Spargelanbau Anbaufläche: 2011 Die Spargelanbaufläche in Deutschland hat in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen und lag 2010 bei 22.900 ha. Die bedeutendsten Spargelanbauländer sind Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Schleswig-Holstein hat dagegen eine relativ kleine Anbaufläche von 435 ha (2010). Von 1978 bis 1998 hat es in Schleswig-Holstein eine kontinuierliche Zunahme der Spargelflächen gegeben; danach ist die Gesamtspargelfläche relativ konstant geblieben. 1978 → 70 ha 1988 → 144 ha 1992 → 225 ha 1998 → 377 ha 2003 → 385 ha (davon ca. 71 ha Junganlagen) 2008 → 412 ha 2010→ 435 ha Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Anbauschwerpunkte: der sog. „Speckgürtel“ von Hamburg, der klimatisch begünstigte südöstliche Landesteil zwischen Lübeck und Lauenburg sowie der Raum Neumünster; Aber: Bis vor einigen Jahren galt der Nord-Ostsee-Kanal noch als imaginäre Grenze für den Spargelanbau in Schleswig-Holstein. Dank neuer Spargelsorten, verbesserter Kulturtechnik aber vor allem dank der Verfrühung durch Flachbedeckungsmaterialien dringt der Spargelanbau auch in die nördlichen Regionen Schleswig-Holsteins vor. Der nördlichste deutsche Spargelanbauer sticht seinen Spargel in der Nähe von Flensburg, kurz vor der dänischen Grenze! Anzahl der Betriebe in SH: ca. 70 Betriebe (davon 47 Betriebe im AK Spargel) AK Spargel: Arbeitskreis der Landwirtschaftskammer, wurde 1990 auf Initiative einzelner Schleswig-Holsteiner Betriebe in Zusammenarbeit mit der Beratung der LK gegründet. Leistungen: Beratung und Betreuung vor Ort, ca. 5 Rundschreiben pro Jahr, Feldbegehung , Studienfahrt. Botanik: Spargel (Asparagus officinales L.) ist eine mehrjährige Staudenpflanze und gehört zur Familie der Liliengewächse. Zu seinen Verwandten zählen z.B. Knoblauch, Schnittlauch und das Maiglöck chen. Verwendet werden nur die jungen Sprosse (Sprosse entstehen aus den Knospen des Rhizoms). Nach der Ernte hat die Pflanze noch genügend Zeit, sich nach dem Absterben der Triebe zu regenerieren, um in der nächsten Saison kräftige Spargelstangen hervorzubringen. Spargelsorten: Niederländische Sorten → Avalim (sehr früh), Backlim (spät), Thielim (mittelfrüh), [männl. Hybriden] Gijnlim (sehr früh), Grolim (mittelfrüh), Herkolim (mittelfrüh), Grolim (mittelfrüh), Deutsche Sorten [gem.geschl. Hybriden] → Eposs (früh), Rambo (mittel/spät), Schwetzinger Meisterschuß (mittelfrüh) [männl. Hybriden] → Hannibal (mittelfrüh), Mondeo (mittelfrüh/früh), Ramada (mittel früh/früh), Ramos, Rapsody, Ravel (sehr früh), Steineo [gemischt blühend] → Ariane, Huchel´s Alpha, Huchel´s Leistungsauslese Grünspargel → Primaverde (sehr früh), Schneekopf (mittelfrüh; tetraploid), Viridas (mittelfrüh) [männl. Hybriden] Bodenansprüche: Steinfreier, tiefgründiger Boden 20er Sandboden ist o.k., schwerer Boden muss sich leicht erwärmen lassen (Folieneinsatz!) pH 5,8 – 6,5 1 Anbautechnik: die Jungpflanzenanzucht wird in speziellen Betrieben durchgeführt Tiefenlockerung vor Pflanzung einer Neuanlage die Pflanzung erfolgt im zeitigen Frühjahr (Mitte März – Mitte April) mit Pflanzmaschinen, die in einem Arbeitsgang Pflanzgräben ziehen (20 cm tief), die Pfl. in den Boden bringen und mit Erde bedecken Pflanzenzahl = 15.000 –20.000 Pfl./ha; Reihenabstand (Damm) 1,8-2,0 m; Abstand i.d.Reihe 25 oder 33 cm eine Spargeljunganlage muss nach dem Pflanzen in jeder Hinsicht gut gepflegt werden (Wasserversorgung, Düngung, Unkraut- u. Schädlingsbekämpfung) gut gepflegte Anlagen sind im Herbst etwa einen Meter hoch und können bei einigen Sorten bereits im 2. Standjahr gestochen werden (5-8 Tage) Ertragsanlage: ab März, sobald sich die Temperaturen im Boden der 12-Grad-Grenze nähern (Minimumtemperatur für Wachstum der Spargelpflanze), wird mit dem Spargelpflug oder der Spargelfräse aufgedämmt und anschließend die Folien aufgezogen; Unkrautbekämpfung (mechanisch o. chemisch) vor und nach der Stechperiode nach der Ernte werden die Dämme entweder eingeebnet (bei schweren Böden wegen Sauerstoffmangel und Krankheitsanfälligkeit des Stengels) oder stehengelassen (auf leichten Böden wird die Standfestigkeit erhöht) Nach Austrieb des Spargelkrautes Krankheits- und Schädlingsauftreten beachten und ggf. Fungizid- bzw. Insektizidbehandlungen (wichtigste Krankheiten: Botrytis, Spargelrost, Stemphylium) ab Anfang September beginnt die Spargelpflanze, ihre in den oberirdischenTeilen vorhandenen Mineralstoffe und Kohlenhydrate in die Speicherwurzeln zu verlagern (Gelbfärbung des Laubes) die meisten Betriebe zerschlagen die restlichen oberirdischen Teile Ende November/Anfang Dezember mit verschiedenen Häckselgeräten und arbeiten sie oberirdisch ein unmittelbar nach dem Häckseln können Winterdämme gezogen werden (hohle Stummel werden bedeckt) im Frühjahr werden diese Winterdämme mit einer Fräse durchgearbeitet, wobei die Stummelreste zerkleinert und die Erde vor dem Aufdämmen noch einmal gelockert wird Flachbedeckungssysteme: > Antitaufolie (40 µm), man sticht durch die Folie durch, nach 3-4 Wochen hat sie ihre Wirkung verloren > Schwarzweiße Taschenfolie (100 µm), bei höherer Einstrahlung wird weiße Seite nach oben gedreht, Damm bleibt kühler > Doppelabdeckung: Folientunnel mit Thermoextrabreitfolie über Schwarzweißfolien Erntezeitraum: je nach Witterung von Mitte April bis Mitte Juni (Johannistag: 24. Juni) bei Bodentemp. > 12°C beginnt der Austrieb der ersten Knospen Betriebe, die den Spargel mit Folie verfrüht haben beginnen i.d.R. 10 Tage früher mit der Ernte Durchschnittserträge: Schleswig-Holstein (2005): 40 dt/ha Bundesweit (2005): 46 dt/ha (2010): 40 dt/ha (2010): 55 dt/ha bei Grünspargel liegt der Ertrag ca. 30% niedriger Stechleistung: schwankt sehr stark in Abhängigkeit von Arbeitskraft, Flächenertrag, Stangenstärke, Bodenbeschaffenheit, Folieneinsatz, Feldlänge, etc. zwischen 7-25 kg/Akh, durchschnittl. 12 kg Rohware/Akh, man benötigt 2-3 AK pro ha bei selbstfahrenden Erntehilfen (z.B. Spargelspinne, Spargelfuchs) rechnet man mit 1-1,5 AK/ha (an warmen Tagen können teilweise bis zu 400 kg/ha geerntet werden) Nacherntebehandlung: Vom Zeitpunkt des Stechens verliert der Spargel ständig und bei falschem „handling“ auch sehr schnell an innerer und äußerer Qualität. Deshalb ist vor allem eine schnelle und durchgängige Kühlung der Ware notwendig. Vermarktung: über 90% des Schleswig-Holsteiner Spargels werden direkt vermarktet (Ab Hof, Verkaufsstände, Hofläden, Wochenmarkt u. gewerbliche Abnehmer); Pro-Kopf-Verbrauch: 1,4 kg/Kopf (frisch u. verarbeitet) Gesamtverbrauch von frischem Spargel (Inlands- u. Importware) in Deutschland über 90.000 t, das entspricht ca. 1kg/Kopf. Es ist ein Konsumanstieg von frischem deutschen Spargel festgestellt worden. 2