Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS LohnnebenKOSTEN oder soziale Absicherung neben Lohnkosten? 1. Zum Thema In Österreich werden vor allem von der Seite der Arbeitgeber(vertreter) die Hinweise auf das zu hohe Niveau der Lohnnebenkosten sowie die daraus resultierenden Wettbewerbsnachteile „mantra-artig“ wiederholt. Mit zahlreichen Studien kann diese hohe Abgabenbelastung des Faktors Arbeit empirisch nachgewiesen werden.1 Auch sehen nur wenige Arbeitnehmer die Differenz zwischen Brutto- und Nettolohn aufgrund der Abgabenquote von etwa 43 % in Österreich2 sehr positiv. Dass dennoch seit Jahren diese hohen Lohnnebenkosten kaum verändert bleiben bzw. für einzelne Bereich (z. B. freie Dienstnehmer) aktuell sogar die Belastung erhöht wurde, lässt sich unter anderem auch sozialpolitisch erklären: Die in den Lohnnebenkosten enthaltenen Abgaben sowie die Sozialversicherungsbeiträge, die den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern abgezogen werden, dienen zur Sicherung des österreichischen Sozialsystems. Konkret werden aus diesen Beiträgen beispielsweise die gesetzlichen Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslosenversicherungen (mit)finanziert. International ist dieses in Österreich gut ausgebaute Netz an Pflichtversicherungen nicht selbstverständlich, vielmehr hängt die Ausgestaltung der Sozialversicherung(spflicht) vielfach vom wirtschafts- und sozialpolitischen Grundverständnis eines Staates ab. Aktuell ist eine bedeutende Änderung in den USA im Gange, da Ende März die vom aktuellen Präsidenten Barack Obama initiierte Gesundheitsreform beschlossen wurde. Im Zuge dieser Reform wurden gesetzliche Regelungen geschaffen, die für 32 Millionen bislang unversicherte Amerikanerinnen und Amerikaner eine Möglichkeit zur Krankenversicherung schaffen soll. In der bis dahin geltenden Regelung unterlag die Krankenversicherung (so sie nicht vom Arbeitgeber bezahlt wurde) in vielen Aspekten den Regeln des freien Marktes, was sich beispielsweise in der Kündigung/Nichtverlängerung der Versicherungsverträge von chronisch kranken Menschen auswirkt. 2. Didaktische Tipps und Hinweise Die hier zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien wurden mit dem Ziel erstellt, als Ergänzung zum Lehrbuch das Themengebiet der Lohnnebenkosten aufzuarbeiten und verschiedene Aspekte der Sozialversicherungen im Spannungsfeld zwischen Verteuerung von Produktionskosten und sozialer Absicherung der Bevölkerung aufzuzeigen. Dabei liegt der Schwerpunkt im Bereich Sozialversicherung, wobei nicht nur die Belastung durch die Abgaben, sondern auch die daraus resultierenden Leistungen aufgezeigt werden können. Die hier erstellten Materialien erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr soll ein für (fast) alle Personen in Österreich relevantes Thema angesprochen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. 1 Siehe Statistik Austria, z.B. EU-Vergleich der Arbeitskosten je geleistete Arbeitsstunde http://www.statistik.at/web_de/static/eu-vergleich_der_arbeitskosten_je_geleistete_arbeitsstunde_2004_023943.pdf 2004 2 Für Details siehe Statistik Austria: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/oeffentliche_finanzen_und_steuern/oeffentliche_finanzen/steuereinnahmen/index.html, Abruf am 24.03.2010. © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Ad Aufgabe 1: Diese Aufgabe ist als Einstieg in das Themenfeld gedacht und kann beispielsweise als Hausübung ausgelagert werden. Insbesondere die im Anschluss gestellten Fragen sollen den Schülern ermöglichen, mit diesem Themenfeld an ihr eigenes Wissen (z.B. aus Ferialjobs) anzuknüpfen bzw. durch Gespräche mit Personen in ihrem Umfeld dafür sensibilisiert zu werden. Zur genauen Klärung der Fachbegriffe kann entweder auf dem Vorwissen der Schüler aufgebaut werden (z.B. aus Nachrichten oder dem Unterricht in Rechnungswesen) oder auf die weiteren Aufgaben verwiesen werden. Ad Aufgabe 2: Die Aufarbeitung der Frage 3 aus Aufgabe 1 eignet sich als Basis für eine weitere Analyse der Lohnnebenkosten bzw. der Differenz zwischen Brutto- und Nettogehalt. In den folgenden Beispielen wird immer auf Angestellte (ASVG) zurückgegriffen. Ad Aufgabe 3: Diese Aufgabe ist als Input gedacht, in dem grundlegende Inhalte zum Themenbereich Lohnnebenkosten und Sozialversicherung zusammengefasst sind. Dabei wird beispielsweise behandelt, wie hoch die Anteile von Arbeitgeber und Arbeitnehmer an den Lohnnebenkosten sind und woraus sich diese zusammensetzen. HINWEIS: Sowohl die Materie der Lohnnebenkosten als auch die weiterführenden Inhalte der Lohnsteuerberechnung beinhalten zahlreiche komplexe Regelungen, Ausnahmen und Einschleifregelungen, auf welche im Rahmen dieses Beitrags nicht im Detail eingegangen wird. Vielmehr soll ein Überblick über die zentralen Elemente geschaffen werden. Ad Aufgabe 4: Diese Aufgabe stellt eine Vertiefung zum Themengebiet sowie eine Verknüpfung zum Rechnungswesen-Unterricht dar. Dabei kann je nach Vorwissen der Schüler/innen die Berechnung händisch oder mit dem Brutto-Netto-Rechner des Bundesministeriums für Finanzen (siehe Aufgabe 2) durchgeführt werden. Achtung: Die hier angegebenen Werte wurden zur besseren Vergleichbarkeit jeweils für eine/n Angestellte/n mit ASVG-Versicherung (ohne Alleinverdienerabsetzbetrag und ohne weitere steuerfreie Beträge) berechnet, der/die in Kärnten angestellt ist. Daher ergibt sich der Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag (DZ) in Höhe von 0,41 %, der bereits in den sonstigen Lohnnebenkosten (9,44 %) enthalten ist. Natürlich kann dieser Beitragssatz an das jeweils benötigte Bundesland angepasst werden – die aktuellen Beitragssätze finden Sie beispielsweise auf der Website der WKO.3 Ad Aufgabe 5: In dieser Aufgabe soll die Funktion des österreichischen Krankenversicherungssystems kurz dargestellt werden. Ebenso wird die E-Card angesprochen, die als „elektronischer Krankenschein“ – ein Schlüsselelement des österreichischen Systems der Krankenversorgung – nicht mehr wegzudenken ist. Ad Aufgabe 6: In dieser Aufgabe wird die im Frühjahr 2010 im US-Senat beschlossene Reform der US-Gesundheitsversorgung betrachtet. Dabei soll den Schülerinnen und Schülern insbesondere bewusst gemacht werden, dass es auch in Österreich und international Personen ohne Krankenversicherungsschutz gibt. Sollte das englischsprachige Video für die Schüler/innen zu anspruchsvoll sein bzw. zu wenig Zeit für eine detaillierte Behandlung bestehen, bietet sich eine Zusammenfassung mit deutschen Untertiteln auf http://kurier.at/multimedia/video/1988140.php als Videoinput an. 3 http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?AngID=1&StID=469420&DstID=0&titel=Zuschlag,zum,Dienst geberbeitrag © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Ad Aufgabe 7: Um den Erwerb/die Einübung von überfachlichen Qualifikationen mit der Wissensvermittlung im Bereich Lohnnebenkosten zu verknüpfen, sollen die Schüler/innen eine Überzeugungspräsentation zum Thema „Lohnnebenkosten in Österreich: Behinderung im internationalen Wettbewerb oder soziales Netz für Arbeitnehmer/innen?“ gestalten. Je nach Vorbildung kann das auf den folgenden Seiten vorgeschlagene Informationsmaterial den Schülern zur Verfügung gestellt werden. Alle Internetquellen wurden am 12. April 2010 auf ihre Aktualität und Richtigkeit überprüft. 3. Material/Downloads Zu diesem Thema stehen Ihnen folgende ergänzende didaktische Materialien zum Download zur Verfügung: Österreichs Chancen auf den Weltmärkten (2009) http://www.wko.at/aws [Leistungen Angebot Aktuelle Unterlagen] Der österreichische Arbeitsmarkt (2006) http://www.wko/aws.at [Leistungen Angebot Aktuelle Unterlagen] 4. Weitere Informationen Weitere Informationen zu diesem Thema können im Internet unter folgenden Adressen abgerufen werden: http://www.statistik.at Statistik Austria http://www.ams.at Arbeitsmarktservice Österreich http://www.sozialversicherung.at Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger http://www.arbeiterkammer.at Portal der Arbeiterkammern http://www.wko.at Österreichische Wirtschaftskammer http://www.oegb.at Österreichischer Gewerkschaftsbund http://www.industriellenvereinigung.at Industriellenvereinigung www.ris.bka.gv.at Rechtsinformationssystem des Bundeskanzleramts: Sozialversicherungsrecht Österreichische Tageszeitungen © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS 5. Schulbuchbezug Betriebswirtschaft HAK I Kap. 2: Wofür brauchen wir Betriebe? – Lerneinheit 2: Faktoren und Bereiche der betrieblichen Leistungserstellung SBNr: 136141 Manz Verlag Schulbuch, 2008 Betriebswirtschaft HAK II mit SbX-CD Kap. 2: Wie die betriebliche Leistung entsteht (eine Übersicht) – Lerneinheit 1: Teilbereiche und Faktoren der betrieblichen Leistungserstellung sowie Lerneinheit 2: Tendenzen bei der betrieblichen Leistungserstellung SBNr: 140759 Manz Verlag Schulbuch, 2009 Betriebswirtschaft HAK III Kap. 2: Personalmanagement Kap. 5: Kostenmanagement und Preiskontrolle SBNr: 125368 Manz Verlag Schulbuch, 2008 Betriebswirtschaft HAK IV Kap. 10: Mehr oder weniger Staat in der Wirtschaft SBNr: 131041 Manz Verlag Schulbuch, 2009 Betriebs- und Volkswirtschaft HAS 1 mit SbX-CD Kap. 1: Der Betrieb und seine Partner – Lerneinheit 2: Faktoren und Bereiche der betrieblichen Leistungserstellung SBNr: 136149 Manz Verlag Schulbuch, 2008 Betriebs- und Volkswirtschaft HAS 2 mit SbX-CD Kap. 2: Gute Mitarbeiter braucht das Unternehmen Kap. 8: Das wirtschaftliche und soziale Umfeld von Unternehmen SBNr. 140757 Manz Verlag Schulbuch, 2009 Betriebs- und Volkswirtschaft HLW II Kap. 9: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter SBNr. 140763 Manz Verlag Schulbuch, 2009 © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 1: Aktuelles zu Abgaben in Österreich Lesen Sie bitte die folgenden Ausschnitte aus Zeitungsmeldungen durch und bearbeiten Sie die im Anschluss gestellten Fragen: Österreich bei Abgabenlast im Spitzenfeld Der Anteil von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen sank 2009 hierzulande leicht von 42,9 auf 42,4 Prozent Wien – Die Abgabenquote Österreichs ist eine der höchsten in der EU, und das dürfte auch in den kommenden Jahren so bleiben. Quelle: derstandard.at, Beitrag vom 11.03.2010 […] Die Steuern und Sozialversicherungs-Beiträge betrugen 2009 in Österreich 42,4 Prozent des BIP, 2008 waren es noch 42,9 Prozent. Im EU-weiten Vergleich ist die Quote nur in vier Ländern noch höher. […] Quelle: DiePresse.com, 11.03.2010 Beitrag vom 1. Was beschreibt die „Abgabenquote“? Welche „Abgaben“ sind darin inkludiert? ………………………………………………………………………………………………. ………………………………………………………………………………………………. ……………………………………………………………………………………………... 2. Welche „Abgaben“ fallen bei unselbständig Beschäftigten (z.B. Arbeiter/innen, Angestellte) an? ………………………………………………………………………………………………. ………………………………………………………………………………………………. ……………………………………………………………………………………………... 3. Befragen Sie zumindest drei Personen aus Ihrem Bekanntenkreis bzw., falls Sie selbst berufstätig sind/waren (z.B. Ferialjob), beantworten Sie die Fragen selbst und befragen zwei weitere Personen: a. Wie viel Prozent an „Abgaben“ wird direkt bei der Auszahlung von Lohn/Gehalt/Pension abgezogen? Welchem Betrag in Euro entspricht das? ………………………………………………………………………………………………. ………………………………………………………………………………………………. ……………………………………………………………………………………………... b. Für welche Zwecke werden diese „Abgaben“ bezahlt? ………………………………………………………………………………………………. ………………………………………………………………………………………………. ……………………………………………………………………………………………... Falls benötigt, können Sie für die Beantwortung dieser Fragen Internetquellen verwenden, z.B.: http://wko.at/statistik/Extranet/Bench/def.htm. http://www.help.gv.at © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 2: Lohnnebenkosten bei unselbständig Beschäftigten Die Höhe der „Abgaben“, die einem Arbeitnehmer/einer Arbeitnehmerin direkt bei der Auszahlung von Lohn oder Gehalt abgezogen werden, schwankt mit der Höhe des ausgezahlten Betrags. Grob gesagt heißt das: Je mehr eine Person verdient, desto mehr wird an Abgaben abgezogen. Ihre Aufgaben: Stellen Sie sich vor, Sie erfahren bei einem Bewerbungsgespräch für einen Ferialjob, dass Sie dort ein Gehalt in der Höhe von 1.000,00 € brutto pro Monat verdienen werden. 1. Wie viel von diesem Bruttogehalt erhalten Sie schlussendlich für einen Monat auf Ihr Bankkonto? 2. Welche Beträge werden bei diesem Verdienst für Sozialversicherung (SV) bzw. für Lohnsteuer (LSt) pro Monat abgezogen? 3. Wie hoch wären die Abzüge sowie das Nettogehalt bei einem Verdienst von 1.500,00 € brutto? Berechnen Sie die gefragten Beträge mithilfe des Brutto-Netto-Rechners, der auf der Website des Bundesministeriums für Finanzen zu finden ist4. Verwenden Sie die Standardeinstellungen, passen Sie lediglich das Bundesland (Dropdown-Feld in der Mitte rechts) an. Lassen Sie für diese Berechnung den anteiligen 13. und 14. Bezug außer Acht! Bruttogehalt: 1.000,00 € 1.500,00 € Sozialversicherung: Lohnsteuer: Nettogehalt: Information Der Dienstgeber hat neben dem Bruttogehalt auch weitere Abgaben, die sogenannten Lohnnebenkosten, zu bezahlen. Diese sind im Brutto-Netto-Rechner im unteren Bereich des Browserfensters dargestellt und werden in der letzten Zeile der Tabelle summiert. Ihre Aufgaben: 4. Ergänzen Sie die oben angeführte Tabelle um die Summe der Lohnnebenkosten, die der Dienstgeber zu bezahlen hat, und errechnen Sie in der letzten Zeile die Beträge, die Ihr Dienstgeber bei einem Bruttogehalt von 1.000,00 EUR bzw. 1.500,00 EUR insgesamt für Sie zu bezahlen hätte. 5. Die Abkürzung „SV“ im Brutto-Netto-Rechner steht für Sozialversicherung. Recherchieren Sie, welche Sozialversicherungsarten damit abgedeckt sind und führen Sie diese hier an: ………………………………………………………………………………………………. ………………………………………………………………………………………………. ……………………………………………………………………………………………... 4 http://www.bmf.gv.at/service/anwend/steuerberech/bruttonetto/_start.htm © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 3: Grundlagen Lohnnebenkosten und Sozialversicherung In der nachfolgenden Grafik sind die gesamten Lohnkosten eines Arbeitgebers abgebildet. Diese setzen sich aus den durchschnittlichen Lohnnebenkosten (31,27 %) und dem Bruttoentgelt (100 %) zusammen. Die Lohnnebenkosten (LNK) des Arbeitgebers ergeben sich aus den sonstigen Lohnnebenkosten (9,44 %) und dem Dienstgeberanteil zur Sozialversicherung (SV-DGA 21,83 %). Ein Arbeitnehmer erhält „brutto“ 100 %, muss aber davon den Dienstnehmeranteil zur Sozialversicherung (SV-DANN 18,07 %) und die Lohnsteuer (Höhe abhängig von der Lohnsteuerstufe, zwischen 0 % und 50 %) abgeben. Nach Abzug dieser beiden Beträge bleibt ihm ein Nettobetrag übrig, der ihm monatlich auf das Gehaltskonto überwiesen wird. Wie man aus der Grafik erkennen kann, erhöhen die Lohnnebenkosten die gesamten Lohnkosten eines Arbeitgebers beträchtlich. Die Höhe der LNK ist ein wichtiger Faktor der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und wird in den Medien oft diskutiert, da diese in Österreich deutlich über dem EU-Schnitt liegen5. Der SV-DGA und der SV-DNA dienen der Finanzierung der österreichischen Sozialversicherung. Diese Beiträge gewährleisten somit eine finanzielle Absicherung bei Krankheit, Unfällen aber auch Arbeitslosigkeit und schließlich auch die Finanzierung der Pension. Anmerkung: In diesem Beispiel und auch in den weiteren Ausführungen wird von einem Angestellten, der der ASVG-Pflichtversicherung unterliegt, ausgegangen. Die folgende Tabelle stellt überblicksartig die zentralen Bestandteile der Lohnkosten eines Arbeitgebers (AG) dar. Darin ist auch der Bruttolohn eines Arbeitnehmers (AN) enthalten, 5 http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?AngID=1&StID=504193&DstID=0&titel=Lohnnebenkosten © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS den dieser nach Abzug des Dienstnehmeranteils an der Sozialversicherung (SV-DNA) und der Lohnsteuer erhält (Stand: April 2010). Nähere Informationen dazu entnehmen Sie bitte dem Band „Einführung in die Personalverrechnung“ (Manz Verlag Schulbuch, 2010). 131,27 % des vom Arbeitgeber zu zahlenden Bruttolohns = Lohnkosten Lohnnebenkosten des AG BRUTTOLOHN des AN = 100 % sonstige LNK-AG + SV-DGA = 31,27 sonst. SV-DGA Lohnsteuer (LSt) NETTOLOHN in % in % SV-DNA in % LNK-AG DB 4,50 AlV 3,00 AlV 3,00 DZ 0,41 KV 3,83 KV 3,82 ... erhält der AN je nach LSt-Stufe6 KommSt 3,00 UV 1,40 UV 0,00 tatsächlich nach (von 0 % unter Abzug des SVMVK 1,53 PV 12,55 PV 10,25 1.011,44 ) bis 50 % DNA und der KU 0,00 KU 0,50 über 5.016,00) Lohnsteuer WBF 0,50 WBF 0,50 IESG 0,55 IESG 0,00 Summe: 9,44 Summe: 21,83 Summe: 18,07 von 0 % bis 50 % Legende: SV-DGA: Dienstgeberanteil an der Sozialversicherung SV-DNA: Dienstnehmeranteil an der Sozialversicherung DZ: Zuschlag zum DB (je nach Bundesland verschieden7) DB: Dienstgeberbeitrag zum FLAG KommSt: Kommunalsteuer AlV: Arbeitslosenversicherung KU: KV: Krankenversicherung WBF: Wohnbauförderungsbeitrag UV: Unfallversicherung IESG: IESG-Zuschlag PV: Pensionsversicherung 6 (Arbeiter-)Kammerumlage Details siehe § 33 Abs 1 EStG bzw. http://www.eduhi.at/dl/Aktuelles_aus_der_Personalverrechnung_Jaenner_2010.pdf 7 http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?AngID=1&StID=469420&DstID=0&titel=Zuschlag,zum,Dienst geberbeitrag © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Die nachfolgende Grafik stellt die Belastung des Arbeitgebers (SV-DGA) und des Arbeitnehmers (SV-DNA) durch die Sozialversicherungsbeiträge dar. Dabei sind die einzelnen Entgeltsgrenzen eingezeichnet, die zeigen sollen ab wann wer wie viel an Sozialversicherungsbeiträgen zu bezahlen hat. Einen Spezialfall stellen Bruttoentgelte unter der Geringfügigkeitsgrenze dar. In diesem Bereich muss der Arbeitgeber nur 2 % Arbeitslosenversicherung zahlen anstatt der sonstigen 21,83 %. Der Arbeitnehmer hingegen, der ein so geringes Bruttoentgelt bezieht, muss in diesem Fall nichts zahlen. Erst ab einem Betrag von 366,33 € werden für den Arbeitnehmer insgesamt mindestens 15,07 % des Bruttoentgelts als SV-DNA fällig. Dieser Betrag steigert sich zwischen den Grenzen von 1.155 € und 1.260 € zuerst auf 16,07 % und anschließend auf 17,07 %. Erst ab einem Bruttoentgelt von 1.417 € muss der Arbeitnehmer den SV-DNA in voller Höhe von 18,07 % leisten. Dieser Anstieg von 15,07 % auf 18,07 % ist durch eine abgemilderte Beitragsleistung im Bereich der Arbeitslosenversicherung (AlV) zu erklären – anfangs 0 % bis hin zu den gewöhnlichen 3 % AlV. Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die sogenannte Höchstbeitragsgrundlage ab einem Betrag von 4.110 €. Ab diesem Betrag bezahlen weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer für darüber hinausgehendes Einkommen Beiträge zur Sozialversicherung. Der Grund dafür ist, dass ein Beitragsleistender auch später einmal eine Gegenleistung für seine Abgaben erhalten soll. Diese oberste Grenze der Beitragspflicht setzt der Gesetzgeber alle Jahre neu fest. Derzeit (2010) liegt diese Grenze bei 4.110 €, d.h., die Belastung durch die Lohnnebenkosten geht bei einem darüber liegenden Bruttoentgelt prozentuell zurück. Die nachfolgende Grafik stellt die unterschiedlichen Grenzsteuersätze für die Berechnung der Lohnsteuer dar. Dabei kann man erkennen, dass Personen mit geringem Einkommen keine Lohnsteuer zahlen müssen. Für ein über die Lohnsteuerbemessungsgrundlage von 1.011,44 € hinausgehendes Einkommen ist Lohnsteuer in Höhe von 36,5 % fällig. Diese wird vom Bruttoentgelt abzüglich der lohnsteuerfreien Beträge berechnet. Die weiteren Grenzen und Steuersätze sind in der untenstehenden Grafik dargestellt. © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 4: Anwendungsbeispiel zu Lohnnebenkosten und Sozialversicherung (Vertiefung) In der nachfolgenden Tabelle sind die Beträge der sonstigen Lohnnebenkosten (LNK), die Beiträge zur Sozialversicherung (SV) des Arbeitsgebers (AG) und des Arbeitnehmers (AN), die Lohnsteuer sowie das Nettoentgelt des Arbeitnehmers bei unterschiedlich hohen Bruttoentgelten aufgeschlüsselt. In der letzten Spalte sind die gesamten Lohnkosten des Arbeitgebers dargestellt. Die Werte sind in Prozent des Bruttoentgelts angegeben, teilweise sind auch bereits die entsprechenden Euro-Beträge errechnet. Lohnsteuer Durchschnittssatz Bruttoentgelt Sonstige LNK SV-DGA SV-DNA 1.000,00 € 94,40 € 218,30 € 150,70 € (9,44 %) (21,83 %) (15,07 %) _______ (9,44 %) _______ (21,83 %) (18,07 %) _______ (11,45 %) _______ (9,44 %) _______ (21,83 %) _______ (18,07 %) _______ (22,7 %) _______ (9,44 %) _______ (14,95 %) _______ (12,38 %) 2.000,00 € 4.000,00 € 6.000,00 € 8.000,00 € _______ (9,44 %) 897,21 € (11,22 %) 361,40 € _______ (9,28 %) keine Lohnsteuer Nettoentgelt AN Lohnkosten für AG 849,30 € 1.312,70 € (84,93 %) (131,27 %) _______ (70,48 %) _______ (131,27 %) 2.371,11 € (59,23 %) 1.778,16 € _______ (131,27 %) 7.463,61 € (29,65 %) _______ (57,99 %) (124,39 %) _______ (34,73 %) _______ (55,99 %) _______ (120,66 %) Ihre Aufgaben: 1. Berechnen Sie die fehlenden absoluten Werte für die obige Tabelle! Beantworten Sie folgende Fragen: 2. Warum beträgt der SV-DNA bei einem Bruttolohn von 1.000,00 € 15,07 % und nicht wie in den anderen Fällen 18,07 %? Warum muss der Arbeitnehmer in diesem Fall auch keine Lohnsteuer abführen? 3. Warum sinken die prozentuellen Lohnkosten bei den Bruttoentgelten in Höhe von 6.000,00 € und 8.000,00 €? 4. Warum hat ein Arbeitnehmer bei einem Bruttoentgelt von 4.000,00 € eine prozentuell höhere Abgabenbelastung (höherer SV-DNA) als ein Arbeitnehmer mit einem Bruttoentgelt von 6.000,00 €? © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 5: Krankenversicherung in Österreich Allgemeine Information Im Rahmen der gesetzlichen Sozialversicherung sind etwa 99 % der österreichischen Bevölkerung durch die gesetzliche Krankenversicherung versorgt. Diese ist ebenso wie die gesetzliche Arbeitslosen-, Unfall- und Pensionsversicherung vom Staat geregelt. Das Versicherungsverhältnis knüpft in den meisten Fällen an der Erwerbstätigkeit an. Dabei entsteht die Versicherung unmittelbar mit dem Beginn des Arbeitsverhältnisses, wobei nicht berufstätige Personen mitversichert werden können (z.B. Mitversicherung von Schülern bei Eltern). Durch den Annahmezwang darf die gesetzliche Krankenversicherung keine Versicherungsanträge wegen Krankheit des Versicherten ablehnen. Das österreichische Sozialversicherungsrecht verfolgt demnach den Grundgedanken, einem möglichst großen Teil der Bevölkerung zumindest einen Grundversicherungsschutz zu bieten. Insgesamt existieren in Österreich 19 Krankenkassen, deren Dachorganisation der Hauptverband der Sozialversicherungsträger ist. Bei den Sozialversicherungsträgern – neben Krankenkassen auch Pensions- und Unfallversicherungsanstalten – handelt es sich um selbstverwaltete Körperschaften, die regional (wie die Gebietskrankenkassen) oder nach Berufsgruppen (wie die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter) organisiert sind. Die gesetzliche Krankenversicherung soll gewährleisten, dass ein Arbeitnehmer im Krankheitsfall medizinisch versorgt wird und dabei keine Angst haben muss, die Kosten während der Erkrankung nicht tragen zu können. Dabei werden grundsätzlich die Kosten der Krankenbehandlung übernommen, wobei es sein kann, dass der Arbeitnehmer in manchen Fällen einen Teil der Kosten selbst leisten muss (z.B. Selbstbehalt bei Brillen). Diese Leistungen werden sowohl durch Beiträge der Dienstnehmer und Dienstgeber wie auch durch Steuermittel finanziert. Die Höhe des Beitrags zur Krankenversicherung beträgt 7,65 % vom Bruttoeinkommen (wobei sich der Beitrag je nach Dienstverhältnis aus unterschiedlich hohen Beträgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammensetzt.8) Beantworten Sie folgende Fragen, recherchieren Sie dafür bei Bedarf auf der Website des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger (http://www.sozialversicherung.at) und sehen Sie sich den CNN-Beitrag „Healthcare: USA vs. Austria“ (http://www.youtube.com/watch?v=MXvDSGYtHFw) an9: 1. Warum gibt es unterschiedliche Sozialversicherungsträger (z.B. GKK, PVA, SVA)? Welche Personengruppen sind bei welchen Sozialversicherungsträgern erfasst? Welchem Sozialversicherungsträger unterliegt Ihre Versicherung? 2. Welche Leistungen kann eine Person, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert ist, in Anspruch nehmen … a. im Falle einer Erkrankung? b. darüberhinausgehend? 3. Was ist eine „e-card“ (siehe Abbildung rechts)? a. Wofür benötigt man diese Karte? b. Welche Daten sind auf dieser Karte aufgedruckt? c. Welche Daten werden auf dieser Karte gespeichert? 4. Die Tageszeitung „Der Standard“ schrieb am 24.03.2010: „In den nächsten Monaten werden österreichweit Millionen Karten ausgetauscht.“ Recherchieren Sie im Internet, warum dieser Austausch notwendig wurde. 8 Teilweise übernommen von/adaptiert nach: http://www.hauptverband.at/mediaDB/626105_Beitragsrechtliche_Werte_2010.pdf 9 Achtung: Die gesetzliche Regelung zur Anmeldung von Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern wurde geändert, Dienstnehmer/innen sind nunmehr bereits vor Aufnahme der Tätigkeit anzumelden. © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 6: Krankenversicherung im internationalen Vergleich Das in Österreich eingeführte System einer verpflichtenden gesetzlichen Krankenversicherung für Berufstätige kann auch in anderen Staaten z.B. in Mitteleuropa gefunden werden, allerdings gibt es international betrachtet zahlreiche andere Regelungen. Im ersten Quartal 2010 wurde das System der Krankenversicherung in den USA international mit viel Aufmerksamkeit bedacht, da die vom US-Präsidenten Barack Obama initiierte Gesundheitsreform 2010 im März desselben Jahres im US-Senat beschlossen wurde. Sehen Sie sich Ausschnitte aus der Rede von Barack Obama, die er nach der Abstimmung im Senat gehalten hat (http://www.youtube.com/watch?v=BbFONcRouQw&feature=fvsr), an, lesen Sie nachstehende Informationen und beantworten Sie die Fragen im Anschluss. Das teuerste System der Welt wird saniert Präsident Obama konnte sich mit seiner Gesundheitsreform durchsetzen. [...] Für rund 32 Millionen Amerikaner – und damit jeden zehnten Bürger im reichsten Land der Erde – hat das Leben ohne Krankenversicherung ein Ende. Das Gesundheitswesen der USA wird von Grund auf renoviert. […] Wie teuer wird die Reform für die Amerikaner? Die Kosten belaufen sich in den kommenden zehn Jahren auf 940 Mrd. Dollar (696 Mrd. Euro). Aber auch politisch ist Obamas wichtigstes Projekt teuer erkauft. […] Warum brauchen die USA, das Land mit den welthöchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit, eine Reform? […] Die Kosten des Gesundheitssystems explodieren und sind auf Dauer nicht mehr zu finanzieren. Derzeit verschlingt das System 2500 Milliarden Dollar pro Jahr. Trotzdem sind fast 47 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) rangieren die USA im weltweiten Vergleich der Volksgesundheit nur auf Rang 72. Warum ist das System so teuer und ineffizient? Gerade die hohe Zahl an Nicht-Versicherten treibt die Kosten in die Höhe. Im Notfall müssen die Kranken auch ohne Versicherung behandelt werden, was in den Krankenhäusern Milliardenverluste verursacht. Die Spitäler versuchen wiederum Geld über teure und oft unnötige Untersuchungen hereinzuholen. Hier soll Obamas Reform-Plan greifen. Unnötige Zusatzuntersuchungen – wenn etwa nur der Bruch einer Zehe zu behandeln ist – werden gestrichen. Was empört die Republikaner an der Vorgabe, dass alle US-Bürger krankenversichert sein müssen? […] Nicht die Krankenversicherung an sich wird abgelehnt, sondern die Tatsache, dass der von vielen in den USA als einengend empfundene Staat vorschreibt, wie der Einzelne zu verfahren hat. Künftig wird jeder Amerikaner eine Krankenversicherung abschließen müssen. Wer sich dies bisher nicht leisten konnte, dem wird der Staat mit Beihilfen unter die Arme greifen. Wer sich weigert, hat mit einer Strafsteuer zu rechnen. 30 Millionen US-Bürger werden künftig eine Versicherung erhalten. Angesichts 30 Mio. neuer Kunden müssen die Versicherungskonzerne doch jubeln? Die Freude ist enden wollend, denn die Versicherungen werden streng an die Kandare genommen. Versicherer dürfen Kunden künftig nicht mehr wegen bereits bestehender Gesundheitsprobleme ablehnen. Bestehende Polizzen dürfen auch nicht mehr gekündigt werden, wenn ein Versicherter erkrankt oder behindert wird. Prämienerhöhungen müssen vor einem Kontrollorgan gerechtfertigt werden. […] Quelle: Kurier, 22.03.201010 10 http://kurier.at/nachrichten/1988345.php © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS 100.000 Menschen nicht krankenversichert Wien (SN). Die Armutskonferenz verweist angesichts der US-Gesundheitsreform darauf, dass auch in Österreich um die 100.000 Menschen nicht krankenversichert sind. Der österreichische Versicherungsschutz sei zwar sehr gut im Vergleich zu den USA, aber es gebe auch hier neue Probleme, meinte Sozialexperte Martin Schenk. Gründe dafür sind laut Schenk „strukturelle Lücken, soziale Benachteiligungen, fehlende persönliche Ressourcen und mangelnde Information“. Betroffen seien Menschen in prekärer Beschäftigung, Personen in schweren psychischen Krisen, Arbeitssuchende ohne Leistungsanspruch, vormals mit ihrem Ehemann mitversicherte Frauen nach der Scheidung. Quelle: Salzburger Nachrichten / 24.03.2010 Ihre Aufgaben: 1. Fassen Sie in eigenen Worten kurz die wichtigsten Punkte in der von Barack Obama im März 2010 durchgesetzten Reform des amerikanischen Gesundheitssystems zusammen! 2. Erläutern Sie, welche Gründe für diese Reform sprechen! 3. Vergleichen Sie die Situation der versicherten sowie der NICHT-versicherten Menschen in Österreich mit der in den USA. Nutzen Sie dazu neben dem obigen zusammenfassenden Medienbericht auch folgenden Link: http://www.picturedesk.com/de/preview/medium/search/PDI_20100322_PDI2467.html a. Wie hoch ist der Anteil der nichtversicherten Bevölkerung in diesen beiden Ländern (in %)? b. In welchem Land ist es Ihrer Meinung nach einfacher, eine Krankenversicherung zu erhalten? Weiterführende Fragen: 4. Recherchieren Sie, ab wann es in der Geschichte der USA erste Versuche gab, das Gesundheitssystem zu reformieren! Suchen Sie nach Gründen, warum es in den USA so schwierig war, diese Reform zu bewerkstelligen! 5. Wie schaffte es Präsident Obama, die Mehrheit der Abgeordneten von seinem Reformplan zu überzeugen? Welche Zugeständnisse musste er machen bzw. welche Kompromisse musste er eingehen? © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Aufgabe 7: Überzeugungspräsentation Lohnnebenkosten Sie sind als Arbeitgebervertreter/in (für Senkung)/Arbeitnehmervertreter/in (gegen Senkung) der in Österreich immer wieder diskutierten Senkung von Lohnnebenkosten zu einer Diskussion zum Thema Lohnnebenkosten in Österreich: Behinderung im internationalen Wettbewerb oder soziales Netz für Arbeitnehmer/innen? eingeladen worden und sollen dort einen etwa 10-minütigen Vortrag halten, mit dem Sie Ihre Position klar darstellen und das Publikum auf Ihren Standpunkt einschwören wollen. Ihre Aufgaben: 1. Wiederholen Sie in Ihrer Gruppe, welche Dinge sich hinter dem Begriff „Lohnnebenkosten“ verstecken. 2. Sammeln Sie in Ihrer Gruppe Argumente FÜR bzw. GEGEN eine Senkung von Lohnnebenkosten. Recherchieren Sie dazu im Internet beispielsweise auf den Websites der Sozialpartner, österreichischer Zeitungen oder der Statistik Austria: http://www.arbeiterkammer.at Portal der Arbeiterkammern http://www.wko.at Österr. Wirtschaftskammer http://www.oegb.at Österr. Gewerkschaftsbund http://www.industriellenvereinigung.at Industriellenvereinigung http://derstandard.at Der Standard http://diepresse.at Die Presse http://www.salzburg.com Salzburger Nachrichten http://www.statistik.at Statistik Austria 3. Halten Sie die wichtigsten Argumente Ihrer Gruppe fest und überlegen Sie sich, welche Argumente die andere Gruppe sich überlegen könnte und wie sie diese in Ihrem Vortrag entkräften können. 4. Bereiten Sie nun Ihre Präsentation vor. Denken Sie daran, dass Sie Ihre Position „verkaufen“ wollen – beachten Sie also die Tipps, die Sie für eine Verkaufs- bzw. Überzeugungspräsentation kennen. Hier zur Erinnerung eine kurze Zusammenfassung: Aufbau der Verkaufspräsentation […] Zuerst die Einleitung, die ca. 15 % der gesamten Präsentation in Anspruch nehmen sollte. Hier wird gegrüßt, bedankt, vorgestellt und eingestimmt. Selbst wenn Sie in Eile sind, weil Sie z.B. statt der geplanten Stunde jetzt nur mehr eine ¾ Stunde Zeit haben, sparen Sie nie bei der Einleitung. Das ist, wie wenn Sie mit dem Turnen beginnen, ohne sich ordentlich aufgewärmt zu haben, und führt somit ziemlich sicher zu Zerrungen oder einem Riesenmuskelkater. Ca. 75 % Ihrer Präsentation macht der Hauptteil aus. • Hier werden die Interessen und Schwerpunkte überprüft, • das Angebot nutzenorientiert dargestellt und • die wichtigsten Punkte nochmals zusammengefasst! Der Schluss ist mit seinen ca. 10 % zwar der kürzeste Teil, in seiner Wichtigkeit jedoch nicht zu unterschätzen. Hier werden offene Fragen beantwortet und der Deal entweder abgeschlossen oder aber die weiteren Vorgehensschritte formuliert. […] Quelle: http://wkoinhouse.ipax.at/wiki/epuwiki/index.php/Verkaufspr%C3%A4sentation_-_Aufbau © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Materialien für Gruppe Arbeitnehmer/innenvertreter/innen Lohnnebenkosten Mit den Lohnnebenkosten wird unser soziales Netz finanziert. Generell sind unter Lohnnebenkosten die Sozialversicherungsbeiträge zu verstehen. Sie sollen helfen, die wichtigsten Bereiche, die die Risiken des Lebens betreffen, abzusichern. Dazu zählen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter und Unfall. Zusätzlich zum Bruttolohn zahlen Arbeitgeber/innen nur etwa 30 Prozent an Sozialbeiträgen. Damit beteiligen sie sich an der Finanzierung unseres Gesundheitssystems, der Pensionen, des Arbeitslosengeldes, der Unfallversicherung, etc. Der Rest der sogenannten „Lohnnebenkosten“ ist der Lohn während des Urlaubs, der Feiertage und der Krankenstände, Weihnachts- und Urlaubsgeld und Abfertigungen – Geld also, das direkt an Arbeitnehmer/innen bezahlt wird! Das verschweigen die Unternehmen gerne. Gefährden die Lohnnebenkosten die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft? Hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit haben Lohnnebenkosten allein überhaupt keine Aussagekraft. Entscheidend sind – neben der Qualität der Produkte, der Marktnähe etc. – die Lohnkosten je erzeugter Ware oder Dienstleistung, was durch die sogenannten Lohnstückkosten zum Ausdruck gebracht wird. Und die sinken in Österreich seit Jahren. So wirkt sich eine Lohnnebenkostensenkung für Sie aus! weniger Einkommen: weniger Urlaubsgeld, weniger Weihnachtsgeld, weniger Abfertigung ... weniger bezahlte Freizeit: weniger Urlaub, weniger Feiertage, Arztbesuche und Behördengänge nicht mehr in der Dienstzeit, Abzug von Krankenstandstagen vom Urlaub ... weniger soziale Sicherheit: Selbstbehalte beim Arztbesuch, weniger Krankengeld, weniger Pension (mehr unsichere „Eigenvorsorge“), schlechtere Unfallversorgung, weniger Arbeitslosengeld ... „Lohnnebenkosten“, die bereits gesenkt wurden Urlaubskürzung (Aliquotierung) und Streichung des Postensuchtags bei Selbstkündigung. Auch die Auflösung des Entgeltfortzahlungsfonds, aus dem bis zu dessen Abschaffung die Löhne kranker Arbeiterinnen und Arbeiter weiterbezahlt wurden, nutzen viele Unternehmen zur Senkung der „Lohnnebenkosten“, in dem sie kranke Arbeiterinnen und Arbeiter einfach kündigen! Senkung der Dienstgeberbeiträge bei älteren Arbeitnehmern/Arbeitsnehmerinnen sowie bei Lehrlingen. Zur behaupteten Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmer/innen auf dem Arbeitsmarkt bzw. zur Schaffung zusätzlicher Lehrstellen haben diese Vergünstigungen nicht geführt. Darüber hinaus fordern die Unternehmen seit Jahren die Streichung bezahlter Feiertage, Selbstbehalte beim Arztbesuch, den Abzug von Krankenständen und Kuraufenthalten vom Urlaub, etc. © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Bei den Unternehmen führen diese Senkungen nur zu weiter steigenden Gewinnen. Zusammen mit den Gewinnsteuersenkungen wird ihr Beitrag zur Finanzierung öffentlicher Leistungen immer geringer! Für Arbeitnehmer/innen drohen aufgrund der fehlenden Gelder in den Sozialtöpfen aber (weitere) Kürzungen bei den Leistungen aus der Sozialversicherung. Wertschöpfungsabgabe als Alternative Eine Lohnnebenkostensenkung ist weder notwendig noch gerecht. Sinnvoll hingegen wäre, dass die Sozialbeiträge der Unternehmen nicht nur von den Löhnen und Gehältern, sondern von der gesamten Wertschöpfung eines Betriebes berechnet werden. Damit würden sich Betriebe, die Beschäftigte wegrationalisieren, nicht wie jetzt Abgaben ersparen, sondern genauso zur Finanzierung unseres Sozialstaates beitragen wie arbeitsintensive Unternehmen. Quelle: Arbeiterkammer Oberösterreich, http://www.arbeiterkammer.com/online/lohnnebenkosten-41557.html Zitat des Caritas-Präsidenten Franz Küberl: "Wir müssen […]den Faktor Arbeit entlasten. Es kann nicht sein, dass über zwei Drittel des Sozialstaates über die Lohnnebenkosten finanziert werden, während wir bei der Vermögensbesteuerung am unteren Ende der OECD-Skala anzutreffen sind." Quelle: OTS0103 / 23.02.2010 / 11:32 / Aussender: Caritas Österreich © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 04/2010 NEWS Materialien für Gruppe Arbeitgeber/innenvertreter/innen Verwenden Sie folgende Informationsquellen als Ausgangspunkt für Ihre Vorbereitung: Video „WKO will Lohnnebenkosten senken“ (http://www.woo.at/Gallery/ShowItem2/167471/1/ev) Arbeitskosten von Arbeitnehmern in der Sachgütererzeugung: (http://wko.at/statistik/eu/europa-arbeitskosten.pdf) Supermarkt: Der Pfuscherboom Die ÖVP beklagt die um sich greifende Schwarzarbeit. Dabei bereitet nicht zuletzt die Volkspartei selbst seit über 20 Jahren den Boden dafür auf. „Je mehr Menschen ohne Arbeit sind, desto eher weichen sie auf den Schwarzmarkt aus.“ Wenn das keine Erfolgsmeldung für die heimischen Finanzbehörden ist: Im abgelaufenen Jahr wurden 10 000 Strafanträge wegen Schwarzarbeit gestellt – um neun Prozent mehr als 2008. Von einer derartig stark gestiegen Trefferquote darf die Polizei bestenfalls träumen. Weniger erfreulich ist, dass die via Pfusch hinterzogenen Steuern und Abgaben noch etwas schneller gewachsen sein dürften als die Zahl der Strafanzeigen. Staatliche Organe deuten die grassierende Steuerhinterziehung auf dem heimischen Arbeitsmarkt als eine Kombination aus einer offensichtlich genetisch vorgegebenen kriminellen Energie und der wachsenden Arbeitslosigkeit. Je mehr Menschen ohne Arbeit sind, desto eher weichen sie auf den Schwarzmarkt aus, räsonierte Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) Mitte der Woche. Na so was. Wer hätte das gedacht? Böse Arbeitslose. Verantwortlich für die Misere sind also vor allem Menschen, die gerade ihren Job verloren haben und sich nun auf dem Schwarzmarkt etwas dazuverdienen wollen. Wenn dem so wäre, würde sich die Sache mit dem nächsten Aufschwung von selbst erledigen. Wird sie aber nicht. Wir haben es nämlich mit einem systemischen Problem zu tun, das in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur besser sichtbar wird. Es gehört aber zum Land wie der tägliche Sonnenaufgang. Schuld an der um sich greifenden Schwarzarbeit sind deshalb auch nicht die schlimmen Arbeitslosen – laut „Pfuschforscher“ Friedrich Schneider (Uni Linz) haben zwei von drei Schwarzarbeitern einen fixen Job. Sie verdienen an den Abenden und am Wochenende regelmäßig dazu. Mit einem Anteil von knapp neun Prozent an der Wertschöpfung ist der „Sektor Pfusch“ bereits so groß wie der Tourismus. Allein auf dem Bau und im Handwerk legen bis zu 900 000 Menschen regelmäßig „schwarz“ Hand an. Im Haushaltsbereich werden selbst in der Hochkonjunktur 95 Prozent der Arbeiten steuerfrei erledigt. Nun wird es schon so sein, dass das Angebot schwarz verrichteter Tätigkeiten mit der Arbeitslosigkeit wächst. Die Crux lieg allerdings nicht allein im höheren Angebot der Pfuscher. Sondern vor allem in der ungebrochen starken Nachfrage nach deren Tätigkeit. Die blühende Schwarzarbeit misst nämlich die Temperatur in der Steuerhölle Österreich, über der das Eingangsschild „Sozialer Wohlfahrtsstaat“ prangt. Sozial ist dieser Staat nicht so sehr für die Kundschaft, die drei Stunden brutto arbeiten muss, um sich eine Handwerkerstunde offiziell leisten zu können. Auch nicht so sehr für den Handwerker selbst, dem vom offiziellen Stundenlohn nach Abzug aller Steuern und Sozialversicherungsbeiträge weniger als die Hälfte übrig bleibt. Die sozialen Partner. Sozial ist dieser Wohlfahrtsstaat mit seinen absurd hohen Arbeitskosten jedenfalls für die politische Umverteilungselite, die ungeachtet der im internationalen Spitzenfeld liegenden Sozialausgaben eine offenbar unaufhaltsame Verarmung der heimischen Bevölkerung diagnostiziert und deshalb nach immer mehr Geld verlangt. Oder für die angeblichen „Sozialpartner“, die mit Leidenschaft hohe Arbeitskosten beklagen – ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, dass Kammern und Gewerkschaften dafür verantwortlich sind, wenn Bürgern immer höhere Lohnnebenkosten aufgeladen werden. Was wiederum dazu führt, dass das gefeierte Wohlfahrtsmodell Österreich an einer eklatanten Schwäche leidet: Es ist für seine (vom Steuerstaat kahl geschorenen) Bewohner längst nicht mehr leistbar. Wer eine kalte Therme in Ordnung zu bringen hat, eine Nachhilfestunde für das mit schlechten Noten kämpfende Kind organisieren will oder die bettlägrige Oma betreuen lässt, hat in vielen Fällen nur noch eine Hoffnung: mit bereits kräftig versteuertem Einkommen auf den Schwarzmarkt zu pilgern, um dort die Probleme des Alltags lösen zu lassen. Dieses Verhalten ist ohne Zweifel ungesetzlich. Was nichts daran ändert, dass von Regierungsmitgliedern mehr zu erwarten ist, als Arbeitslose für die boomende Schattenwirtschaft verantwortlich zu machen. Hinter dem Symptom steht nämlich stets ein Problem. (Quelle: „Die Presse“, Print-Ausgabe, 10.01.2010) © MANZ Verlag Schulbuch Autoren: Mag. Christoph Schwarzl, Johannes Petritsch www.wissenistmanz.at/wissenplus