Grossrat Thomas Knutti | Mattenstalden | 3764 Weissenburg | 079 310 60 13 | www.thomas-knutti.ch | [email protected] Weissenburg, 10.04.2015 Referat Veranstaltung IG Anbindestall in Flawil Sehr geehrte Präsidenten Geschätzte Berufskollegen hier in der Ostschweiz Werte interessierte an einer schweizerischen Landwirtschaft Liebe Frauen und Männer Besten Dank für die Einladung, dass wir uns hier vom wilden Westen im fernen Osten über die Zukunft der schweizerischen Landwirtschaft unterhalten können. Längst nicht mehr alle Organisationen haben nämlich an einer wirklichen Schweizer Landwirtschaft inklusive Produktion ein grosses Interesse. Eine Landwirtschaft, wie wir sie alle kennen, soll es in dieser Art nicht mehr geben? Es tönt jetzt vielleicht etwas polemisch, ist aber sehr ernst gemeint, wir stehen aus meiner Sicht erst am Anfang von einer anderen eben wie es sich viele wünschen schweizerischen Landwirtschaft ohne grosse inländische Produktion. Auf verschiedenen Ebenen wird jetzt versucht vielen Landwirten die Zähne zu ziehen und dazu gehören natürlich auch die Anbindeställe oder besser gesagt, man will mit der Förderung von Laufställen die kleineren Betriebe ausrotten, Zahn um Zahn wird gezogen. So auch bei den Standardarbeitskräften SAK, welche die Arbeiten in der Landwirtschaft mit Faktoren bewertet. Die SAK bildet aber nicht die effektive Arbeitszeit ab, sondern orientiert sich an der landesüblichen Bewirtschaftung und Mechanisierung. Mit der SAK wird auch berechnet, ob ein Betrieb direktzahlungsberechtigt ist oder als landwirtschaftliches Gewerbe gilt. Eine Anpassung der SAK Faktoren soll vom Bundesrat auf Verordnungsstufe per 2016 erfolgen. Aufgrund einer Anpassung an den sogenannten technischen Fortschritt fallen etwa 1000 Betriebe unter die Direktzahlungsgrenze und 4000 Betriebe unter die Gewerbegrenze. Mehr als 9 % aller Betriebe sind von diesen geplanten Verschärfungen betroffen. Sie sehen also, kleinere Betriebe sollen keine Zähne mehr haben!! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Grossbetriebe nicht rentabler geführt werden als ein kleiner oder mittlerer Betrieb und vor allem, sobald ein Betrieb mehrere Angestellte haben muss, wird es sehr schwierig die gewünschte Rentabilität zu erreichen. Das soziale Umfeld leidet in der Familie, die Tiere werden eben vernachlässigt, weil die Zeit dazu schlicht und einfach fehlt. Auf meinem Betrieb stehen rund 25 Rinder und jedes wird regelmässig gestreichelt und geputzt, aber zählt nichts, wichtig sind Standplatzlängen, Standplatzbreiten oder das Verbot von Kuhtrainern und vor allem die Bauern sofort zu bestrafen. Der Bundesrat wie er in einer Antwort schreibt „Evaluation Standardarbeitskraft“ will die Vorschläge über die Anpassung der SAK konkretisieren und verfeinern. Der Bundesrat ist auch der Meinung, dass die technische Entwicklung gemildert werde mit der zugrunde liegenden Normalarbeitszeit von 2600 Stunden pro Jahr. Eine weitere Problematik sind die Beiträge für Strukturverbesserungen, welche kleine Betriebe stark vernachlässigt. Gemäss Landwirtschaftsgesetz kann von Beiträgen für Strukturverbesserungen profitieren, wer über mindestens 1.0 SAK verfügt. Der Bauern-feindliche Bundesrat prüft jedoch Verschärfungen von bis zu 1.75 SAK. Mit solchen Massnahmen werden kleine Betriebe mehr als nur bestraft und dies muss unbedingt verhindert werden, bevor noch mehr Betriebe verschwinden werden. Strukturverbesserungen bei den Landwirtschaftsbetrieben finden schon genügend statt. Viele Betriebe finden oder haben keinen Nachfolger mehr um einen Betrieb weiter zu führen, weil ihnen die Arbeit auf dem Bauernhof zu schwer ist. Während der beruflichen Ausbildung werden den jungen Burschen heut zu Tage falsche Anreize vor gepredigt und viele entscheiden sich gegen die harte aber so wichtige Arbeit für die Erhaltung einer eigenständigen Lebensmittelproduktion. Da braucht es aus meiner Sicht nicht noch solche unnötige Massnahmen vom Bundesrat, welche die Strukturbereinigung noch mehr beschleunigen. Aus meiner Sicht ist es höchst unfair, kleine Betriebe mit politischen Massnahmen in die Hoffnungslosigkeit zu treiben und ich stelle mir oft die Frage, wieso diese Schweizer Landwirtschaft dermassen verändert werden soll: Die Schweiz ist seit Jahren stark geworden, weil viele kleine Betriebsleiter in X Stunden und mit viel Herzblut zu unserer Lebensmittelversorgung einen grossen Beitrag geleistet haben. Die Schweiz ist seit Jahren so gepflegt, weil jeder Betriebsleiter nach seinen Möglichkeiten versucht, zu unserer Landschaft Sorge zu tragen. Die Schweiz wird nur so weiter bestehen, wenn wir Landwirtinnen und Landwirte nicht länger von Schreibtischtätern aus Bern gejagt werden. Die Schweizer Landwirtschaft muss jetzt einen Kurswechsel vom BLW verlangen, bevor wir unsere totale Unabhängigkeit verlieren werden. Ich bin der Meinung wir müssen unsere Kräfte gemeinsam bündeln und uns für eine gesamtschweizerische gut funktionierende Landwirtschaft, wo klein und Grossbetriebe, Tal und Bergbetriebe eine echte Chance bekommen, in unserem wunderschönen Land echte Landwirtschaft zu betreiben. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit Es gilt das gesprochene Wort.