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Berlin | 29. August 2011 | NR. 35
Kirchen
Berlin hat einen neuen katholischen Erzbischof
Mit einem Pontifikalamt in der Hedwigskathedrale ist der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Samstag in sein Amt eingeführt worden.
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Neuer Görlitzer Bischof Ipolt in sein Amt eingeführt
Wolfgang Ipolt ist seit Sonntag offiziell neuer katholischer Bischof in Görlitz. Bei einem Gottesdienst
mit mehreren Bischöfen, darunter aus Polen und Tschechien, wurde er in sein Amt eingeführt.
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Papstbesuch: Erfurter Bischof Wanke erwartet großen
Ökumene-Schub
Der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke verspricht sich vom Besuch des Papstes im September in Thüringen einen deutlichen Aufschwung für die Beziehungen zur evangelischen Kirche.
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Soziales
Sächsische Aktion »Perspektivwechsel« bietet neue Einblicke
Ungewöhnliche Einblicke für einen Tag: Knapp 90 Politiker sowie Mitarbeiter aus Verwaltung, Wirtschaft und Krankenkassen nehmen seit Montag an der dritten sächsischen Aktion "Perspektivwechsel" teil.
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Suchtexperten fordern Schockfotos auf Zigarettenpackungen
Suchtexperten sprechen sich für Schockfotos auf Zigarettenpackungen als Mittel der Abschreckung
aus.
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Auch Armenbestattungen dürfen teuer sein
Armenbestattungen müssen nicht immer billig sein. Das Sozialamt muss unter Umständen auch
dann die vollen Kosten übernehmen, wenn es die Beerdigungskosten für unangemessen hoch hält. Seite_24
Gesellschaft
Migrantenvertreter kritisieren Berliner Integrationspolitik
Die Berliner Integrationspolitik sorgt weiter für Unmut.
Seite_28
Stasi-Überprüfung: Woidke sieht »keine Überraschungen«
Die jüngsten Stasi-Überprüfungen bei Führungskräften der Brandenburger Polizei haben nach Angaben von Innenminister Dietmar Woidke (SPD) keine neuen Erkenntnisse ergeben.
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Kultur
Kunstsammlungen zeigen Raffaels »Madonna di Foligno«
Zum Deutschlandbesuch des Papstes zeigen die Dresdner Kunstsammlungen Raffaels (1483-1520)
berühmte "Madonna di Foligno" zum ersten Mal außerhalb der Vatikanischen Pinakothek.
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Dresdner Kreuzchor mit erster Vesper der neuen Saison
Nach der Sommerpause ist der Dresdner Kreuzchor wieder regelmäßig an Samstagen zu hören.
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Impressum
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Berlin hat einen neuen katholischen Erzbischof
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Pontifikalamt zur Einführung von Rainer Maria Woelki - Kirche kritisiert Wowereit
Berlin (epd). Mit einem Pontifikalamt in der Hedwigskathedrale ist der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria
Woelki am Samstag in sein Amt eingeführt worden. Der
55-jährige Weihbischof aus Köln war Anfang Juli von Papst
Benedikt XVI. zum Nachfolger des verstorbenen Kardinal
Georg Sterzinsky ernannt worden. Woelki ist der neunte
Erzbischof der erst 1930 gegründeten Diözese. Ihr gehören 390.000 Katholiken aus Berlin, Brandenburg und
Vorpommern an. Bei dem Pontifikalamt wurde Woelki
vom Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof
Jean-Claude Périsset, das päpstliche Ernennungsschreiben überreicht. Anschließend wurde er zum Bischofsstuhl
geleitet, wo er auch den Hirtenstab entgegennahm.
In seiner Predigt rief Woelki die Christen Berlins
auf, sich nicht von geringen Mitgliederzahlen der Kirchen
entmutigen zu lassen. Dem Gottesdienst in der vollbesetzten Kathedrale wohnten politische Würdenträger wie
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und 33
Bischöfe aus dem In- und Ausland bei, darunter auch mehrere aus Polen. Das Berliner Erzbistum grenzt in weiten
Teilen seines Gebietes an Polen und ging in der Weimarer
Republik aus dem Erzbistum Breslau (heute: Wroclaw)
hervor.
Im Namen der drei Bundesländer, auf die sich das
Erzbistum erstreckt, hieß die Berliner Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer Woelki willkommen. »Als lebendiges
Gemeinwesen brauchen wir Ihre Wortmeldungen« und die
Bereitschaft zu einem »kritischen Dialog«, auch wenn dabei nicht immer Übereinstimmung erzielt werden könne,
erklärte die SPD-Politikerin, die den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vertrat.
Wowereit, der auch in seiner Eigenschaft als Kultursenator für den Kontakt zu den Religionsgemeinschaften
zuständig ist, eröffnete parallel zu Woelkis Amtseinführung die 37. Berliner Seniorenwoche. Am Vortag hatte
er »großes Verständnis« für die angekündigten Proteste
gegen den Papstbesuch Ende September geäußert. Die
katholische Kirche vertrete mit ihrer Sexuallehre Thesen,
»die weit in die zurückliegenden Jahrtausende gehören,
aber nicht in die Neuzeit«. 2001 hatte sich Wowereit, der
selbst Mitglied der katholischen Kirche ist, als einer der
ersten deutschen Politiker offen zu seiner Homosexualität bekannt.
Beim Berliner Diözesanrat, dem höchsten Laiengremium des Erzbistums, stießen die Äußerungen Wowereits
am Rande des Pontifikalamts auf entschiedene Kritik:
Der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki
epd-bild / KNA-Pool / Markus Nowak
»Als Regierender Bürgermeister auf diese Weise die Position der Gegendemonstranten einzunehmen, dafür fehlt
mir das Verständnis«, erklärte der Vorsitzende Wolfgang
Klose der »Berliner Morgenpost« (Sonntagsausgabe).
In seiner Begrüßungsansprache zu Beginn des Gottesdienstes hatte Weihbischof Matthias Heinrich erklärt,
Woelki werde »in Berlin auf eine kämpferische Gottvergessenheit genauso treffen wie auf einen tiefen Glauben«.
Heinrich hatte seit dem Rücktritt von Kardinal Sterzinsky
im Februar das Erzbistum kommissarisch geleitet.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, zeigte sich in seinem Grußwort im Rahmen des Pontifikalamtes sicher, dass Woelki »mutig für die Belange
des Glaubens und der Gläubigen eintreten« werde. Wer
zum Erzbischof des Hauptstadtbistums berufen werde,
könne gar nicht anders als mitten in der Welt zu stehen.
Woelkis evangelischer Amtskollege in Berlin, Bischof
Markus Dröge, betonte die Verbundenheit der beiden
großen Kirchen. Die evangelische und die katholische Kirche hätten zwar in vielen ethischen Fragen unterschiedliche Positionen, sagte Dröge dem Münchner Kirchenradio.
Jedoch komme es in Berlin darauf an, »diese Spannungen
nicht zu überdecken, weil es hier ein Interesse an Diskussion gibt«, sagte Dröge. Da Christen aus aller Welt und
aller Konfessionen in Berlin lebten sei es wichtig, gut zusammen zu arbeiten und auch gemeinsam die Stimme als
Christen zu erheben. Der evangelische Bischof betonte:
»Wir haben in Berlin eine sehr gute Ökumene.«
Bereits am Montag hatte Woelki auch in
Mecklenburg-Vorpommern seinen Treueeid abgelegt. Mit
dem Eid vor Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) ver-
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sprach der frühere Kölner Weihbischof, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und ihr nicht zu
schaden, teilte die Staatskanzlei in Schwerin mit. Mitte
August leistete Woelki den Eid bereits vor Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD).
Es ist den Angaben zufolge das erste Mal, dass ein
katholischer Bischof den Treueeid auch in MecklenburgVorpommern leistet. Woelkis Vorgänger Georg Sterzinsky
war noch vor der Wiedervereinigung und der Neubildung
der ostdeutschen Länder in sein Amt eingeführt worden.
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Der Treueeid fußt auf dem sogenannten Reichskonkordat vom 20. Juli 1933. Das Bistum, das Woelki leiten
wird, umfasst neben Berlin weite Teile Brandenburgs und
Vorpommerns. Rund 390.000 Katholiken leben im Erzbistum Berlin, davon mehr als 13.000 in Vorpommern. In
Potsdam wird Woelki nach Angaben des Kulturministeriums keinen Eid leisten. Die Regelung sei im Staatsvertrag
ausgeschlossen worden, heißt es.
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Neuer Görlitzer Bischof Ipolt in sein Amt eingeführt
Görlitz (epd). Wolfgang Ipolt ist seit Sonntag offiziell
neuer katholischer Bischof in Görlitz. Bei einem Gottesdienst mit mehreren Bischöfen, darunter aus Polen und
Tschechien, wurde er in sein Amt eingeführt. Zu den
Gästen zählte auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Mit 29.000 Katholiken ist das Bistum
Görlitz die kleinste deutsche Diözese. Ipolt wurde Mitte
Juni von Papst Benedikt XVI. zum neuen Bischof ernannt.
Der 57-jährige Thüringer leitete zuletzt das Erfurter Priesterseminar. Die Weihe in der voll besetzten Görlitzer
Jakobuskathedrale nahm der neuer Berliner Erzbischof
Rainer Maria Woelki vor. Beteiligt waren auch die Bischöfe Joachim Wanke aus Erfurt und Konrad Zdarsa aus
Augsburg, Ipolts Amtsvorgänger in Görlitz.
Mit Blick auf die extreme Minderheitensituation von
Katholiken im Bistum sagte Wanke in seiner Predigt:
»Es kann schon wehtun, wenn man merkt, wie äußere
Stützen und Selbstverständlichkeiten religiös-kirchlicher
Tradition wegbrechen«. Das Ansehen der Kirche hänge
aber nicht von ihrem »gesellschaftlichen Kurswert« ab,
sondern vom selbstbewussten Bekenntnis zum Glauben
und dem Einsatz für die Schwachen, so Wanke.
Zu Beginn des Gottesdienstes war unter anderem das
päpstliche Ernennungsschreiben verlesen worden. Bei
der Weihe legten dem neuen Oberhirten alle anwesenden
Bischöfe ihre Hände auf. Außerdem wurde er gesalbt und
erhielt mit Bischofsmütze, Stab und Ring die Insignien.
Woelki, der die Weihe leitete, wurde selbst erst am
Vortag als neuer katholischer Hauptstadtbischof in sein
Amt eingeführt.
Ministerpräsident Tillich sicherte dem neuen Görlitzer Bischof in einem Grußwort gute Zusammenarbeit
zu. Politik und Kirche stünden auf einem gemeinsamen
»ethisch-christlichen Wertefundament« und begriffen Ehe
und Familie als »zentrale Bausteine« der Gesellschaft, betonte er.
Der evangelische Generalsuperintendent von Görlitz,
Martin Herche, drückte seine
Hoffnung auf eine weitere gute
Zusammenarbeit zwischen den
beiden großen Kirchen in der
ostsächsischen Region aus.
Der Gefahr neuer Entfremdung
Der neue katholische
zwischen den Konfessionen
Bischof in Görlitz,
müsse im Hinblick auf das ReWolfgang Ipolt
formationsjubiläum 2017 beepd-bild / Jens Trenkler
gegnet werden.
Ipolt kam 1954 in Gotha
als ältestes von vier Kindern
zur Welt. Er studierte Theologie in Erfurt und erhielt
1979 die Priesterweihe. Nach verschiedenen Stationen
als Kaplan war er von 1992 bis 2004 Pfarrer am Dom von
Nordhausen. Daneben arbeitete er als Dozent am Erfurter
Priesterseminar, dessen Leitung er 2004 übernahm. Vor
Ipolts Ernennung war der Bischofsstuhl in Görlitz monatelang vakant. Vorgänger Konrad Zdarsa hatte 2010 das
Amt des zurückgetretenen Augsburgers Bischofs Walter
Mixa übernommen.
Das Bistum Görlitz besteht erst seit 1994. Das Gebiet im nordöstlichen Sachsen und in der brandenburgischen Niederlausitz gehörte einst zum Erzbistum Breslau,
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aber abgetrennt. Die
Diözese zählt mit dem Erzbistum Berlin und dem Bistum
Dresden-Meißen zur katholischen Kirchenprovinz Berlin.
Aufgrund seiner Geschichte und Lage verweist das Bistum Görlitz immer wieder auf seine Brückenfunktion zu
den Katholiken in Polen.
www.bistum-goerlitz.de
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Papstbesuch: Erfurter Bischof Wanke erwartet großen
Ökumene-Schub
Erfurt (epd). Der Erfurter katholische Bischof Joachim
Wanke verspricht sich vom Besuch des Papstes im September in Thüringen einen deutlichen Aufschwung für
die Beziehungen zur evangelischen Kirche. Er sei überzeugt, dass Benedikt XVI. dem weiteren Voranschreiten
zur Einheit der Kirche hin einen kräftigen Impuls geben
wird, sagte Wanke am Freitag in der Landeshauptstadt.
Allein mit der Wahl des Augustinerklosters in Erfurt für
die Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche
in Deutschland habe der Papst ein Zeichen gesetzt.
Noch wichtiger sei aber, dass der Papst nicht nur mit
den evangelischen Glaubensgeschwistern rede, sondern
mit ihnen auch gemeinsam beten wolle. Das Evangelium
Jesu sei nicht geteilt, betonte das geistliche Oberhaupt
des Bistums Erfurt. Es könne nur gemeinsam gelebt und
so glaubwürdig bezeugt werden. Das Augustinerkloster
ist als eine Wirkungsstätte von Martin Luther (14831546) eng mit der Kirchenreformation verbunden.
Die Katholiken »in der Diaspora des Ostens« wüssten,
wie wichtig das ökumenische Miteinander der Kirchen sei,
erklärte Wanke. Die gemeinsamen Bedrängnisse im alten
politischen System hätten die geistliche Zusammengehörigkeit gestärkt. Zudem verwies Wanke darauf, dass im
Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar der evangelische Pfarrer Paul Schneider wie auch der katholische
Priester Otto Neururer »für Christus in den Tod gegangen« seien. Bei dem Besuch des Papstes in Thüringen
am 23. und 24. September sind auch eine Marienvesper
in Etzelsbach und eine Heilige Messe auf dem Domplatz
in Erfurt geplant. Zu den weiteren Stationen seiner Reise
nach Deutschland vom 22. bis 25. September gehören
Berlin und Freiburg.
Als seine wichtigste Erwartung an den Papstbesuch
nannte Bischof Wanke die »Christusverbundenheit« in
den Gläubigen zu stärken, zu vertiefen und im eigenen
Leben fruchtbar werden zu lassen. Mit dem Besuch eines
der ostdeutschen Bundesländer würdige der Papst auch
den Einsatz der Menschen hierzulande für einen politischen und gesellschaftlichen Neuanfang. So werde der
Blick der Weltöffentlichkeit auf eine friedliche Revolution
gelenkt, die den Deutschen im Osten Freiheit und dem
ganzen Volk die Wiedervereinigung ermöglicht habe.
www.papst-in-deutschland.de
Papstbesuch in Thüringen
ist seit Mittwoch auch eine Übersichtskarte der Pilger-
Neue Onlineangebote
wege, die aus allen Himmelsrichtungen sternförmig zur
Wallfahrtskapelle Etzelsbach führen. Neben der Karte
über die Pilgerwege finden Gottesdienstbesucher auf
www.papst-in-erfurt.de auch eine Übersicht über die verschiedenen Anreisemöglichkeiten nach Etzelsbach. Stationen der Reise des Papstes nach Deutschland vom 22.
bis 25. September sind auch Berlin und Freiburg. Auf dem
Programm stehen neben Messen im Berliner Olympiastadion und auf dem Freiburger Flughafengelände eine Rede
vor dem Deutschen Bundestag sowie eine Begegnung
mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) im Erfurter Augustinerkloster.
Erfurt (epd). Pilger finden jetzt im Internet weitere Informationen zum Besuch von Papst Benedikt XVI. in Thüringen. Seit Mittwoch sind unter www.papst-in-erfurt.de
die Pläne für die beiden Pilgerfelder zur Marianischen
Vesper an der Wallfahrtskapelle Etzelsbach sowie der
Eucharistiefeier auf dem Erfurter Domplatz online, wie
das Bistum Erfurt mitteilte. Damit sich alle Pilger während
der Gottesdienste am 23. und 24. September schnell und
unkompliziert zurechtfinden können, werden die entsprechenden Pläne dann auch am Einlass ausgeteilt. Online
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Der katholische Bischof von Erfurt, Joachim Wanke
epd-bild / Frank Sommariva
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Berliner Papst-Gegner suchen Motto für ihren Protest
Berlin (epd). Die Organisatoren der Berliner Demonstration gegen den Deutschlandbesuch von Papst Benedikt
XVI. suchen jetzt nach einem Motto für ihren Protest. Seit
Freitag könne im Internet unter www.derpapstkommt.de
über insgesamt 14 Sprüche abgestimmt werden, teilte
der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg
als Teil des gleichnamigen Bündnisses am Freitag in der
Bundeshauptstadt mit. Zuvor seien über 100 Mottovorschläge eingegangen.
Unter den vorgeschlagenen Sprüchen sind etwa
»Keine Kirchensteuer für Diskriminierung!«, »Wo Benedikt ist, da ist Vergangenheit« oder »Keine Macht den
Dogmen«. Auch weniger seriöse Sprüche wie »Lieber
Kondom statt Petersdom« oder »Ratzi, gib Gummi!« stehen zur Auswahl.
Das Bündnis »Der Papst kommt« will am 22. September gegen die aus seiner Sicht menschenfeindliche
Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes demonstrieren. Die Proteste sollen parallel zur Rede des Papstes
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im Bundestag stattfinden. Die Organisatoren erwarten
mindestens 10.000 Teilnehmer. Dem Bündnis gehören
mittlerweile 54 Vereine, Verbände, Parteigliederungen
und Gewerkschaften an.
Zuletzt hatte es Ärger um die geplante Route für
die Protestkundgebung gegeben. Voraussichtlich will das
Bündnis gegen ein offenbar geplantes Verbot der Kundgebung am Brandenburger Tor klagen. Nach den bisherigen
Planungen soll der Protestzug vom Brandenburger Tor
über Unter den Linden und Friedrichstraße bis zur katholischen St. Hedwigs-Kathedrale führen.
Nach Angaben der Polizei läuft das Genehmigungsverfahren noch. Das Bündnis geht nach Gesprächen mit
der Versammlungsbehörde aber nach eigenen Angaben
davon aus, dass die Bannmeile zum Schutz des Papstes
um den Bundestag auf das Brandenburger Tor ausgeweitet wird und damit die geplante Kundgebung dort
unmöglich wird.
Zollitsch erhofft sich vom Papstbesuch Impuls für Ökumene
Köln/Erfurt (epd). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, erhofft sich vom Papstbesuch im September einen wichtigen Impuls für die
Beziehung zwischen Katholiken und Protestanten in
Deutschland. Er könne sich vorstellen, dass aus der
Begegnung von Benedikt XVI. mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Erfurt ein Auftrag
erwächst für die evangelische und katholische Kirche in
Deutschland, »um einige Dinge noch aufzuarbeiten, die
uns trennen«, sagte der katholische Freiburger Erzbischof
dem Kölner Internetportal »domradio.de« zum Stand der
Ökumene.
Benedikt XVI. kommt im Rahmen seines viertägigen
Deutschlandbesuchs am 23. September im Erfurter Augustinerkloster mit Vertretern der evangelischen Kirche
zusammen. Bei der Planung seines Besuches habe der
aus Deutschland stammende Papst großen Wert auf die
Begegnung mit den Kirchen der Reformation gelegt, sagte
Zollitsch in dem am Montag veröffentlichten Interview.
Benedikt XVI. gehe es um ein Zeichen, dass katholische
und evangelische Kirche »das gleiche Fundament« haben:
»Und wir suchen auch von diesem Fundament aus immer
mehr auch die Einheit zu verwirklichen, die Jesus Christus
uns aufgetragen hat.«
Zollitsch kündigte auch ein »Zeichen« des Papstes
angesichts der Debatte zum Missbrauch in kirchlichen
Einrichtungen an. »Da sind wir dabei, gemeinsam mit ihm
zu überlegen«, sagte der Erzbischof. Entscheidend werde
dabei »der Blick in die Zukunft und die Ermutigung« sein,
»dass wir aus all dem lernen, was nicht gut gelaufen ist«.
Bischöfe warnen vor Wahl extremistischer Parteien
Schwerin/Greifswald (epd). Rund eine Woche vor der
Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern haben die
Bischöfe der beiden großen Kirchen im Land die Bürger
zur Wahrnehmung ihres Wahlrechts aufgerufen. Zugleich
warnten die Bischöfe von evangelischer und katholischer
Kirche in einer am Freitag verbreiteten Erklärung vor der
Wahl extremistischer Parteien.
Die Wähler sollten kritisch und wachsam sein, wenn
Vertreter extremistischer Ideologien versuchten, »die
menschenverachtenden Wurzeln ihrer Politik durch eine
vorgetäuschte Bürgernähe zu überspielen«. Die Bischöfe
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betonten: »Der Schein trügt.« In Wirklichkeit wollten die
Vertreter extremistischer Ideologien ihr Mandat nur für
ihre demokratiefeindlichen Ziele nutzen, ohne die Menschenwürde aller zu achten.
Zugleich erinnerten die Bischöfe an den Sturz des
SED-Regimes vor 21 Jahren und die damals errungene
Freiheit und Demokratie. Zwar mache sich zuweilen Ernüchterung breit, weil die Spielräume politischen Handelns begrenzt seien oder das Vertrauen in das Gelingen
der Demokratie erschüttert sei. Diese Haltung sei für
die Demokratie aber gefährlich. Demokratie lebe davon,
dass sich möglichst viele Menschen in die politische Wil-
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lensbildung einbringen, unterstrichen die Bischöfe. Wer
nicht zur Wahl gehe, bestrafe damit nicht die Politiker,
sondern spiele Extremisten in die Hände und schwäche
damit die demokratische Zivilgesellschaft.
Unterzeichnet ist das am Freitag in Schwerin, Greifswald, Hamburg und Berlin verbreitete gemeinsame Wort
der Kirchen vom evangelischen Bischof Andreas von Maltzahn, vom evangelischen Bischof Hans-Jürgen Abromeit,
den katholischen Weihbischöfen Norbert Werbs und Matthias Heinrich sowie vom Hamburger Erzbischof Werner
Thissen.
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Bistum Dresden-Meißen bestürzt nach Kapellknaben-Suizid
Polizei: Persönliche Gründe bestimmten Handeln
Dresden (epd). Das katholische Bistum Dresden-Meißen
hat mit Bestürzung auf die Selbsttötung eines 16-jährigen
Kapellknaben reagiert. Der Tod des jugendlichen Sängers sei für ihn ein besonderer Schmerz, erklärte Bischof
Joachim Reinelt am Dienstag in Dresden. In einem persönlichen Schreiben bot er den Eltern Unterstützung an.
Der Jugendliche hatte am Montag im sogenannten Kapellknabeninstitut mit einer Schusswaffe auf sich gezielt
und erlag später seinen schweren Verletzungen. Zu der
Zeit hielten sich den Angaben zufolge etwa 40 bis 45
Kapellknaben im Gebäude auf.
Laut Polizei hinterließ der Chorsänger, der zum »aktiven Kern« des Ensembles gehört haben soll, einen Abschiedsbrief. Demnach hätten persönliche Gründe sein
Handeln bestimmt, hieß es ohne nähere Einzelheiten. Die
Waffe habe er sich unerlaubt von einem rechtmäßigen Eigentümer aus dem familiären Umfeld verschafft. Ob eine
Pflichtverletzung bei der Aufbewahrung vorliege, müsse
noch »im Detail« geprüft werden, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Chor-Internatsleiter Michael Hirschmann sagte auf
einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, dass of-
fenbar kein Zusammenhang zwischen Tat und Mitgliedschaft bei den Kapellknaben bestehe. Dennoch gebe es
viele Fragen und keine Antworten zu dem völlig überraschenden Suizid. Seinen Angaben zufolge entdeckte
ein kleiner Junge den Schwerverletzten zuerst in einer
abgeschlossenen Toillettenzelle. Dort holten ihn dann
Rettungskräften heraus. Nach einer Erstbehandlung sei
er von der Ausbildungsstätte im Stadtteil Striesen ins
Uniklinikum gebracht worden, wo er dann verstarb.
Der Jugendliche besuchte eine Montessorischule in
Dresden. Eine Vertreterin der Schule beschrieb ihn als ruhig und zurückhaltend. Wie im Kapellknabeninstitut habe
es keine Anzeichen für eine bevorstehende Selbsttötung
gegeben. Die Schüler seien überrascht und entsetzt,
sagte sie.
Die Kapellknaben blicken auf eine über 300-jährige
Tradition zurück. Heimstätte des Chors mit knapp 100
Sängern ist die katholische Kathedrale. Die Kapellknaben sind neben dem Kreuzchor der traditionsreichste
Knabenchor Dresdens.
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Historiker fordert intensivere Auseinandersetzung mit dem
»Prediger von Buchenwald«
Dickenschied/Weimar (epd). Der Kirchenhistoriker
Thomas-Martin Schneider hat sich dafür ausgesprochen,
den Nachlass des von den Nazis ermordeten Pfarrers Paul
Schneider vollständig durch eine wissenschaftliche Edition zu erschließen. Angesichts der vielfach unterschiedlichen Einschätzung des »Predigers von Buchenwald« sei
es wichtig, dass man »dem wirklichen Paul Schneider
auf die Spur kommt«, sagte der Wissenschaftler an der
Universität Koblenz-Landau am Wochenende bei einer
Veranstaltung im rheinland-pfälzischen Dickenschied.
»Paul Schneider passt nicht einfach so in eine Schublade, er lässt sich nicht einfach so vereinnahmen, obwohl das immer wieder versucht wurde und wird«, sagte
Thomas-Martin Schneider. So werde er von der römischkatholischen Kirche als Märtyrer bezeichnet und geehrt,
in der ehemaligen DDR als antifaschistischer Widerstandskämpfer, von manchen missionarischen Kirchengruppen als frommer Christ und von Historikern sowohl
als politischer Theologe wie auch als unpolitischer Christ.
Ein Religionspädagoge habe ihn sogar als Fanatiker bezeichnet.
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Bei aller unterschiedlicher Sichtweise über die Rolle
und das Wirken von Paul Schneider bleibt für ThomasMartin Schneider aber unbestritten: »Paul Schneider ist
ein Leuchtturm in der Geschichte der Kirche«. Er sei
seiner Sache treu geblieben und verdiene darum alle
Anerkennung und Erinnerung.
Als evangelischer Dorfpfarrer in Dickenschied im
Hunsrück war Schneider bereits kurz nach Hitlers Machtübernahme in Konflikt mit dem neuen Regime geraten.
Er wurde Mitglied der NS-kritischen Bekennenden Kirche und schließlich inhaftiert. Die letzten beiden Jahre
seines Lebens verbrachte er im KZ Buchenwald, wo er
schwersten Misshandlungen ausgesetzt war.
Schneider hatte sich unter anderem geweigert, den
Hitler-Gruß zu zeigen, er hatte mit Bibelworten gegen
die nationalsozialistische Gewaltherrschaft gepredigt und
den Wachleuten offen ihre Verbrechen vorgehalten. Im
Juli 1939 ermordete ihn der Lagerarzt mit einer Medikamentenüberdosis.
Sächsische Landeskirche startet Initiative »Erwachsen
glauben«
Dresden (epd). Die evangelische Landeskirche Sachsens
will dem Trend sinkender Mitgliederzahlen entgegenwirken und hat die Initiative »Erwachsen glauben« gestartet.
Dabei sind die Gemeinden angehalten, Glaubenskurse für
Erwachsene regelmäßiger anzubieten und für bestehende
Angebote mehr Werbung zu machen. In der Landeskirche gebe es etwa 1.600 Erwachsenentaufen pro Jahr,
sagte Bischof Jochen Bohl zur Eröffnung der Aktion am
Mittwoch in Dresden.
Diese Entwicklung solle nun gestärkt werden. Die
Landeskirche schließt sich damit einer Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Die Kurse
verstehen sich sowohl als Bildungsangebot, wollen aber
auch für den Glauben werben. Angebote sind im Internet
unter www.kurse-zum-glauben.de zu finden. Bohl verwies
auf die jahrzehntelange Tradition von Glaubenskursen in
Sachsen. Schätzungsweise 75 bis 80 Prozent der Kirchgemeinden böten sie an.
Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer sagte, dass mit
verschiedenen Werbematerialien wie Plakaten, Anzeigen
und Postkarten unterschiedliche Milieus angesprochen
werden sollen. Als Beispiele nannte er Glaubensskeptiker oder junge Menschen. Auf die Aktion bereiteten sich
die Kirchenbezirke Dresden, Leipzig, Leipziger Land, Marienberg und das Diakonische Werk bereits modellhaft
vor.
In Grimma starten am 7. September acht Gesprächsabende in der Rathausgalerie. In der Leipziger Nikolaikirche ist vom 12. bis 17. September eine Themenwoche
zum Jahr der Taufe 2011 geplant. Für die Initiative »Erwachsen glauben« hat die EKD ein Handbuch herausgegeben, das auch spezielle Ergänzungen für Sachsen enthält.
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Grundstein für »Herderkirchzentrum« in Weimar gelegt
Weimar (epd). Die evangelische Kirche und die Diakonie in Weimar haben den Dichter und Theologen Johann
Gottfried Herder (1744-1803) zu dessen Geburtstag am
Donnerstag (25. August) gewürdigt. Zum Auftakt eines
Festempfangs legte die mitteldeutsche Landesbischöfin
Ilse Junkermann den symbolischen Grundstein für ein
neues Gemeinde- und Besucherzentrum an der Stadtkirche. Die Kirche war die Wirkungsstätte Herders, der als
Generalsuperintendent die Verantwortung für das kirchliche Leben im gesamten Herzogtum hatte und zugleich
als der erste Klassiker der deutschen Literatur gilt.
Bei dem Empfang in der Kirche St. Peter und Paul
wurde zudem erstmals der Herder-Förderpreis verliehen.
Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung bekam der
Kirchenmusiker Marco Lemme aus der Bachstadt Ohrdruf. Die Preisjury würdigte den 30-Jährigen für seine
Hochschul-Arbeit »Kirchenmusik, Kirchenmusiker und kirchenmusikalische Ausbildung in Weimar im 19. und 20.
Jahrhundert«.
Die Bischöfin hielt auch die Festrede bei dem Empfang in der Kirche St. Peter und Paul, die auch als »Herderkirche« bekannt ist und zum UNESCO-Weltkulturerbe
»Klassisches Weimar« gehört. Wie bei Herders zentralem
Anliegen gehe es auch heute in der Zusammenarbeit von
Kirche und Diakonie um die Bewährung der Theorie in
der Praxis, sagte Junkermann.
Region Anhalt
Große Nachfrage bei evangelischen
Schulen setzt sich fort
Dessau-Roßlau (epd). Die vier evangelischen Grundschulen in der Region Anhalt haben weiterhin großen Zulauf.
Im Schuljahr 2011/2012 werden in den Einrichtungen in
Bernburg, Dessau-Roßlau, Köthen und Zerbst insgesamt
460 Kinder und damit 15 mehr als vor einem Jahr unterrichtet, teilte die anhaltische Landeskirche am Montag
in Dessau-Roßlau mit. Zugleich seien sechs Lehrerinnen
und eine pädagogische Mitarbeiterin neu eingestellt worden.
Wegen des daraus folgenden erhöhten Raumbedarfs
laufen den Angaben zufolge derzeit in den Schulen in
Köthen und Zerbst Erweiterungs- und Sanierungsarbei-
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Im Mittelpunkt stehe dabei die Frage, wie Menschenund Gottesliebe gewahrt werden könnten, auch wenn sich
Kirche und Diakonie auf einem Markt harter Konkurrenz
befinden. Eine weitere wichtige Aufgabe sei es, im gesellschaftlichen Diskurs und an einer Bildung mitzuwirken,
die alle Pädagogik danach ausrichtet, dass jeder Mensch
die Einzigartigkeit seiner Persönlichkeit entwickeln kann,
erklärte die Bischöfin.
Das vier Millionen Euro teure Bauvorhaben für das
künftige »Herderkirchzentrum« umfasst die Restaurierung und Erweiterung von zwei denkmalgeschützten Gebäuden am Herderplatz und Modernisierungsarbeiten in
der Stadtkirche. An den Kosten beteiligen sich Bund, Land
und Stadt mit insgesamt rund drei Millionen Euro, den
Rest tragen die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
und die Kirchengemeinde Weimar. Die Fertigstellung ist
für 2013 geplant. Die Herderkirche lockt jährlich 200.000
Besucher an.
Herder stammte aus dem ostpreußischen Mohrungen, studierte in Königsberg und war anschließend Prediger in Riga. Von 1776 an verbrachte er die meiste Zeit
seines Lebens in der Thüringer Residenz. Seine Anstellung am Weimarer Hof geht zurück auf die Freundschaft
mit Johann Wolfgang Goethe, den er 1770 in Straßburg
kennengelernt hatte und der ihn später nach Weimar
vermittelte. Die Tradition der Geburtstagsfeier für Herder
wurde 2010 begründet.
ten. Solche Bauarbeiten sind auch in der Einrichtung in
Dessau-Roßlau geplant, deren Träger die Diakoniegesellschaft Wohnen und Arbeiten ist. Die Zuständigkeit für
die anderen drei Schulen liegt bei der Landeskirche. In
einem im Obergeschoss in Zerbst geplanten Andachtsund Musikraum sollen alte Ornamente eines Tempelsaals
der Freimaurerloge einbezogen werden, die Handwerker
bei Abrissarbeiten entdeckt hatten.
Das monatliche Schulgeld in den vier Häusern beträgt zwischen 60 und 90 Euro im Monat. Für Eltern mit
geringen Einkünften sind Ermäßigungen und sogar ein
vollständiger Erlass möglich. Die von der Schülerzahl her
größte Einrichtung ist die 1998 gegründete Evangelische
Grundschule in Köthen mit aktuell 183 Mädchen und
Jungen.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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Mitteldeutsche Länder wollen Lutherdekade international
verbinden
Wittenberg (epd). Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen für das Lutherjubiläum 2017 auch über
Deutschlands Grenzen hinaus einen Blick auf das protestantische Großereignis werfen. Das Jubiläum »gehöre
nicht nur den Deutschen«, sagte der Kultusminister von
Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh (SPD) am Montag bei
einem Treffen in Wittenberg.
Geplant sei unter anderem eine internationale Konferenz, welche die Planungen der anderen Länder unter
die Lupe nehmen soll. »Wir interessieren uns dafür, was
beispielsweise in südamerikanischen Ländern oder Südkorea für das Jubiläum angedacht ist«, sagte Dorgerloh.
Genauso spannend sei die Frage, weshalb in Schweden das Jubiläum anscheinend keine Bedeutung hat. Der
Reformationstag sei in dem fast ausschließlich protestantisch geprägten Land zum Beispiel kein Feiertag.
Zudem wollen die mitteldeutschen Länder für eine
bessere Koordination ihre Zusammenarbeit intensivieren. Dafür soll die Geschäftsstelle »Luther 2017« von
Sachsen und Thüringen bis zum Jahresende mit jeweils
30.000 Euro gefördert werden. Die Beteiligung soll in den
kommenden Jahren fortgesetzt werden. Die Geschäftsstelle, die zur Stiftung Luthergedenkstätte gehört, wird
bisher ausschließlich vom Land Sachsen-Anhalt finanziert. Die bislang zwei Stellen sollen nach und nach aufgestockt werden. Auch an eine Einbindung von Bayern
und Rheinland-Pfalz wird gedacht.
Innerhalb der 2008 gestarteten Lutherdekade soll
besonders das Jahr 2015 mit dem Motto »Bild und Bibel« gemeinsam vorbereitet werden, hieß es. Dann jährt
sich der Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren
zum 500. Mal. Geplant sei keine große Ausstellung, vielmehr soll Cranachs Kunst an authentischen Orten seiner
Zeit zu sehen sein, erklärte Thüringens Kultusminister
Christoph Matschie (SPD). Andere gemeinsame Projekte
seien beispielsweise die »Denkwege zu Luther«. Dieser
»praktische Philosophiekurs für Jugendliche« soll auch in
anderen Ländern Anklang finden, sagte Matschie.
Die Lutherdekade, die im September 2008 in Wittenberg gestartet wurde, soll auf das Reformationsjubiläum
2017 vorbereiten. Dann erinnert die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an die Schlosskirche in Wittenberg.
Unter dem Motto »Luther 2017 - 500 Jahre Reformation« rückt die Lutherdekade Jahr für Jahr elementare
Kreis Nordwestmecklenburg
Klang erhielt. Für die Innenrenovierung der Kirche kamen
40.000 Euro aus Patronatsmitteln des Landes. Die restli-
Kirche im mecklenburgischen
Diedrichshagen renoviert
Grevesmühlen (epd). Mit Gottesdienst und Gemeindefest ist am Sonntag die Dorfkirche von Diedrichshagen
(Kreis Nordwestmecklenburg) wieder eingeweiht worden.
Das Innere des Sakralbaus war zuvor für rund 130.000
Euro renoviert worden. Mit der Sanierung einher gingen auch Arbeiten an der Friese-Orgel von 1861, die
durch den Rückbau eines Registers wieder ihren alten
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Thesen des Reformators in den Mittelpunkt. Während
2011 das Thema »Reformation und Freiheit« beleuchtet
wird, soll 2012 an die Bedeutung der Reformation für die
Musik erinnert werden. Die folgenden Jahre stehen unter
den Themen Toleranz, Politik, Bild und Bibel sowie »die
eine Welt«.
Der Schwerpunkt der Veranstaltungen wird auf den
mitteldeutschen Lutherstädten Wittenberg, Eisleben, Erfurt und Eisenach liegen. Auch die Tourismuswirtschaft
hat das Ereignis mit internationaler Ausstrahlung im Blick.
Im Jubiläumsjahr selbst sind unter anderem drei große
Ausstellungen in Wittenberg, Berlin und auf der Wartburg
bei Eisenach geplant.
che Summe wurde von der evangelischen Kirchgemeinde
finanziert.
Die Kirche in Diedrichshagen ist ein Backsteinbau
aus dem 15. Jahrhundert. Das Kirchenschiff war Ende der
fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit
abgerissen worden. Das neugotische neue Kirchenschiff
wurde vor 150 Jahren in Anwesenheit des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz II. eingeweiht.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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Kirchliche Initiative Escola Popular hilft in Brasilien
Weimar/Erfurt (epd). Die Sozial- und Bildungsinitiative
Escola Popular der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) startet ihr erstes Kooperationsvorhaben zur
Direkthilfe im Ausland. Dazu werde am Freitag Isabell
Le Blanc aus Berka für ein Jahr nach Brasilien in die
Gemeinde Cristo Redentor entsendet, teilte das Landeskirchenamt am Dienstag in Erfurt mit. Die 20-Jährige
solle als Praktikantin an einem sozialen Projekt der
Evangelischen-Lutherischen Kirche in Paraná mitwirken
und die Bildungsmethoden aus der EKM-Initiative einbringen. Ziel des Vorhabens »Brücken bauen. Gemeinschaft
fördert Veränderung« der Escola Popular sei, den Menschen in einer Krisenregion bei der Verbesserung ihrer
Lebensumstände zu helfen und ihnen neue Perspektiven
zu eröffnen, hieß es. Dabei habe die Escola Popular aus
Elementen der brasilianischen Kultur wie etwa Capoeira
und Samba einen eigenen Bildungsansatz entwickelt.
Die Gemeinde Cristo Redentor gehöre zum Einzugsgebiet der Metropole Curitiba, in der der Alltag der Kinder
von Armut, Gewalt, Drogen, Prostitution und Kriminalität
geprägt sei. Das Hilfsprogramm der Gemeinde umfasst
unter anderem Nachhilfeunterricht, Sport, warme Mahlzeiten und eine »tragende Gemeinschaft«.
Hauptsitz der 1994 gegründeten Escola Popular
(etwa Schule von unten) ist Weimar. Von dort aus werden
überregional tätige Gruppen unter anderem in Arnstadt,
Erfurt, Eisenach und Pößneck koordiniert. Capoeira und
Samba sind als eine vor allem Gemeinschaft stiftende
Tanz- und Musikkultur in den brasilianischen Elendsvierteln, den Favelas entstanden.
Sächsischer Lutherweg
Anhalt gibt es bereits einen 410 Kilometer langen Lutherweg, in Thüringen ist er streckenweise fertig. Geplant
ist ein gemeinsamer mitteldeutscher Lutherweg, für den
die drei Länder seit Anfang 2011 verstärkt kooperierten,
hieß es. 2017 erinnert die evangelische Kirche an das
500-jährige Jubiläum der Reformation.
Erster Abschnitt wird eröffnet
Torgau/Dresden (epd). Am 6. September wird in Torgau
der erste Abschnitt des sächsischen Lutherwegs eröffnet.
Dies sei die »Grenzöffnung« zum bereits bestehenden
Lutherweg in Sachsen-Anhalt, teilte die evangelischen
Landeskirche am Freitag in Dresden mit. Der ausgeschilderte Pfad ist rund 20 Kilometer lang. Er führt jeweils von
Torgau aus Richtung Westen bis Dreiheide und Richtung
Süden bis nach Schildau. Bis 2013 sollen auch die anderen Abschnitte in Sachsen ausgewiesen werden, hieß es.
Der sächsische Lutherweg verbindet Orte, die Martin Luther (1483-1546) und andere Reformatoren persönlich
besucht haben, wie beispielsweise Eilenburg, Grimma,
Leipzig, Torgau oder Zwickau. Dazu kommen Orte wie
das Kloster Nimbschen bei Grimma und das Gut Zöllsdorf. Insgesamt soll der Pfad zu 22 sächsischen Dörfern
und Städten mit Bezug zu Luther und zur Reformation
führen. Der Freistaat Sachsen unterstützt das Vorhaben
mit 660.000 Euro.
Träger des insgesamt rund 800.000 Euro teuren
Lutherweges ist der Tourismusverband »Sächsisches
Burgen- und Heideland«. Er koordiniert die Etappenorte,
die Beteiligung aus Kirche und Tourismus sowie die Vermarktung. Das Fördergeld soll unter anderem für die
Beschilderung, die Erstellung touristischer Angebote sowie für Werbung ausgegeben werden.
Die Touristenroute in Sachsen soll Anschluss an die
Lutherwege in den Nachbarländern bieten. In Sachsen-
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Evangelischer Sektenbeauftragter
Gandow geht in Ruhestand
Berlin (epd). Nach 33-jähriger Amtszeit geht der Berliner Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Thomas Gandow, Ende August in den Ruhestand. Bei einem
Gottesdienst in der Zehlendorfer »Kirche zur Heimat«
wurde er am Samstag offiziell verabschiedet. Hinsichtlich
Gandows Nachfolge werde gegenwärtig zusammen mit
der anhaltischen Landeskirche ein neues Modell geprüft,
um die wichtige Auseinandersetzung mit Sekten- und
Weltanschauungsfragen fortzuführen, teilte die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
(EKBO) mit. Pfarrer Gandow gelte weit über die Landeskirche hinaus als anerkannter Experte in Fragen der Sektenund Weltanschauungen, hieß es. Er arbeitete bundesweit
in verschiedensten Gremien der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) mit und wirkte als Autor unter
anderem an der Erstellung des Handbuches »Religiöse
Gemeinschaften und Weltanschauungen« mit. Gandow
hatte sich gerade auch in der Auseinandersetzung mit
der umstrittenen Organisation Scientology einen Namen
gemacht.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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Chemnitz
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Dritter sächsischer Pfarrertag am 1.
September
11. September
Kirchen: Am Jahrestag neu
aufeinander zugehen
Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen in Berlin und
Brandenburg erhoffen sich vom Jahrestag der Anschläge
des 11. September 2001 einen Neuanfang im Dialog
der Religionen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Grußbotschaft an die muslimischen Gemeinschaften
Ende des Ramadan erklärten der evangelische Bischof
Markus Dröge und der künftige katholische Erzbischof
Rainer Maria Woelki, die zahlreichen Einladungen zum
Fastenbrechen könnten Anknüpfungspunkt für weitere
Kontakte und gemeinsame Projekte werden. Beide Kirchen wünschten diese ausdrücklich.
Die Anschläge vom 11. September 2001 hätten die
Beziehungen zwischen den Muslimen und der übrigen
Welt stark belastet, schreiben die Bischöfe in ihrer Grußbotschaft. Der zehnte Jahrestag solle ein Anlass sein,
»erneut aufeinander zuzugehen und gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden, gegen Extremismus und Terrorismus die Stimme zu erheben«. Dröge und Woelki
unterstrichen: »Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes wird
es gelingen, in eine neue Phase des Dialoges einzutreten
und noch bestehende Hindernisse auf dem Weg zu einem
respektvollen Zusammenleben zu überwinden.«
Dresden/Chemnitz (epd). Sachsens evangelische Landeskirche versammelt ihre Pfarrer und Superintendenten
am 1. September in Chemnitz. Landesbischof Jochen
Bohl hat sie dort zum dritten Pfarrertag in die Stadthalle eingeladen, wie das Landeskirchenamt am Freitag
in Dresden mitteilte. Es sei mit fast allen der knapp 700
aktiven Pfarrer zu rechnen und zusätzlich mit gut 100
Ruheständlern. Als Gäste werden auch Ministerpräsident
Stanislaw Tillich (CDU) und Oberbürgermeisterin Barbara
Ludwig (SPD) Grußworte sprechen. Thema des Tages
ist das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft.
Den Hauptvortrag dazu hält der Heidelberger Theologieprofessor Michael Welker. Versammeln wollen sich
die Theologen außerdem zu einem Gottesdienst in der
Chemnitzer Petrikirche. Dort wird der bisherige Dresdner Superintendent, Peter Meis, als neuer Dezernent
für theologische Grundsatzfragen im Landeskirchenamt
eingeführt.
Nordkirche
Klimaschutz-Pastor fordert neue
Sitzungskultur
Kiel (epd). Nordelbiens Klimaschutzbeauftragter Jan
Christensen hat eine neue Sitzungskultur für die künftige Nordkirche angemahnt. »So wie jetzt geht es nicht«,
sagte der Pastor der »Evangelischen Zeitung«. Er verwies
auf die Auswahl von Tagungszeiten und Orten zwischen
Oder und Nordsee. Oft werde von den Gremien ein beliebiger Ort festgelegt, die Anreise erfolge dann mit dem
Auto. Künftig seien häufigere Telefonkonferenzen und
längere Sitzungszeiten notwendig.
Nach Angaben von Christensen erarbeiten die drei
Landeskirchen derzeit ein »integriertes Klimaschutzkonzept«. Erste Zwischenergebnisse sollen im März 2012 vorgestellt werden. »Spannend wird dann die Umsetzung«,
sagte er. Nordelbische, Mecklenburgische und Pommersche Kirche wollen sich Pfingsten 2012 zur Nordkirche
zusammenschließen. Die 2,3 Millionen Mitglieder starke
Kirche wird die fünftgrößte evangelische Landeskirche in
Deutschland.
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Länder planen internationale Konferenz zur Lutherdekade
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Dorgerloh: Protestantisches Großereignis gehört nicht nur den Deutschen
Wittenberg (epd). Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen planen eine internationale Konferenz, die die weltweiten Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum 2017
in den Blick nehmen soll. Das protestantische Großereignis »gehöre nicht nur den Deutschen«, sagte der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh (SPD),
am 22. August in Wittenberg. »Wir interessieren uns dafür, was beispielsweise in südamerikanischen Ländern
oder Südkorea für das Jubiläum angedacht ist.«
Genauso spannend sei die Frage, weshalb in Schweden das Jubiläum anscheinend keine Bedeutung hat,
erklärte Dorgerloh. Der Reformationstag sei in dem fast
ausschließlich protestantisch geprägten Land zum Beispiel kein Feiertag. Ein Datum für die Konferenz steht
noch nicht fest.
Die mitteldeutschen Länder wollen zudem ihre Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des Jubiläums intensivieren. Dafür soll die Geschäftsstelle »Luther 2017«
von Sachsen und Thüringen bis zum Jahresende mit
jeweils 30.000 Euro gefördert werden. Die Beteiligung
soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Die
Geschäftsstelle, die zur Stiftung Luthergedenkstätten gehört, wird bisher ausschließlich vom Land Sachsen-Anhalt
finanziert. Die bislang zwei Stellen sollen nach und nach
aufgestockt werden. Auch an eine Einbindung von Bayern
und Rheinland-Pfalz wird gedacht.
Cranach-Ausstellung im Jahr 2015
Innerhalb der 2008 gestarteten Lutherdekade soll
besonders das Jahr 2015 mit dem Motto »Bild und Bibel« gemeinsam vorbereitet werden, hieß es. Dann jährt
sich der Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren
zum 500. Mal. Geplant sei keine große Ausstellung, vielmehr soll Cranachs Kunst an authentischen Orten seiner
Mit der 2008 eröffneten Lutherdekade bereitet die evangelische Kirche das 500. Reformationsjubiläum 2017 vor.
epd-bild / Oliver Hauptstock
Zeit zu sehen sein, erklärte Thüringens Kultusminister
Christoph Matschie (SPD). Andere gemeinsame Projekte
seien beispielsweise die »Denkwege zu Luther«. Dieser
»praktische Philosophiekurs für Jugendliche« soll auch in
anderen Ländern Anklang finden, sagte Matschie.
Die Lutherdekade, die im September 2008 in Wittenberg gestartet wurde, soll auf das Reformationsjubiläum
2017 vorbereiten. Dann erinnert die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an die Schlosskirche in Wittenberg.
Unter dem Motto »Luther 2017 - 500 Jahre Reformation« rückt die Lutherdekade Jahr für Jahr elementare
Thesen des Reformators in den Mittelpunkt. Während
2011 das Thema »Reformation und Freiheit« beleuchtet
wird, soll 2012 an die Bedeutung der Reformation für die
Musik erinnert werden. Die folgenden Jahre stehen unter
den Themen Toleranz, Politik, Bild und Bibel sowie »die
eine Welt«.
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Kritik
Christlich-jüdische Gesellschaften
rügen Beitrag im Pfarrerblatt
Bad Nauheim (epd). Die Gesellschaften für christlichjüdische Zusammenarbeit haben einen Beitrag im »Deutschen Pfarrerblatt« als »juden- und israelfeindlich« gerügt. Vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, erwarte man
eine »klärende Stellungnahme«, teilte der Dachverband
von mehr als 80 christlich-jüdischen Gesellschaften am
Dienstag in Bad Nauheim mit. In einem Schreiben an
Schneider sprechen Präsidium und Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates von »schwerwiegenden Bedenken und ernsten Rückfragen«, die der Beitrag im
Pfarrerblatt hervorrufe.
Der Aufsatz im Pfarrerblatt plädiere mit »vorgeblich
christlich-theologischen Argumenten« für eine Absage an
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die theologisch begründete Solidarität mit Israel, heißt es
in der Stellungnahme des Koordinierungsrates. Überdies
werde die Rechtmäßigkeit der Gründung Israels bezweifelt sowie der Vorwurf erhoben, vor der Staatsgründung
habe Israel palästinensisches Land »geraubt«.
In dem Beitrag des Pfarrerblattes werde zudem der
rheinische Synodenbeschluss zum Verhältnis von Christen und Juden aus dem Jahr 1980 als »theologisch fragwürdiger Versuch, Schuld zu kompensieren« gewertet,
kritisieren die Gesellschaften.
In der Erklärung der rheinischen Synode hieß es:
»Wir glauben die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes als Gottes Volk und erkennen, daß die Kirche durch
Jesus Christus in den Bund Gottes mit seinem Volk hineingenommen ist.« Der Beschluss der rheinischen Landessynode gilt als Meilenstein für den christlich-jüdischen
Dialog. Mehrere Landeskirchen beschlossen ähnlichen
Erklärungen oder änderten ihre Verfassungen.
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Selbst an Heiligabend kommen nur 25 Prozent der Mitglieder
Evangelischer Theologe ruft die Kirche zur Überwindung ihrer Milieugrenzen auf
Stuttgart (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland
(EKD) will sich nicht damit abfinden, dass sie schrumpft
und viele ihrer Mitglieder kaum erreicht. Deshalb hat
sie im Zuge eines 2006 gestarteten Reformprogramms
das Zentrum »Mission in der Region« mit Standorten in
Dortmund, Greifswald und Stuttgart eingerichtet. Heinzpeter Hempelmann, Theologischer Referent des Zentrums in Stuttgart und Honorarprofessor an der Evangelischen Hochschule Tabor (Marburg), spricht in einem
epd-Gespräch darüber, wie die Kirche die Grenzen ihrer
eigenen Milieus überschreiten kann.
epd: Herr Professor Hempelmann, laut der SinusMilieu-Studie erreicht die Kirche in Deutschland mit ihren
Angeboten von zehn gesellschaftlichen Milieus lediglich
zweieinhalb. Kümmert sie sich zu wenig um die anderen
siebeneinhalb Milieus?
Hempelmann: Das können wir nicht mit Gewissheit
sagen, weil die Studie die katholische Kirche untersucht
hat. Für die evangelische fehlen genaue Zahlen. Aber es
gibt Indizien dafür, dass auch die evangelische Kirche
einen Großteil ihrer personellen und finanziellen Ressourcen für eine Minderheit ihrer Kirchenmitglieder einsetzt.
epd: Da Kirche für alle da sein will - was sollte sie
denn tun, um auch wirklich alle zu erreichen?
Hempelmann: Bevor sie hier etwas tut, sollte sie
sich intensiv mit der Frage beschäftigen: In welchen Le-
Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Gartenkirche St.
Marien in Hannover.
epd-bild / Jens Schulze
benswelten sind die Menschen, die zur Kirche gehören,
aber nicht sonntagmorgens in den Gottesdienst kommen? Wir müssen wahrnehmen, dass die Mehrheit der
Kirchenmitglieder überhaupt nicht an den Regelveranstaltungen der Gemeinde teilnimmt. Der Hauptgottesdienst
am Sonntag ist im Grunde eine Submilieu-Veranstaltung,
auch wenn er für alle gedacht ist. Die Kirche müsste sich
also intensiv mit anderen Lebenswelten befassen, um
sich den Menschen darin zuwenden zu können.
epd: Wird die Situation nicht manchmal schlechtgeredet? An Heiligabend sind die Kirchen nach wie vor
brechend voll.
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Hempelmann: Ja, aber selbst an Heiligabend erreichen wir im Durchschnitt nur rund 25 Prozent der
Mitglieder. Das heißt, sogar an dieser kirchlichen Feier
nimmt die große Mehrheit der Mitglieder nicht teil. Wir
sind demnach mit unseren Angeboten nicht nahe genug
an den Menschen. Und selbst höhere Teilnehmerzahlen
an Heiligabend könnten uns als Kirche nicht genügen, da
die christliche Botschaft von ihrem eigenen Anspruch her
nicht nur an einem Tag im Jahr bei den Menschen präsent
sein will.
epd: Pfarrerinnen und Pfarrer entstammen fast alle
dem Bildungsbürgertum. Sind sie von ihrer Mentalität her
überhaupt geeignet, etwa Hartz-IV-Familien angemessen
anzusprechen?
Hempelmann: Manche von ihnen bestimmt, die
Mehrzahl vermutlich nicht. Aber die Pfarrerin oder der
Pfarrer müssen es ja auch nicht alleine machen. Vielleicht
können andere Menschen aus der Kirchengemeinde eine
Art »Pfadfinder« in ganz unterschiedliche Milieus werden.
Pfarrer hätten dann die Aufgabe, diese »Pfadfinder« zu
begleiten und zu unterstützen, wenn diese Menschen die
christliche Botschaft ins Fitnessstudio oder in Hartz-IVFamilien bringen.
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epd: Sollte man das Pfarramt auch für Menschen
öffnen, die kein Abitur haben?
Hempelmann: Es hat schon seinen Sinn, dass für
hauptamtliche Verkündiger des Evangeliums in unserer
Kirche ein akademisches Studium vorgeschrieben ist. Wir
brauchen hervorragend ausgebildete Theologen. Gleichzeitig könnten wir wieder mehr Menschen, die zum Beispiel in der Industrie oder einer Behörde arbeiten, über
einen zweiten Bildungsweg ins Pfarramt bringen. Diese
Möglichkeit sollte stärker genutzt werden, um andere
Lebenserfahrungen besser für die kirchliche Arbeit zu
nutzen.
epd: Pfarrer kümmern sich im Religionsunterricht um
die Kinder und machen nachmittags Altenbesuche. Wo
aber werden die 20- bis 60-Jährigen angesprochen?
Hempelmann: Das ist tatsächlich ein Problem, dass
wir zu wenig die Menschen in der Mitte ihres Lebens im
Blick haben. In diesem Alter sind laut Untersuchungen
übrigens insbesondere Männer am stärksten geneigt, aus
der Kirche auszutreten. In diese Personengruppe sollten
wir also besonders intensiv investieren – zum Beispiel
durch Besuche zum 30. und 40. Geburtstag.
Internet:
www.zmir.de
epd-Gespräch: Marcus Mockler
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Hilfswerk: Christen an manchen Orten bereits Minderheit
Hannover/Leipzig (epd). Evangelische Christen in
Deutschland sind nach Expertenangaben inzwischen an
manchen Orten zur Minderheit geworden. »Im Grunde
gehören viele Kirchen in Deutschland mittlerweile zur
Diaspora«, sagte der Generalsekretär des Gustav-AdolfWerks, Enno Haaks, dem epd in Hannover. So gebe es
in Leipzig nur noch zwölf Prozent Christen, und auch
im Hamburger Stadtteil Veddel seien Christen nur zu 15
Prozent vertreten.
Vor diesem Hintergrund fördert das Hilfswerk für protestantische Minderheiten in diesem Jahr erstmals Projekte von bundesdeutschen Kirchengemeinden mit bis zu
4.000 Euro. In den neuen Bundesländern unterstützt das
Werk besonders die Gründung von evangelischen Schulen, die zunächst keine staatlichen Zuschüsse erhalten,
sagte Haaks. Der Schwerpunkt der Arbeit liege jedoch im
Ausland, wo evangelische Minderheiten in Lateinamerika
sowie Süd- und Osteuropa gefördert werden.
Das Werk mit Sitz in Leipzig verfügt über einen Jahresetat von drei Millionen Euro. Weltweit werden damit 130
Projekte von 40 Partnerkirchen in 35 Ländern unterstützt.
Die Zusammenarbeit mit kleineren Partnerkirchen sei oft
schwierig. »In Kroatien haben wir die Unterstützung abgebrochen, weil dort scheinbar der Balkankrieg zwischen
den Kirchen fortgesetzt wird«, sagte Haaks. Zudem orientierten sich die evangelischen Kirchen in Osteuropa
lieber in Richtung der eher konservativen USA. »Gerade
bei der Frage, ob Frauen zu Pastorinnen ordiniert werden
dürfen, ist ihnen die Evangelische Kirche in Deutschland
zu liberal«, sagte der Generalsekretär.
Das Gustav-Adolf-Werk wurde 1832 in Leipzig gegründet und ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche
in Deutschland. Es unterstützt evangelische Minderheiten
in Europa, Lateinamerika und Zentralasien. Mit seinem
Namen erinnert das Werk an den schwedischen König
Gustav II. Adolf (1594-1632), der im 30-jährigen Krieg für
die Protestanten eintrat.
Internet:
www.gustav-adolf-werk.de
epd-Gespräch: Charlotte Morgenthal
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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DDR-Geschichte
Dröge: Stolpe war
Mann der Kirche
Berlin/Potsdam (epd). In der
Diskussion um die Rolle Manfred Stolpes hat Bischof Markus Dröge den früheren brandenburgischen MinisterpräsiMarkus Dröge
epd-bild / Schoelzel
denten gegen Kritik verteidigt.
In einem Gastbeitrag für den
Berliner »Tagesspiegel« (Donnerstagsausgabe) nannte
der Berliner Bischof die Frage »abstrus«, ob sich Stolpe
für seinen Glauben kreuzigen lassen würde. Diese Frage
habe »die Gefühle zahlreicher Mitglieder der evangelischen Kirche« verletzt, ergänzte Dröge. Er weise die
Frage des Münchner Historikers Michael Wolffsohn »in
aller Entschiedenheit zurück«. Dröge sagte: »Es ist abstrus zu behaupten, dass nur eine Märtyrerexistenz ein
glaubwürdiges Christsein darstellt.«
Der Historiker Wolffsohn von der Münchner Bundeswehruniversität hatte in einem Zeitungsbeitrag die
Stolpe-Politik der »Aussöhnung« für Brandenburg nach
1989 scharf kritisiert und gefragt, ob sich der SPDPolitiker für seinen Glauben kreuzigen lassen würde. In
einem Leserbrief hatte Stolpe daraufhin geantwortet:
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»Vieles kann ich ertragen, aber meinen Glauben hat noch
niemand in Frage gestellt.« Selbst in der DDR-Diktatur sei
seine christlichen Bindung nur selten als unnormal und
dumm bezeichnet worden.
Bischof Dröge sagte dazu: »Manfred Stolpe war stets
ein Mann der evangelischen Kirche«, die maßgeblich zum
friedlichen Zusammenbruch des SED-Regimes beigetragen habe. Er fügte hinzu: »Mir persönlich sind keine
Menschen bekannt, die unter den Folgen des Handelns
von Manfred Stolpe gelitten haben.« Vielmehr sei das
Gegenteil der Fall.
Dröge unterstrich zudem, es gebe keine institutionelle Kontinuität zwischen dem Land Brandenburg und
der DDR. Wer dies unerwähnt lasse und die fundamentalen Unterschiede zwischen Demokratie und Diktatur
übergehe, der verletze die Bürger Brandenburgs, denen
der Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens einiges
abverlangt habe.
20 Jahre nach dem Ende des DDR-Regimes seien
»unaufgeregte Gespräche mit der Bereitschaft zur Differenzierung« nötig. »IM - ja oder nein, kann nicht die einzige
Frage sein«, betonte Dröge. Vielmehr brauche es neue
Fragestellungen und »nicht effektheischende Antworten«,
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unterstrich der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Bischofskonferenz dämpft Ökumene-Hoffnungen
Sekretär Langendörfer: Papst wird Reformation würdigen
Erfurt (epd). Der Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, hat Erwartungen gedämpft, der Papstbesuch könne große Fortschritte
in der Ökumene bringen. Ein »ganz großes Ding« sei schon
der geplante Besuch von Benedikt XVI. im Erfurter Augustinerkloster, in dem der spätere Reformator Martin
Luther lebte. »Der Besuch dieser Stätte ist etwas Außerordentliches, ja Ungeheuerliches«, sagte Langendörfer in
einem Interview des Nachrichtenmagazins »Focus«.
Der Papst wird nach seinen Worten die Rolle Luthers (1483-1546) und der Reformation würdigen, die
zum Entstehen der evangelischen Kirchen führte. Die
Betonung der Heiligen Schrift und der Volksfrömmigkeit
seien wichtige Anliegen, die die katholische Kirche teile.
»Und natürlich wird der Papst eine Position auch zu den
schwierigen Seiten der Reformation beziehen«, sagte
Langendörfer.
Der Theologe trat der Hoffnung entgegen, der Papst
»könnte den Evangelischen nun einen neuen Status verleihen« und die Regeln für das Abendmahl ändern. »Das
funktioniert so nicht«, sagte er: »Es gibt offene Fragen
und keine Spielräume für rasche, publikumswirksame
Entscheidungen.« Bisher ist aus Sicht der katholischen
Kirche kein gemeinsames Abendmahl mit Evangelischen
möglich.
Nach Überzeugung Langendörfers wird der Papst
einen Weg in der Ökumene vorgeben: So könnte es sein,
dass die Katholiken »noch stärker von der Idee wegkommen, die evangelische Kirche sei vor allem spalterisch«.
Langendörfer: »Die Reformation war nicht nur die Geburt
des Protestantismus, sondern auch eine für die Katholische Kirche wichtige Zäsur.« Im Blick auf das Jubiläum
der Reformation 2017 wäre eine solche Wahrnehmung
der Geschichte des Christentums befruchtend.
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Benedikt XVI. besucht Deutschland vom 22. bis 25.
September. Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Im Erfurter Augustinerkloster ist
für den 23. September eine Begegnung mit Spitzenvertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
geplant. Die viertägige Reise ist der erste offizielle Besuch
Benedikts in seiner deutschen Heimat.
Im Erfurter Mariendom werden zum Papst-Besuch
die Heiligen Adalar und Eoban aufgebahrt. Der Papst
werde vor ihrem Schrein beten, sagte Martin Hoffmeier
vom Bistum Erfurt dem MDR Thüringen. Adalar und Eoban,
die einstigen Gefährten des Bistumsgründers Bonifatius
liegen in einem Sarkophag in der Krypta des Domes.
Zuletzt waren die Reliquien 1954 nach oben in den Dom
gebracht worden.
Ökumene
75-jährige Frieling. Die gesamte Christenheit würde es
Frieling zufolge begrüßen, wenn angesichts der realen
Größen- und Einflussverhältnisse der Bischof von Rom
wirklich allen dient.
Frieling äußerte die Hoffnung auf »einen Diener der
Einheit«, der eine versöhnte Verschiedenheit der Kirchen
anerkennt und mehr Dialoge »führt und versöhnt, als
dass er Audienzen gewährt«. So könne der Papst auch
gemeinsam mit den Oberhäuptern der anderen Kirchen
Initiativen zu einem gemeinsamen universalen ökumenischen »panchristlichen« Welt-Kirchentag oder Konzil
ergreifen.
epd-Gespräch: Stephan Cezanne
Frieling: Papst nur im Ausnahmefall
Sprecher der Christenheit
Frankfurt a.M (epd). Der Papst kann nach Ansicht des
evangelischen Ökumene-Experten Reinhard Frieling in
außergewöhnlichen Situationen im Namen der gesamten Christenheit sprechen. Dies dürfe aber nur in Absprache mit den anderen christlichen Kirchen erfolgen.
Zugleich müsse der Papst auf historisch gewachsene
Rechte verzichten, sagte Frieling dem epd knapp vier Wochen vor dem Besuch von Benedikt XVI. in Deutschland.
Der langjährige Leiter des Konfessionskundlichen Instituts der evangelischen Kirche im hessischen Bensheim
präzisierte damit frühere Medienberichte.
Er hoffe auf eine Gemeinschaft »mit, aber nicht unter
dem Papst«, betonte Frieling. »Der Papst kann um der Einheit der Kirche willen auf historisch gewachsene Rechte
verzichten«, forderte der emeritierte Marburger Theologieprofessor. Mit einem gemeinsamen Ehrenoberhaupt
würde das Christentum seine Botschaft glaubwürdiger
vertreten »als eine in Tausende Kirchen gespaltete Religion«, sagte Frieling.
So müsse der Papst als »Diener der Einheit« erlauben, dass sich Protestanten und Katholiken gegenseitig
zum Abendmahl einladen. Frieling: »Meine zentrale Voraussetzung für eine Sprecherrolle des Bischofs von Rom
ist ja die Forderung, der Papst müsse feierlich erklären,
dass die Dogmen des I. Vatikanum über die Unfehlbarkeit und den Jurisdiktionsprimat nicht für die anderen
Christen und Kirchen gelten.« Die Dogmen wurden am
18. Juli 1870 während des Ersten Vatikanischen Konzils
in Rom verkündet. Danach hat der Papst die höchste
Rechtsgewalt in der Kirche.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, könne
der Papst »als Oberhaupt der großen römischkatholischen Kirche und mit dem Selbstverständnis, für
die Einheit der Kirche besonders verantwortlich zu sein,
Initiativen für die Gesamtkirche ergreifen«, sagte der
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Papstbesuch
Priester laden in Berlin zum
Abendmahl für alle
Berlin (epd). Vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. am
22. September in Berlin lädt die evangelische St. ThomasKirchengemeinde in Kreuzberg zu einem katholischen
Abendmahlsgottesdienst mit Priestern ein. Zu der Feier
am Vorabend des Besuchs seien anders als sonst bei
katholischen Messen Christen aller Konfessionen zum
Abendmahl eingeladen, teilte die Gemeinde am Freitag
in Berlin mit.
Es werde keine ökumenische Abendmahlsfeier geben, sagte Superintendent Bertold Höcker vom evangelischen Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte: »Wir als Protestanten gewähren einer katholischen Gruppe Gastrecht in
einer unserer Kirchen, damit sie hier eine nach ihrem
Verständnis gültige Eucharistiefeier begehen kann.«
Der katholische Priester Christoph Schmidt, der zusammen mit seinem Lebenspartner Priester Norbert Reicherts den Gottesdienst leiten wird, sagte: »Wir glauben,
dass wir in der ökumenischen Diskussion leben müssen.«
Zur Feier seien deshalb alle Getauften eingeladen, »auch
die Amtsträger der katholischen Kirche«.
Die beiden katholischen Geistlichen haben nach eigenen Angaben ihr Amtspriestertum 1998 aufgegeben,
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verstehen sich aber weiterhin als freiberuflich tätige Priester. Die evangelische Kirchengemeinde St. Thomas tritt
als Gastgeber für die katholische Abendmahlsfeier auf.
Buchhinweis: Hans-Gert Pöttering (Hg.): Politik und
Religion. Der Papst in Deutschland. Bonn 2011.
Internet: www.kas.de/papstbesuch
Papstbesuch
Papstbesuch
Merkel hofft auf
Orientierungspunkte
Wanke: Station in Thüringen ist
»besonderes Zeichen«
Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhofft sich vom bevorstehenden Papstbesuch ein ermutigendes Signal für die Ökumene und die Geschlossenheit
der Christen. In einer Zeit, in der die Grundlagen der kulturellen Werte und Traditionen in Vergessenheit zu geraten
drohten, bedürfe es gemeinsamer Orientierungspunkte,
schreibt Merkel in einem Vorwort zu einem Sammelband
der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Papstbesuch, der am
Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Sie hoffe, dass der
Aufenthalt von Papst Benedikt XVI. in Deutschland dazu
beitrage, den Geist der Gemeinsamkeit im Konfessionellen wie im Politischen zu stärken, so die Kanzlerin.
Der Papst besucht vom 22. bis 25. September
Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, das
Bistum Erfurt und Freiburg. Neben Messen sind eine
Rede vor dem Bundestag sowie eine Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
im Erfurter Augustinerkloster geplant.
Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der
Deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, erwartet vom Papstbesuch vor allem Ermutigung für die
Katholiken in Deutschland. Aus der Deutschland-Visite
könne eine angemessenere Art des Umgangs mit Problemen als der lange in der Kirche praktizierte erwachsen,
sagte Meyer mit Blick auf den Missbrauchsskandal im
vergangenen Jahr und den daraufhin begonnenen DialogProzess der deutschen Bischöfe.
Die katholische Kirche in Deutschland sei in einer
guten Ausgangsposition, um neuen Mut zu schöpfen,
sagte der frühere ZdK-Chef. Er hoffe, dass der Papstbesuch ähnlich verlaufe wie in Großbritannien oder in
Spanien. Dort sei Benedikt auch in einer schwierigen Situation gekommen und habe es durch seine Klarheit und
Nachdenklichkeit geschafft, dass ihm auch Menschen
außerhalb der Kirche zugehört hätten.
Mit Blick auf das geplante ökumenische Treffen in
Erfurt warnte Meyer davor, Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche zu verwischen. Die
Unterschiede müssten ausgehalten werden. Er hoffe auf
ein »besseres Aufeinanderhören und Aufeinanderzugehen«.
Erfurt (epd). Der katholische Bischof von Erfurt, Joachim
Wanke, sieht im Papstbesuch an historischen Stätten
der Reformation in Thüringen »ein besonderes Zeichen«
für die Ökumene. Die Begegnung von Benedikt XVI. mit
der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster
»könnte einen Impuls geben für den ökumenischen Dialog«, sagte Wanke dem epd. Zugleich dämpfte er die
Erwartungen an schnelle Ergebnisse des Gesprächsprozesses.
Papst Benedikt XVI. kommt bei seinem bevorstehenden Deutschland-Besuch am 23. September in das
Bistum Erfurt. Nach einem Treffen mit Vertretern der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in der Kirche des Augustinerklosters ein Gottesdienst geplant, zu
dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet
wird. Das Kloster in der Thüringer Landeshauptstadt ist
als Wirkungsstätte des Augustinermönchs Martin Luther
(1483-1546) eng mit der Reformation verbunden.
Vor diesem Hintergrund erwarte er von der Begegnung im Augustinerkloster eine »Ermutigung« zur Verständigung über grundsätzliche Fragen, sagte Wanke. Als
Beispiele nannte er Konsequenzen aus der gegenseitigen
Anerkennung der Taufe sowie das jeweilige Kirchen- und
Amtsverständnis. Nach »500 Jahren Spaltung« müssten
beide Seiten »nach vorn schauen«, um den Herausforderungen in der modernen Gesellschaft zu genügen. »Bevor
wir jedoch gemeinsam Abendmahl feiern können, werden wir uns in Grundfragen einigen müssen«, ergänzte
der Bischof.
epd-Gespräch: Thomas Bickelhaupt
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Militär
EKD-Ratsvorsitzender: Über Rolle
der Bundeswehr debattieren
Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat eine breite
gesellschaftliche Debatte über die Rolle der Bundeswehr
gefordert. Diese befinde sich in einem schleichenden
Übergang zu einer Einsatzarmee, sagte Schneider am
Donnerstagabend in Berlin: »Wir haben eine andere Bundeswehr als früher und das müssen wir diskutieren.«
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Dabei gehe es auch um einen fairen Umgang mit den
Soldaten.
Schneider äußerte sich bei einer Diskussion anlässlich einer Vorführung der ZDF-Krimireihe »Unter Verdacht«, in der ein traumatisierter Afghanistan-Rückkehrer
eine tragende Rolle spielt. Der EKD-Ratsvorsitzende
sprach von einer »Riesenaufgabe« der Helfer, Polizisten
und Soldaten am Hindukusch. Trotz einiger Fortschritte
könne die Situation in Afghanistan »kippen« und der
Einsatz zu einem Fehlschlag werden.
Schneider sagte weiter, es gebe keine Alternative zu
einem Aufbau der afghanischen Armee und Polizei. Diese
müssten soweit für Sicherheit sorgen können, dass sich
ziviles Leben im Land entwickeln könne.
Reinhard Erös, Begründer der »Kinderhilfe Afghanistan«, bezeichnete den Nato-Einsatz in Afghanistan hingegen als »Unsinn«, der nie zu einem Erfolg führen werde.
Noch nie sei in so kurzer Zeit so viel Geld in ein so kleines Land geflossen, ohne dass es sichtbare Fortschritte
gebe. Stattdessen verschlechtere sich die Sicherheit immer mehr und Afghanistan sei zum korruptesten Land
der Welt geworden, sagte Erös.
Ökonomie
Präses Schneider kritisiert
einseitiges Menschenbild
Schwerte (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat von
den Wirtschaftswissenschaften mehr gesellschaftliche
Verantwortung eingefordert. Auf viele Fragen gebe die
Ökonomie keine oder nur unzureichende Artworten,
sagte Schneider am Donnerstag im Evangelischen Studienwerk Villigst in Schwerte. Der rheinische Präses warf
den Ökonomen ein einseitiges Menschenbild vor.
»Für die Ökonomie gibt es nur die Habgier«, sagte
Schneider. Wer immer nur die Habgier betone, trage
dazu bei, dass Solidarität und Mitmenschlichkeit immer
weniger zählten. Die Wirtschaftswissenschaftler müssten
Wohlfahrt für alle als wichtiges Ziel definieren, unterstrich
der evangelische Theologe.
In der gegenwärtigen Finanzmarkt- und Eurokrise
leiste die Ökonomie keine Aufklärung, sondern verneble
durch Begriffe wie »Finanzmärkte« die Zusammenhänge,
sagte Schneider weiter. Dahinter stünden jedoch handelnde Personen. »Es ist höchste Zeit, die Sprache der
Wirtschaft zu entmythologisieren.«
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Islam
Katholische Kirche will Dialog mit
Muslimen ausbauen
Bonn (epd). Die katholische Kirche will den Dialog mit
den Muslimen verstärken. Der Papst und die Deutsche
Bischofskonferenz seien entschlossen, den Dialog mit
dem Islam zu vertiefen und auszubauen, schreibt der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert
Zollitsch, in seiner am Dienstag veröffentlichten Grußbotschaft zum Ende des muslimischen Fastenmonats
Ramadans.
Gemeinsam mit den Muslimen wolle die katholische
Kirche »gegen die Dämonen dieser Welt, gegen Unrecht,
Gewalt und Intoleranz, das Wort ergreifen und weiter den
Weg des Dialogs und der gegenseitigen Verständigung
gehen«, sagte der Freiburger Erzbischof, der zugleich auf
das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen
in Deutschland verwies. In seiner Grußbotschaft zum
Ramadan übermittelt Zollitsch an die Muslime seine Segenswünsche: »Möge Gott Ihr Fasten und Beten segnen
und Ihnen durch seine Zuwendung Frieden schenken.«
Zugleich äußerte Zollitsch Anteilnahme an den Entwicklungen in der arabischen Welt. »Wir sehen selbstbewusste, vor allem junge Menschen, die nicht mehr
bereit sind, Willkür hinzunehmen und Diktaturen zu gehorchen.« Er hoffe, dass der mutige Einsatz für mehr
Gerechtigkeit und Freiheit dazu beitrage, dass Hass und
Gewalt überwunden würden.
Der Fastenmonat Ramadan hat in diesem Jahr am 1.
August begonnen. Er wird bis 29. August gefeiert, am 30.
folgt das Fest des Fastenbrechens.
Seemannsmission
UN-Mandat für Kampf gegen
Piraterie gefordert
Hamburg (epd). Die Deutsche Seemannsmission hat ein
UN-Mandat für den Kampf gegen die internationale Piraterie gefordert. Vor allem »rund um Kap Horn und
in Somalia« müsse die Staatengemeinschaft endlich für
eine Infrastruktur sorgen, die Piratenüberfälle überflüssig mache, sagte Generalsekretärin Heike Proske zum
Abschluss der Weltkonferenz der Seemannsmissionen
am Dienstag in Hamburg.
Der von der Bundesregierung erwogene Einsatz privater Sicherheitsdienste an Bord sei lediglich eine »Notlösung«, sagte Proske. Der Schutz deutscher Handelsschiffe und ihrer Besatzungen sei eine staatliche Angelegenheit und dürfe daher nicht aus der Hand gegeben
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werden. Private Sicherheitsdienste müssten daher zumindest »staatliche Zertifikate« nachweisen.
Die Weltkonferenz der Seemannsmissionen hat
Proske zufolge Vorschläge abgelehnt, die Besatzungen
selbst zu bewaffnen. »Seeleute sind nicht für den Kampf
mit der Waffe ausgebildet«, sagte Proske. Empfohlen
würden allerdings Trainings, um die Besatzungen auch
psychologisch auf Überfälle vorzubereiten.
Vier Tage lang hatten in Hamburg rund 200 Vertreter
aus 49 Ländern und insgesamt 77 Hafenstädten Chancen und Probleme der christlichen Seefahrt diskutiert.
Allein die Deutsche Seemannsmission mit Sitz in Bremen
unterhält 17 Auslandsstationen und 16 Anlaufstellen in
Deutschland. Zum Weltverband gehören 28 christliche
Organisationen in 128 Ländern.
Internet: www.icma.as; www.seemannsmission.org
»Zeit«-Beilage »Christ und Welt«. »Die Kirchen können die
Verkündigung des Wortes Gottes durchaus noch etwas
intensivieren.«
Jede Organisation müsse sich doch fragen, woran
es liege, wenn ihr Zuspruch geringer werde. Das gelte
für Parteien, aber auch für die Kirchen, sagte der CDUPolitiker. Zugleich verwies Kauder auf den Grundsatz der
Glaubensfreiheit: »Wir sollten uns nicht darüber aufregen,
dass so viele Muslime in die Moschee gehen, sondern
darüber, dass so wenige Christen in die Kirche gehen.«
Zur Diskussion um das christliche Profil seiner Partei
sagte er: »Das C ist in unserer Gesellschaft leider auf dem
Rückzug.« Das habe auch Auswirkungen auf die Union.
Allerdings seien CDU und CSU nicht »die Institution, die
das Christentum in erster Linie fördern kann«, sagte
Kauder.
Gedenktag
Prozess
11. September: Friedensfest am
Brandenburger Tor
Gericht wirft Ex-Bibliotheksdirektor
schuldhaftes Verhalten vor
Berlin (epd). Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11.
September 2001 in New York wollen Religionsgemeinschaften am Brandenburger Tor ein Zeichen des Friedens
setzen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang laden
Christen, Muslime, Juden, Buddhisten und Bahai am 11.
September auf östlicher und westlicher Seite des Berliner
Wahrzeichens zu Diskussionen, Gebeten und Musik ein.
Organisator ist die überkonfessionelle und interreligiöse
Initiative »Religionen auf dem Weg des Friedens«, die das
Gedenken seit 2009 vorbereitet.
Beteiligt sind Christen unterschiedlichster Couleur
wie die American Church Berlin ebenso wie Vertreter
des türkisch-staatlichen Islamverbandes (DITIB), der Islamischen Föderation, der jüdischen Gemeinde und der
Berliner Bahai-Gemeinden. Unter anderen ist um 14.46
Uhr, dem Moment des ersten Einschlags eines der Passagierflugzeuge in die Twin-Tower, eine Schweigeminute
vorgesehen.
Internet: www.religionenaufdemwegdesfriedens.de
Aurich (epd). Das Auricher Landgericht hat dem früheren
Direktor der Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek, Walter
Schulz, im laufenden Schadensersatzprozess schuldhaftes Verhalten vorgeworfen. Schulz habe sich auf verlustreiche riskante Aktiengeschäfte eingelassen und ohne
Absprache für einen Millionenbetrag Ankäufe getätigt,
sagte der Vorsitzende Richter Joachim Herbst am Dienstag. Nicht vorzuwerfen seien Schulz hingegen Verluste,
die durch den Betrieb der Bibliothek entstanden sind. (AZ:
5 O 636/10)
In dem zivilrechtlichen Verfahren klagt die »Stiftung
Große Kirche Johannes a Lasco Bibliothek« auf einen
Schadensersatz von rund 1,8 Millionen Euro, die Schulz
zurückzahlen soll. Die Evangelisch-reformierte Kirche
hatte als Stiftungsaufsicht Schulz 2008 fristlos entlassen,
weil das Stiftungskapital unter seiner Leitung von 8,5 Millionen auf weniger als 1,6 Millionen Euro abgeschmolzen
war. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.
Trotz der Warnung einer Bank habe Schulz sich mit
dem Stiftungskapital in den Jahren 2001 bis 2003 auf
riskante Aktiengeschäfte eingelassen und dabei erhebliche Verluste gemacht, erläuterte der Richter. Diese seien
auch in späteren Jahren nicht mehr einzuholen gewesen.
Dafür könnte Schulz im Falle eines Urteils wahrscheinlich
haftbar gemacht werden. Für Aktienverluste nach 2003
müsse Schulz dagegen nicht geradestehen: Das Kuratorium habe es versäumt, die Aktien in sicherere Anlagen
umzuschichten.
Parteien
Kauder fordert Kirchen zu mehr
Mission auf
Bonn (epd). Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im
Bundestag, Volker KauderParteien, vermisst missionarische Anstrengungen der Kirchen in Deutschland. »Die
Kirche hat doch einen Missionsauftrag, davon ist aber zu
wenig zu sehen«, sagte Kauder der aktuellen Ausgabe der
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Als »schuldhafte Pflichtverletzung« ist nach Ansicht
des Gerichts vermutlich auch der Kauf von Archiven
ostdeutscher Adelsfamilien in den Jahren 2006 und 2007
zu werten. Obwohl die Kassen der Bibliothek leer waren,
habe Schulz mehr als eine Million Euro gezahlt. Das
Gericht forderte beide Seiten auf, binnen vier Wochen zu
seinen Einschätzungen Stellung zu nehmen.
Versammlung
Nordische Bischofskonferenz tagt
in Paderborn
Paderborn (epd). Die Herbstvollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz tagt vom 16. bis 21. September
zum ersten Mal in Paderborn. Auf der Tagung soll es unter
anderem um die Priesterseminare in Nordeuropa und die
Bischofssynode zur Neuevangelisierung 2012 in Rom gehen, teilte das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken
am Mittwoch in Paderborn mit. Auch der Umgang der
katholischen Kirche mit dem Attentat von Oslo steht auf
dem Programm.
Die katholische Kirche in Nordeuropa ist eine Diasporakirche. Der Katholikenanteil liegt nach Angaben des
Bonifatiuswerkes in den Ländern Schweden, Norwegen,
Island, Dänemark und Finnland nur zwischen 0,2 und
drei Prozent der Bevölkerung. Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken in extremen Minderheitssituationen. An
der Tagung nehmen alle sechs Bischöfe der Nordischen
Bischofskonferenz und der Altbischof von Oslo, Gerhard
Schwenzer, teil.
Internet: www.bonifatiuswerk.de
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Urteil
Gericht verbietet orthodoxe
Begräbnisstätte in Industriegebiet
Mannheim (epd). Die syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Heilbronn darf für ihre toten Priester in einem
Industriegebiet keine Krypta bauen. Das Schutzbedürfnis
einer Begräbnisstätte vor Lärm sei höher als das einer
reinen Kirche, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) Mannheim. Damit blieb die
Klage der Kirchengemeinde, die einen Kellerraum ihres
Kirchengebäudes umbauen wollte, ohne Erfolg.
Nach herrschenden kulturellen Vorstellungen verlange die Totenruhe ein ruhiges pietätvolles Umfeld und
ausreichend Abstand zu industriellen Nutzungen. Das
fehle im konkreten Fall, argumentierte das Gericht. Bereits 2009 hatte der Verwaltungsgerichtshof entschieden,
dass die Krypta gebietsunverträglich und deswegen unzulässig ist. Als die Kirchengemeinde in Revision ging,
forderte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig den
VGH auf, die örtlichen Gegebenheiten näher zu prüfen,
weil dort bereits eine Kirche existiere.
Die Krypta sollte als Begräbnisstätte mit zehn Grabkammern für verstorbene Pfarrer der Gemeinde dienen.
Im Jahr 2005 hatte die Kirchengemeinde einen Bauantrag gestellt und zur Begründung auf die verbindliche
Tradition verwiesen, wonach syrisch-orthodoxe Geistliche nicht auf öffentlichen Friedhöfen, sondern möglichst
unter dem Altar der eigenen Kirche begraben werden
müssten. Es handelt sich nach Angaben des Mannheimer
Gerichts um den ersten Fall dieser Art in Deutschland. Andere syrisch-orthodoxe Gemeinden bestatten ihre Pfarrer
in einem der syrisch-orthodoxen Klöster.
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Sächsische Aktion »Perspektivwechsel« bietet neue Einblicke
Dresden (epd). Ungewöhnliche Einblicke für einen Tag:
Knapp 90 Politiker sowie Mitarbeiter aus Verwaltung,
Wirtschaft und Krankenkassen nehmen seit Montag an
der dritten sächsischen Aktion »Perspektivwechsel« teil.
Sie arbeiten in sozialen Einrichtungen und werden dort
in die Arbeit eingebunden, wie die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Dresden mitteilte.
Zum Eröffnungstag fand sich unter anderem die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, in einem Dresdner Seniorenzentrum ein. Sachsens
CDU-Fraktionsvorsitzender Steffen Flath war zu Gast in
einem Bärensteiner Altenheim (Erzgebirgskreis). Die Beteiligten sollen sehen, wie sich politische Entscheidungen
in der Sozialpolitik auswirken, sagte Liga-Vorsitzender Rüdiger Unger. Gleichzeitig solle auf den absehbaren Mangel von Fachkräften in der Pflege aufmerksam gemacht
werden.
Zumeist für diese Woche haben sich allein 58 Abgeordnete des sächsischen Landtags angemeldet, außerdem Mitglieder des Bundestags sowie der Präsident
des Sächsischen Städte- und Gemeindetags, Christian
Schramm. Gestaffelt für jeweils einen Tag verlassen
sie das Büro und erleben den Alltag in Kindergärten,
Behindertenwerkstätten- und Wohnheimen, Begegnungsstätten, Familienzentren oder in einem Hospizverein.
Es seien dort keine »protokollarischen Veranstaltungen« geplant, sagte Unger. Soweit möglich arbeiteten die
Teilnehmer dort praktisch. Mit Kassenvertretern könne
anhand der Erfahrungen zum Beispiel darüber gesprochen werden, ob eine ausreichende ambulante Pflege im
»Sekundentakt« möglich sei, betonte er mit Blick auf die
engen Vorgaben bei der Kostenerstattung. Unger verwies
zudem auf das steigende Interesse am »Perspektivwechsel«. 2009 wurden 35 Teilnehmer gewonnen, 2010 waren
es bereits 48.
Der parlamentarische Geschäftsführer der CDULandtagsfraktion, Christian Piwarz, regte eine Aktion in
der »Gegenrichtung« mit einem Tag Arbeit bei Berufspolitikern an. Es gebe viele Klischees und Vorurteile über
deren Alltag auszuräumen. Konkrete Pläne für eine Aktion existierten noch nicht. Unter seinen Kollegen sei
aber der Wille dafür vorhanden, betonte er. Die Liga der
Freien Wohlfahrtspflege ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, darunter des Deutschen Roten Kreuzes,
der Diakonie, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und
der Caritas. Nach Liga-Angaben arbeiten in Sachsen rund
80.000 Fach- und Hilfskräfte in der Wohlfahrtspflege.
Gesundheit von Kindern
Leipziger Forscher beginnen
Langzeit-Studie
mit sozialer Interaktion stehen, herausgefiltert werden,
erklärte Hiemisch. Psychische Gewalt, Hänseleien und
körperliche Auseinandersetzungen gelten als wichtige
Faktoren bei der Entstehung von Übergewicht oder psy-
Halle/Leipzig (epd). Die Universität Leipzig will in einer
breit angelegten Studie mit rund 15.000 Kindern und
Jugendlichen die Ursachen von Zivilisationskrankheiten
erforschen. Der Leiter der LIFE-Child Studienambulanz
der Universität, Andreas Hiemisch, sagte dem epd am
Donnerstag, dass die geplante Studie deutschlandweit
einmalig sei. »Es gibt viele Untersuchungen über die Zunahme von Zivilisationskrankheiten, aber nur wenige über
deren Entstehung und keine, die sich über einen so langen Zeitraum erstreckt«, sagte er. Komplette Schulklassen sollen innerhalb von zehn Jahren mehrfach erfasst
werden.
Mit der Einbindung ganzer Klassenverbände sollen
Informationen über Krankheiten, die im Zusammenhang
chischen Störungen. Anderseits wirke eine gefestigte
soziale Position eines Schülers im Klassenverband wie
ein Schutz bei seiner psychischen und körperlichen Entwicklung.
Auch der Gebrauch von elektronischen Medien soll
untersucht werden. Kinder und Jugendliche lebten im Internet andere Persönlichkeiten aus und verließen zunehmend die „normale" Sozialisation, sagte Hiemisch. Die
Folgen dieser Entwicklung seien weitgehend unbekannt.
Laut Hiemisch sind mittlerweile rund 20 bis 30
Prozent der Jungen und Mädchen übergewichtig. Etwa
eben so viele zeigten psychische Auffälligkeiten, wie zum
Beispiel Depressionen. Der Anteil der Allergiker liege bei
rund 10 Prozent.
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Suchtexperten fordern Schockfotos auf Zigarettenpackungen
Berlin/Heidelberg (epd). Suchtexperten sprechen sich
für Schockfotos auf Zigarettenpackungen als Mittel der
Abschreckung aus. »Die Politik muss endlich handeln«,
sagte die Heidelberger Krebsforscherin Martina PötschkeLanger dem Berliner »Tagesspiegel am Sonntag«. Es sei
wissenschaftlich nachgewiesen, dass bildgestützte Warnungen effektiv seien und insbesondere Jugendliche vom
Rauchen abhalten könnten.
Dass Deutschland immer noch auf EU-Vorgaben
warte, während andere europäische Staaten längst reagiert und die Fotos auf ihren Zigarettenpackungen hätten, sei nicht nachvollziehbar, kritisierte die Medizinerin
und Präventionsexpertin. Die Fotos zeigen beispielsweise
Raucherlungen, angefaulte Zähne oder Leichen mit zugenähtem Brustkorb. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums gibt es sie bereits auf Zigarettenpackungen in mindestens sechs EU-Ländern, darunter
Belgien, Großbritannien und Frankreich. In einem halben
Dutzend weiterer Länder seien sie in Vorbereitung.
Die Drogenexpertin der SPD-Fraktion, Angelika Graf,
unterstützte die Forderung. Sie würde sich wünschen,
»dass Deutschland endlich auch den Weg geht, den andere Länder gehen«, sagte sie derselben Zeitung. Leider
lasse die Drogenbeauftragte der Regierung, Mechthild
Dyckmans, entsprechendes Engagement vermissen. Die
FDP-Politikerin plädiere für freiwillige Regelungen, »wo
man längst die Keule auspacken muss«.
Für die Einführung von Schockfotos in Deutschland
gebe es bislang keine konkreten Pläne, hieß es laut
Zeitungsbericht im Büro der Bundesdrogenbeauftragten.
Man warte noch auf entsprechende Evaluationen und
Richtlinien aus Brüssel.
Dyckmans Vorgängerin Sabine Bätzing (SPD) hatte
abschreckende Bilder auf Zigarettenpackungen den Angaben zufolge bereits für 2010 in Aussicht gestellt.
Schriftliche Warnhinweise sind den Zigarettenherstellern
in Deutschland bereits seit Juli 2004 vorgeschrieben.
Sächsische Diakonie
Studien belegten. Zugleich forderte der evangelische
Wohlfahrtsverband einen »Richtungswechsel«. Neben regulären Jobs müssten bei Langzeitarbeitslosen auch der
Vor Einschnitten bei
Langzeitarbeitslosen gewarnt
Radebeul (epd). Die Diakonie Sachsen hat vor Einschnitten bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen und EinEuro-Jobbern gewarnt. Die von der Bundesregierung geplante »Instrumentenreform« und weitere Einsparungen
schränkten die Möglichkeiten für Arbeitsgelegenheiten
»dramatisch« ein, heißt es in einer am Donnerstag in Radebeul verbreiteten Erklärung. Direktor Christian Schönfeld
sprach von »sozialem Sprengstoff«.
Der Diakonie zufolge sollen die Hilfen zur Eingliederung um 40 Prozent sinken und nur noch jenen mit
schnellen Vermittlungschancen zur Verfügung stehen.
»Alle anderen fallen durchs Raster.« Gerade schwer Vermittelbare bräuchten aber eine qualifizierte fachliche und
sozialpädagogische Betreuung. Die Diakonie verwies darauf, dass es für die Beschäftigung von Ein-Euro-Jobbern
zukünftig deutlich weniger Zuschüsse gebe.
Diakonie-Direktor Christian Schönfeld warnte davor,
Langzeitarbeitslose weiter an den Rand zu drängen. Dauerhafte Beschäftigungslosigkeit mache krank, wie viele
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Erhalt ihrer Beschäftigungsfähigkeit und soziale Teilhabe
als Grundziel im Sozialgesetzbuch II festgelegt werden.
Lebenshilfe
Geschäftsführer Lachwitz tritt in
Ruhestand
Marburg/Berlin (epd). Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger
Behinderung, Klaus Lachwitz, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Die neue Doppelspitze in der Bundesgeschäftsführung der Lebenshilfe bilden jetzt Ulrich
Bauch und die Medizinerin Jeanne Nicklas-Faust, teilte
die Lebenshilfe am Montag in Berlin mit. Der 65-jährige
Lachwitz aus Rauischholzhausen bei Marburg werde sich
als ehrenamtlicher Präsident des Weltverbandes Inclusion International weiterhin für behinderte Menschen
einsetzen. Die Organisation hat ihren Sitz in London und
vertritt mehr als 200 Mitgliedsverbände in 115 Ländern.
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Kampf dem Menschenhandel
Diakonie und Kirchen wollen mit EU-Hilfe Netzwerk aufbauen
Bremen (epd). Menschenhandel verhindern und Opfer unterstützen: Mit diesem Ziel wollen Kirchen und Diakonie
mit EU-Hilfe ein internationales Netzwerk mit Partnern
hauptsächlich in Rumänien und Deutschland aufbauen.
»Dabei geht es ganz allgemein um Menschenhandel zur
Ausbeutung der Arbeitskraft in der Pflege, auf dem Bau
und im Haushalt«, sagte die nationale Koordinatorin des
Modellprojekts, Doris Köhncke, am Freitag in Bremen.
»Ausbeuterische Jobs gibt es aber auch in der Landwirtschaft, in Restaurantküchen und im Transportwesen.«
Auch sexuelle Ausbeutung durch Zwangsprostitution
ist ein Thema, das bei dem zweijährigen Projekt eine Rolle
spielt. »Wer zu lange arbeiten muss, keinen Arbeitsschutz
hat und wenig oder auch gar keinen Lohn erhält, ist
ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen ausgesetzt«, erläuterte Köhncke. Behörden und Gewerkschaften sehen in
den Betroffenen in der Regel kriminelle Schwarzarbeiter.
»Wir wollen eine andere Perspektive einnehmen, denn
eigentlich sind sie Opfer einer Ausbeutung, die nichts anderes als eine massive Menschenrechtsverletzung ist.«
Information im Mittelpunkt
Deshalb spielt Information eine wichtige Rolle - gegenüber den Opfern genauso wie gegenüber Gewerkschaften und Behörden. Das Projekt wird von der EU mit
knapp 280.000 Euro gefördert und wurde von der Ökumenischen Vereinigung von Kirchen in Rumänien initiiert.
Weitere Partner sind die Stiftung Lampas aus Rumänien
und der Verein für Internationale Jugendarbeit in Stuttgart. In der Projektphase bis 2013 arbeiten Beratungsund Präventionsstellen in Bremen und Stuttgart mit rumänischen Initiativen in Oradea und Iasi zusammen.
Missbrauch
Opfer fordern Wahl eines
Bundesbeauftragten
Berlin (epd). Vertreter von Missbrauchsopfern haben
einen Bundesbeauftragten gegen sexualisierte Gewalt
und sexuellen Missbrauch gefordert. Wenn die gegenwärtige unabhängige Beauftragte, Christine Bergmann, im
Oktober aus ihrem Amt ausscheide, müsse ihre Arbeit
in anderer Form fortgesetzt werden, erklärte die Bundesinitiative der Betroffenen von sexualisierter Gewalt
Wer bei Razzien von Zoll und Polizei aufgegriffen
werde, wolle in der Regel nicht als Zeuge aussagen,
sagte die Stuttgarter Beraterin Maria Livia Simo. Ihre
Bremer Kollegin Sagitta Paul ergänzte, mit dem Projekt
wollten die Partner Informationen zusammentragen, wie
Menschenhandel funktioniere, wie Opfern geholfen werden könne und wie überhaupt erst ein Kontakt möglich
sei. Das könne beispielsweise über Ärzte, eine Kleiderkammer oder Kirchengemeinden geschehen. »Die Hilfe
spricht sich rum«, zeigte sich Köhncke überzeugt.
Beratungsstellen werden vernetzt
Bestehende Beratungsstellen sollen dabei miteinander verbunden werden. So haben evangelische Kirche
und Innere Mission in Bremen eine Beratungsstelle für
Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution gegründet. Im Stuttgarter Fraueninformationszentrum leitet
Simo seit einiger Zeit unter dem Titel »FairCare« eine Beratungsstelle für Menschen, die etwa in der häuslichen
Pflege ausgebeutet werden.
Viele der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sind osteuropäische Frauen. Sie werden unter
Vorspiegelung seriöser Arbeitsangebote nach Deutschland gelockt. Schleuserbanden nehmen ihnen ihre Pässe
ab und setzen sie psychisch und physisch unter Druck.
Die Frauen werden meistens von der Polizei bei Razzien
aufgegriffen und sind dann nach Angaben der Bremer Beratungsstelle meist körperlich und psychisch am Ende.
Internet: www.vij-stuttgart.de; www.inneremissionbremen.de; weitere Kontakte über die Hotline
0800/9955600 und 0421/3496725
und Missbrauch im Kindesalter am Donnerstagabend in
Berlin. Die Wahl eines solchen Beauftragten durch den
Bundestag - wie im Falle des Wehrbeauftragten - würde
die Anerkennung der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Aufgabe signalisieren.
Die Hotline, die Bergmann eingerichtet hat, solle
dauerhaft als Erstanlaufstelle für Missbrauchsopfer erhalten werden, forderte die Bundesinitiative weiter. Bisher
sei diese Arbeit nur bis zum Oktober gesichert. In der
Bundesinitiative haben sich mehrere Betroffenen-Vereine
sowie Einzelpersonen zusammengeschlossen, die auch
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am Runden Tisch gegen Missbrauch mitarbeiten, den die
Bundesregierung eingerichtet hat.
Die Vorsitzende der Bundesinitiative, Kathrin Radke,
sagte, die Bundesregierung müsse nun das Vertrauen
rechtfertigen, das Tausende von Menschen gezeigt hätten, die sich in den vergangenen 15 Monaten an die
Hotline gewendet haben. Die Anlaufstelle müsse zudem
zu einer Clearingstelle und einem Informationsportal für
Hilfesuchende ausgebaut werden.
Demonstration
Protest für mehr Geld in der Pflege
Kiel (epd). Eine bundesweite Protestwelle gegen die Unterfinanzierung der Pflege ist am Freitag in Kiel gestartet
worden. Insbesondere die Situation in Krankenhäusern
sei dramatisch, der Fachkräftemangel und die Belastung
der Arbeitnehmer nehme stetig zu, kritisierte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus.
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An der Demonstration nahmen nach Angaben der Organisatoren 2.500 Menschen teil. Zu den Protesten hatten
Pflegeverbände und Gewerkschaften aufgerufen.
Nach Angaben von Westerfellhaus wurden seit 1995
bundesweit über 50.000 Stellen in der Pflege abgebaut,
während gleichzeitig die Fallzahlen um eine Million Patienten stiegen. In Deutschland arbeiten 1,2 Millionen
Menschen im Pflege- und Hebammenwesen.
Auf der Kundgebung kritisierte die Vorsitzende der
Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, DiakonieLandespastorin Petra Thobaben, eine zu niedrige Vergütung für die Krankenhäuser. »Das können wir uns nicht
mehr gefallen lassen«, rief sie den Demonstranten zu.
Die Nord-Kliniken erhalten im Schnitt 2.884 Euro
pro medizinischer Leistung, die Kliniken in Bayern hingegen 2.982 Euro. Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz
kassieren sogar 3.130 Euro. Nach den Worten von Westerfellhaus finden in den kommenden Wochen weitere
Pflege-Demos in anderen Bundesländern statt.
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Auch Armenbestattungen dürfen teuer sein
Bundessozialgericht entscheidet im Rechtsstreit mit Koblenzer Sozialgericht
Kassel (epd). Armenbestattungen müssen nicht immer
billig sein. Das Sozialamt muss unter Umständen auch
dann die vollen Kosten übernehmen, wenn es die Beerdigungskosten für unangemessen hoch hält. Denn den
trauernden Angehörigen sei es nicht immer zuzumuten,
dass sie Vergleichsangebote über die günstigsten Bestattungen einholen, entschied das Bundessozialgericht
(BSG) am Donnerstag in Kassel (AZ: B 8 SO 20/10 R).
Welcher Betrag bei einer Bestattung noch als angemessen gilt und vom Sozialamt zu zahlen ist, könne
nicht »punktgenau« festgelegt werden, sagten die Richter in ihrem Urteil. Entscheidend sei, wie eine einfache
Bestattung »ortsüblich« aussieht.
Im konkreten Fall war eine Arbeitslosengeld-IIBezieherin vor Gericht gezogen, deren Ehemann bei einem Autounfall tödlich verunglückt war. Die Bestattungskosten konnte die Frau nicht aufbringen und wandte sich
daher ans Sozialamt der Stadt Koblenz.
Der von ihr beauftragte Bestattungsunternehmer
hatte für die Beerdigung 1.507 Euro in Rechnung gestellt. Für den Grabkauf forderten die Städtischen Eigenbetriebe weitere 1.565 Euro. Das Polizeipräsidium
Koblenz verlangte für die Überführung des Verstorbenen
vom Unfallort zur Leichenhalle 263 Euro. Die Stadt Ko-
Vorbereitung einer Trauerfeier im sächsischen Lohmen
epd-bild / Rainer Oettel
blenz hielt die Bestattungskosten von mehr als 3.300
Euro für viel zu hoch. 956 Euro müsse die Frau daher
selbst übernehmen.
Eine einfache und würdige Bestattung sei mit den
städtischen Sätzen aber nicht zu machen, entgegnete die
Witwe. So beliefen sich die Kosten für die Sargträger auf
140 Euro, die Stadt zahle nur 88,16 Euro. Die Kosten für
die hygienische Versorgung des Leichnams würden gar
nicht übernommen.
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Detailfragen sind zu klären
Die Witwe kann nach dem BSG-Urteil mit einer höheren Kostenübernahme durch den Sozialträger rechnen. Allerdings hat das BSG dem Landessozialgericht
(LSG) Rheinland-Pfalz aufgetragen, weiteren Detailfragen
in dem konkreten Fall nachzugehen. So muss das Gericht
klären, ob eine Sterbeversicherung vorlag oder die Witwe
etwas geerbt hat. Treffe dies zu, müssten erst davon die
Kosten bezahlt werden.
Unklar sei auch, was genau zu einer würdigen einfachen Bestattung in Koblenz gehört. So orientieren sich
die Bestattungs-Vergütungssätze der Stadt Koblenz am
Ordnungsrecht. In einer entsprechenden Richtlinie wur-
den dabei die zu übernehmenden Bestattungskosten für
Verstorbene ohne Angehörige aufgeführt. Die zu erstattenden Sätze im Sozialrecht könnten aber höher sein,
wenn noch trauernde Angehörige vorhanden sind, so das
BSG.
Die Witwe hatte zudem angegeben, dass sie sich
bei der Stadt Koblenz um eine Information über die zu
übernehmenden Bestattungskosten bemüht habe. Sie
habe nur keine Antwort erhalten. Treffe dies zu, befand
das BSG, könne die Stadt zur Übernahme der gesamten
Bestattungskosten verpflichtet sein. Denn die Behörde
müsse nach dem Gesetz umfassend beraten und informieren.
Urteil
Ob im konkreten Fall der Ein-Euro-Job der Klägerin tatsächlich »zusätzliche« Arbeiten umfasste, welche
reguläre Reinigungskräfte nicht ausüben, ist vom Landessozialgericht Baden-Württemberg nicht festgestellt
worden. Das BSG verwies das Verfahren zur Klärung des
Sachverhalts zurück.
Jobcenter muss bei rechtswidrigen
Ein-Euro-Jobs zahlen
Kassel (epd). Das Bundessozialgericht in Kassel hat ein
Signal gegen den Missbrauch von Ein-Euro-Jobs gesetzt.
Wenn Jobcenter rechtswidrige Ein-Euro-Jobs vermitteln,
können Arbeitslosengeld-II-Empfänger mehr Geld für ihre
Arbeit fordern, entschied das Gericht (Az.: B 4 AS 1/10
R) am Samstag. Der 4. Senat stellte damit klar, dass
grundsätzlich die Behörde und nicht der Arbeitgeber
für mögliche zusätzliche Zahlungen an Ein-Euro-Jobber
aufkommen muss.
Im konkreten Fall wurde die Klägerin, eine Hartz-IVBezieherin aus Karlsruhe, 2005 von ihrem Jobcenter aufgefordert, sich beim AWO Kreisverband Karlsruhe-Stadt
zu melden, wo sie einen Ein-Euro-Job als Reinigungskraft
antrat. Mit der Mehraufwandsentschädigung von zwei
Euro pro Stunde gab sie sich aber nicht zufrieden. Sie
mache dieselbe Arbeit wie tariflich bezahlte Angestellte,
erklärte sie.
Die AWO argumentierte, dass keine reguläre Stelle
abgebaut worden sei und Ein-Euro-Jobs laut Gesetz nicht
als Arbeitsverhältnis zu werten seien. Es gebe daher
auch keinen Arbeitsvertrag, der die AWO zur Zahlung
verpflichte.
Der 4. Senat des Bundessozialgerichts bestätigte
diese Auffassung: Die AWO sei lediglich »Verwaltungshelfer« des Jobcenters gewesen. Das Jobcenter sei allein für die Eingliederungsleistungen verantwortlich. Vermittle die Behörde rechtswidrige Ein-Euro-Jobs, müsse sie
folglich an den Arbeitslosen Ersatz für die abgeleistete
Arbeit zahlen.
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SOZIALES
Urteil
Behindertenfahrdienst unterliegt
Rundfunkgebührenpflicht
Würzburg (epd). Die Johanniter Unfall Hilfe muss für
ihre im Behindertenfahrdienst eingesetzten Fahrzeuge
weiterhin Rundfunkgebühren bezahlen. Das Verwaltungsgericht Würzburg lehnte die Klage der Johanniter auf eine
Befreiung von der Gebührenpflicht als unbegründet ab,
teilte das Gericht mit. Es ließ jedoch wegen der »grundsätzlichen Bedeutung der Rechtssache« die Revision vor
dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zu. (AZ: W 3 K
11.351, W 3 K 11.352, W 3 K 11.353)
Die Johanniter Unfall Hilfe (JUH) will nun über das
weitere Vorgehen entscheiden. Sie hatte gegen den Bayerischen Rundfunk (BR) auf Befreiung von der Gebührenpflicht im Behindertenfahrdienst geklagt. Die Hilfsorganisation zahlt für die Rundfunkgeräte in den Fahrzeugen der
Standorte Miltenberg, Würzburg und Schweinfurt bisher
jährlich rund 7.000 Euro Rundfunkgebühren.
Laut Rundfunkgebührenstaatsvertrag können Einrichtungen für behinderte Menschen von der Gebührenpflicht befreit werden. Als zuständige Landesrundfunkanstalt hatte der BR eine Befreiung der Johanniter
jedoch abgelehnt. Im Staatsvertrag heiße es, Voraussetzung für eine Befreiung sei, dass die Radiogeräte vom
»jeweiligen Rechtsträger« der Einrichtung bereitgehalten
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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werden. Das sei bei den Johannitern nicht der Fall, da sie
nur den Fahrdienst, nicht jedoch die Einrichtungen selbst
betrieben. Darauf hoben auch die Würzburger Richter in
ihrer Begründung ab.
Die Johanniter verwiesen in ihrer Klage darauf, dass
das Bundesverwaltungsgericht im April 2010 geurteilt
hatte, dass die Fahrzeuge von zwei gemeinnützigen Trägern von Behinderteneinrichtungen von der Rundfunkgebührenpflicht befreit werden müssten (BVerwG 6 C 6.09).
Allerdings waren in diesem Fall die Fahrzeuge direkt
auf die klagende Behinderteneinrichtung zugelassen. Bei
einer Revision vor dem Leipziger Gericht müssten die
Richter klären, ob dieser Unterschied relevant ist.
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Die Anwältin der JUH hatte darauf hingewiesen, dass
früher auch die Fahrzeuge für Behinderteneinrichtungen
explizit von Gebühren befreit gewesen seien. Der Passus sei wohl »aus Versehen« aus dem jetzt gültigen
Vertrag herausgefallen. Auch andere Sozialverbände mit
Fahrdiensten zahlen derzeit Gebühren für ihre Fahrzeuge.
Momentan sind dies 5,76 Euro pro Monat je Fahrzeug
mit Autoradio.
2013 soll das System der Rundfunkgebühren reformiert werden. Dann müssen gemeinnützige Vereine
nur noch für jeweils ein Fahrzeug den Rundfunkbeitrag
zahlen.
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SOZIALES
Eine Spritze für Pudelmädchen Dorine
Für die Behandlung der Hunde von Wohnungslosen sind Tierärzte auf Spenden angewiesen
Frankfurt a.M. (epd). Sanft streicht Tierärztin Maja Firlé
dem Irish Setter über die rechte Weiche: »Don hat starke
Schmerzen. Das Kreuzband ist gerissen, der Muskel hat
sich zurückgezogen. Ich muss operieren.« Doch die Operation kostet 800 Euro. So viel Geld hat keiner der
Männer und Frauen, die sich mit ihren Vierbeinern wie
immer am ersten Samstag des Monats in der Frankfurter City an der Hauptwache versammelt haben. Sie sind
wohnungslos und müssen mit Hartz-IV-Bezügen von 364
Euro monatlich auskommen.
Schon seit Jahren hatte sich die Tierärztin aus Belgrad gefragt, wie die Hunde der Wohnungslosen, die voller Parasiten waren, medizinisch versorgt würden. »Gar
nicht«, lautete stets die Antwort. Maja Firlé, die ihre deutsche Approbation an der Veterinärmedizinischen Fakultät
Gießen erhalten hatte, beschloss ihnen zu helfen.
Sie klinkte sich zunächst in die Szene der Punks
ein und behandelte deren Hunde zu einem Minimalsatz
oder auf Ratenzahlung. Eine kostenlose Behandlung lässt
die Tierärztekammer auch in Härtefällen nicht zu. Die
Dankbarkeit der Punks und Wohnungslosen, für die ihr
Hund oft der einzig verlässliche Partner ist, bedeutet Firlé
viel.
Tierschutzpreis des Landes Hessen
Doch die Veterinärin stieß unter ihren Kollegen auf
Misstrauen. Daher gründete sie 2008 mit Gleichgesinnten einen Verein: Die »Soziale Tier-Not-Hilfe« kommt
seitdem für die Kosten der Behandlung und der Medikamente auf. Das Land Hessen hat dieses Engagement im
Die Tierärztin Maja Firlé untersucht das Gebiss eines Hundes
in der B-Ebene an der Hauptwache in Frankfurt. Die Veterinärin
behandelt immer am ersten Samstag im Monat Tiere, deren
Herrchen und Frauchen sich keinen Tierarzt leisten können.
epd-bild / Thomas Rohnke
vergangenen Jahr mit dem Hessischen Tierschutzpreis
honoriert. Doch die 2.600 Euro waren nur ein Tropfen
auf den heißen Stein. Der Verein finanziert sich vor allem
durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.
Das Bundesland Nordrhein-Westfalen war da spendabler. Mit 70 Prozent hat das Land die 2005 gestartete Tiersprechstunde des »Underdog«-Pilotprojekts der
Düsseldorfer Obdachlosenhilfe »fiftyfifty« unterstützt. Allerdings nur als Anschubfinanzierung über drei Jahre.
Mittlerweile sind die fünf ehrenamtlichen Tierärzte des
Vereins ebenfalls auf Spenden angewiesen. Immerhin
konnten sie aus den Räumen der Wohnungslosenberatungsstelle in einen Bus umsteigen, um die Tiere vor Ort
zu behandeln.
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Die Grundversorgung sei kostenlos, sagt Projektleiterin Julia von Lindern. Die Hunde werden geimpft und
entwurmt. Doch jeder dritte Hundehalter muss zuzahlen:
etwa für Operationen oder bei der Behandlung von dauerhaften Herzfehlern. Dennoch sind die Düsseldorfer guten
Mutes. Vor allem seit sie in dem Dortmunder Verein »Dodog« und in der Kölner Wohnungslosenberatungsstelle
»Gulliver« Kooperationspartner gefunden haben. »Wir sehen die Hunde auch als Brücke zum Menschen«, sagt
Julia von Lindern.
Noch ein Jahr eher als die Düsseldorfer, nämlich
2004, hatten die »Menschen für Tierrechte« in Saarbrücken als erster Verein bundesweit mit der tiermedizinischen Versorgung von Obdachlosen-Hunden begonnen.
Wer sich als wohnungslos ausweisen kann, erhält einen
Bezugsschein für einen Tierarzt seiner Wahl. Die Tierärzte
rechnen dann mit dem Verein ab. »Allerdings war das der
Bevölkerung zunächst schwer zu vermitteln«, sagt Vereinsvorstand Rolf Borkenhagen.
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Auch in Berlin und Köln kümmern sich nach seiner
Auskunft die »Menschen für Tierrechte« um die Gesundheit der wohnungslosen Vierbeiner. In Hamburg bietet
das Tierheim kostenlose Operationen und Behandlungen von Verletzungen an. Für die Prophylaxe wie Impfungen und Entwurmungen müssen die Wohnungslosen
einen Minimalsatz zahlen. »Auch Überwinterungsmöglichkeiten haben wir hier«, sagt Mitarbeiter René Olhöft vom
Hamburger Tierschutzverein. Allerdings würden diese nur
ungern wahrgenommen.
»Der Nächste bitte!« ruft Maja Firlé in die Runde, die
an der Frankfurter Hauptwache diszipliniert wartet. Das
Pudelmädchen Dorine ist schon geimpft, »Blutrausch«,
der junge unerfahrene Mischling, zerrt an der Leine. Bei
Buddy, einem weißen Labrador, hat sich eine Bisswunde
entzündet. Maja Firlé kümmert sich auch darum. »Ich
liebe meinen Beruf«, sagt die Tierärztin.
Internet:
www.tier-not-hilfe.de;
www.fiftyfiftyunderdog.de
Von Claudia Schülke (epd)
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Siggelkow beklagt »Wohlstandsverwahrlosung«
Buch »Generation Wodka« prangert Komasaufen an / Werbeverbot für Alkohol gefordert
Berlin (epd). Ein neues Buch zum »Komasaufen« bei Jugendlichen fordert, den Konsum von Alkohol aus dem
öffentlichen Raum zu drängen. Sich zu besaufen, zu erbrechen und weiterzutrinken sei für viele Jugendliche zum
Volkssport geworden, warnte Bernd Siggelkow, einer der
Autoren des Buches »Generation Wodka«, am Dienstag
in Berlin. In dem Buch werden daher ein Alkoholverbot
in der Öffentlichkeit, eine Promillegrenze im öffentlichen
Nahverkehr sowie ein Werbeverbot für Alkohol gefordert.
Die Autoren zitieren unter anderem eine Studie der
DAK, nach der bereits zehn Prozent der Kinder unter zwölf
Jahren jede Woche Alkohol trinken. Dabei nehme der
Konsum von Bier und Wein bei Jugendlichen ab, der von
harten Alkoholika aber deutlich zu, heißt es in dem Buch.
Dies sei beileibe kein Phänomen der »Unterschicht«,
sagte Siggelkow, der in Berlin das christliche Kinder- und
Jugendhilfswerk »Die Arche« gegründet hat. Es herrsche
eine »Wohlstandsverwahrlosung«. Viele Kinder hätten
genügend Geld, aber die Eltern keine Zeit, um sich um
deren Aufklärung zu kümmern.
Die Schauspielerin Veronica Ferres, die als Gast an
der Buchvorstellung teilnahm, nannte die Ausmaße des
Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen schockierend. Viele zerstörten durch den Alkohol schon in jungen
Jahren ihre Gesundheit und Berufsfähigkeit, sagte sie.
Die nachfolgende Generation müsse für die Kosten aufkommen. Vielleicht sie dies ein »Ansatzpunkt für Politiker,
das Thema ernst zu nahmen«, sagte Ferres.
Der Verleger des Buches, Ralf Markmeier vom adeoVerlag, sagte, die Forderung der Autoren, das »selbstverständliche Trinken« aus dem öffentlichen Leben zu
verbannen, möge weltfremd erscheinen. Beim Rauchen
habe eine ähnliche Debatte aber zum Erfolg geführt. Den
Autoren gehe es nun entsprechend um ein »kraftvolles
Signal« an die Gesellschaft.
Literaturhinweis: Wolfgang Büscher, Bernd Siggelkow,
Markus Mockler, »Generation Wodka: Wie unser Nachwuchs sich mit Alkohol die Zukunft vernebelt«, adeo-Verlag,
14,99 Euro
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Anti-Islamierungs-Kongress
Berliner Rechtspopulisten finden
keinen Anklang
Berlin (epd). Der sogenannte »Anti-IslamierungsKongress« der rechtspopulistischen Partei »Pro Deutschland« ist in Berlin kaum auf Interesse gestoßen. Zu einer
Kundgebung in der Stadtmitte fanden sich laut Polizei
am Sonntag 120 Anhänger ein, bei zwei islamfeindlichen
Veranstaltungen am Vortag seien es etwa 35 gewesen.
Eine davon wurde in Neukölln abgehalten, was auf den
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Protest von rund 150 Gegendemonstranten stieß. Auch
der Demonstrationszug von »Pro Deutschland« am Sonntag vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor war von
Protesten des Bündnisses »Rechtspopulismus stoppen«
begleitet. Deutlich mehr Zulauf fand am Samstag nahe
dem Kurfürstendamm der Protest gegen die jährliche
Pro-Palästina-Solidaritätskundgebung zu dem 1979 vom
iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ausgerufenen Al-Quds-Tag. Dazu versammelten sich laut Polizei
mehrere hundert Teilnehmer.
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Migrantenvertreter kritisieren Berliner Integrationspolitik
Berlin (epd). Die Berliner Integrationspolitik sorgt weiter für Unmut. Nach der Kritik zweier Berliner Bezirke
am Integrationsbeauftragten Günter Piening haben jetzt
Mitglieder des Landesintegrationsbeirates dessen Vorgesetzte, Sozialsenatorin Carola Bluhm (Die Linke), angegriffen. Sie habe das beratende Gremium zu einem
»kritiklosen Einheitsblock reduziert«. Fördermittel würden nach Gutdünken an einzelne Communities vergeben,
Manipulation und Mobbing gehörten zur Tagesordnung,
heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von drei
Migrantenvertretern aus dem Beirat am Donnerstag.
Berlins Integrationsbeauftragter Piening, der dem
Beirat als geschäftsführendes Mitglied angehört, wies
die Vorwürfe als haltlos zurück. Die Kritik sei Ausdruck
eines Konfliktes innerhalb der zwölf Migrantenvertreter
und der »Selbstisolation«, sagte Piening dem epd. Auch
die Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
im Integrationsbeirat, Safter Cinar und Hilmi Kaya Turan,
wiesen die Kritik der drei Migrantenvertreter als »völlig
haltlos« und »aus der Luft gegriffen« zurück. Es habe keine
wie auch immer geartete Einflussnahme durch den Senat
oder durch Parteien gegeben, erklärten sie am Donnerstag. Zum seinem Förderprogramm, über das nicht der
Beirat bestimme, sagte Piening: »Wir fördern nicht bestimmte Communities.« Aktuelle Schwerpunkte seines
mit rund zwei Millionen Euro ausgestatteten Integrationsprogramms seien die Förderung der Elternarbeit in
Schulen und Brennpunkte. Der Landesintegrationsbeirat
ist ein beratendes Gremium unter Vorsitz der Senatorin.
Die kurdische Vertreterin Nazire Karaman warf der im
Hause Pienings sitzenden Geschäftsstelle des Beirates
vor, einzelnen Migrantenvertretern systematisch Informationen vorenthalten zu haben und Beiratsbeschlüsse
ignoriert zu haben. Sie erklärte ihren Rücktritt aus dem
Gremium »wegen Manipulation der Geschäftsordnung
und Benachteiligung von kritischen Beiratsmitgliedern«.
Yonas Endrias und Mouctar Bah, gewählte Migrantenvertreter für die Region Afrika, Fernost, Süd-, Mittelund Nordamerika, zeigten sich enttäuscht, wie mit dem
Thema Rassismus und Diskriminierung im Beirat umgegangen werde. So seien beispielsweise Vereine der
Schwarzen Community an dem Aktionsplan gegen Rassismus nicht beteiligt worden, schreibt Mouctar Bah in
seinem Rücktrittsschreiben an Senatorin Bluhm.
Nach Ansicht von Endrias werden »bestimmte
Communities« wie etwa der Türkische Bund BerlinBrandenburg überproportional gefördert, andere wie
etwa die afrikanischen Gemeinschaften dagegen »marginalisiert«. Kritik wurde auch an der Sitzungsleitung des
Stellvertreters von Bluhm als Beiratsvorsitzende, Hakan
Tas, laut. Endrias wirft ihm zu große Nähe zur Partei
Die Linke vor. Zudem kritisierten Endrias und Karaman
die Atmosphäre in dem Gremium: Kritische Fragen seien
nicht willkommen und inhaltliche Arbeit zu brennenden
Fragen der Integration werde nicht diskutiert.
Kritik an Berlins Integrationsbeauftragten Piening
war bereits in der vergangenen Woche von Integrationsbeauftragten zweier Bezirke bekannt geworden. Die beiden
Berliner Bezirke mit dem höchsten Migrantenanteil, Neukölln und Mitte, kündigten einem Zeitungsbericht zufolge
deshalb die Zusammenarbeit mit dem Senatsbeauftragten auf. Sie wollen nicht mehr an den gemeinsamen
Sitzungen der Integrationsbeauftragten der Bezirke mit
Piening teilnehmen. Piening gehe es vor allem darum,
integrationspolitische Stellungnahmen auf den Markt zu
werfen, kritisierte der Integrationsbeauftragte von Neukölln, Arnold Mengelkoch. Die Sitzungen seien deshalb
»reine Zeitverschwendung«.
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Dem Mob nicht die Stadt überlassen
Wolfgang Richter erlebte Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen 1992 hautnah mit
Rostock (epd). Insgesamt 18 Jahre lang
war Wolfgang Richter Ausländerbeauftragter von Rostock. Ob er das Amt auch
ohne die schweren Ausschreitungen vom
August 1992 im Stadtteil Lichtenhagen
über einen so langen Zeitraum ausgeübt
hätte, ist schwer zu sagen. »Wahrscheinlich eher nicht«, meint er selbst. Doch
in jenen Stunden in Lebensgefahr gab es
einen Moment des Innehaltens, in dem
sich Richter zwei Versprechen gab.
In der Nacht vom 25. auf den 26.
August 1992 schaute Richter aus dem
Fenster. Ein Jahr vor den AusschreitunDer frühere Ausländerbeauftragte von Rostock, Wolfgang Richter
gen in Lichtenhagen hatte er sich auf die
epd-bild / privat
Stelle des Ausländerbeauftragten beworben - auch aus Interesse an anderen Kulturen, fremden Menschen und ihren Lebenswelten, wie
Manche Menschen reagieren in Ausnahmesituatioer sagt. Nun klopften auf der Freifläche vor dem Hausaufnen mit Panik oder fühlen sich gelähmt. Richter übernahm
gang Menschen Steine aus der Straße, die sie zusammen
Verantwortung. Zusammen mit einer Handvoll anderer
mit Molotow-Cocktails in die unteren Stockwerke warfen.
Eingeschlossener schaffte er es irgendwie, die unteren
Er hörte Fensterscheiben unter ihm klirren, hörte die
Stockwerke zu verbarrikadieren und anschließend einen
Sprechchöre »Ausländer raus« und wie die Menge nach
Ausweg über das Dach des Hauses zu finden. Die 150
jedem Wurf jubelte und klatschte. Mit ihm steckten 150
Menschen konnten sich über das Dach in einen anderen
Menschen in dem brennenden Haus fest, vor allem vietHausaufgang retten.
namesische Vertragsarbeiter, auch ein Kamerateam des
Die Stunden in dem brennenden Haus, der Jubel ZDF und Angestellte des Bundesamtes für Migration und
während gleichzeitig Menschen um ihr Leben kämpften
Flüchtlinge.
- das ist für Wolfgang Richter eine Geschichte geworden,
Wolfgang Richter, ein großer schlanker Mann, damals
die erzählt werden muss. Es sei schon eine Zäsur gewe36 Jahre alt, hatte Geografie und Geschichte studiert.
sen, sagt er. Richter spricht von einem Erlebnis, das ihn
»Pogrom«, das war für ihn ein Wort aus einer anderen
geprägt habe und das die Zeit in ein Davor und ein Danach
Zeit. Nun steckte er mitten drin in den wohl schlimmsteilt. Seit 19 Jahren trifft er sich mit Schicksalsgefährten
ten fremdenfeindlichen Ausschreitungen der deutschen
von damals, immer im August.
Nachkriegsgeschichte. Eigentlich wollte er die EinschuEs hätte viele Wege geben können, mit dem Erlebten
lung seines Sohnes feiern. Stattdessen verbrachte er drei
umzugehen. Sich einen anderen Job zu suchen, kam für
Nächte im Ausnahmezustand im »Sonnenblumenhaus«.
Wolfgang Richter nicht in Frage. Er verlegte den SchwerIn der Nacht auf den 26. August stand Richter am
punkt seines Aufgabenbereichs hin zu KoordinierungsFenster, unten die Gewalt und das Feuer, oben die hektiund Managementaufgaben, förderte die Entwicklung von
sche Betriebsamkeit der Eingeschlossenen. Richter nahm
Migrantenvertretungen und schuf stadtteilbezogene Besich zwei Versprechen ab: »Ich habe mir damals geschworatungsangebote. Seine Ideen fanden bundesweites Inren, alles dafür zu tun, dass die politischen Handlungsteresse. Mit seinen Mitstreitern reiste er in andere Bunträger zur Verantwortung gezogen werden, wenn ich hier
desländer, um das Rostocker Modell vorzustellen.
wieder lebend rauskommen sollte. Und ich habe beschlosDie Momente im Sonnenblumenhaus, so tragisch sie
sen weiterzumachen, dem Mob auf der Straße diese Stadt
waren, seien für das Erreichen seiner Ziele als Auslännicht und auch nicht dieses Land zu überlassen.«
derbeauftragter vielleicht auch hilfreich gewesen, sagt
Richter. Er könne nicht ausschließen, dass er durch die
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Ausschreitungen Zugänge in Ministerien der Landesregierung, zu Staatssekretären und Ministern bekommen
habe, man ihm das eine oder andere Mal ein bisschen
länger und besser zuhörte.
Arno Pöker (SPD), Rostocker Oberbürgermeister zwischen 1995 und 2004, relativiert diese Einschätzung.
»Die Lichtenhagen-Karte hat Wolfgang Richter nie gespielt«, sagt er, »das hatte er gar nicht nötig«. Für ihn
ist Richter ein Mann mit einer klaren Vision, der genau
gewusst habe, was er wollte, »verlässlich, sehr verantwortungsvoll, hochpolitisch«.
19 Jahre später zeigt das Fenster seines ebenerdigen
Büros auf eine große regennasse Straße in der Rostocker
Innenstadt. Seit Januar 2010 ist er Bereichsleiter der
Rostocker Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik,
die unter anderem sieben Kindertagesstätten betreibt.
Wolfgang Richter hatte das Bedürfnis noch einmal neu
anzufangen, eine neue Aufgabe anzunehmen. Einiges hat
sich geändert, der ausgebildete Lehrer hat jetzt wieder
mehr mit Pädagogik als mit Migration zu tun. Aber an
der Wand hängt immer noch ein Interkultureller Kalender.
Anke Lübbert (epd)
»Lichtenhagen bewegt sich«
der Menschen im Nordosten stehe für ein weltoffenes
und tolerantes Mecklenburg-Vorpommern. Dem Rechtsextremismus müsse entschieden begegnet werden.
Zur Initiative »Lichtenhagen bewegt sich« gehören
unter anderem der Ortsbeirat Lichtenhagen, die Vereine
»Bunt statt braun« und »Dien Hong« und der Migrantenrat
an. Bereits am Sonntag ist als nächste Veranstaltung
unter dem Motto »Geht wählen!« ein Fahrradkorso durch
Lichtenhagen geplant. Eine Woche vor der Landtagswahl
soll damit dazu aufgerufen werden, seine Stimme am 4.
September den demokratischen Parteien zu geben und
Sellering lobt Rostocker Initiative
gegen Rechtsextremismus
Rostock (epd). Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hat eine Rostocker Initiative
gelobt, die die ausländerfeindlichen Ausschreitungen im
Stadtteil Lichtenhagen vom August 1992 in den kommenden zwölf Monaten aufarbeiten und für Demokratie
und Toleranz werben will. An den »furchtbaren Ereignissen« am »Sonnenblumenhaus« gebe es nichts zu beschönigen, zu rechtfertigen oder zu relativieren, sagte der
Regierungschef am Freitag in Rostock bei der Auftaktveranstaltung der Initiative »Lichtenhagen bewegt sich miteinander füreinander«.
Die Bilder aus Lichtenhagen seien bis heute in den
Köpfen geblieben »und verpflichten uns in besonderer
Weise«. Die Initiative wolle aus den damaligen Ereignissen
lernen und das Miteinander der Nationalitäten, Kulturen
und Religionen weiter fördern. »Rechtsextreme Hetzer,
Schläger und Brandstifter sollen nie wieder eine johlende
Menge hinter sich versammeln«, erklärte Sellering. Zugleich dankte er allen Menschen, die sich im Land für
Demokratie und Toleranz einsetzen. Die große Mehrheit
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so zu verhindern, dass die NPD erneut in den Schweriner
Landtag einzieht.
Das sogenannte Sonnenblumenhaus in RostockLichtenhagen war in der Nacht zum 26. August 1992
Ziel ausländerfeindlicher Übergriffe geworden, die weit
über Deutschland hinaus für Aufsehen sorgten. Damals
hatten hunderte Jugendliche und Erwachsene, darunter viele Rechtsradikale, die Zentrale Aufnahmestelle für
Asylbewerber sowie ein benachbartes Wohnheim für Vietnamesen belagert und aus der Menge heraus Steine
und Brandsätze geworfen. Mehr als 100 Vietnamesen
und ihre deutschen Helfer hatten sich nur durch Flucht
auf das Dach des Hauses vor dem Feuer retten können.
Prozess gegen »Hooligans Elbflorenz« in Dresden eröffnet
Dresden (epd). Vor dem Landgericht Dresden ist der
Prozess gegen fünf mutmaßliche Mitglieder der »Hooligans Elbflorenz« mit Verlesung der Anklageschrift eröffnet worden. Zuvor habe sich die Kammer aber mit
einem Befangenheitsantrag konfrontiert gesehen, teilte
ein Gerichtssprecher auf Anfrage am Mittwoch mit. Eine
Entscheidung dazu stehe noch aus, sagte er.
Den Männern wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie teilweise Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Bis kurz vor Weihnachten sind 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Angeklagten sollen mehrfach gemeinschaftliche Prügeleien in
verschiedenen Orten verabredet haben.
Vor der Staatsschutzkammer wird auch der Angriff
auf drei Dresdner Dönerläden während der Fußball-
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EM im Juni 2008 verhandelt. Nach dem Halbfinalspiel
Deutschland-Türkei überfielen damals mehrere Dutzend
Hooligans und rechte Schläger die Gaststätten im Szeneviertel Neustadt. Die straff geplanten Angriffe dauerten
nur einige Minuten und sorgten bundesweit für Empörung. Der Überfall beschäftigte das Landgericht bereits.
Einer der Angeklagten, Willy K., wurde im März 2009
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als Rädelsführer wegen schweren Landfriedensbruch zu
zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Bei den Ermittlungen verdichteten sich die Hinweise auf eine gezielt
handelnde Gruppe mit mehreren Dutzend Mitgliedern.
Ihr sollen unpolitische Gewalttäter, Rechtsextremisten
und Angehörige der sogenannten Türsteherszene angehört haben.
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Prozess gegen 21-Jährigen nach Brandanschlag in Dresden
Landgericht schließt Öffentlichkeit von Verhandlung aus
Dresden (epd). Nach dem Brandanschlag auf ein linkes
Wohnprojekt muss sich ein 21-Jähriger seit Donnerstag
vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm zehnfachen Mordversuch in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstiftung vor. Der
Beschuldigte wird der rechtsextremen Szene zugeordnet.
Laut Anklage soll er am 24. August 2010 im Stadtteil Pieschen das auch als »RM 16« bezeichnete Haus angegriffen
haben.
Vor dem kleinen Verhandlungssaal mit nur wenig
Zuschauerplätzen hatten sich zur Eröffnung zahlreiche
Angehörige der linken Szene eingefunden. Nach einer
längeren Unterbrechung schloss die Vorsitzende Richterin Michaela Kessler dann die Öffentlichkeit für die Dauer
der Verhandlung aus. Zur Begründung sagte sie, dass sich
der Heranwachsende vor den zahlreichen Beobachtern
möglicherweise nicht traue, nähere Angaben zu machen
und deswegen beeinflusst werde.
Zuvor verlas die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift. Demnach warf der Beschuldigte aus niederen
Beweggründen am frühen Morgen eine Bierflasche mit
brennbarer Flüssigkeit durch ein Fenster im zweiten Obergeschoss. Nur durch Zufall habe der Brandsatz nicht
gezündet und lediglich einen Sachschaden von 50 Euro
hinterlassen. Zum Tatzeitpunkt hielten sich den Angaben
zufolge zehn Personen in dem Haus auf, darunter drei
Kinder im Alter von 13 Monaten bis dreieinhalb Jahren.
Laut Staatsanwaltschaft war dem Beschuldigten bekannt, dass es sich um ein linkes Wohnprojekt handelt. An
der Fassade habe damals ein Bettlaken mit der Aufschrift
»Solidarisch gegen Naziangriffe« gehangen. Er habe am
frühen Morgen bewusst auf die Wehrlosigkeit der mutmaßlich schlafenden Bewohner spekuliert. Da sich die
Flammen in kürzester Zeit hätten ausbreiten können,
habe Lebensgefahr für sämtliche Bewohner bestanden,
hieß es.
Der Prozess wird vor der Jugendkammer geführt.
Der bereits wegen Landfriedensbruch vorbestrafte Angeklagte war zur Tat 20 Jahre alt und gilt damit als Heranwachsender. Nach Gerichtsangaben ist sowohl eine
Verurteilung nach Jugend- als auch nach Erwachsenenstrafrecht möglich. Im Erwachsenenstrafrecht könnten
die Tatvorwürfe sogar zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe führen. Zunächst setzte das Gericht fünf weitere
Verhandlungstage bis Mitte September an. Das Wohnprojekt war in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel
von Angriffen. Nach dem Brandanschlag im August 2010
nahm die Sonderkommission Rechtsextremismus des
Landeskriminalamtes Ermittlungen auf. Der Verdächtige
kam im Januar in Untersuchungshaft.
Zentralrat: Städte müssen Mittel für Roma erhalten
Heidelberg/Berlin (epd). Der Zentralrat Deutscher Sinti
und Roma mahnt langfristige Programme im Bildungsbereich und eine Verbesserung der oft desolaten Wohnsituation für Roma an, die nach Deutschland kommen. Auch
die Städte seien gefordert, gegen überhöhte Mieten einzuschreiten und gegebenenfalls alternative Wohnungen
zur Verfügung zu stellen, erklärte der Zentralrat am Mittwoch in Heidelberg. Er unterstützt damit Forderungen
des Berliner Bezirksbürgermeisters von Neukölln, Heinz
Buschkowsky (SPD).
Bundesregierung und Bundesländer müssten zudem
für eine grundsätzliche Anerkennung von in den Herkunftsländern erworbenen Qualifikationen sorgen, so
dass etwa Lehrer aus den Herkunftsländern angestellt
werden können. In den letzten Jahren hätten mehr als
zwei Millionen Rumänen ihr Land verlassen. Darunter sind
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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nach Schätzungen des Zentralrats etwa 200.000 Roma.
Buschkowsky sieht eine zunehmende Armutswanderung
von Rumänien und Bulgarien in deutsche Großstädte.
Dem ARD-Politmagazin »Report Mainz« hatte er am Montag gesagt, in seinem Stadtbezirk würden sich zunehmend »Inseln« von Rumänen und Bulgaren bilden. Seine
Kollegen aus anderen deutschen Großstädten machten
UMWELT
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ähnliche Erfahrungen. Auf Landes- und Bundesebene
habe die Politik diese neue Zuwanderung aus Südosteuropa aber noch nicht als Integrationsproblem erkannt.
»Das sind EU-Bürger, und wir müssen sehen, wie wir sie integrieren, wenn sie da bleiben wollen.« Um auf »das neue
Integrationsproblem« reagieren zu können, müssten die
Städte mehr Geld bereit stellen.
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Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky warnt vor
Armutswanderung aus Südosteuropa
Berlins Integrationsbeauftragter sieht Städte im »Lernprozess«
Berlin/Mainz (epd). Der SPD-Politiker und Bürgermeister des Berliner Stadtteils Neukölln, Heinz Buschkowsky,
sieht eine zunehmende Armutswanderung von Rumänien und Bulgarien in deutsche Großstädte. In seinem
Bezirk würden sich zunehmend »Inseln« von Rumänen
und Bulgaren bilden, seine Kollegen aus anderen deutschen Großstädten machten ähnliche Erfahrungen, sagte
Buschkowsky dem ARD-Politmagazin »Report Mainz« laut
Vorabmeldung vom Montag.
Auf Landes- und Bundesebene habe die Politik diese
neue Zuwanderung aus Südosteuropa aber noch nicht als
Integrationsproblem erkannt. »Das sind EU-Bürger, und
wir müssen sehen, wie wir sie integrieren, wenn sie da
bleiben wollen.« Um auf »das neue Integrationsproblem«
reagieren zu können, müssten die Städte mehr Geld
bereit stellen.
Der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening
räumte indirekt ein, dass es derzeit keine schlüssigen
Konzepte für das Problem gibt. »Wir arbeiten aber daran«,
sagte Piening dem epd. Dabei sieht er Städte, Kommunen
und Stadtbezirke in einem Lernprozess, der auch der
schwierigen Rechtslage geschuldet ist.
Als EU-Bürger könnten sich die Roma aus Rumänien
und Bulgarien überall niederlassen, hätten allerdings keinen offiziellen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Anders als bei Asylbewerbern habe der Staat zudem keine
Unterbringungs- und Versorgungspflicht für sie. Damit
seien sie unter anderem dem freien Wohnungsmarkt
ausgesetzt.
Während die ersten größeren Roma-Gruppen, die im
Frühjahr 2009 im Zusammenhang mit der Finanzkrise
in Berlin auftauchten, wieder in ihre Heimatländer zurückkehrten, wollten heute viele in Deutschland bleiben,
unter anderem wegen des Verfolgungsdrucks im eigenen
Land. Diesen Menschen müsse eine »klare Integrationsperspektive« gegeben werden, sagte Piening. Sie seien
allerdings häufig sehr schlecht qualifiziert und könnten
kaum lesen und schreiben.
Wieviele der Roma aus Südeuropa bereits in Berlin
leben, wisse man »de facto nicht«, sagte der Integrationsbeauftragte weiter. Offiziell sind derzeit 9.872 Bulgaren
und 4.444 Rumänen in der Bundeshauptstadt gemeldet.
Das sind laut Piening 1.684 beziehungsweise 777 Personen mehr als im Vorjahr.
Im Görlitzer Park im Berliner Bezirk Kreuzberg campieren seit über einer Woche mehrere Roma-Familien
unter freiem Himmel. Der Bezirk Neukölln veranstaltete
in den Ferien eine Sommerschule für neu hinzugezogene
Roma-Kinder. Allein in seinem Bezirk seien in den vergangenen Monaten hunderte Kinder aus Rumänien und
Bulgarien angekommen, sagte Buschkowsky.
Angesichts der teilweise schwierigen Verhältnissen
in Rumänien und in Bulgarien nach dem EU-Beitritt zeigte
auch der Neuköllner Bürgermeister Verständnis für die
Zuwanderer: »Dass die sich auf den Weg machen nach
ein bisschen mehr Wohlstand, ist das Normalste, was
jeder von uns auch tun würde.« Durch den Zuzug seien
die großen deutschen Städte jetzt herausgefordert. Die
Kinder der Roma-Familien hätten als EU-Bürger ein Recht
auf Schulunterricht. Deswegen benötigten die Schulen
mehr Lehrkräfte mit entsprechenden Sprachkenntnissen
sowie Förderangebote zur Alphabetisierung.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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Topographie entwickelt mit FU Berlin neue Bildungsangebote
Berlin (epd). Das Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors setzt bei seiner Bildungsarbeit
in Zukunft verstärkt auf digitale Zeitzeugen-Archive. Gemeinsam mit der Freien Universität Berlin (FU) sollen im
Rahmen des Projektes »Stimmen der Opfer am Ort der
Täter« Bildungsmodule insbesondere für Schüler entwickelt werden, in denen Zeitzeugen zu Worte kommen.
Dies sieht eine Kooperationsvereinbarung zwischen der
FU und der Stiftung Topographie des Terrors vor, die am
Dienstagabend in Berlin unterzeichnet wurde.
Die FU soll dafür den Zugang zu drei bedeutenden
digitalen Zeitzeugen-Archiven zum Nationalsozialismus
bereit stellen. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen FU und Topographie werde darauf liegen, diese
Interviews didaktisch zugänglich zu machen. Durch die
Zeitzeugen-Interviews erhalte die Sicht der Opfer auf die
Täter als ein Aspekt der Bildungsarbeit »eine lebendige
Ergänzung«, sagte der Direktor der Stiftung Topographie
des Terrors, Andreas Nachama. Die Erinnerungen und
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Lebensgeschichten von Überlebenden und Zeugen würden für das historische Lernen immer wichtiger, ergänzte
FU-Präsident André Alt.
Auf dem Gelände der Stiftung Topographie des Terrors hatten zwischen 1933 und 1945 die wichtigsten
NS-Terrorinstitutionen ihren Sitz. Von hier aus steuerten
sie den europaweiten Terror und den Völkermord an den
Juden Europas. Am »Ort der Täter« informiert seit 1987
eine Dauerausstellung über die Gestapo, die SS und das
Reichssicherheitshauptamt.
Bei den digitalen Zeitzeugenarchiven der FU handelt
es sich um das »Visual History Archive des Shoah Foundation Institute der University of Southern California«, das
»Archiv Refugee Voices« der Association of Jewish Refugees sowie um das Archiv »Zwangsarbeit 1939-1945«,
das vom Center für Digitale Systeme der FU erschlossen
wird.
www.topographie.de
Stolpe verwahrt sich gegen Kritik an seiner Person als Christ
Potsdam (epd). Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe hat öffentliche Kritik an seiner Person als
Christ durch den Münchner Historiker Michael Wolffsohn
zurückgewiesen. In einem Beitrag für die »Potsdamer
Neuesten Nachrichten« über den »welthistorischen Blick
auf Manfred Stolpe und den Brandenburger Weg« hatte
Wolffsohn gefragt, ob sich der SPD-Politiker für seine
Glauben kreuzigen lassen würde. Dass verletzte ihn,
schreibt Stolpe in einem am Dienstag in dem Blatt veröffentlichten Leserbrief. »Vieles kann ich ertragen, aber
meinen Glauben hat noch niemand in Frage gestellt.«
Selbst in der DDR-Diktatur sei seine christlichen
Bindung nur selten als unnormal und dumm bezeichnet worden. »Ich weiß nicht welchen Glauben Professor
Wolffsohn von mir erwartet. Mein christlicher Glaube
will Friedfertigkeit und Gewaltvermeidung, Dialog statt
Konfrontation; Aussöhnung statt Rache, Achtung der
Menschenwürde und Respekt vor anderen Meinungen,
Gerechtigkeit für die Menschen und die Natur.« Dafür
stehe er und hoffe, dass ihn niemand und nichts zwingen
könne, darin nachzulassen, so Stolpe.
In dem am Samstag veröffentlichten Beitrag mit dem
Titel »Der Bund der Vergessenden« hatte Wolffsohn die
Stolpe-Politik der »Aussöhnung« für Brandenburg nach
Manfred Stolpe
epd-bild / Hanno Gutmann
1989 scharf kritisiert. Weil Stolpe und Co. 1989/1990
nicht auf die kleinen und Nicht-ganz-großen-Mitmacher
der SED-Diktatur verzichten wollten, hätten sie Anpassung als Aussöhnung getarnt. Wer diesen Verzicht forderte, wie viele DDR-Bürgerrechtler, sei von der Mehrheit
der Politik und Gesellschaft ebenso als Nörgler und Ruhestörer diffamiert, an den Rand gedrängt und kaltgestellt
worden, wie in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit die überlebenden Widerstandskämpfer gegen Hitler.
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Stasi-Überprüfung: Woidke sieht »keine Überraschungen«
Potsdam (epd). Die jüngsten Stasi-Überprüfungen bei
Führungskräften der Brandenburger Polizei haben nach
Angaben von Innenminister Dietmar Woidke (SPD) keine
neuen Erkenntnisse ergeben. »Es gibt keine unangenehmen Überraschungen für uns« erklärte Woidke am Mittwoch in Potsdam. Überprüft wurden alle bisherigen 15
Schutzbereichsleiter.
Bei elf habe es keinerlei Hinweise auf eine irgendwie
geartete Zusammenarbeit mit der Stasi gegeben. In vier
Fällen gab es Hinweise, aber nach Woidkes Einschätzung
»keine wesentlich neuen, die uns bislang unbekannt gewesen wären«. Trotzdem zog der Innenminister in einem
Fall die Konsequenz und versetzte den Beamten in die
zweite Reihe. Bei dieser Entscheidung spiele sein Umgang mit seiner Biographie nach 1990 eine Rolle, hieß es
zur Begründung.
Nach epd-Informationen handelt es sich um den bisherigen Schutzbereichsleiter von Dahme-Spreewald, Jörn
Preuß. Der 50-Jährige soll seine Stasi-Mitarbeit bei der
Einstellung in den Brandenburger Polizeidienst verschwiegen haben. Nach einer ersten Überprüfung 1992 wurde
seine IM-Tätigkeit bekannt, er leugnete aber Berichte ge-
schrieben zu haben. 2005 tauchten dann auch die ersten
Berichte auf.
In zwei weiteren Fällen war die Stasi-Zugehörigkeit
bereits bekannt und es haben sich den Angaben zufolge
keine neue Erkenntnisse ergeben. Beide hätten gegenüber dem Innenministerium immer wahrheitsgemäße Angaben gemacht, heißt es. Nach epd-Informationen handelt es sich um den Schutzbereichsleiter Uckermark,
Sven Brandau, der 1988 Offiziersschüler beim MfS war
und den Leiter des Schutzbereichs Ostprignitz-Ruppin,
Dieter Kahler, der seinen Wehrdienst bei dem zum MfS
gehörenden Wachregiment »Felix Dzierzynski« ableistete.
In einem vierten Fall wurde zwar eine von der Stasi
angelegte Karteikarte gefunden, aber keine Akten in der
Jahn-Behörde. Der Beamte bestreite jegliche Zusammenarbeit mit der Stasi, heißt es. Wegen dieser Karteierfassung könne nicht gesagt werden, ob und gegebenenfalls
in welchem Umfang und mit welcher Intensität er für die
Stasi tätig war. Medienberichten zufolge soll es sich um
den heutigen Leiter des Schutzbereichs Cottbus/SpreeNeiße, Olaf Fischer, handeln.
DDR-Aufarbeitung
einem Interview Versagen bei der Aufklärung über die
SED-Diktatur vorgeworfen. »Der Bund kann diese generelle Aufgabe nicht wahrnehmen, der Bund kann sie
flankieren.«
Thüringer Minister Matschie
widerspricht Kulturstaatsminister
Weimar/Berlin (epd). In der Diskussion um ein mögliches Versagen von Schulen bei der Aufarbeitung der
DDR-Geschichte hat der Thüringer Kultusminister Christoph Matschie (SPD) die Kritik von Bernd Neumann
(CDU) zurückgewiesen. »Ein Scheitern auf der ganzen
Linie« zu behaupten, sei »genauso maßlos wie haltlos«,
sagte er in einem am Sonntag in Berlin vorab veröffentlichten Gastbeitrag für die Zeitschrift »Super Illu«
(Ausgabe 1. September).
Matschie räumte ein, dass es den Ostdeutschen
bislang nicht gelungen sein, sich »unaufgeregt« über ihre
Biografien zu unterhalten. Vielen Bürgern gehe es jedoch
»gegen den Strich«, sich dauernd rechtfertigen zu müssen.
»Das ist nicht der aufrechte Gang, für den wir 1989 auf
die Straße gegangen sind«, so der studierte Theologe, der
die in der DDR kurz zuvor gegründete SDP (später: SPD)
am zentralen »Runden Tisch« vertrag.
Kulturstaatsminister Neumann hatte den Schulen
und den Bundesländern in der vergangenen Woche in
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Fachportal Pädagogik
Online-Portal zeigt DDRUnterrichtsaufzeichnungen
Leipzig/Wien (epd). Ein Stück sozialistischer Alltag wird
offen gelegt: Am 1. September startet ein neues OnlinePortal mit Unterrichtsaufzeichnungen aus der DDR. Wie
die Stadt Leipzig und die Universität Wien am Freitag mitteilten, werden damit für die Forschung 230 Videofilme
von den 70er Jahren bis zur Wiedervereinigung zugänglich
gemacht. Die Mitschnitte zeigen sowohl Unterrichtsstunden wie Geschichte und Staatsbürgerkunde als auch naturwissenschaftliche Schulstunden. Mit Hilfe der Filme
sollen Wissenschaftler einen besseren Einblick in die
damaligen Methoden und Inhalte des Unterrichts erhalten. Die Aufzeichnungen können unter www.fachportalpaedagogik.de abgerufen werden.
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Die Universität Wien hatte die Filme vor dem Verfall
gerettet und digitalisiert, hieß es. Sie stammen von der
Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR
(APW) und der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Weitere Kooperationspartner des Internetprojekts sind das
Leipziger Schulmuseum, das sich seit Jahren mit dem
Thema „Schule in den beiden deutschen Diktaturen" beschäftigt, und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der
SED-Diktatur.
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Seit den 70er Jahren wurde in der DDR die relativ
neue Videotechnik zur Dokumentation von Unterricht, zu
Ausbildungs- und Forschungszwecken in der Lehrerbildung und zur pädagogischen Forschung eingesetzt. Da
es sich bei den Unterrichtsmitschnitten um »authentische Dokumente« handelt, könnten diese allerdings aus
Datenschutzgründen nur für Forschungszwecke freigegeben werden, erklärte die Stadt.
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UNESCO-Kommission berät Oberspreewald-Lausitz zu
inklusiver Bildung
Bonn (epd). Die Deutsche UNESCO-Kommission berät
am kommenden Dienstag in Bonn erstmals Regionen
zur Umsetzung von inklusiver Bildung. Neben der Städteregion Aachen und der hessischen Landeshauptstadt
Wiesbaden sei aus fast 30 Bewerbern auch der brandenburgische Landkreis Oberspreewald-Lausitz ausgewählt
worden, erklärte die Kommission am Mittwoch in Bonn.
Die Beratung wird nach dem ersten Treffen in den drei
Regionen vor Ort fortgesetzt. Inklusion soll allen Kindern
eine qualitativ hochwertige Bildung ermöglichen, unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht oder Herkunft.
Das Projekt wird von der Peter Ustinov Stiftung unterstützt.
Deutschland hat nach Angaben der UNESCO im internationalen Vergleich einen erheblichen Nachholbedarf
beim Thema inklusive Bildung. Kinder mit besonderem
Förderbedarf besuchten noch zu selten eine allgemeine
Schule. Der Anteil liege in Deutschland bei lediglich 20
Prozent, hieß es. Kinder mit Migrationshintergrund seien
besonders häufig auf Förderschulen zu finden, in denen
sie keinen qualifizierenden Schulabschluss erhielten. Die
drei ausgewählten Regionen wollen nun verstärkt inklusive Bildungsangebote schaffen.
Inklusive Bildung ist ein zentrales Anliegen
der UNESCO. Sie wurde in der SalamancaErklärung 1994 festgelegt und 2008 auf der
UNESCO-Weltbildungsministerkonferenz erneut bestätigt. Inklusion soll allen Menschen eine qualitativ hochwertige Bildung ermöglichen. Nach der UNBehindertenrechtskonvention ist sie ein Menschenrecht.
Die Konvention gilt seit März 2009 auch in Deutschland.
www.unesco.de
Koschere Lebensweise
Erster Berliner Supermarkt eröffnet
koschere Abteilung
Die bevorstehende Eröffnung der Abteilung sei ein
großer Fortschritt für die koschere Lebensweise in Berlin, erklärten die Organisatoren. Koschere Ernährung sei
einer der Grundpfeiler im Judentum. Auch wenn sich
Berlin (epd). In Berlin öffnet am 1. September erstmals
eine koschere Abteilung in einem regulären Supermarkt.
In dem Laden in der Güntzelstraße im Stadtteil Wilmersdorf werden künftig frische Milch, frisches Fleisch,
frischer Käse sowie viele andere koschere Produkte angeboten, teilte das jüdische Familien- und Bildungszentrum
Szloma-Albam-Haus von Chabad Lubawitsch am Donnerstag in Berlin mit.
das Angebot koscherer Produkte in Berlin in den zurückliegenden Jahren schon deutlich verbessert habe,
sei der Verkauf bisher auf einige wenige Spezialläden
mit meist beschränkten Öffnungszeiten begrenzt gewesen. Die Möglichkeit, in einer koscheren Abteilung eines
Supermarktes einkaufen zu können, sei eine große Erleichterung für das tägliche Leben.
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Sachsen-Anhalt
Gedenkstätten eröffnen zwei neue
Ausstellungen
Magdeburg (epd). Die Stiftung Gedenkstätten SachsenAnhalt eröffnet am Weltfriedenstag (1. September) gleich
zwei Sonderausstellungen. Den Auftakt bildet um 11 Uhr
in der Justizopfer-Gedenkstätte »Roter Ochse« in Halle
die Wanderausstellung »Neofaschismus in Deutschland«
des Opferverbandes VVN-BdA, teilte die Stiftung am Freitag in Magdeburg mit. Themen sind der organisierte
Rechtsextremismus sowie Ursachen von Rassismus, Nationalismus und Militarismus. Zudem wird um 17 Uhr in
Bernburg eine Ausstellung über die Lebensborn-Heime
in Hitler-Deutschland eröffnet.
Die Dokumentation »Der Lebensborn e.V.« in der Gedenkstätte für die Opfer der NS-»Euthanasie« zeigt Textund Bildtafeln des Kreisjugendrings Ebersbach in Bayern
über die Einrichtungen, die der Entwicklung einer »arischen« Elite-Rasse dienen sollten. Ergänzend wurden von
der Gedenkstätte Exponate von privaten Leihgebern und
Museen in Nord- und Süddeutschland zusammengetragen. Dazu gehören Geburtsurkunden, eine »Rassentafel«
und »Ahnenpässe«. An der Eröffnung nimmt Barbara Krähmer teil, die im Lebensborn-Heim »Harz« in Wernigerode
geboren wurde und heute in Erfurt lebt.
Der Verein »Lebensborn« wurde 1935 von dem
»Reichsführer SS« Heinrich Himmler gegründet, die
Heime wurden in den Jahren danach eingerichtet.
Schwangere Frauen mussten vor der Aufnahme dort ihre
»arische Abstammung« und auch die der Väter nachweisen. Bei unehelich geborenen Kindern übernahm »Lebensborn« die Vormundschaft. In Deutschland soll es neun
Entbindungsheime und ein Kinderheim unter der Regie
des Vereins »Lebensborn« gegeben haben. Der Weltfriedenstag, auf den der Start der Ausstellungen gelegt
wurde, erinnert an den Beginn des Zweiten Weltkriegs
am 1. September 1939, als die Deutsche Wehrmacht
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Polen überfiel.
Die Ausstellung in Halle ist bis 28. Oktober dienstags bis
freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, in Bernburg wird
die Lebensborn-Ausstellung bis 15. Oktober täglich außer
samstags von 10 bis 16 Uhr gezeigt. www.stgs.sachsenanhalt.de
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Genitalverstümmelung
Frauenorganisation fordert bessere
medizinische Versorgung
Berlin (epd). Die Frauenrechtsorganisation »Terre des
femmes« fordert von der Bundesregierung verstärkte
Anstrengungen für eine bessere medizinische Versorgung von genitalverstümmelten Frauen. Das Bundesgesundheitsministerium müsse sich dafür einsetzen, dass
alle Krankenkassen die Kosten für Behandlungen und
Beratungsgespräche übernehmen, erklärte »Terre des
femmes« am Mittwoch in Berlin. Eine wichtige Voraussetzung hierfür wäre die Aufnahme der weiblichen Genitalverstümmelung in den sogenannten medizinischen
Diagnoseschlüssel.
Laut Terre des femmes leben in Deutschland rund
20.000 Frauen, die von Genitalverstümmelung betroffen
sind. Viele von ihnen litten lebenslang unter den Folgen
der Praxis, die sie als Mädchen in ihrem meist afrikanischen Heimatland über sich ergehen lassen mussten.
Um ihrer Forderung nach einer besseren medizinischen Versorgung Nachdruck zu verleihen, übergab
»Terre des femmes« dem Ministerium 21.000 Unterschriften, die im Rahmen einer im vergangenen Jahr gestarteten
Aktionskampagne gesammelt wurden. Der Sprecher von
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), Christian
Albrecht, erklärte, dass es sich bei Genitalverstümmelung
um eine klare Verletzung der Menschenrechte handele.
Über die Aufnahme in den Diagnoseschlüssel müsse allerdings die Selbstverwaltung der Krankenkassen und der
Ärzteschaft entscheiden.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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KULTUR
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Start mit Widrigkeiten
Im Herbst nimmt das erste Zentrum für Islamische Studien seine Arbeit auf
Frankfurt a.M. (epd). Wenn zum Wintersemester das
erste vom Bund geförderte Zentrum für Islamische Theologie seinen Lehrbetrieb aufnimmt, werden etliche Studienbewerber leer ausgehen. Denn der Andrang in Tübingen ist größer als erwartet. Auf 40 ausgeschriebene
Studienplätze hätten sich 70 Studenten beworben, sagte
ein Universitätssprecher dem epd. Auch an anderen Universitäten, die sich im Auswahlverfahren für den Aufbau
von Zentren für Islamische Studien durchgesetzt haben,
ist das Interesse an der Ausbildung groß.
Bundesweit sollen in den nächsten Jahren vier Zentren für Islamische Theologie entstehen. Neben Tübingen
sind das die Doppelstandorte Osnabrück/Münster, Erlangen/Nürnberg und Frankfurt/Gießen, die allesamt 2012
an den Start gehen. An den Hochschulen finanziert der
Bund für die nächsten fünf Jahre Professuren, Mitarbeiterstellen sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs. Insgesamt rund 18 Millionen Euro sollen nach Angaben des
Bundesbildungsministeriums in diese Standorte fließen.
Mit dem Aufbau Islamischer Zentren soll eine Lücke
geschlossen werden: Rund 2.000 islamische Religionslehrer, so die Schätzung des Ministeriums, werden in
den nächsten Jahren für die rund 700.000 muslimischen
Schüler gebraucht. Dann nämlich, wenn der islamische
Religionsunterricht aus der Pilotphase heraustritt und
ordentliches Lehrfach an den Schulen in den Bundesländern wird. Darüber hinaus sollen an den Zentren auch
Imame, muslimische Sozialarbeiter und der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet werden.
Rückgriff auf bestehende Infrastruktur
Und so hatte der Wissenschaftsrat, der das Bundesministerium mit Blick auf die Universitätsausbildung
berät, einen Studienaufbau vorgeschlagen, der der christlichen Theologie an den Hochschulen in Deutschland
sehr ähnlich ist: Neben einem exegetischen Fach sind
hier unter anderem die Fächer systematische Theologie,
historische Theologie und praktische Theologie vorgesehen. Die Universität Erlangen kündigte beispielsweise an,
zum Sommersemester 2012 drei Professoren zu berufen
- für Koranwissenschaften, Ethik sowie Religions- und
Glaubenslehre.
Addussalah El Hamrouni, Islamwissenschaftler und Politologe,
hält in der achten Klasse der Freiherr v. Stein Realschule in
Düsseldorf den Islamkunde-Unterricht.
Nicht alle Universitäten beginnen bei Null. In Frankfurt und Erlangen, aber auch in Münster greifen die
Zentren für Islamische Theologie auf eine bestehende
Infrastruktur zurück. Schon 2004 richtete die Universität Münster als erste in Deutschland einen Lehrstuhl
für »Religion des Islam« und die Islamlehrer-Ausbildung
in Deutschland ein. Der islamische Theologe Mouhanad
Khorchide bildet hier derzeit 43 Studenten zu Religionslehrern aus.
Dass das Interesse an dem neuen Islamischen Zentrum bundesweit groß ist, bekommt Khorchide an seinem
Institut schon heute zu spüren. »In Münster haben wir
jetzt schon viele Nachfragen«, sagt er und ergänzt mit
Blick auf die Kapazitäten für den im kommenden Jahr beginnenden Studiengang: »300 bis 400 Studenten könnten
wir aufnehmen.«
Dagegen steckt das Islamische Zentrum Tübingen
noch in den Kinderschuhen. Gut einen Monat vor Semesterbeginn dringt über den Lehrinhalt wenig nach draußen.
Ein Vorlesungsverzeichnis gibt es noch nicht und auch im
Internet lässt sich noch nichts über die Unterrichtsfächer
in Erfahrung bringen. Das liegt freilich auch am noch
fehlenden Lehrpersonal: Noch ist unklar, wer in Tübingen
unterrichten soll. Die Berufungsverfahren für die ersten
Professorenstellen befinden sich in den letzten Zügen.
Nach Angaben des Universitätssprechers wird eine Entscheidung nicht vor Mitte September bekanntgegeben.
Von Barbara Schneider (epd)
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Dalai Lama zu Besuch in Deutschland
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Schwerpunkt der Visite in Hessen / Blinde Schüler umjubeln geistliches Oberhaupt der Tibeter
Friedberg (epd). Der Dalai Lama hat behinderte Menschen beim Besuch einer Blindenschule im hessischen
Friedberg aufgerufen, ihre Lebensträume selbstbewusst
zu verwirklichen. »Ihr sollt immer denken: Ich kann es
schaffen«, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am
Mittwoch vor rund 600 Schülern, Lehrern, Eltern und
Gästen der Johann-Peter-Schäfer-Schule für Blinde und
Sehbehinderte im hessischen Friedberg.
»Ihr habt eine gute Zukunft vor Euch«, sagte der Friedensnobelpreisträger unter großem Jubel. Der 76-Jährige
kündigte an, der Schule aus seiner Stiftung 50.000 Euro
zu spenden. Die Visite war zugleich Abschluss seines
viertägigen Deutschlandbesuchs.
Der Dalai Lama würdigte die Arbeit der Lehrer: »Ich
betrachte das als die wirkliche Umsetzung von Mitgefühl.«
Sein Besuch sei ein Zeichen der Wertschätzung und
Ermutigung für die knapp 200 Schüler sowie deren Eltern,
sagte Schulleiter Dieter Bretz. An der Visite nahmen auch
der hessische Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) und
Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) teil.
Die Johann-Peter-Schäfer-Schule ist ein überregionales Beratungs- und Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler aus ganz Hessen. Ziel
ist die selbstständige Teilnahme am gesellschaftlichen
Leben.
Friedberg war zugleich die letzte Station des offiziellen Besuchs des Dalai Lama in Hessen. Er hatte zuvor an
der Goethe-Universität in Frankfurt und im hessischen
Landtag gesprochen. Am Sonntag nahm er an einem
Kongress zum Thema Achtsamkeit in Hamburg teil.
Forderung nach universaler Ethik
Bei seiner Rede in Frankfurt forderte der Dalai Lama
eine universale Ethik. »Wir müssen Verantwortung global
denken«, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter.
Eine universale Ethik müsse säkular sein und dürfe nicht
religiös begründet werden.
Der Dalai Lama besuchte auch eine Schule für Blinde und
Sehbehinderte im hessischen Friedberg.
epd-bild / Norbert Neetz
Tags drauf dankte der Dalai Lama im hessischen
Landtag chinesischen Intellektuellen für ihren Beistand.
In den vergangenen Jahren sei das tibetische Volk bei
seinem gewaltlosen Eintreten für mehr Unabhängigkeit
zunehmend von Intellektuellen unterstützt worden, sagte
er: »Das ist für uns ein sehr hoffnungsvolles Zeichen.«
Der Dalai Lama hielt sich auf Einladung des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und von Landtagspräsident Norbert Kartmann (beide CDU), in Hessen
auf. Das Bundesland pflegt seit Jahren Kontakt zum Dalai
Lama. Dies geht wesentlich auf den früheren Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) zurück. 2005 wurde der
Dalai Lama in Wiesbaden mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet, 2009 sprach er in der Frankfurter
Commerzbank-Arena vor Zehntausenden Zuhörern.
Der Dalai Lama ist das geistliche Oberhaupt der
Tibeter. Aus der politischen Verantwortung hat er sich
inzwischen zurückgezogen und konzentriert sich allein
auf seine Funktion als spiritueller Führer. Der Dalai Lama
setzt sich seit Jahrzehnten für die Selbstbestimmung der
Tibeter ein. Dabei plädiert er für eine Autonomie und gewaltfreies Vorgehen. 1989 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die chinesische Regierung lehnt
einen Dialog mit ihm ab.
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Auszeichnung
Kanzlerin Merkel mit Magdeburger
Kaiser-Otto-Preis geehrt
Magdeburg (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
ist für ihre Verdienste um die Verständigung in Europa
mit dem Kaiser-Otto-Preis 2011 der Stadt Magdeburg
geehrt worden. Sie habe mit ihrem politischen und persönlichen Wirken konsequent den »europäischen Weg«
beschritten, den andere große Führungspersönlichkeiten
vor ihr eingeschlagen hätten, sagte Oberbürgermeister
Lutz Trümper (SPD) am Mittwoch bei einem Festakt zur
Preisverleihung im Magdeburger Dom.
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner
Haseloff (CDU), würdigte die Kanzlerin vor rund 500
Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft als
überzeugte und besondere Europäerin. In ihrer Laudatio
auf Merkel nannte die litauische Staatspräsidentin Dalia
Grybauskaite die 57-jährige Politikerin »eine der engagiertesten Förderinnen des vereinten Europa«. Nicht nur
die Zukunft Deutschlands, sondern auch Europas liege
heute auf den Schultern der Kanzlerin.
Merkel verband ihre Dankesrede mit einem Plädoyer
für den Euro. Ein politisches Hauptziel von ihr sei, den
Weg aus der »Schulden-Union« zu verlassen und zu einer »Stabilitäts-Union« zu kommen. Scheitere der Euro,
stehe das europäische Projekt insgesamt auf dem Spiel,
betonte die Bundeskanzlerin.
Der Kaiser-Otto-Preis wurde von der gleichnamigen
Magdeburger Kulturstiftung ins Leben gerufen. Erstmals
wurde der Preis 2005 an Altbundespräsident Richard von
Weizsäcker verliehen. Ihm folgten die lettische Staatspräsidentin Vaira Vike-Freiberga und der frühere polnische
Außenminister Wladyslaw Bartoszewski als Preisträger.
Der Preisträger erhält jeweils eine Urkunde und eine
Bronzemedaille.
Umwelt
Schwarz-Gelb plant kein
Klimaschutzgesetz mehr
Berlin (epd). Die schwarz-gelbe Regierungskoalition will
bis zur nächsten Bundestagswahl kein Klimaschutzgesetz
erarbeiten. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine
Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion heißt es, die Regierung habe derzeit nicht die Absicht, ein Klimaschutzgesetz vorzulegen. »Die Bundesregierung kommt nicht
zu Potte«, sagte der klimapolitische Sprecher der SPD,
Frank Schwabe, der »Frankfurter Rundschau« (Dienstagsausgabe).
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Zwar stehe die Regierung »hinter dem international vereinbarten Ziel, dass die Industrieländer ihre
Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 80
Prozent gegenüber 1990 reduzieren«, heißt es in der
Antwort der Bundesregierung. Das Ziel solle derzeit aber
nicht verbindlich in einem Gesetz festgeschrieben werden, wie es etwa Großbritannien getan hat und wie
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg es planen.
Daneben kündigte die Bundesregierung an, Ende
August im Kabinett den »Aktionplan Anpassung« zu beschließen. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der
deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel von
2008.
Noch im vergangenen Jahr hatte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) die Möglichkeiten eines
Klimaschutzgesetzes prüfen lassen, war aber an Unionsfraktion und FDP gescheitert. Damit bleibt es für ganz
Deutschland bei der unverbindlichen Absichtserklärung
von 2007, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Ein verbindlicher Rahmen für den Klimaschutz sei
dringend nötig, sagte Schwabe. Auch in der Frage eines
höheren Sparziels in der EU sei Schwarz-Gelb gespalten:
»Der Umweltminister ist für mehr Klimaschutz in der EU,
der Wirtschaftsminister dagegen, die Kanzlerin schweigt«,
kritisierte der SPD-Abgeordnete. Auch die Wirtschaft
könne durch Planungssicherheit von gesetzlich fixierten
Zielen profitieren.
Die EU hat bislang fest zugesagt, ihre KohlendioxidEmissionen bis 2020 um 20 Prozent zu senken. In der
Debatte ist eine Erhöhung des Ziels auf 30 Prozent.
AUSLAND
GESELLSCHAFT
Statistik
Zahl der geduldeten Flüchtlinge
weiterhin hoch
Berlin (epd). Die Zahl der Ausländer mit Duldung ist trotz
neuer Bleiberechtsregelungen unverändert hoch. Zur Jahresmitte lebten rund 87.300 Geduldete in Deutschland,
wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die
am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. 60 Prozent der Geduldeten sind seit mehr als sechs Jahren in
Deutschland.
Geduldete Flüchtlinge haben keine Aufenthaltsgenehmigung, können aber aus verschiedenen Gründen
Deutschland nicht verlassen. Wegen dieser Abschiebungshindernisse erhalten viele immer wieder eine Duldung, sogenannte Kettenduldungen. Geduldete dürfen
den Landkreis, in dem sie sich aufhalten, nicht verlassen
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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KIRCHEN
SOZIALES
GESELLSCHAFT
und können nach Ablauf der Duldung ohne Ankündigung
abgeschoben werden. Nach einem Jahr dürfen sie eine
Arbeit aufnehmen, wenn dafür kein Deutscher oder EUBürger zur Verfügung steht.
2009 hatten sich die Länder-Innenminister auf eine
Verlängerung der Bleiberechtsregelung für Geduldete geeinigt. Nach der Regelung hatten 63.000 langjährige
Geduldete eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, knapp
31.000 von ihnen aber nur »auf Probe«, weil sie ihren
Lebensunterhalt noch nicht dauerhaft sichern konnten.
Dieser Aufenthalt auf Probe gilt seit der Verlängerung bis
Ende dieses Jahres.
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion,
Ulla Jelpke, forderte ein großzügiges Bleiberecht. Abschiebungen von Menschen, die seit vielen Jahren in Deutschland lebten, seien inakzeptabel. Die Bleiberechtsregelungen der vergangenen Jahre seien zu restriktiv gewesen,
kritisierte Jelpke.
UNICEF
Abschiebungsstopp für RomaKinder gefordert
Köln (epd). In das Kosovo abgeschobene Roma-Kinder
leiden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF
weiter unter sehr schlechten Lebensbedingungen. Die
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KULTUR
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Rückführung aus Deutschland und anderen europäischen
Ländern in die Balkan-Republik komme für die meisten
Kinder immer noch einer Abschiebung ins Elend gleich,
kritisierte Tom Koenigs von UNICEF Deutschland am Freitag in Köln. Viele zurückgeführte Familien lebten in heruntergekommenen Wohnungen ohne Heizungs- und Wasseranschluss und seien ohne Anspruch auf Sozialhilfe.
Drei Viertel aller in das Kosovo abgeschobenen Roma-,
Ashkali- und Ägypter-Kinder besuchten keine Schule.
Wegen der verzweifelten Lage der abgeschobenen
Kinder fordert das Hilfswerk der Vereinten Nationen
den Stopp der Zwangsabschiebungen und ein dauerhaftes Bleiberecht für in Deutschland geborene und integrierte Roma-Kinder. Die kosovarische Regierung habe
zwar erstmals einen mit 3,4 Millionen Euro ausgestatteten Reintegrationsfonds aufgelegt. »Tatsächlich fehlt
es an politischem Willen und die Umsetzung der vorgesehenen Reintegrationsmaßnahmen auf der Ebene der
Gemeinden ist weiterhin völlig unzureichend«, kritisierte
das Hilfswerk.
In Deutschland stehen den Angaben zufolge bis zu
6.000 Kinder aus Roma,- Ashkali- und Ägypterfamilien vor
der Abschiebung. Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt
und Bremen haben inzwischen veranlasst, dass vor Rück-
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GESELLSCHAFT
führungen in jedem Einzelfall die Folgen für das Kindeswohl überprüft werden müssen.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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»Bombodrom«
Schautafeln dokumentieren Protest
Wittstock/Potsdam (epd). Elf Schautafeln rund um die
Kyritz-Ruppiner Heide in Nordbrandenburg dokumentieren nun den erfolgreichen Protest gegen das einst von der
Bundeswehr geplante »Bombodrom«. Die Bürgerinitiative
»Freie Heide« präsentierte am Samstag in Fretzdorf das
mit Unterstützung der brandenburgischen Landesregierung abgeschlossene Projekt.
Die Gesamtkosten beliefen sich nach Angaben der
Staatskanzlei auf 14.000 Euro, davon würden 10.000
Euro aus Lottomitteln des Landes bestritten. Die aus In-
UMWELT
KULTUR
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fotexten und Fotos bestehenden Tafeln informierten über
verschiedene Themen wie »rechtliche Auseinandersetzung«, »Breite des Protests« oder »Protestwanderungen«.
Die Bundeswehr wollte nach der deutschen Vereinigung das bereits von der Sowjetarmee genutzte Areal als
Luft-Boden-Schießplatz nutzen. Das Vorhaben stieß auf
jahrelangen Protest von Anliegergemeinen, Bürgerinitiativen, Unternehmen und auch der beiden Landesregierungen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Nach zahllosen Niederlagen vor Gericht verzichtete das
Bundesverteidigungsministeriums im Juli 2009 auf die
Nutzung.
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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KULTUR
Bilder einer vergänglichen Welt
Große Retrospektive über den bekanntesten japanischen Künstler Hokusai im Berliner
Gropius-Bau
Berlin (epd). Das Meer ist aufgewühlt,
Gischt schäumt, weiße Schaumkronen
schwimmen auf dem Wasser. Am linken
Bildrand türmt sich eine riesige Woge bedrohlich auf wie ein Tsunami, gleich wird
sie die langen schmalen Fischerboote, die
auf den Wellen tanzen, unter sich begraben. Unberührt davon erhebt sich im Hintergrund der schneebedeckte Gipfel des
heiligen Berges Fuji. Die große Welle, das
vielfach reproduzierte, berühmteste Bild
des japanischen Künstlers Hokusai, ist im
Original ein überraschend kleinformatiger
Druck.
Bild "Der Suwa-See in der Provinz Shinano" des japanischen Künstlers Hokusai
Die Intensität und Spannung, die er
(1760-1849) aus der Serie 36 - Ansichten des Berges Fuji, um 1831
epd-bild / Sumida City
vermittelt, das intensive Blau des Wassers
in Kontrast zu dem weißen Meerschaum,
zieht den Betrachter magisch in das Bild hinein. Es
ren 1760 in Edo, dem heutigen Tokyo, begann er früh mit
gehört zu einer Serie von 36 Holzschnitten aus der
dem Zeichnen, bereits mit 18 Jahren wurde er ein Meister
späten Schaffensperiode Hokusais um 1831. Gezeigt
im Holzschnitt. Damit erreichte er zugleich ein größeres
wird sie seit Freitag im letzten Raum der chronologisch
Publikum. »Hokusai war ein Stadtmaler, er hat für norgeordneten Ausstellung über den japanischen Künstler
male Bürger gearbeitet und sich auf ihren Geschmack
im Martin-Gropius-Bau in Berlin.
eingestellt«, begründet Kurator Nagata die Vielfalt der
Bis zum 24. Oktober ist die erste deutsche RetroDrucke im Werk Hokusais. Zu seinen bevorzugten Mospektive für Japans bekanntesten Künstler zu sehen. Sie
tiven gehören Porträts von Schauspielern und Ringern,
umfasst über 440 Leihgaben aus allen SchaffensperiDarstellungen schöner Frauen, durchaus in erotischen
oden des 1849 im Alter von fast 90 Jahren verstorbenen
Posen, Blumen und Pflanzen. Hokusais Mangas, VorläuMalers. Er war der wichtigste Vertreter des Ukiyo-de, wie
fer des Comic, leben von ihrer erzählerischen Dichte,
die Holzschnitte mit Bildern der vergänglichen Welt geoft sind sie mit humoristischen Details gewürzt. Neben
nannt werden. Neben Drucken und Zeichnungen sind die
den zahlreichen Drucken und Illustrationen für Romane
berühmten Mangas ein Schwerpunkt, ebenso wie seine
zu populären Dichtungen gehören Bastelbögen für Kinzahlreichen Buchillustrationen und die kostbare Malerei
der und Spielkartendrucke zum vielseitigen Oeuvre des
auf Hängerollen.
Künstlers.
Zahlreiche Bilder haben Japan noch nie zuvor verlasAm bekanntesten sind jedoch die Landschaftsmosen und sind nur für zehn Wochen in Berlin zu sehen.
tive, mit denen er einen neuen Stil der LandschaftsmaAnlass ist der 250. Geburtstag Hokusais im vergangenen
lerei in Japan begründete. 1826 bis 1831, mit fast 70
Jahr ebenso wie das 150-jährige Bestehen des DeutschJahren, schuf er die berühmte Serie der 36 Ansichten des
Japanischen Freundschaftsvertrags. Doch für HokusaiBergs Fuji. Die Freiheit von der Konvention, die WandSpezialist und Kurator Seiji Nagata war entscheidend:
lungsfähigkeit seines Stils, für die er heute gerühmt wird,
»Einige Deutsche haben dazu beigetragen, dass Hokusai
war seiner Wertschätzung in Japan zunächst hinderlich,
im Westen so bekannt geworden ist. Deswegen war es
konstatiert Kurator Nagata: »Hokusai wurde lange Zeit
eine gute Wahl, diese Ausstellung in Berlin zu zeigen.«
unterschätzt, weil sein Malstil immer sehr originell war
Der Künstler war extrem wandlungsfähig, über 30
und nicht zu einer bestimmten Schule gehörte«.
Künstlernamen hatte er angenommen, international beAnerkennung wurde dem Künstler zuerst in Europa
kannt wurde er jedoch unter dem Namen Hokusai. Gebozuteil. Die Rezeption beförderte im 19. Jahrhundert ein
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deutscher Arzt, Franz von Siebold, der in den 1820er
Jahren Holzschnitte und Mangas von Hokusai nach Europa mitbrachte und hier erstmals publizierte. Mit dem
aufkommenden »Japonismus« in Paris ab 1860 traten
Hokusais Bilder ihren Siegeszug durch Europa an und be-
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einflussten zahlreiche Künstler wie Degas, Gauguin und
Van Gogh ebenso wie Klimt, Marc und Macke. In Japan
erfuhr seine Kunst erst nach dem Zweiten Weltkrieg –
unter dem Einfluss seiner Popularität in Europa – ihre
eigentliche Würdigung.
Sigrid Hoff (epd)
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Kunstsammlungen zeigen Raffaels »Madonna di Foligno«
Dresden (epd). Zum Deutschlandbesuch des Papstes
zeigen die Dresdner Kunstsammlungen Raffaels (14831520) berühmte »Madonna di Foligno« zum ersten Mal
außerhalb der Vatikanischen Pinakothek. Wie das Haus
am Mittwoch mitteilte, sind damit nach 500 Jahren der
Trennung die »Madonna di Foligno« und die »Sixtinische
Madonna« wieder gemeinsam zu sehen. Die Sonderausstellung »Himmlischer Glanz. Raffael, Dürer und Grünewald malen die Madonna« öffnet am 6. September.
Neben den Meisterwerken Raffaels sind auch weitere Madonnen-Darstellungen aus der Zeit des italienischen Renaissancemalers zu sehen, darunter Werke von
Albrecht Dürer, Lucas Cranach d.Ä., Correggio und Matthias Grünewald, hieß es. Insgesamt werden etwa 20
Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche, Bücher und Dokumente präsentiert.
Raffael malte die Altartafel der »Madonna di Foligno«
1511/12, bevor er im Sommer 1512 von Papst Julius
II. den Auftrag zur »Sixtinischen Madonna« erhielt, erklärte die Kunstsammlung. Wahrscheinlich standen sie
zusammen in seiner Werkstatt. Einblicke in Raffaels Arbeitsweise und seine Werkstattpraxis gewährt dabei auch
die einzige überlieferte Vorzeichnung zur »Madonna di Foligno«, die als Leihgabe des British Museums in London
für die Ausstellung gewonnen werden konnte.
Dresden erinnert im kommenden Jahr mit einer weiteren Sonderausstellung an die Entstehung der »Sixtinischen Madonna« vor 500 Jahren. Die Jubiläumsausstellung „Die Sixtinische Madonna. Raffaels Kultbild wird
500" startet am 26. Mai und geht bis zum 26. September
2012.
www.skd.museum.de
tag der Bronzezeit, teilte das Museum der Westlausitz
Die Himmelsscheibe von Nebra
epd-bild / Steffen Schellhorn
Himmelsscheibe von Nebra
Kamenz zeigt Sonderausstellung
Kamenz (epd). Unmittelbar vor dem »Tag der Sachsen« eröffnet Kamenz am 1. September eine Sonderausstellung
zur Himmelsscheibe von Nebra. 100 Exponate, darunter
detailgetreue Nachbildungen, böten Einblick in den All-
am Donnerstag in Kamenz mit. Die rund 3.600 Jahre
alte Bronzescheibe wurde bei Nebra in Sachsen-Anhalt
gefunden. Sie gilt als weltweit älteste Darstellung des
Sternenhimmels.
Die Ausstellung wurde vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle konzipiert, wo der Sensationsfund seit
2008 ständig zu sehen ist. Ein Teil der bis 8. Januar geöffneten Dokumentation widmet sich auch der spannenden
Entdeckungsgeschichte. Zunächst gruben Sondengänger
die Scheibe 1999 aus der Erde und verkauften sie. 2002
gelang es den Behörden, den Fund in Basel zu sichern.
Den Angaben zufolge zählt die Himmelsscheibe zu
den spektakulärsten archäologischen Funden des letzten
Jahrhunderts. Seit ihrer Entdeckung rätselten Experten,
wer sie hergestellt und genutzt hat und was sie über die
Vorstellungen der damaligen Menschen verrät. Kamenz
erwartet zum Sachsentag vom 2. bis 4. September Hunderttausende Menschen in der Stadt.
www.museum-westlausitz.de
epd-Wochenspiegel | AUSGABE OST Nr. 35_2011
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Die Renaissance hat viele Gesichter
Höhepunkte der italienischen Porträtkunst im Berliner Bode-Museum zu sehen
Berlin (epd). Hoher Besuch auf der Museumsinsel in Berlin: Die florentinische Herrscherfamilie der Medici und weibliche
Schönheiten der Handelsmetropole, Fürsten und Condottieri Mittelitaliens nebst
ihren Frauen sowie die Dogen und Kaufleute der Seerepublik Venedig - sie alle
sind seit Donnerstag bis zum 20. November im Bodemuseum in einer Ausstellung unter dem Titel »Gesichter der
Renaissance« versammelt.
Zu sehen ist etwa das strenge Profil eines Mannes mit rotem Turban, darunter ein fein modelliertes Gesicht. Die
leichte Drehung des Körpers lässt die
rechte Schulter erkennen, unterstreicht
Bildnis eines Knaben von Andrea d’Assisi, um 1495/1500
das Plastische der Figur. Das um 1426
epd-bild / Gemäldegalerie Dresden
von Masaccio gemalte Bild ist das früheste eigenständige Florentiner Porträt.
Das Bodemuseum, mit seinen originalen
Erst allmählich lösen sich Darstellungen des IndiRenaissance-Portalen und Kamineinbauten einst als
viduums von ihren Vorläufern, den Stifterfiguren in AlSchatzhaus für diese Epoche geplant, bildet dabei den
tarbildern oder Fresken in Gotteshäusern. Die höchste
idealen Rahmen. Die Ausstellungssäle im zweiten ObergePerfektion erreicht Leonardo da Vinci 1489 in seinem
schoss sind bewusst in dunkles Licht getaucht, schaffen
rätselhaften Bildnis der »Dame mit dem Hermelin«: Ein
Stimmungsräume, aus dem die Porträts aufleuchten und
junges, modisch gekleidetes Mädchen mit einem Hermedie konzentrierte Betrachtung erlauben.
lin auf dem Arm, das Symbol für Tugendhaftigkeit. WähDrei thematische Abteilungen illustrieren die Entrend der Körper dem Betrachter zugewendet ist, geht ihr
wicklung der italienischen Porträtkunst und ihre BesonBlick über die Schulter aus dem Bild heraus, den Mund
derheiten: Von den ersten autonomen Porträts in Florenz
umspielt ein leicht spöttisches Lächeln. Die anmutige Gemit Bildnissen vor allem der Herrscherfamilie der Medici
stalt, das kraftvoll sich abstützende Tier, die Spannung
und weiblicher Schönheiten der Handelsmetropole, die
der Bewegung vor dem dunklen Hintergrund – hier wagt
sich weitgehend noch an antiken Vorbildern orientierten,
der Künstler radikal Neues und überwindet die Natur.
über die Selbstdarstellungen der Fürsten und CondotAusstellungskurator Stefan Weppelmann legt die
tieri Mittelitaliens nebst ihren Frauen, in denen Macht
Messlatte hoch: »Er schafft das erste Gemälde, was man
und Reichtum ebenso zum Ausdruck kommt wie humafast als abstraktes Bild bezeichnen kann, die Geburt der
nistisches Gedankengut, bis zu den ausdrucksstarken
Moderne in der Malerei!« Die Ausstellung »Gesichter der
Gemälden der Porträttradition Venedigs.
Renaissance«, die im Berliner Bodemuseum gezeigt wird,
Ein erster Höhepunkt ist ein frühes Doppelporträt,
zeichnet die Entwicklung zwischen diesen beiden Polen
um 1440 von Filippo Lippi gemalt: Eine prächtig gekleinach: Tafelbilder auf Holz, zarte Kreidezeichnungen, verdete Florentiner Schönheit, über dem blassen Gesicht
goldete Medaillenporträts, Büsten in hell schimmerndem
trägt sie kostbaren Kopfschmuck, an der Hand zahlreiMarmor - 170 Spitzenstücke aus Museen der ganzen Welt
che Ringe. Sie steht in einer Fensternische und zeigt
illustrieren mit den Werken von 40 Meistern der Frühredem Betrachter ihr Profil. Ihr gegenüber schaut ein Mann
naissance Italiens Beitrag zur europäischen Porträtkunst,
mit roter Kappe zum Fenster herein. Beeindruckend ist
die im 15. Jahrhundert diesseits und jenseits der Alpen
auch das Zusammentreffen dreier Profilansichten junger
aufblühte.
Damen aus Berlin, Mailand und New York, gemalt von
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den Brüdern Antonio und Piero del Pollaiuolo, die das
Idealbild weiblicher Schönheit um 1460 vorführen.
Zu den Sensationen der Ausstellung gehören die
drei sehr ähnlichen Porträts des bei einem Anschlag
im Florentiner Dom ermordeten Giuliano de’ Medicis,
um 1478 in der Werkstatt Sandro Botticelli gemalt. Sie
betonen seine Physiognomie mit der langen Nase und
zeigen ihn – für die Zeitgenossen revolutionär - mit
bescheiden gesenktem Blick.
Herausragendes ist auch unter den zahlreichen Medaillons zu finden, ein im 15. Jahrhundert besonders
beliebtes Medium der Porträtkunst, das insbesondere
mit dem Namen Pisanellos verbunden ist. Und schließlich folgen die Gemälde der venetianischen Dogen und
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Kaufleute von Antonello da Messinas und Giovanni Bellini, ausdrucksstarke Charakterporträts, die sich von dem
weit verbreiteten Profilbild lösen und die Figuren in bewegter Dreiviertelansicht zeigen.
Für das aufregendste Werk der Schau hält Kurator
Stefan Weppelmann hingegen eine winzige Federzeichnung aus der Hand Leonardo da Vincis, das aus der
Sammlung der Königin von England in Windsor stammt:
nur sieben Zentimeter hoch erfasst der Künstler in wenigen Strichen den Charakter Lorenzo de’ Medicis, der das
Attentat im Florentiner Dom, bei dem sein Bruder starb,
überlebt hatte – um 1480 ein frühes Beispiel für da Vincis
Auseinandersetzung mit dem offiziellen Herrscherporträt.
Sigrid Hoff (epd)
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»Malimo & Co«
Leipziger Ausstellung zeigt modische Zeitreise durch die DDR
Leipzig (epd). »Malimo«, »Dederon« oder »Präsent 20« diese Namen wecken bei modisch Interessierten eher wenig Begehrlichkeiten. Die kratzigen Synthetikstoffe, aus
denen Kittelschürzen und andere alltagstaugliche Begleiter für die uneitle Arbeiterfrau gefertigt wurden, stehen
als Synonym für Mode aus der DDR. Das damit ein Stück
Kulturgeschichte leichtfertig abgetan wird, zeigt die Leipziger Ausstellung »Malimo & Co«. Auf rund 450 Quadratmetern präsentiert das Stadtgeschichtliche Museum seit
Dienstag, wie geschneidert und auch abgekupfert wurde.
Heraus gekommen ist eine Hommage an die Mode im
Arbeiter- und Bauernstaat, die neben dem Einheitsschick
auch überraschend spielerisch mit Mangelwirtschaft und
Vorgaben umging.
Am Anfang wartet die Ausstellung mit einer leisen
Überraschung auf. Auf einem großformatigen Foto sieht
man eine junge Frau, die modisch zurecht gemacht und
voller Selbstbewusstsein in die Kamera schaut. Zeit und
Ort der Aufnahme: 1945 auf einer Straße in der sowjetischen Besatzungszone. Das Bild der schicken Trümmerfrau vom Leipziger Fotografen Karl-Heinz May gibt einen
Vorgeschmack auf den Improvisationswillen in der DDR.
»Eigentlich gab es keine spezielle DDR-Mode«, erklärt Kuratorin Katrin Sohl. »Die Leute haben sich nach
außen orientiert.« So durchlaufen die etwa 50 ausgestellten Kleider, Anzüge, Blusen und Röcke eine auch für den
westlichen Besucher vertraute Wandlung. Jeweils in ZehnJahres-Schritten zeigt die Ausstellung Charakteristisches
der Epoche und Designermodelle der damals führenden
Modehäuser wie »Bormann« und »Lucie Kaiser«. Angefan-
gen vom Petticoat und Tonnenkleid der fünfziger Jahre
über die bunten Mini- und Maxikleider der siebziger bis
hin zu den kantigen Jacketts und weiten Blousonjacken
der achtziger Jahre wird gezeigt, was modern war.
Modezeitschriften wie »Sibylle«, »Pramo«, »Saison«
und »Modische Maschen« mit ihren Schnittmustern gaben auch den weniger Betuchten die Gelegenheit, sich
dem Trend anzupassen. »Die Zeitschriften waren hoch
begehrt und wurden häufig unter dem Ladentisch weitergegeben«, erzählt Ausstellungsmacherin Sohl. Die Modefotos von damals wirken im Vergleich zu ihren westlichen Pendants lässig. Die Aufnahmen zeigen ungekünstelte Szenerien, normale Frauen, die in die Kamera lachen. In Zeiten von Streetstyle-Abbildungen in InternetModeblogs und dem Modelboykott der Frauen-Zeitschrift
»Brigitte« muten sie fast avantgardistisch an.
Eine besondere Herausforderung stellte die Bekleidung für junge Leute da. Modemacher stießen immer
wieder auf Barrieren. So wurde zum Beispiel aus Spargründen in der Produktion hier mal eine Doppelnaht weggelassen, dort eine Ziertasche, eine Knopfleiste oder eine
schicke Kragenvariante eingespart. Die Jugendlichen nahmen die Kleidungsstücke aus dem Handel nur bedingt an
und nähten sich ihre Garderobe lieber selbst. »Als Material haben die Leute genommen, was sie da hatten«, sagt
Sohl. Die Stoffe kamen direkt aus dem Haushalt: BabyWindeln, Bettücher, Scheuerlappen, Arbeiterhemden und
Schlauchbinden.
Über 50 Kleidungsstücke werden bei »Malimo & Co.«
präsentiert. Viele sind private Leihgaben, einige stammen
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aus dem Stadtmuseum in Waldheim, wo einst die »Jugend
Mode« produziert wurde oder dem Deutsch-Historischen
Museum in Berlin. Zu den Exponaten kommen persönliche Geschichten von Modeexperten und normalen Bürgern, die sich via Hörstation abrufen lassen.
Während der Ausstellungslaufzeit zeigt das Ring-Café
Leipzig zusätzlich zwei Gala-Modenschauen und kleinere
Modepräsentationen. Für diesen Zweck wird sich der
historische Festsaal mit seiner Architektur aus den 50er
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Jahren in einen Laufsteg verwandeln, auf dem Models
DDR-Mode präsentieren. Eine Videobustour veranschaulicht anhand von Filmclips, die während einer Rundfahrt
durch Leipzig gezeigt werden, die Beziehung zwischen
Mode und Alltag in der DDR.
Die Ausstellung »Malimo & Co - Mode in der DDR zwischen Traum und Wirklichkeit« ist bis 8. Januar 2012
dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Stephanie Höppner (epd)
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Dresdner Kreuzchor mit erster Vesper der neuen Saison
Dresden (epd). Nach der Sommerpause ist der Dresdner
Kreuzchor wieder regelmäßig an Samstagen zu hören.
In der Kreuzkirche der sächsischen Landeshauptstadt
erklangen in der ersten Vesper der neuen Spielzeit Werke
von Heinrich Schütz, Alessandro Scarlatti und Anton
Bruckner. Insgesamt sind in der kommenden Saison
100 Auftritte mit Schwerpunkt in Dresden geplant. Das
Repertoire reicht von alter bis zu zeitgenössischer Musik.
In über 30 Konzerten treten die Kruzianer außerhalb ihrer Heimatstadt auf, darunter in Goslar, Bonn
und Frankfurt/Main. Gleich vier Mal kommen sie in der
Vorweihnachtszeit nach Berlin. Unter anderem steht in
der Philharmonie das Weihnachtsoratorium von Johann
Sebastian Bach auf dem Programm. Im März treten die
Kruzianer gemeinsam mit dem Leipziger Thomanerchor
auf, der sein 800-jähriges Bestehen feiert. Beteiligt ist
der Chor auch an den Niedersächsischen Musiktagen,
den Brandenburgischen Sommerkonzerten und am MDRMusiksommer.
Mit einer neuen Werbeaktion will das Ensemble zudem seine Sympathiewerte steigern. Eine mit Kreuzchormotiven beklebte Straßenbahn tourt ab 10. September
im Linienverkehr durch Dresden. In den kommenden
auf dem Spielplan. Außerdem führen die Kruzianer im
Februar zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens das
selten zu hörende erste Requiem von Luigi Cherubini
(1760-1842) auf. Dem Kreuzchor gehören in diesem
Jahr 159 Sängerknaben an. Die Geschichte des Chors
reicht über sieben Jahrhunderte zurück. Er ist die älteste
Kultureinrichtung der Stadt Dresden, die auch Träger des
Ensembles ist.
www.kreuzchor.de
Kulturstaatsminister Neumann:
beiten mitteilte. Damit sei der Martin-Gropius-Bau künftig
100 Millionen für die kulturelle
Infrastruktur
»nicht nur künstlerische, sondern auch umwelttechnische
Avantgarde«. Zudem ermöglicht nun ein neuer Aufzug den
behindertengerechten Zugang des gesamten Gebäudes.
Neumann betonte, insgesamt flössen aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung 100 Millionen Euro »in
die kulturelle Infrastruktur« von 80 Projekten, für die
sein Haus zuständig sei. Der Martin-Gropius-Bau erhält
aus dem Etat des Kulturstaatsministers nach dessen
Angaben jährlich knapp 2,6 Millionen Euro.
Berlin (epd). Der Berliner Martin-Gropius-Bau ist für elf
Millionen Euro saniert worden. Das Ausstellungshaus im
Zentrum Berlins erhielt unter anderem eine PhotovoltaikAnlage, eine neue Klimaanlage sowie neue Lichttechnik, wie Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) am
Dienstag in Berlin beim Festakt zum Abschluss der Bauar-
Monaten wollen die Kruzianer dann auf verschiedenen
Sonderfahrten persönlich in die Bahn steigen und an
bestimmten Orten der Stadt singen.
Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) nannte
es am Mittwoch nicht selbstverständlich, dass ein Chor
mit überwiegend liturgischem Programm von der Stadt
finanziert werde. Aufgrund der hohen Identifikation mit
den Kruzianern gehöre es aber in breiten Schichten
zum guten Ton, die Konzerte zu besuchen. Das vom
Stadtrat bewilligte Budget von 2,4 Millionen Euro für
2011 sei »gänzlich unumstritten«. Ähnlich äußerte sich
Kreuzkantor Roderich Kreile.
In Dresden stehen insgesamt 23 Samstagsvespern
und 28 Auftritte bei Gottesdiensten in der Kreuzkirche
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Kloster »Marienthron«
Klosterruine Nimbschen wird
archäologisch erschlossen
Grimma (epd). Die Klosterruine Nimbschen bei Grimma
wird seit Mittwoch archäologisch erschlossen. Vor allem
im Bereich des Kreuzganges werde mit Bodenfunden
gerechnet, teilte die Stadtverwaltung mit. Für die Untersuchungen sind etwa 10.000 Euro eingeplant. Das
ehemalige Kloster »Marienthron« ist besonders bekannt
durch die Nonne Katharina von Bora. Nach der spektakulären Flucht 1523 aus dem Kloster heiratete sie zwei
Jahre später den Reformator Martin Luther.
Von der Ruine im Süden Grimmas ist zurzeit neben
drei Mauern des ehemaligen Klausurgebäudes, einem
Brunnen und den Resten der Klostermauer und des Mühlgrabens nichts mehr vorhanden. Deshalb werde zusätzlich überlegt, den kompletten Verlauf der Klosterkirche
wieder sichtbar zu machen, wie ein Stadtsprecher sagte.
Mit modernen Elementen soll der Besucher wieder eine
Vorstellung von der Größe der Anlage bekommen. Diese
Umgestaltung, die mit rund 300.000 Euro zu Buche schlagen würde, sei jedoch bislang noch nicht vom Stadtrat
gebilligt worden.
Goethe-Medaillen
Michnik, Mnouchkine und le Carré
in Weimar geehrt
Weimar (epd). Die diesjährige Goethe-Medaillen sind am
Sonntag in Weimar dem britischen Spionageautor John
le Carré, dem polnischen Publizisten Adam Michnik sowie der französischen Regisseurin Ariane Mnouchkine
verliehen worden. Da die Gründerin und Leiterin des Pariser »Théâtre du Soleil« verhindert war, nahm für sie
die Ensemble-Schauspielerin Shaghayeg Beheshti den
Orden von Goethe-Instituts-Präsident Klaus-Dieter Lehmann entgegen.
Lehmann würdigte die Preisträger als drei herausragende Persönlichkeiten der europäischen Öffentlichkeit.
Sie hätten mit ihrem Leben und Werk zu einem zusammenwachsenden, friedlichen und kreativen Europa
beitragen, betonte er bei der Verleihung im Weimarer
Stadtschloss. Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) sagte in einem Grußwort, die Preisträger
hätten die Idee von einem humanistischen Europa mit
neuem Leben erfüllt. Die Verleihung der undotierten Medaillen am 262. Geburtstag von Johann Wolfgang Goethe
(1749-1832) war in das Weimarer Kunstfest »pèlerinages«
einbezogen.
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Die 1954 gestiftete Medaille gilt seit 1975 als offizieller Orden der Bundesrepublik. Seit 1992 wird sie
vom Goethe-Institut jährlich in Weimar verliehen. Zu den
bisher mehr als 300 Preisträgern aus 58 Ländern zählen
Daniel Barenboim, Sir Karl Raimund Popper, Billy Wilder,
Imre Kertész und Jorge Semprún.
www.goethe.de
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Museumsnacht
32.000 Besucher bei Berliner
»Langen Nacht«
Berlin (epd). Die 29. »Lange Nacht der Museen« hat am
Samstagabend in Berlin trotz widrigen Wetters erneut
32.000 Besucher angezogen. Hauptanziehungspunkte
waren wieder das Alte Museum und der Dom, teilte
die landeseigene Veranstaltungsagentur Kulturprojekte
Berlin am Sonntag mit. Im Vergleich zum Vorjahr verteilte sich das Interesse allerdings etwas gleichmäßiger
auf die insgesamt 105 geöffneten Ausstellungshäuser.
Eröffnet wurde die Spätsommerausgabe der traditionellen »Langen Nacht der Museen« um 18 Uhr mit einem
Gongschlag des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD). Thematischer Schwerpunkt war in diesem
Jahr die Musik. Rund 35 Chöre traten in den verschiedenen Häusern auf. Um Mitternacht stimmten 3.000
Besucher auf dem Kulturforum unter Anleitung einer
Dirigentin mehrstimmig das Abendlied »Der Mond ist aufgegangen« an. Erstmals im Rahmen der »Langen Nacht«
geöffnet waren neun Einrichtungen, darunter das Museum Berggruen und die Humboldt-Box am Lustgarten.
Die nächste »Lange Nacht« ist für den 28. Januar 2012
geplant.
www.lange-nacht-der-museen.de
Ägyptisches Museum Leipzig
Archäologisch wertvoller Steinsarg
wieder vollständig zu sehen
Leipzig (epd). Nach achtjähriger Restaurierungsarbeit
hat am Freitag ein archäologisch wertvoller Steinsarg
wieder seinen Platz im Ägyptischen Museum in Leipzig
gefunden. Er wurde am Vormittag in das Schaufenster
des Ägyptischen Museums gehievt und ist somit auch
für Passanten auf der Straße sichtbar, wie die Universität
Leipzig mitteilte. Der 1,5 Tonnen schwere Steinsarg aus
Giza aus der 4. Dynastie (2600-2500 v. Chr.) gehörte
dem kleinwüchsigen Beamten Seneb und wurden wegen
der Darstellung seiner ungewöhnlichen Größe in der
Ägyptologie berühmt.
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SOZIALES
GESELLSCHAFT
Bereits in altägyptischer Zeit war das archäologische
Kleinod durch Grabräuber stark beschädigt worden. Er
musste aus hunderten Einzelteilen zusammen gesetzt
werden. Die Fachhochschule Hildesheim hatte gemeinsam mit ihren Studenten diese Arbeit übernommen.
Das Ägyptische Museum »Georg Steindorff« der Universität Leipzig umfasst eine Sammlung mit Fundstücken
aus mehreren Jahrtausenden. Sie reichen von der Altsteinzeit und den vordynastischen Kulturen Ägyptens
über alle Perioden des pharaonischen Ägypten (Frühzeit,
Altes Reich, Mittleres Reich, Neues Reich, Spätzeit) bis
hin zur griechisch-römischen und der frühen islamischen
Zeit (Fatimidendynastie).
Kamenzer Klosterkirche St. Annen
Sakralmuseum eröffnet
Kamenz (epd). Die Lessingstadt Kamenz ist kurz vor
dem »Tag der Sachsen« um eine Attraktion reicher. Mit
einem Festakt wurde am Freitag die fast 500-jährige
Klosterkirche St. Annen als Sakralmuseum eröffnet. Gezeigt werden Schätze aus dem Fundus der evangelischen
Gemeinde, darunter fünf spätgotische Altäre aus dem
beginnenden 16. Jahrhundert. Für das Museum schlossen Stadt und Kirchgemeinde 2009 einen nach eigenen
Angaben einmaligen Kooperationsvertrag in Sachsen ab.
Das Gebäude bleibt im Besitz der Kirchgemeinde, die
dort auch weiterhin in größeren Abständen Gottesdienste
feiern will. Die Stadt betreibt das Museum. Neben den Altären werden weitere Schaustücke geboten, darunter ein
böhmisches Reliquienaltärchen von 1380 oder die Tafelbilder »Gesetz und Gnade« von 1542 des Schneeberger
Cranach-Schülers Wolf Krodel.
Außerdem berichtet die Ausstellung über die Franziskaner in Kamenz, evangelische Sorben sowie über
Heiligenverehrung und die Macht des Glaubens. Die Klosterkirche wurde zuletzt umfassend saniert. Dabei kamen
Wand- und Deckenmalereien aus der Entstehungszeit der
Kirche zum Vorschein.
Mit der Wiedereinweihung der Kirche des ehemaligen
Franziskanerklosters und dem neuen Museum besitze Ka-
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KULTUR
ENTWICKLUNG
menz einen weiteren Anziehungspunkt von hoher Strahlkraft, hieß es. Bei den Eröffnungsfeiern ist für Samstag
ein Tag der offenen Tür und für Sonntag ein Festgottesdienst geplant. Kamenz ist vor allem als Geburtsstadt des
Dichters Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) bekannt.
Zum »Tag der Sachsen« werden vom 2. bis 4. September Hunderttausende in Kamenz erwartet. Das Museum
öffnet täglich von 10 bis 18 Uhr.
AUSLAND
KULTUR
Staatliche Kunstsammlungen
Canalettos berühmtes DresdenPanorama in neuem Glanz
Dresden (epd). Dresdens berühmtestes Stadtpanorama,
der Canaletto-Blick über die Elbe, zeigt sich in neuem
Glanz. Das Werk ist seit Freitag innerhalb der Reihe »Das
restaurierte Meisterwerk« zu sehen, wie die Staatlichen
Kunstsammlungen in Dresden mitteilten. Nebst einer
Restaurierungs- und Forschungsdokumentation werden
im Deutschen Pavillon im Zwinger auch weitere »Blicke«
und Radierungen Canalettos gezeigt.
Das etwa 1,30 mal 2,40 Meter große Stadtpanorama
des venezianischen Malers Bernardo Bellotto (17221780), genannt Canaletto, entstand 1748. Unter dem
vollständigen Titel »Dresden vom rechten Ufer unterhalb
der Augustusbrücke« zeigt es detailgetreu die Dresdner
Elbfront mit Frauen- und Hofkirche. Das Bild des Dresdner Hofmalers wurde seit 1834 fast ohne Unterbrechung
öffentlich gezeigt. Für etwa eineinhalb Jahre musste es
in die Restaurierungswerkstätten.
Für die Arbeiten trug der Freundeskreis der Kunstsammlungen »Museis Saxonicis Usui« 128.000 Euro aus
Spenden zusammen. Zu den prominenten Fürsprechern
zählten der Schriftsteller Uwe Tellkamp und der Maler
Georg Baselitz. Nach Abschluss der Sonderausstellung
am 20. November kommt der Canaletto-Blick wieder an
seinen Platz in die Galerie Alte Meister.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18
Uhr geöffnet. www.skd.museum
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KULTUR
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Geisendörfer-Preis für sechs Radio- und TV-Produktionen
AUSLAND
KULTUR
Auszeichnungen werden am 13. September in Baden-Baden verliehen
Frankfurt a.M. (epd). Der Robert Geisendörfer Preis geht
in diesem Jahr an sechs Radio- und TV-Produktionen. Wie
die Geschäftsstelle des Medienpreises der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Frankfurt
am Main mitteilte, erhalten unter anderem Marcus Vetter
und Karin Steinberger den Preis für ihren SWR-Film »Hunger«. Die Dokumentation zeige die Menschen »weder
als elende Hungerleider noch als potenzielle Wirtschaftsflüchtlinge«, sondern als »gleichberechtigte Nachbarn«,
lobte die Jury. Der Robert Geisendörfer Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 13.
September in Baden-Baden statt.
Ausgezeichnet wird auch Eric Friedler für »Aghet Ein Völkermord«. Die NDR-Dokumentation strafe alle die
Lügen, die die Erinnerung an den hunderttausendfachen
Mord am armenischen Volk aus dem Gedächtnis der
Menschheit streichen wollen, urteilte die Jury.
Charly Kowalczyk erhält einen weiteren Preis für
sein Hörspiel »Angelika. Annäherung an ein Kinderleben«
(Deutschlandradio Kultur). Die Jury bescheinigte dem
Stück einen »zutiefst christlichen Blick auf die Menschen«.
Für ihr MDR-Radiofeature »Verbrannt in Polizeizelle Nr. 5.
Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Dessau« wird
Margot Overath geehrt. Der Beitrag sei der »ebenso
hartnäckige wie beklemmende Versuch, die Wahrheit
über den Tod eines Menschen herauszufinden und ihm
damit wenigstens die Würde zurückzugeben«.
Die Jury Kinderprogramme zeichnet Wolfgang Eißler
und Gabriele Kreis für den MDR-Film »Die kluge Bauern-
tochter« aus, der den Märchenstoff zeitgemäß modernisiere. Katja Engelhardt und Ralph Caspers bekommen
einen Preis für ihr »Sendung mit der Maus«-Spezial zu
Südafrika (WDR). Hier habe vor allem der Verzicht auf folkloristische Klischees und sozialkritische Überheblichkeit
zugunsten von Offenheit gegenüber der realen Lebensbewältigung überzeugt, so die Jury.
Wie bereits seit Juni bekannt, erhält der CoGeschäftsführer des Privatsenders Sat.1, Joachim Kosack, den undotierten Sonderpreis des Robert Geisendörfer Preises als herausragender Programmgestalter
des privaten Fernsehens.
Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 jährlich
im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer verliehen, der am 1. September vergangenen
Jahres 100 Jahre alt geworden wäre. Mit dem Preis zeichnet die EKD Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen
Programmsparten aus, die das persönliche und soziale
Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.
Die Geschäftsführung des Preises liegt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in
Frankfurt. Das ist die zentrale Medieneinrichtung der
EKD, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem
die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes
(epd).
Internet: www.geisendoerfer-preis.de
Buddhismus im Fokus der Ruhrtriennale
NRW-Kultusministerin verspricht »Saison der mutigen Experimente«
Bochum (epd). Die dritte und letzte Spielzeit der Ruhrtriennale 2009-2011 rückt seit Freitag den Buddhismus
in den Mittelpunkt. Nach der Festivaleröffnung stand
für Samstag die Premiere von Richard Wagners »Tristan und Isolde« in der Inszenierung des RuhrtriennaleIntendanten Willy Decker auf dem Programm, wie das
Festivalbüro in Bochum mitteilte. Unter dem Motto »Ankunft und Suche nach dem Jetzt« bietet das Kulturfestival bis zum 9. Oktober rund 130 Vorstellungen an den
Spielorten in Bochum, Duisburg, Essen, Gladbeck und
Oberhausen.
Die Ruhrtriennale mache als eines der innovativsten
und außergewöhnlichsten Kunst-Festivals in Europa das
ganze Ruhrgebiet zur Bühne herausragender Kunst, sagte
die nordrhein-westfälische Kulturministerin Ute Schäfer
(SPD) in Bochum: »Dies wird erneut eine Saison der mutigen Experimente.« Das Programm bietet nationale und
internationale Theater-Gastspiele sowie Lesungen, Symposien, Konzerte, Aktionen und Ausstellungen. Außerdem
präsentiert die »Junge Triennale« wieder ein besonderes
Programm für Kinder und Jugendliche.
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In seiner letzten Spielzeit wolle er die Radikalität
buddhistischen Denkens und Handelns als Kristallisation
menschlicher Erkenntnis in den Tiefen der großen Werke
abendländischer Kultur wiederfinden, erklärte Intendant
Decker. In den ersten beiden Jahren des Triennale-Zyklus
drehten sich die Veranstaltungen um das Judentum und
den Islam.
Zu den Höhepunkten des Festivals gehören William
Shakespeares Stück »Macbeth«, das am 2. September in
einer Neuinszenierung in Gladbeck aufgeführt wird. Darüber hinaus findet mit »Das Schloss« am 23. September
eine Uraufführung des gleichnamigen Romans von Franz
Kafka statt.
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KULTUR
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Bei den Konzerten wird unter anderem das bekannte
britische Gesangsquartett Hilliard Ensemble Stücke des
amerikanischen Komponisten John Cage aufführen. Mit
»Buddha goes to Bayreuth« bringt das Chorwerk Ruhr am
1. Oktober im Gasometer Oberhausen eine Produktion
von Robert Moran zur Erstaufführung, das sich musikalisch auf Wagners »Parsifal« bezieht. Am 2. September
präsentiert der Pianist Francesco Tristano zusammen mit
den Techno-DJs Carl Craig und Moritz von Oswald sowie
den Duisburger Philharmonikern Klassiker der Clubkultur.
Internet: www.ruhrtriennale.de
AUSLAND
KULTUR
Ökumenische Geschichte der Kirchenmusik
Erster Band einer vierteiligen Reihe erschienen
Hamburg (epd). Der erste Band einer insgesamt vierteiligen ökumenischen Geschichte der Kirchenmusik ist erschienen. Verfasser sind die Musikwissenschaftler Wolfgang Hochstein (Hamburg) und Christoph Krummacher
(Leipzig), wie die Hamburger Hochschule für Musik und
Theater am Dienstag mitteilte. Unter dem Titel »Von den
Anfängen bis zum Reformationsjahrhundert« behandelt
der erste Teilband die frühe Mehrstimmigkeit und Gregorianik und erstreckt sich bis zu den Gesangbuchdrucken
der Lutherzeit und den Motetten des 16. Jahrhunderts.
Hochstein, Professor für Schulpraktisches Klavierspiel, Klavier und historische Musikwissenschaft an der
Hamburger Hochschule, hat sich seit etwa sieben Jahren intensiv mit dem Projekt befasst. Besonders gereizt
habe ihn der neue Ansatz einer interkonfessionellen Darstellung, die orthodoxe und anglikanische Kirchenmusik
ebenso einbezieht wie Spiritual und Gospel, Kirchenmusik in Missionsländern sowie popularmusikalische Richtungen, hieß es.
Alle Hauptkapitel der Bände beginnen mit einem
historischen Abriss und der spezifisch kirchengeschichtlichen Darstellung des jeweiligen Zeitraums. Es folgen
Ausführungen zur gottesdienstlich-liturgischen Situation,
zum Kirchenlied, zu Stil und Satztechnik der Epoche
und den relevanten kirchenmusikalischen Gattungen. Die
Lektüre ergebe zugleich eine Art »Ideengeschichte« der
Kirchenmusik und eine Geschichte des Kirchenlieds, der
Messe und anderer Gattungen. In den Haupttext einge-
Die große Silbermannorgel im Dom St. Marien in Freiberg
epd-bild / Rainer Oettel
streut sind zahlreiche Porträts bedeutsamer Komponisten.
Laut Hochstein soll das Werk in erster Linie Musikwissenschaftlern, Kirchenmusikern und Insidern zum
Nachschlagen dienen. Zugleich sei es aber auch »eine
für Nicht-Fachleute gut lesbare wissenschaftliche Publikation, die es in dieser Form bis dato nicht gegeben
hat.«
Literaturhinweis: Wolfgang Hochstein / Christoph
Krummacher (Hrsg.), Geschichte der Kirchenmusik in vier
Bänden, zusammen etwa 1.600 Seiten, über 200 Abbildungen und zahlreiche Notenbeispiele, gebunden mit Schutzumschlag, ca. 392 Euro, Laaber-Verlag (bei Regensburg)
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Telekom-Chef Obermann ist »Sprachpanscher des Jahres«
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Verein für Deutsche Sprache kritisiert auch Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Dortmund (epd). Der Chef der Deutschen Telekom, René
Obermann, ist zum »Sprachpanscher des Jahres 2011«
ernannt worden. Das Unternehmen habe seine Kunden
über Jahre hinweg mit englischen Sprachimporten verärgert, begründete der Verein für Deutsche Sprache am
Freitag in Dortmund die Verleihung des Negativpreises.
Nahezu alle Telekom-Tarife hätten englische Namen, vom
»Weekend Flat« über den »Entertain Comfort« bis hin zu
»Call & Surf Mobile Friends«. René Obermann ist nach
Ron Sommer im Jahr 1998 bereits der zweite TelekomChef, der die zweifelhafte Ehre der »Auszeichnung« für
sprachliche Fehlleistungen bekommt.
Auf Platz zwei wählte die Jury des Vereins Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Sie habe sich
negativ durch Anglizismen wie den »equal pay day« hervorgetan, erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer.
Als Drittes wird die Evangelische Kirche in Deutschland
(EKD) mit ihrem Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider kritisiert. Die Sprachpuristen bemängeln bei der EKD eine
wachsende Zahl von Anglizismen in kirchlichen Veranstaltungstiteln. So wolle die Kirche ihre Gläubigen mit
»LutherActivities«, »Wellness für die Männerseele« oder
»marriage weeks« bei der Stange halten.
Mit der Wahl des »Sprachpanschers« will der Verein
für Deutsche Sprache die deutsche Gesellschaft nach
eigenen Angaben dazu bringen, mehr Verantwortung für
ihre Sprache zu übernehmen. Zu den 34.000 Mitgliedern
des nach eigenen Angaben größten Sprach- und Kulturvereins in Deutschland gehören auch Prominente wie
Hape Kerkeling, Dieter Hallervorden, Reinhard Mey und
Jürgen von der Lippe.
Internet: www.vds-ev.de
Geburtstag
Isermann, der aus Göttingen stammt, war zunächst
Gemeindepfarrer und danach Schul- und Jugendpastor.
Er gehörte in den 70er Jahren zu den bekanntesten
Sprechern des »Wortes zum Sonntag« im Fernsehen.
1972 berief ihn die Evangelisch-lutherische Landeskirche
Hannovers zu ihrem ersten Pressesprecher. Von 1979
bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1996 war er
Direktor des damaligen Evangelischen Presseverbandes
Niedersachsen-Bremen, der unter seiner Leitung zum
Verband Evangelischer Publizistik wurde. Der Verband
ist Herausgeber für die »Evangelische Zeitung« und den
Landesdienst Niedersachsen-Bremen des Evangelischen
Pressedienstes (epd).
Kirchenvertreter würdigen
Publizisten Gerhard Isermann
Hannover (epd). Kirchenvertreter haben den Publizisten
und früheren Verlagsdirektor Gerhard Isermann gewürdigt. Der Pastor und langjährige Leiter der evangelischen
Publizistik in Niedersachsen und Bremen war am 14.
August 80 Jahre alt geworden. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte am Freitag, Isermann habe
sich in seinem Berufsleben und als Autor stets gegen
Vereinfachungen und schnelle Urteile gewandt. Er habe
die Leser dazu ermuntert, sich selbst ein Urteil zu bilden.
»Ein wahrlich reformatorischer Ansatz, der sicherlich vielen Menschen eine große Hilfe war und ist.«
Der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, dankte Isermann für
sein Lebenswerk. Um säkular denkenden Menschen die
christliche Botschaft nahe zu bringen, bedürfe es einer
präzisen Sprache und klarer Worte. Isermann habe an
dieser Aufgabe mit Leidenschaft, aber auch nüchtern und
beharrlich gearbeitet. Für den Verband Evangelischer Publizistik Niedersachsen-Bremen und das Lutherische Verlagshaus Hannover sagte Geschäftsführer Christof Vetter,
Isermann habe die evangelische Publizistik im Land bis
heute geprägt.
Musik
118.000 Besucher beim Festival in
Schleswig-Holstein
Kiel (epd). Das diesjährige Schleswig-Holstein Musik Festival, das am Sonntag zu Ende ging, ist von 118.000
Menschen besucht worden. Damit sei wie bereits im vergangenen Jahr eine Auslastung von 88 Prozent erreicht
worden, sagte Intendant Rolf Beck. Das Motto mit dem
Länderschwerpunkt Türkei lautete diesmal »Merhaba Türkiye - Willkommen Türkei«.
Von den 130 Konzerten, fünf Musikfesten auf dem
Lande und zwei Kindermusikfesten waren 68 Veranstal-
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tungen ausverkauft, sagt Beck. Dazu gehörten unter
anderem die Konzerte mit Anne-Sophie Mutter und den
zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker.
Nach den Worten von Beck »trägt das SchleswigHolstein Musik Festival entscheidend dazu bei, Vorurteile
abzubauen, Grenzen zu überwinden und den Boden für
ein respektvolles Miteinander zu schaffen«. Mit dem Programm seien auch türkische Mitbürger erreicht worden.
Im nächsten Jahr wird vom 7. Juli bis 26. August China
der Länderschwerpunkt sein. 2013 steht das Baltikum
im Fokus.
Evangelische Filmarbeit
»Le Havre« ist Film des Monats
September
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Monats September. Im Stil französischer Filme der 50er
Jahre erzähle der Regisseur eine melodramatische Geschichte von »wundersamer Menschlichkeit«, teilte die
Jury am 22. August in Frankfurt mit. Der Film erhielt in
Cannes den Preis der internationalen Jury und kommt am
8. September in die Kinos.
Der Schuhputzer Marcel Marx findet im Hafen von Le
Havre das afrikanische Flüchtlingskind Idrissa. Der Junge
ist als einziger einer Polizeirazzia entkommen. Marx versteckt ihn und organisiert seine Überfahrt nach England.
»Das Gestern der stilisierten Filmbilder wird zum Schauplatz der höchst aktuellen Flüchtlingsproblematik an den
Grenzen Europas«, urteilte die Jury.
Internet: www.filmdesmonats.de
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KULTUR
Frankfurt a.M. (epd). Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt Aki Kaurismäkis »Le Havre« als Film des
Filme der Woche
»Die drei Musketiere« - »Kill the Boss« - »Mein bester Feind« - »How I Ended This Summer«
Frankfurt a.M. (epd). Wie im gleichnamigen Roman von
Dumas kämpfen Athos, Porthos und Aramis gemeinsam
für Ehre und Treue, König und Vaterland und müssen
dabei gegen die trickreiche M’Lady de Winter (Milla Jovovich) und Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) ankommen.
Zu Hilfe kommt ihnen der junge D’Artagnan. Paul W.S. Anderson inszeniert den Mantel- und-Degen-Klassiker untypisch modern mit Actionszenen und einer grandiosen
Luftschlacht - wie es sie sonst nur in Comics zu sehen
gibt.
Die drei Musketiere (F/USA/GB/D 2011). R: Paul
W.S. Anderson. B: Alex Litvak, Andrew Davies. Mit Logan Lerman, Milla Jovovich, Ray Stevenson, Luke Evans,
Matthew Macfadyen, Orlando Bloom, Christoph Waltz, Til
Schweiger, Mads Mikkelsen. L: 105 Min.
»Kill the Boss«
Der brave Büroangestellte Nick (Jason Bateman) wird
aufs schlimmste von seinem Boss David (Kevin Spacey)
gemobbt, ebenso wie der Zahnarztassistent Dale (Charlie
Day) von seiner sexuell frustrierten Chefin Julia (Jennifer
Aniston). Und der Firmenmanager Kurt muss seinen drogensüchtigen Vorgesetzten Bobby (Colin Farrell) ertragen.
Die drei sehen schließlich nur noch einen Ausweg aus ihrem Arbeitsleben: den Auftragskiller Motherfucker Jones
(Jamie Foxx). Die schwarze Komödie besticht vor allem
durch ihre hochkarätige Besetzung und würde mit ihren
mordlüsternen Hauptdarstellern Alfred Hitchcock sicher
Freude bereiten.
Kill the Boss (USA 2011). R: Seth Gordon. B: Michael
Markowitz, John Francis Daley. Mit Jason Bateman, Jason
Sudeikis, Colin Farrell, P.J. Byrne, Kevin Spacey, Charlie
Day, Donald Sutherland, Jennifer Aniston, Jamie Foxx. L:
98 Min.
»Mein bester Feind«
In Wolfgang Murnbergers Nazi-Komödie wird der
im KZ sitzende jüdische Kunsthändlerssohn Victor Kaufmann (Moritz Bleibtreu) zu einem dringend benötigten
Helfer für eine Mission der Wiener Nazis. Er kennt
als einziger Überlebender das Versteck einer wertvollen
Michelangelo-Zeichnung, die sie zur Ankurbelung ihrer
Italien-Beziehungen brauchen. In Gestapo-Uniform muss
Victor seine Schauspielkünste unter Beweis stellen, und
einige Verwicklungen befördern dabei seinen ehemals
besten Freund (Georg Friedrich) und jetzigen Feind Rudi
in Häftlingsklamotten. Mit viel Spielwitz brillieren Bleibtreu und Friedrich in der Verstellungsgeschichte, die
manchmal allerdings etwas brav daher kommt.
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Mein bester Feind (Österreich/Luxemburg 2011). R:
Wolfgang Murnberger. B: Paul Hengge. Mit Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich, Ursula Strauss, Udo Samel, Marthe
Keller, Uwe Bohm, Christoph Luser, Serge Falck. L: 105
Min.
»How I Ended This Summer«
Zwischen Komödie und Drama wechselnd, erzählt
der Film des russischen Regisseurs Alexei Popogrebsky
(»Koktebel«) von zwei Männern, Pavel und Sergei, die auf
einer Wetterstation in der Arktis arbeiten. Mit spektaku-
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lären Bildern vom ewigen Eis und dem endlosen Horizont
wird vor allem eines dem Zuschauer klar: Wie einsam die
beiden Männer sein müssen. Die schwierige Arbeitssituation führt schließlich dazu, dass Sergej durchdreht. Beide
werden zu bitteren Feinden. Das Katz-und-Maus-Spiel
wirkt dennoch ruhig, lakonisch und dokumentarisch.
How I Ended This Summer (Russland 2010). R, B: Alexei Popogrebsky. Mit Grigory Dobrygin, Sergei Puskepalis,
Igor Chernevich, Ilya Sobolev, Artyom Tsukanoc. L: 129
Min.
www.epd-film.de
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UN wollen Millionen Staatenlose besser schützen
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Hochkommissar für Flüchtlinge spricht von »alptraumhaftem juristischen Vakuum«
Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben die Diskriminierung von Millionen staatenloser Menschen verurteilt.
In vielen Ländern hätten Menschen ohne Staatsangehörigkeit keine Rechte und keinen Schutz, erklärte der
UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, in
Genf. »Sie leben in einem alptraumhaften juristischen
Vakuum«, betonte er.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) startete eine
weltweite Kampagne, um das Los der schätzungsweise
12 Millionen Staatenlosen zu verbessern. Viele von ihnen
leben in Südostasien, Zentralasien, Osteuropa und im
Nahen Osten. Das UNHCR erinnert auch an die Verabschiedung der Konvention gegen Staatenlosigkeit, die am
30. August vor 50 Jahren verabschiedet wurde.
Die Betroffenen fänden oft keine Jobs und Wohnungen, der Zugang zu Schulen und medizinischen Einrichtungen werde ihnen verwehrt. Für die meisten sei es
auch unmöglich, standesamtlich zu heiraten oder die Geburt eines Kindes zu registrieren. Das UNHCR berichtetet
auch von Inhaftierungen Staatenloser, die ihre Herkunft
nicht belegen könnten.
Dem Hilfswerk zufolge führt das Auseinanderbrechen von Staaten wie der früheren Sowjetunion dazu,
dass Menschen staatenlos werden. Viele Angehörige des
alten Staates würden daran gehindert, eine neue Nationalität zu beantragen. Oft verweigerten die Behörden als
Schikane auch gezielt bestimmten Personen die Staatsangehörigkeit.
Das UNHCR betonte ferner, dass in rund 30 Staaten
in Afrika, im Nahen Osten und in Asien nur Männer die
Staatsangehörigkeit an ihre Kinder weitergeben können.
Die Kinder, die Frauen aus diesen Staaten mit Ausländern
bekämen, endeten oft als Staatenlose. Die Konvention
gegen Staatenlosigkeit schreibt vor, dass Menschen entweder die Nationalität des Vaters oder der Mutter erhalten sollen. Bis 2010 traten dem Abkommen 37 Staaten
bei.
Mutmaßlicher Kriegsverbrecher beteuert Unschuld
Plädoyer im Kongo-Prozess vor Internationalem Strafgerichtshof
Den Haag (epd). Die Verteidigung des mutmaßlichen
kongolesischen Kriegsverbrechers Thomas Lubanga (50)
hat vor dem Internationalen Strafgerichtshof politische
Einflussnahme beklagt. »Beweise und Zeugen wurden
manipuliert«, erklärte die Verteidigerin Catherine Labille
in ihrem Schlussplädoyer am Freitag in Den Haag. Sie forderte einen Freispruch. In seinem Schlusswort beteuerte
auch Lubanga seine Unschuld. Das Urteil wird Anfang
2012 erwartet.
Anklage sieht Schuld bewiesen
Dem ehemaligen Rebellenführer wird die Rekrutierung und der Einsatz von Kindersoldaten unter 15 Jahren
in den Jahren 2002 und 2003 in der Krisenregion Ituri
im Ostkongo vorgeworfen. »Ich habe damals nur Verantwortung übernommen, um unmenschliches Verhalten zu
bekämpfen und Leben zu retten, im Geiste der Versöhnung«, sagte der Angeklagte. Er appellierte an die Richter,
seinen guten Absichten zu glauben und ein »weises Urteil« zu fällen.
Die Anklage hatte am Donnerstag eine Verurteilung
Lubangas gefordert. Seine Schuld sei ȟber jeden Zweifel
hinaus« bewiesen. Als Gründer der Union der kongolesischen Patrioten (UPC) und als Kommandant der UPC-Miliz
sei er für Planung und Organisation des Einsatzes von
Kindersoldaten verantwortlich.
Die Verteidigung bezweifelte den Einsatz von Kindersoldaten in dem Konflikt nicht. Lubanga habe aber »nie
eine militärische Funktion bei der UPC gehabt«. Er habe
im Gegenteil alles getan, um den Einsatz von Kindern zu
stoppen, sagten seine Anwältin.
Lubanga war der Verteidigung zufolge ein politischer
Widersacher des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila. Mit einer Verurteilung versuche Kabila, Lubanga
auszuschalten. Die Anklage lasse sich dafür von der
kongolesischen Regierung missbrauchen.
Die neun Zeugen, die als ehemalige Kindersoldaten präsentiert worden seien, hätten gelogen. »Diese
mutmaßlichen Kindersoldaten waren keine Kindersoldaten.« Sie hätten zur fraglichen Zeit die Schule besucht,
sagte Labille. Zudem hätten sie nie gekämpft und seien
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wesentlich älter als von der Anklage angegeben. Kongolesische Vermittler der Anklage hätten diese Zeugen unter
anderem mit Geldversprechen zu den Falschaussagen
verleitet. »Diese Agenten hatten enge Beziehungen zur
kongolesischen Regierung.«
Lubanga seit 2006 in Gewahrsam
Lubanga befindet sich seit 2006 in Gewahrsam des
Gerichts. Das Verfahren ist der erste Prozess des ständigen Internationalen Strafgerichtshofs, der 2002 seine
Arbeit aufnahm. Der Lubanga-Prozess begann nach einer
zweijährigen Verzögerung im Januar 2009.
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Der Strafgerichtshof verfolgt Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Wegen Kriegsverbrechen im Kongo müssen sich zur Zeit zwei
weitere ehemalige Warlords in Den Haag verantworten.
Zudem ist der frühere Vizepräsident des Kongo, JeanPierre Bemba, wegen Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik in seiner Zeit als Rebellenführer
angeklagt.
Ermittlungsverfahren wurden bisher auch zu Verbrechen in den vier weiteren Ländern Uganda, Sudan, Kenia
und Libyen eingeleitet. Für Aufsehen und Kritik sorgten
die internationalen Haftbefehle gegen Sudans Präsident
Omar Hassan al-Baschir und den libyschen Machthaber
Muammar al-Gaddafi.
Syrien
Südafrika
UN-Menschenrechtsrat will Gewalt
untersuchen
Arbeiter in Weinbergen schuften
ohne Mindestlohn
Genf (epd). Der UN-Menschenrechtsrat will die brutale
Niederschlagung des Volksaufstandes in Syrien durch
das Assad-Regime untersuchen. Auf einer Sondersitzung
am Dienstag in Genf stimmte die große Mehrheit der
Ratsmitglieder für eine entsprechende Resolution. Zu
den 33 Befürwortern zählten die acht EU-Staaten in dem
Rat sowie die USA und die arabischen Staaten Jordanien,
Katar, Kuwait und Saudi-Arabien.
China, Russland, Kuba und Ecuador votierten dagegen. Neun Ratsmitglieder enthielten sich. Die EU-Länder
hatten angesichts der eskalierenden Gewalt in dem arabischen Staat die Sondersitzung beantragt. Seit Beginn des
Aufstandes Mitte März kamen nach UN-Angaben mehr
als 2.200 Demonstranten ums Leben.
Der Rat plant jetzt die Entsendung einer unabhängigen Expertenkommission nach Syrien, die mögliche
Menschenrechtsverletzungen untersuchen soll. Schon im
April hatte der Rat das syrische Regime wegen der Gewalt
verurteilt und eine Untersuchung verlangt. Damaskus
aber lehnt Ermittlungen ab.
Das oberste UN-Gremium zum Schutz der Menschenrechte forderte Präsident Baschar al-Assad auf, das Töten
wehrloser Demonstranten, Folter, Misshandlungen und
Verschleppungen sofort zu beenden. Zudem verlangte
der UN-Rat die umgehende Freilassung aller politischen
Gefangenen, Bewegungsfreiheit für die Medien sowie
einen friedlichen Dialog zwischen der Opposition und der
Regierung.
Kapstadt (epd). Menschenrechtler haben die Arbeitsbedingungen im Weinbau in Südafrika kritisiert. Viele Winzer
verweigerten ihren Arbeitern den gesetzlichen Mindestlohn von rund 80 Euro monatlich und die vorgeschriebene
soziale Absicherung, erklärte die Organisation »Human
Rights Watch« am Dienstag in Kapstadt. Arbeiter seien oft
ohne Schutzkleidung Pestiziden ausgesetzt und hätten
während ihrer Schichten keinen Zugang zu Trinkwasser
oder Toiletten.
Südafrika ist der siebtgrößte Weinproduzent der Welt.
Größter Abnehmer ist Deutschland. In Südafrika trägt der
Weinbau 2,2 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und
beschäftigt mehr als 120.000 Landarbeiter.
Daniel Bekele, Leiter der Afrika-Abteilung der Menschenrechtsorganisation, sagte, der durch Wein geschaffene Wohlstand dürfe nicht auf menschlichem Elend
beruhen. Die Löhne in den Weinbergen gehörten zu den
schlechtesten in Südafrika. Viele Arbeiter müssten zudem
in ehemaligen Tierställen oder anderen menschenunwürdigen Unterkünften ohne Strom und Wasser hausen.
Die Menschenrechtsorganisation forderte Regierung,
Betriebe und Branchenverbände auf, sich unverzüglich für
bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der WeinbauArbeiter einzusetzen. Die Einhaltung der Arbeitschutzgesetze und Arbeitnehmerrechte auf den 3.700 Weingütern
werde kaum überwacht, weil die Behörden zu wenig
Personal hätten.
Internet: www.hrw.org; www.sawis.co.za
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Kirchenpapier erteilt Sterbehilfe und Beihilfe zu Suizid Absage
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Studie zu Fragen am Lebensende wirbt für Ausbau von Schmerzbekämpfung
Wien (epd). Aktive Sterbehilfe und Beihilfe zur Selbsttötung sind aus Sicht der evangelischen Kirchen in Europa
ethisch nicht zu rechtfertigen. In einem am Donnerstag
in Wien vorgestellten Papier der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa heißt es, Tötung auf Verlangen
stehe in Widerspruch zu tief verwurzelten moralischen
Überzeugungen. Der Zusammenschluss von 105 evangelischen Kirchen zeigt zwar Verständnis für die öffentliche
Forderung, die aktive Sterbehilfe gesetzlich zu erlauben,
lehnt diese Bestrebungen aber ab.
In Europa bestehen sehr unterschiedliche Regelungen zu Sterbehilfe. In Belgien, Luxemburg und den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe unter strikten Auflagen
zulässig. Hilfe zur Selbsttötung ist in der Schweiz erlaubt.
In Deutschland ist die Suizidbeihilfe im ärztlichen Standesrecht untersagt. In anderen europäischen Ländern
sind Tötung auf Verlangen und Beihilfe zur Selbsttötung
verboten.
»Eine Legalisierung würde eine Art Normalisierung
und Billigung von Tötung auf Verlangen implizieren, was
sie zu einem gewöhnlichen und etablierten Element medizinischer und klinischer Praxis machen würde«, wird in
der Studie argumentiert. Statt einer allgemeinen Legalisierung sollte erwogen werden, in wenigen, extremen
Fällen auf die strafrechtliche Verfolgung zu verzichten.
Das Dokument ist für die Mitgliedskirchen nicht bindend.
Der evangelisch-lutherische Bischof von Österreich, Michael Bünker, sagte, die Orientierungshilfe sollte im interdisziplinären und ökumenischen Gespräch Standard
sein.
Körtner sieht Kirchen in der Pflicht
Aus christlicher Sicht lasse sich ein positives Recht
auf Selbsttötung, Suizidbeihilfe sowie Tötung auf Verlangen nicht rechtfertigen, sagte der Sozialethiker Ulrich H.J.
Körtner, der zu den Autoren der Studie gehört. Dennoch
sei es Aufgabe der Kirchen, auch jene Menschen zu begleiten, die keinen anderen Ausweg sehen. Besonders
Seelsorger stünden vor der Aufgabe, den Menschen zu
helfen, mit der Erfahrung sinnlosen Leidens umzugehen.
Weiter sagte der in Wien lehrende Theologieprofessor, das Recht auf Leben bedeute keine Pflicht zum Le-
Eine Mitarbeiterin massiert einer schwerkranken Patientin in
einem Stuttgarter Hospiz die Hände.
epd-bild / Gustavo Alabiso
ben. »Weder aus rechtlicher, noch aus christlicher Sicht
haben wir das Recht, andere Menschen zum Leben oder
Weiterleben zu zwingen.« Lebensschutz begründe weder
ethisch noch rechtlich die Bevormundung und Entmündigung von Patienten. »Wer glaubt, mündige Bürger vor sich
selbst schützen zu müssen, gibt letztlich der Forderung
nach einer Liberalisierung der Euthanasie neue Nahrung«,
warnte Körtner.
Ausbau schmerzlindernder Medizin empfohlen
In dem Dokument wird ein Ausbau der schmerzlindernden Palliativmedizin und -pflege empfohlen. Die
Möglichkeiten zur Behandlung und Linderung von körperlichen Schmerzen und Beschwerden am Lebensende
habe sich wesentlich verbessert. Auch der Verzicht beziehungsweise der Wunsch nach Abbruch einer Therapie
könne akzeptiert beziehungsweise notwendig sein. Weiter heißt es in der Studie, dass aus Sicht der evangelischen Kirchen der Abbruch der Ernährung von Patienten
im Wachkoma nicht immer abzulehnen sei.
Die Frage nach dem Tod berühre die tiefsten Belange
der menschlichen Existenz, sagte der Präsident der Kirchengemeinschaft, der Schweizer Theologe Thomas Wipf.
»Die Medizin kann den Menschen das Sterben nicht ersparen.« Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
vereint 105 lutherische, reformierte und methodistische
Kirchen in 30 Ländern.
Internet: www.atimetolive.eu
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Fidschi-Inseln
Pfarrer verweigert Beisetzung nach
Sterbehilfe
Militärregime verbietet
Jahrestreffen der Methodisten
Amsterdam (epd). Ein katholischer Priester in der niederländischen Gemeinde Liempde hat es abgelehnt, einen
nach aktiver Sterbehilfe Verstorbenen kirchlich beizusetzen. Die Angehörigen mussten für die Trauerfeier in eine
Kirche in Sint Oedenrode ausweichen, wie der regionale Rundfunk in der Provinz Nord-Brabant am Dienstag
berichtete.
Der Pfarrer von Liempde begründete seine Weigerung damit, er habe nach Ehre und Gewissen gehandelt.
Die römisch-katholische Kirche lehnt offiziell aktive Sterbehilfe ab. Menschen, die sich dafür entscheiden, hätten
keine Anspruch auf eine kirchliche Beisetzung. Daran
wolle er sich halten, sagte der Pfarrer. Eigenen Angaben
zufolge hat er versucht, Kollegen davon abzuhalten, die
Trauerfeier in seiner Kirche zu übernehmen.
Der Kirchenvorstand ist nicht einverstanden mit dem
Vorgehen des Pfarrers. »Wir tun uns damit sehr schwer.
Die Familie hätte nicht Opfer einer doppeldeutigen Vorschrift werden dürfen«, sagte ein Sprecher des Kirchenvorstandes. Die Kirchengemeinde habe viele entrüstete
Reaktionen auf die Vorgehensweise des Pfarrers erhalten.
Zahlreiche Ehrenamtliche hätten angekündigt, dass sie
ihre Mithilfe an einer Aktion zum Erhalt der Kirchenorgel
vorläufig einstellen wollten.
Auf Kritik stieß die Weigerung auch bei der »Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende«.
Die Organisation sprach von einer »Kirchenstrafe«, die
dem Verstorbenen posthum auferlegt worden sei.
Bangkok (epd). Auf den Fidschi-Inseln im Südpazifik hat
die Militärregierung der methodistischen Kirche ihr Jahrestreffen verboten. Nach Medienberichten vom Dienstag
waren mehrere kirchliche Führungspersonen in der Nacht
vom Militär vorgeladen worden. Ein früheres Oberhaupt
der Methodisten, der 80-jährige Pfarrer Josateki Koroi,
hatte sich der Vorladung widersetzt.
Die Militärregierung wirft den Methodisten politische
Aktivitäten vor. Unter anderem hatten führende Kirchenmitglieder den Militärputsch vom Dezember 2006 kritisiert. Der damalige Putschistenführer und heute als
Interims-Regierungschef agierende Offizier Frank Baini-
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marama setzte die Verfassung außer Kraft, ließ Kritiker
verhaften und zensierte die Medien.
Auch international wird das Vorgehen der Machthaber kritisiert. »Gestützt auf die 2009 erlassenen Notstandsbestimmungen verletzte die vom Militär geführte
Regierung weiterhin das Recht auf freie Meinungsäußerung und ging massiv gegen Kritiker vor, dazu zählten
auch Angehörige der methodistischen Kirche«, erklärte
die Menschenrechtsorganisation Amnesty International
in ihrem Jahresbericht 2011.
Etwa 65 Prozent der rund 900.000 Einwohner Fidschis sind christlichen Glaubens. Die methodistische
Kirche ist die größte und einflussreichste der Inselrepublik. Ihre Jahrestreffen waren bereits in den vergangenen
drei Jahren verboten worden.
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