Erfahrungsbericht Geographie in Utrecht (Niederlande), Januar bis Juni 2002 Von Johannes Bühler E-Mail: [email protected] Mein Entschluss, für ein halbes Jahr in Utrecht zu studieren, fiel relativ kurz vor Bewerbungsschluss Ende September. Ausschlaggebend für mich war es, vor allem akademische Erfahrungen an einer ausländischen Universität zu sammeln, mich in meinen Studienschwerpunkt Geographische Informationssysteme zu vertiefen, die Englischkenntnisse zu verbessern und natürlich nicht zuletzt, Land und Leute kennen zu lernen. Vorbereitungen Nach meiner persönlichen Erfahrung wird Studenten der Auslandsaufenthalt in einem europäischen Land sehr erleichtert und es bleibt einem der sonst üblich Papierkrieg erspart. Lediglich ein paar Formulare müssen ausgefüllt werden. Dann geht alles sehr schnell. Binnen weniger Wochen weiß man, ob es klappt. Die Wohnungssuche blieb einem erspart, da sich die Gasthochschule um die Beschaffung kümmerte. Obwohl es sicher reizvoll wäre, auch diese Erfahrung selber zu machen, rate ich jedem davon ab, da die Wohnungen in Utrecht sehr knapp sind. Einheimische Studenten warten mindestens 18 Monate auf eine Unterkunft. Im Vergleich zu Greifswald sind die Wohnungen relativ teuer (mind. 250 €). Man braucht ein bisschen Glück, um eine gute Wohnung zu bekommen. Neben den großen Studentenwohnheimen gibt es noch eine Reihe kleinerer Studentenappartements, die sich preislich nicht von den Wohnheimen unterscheiden. Ich selbst habe in solch einem im Süden der Stadt gewohnt. Es lag ziemlich in der Mitte zwischen Zentrum und dem Uithof , wo so gut wie alle Veranstaltungen der Geographie laufen. Zusammen mit zwei weiteren Erasmus-Studenten (aus Irland und Italien) teilte ich mir ein solches Appartement. Das beste war der große Livingroom, da fand auch das ganze Leben statt. Hervorragend geeignet zum "Fäschtle" feiern. Man kann es in Utrecht überall ganz gut aushalten und ansonsten kann man mit den Verantwortlichen noch mal reden und sich nach was neuem umschauen. Lasst euch einfach überraschen. Leben in Utrecht Das Fahrrad nimmt wie überall in Holland einen sehr großen Stellenwert ein. Das merkt man vor allem an den unzähligen Radwegen und den noch zahlreicheren Radlern. Wenn man morgens auf dem Rad-Highway in die Uni fährt, ist das echt ein klasse Erlebnis. Busfahren ist auf Dauer einfach zu teuer, wenngleich auch der Busverkehr super ausgebaut ist. Entweder ihr bringt euch euren eigenen Drahtesel mit (auf keinen Fall das teuerste Rad) oder ihr versucht, dort günstig eins zu erstehen. Da gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten, entweder auf legalem Weg, wofür ihr dann aber richtig Geld bezahlen müsst, oder ihr versucht, auf dem Schwarzmarkt von einem der Junkies eins zu bekommen. Wie das funktioniert, erfahrt ihr gleich in der Einführungswoche, die ich jedem nur sehr empfehlen kann. Zum einen lernt man dort die Leute sehr schnell und einfach kennen, und man hat vor allem eine Menge Spaß. Die holländischen Studenten, die das Wochenende mitfahren, verklickern einem alles Wichtige, was man sonst so zum Leben in Utrecht braucht. Utrecht als Stadt hat mir im Vergleich zu Rotterdam oder Amsterdam sehr gut gefallen, da durch die zahlreichen Kanäle und schönen Häuser, besonders in den Sommermonaten, eine echt nette Stimmung aufkommt. Abends gibt es soviel Möglichkeiten wegzugehen, die man hier gar nicht alle aufzählen kann. Sehr gute Musikclubs, Kinos (nicht nur die großen, sondern auch kleine, günstige mit alternativem Programm) und Bars. Eine ganz gute Übersicht, was abends los ist, gibt es in einem wöchentliches Faltblatt, das mehr oder weniger in jeder Kneipe ausliegt. Die Holländer sprechen alle (!) sehr gut Englisch. Selbst jeder noch so kleine Ladenbesitzer versteht und vor allem spricht auch Englisch, sodass man gar nicht erst in die "Versuchung" kommt, Holländisch zu lernen. Auf der einen Seite ist das sicherlich sehr schade, dass man kaum Holländisch lernt, da es mit Englisch viel einfacher ist, auf der anderen Seite profitiert davon natürlich das eigene Englisch. Die Holländer nehmen es einem auf keinen Fall krumm, wie eigentlich in allen Lebensbereichen die Holländer ein sehr offenes und liberales Völkchen sind. Studieren in Holland Zu Semesterbeginn (zumindest im Januar) erhält man eine sehr gute Einführung in alles, was die Uni (Universiteit Utrecht) und das Studieren betrifft. Von da an ergibt sich dann alles von selbst und unterscheidet sich auch nicht wesentlich von dem, was man aus Greifswald gewöhnt ist. Durch die Vergabe von ECTS-Punkten ist in aller Regel eine Anerkennung der besuchten Kurse möglich. Da ich mich auf die GIS-Kurse festgelegt habe, habe ich ansonsten kaum von anderen Kursen etwas erfahren. Diese waren jedoch ganz in Ordnung, besonders wenn man von GIS vorher noch nicht viel gehört hat. Computer gibt es zwar ungemein viele, doch sind diese tagsüber meist besetzt, sodass ein angenehmes Arbeiten erst abends möglich war. Will man etwas ausdrucken oder einen Kaffee aus dem Automaten ziehen, braucht man eine Chip-Karte (Geldkarte). Am besten, man eröffnet ein kostenloses Studentenkonto (ABN-Amro, Postbank oder Rabobank) und erhält eine EC-Karte mit einem solchen Geldchip. Damit kann man eigentlich überall bezahlen. Die Mensa hat zwar was zu Essen, aber lecker ist es nicht unbedingt gerade. Zum Glück gibt es auf dem Campus einen Italiener, der eine ganz vernünftige Pizza zu einem erschwinglichen Preis macht.