IQE Projekt 2008 bis 2010 Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e. V. Fachstelle Pränataldiagnostik Andrea Singer Häberlstraße 17 80337 München 1. Bericht über die Erreichung der Ziele Ziel 1 Frage: Wie können wir den Flyer so gestalten, dass er auch Frauen und Familien mit Migrationshintergrund anspricht? Ausgangspunkt /-situation: Wie war die Ausgangssituation? Warum hat sich die Einrichtung dieses Ziel gesetzt? Zu Beginn des IQE-Projekts 2008 wurde zuerst folgende Zielsetzung (Ziel 1) formuliert: Das Angebot der psychosozialen Beratung im Kontext von PND ist interkulturell überarbeitet. Es werden Standards für die Beratungsstelle erarbeitet, ein Transfer in weitere Beratungsangebote der Beratungsstelle wird damit möglich. Im Laufe des Prozess der IQE-Weiterbildung kristallisierte sich für unsere Fachstelle PND heraus, dass es auf dem Weg zu diesem übergeordneten und von uns angestrebten Ziel notwendig ist, zuerst den PND-Flyer zu aktualisieren. Er sollte vor allem auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund erweitert werden und diese Zielgruppe mehr im Blick haben. Der Flyer ist eines der wichtigsten Medien zur Bekanntmachung unseres Beratungsangebots und hat bisher eine große Öffentlichkeitswirkung. Das Handout soll in erster Linie sowohl werdende Eltern ansprechen, aber auch medizinische Fachkreise, wie z. B. Ärzte von pränatalen Zentren über unser psychosoziales Beratungsangebot informieren. Gynäkologen, Pränataldiagnostiker, andere Ärzte und Einrichtungen weisen auf dieses Angebot hin. Seit 1. Februar 2010 ist eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, die eine Hinweispflicht der Ärzte auf psychosoziale Beratung gesetzlich vorgibt. Der Flyer soll den Nutzen und den ergänzenden Charakter zur medizinischen Beratung verständlich machen und auch aus Sicht der Mediziner für ihre Patienten sinnvoll erscheinen lassen. Diese Zielgruppen vermitteln ihre Patienten bzw. Klienten an uns weiter und geben als weiterführende Information den Flyer mit. Um also das Ziel 1 (s.o.) konkreter zu fassen, haben wir das Ziel 1 zu folgender Frage verändert: Frage: Wie können wir den Flyer so gestalten, dass er auch Frauen und Familien mit Migrationshintergrund anspricht? Die veränderte Zielformulierung hat eine interkulturelle Überarbeitung des bisherigen Flyers der Fachstelle zu pränataldiagnostischer Beratung zum Ziel. Die Hauptzielgruppe, die durch einen neuen Flyer angesprochen werden soll, sind neben dem deutschen Klientel zusätzlich auch Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Wie ist die Bearbeitung des Ziels verlaufen? Wie sind Sie vorgegangen? Wer war beteiligt? Der erste Impuls zur Überarbeitung von Seiten der Zirkelteilnehmer fand am 27. Januar 2010 bei uns in der Fachstelle statt (siehe dazu auch das ausführliche Protokoll IQE-Zirkel Mittel und die ausführliche Darstellung als Fotoprotokoll). An dem sehr effektiven Teamtreffen arbeiteten 15 TeilnehmerInnen mit. Vorbereitend und zum Zwecke der Information wurde vorab der alte Flyer an alle Teilnehmer via email versendet. Im Rahmen des IQE-Zirkeltreffens wurden auf Basis dieses „alten“ Formats neue Ergebnisse erarbeitet. Das Protokoll, verfasst von Markus Zechmeister, ergänzt und präzisiert unsere Zielgruppe ganz richtig: “Das Beratungsangebot 1 soll Familien aus unterschiedlichen Bildungs- und Kulturschichten erreichen. Die Möglichkeit der Information soll den Familien geboten werden, jenseits der Dominanz des medizinischen Wissens und der Glaube an die Apparat-Medizin.“ Vorgehen: Die TeilnehmerInnen wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Jede Kleingruppe erarbeitete neue Vorschläge auf der Basis des „alten“ Flyers. Der Alte war stark vergrößert und auf einem großen Poster aufgeklebt, auf dem viel Platz für Vorschläge zu den jeweiligen Textblöcken, Fotos, Logos u.s.w. zur Verfügung stand. Nun gab es in den Gruppen ausreichend Zeit Verbesserungen und neue Vorschläge angeregt zu diskutieren und zum Teil auch schon neu zu formulieren und daneben zu schreiben. Die wichtigsten Ergebnisse wurden dann im Plenum mit allen TeilnehmerInnen nochmals unter die Lupe genommen, verglichen und diskutiert. Als Fazit ergaben sich u.a. folgende Punkte: ●Für die Gestaltung mit Fotos sollen in der Zukunft Bilder ausgewählt werden, die für andere Kulturen auch ansprechend wirken. Z.B. ist es für viele muslimische Familien wenig einladend und akzeptabel eine stillende Frau mit nackter Brust zu zeigen. In der muslimischen Vorstellung gibt es eine tabuisierte „Aura“, die vom Hals bis zu den Füßen der Frau reicht und stets bedeckt sein muss. Alternative Vorschläge waren, Motive zu wählen, die stattdessen Familien mit anderen kulturellen Wurzeln darstellen. ●Fremdworte sollten auf dem geplanten Flyer vermieden werden. Der Text soll eine einfache und verständliche Sprache sprechen, kurz gehalten sein und nicht kompliziert. Z. B. wurde „Pränatale Diagnostik durch „Vorgeburtliche Untersuchungen“ ersetzt. Wichtig ist, Worte zu nehmen, die auch ausländische Paare mit nicht so guten Deutschkenntnissen verstehen können. Eventuell könnten zum besseren Verständnis ein kurzer Textteil oder Schlüsselbegriffe auch in Fremdsprachen übersetzt sein. ●Zum bisherigen Logo wurde die berechtigte Frage gestellt, welche Bedeutung das „alte“ Logo wohl hat? Und ob es eine Aussagekraft für unser Klientel hat? Eine Veränderung des Logos wurde angeregt. Die hier erarbeiteten Ergebnisse und die Sensibilisierung in diesen Belangen dienten uns in der Fachstelle später als sehr effektive Basis für unsere weiteren Überlegungen und die nun folgende Umsetzung einer Neugestaltung des Flyers. Dieser Prozess nahm mehrere Wochen im Fachteam in Anspruch. Entwürfe zu Text, Intension, Motiven und Gestaltung wurden viel diskutiert, neu kreiert, manches wieder verworfen und schließlich im Konsens zu Papier gebracht. Was ist das Ergebnis? Was haben Sie erreicht bzw. erarbeitet? Der neue Flyer ging im Juni 2010 in Druck. Damit war gewährleistet, dass unsere Fachstelle PND für aktuelle Fachtagungen, Kongresse, geplante Veranstaltungen den interkulturell überarbeiteten Flyer ab sofort in aktualisierter Form weitergeben konnte. Der Flyer wurde bisher (Stand August 2010) an über 30 Praxen, Gynäkologen, Kliniken, Humangenetiker, Kinderwunschzentren und Hebammen, mit denen wir im kooperativen Austausch stehen, verteilt und an das Münchner Infozentrum im Rathaus weitergegeben. Bisher finden bereits viele Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in die Beratungsstelle und wir haben das Ziel eine besondere Einladung an dieses Klientel zu vermitteln. Neu als Text auf unserem Flyer ist auch das Angebot: „Uns sind Frauen und Männer aus allen Ländern und Kulturen willkommen. Eine Dolmetscherin, auch in Gebärdensprache kann bei Bedarf organisiert werden.“ Die Beratungsstelle ist in der guten Position bei Bedarf Dolmetscher anfordern zu können, die in medizinischen Belangen qualifiziert sind. Um in der besonderen Beratungssituation unter Mitwirkung eines Dolmetschers als psychosoziale Beraterin optimal gerüstet zu sein, nimmt eine unserer Mitarbeiterin an der REFUGIO-Fortbildung „Beratung und Behandlung unter Mitwirkung von Dolmetschern“ teil. Dort werden Aspekte der interkulturellen Kommunikation vertieft. 2 Was war bei der Zielbearbeitung besonders hilfreich oder förderlich? Was war schwierig? (Kann sich z.B. auf Kooperationspartner, Team, Leitung, Fortbildung, Qualitätszirkel beziehen) Als ganz besonders unterstützend schätzten wir die Kreativität und das Fachwissen der anderen ZirkelteilnehmerINNEN im Rahmen des Zirkeltreffens am 27. Januar 2010, die mit ihrem unvoreingenommenen Blick interkulturelle Aspekte für die Neuentwicklung des Flyers eingebracht haben. Die fachliche Leitung durch Ranja Yoksulabakan wirkte dabei sehr strukturierend. Sie war als Coach sehr unterstützend. Die von ihr gewählte Methode erwies sich dabei im begrenzten zeitlichen Rahmen als effektiv. Die Ergebnisse dieses Treffens gaben den ersten Impuls für die Neugestaltung des Flyers in den nächsten Wochen. Die fachliche Geschäftsführung und das Fachteam Pränataldiagnostik erarbeitete im Austausch konkrete Formulierungen und überlegte Anregungen für die grafische Gestaltung. Hilfreich war in diesem Team die kollegiale Beratung. Ist bezogen auf das Ziel etwas darüber hinaus entstanden? Wenn ja, was genau? Während der interkulturellen Neubearbeitung des Flyers wurde deutlich, dass es sinnvoll ist auch die weitere Darstellung z.B. auf anderen Flyern, Infomaterial oder auch im Internetauftritt der Beratungsstelle in seiner Außenwirkung kultursensibel zu betrachten und in der Zukunft zu verändern. Dazu gibt es erste Schritte in Zusammenarbeit mit der fachlichen Geschäftsleiterin.: Unsere Website, die bisher eingeschränkt barrierefrei war, wird gerade zu uneingeschränkter Barrierefreiheit überarbeitet. Unsere spanischen, muttersprachlichen Angebote liegen bereits als Flyer und auf unserem Internetauftritt vor. Um eine weitere Sensibilisierung für interkulturelle Themen zu erreichen, wird eine Mitarbeiterin im Rahmen unserer jährlichen Klausur das Konzept des IQE vorstellen und ein kleines interkulturelles Training im Großteam für alle MitarbeiterINNEN durchführen. Wie hat sich die Umsetzung des Ziels auf Ihre Arbeit, auf die Einrichtung und auf die Nutzerinnen der Einrichtung ausgewirkt? Besonders bei den neuen Kolleginnen, die unsere Klausur 2006 zum Interkulturellen Kompetenz mit Frau Handschuck noch nicht besucht haben, wird die interne Fortbildung zu IQE sicherlich einen sensibleren Umgang fördern. Die wichtige Qualititätsentwicklung kann so im ganzen Team fortgesetzt werden. In diesem IQE Prozess wurden Standards für die Beratungsstelle erarbeitet, die zukünftig einen Transfer in weitere Beratungsangebote der Beratungsstelle erleichtern werden und eine Sensibilisierung für diese Thematik auf breiter Basis fortsetzen werden. Der Prozess, dass sich alle MitarbeiterInnen der Beratungsstelle für Menschen aus anderen Kulturen öffnen lernen, dauert in der Praxis bereits seit vielen Jahren an dieser Stelle an und wird für neue Kolleginnen immer wieder thematisiert. Die Inhalte spiegeln sich nun auch in der Kursarbeit wieder, und sind nochmals thematisiert worden. Ziel 2 Die bestehende Kooperation zwischen Fachstelle Beratung zu PND und Arztpraxen und Kliniken ist bis Ende 2010 ausgebaut und erweitert (z.B. gegenseitig verweisen von schwangeren Frauen und Patientinnen, Fortbildungsveranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit in anderen Einrichtungen). Ausgangspunkt /-situation: Wie war die Ausgangssituation? Warum hat sich die Einrichtung dieses Ziel gesetzt? Um auch werdenden Müttern und Vätern mit Migrationshintergrund ein adäquates Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen, liegt ein Fokus unserer Fachstelle auf der interkulturellen Öffnung für den Bereich PND. Schwangere Migrantinnen nehmen im Zuge der „normalen“ Schwangerenvorsorge im deutschen Gesundheitssystem vielfach schlecht informiert und trotzdem ganz selbstverständlich die pränataldiagnostischen Untersuchungen in Anspruch. 3 Dabei sind sie über die Methoden oder mögliche Konsequenzen für Leib und Seele tatsächlich kaum ausreichend informiert. Manchmal ist dafür auch die Sprachbarriere zwischen Ärzten und Patientinnen verantwortlich. In den Herkunftsländern wird Pränataldiagnostik nicht in diesem Umfang wie in Deutschland praktiziert. PND ist in Deutschland eine Routine geworden und führt unvorbereitet in vielen Fällen auch bei ausländischen Schwangeren zu Verunsicherungen und Ängsten, die sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken können. Über vorhandene psychosoziale Beratungsangebote ist diese Zielgruppe kaum informiert. Eine neue Gesetzeslage schreibt die Hinweispflicht für Ärzte vor, ihre Patientinnen über den Anspruch auf psychosoziale Beratung im Kontext mit PND zu informieren und sie darüber hinaus auch an geeignete Beratungsstellen weiter zu vermitteln. Diese neue Gesetzeslage, die im Februar 2010 in Kraft getreten ist, erfordert einen erhöhten Arbeitsaufwand, was die Kooperations- und Vernetzungsarbeit betrifft. Für die Gestaltung einer qualifizierten Beratung zu PND ist eine Kooperation mit der medizinischen Fachwelt, Kliniken, Pränataldiagnostikern, Gynäkologen, Humangenetikern oder Kinderärzten und eine Vernetzung mit anderen sozialen Fachdiensten, der Selbsthilfegruppen und auch der Behindertenverbände notwendig. Die konkrete Gestaltung eines psychosozialen Beratungsangebots bei PND erfordert einen fokussierten Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit. Obwohl die neue Gesetzeslage darauf abzielt, ist bisher nicht sichergestellt, dass alle Frauen und Paare über den Anspruch auf psychosoziale Beratung informiert sind, eingeschlossen die Gruppe der Migrantinnen und Migranten. Um diese Situation zu verbessern ist eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit in anderen Einrichtungen notwendig. Dabei legen wir einen Fokus auch auf die werdenden Eltern mit Migrationshintergrund und möchten auf besondere Bedürfnisse dieser Klienten eingehen. Wie ist die Bearbeitung des Ziels verlaufen? Wie sind Sie vorgegangen? Wer war beteiligt? Was ist das Ergebnis? Was haben Sie erreicht bzw. erarbeitet? Um Informationen weiterzugeben und den Austausch zur neuen Gesetzeslage zu fördern, bauten wir als Fachstelle PND viele Kontakte aus und konnten Kooperationen intensivieren. Die Vernetzungs- und Kooperationsarbeit fand auch immer unter dem Fokus interkultureller Vernetzung statt und visierte unsere Zielgruppe der Eltern mit Migrationshintergrund an. Schwangere Migrantinnen und ihre Partner sind bereits seit vielen Jahre auch Klienten unserer Fachberatung. Tendenziell ist es aber schon so, dass die angebotene psychosoziale Beratung von Migrantinnen und Migranten nicht stark genug nachgefragt werden. Diese Gruppe noch besser zu erreichen, ist unser Ziel. Im Rahmen des regelmäßigen Arbeitskreises PND der Münchner Beratungsstellen wurde diese Thematik diskutiert. Die Humangenetikerin Fr. Dr. Nevinny-Stickel-Hinzpeter war bei uns zu Gast. Viele Treffen, Besuche und fachlicher Austausch mit Ärtzinnen der medizinischen Genetik, Gynäkologinnen und Praxen für Pränatale Diagnostik wurden von uns initiiert und kamen zu einem guten Ergebnis. Die Fachstelle nahm am Fachtag „Perinatologisches Symposium“ im Klinikum Harlaching teil und konnte dabei eine bereits bestehende Kooperation vertiefen. Auch waren wir mit großem Interesse beim Symposion in der Frauenklinik Rotkreuzklinikum München Pränatal-Medizin München „Am Beispiel Down-Syndrom“, das im Winter 2010 stattfand. Weitere Treffen mit Selbsthilfegruppen der Beratungsstelle für Natürliche Geburt, Kinderwunsch und Via Nova standen für uns auf dem Plan, und wurden auch mit Blick auf betroffene Migrantinnen besprochen und wird auch weiterhin gepflegt. Wir haben uns in der Fachstelle mit der Koordinatorin von Leona e.V. (Behindertenselbsthilfe) vorgestellt und planen weitergehende Vernetzung. Eine regionale Vertreterin des ASBH (Arbeitskreis Spina Bifida und Hydrozephalus), die selbst ein betroffenes Kind hat, besuchte uns zusammen mit ihrem kleinen Sohn in unseren Räumen. Wir kamen in einen positiven und interessanten Austausch und planen weitere gemeinsame Aktionen. Ein Treffen und Vernetzung zu einer Fachkraft der Ambulanten Erziehungshilfe, die auf Sinti und Roma spezialisiert ist, vermittelte uns psychosoziale Beratungen mit einer Sintifamilie. 4 Aus einer Initiative der Beratungsstelle heraus entstand vor vielen Jahren ein interdisziplinärer Arbeitskreis spanisch sprechender Fachleute rund um die Geburt, der sich zweimal im Jahr zum Austausch und Vernetzung trifft. Unsere Kollegin konnte bei dem letzten Treffen im April 2010 die Fachstelle vorstellen und unsere Beratungsarbeit darstellen. Somit verfügen wir auch über eine vielfältige Kartei spanisch sprachiger Anbieter und wir geben bei Bedarf Kontakte zu spanisch sprechende Gynäkologen oder andere FachärztInnen, Physiotherapeuten, Kursleiterinnen, Homöopathen etc. weiter. Die bereits über Jahre bestehende Kooperation mit „Verwaiste Eltern München e.V.“ konnten wir mit einem neuen Treffen, Kennenlernen der neuen Mitarbeiterinnen und zukünftigen Planungen intensivieren. Unsere Teilnahme an der Netzwerktagung in Berlin „Vorgeburtliche Diagnostik: Neue gesetzliche Regelungen-Ungelöste Ethische Probleme“ führte zu weiteren Vernetzungen, zu Austausch und Inspiration, wie man in diesem Fachbereich zielführend weiterarbeiten kann. Die Neuerstellung und Überarbeitung des Flyers Fachstelle PND nach der Unterstützung mit IQE und neuer Gesetzeslage trug auch im wesentlichen dazu bei, Migrantinnen und ihre Partner mehr in den Blick zu nehmen (siehe dazu Ziel 1) und diese wirksamer an zu sprechen. Was war bei der Zielbearbeitung besonders hilfreich oder förderlich? Was war schwierig? (Kann sich z.B. auf Kooperationspartner, Team, Leitung, Fortbildung, Qualitätszirkel beziehen) Hilfreich war, dass die von uns angesprochenen Personen der unterschiedlichen Professionen (s.o.) sich sehr kooperativ zeigten und an unserer Arbeit interessiert waren. Sie hatten selbst auch ein Interesse daran mit uns in Kooperation zu treten. Da von Seiten der Fachärzte seit Februar 2010 auch eine gesetzliche Hinweispflicht auf psychosoziale Beratung besteht, möchten sie diese gerne mit passenden Kooperationspartnern erfüllt sehen und streben eine fruchtbare Zusammenarbeit mit uns an. Die gegenseitige Wertschätzung der unterschiedlichen Ansatzpunkte war dabei sehr förderlich und konnte sich dabei gut ergänzen. Sehr unterstützend war auch, dass uns die dafür nötigen zeitlichen Ressourcen und personellen Kapazitäten von Seiten der Geschäftsleitung zur Verfügung gestellt wurden. Diese Aufgaben wurden in großem Rahmen mitgetragen und fachlich gestützt. Die Teilnahme an drei Fortbildungen zur interkulturellen Öffnung von Einrichtungen führte zu einer Sensibilisierung in diesem Bereich. Ist bezogen auf das Ziel etwas darüber hinaus entstanden? Wenn ja, was genau? Wir haben Kontakte zu Beratungsstellen und Einrichtungen die fast ausschließlich mit MigrantInnen arbeiten knüpfen können, die uns bisher unbekannt waren. Manche Kooperationen werden dadurch möglich. Wir konnten auch durch unsere Teilnahme am Projekt Institutionen informieren, die unsere inhaltliche Arbeit noch nicht kannten, die den Nutzen für ihre Klientel jedoch erkannt haben und begrüßen. Wie hat sich die Umsetzung des Ziels auf Ihre Arbeit, auf die Einrichtung und auf die Nutzerinnen der Einrichtung ausgewirkt? Die intensive Beschäftigung mit unseren Themen aus Sicht der MigranntInnen brachte uns Sicherheit im Umgang mit Klienten und Dolmetschern. Das Einbinden von Dolmetscherdiensten wird nun selbstverständlicher. Wir hoffen, dass es sich noch weiter herumspricht, dass eine Beratung für Paare aus allen Bildungsschichten mit Dolmetscher bei uns kurzfristig möglich ist. 5 Ziel 3 Eine Veranstaltung für Mütter mit Migrationshintergrund bis Ende 2010 hat stattgefunden. Ausgangspunkt /-situation: Wie war die Ausgangssituation? Warum hat sich die Einrichtung dieses Ziel gesetzt? Titel: „Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in anderen Kulturen“. Wir laden Frauen zum interkulturellen Gespräch. Wie ist die Bearbeitung des Ziels verlaufen? Wie sind Sie vorgegangen? Wer war beteiligt? Im Rahmen unserer Veranstaltungsplanung für das zweite Halbjahr 2010, wollen wir mit Migrantinnen über deren besonderen kulturellen Hintergründe und Entwicklungen rund um Schwangerschaft und Geburt und ebenso mit deutschen Frauen ins Gespräch kommen. Die Geschäftsleitung ermöglichte einen kostenlosen Abend in unserer Veranstaltungsreihe. Was ist das Ergebnis? Was haben Sie erreicht bzw. erarbeitet? Sollte das Ziel nicht erreicht, modifiziert oder nicht angegangen worden sein, erläutern Sie bitte hier, warum das der Fall ist. Bei der Modifizierung eines Ziels gehen Sie auf das neue Ziel ein und erläutern die Fragen entsprechend. Die Veranstaltung findet am 2. Dezember 2010 in unserem Hause statt. Sie wird geleitet und moderiert von Frau Andrea Singer, die hier im IQE Projekt mitgearbeitet hat. Was war bei der Zielbearbeitung besonders hilfreich oder förderlich? Was war schwierig? (Kann sich z.B. auf Kooperationspartner, Team, Leitung, Fortbildung, Qualitätszirkel beziehen) Die Einladungen zu diesem Gespräch müssen bei den Migrantinnen persönlich gemacht werden. Manche Frauen dürfen/können am Abend nur zu uns kommen, wenn der Mann sie begleitet und wieder abholt. Die Kinder müssen betreut werden, etc. , das bedingt einige Hürden die Migrantinnen nehmen müssen, um zu diesem Abend kommen zu können. Wir haben bereits Zusagen einer polnischen Hebamme, die ihre Bekannten angesprochen hat, einer Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, die mit Frauen aus ihrem Kurs kommen will. Ebenso haben einige Frauen aus unseren Eltern-Kind-Kursen für spanisch sprechende Eltern ihre Teilnahme angekündigt. Mitarbeiterinnen unserer Kooperationseinrichtung Netzwerk Geburt und Familie e.V., die auch einen Migrationshintergrund haben werden auch teilnehmen. Ist bezogen auf das Ziel etwas darüber hinaus entstanden? Wenn ja, was genau? Da der Abend noch nicht stattgefunden hat gibt es noch keine weiteren Pläne. 2. Wirkung / Vernetzung / Zukunft a) Was hat die Bearbeitung im Projekt über die Zielbearbeitung hinaus bewirkt? Wir wollen Migrantinnen und ihre Partner schon während der Schwangerschaft über die wichtigen Untersuchungen in der Schwangerenvorsorge und über die zusätzlich mögliche vorgeburtliche Diagnostik informieren, ihnen beratend zur Seite stehen, wenn sie sich fragen welche und wie viele Untersuchungen für sie ganz individuell richtig und wichtig sind, wie z.B. Ultraschall/Nackentransparenz-Test, Bluttest, Fruchtwasseruntersuchungen u.a. was sie tun können, wenn sie vor oder nach einer Untersuchung unsicher oder beunruhigt sind, 6 wie sie nach einem positiven Befund ihres Babys eine für sie tragbare Entscheidung treffen können. Vor und während des IQE Projektes hatten wir Einblick in die Bedürfnisse von schwangeren Migrantinnen, die meist der deutschen Sprache noch nicht mächtig, neu hier in München Fuß fassen müssen. Sie suchen aufgrund ihrer Schwangerschaft eine Klinik oder niedergelassene Gynäkologen auf um sich umfassend betreuen zu lassen. Dort werden Sie aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse und fehlender objektiver Dolmetscher selten umfassend über die Schwangerenvorsorge und den Unterschied zu vorgeburtlicher Diagnostik (Pränataldiagnostik) informiert. Auf das deutsche Medizinsystem vertrauend, stehen sie den Untersuchungen positiv gegenüber, auch wenn sie für die nicht zwingenden IGeL – Leistungen zusätzliche Kosten aufbringen müssen. Manchmal bis zu 500 € und mehr. Wir haben erfahren, dass der Anteil an Risikoschwangerschaften bei Migrantinnen hoch ist, und die Paare für die besonderen vorgeburtlichen Untersuchungen von den muttersprachlichen GynäkologInnen an die Kliniken oder spezialisierten Pränatalpraxen verwiesen werden. Diese Pränataldiagnostik-Praxen informieren zwar mit ihrer fachärztlichen Kompetenz umfassend über pränatale Diagnostik und Therapie, pränatale und gynäkologische Sonographie, Geburtsmedizin, Humangenetik und führen genetische Beratungen durch. Allerdings wird aus unserer Erfahrung heraus Paaren, die der deutschen Sprache nicht oder zu wenig mächtig sind, sehr selten eine psychosoziale Beratung vor-, während und nach einer Diagnostik empfohlen. Auch bringt die Pränataldiagnostik manche religiös gebundenen Paare in großen Konflikt, da für sie aufgrund ihres Glaubens eine Abtreibung nicht vorstellbar ist. Ein behindertes Kind scheint aber für die Familie eine enorme emotionale und finanzielle Belastung. Eine psychosoziale Beratung ist auch hier dringend angezeigt, um eine „richtige“ Entscheidung treffen zu können mit der das betroffene Paar leben kann. So sehen wir uns besonders verpflichtet, uns interkulturell fortzubilden, denn die fachlichen Inhalte können sehr gut von medizinisch orientierten Dolmetschern übersetzt werden, jedoch braucht es die Einsicht in die jeweils kulturellen Werte des Paares um eine tragende Beratung leisten zu können. Ein objektiver, schnell verfügbarer Dolmetscherdienst ist hierfür unerlässlich. Wir haben beim intensiven Ausbau des Angebotes unserer Fachstelle Beratung zu Pränataldiagnostik unsere interkulturelle Aussage präzisiert. Der leicht lesbare Text ist vorbildhaft für alle weiteren Flyer unserer Beratungsstelle. b) Vernetzung Vernetzung hat auf vielen Ebenen stattgefunden. Inhaltlich mit den Teilnehmern unseres Zirkel und darüber hinaus bei allen teilnehmenden Einrichtungen dieses Projektes. Wir haben eine gute Kooperation zu dem Dolmetscherdienst Bayerisches Zentrum für Transkulturelle Medizin e.V. herstellen können und gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. c) Zukunft der interkulturellen Öffnung in der Einrichtung Viele interkulturell gemischte Paare, meist aus der Bildungsschicht, suchen bereits unsere Beratungsstelle auf. Ebenfalls Paare und junge Familien mit Migrationshintergrund, die durch die Zusammenarbeit mit den Frühen Hilfen der Stadt München unsere Angebote annehmen. Entgegen früheren Einschätzungen – viele muttersprachlichen Angebote anbieten zu müssen kamen wir zum Schluss, das durch einen Einsatz von Dolmetscherdiensten die Beratung oder eine Teilnahme in unseren Kursen sehr zufriedenstellend möglich wurde. Für die Beratungen sind die zusätzlichen Kosten abgedeckt. In der Kursarbeit benötigt diese Leistung aber eine Verkleinerung der Gruppenstärke. Dies bedingt höhere Kosten, die leider bisher nicht aufgefangen werden können sondern von unserer Beratungsstelle getragen wurden. Dies braucht in Zukunft eine gute Lösung. 7 Wir werden uns in unseren Klausuren und internen Arbeitskreisen der verschiedenen Fachrichtungen, in der Geburtsvorbereitung, bei den Geburtsbegleiterinnen/Doulas, in den Rückbildungskursen und allen Eltern-Kind-Kursen für eine wachsende interkulturelle Offenheit einsetzen. 3. Kontaktadresse Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e. V. Fachstelle Pränataldiagnostik Andrea Singer Häberlstraße 17 80337 München Tel. (089) 550 678-14 4. Anlagen Flyer 8