5 Jahre
4,3 - 6,4
6-11 Jahre
3,6 - 5,1
> 11 Jahre
3,1 - 4,1
*die angegebenen Werte entsprechen den Werten zwischen der 5. Und 95. Perzentile
(51)
2.5 Datenauswertung
Die Ergebnisse der HPLC-MS/MS wurden an Hand klinischer Daten in Gruppen
eingeteilt und zusammengefasst. Unsere Hauptzielgröße waren die Serumwerte
von GS. Sämtliche Werte in den nachfolgenden Tabellen werden in der Einheit
μmol/l
angegeben.
Grunderkrankung
Bei
der
und
geschlechterspezifische
Auswertung
Therapiestatus
Verteilung
wurde
wurden
in
erster
Linie
Alter,
Auf
die
berücksichtigt.
auf
Grund
der
geringen
gruppenspezifischen Fallzahl nicht extra eingegangen.
Nach der klinischen Korrelation erfolgte die Auflistung der anonymisierten Daten in
Microsoft Excel Tabellen. Zur Datenanalyse wurden sämtliche Gesamt-GS-Werte
erst
bezogen
auf
unsere
Vergleichsparameter
(s.o.)
ausgewertet
und
anschließend gruppenintern und mit den anderen Gruppen verglichen. Im Fall,
dass sich mögliche Trends erkennen ließen, oder bei PatientInnen mit besonders
erhöhten bzw. erniedrigten GS-Werten, wurde das GS-Profil genauer studiert.
42
2.6 Gruppeneinteilung
Insgesamt konnten 74 Kinder und Jugendliche in die Studie eingeschlossen
werden. Die Gruppeneinteilung erfolgte nach Aufarbeiten der Krankengeschichten
der einzelnen PatientInnen. Demnach ergab sich für eine Gesamtzahl von 74
Kindern und Jugendlichen folgende Gruppenzuteilung:
I.
II.
„ALL“: Gruppe mit ALL n=17

A unter Therapie n=12

B unter Kontrolle n=5
„MbH“: Gruppe mit Mb. Hodgkin n=8

A unter Therapie n=3

B unter Kontrolle n=5
III.
„HT“: Gruppe mit Hirntumoren n=16
IV.
„KT“: Gruppe mit Knochentumoren n=8
V.
„AE“: Gruppe mit anderen malignen Erkrankungen n=25
Die 74 untersuchten PatientInnen wurden in die Gruppen „ALL“ (n=17), „MbH“
(n=8), „HT“ (n=16), „KT“ (n=8) und „AE“ (n=25) eingeteilt.
43
3 Ergebnisse – Resultate
3.1 PatientInnencharakterisierung
Es wurden 74 konsekutive PatientInnen der Abteilung für Pädiatrische
Hämatologie-Onkologie der Med. Uni. Graz in die Studie eingeschlossen. Je nach
Grunderkrankung wurden die PatientInnen entsprechend der Auflistung in 2.6 in 5
Gruppen eingeteilt. Der Fokus der Studie liegt auf der Gruppe ALL (n=17). Die
Gruppe der PatientInnen mit anderen malignen Erkrankungen (n=25) weist zwar
eine vergleichsweise hohe Fallzahl auf, ist jedoch aus sehr heterogenen
Grunderkrankungen
zusammengefasst
und
daher
leider
nicht
wirklich
aussagekräftig. Aus diesem Grund werden wir nicht genauer auf diese Gruppe
eingehen.
Die Geschlechterverteilung war bei der Gruppe „ALL“ mit 10 männlichen und 7
weiblichen PatientInnen recht ausgeglichen (Tab. 3-1). Bei der Gruppe „MbH“
waren 3 männliche und 5 weibliche PatientInnen inkludiert. Bei den übrigen
Gruppen „HT“ (10 männliche, 5 weibliche), „KT“ (5 männliche, 2 weibliche) und
„AE“ (13 männliche, 8 weibliche) überwogen die männlichen Teilnehmer. Die
Altersverteilung liegt
zwischen
8
Monaten und 24
Jahren,
wobei das
Durchschnittsalter bei der ALL-Gruppe 7 Jahre, bei der MbH-Gruppe 16 Jahre, bei
der HT-Gruppe 13 Jahre, bei der KT-Gruppe 17 Jahre und bei der Gruppe andere
13 Jahre beträgt.
Wir haben aus der Gruppe ALL 2 Subgruppen (Tab. 3-2), „ALL-unter Therapie“
(I A; n=12) und „ALL-unter Kontrolle“ (I B; n=5), gebildet. Auch die Gruppe MbH
wurde in 2 Subgruppen (Tab. 3-3), „MbH-unter Therapie“ (II A; n=3) und „MbHunter Kontrolle“ (II B; n=5) gegliedert.
Da es altersabhängig unterschiedliche Normwerte der GS gibt, wurden sämtliche
Werte
mit
den
altersentsprechenden
Kontrollgruppen
verglichen
und
dementsprechend ausgewertet (siehe Tab. 2-4) (51).
44
Tabelle 3-1: Gruppeneinteilung
I ALL
II MbH
III HT
IV KT
V AE
17
8
16
8
25
10m/7w
3m/5w
11m/5w
6m/2w
14m/11w
1-14
7
11-21
16
4-21
13
13-22
16,5
0,67-24
12
PatientInnendaten
Anzahl (n=74)
Geschlecht
(männlich/weiblich)
Alter bzw. Durchschnittsalter
(in Jahren; MW)
Tabelle 3-2: Gruppe I ALL - Einteilung
IA
ALL unter Therapie
IB
ALL unter Kontrolle
12
5
9m/3w
1m/4w
1-14
6
7-13
10
II A
MbH unter Therapie
II B
MbH unter Kontrolle
3
5
Geschlecht
(männlich/weiblich)
2m/1w
1m/4w
Alter bzw. Durchschnittsalter
(in Jahren; MW)
11-16
13
14-21
17
PatientInnendaten
Anzahl (n=17)
Geschlecht
(männlich/weiblich)
Alter bzw. Durchschnittsalter
(in Jahren; MW)
Tabelle 3-3: Gruppe II MbH - Einteilung
Patientendaten
Anzahl (n=8)
45
3.2 Allgemeine Ergebnisse
3.2.1 Serum-GS-Werte: Gruppe I – PatientInnen mit ALL
Die Gruppe ALL umfasst insgesamt 17 PatientInnen. Um die Ergebnisse
übersichtlicher darstellen und besser interpretieren zu können, wurden zwei
Subgruppen gebildet. In der ersten wurden PatientInnen unter laufender
stationärer oder ambulanter Therapie zusammengefasst und in der zweiten
PatientInnen in Remission, die regelmäßig und routinemäßig nachkontrolliert
werden. Diese Auflistung ermöglicht eine bessere Differenzierung in Bezug auf die
leberzellschädigende Chemotherapie und ihre Auswirkungen.
In der ersten Tabelle (Tab. 3-4) sind die Durchschnittswerte der Gesamt-GS
altersspezifisch aufgelistet. Insgesamt ist weder bei PatientInnen unter Therapie,
noch bei denjenigen
unter Kontrolle ein einheitlicher Trend erkennbar.
PatientInnen unter Therapie weisen insgesamt tendenziell erhöhte GS-Werte auf.
Die Gesamt-GS der Therapie-Gruppe sind bei den Altersgruppen 3-5 Jahre, 6-11
Jahre und über 11 Jahren erhöht. Der erniedrigte Wert in der Altersgruppe 6-24
Monate ist dabei nicht wirklich aussagekräftig, da er nur die Daten eines Patienten
beinhaltet.
Tabelle 3-4: Gruppe I ALL Gesamt-GS, Vergleich der Mittelwerte der Altersgruppen sortiert nach
Therapie / Kontrolle, Einheit: μmol/l
Altersgruppen
IA Therapie
6-24m
3,5↓
3-5a
10,5↑
(n=1)
(n=3*)
6-11a
7,8↑
>11a
7,6↑
(n=6)
(n=1)
2,9↓
IB Kontrolle
-
-
8,9↑
(n=3)
(n=2)
Normwerte
6,6-9,4
4,3-6,4
3,6-5,1
3,1-4,1
*ein hoher Wert ausgenommen (Pat.12)
46
3.2.1.1 GS-Werte Gruppe IA: ALL unter Therapie
Im Rahmen unserer Studie konnten wir die Werte von 12 PatientInnen unter einer
ALL-Therapie aufarbeiten (Tab. 3-4 und Tab. 3-5), wobei es bei 8 PatientInnen
möglich war, mehrere Werte im Abstand von bis zu 6 Monaten zu sammeln. Auf
die einzelnen Verläufe wird unter Punkt 3.3 genauer eingegangen. Bei
nachfolgenden Tabellen (Tab. 3-5) wurde bei den gekennzeichneten PatientInnen
der jeweilige Mittelwert mehrerer Einzelmessungen (2-10) angegeben.
Bei PatientInnen unter laufender Therapie zeigen sich insgesamt erhöhte GesamtGS-Werte im Vergleich zu den ermittelten altersspezifischen Normwerten.
Tabelle 3-5: Gruppe IA ALL unter Therapie, Gesamt-GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ther.
1 *
2 *
3 *
4 *
5 *
6 *
7 *
8 *
9
10
11
12
GS gesamt
9,6 ↑
14,5 ↑
9,2 ↑
11,7 ↑
10,9 ↑
10,0 ↑
7,4 ↑
3,5 ↓
8,6 ↑
10,7 ↑
7,6 ↑
55,5 ↑
Anmerkung: * mehrere Werte zusammengefasst (Pat.1 – 10 Werte, Pat.2 – 8 Werte, Pat.3 – 8
Werte, Pat.4 – 7 Werte, Pat.5 – 6 Werte, Pat.6 – 6 Werte, Pat.7 – 4 Werte, Pat.8 – 2 Werte)
Die Gesamt-GS-Werte sind bei 11 von 12 PatientInnen mäßig erhöht, wobei ein
Wert stark erhöht ist. Dabei könnte es sich allerdings um eine Fehlmessung
handeln. Nur ein Wert, nämlich der unseres jüngsten Probanden (Pat. 8), ist
erniedrigt und fällt somit aus dem Schema.
47
Tabelle 3-6: Gruppe IA ALL unter Therapie, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ther.
1 *
2 *
3 *
4 *
5 *
6 *
7 *
8 *
9
10
11
12
CL
0,5↑
1,1↑
0,7↑
0,8↑
0,8↑
0,1
0,1
0
0,9↑
0,1
0,1↓
0,7↑
CDC
1,7↑
1,1↑
1,0↑
0,6↑
0,8↑
0,6↑
0,4↑
0,5↑
1,2↑
0,3
1,4↑
1,4↑
DC
0,4↑
0,1
0,6↑
0
0,5↑
0,1
0,1↓
0
0,2
1,8↑
0,3
0,2
LC
0
0,1↑
0
0
0
0
0
0
0,1↑
0,1↑
0
0,1↑
UDC
0,2↑
0,4↑
0,2↑
0,2↑
0,2↑
0,4↑
0,1
0
0,2↑
0,7↑
0,2↑
0
Um die Gruppe besser charakterisieren und nachfolgend Vergleiche mit der
Gruppe von ALL-PatientInnen in Remission anstellen zu können, werteten wir die
einzelnen GS aus (Tab. 3-6, 3-7, 3-8). Die primären unkonjungierten GS CL und
CDC liegen großteils leicht über dem Normbereich (Tab. 3-6). CDC ist bei 11 von
12 ProbandInnen erhöht. Außerdem zeigt die UDC bei den meisten PatientInnen
leicht erhöhte Werte. Hingegen scheint LC eher erniedrigt zu sein.
Tabelle 3-7: Gruppe IA ALL unter Therapie, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ther.
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
0,4↑
1,1↑
0,3↑
0,7↑
0,6↑
0,3↑
0,5↑
0,1
0
0,1
0,2↑
9,5↑
0,1
0,1
0,1
0
0
0,1↓
0
0
0,1
1,0
0,1
0,8
1,5↑
2,5↑
0,3↑
1,1↑
0,6↑
0,8↑
0,7↑
0,7↑
0,5↑
0,9↑
0,6↑
6,2↑
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0,2↑
0
0
0
0,1
0
0
0
0
0
0
*
*
*
*
*
*
*
*
48
Tabelle 3-8: Gruppe IA ALL unter Therapie, Glycin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ther.
1 *
2 *
3 *
4 *
5 *
6 *
7 *
8 *
9
10
11
12
GC
1,1↑
2,6↑
2,0↑
3,6↑
3,5↑
2,8↑
3,0↑
0,4↓
1,5↑
0,8
1,5↑
20,9↑
GCDC
2,9↑
4,2↑
2,7↑
4,7↑
2,9↑
3,7↑
2,5↑
1,7↓
4,0↑
1,5
2,6↑
14,1↑
GDC
0,4
0,2↓
0,7↑
0
0,5
0,7↑
0
0
0
1,6↑
0,3
1,1↑
GLC
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
GUDC
0,3
0,6↑
0,6↑
0,1↓
0,30
1,0↑
0,1↓
0
0
1,8↑
0,3
0,5↑
Die konjugierten GS bei PatientInnen mit ALL unter Therapie zeigen keinen
eindeutigen Trend. Interessanterweise sind einzelne Fraktionen einheitlich erhöht,
während andere Fraktionen eher erniedrigt sind. Zum Beispiel ist die TDC bei
allen 12 PatientInnen erhöht. Auch die Konjugate der primären GS TC, GC und
GCDC sind meist erhöht. Im Gegensatz dazu sind sowohl die TLC als auch die
GLC kaum oder nur in geringen Mengen nachweisbar. Außerdem scheint auch die
TUDC eher erniedrigt zu sein.
Insgesamt können wir zu dem Schluss kommen, dass die primären GS bei ALLPatientInnen unter Therapie leicht erhöht sind.
3.2.1.2 GS-Werte Gruppe IB: ALL unter Kontrolle
Die 5 PatientInnen in Remission, die regelmäßig nachkontrolliert werden, zeigen
bei den Gesamt-GS - wie in der Gruppe IA (Tab. 3-9) - leicht erhöhte Werte. Die
Gesamt-GS-Werte sind bei 4 von 5 PatientInnen erhöht und nur bei einem
Patienten erniedrigt.
49
Tabelle 3-9: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Gesamt-GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
1
2
3
4
5
GS gesamt
12,4 ↑
6,5 ↑
7,7 ↑
1,5 ↓
4,4 ↑
Die Verteilung der unkonjugierten GS ist unspezifisch, wobei fast die Hälfte der
Werte im Normbereich liegt und die übrigen nur leicht davon abweichen (Tab 310). Interessant ist, dass bei keiner/m Patientin/en LC nachweisbar war.
Tabelle 3-10: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
CL
CDC
DC
LC
UDC
1
2
3
4
5
0,1
0
0,1
0,1
0,4↑
0,1↓
0,1↓
0,3
0,1↓
0,7↑
0,1
0,3↑
0,2
0,2
0,2↓
0
0
0
0
0
0,1
0
0,1
0,2↑
0
Überblicksmäßig scheinen die Taurin-Konjugate (Tab. 3-11) eher im niedrigen
Bereich, die Glycin-Konjugate (Tab. 3-12) hingegen erhöht zu sein. Auffällig ist,
dass wir bei keiner/m Patientin/en TC, TLC und GLC nachweisen konnten, auch
TUDC war nur bei einem Patient detektierbar.
Tabelle 3-11: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
1
2
3
4
5
0
0
0
0
0
0,1
0,4
0
0
0
2,5↑
0,5↑
0,2↑
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0,1
0
Unter den primären GS wird eine Verschiebung hin zu den Glycin-konjugierten
beobachtet (Tab. 3-12).
50
Tabelle 3-12: Gruppe IB ALL unter Kontrolle, Glycin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
1
2
3
4
5
GC
1,8↑
1,6↑
1,7↑
0,2↓
1,0↑
GCDC
5,7↑
2,4↑
4,2↑
0,1↓
1,2
GDC
0,8↑
1,1↑
0,3
0,3
0,6↑
GLC
0
0
0
0
0
GUDC
1,2↑
0
0,8↑
0,2↓
0,4↑
Die hohen Gesamt-GS sind somit in erster Linie durch die erhöhten Werte der
Glycin-Konjugate der primären GS (GC und GCDC) bedingt.
3.2.2 Serum-GS-Werte: Gruppe II – PatientInnen mit Mb. Hodgkin
In dieser Gruppe wurden die GS-Werte von 8 PatientInnen ausgewertet. Um die
Ergebnisse übersichtlicher darstellen und besser interpretieren zu können, haben
wir auch hier zwei Subgruppen gebildet, je nachdem ob sich der/die PatientIn zum
Zeitpunkt der Blutabnahme unter Chemotherapie befand, oder ob Kontrollen in
Remission durchgeführt wurden.
3.2.2.1 GS-Werte Gruppe IIA: MbH unter Therapie
Zwei MbH-PatientInnen unter Therapie zeigen sich mit erhöhten Gesamt-GSKonzentrationen, eine Patientin hat erniedrigte Werte (Tab. 3-13). Bei ihr wurden
im Laufe der Studie fünfmal die GS mitbestimmt, welche anschließend extra
dargestellt werden. Aufgrund der sehr geringen Fallzahl ist keine Aussage zu
treffen.
Tabelle 3-13: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Gesamt-GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Th.
GS gesamt
1
17,3 ↑
2
13,4 ↑
3 *
2,1 ↓
*Mittelwert - aus 5 Werten zusammengefasst
51
Tabelle 3-14: Gruppe IIA MbH unter Therapie, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Th.
CL
CDC
DC
LC
UDC
1
4,4↑
6,6↑
0
0
1,0↑
2
3 *
3,7↑
0,5↑
4,4↑
0,5↑
1,5↑
0,2↓
0
0
1,3↑
0,1
Die unkonjugierten GS scheinen insgesamt eher erhöht zu sein (Tab. 3-14).
Davon sind die primären GS am deutlichsten erhöht, während die sekundären GS
eher erniedrigt sind. Nur UDC zeigt auch leicht erhöhte Werte.
Tabelle 3-15: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Th.
1
2
3 *
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
0
0
0
0
0
0,1
0,3↑
0
0
0
0
0
0
0
0
Tabelle 3-16: Gruppe IIA MbH unter Therapie, Gylcin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Th.
1
2
3 *
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
0,7
0,5
0,3↓
3,3↑
1,7↑
0,4↓
0,3
0,2↓
0,1↓
0,1
0
0
0,7↑
0,2
0
Interessanterweise sind hingegen die Taurin-Konjugate bei allen 3 ProbandInnen
stark erniedrigt bzw. nicht nachweisbar. Die Verteilung der Glycin-Konjugate zeigt
keinen einheitlichen Trend.
Überblicksmäßig fällt auf, dass die unkonjugierten GS insgesamt eher erhöht und
die Taurin-Konjugate bei allen 3 PatientInnen erniedrigt sind.
52
3.2.2.2 Patientin 3 – Verlaufskontrollen
Von Patientin 3 wurden in einem Zeitrahmen von 8 Wochen regelmäßig
Blutabnahmen durchgeführt. Dabei wurden fünfmal die Serum-GS mitbestimmt.
Der Verlauf der Werte wird extra dargestellt, da sich ein klarer Trend erkennen
lässt. Die Patientin befand sich stationär unter laufender Chemotherapie. Die
Therapie erfolgt laut Therapieoptimierungsstudie EuroNet-PHL-C1. Der erste
OEPA-Block wurde am 20.03.2013 begonnen. 4 GS-Messungen wurden während
dieses Therapieblocks gemessen. Die Messung vom 14.05.2013 erfolgte nach
Therapieänderung, es wurde zuvor der erste COPDAC-Block verabreicht.
Interessant ist, dass sich bei den ersten vier Blutkontrollen deutlich verminderte
Werte zeigen. Nur der 5. Wert fällt aus dem Schema und zeigt etwas erhöhte GSWerte an (Tab. 3-17). Möglicherweise hängt dies mit der Therapieänderung bzw.
dem kurzen Therapiestop davor zusammen. Die niedrigen Gesamt-GS stehen im
Widerspruch zu den Werten der 2 anderen PatientInnen unter Therapie. Dafür
konnten wir keine Erklärung finden, da alle 3 PatientInnen nach demselben
Therapieschema behandelt wurden. Es ist durchaus möglich, dass die
PatientInnen individuell auf die Therapie reagieren und deshalb unterschiedliche
Veränderungen des GS-Haushalts zeigen.
Tabelle 3-17: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Gesamt-GS, Einheit: μmol/l
Pat. 3
GS gesamt
1. Abnahme: 20.03.2013
2. Abnahme: 22.03.2013
3. Abnahme: 25.03.2013
4. Abnahme: 03.04.2013
5. Abnahme: 14.05.2013
1,2
1,5
0,8
1,0
6,0
↓
↓
↓
↓
↑
Tabelle 3-18: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat. 3
CL
CDC
DC
LC
UDC
1.Abnahme
2.Abnahme
3.Abnahme
4.Abnahme
0,4↑
0
0
0
0,2↓
0,1↓
0
0,2↓
0
0
0
0,1↓
0
0
0
0,2↑
0,1
0,1
0
0
5.Abnahme
1,9↑
1,9↑
0,8↑
0,0
0,3↑
53
Tabelle 3-19: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat. 3
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
1.Abnahme
2.Abnahme
3.Abnahme
4.Abnahme
0
0
0
0
0
0,1
0,1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0,1↑
0
0
5.Abnahme
0
0,1
0,1↑
0
0
Tabelle 3-20: Pat. 3 unter Therapie, Verlaufskontrollen, Glycin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat. 3
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
1.Abnahme
2.Abnahme
3.Abnahme
4.Abnahme
5.Abnahme
0,2↓
0,6
0,3↓
0,1↓
0,2↓
0,1↓
0,3↓
0,2↓
0,4↓
0,7↓
0,1↓
0,1↓
0,1↓
0
0,1↓
0
0
0
0
0
0,1↓
0
0
0,1↓
0
Bei Patientin 3 zeigen sich sowohl bei den freien, als auch bei den konjugierten
GS kontinuierlich sehr niedrige Werte. Auffällig ist, dass die Taurin-Konjugate bei
jedem Abnahmedatum kaum oder gar nicht nachweisbar sind. Die Auflistung
unterstreicht diesen einheitlichen Trend, der in der Gruppe IIA insgesamt auffällig
ist.
3.2.2.3 GS-Werte Gruppe IIB: MbH unter Kontrolle
In der Gruppe der MbH-PatientInnen in Remission, die laufend zu Nachkontrollen
kommen, lässt sich in Bezug auf die Gesamt-GS kein Trend erkennen (Tab. 3-21).
Die Gesamt-GS-Konzentrationen liegen teilweise im Normalbereich oder weichen
auf unterschiedliche Weise davon ab.
Tabelle 3-21: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Gesamt-GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
GS gesamt
1
3,6
2
5,1 ↑
3
0,1 ↓
4
2,2 ↓
5
3,5
54
Tabelle 3-22: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
CL
CDC
DC
LC
UDC
1
0
0,1↓
0,4↑
0
0,1
2
0,1
0,3
0
0
0,2↑
3
0
0
0,1↓
0
0
4
0,1
0,2↓
0,3↑
0
0
5
0,3↑
0,7↑
0,1↓
0
0,2↑
Tabelle 3-23: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
1
2
3
4
5
0
0
0
0
0
0,1
0
0
0
0
0,5↑
0
0
0
0,3↑
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0,2↑
Tabelle 3-24: Gruppe IIB MbH unter Kontrolle, Glycin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Pat.-Ko.
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
1
2
3
4
5
0,3↓
1,0↑
0
0,2↓
0,3↓
1,2
3,2↑
0
0,9↓
0,9↓
0,7↑
0,1↓
0
0,4
0,1↓
0
0
0
0
0,3↑
0,3
0,2↓
0
0,2↓
0,1↓
Die freien GS zeigen ein buntes Verteilungsmuster. Die Taurin-Konjugate sind,
ähnlich wie bei der Gruppe unter Therapie, bei allen 5 PatientInnen kaum bzw.
nicht nachweisbar. Unter den Glycin-Konjugaten scheinen die sekundären GS fast
einheitlich erniedrigt zu sein.
55
3.2.3 Serum-GS-Werte: Gruppe III – PatientInnen mit Hirntumoren
Die
HT-Gruppe
umfasst
16
PatientInnen
mit
sehr
heterogenen
Tumorerkrankungen. Wie aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich ist, haben wir
unter
anderem
ProbandInnen
mit
Astrozytom,
Medulloblastom,
Gliom,
Kraniopharyngeom und Ependendymom in die Studie miteingeschlossen. Die
Daten lassen sich auf Grund der unterschiedlichen Diagnosen, Altersgruppen und
vor allem wegen der verschiedenen individuellen Therapieformen nur schwer
vergleichen. Trotzdem haben wir versucht, die gesammelten Daten in einer
anschaulichen Tabelle darzustellen.
Die Verteilung der Gesamt-GS zeigt kein einheitliches Bild (Tab. 3-25). 9
PatientInnen haben erniedrigte Gesamt-GS-Werte und 5 PatientInnen erhöhte
Gesamt-GS-Werte, wobei der extrem hohe Wert von Patient 6 heraussticht. Nur 2
Werte fallen in den Bereich der gesunden Vergleichspopulation.
Tabelle 3-25: Gruppe III HT, Auflistung der Gesamt-GS, Alter, Diagnose und Therapie- oder
Kontrollstatus, Einheit: μmol/l
Patient
GS gesamt
Normwert
Alter
Diagnose
Th. / Ko.
1
5,84 ↑
3,1-4,1
12
Astrozytom
T
2
3
4
5
2,02
3,06
5,07
2,44
↓
↓
↑
↓
3,1-4,1
3,1-4,1
3,1-4,1
3,1-4,1
18
12
21
12
Astrozytom
Astrozytom
Astrozytom
Oligoastrozytom
K
K
K
K
6
7
51,97 ↑
3,17 ↓
3,1-4,1
3,6-5,1
17
11
Medulloblastom
Medulloblastom
T
T
2,70 ↓
1,08 ↓
3,1-4,1
3,6-5,1
19
7
sez.Keimzelltumor
Gangliogliom
K
K
10
11
3,29 ↓
3,49
3,6-5,1
3,1-4,1
8
18
Oligodendrogliom
anaplast.Ependymom
K
T
12
13
5,80
2,22 ↓
4,3-6,4
3,1-4,1
4
17
Kraniopharyngeom
meningeales Fibrom
K
K
14
15
6,72 ↑
2,59 ↓
3,1-4,1
3,6-5,1
12
9
PNET
DNT
K
K
16 *
8,12 ↑
3,6-5,1
10
sez.Keimzelltu
T
8 *
9
*Anmerkung: jeweils der Mittelwert aus 2 Werten
56
Im Allgemeinen ist zur Verteilung der unkonjugierten GS bei PatientInnen mit
Hirntumoren zu sagen, dass sie ein sehr buntes Bild liefern. Durchschnittlich
errechnen wir eher erniedrigte Gesamt-GS-Werte. Ein eindeutiger Trend ist nicht
erkennbar. Jedoch ist zu erwähnen, dass die Therapie nicht in jedem Fall gleich
verlief, sondern PatientInnen-bezogen unterschiedlich war und somit heterogene
Gruppen pro Erkrankungen vorliegen.
Durchschnittlich sind vor allem die sekundären GS UDC und LC erniedrigt. Die
GS-Konjugate scheinen insgesamt bei den meisten PatientInnen erniedrigt zu
sein. Davon sind die TLC sowie TUDC und GUDC bei den meisten PatientInnen
erniedrigt bis nicht nachweisbar. Genaue Aussagen können bei diesen geringen
Fallzahlen nicht getroffen werden, aber im Rahmen dieses „Screenings“ ist zu
erkennen, dass es bei keiner Gruppe zu auffällig hohen GS-Werten kommt.
In der nachfolgenden Tabelle (Tab. 3-26) werden wir genauer auf Patient 6
eingehen, der mit 52 μmol/l als einziger besonders hohe GS-Werte zeigte. Es
handelt sich um einen 17-jährigen Patienten der an einem Medulloblastom leidet.
Die Diagnose wurde 2010 gestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Metastasen
ausgebildet. Seitdem wurde mehrmals chemotherapeutisch behandelt, bestrahlt
sowie operiert. Das Abnahmedatum der GS-Werte vom 22.03.2013 steht in
keinem direkten Zusammenhang mit Chemotherapeutika. Allerdings wurde beim
Patienten am 14.03. ein Lokalrezidiv des Rückenmarks totalreseziert und am
15.03.2013 eine operative Revision auf Grund einer Liquorfistel und an den
darauffolgenden Tagen Punktionen zur Druckentlastung durchgeführt. Daher
könnten die erhöhten Werte mit der Operation per se, der Anästhesie oder einer
postoperativen Entzündungsphase im Zusammenhang stehen. Dafür würde der
leicht erhöhte Entzündungsparameter CRP = 2,6 mg/l sprechen.
Tabelle 3-26: Patient 6, GS-Profil, Einheit: μmol/l
CL
CDC
DC
LC
UDC
0,1↓
0,1↓
0
0
0
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
10,9↑
0,2
5,3↑
0
0
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
25,0↑
9,9↑
0
0,1
0,4↑
57
Die Verteilung der einzelnen GS von Patient 6 zeigt eine interessante
Verschiebung zu Gunsten der primären konjugierten GS. Alle freien GS sind stark
erniedrigt, wobei sich der hohe Gesamt-GS-Wert vor allem aus den Konjugaten
der Cholsäure ergibt. Unter den Konjugaten überwiegen die an Glycin
gebundenen GS.
3.2.4 Serum-GS-Werte: Gruppe IV – PatientInnen mit Knochentumoren
In die Gruppe KT wurden die Daten von 8 PatientInnen mit der Diagnose
Osteosarkom und Ewing-Sarkom eingeschlossen. Die nachfolgende Tabelle (Tab.
3-27) zeigt einen Überblick der Verteilung der Gesamt-GS mit ergänzender
Information über die Diagnose und den Therapiestatus der ProbandInnen.
Die 3 Werte der Osteosarkom-PatientInnen divergieren. Es lässt sich keine
tendenzielle Änderung in eine bestimmte Richtung erkennen. Bei den 5 EwingPatientInnen zeigen sich ebenfalls unterschiedliche Gesamt-GS-Konzentrationen.
2 Werte liegen im Normalbereich, 2 Werte sind minimal erhöht und 1 Wert ist
leicht erniedrigt.
Tabelle 3-27: Gruppe KT, Auflistung der Gesamt-GS, Alter, Diagnose und Therapie- oder
Kontrollstatus, Einheit: μmol/l
Patient
GS gesamt
Normwert
Alter
Diagnose
Th. / Ko.
1
5,91 ↑
3,1-4,1
15
Osteosarkom
K
2
2,58 ↓
3,1-4,1
19
Osteosarkom
K
3 *
4,03
3,1-4,1
15
Osteosarkom
T
4
2,65 ↓
3,1-4,1
22
Ewing-Sarkom
K
5
3,41
3,1-4,1
18
Ewing-Sarkom
K
6 *
7 *
4,37 ↑
3,1-4,1
13
Ewing-Sarkom
T
4,59 ↑
3,1-4,1
15
Ewing-Sarkom
T
8
3,78
3,1-4,1
15
Ewing-Sarkom
T
Anmerkung: * Mittelwert aus mehreren Werte (Pat.3 – 7 Werte, Pat.6 – 3 Werte, Pat.7 – 4 Werte)
58
Über die Verteilung der Gesamt-GS lässt sich weder eine eindeutige, noch eine
einheitliche Aussage treffen. Bei PatientInnen mit Ewing-Sarkom zeigen 2 von 4
leicht erhöhte Werte. Jedoch ist die Fallzahl zu gering, um einen tendenziellen
Trend zu vermuten.
Tabelle 3-28: Gruppe KT, unkonjugierte GS, Einheit: μmol/l
Patient
1
2
3 *
4
5
6 *
7 *
8
CL
CDC
DC
LC
UDC
0,1↓
0,1
0
0,2
0,1
0,1↓
0,5↑
0
0,2↓
0,1↓
0,3
0,7↑
1,6↑
0,4↑
1,6↑
0,3
0,6↑
0
0,1↓
0,9↑
0,1↓
0,4↑
0
0,1↓
0
0
0
0
0
0
0,1↑
0,2
0,3↑
0,1
0,1
0
0,3↑
0,5↑
0,7↑
0
Die unkonjugierten GS zeigen sowohl leichte Abweichungen über als auch unter
die Norm, allerdings ist keine Regelmäßigkeit erkennbar (Tab. 3-28). Die primäre
GS CL ist bei den meisten ProbandInnen erniedrigt, hingegen zeigt CDC bei der
Hälfte der ProbandInnen erhöhte Werte.
Tabelle 3-29: Gruppe KT, Taurin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Patient
1
2
3 *
4
5
6 *
7 *
8
TC
TCDC
TDC
TLC
TUDC
0
0
0,3↑
0
0,1
0
0
0
0,1
0
0
0
0,1
0,1
0
0,1
0
0,3↑
1,0↑
0
0,1↑
0,2↑
0
0,3↑
0
0
0
0
0,1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
59
Tabelle 3-30: Gruppe KT, Glycin-konjugierte GS, Einheit: μmol/l
Patient
1
2
3 *
4
5
6 *
7 *
8
GC
GCDC
GDC
GLC
GUDC
0,8↑
0,7
0,6
0
0,2↓
0,3↓
0,2↓
0,5
2,0↑
0,9↓
1,5↑
0,5↓
0,7↓
1,3
1
2,0↑
0,9↑
0,5↑
0
0,4
0,1↓
0,3
0,1↓
0,2↓
0
0
0
0,1
0
0
0
0
1,0↑
0
0,1↓
0
0
0,8↑
0,3
0
Die konjugierten GS scheinen insgesamt eher erniedrigt. Sämtliche TaurinKonjugate sind nur in geringen Mengen bzw. nicht nachweisbar (Tab. 3-29).
Auffällig ist, dass die TUDC bei keinem/keiner ProbandIn nachweisbar ist. Im
Gegensatz dazu finden sich bei der Hälfte der PatientInnen leicht erhöhte Werte
der TDC.
Die konjugierten sekundären GS TLC und GLC sind nur in sehr geringen Mengen
oder überhaupt nicht nachweisbar.
60
3.3 Spezielle Ergebnisse
Im Rahmen unserer Laboranalysen, wurden bei einigen PatientInnen mehrmals
die GS-Werte zu unterschiedlichen Abnahmedaten mitbestimmt. Die Auswahl
erfolgte zufällig. Es erschien uns interessant, die Verläufe der Messungen
einzelner PatientInnen genauer zu studieren und soweit möglich mit dem
zeitgleichen Therapiestatus zu korrelieren um konkretere Aussagen bezüglich der
Beeinflussung des GS-Haushalts zu treffen. Auf den Verlauf der jeweiligen
Gesamtgallensäurewerte wird in diesem Kapitel genauer eingegangen.
3.3.1 Gruppe IA: ALL unter Therapie
Die PatientInnen 1 bis 3 leiden an einer Vorläufer-B-ALL ohne Hochrisikokriterien
Sie werden laut Therapieoptimierungsstudie AIEOP-BFM ALL 2009 behandelt und
können am ehesten miteinander verglichen werden.
Die Patienten 4 und 5
werden nach dem Behandlungskonzept für HochrisikopatientInnen der Studie
AIEOP-BFM ALL 2009 therapiert. Die PatientInnen 6 bis 8 leiden an einem ALLRezidiv und werden nach einem anderen Protokoll, dem ALL-REZ BFM Register,
behandelt.
3.3.1.1 Patientin 1 (4 Jahre)
Bei Patientin 1 wurde im November 2012 eine akute lymphoblastische Leukämie
(C-ALL, ZNS negativ) diagnostiziert und seitdem mit Chemotherapie laut
Therapieoptimierungsstudie AIEOP-BFM ALL 2009 behandelt. Vom 25.03.2013
bis zum 29.05.2013 konnten 7 GS-Messungen durchgeführt werden.
Normbereich der Gesamt-GS: 4,3 – 6,4 μmol/l
61
GS gesamt
Abnahmedatum
1,7
25.03.2013
19,9
22.04.2013
7,5
23.04.2013
13,3
06.05.2013
6,0
14.05.2013
4,8
23.05.2013
28,8
29.05.2013
Patientin 1 - Gesamt-GS
40
30
20
10
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
17.03.2013
0
Der erste relativ niedrige Wert wurde während einer Therapiepause auf Grund
einer Gastroenteritis zwischen Protokoll M und Protokoll II bestimmt. Die
darauffolgenden Messungen erfolgten während der Behandlung nach Protokoll II
(02.04. – 01.06.2013). Zwei hohe Werte stechen auf dem Diagramm hervor. Der
hohe
Wert
vom
22.04.
kann
mit
keinem
spezifischen
Medikament
in
Zusammenhang gebracht werden. Am 29.05. beträgt der Gesamt-GS-Wert fast 30
μmol/l. Interessant scheint, dass am Tag zuvor (28.05.) PEG-Asparaginase, MTX,
Cytarabin (=Arac) und Thioguanin (=6-TG) verabreicht wurden. Allerdings ist es
schwierig zu erklären, welches Medikament eventuell für die erhöhten GS-Werte
verantwortlich gemacht werden kann.
62
3.3.1.2 Patient 2 (3 Jahre)
Patient 2 leidet an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (C-ALL, ZNS
negativ), die nach dem Protokoll der Therapieoptimierungsstudie AIEOP-BFM ALL
2009 seit Ende Dezember 2012 behandelt wird. Vom 22.03.2013 bis zum
06.05.2013 wurden 6 GS-Messungen durchgeführt. Die Gesamt-GS werden im
Diagramm dargestellt.
Normbereich der Gesamt-GS: 4,3 – 6,4 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
9,3
22.03.2013
16,7
25.03.2013
15,8
03.04.2013
6,8
19.04.2013
8,5
02.05.2013
3,1
06.05.2013
Patient 2 - Gesamt-GS
40
30
↓
20
↓
↓
10
11.05.2013
06.05.2013
01.05.2013
26.04.2013
21.04.2013
16.04.2013
11.04.2013
06.04.2013
01.04.2013
27.03.2013
22.03.2013
17.03.2013
0
Die Gesamt-GS zu Beginn der Messungsserie waren erhöht, hingegen fallen die
Werte mit der Zeit wieder ab. Ein direkter Zusammenhang mit der Chemotherapie
ist nicht eindeutig erkennbar. Allerdings lässt sich vermuten, dass unter den
wiederholten HD-MTX-Gaben ↓ (am 02.04., 16.04., 03.05.2013) die GS-Werte
rückläufig waren.
63
3.3.1.3 Patient 3 (1 Jahr)
Patient 3 leidet ebenfalls an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (C-ALL,
ZNS negativ). Die Erstdiagnose erfolgte Ende Dezember 2012. Der Patient wird
seitdem nach dem AIEOP-BFM ALL 2009 Protokoll behandelt.
Normbereich der Gesamt-GS: 6,6 – 9,4 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
2,5
22.04.2013
4,5
06.05.2013
Patient 3 - Gesamt-GS
40
30
20
↓
↓
10
08.05.2013
06.05.2013
04.05.2013
02.05.2013
30.04.2013
28.04.2013
26.04.2013
24.04.2013
22.04.2013
20.04.2013
0
Die beiden GS-Werte sind im Vergleich zu den anderen PatientInnen relativ
niedrig. Beide Messungen wurden jeweils 3 Tage nach der Gabe von HD-MTX ↓
abgenommen. (15.03. – 08.05.13: Protokoll M)
64
3.3.1.4 Patient 4 (9 Jahre)
Patient 4 ist ein neunjähriger Junge, der an einer akuten lymphoblastischen T-Zell
Leukämie mit initialem Liquorbefall und Retinablutungen leidet. Seine Erkrankung
wurde Ende November 2012 diagnostiziert und als HR-ALL (high risk-ALL)
eingestuft. Die Chemotherapie erfolgt laut Therapieoptimierungsstudie AEIOPBFM ALL 2009.
Bei Patient 4 wurden in der Zeit vom 22.03.2013 bis zum
04.06.2013 8 GS-Messungen durchgeführt.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,6 – 5,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
3,2
22.03.2013
21,8
02.04.2013
7,5
13.04.2013
14,7
19.04.2013
21,7
02.05.2013
18,5
14.05.2013
11,4
29.05.2013
17,1
04.06.2013
Patient 4 - Gesamt-GS
40
30
20
10
15.06.2013
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
17.03.2013
0
Der Verlauf der Gesamt-GS-Werte wird im Diagramm dargestellt. Er zeigt ein
heterogenes Verteilungsmuster. 7 von 8 Werten sind erhöht. Der erste
verhältnismäßig niedrige Wert wurde nach MTX- und VDS-Gabe am 19.03. und
nach IFO-Gabe vom 20.03. – 22.03. abgenommen. Es wäre möglich, dass der im
Verhältnis zu den anderen Messungen recht niedrige Wert mit 3,2 μmol/l durch die
Chemotherapeutika bedingt ist. Bei sämtlichen erhöhten Werten konnte allerdings
kein Zusammenhang mit spezieller Medikation hergestellt werden.
65
3.3.1.5 Patient 5 (8 Jahre)
Patient 5 leidet an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (C-ALL, TEL AML1
positiv, ZNS negativ), die als HR-ALL eingestuft wird. Die Diagnose wurde Mitte
November
2012
gestellt.
Die
Behandlung
erfolgt
nach
der
Therapieoptimierungsstudie AEIOP-BFM ALL 2009. Vom 22.03.2013 bis zum
23.05.2013 wurden 4 GS-Messungen durchgeführt.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,6 – 5,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
13,0
22.03.2013
3,3
03.04.2013
4,6
07.04.2013
8,5
23.05.2013
Patient 5 - Gesamt-GS
40
30
20
10
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
17.03.2013
0
Die Werte divergieren. Der erste relativ hohe Wert wurde zwischen zwei
Therapieblöcken abgenommen. Der nächste Wert vom 03.04. wurde am Ende
eines Therapieblocks bestimmt und scheint zurückgegangen zu sein. Die beiden
Messungen vom 07.04. und 23.05. können nur schwierig mit der Therapie
korreliert werden.
66
3.3.1.6 Patient 6 (7 Jahre)
Bei Patient 6 wurde eine prä-B akute lymphatische Leukämie diagnostiziert,
welche von Mitte Juni 2010 bis Mitte Juni 2012 laut Therapieoptimierungsstudie
ALL-BFM 2000 behandelt wurde. Am Therapieende war der Patient in Remission.
Er leidet aktuell an einem Spätrezidiv nach den ALL REZ BFM Kriterien mit
Knochenmark-
und
Nierenbefall.
Die
Chemotherapie
erfolgt
nach
der
Beobachtungsstudie ALL REZ BFM in der Therapiegruppe 2. Wir konnten beim
Patienten vom 22.03.2013 bis zum 18.07.2013 zehn GS-Messungen aufzeichnen.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,6 – 5,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
7,2
22.03.2013
10,4
13.04.2013
9,6
19.04.2013
6,7
22.04.2013
7,2
23.04.2013
7,0
23.05.2013
9,4
29.05.2013
27,5
15.07.2013
5,8
17.07.2013
5,1
18.07.2013
Patient 6 - Gesamt-GS
40
30
20
10
25.07.2013
05.07.2013
15.06.2013
26.05.2013
06.05.2013
16.04.2013
27.03.2013
07.03.2013
0
Sämtliche GS-Werte sind im Vergleich zu den Normwerten erhöht. Ein Wert mit
27,5 μmol/l sticht dabei hervor. Am Tag dieser Abnahme erfolgte die stationäre
Aufnahme vor dem Start eines Therapieblocks. Es könnte sich um eine
Fehlmessung handeln.
67
3.3.1.7 Patientin 7 (6 Jahre)
Die Patientin leidet an einem ALL-Rezidiv. Bei ihr wurde im Oktober 2009 eine CALL diagnostiziert und im Rahmen einer zweijährigen Therapiestudie (ALL-IC
BFM 2002) behandelt. Im September 2011 wurde das erste Rezidiv, das isoliert im
Knochenmark auftrat, erkannt und chemotherapeutisch behandelt. Seit Februar
2013 leidet sie an einem präuterinen / prävaginalen Zweitrezidiv. Die Therapie
erfolgt laut Beobachtungsstudie ALL REZ BFM. Die 8 GS-Messungen wurden vom
04.04.2013 bis 29.05.2013 durchgeführt.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,6 – 5,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
5,1
04.04.2013
8,5
19.04.2013
5,4
23.04.2013
8,8
02.05.2013
12,0
06.05.2013
7,7
14.05.2013
16,8
23.05.2013
8,9
29.05.2013
Patientin 7 - Gesamt-GS
40
30
20
10
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
0
Sämtliche GS-Werte befinden sich im erhöhten Bereich. Massive Ausreißer sind
nicht erkennbar, allerdings hebt sich ein Wert etwas ab. Am 23.05.2013 wurde der
höchste unter den 8 GS-Werten mit 16,8 μmol/l gemessen. Drei Tage vor dieser
Messung erhielt die Patientin Vincristin und Idarubicin. Der zweihöchste Wert vom
06.05. mit 12,0 μmol/l wurde am Tag der Verabreichung derselben Medikamente
bestimmt. Ob ein möglicher Zusammenhang zwischen den Medikamenten
Vincristin und Idarubicin besteht, bleibt abzuklären.
68
3.3.1.8 Patient 8 (6 Jahre)
Patient 8 leidet an einer C-akuten lymphoblastischen Leukämie (ZNS negativ). Die
Erstdiagnose wurde Ende April 2010 gestellt. Die Chemotherapie erfolgte von Juni
2010 bis Juni 2012 nach BFM-basiertem Protokoll 2000. Da nach ALL REZ BFM
Kriterien ein Spätrezidiv mit Knochenmarkbefall auftrat, wurde der Patient im März
2013 neuerlich therapiert. Die Chemotherapie wird laut Beobachtungsstudie ALL
REZ BFM in der Therapiegruppe 2 durchgeführt. In der Zeit vom 25.03.2013 bis
zum 29.05.2013 konnten wir 6 GS-Messungen beim Patienten durchführen.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,6 – 5,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
2,7
25.03.2013
7,3
07.04.2013
31,5
06.05.2013
8,3
14.05.2013
9,0
23.05.2013
6,7
29.05.2013
Patient 8 - Gesamt-GS
40
30
20
10
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
17.03.2013
0
Der erste Therapieblock wurde vom 22.03. bis 27.03. und der zweite vom 05.04.
bis 09.04.2013 durchgeführt. Wir konnten jeweils nur einen GS-Wert ermitteln,
weshalb keine konkrete Aussage diesbezüglich getroffen werden kann. Der erste
Wert scheint eher niedrig, während der zweite Wert im zweiten Therapieblock auf
7,3 μmol/l angestiegen ist. Darauf folgte die Behandlung laut Protokoll II-IDA vom
19.04. bis 31.05. Ein Wert mit 31,5 μmol/l ist besonders auffällig. Er steht nur im
direkten Zusammenhang mit Dexamethason, keinen anderen Medikamenten. Die
restlichen 3 Werte im Monat Mai bleiben annähernd konstant erhöht.
69
3.3.2 Gruppe IV: Knochentumore
3.3.2.1 Patient 1 (15 Jahre)
Der Patient leidet an einem Osteosarkom, welches im Rahmen der Versorgung
einer Oberschenkelfraktur Anfang 2013 auffällig geworden ist. Nach der
Diagnosesicherung mittels Biopsie wurde die Chemotherapie laut der Studie
EURAMOS-1 Ende März 2013 eingeleitet. Am 12.04. erhielt er den ersten HDMTX-Block. Die Operation erfolgte am 03.06.2013. Unsere GS-Messungen
wurden sowohl vor, als auch nach der Resektion durchgeführt.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,1 – 4,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
6,1
07.04.2013
3,6
13.04.2013
4,3
19.04.2013
1,7
14.05.2013
3,1
23.05.2013
5,5
04.07.2013
3,8
05.07.2013
Patient 1 - Gesamt-GS
40
30
20
10
15.07.2013
05.07.2013
25.06.2013
15.06.2013
05.06.2013
26.05.2013
16.05.2013
06.05.2013
26.04.2013
16.04.2013
06.04.2013
27.03.2013
0
Die GS-Werte zeigen ein recht unterschiedliches Verteilungsmuster, wobei außer
einem Wert mit 1,7 μmol/l keine deutlichen Ausreißer auffallen.
70
3.3.2.2 Patient 2 (13 Jahre)
Bei Patient 2 wurde im Herbst 2012 ein molekulargenetisch bestätigtes EwingSarkom, das möglicherweise vom Os temporale ausgeht, diagnostiziert. Der
Tumor dehnt sich vorwiegend intrakraniell aus. Die präoperative Chemotherapie
erfolgte im Rahmen der Therapieoptimierunggstudie Ewing 2008 mit 8 VIDEBlöcken. Nach zweimaliger peripherer Stammzellseparation erfolgte die definitive
Lokaltherapie inklusive Bestrahlung. Seit Ende Jänner 2013 befindet sich der
Patient unter Erhaltungschemotherapie, die 8 VAI-Blöcke umfasst. Die 3 GSMessungen wurden innerhalb dieses Zeitraums durchgeführt.
Normbereich der Gesamt-GS: 3,1 – 4,1 μmol/l
GS gesamt
Abnahmedatum
2,7
03.04.2013
7,5
02.05.2013
3,0
14.05.2013
Patient 2 - Gesamt-GS
40
30
20
10
21.05.2013
16.05.2013
11.05.2013
06.05.2013
01.05.2013
26.04.2013
21.04.2013
16.04.2013
11.04.2013
06.04.2013
01.04.2013
27.03.2013
0
Die 3 GS-Werte sind zu wenig um konkrete Schlüsse in Bezug auf die
Chemotherapie zu ziehen. Auffällig ist aber, dass die beiden niedrigeren Werte
jeweils am 2.Tag nach Beginn eines VAI-Blocks gemessen wurden. Am Tag vor
den Messungen wurden Vincristin, Actinomycin D und Ifosfamid verabreicht und
am Tag der Messung Actinomycin D und Ifosfamid. Möglicherweise könnte sich
diesbezüglich ein Trend verminderter GS abzeichnen. Der etwas erhöhte Wert
zwischen den Therapieblöcken in einem therapiefreien Intervall könnte darauf
hinweisen, dass die Verminderung der GS nur vorübergehend und nicht beständig
sei.
71
4 Diskussion
Die vorliegende Studie hatte das Ziel, Veränderungen des GS-Stoffwechsels bei
Kindern und Jugendlichen mit hämatoonkologischer Grunderkrankung zu
untersuchen. GS werden in der Leber synthetisiert und der Großteil im Rahmen
des enterohepatischen Kreislaufes wieder in die Hepatozyten zurücktransportiert.
Bei onkologischen PatientInnen könnte der GS-Stoffwechsel auf Grund mehrerer
Faktoren beeinflusst werden. Erstens könnte direkt die Leberzelle von einer
malignen Erkrankung betroffen sein. Zweitens könnte die Therapie mit
Chemotherapeutika zu einer Leberzellschädigung mit konsekutiver Störung der
GS-Produktion führen. Drittens ist es bekannt, dass Zytokine die GS-Transporter
beeinflussen und z.B. bei prolongierter Sepsis eine Cholestase auftritt (53, 54). Bei
onkologischen Erkrankungen wird von „Zytokinstürmen“ berichtet und bei
Tumorzerfall werden Zytokine zum Zellabbau aktiviert (55).
Über die Änderung von GS im Serum bei hämatoonkologischer Erkrankung mit
oder ohne Therapie gibt es bisher keine Literatur. Die durchgeführte Studie ist
eine Pilotstudie im Sinne eines „allgemeinen Screenings“ und soll einen ersten
Überblick auf diesem Gebiet schaffen. Dabei haben wir den Fokus nicht primär auf
spezielle Erkrankungen oder Bedingungen gelegt, sondern versucht, ein breites
Spektrum abzudecken und konnten die Werte von 74 PatientInnen untersuchen.
Unsere prinzipielle Fragestellung ist, ob bei PatientInnen mit hämatoonkologischer
Grunderkrankung eine Veränderung der Gesamt-GS und bei genauerer
Untersuchung in der Verteilung des GS-Profils nachweisbar ist
Um die Ergebnisse der GS-Messungen übersichtlicher zusammenzufassen,
haben wir 5 Gruppen gebildet. Innerhalb der Gruppen können die Werte schlüssig
miteinander verglichen werden.
Alle Gruppen zeigen unterschiedlich hohe
Gesamt-GS-Werte. Vorweggenommen sei erwähnt, dass sich die Abweichungen
eher in moderaten Maßen halten und wider Erwarten keine extrem hohen oder
extrem niedrigen Werte herausstechen.
Die größte Gruppe I ALL wurde in PatientInnen, die sich unter Therapie und unter
Nachkontrolle befinden gegliedert. In beiden Subgruppen zeigen sich moderat
72
erhöhte Werte. Bei PatientInnen unter Therapie sind vor allem die primären GS
sowohl in konjugierter als auch in unkonjugierter Form erhöht. Im GS-Profil der
PatientInnen unter Kontrolle sind die Glycin-Konjugate mehr erhöht als die TaurinKonjugate. Darunter sind vor allem die primären Glycin-konjugierten GS erhöht.
In der Gruppe II MbH wurde ebenfalls eine Einteilung in zwei Subgruppen
vorgenommen. Auf Grund der geringen Fallzahl können wir keine allgemeine
Aussage
treffen.
Interessant
ist,
dass
obwohl
in
beiden
Subgruppen
unterschiedlich hohe Gesamt-GS-Werte vorliegen, ein einheitlicher Trend in
Bezug auf die Taurin-Konjugate erkennbar ist. Sowohl bei PatientInnen unter
Therapie, als auch bei jenen die nachkontrolliert werden, sind die TaurinKonjugate stark erniedrigt bzw. nicht nachweisbar. Bei PatientInnen unter
Therapie lassen sich die beiden erhöhten Gesamt-GS-Werte durch eine
Verschiebung des GS-Profils auf die Seite der unkonjugierten GS erklären. Davon
sind einheitlich die primären unkonjugierten GS erhöht.
PatientInnen der Gruppe III HT zeigen unterschiedliche Gesamt-GS-Werte. Wir
müssen beachten, dass in dieser Gruppe ProbandInnen mit heterogenen
Tumorerkrankungen und individualisierten Therapieformen zusammengefasst
worden sind. Daher können ihre Werte nur eingeschränkt miteinander verglichen
werden. Insgesamt divergieren die Werte der Gesamt-GS und der einzelnen GS.
Bei mehr als der Hälfte unserer PatientInnen wurden erniedrigte Gesamt-GSWerte gemessen. Im GS-Profil zeigt sich ein buntes Verteilungsmuster. Eine
Ähnlichkeit erkennen wir am ehesten an den niedrigen sekundären GS UDC und
LC. Beide sekundären GS sind sowohl in konjugierter als auch in unkonjugierter
Form erniedrigt oder kaum nachweisbar.
Die Gruppe IV KT schließt PatientInnen mit Osteosarkom oder Ewing-Sarkom ein.
Die Gesamt-GS zeigen unterschiedliche Werte. Es kann keine Tendenz zu hohen
oder niedrigen Messungen erkannt werden. Allerdings fällt auf, dass die
konjugierten GS bei den meisten PatientInnen eher erniedrigt sind. Unter den
Taurin-Konjugaten ist am ehesten ein einheitlicher Trend erkennbar: sämtliche
Taurin-konjugierten GS (außer TDC) sind kaum bzw. nicht nachweisbar.
73
Die Aufzeichung der Verlaufskontrollen zufällig ausgewählter PatientInnen zeigt
überraschenderweise keine signifikanten Ausreißer unter den Gesamt-GS-Werten.
Weder bei den 8 PatientInnen mit ALL, noch bei den 2 Patienten mit
Knochentumoren lassen sich konkrete Aussagen über die Grunderkrankung
beziehungsweise die Medikation und deren Auswirkungen auf den GS-Haushalt
treffen. Es ist bekannt, dass HD-MTX sowohl die Leber, als auch die
Darmschleimhaut massiv schädigt (56, 57). Gerade deshalb ist es verwunderlich,
dass zum Beispiel eine Therapie mit HD-MTX kaum den Serum-GS-Spiegel zu
beeinflussen scheint. Aus unseren Beobachtungen lässt sich vermuten, dass die
GS-Werte bei 3 PatientInnen mit ALL (Pat. 2, Pat. 3, Pat. 4) nach HD-MTX-Gabe
rückläufig waren. Ob dieser Trend regelmäßig auftritt und eventuell anhält, können
wir im Rahmen unserer Studie nicht bestätigen.
Derzeit kann die Bedeutung der veränderten GS-Werte im Serum bei Kindern und
Jugendlichen mit hämatoonkologischer Erkrankung nicht ausreichend interpretiert
werden. Die Durchführung von Studien bei PatientInnen mit hämatoonkologischer
Grunderkrankung ist komplex und müsste in Zukunft prospektiv durchgeführt
werden. Auf Grund der vielen unterschiedlichen Tumorerkrankungen wäre es
ratsam, speziell auf ausgewählte Krankheitsbilder einzugehen. Die ALL zum
Beispiel zählt zu den häufigsten malignen Erkrankungen im Kindesalter und schon
unsere ersten Ergebnisse lassen auf regelmäßige Veränderungen im GS-Haushalt
bei betroffenen PatientInnen schließen. Um eine Aussage darüber zu treffen, ob
diese Veränderungen nur kurzfristig oder über längere Zeit bestehen bleiben,
müssten GS-Messungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden.
Eine durch eine Tumorerkrankung hervorgerufene direkte Leberzellschädigung
konnten
wir
im
Rahmen
unserer
Studie
nicht
untersuchen.
Unser
PatentInnenkollektiv enthält keinen/e Patienten/in mit einem Leberzelltumor. Für
nachfolgende
Projekte
wäre
es
interessant,
insbesondere
auf
PatientInnengruppen mit primären Leberzelltumoren einzugehen, wobei dafür
Studien
bei
Erwachsenen
nötig
wären
(Hepatozelluäres
Karzinom).
Möglicherweise können sich Leber-, Gallenblasen- oder Gallengangskarzinome
direkt auf den GS-Haushalt auswirken. Auch bei anderen Tumorgruppen könnte
der Vergleich der GS-Werte bei Erwachsenen neue Ansätze liefern.
74
Ob sich die hepatotoxische Wirkung diverser Chemotherapeutika nachhaltig auf
den GS-Metabolismus auswirkt, können wir mit unserer Studie nicht eindeutig
belegen. Wir haben versucht, die Verläufe der GS-Werte von einzelnen
PatientInnen unter Therapie aufzuarbeiten und mit ihrer aktuellen Medikation zu
korrelieren. Bei den diversen Messungen handelt es sich allerdings um zufällige
routinemäßige Kontrollen. Das heißt, dass der Abnahmezeitpunkt nicht unbedingt
in direktem Zusammenhang mit der Verabreichung des Medikaments stehen
muss. Bei 3 unserer PatientInnen lässt sich vermuten, dass wiederholte HD-MTXGaben zu einer Abnahme der GS führen. Ob dieser Effekt nachhaltig ist oder
nicht, kann auf Grund der geringen Fallzahlen und der wenigen Verlaufsparameter
nicht beurteilt werden. Zur Abklärung ob und in welchem Ausmaß diverse
Chemotherapeutika
den
Serum-GS-Spiegel
beeinträchtigen,
sind
mehrere
Blutproben nötig. In einer darauf ausgerichteten Folgestudie müsste genau darauf
geachtet werden, die Proben jeweils vor und nach Verabreichung der
Medikamente abzunehmen und zu bestimmen. Auf diese Weise könnten
Veränderungen auf die Therapeutika zurückgeführt werden.
Änderungen des GS-Stoffwechsels im Rahmen von onkologischen Erkrankungen
könnten Zytokin-mediiert sein. In der Literatur ist beschrieben, dass Zytokine im
Rahmen einer Sepsis die Regulation der Expression von GS-Transportern
beeinflussen und somit zu Änderungen des GS-Transports führen können (53).
Interessanterweise wird in der Literatur immer wieder von „Zytokinstürmen“ bei
hämatoonkologischen Erkrankungen berichtet, jedoch gibt es wenige konkrete
Messungen von Zytokinen im Serum bei Kindern- und Jugendlichen mit
hämatoonkologischen Erkrankungen. Ein nächster Schritt wäre die Messung
verschiedener Zytokine parallel zu den GS-Messungen mit anschließender
Korrelations-Prüfung. Auch in-vitro Versuche mit Tumor-Zelllinien könnten
aufschlussreich sein. In der Phase der Therapie könnten auch Medikamente zu
Ausschüttungen von Zytokinen führen oder Enzyme des GS-Metabolismus
beeinflussen. Diesbezüglich wären weiterführende Versuche interessant, obwohl
wir kein Medikament ausfindig machen konnten, welches eindeutig zu einer
massiven Änderung des GS-Serumspiegels geführt hat.
75
Es muss die Vielzahl an Faktoren beachtet werden, welche den Krankheitsverlauf
und eventuell den GS-Stoffwechsel beeinträchtigen könnten. Dazu zählen u.a.
eine
lange
Krankheitsanamnese,
regelmäßige
Medikamenteneinnahme,
Chemotherapien, Operationen, Bestrahlungen und Infekte. Durch die Einnahme
von zytotoxischen Medikamenten liegt eine Beeinflussung des Leberstoffwechsels
und in Folge der GS-Homöostase nahe. Dies konnte in unserer Studie nicht
ausreichend behandelt werden.
Zusammenfassend konnten wir erste Daten über die Serum-GS-Werte von
PatientInnen
auswerten.
mit
Der
hämatoonkologischer
GS-Stoffwechsel
hämatoonkologischen
Erkrankungen
Grunderkrankung
wird
eindeutig
beeinflusst.
Die
im
aufarbeiten
und
Rahmen
von
meisten
unserer
PatientInnen zeigen leicht erhöhte Gesamt-GS-Werte im Vergleich zum
altersentsprechenden Bevölkerungskollektiv. Bei den in Remission/Nachsorge
untersuchten PatientInnen lässt sich erkennen, dass die Veränderungen nur
vorübergehend und nach erfolgreicher Therapie weitgehend reversibel sind.
Nachfolgende Studien werden die genauen Ursachen für die Änderungsmuster
näher untersuchen. Aktuell lässt sich noch nicht abschätzen, ob PatientInnen von
einer
GS-Substitution
während
der
Therapie
einer
hämatoonkologischen
Erkrankung profitieren könnten.
76
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Anhang –Projektplan
 Jänner 2013
Kontaktaufnahme mit Betreuer
Erstgespräch und Themenauswahl
 Februar 2013
Beginn mit Literatursuche
 März 2013
Wöchentliche Besprechung mit Betreuer (3. - 7.2013)
Gespräche mit MitarbeiterInnen des Labors
Detailplanung der Ablaufprozesse
Erhalt der ersten Daten der GS-Werte
Beginn mit „Einleitung“ der Diplomarbeit
 April 2013
Beginn mit Tabellengestaltung
 Juni 2013
Erstellung des Konzeptformulars
Erhalt der Normwerte von Kollegin
Vergleich der Daten anhand der Normwerte
 20. Juni 2013
Präsentation der Diplomarbeit im Rahmen der
„Mariatroster Forschungsklausurtagung 2013“
(15min öffentlicher Vortrag)
 Juli – Sept. 2013
Verfassen der Teile „Material und Methoden“ und
„Ergebnisse“
Erhalt weiterer Daten der GS-Werte
 Okt. – Nov. 2013
Überarbeiten bisheriger Ergebnisse
Aktualisieren der Tabellen
 Dez. 2013
Erstellen der Diagramme zu GS-Verläufen
 Jän. - Feb. 2014
Fertigstellen des Teils „Ergebnisse“
Verfassen des Teils „Diskussion“
 März - Mai 2014
Fertigstellen und Einreichen der Diplomarbeit
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