Factsheet zu Hepatitis A und B Was ist Hepatitis? Das Wort Hepatitis („Hepar, Hepatis“: die Leber und „-itis“: die Entzündung) beschreibt eine entzündliche Erkrankung der Leber. Es gibt verschiedene Arten von Hepatitis, die unterschiedliche Ursachen haben: wie viral, bakteriell oder toxisch. Am häufigsten ist eine Leberentzündung aufgrund einer viralen Infektion. Die Leber, die Chemie-Fabrik des Körpers Die Leber erfüllt eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen und dient dem Körper als Stoffwechsel-, Speicher-, Filter- und Ausscheidungsorgan. Sie reguliert den Fett- und Zuckerstoffwechsel, den Mineral- und Vitaminhaushalt, lagert wichtige Nährstoffe ein und hat eine zentrale Rolle bei der Entgiftung des Körpers. Schlackenstoffe und Gifte werden durch Umwandlungsreaktionen unschädlich gemacht oder in Substanzen umgeformt, damit sie dann ausgeschieden werden können. Eine funktionierende Leber ist somit lebenswichtig. Grund genug, auf sie zu achten und Gefährdungen so gut wie möglich zu vermeiden. Gesunde Ernährung und vernünftiger Umgang mit Alkohol sind wichtige Voraussetzungen für eine gesunde Leber. Eine Virushepatitis lässt sich dadurch aber nicht ausschließen. Virus-Hepatitis Leberentzündungen, verursacht durch Hepatitis-Viren, gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Welt. Eine Virushepatitis kann zu einer schweren und unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung führen. Infektionswege, Verlauf und Behandlung sind je nach Form der Virus-Hepatitis (A, B, C, D und E) unterschiedlich. AT/TWI/0016/15a Hepatitis A Epidemiologie der Hepatitis A Jährlich gibt es weltweit etwa 1,4 Millionen Hepatitis-A-Neuinfektionen.1 Übertragungswege der Hepatitis A Das Hepatitis-A-Virus wird über den Stuhl ausgeschieden und die stärkste Ausscheidung erfolgt zu einem Zeitpunkt in dem der Infizierte noch weitgehend beschwerdefrei ist. Hepatitis A wird fäkal-oral über Schmierinfektion übertragen: z.B. durch mangelnde Hygiene, verunreinigtes Wasser, Getränke, Eiswürfel, Speiseeis, ungenügend gegarte Nahrungsmittel wie Fisch, Meeresfrüchte, Salat, Obst, rohes Gemüse. Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr in exotischen Reisezielen wie Südamerika, Afrika und in Teilen Asiens. Allerdings besteht auch in beliebten Urlaubsländern des Mittelmeerraums, wie z.B. Ägypten und Teilen Osteuropas eine erhöhte Infektionsgefahr. Durch Einschleppung kann es auch in Österreich zu einer Ansteckung kommen. Das Virus ist gegenüber hohen und niedrigen Temperaturen resistent (sogar unter dem Gefrierpunkt). Dies gilt ebenso gegenüber Säuren und Laugen. Herkömmliche Reinigungsmittel oder Seifen können das Virus nicht inaktivieren. Verlaufsformen der Hepatitis A Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Beschwerden, der sog. Inkubationszeit, können 3 bis 6 Wochen vergehen. In dieser Zeit kann man das Virus aber bereits auf andere Menschen übertragen. Das Krankheitsbild ist anfänglich unspezifisch (Fieber, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall). Klassisches Symptom ist die Gelbfärbung von Augen und Haut. Gegen Hepatitis A gibt es keine Behandlung. Im Normalfall heilt die Hepatitis A anschließend ohne bleibende Beeinträchtigungen aus. In seltenen Fällen kann es auch zu einem sogenannten fulminanten Verlauf mit tödlichem Ausgang infolge eines Leberversagens kommen. Bei Erwachsenen kann es zu schwerer und länger anhaltender Krankheit kommen, insbesondere bei älteren Menschen und Personen mit vorgeschädigter Leber. Bei Kindern verläuft die Hepatitis A häufig ohne klare Symptome und mild. Dies führt jedoch dazu, dass Kinder oft unerkannt Infektionsquellen für ihre Umgebung werden. Auch sind es Kinder, die meist unbemerkt das Virus als unliebsames Urlaubsmitbringsel nach Österreich einschleppen. Aus diesem Grund kommt es nach der Urlaubszeit in Kindergärten und Schulen immer wieder zu kleinen Hepatitis-A-Ausbrüchen. Prävention der Hepatitis A Gegen Hepatitis A gibt es keine ursächliche Behandlung. Eine ausgeheilte Hepatitis A hinterlässt lebenslange Immunität. Wichtige Verhaltensweisen können helfen eine Hepatitis A zu vermeiden. So sollte man im Urlaub sehr darauf achten, was man zu sich nimmt. Es gilt die Regel „Cook it, boil it, peel it — or forget it“ einzuhalten, also nur gut gekochte oder gegarte Speisen und selbst geschälte Früchte zu essen. 1 http://www.who.int/csr/disease/hepatitis/whocdscsredc2007/en/index4.html#estimated eingehsehen am 30.3.2015 AT/TWI/0016/15a Hepatitis B Epidemiologie der Hepatitis B Mit etwa 350 Millionen chronisch infizierten Menschen weltweit2 zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung weisen Antikörper als Zeichen einer Hepatitis-B-Infektion auf. Chronisch infizierte Personen können das HepatitisB-Virus zudem auf gesunde Menschen übertragen. Jährlich sterben weltweit etwa 600.000 Menschen an den direkten Folgen einer Hepatitis B.3 In Mitteleuropa sind 5 bis 10% der Bevölkerung Antikörperträger.4 Diese Gruppe hatte demnach Kontakt mit dem Erreger. In Österreich gibt es jährlich etwa 1.500 Neuerkrankungen4 und 42.000 chronische Hepatitis-BTräger.2 Übertragungswege der Hepatitis B Das Virus wird über Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel Blut, Speichel, Samen und Vaginalsekret übertragen und gilt als bis zu 100 mal ansteckender als das HI-Virus.5 Hauptübertragungsweg ist ungeschützter Sexualkontakt. Aber auch unter unsterilen Bedingungen durchgeführte Tätowierungen und Piercings oder die gemeinsame Benützung von Rasierapparaten, Zahnbürsten oder Nagelscheren stellen potenzielle Gefahrenquellen dar. Verlaufsformen der Hepatitis B Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Beschwerden können bei Hepatitis B 1-6 Monate vergehen. Nach anfänglichen Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, leichtes Fieber und Gelenkschmerzen können klassische Symptome, wie das Gelbfärben von Schleimhäuten und Augen, folgen. Der Verlauf einer Hepatitis B dauert meist zwei bis drei Monate. Anders als bei Hepatitis A kann eine Hepatitis-B-Infektion bei Erwachsenen in bis zu 10% aller Fälle zu einer chronischen Leberentzündung führen.6 Diese kann als mögliche Spätfolge Leberzirrhose oder Leberkrebs auslösen, der oft tödlich verläuft. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Rate der Chronifizierung mit bis zu 90% weit höher. Das primäre Ziel der Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis B besteht in einer dauerhaften Unterdrückung der Virusvermehrung. Dazu stehen antivirale und immunstimulierende Medikamente zur Verfügung.3 Prävention der Hepatitis B Eine besonders wichtige Maßnahme zum Schutz vor Hepatitis B ist geschützter Geschlechtsverkehr. Bei der Durchführung von Piercings, Tätowierungen oder Hand– und Fußpflege können strenge Hygienemaßnahmen das Infektionsrisiko von Hepatitis B minimieren. Ein sauberes Erscheinungsbild der Räumlichkeiten einer solchen Einrichtung kann über hygienische Mängel hinwegtäuschen. 2 Impfplan Österreich 2015 Weekly epidemiological record, No. 40, 2009, 84, 405-420 4 https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/hepatitis-b.html abgefragt am 30.3.2013 5 Bell et al, Inf Agents an Diesase, 1: 263-269, 1992 6 Shapiro, N. Paed. Inf Dis. J., Vol 12, No 5, 1993 3 AT/TWI/0016/15a Vorsorge durch Impfung bei Hepatitis A und B Sowohl gegen Hepatitis A als auch gegen Hepatitis B sind in Österreich Impfstoffe verfügbar. Die Impfung gegen Hepatitis A wird Kindern ab dem 2. Lebensjahr und Erwachsenen empfohlen. Insbesondere Kleinkinder sollten vor Eintritt in Kindergarten oder andere Gemeinschaftseinrichtungen geimpft werden.2 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt weltweit eine Impfung der Bevölkerung gegen Hepatitis B.2 In Österreich werden Säuglinge im Rahmen der 6-fach Impfung gegen Hepatitis B geimpft.2 Auch die Auffrischung im Schulkindalter ist im Rahmen des Kinderimpfprogramms kostenlos erhältlich. Die Erwachsenenimpfung ist kostenpflichtig und kann in jedem Lebensalter nachgeholt werden. Für einen Impfschutz gegen Hepatitis A benötigt man 2 Dosen eines Hepatitis-A-Impfstoffs. Dieser wird laut Österreichischem Impfplan im Abstand von 6 Monaten, für Kinder ab dem 2. Lebensjahr und Erwachsene, verabreicht. Für die Grundimmunisierung mit einem Hepatitis-B-Impfstoff sind drei Impfungen vorgesehen. Eine gleichzeitige Immunisierung gegen Hepatitis A und B ist ebenfalls möglich. In Ausnahmefällen stehen für Erwachsene speziell für eine Reise auch beschleunigte Impfschemata zur Verfügung. Weitere Auffrischungsimpfungen gegen Hepatitis A werden laut Österreichischem Impfplan nach frühestens 20 Jahren empfohlen. Gegen Hepatitis B werden nach der Grundimmunisierung im Kindesalter und Auffrischung im Schulalter, bzw. Grundimmunisierung im Erwachsenenalter, generell keine weiteren Auffrischungsimpfungen empfohlen (Ausnahme: Risikogruppen, siehe Österr. Impfplan 2015). In einer aktuellen Untersuchung hat sich herausgestellt, dass ein beträchtlicher Anteil der österreichischen Bevölkerung nicht die volle Anzahl der notwendigen Impfungen erhalten hat. AT/TWI/0016/15a