Grundlage der Vierpoltheorie Was haben Netzteile, HF Filter und Koaxialkabel gemein? Richtig: sie haben vier Anschlüsse, bzw. vier Pole. In der dazugehörigen „Vierpoltheorie“ wird diese Klasse von Schaltungen untersucht und beschrieben. Dabei kommt man mit erstaunlich einfachen Annahmen zu erstaunlich weitreichenden Folgerungen. Diese helfen, Schaltungen zu verstehen, einzusetzen und zu entwickeln. Konkret hilft die Vierpoltheorie, Schaltungen aufeinander abzustimmen, die richtigen Kabel zu wählen, Transistor-Datenblätter zu verstehen, Hintereinander- Schaltungen zu berechnen und vieles mehr. Hier lernen Sie, warum Vierpole gerade durch zwei Gleichungen mit drei Unbekannten beschrieben werden und welche Darstellungsformen üblich sind. Stellen wir uns zunächst eine Quelle (hier: Verstärker) und einen daran angeschlossenen Verbraucher (hier: Zusatzlautsprecher) vor. Elektrotechnisch ist die Schaltung i 1 , als auch die beschrieben, wenn sowohl der Strom u Spannung 1 bekannt sind. Um diese zwei Unbekannten zu bestimmen, braucht man 2 Gleichungen, die die beiden Teile j t charakterisieren, zum Beispiel u 1 =U e und i 1 =u 1 / Z . Wenn nun zwischen diese beiden eine Zusatzschaltung geschlossen wird, so hat sie natürlicher Weise vier Pole. Außerdem kommen noch zwei Unbekannte ( i 2 und u 2 ) hinzu. Nun kann man sich leicht überlegen, wann genau die Gesamtschaltung so beschrieben ist, dass alle Spannungen und Ströme fest liegen: genau dann, wenn zu den zwei neuen Unbekannten noch zwei Gleichungen hinzukommen. Daher gilt: Jeder Vierpol wird durch genau zwei Gleichungen vollständig beschrieben. Im Allgemeinen werden die beiden Gleichungen zunächst alle vier Unbekannten enthalten können. Durch Einsetzen lässt sich jeweils eine der Unbekannten eliminieren. Daher gilt: Jeder Vierpol kann durch ein System aus zwei Gleichungen mit jeweils drei Unbekannten beschrieben werden. Wenn der Vierpol nur aus „linearen Bauelementen“ (Widerstand, Spule, Kondensator) besteht, so werden auch die Strom-Spannungsgleichungen linear, das heißt, quadratische Terme oder höhere Exponenten von u und i treten nicht auf: Jeder aus linearen Bauelementen bestehende Vierpol kann durch ein System aus zwei linearen Gleichungen mit jeweils drei Unbekannten beschrieben werden. Ein solches System ist einer Matrixgleichung mit vier Unbekannten äquivalent, wie das folgende Beispiel zeigt: u 1 =A11 u 2 A12 i 2 i 1 = A21 u 2 A22 i 2 u1 u =A 2 i1 i2 Je nachdem, wie die Unbekannten im Gleichungssystem sortiert sind, spricht man von einer Impedanz-, u1 i =Z 1 u2 i2 Admitanzi1 u =Y 1 i2 u2 Kettenparameter- oder Hybrid-Matrix. u1 i u1 u =h 1 =A 2 −i 2 u2 i1 i2 Die Kettenparametermatrix erleichtert das Errechnen von Hintereinanderschaltungen. Die Hybridmatrix findet in der Beschreibung von Bipolartransistoren eine große Rolle. 1 Fachbereich Elektrotechnik oder Informatik Elektroniklabor Prof. Dr. Martin Poppe