Deutscher Derivate Verband

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Deutscher Derivate Verband - Neugründung
Interview mit Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband e.V.:
procontra: Die beiden Interessensgemeinschaften "Derivate Forum" und "Deutsches Derivate
Institut" (DDI) haben sich zum Deutschen Derivate Verband zusammengeschlossen. Was versprechen
Sie sich davon?
Lars Brandau: Es handelt sich um eine Neugründung. Die beiden Vorgängerorganisationen lösen sich
gerade auf. Der Deutsche Derivate Verband wird deutlich mehr Mitglieder haben, als die bloße Summe
der Vorgängerinstitutionen.
procontra: Man führt aber die Mitglieder beider Vorgängerinstitutionen zusammen und greift auch auf
die Expertise beider zurück?
Brandau: Es geht darum eine möglichst starke Organisation aufzubauen. Die Mitglieder des
Deutschen Derivate Verbandes beherrschen rund 90 Prozent des Marktes. Es geht darum
Ansprechpartner für die Politik in Berlin und Brüssel zu sein. Auch die Aufklärungsarbeit in Richtung
Anleger muss intensiviert werden. Ziel der Verbandsarbeit ist es, mit einer Stimme klar zu sprechen.
Wir setzen Standards. Immerhin sind Derivate vornehmlich Produkte "made in Germany" und das soll
sie auch bleiben.
procontra: Was sind die wichtigste Ziele des Deutschen Derivate Verbandes?
Brandau: Das wichtigste Ziel ist es, Ansprechpartner zu sein. Im Grunde ist die Organisation ein
Think Tank. Der Deutsche Derivate Verband arbeitet von innen und setzt Standards. Nach außen
muss ein ergebnisoffener Diskurs geführt werden. Das wurde im Fall der Abgeltungssteuer
vernachlässigt.
procontra: Warum wird der Deutsche Derivate Verband gerade jetzt gegründet? War das eine
Konsequenz aus der mangelnden Präsenz bei der Abgeltungssteuer?
Brandau: Die Abgeltungssteuer hat gezeigt, wie wichtig es ist, einen Ansprechpartner zu haben.
Spätestens die Abgeltungssteuer hat allen Beteiligten vor Augen geführt, wie wichtig es ist geschlossen
aufzutreten.
procontra: Kam die Initiative zur Neugründung des Verbandes von innen heraus oder wurde von
außen Druck gemacht?
Brandau: Die Erkenntnis kam von Innen heraus. Beide Verbände hatten sich diametral entwickelt; mit
unterschiedliche Stärken. Jetzt werden die Stärken einfach gebündelt.
procontra: Möchten Sie mit dem Verband auch Einfluss auf die Politik ausüben?
Brandau: Einfluss auf die Politik ausüben zu können, ist eine Illusion. Die zurückliegenden Jahre
haben gezeigt, dass dieses Vorhaben in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt war. Für den
Deutschen Derivate Verband geht es vielmehr darum, als Experte einer spezialisierten Branche zur
Verfügung zu stehen. Wenn es Regulierungsüberlegungen gibt, dann wird der Verband dazu seine
ganze Reputation einfließen lassen.
procontra: Sie haben sich in einer Stellungnahme gegen eine weitere Regulierung der
Zertifikatebranche ausgesprochen. Warum? Reicht denn die derzeitige Regulierung aus?
Brandau: Im Prinzip ist alles geregelt. Es muss zwischen berechtigtem Anlegerschutz und
Überregulierung unterscheiden werden.
Ein Beispiel: Eine politische Forderung nach einem vereinfachten Prospekt klingt zuerst einmal toll.
Nur leider ist dem Anleger damit kaum wirklich geholfen. Aufwand und Ertrag stehen in keinem
positiven Verhältnis. Das Motiv mehr Transparenz zu schaffen, steht zwar im Vordergrund, wird damit
aber nicht erfüllt.
procontra: Was tut der Deutsche Derivate Verband für den Anleger?
Brandau: Wir sind dazu da, den Menschen diese sehr spezialisierte Anlageklasse näher zu bringen und
Alternativen zum Sparbuch aufzeigen. Bei der Derivatebranche handelt es sich um eine Industrie, die
mit verschiedenen Geschwindigkeiten arbeitet. Für institutionelle Anleger kann es nicht kompliziert
genug sein. Mit diesen Produkten erreichen wir aber die Masse der Kleinanleger nicht. Häufig fehlt es
schlicht an einfach gehaltenen Informationen.
procontra: Eignen sich denn Zertifikate beispielsweise für einen Kleinanleger auch zur Altersvorsorge?
Brandau: Das ist eher ungewöhnlich aber dennoch durchaus machbar. Bei nunmehr fast 300.000
Produkten gibt es einige, die sich auch auf lange Sicht bewähren. Mit einem zeitlich unlimitierten
Index-Zertifikat beispielsweise ist so etwas durchaus vorstellbar. Im Allgemeinen
ist der
Anlagehorizont bei Zertifikaten eher kurz bis mittelfristig.
procontra: Sie wollen ihre Plattform auch für eine Arbeit auf europäischer Ebene nutzen. Es gab
Gespräche über einen europäischen Dach-Verband mit Deutschland, der Schweiz, Österreich und
Italien. Welches sind die kurzfristigen und langfristige Ziele?
Brandau: Rund 80 Prozent der Entscheidungen in Berlin werden heutzutage zunächst in Brüssel
vorbereitet und dann umgesetzt. Vor diesem Hintergrund findet die eigentliche Arbeit einer
Interessensvertretung zweifellos in Brüssel statt. Wenn wir von einem Produkt "made in Germany"
ausgehen, von dem wir wollen, dass es weitere Verbreitung auch in anderen Ländern findet, dann
müssen wir auch in Brüssel vertreten sein. Wir haben jetzt schon die Länder Deutschland, Österreich,
Schweiz und Italien gebündelt. Vor kurzem wurde der finnische Verband gegründet und im Laufe
dieses Jahres könnte es auch noch einen französischen Verband geben. Wenn auf europäischer Ebene
mit einer Stimme gesprochen werden soll, dann ist es nur logisch, wenn die Deutschen dabei eine
wichtige Rolle spielen.
procontra: Alle anderen europäischen Länder haben also auch eine Zertifikatebranche?
Brandau: Nein, soweit ist es noch nicht. In vielen Staaten nähern sich die Anleger dem Thema
Derivate erst langsam an.
procontra: Deutschland soll also eine Führungsrolle übernehmen?
Brandau: Eindeutig Ja. Die Produkte, die so erfolgreich laufen, kommen aus Deutschland. Das ist das
Entscheidende. Wir wollen das know how und den Wettbewerbsvorteil nicht ohne Weiteres abgeben.
procontra:Welches
sind
die
wesentlichen
Auswirkungen
der
Abgeltungssteuer
auf
die
Zertifikatebranche?
Brandau: Es handelt sich um ein Rad, das man nicht mehr zurückdrehen kann und es erscheint müßig,
sich im Nachhinein darüber Gedanken zu machen. Anleger treffen ihre Entscheidungen nicht aufgrund
der steuerlichen Bedingungen, sondern nach Rendite- und Risikofaktoren.
procontra: Ist aufgrund der Abgeltungssteuer mit einem Rückgang des Wachstums der
Zertifikatebranche zu rechnen?
Brandau: Es wird sicherlich schwerer werden den Boom der zurückliegenden Jahre aufrecht zu
erhalten. In diesem Jahr geht es primär darum Hausaufgaben zu machen. Im nächsten Jahr wird dann
neu gerechnet. Die Derivateindustrie ist sehr innovativ und wird allein schon deshalb sehr erfolgreich
bleiben.
procontra: Fühlt sich die Zertifikatebranche durch die Abgeltungssteuer benachteiligt? War das nicht
ein bisschen ungerecht?
Brandau: Über Gerechtigkeit in Bezug auf Steuern muss man ja nicht reden. Die Weichen sind gestellt;
darauf haben sich alle Beteiligten einzustellen.
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