Lukas 17, 11-19 Undank ist der Welt Lohn

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Predigt zu Lukas 17, 11-19 „Undank ist der Welt Lohn“ Themengottesdienst 11. Mai 2014 Dom
Ihr Lieben,
was war da los, Herr Jesus?
Im Nachrichtenmagazin Der Spiegel gibt es eine Serie mit dem Titel:
„Meldungen und ihre Geschichte“.
Irgendein Aufreger aus der Tagespresse wird aufgegriffen.
Und dann fragt einer nach – und beleuchtet den Hintergrund.
Die Geschichte, die wir eben gehört haben, ist auch so ein Aufreger.
Zehn Männer - alle litten an einer unheilbaren Hautkrankheit.
Sie mussten als Ausgestoßene leben und sahen in Jesus ihre einzige Chance.
Alle zehn lassen sich auf ein eher vages Versprechen ein –
„Geht und zeigt Euch den Priestern!“ und erleben eine wundersame Heilung.
Und dann: - nur einer kommt zu Jesus zurück und bedankt sich!
Undank – der Welt Lohn? Es klingt wie die Paradegeschichte zum Thema.
Was ist da nur so grandios schief gegangen? Sind Menschen wirklich so?
Sind wir auch so?
Dass uns das Meckern und Klagen leicht fällt – klar.
Aber nur einer von zehn, der Danke sagt? – Ganz so schwarz ist es doch nicht.
Die Geschichte hinter der Meldung ist dies:
Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem.
Als er durch das Grenzgebiet zwischen Samarien und Galiläa ging,
begegneten ihm zehn aussätzige Männer;
die blieben in einigem Abstand stehen, erhoben ihre Stimme
und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser!
Als Jesus sie sah, sprach er zu ihnen:
Geht hin und zeigt euch den Priestern!
Hier muss man die Meldung zum ersten Mal unterbrechen.
Als wenn das so leicht gewesen wäre. „Geht und zeigt euch den Priestern“
Der zuständige Priester war nicht etwa eben um die Ecke zu finden.
Es war die Zeit, als der Tempel in Jerusalem noch stand. Also:
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„Geht nach Jerusalem, zeigt euch im Tempel, bringt dort die
vorgeschriebenen Opfer und lasst Euch Eure Reinheit bestätigen.“
Das war gemeint. Ein ziemlich weiter Weg. Mindestens vier Tage bis Jerusalem.
Und losgehen sollten sie, ohne dass irgendwas passiert war –
außer, dass dieser Jesus es ihnen gesagt hatte.
Wer würde das schon machen?
Einfach so – mit dem realistischen Risiko, sich lächerlich zu machen?
Selbst ein Prophet kann viel reden, wenn der Tag lang ist – oder?
Und trotzdem – alle zehn machten sich auf den Weg. Weiter mit der Meldung:
Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein.
Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war,
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel nieder auf sein
Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter.
Nur einer, der umkehrt? Waren die anderen wirklich undankbare Gesellen?
Nein, sicher nicht! Sie alle waren fromme Juden.
Leute, denen ein Besuch im Tempel sehr viel bedeutete.
Als sie unterwegs ihre Heilung bemerkten, da beschleunigten sie sicher ihre
Schritte noch:
„Wow! – Endlich nicht mehr abgewiesen werden – dort im Tempel. Endlich
wieder ein Opfer darbringen können und Gott das geben, was Ihm zusteht.“
Eigentlich kein Wunder, dass sie nicht umgekehrt sind.
Und hatten sie nicht recht? Hat nicht Gott selber durch ein Wunder sie geheilt?
Hatte nicht Jesus genau das gesagt: „Geht und zeigt euch den Priestern!“
Diese neun waren nicht weniger dankbar als der Eine.
Sie taten das, was normal war – üblich, ja im Gesetz vorgegeben:
Wer Aussatz bekam, der musste zum Priester gehen – der das feststellte.
Entsprechend waren die Folgen zu tragen.
Und wer – wie auch immer – Heilung erfuhr, der musste wieder zum Priester.
Die vorgeschriebene Prozedur dauerte lange – acht Tage lang.
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Und sie war auch noch teuer.
Erst zwei Vögel opfern, dann nach den acht Tagen zwei Lämmer und ein Schaf.
Es gab sogar eine Regel für Leute, die sich diese Opfer nicht leisten konnten.
(alles genau nachzulesen in 3. Mose 14)
Die Neun machten nichts falsch nach dem Gesetz – und doch lagen sie falsch.
Wieso?
Die Heilung vom Aussatz galt als eines der Zeichen des Messias, des
Kommenden. Und das haben sie nicht begriffen.
Sie haben etwas Großartiges erlebt – Gott hat die versprochene Heilszeit
anbrechen lassen. Das ging weit über die eigene Heilung hinaus!
Aber sie blieben in ihrer Reaktion im üblichen Rahmen.
Ihr Glaube, ihre Beziehung zu Gott, hatte etwas Geschäftsmäßiges:
Es war – ehrlich betrachtet - eine Beziehung auf Gegenseitigkeit.
„Wenn Du mir nützt, dann tue ich auch das, was Du willst.“
So weit weg sind wir von diesem Denken nicht, Ihr Lieben.
Was tun wir nicht alles genau aus diesem Grund.
Weil es sich für uns rechnet. Weil sich der Einsatz auszahlt.
Wir fragen nach Lohn. Die Welt fragt immer nach Lohn.
Nur: Lohn hat nichts mit Dankbarkeit zu tun. Auch nicht mit Liebe.
Lohn ist Teil einer Vereinbarung – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
In der Welt denken wir wirtschaftlich. Liebe? Dank? - das passt da nicht rein.
Denn Dankbarkeit ist kein Lohn für eine Leistung.
An einem Tag im Jahr der Mutter mal Danke sagen – das steht in keinem
Verhältnis zu dem, was Mütter leisten.
Wenn Mütter ihre Motivation vom Muttertag her beziehen würden –
dann sähe es wahrlich düster aus in unseren Familien.
Dankbarkeit – das ist mehr: es ist der Ausdruck einer guten Beziehung.
Einer Beziehung, in der nicht gerechnet wird.
In der einer aus Freiheit heraus dem Anderen Gutes tut.
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Einer der Geheilten kehrte damals um zu Jesus: der Samariter.
Das kann man natürlich erklären: dem bedeutete der Tempel in Jerusalem nichts.
Trotz Heilung konnte er nicht damit rechnen, dort willkommen zu sein.
Deshalb ist er gleich umgekehrt, als er seine Heilung entdeckte.
Deshalb wirft er sich Jesus zu Füßen und sagt ihm Danke.
Er hatte erkannt, wer dieser Jesus ist.
Viel mehr als ein Arzt oder Wundertäter.
Er verkörpert die Gegenwart des einen Gottes – für Juden und alle Anderen.
Der liebende Gott, der jetzt die neue Zeit anbrechen lässt - für alle!
Gegen alle Konventionen bindet er sich mit seinem Dank an Jesus.
Die Samaritaner galten in Israel so wenig wie die Heiden.
Auch wenn sie die 5 Bücher Mose als Heilige Schriften kennen.
Und Jesus – eben auch ganz Mensch – wundert sich entsprechend:
Jesus aber antwortete und sprach:
Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?
Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre
zu geben, als nur dieser Fremde?
Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.
Die Neun sind in ihren gewohnten frommen Bahnen geblieben.
Der Eine hat verstanden, wer Jesus ist: der Retter und Heilsbringer für alle.
Wieder geht es um die Beziehung – nicht um Aufrechnung, nicht um Lohn.
Der Tag heute erinnert uns daran, Beziehungen zu pflegen, in denen wir leben.
Die Beziehung zu Jesus, der uns die Angst vor Gott genommen hat.
Und die Beziehung zu Menschen, denen wir viel verdanken.
Beiden sollen wir „Danke“ sagen. Warten wir nicht, bis uns danach ist.
Danke ist in der Bibel ein Gebot. Wir sollen es tun.
Weil es uns selber gut tut. Und weil es den Schöpfer ehrt.
Amen!
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