Newsletter Oktober 2015

Werbung
Neuste Themen:
Newsletter Oktober 2015
–
Aktuelles aus dem Verein
–
Mentale Fitness
–
Tumore der Leber beim Hund
–
Studie Stromschnellen im Atemfluss
–
Keratoconjunctivitis sicca (KCS, Trockenes Auge)
Aktuelles aus dem Verein
in diesem Sinne wünscht das Team vom Förderverein einen schönen Herbst mit
vielen Erfahrungen, mehr Positiv wie Negativ. Bis zum nächsten Newsletter...
1
„Mentale Fitness"
Quelle: hundkatzepferd
Nachlassender Kognition bei älteren Hunden kann entgegengewirkt werden von Dr.
Georg Sanders
Immer mehr Hunde erreichen heute ein höheres Alter. Nach jüngsten Erkenntnissen
führt diese Entwicklung häufig auch zu messbaren altersbedingten Veränderungen
der Hirnfunktion. Dr. Georg Sanders berichtet über eine wissenschaftliche Studie, die
jetzt ergeben hat, dass eine Ernährung mit mittelkettigen Triglyceriden (MCTs) dazu
beitragen kann, Hunde länger geistig fit zu halten.
Laut einer Statistik der Universität Bern gelten rund ein Drittel aller Hunde in Europa
als Senioren [1]. Genau wie beim Menschen führt ein höheres Alter auch bei Hunden
zu vermehrten degenerativen Veränderungen der kardiovaskulären,
muskuloskeletalen, endokrinen und renalen Organsysteme. Wissenschaftler sind
sich einig, dass es messbare altersbedingte Veränderungen auch bei der
Hirnfunktion von Hunden gibt. Während eine gewisse Abnahme der kognitiven
Leistung normaler Bestandteil des Alterungsprozesses ist, gilt dies nicht für die
kognitive Dysfunktion bei Hunden (CCD). CCD, auch bekannt als „senile Demenz“
oder „Hunde-Alzheimer“ wird durch pathologische Veränderungen hervorgerufen und
verschlechtert sich zumeist mit fortschreitendem Alter (Neilson et al.).
Zeichen einer kognitiven Dysfunktion und deren Formen
In einer erst kürzlich von Neilson et al. durchgeführten Studie [2] wurde die Kognition
von 180 älteren Hunden im Alter zwischen 11 bis 16 Jahren erforscht. Die Hunde
wurden je nach Alter in 3 Gruppen aufgeteilt (11–12 Jahre, 13–14 Jahre und 15–16
Jahre) und es wurden vier Kategorien der Kognition bewertet:
1 Orientierung
2 Sozialverhalten
3 Stubenreinheit
4 Schlaf-/Wachzyklus
Eine Beeinträchtigung einer dieser Kategorien wurde so definiert, dass der Hund
zwei klinische Symptome in dieser Kategorie aufweisen musste. Eine milde CCD
wurde so definiert, dass der Hund Abnormalitäten in nur einer Kategorie aufweisen
musste. Eine schwere CCD wurde so definiert, dass der Hund Abnormalitäten in zwei
oder mehr Kategorien aufweisen musste. Die Studie zeigte auch, dass sich bei den
meisten Hunden die Krankheit innerhalb eines Zeitraums von 6–18 Monaten
verschlimmerte. Eine kognitive Verschlechterung ist für gewöhnlich ein langsamer
und stufenweiser Prozess, bei dem viele Besitzer keinerlei Veränderung bemerken,
bis der Hund ein Alter von circa 12 Jahren erreicht hat. Wenn die Veränderungen
allerdings offensichtlich sind, kann es schwierig werden, noch signifikante
2
Verbesserungen der Kognition, Aufmerksamkeit und Lebensfreude herbeizuführen.
Daher sollte der Prävention besondere Bedeutung zukommen.
Die Bedeutung des Tierarztes
Mit zunehmendem Alter ihrer Hunde benötigen die Besitzer immer mehr Hilfe und
Rat von ihrem Tierarzt. Die American Animal Hospital Association hat erst kürzlich
ihre Empfehlungen bezüglich der Häufigkeit und des Inhalts von
Vorsorgeuntersuchungsprogrammen für Hunde und Katzen veröffentlicht. Sie
empfiehlt jährliche Tierarztbesuche für Hunde mittleren Alters und halbjährliche
Besuche, wenn die Hunde die letzten 25 % der für sie vorausgesagten Lebensdauer
erreicht haben. Mit diesen Besuchen werden zwei Ziele verfolgt:
1. Festlegung normaler Ausgangswerte für den Patienten, die in späteren Jahren zu
Vergleichszwecken herangezogen werden können
2. Feststellung subklinischer Abnormalitäten zu einem Zeitpunkt, zu dem
vorbeugende und therapeutische Maßnahmen den größten Nutzen erbringen können
Darüber hinaus sollte der Tierarzt für das Thema kognitive Dysfunktion und den
Alterungsprozess des Gehirns sensibilisieren, da die ersten klinischen Symptome der
CCD häufig sehr gering sind und oft unbemerkt bleiben. Denn selbst wenn
Hundehalter bei ihren Tieren Veränderungen in der Kognition oder beim Verhalten
feststellen, erwähnen sie diese nur sehr selten während ihrer Tierarztbesuche. Für
viele sind diese Veränderungen einfacher Bestandteil des unvermeidbaren
Alterungsprozesses. Die meisten Hundebesitzer geben keinerlei Informationen, wenn
sie nicht spezifisch zu den Veränderungen befragt werden. Aus diesem Grund
werden die Anfangsstadien leicht übersehen, wenn Tierärzte keine entsprechenden
spezifischen Fragen stellen. Daher ist eine ausführliche Anamnese bei SeniorHunden von besonderer Bedeutung. Hilfreich kann ein Verhaltensfragebogen (siehe
rechts) sein, um eine frühzeitige Diagnose und unverzügliche Intervention zu
ermöglichen. Es gibt vor allem drei Bereiche, in denen Tierärzte bei der Verzögerung
kognitiver Verschlechterungen alternder Hunde behilflich sein können:
1. Der erste ist die Information und Beratung der Tierbesitzer darüber, wie sie die
Umgebung ihrer Hunde bereichern und deren Geist anregen können. Genau wie
beim Menschen neigen Hunde, die ihre kognitiven Funktionen einsetzen, um mit
ihrer Umgebung zu interagieren, dazu, diese Funktionen länger beizubehalten.
2. Der zweite ist das Verschreiben einer geeigneten medikamentösen Behandlung
für Hunde, bei denen CCD diagnostiziert wurde.
3. Der dritte ist die Beratung über die Vorteile einer Ernährung mit MCTs, um Hunde
bei der Bewahrung ihrer mentalen Gesundheit zu unterstützen.
Innovative Therapiemöglichkeiten und Wirkung von MCTs
Neben einer medikamentösen Behandlung stellen geistige Anregung und
Verhaltensförderung probate Therapien bei CCD dar. Eine wissenschaftliche Studie
3
von Nestlé PURINA ergab jetzt, dass Hundebesitzer auch durch die Ernährung zu
einer Verbesserung des Gedächtnisses, der Lernfähigkeit und der Trainierbarkeit
ihres Tieres beitragen können. So genannte mittelkettige Triglyceride (MCTs) haben
sich als Durchbruch in der Ernährungstherapie erwiesen, da sie den Neuronen eine
schnell verfügbare Energiequelle liefern, dem nachlassenden Glucosemetabolismus
entgegenwirken und die Hirnfunktion unterstützen können. MCTs werden leicht zu
Betahydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat metabolisiert und im Kreislauf freigesetzt,
wo sie von extrahepatischem Gewebe wie z.B. dem Gehirn als Energiequelle genutzt
werden.
Die Studie, die gerade im British Journal of Nutrition veröffentlicht wurde [3], hat
bewiesen, dass die Zugabe von MCTs zum Futter bei älteren Hunden dazu beiträgt:
• Die kognitiven Fähigkeiten zu verstärken
• Die Trainierbarkeit zu steigern
• Die Aufmerksamkeitsspanne zu verlängern
• Das Gedächtnis zu verbessern
• Die Bindung zwischen Mensch und Tier zu intensivieren (der Hund ist seinem
Besitzer gegenüber aufmerksamer)
• Das Interesse des Hundes an seiner Umwelt zu erhöhen
Mittelkettige Triglyceride sind Fette, die Fettsäuren mit 8–12 Kohlenstoffatomen
enthalten, die in der Kokosnuss und in Palmkernölen vorkommen. MCTs
werden im Dünndarm zu Glycerin und mittelkettigen Fettsäuren (MCFAs) hydrolisiert.
Diese MCFAs werden im Portalvenensystem absorbiert und direkt in die Leber
transportiert, wo sie, in Betahydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat metabolisiert, in
den Kreislauf freigesetzt und von extrahepatischem Gewebe wie z.B. dem Gehirn,
dem Herzen und den Muskeln als Energiequelle genutzt werden.
Warum sind MCTs so nützlich für alternde Hunde?
Ähnlich wie beim Menschen verschlechtert sich auch bei Hunden der
Glucosemetabolismus im Gehirn, was zu einer verminderten Nutzung der Glucose
durch die Neuronen führt. Kürzlich von Regar durchgeführte Untersuchungen haben
bewiesen, dass Menschen mit Gedächtnisschwächen, die MCTs zu sich nahmen,
eine erhöhte BHB-Zirkulation und eine verbesserte Kognition aufwiesen. Studien
haben gezeigt, dass der zerebrale Glucosemetabolismus im Vergleich zu gesunden
alten Hunden bei Hunden mit Demenz stärker reduziert wird. Der zerebrale
Glucosemetabolismus korreliert positiv mit den Gehirnfunktionen und ein reduzierter
(beeinträchtigter) Glucosemetabolismus kann teilweise zur Entstehung, zum
Fortschreiten und zu Symptomen einer kognitiven Verschlechterung und
Beeinträchtigung sowie zu Demenz beitragen. Die Verabreichung erhöhter Mengen
an Ketonkörpern an das alternde Gehirn bietet eine alternative Energiequelle für die
Neuronen, wenn die Versorgung mit und Nutzung von Glucose beeinträchtigt ist.
Welche Nachweise gibt es, dass MCTs tatsächlich Auswirkungen auf ältere
Hunde haben?
4
Unter Anwendung von auf den Hund abgestimmten und validierten menschlichen
Kognitionsverfahren ist es Verhaltensforschern und Ernährungswissenschaftlern von
Nestlé PURINA gelungen, signifikante Verbesserungen des Verhaltens und der
Kognition bei Hunden nachzuweisen, die mit MCTs gefüttert wurden – diese
Verbesserungen wurden schon nach 30 Tagen festgestellt (in manchen Fällen sogar
bereits nach 14 Tagen). Durch MCTs konnten vor allem die Gedächtnisleistung sowie
die Aufmerksamkeitsspanne älterer Hunde verbessert werden. Eines der klinischen
Symptome, von dem Hundebesitzer häufig berichten, ist vermehrte Angst bei ihren
älteren Hunden. Durch die Fütterung von MCTs verbesserte sich bei älteren Hunden
die Fähigkeit, sich neuen Situationen im täglichen Leben anzupassen und mit ihnen
umzugehen. Ältere Hunde, die mit MCTs gefüttert wurden, zeigten außerdem
gesteigertes Interesse am Spielen, an familiären Aktivitäten sowie während der
Spaziergänge an der Umwelt. Im Rahmen eines ambulanten Futterversuchs wiesen
66 % der Probanden nach einer Fütterungsperiode von zwei Monaten erhebliche
Verbesserungen im Hinblick auf Lebhaftigkeit, den Wunsch nach Spielen sowie den
Aktivitätslevel auf.
[email protected]
Literatur
[1] Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Bern, 2002.
[2] Neilson J.C., Hart B.C., Cliff K.D., Ruehl W.W. (2001): Prevalence of behavioural
changes associated with age related cognitive impairment in dogs. JAVMA 218:
1787-1791.
[3] Pan, Y. et al. (June 2010): British Journal of Nutrition 103: 1746-1754.
„Tumoren der Leber beim Hund – oft erfolgreich behandelbar “
Quelle: Dr. Martin Kessler, hundkatzepferd
Gute Prognose?
Tumorerkrankungen und benigne knotige Veränderungen in der Leber sind bei
älteren Hunden keine Seltenheit. Dabei kommen Lebermetastasen von Tumoren
anderer Primärlokalisationen verhältnismäßig häufig vor, da die Leber als erstes
Kapillarbett vom venösen Blut der Abdominorgane durchflossen wird.
Immerhin zeigen Sektionsstatistiken, dass bei etwa einem Drittel aller an einer
Krebserkrankung gestorbenen Hunde Lebermetastasen vorhanden sind. Die im
Gegensatz hierzu primär in der Leber entstehenden Tumoren sind im Vergleich zu
metastatischen Tumoren seltener. Primäre Lebertumoren können von den
Leberzellen selbst oder den Gallengängen ausgehen und werden entsprechend als
„hepatozelluläres Karzinom“ und „Gallengangskarzinom“ bzw. im Falle von benignen
Zubildungen als „hepatozelluläres Adenom“ (Hepatom) oder „Gallen- gangsadenom“
(Cholangiom) bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Leber bei Tumorerkrankungen des
5
blutbildenden (hämatopoietischen) Systems beteiligt sein kann. So findet sich v.a.
beim malignen Lymphom, aber auch beim Mastzelltumor und beim histiozytären
Sarkom häufig eine Beteiligung der Leber, eine Manifestation dieser Erkrankungen
ausschließlich in der Leber ist jedoch selten.
Primäre Tumoren
Primäre Tumoren der Leber treten vorwiegend bei älteren Hunden ohne Rasse- oder
Geschlechtsprädisposition auf. Sie lassen sich unabhängig vom histologischen
Subtyp anhand ihres makroskopischen Erscheinungsbildes in drei Formen einteilen:
solitäre (einen einzelnen Leberlappen betreffende) Tumoren, multifokale Tumoren
sowie diffuse Verteilungsmuster. Die solitäre Form ist die häufigste Erscheinungsform
beim Hund. Sie stellt sich im betroffenen Leberlappen als großer knotiger Tumor dar.
Bei der multifokalen Form lassen sich multiple, verschieden große, umschriebene
Läsionen in mehreren Leberlappen unterscheiden, während die diffuse Form mit
einer homogenen Infiltration des gesamten Organs mit Tumorzellen einhergeht. Von
den bösartigen Lebertumoren haben die hepatozellulären Karzinome die günstigste
Prognose, da die solitäre Form deutlich häufiger als multifokale und diffuse Formen
auftritt und auch die Metastasierungsrate der solitären Form gering ist.
Solitäre Karzinome treten interessanterweise in über zwei Dritteln der Fälle auf der
linken Leberseite auf, was prognostisch von Beutung ist, da Tumoren dieser
Lokalisation i.d.R. chirurgisch leichter resezierbar sind. Makroskopisch stellen sich
Gallengangskarzinome solide oder zystisch dar, wobei die Zysten mit gelblichem,
gelatinösem Material gefüllt sind. Sie treten häufiger multifokal oder diffus auf und
haben eine im Vergleich zu den hepatozellulären Karzinomen höhere
Metastasierungsrate. Neben den genannten Karzinomen hat noch das
Hämangiosarkom der Leber eine größere Bedeutung, während andere bösartige
Tumoren Raritäten darstellen. Das Hämangiosarkom stellt sich als großer Tumor mit
multiplen blutgefüllten Hohlräumen dar und neigt aufgrund seiner fragilen Textur
besonders zur Ruptur und zur Massenblutung ins Abdomen. Metastasen sind bei
diesem Tumor häufig und bedingen eine i.d.R. schlechte Prognose
Hepatome
Die gutartigen hepatozellulären Adenome („Hepatome“) der Leber stellen sich als
meist gut umschriebene und bisweilen auch gestielte Zubildungen dar und treten
solitär, seltener auch multipel auf. Sie können sehr groß werden und führen dann
aufgrund der Verdrängung der Bauchhöhlenorgane zu klinischen Symptomen.
Gelegentlich führen sie zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) des Patienten.
Aufgrund ihrer brüchigen Konsistenz und starken Vaskularisation neigen sie zur
Ruptur mit Bauchhöhlenblutung (Hämaskos). Knotige (noduläre) Hyperplasien und
„Regeneratknoten“ der Leber kommen bei Hunden häufig vor und lassen sich
makroskopisch nicht von Hepatomen unterscheiden. Sie können als kleine
multifokale Läsionen, seltener auch als massive Zubildungen in Erscheinung treten
und führen dann oft zu Verwechslungen mit echten Tumoren. Aufgrund des
6
manchmal massiven oder auch multifokalen Erscheinungsbildes benigner Tumoren
kommt einer histologischen Diagnose bei Zubildungen der Leber eine große
Bedeutung zu, damit nicht Tiere mit benignen oder gar nicht neoplastischen Läsionen
euthanasiert werden.
Symptome und Diagnostik
Hunde mit Lebertumoren werden zumeist mit unspezifischen Symptomen wie
Gewichtsverlust, verminderte Futteraufnahme, Polyurie/Polydipsie und Erbrechen
vorgestellt. Bei der Blutuntersuchung zeigt sich in vielen Fällen eine Erhöhung der
Leberenzyme (ALT, AST, ALKP, gGT), doch keiner der Parameter ist spezifisch für
eine Neoplasie der Leber und erst recht können aus dem Ausmaß des Anstiegs der
Leberenzyme keine Rückschlüsse auf die Dignität eines Tumors gezogen werden.
Auch Röntgenuntersuchungen des Abdomens haben in der Diagnostik von
Lebertumoren nur eine eingeschränkte Aussagekraft, weshalb sie heute weitgehend
durch die Sonografie und Computertomografie abgelöst wurden (Abb.5 und 6).
Mittels Ultraschall lassen sich zwar fokale Veränderungen der Leber häufig gut
darstellen, das sonografische Bild von Lebertumoren ist jedoch wenig spezifisch und
lässt keine verlässliche Differenzierung gutartiger von bösartigen Läsionen zu.
Gleiches gilt für die Computertomografie, weshalb die sonografische oder
computertomografische Diagnose einer Neoplasie unbedingt durch eine
histopathologische Untersuchung bestätigt werden muss.
Therapie
Die Resektion des Tumors (partielle Hepatektomie) ist die Therapie der Wahl für
lokalisierte maligne Tumoren und größere bzw. rupturgefährdete benigne Prozesse.
Sowohl benigne als auch maligne Zubildungen der Leber sind oft sehr brüchig und
stark vaskularisiert, weshalb es als perioperative Komplikation zu erheblichen
Blutungen kommen kann. Bei der Laparotomie ist zur besseren Darstellung des
Leberhilus bei tiefbrüstigen Hunden oder sehr großen Zubildungen das Anlegen
eines Pneumothorax durch einen Schnitt in das Zwerchfell empfehlenswert. Dies
ermöglicht es, das Zwerchfell caudalwärts zu ziehen und so den Leberhilus besser
zu exponieren. Kleinere Tumoren in der Peripherie eines Leberlappens können
mittels partieller Leberlappenresektion entfernt werden, in den meisten Fällen ist
jedoch eine komplette Entfernung des betroffenen Lappens am Hilus erforderlich. Die
partielle Leberlappenresektion kann mit manueller Präparationstechnik oder mithilfe
eines chirurgischen Klammergerätes (TA-stapler) durchgeführt werden. Zur
Resektion eines Leberlappens an der Basis werden die großen Gefäße und
Gallengänge vorsichtig frei präpariert, anschließend einzeln abgeklemmt und doppelt
ligiert oder mit einem chirurgischen Klammergerät verschlossen.
Eine sorgfältige Blutstillung ist von großer Bedeutung. Lebertumoren auf der linken
Leberseite sind bedeutend einfacher zu entfernen, da sich Tumoren auf der rechten
Seite in unmittelbarer Nachbarschaft zur caudalen Hohlvene, der Portalvene sowie
der großen Gallengänge befinden. Aufgrund der enormen Reservekapazität der
7
Leber können bis über drei Viertel des Organs reseziert werden, ohne dass
Störungen zu erwarten sind. Benigne Tumoren können sehr groß werden, haben
jedoch nach Resektion eine günstige Prognose. Multifokale bzw. diffuse maligne
Lebertumoren haben unabhängig von ihrem histologischen Typ eine schlechte
Prognose. Hingegen ist die Prognose resezierbarer Karzinome der Leber
unabhängig von der Größe des Tumors verhältnismäßig günstig. In einer Studie bei
Hunden mit solitären hepatozellulären Karzinomen lag die mediane Überlebenszeit
operierter Tiere mit über 1.460 Tagen signifikant über der konservativ behandelter
Patienten (median 270 Tage), von 42 operierten Patienten starben weniger als 10%
infolge ihres Tumors [1]. In einer eigenen Untersuchung des Autors überlebten 40%
der Patienten länger als zwei Jahre.
take home
Bei älteren Hunden sind Tumorerkrankungen der Leber keine Seltenheit. Auch
benige Tumoren können enorme Ausmaße annehmen und erhebliche klinische
Symptome hervorrufen. Da sonografisch eine Unterscheidung benigner von
malignen Prozessen kaum möglich ist, muss die Art und Dignität einer Lebermasse
immer histologisch abgesichert werden. Solitäre Lebertumoren sind auch im Falle
von Malignität häufig mit guter Prognose chirurgisch behandelbar.
Literatur
[1] Liptak JM, Dernell WS, Monnet E, et al.: Massive hepatocellular carcinoma in
dogs: 48 cases (1992-2002). J Am Vet Med Assoc. 2004; 225: 1225-1230.
„Stromschnellen im Atemfluss"
Quelle:http://www.gkf-bonn.de/tl_files/gkf_downloads/Berichte/gkf-40-np-atemwege.pdf
Die Atemwege brachycephaler Hunde können stellenweise so stark verengt sein,
dass die Tiere unter erheblichen Atembeschwerden leiden. In schweren Fällen kann
nur eine chirurgische Erweiterung der Atemwege für eine ausreichende
Sauerstoffzufuhr sorgen. Für den Operateur ist im Einzelfall jedoch nicht immer
ersichtlich, welcher Eingriff die Luftzufuhr tatsächlich verbessern kann. Ein Team um
Carsten Staszyk analysiert an der JustusLiebig-Universität Gießen die Kopfformen
verschiedener Hunde, um jene Engstellen in den oberen Atemwegen aufzuspüren,
die den Luftstrom am stärksten behindern.
Brachycephale (kurzköpfige) Hunde weisen gegenüber Tieren mit mesocephaler
(„normaler“) Kopfform zahlreiche anatomische Abweichungen auf. Diese
Veränderungen betreffen nicht nur die äußere Form des Schädels, sondern auch
seine knöchernen Binnenstrukturen sowie die „Inneneinrichtung“ mit Weichgewebe.
Einige Abweichungen der oberen Atemwege können die Atmung beträchtlich
behindern und zu erheblichem Leid bei dem betroffenen Tier führen. Obwohl viele
8
kurzköpfige Rassen Ähnlichkeiten der Schädelform aufweisen und dementsprechend
gemeinsam als brachycephal klassifiziert werden, können die Binnenräumen des
Schädels sehr unterschiedlich anatomisch gestaltet sein und den Luftstrom
unterschiedlich stark beeinträchtigen.
Von außen zu sehen sind meist nur verengte Nasenlöcher, die von zu voluminösen
Nasenknorpeln verursacht werden. Unsichtbar von außen können in der Nasenhöhle
zu große und verlagerte Nasenmuscheln den Luftweg einengen oder sogar
blockieren. Ein verdicktes und verlängertes Gaumensegel und/oder ein verkürzter
und verengter Rachenraum können den Luftstrom von der Nase zum Kehlkopf
behindern.
Auch in den unteren Atemwegen können morphologische Abweichungen zu
Beeinträchtigungen der Atmung führen. So können Knorpelspangen, die die
Luftröhre und die Bronchien für den Luftstrom offenhalten, durch eine
Gewebeschwäche instabil sein. Diese Instabilität kann dazu führen, dass die
Luftröhre und/oder Bronchien durch den Sog bei der Einatmung kollabieren („in sich
zusammenfallen“). Der Sog kann aber auch zu einem Vorfall der Stimmtaschen ins
Innere des Kehlkopfs (Larynxkollaps) führen.
All diese Missbildungen und Ereignisse können einzeln aber auch gemeinsam
auftreten und schwere Atemnot bis hin zu akuten und lebensbedrohlichen
Erstickungsanfällen zur Folge haben.
Wo wird’s wirklich zu eng?
Viele Abweichungen im brachycephalen Schädel und in den sich anschließenden
unteren Atemwegen können mit bildgebenden Verfahren wie der
Computertomographie räumlich dargestellt werden. Aber nicht immer stellen
augenfällige anatomische Veränderungen auch die wichtigsten Hindernisse für den
Luftstrom dar. Daher ist es möglich, dass der Chirurg eine vermeintliche Missbildung
beseitigt, die kein bedeutendes Lufthindernis dargestellt hat, während die
entscheidende Engstelle unangetastet bleibt. Das kann dazu führen, dass ein Hund
mehrmals operiert werden muss, weil seine Atembeschwerden nach den ersten
Operationen fortbestehen.
Die geplanten Untersuchungen zielen darauf ab, die Anatomie der oberen Atemwege
bei brachy- und mesocephalen Rassen genau zu vermessen (morphometrisch zu
analysieren), um festzustellen, welche Strukturen die Atmung am meisten behindern
können. Darüber hinaus wollen die Forscher Orientierungshilfen, sogenannte
Landmarks, erarbeiten, die eventuell in der klinischen Beurteilung wie auch bei der
Zuchtselektion zur Anwendung kommen können.
Arbeitsprogramm
Im Rahmen der Studie werden computertomographische Datensätze (CTDatensätze) von Hunden verschiedener Rassen sowie von Tieren mit und ohne
9
„Brachycephalensyndrom“ ausgewertet. Dabei werden die Köpfe der Hunde mithilfe
eines Computerprogramms zu einem dreidimensionalen Modell des Schädels und
der luftleitenden Wege verrechnet. Die Stimmigkeit des 3D-Modells wird untersucht,
indem man es mit eigens angefertigten anatomischen Prä- paraten vergleicht. Auf
diese Weise entstehen anatomisch detaillierte, digitale 3DModelle, die vielfältige,
morphometrische Analysen ermöglichen.
Die Datenerhebung und -analyse hat zwei Schwerpunkte:
1) Vergleich der Schädelgeometrie (äußere Form, Binnenstrukturen)
verschiedener Rassen. Damit wird das Ziel verfolgt, die herkömmliche
Schädelklassifizierung (brachycephal, mesocephal) zu modifizieren und
insbesondere spezielle, rassetypische Modifikationen der Atemwege in die
Klassifizierung mit einzubeziehen.
2) Vergleich der luftführenden Strecken innerhalb der oberen Atemwege bei
verschieden klassifizierten Schädelformen. So sollen schädelformabhängige
Engpässe innerhalb der Atemwege aufgedeckt und diesbezügliche Landmarks
erarbeitet werden.
Für diese Arbeiten sind inklusive der Auswertung und der Veröffentlichung in
Fachzeitschriften zwei Jahre angesetzt. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse dieser
Studie eine Datenbasis liefern, die es erlauben zukünftig am 3D-Modell die
Luftströmungen mit Finite-Elemente-Simulationen nachzuvollziehen. Ähnliche
Methoden werden beispielsweise auch von Ingenieuren beim Flugzeugbau
eingesetzt. Mit diesem Arbeitsprogramm können dann weitere Fragen nach
funktionellen Atemstörungen beantwortet und eventuell Behandlungsstrategien
optimiert werden.
Arbeitstitel
Untersuchungen der oberen Atemwege bei brachycephalen und mesocephalen
Hunden: 3D-Rekonstruktion aus computertomographischen Datensätzen und
morphometrischen Analysen.
Kontakt:
Prof. Dr. med. vet. Carsten Staszyk,
TÄ Kathrin Kostrzewa Institut für Veterinär-Anatomie, -Histologie, und -Embryologie
Frankfurter Str. 98
35392 Gießen
[email protected]
10
„Keratoconjunctivitis sicca (KCS, Trockenes Auge)“
Quelle: http://www.tierklinikkaiserberg.de/abteilungen/augenheilkunde/erkrankungen/traenenapparat/kcs
Bei der Keratoconjunctivitis sicca (KCS) kommt es infolge eines Mangels an
Tränenflüssigkeit oder eines falsch zusammen gesetzten Tränenfilms zu einer
fortschreitenden Entzündung von Binde- und Hornhaut. Prädisponiert für die KCS
sind Hunde kleinerer Rassen wie z.B. Westhighland-White-Terrier, Langhaardackel
oder Cavalier King Charles Spaniel.
• Sie tritt häufig beim Hund und nur selten bei der Katze auf.
• Es sind meist Hunde im Alter von 7-9 Jahren betroffen.
• Männliche Hunde erkranken seltener als weibliche.
Die Keratoconjunctivitis sicca ist in der Regel beidseitig, wenn auch zuweilen in
unterschiedlichem Schweregrad, ausgeprägt. Die Symptome ergeben sich aus der
chronischen Reizwirkung, die sich aus der fehlenden oder falsch zusammen
gesetzten Tränenflüssigkeit ergibt.
Zunächst kommt es zu einer schleimigen, dann schleimig-eitrigen
Bindehautentzündung mit zäh-pappigem Sekret (Abb.15). Die Bindehaut ist vermehrt
gerötet und verdickt. Im chronischen Stadium entsteht eine oberflächliche
Hornhautentzündung mit Einsprossung von Gefäßen aus der Sklera, Trübung der
Hornhaut und fokaler oder generalisierter Einlagerung von bräunlichem Pigment
(Abb.16 und 17).
Abbildung 15
Abbildung 16
Abbildung 17
Die Kornea wird dadurch stumpf, unregelmäßig und undurchsichtig, so dass die KCS
in fortgeschrittenem Stadium auch zur Erblindung führen kann. Darüber hinaus kann
es zur Entstehung von Hornhautgeschwüren kommen, die sich bis zu einer
Perforation der vorderen Augenkammer entwickeln können.
Die Ursache für eine verminderte Tränenproduktion oder einen falsch zusammen
gesetzten Tränenfilm kann sehr vielgestaltig sein, ist aber in den allermeisten Fällen
nicht mehr nachvollziehbar.
Die Therapie der Keratoconjunctivitis sicca besteht in einer dauerhaften,
konsequenten sowie häufigen Verabreichung von künstlicher Tränenflüssigkeit
11
kombiniert mit Präparaten zur Stimulation der noch in Resten vorhandenen
Sekretionsleistung der Tränen- und Nickhautdrüsen.
Verlegung eines Ausführungsganges der Ohrspeicheldrüse beim trockenen Auge
Führt eine konsequente Salbentherapie des trockenen Auges nicht zum
gewünschten Erfolg oder nimmt über den Zeitraum der Behandlung die
Kooperativität des Patienten zur Verabreichung der künstlichen Tränenflüssigkeit ab,
ist ein operativer Eingriff indiziert, bei dem der Ausführungsgang der
Ohrspeicheldrüse aus der Maulhöhle in den Bindehautsack des Unterlids verlegt und
dort befestigt wird. Somit wird das Auge durch das von der Speicheldrüse produzierte
Sekret feucht gehalten (Abb.18)
12
Abbildung 18
13
Herunterladen