Estland

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Erfahrungsbericht zum Erasmus-Semester
vom 31.08.2008 – 21.01.2009
Tallinn University of Technology – Estland
Schon seit Beginn meines Studiums hatte ich vor ein Semester im Ausland zu studieren. Die Unterrichtssprache sollte Englisch sein, um meine englischen Sprachkenntnisse zu erweitern. Aus diesem Grund habe ich mich vorher über die verschiedenen Möglichkeiten informiert. Ein Studium im außereuropäischen Ausland kam für mich, aufgrund der hohen Studien‐
gebühren, nicht in Frage. Das Erasmus‐Programm stellte für mich die optimale Lösung dar. Leider musste ich schnell feststellen, dass der Fachbereich Produktionstechnik keine Ver‐
bindungen zu Universitäten in Großbritannien hat. Als mögliche Universitäten blieben dann noch Universitäten in Skandinavien und Osteuropa übrig, wo auch Programme in englischer Sprache angeboten werden. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass vor allem schwedische Unis bei deutschen Erasmus‐Studenten sehr beliebt sind. Da Tallinn noch relativ unbekannt ist, dachte ich mir, dass vielleicht nicht so viele deutsche Studenten diese Universität für ihr Auslandssemester wählen würden. Aus diesen Gründen habe mich für die University of Technology (TTU) in Tallinn entschieden. Auch das Fächerangebot, welches sehr übersicht‐
lich auf der Uni‐homepage (http://www.ttu.ee/) dargestellt ist, hat mich überzeugt. Von der estnischen Kultur und der Stadt Tallinn wusste ich im vorhinein nicht viel. Da ich der einzige Bewerber für den Platz war, verlief die Bewerbungsphase sehr problemlos für mich. Mit der Bewerbung wurde auch gleich der Antrag für einen Wohnheimplatz mit‐
geschickt. Circa vier Wochen vor Semesterbeginn in Tallinn erhielt ich eine Mail vor meinem mir zugeteilten Tutor. So erhielt ich die ersten Informationen zu den Orientierungstagen und teilte ihm mit, wann ich in Tallinn landen würde. Bei meiner Ankunft wurde ich von ihm ab‐
geholt und zu dem Wohnheim gebracht. Alle ausländischen Studenten sind in dem gleichen Wohnheim untergebracht gewesen. Wegen des sehr knappen Wohnraumplatz, wurden leider jeweils zwei Studenten in einem Zimmer untergebracht, auch wenn dies anders ge‐
wünscht worden war. Diese Situation sollte sich allerdings in Zukunft verbessern, da ein neues Wohnheim extra für ausländische Studenten gebaut worden ist. Ich habe in dem Wohnheim nur zwei Wochen gewohnt und mir dann privat in Tallinn mit drei anderen Eras‐
mus‐Studenten eine Wohnung gesucht. In Tallinn ist es üblich, dass Wohnungen komplett möbliert vermietet werden. Dies ist natürlich sehr praktisch, wenn man nur für ein Semester dort wohnen möchte. An der TTU waren circa siebzig Erasmus‐Studenten aus verschieden europäischen Ländern. Die größte Gruppe bildeten Italiener und Franzosen. Während der Orientierungstage wurden alle wichtigen Informationen zum Studium ver‐
mittelt. Als wichtigste Info ist hier die Abgabe des unterschriebenen Study Plans zu nennen. Besonders positiv ist die organisatorische Betreuerin der Erasmus‐Studenten, Kerti, an der TTU zu erwähnen. Wenn vor oder während des Aufenthalts Fragen entstehen, kann man sich ohne Scheu per Mail an Kerti wenden und die Fragen werden umgehend beantwortet. Auch wenn man an ihrer Bürotür klopft, hat sie immer Zeit und ist sehr hilfsbereit. Ansonsten ist das Studium ähnlich wie in Deutschland. Die Vorlesungen finden in der Regel wöchentlich 1 zwei‐ oder vier‐stündig statt. Es gibt sieben Masterprogramme und ein Bachelorprogramm, die auf Englisch angeboten werden. Man kann die Vorlesungen aus diesen Programmen je nach Interesse kombinieren. Es müssen nur mögliche Überschneidungen beachtet werden. Sehr angenehm hab ich empfunden, dass die jeweiligen Veranstaltungen nur von maximal dreißig Studenten besucht wurden. In der Regel waren die Hälfte Erasmus‐Studenten und die andere Hälfte waren Studenten, die das komplette Programm als Degree‐Studenten ab‐
solviert haben. Da es sehr häufig Hausaufgaben gab und in jedem Fach ein Vortrag gehalten werden musste, war der Arbeitsaufwand während des Semesters schon relativ hoch. Dafür waren die Klausuren, die in der Regel am letzten Veranstaltungstag geschrieben wurde, nicht so vorbereitungsintensiv. Der Stellenwert der Klausuren für die Abschlussnote war auch nicht so hoch, da die Referate und Hausaufgaben auch mit in die Abschlussnote eingeflossen sind. Das Niveau war angemessen. Der Spaß während des Auslandssemester ist nicht zu kurz gekommen. Die Betreuung der Eramus‐Studenten ist an der TTU in Tallinn durch den „International Club“ vorbildlich geregelt. Wie schon erwähnt, bekam jeder Student einen Tutoren zugeteilt, der sich vor allem in der Anfangsphase um alles Organisatorische gekümmert hat. Außerdem wurden vom IC auch diverse Wochenende‐Fahrten und Partys organisiert, die alle zu den Highlights des Aufenthalts gezählt haben. Eine viertägige Fahrt nach Stankt Petersburg und die Fahrt nach Südestland sind besonders zu empfehlen. Vor meinem Aufenthalt habe ich an einem Russischkurs teilgenommen, der sehr interessant und anstrengend war, aber für den Aufenthalt nicht unbedingt notwendig ist. Eigentlich kann man in Tallinn alles mit Englisch regeln. Unter den Erasmus‐Studenten wird Englisch gesprochen und auch weite Teile der Esten sprechen gutes Englisch. Wenn man mit der älteren Bevölkerung ins Gespräch kommen möchte, ist es praktisch, Estnisch oder Russisch sprechen zu können. 40 % der Esten haben Russisch als Muttersprache. Tallinn als Stadt ist gerade zu ideal für ein Auslandssemester. Mit 400.000 Einwohnern hat die Stadt eine perfekte Größe. Für das sehr lebendige Kneipenleben ist Tallinn weltweit be‐
rühmt, was man daran merkt, dass sehr viele Backpacker aus Australien und Amerika nach Tallinn kommen. Der mittelalterliche Stadtkern zieht ganzjährig sehr viele Touristen an. Neben der Altstadt gibt es aber auch ein modernes Stadtzentrum, welches sich ohne Probleme mit Stadtzentren anderer europäischer Hauptstädte messen kann. Das Wetter in Tallinn ist erwartungsgemäß nicht sonderlich positiv zu bewerten. Im September und Oktober gab es durchaus noch recht schöne Tage, aber im November und Dezember war es häufig regnerisch und nasskalt bei Temperaturen um 0° C. Aufgrund der maritimen Lage ist Schnee auch eher eine Seltenheit in Tallinn. Die Tage im Dezember und Januar sind sehr kurz, denn die Sonne geht spät auf und wieder sehr früh unter. Insgesamt kann ich jedem nur empfehlen, ein Auslandssemester in Tallinn zu absolvieren. Tallinn als Stadt hat sehr viel zu bieten und zu entdecken, sodass der Aufenthalt nie lang‐
weilig wird. Auch war es für mich sehr interessant, die Kultur eines für mich vorher völlig 2 unbekannten Landes kennenzulernen. Natürlich ist es auch ein einmaliges Erlebnis, mit Studenten aus ganz Europa ein gemeinsames Semester zu verbringen. Wer noch mehr Informationen über meinen Aufenthalten erhalten möchte, kann mir gerne eine Mail schicken und ich bin gerne, dazu bereit Frage zu beantworten. 3 
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