Einführung in die Physikalische Chemie Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge………Zusam Diese Seiten zeigen anhand der Isomerisierungsreaktion n-Butan ⇔ iso-Butan die Anwendung der Thermodynamik auf ein Gleichgewicht. Will man ein Gleichgewicht wie das obige untersuchen, so interessiert letztlich die Zusammensetzung des Gleichgewichtgemisches bei einer gewünschten Temperatur. Meist findet man aber diese Grösse nicht unmittelbar, sondern man muss sie sich aus verschiedenen Teilgrössen zusammensetzen, vielleicht auf eine andere Temperatur umrechnen, dazu gewisse Grössen annähern oder aus Inkrementtabellen, Molekülmechanik- oder quantenchemischen Programmen approximativ berechnen. Im Falle des obigen Gleichgewichts finden wir relativ viele Daten, was uns erlaubt, Beziehungen zu überprüfen, bzw. die Genauigkeit verschiedener Approximationen zu untersuchen. Die Reaktionsgrössen sind in diesem Fall relativ ungenau, da sie aus der Differenz zweier sehr ähnlicher Zahlen für die beiden Isomeren gebildet werden. R.A. Alberty und C.A. Gehrig publizierten in J.Phys.Chem.Ref.Data 13, 1173 (1984) u.a. folgende Daten (n steht für n-Butan, i für iso-Butan): T K 0 200 298.15 500 700 1300 1500 n-Cθp J/molK 0.00 76.82 97.49 147.49 187.86 259.40 276.10 i-Cθp J/molK 0.00 70.50 96.78 148.57 189.95 267.80 284.50 n-Sθ J/molK i-Sθ J/molK n-ΔfHθ kJ/mol i-ΔfHθ kJ/mol 0.00 276.17 310.44 372.78 428.97 568.30 606.40 0.00 261.65 294.71 357.26 414.33 556.20 595.50 -98.90 -117.70 -125.70 -139.90 -149.00 -154.00 -151.00 -106.00 -126.20 -134.60 -148.60 -157.30 -159.40 -154.80 n-ΔfGθ kJ/mol i-ΔfGθ kJ/mol -98.87 -106.02 -51.08 -56.73 -16.69 -20.79 61.39 60.43 143.82 145.91 398.00 408.10 482.70 495.20 S.S. Chen, R.C. Wilhoilt und B.J. Zwolinski geben in J.Chem.Ref.Data 4, 859 (1975) folgende tiefste Vibrationswellenzahlen an (in Klammern umgerechnet in Kelvin): n-Butan (trans) /cm-1: 123 (177) 223 (321) 250 (360) 271 (390) 432 (622) (gauche) /cm-1: 123 (177) 223 (321) 233 (335) 320 (460) 469 (675) iso-Butan /cm-1: 220 (317) 256 (368) 256 (368) 367 (528) 367 (528) Kapitel “Boltzmann-Statistik”: Die Untersuchung des Gleichgewichts zeigt, dass es bei Erhöhung der Temperatur von “rechts nach links wandert”. Dies kann qualitativ anhand nebenstehender i - Butan n - Butan i - Butan n - Butan Graphik verstanden werden. Das unterste Energieniveau ist im iso-Butan tiefer. Bei tiefen Temperaturen, bei denen die Energie zur Anregung in höhere Niveaux kaum reicht, ist somit iso-Butan stabiler. Da n-Butan aber eine sehr tiefliegende Vibration enthält (die einer internen Rotation um die mittlere C-C-Bindung entspricht) ist der Abstand zu den höhern Niveaux geringer (in der Abb. symbolisch für alle gleich gewählt). Tiefe Temperatur Hohe Temperatur Damit sind die höhern Niveaux im n-Butan leichter zugänglich, die Entropie ist grösser, bzw. bei gegebener Temperatur sind mehr Niveaux zugänglich, sodass die freie Energie für n-Butan kleiner wird. Einführung in die Physikalische Chemie Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge……Zusammenhänge………Zusam Kapitel “Theorie der Wärmekapazität”: Die Wärmekapazität Cp bei Zimmertemperatur hat einen Anteil von 4R = 33.256 J/molK (3 /2 R translatorisch, 3 /2 R rotatorisch und R, da bei konstantem P) aus vollständig angeregten Zuständen und zusätzlich Anteile aus teilweise angeregten Schwingungen. Letztere berechnen sich nach der Formel C vib = R(Θ/T)2 e-Θ/T/(1-e-Θ/T)2 Für die von n-Butan (gauche) angegebenen Schwingungen erhält man z.B. 8.074 + 7.556 + 7.491 + 6.842 + 5.518 + … = 91.2 J/molK (inkl. die nicht angegebenen Schwingungen). Das Resultat gilt für die ideale Gasphase und ist deshalb etwas tiefer, als der oben angegebene Wert von 97.49 J/molK. Kapitel “Grundlagen der Thermodynamik” und “Thermochemie”: Die Anwendung des Hessschen Satzes auf die Isomerisierung bedeutet einfach, dass die Reaktionsgrössen als Differenz der iso-Butan- und der n-Butan-Grössen erhalten werden, also z.B. ΔrHθ = i-ΔfHθ - n-ΔfHθ und ebenso ΔrCp , ΔrSθ , ΔrHθ , ΔrGθ in folgender Tabelle: T K 0 200 298.15 500 700 1300 1500 ΔrCθp J/molK 0.00 -6.32 -0.71 1.08 2.09 8.40 8.40 ΔrSθ J/molK 0.00 -14.52 -15.73 -15.52 -14.64 -12.10 -10.90 ΔrHθ kJ/mol ΔrGθ kJ/mol n-Butan Mol% -7.10 -8.50 -8.90 -8.70 -8.30 -5.40 -3.80 -7.15 -5.65 -4.10 -0.96 2.09 10.10 12.50 0.0 3.2 16.1 44.3 58.9 71.8 73.2 Die ΔrG θ Werte können auch über die Beziehung ΔrGθ = ΔrHθ - T ΔrSθ erhalten werden. Für 298.15 K erhält man so beispielsweise -8900-298.15⋅(-15.73) = -4210 J/mol = -4.21 kJ/mol in guter Übereinstimmung mit dem Wert in der Tabelle. Anwendung des Kirchhoffschen Gesetzes erlaubt Voraussagen bei andern Temperatur zu machen, unter Annahme eines konstanten Wertes von ΔrCθp = 8.4 J/molK bei 1300 K erhält man beispielsweise bei 1500 K für ΔrHθ = -5400+200⋅8.4 = -3720 J/mol = -3.72 kJ/mol anstatt -3.80 kJ/mol. Auf die Entropie angewandt ergibt sich ΔrSθ = -12.10 + 8.40⋅(ln 1500 - ln 1300) = -10.90 J/molK in exakter Übereinstimmung mit der Tabelle. Diese Beispiele zeigen, wie man die Daten bei nicht zu stark verschiedener Temperatur erhalten würde, wenn sie nicht tabelliert wären. Die in der Vorlesung verteilte Inkrementtabelle liefert für Butan Cθp = 97.7 J/molK, Sθ = 333.9 J/molK und ΔfHθ = -126.0 kJ/mol in brauchbarer Genauigkeit für viele Reaktionen. Im Fall der Isomerisierung erhält man allerdings für beide Isomere dieselben Werte und damit für die Reaktionsgrössen null. Molekülmechanikprogramme könnten bessere Daten liefern, allerdings gibt das SYBYL-Kraftfeld in MacSpartan keine solchen Grössen. AM1 liefert zwar Bildungswärmen und Entropien für die Gasphase, aber die Genauigkeit reicht nicht für die Isomerisierungsreaktion. Nach dem Prinzip von Thomsen und Berthelot läge das Gleichgewicht immer rechts, da die Reaktion im ganzen Temperaturbereich exotherm, d.h. ΔrHθ < 0 ist. ΔrGθ ändert hingegen das Vorzeichen zwischen 500 und 700 K, was bedeutet, dass das Gleichgewicht bei kleinen Temperaturen auf der Seite von iso-Butan, bei hohen Temperaturen auf der Seite von n-Butan liegt. n-Butan erlaubt eine grössere “Unordnung”, was sich in der grössern Entropie ausdrückt, und diese dominiert bei hohen Temperaturen in ΔrGθ = ΔrHθ - T ΔrSθ . Kapitel “Das Reaktionsgleichgewicht”: Die Gleichgewichtskonstante erhält man über die Beziehung ΔrGθ = -RT.lnK bzw. K = exp(-ΔrGθ/RT) aus der freien Reaktionsenthalpie. Für die Isomerisierung ist K = xi/xn und weiter xi + xn = 1. Daraus erhält man xn =1/(1+K) oder mit 100% multipliziert die Mol-Prozente in der letzten Kolonne der obigen Tabelle.