Kompressionstherapie bei Ödemen unter Berücksichtigung von Adipositas und Geriatrie Christine Hemmann-Moll Abstract: Die Kompressionstherapie bei Lymphödemen soll, wie in den Leitlinien der Gesellschaft Deutschsprachiger Lymphologen (AWMF-Leitlinien-Register) beschrieben, mit flachgestrickter Kompressionsbestrumpfung erfolgen. Der Einsatz von kurzzügigen Materialien hat sich bewährt, da bei der Kompressionstherapie die Konservierung des Therapieerfolgs nach der Entstauungsphase das primäre Ziel darstellt. Der Kompressionsdruck wird durch die kräftige Materialstärke bestimmt und nicht, wie beim Rundstrickverfahren, durch Vordehnung des Schussfadens. Die Auswahl des Materials und die Kompressionsklasse ist von dem jeweiligen Ödemstadium abhängig und sollte eine größtmögliche Mobilität des Patienten unterstützen. Um eine optimale Passform bei teilweise extremen Umfangmaßen und Kalibersprüngen zu erreichen, ist eine individuelle Maßanfertigung notwendig. Durch den gesellschaftlichen Wandel treten neue Versorgungskriterien in den Fokus. Aufgrund besserer Prognosen werden Patienten älter und benötigen damit auch länger eine Kompressionsbestrumpfung. Altersbedingte Einschränkungen wie Herzkreislauferkrankungen, Diabetes mellitus und orthopädische Erkrankungen sind häufig begleitend vorhanden. Eine Herausforderung stellen ebenfalls Ödeme dar, die auf Grund von Adipositas auftreten. Kombinierte/ mehrteilige Kompressionsversorgungen, die individuell die geforderten Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen, erhöhen die Adherence und damit den Erfolg der Kompressionstherapie. Flachstrickmaterialen, die durch eingestrickte Silberfäden einen nachgewiesenen antibakteriellen Effekt haben, werden bei zunehmender Multimorbidität immer wichtiger. Die propriozeptorische Wirkung kann auch bei der Kompressionstherapie in der Ödemversorgung beobachtet werden und unterstützt ältere, bzw. adipöse Patienten dabei, sich zu bewegen. Neben der richtigen Materialauswahl und der Erfahrung beim Abmessen nach standardisierten Kriterien, ist das korrekte Anziehen/Anlegen der Kompressionsbestrumpfung für ein gutes Tragegefühl entscheidend. Verordnungsfähige Anziehhilfen unterstützen dabei die Patientenautonomie. Um die Adherence des Patienten zu verbessern, ist eine offene Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen sehr wichtig und sollte permanent verbessert werden, mit dem Ziel, den aufgeklärten Patienten bei seiner Therapie-Verantwortung zu begleiten und fördern.