Forschung an der HNO-Klinik Jena Nr. 1 09/2010 Das neue Informationsblatt zur Forschung an der HNO-Klinik liegt hier in seiner ersten Ausgabe vor und wird in dieser Form regelmäßig erscheinen. Im Schwerpunkt wird jeweils ein aktuelles Forschungsthema stehen, das wir im Hauptartikel vorstellen. In kompakter Form präsentieren wir Ihnen weitere Informationen zu Veranstaltungen, Forschungsaktivitäten, Projekten und Studien. Wir hoffen, dass die Einblicke in unsere Forschungsarbeit Ihr Interesse finden und freuen uns auf Kritik und Anregungen zum neuen Klinikjournal. Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius (Direktor der Klinik) Mosaik: Forschungsprojekt: Vergleich von Einwegsaugern und Mehrwegsaugern für otologische und rhinologische Operationen Projektleiter: G. Schneider Studie: Kardiovaskuläre Charakterisierung von Patienten mit Hörsturz Studienleiter: O. Guntinas-Lichius Ärztliche Mitarbeiter: J. Ritter, K. Oertel Die Ursachen für einen akuten Hörsturz sind unklar. Eine vermutete Ursache sind Durchblutungsstörungen des Innenohres. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass ein Hörsturz einen früh auftretenden Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Ziel der vorliegenden Studie ist es zu untersuchen, ob sich bei Patienten mit Hörsturz bereits kardiovaskuläre Risikofaktoren feststellen lassen. Hierzu werden eine Doppler-Sonografie der Halsgefäße und eine spezielle EKG- Untersuchung durchgeführt. Es ist eine Studiendauer von 12 Monaten vorgesehen, wobei sich die Studie derzeit noch in einer Pilotphase mit zunächst 10 Patienten befindet, um das Untersuchungsprogramm abzustimmen. Julia Ritter, [email protected] Sauger für Ohr- und Nasen-Operationen wurden im Biomateriallabor hinsichtlich intraluminaler Rückstände, Materialabnutzung und Kostenkalkulation evaluiert. Alle Mehrwegsauger wiesen nach den OPSimulationen einen hohen Materialverlust durch Bohrer sowie sterile Rückstände trotz Reinigung und Sterilisation auf. Sauger mit kleinem Durchmesser verstopften nach mehrfachem Gebrauch sehr schnell. Daher ist eine Nutzung von Einwegsaugern vor allem bei mikrochirurgischen Operationen zu empfehlen. Bei einfachen Eingriffen ohne Bohrer und hohen Op-Zahlen ist der Einsatz von Mehrwegsaugern sinnvoll und kostengünstiger. Sibylle Voigt (Biomateriallabor), [email protected] Vorankündigungen: 8. Jenaer Kurs für funktionell-ästhetische Chirurgie: 30.09.2010 - 02.10.2010 Fortbildungen im September 2010: (Hörsaal HNO) 08.09.2010: Fortbildung Sonografie 15.09.2010: Aktuelle Trends in der Behandlung des Kopf-Hals-Karzinoms 22.09.2010: Fortbildung Bluttransfusion http://www.hno.uniklinikum-jena.de/Forschung.html Im Fokus: Hörschwellenbestimmung bei Kleinkindern Ein gutes Gehör ist eine wichtige Voraussetzung für den Spracherwerb von Kleinkindern. Die Sprachentwicklung selbst ist in ihren Grundzügen etwa im dritten Lebensjahr abgeschlossen. Das setzt voraus, dass Hörstörungen lange vor Vollendung des dritten Lebensjahres erkannt werden müssen. Das ist nicht einfach, denn Säuglinge oder Kleinkinder können uns nicht sagen, ob sie etwas gehört haben oder vor allem, was sie gehört haben. Heute kann man mit Hörgeräten oder Cochlea – Implantaten, schwerhörige oder gar taube Kinder therapieren und damit in die Lage versetzen, Sprache zu erlernen. Diese großartigen Möglichkeiten nützen aber nur, wenn man die Hörstörung frühzeitig erkennt und ihr Ausmaß bestimmt. Eine erste Stufe der Früherkennung war das Neugeborenen-Hörscreening, welches die Phoniatrie-Pädaudiologie im Jahr 1998 in der Frauenklinik begann. Seit einigen Jahren wird es von den Schwestern der Geburtsklinik selbständig durchgeführt. Es versetzt uns in die Lage, Hörschädigungen bereits in den ersten Lebenstagen festzustellen. Bei auffälligen Kindern sind Folgeuntersuchungen notwendig. Eine Aufgabe der Folgeuntersuchungen ist es, das Ausmaß der Hörstörung so zu bestimmen, dass ein Hörgerät danach angepasst oder die Indikation für ein Cochlea-Implantat verlässlich gestellt werden kann. Ein Hörgerät kann nur eingestellt werden, wenn die Hörschwelle des Kindes bekannt ist. Kinder können eine Hörschwelle bei der Tonaudiometrie erst angeben, wenn sie älter als 3 Jahre sind. Es bleiben also nur objektive Verfahren zur Bestimmung der Hörschwelle übrig. Eines dieser Verfahren ist die so genannte Hirnstammaudiometrie. Man stimuliert das Gehör über Kopfhörer mit Schallreizen, die sich je nach dem Untersuchungsziel unterscheiden. Das Innenohr wandelt diese akustischen Reize in elektrische Ladungen um, die entlang des Hörnervs zum auditorischen Kortex wandern. Diese elektrischen Ladungen kann man mit Hilfe von Elektroden abgreifen und messen. http://www.hno.uniklinikum-jena.de/Forschung.html Die Hirnstammaudiometrie gibt zuverlässig Auskunft darüber, dass ein solcher Ladungstransport zum auditorischen Kortex stattfindet. Leider ist es so, dass die elektrischen Signale immer kleiner werden, je weiter man sich der Hörschwelle nähert. Irgendwann verschwinden diese Signale und man kann nicht genau sagen, ob das bereits die Hörschwelle ist oder nicht. Es gibt auch keine verlässlichen Korrekturwerte, die aussagen, dass die tatsächliche Hörschwelle des Kindes 10 oder 20 dB unterhalb der gemessenen Werte liegt. Die tatsächlichen Abweichungen hängen von vielen Faktoren ab, die nur wenig vom Messaufbau beeinflusst werden können. Das können der tatsächliche Abstand der Nervenfasern zum Klebepunkt der Elektroden oder die muskuläre Aktivität der Patienten während der Messung sein. In der zu bearbeitenden Studie soll untersucht werden, ob man aus den Amplituden der Potenziale, die sicher ableitbar sind, auf die Hörschwelle schließen (extrapolieren) kann. Methodisch werden drei Gruppen von Probanden untersucht. Dies sind eine Gruppe normal hörender Erwachsener, eine Gruppe Erwachsener mit Innenohrschwerhörigkeit und eine Gruppe größere Kinder. Bei allen Personen werden Tonschwellenaudiogramme angefertigt und die Hirnstammpotenziale gemessen. Die Potenzialamplituden werden ausgewertet und in Beziehung gesetzt zu einer Lautstärkeskalierung. Die Lautstärkeskalierung ist ein subjektives Verfahren, in dem die Probanden die wahrgenommene Lautstärke von Geräuschen bewerten. Die Unterschiede in den Kurven für das Wachstum der Potenzialamplituden und der Lautstärken werden gegenübergestellt und verglichen. Erste Ergebnisse zeigen, dass man sich der tatsächlichen Hörschwelle auf diese Weise besser annähern kann. Nach Abschluss der Studie und Übernahme in die Praxis können so im Neugeborenenscreening vermutete Schwerhörigkeiten besser eingeschätzt und Hörgeräte bei Säuglingen und Kleinkindern exakter als bisher eingestellt werden. Jörg Flaschka [email protected] Thomas . Braunschweig [email protected] http://www.hno.uniklinikum-jena.de/Forschung.html Forschung an der HNO-Klinik Jena Portrait: Die Autoren des Hauptartikels Jörg Flaschka Thomas Braunschweig geb.1952 Physiker, promovierter Ingenieur geb.1967 FA für HNO-Heilkunde (seit 2003) FA für Phoniatrie und Pädaudiologie (eingereicht) zur Zeit Leiter der Poliklinik der HNO-Klinik klinischer Schwerpunkt: Allergologie, Stimme und Sprache wissenschaftl. Schwerpunkt: Kinderaudiologie 1979-90 wiss. Mitarbeiter im Zeiss-Forschungszentrum seit 1990 wiss. Mitarbeiter in der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie klinischer Schwerpunkt: Audiologie, Stimmanalyse, Cochleaimplantate wissenschaftlicher Schwerpunkt: Psychoakustik (subjektive Unterscheidung von Klängen und Geräuschen) Rückblick: Sommerfest 2010 des Biomateriallabors Das diesjährige Sommerfest des Biomateriallabors der HNO-Klinik am 11. August bot Einblicke in die Arbeit des seit 1980 bestehenden Labors und Gelegenheiten zum Austausch zwischen Forschern, Anwendern und Industriepartnern. Das Biomateriallabor erforscht, entwickelt und testet in enger Kooperation mit Partnern aus Klinik, Forschung und Industrie bioverträgliche Gewebeersatzmaterialien und Gewebeklebstoffe sowie Technologien zur Operationssimulation für die Aus- und Weiterbildung von Medizinern. Redaktion: Gerlind Schneider, Thomas Braunschweig, Silvia Bohne, Dirk Linde http://www.hno.uniklinikum-jena.de/Forschung.html