Die europäische Stiftung EFCNI fordert mehr Aufklärung und

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Pressemeldung
Frühgeburten in Deutschland wesentlich häufiger als im europäischen Durchschnitt
Die europäische Stiftung EFCNI fordert mehr Aufklärung und Forschung
sowie bessere Versorgungsstrukturen für Frühgeborene
München, den 12. November 2010 – Deutschland nimmt in Europa einen traurigen
Spitzenplatz bei der Zahl von Frühgeburten ein und gleichzeitig fehlt es an politischen
Programmen zur Prävention und Verbesserung der frühkindlichen Versorgung.
Mediziner sprechen von einer Frühgeburt bei Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche.
Laut einer im Mai dieses Jahres veröffentlichten Studie von EFCNI kommen in Deutschland
jedes Jahr rund 60.000 Babys zu früh auf die Welt. Die Zahl der Frühgeborenen liegt in
Deutschland bei rund 9 % und damit deutlich über dem europäischen Durchschnitt (ca. 7 %).
Die in München ansässige europäische Stiftung für Frühgeborene und Neugeborene mit
Erkrankungen (EFCNI – European Foundation for the Care of Newborn Infants) fordert daher
anlässlich des 2. Internationalen Tag des Frühgeborenen die Aufklärung der Öffentlichkeit
für diese Thematik zu verstärken und Forschungsmittel zur Verfügung zu stellen, um dem
eklatanten Mangel bei der Sicherung der Bedürfnisse in der Schwangerschaft, der Versorgung
nach der Geburt und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus entgegenzuwirken.
„In Deutschland benötigen wir zudem dringend eine verbesserte psychosoziale Unterstützung
der Eltern im Krankenhaus sowie ein strukturiertes und flächendeckendes Nachsorgeprogramm“, fordert Silke Mader, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende und Gründungsmitglied der EFCNI.
EFCNI hat vor zwei Jahren den 17. November als Internationalen Tag des Frühgeborenen ins
Leben gerufen, um auf die Probleme und Bedürfnisse der größten Kinderpatientengruppe
aufmerksam zu machen. Diesem Tag haben sich auch Organisationen aus den USA (March
of Dimes), Australien (National Premmie Foundation) sowie Afrika (Little Big Souls)
angeschlossen. So wird der Internationale Tag des Frühgeborenen nicht nur innerhalb der
Länder Europas sondern auch weltweit mit verschiedenen Aktionen begleitet. Größen aus
Politik, Showgeschäft und Wirtschaft zeigen sich als engagierte Fürsprecher, um auf das
Schicksal der Frühgeborenen und ihrer Familien aufmerksam zu machen.
EU-Interessensgruppe gegründet
Die bayerische Europaabgeordnete und Vorsitzende der Frauen-Union, Dr. Angelika Niebler,
wurde vor zwei Jahren auf die Nöte der Familien von Frühgeborenen aufmerksam. Als
Schirmherrin unterstützt sie seitdem die EFCNI bei ihrer politischen Arbeit in Brüssel und hat
vor kurzem zusammen mit ihrem Kollegen, dem Kinderarzt Dr. Peter Liese, eine
Interessensgruppe in Brüssel zu diesem Thema gegründet.
Durch diese Initiative soll die Thematik der Frühgeburtlichkeit auf politischer Ebene in Europa
aber auch in den einzelnen Ländern selbst mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten.
Große Perinatalzentren als Partner von kleineren Krankenhäusern
Am Klinikum der Universität München (LMU) versteht man sich vor allem als Partner von
kleineren Krankenhäusern bei der Betreuung von Risikoschwangeren und Frühgeborenen. Bei
drohender extremer Frühgeburt wird eine Verlegung der Mütter an das Zentrum vorgeburtlich
angestrebt, das Kind dort in der kritischen Phase seiner Erkrankung behandelt und nach
Stabilisierung an ein Krankenhaus in Wohnortnähe zurückverlegt. Wichtig ist hierbei, dass
auch die interdisziplinäre und langfristige Nachsorge gewährleistet ist.
„Erst durch den ständigen und langfristigen Umgang mit vielen solchen Kindern, die zu
früh zur Welt kommen und vielleicht gerade einmal ein Geburtsgewicht von 500 Gramm
haben, können die Ärzte und Pflegekräfte die notwendige Erfahrung gewinnen, die eine
bestmögliche Versorgung voraussetzt. Insofern bestimmt die Größe der Abteilung die Qualität
der Versorgung mit“, betont Professor Andreas Schulze, Leiter der Neonatologie am Campus
Großhadern. „Dabei besteht die Besonderheit, dass medizinische Maßnahmen am
gefährdeten Lebensbeginn bei Frühgeborenen potenziell lebenslange Auswirkungen haben.“
Die medizinische Behandlung dieser sehr kleinen Frühgeborenen in der kritischen
Anfangsphase ist äußerst komplex für Geburtshelfer, Kinderärzte und das Pflegepersonal
geworden. Jeglicher Transport in der Anfangszeit kann zu schwerwiegenden und
lebenslangen Behinderungen führen. Daher schreibt der gemeinsame Bundesausschuss von
Krankenkassen und Ärztevertretung (GBA) ab 1. Januar 2011 vor, dass solche
hochgefährdeten Kinder nur in Einrichtungen mit bestimmter Struktur und größerer Erfahrung
betreut werden dürfen (Perinatalzentren Level 1). Dazu gehört die Versorgung von mindestens
30 Frühgeborenen unter 1250 g pro Jahr als Voraussetzung für die Qualitätssicherung der
Betreuung.
„Aktuell ist zu befürchten, dass durch Bildung so genannter Verbundzentren aus mehreren
kleineren und räumlich getrennten Versorgungsstandorten die Forderungen des GBA und der
Elternverbände zwar auf dem Papier erfüllt werden, tatsächlich aber die Intention des GBA,
eine Bündelung von Erfahrung zu sichern, unterlaufen wird“, sagt Prof. Schulze. „Eine solche
Entwicklung würde den unbefriedigenden Status quo in Deutschland erhalten. Sie wäre dem
Ziel der Qualitätsverbesserung abträglich. Viele kleine Standorte müssten außerdem eine
zunehmend komplexere Medizintechnik und viel Personal vorhalten, eine für die öffentliche
Hand sehr teure und ineffektive Struktur.“
Das Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe am Klinikum der Universität München,
Campus Großhadern, umfasst neben der Neonatologie mit der erst vor wenigen Wochen neu
eröffneten Intensivstation die Bereiche Pränatalmedizin, Schwangerenambulanz,
Präpartalstation, Geburtshilfe und Wochenbettstation. Erfahrene und qualifizierte Hebammen
sorgen gemeinsam mit Pflegekräften und den Ärzten für ein individuelles und sicheres Umfeld
vor, während und nach der Geburt.
Hinweis an die Medien
Fotos von der Veranstaltung können Sie ab etwa 15 Uhr bei Silke Mader vom EFCNI abrufen.
Die Kontaktdaten finden Sie unten.
Über EFCNI
European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) ist die erste europaweite Organisation
zur Vertretung der Interessen von Frühgeborenen und deren Familien. Sie vereint Eltern und
medizinische Fachleute, die gemeinsam die gesundheitlichen Bedingungen von Neu- und
Frühgeborenen verbessern wollen, indem sie sich für Präventions-, Behandlungs- und
Unterstützungsmaßnahmen einsetzen. EFCNI erhält finanzielle Mittel von seinen Partnern Abbott und
Nestlé Nutrition sowie anderen privaten Unternehmen und Einzelpersonen.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.efcni.org/
Über das Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) sind im Jahr 2009 an den Standorten Großhadern und
Innenstadt etwa 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Die 45
Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über mehr als 2.300 Betten. Von insgesamt fast 10.000
Beschäftigten sind rund 1.700 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung
auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München hat im Jahr 2009 rund 62
Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben und ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.
Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist das Klinikum der
Universität München an sechs Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 455, 571, 594, 596, 684,
824), an drei Sonderforschungsbereichen-/Transregio (TR 05, TR 22, TR 36), zwei Forschergruppen
(KFO 128 und FOR 535) sowie an zwei Graduiertenkollegs (GK 1091 und 1202) beteiligt. Hinzu
kommen die beiden Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Sciences“ (CIPSM) und „Munich
Center of Advanced Photonics“ (MAP) sowie die Graduiertenschule „Graduate School of Systemic
Neurosciences“ (GSN-LMU).
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.klinikum.uni-muenchen.de
Pressekontakte
Silke Mader
Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende
EFCNI
Tel: + 49 (0)170 / 169 56 04
Fax: +49 (0)8131 / 61 43 11
E-mail : [email protected]
Philipp Kreßirer
Kommunikation und Medien - Pressestelle
Klinikum der Universität München
Tel: +49 (0)89 / 5160-8070
Fax: +49 (0)89 / 5160-8072
E-mail: [email protected]
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