Die Wissenschaft wird aufzeigen, was

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A.Z. 1700 Freiburg 1
152. Jahrgang
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Tradition
In der Karwoche
hört man in
Gurmels Rätschen
statt Kirchglocken.
Seite 5
Einzige deutschsprachige Tageszeitung im zweisprachigen Kanton Freiburg
SAMSTAG, 4. APRIL 2015
Nr. 78
Die Wissenschaft wird aufzeigen,
was Frühfranzösisch wirklich bringt
Schlagzeilen
Seebezirk
Murten Tourismus
erhöht Taxen – das
verärgert Hoteliers.
Freiburg und fünf andere Kantone setzen
auf frühen Französisch- und Englischunterricht. Nun prüfen sie den Lernerfolg.
Ausland
Islamisten töten
an kenianischer Uni
147 Menschen.
Seite 23
Letzte Seite
Blackbox bestätigt:
Co-Pilot liess Airbus
bewusst abstürzen.
FREIBURG Erst kam «Mille feuil-
Seite 24
Seite 24
Frohe Ostern
Seit Herbst 2013 steht bei den Freiburger Fünftklässlern Englisch auf dem Stundenplan.
Der Bundesrat verzichtet
bei der Unternehmenssteuerreform III auf die
Kapitalgewinnsteuer –
und erzürnt damit die SP.
BERN Lizenzboxen und tiefere
Gewinnsteuern sollen kantonale Steuerprivilegien für Holdings und Sitzgesellschaften
ablösen. Diese Eckwerte der
Unternehmenssteuerreform
verfolgt der Bundesrat weiter.
Doch andere Vorschläge lässt
er wegen der Kritik in der Vernehmlassung fallen. So will der
Bundesrat insbesondere auf
die Kapitalgewinnsteuer auf
Wertschriften verzichten. Eine
solche hätte Bund und Kantonen geschätzte 1,1 Milliarden
Franken Mehreinnahmen gebracht. Die SP stört sich an diesen geplanten Steuergeschenken und hat angekündigt, das
Referendum zu ergreifen. sda
Bericht Seite 19
Israel lehnt Atomdeal kategorisch ab
Der Atomdeal weckt im Iran Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Sanktionen. Israel
hingegen bangt um seine Existenz. Und noch gibt es viele Hindernisse zu überwinden.
LAUSANNE Seit zwölf Jahren be-
unruhigt das iranische Atomprogramm die Welt. Nach zähen Verhandlungen haben
sich nun am Donnerstag der
Iran sowie die UNO-Vetomächte und Deutschland in
Lausanne auf Eckpunkte eines
Abkommens geeinigt. Bis Ende
Juni sollen nun die Details für
einen abschliessenden Vertrag
geregelt werden. US-Präsident
Barack Obama bezeichnete die
Einigung als historisch. Der
Deal verhindere besser als jeder Militärschlag, dass der Iran
eine Atombombe baue.
Die Einigung sieht vor, dass
sich Teheran bis zu 25 Jahre
lang Beschränkungen und
Kontrollen bei der Anreicherung von Uran unterwirft. Im
Gegenzug will der Westen
Sanktionen aufheben.
Während es im Iran nach
der Einigung spontane Strassenfeste gab, lehnt Israels Sicherheitskabinett die Überein-
kunft wie erwartet kategorisch
ab. «Dieses Abkommen würde
eine grosse Gefahr für die Region darstellen und das Überleben des Staates Israel gefährden», sagte Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu.
Bis zum detaillierten Abkommen gibt es noch grosse
Hürden, sowohl in Teheran als
auch in Washington. Beiderorts könnten Hardliner das
Abkommen torpedieren. sda
Berichte Seite 21
Wie handeln,
wenn ein Kind
in Gefahr ist?
Natur
Holzerei schadet Wald nicht
PLAFFEIEN Im Auenwald nahe
der Sense in Plaffeien sind
Holzereiarbeiten ausgeführt
worden. Weil es danach «unordentlich» ausgesehen hat,
meldeten sich besorgte Spaziergänger. Doch der Förster
gibt Entwarnung: Dem Wald
geht es gut.
im/Bild ce
Bericht Seite 4
SCHMITTEN Ein Kind verhält sich
in der Schule derart auffällig,
dass die Lehrpersonen befürchten müssen, dass sein
Wohl gefährdet ist. Wie soll die
Schule vorgehen, wenn alle
Unterstützungsversuche, ein
Elterngespräch oder der Beizug
anderer
schulischer
Dienste keine Lösung bringt?
Diese Frage stand im Zentrum
einer
Weiterbildung
des
Schmittner Lehrerteams. Die
Sensler
Friedensrichterin
Béatrice Kaeser und zwei Sozialarbeiter des Jugendamtes
erklärten, welche gesetzlichen
Möglichkeiten es gibt, um ein
Kind zu schützen.
im
Bericht Seite 4
Zitat des Tages
«Wenn ich etwas
organisiere, ist es
immer schön.»
Hubert Audriaz, Künstler
Seite 7
Inhalt
Todesanzeigen
Forum/Agenda
TV/Radio
Börse
Kinos
Redaktion:
Abonnemente:
Inserate:
8
12
16, 17, 18
20
22
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026 426 47 40
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Eishockey
Gardner kommt, Helbling geht
FREIBURG Gottéron und der SC
Bern haben ein spektakuläres
und zugleich überraschendes
Tauschgeschäft vollzogen. Der
Center Ryan Gardner (36, Bild)
wechselt vom SCB an die Saane, während Verteidiger Timo
Helbling (33) den umgekehrten Weg geht.
fs/Bild Key/a
Bericht Seite 15
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Unternehmenssteuer: Die
SP droht mit Referendum
Bild Charles Ellena/a
Redaktion und Verlag
der Freiburger Nachrichten AG wünschen
Ihnen frohe Ostern. Die
mächste Ausgabe
erscheint am Dienstag.
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les» dann «New World»: Mit
diesen Lehrmitteln lernen Primarschüler Französisch respektive Englisch früh und auf
spielerische Art. Freiburg, das
Wallis, Bern, Solothurn und
die beiden Basel setzen auf ein
gemeinsames
Fremdsprachenkonzept und haben dafür
die Projektorganisation Passepartout eingesetzt. Diese will
nun überprüfen lassen, wie
sich das Konzept in der Praxis
bewährt. Wie PassepartoutProjektleiter Reto Furter sagt,
wird das Institut für Mehrsprachigkeit der Uni Freiburg eine
Kompetenzmessung bei 1500
Schülern durchführen.
uh
Bericht Seite 3
Seite 5
schwerpunkt
Samstag, 4. April 2015
Freiburger Nachrichten
3
Fremdsprachenkonzept auf dem Prüfstand
Zusammen mit dem Wallis, Bern, Solothurn und den beiden Basel setzt Deutschfreiburg auf Französisch ab der 3. und Englisch ab der 5. Klasse.
Nun wollen diese Kantone prüfen, ob das Konzept mit den neuen Lehrmitteln Erfolg hat. Die Evaluation macht ein Institut der Uni Freiburg.
renkonferenz in allen Kantonen. Die Passepartout-Erhebung soll zusätzlich eine regionale Erhebung bezüglich der
spezifischen Lehrmittel sein.
Diese findet stichprobenmässig bei mindestens 1500 Schülern in den sechs Kantonen
statt, so Lenz. Neben der Uni
beteilige sich auch die Pädagogische Hochschule am Projekt.
Noch sei nicht alles bis ins Detail geregelt. Beispielsweise,
wie das Sprechen einer
Fremdsprache erfasst werden
soll. Er sieht eine Methode
über Computer mit Testleiter
vor Ort vor. Die Erfassung selber werde ein Jahr vor Beginn
übungsmässig durchgespielt.
URS HAENNI
«Mille feuilles» und «New
World» soll die Primarschüler
in den Fremdsprachen Französisch und Englisch glustig
machen und ihnen eine neue
Welt eröffnen. Die beiden
Lehrmittel sind eine gemeinsame Entwicklung der zweisprachigen Kantone Freiburg,
Wallis und Bern sowie die an
französische
Sprachgebiete
angrenzenden Kantone Solothurn, Basel-Land und BaselStadt mit den Schulverlagen.
Die sechs Kantone haben
sich im Anschluss an die eidgenössische Sprachenstrategie
2004 zusammengeschlossen
und unter dem Projekt Passepartout beschlossen, den
Fremdsprachenunterricht gemeinsam anzupacken; mit
Französisch ab der 3. und Englisch ab der 5. Klasse.
Alles parat
Zeit reif für Evaluation
«Das gab es noch nie, dass
sechs Kantone einen wichtigen Bereich der Volksschule
gemeinsam entwickeln und
verbessern wollen», sagt Reto
Furter,
Gesamtprojektleiter
von Passepartout. Furter war
bis zum Sommer letzten Jahres
Verantwortlicher für deutschsprachigen Unterricht im Kanton Freiburg; seit er Projektleiter ist, hat Passepartout den
Sitz in Freiburg.
Passepartout hat sich in den
sechs Kantonen so weit etabliert, dass nun der Zeitpunkt
gekommen ist, zu prüfen, ob
das Konzept auch Erfolg hat.
«Die Schulentwicklung ist eine
Geschichte der abgebrochenen Projekte», sagt Furter. Bei
Passepartout soll es aber zu
einem Abschluss kommen.
«Die betroffenen Kantone haben Geld in die Entwicklung
neuer Lehrmittel und in die
Weiterbildung der Lehrpersonen investiert. Nun soll es wissenschaftlich
ausgewertet
werden.»
Wie Furter sagt, sind die
Passepartout-Kantone daran,
eine Vereinbarung mit dem
Institut für Mehrsprachigkeit
der Universität Freiburg einzugehen. Dieses soll prüfen, ob
die Schüler die Lernziele in
Französisch und Englisch erreichen. Nämlich, dass die
Schüler am Ende der Volksschule ungefähr die gleichen
Spielerisch eine Fremdsprache erlernen – diese Idee steckt hinter den Passepartout-Lehrmitteln.
Kenntnisse in Französisch und
Englisch haben.
Schon bei der Einführung sei
eine Evaluation in Testklassen
erfolgt und die Lehrmittel laufend angepasst worden. Laut
Furter ist nun eine «grosse ergebnisorientierte Evaluation
über die ganze Zeit der Volksschule geplant». Ein erster Bericht ist auf Sommer 2018 zum
Ende der 6.Klasse vorgesehen,
der letzte Bericht im Sommer
2021 mit dem Ende der 9.Klasse. Die Lehrmittel bleiben während dieser Zeit unverändert.
Das Konzept für die Erhebung wurde von Peter Lenz
vom Institut für Mehrsprachigkeit ausgearbeitet; Eva Wiedenkeller wird die Umsetzung
koordinieren. Lenz spricht von
einer «Kompetenzmessung»,
in der neben definierten Lern-
zielen auch vage Kriterien wie
Sprachbewusstsein
oder
Sprachstrategien
erhoben
werden sollen. Gemäss Lenz
stützt sich das Projekt auf eine
gleichzeitig laufende Erhebung der Grundkompetenzen
durch die Erziehungsdirekto-
Lehrmittel:
Von den Lehrern akzeptiert
Chronologie
Ein System mit zwei Modellen
Die Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) hat im
Jahr 2004 eine Sprachenstrategie für das ganze Land verabschiedet. Diese legt fest, dass
eine zweite Landessprache und
Englisch spätestens ab dem 3.
beziehungsweise dem 5. Schuljahr unterrichtet wird. Welche
Fremdsprache zuerst kommt,
legt die Strategie nicht fest. Viele
Deutschschweizer Kantone haben sich auf Englisch als erste
Fremdsprache festgelegt, die
Passepartout-Kantone hingegen
haben sich 2006 offiziell zusammengetan und sich auf Französisch als erste Fremdsprache
Bild Charles Ellena/a
Die Vereinbarung liegt bei
den Kantonen zur Genehmigung bereit, so Furter. Die politischen Beschlüsse zu Durchführung und Finanzierung seien bereits getroffen.
Die Berichte würden gewiss
Mängel aufzeigen, welche die
Kantone dann auch gewillt
sind zu verbessern. Die Organisation Passepartout ist bis
Sommer 2018 vorgesehen, und
bis dann dauert auch Reto
Furters Mandat als Projektleiter. Wenn die Evaluation vorliegt, wird es Passepartout
nicht mehr geben, aber die Zusammenarbeit, die dadurch
überhaupt ins Leben gerufen
wurde, wird auch darüber hinaus funktionieren, ist Reto
Furter überzeugt.
geeinigt. Während seither die
Passepartout-Kantone an ihrem
Modell festhalten, gibt es beim
anderen Modell, das keine gemeinsame Organisation kennt,
einige Abweichler. Bei der Volksabstimmung im März verlangte
eine Initiative in Nidwalden, das
Französisch aus der Primarschule zu verbannen. Das Volk sagte
Nein. Im Kanton Thurgau hat die
Bildungsdirektion vom Parlament den Auftrag gefasst, ein
Modell mit Französisch ab der 7.
Klasse zu entwickeln. Auch in
den Kantonen Luzern, Zürich
und Graubünden ist Französisch
in der Primarschule infrage ge-
stellt. Als Argument wird allgemein die Überforderung der
Schüler genannt. Bundesrat
Alain Berset hat klar zum Ausdruck gebracht, dass Französisch
nicht aus der Primarschule fallen
darf. Stelle er fest, dass es so
weit komme, so würde er über
die Bundesgesetzgebung eingreifen, hat er angekündigt. Wie
Passepartout-Projektleiter Reto
Furter sagt, wolle die EDK aber
vermeiden, dass diese Situation
eintritt. Für diesen Sommer
plant die EDK eine Standortbestimmung bezüglich Umsetzung
der Harmonisierung in der
Volksschule. uh
W
er an «Mille feuilles»
und «New World»
mitgearbeitet hat,
ist begeistert, die Schüler haben offenbar Spass damit,
und bei der Lehrerschaft sind
die neuen Lehrmittel weitgehend akzeptiert. Diesen Eindruck hat Jacqueline Häfliger,
Präsidentin des Deutschfreiburger
Lehrerverbandes.
Dennoch ruft sie in Erinnerung, dass die Einführung
nicht ganz problemlos verlief.
Mit dem neuen Fremdsprachenkonzept waren auch höhere Anforderungen bei den
Lehrerinnen und Lehrern in
Sachen Fremdsprachenkom-
petenz verlangt. Diese mussten eine Zertifizierung gemäss
einem internationalen Stufenmodell erlangen.
Jacqueline Häfliger sagt,
dass die ehemalige Erziehungsdirektorin
Isabelle
Chassot für die Lehrpersonen
ein Generalistensystem propagiert hatte, dass aber
der
Fremdsprachenunterricht wieder Richtung Spezialistentum gehe. Auch sei bezüglich des spielerischen
Umgangs mit Fremdsprachen von einem Halbklassensystem die Rede gewesen.
«Dieses wurde nicht umgesetzt», so Häfliger.
uh
Inserat
SAMSTAG
04.04.2015
30%
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