Dermatokosmetik - ReadingSample - Beck-Shop

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Dermatokosmetik
Bearbeitet von
Martina Kerscher, Ralph M Trüeb
2., berarb. u. erw. Aufl. 2008. Buch. xvi, 224 S. Hardcover
ISBN 978 3 7985 1546 8
Format (B x L): 19,3 x 27 cm
Gewicht: 840 g
Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen >
Allgemeinmedizin, Familienmedizin
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Dermatokosmetische Wirkstoffe bei Hautalterung
126] sind etwa Fucus vesiculosus-Extrakte
[62], Polyphenole enthaltende weiße Traubenkernextrakte, Polyphenole enthaltende Granatapfelextrakte, Cimicifuga racemosa-Extrakte oder auch maritime Pflanzenextrakte,
etwa aus Algen bzw. Mikroalgen. Zu den
meisten dieser Wirkstoffe existieren bislang
keine doppelblinden, vehikelkontrollierten
klinischen Studien.
] Polypeptide
Eine vergleichsweise neue Entwicklung in der
Dermatokosmetik stellt die Applikation von
Peptiden dar. Polypeptide oder Oligopeptide
sind aus Aminosäuren zusammengesetzt, die
durch Proteinbindungen miteinander verbunden sind. Durch Fortschritte in der Technologie wurde es möglich, Peptidsequenzen herzustellen, die Peptidsequenzen in körpereigenen Eiweißen, etwa in Kollagen oder Elastin,
imitieren und so die Fähigkeit besitzen, körpereigene Prozesse, etwa die Kollagenneosynthese oder die Übertragung an der neuromuskulären Synapse, zu beeinflussen. Daher
werden Peptide in der Dermatokosmetik mit
dem Ziel, Hautalterungsveränderungen, sei
es durch verstärkte mimische Aktivität oder
auch durch verstärkten Kollagenabbau, zu
verbessern, eingesetzt [118].
]
Bei den in der Dermatokosmetik eingesetzten Peptiden werden drei Gruppen von
Peptiden unterschieden (Tabelle 6.4):
] Signalpeptide, die direkt die Kollagenund Glykosaminoglykansynthese stimulieren sollen,
] Transportpeptide, die über einen verbesserten Transport von Spurenelementen, etwa Kupfer, den Kollagenstoffwechsel anregen sollen und
] Neurotransmitter-hemmende Peptide, die
die Erregungsübertragung an der neuromuskulären Synapse vermindern sollen.
] Signalpeptide. Die derzeit am intensivsten
erforschte Gruppe von Polypeptiden in der
Dermatokosmetik stellen die Signalpeptide
dar. Verschiedene Untersuchungen aus der
Wundheilungsforschung belegen, dass spezifische Aminosäuresequenzen das dermale
Fibroblastenwachstum und die Syntheseleistung der Fibroblasten verbessern können. So
zeigte eine Studie, dass das Hexapeptid ValinGlycin-Valin-Alanin-Prolin-Glycin (VGVAPG)
die humane Fibroblastenaktivität signifikant
stimuliert, gleichzeitig aber die Elastinexpression downreguliert; als Wirkmechanismus
wurde eine Bindung des Peptides an einen
spezifischen Rezeptor vermutet [91].
Tabelle 6.4. Peptide als Dermatokosmetika
Typ
Biologische Wirkung
In-vivo-Wirkung
] Signalpeptide
Aktivierung der Fibroblasten
durch spezifische Peptidsequenzen
Erhöhte Kollagenund Glykosaminoglykansynthese
] Transportpeptide
Durch Einschleusen von Spurenelementen
Enzym-Aktivierung der Kollagenneosynthese
Erhöhte Kollagenneosynthese
] Neurotransmitter-inhibierende Peptide
Interferenz mit Neurotransmitterfreisetzung
Verminderte Muskelaktivität
111
112
]
6 Topische Dermatokosmetika
Andere Peptidsequenzen, etwa das Pentapeptid Lysin-Threonin-Threonin-Lysin-Serin,
das in Prokollagen I gefunden wird, sind in
der Lage, die Kollagenneosynthese zu stimulieren und zudem die Synthese von Proteinen der extrazellulären Matrix anzuregen
[95, 135]. Da dieses Pentapeptid eine besonders ausgeprägte Wirkung aufwies und zudem über die Verbindung mit der lipophilen
Fettsäure Palmitinsäure die epidermale Barriere durchdringen kann, stellt es einen interessanten und innovativen Wirkstoff zur Verminderung von Hautalterungszeichen an der
Haut dar. So konnte experimentell gezeigt
werden, dass Palmitoylpentapeptid-3 (z. B. in
Olaz Regenerist®) in vitro die Synthese von
Kollagen, Glykosaminoglykanen und anderen
extrazellulären Matrixmolekülen in Fibroblasten erhöhen kann. Neben einer erhöhten
Kollagenneosynthese stimulierte das Pentapeptid an humanen Fibroblasten in vitro die
Proteinbiosynthese anderer Matrixbestandteile. In verschiedenen In-vivo-Studien mit
doppelblindem, Vehikel-kontrollierten und
randomisierten Design konnte aufgezeigt
werden, dass dieses Palmitoylpentapeptid bei
sehr guter Verträglichkeit bereits nach 12wöchiger täglicher Applikation zu einer Stimulation des Bindegewebsstoffwechsels mit
Induktion von Kollagen Typ I und III führt.
Klinisch zeigt sich dies sowohl in einem
vermehrten Kollagengehalt der Dermis, der
histopathologisch nachgewiesen wurde, wie
auch in einer Zunahme der Hautdicke und
-dichte, gemessen in der 20-MHz-Sonographie sowie in einer Abnahme der Hautoberflächenrauigkeit und in einer Zunahme der
Hautglätte (Abb. 6.8 a–f). Neben seiner Wirkung auf den Kollagenstoffwechsel fördert
Palmitoylpentapeptid auch die Synthese von
Bestandteilen der extrazellulären Matrix und
erhöht so die Elastizität der Haut. In einer
weiteren Untersuchung wurde die klinische
Wirksamkeit eines Palmitoylpentapeptid-haltigen Externums mit der Wirksamkeit einer
Retinol-haltigen Zubereitung verglichen. Dabei unterschieden sich die Effekte auf den
Kollagenstoffwechsel nicht signifikant, die
Verträglichkeit war bei der Applikation des
Pentapeptids deutlich verbessert [113].
] Transportpeptide. Eine andere Funktion
von Peptiden in Dermatokosmetika stellt die
Stabilisierung und Freisetzung von Metallionen, wie etwa Kupfer, dar. Kupfer ist nach
Eisen und Zink das dritthäufigste Spurenelement im Körper. Es ist im Körper des
Menschen ubiquitär vorhanden und macht
etwa 1,4 ´ 10–4% seines Gesamtkörpergewichtes aus. Der tägliche Kupferbedarf beträgt
1,5–2 mg, der Serumspiegel eines gesunden
Menschen beträgt 80–130 lg/dl. Bei gestörter
Resorption, Kwashiorkor oder anderen Erkrankungen kann der Kupferspiegel erniedrigt sein. Im Serum ist Kupfer zu 94% an
Ceruloplasmin gebunden, in den Erythrozyten zu 60% an Erythrocuprein. Kupfer ist
ein für viele Zellfunktionen essenzielles Spurenelement des Körpers, das Bestandteil z. B.
vieler Oxidasen ist, das auch im Rahmen der
Hautalterung Stoffwechselprozesse positiv
beeinflussen kann. So ist es beispielsweise
für die Quervernetzung von Kollagen und
Elastin wichtig, da das hierfür notwendige
Enzym Lysyloxidase kupferabhängig ist.
Auch für eine Reihe weiterer Enzyme, etwa
die Superoxiddismutase und Dopamin-bHydroxylase, ist Kupfer ein essenzieller Kofaktor. Verschiedene Untersuchungen haben
gezeigt, dass das Tripeptid Glycin-HistidinLysin (GHK) die Kupferaufnahme durch die
Zellen signifikant verbessern kann und dass
der Komplex aus Kupfer und dem Tripeptid
GHK die epidermale Barriere penetrieren
kann.
Experimentell konnte gezeigt werden, dass
Kupfertripeptid in vitro die Synthese von
Kollagen, Glykosaminoglykanen und anderen
extrazellulären Matrixmolekülen in Fibroblasten erhöhen kann [118, 122, 123, 167,
184]. In einer Studie, die die Wirkung des
topischen Kupferkomplexes auf gesunde
Haut untersuchte, wurde nachgewiesen, dass
der Wirkstoff eine Induktion der dermalen
Prokollagensynthese in der papillären Dermis bewirken kann [1]. Die Kupfertripeptidinduzierte Prokollagensynthese war in dieser
Untersuchung stärker ausgeprägt als bei Vitamin C, Tretinoin und Melatonin [1]. Auch
Oddos et al. untersuchten den Effekt des
Kupfertripeptidkomplexes auf menschliche
Dermatokosmetische Wirkstoffe bei Hautalterung
Abb. 6.8 a–f. Augenwinkel a vor und b nach zwölfwöchiger
topischer Applikation eines Palmitoylpentapeptid-haltigen Externums. Hautoberflächenrelief (Augenwinkel) c vor und d
nach zwölfwöchiger topischer Applikation eines Palmitoyl-
]
pentapeptid-haltigen Externums. 3D-Ansicht des Hautoberflächenreliefs (Augenwinkel) e vor und f nach zwölfwöchiger
topischer Applikation eines Palmitoylpentapeptid-haltigen Externums
113
114
]
6 Topische Dermatokosmetika
Fibroblasten in vitro und fanden neben der
beschriebenen Kollagensyntheseinduktion eine Stimulation der Proteinsynthese in dermalen Fibroblasten [138]. In dieser Studie
konnte weder das GKH-Peptid allein noch
freies Kupfer (als Kupferchlorid), sondern
ausschließlich der GKH-Kupferkomplex die
Kollagensynthese induzieren [138].
Nachdem eine signifikante Absorption des
Kupfertripeptidkomplexes in die Haut gemessen werden konnte, zeigten Leyden et al.
klinisch positive Wirkungen des Wirkstoffes
auf vorgealterte Haut [111]. Im Einzelnen ergaben sich z. B. eine verbesserte Elastizität
und gemilderte Fältchen nach der Behandlung
mit Kupfertripeptid enthaltenden Cremes
(z. B. in RetinOX® Correxion) [111, 112]. Sonographisch konnte eine Erhöhung der Hautdicke und -dichte nach der Behandlung gemessen werden [106, 166] (Abb. 6.9). Die
Kupfertripeptid enthaltenden Zubereitungen
zeigten in diesen Untersuchungen keine Hinweise auf Hautirritationen [106, 166].
In den USA werden Kupfer enthaltende
Externa nicht nur als Anti-aging-Wirkstoffe
und bei Wundheilungsstörungen eingesetzt,
sondern auch als Therapeutika bei einer Reihe weiterer Indikationen, etwa Effluvium
oder als Nachbehandlung nach Lasertherapie, Chemical Peeling und Dermabrasion.
] Neurotransmitter-inhibierende Peptide. Neben Signal- und Transportpeptiden werden
auch Peptide in der Dermatokosmetik eingesetzt, die vor allem Zeichen der mimischen
Hautalterung verbessern sollen, indem sie
die Übertragung an der neuromuskulären
Synapse beeinträchtigen [118]. So wurde in
In-vitro-Untersuchungen gezeigt, dass ein
Acetylhexapeptid durch Interferenz mit den
Proteinkomplex an der neuromuskulären Synapse die Neurotransmitterfreisetzung herabsetzen soll. In einer ersten Untersuchung
an Probanden mit Hautalterungszeichen kam
es nach Applikation eines Acetylhexapeptid3-haltigen Externums zu einer Verminderung mimischer Fältchen [21]. Verschiedene
Produkte mit Acetylhexapeptid-3 sind bereits
auf dem Markt (z. B. Exclusive Premium Ex,
Abb. 6.9 a, b. 20-MHz-Sonografie a vor und b nach 8-wöchiger Behandlung mit einem Kupfertripeptid-haltigen Externum
Lipoderm visage esthéthique), weitere kontrollierte und vergleichende Studien zum
Wirkmechanismus stehen derzeit noch aus.
Ein weiteres, in topischen Anti-aging-Produkten wie auch als Anti-aging-Nahrungsergänzung eingesetztes Peptid ist das histidin enthaltende Dipeptid L-Carnosin-b-Alanyl-L-Histidin (nicht zu verwechseln mit
L-Carnitin) [22, 83, 130]. Carnosin, eine
Substanz, deren Wirkung zunächst im Bereich der Wundheilung untersucht wurde,
soll neben einer Stimulation der Kollagenneosynthese eine antioxidative und photoprotektive Wirkung haben, die Bildung von
AGEs (Advance Glycosylation Endproducts)
reduzieren und als Schwermetallionenchelator wirken [134, 150, 153].
Dermatokosmetische Wirkstoffe bei Hautalterung
]
Zusammenfassend lässt sich zum jetzigen
Zeitpunkt festhalten, dass Peptide eine sehr
interessante Wirkstoffkategorie in der Dermatokosmetik bilden, deren Wirkungen, zumindest im Bereich der Signal- und Transportpeptide, durch randomisierte, doppelblinde, vehikelkontrollierte Studien dokumentiert sind. Auch die Verträglichkeit dieser Substanzgruppe ist derzeit als sehr positiv zu bewerten, ihr allergologisches Potenzial – immerhin stellen Proteine und Peptide
häufig auch Allergene dar – kann derzeit
noch nicht abschließend bewertet werden,
zum jetzigen Zeitpunkt ergeben sich keinerlei Anhaltspunkte, dass durch die beschriebenen Peptide vermehrt Kontaktreaktionen
auftreten würden.
duziert bei haarlosen Mäusen die typischen
Zeichen der chronischen aktinischen Schädigung, wie Faltenbildung, Epidermishyperplasie und dermale Fibrose, wenn es vor der
UV-Exposition lokal aufgetragen wird [131].
In In-vitro-Untersuchungen zeigten Brenneisen et al., dass Eisenchelatoren die UVBinduzierte Hochregulation von MMP-1 nahezu vollständig hemmen konnten [25]. In einer Wundheilungsstudie konnte gezeigt werden, dass der an eine Gaze gekoppelte Eisenchelator Desferrioxamin die eisenvermittelte
Induktion der Kollagenase MMP-1 verhindern kann [47, 187]. Dem antioxidativen Anti-aging-Wirkstoff Emblica wird unter anderem auch eine eisenchelierende Wirkung zugeschrieben [38].
] Spurenelemente
] Hormone und Phytohormone
Neben Kupfer, das als aktiver Kupfertripeptidkomplex eingesetzt wird (s. o.), werden
auch Zink, Magnesium, Selen, Gold und
Mangan in Dermatokosmetika eingesetzt.
Überzeugende klinische Einzelwirknachweise
sind noch nicht publiziert.
Bestimmten Metallionen, wie etwa Eisen,
wird eine wichtige Rolle im Rahmen einer
Induktion vorzeitiger Hautalterung zugeschrieben. So scheint ein wichtiger Faktor in
der Pathogenese von Hautschäden durch
elektromagnetische Strahlung die Regulation
des Eisenstoffwechsels in der Zelle zu sein
[18, 25, 145, 181, 182]. In Zellkulturen konnte mit Antioxidanzien (N-(2-Hydroxybenzyl)-Aminosäuren), welche die eisenvermittelte Radikalentstehung durch Komplexbildung mit den Eisenionen hemmen, gezeigt
werden, dass sie nicht nur die Fenton-Reaktion und die UV-induzierte Lipidperoxidation in dermalen Fibroblasten hemmen, sondern auch protektiv gegen UV-induzierte
Zytotoxizität wirken [97]. In anderen Tierversuchen verzögerte die topische Applikation von Eisenchelatoren die UVB-induzierte
Hautschädigung drastisch [18]. Auch Kojicsäure, ein metabolisches Produkt aus Pilzkulturen mit eisenchelierender Wirkung, re-
Im Alter kommt es zu einer – zumindest
teilweise – hormonabhängigen Änderung
der Hautphysiologie. So findet sich in der
Postmenopause eine Reduktion der ovariellen Östrogenproduktion sowie der Konzentration an Progesteron und Testosteron, während die hypophysären Hormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) ansteigen. Mit den Änderungen des Hormonstatus in der Postmenopause korreliert oft auch eine Änderung
der klinischen Hautbeschaffenheit (dünnere
und trockenere Haut mit reduzierter Elastizität und vermehrter Fältchenbildung) und
ihrer histologischen Parameter (z. B. reduzierte Hautdicke) [26, 120]. Zugrunde liegende
Pathomechanismen sollen hormonell bedingte Veränderungen des Kollagenfasergehaltes
der Haut, der elastischen Fasern sowie von
Hyaluronsäure und anderen Bestandteilen
der dermalen Grundsubstanz sein [12, 26,
36, 75, 147]. Östrogenmangel wird im Rahmen der intrinsischen Hautalterung eine
wichtige Rolle zugeschrieben und einige der
Parameter einer alternden Haut erwiesen sich
als durch Östrogensubstitution reversibel [26,
27]. Neben dem mittlerweile gesicherten Einfluss einer systemischen, postmenopausalen
115
116
]
6 Topische Dermatokosmetika
Hormonsubstitution (Östrogene, DHEA und
andere) auf diverse Hautparameter der alternden Haut [7, 27, 34, 81, 84, 158] kommt
es auch bei topischer Applikation von Östrogen-haltigen Externa zu signifikanten Verbesserungen von Hautalterungserscheinungen [22, 27, 67, 84, 118, 160]. Da es sich bei
Applikation eines östrogenhaltigen Externums zur Verbesserung von Hautalterungserscheinungen um einen individuellen Heilversuch mit einem in dieser Indikation nicht
zugelassenen Medikament handelt, wird im
Rahmen dieses Buches nicht näher auf diese
Studien eingegangen.
Ein neuerer Ansatz, östrogenartige Wirkungen in der Haut zu erzielen ohne unerwünschte systemische Nebenwirkungen der
Behandlung befürchten zu müssen, liegt in
der topischen Applikation von so genannten
Phytoöstrogenen. Diese zählen zur Gruppe
der Phytohormone, sind demnach Substanzen pflanzlicher Herkunft mit hormonähnlichen Wirkungen auf die Haut. Sie weisen
eine chemische Ähnlichkeit zu den „echten“
Hormonen auf und interagieren wahrscheinlich mit dem Östrogenrezeptor, haben aber
im Pflanzenreich keine Hormonfunktion
[16]. Beispiele für Phytoöstrogene sind Isoflavone, Cumestane und Lignane. Die Hauptbestandteile der Isoflavone sind Genestein
und Daidzein. Phytoöstrogene zählen wie
Flavonoide zu den so genannten sekundären
Pflanzenstoffen („Phytontrients“). Phytoöstrogene sind z. B. in Soja und Sojaprodukten
sowie tropischen Früchten, Trauben und
Kaffee enthalten. Erste Phytohormon enthaltende Hautpflegeprodukte mit Hinweisen auf
positive Wirkungen auf den Kollagenstoffwechsel und die Hautdicke sind auf dem
Markt (z. B. Neovadiol®). In einer offenen,
kontrollierten, multizentrischen Studie an
234 Probandinnen zeigte sich eine Verbesserung des Erscheinungsbildes und der
Dichte postmenopausaler Haut mit Reduktion von Falten und Erhöhung der Tonizität
durch eine isoflavonhaltige Creme [9].
] Sonstige
Einen vergleichsweise neuen Zweig in der
Anti-aging-Behandlung, der sich bislang nur
in den USA durchgesetzt hat, stellt die topische Applikation von Wachstumsfaktoren
wie EGF (Epidermal Growth Factor) oder
TGF-b dar. Ultraviolette Strahlung führt in
der Haut zu einer Reduktion von TGF-b, die
möglicherweise zu einer TGF-b-vermittelten
Prokollagen-I- und -III-Genexpression führt
[149]. Nachdem die topische Applikation
von EGF zunächst im Rahmen der Wundheilung untersucht wurde, wird es heute teils
auch im Bereich der kutanen Anti-aging
Therapie eingesetzt. Der Wirkmechanismus
von EGF soll in einer Beschleunigung des
Zell-turnover mit schnellerem Regenerationsprozess der Hautzellen liegen. Kontrollierte Studien zur Wirksamkeit und Langzeitsicherheit von EGF bei Hautalterung liegen jedoch in der internationalen Literatur
nicht vor. Neben diesem sind derzeit zahlreiche weitere Wachstumsfaktoren in der klinischen Prüfung als topische Anti-aging-Substanzen. So deuten erste Untersuchungen auf
einen positiven Einfluss des Wachstumsfaktors TGF-b, der die Kollagenneosynthese,
Angiogenese, Zellmigration und -proliferation moduliert und dem Abbau von Matrixproteinen entgegenwirkt, auf den kollagenen
Stoffwechsel mit klinischer Glättung der
Haut hin. So wurde in einer randomisierten,
vehikelkontrollierten Studie an 20 Probanden
mit Hautalterungserscheinungen ein Externum, das eine Mischung verschiedener
Wachstumsfaktoren (VEGF, PDGF-A, G-CSF,
HGF, IL-6, IL-8, TGF-b als Nouricel-MD)
enthielt, über 3 Monate appliziert und mit
einem Vitamin-C-haltigen Externum verglichen. Sowohl im erhobenen klinischen Score
wie auch in der Probandenselbsteinschätzung kam es zu einer signifikanten Befundbesserung, wobei das Externum mit Nouricel-MD dem Vitamin-C-haltigen Externum
überlegen war [51]. In einer weiteren Pilotstudie konnte nach 12-wöchiger topischer
Applikation eines Dermatokosmetikums, das
eine Mischung verschiedener Wachstumsfaktoren (Nouricel-MD) enthielt, histopatholo-
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