Seminar zur Vorlesung TPV: Fortgeschrittene Konzepte der Quantenphysik Prof. Dr. Giovanna Morigi SoSe 2013 Aufgabe 15 Blatt 7 31.05.2013 Teilchen im Zentralpotential Der Hamiltonoperator eines einzelnen Elektrons in einem Zentralpotential V (~r) = V (r) ist gegeben durch H = c ~α̂ · p~ + α̂t mc2 + V (r) . (1) ~ eine Erhaltungsgröße ist. (1 Punkt) ~ + h̄ Σ a) Zeigen Sie, dass der Gesamtdrehimpuls J~ = L 2 b) In der nichtrelativistischen Quantenmechanik legen die Eigenwerte des Operators ~σ̂·J~ fest, ob der Spin des Elektrons parallel oder antiparallel zum Gesamtdrehimpuls J~ ausgerichtet ist. Wir wollen dies nun für die relativistische Quantenmechanik erweitern. ~ · J~ − h̄/2) eine Erhaltungsgröße ist, die Zeigen Sie dazu, dass der Operator K = α̂t (Σ auch mit dem Gesamtdrehimpuls kommutiert. Hinweis: Zeigen Sie zunächst, die Identität ~ Σ ~ · B) ~ = −γˆ5 A ~·B ~ + i~α̂ · (A ~ × B) ~ , (~α̂ · A)( (2) wobei γˆ5 durch γˆ5 = γˆ1 γˆ2 γˆ3 γˆ4 = 02 −12 −12 02 gegeben ist. Die Identität α̂j = −Σj γˆ5 = −γˆ5 Σj kann hilfreich sein. (3) (2 Punkte) c) Als Folge lassen sich simultane Eigenfunktionen zu H, K, J~2 und J3 konstruieren, mit den jeweiligen Eigenwerten E, −h̄κ, h̄2 j(j + 1) und h̄j3 . Bestimmen Sie die Beziehung ~ 2 und J~2 zwischen den Eigenwerten κ und j, indem Sie zunächst die Eigenwerte von K miteinander vergleichen. (1 Punkt) d) Bestimmen Sie aus den erhaltenen Ergebnissen die Eigenwertgleichungen für die zweikomponentigen Spinoren ψA und ψB ,die die positive und negative Energiekomponenten ψA des vierkomponentigen Spinors ψ = sind, für die Operatoren K, J~2 , und J3 . ZeiψB gen Sie, dass die zweikomponentigen Spinoren ψA , ψB einer solchen Eigenfunktion jeweils ~ 2 mit den entsprechenden Eigenwerten h̄2 lA (lA + 1) für sich auch Eigenfunktionen zu L ~ 2 ist. Wie lauten die und h̄2 lB (lB + 1) sind, obwohl ψ selbst keine Eigenfunktion zu L Beziehungen zwischen lA , lB , j und κ? (1 Punkt) 1 Aufgabe 16 Radialgleichung des Wasserstoffatoms Wir betrachten im folgenden das Potential V (r) = −(e2 /4πr) des Wasserstoffatoms. a) Wir nehmen folgenden Separationsansatz für die Wellenfunktion an, j3 g(r)Yj,l ψA A ψ= = . j3 ψB if (r)Yj,l B (4) j3 ~ 2 , und sie erfüllen aufgrund Hierbei sind die Yj,l jeweils Eigenfunktionen zu J~2 , J3 und L von Paritätsbetrachtungen die folgenden Beziehungen: ~σ · ~x j3 j3 Yj,lA = −Yj,l , B r ~σ · ~x j3 j3 , = −Yj,l Y A r j,lB (5) (6) (7) ∂ ~ die folgenden Leiten Sie damit, und mit der Beziehung ~σ · p~ = ~σr·~2x (−ih̄r ∂r + i~σ · L), Radialgleichungen aus der Dirac-Gleichung her: (1 − κ) df + f = E − V − mc2 g −ch̄ (8) dr r dg (1 + κ) + g = E − V + mc2 f . ch̄ (9) dr r (1 Punkt) b) Leiten Sie mit den Ersetzungen F (r) = rf (r) und G(r) = rg(r) sowie den Abkürzungen c1 = (mc2 + E)/h̄c, c2 = (mc2 − E)/h̄c, α = (e2 /4πh̄c) ' 1/137 (die Sommerfeldsche √ Feinstrukturkonstante in Heavidside-Lorentz-Einheiten) und ρ = c1 c2 r die folgenden gekoppelten Gleichungen her: r d κ c2 α − F− − G=0 (10) dρ ρ c1 ρ r d κ c1 α + G− + F = 0. (11) dρ ρ c2 ρ P P m m Zeigen Sie, dass die Faktorisierung F = e−ρ ρs ∞ und G = e−ρ ρs ∞ m=0 fm ρ m=0 gm ρ , mit f0 , g0 6= 0, auf die folgenden Rekursionsrelationen führt: p (12) (s + q − κ)fq − fq−1 + αgq − c2 /c1 gq−1 = 0 p (s + q + κ)gq − gq−1 − αfq − c1 /c2 fq−1 = 0 . (13) √ Zeigen Sie weiter, dass s = ± κ2 − α2 erfüllt. Warum kann nur die positive Wurzel auf eine gültige Lösung führen? (2 Punkte) 2 n 1 2 2 2 3 3 3 3 3 n0 = n − |κ| ≥ 0 κ = ±(j + 21 ) spektroskopische Notation 0 −1 1s 1 2 1 −1 2s 1 2 1 +1 2p 1 2 0 −2 2p 3 2 2 −1 3s 1 2 2 +1 3p 1 2 1 −2 3p 3 2 1 +2 3d 3 2 0 −3 3d 5 2 Tabelle 1: Beziehung zwischen den relativistischen Quantenzahlen und der in der Atomphysik gebräuchlichen spektroskopischen Notation. c) Wir nehmen an, dass beide Potenzreihen bei der gleichen Ordnung abbrechen, d.h. für ein bestimmtes n0 gilt: fn0 6= 0, fn0 +1 = gn0 +1 = 0, gn0 6= 0. (14) Leiten Sie damit eine Beziehung zwischen fn0 und gn0 her, und zeigen Sie, dass die Energieeigenwerte durch mc2 (15) E=r 2 2 1+ √ α1 0 2 2 n+ (j+ 2 ) −α gegeben sind. In Tabelle 1 ist die Beziehung zwischen den relativistischen Quantenzahlen und der spektroskopischen Notation gegeben, sowie die Beziehung zwischen der Hauptquantenzahl n der nichtrelativistischen Quantenmechanik und n0 der Dirac-Theorie, welche durch n = n0 + (j + 21 ) = n0 + |κ| gegeben ist. Für n gilt die Relation n ≥ 1 (warum?). Weshalb sind in der Tabelle für n0 = 0 nur die Zustände mit κ < 0 angegeben? Bestimmen Sie weiter mit Hilfe von Gleichung (15), welche der in der Tabelle angegebenen Zustände degeneriert sind. (2 Punkte) 3