Nr. 26/ Mai 2015 Seite |1 Bethel.regional digital Neue Servicesstellen in Castrop-Rauxel und Gevelsberg Gevelsberg. Bethel.KOMM ist eine Anlauf- und Servicestelle für alle Klientinnen und Klienten der Einrichtungen und Dienste von Bethel.regional in Gevelsberg. Sie wird kooperativ geführt vom - Haus Im Stift (stationäre Suchthilfe), - Drevermanstift (stationäre und ambulante Hilfe für Menschen in besonderen Lebenslagen/ Wohnungslose), - Gemeindeorientierten Dienst Ennepe-RuhrKreis (ambulante Hilfen), - Haus Neustraße (sozialpsychiatrische stationäre Wohnunterstützung) und von den - Tagesstrukturierenden Angeboten. In Bethel.KOMM wird informiert, konferiert, geschult, gelernt, gemeinsam gekocht und gegessen, gesungen und getanzt, gemalt und, und, und… Die Mitarbeiter/innen beraten Menschen mit psychischen Behinderungen, Abhängigkeitserkrankungen und Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in Wohn(unterstützungs)fragen und informieren in persönlichen Beratungsgesprächen individuell über Unterstützungsmöglichkeiten durch unsere ambulanten und stationären Einrichtungen. Interessierte Gevelsberger-/innen sind ebenfalls herzlich willkommen. An verschiedenen Tagen gibt es lockere Begegnungsmöglichkeiten. Akteure des Ickerner Ecks: Angelika Korneli, Leiterin Psychosoziale Dienste Diakonie Recklinghausen, Betreuer Simone Thörner-Klein und Ingo Kohlhage sowie Christian Toczek, Bereichsleiter Heimathof Ruhr © Ruhr-Nachrichten Castrop-Rauxel An der Ickerner Straße 33 hat ein neues Angebot für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten eröffnet. Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind erhalten mit dem „Ickerner Eck“ eine Anlaufstelle, die regelmäßig für sie geöffnet ist. In den Räumen der ehemaligen Eck-Kneipe können sie sich zunächst einmal unverbindlich aufhalten. Kontakte zu Zahl des Monats II 2612,3 Vollkräfte waren 2014 in den Einrichtungen und Diensten von Bethel.regional beschäftigt. Dem gegenüber steht ein Personalaufwand von insgesamt 140.568T€. Die durchschnittlichen Personalkosten pro Vollkraft betrugen 53.810€ . anderen sind möglich – wichtig für Menschen, die sich häufig alleine mit ihren Problemen durch das Leben schlagen. Beratung, Vermittlung ins Ambulant Betreute Wohnen oder in die stationäre Unterstützung des Heimathofs Ruhr, Freizeitgestaltung die Mitarbeitenden der Anlaufstelle sind für die Besucher/-innen da. Sie unterstützen und begleiten. „Wir möchten, dass sich bei den Menschen nicht zusätzliche Probleme anhäufen, sondern wollen frühzeitig helfen, Schwierigkeiten zu überwinden“, so Angelika Korneli, Leiterin der Psychosozialen Dienste bei der Diakonie. Christian Toczek, Leiter des Heimathofs Ruhr, und seine Kollegen/-innen freuen sich schon darauf, sich über das „Ickerner Eck“ noch besser als bisher nachbarschaftlich mit den Klienten/-innen zusammen im Sozialraum engagieren zu können. Das „Ickerner Eck“ ist ein Kooperationsprojekt der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und Bethel.regional. „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, dieses Projekt hier zu starten“, so Christa Stüve, Vorstand Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen. Michael Fallenstein, Regionalleiter Bethel.regional ergänzt:“ In Kooperation verschiedener Träger ist es gelungen, eine für die Betroffenen wichtige Anlaufstelle zu schaffen.“ Die Öffnungszeiten sind montags und mittwochs von 13:00-16:00 Uhr, dienstags und donnerstags von 10:00 Uhr-14:00 Uhr. Kontakt: 02305 9637522 Birgit Leonhardt, Stabsstelle Entwicklung, Kommunikation, Projekte Bielefeld begegnet sich – Vielfalt leben! Bielefeld Auch in diesem Jahr fand rund um den 5. Mai wieder der Europäische Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung in vielen Städten statt – so auch in Bielefeld. Unter dem Motto „Bielefeld begegnet sich – Vielfalt leben!“ rief das Bielefelder Aktionsbündnis zur Demo und Nr. 26/ Mai 2015 Seite |2 Bethel.regional digital Kundgebung auf. Das Aktionsbündnis besteht aus zahlreichen Bielefelder Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Initiativen. Koordiniert wurde der Protesttag in diesem Jahr durch die Neue Schmiede Bethel, dem Paritätischen und der Evangelischen Stiftung Ummeln. Trotz des wechselhaften Wetters folgten dem Aufruf rund 500 Menschen mit und ohne Behinderung und zogen mit Plakaten, Trommeln und Trillerpfeifen mitten durch die Stadt. Auf dem Alten Markt – im Herzen von Bielefeld – eröffnete Oberbürgermeister Pit Clausen zusammen mit dem Vorsitzenden des Behindertenbeirates Wolfgang Baum das bunte und abwechslungsreiche Bühnenprogramm. Unterstützt von der Aktion Mensch wurde das Thema „Begegnung“ in den Mittelpunkt des diesjährigen Protesttages gestellt. Geleitet von der Überzeugung, dass in Begegnungen Unsicherheiten und Vorurteile zwischen Menschen mit und ohne Behinderung abgebaut werden können, forderte das Aktionsbündnis den Ausbau von Begegnungsmöglichkeiten in Bielefeld. Auf der Bühne berichteten Besucherinnen und Besucher der Betheler Begegnungszentren von ihren positiven Erfahrungen. Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses der Stadt Bielefeld stellten sich den kritischen Fragen des Politischen Stammtisches. Auch während des Protesttages gab es viele Möglichkeiten der Annäherung und Begegnung, sei es an den zahlreichen Informationsständen oder bei Musik und Tanz. Viele Einrichtungen und Dienste aus Bethel.regional beteiligten sich an den Aktionen. Gemeinsam trugen Klientinnen, Klienten und Mitarbeitende durch ihren engagierten Einsatz zu dem öffentlichkeitswirksamen Erfolg des Bielefelder Protesttages bei. Ulrike Föhst Stabsstelle Qualitätsentwicklung und Projekte Peerberatung oder „die Beratung, die wir uns wünschen“ Dortmund Menschen, die psychisch krank sind haben oftmals Beratungsbedarf zu medizinischen Fragen, Ansprüchen gegenüber Krankenkassen, Arbeitslosengeld, Rentenansprüchen und vielem mehr. Oder sie wollen sich gerne mit jemandem austauschen, der ähnliches erlebt hat wie sie, nachfühlen kann wie es ist und von der eigenen Erfahrung berichten kann. Es gibt Psychiatrie erfahrene Menschen in Dortmund, die mit Unterstützung der Träger HalteStelle e.V., Zentrum für soziale Dienstleistungen und Bethel.regional eine Beratung von Psychiatrie Erfahrenen für Psychiatrie Erfahrene aufbauen wollen. Eine Frau und zwei Männer, die die Ex-In Ausbildung abgeschlossen haben, werden dort beratend tätig sein. Um weitere Psychiatrie Erfahrene als Berater zu gewinnen, fand von Januar bis April 2015 im Lütgendortmunder Gemeindehaus ein Beratungskurs statt, den die drei geleitet haben. In zwölf Modulen (à zwei Stunden) informierten sie Interessierte über die Tätigkeit als Berater und bereiteten sie darauf vor. Themen waren u. a. die eigene Genesungsgeschichte, rechtliche Grundlagen, Medikation, Selbstbewusstsein wie Mann/Frau mit einer psychischen Erkrankung gut leben und wie der Wille der Person, die man berät, zu Tage gefördert, werden kann. In Rollenspielen wurde die Beratungssituation geübt. Um die Sicherheit der zukünftigen Berater-/innen zu stärken, wurden auch Themen wie „Ich als Berater kann mir Hilfe holen und muss nicht alles wissen“ besprochen. Typische Bestandteile einer Einheit waren eine vorgelesene Geschichte, theoretischer Input, kreative Übungen, ausreichend Pause und das Besprechen der Hausaufgaben(!). Als Referenten haben u.a. Dr. Schmidt (Oberarzt im Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund), Herr Francois (Rechtsabteilung Bethel), Herr Siebert (Psychiatriekoordinator der Stadt Dortmund), Frau Hecking (Dortmunder Selbsthilfe u. Kontaktstelle) und eine einige Mitarbeitende von Bethel.regional mitgewirkt. Die Aufwendungen für den Kurs wurden aus Kollektenmitteln und Spendengeldern finanziert. Für Anfang 2016 ist ein zweiter Kurs geplant, dann an einem anderen Standort in Dortmund. Christine Schäfer Regionalleitung Region Dortmund, Ruhrgebiet Nr. 26/ Mai 2015 Seite |3 Bethel.regional digital Diakonischer Impuls (1) „Woran erkenne ich das Diakonische in unserer Einrichtung?“ Diese Frage wurde kürzlich einem meiner Kollegen von einem jungen Menschen im Betheljahr gestellt, der auf Anhieb auch keine Antwort wusste: „Und ganz ehrlich, ich habe spontan nicht sofort gewusst, was ich darauf antworten sollte.“ Ich habe diese Frage – und insbesondere auch die ehrliche Antwort darauf – mitgenommen und beides bewegt mich auch weiterhin. Klar könnte ich diese Frage sofort beantworten, oder? Doch – mir fällt etwas dazu ein, aber überzeugt das auch andere Menschen, kann ich rüberbringen was ich meine oder verliere ich mich dabei in Allgemeinplätzchen? Muss ich überhaupt überzeugen mit meinen Antworten und wenn: Wen muss ich überzeugen? Diese Fragestellungen haben mich ein Stück weitergebracht in meinen Überlegungen. Ich muss niemanden überzeugen, sondern ich muss selbst überzeugt sein. Neben vielleicht christlichen Symbolen, die wir in der Einrichtung hängen oder stehen haben, dem spirituellen Impuls zu Beginn der Dienstbesprechung und der Gestaltung der christlichen Feste können wir natürlich die offiziellen Antworten überall nachlesen: im Leitbild, in den Visionen und im neuen Positionspapier der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Da steht, worauf wir vertrauen, woran wir uns orientieren und was uns leitet. Alles einleuchtend, klar und nachvollziehbar. Aber wie wird sie spürbar oder wie kann sie spürbar werden die unbedingte Menschenliebe Gottes in unseren Unterstützungsangeboten und woran erkenne ich sie? Und da bin ich wieder bei mir selbst angelangt. Denn die Antwort kann ich letztlich nur in mir selbst finden, indem ich mein Herz öffne, zulasse, loslasse, empfange und vertraue; bereit bin, mich auf das Spüren und Erleb- Deutschland auf dem Prüfstand Mit der Veröffentlichung der „Abschließenden Bemerkungen“ des Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderung (Committee on the Rights of Persons with Disabilities/CRPD) Mitte April ben von Gott einzulassen und mich dem Fluss des Lebens und der Gewissheit hingebe, dass ich getragen werde durch Gottes Liebe und seiner bedingungslosen Annahme. Im Alltag fällt das oft schwer. Ich bin im Stress, die Klientinnen und Klienten sind anstrengend, die Kolleginnen und Kollegen nerven, der Dienstplan ist wieder einmal eng und ganz nebenbei stellen die Vorgesetzten auch immer wieder neue Anforderungen an uns. Dann heißt es innehalten und durchatmen. Manchmal reicht es, in das Gesicht meines Gegenübers zu schauen, jedes kleine Fältchen und jede kleine Regung wahrzunehmen, die Vollkommenheit und Verletzlichkeit zu sehen, egal hinter welcher Fassade sie sich auch gerade verbirgt, um auf einmal erfüllt zu sein von der Liebe Gottes. Auf einmal kann ich sie spüren und wahrnehmen, die unbedingte Menschenliebe Gottes – ich erkenne sie in meinem Gegenüber und in mir selbst. Diese Erfüllung lässt mich liebevoll, respektvoll und auch nachsichtig sein im Umgang mit meinen Mitmenschen und auch mit mir. Gottes Liebe in den kleinen Dingen entdecken, darüber im Gespräch sein, den Gedanken und der Auseinandersetzung darüber Raum geben, auch das zeichnet die Arbeit in einer diakonischen Einrichtung aus. Vielleicht ist die einfache und spontane Antwort auf die Ausgangsfrage nicht leichter geworden, aber vielleicht weiß ich jetzt, wo ich sie suchen kann – und vielleicht ist auch das schon ein Teil der Antwort!? Christiane Angermann Bereichsleitung UW Sennestadt diesen Jahres wurde die erste Staatenprüfung Deutschlands nach dem Inkrafttreten der UN-BRK am 26. März 2009 abgeschlossen. Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Der Ausschuss zeigt sich an vielen Stellen besorgt. Er benennt die einzelnen Bereiche und spricht deutliche Empfehlungen, wie Nr. 26/ Mai 2015 Seite |4 Bethel.regional digital Deutschland den Vorgaben der UN-BRK nachzukommen hat. Studierende der FH Bielefeld im letzten Sommer gemeinsam nachgegangen. Dr. Valentin Aichele, Leiter der Monitoring-Stelle: „Der CRPD-Ausschuss formuliert klare und richtungsweisende Anforderungen, wie die UN-Behindertenrechtskonvention weiter umgesetzt werden soll. Bund, Länder und Gemeinden haben aus Genf sehr viele Hausaufgaben bekommen. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland die Weichen für eine inklusive Gesellschaft stellt. Dabei ist nicht nur das Tempo zu erhöhen, sondern es müssen auch Strukturen geändert und gesellschaftliche und politische Widerstände gegen Inklusion überwunden werden. Im Rahmen ihres Studiums begleiteten elf Studierende über mehrere Monate hinweg Menschen mit Behinderung auf ihren alltäglichen Wegen und besuchten sie auch zu Hause. Dazu wurden Tandems gebildet, jeweils ein Student/eine Studentin und eine Person mit Behinderung. Die Studierenden wollten erfahren, wie sich Menschen mit Behinderung organisieren, ihren Alltag gestalten, mit wem sie Kontakt haben, welchen Hobbies sie nachgehen und wie ihnen ihr Arbeitsplatz gefällt. Aber auch die schwierigen Seiten eines selbstständigen Lebens mit Behinderung wurden beleuchtet: Wo gelangt man mit einem Rollstuhl gut hin und wo tun sich Barrieren auf, wo gibt es unangenehme Reaktionen der sogenannten „Normalen“? So fordert der Ausschuss bei Wohnen, Bildung und Arbeit den Ausbau inklusiver Strukturen. Im Bereich Wohnen ist die sogenannte ‚Deinstitutionalisierung‘ verstärkt voranzubringen. Der Ausschuss legt Deutschland zudem nahe, die Zahl der Sonderschulen deutlich zu verringern, behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam zu beschulen sowie die Werkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt abzuschaffen. Der Ausschuss übt berechtigte Kritik an der heute in Deutschland üblichen gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen. Das Festhalten an den Doppelstrukturen bei Wohnen, Bildung und Arbeit ist eindeutig konventionswidrig.“ Wie geht es weiter? Deutschland muss im April 2016 Informationen über die Maßnahmen vorlegen, die getroffen wurden, um die Empfehlungen des Ausschusses zum Gewaltschutz von Frauen und Mädchen umzusetzen. Der nächste reguläre Staatenbericht von Deutschland wird zum 24. März 2019 erwartet. Weiterführende Informationen unter: http://www.institut-fuermenschenrechte.de/monitoring-stelle Deutsches Institut für Menschenrechte Wie funktioniert Inklusion im ostwestfälischen Alltag? Was verstehen Menschen mit Behinderung unter einem guten Leben? Welche Bereiche an ihrem Wohnort sind für sie attraktiv und welche meiden sie eher? Wie sieht ihr soziales Netzwerk aus, welche Unterstützung bekommen sie von wem? Diesen Fragen sind Menschen mit Behinderung und Die Ergebnisse wurden in Bildern und Grafiken festgehalten und auf einer Abschlussveranstaltung informativ und unterhaltsam von den Tandempartnern vorgestellt. Mit dabei waren Vertreter der beteiligten Kooperationspartner aus Bethel.regional und weiteren Einrichtungen aus Ostwestfalen. Da wurde z. B. deutlich, dass der Nahverkehr häufig doch noch nicht wirklich barrierefrei ist, manches Hindernis aber auch durch verständnislose und ungeduldige Mitmenschen entsteht, die Teilhabe im Alltag schwer machen, und dass Lieblingsorte „um die Ecke“ liegen können oder auch einige Kilometer entfernt: Entscheidend sind fast immer die Menschen, die das eigene Leben ganz persönlich bereichern und mit denen Teilhabe gelingt. Eine der wichtigsten Erfahrungen aller Beteiligten war, dass bei dem gemeinsamen Projekt das Kennenlernen ein außerordentlicher Gewinn ist: Gegenseitiger Respekt und Verbundenheit entstehen durch Austausch und gemeinsame Aktionen. Der Abschied war entsprechend geprägt von viel gegenseitiger Anerkennung aber auch Nachdenklichkeit über noch nicht gelöste Fragen der Inklusion. Inzwischen sind die Studierenden an der Fachhochschule zurück und werten ihre Erfahrungen und Ergebnisse aus – es ist vereinbart, dass Mitarbeitende und Führungskräfte nach Abschluss der Auswertungsarbeiten Gelegenheit bekommen, von den Ergebnissen und angewandten Methoden zu profitieren. Dr. Marion Kühn Stabsstelle Qualitätsentwicklung/Projekte