Stern

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Stern
sterne sind hoffnungen
die Gott uns sendet
je dunkler der himmel
über uns
je dunkler die nacht
in uns
desto klarer das leuchten
Helena Aeschbacher-Sinecká, Entfliehen werde ich mit dem Licht, Rauhreif-Verlag 2005
***
Am späten Abend gingen Solomon und Mangaliso spazieren. Der Alte führte den Jungen an der Hand. Die
Sterne über ihnen leuchteten hell und klar. Kein Wind bewegte die Bäume. „Warum sieht man die Sterne nur in
der Nacht“, fragte Mangaliso. „Weil am Tag die Sonne zu hell ist.“ „Woher kommt das Licht der Sterne?“ „Gott
hat den Engeln befohlen, den Boden des Himmels mit Nadelstichen zu durchlöchern, damit etwas Licht aus
seiner Wohnung auf die Erde fällt.“ Mangaliso rief aus: „Oh, wenn die Löcher doch etwas grösser wären!“
Die Sehnsucht nach dem Licht Gottes kann uns helfen, unser Herz zu öffnen für die Ankunft dessen, der von sich gesagt hat, er sei das Licht
der Welt. Ihm dürfen wir unsere Dunkelheit und die Dunkelheiten der Welt hinhalten, damit sein Licht sie verwandle und darin aufleuchte.
***
Überfluss
Ein neuer Stern ist entdeckt,
was nicht bedeutet, es wäre heller geworden
und etwas, was fehlte, wäre hinzugekommen.
Der Stern ist gross und fern,
so fern, dass wiederum klein,
kleiner sogar als die andern,
die noch viel kleiner sind.
Verwunderung wäre nicht verwunderlich,
hätten wir dafür Zeit.
Das Alter des Sterns, die Masse des Sterns, die Lage des Sterns,
das alles reicht womöglich zu einer Doktorarbeit
und für ein bescheidenes Gläschen Wein
in dem Himmel nahestehenden Kreisen –
dem Astronom, seiner Frau, den Verwandten und den Kollegen –
ohne Kleiderzwang, bei aufgelockerter Stimmung.
Lokale Themen beherrschen die Konversation,
und Erdnüsse werden geknabbert.
Der Stern ist herrlich,
aber das ist doch kein Grund,
aufs Wohl der unvergleichlich näherstehenden Damen
nicht anzustossen.
Ein Stern ohne Konsequenz.
Ohne Einfluss aufs Wetter, die Mode, das Spielergebnis,
aufs Einkommen, den Regierungswechsel, die Krise der Werte.
Ohne Folgen für die Propaganda, die Schwerindustrie.
Ohne Abbild auf der Politur am Konferenztisch.
Überzählig für die gezählten Tage.
Wozu hier fragen,
unter wie vielen Sternen der Mensch geboren werde,
unter wie vielen Sternen er etwas später sterbe?
Ein neuer.
„Zeige mir wenigstens, wo er ist.“
„Zwischen dem Rand dieses grauen ausgefransten Wölkchens
und jenem Akazienzweig, weiter links, ja dort.“
Ich sage: „Aha“.
Wislawa Szymborska, in: Hundert Freuden. Gedichte. Suhrkamp Frankfurt 1996, 39f.
***
Sterndeuter
Sterne wie Samenkörner
an den Himmel gesät
wachsen dem schlaflosen Warten
blühend entgegen
Schau tief in deine Nacht
nur dort findet dich der Stern
der dir heimleuchtet
in den helleren Morgen
Brich das gewohnte Sternenzelt ab
und schlaf unter fremdem Himmel
in dir wohnt das Licht
das immerwegs mit dir zieht
Denn das Antlitz Gottes
steht nicht in den Sternen geschrieben
sondern in den leuchtenden Augen
eines geburtswunden Kindes
Andreas Knapp, Weiter als der Horizont, echter, 2002, S. 37
***
Stern
Vom Himmel gefallen
Tief gesunken
Ins Menschenall
Verloren in einer Krippe
Wo niemand sucht.
Versteckt
im gedroschenen Stroh
Der Leute.
Bis ich ihn finde.
Oder er mich.
Und trage ihn
Behutsam
Damit nicht ein Strahl
Abbricht.
Und bringe ihn dir.
Klaus Nagorni
***
Dem Stern folgen
schlafen
träumen
geweckt werden
aufwachen
aufstehen
nicht genau wissen
sich an den Traum erinnern
auf den Weg machen
Lasten abwerfen
durch Wüsten ziehen
die Richtung verlieren
andere nach dem Weg fragen
ausgelacht werden
ein Ziel haben
das Ziel nicht aus den Augen verlieren
dem Stern folgen
einen Schritt
nach dem anderen machen
an Oasen rasten
noch einmal losgehen
müde werden
stolpern
wieder aufstehen
weitergehen
an der Krippe ankommen
keinen Königspalast vorfinden
wie erwartet
trotzdem glauben
Andrea Schwarz: Quelle unbekannt
***
Wie die Weisen
Wie die Weisen
prüfen und abwägen
beobachten und berechnen
Wie die Weisen
neugierig sein
und auf der Spur bleiben
auswählen und verwerfen
Wie die Weisen
forschen und Ausschau halten
lehren und lernen
Wie die Weisen
suchen und aufspüren
und ein Ziel vor Augen haben
Wie die Weisen
Sicher sein und dem Stern folgen
nachfragen und auf Antwort warten
Wie die Weisen
die Ratlosigkeit der Mächtigen ertragen
unterwegs sein und ankommen
Wie die Weisen
Geschenke machen und anbeten
träumen und Gottes Weisung erfahren
Wie die Weisen
hören und entscheiden
aufbrechen und unterwegs sein
Wie die Weisen
sich nicht irre machen lassen
umkehren und den Weg ändern
Wie die Weisen
den König suchen und das Kind finden
den Herrn suchen und den Knecht finden
Wie die Weisen
nach den Sternen greifen
und den Menschen finden
Kurt Wolff
***
Es leuchtet der Stern.
Viel kannst du nicht mitnehmen
auf den Weg.
Und viel geht dir unterwegs verloren.
Lass es fahren.
Gold der Liebe,
Weihrauch der Sehnsucht,
Myrrhe der Schmerzen
hast du ja bei dir.
Gott wird es annehmen.
Karl Rahner
***
Den Stern im Blick
Verheissung im Herzen
Drei Gaben im Gepäck
Weihrauch dem Gott
- berühr unsere Seele
Gold dem König
- verändre die Welt
Myrrhe dem Menschen
- versteh unsre Fragen
Und fehlen
Weihrauch, Myrrhe, Gold
Schenken wir uns
dem König
dem Kind
schenken uns selbst.
Max Feigenwinter
***
Aus der Bahn gefallen
ein Stern.
Ein gefallener Stern
zieht nicht mehr seine gewohnten Kreise.
In die Tiefe gefallen
kommt er von unten –
hat alle Tiefen durchleuchtet.
Ein göttlicher Lichtpunkt
in dunklen Herzen,
die Geburt des Himmels auf Erden.
Eine neue Schöpfung leuchtet
in sieben Farben des Lebens.
Auf dem Weg
spiegelt sich das Licht
in den Steinen am Weg,
steinige Wege
im Feuer aus Liebe gebrannt:
Der Weg Gottes zu den Menschen.
in: Uwe Seidel, Fällt ein Stern aus der Bahn, tvd, Düsseldorf, 1988
***
Menschen brechen
ihre Einsamkeit auf,
entdecken ihren Stern;
erleuchtet
leuchten sie in Dunkelheiten
und werden zu Königen
des Lichts.
Der Weg der Sterndeuter;
ihr Weg nach innen
durch das Labyrinth
in die Tiefe
wird zum Weg
nach Bethlehem –
sie finden den neuen Menschen.
in: Uwe Seidel, Fällt ein Stern aus der Bahn, tvd, Düsseldorf, 1988, S. 16
***
Arche
Im Meer
wartet
eine Arche
aus Sternen
auf die
überlebende
Asche
nach der Feuer flut
Rose Ausländer
***
Lass uns aufbrechen
Einen Engel schickst du mir,
der mir am weiten Nachthimmel
den Stern deutet,
den Weg weist,
der mir den flimmernden Gesang
des Himmels erschliesst.
Komm,
lass uns aufbrechen und gehn.
Uwe Seidel (geb. 1937), Michael Blum/Uwe Seidel: Das kleine Buch der Engelgebete, Düsseldorf 2003, S. 42
***
Num 24,17
17 Ich sehe ihn, doch nicht jetzt,
schaue ihn, doch nicht nahe.
Ein Stern tritt hervor aus Jakob,
und ein Zepter erhebt sich aus Israel
und zerschmettert die Schläfen Moabs
und schlägt nieder alle Söhne Sets.
Mt 2,2; Offb 22,16 · Gen 49,10 · 2Sam 8,2
Ps 17,8
Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel
Apg 27,13
Als ein leichter Südwind aufkam, glaubten sie, ihr Vorhaben stehe unter einem guten Stern, lichteten die Anker
und fuhren der Küste von Kreta entlang.
***
Das Weltbild ist zu biblischen Zeiten und noch lange danach nicht nach Norden ausgerichtet, sondern
‹orientiert›: auf den Orient ausgerichtet, die Himmelsrichtung der aufgehenden Sonne (lateinisch solis orientis).
Im Osten, so dachte man, geht dem Menschen über das natürliche Licht hinaus Wesentliches und Entscheidendes
auf; im Osten gibt es ‹Orientierung› und Erleuchtung. Der Osten hat deshalb eine hohe mythische und
symbolische Bedeutung: Im Osten liegt in manchen Traditionen der Garten Eden, das Paradies. Aus dem Osten
kommen die Ureltern Abraham und Sara. Im Osten liegt aber auch Babylon, das Land des Exils. Doch gelingt es
dem Alten Testament, auch diesen Aspekt des Ostens theologisch so zu bedenken, dass Neues aus ihm
hervorgeht: Nach Osten, in Richtung der Exilierten, verlässt in der Vision Ezechiels die ‹Herrlichkeit Gottes› den
Jerusalemer Tempel, um nach der Zeit des Exils von dorther wieder in ihn zurückzukehren. Entsprechend kommt
dem Osttor in der Stadtmauer Jerusalems bis heute eine hohe Bedeutung zu. Aus dem Osten kommen auch die
drei Weisen, die dem Stern nach Bethlehem folgen.
Gen 2; Ps 50; 113; Jes 45; Ez 8-11; 42-43; Mt 2; Offb 21
***
Sternkrippe
In siebentausend Lichtjahren entfernten Sternkrippen
werden neue Himmelslichter geboren,
von Augenzeugen
jubelnd begrüßt
und getauft
ein Weltraumteleskop
steht Pate.
Was ist dagegen der
eine, der namenlose, der
lang schon verheißene, der
wandernde Stern, der
mit der Anziehungskraft, der
hunderttausend Sternen
nicht weicht, der
Jakobs, der
aufging?
Ganz zu schweigen von der
Krippen, für die Worte
wie
armselig stehn,
die mit dem Heu und dem Stroh,
erinnere dich;
es gab eine Zeit,
da konntest du
selber dich biegen
zu so einer Wiegen,
konntest dich
nicht sattsehn
an der Geschichte,
die da geschah
Stern
Zeller, Eva. Das unverschämte Glück. Neue Gedichte. Stuttgart 2006 (Radius), S. 16.
Vgl. zur letzten Strophe des Gedichts das Lied "Ich steh an deiner Krippen hier" (EG 37), Strophe 4: "Ich sehe dich mit Freuden an und kann
mich nicht satt sehen ..." und Strophe 9: "... So laß mich doch dein Kripplein sein ..."
***
Mache dich auf!
Mach dich auf! Steh auf! Kopf hoch! Los! Komm jetzt! Ich finde, es ist schön, so gerufen zu werden, meistens. Das Essen ist
fertig! Ich habe einen Tee gekocht, kommst Du? Oder ein Anruf: Hallo, wie geht es? Das reicht manchmal schon, dass ich
mich aufmachen kann, erzählen kann, etwas loswerden kann.
Oder eine ganz andere Frage: Wollen Sie nicht bei uns arbeiten? Diese Frage ist etwas anderes als vierzig Bewerbungen zu
verschicken. So eine Frage kommt ganz selten vor. Aber: Wäre es nicht schön, so gerufen zu werden?
Wollen Sie bei mir arbeiten? Immer wieder erzählt die Bibel, wie Gott ruft!
So haben es auch die drei Weisen verstanden und gehört: Der Stern hat sie
gerufen: Mach dich auf! Geh los! Geh heraus! Werde Licht. Zeige dich! Zeig etwas von dir! Und habt keine Angst, sagt Gott:
Wenn ihr euch aufmacht, werdet ihr merken: Ich bin immer schon vor euch da: Die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!
Wie ist das bei uns, wenn wir uns aufmachen?
Das Herz klopft, wenn ich mich aufmache und nicht weiss, wohin die Reise geht, wenn ich loslasse, was mich festhält und
losgehe. Du hast das Gefühl, du lebst zu zurückgezogen? Mache dich auf! Du suchst eine Arbeit, einen Lebensinhalt? Mache
dich auf, zeige dich! Du bis krank? Mache dich auf, nimm an, was du nicht ändern kannst und hoffe auf Heilung! Du bist
traurig und ratlos? Mache dich auf! Suche dir einen Menschen zum Reden. Du stehst vor einem Trümmerhaufen? Mache
dich auf und fang an zu bauen. Du sitzt in der Asche? Dann zieh ein schönes Kleid an und geh tanzen. Du bist ein Frosch?
Dann spring in den Brunnen und hole das Gold.
Mache dich auf. Geh heraus aus einer Situation, wenn sie nicht schön ist. Es leuchtet dein Stern. Und wo du auch hinkommst,
wirst du Gott finden. Denn er ist immer schon vor dir da!
***
«Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter nach
Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und
sind gekommen, um ihm zu huldigen.» (Matthäus 2, 1–2) Der Stern und sein Schweif über der Krippe hat im
Glauben der Christen seinen festen Platz und ruft nach einer astronomischen Erklärung. «Es gibt ein paar
einigermassen plausible Erklärungen für die Himmelserscheinung», sagt der Gossauer Hobby-Astronom Men J.
Schmitt. Ein Komet sei's gewiss nicht gewesen, auch wenn man mit seiner Umlaufzeit von 76 Jahren beinahe auf
das Jahr null hinkäme. Die Erscheinung eines Kometen hatte damals Kriege und Katastrophen angekündigt und
bestimmt nicht die Geburt eines neuen Königs.
Schmitt: «Mein Bethlehem-Favorit ist die äusserst seltene Konjunktion von Saturn und Jupiter im Sternbild der
Fische am 5. Dezember im Jahr 7 vor Christus.» Beide Planeten und das Zodiakallicht könnten am
Abendhimmel eine gewisse Strahlkraft entwickelt haben, so Schmitt. Dass das Ereignis sieben Jahre vor Christi
Geburt stattgefunden habe, führte er auf den unzulänglichen Julianischen Kalender zurück.
Den Beweis wird Schmitt schuldig bleiben, die nächste Konjunktion Saturn-Jupiter findet erst im Jahr 2238 statt.
(mhu)
Tagblatt, 13.12.2010, Focus S. 7
***
Mt 2,1-11
Möglicherweise ist auch der Stern ein Symbol dafür, dass sich in der Geschichte Jesu die Geschichte Israels
wiederholt. Denn Israel leuchtet wie ein Stern, wenn es der Tora gemäss lebt. Genau das aber wird von Jesus
verkündet, dass er die Schrift erfüllt, und so ist es ausdrücklich sein Stern, dessen Aufgehen die Sterndeuter
beobachtet haben.
König - Stern - Magier
In seiner Sternkundigen-Erzählung gibt Matthäus Juden und "Heiden" eine Lehrerzählung, einen Midrasch an
die Hand, durch die sie besser verstehen sollten, einander auf Augenhöhe und in Respekt vor den Offenbarungen
der anderen zu begegnen: Juden und Nichtjuden in der einen christlichen Gemeinde, in der alle Bürgerrecht
hatten, also "Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes" (Eph 2,19) waren.
Die Länder "des Aufgangs", aus denen die Sternweisen kamen, waren seit alters her Orte der Beobachtung der
Gestirne, Babylon galt als ein Ort der Mathematik. Dieser Schatz gehörte dem Osten. Zudem erhielt der Westen
von östlichen Ländern Weihrauch, Gold, Myrrhe. Die Nabatäer handelten damit. Ihr wirtschaftlicher
Machtbereich erstreckte sich zur Zeit des Matthäus von Petra (heute in Südjordanien), ihrer geheimnisvollen
Felsenstadt, bis nach Damaskus. Manche ihrer Handelsstrassen endeten an der Ostküste des Mittelmeers.
Bodenschätze, Gewinn aus Pflanzenprodukten, einfach alles, was Erde und Himmel zu bieten hatten, davon
lebten sie. Auch das jüdische Volk, das sich das Wissen der Fremden immer wieder angeeignet hatte - oft im
Exil, aber auch als Handelsvolk, begünstigt durch Exil und Vertreibungen - pflegte gute Beziehungen zu den
Nabatäern. Die Mutter des Herodes, der in der Erzählung des Matthäus zum listenreichen und hinterhältigen
Kindermörder von Bethlehem wird, stammte aus diesem Volk. Herodes selbst hatte in seiner Jugend im Ringen
um die Macht dorthin einmal die Flucht ergriffen, wie Josephus Flavius erzählt. In der Nähe von Bethlehem war
er im Kampf fast zu Tode gekommen, dort, wohin er später sein Mausoleum bauen liess und wahrscheinlich
auch begraben wurde.
Matthäus macht in den Gaben der östlichen Sucher nach dem Messiaskind deutlich, dass die Völker nicht mit
leeren Händen kommen. Sie haben uraltes Wissen um die Tiefen des Kosmos, die Sterne. Und sie tragen das
Wissen um die Reichtümer der Erde in Händen. Das bringen sie mit. Und jetzt lenkt sie ihr Stern der
Offenbarung nach Westen zum König der Juden, nach Jerusalem, ins damalige Zentrum der jüdischen Religion.
Dort walteten viele Schriftgelehrte und Priester im Tempel ihres Amtes. Warum aber führte der Stern sie
zunächst dorthin? Warum nicht sofort zum Kind? Herodes hätte nie etwas von diesem Kind erfahren. Den
Kindermord hätte es nicht gegeben. (Als Kind habe ich mir die Frage oft gestellt!) Sie kommen nicht mit leeren
Händen, aber ihnen fehlt Wesentliches: Das Wissen um die Tora, um die Schriften der Propheten, um die Gebete
Israels, das Wissen um Gottes Verheissungen, das Wissen um Israels rettenden Gott und zugleich Schöpfer von
Himmel und Erde.
Um das zu erfahren, musste ihr Weg über Jerusalem führen, musste sie der "theologische" Stern, den man
vergebens am Nachthimmel sucht, dorthin geleiten. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten wussten um den
Geburtsort des Messias - prophetisch begründet nach der Schrift (vgl. Mi 5,1.3). Darauf legt der Evangelist nicht
nur an dieser Stelle Wert. Auch wenn der König und die theologische Elite den Weg nach Bethlehem nicht
gehen, die Sucher werden ihn, zusätzlich und notwendig ausgestattet mit dem Schatz Israels, dem Wissen um die
Tora, finden. Denn ab jetzt übernehmen in der matthäischen Erzählung "ihr" Stern und später ein "Traumengel"
wieder die Führung"bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen" (Mt 2,9). Ihre natürlichen
Reichtümer und das Offenbarungswissen Israels zeigen ihnen den Weg - zeigen ihn uns bis heute. Und nur so ist
das jüdische Messias- und Königskind, das zugleich "Aller-Welts-Retter" ist, zu finden.
Für Matthäus kommt keiner mit leeren Händen zu Jesus, dem Messias. Und alle stehen in uralten Traditionen,
die sie mit Suchern der Vergangenheit verbinden. Gleichzeitig machen sie neue Erfahrungen, die sie zum
Glaubenswissen der Alten hinzufügen können.
Unter den Evangelisten ist Matthäus gewiss der Tora-Fromme, der darauf besteht, dass "auch nicht der kleinste
Buchstabe der Weisungen" vergeht (Mt S,18). Gleichzeitig hat er die Weite, das Erbe der Völker anzuerkennen,
das sie in die grosse Gemeinde Gottes aus Israel und den Völkern einbringen. Seine ökumenische Spiritualität ist
tief verwurzelt in den Offenbarungen Israels und lebt doch im Respekt vor dem Wissen um Himmel und Erde
anderer Völker. Darin bleibt sie bis heute beispielhaft in der grossen Ökumene der Religionen.
Wilhelm Bruners, Theologe lebte viele Jahre in Jerusalem, Bibliodramaleiter und Geistlicher Begleiter, Aachen
***
Follow the Star
Viele Kinder sehen sich schon in zartem Alter einer schwerwiegenden Frage gegenüber. Nämlich der Frage, ob
sie wissen, wie viel Sternlein stehen. Und das meistens auch noch kurz vor dem Einschlafen!
Da ist es gut, noch in derselben Strophe zu erfahren, dass Gott die Sternlein gezählet hat. Und dass ihm auch
nicht eines fehlet.
(Vielleicht ist es dann aber nicht überraschend, wenn man später, im Mathematikunterricht, beim kleinsten
Anblick einer ganzen großen Zahl auf der Stelle vom Schlaf übermannt wird. Doch das ist eine andere
Geschichte).
Sterne geben „Zeichen und Zeiten“ heißt es in der Genesis. Sie weisen den Schiffen den Weg durchs nächtliche
Meer, und wenn sie vom Himmel fallen, darf man sich was wünschen.
Sterne in ihrer ganzen großen Zahl haben schon immer die Gemüter der Menschen beschäftigt, ja der
Sternenhimmel ist oftmals selbst ein Bild für das geistige Licht, das die Finsternis um sich herum durchbricht.
Zwar nicht gewaltig und allumfassend wie die Sonne, aber doch beharrlich und irgendwie hoffnungsfroh.
Hoffnungsfroh können wir auch versuchen, nach den Sternen zu greifen, und selbst wenn dieses Unterfangen
nicht immer erfolgreich ist, so sollten wir es deswegen nicht unbedingt bleiben lassen.
Der Stern prägt die Bilder unserer Sprache und damit unser Vorstellungsvermögen.
So verbirgt sich beispielsweise im Ursprung des Wortes KONSTELLATION eine bestimmte Ordnung von
Sternen, (stella, lat. Stern), von denen man glaubte, sie würden auf das Schicksal der Menschen einwirken. Das
gleiche gilt auch für das Wort DESASTER, da steckt „aster“ drin, das griechische Wort für Stern. Und ein DesASTER wäre dann eine unheilvolle SternenkonSTELLAtion. Unsere ASTER ist die „Sternblume“, eine Blume,
die eben auch noch blüht, wenn es kalt und finster wird. Und deren strahlenförmige Blütenblätter - ähnlich
tapfer wie die Sternlein am blauen Himmelszelt – auch noch in totgesagten Parks und dunkler werdenden
Gärten leuchten.
Jetzt, in der Weihnachtszeit, sind Sterne in ihrer ganzen großen Zahl allgegenwärtig. Nicht nur weil es länger
dunkel ist und die Sterne daher viel länger zu sehen sind als sonst, sondern weil es den Stern gibt, den einen,
den nie vorher gesehenen Stern.
Und wir brauchen diesen Stern gerade jetzt. If you follow the star, heißt es in unserem Lied, „wenn du dem
Stern folgst“, dann wirst du Licht, Liebe, Kraft und Stärke selbst in deiner dunkelsten Stunde erfahren. (...that
gives you strength in your darkest hour).
Und wenn der Stern dort leuchtet, wo es dunkel ist, und die Hoffnung auf ihn, nein, besser noch der Glaube an
ihn, dort aufschimmert, wo Angst ist, dann wird vielleicht deine dunkelste Stunde zu einer Sternstunde.
*******
Eine Sternstunde ganz anderer Art erlebt Wilhelm Meister in Goethes gleichnamigem Roman, als er die
Sternwarte eines Astronoms hinaufklettert, und „allein auf die völlig freie Fläche eines runden hohen Turmes“
hinaustritt:
„Die heiterste Nacht, von allen Sternen leuchtend und funkelnd, umgab den Schauenden, welcher zum
erstenmale das hohe Himmelsgewölbe in seiner ganzen Herrlichkeit zu erblicken glaubte. Denn im gemeinen
Leben, abgerechnet die ungünstige Witterung, die uns so oft den Glanzraum des Äthers verbirgt, hindern uns zu
Hause bald Dächer und Giebel, auswärts bald Wälder und Felsen, am meisten aber überall die inneren
Beunruhigungen des Gemüts, die, uns alle Umwelt mehr als Nebel und Misswetter zu verdüstern, sich hin und
her bewegen.“
Und so geht es uns schließlich auch manchmal, wenn wir versuchen, unserem Stern, unserer Berufung, unserem
Ziel, unserem Glauben, zu folgen: Oft sehen wir gar nicht, was wir da genau vor Augen haben, weil uns „innere
Beunruhigungen“ umtreiben und unser Gemüt „verdüstern“, wie es bei Goethe heißt. Wie oft sehen wir
Sternchen, aber nicht den Stern.
Wilhelm Meister geht es ähnlich, benommen hält er sich die Augen zu: „Was bin ich gegen das All?“ sagt er.
Diese Verlorenheit, die eigene Beliebigkeit, seine im ganz wörtlichen Sinne Gleich-Gültigkeit angesichts des
funkelnden Nachthimmels wird Wilhelm Meister offenbar und erschreckt ihn. Ein unermesslich kalter und
unbewohnter Himmel klafft über ihm wie ein Abgrund. Dies ist nicht das gemütliche, blaue Himmelszelt, in
dem Gott alles gezählet hat und auch dich kennt und dich lieb hat.
Doch Wilhelm fängt sich, wendet sich nach innen und nimmt die Erhabenheit des Sternhimmels zum Anlass,
sich und seine Werte zu überprüfen. Und er erkennt, dass selbst sein winzig kleiner Beitrag zur kosmischen
Harmonie ebenso wenig fehlen darf wie das schwächste Sternlein aus unserem Abendlied.
Irgendwann schläft Wilhelm ein, doch dann will ihm der Astronom den Morgenstern zeigen.
„Geweckt von dem Sternkundigen sprang Wilhelm auf und eilte zum Fenster; dort staunte, starrte er einen
Augenblick, dann rief er enthusiastisch: ‚Welche Herrlichkeit! Welch ein Wunder!’ Andere Worte des
Entzückens folgten, aber ihm blieb der Anblick immer ein Wunder, ein großes Wunder.“
Und der Astronom erwidert darauf:
„’Daß Ihnen dieses liebenswürdige Gestirn, das heute in Fülle und Herrlichkeit wie selten erscheint,
überraschend entgegentreten würde, konnt ich voraussehen, aber das darf ich wohl aussprechen, ohne kalt
gescholten zu werden: kein Wunder seh’ ich, durchaus kein Wunder!’
‚Wie könnten Sie auch?’ versetzte Wilhelm‚ da ich es mitbringe, da ich es in mir trage, da ich nicht weiß, wie
mir geschieht.’“
Das Gefühl von Verlorenheit angesichts der Sterne weicht zugunsten der Begeisterung für den einen Stern. Und
mit ihm erwacht das Bewusstsein, dass der Kosmos vielleicht nicht für den Menschen gemacht ist, der Mensch
aber eben auch nicht darin verloren geht! Gott, heißt es in Psalm 147, „zählt die Sterne und nennt sie alle mit
Namen“. (Genauso wie dich selbst und deinen kranken Nachbarn auch.) Stern und Mensch, beide Teil der
göttlichen Schöpfung, könnten nicht weiter von einander entfernt sein und sind sich doch für einen Moment so
nah. Dieser Moment ist eine wunderbare Erfahrung, „ein Wunder, ein großes Wunder“. (Der Schriftsteller
James Joyce verwendet für solche Momente übrigens den theologischen Begriff „Epiphanie“, was soviel heißt
wie „göttliche Erscheinung“).
Vielleicht ist der Morgenstern selbst kein Wunder, aber das, was sein Anblick in uns auslöst, kann eines sein.
Wir bringen das Wunder mit, wir tragen es in uns. Und es bedarf nur eines Sterns zur richtigen Zeit am
richtigen Ort, damit es zu so einem Wunder kommt. Damit sein Licht in uns scheinen kann, damit Gott darin
ER-scheinen kann, unsere dunkelste Stunde erhellt und sie zur Sternstunde macht.
Der Stern zu Bethlehem, der nie vorher gesehene Stern, der Stern, der die Weisen zum Kind führte, war genau
so einer. An Weihnachten wird uns noch mal ganz klar, ja sternenklar, dass wir ihm getrost folgen sollen,
diesem Stern. Dass wir an ihn glauben können. Dass er für jeden von uns leuchtet. Und zwar wirklich für jeden
Einzelnen: nicht einer von uns fehlet, trotz unserer ganzen großen Zahl.
Katharina Hagena
***
Einer der Weisen schreibt Briefe an S.
Liebe S.,
entschuldige, dass du so lange nichts von mir gehört hast. Die letzten Monate waren nur Arbeit. Nächte habe ich
über Sternkarten gebeugt am Schreibtisch verbracht. Habe den Himmel beobachtet, bin den Bewegungen der
Gestirne gefolgt, habe Zusammenhänge gesucht. Warum bewegen dich die Sterne? Manche meinen, der Himmel
würde sich in der Erde Spiegeln und die Erde im Himmel. Man muss es nur lesen können. Ob etwas dran ist?
Was glaubst du: Gibt es einen, der sieht? Der dort oben lenkt, was hier unten geschieht?
Wenn man Nacht für Nacht in den Himmel schaut, dass ist das fast wie ein Gottesdienst: das Firmament, so weit,
so majestätisch, ein einziges Blinken und Blitzen.
Und wenn ich dass an mein kleines Leben denke, das vor allem darin besteht, mein Soll zu erfüllen, dann frage
ich mich: Ist das wirklich alles? müsste es nicht mehr geben?
Du siehst, das sind keine Fragen, die sich in mathematischen Gleichungen oder nach den Gesetzen der Logik
lösen lassen. Etwas Neues also für mich. Ich werde dich wissen lassen, wenn ich weiter bin.
Lass uns voneinander hören. Bald, ja?
Dein C.
Liebe S.,
letzte Woche habe ich zwei Kollegen kennen gelernt, die mir gefallen. Wir sind auf etwas gestossen, dass mich
nicht loslässt. Sieh nach Osten: Jupiter und Saturn wandern aufeinander zu, es scheint, als wüchsen sie
zusammen. Was kann das bedeuten, haben wir uns gefragt, und ich habe ein paar Nächte lang alte Schriften
gewälzt. Ein Stern wird aufgehen, las ich dort, und ein Zepter aus Israel aufkommen.
Nun ist Jupiter der König der Sterne und Saturn das Schutzzeichen Israels. Diese Konstellation steht im Sternbild
der Fische, was ungewöhnlich ist. Das könnte also heissen: Ein neuer König wird geboren, aber nicht hier,
sondern in Israel. Ein besonderer Herrscher muss das sein, wenn die Sterne seine Boten sind.
Ich weiss selbst nicht, warum mich das so bewegt. Es scheint mir wie ein Zeichen. Solange habe ich Ausschau
gehalten, ohne zu wissen, wonach. Es ist, als sagte nun jemand: Bitteschön. Da hast du, wonach du suchst.
Nur, was mache ich damit?
Ich melde mich wieder. Jetzt bin ich mit den beiden Kollegen verabredet. Wir wollen ein bisschen zusammen
weggehen. Sie sind ebenso fasziniert von diesem Stern wie ich. Und ebenso ratlos. Vielleicht kamen wir
gemeinsam weiter.
Ich grüsse dich herzlich.
Dein C.
Liebe S.,
Es ist Abend, und die Luft riecht feucht und kühl und würzig. Vollkommen still ist es, nur das Schnauben der
Kamele höre ich von Zeit zu Zeit. Du fragst dich, wo ich bin? Auf der unglaublichsten Reise, die ich je begonnen
habe. Ich folge dem Stern. B. und M. an meiner Seite. Wir sind einfach aufgebrochen – wider alle Vernunft. Das
muss verrückt klingen. Ich finde mich selbst verrückt. Wenn die Leute fragen, wohin wir wollen, dann sagen
wir, dass wir den neuen König suchen. Wir sind auf einmal Utopisten, Visionäre, wir haben weder beweise nach
Garantien in der Hand. Wir werden angezogen von einem, dessen Namen wir nicht einmal kennen. Es ist ein
grosses Abenteuer. Aus den alten Schriften habe ich mir eine Prophezeiung herausgeschrieben: „Das Volk, das
im Finstren wandelt, sieht ein grosses Licht“, heisst es dort. Sag selbst: Klingt das nicht schön?
Ich habe beschlossen, das Ganze wie eine mathematische Frage zu behandeln. Probehalber gehe ich von der
Annahme aus, es könnte wahr sein.
Du hörst von mir. Versprochen.
Dein C.
Liebe S.
jetzt sind wir bald zwei Monate unterwegs. Du glaubst nicht, was ich auf dieser Reise bereits alles erfahren habe!
Ein Vielfaches von dem, was ich je in meinen Studien lernte. Es ist eine Reise nach innen. Ich bin auf der Spur.
Ich bin Menschen begegnet. Ich habe gelernt, von ihnen zu lernen, indem ich nichts will. Sondern offen
aufnehme, was mir entgegenkommt.
Aber darüber habe ich nicht unser Ziel vergessen. Den neuen König. Gestern haben wir einander unsere
Geschenke für ihn gezeigt. Das war spannend, weil sie etwas von unseren Wünschen verrieten. M. bringt ihm
Gold. Weil nur Gold eines Königs würdig ist. Glanz und Herrlichkeit sieht er darin. B. hat Weihrauch
ausgewählt, weil er glaubt, dass dieser König nicht nur Mensch ist, sondern ein Gott. Und ich? Ich habe Myrrhe
dabei. Weil sie Schmerzen lindert und heilt. Ich dachte, niemand ist so gross, dass er unempfindlich ist gegen
Leid. Merkwürdige Geschenke sind das. Sie erinnern mich an das Wertvollste, das Heiligste, das Verletzlichste,
das wir haben.
Ich bin wirklich neugierig, wohin uns das alles führt.
Dein C.
Liebe S.,
manchmal halte ich mich selbst für naiv. Wir suchen nach einem neuen König. Anders soll er sein. Ein
Herrscher, der nicht herrscht. Von einem, der das Unten zum Oben macht, träumten wir, das Kleine gross. Und
wohin sind wir gegangen? Dorthin, wo die Macht ist. Nach Jerusalem. Herodes hat uns empfangen. Wir haben
ihn nach dem Neugeborenen gefragt, und er wusste von nichts. Aber er wurde sofort hellhörig. Ein anderer
Herrscher? Er rief seine Gelehrten zusammen und die fanden diesen Spruch: Und du, Bethlehem, bis keineswegs
die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.
Nun war er ausgesprochen interessiert. Alles wollte er aus uns herausbekommen: Er lobte unsere
wissenschaftliche Arbeit, unsere Zähigkeit, unseren Abenteuergeist. Alles Worte, für die wir höchst empfänglich
waren. Er stellte uns sogar in Aussicht, in seinem Dienst zu arbeiten. Wir sollten nur wiederkommen und ihm
berichten. Ich spürte die ganze Zeit ein Unbehagen. Es war, als müsste ich wählen: Anerkennung, Status, Geld
gegenüber der Ungewissheit einer Suche nach dem, wonach mein Herz ruft. Seit wann bin ich anfällig für derlei
Empfindungen?
Ich wundere mich und grüsse dich – von Herzen!
Dein C.
aus: Der andere Advent 2009
Rückblick und Sterngebet
„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,
ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“
Gott schenkt uns sich selbst –
immer wieder können wir ihn erleben
und verstehen, was er uns sagt.
Mal durch einen Satz aus der Bibel, der uns anspricht,
oder durch einen Menschen, einen guten Freund,
einen Gedanken oder ein Lied.
Wenn du heute so einen Stern,
ein kleines Licht von Gott in deinem Tag entdeckt hast,
dann kannst du das jetzt sagen!
Vielleicht fängst du deinen Satz an mit…
„Ein Stern war für mich heute…“
Gemeinsames Psalmgebet (nach Psalm 27):
Gott ist mein Licht,
wenn es finster ist.
Er ist mein Schutz,
wenn ich Angst habe.
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Vor den Menschen? Vor dem Alleinsein?
Gott ist stärker.
Gott ist bei mir.
Verlass mich nicht,
zeige mir meinen Weg,
begleite mich.
Wenn du bei mir bist, habe ich Mut.
Wenn du mir hilfst, bin ich stark.
Du, Gott, bist mein Licht, wenn es finster ist,
und mein Schutz in der Nacht.
Ich danke dir, dass du mir hilfst.
AMEN
Lied
Abendsegen
Dein Segen sei uns wie ein Stern,
der hell strahlt in der Dunkelheit und uns Hoffnung schenkt.
Dein Segen sei uns wie der Mond,
der treu und sanft zu uns steht, auch wenn wir ihn nicht sehen.
Dein Segen sei uns wie die Sonne,
die uns scheint voller Gnade und Liebe
und mit ihrem Licht Leben und Zukunft bringt.
So segne uns Gott der Vater, der Sohn und der heilige Geist.
Amen
Literaturhinweis:
Psalmgebet: Heidi und Jörg Zink, Wie Sonne und Mond einander rufen. Gespräche und
Gebete mit Kindern, Kreuz Verlag, Stuttgart, 1991, 7. Auflage.
Gottes Wort ist wie Licht (Text: Hans-Hermann Bittger, 1978)
Dorothea Turck-Brudereck
***
Sterne, Kugeln, Lichter erinnern uns an den gestirnten Himmel, der seine eigene Ordnung und Schönheit
offenbart. Wir sollten hin und wieder einen Blick zum gestirnten Himmel werfen. So wie jene Sternseherin Lise,
von der Matthias Claudius erzählt:
„Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan
und niemand mehr im Hause wacht,
die Stern’ am Himmel an.
Dann saget unterm Himmelszelt
mein Herz mir in der Brust:
Es gibt was Bessres in der Welt
als all ihr Schmerz und Lust.“
Etwas Besseres in der Welt ersehnen wir alle. Das ist wohl auch der tiefere Grund, weshalb wir an Weihnachten
Sterne aufhängen. Einen vor allem: ganz oben im Wipfel, an der Spitze des Baumes, einen acht- oder gar
sechsstrahligen Stern. Ein Stern, der alle anderen Sterne überstahlen soll.
„Es wird ein Stern aufgehen aus Jakob“ – heißt es in einer ältesten Schriften des Alten Testaments.
Die Sehnsucht nach einem, der Hilfe und Heil bringt, war schon immer groß. Aber es gibt viele Irrlichter, die
blenden und ganze Völker in die Irre leiten können, bis in unsere Tage. Nicht jedem Stern ist zu trauen.
Der Stern am Weihnachtsbaum ist kein Irrlicht. Er weist hin auf das Kind in der Krippe.
Jesus ist der Hoffnungsstern. Er ist über diese Welt als Hoffnungslicht aufgegangen. Und unser Leben ist wie
eine Krippe, die diesen Stern fassen und aufnehmen will.
Jeder Mensch ist aus Sternenstaub gebildet. In jedem leuchtet ein Funke himmlischen Lichts, ein Lichtstrahl
Gottes – und sei er noch so verschüttet, verdunkelt, verborgen. Die Liebe bringt es an den Tag.
Schenk einem Menschen ein liebes Wort, und seine Augen werden strahlen wie zwei funkelnde Sterne. Gib
einem verzagten und bekümmerten Menschen ein gutes Wort, und ein Stern der Hoffnung geht für ihn auf,
verändert sein Leben.
Ich wünsche Ihnen, dass der Stern der Weihnachtsbotschaft Ihr Leben heller macht.
Klaus Majoress
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Ich wünsche dir einen Himmel
voller Sterne…
Sterne, die glänzen,
wenn du glücklich bist.
Sterne, die den Weg zeigen,
wenn du nicht mehr weiter weisst.
Sterne, die leuchten,
wenn es dunkel ist.
Sterne, nach denen du greifen kannst,
wenn du fröhlich bist.
Sterne, die Menschen dir holen,
wenn sie dich erfreuen wollen.
Sterne, die aus dir strahlen,
wenn du anderen gut bist.
Ich wünsche dir einen Himmel voller
Sterne, heute und an jedem Tag deines
Lebens.
Christa Carina Kokol
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