Probeklausur zur Linearen Algebra 2 Sommersemester 2010 Universität Heidelberg Mathematisches Institut Dr. D. Vogel Michael Maier Lösung Aufgabe 1. a) Die Aussage stimmt. Beweis: Da a ∈ (b) und b ∈ (a) gibt es c, d ∈ R mit a = cb und b = da. Wir erhalten nun durch Einsetzen a = cda bzw. 0 = a−cda = a(1−cd). Falls a 6= 0 ist 1 = cd, da der Ring nullteilerfrei und damit c ∈ R× . Falls a = 0 erhalten wir direkt b = 0, da sonst b ∈ / (a) = (0) × und damit erfüllt c = 1 ∈ R die Bedingung. b) Die Aussage ist falsch. Sei V = R und Φ(v, w) = 0 für alle v, w ∈ V . Φ ist damit offensichtlich eine symmetrische Bilinearform aber Φ(1, 1) = 0 c) Die Aussage ist falsch. Nach Vorlesung ist eine Matrix über einem Ring genau dann invertierbar wenn die Determinante eine Einheit im Ring ist. Da (1 + i)(1 − i)i = 2i ∈ / Z[i]× = {1, −1, i, −i} ist die Matrix nicht invertierbar. 0 4 0 d) Die Aussage ist falsch. Die Matrix M = 4 3 1 ∈ M (3 × 3, F5 ) ist 0 1 0 t 1 0 symmetrisch und PM = 1 t + 2 4. 0 4 t 2 ⇒ χchar M (t) = det(PM ) = t((t + 2)t + 4) − t = t(t + 2t + 3) Nun hat aber t2 + 2t + 3 in F5 keine Nullstelle. Damit zerfällt das charakteristische Polynom nicht in Linearfaktoren und damit kann M nach LA 1 nicht diagonalisierbar sein. Aufgabe 2. ⇒: ϕ ∈ ker f ⋆ ⇔ f ⋆ (ϕ) = 0 ⇔ ϕ ◦ f = 0 und somit ϕ(w) = 0 ∀w ∈ Bild(f ). Nun bedeutet aber f (x) = b, dass b ∈ Bild(f ), also ϕ(b) = 0 ∀ϕ ∈ Kern(f ⋆ ). ⇐: Sei b ∈ W mit ϕ(b) = 0 ∀ϕ ∈ Kern(f ⋆ ). Angenommen b 6∈ Bild(f ). Da Bild(f ) ein endlichdimensionaler Untervektorraum von W ist, besitzt es eine Basis, die sich mit b und weiteren Vektoren zu einer Basis von W ergänzen lässt. Die dazugehörige duale Basis enthält aber die Linerform ϕ′ = b⋆ , die alle Basisvektoren außer b auf Null abbildet, b dagegen auf 1. Dann ist ϕ′ ◦ f = 0, also ϕ′ ∈ Kern(f ⋆ ), aber ϕ′ (b) = 1. Widerspruch, es folgt die Behauptung. Aufgabe 3. a) Wir bestimmen zunächst eine Orthonormalbasis des Untervektorraums U := Lin(1, t), ausgehend von der Basis (1, t) w f1 := 1 ⇒ w1 := w f1 kw f1 k R1 = 1, da k1k2 = γ(1, 1) = w f2 := t − γ(t, 1) · 1 = t − h i1 1 1 3 1 x− 2 . = 12 3 1 2 12 dx = 1. 0 und kf w2 k2 = γ(f w2 , w f2 ) = R1 0 (x − 12 )2 dx = 0 ⇒ w2 := Lin(1, t). w f2 kw f2 k √ = 2 3 t − 21 . Somit ist (w1 , w2 ) eine Orthonormalbasis von Nun können wir die orthogonale Projektion πU (t3 ) berechnen: √ 3 √ 1 1 9 1 3 3 3 πU (t ) = γ(t , w1 )w1 + γ(t , w2 )w2 = + 2 3 · · 2 3 t − = t− . 4 40 2 10 5 b) Aus ϕ(1) = 1, ϕ(t) = 1 − t, ϕ(t2 ) = (1 − t)2 = 1 − 2t + t2 und ϕ(t3 ) = (1 − t)3 = 1 − 3t + 3t2 − t3 folgt 1 1 1 1 0 −1 −2 −3 . MBB (ϕ) = 0 0 1 3 0 0 0 −1 Außerdem gilt für alle f, g ∈ V : Z 1 Z γ(ϕf, ϕg) = (ϕ(f ))(x) (ϕ(g))(x) dx = 0 0 Trafo-Formel = Z 0 1 f (1 − x) g(1 − x) dx 1 f (x) g(x) dx = γ(f, g). Somit ist ϕ eine orthogonale Abbildung. Bemerkung: Dass MBB (ϕ) keine orthogonale Matrix ist, liefert hier keinen Widerspruch, denn die Basis B = (1, t, t2 , t3 ) ist ja keine Orthonormalbasis von V ! Aufgabe 4. a) Mit Hilfe von Algorithmus 18.15: 1. χchar Aα (t) = det (tE2 − A) = (t − (1 + α)) · (t − (1 − α)) Für α 6= 0: 1 α −α ) = Lin( 2. Eig (Aα , 1 + α) = Kern 1 −α α 1 −α −α ) = Lin( Eig (Aα , 1 − α) = Kern −1 −α −α 1 1 3. √2 ONB von Eig (Aα , 1 + α) 1 1 √1 ONB von Eig (Aα , 1 − α) 2 −1 Für α = 0: 1 0 0 ) = R2 = Lin( 2. Eig (Aα , 0) = Kern 1 0 0 1 1 1 1 3. ( √2 , √2 ) ist ONB von Eig (Aα , 0) 1 −1 4. Aα = √1 2 1+α 0 1 1 · · 0 1−α 1 −1 √1 2 t 1 1 1 −1 b) Mit Hilfe von Algorithmus 20.12: (1, 1) , |α| > 1 (1, 0) , |α| = 1 1. Aus Aufgabenteil a) ergibt sich: Signatur (Aα ) = (2, 0) , |α| < 1 1 , |α| = 1 rang (Aα ) = 2 , |α| = 6 1 1 α 0 2 ,α = 0 rang (Mfα ) = rang α 1 α = 3 , α 6= 0 0 α 0 2. Daraus ergeben sich folgende Fälle: Fall 1: α = 0 rang (Mfα ) = rang (Aα ) ⇒ fα ∼ fI,2,0 = X12 + X22 Fall 2: α 6= 0 und |α| = 6 1 rang (Mfα ) = rang (Aα ) + 1 Falls |α| > 1 so gilt: fα ∼ fII,1,1 = X12 − X22 + 1 Falls |α| < 1 muss zusätzlich noch die Signatur von Mfα mit Hilfe von simultanen Zeilen- und bestimmt Spaltenumformungen 1 0 0 1 0 0 1 α 0 0 werden: Mf α = α 1 α , 0 1 − α2 α , 0 1 − α2 −α2 0 α 0 0 α 0 0 0 1−α2 Für 0 < |α| < 1 gilt somit Signatur (Mfα ) = (2, 1) ⇒ fα ∼ fII,0,2 = −X12 − X22 + 1 Fall 3: |α| = 1 rang (Mfα ) = rang (Aα ) + 2 ⇒ fα ∼ fIII,1,0 = X12 − 2 X2 c) Für α = 1 ergibt sich eine Parabel. Aufgabe 5. Sei R ein kommutativer Ring mit 1. R heißt nullteilerfrei, wenn 1 6= 0 und ab = 0 impliziert, dass a oder b null sind. R heißt Hauptidealring, wenn R nullteilerfrei ist und es für jedes Ideal a ⊂ R ein Element a ∈ R gibt, so dass a = (a) = aR. Eine Abbildung δ : R \ {0} → N0 heißt (euklidische) Normabbildung, wenn es für alle f, g ∈ R, g 6= 0 Elemente q, r ∈ R gibt, so dass f = qg+r und δ(r) < δ(g) oder r = 0. Ein nullteilerfreier Ring R, der eine euklidische Normabbildung zulässt, heißt euklidisch. Sei nun a ⊂ R ein Ideal eines euklidischen Rings R mit Normabbildung δ. Ist a das Nullideal, so gilt a = (0) = 0R, also ist a ein Hauptideal. Nehmen wir nun an, dass a Elemente ungleich 0 enthält. Dann ist die Menge δ(a \ {0}) eine Teilmenge von N0 und hat folglich ein kleinstes Element. Es gibt also ein (nicht notwendigerweise eindeutiges) a ∈ a, so dass δ|a\{0} (a) minimal ist. Es ist klar, dass (a) ⊂ a gilt, denn es ist a ∈ a. Sei nun x ∈ a. Da R euklidisch ist, gibt es q, r ∈ R mit x = qa + r und δ(r) < δ(a) oder r = 0. Da a ∈ a ist qa ∈ a und somit auch x − qa = r ∈ a. Es ist nach Voraussetzung also ausgeschlossen, dass r 6= 0 gilt, denn sonst wäre δ|a\{0} (a) nicht minimal. Es gilt also x = qa und somit x ∈ (a), folglich a = (a) und damit ist a ein Hauptideal, also insgesamt R Hauptidealring.