Welche Lösungsansätze im Pflanzenbau gibt es?

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Pflanze
BAUERNBLATT | 15. Juli 2017 ■
Resistenzsituation bei Ackerfuchsschwanz hat sich verschärft
Welche Lösungsansätze im Pflanzenbau gibt es?
In diesem Jahr wird landesweit
und großflächig der „Dammbruch“
beim Ackerfuchsschwanzbefall auf
den Äckern sichtbar. Dieses Ausmaß ist früher eingetreten als erwartet. Es wäre falsch, allein die
fehlerhafte Anwendung von Atlantis dafür verantwortlich zu machen. Auch Axial wirkt auf vielen
Standorten seit mehreren Jahren
schon nicht mehr hinreichend. Diese Entwicklung kommt nicht überraschend, sie deutete sich schon
seit Jahren in Resistenzuntersuchungen an. Wie in der vergangenen Ausgabe kurz angerissen, hat
die Landwirtschaftskammer dazu
im vergangenen Jahr einen neuen
Systemversuch ins Leben gerufen,
der Aufschluss bringen soll, welche pflanzenbaulichen Faktoren
helfen, des Ackerfuchsschwanzes
wieder Herr zu werden. Im Folgenden werden der Versuchsaufbau und seine Fragestellungen im
Detail vorgestellt.
Aussaat Sommerkulturen auf dem Versuchsstandort Koberg am 1. April 2017
den auch andere Pflanzenschutzproblematiken wie zum Beispiel
Shifting der Azole (Wie lange halten
die Carboxamide noch?) oder Läusebefall im Herbst berücksichtigt. Eine
noch weiter ausgedehnte Fruchtfolge, um den Raps zu entlasten, konnte aus Platzgründen auf dem Versuchstandort nicht umgesetzt werden. Nicht zuletzt bearbeitet das
Projekt das Thema „spätere Herbstund zeitige Frühjahrsbestellung“.
Das Projekt wird auf einer langjährig angepachteten Fläche durchgeführt. Die Arbeiten werden ent-
Abbildung 1: Systemversuch in Koberg, Versuchsdesign im Detail
238 m
FG 1
FG2
F
F
FF 1
FG3
FG4
F
F
spät früh
spät
1m
24,4 m
früh
24,4 m
FG1
FG2
F
F
spät früh
24,4 m
24,4 m
FG3
FG4
F
F
FF 2
spät früh
spät früh
spät
ca. 57 m
spät früh
24,4 m
ca. 57 m
spät früh
24,4 m
Tiefmulch
Pflug
früh
24,4 m
ca. 57 m mit Trennstreifen
197 m
24,4 m mit Trennstr.
220 m
Der Systemversuch der Landwirtschaftskammer in Koberg ist eine
Fortsetzung des ursprünglichen sogenannten „Ackerfuchsschwanzprojektes“. Neu ist, dass im Versuch viele Parameter gleichzeitig
– im System – untersucht werden.
Das Ackerfuchsschwanzprojekt basierte damals auf der unerschütterlichen Annahme, dass differenzierte Bodenbearbeitungsmaßnahmen
die Wirkungssicherheit der Herbizide erhalten werden. Heute ist
klar, dass ein Baustein alleine nicht
reicht, sondern dass alle pflanzenbaulichen Register gezogen und
aufeinander abgestimmt werden müssen, um das Ackerfuchsschwanzproblem wieder in den
Griff zu bekommen. Bisher hat sich
diese Erkenntnis in der Praxis aber
noch nicht durchgesetzt. Der Versuch in Koberg will Lösungsansätze
für die Praxis erarbeiten, die gangbar sind und wirksam.
Dabei geht es hier nicht um den
Ackerfuchsschwanz allein, vielmehr
geht es um Fruchtfolgen, die den
geänderten Rahmenbedingungen
gerecht werden – deswegen auch
als Systemversuch. Bereits vor Projektbeginn war klar, dass die neue,
restriktivere Düngeverordnung die
N-Düngung deutlich beschränken
wird. Anlass genug, die Gründüngung als Parameter mit in das Projekt einzubauen. Im Übrigen wer-
Lockerung
28
Pflanze 29
■ BAUERNBLATT | 15. Juli 2017
sprechend dem Projektplan von einer kleinen Arbeitsgruppe in Auftrag gegeben und begleitet.
Versuchsdesign
im Detail
Der Versuch liegt auf einer zirka 6 ha großen, aus vorheriger
Versuchstätigkeit bereits bekannten Fläche. Auf dem Standort wurden „unbehandelt“ rund 900 Ähren Ackerfuchsschwanz pro Quadratmeter ermittelt. Der Acker ist
leicht gewellt und hat verschiedene Bodenarten. Damit entspricht er
in jeglicher Hinsicht den Gegebenheiten in der Praxis. Die Abbildung
1 zeigt das Versuchsdesign.
Dabei sind drei Grundbodenbearbeitungsvarianten vorgesehen:
●●Der Pflug vergräbt bekanntlich
Pflanzenreste und Ausfallsamen.
Bei großem Bodensamenvorrat
holt er aber auch Samen wieder
hoch. Die Befahrbarkeit für die
Aussaat kann problematisch sein.
●●Der Grubber mischt Pflanzenmaterial und Samen hauptsächlich
in den oberen 10 cm der Krume ●●Rapsweizen
ein. Damit erfolgt oft ein verzetSZ 1 Ende September
telter Auflauf von Ausfallsamen.
SZ 2Mitte bis Ende Oktober,
Die Befahrbarkeit ist meist besser
alternativ: Sommerweizen
als nach dem Pflug.
●●Stoppelweizen
●●Bei der krumentiefen Lockerung
SZ 1 erste Oktoberdekade
mit dem Agrisem unterbleibt
SZ 2letzte Oktoberdekade,
jegliche Bodenmischung außer
alternativ Sommerweizen
der flachen Stoppelbearbeitung. ●●Sommergetreide
Pflanzenreste und Ausfallsamen
SZ 1 so früh wie möglich
bleiben in den oberen 3 bis 5 cm.
SZ 214 Tage später, aber
nicht wesentlich nach
Über alle drei Grundbodenbedem 1. April
arbeitungsvarianten werden jedes Jahr parallel zwei viergliedrige
Je nach Witterungsbedingungen
ist in FF1 (SommerkulturfruchtfolFruchtfolgen (FF) geprüft:
FF1: Sommergerste/Winterraps/ ge) Gründüngung mindestens vor
Winterweizen/Sommerweizen
Sommergetreide, wenn machbar
FF2: Wintergerste/Winterraps/ auch nach Winterraps, vorgesehen.
Winterweizen/Stoppelweizen
Damit sollen folgende FragestelIn beiden Fruchtfolgen sind zwei lungen geprüft werden:
Saatzeiten (SZ) vorgesehen:
●●Hat Gründüngung einen Einfluss
●●Winterraps
auf den Besatz mit Ackerfuchsschwanz?
SZ 1 um den 20. August
●●Wird die Befahrbarkeit verbesSZ 2 Anfang September
●●Wintergerste
sert?
●●In welchem Umfang werden
SZ 1 Mitte September
die N min -Werte im Herbst geSZ 2erste Oktoberdekade,
mindert, um Stickstoffauswa­alternativ: Sommergerste
schungen über Winter zu minimieren?
Erstes Versuchsjahr mit
Widrigkeiten
Die Fläche wurde vom Vorbewirtschafter nach der Weizenernte
und der verspäteten Strohräumung
übernommen. Die Stoppelbearbeitung und Grundbodenbearbeitung
erfolgten unter guten Bedingungen. Die Einsaat von Raps und Gründüngung am 3. September 2016
war durch einen heftigen Gewitterschauer kurz nach der Saat eingeregnet. Das hat in der Pflugvariante zu Verschlämmungen geführt,
die allerdings noch tragbar waren.
Ab Mitte September kam es zu
einem sehr starken Erdflohbefall.
Trotz zweimaliger Behandlung mit
einem Pyrethroid wurde der Raps
so stark geschädigt, dass die massiven Pflanzenverluste eine Weiterführung der Kultur nicht zuließen.
In den Mulchvarianten Raps und
Gründüngung war massiver Weizendurchwuchs festzustellen. Wie
Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett
und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten.
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30
Pflanze
BAUERNBLATT | 15. Juli 2017 ■
Tabelle 1: Beispiel von Behandlungsmaßnahmen
Schlagkartei
Datum
Sommerweizen
Maßnahme
Mittel
Aufwandmenge
Aufwandmenge
16.3.17
1.4.17
Herbizid
Aussaat
10.4.17
Düngung
22.5.17
Herbizid
Glyphosat
keimf. K./m²
Saatmenge
Kieserit
AHL + Piadin
Ariane C
MCPA
CCC
Medax Top
Talius
Bravo
Bogota Ge
Aviator
Credo
Cerone 660
Cerone 660
Proline
Orius
1.400 g
320
165 kg
1,0 dt
140 kg N
0,8 l
1,0 l
1.400 g
380
190 kg
1,0 dt
170 kg/N
0,8 l
1,0 l
1,2 l
0,2 l
0,15 l
0,5 l
27.5.17
EC
Sommergerste
31/ 32
Wachstumsregler
Fungizid
2.6.17
37
Wachstumsregler
Fungizid
11.6.17
49
39
65
Wachstumsregler
Wachstumsregler
Fungizid
28.6.17
sich herausstellte, war die Ursache starkes Lager im Weizen mit
offensichtlich hohen Druschverlusten gewesen: Mit beginnendem Wirkungseintritt der Behandlungsmaßnahme im Raps lief sofort
neuer Weizen wieder auf, sodass es
aussah, als ob die Fläche unbehandelt geblieben sei. Da gleichzeitig
auch die Gründüngung und die anderen Varianten durch ständigen
Neuauflauf von Weizen stark beeinträchtigt waren, musste die Fläche im Frühjahr mit Sommerkulturen bestellt werden.
Wegen Nässe konnte die Frühjahrsbestellung erst am 1. April erfolgen. Zu diesem späten Termin ergaben zwei Saatzeiten keinen Sinn
mehr. Nach der Glyphosatbehandlung im Frühjahr wurde die Saat
ohne vorherige Saatbettbereitung
in den recht frischen und in den Senken sogar feuchten Boden ausgesät.
Das Saatbett war nicht ganz eben.
Die Drilltechnik hat auf dem festen
Boden die Saatschlitze nicht hinreichend geschlossen. Daher mussten die Vorwerkzeuge auf 1 bis 2
cm Tiefe und der Striegel aggressiv
eingestellt werden. Für den Ackerfuchsschwanz ist das entgegen gesicherten Erfahrungen bereits zu viel,
da schon die geringste Bodenbewegung Samen aus dem Bodensamenvorrat zur Keimung anregt. Es ist daher bei der Bestelltechnik erforderlich, dass mit den Säaggregaten nur
wenig Boden bewegt und die Saat
vollständig mit Erde bedeckt wird.
2017 wurden ausgesät:
●●Sommergerste: ,RGT Planet‘; geplante Keimpflanzen; 320 Pflanzen pro Quadratmeter
1,2 l
0,4 l
0,5 l
0,17 l + Mehrm.
0,17 l + Mehrm.
0,2 l
0,7 l
●●Sommerweizen: ,Quintus‘; ge- erneut die jahrelange Erfahrung,
plante Keimpflanzen; 380 Pflanzen pro Quadratmeter
●●Ackerbohnen: ,Fuego‘; geplante
Keimpflanzen; 45 Pflanzen pro
Quadratmeter
Ackerbohnen, Sommergerste
und Sommerweizen sind über die
gesamte Fläche sehr gleichmäßig
aufgelaufen. Selbst die zur Bestellung noch sehr frischer Kuppen
und nasser Senken ist so gut wie
spurenfrei geblieben. Das bestätigt
dass im Frühjahr jedes zusätzliche
Befahren des Ackers schädlich ist.
Allerdings wurde die Ackerbohnensaat mit dem Auflaufen von
Hunderten Kranichen, die sich auf
den angrenzenden feuchten Wiesen aufhielten, weitgehend aufgefressen. Als „Blattfrucht“ wurde Hafer nachgesät, der später heruntergeschlegelt wird.
Die Behandlungsmaßnahmen
sind aus der Schlagkartei in Tabelle 1 zu ersehen.
Weitere Resistenzgefahr
im Anmarsch?
Im Laufe dieses Frühjahrs wurden folgende interessante Beobachtungen gemacht: Von der Glyphosatbehandlung haben sich einige Ackerfuchsschwanzpflanzen
wieder erholt. Das entspricht auch
der in der Praxis und anderen Versuchen wiederholt gemachten Erfahrung. Damit verbunden ist eine
Aufforderung an die Versuchsansteller, nach Wegen für einen nahezu 100%igen Behandlungserfolg zu suchen, weil nur auf diese Weise der Selektionsprozess
auf Glyphosatresistenz verringert
wird.
In diesem Jahr sind Sommerweizen und selbst die als empfindlich geltende Sommergerste trotz
der kalten, feuchten Bodenbedingungen zügig aufgelaufen. Die
Sommergerste verzeichnete eine
schnelle Jugendentwicklung, bildete breite Blätter und viele Bestockungstriebe und deckte damit
schnell und dicht ab. Der Sommerweizen war dagegen deutlich langsamer in der Entwicklung und etwa
bis zum Entfalten des Fahnenblattes weniger konkurrenzfähig als
Sommergerste oder beispielsweise Hafer.
Bei der visuellen Bestandeskontrolle Mitte der Bestockung des
Sommergetreides waren nur wenige Ackerfuchsschwanzpflanzen
zu finden. Die Sommergerste war
Rechts Sommergerste, links Sommerweizen zu Bestockungsbeginn. Die Sommergerste ist deutlich kräftiger entwickelt.
Fotos (2): Ulrich Henne
Pflanze 31
■ BAUERNBLATT | 15. Juli 2017
bis zum 27. Juni bei nur einer Fungizidbehandlung vollkommen gesund. Sommerweizen wies ebenfalls mit einer stark abgespeckten
Blatt- und einer einfachen Ährenbehandlung keinen Befall auf. Beide Sommergetreidearten weisen
2017 eine hohe bis sehr hohe Ährendichte auf, die sich etwas nach
der Bodenqualität und vor allem
nach den Bodenbearbeitungsverfahren unterscheidet.
Tabelle 2: Zählung Getreideähren am 27. Juni 2017, Ä./m²
Kultur
Sommergerste
Sommerweizen
Pflug
Tiefmulch
Lockerung
1.087
1.024
977
704
643
588
Überraschenderweise schauen
nach dem Ährenschieben doch
mehr Ackerfuchsschwanzähren
aus dem Bestand heraus, als man
vorher vermutet hatte. Ursache
ist vermutlich der bereits erwähn- Sommerweizen mit Ertragserhebungsparzellen. Blick auf einen Teil des Versuchsfeldes
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32
Pflanze
BAUERNBLATT | 15. Juli 2017 ■
te zu tiefe Bodeneingriff durch die
Drilltechnik. Nachfolgend werden
die Zählergebnisse nicht nach Bodenbearbeitungsverfahren gesplittet dargestellt, da das einjährige Ergebnis die Folge einer zufälligen Verteilung des Ackerfuchsschwanzbesatzes auf der Fläche
sein könnte.
fallen. Auf den ersten Blick mag das
Ergebnis enttäuschend sein. Jedoch
ist zu bedenken, dass in den Vorjahren in Wintergetreide in den Kontrollen rund 900 Ä./m² Ackerfuchsschwanz ermittelt worden waren.
Landwirte werden künftig wohl
mit einem Grundbesatz an Ackerfuchsschwanzähren leben müssen.
Schließlich wird es darauf ankomTabelle 3: Zählung
men, den Besatz so gering wie möglich zu halten, sodass die Verungra­Ackerfuchsschwanzähren
sung nicht außer Kontrolle gerät.
am 27. Juni 2017, Ä./m²
Für eine weitere Beurteilung
Sommergerste
7,4
des ersten Versuchsjahres müssen
Sommerweizen
19,4
die Druschergebnisse abgewartet
werden. Ein Vergleich von WinterDer Besatz in der Sommergerste
mit Sommerkulturen ist in diesem
ist erwartungsgemäß deutlich ge- Sich regenerierender Ackerfuchsschwanz nach einer stark reduzierten Men- Jahr noch nicht möglich.
Fotos (2): Manja Landschreiber
ringer als im Sommerweizen ausge- ge Glyphosat
Anbauplanung für
kommende Aussaatperiode
Tabelle 4: Deckungsbeitragsrechnung für den Winterweizen
Winterweizen 2017/18 (Blatt-Vorfrucht)
12 % RP
Preis ex Ernte
Rohertrag
Saatgut
Dünger:
Menge
dt
90
100
Gesamt
85 *
o. Atlantis *
mit Boxer *
Spätsaat
95
Preis/
Einheit
1.440
65
212
1.360
77
209
1.520
65
224
1.600
65
235
101
40
34
4
8
26
128
101
38
32
4
8
26
97
106
42
36
5
9
26
128
110
45
37
6
10
26
128
12
49
12
49
21
12
49
12
49
16,00
1,5/1,8/1,5/1,5
43,00
Sa.
210/210/220/230
68/65/72/76
61/58/65/68
20/20/25/30
pauschal
8,00
0,48
0,59
0,55
0,21
3,00
0,60
3,00
1,50
10,00
0,60
4,00
82,00
7,00
35,00
365,00
18,00
Sa.
53
4
11
120
4
11
110
53
4
11
124
53
4
11
129
Fenpro (Leander)
Aviator Xpro + Talius
Rubric
Prosaro
Dithane Neo Tec
Insektizide
Wachstumsregler:
0,40
0,8/ 0,6/ 0,9/ 1,0 + 0,2
0,80
0,50
4,00
0,15
18,00
46,00
21,00
39,00
7,50
26,00
Sa.
7
46
17
20
30
4
28
7
37
17
20
30
4
26
7
51
17
20
30
4
34
7
55
17
20
30
4
40
CCC
Medax Top + Turbo
Trinexapac
Camposan
2,10
0,4/0,3/0,5/0,6
2x(0,1/ 0,1/ 0,125/ 0,15)
0,15/0,15/0,2/0,25
2,50
13,00
43,00
26,00
5
10
9
4
5
8
9
4
5
13
11
5
5
16
13
7
0,60
54
193
17
25
845
9,39
595
51
193
16
24
807
9,49
553
54
193
18
25
869
9,15
651
57
193
19
26
895
8,95
705
N
P
K
S
Spurenelemente/Mg
Kalkanteil inkl. Streuer
Herbizide:
Glyphosat 360
Herold
Boxer/ Roxy*
Atlantis WG + FHS
Pointer SX
Tomigan XL
Fungizide:
Trocknungskosten
var. Maschinenkosten
Hagelversicherung
Zinsansatz (6 % x 0,5)
Summe Kosten
var. Produktionskosten
DB ohne Prämie
* = Angabe €/ l/ dt ohne MwSt.
3,20
Sa.
€/ ha
€/ dt
€/ ha
Quelle: Ulrich Henne, LUB
Auf vielen (Teil-)Schlägen oder
gar ganzen Betrieben besteht aufgrund der beängstigenden Vergrasungssituation sofortiger Handlungsbedarf. Mehrjährige Erfahrungen aus der Praxis verschiedener Fruchtfolgen sollen daher
hinsichtlich ihrer Rentabilität miteinander verglichen werden. Die
hier angesetzten Erträge konnten
in der Praxis logischerweise nicht
auf ein und demselben Schlag, also
nicht unter vergleichbaren Bedingungen, ermittelt werden.
Der Deckungsbeitragsberechnung für die einzelnen Kulturen
liegen detaillierte Datenblätter zugrunde, wie in Tabelle 4 abgebildet.
Es wird deutlich, dass bei dem
derzeitigen Preisniveau selbst
die um Ackerbohnen erweiterte
Fruchtfolge gegenüber dem dreifeldrigen Standard nur geringfügig
abfällt. Dafür ist letztlich die preisliche Unterbewertung der Ackerbohnen mit einem Preisaufschlag
zu Weizen von nur 1,50 €/dt verantwortlich.
Die um Sommergetreide erweiterte Fruchtfolge liegt selbst mit
Spätsaat Winterweizen auf dem
gleichen Rentabilitätsniveau wie
die klassischen Winterkulturfruchtfolgen mit noch wirkenden Graminiziden. Die Ursache sind die dramatisch niedrigeren Kosten von
Herbiziden und Fungiziden. Übrigens kann man das auch nutzen,
um die Wirksamkeit von Pflanzenschutzmittel insgesamt länger zu
erhalten. Die unvermeidliche Resistenzentwicklung von Pflanzenschutzmitteln ist eine Frage der
Anwendungshäufigkeit. Diese und
damit auch der Pflanzenschutzaufwand insgesamt ist bei Sommergetreide erheblich geringer als bei
Wintergetreide. Das Gleiche gilt,
wenn auch in geringerem Maße,
bei Spätsaat im Vergleich zu ortsüblicher Saatzeit Winterweizen.
Die Aufnahme von Gründüngung in die oben genannte Fruchtfolge rechnet sich kalkulatorisch
(noch) nicht. Ursachen sind die
hauptfruchtmäßige Bestellung sowie eine N-Startdüngung. Beides
ist nach den derzeitigen produk-
tionstechnischen Kenntnissen eine
zwingende Notwendigkeit, um
eine konkurrenzfähige, gut abdeckende und wuchsstarke Kultur
hinzustellen (siehe Abbildung 2).
Ulrich Henne
LUB Landwirtschaftliche
Unternehmensberatung
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FAZIT
Derzeit fehlt es an Versuchen,
ob und wie die hohen Saatgutkosten für anspruchsvolle
Saatgutmischungen durch entsprechende Mehrerträge beziehungsweise Kosteneinsparungen durch weniger intensive Bestellung kompensiert werden können. Aber: „Versuch
macht klug!“ Praktiker sollten
auf ihrem Betrieb je nach Handlungsdruck auf mindestens einer Teilfläche Veränderungen
vornehmen, dadurch verspielt
niemand seinen Betrieb. Es wird
aber die Zukunft für künftige
Generationen verspielt, wenn
trotz unübersehbarer Warnzei-
chen in der Praxis einfach immer so weitergemacht wird. Der
neue Systemversuch der Landwirtschaftskammer will dazu
einen Beitrag leisten zu zeigen, welche Aspekte zukunftsweisend wirken. Das Versuchs­
projekt wird von der Stiftung
Schleswig-Holsteinische Landschaft gefördert. Mit der Versuchserledigung sind Frank Siemer, Christian Witte, Ralf Niemeyer und Thomas Buck betraut.
Ansprechpartner sind bei der
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Manja Landschreiber, Hans-August Stahmer und
der Autor.
Abbildung 2: Deckungsbeitrag (DB) Fruchtfolgen 2017/2018,
schwerer Boden, gegebene Mechanisierung
Ackerfuchsschwanz noch nicht resistent
(mit Atlantis, Select, Kerb)
WG 90 dt
Pflug
453
WRa 40 dt
Mulch
675
StW 85 dt
WRa 40 dt
Mulch
429
Mulch
675
StW 85 dt
Mulch
429
WRa 40 dt
Mulch
675
WW 90 dt
Mulch
595
DB/ha
574
WW 90 dt (fehlt: 5 % einer
3. Kultur!)
Mulch
595
WW 90 dt
Mulch
595
ABo 55 dt
Mulch
344
WW 90 dt
Mulch
595
DB/ha
566
DB/ha
528
Ackerfuchsschwanz resistent (ohne Atlantis und Select,
aber mit Kerb, spätere Aussaat Winterweizen)
SG70 dt
Mulch
434
WRa 40 dt
Mulch
699
WW 85 dt
Mulch
553
SoW 75 dt
Mulch
578
SG 75 dt
Mulch
520
WRa 40 dt WW 85 dt ZF (hochw. SoW 80 dt
Saat)
Mulch
Mulch
Mulch
Mulch
699
553
-217
678
Normalstrohhybriden
Hohe Rapserträge absichern
PT242
Kohlhernieresistent
Hybride mit rassenspezifischer Kohlhernieresistenz.
Hoher Kornertag. Frühe, gleichmäßige Abreife.
PT256
Nr. 1
Sehr hoher Ölertrag
Standfeste Hochleistungshybride mit sehr hohem
Ölgehalt und Kornertrag. Überzeugte im EU-Versuch
2016 in Kornertrag und Marktleistung mit Spitzenwerten. Sie ist mit rel. 108 die Nr. 1 im Ölertrag.
DB/ha
566
Ackerfuchsschwanz resistent (ohne ­Atlantis und Select,
aber mit Kerb, spätere Aussaat Weizen, mit Gründüngung)
ZF (hochw.
Saat)
Mulch
-217
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■ BAUERNBLATT | 15. Juli 2017
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