Zertifikate eignen sich nicht nur für Schönwetter - Börsen

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Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B1
Optionsscheine & Zertifikate
Zertifikate eignen sich nicht nur für Schönwetter-Phasen
Das noch relativ junge Finanzprodukt ist inzwischen ein Exportschlager in Europa geworden – Optimistischer Ausblick für 2009
gegeben, was damals einer kleinen
Revolution gleichkam. Schweizer
Banken emittierten 1990 das erste
Garantiezertifikat. Der Durchbruch
für die Zertifikate kam mit dem
Crash am Aktienmarkt Anfang 2000,
als die Strategie „long only“ nicht
mehr aufging und die Anleger sich
für komplexere Anlageprodukte zu
interessieren begannen. Daher war
es auch nicht sonderlich überraZweistelliges Wachstum
schend, dass sich das Marktvolumen
Mit mehr als 350 000 Produkten der Derivate von 2004 bis 2007 verzählt der deutsche Retail-Derivate- dreifachte.
Zertifikate haben inzwischen auch
markt zu den größten weltweit. Das
volkswirtschaftlich eine
große Bedeutung. So
wurden im Investment
Banking in Deutschland
Von
zahlreiche anspruchsHartmut Knüppel
volle Arbeitsplätze für
strukturierte Produkte
geschaffen. Im Juni
2008 waren hier etwa
3 000 hochqualifizierte
Arbeitskräfte mit der
Geschäftsführender
Strukturierung,
der
Vorstand des
Emission und dem VerDeutschen Derivate
trieb dieser Produkte beVerbandes (DDV)
schäftigt. Weitere Arbeitsplätze wurden in
Marktvolumen ist in den vergange- angrenzenden Branchen wie KomEvent-Management
nen Jahren auf gut 125 Mrd. Euro ge- munikation,
stiegen. Die Wachstumsraten für Zer- und Beratung generiert oder gesitifikate lagen bislang deutlich im chert. Auch das Steueraufkommen,
zweistelligen Bereich: Im zurücklie- das die neuen Finanzmarktprodukte
genden Jahr legte der Markt um erwirtschaften, ist beachtlich. Nach
17 % zu. 2006 schloss er mit einem neuesten Schätzungen beträgt es
1,3 Mrd. Euro pro Jahr.
beachtlichen Plus von 30 %.
Die hohe Attraktivität der ZertifiKein Grund zur Beunruhigung kate hat mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich um äußerst
Die derzeitige Bankenkrise und flexible Finanzinstrumente, die es
die damit verbundenen heftigen nicht nur dem institutionellen InvesMarktturbulenzen gehen aber auch tor, sondern gerade auch dem Privatan den Zertifikaten nicht spurlos vo- anleger ermöglichen, in nahezu alle
rüber. Der leichte Rückgang des Märkte zu investieren. Außerdem
Marktvolumens ist allerdings kein kann jeder Anleger entsprechend seiGrund zur Beunruhigung: Der Zerti- ner Einschätzung der künftigen
maßgeschneifikatemarkt hat bereits einige Bewäh- Marktentwicklung
rungsproben bestanden und gezeigt, derte Zertifikate erwerben. Zum andass er nicht nur für Schönwetter- deren können Anleger mit ZertifikaPhasen taugt. Wurden ausreichende ten ihr investiertes Kapital ganz oder
Risikopuffer gewählt, so hielten teilweise schützen und zugleich von
diese auch heftigen Kurseinbrüchen den Entwicklungen der Kapitalder zugrunde liegenden Basiswerte märkte profitieren – ganz gleich ob
stand. Und alle uns vorliegenden sta- die Kurse fallen oder steigen. Zertifitistischen Auswertungen machen kate eignen sich zudem besser als
deutlich, dass Zertifikate in dieser die meisten anderen FinanzproKrise in aller Regel besser abschnei- dukte zur passgenauen Abstimmung
den als die meisten anderen Finanz- auf das individuelle Rendite-RisikoProfil des einzelnen Anlegers.
produkte.
Sogar die viel diskutierte Abgeltungsteuer ist für manche ZertifikateKleiner Revolution gleich
inhaber kein Fluch, sondern ein SeDabei sind Zertifikate ein relativ gen. Das gilt vor allem für die Anjunges Finanzprodukt. Das erste In- leger kapitalgarantierter Produkte,
dexzertifikat auf den Dax wurde wozu Garantiezertifikate und Aktien1989 von der Dresdner Bank heraus- anleihen zählen. Unabhängig von
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Bei Zertifikaten spielt Deutschland
international ganz vorne mit. Das ist
keine Selbstverständlichkeit, denn
es ist der einzige Finanzsektor, in
dem die Deutschen eine Vorreiterrolle einnehmen. Diese führende
Marktposition gilt es zu stärken und
weiter auszubauen.
Aus dem Inhalt
Zertifikate eignen sich nicht nur
für Schönwetter-Phasen
Von Dr. Hartmut Knüppel
B1
Von der modernen
Portfoliotheorie profitieren
Von Emanuel Pfeilschifter
B8
Mit Expander-Zertifikaten
Kursschwäche als Chance nutzen
Von Holger Bosse
B2
Beim Thema Asien auf
aktives Management setzen
Von Ingo Heinen und
Benedikt von Fürstenberg
B9
B2
Zertifikate und ETFs bereichern
Produktpalette maßgeblich
Von Ralph W. Stemper
B 10
Hedgefonds-Zertifikate – einfach
handelbar, vielseitig einsetzbar
Von Heiko Geiger
B3
Volatilität –
Das Fieberthermometer der Märkte
Von Andreas Kotula
B 10
Gold macht eine längere
Verschnaufpause
Von Önder Ciftci
Strukturierte Fonds liegen
aktuell im Trend
Von Holger Schmid
B 11
Auf dem besten Weg zu einer
paneuropäischen Handelsplattform
Von Michael Jung
B5
Sichere Häfen in
unruhigen Börsenzeiten
Von Thomas Meyer zu Drewer
B 12
Menschliche Expertise
oftmals unverzichtbar
Von Ralph Danielski
Schienenverkehr bleibt
auf der Überholspur
Von Christian Reuss
B 12
Aktien-Anleihen rücken
wieder in den Fokus
Von Nicole Plieth
B4
B5
Der Trend geht zu
sicherheitsorientierten Investments
Von Christopher Maaß
B6
Gebrauchte Lebensversicherungen
erobern die Zertifikatewelt
Von Dr. Oliver Moosmayer
B 13
Zinsen und Garantie-Zertifikate –
zwei, die gut miteinander können
Von Marc Pawlak
B6
Dem Schreckgespenst Inflation
ein Schnippchen schlagen
Von Roland Lang
B 14
Zertifikate – Fluch und Segen
von Barrieren
Von Christine Dillinger
Die Expansion der
Renten-ETFs geht weiter
Von Thorsten Michalik
B8
B 14
der Haltedauer unterlagen deren Gewinne bisher der Zinsabschlagsteuer
und damit dem persönlichen Einkommensteuersatz, während die Anleger künftig von der – zumeist niedrigeren – Abgeltungsteuer in Höhe
von 25 % profitieren. Im Übrigen
wird die Benachteiligung vieler Zertifikate durch die Übergangsregelung
bei der Abgeltungsteuer ab 2009 wieder aufgehoben. Spätestens ab Mitte
nächsten Jahres gelten dann wieder
gleiche Wettbewerbsbedingungen
für alle Finanzprodukte und Zertifikate können ihre Wettbewerbsvorteile voll ausspielen. Bei Anlageentscheidungen stehen dann weniger
steuerliche Gesichtspunkte als vielmehr das Chance-Risiko-Profil der jeweiligen Produkte im Mittelpunkt.
Gemeinsamer Dachverband
Nicht nur die Deutschen sind auf
den Geschmack gekommen, in Zertifikate zu investieren. Auch in anderen Ländern finden diese Finanzinstrumente immer mehr Anhänger,
wobei deutsche Zertifikate inzwischen ein Exportschlager geworden
sind. So exportieren deutsche Emittenten ihre Produkte nach Österreich, in die Schweiz, nach Italien,
Frankreich, Portugal, Tschechien,
und auch Asien wurde als Markt entdeckt. Aber auch ausländische Emittenten sind sehr aktiv. Damit die national segmentierten Märkte zu einem europaweiten Derivatemarkt
zusammenwachsen, haben die Derivateverbände Deutschlands, Italiens, Österreichs und der Schweiz
Mitte Juli mit der European Derivatives Association einen gemeinsamen Dachverband gegründet, der
die Interessen der Branche in
Europa vertreten soll. Der finnische
Derivateverband beteiligt sich als Beobachter.
Die Gründungsverbände sehen
die Notwendigkeit, attraktive und
faire
Rahmenbedingungen
in
Europa zu erhalten bzw. zu schaffen. Dabei sollte die europäische Harmonisierung möglichst im Wege der
Selbstregulierung erfolgen. Die European Derivatives Association will bei
ihren Initiativen künftig Markteffizienz und Anlegerschutz gleichermaßen verbinden. Im Rahmen der
Schaffung europaweiter Marktstandards wird die European Derivatives
Association eine Initiative zur einheitlichen Produktklassifizierung ergreifen, die Markttransparenz durch
Bereitstellung entsprechender Markt-
statistiken herstellen, durch kodifizierte Selbstverpflichtungen den
Anlegerschutz über die bereits bestehenden Schutzmechanismen hinaus stärken sowie durch Unterstützung von Ratinginitiativen und
Beraterschulungen die Produkttransparenz und die Beratungsqualität
verbessern. Dadurch soll das Vertrauen der Anleger in die Zertifikate
auch auf europäischer Ebene gefördert werden.
Vielfältige Erfahrungen
Bei den Projekten, die auf europäischer Ebene geplant sind, können
die Beteiligten auf vielfältige deutsche Erfahrungen zurückgreifen. So
orientieren sich die 20 Mitgliedsinstitute des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) bei ihren geschäftlichen
Aktivitäten an einem Kodex, mit
dem sie sich zur Einhaltung von Standards bei Emission, Strukturierung,
Vertrieb und Marketing derivativer
Wertpapiere verpflichten. Dieser Derivatekodex beinhaltet beispielsweise, dass der Emittent seine Bonität jederzeit offen darstellt, stets
transparent über den Basiswert informiert, dass er Value at Risk als standardisiertes Risikomaß verwendet
und das Produkt insgesamt ausgewogen darstellt, ohne übermäßige Renditeerwartungen zu wecken. Auch
die Österreicher haben inzwischen
einen Zertifikatekodex eingeführt,
der sich sehr stark an den deutschen
Derivatekodex anlehnt.
Der DDV veröffentlicht regelmäßig Statistiken zu Marktvolumen,
Marktanteilen und Börsenumsätzen
und trägt damit wesentlich zur Herstellung von Markttransparenz bei.
Diese Statistiken, die auf der Webseite des DDV zu finden sind, stellen
die einzigen verlässlichen Quellen
zur Entwicklung des deutschen Derivatemarktes dar. Solche Statistiken
sind auch auf europäischer Ebene
wünschenswert.
Marktstandards setzen
Auch in den Bereichen Zertifikaterating und Beraterschulung, deren
große Bedeutung sich gerade auch
in der derzeitigen Krise gezeigt hat,
ist der DDV aktiv und wird dem europäischen Dachverband entsprechende Impulse geben. Hier geht es
allerdings nicht darum, selbst als
Anbieter aufzutreten, sondern Marktstandards zu setzen und entspreFortsetzung Seite B 3
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Mit Expander-Zertifikaten Kursschwäche als Chance nutzen
Überproportional von einer Erholung profitieren – Einfache und transparente Funktionsweise
nächst in die Verlustzone rutscht,
sich dann mühsam zurück in Höhe
des Einstandspreises arbeitet und
letztlich zu einer gewinnbringenden
Anlage entwickelt. Gerade die
jüngste Vergangenheit hat gezeigt,
wie stark die Kurse einzelner Aktien
fallen können, um dann wieder zu einer Erholung anzusetzen. Einem
klassischen Aktienanleger bleibt hier leider nur
die Rolle des Zuschauers. Profitieren kann er
Von
von
Kursrückgängen
Holger Bosse
nicht.
Die Zertifikatebranche hat auch für dieses
Szenario eine Antwort
parat. Sie lautet „Expander-Zertifikat“.
Hier
kann der Anleger von
Director X-markets bei Kursschwächen und einer darauf folgenden Erder Deutsche Bank AG
holung überproportional profitieren. Je tiefer
des erfolgreichen Investierens prei- der zugrunde liegende Basiswert –
sen, liegt in dem Bonmot aber auch also beispielsweise der Kurs einer Akein Körnchen Wahrheit. Denn es tie – während der Laufzeit fällt und
liegt natürlich auf der Hand, dass je kräftiger er sich bis zum LaufzeitInvestoren lieber heute als morgen ende wieder erholt, desto stärker
die Rendite auf ein Investment rea- geht es für den Zertifikateanleger
lisieren wollen – und zwar ganz un- nach oben.
abhängig davon, ob sie sich selbst
nun als kurzfristig orientierte SpeAktivierungsschwellen
kulanten oder als Langfristinvestoren sehen.
Die Funktionsweise des ExpanderTatsache ist, dass sich überdurch- Zertifikats ist dabei sehr einfach und
schnittlich hohe Renditen ausgespro- transparent. Der Emittent legt zu Bechen selten in Zeiträumen von weni- ginn mehrere Aktivierungsschwellen
gen Tagen oder Wochen realisieren fest. Diese liegen bei Emission unter
lassen. Realistischer ist ein Szenario, dem aktuellen Kurs des Basiswertes.
in dem sich das Investment erst über Werden eine oder mehrere der Akmehrere Monate oder sogar Jahre tivierungsschwellen während der
Zug um Zug in die Gewinnzone ar- Laufzeit berührt oder unterschritten
beitet. Vor eine besonders harte Ge- und steigt der Kurs des Basiswertes
duldsprobe werden Anleger dann ge- danach wieder, so verdient der Anlestellt, wenn das Investment zu- ger am Laufzeitende überproportioBörsen-Zeitung, 11.10.2008
Ein Bonmot aus der Börsenwelt besagt, dass die langfristige Kapitalanlage immer das Resultat einer
kurzfristigen Spekulation ist, die
nicht aufgegangen ist. Auch wenn
einige der prominentesten Investoren explizit die Orientierung an
langen Zeiträumen als das A und O
nal. Er partizipiert dann nämlich
nicht nur an der einfachen Kursentwicklung des Basiswertes, sondern
erhält zusätzlich noch die Differenz
zwischen dessen Schlusskurs und
der jeweiligen Aktivierungsschwelle,
multipliziert mit dem Expander-Faktor. Sollte keine der Aktivierungsschwellen berührt oder unterschritten werden, so erzielt der Anleger
noch immer eine 1:1-Partizipation
am Basiswert.
Gleiches gilt natürlich, wenn die
Aktivierungsschwellen zwar unterschritten, zum Laufzeitende aber
nicht wieder überschritten wurden.
Expander-Zertifikate spielen also
dann ihre Stärke aus, wenn der jeweilige Basiswert oder der gesamte
Markt zu hohen Kursschwankungen
neigt. In einem solchen Szenario
kann der Anleger zwischenzeitliche
Kursverluste des Basiswertes schneller aufholen und eine höhere Rendite als mit dem Direktinvestment erwirtschaften.
Verlustausgleich
Hierzu ein Beispiel: Das Expander-Zertifikat auf die Deutsche Lufthansa AG wurde zu einem Preis von
13,02 Euro emittiert, der gleichzeitig dem Kurs der Aktie zum Zeitpunkt der Emission des Zertifikats
entspricht. Das Bezugsverhältnis beträgt 1. Die Aktivierungsschwellen
liegen bei 11,72 Euro, 10,42 Euro
und bei 9,11 Euro, der ExpanderFaktor beträgt 0,51. Wird mindestens eine dieser Schwellen unterschritten, erhält der Anleger eine
Chance auf schnelleren Verlustausgleich und höhere Rendite als mit
dem Direktinvestment. Liegt der
Schlusskurs der Lufthansa am Laufzeitende des Zertifikats beispiels-
weise bei 15 Euro, ohne dass während der Laufzeit eine der Schwellen
aktiviert wurde, erhält der Anleger
ebenfalls 15 Euro. Sollte jedoch die
erste Schwelle bei 11,72 Euro unterschritten worden sein, tritt der Expander-Mechanismus in Kraft. In diesem Fall erhält der Anleger den
Schlusskurs der Aktie, also 15 Euro,
und zusätzlich die Differenz zwischen dem Schlusskurs der Aktie
und der ersten Aktivierungsschwelle, multipliziert mit dem Expander-Faktor von 0,51. Das macht
insgesamt 16,67 Euro (15 + 0,51
(15 – 11,72)).
Wurden alle Schwellen aktiviert,
so profitiert der Anleger noch stärker von einer Kurserholung. Bei einem Schlusskurs von wiederum
15 Euro erhält der Anleger zusätzlich die komplette Summe der jeweiligen Differenzen aus Schlusskurs
und Aktivierungsschwellen multipliziert mit dem Expander-Faktor ausgezahlt, das heißt im Ganzen 22,01
Euro (15 + 0,51 (15 – 9,11) + 0,51
(15 – 10,42) + 0,51 (15 – 11,72)).
Durch die höhere Partizipation
hat der Zertifikateanleger jedoch
nicht nur die Chance, einen höheren
Gewinn als der Direktanleger zu erzielen. Er kann, wie bereits gesagt,
auch Verluste schneller aufholen.
Der Rückzahlungskurs des Expander-Zertifikats beträgt bei einem
Schlusskurs der Aktie in Höhe von
11,50 Euro genau 13,27 Euro – vorausgesetzt, die Lufthansa-Aktie berührte bei ihrem Kursrückgang auch
die unterste Aktivierungsschwelle
von 9,11 Euro. Während der Direktinvestor in diesem Szenario einen
Verlust in Höhe von 1,52 Euro erleidet, erzielt der Zertifikateanleger einen kleinen Gewinn in Höhe von
0,25 Euro. Vorteil Expander-Zertifikat! Werden jedoch alle Schwellen
aktiviert, ohne dass der Kurs zumindest die niedrigste Barriere von 9,11
Euro zum Schluss wieder überschreitet, partizipiert der Anleger allerdings 1:1 am Kursverlust der Aktie.
Kurzum: Je stärker der Basiswert
zunächst fällt, desto stärker kann
der Anleger profitieren – vorausgesetzt, dass eine Kurserholung eintritt
und die jeweiligen Barrierebeträge
wieder überschritten werden.
Wie bildet nun der Emittent dieses
Auszahlungsprofil nach? Zu Laufzeit-
beginn erwirbt er mehrere Knock-inCall-Optionen und legt mit deren Basispreisen die Aktivierungsschwellen
des Expander-Zertifikats fest. Knockin-Call-Optionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie erst bei einem Berühren bzw. Unterschreiten des Basispreises aktiviert werden und zur Performance des Expander-Zertifikats
zusätzlich beitragen. Die Aktivierungsschwellen bzw. Basispreise der
Knock-in-Call-Optionen werden in
bestimmten prozentualen Abständen
vom Basisreferenzstand der Aktie bestimmt. Mit den Expander-Faktoren
wird schließlich die Gewichtung des
Differenzbetrags aus Schlusskurs der
Aktie und Knock-in-Schwelle der Option festgelegt.
Interessante Möglichkeit
Fazit: Den Anlegern eröffnen
Expander-Zertifikate eine interessante Möglichkeit, in Zeiten volatiler
Märkte von einer Erholung nach
einem Kursrückgang überproportional zu profitieren. Sollte die Strategie innerhalb der dreijährigen Laufzeit nicht aufgehen und es zu keiner
weiteren Kurskorrektur kommen, so
partizipiert der Anleger dennoch 1:1
an der Entwicklung des Basiswertes –
und das ohne Beschränkung nach
oben.
Aktien-Anleihen rücken
wieder in den Fokus
Am längsten am Markt und dennoch verkannt
Zinsen lockten. Mit dem Platzen der
„Dotcom-Blase“ fand die Euphorie
allerdings ein jähes Ende: Obwohl
die Kuponzahlungen bei Aktien-Anleihen auf sehr schwankungsintensive Aktien der „New Economy“
äußerst hoch ausfielen, konnten sie
die Verluste aus der Aktienlieferung
bei Rückzahlung nicht
mehr kompensieren. In
den folgenden Jahren
haben die Emittenten
Von
von
Aktien-Anleihen
Nicole Plieth
das Chance-Risiko-Profil optimiert. Kuponzahlungen
wurden
zugunsten eines größeProkuristin, Derivatives ren Sicherheitspuffers
reduziert.
Product Management
Trotz dieser Sicherbei der Landesbank
heitsvorkehrung
sind
Baden-Württemberg
manche Anleger noch
(LBBW)
verunsichert. Nach einer
Statistik des Deutschen
ermöglicht ihre Struktur den Emit- Derivate Verbandes (DDV) kommt
tenten, eine Vielzahl von attrakti- die Produktgruppe „Aktien-Anleihe“
ven Anlageprodukten zu entwi- bei den ausstehenden Anlagezertifickeln. Deshalb haben Aktien-Anlei- katen auf einen Marktanteil von
hen das Potenzial für eine Renais- knapp 1 %. Das ist umso erstaunlicher, als der Marktanteil von ähnlich
sance.
Aktien-Anleihen sind weder reine konzipierten Produkten größer ist.
Anleihen noch Aktien – sie ver- Bei „Discount-Zertifikaten“ liegt er
binden beide Anlageklassen. Die Ver- zum Beispiel bei 14 %.
zinsung liegt meist erheblich über
den marktüblichen Konditionen.
Ähnliches Produktprofil
Die Rückzahlung am Ende der Laufzeit ist an die Entwicklung der zuAufgrund der Produktstruktur
grunde liegenden Aktie gekoppelt. werden
Aktien-Anleihen häufig
Entscheidend ist der „Basispreis“ – mit Discount-Zertifikaten vergliein bei der Emission festgelegtes chen. Das Wechselspiel von ChanKursniveau. Abhängig vom Schluss- cen und Risiken beider Produktkurs der Aktie am Bewertungstag typen ist ähnlich. Statt Kuponzahgibt es zwei Rückzahlungsvarian- lungen erhalten Anleger beim Kauf
ten: Liegt dieser auf oder über dem von Discount-Zertifikaten einen
Basispreis, wird die Aktien-Anleihe Abschlag – den Rabatt oder Diszum Nennbetrag – üblicherweise count. Durch den Discount genießen
1 000 Euro – zurückgezahlt. Ist der sie einen Renditevorteil gegenüber
Aktienkurs daruntergefallen, erfolgt der Direktanlage. Gleichzeitig dient
die Rückzahlung durch Aktienliefe- der Abschlag als Sicherheitspuffer
rung entsprechend dem Bezugsver- und mindert mögliche Kursverluste.
hältnis. Der Gegenwert der Aktien Der „Cap“ ist mit dem Basispreis bei
liegt dann unter dem Nennbetrag. der Aktien-Anleihe vergleichbar. Im
Unabhängig von der Kursentwick- Idealfall wird er als fester Höchstlung erhalten Anleger eine jährliche betrag am Ende der Laufzeit ausZinszahlung. Durch den gezahlten gezahlt.
Kupon werden Verluste abgefedert,
die aus einer Aktienlieferung entsteBald steuerlich attraktiver
hen können.
Bei der Versteuerung von Gewinnen sind Aktien-Anleihen seit lanEntstehungsgeschichte
gem im Nachteil gegenüber verUnter strukturierten Anlagepro- gleichbaren Anlageprodukten. Aktudukten sind Aktien-Anleihen am ell bieten sie lediglich bei der Verlustlängsten etabliert. Sie kamen in den verrechnung Vorteile: Realisierte
neunziger Jahren auf den Markt. Verluste werden noch bis zum JahAuslöser waren niedrige Zinssätze resende mit allen anderen Einkunftsfür herkömmliche Geldanlagen. An- arten verrechnet. Steuerlich gelten
leger und Sparer suchten daher Al- Aktien-Anleihen durch die sichere
ternativen mit höheren Renditen. Ge- Kuponzahlung als „Finanzinnovafragt waren Anlagelösungen mit at- tion“. Sowohl Zinserträge als auch
traktiven, kalkulierbaren Zinserträ- Kursgewinne sind unabhängig von
gen, auch wenn damit ein größeres der Haltedauer steuerpflichtig und
Risiko verbunden war. Das war die unterliegen dem EinkommensteuerGeburtsstunde der Aktien-Anleihen. tarif. An der Steuerpflicht wird sich
Sie erfuhren ihren großen Auf- künftig zwar nichts ändern, jedoch
schwung während der Hochphase ist der Steuerabzug dann auf die AbFortsetzung Seite B 4
des Neuen Marktes, als beträchtliche
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Aktien-Anleihen haben lange Zeit
ein Schattendasein geführt. Das
könnte sich bald ändern: Nie waren
die steuerlichen Rahmenbedingungen besser als sie es mit der Einführung der Abgeltungsteuer zum
Jahreswechsel werden. Außerdem
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B3
Hedgefonds-Zertifikate – einfach handelbar, vielseitig einsetzbar
Mit bereits geringen Anlagesummen werden breit diversifizierte Investments möglich – Indexlösungen investierbar machen
nellen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien ein verbessertes Risiko-Rendite-Profil zu generieren.
Hedgefonds bilden ein äußerst
breit gestreutes Universum von Investments. Klassischerweise wird
ein Hedgefonds aus der Idee geboren, bestimmte Strategien zu verfolgen, mit denen der einzelne Manager bzw. die Gesellschaft von Marktineffizienzen profitieren
will. Hier kann es um
die Suche nach Arbitragegelegenheiten geVon
hen, mit denen IneffiHeiko Geiger
zienzen der Märkte ausgenutzt werden sollen.
So werden beispielsweise unterbewertete
Aktien gekauft und zu
teure leer verkauft, um
Senior Advisor
bei dem erhofften AnFinancial Products
gleichungsprozess die reDeutschland bei
lativen PreisbewegunVontobel
gen der Papiere zueinander abzuschöpfen. Der
tigen Markt entwickelt. Rund 1 000 allgemeine Markttrend ist dabei unMrd. US-Dollar haben Anleger den erheblich. Von herkömmlichen AkManagern von etwa 8 000 Hedge- tienfonds, die ausschließlich mit
fonds anvertraut, deren Aktionen Long-Positionen auf steigende Divinicht selten zu einem breiten Me- dendentitel setzen, unterscheiden
dienecho führen. Immer wieder ein- sich Hedgefonds damit maßgeblich.
mal werden Hedgefonds auch verantwortlich gemacht, wenn BörsenBeliebte Spielwiesen
berichterstatter besonders drastische Schwankungen am AktienAndere Strategien konzentrieren
markt erklären müssen.
sich auf außergewöhnliche Ereignisse wie zum Beispiel Firmenfusionen. Dabei versucht der FondsmanaAls Beimischung geschätzt
ger von den Preisaufschlägen zu proUrsprünglich lag die Bedeutung fitieren, die das übernehmende Unvon Hedgefonds in der Umsetzung ternehmen für den zu schluckenden
von Absicherungsgeschäften, die In- Kandidaten zu zahlen bereit ist.
vestoren vor fallenden Aktienkur- Ebenso sind (fast) insolvente Firmen
sen, Zins- und Währungsrisiken eine beliebte Spielwiese von Hedgeschützen sollten. Dieser reine Absi- fonds, die bei ausgewählten Titeln
cherungsaspekt hat sich jedoch mit auf den Turnaround setzen und mit
der Zeit zu einer strategischen Aus- den Volltreffern überdurchschnittlirichtung gewandelt. Ziel vieler Inves- che Gewinne erzielen. Wieder antoren ist es, über eine Beimischung dere Manager suchen den Profit in
von Hedgefonds und deren Null- politischen und wirtschaftlichen Eroder Negativkorrelation zu traditio- eignissen, die sie mit einer ausgefeilBörsen-Zeitung, 11.10.2008
Anlageinstrumente, die unabhängig
von der Richtung der Aktien- und Anleihemärkte positive Renditen erwirtschaften, üben naturgemäß eine besondere Anziehungskraft auf Investoren aus. Und so haben sich Hedgefonds, die genau dieses Ziel verfolgen und aufgrund ihrer Intransparenz einen etwas geheimnisvollen
Charakter besitzen, zu einem gewich-
ten Marktkenntnis beurteilen und
über Futures und Optionen an den
Aktien-, Anleihe-, Währungs- und
Rohstoffmärkten auszunutzen versuchen.
Heute suchen die Fondsmanager
nach vermeintlich ungerechtfertigten Preisunterschieden, starken
Trends und allen möglichen Sondersituationen an den weltweiten Märkten, um diese geschickt auszunutzen. Damit sind Hedgefonds ihren
Ursprüngen längst entwachsen und
zu einer eigenständigen Anlageklasse aufgestiegen. Die Jagd nach
attraktiven Renditen unabhängig
von der allgemeinen Bewegungsrichtung der Märkte steht dabei regelmäßig im Mittelpunkt. Bei diesem Vorhaben ist jeder einzelne Fonds durchaus mit erheblichen Risiken verbunden. Durch eine Diversifikation lassen sich die Risiken jedoch stark reduzieren. Daher sind Investments gefragt, die sich auf mehrere Hedgefonds stützen. Und genau hier kommen wieder Zertifikate als Anlagevehikel ins Spiel, welche einen komfortablen Zugang zu derartigen Positionen erlauben.
Noch zu Anfang der neunziger
Jahre waren es meist vermögende
Privatinvestoren, die sich in Hedgefonds engagierten. Die hohen Mindestanlagesummen und ein Verzicht
auf eine ständige Liquidität der Positionen sind für diese Anlegergruppe
ein geringeres Problem. Doch der
Markt wandelt sich. Heute spielen
immer mehr institutionelle Anleger
wie Pensionskassen, Stiftungen,
Versicherungsgesellschaften
und
„Funds of Hedge Funds“ die tragende Rolle. Damit sehen sich die
Fonds sehr viel höheren Anforderungen an Transparenz und Liquidität
gegenübergestellt.
Zudem wollen auch immer mehr
private Investoren Hedgefonds als alternative Assetklasse in ihren Vermögensaufbau integrieren. Da das verfügbare Kapital jedoch begrenzt
ist,stellen die hohen Mindestanlage-
summen hier ein Problem dar.
Selbst zusammengestellte Portfolien
aus Hedgefonds im Sinne der Diversifizierung sind vor diesem Hintergrund kaum denkbar. Zudem ist die
fehlende Möglichkeit des schnellen
Ausstiegs für Privatinvestoren mit begrenzter Kapitalausstattung ein
Hemmschuh.
Zugang erst seit 1999
Für Investoren in Deutschland
gibt es einen Hedgefonds-Zugang
erst seit 1999. Dieser Zugang wurde
meist durch strukturierte Produkte
in Form von Zertifikaten geschaffen.
Gemäß einer aktuellen Studie des
Branchenmagazins AbsolutReport
ziehen sowohl institutionelle als
auch private Investoren Investitionen in Hedgefonds über Zertifikate
vor. Laut AbsolutReport gab es Ende
Mai 2008 in Deutschland ca. 300
Hedgefonds-Zertifikate mit einem
Volumen von geschätzten 30 Mrd.
Euro. Einmal mehr erweisen sich
beim Thema Hedgefonds daher Zertifikate als komfortables Vehikel, um
allen Investoren einen Marktzugang
zu ermöglichen. Bereits mit geringen Anlagesummen werden hier
breit diversifizierte Hedgefonds-Investments möglich. Nur so lässt sich
bei geringer Volatilität und niedriger
Korrelation zu den Anleihe- und Aktienmärkten eine echte Verbesserung der Chance-Risiko-Position des
Gesamtdepots realisieren.
Ausstieg zu fairen Kursen
Zertifikate bieten dabei sogar die
Möglichkeit, Indexlösungen wie die
von der HFR Group oder von FTSE
angebotenen investierbar zu machen. Die Transparenz wird dabei
massiv gesteigert. Und nicht zuletzt
kann der Emittent durch sein ständiges Angebot handelbarer Preise
auch das Liquiditätsproblem lösen.
Wenngleich Hedgefonds grundsätzlich als langfristige Anlage anzuse-
hen sind, kann der Investor so bei Belieben jederzeit aus der Position zu
fairen Kursen aussteigen. Als Basiswerte für Hedgefonds-Zertifikate
werden vornehmlich Funds of Funds
oder Hedgefonds-Indizes verwendet. In der jüngeren Vergangenheit
wurden erstmalig an einer Börse gelistete Hedgefonds als Aktie in einem Zertifikat verbrieft.
Mit Strategiezertifikaten haben
Anleger die Möglichkeit, entsprechend ihrem Rendite-Risiko-Profil in
verschiedene Dach-Hedgefonds zu
investieren. Für Anleger, die sich mit
Hedgefonds intensiver beschäftigen,
gibt es Index- bzw. Strategiezertifikate auf einzelne Hedgefonds-Strategien. Somit kann marktabhängig gezielt in einzelne Strategien investiert
werden. Die Bank Vontobel bietet
auf die Anlageklasse der Hedgefonds verschiedene Anlagelösungen
an. Mit den Indexzertifikaten auf die
Harcourt-Produktfamilie „Belmont“
haben Anleger die Möglichkeit, entsprechend ihrem Rendite-Risiko-Profil in sechs verschiedene Hedgefonds-Module zu investieren. Für jedes Modul wird ein entsprechender
Index berechnet.
Performance im Blick
Beispielsweise konnte das Vontobel-Strategiezertifikat auf den Belmont (Lux) Trading Fund seit Anfang dieses Jahres eine Performance
von 8,9 % generieren, während die
globalen Aktienmärkte in Gestalt
des MSCI World Index eine negative
Wertentwicklung von – 18 % zu bedauern hatten. Ähnlich erfolgreich
entwickelte sich das Zertifikat auf
den Belmont (Lux) Natural Resources Fund. Die Strategiegruppen Market Neutral, Long/Short Equity oder
auch Fixed Income konnten 2008
hingegen noch keine positive Performance erwirtschaften.
Nicht nur für Schönwetter
Fortsetzung von Seite B 1
chende Anforderungsprofile für die
im Wettbewerb stehenden Ratingagenturen und Schulungsanbieter
zu formulieren.
Meilenstein für Transparenz
Ein Rating wie das der European
Derivatives Group (EDG), das Zertifikate nach objektiven Qualitätsmaßstäben bewertet, ist ein Meilenstein für die Verbesserung der Produkttransparenz. Es stellt eine wichtige Orientierungshilfe für den Anleger dar, der damit die Vielzahl von
Angeboten besser vergleichen, das
Produktuniversum eingrenzen und
die für ihn am besten geeigneten Finanzprodukte leichter auswählen
kann. Mit der Schulung von Kundenberatern soll die Beratungsqualität
systematisch verbessert und gesichert werden. Dies nutzt den Kunden, die sich beraten lassen, unmittelbar. Hier bietet sich auch ein großes Geschäftsfeld für viele qualifizierte Seminaranbieter, wobei diese
die entsprechenden DDV-Anforderungen erfüllen müssen.
Der DDV und seine Mitglieder
sind auf all diesen Gebieten aktiv,
um das Vertrauen der Anleger in Zertifikate zu stärken und um neue Anleger in Deutschland und Europa für
diese innovativen Finanzprodukte
zu gewinnen. Wir sind überzeugt,
Zertifikate werden aufgrund ihrer
Stärken im Rahmen jeder erfolgreichen Anlagestrategie in Zukunft
eine noch größere Rolle spielen.
WM Seminare
Lehren aus der Finanzmarktkrise:
Veranstaltungsprogramm
28. Oktober 2008 – 13.30 bis ca. 18.00 Uhr
Mercure Frankfurt-Eschborn Helfmann-Park
Was sind Leerverkäufe?
Durch Wertpapierleihe gedeckte
Leerverkäufe
„naked short selling“
Historie (schon 1609 erstes
registriertes und reglementiertes
short selling)
Marktliquidität:
Wichtige Funktion von Leerverkäufen im Preisbildungsprozess
(Skontroführer, Market Maker,
Designated Sponsors, Qualified
Liquidity Providers)
Geschäftsmöglichkeit für
Verleiher
Das Verbot durch die BaFin
Inhalt: welche Geschäfte sind
betroffen
Rechtsgrundlage:
§ 4 Abs. 1 WpHG als Generalklausel
Begründung
Nachteile:
Unterbindung legitimer
Investmentstrategien
Ausnahmen
Das WM-Seminar unterzieht die Allge-meinverfügungen der BaFin vom
19. und 21. September 2008 einer kritischen Betrachtung und beleuchtet
die – juristischen und wirtschaftlichen –
Auswirkungen auf das Wertpapiergeschäft mit folgenden Fragestellungen:
Was sind überhaupt Leerverkäufe,
welche Leerverkäufe werden vom
Verbot erfasst und welche Funktionen haben sie im Aktiengeschäft
Für welche Geschäfte im Einzelnen
ergeben sich aus den Verfügungen
Einschränkungen?
Ist das Verbot durch die BaFin rechtlich ausreichend untermauert und
abgesichert? Gibt es Einspruchmöglichkeiten?
Warum sind bestimmte, definierte
Transaktionen ausgenommen?
Wie stehen die Verfügungen im internationalen Kontext dar?
Stehen – national und international – weitergehende Verbote an?
BaFin-Verfügungen vom
19./21. September 2008:
Anmeldung
Ich melde mich zum WM-Seminar Verbot von Leerverkäufen . . .
am 28. Oktober 2008 in Eschborn/Frankfurt an.
Der Seminarpreis in Höhe von e 395,– zzgl. MwSt wird nach Erhalt der
Rechnung überwiesen.
Bitte schicken Sie mir ausführliche Informationen.
Ja, ich möchte als Dankeschön für meine Anmeldung/
Teilnahme die Börsen-Zeitung vier Wochen lang kostenlos und unverbindlich erhalten.
Name, Vorname
Funktion/Abteilung
Telefon, Fax
Verbot von
Leerverkäufen
E-Mail
Firma/Institut
Straße/Postfach
PLZ, Ort
Datum,
D um Unterschrift
Dat
Offene Fragen/Aktueller
Fragenkatalog der BaFin
Börsen-Zeitung
Weitergehende Verbote der
FSA und Stellungnahme von
CESR
Zeitung für die Finanzmärkte
WERTPAPIER-MITTEILUNGEN
W
Referenten:
RA Holger Hartenfels,
Syndikus Central Legal Department,
Deutsche Bank AG
RA Prof. Dr. Frank A. Schäfer,
Sernetz Schäfer Rechtsanwälte
Teilnehmer:
Mitarbeiter aus Wertpapierhandel,
erhhand
andel,
el,
Marktüberwachung, Compliance,
pliianc
ance,
e,
Revision, Grundsatzfragen, Rec
Rechtsechts
hts-abteilung, Wertpapierhandelselssüberwachung, Rechtsanwälte
te und
sonstige Berater
WM Seminare, Postfach 110932,
60044 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (69) 2732-162
www.wm-seminare.com
Fax 069/2732-200
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Gold macht eine längere Verschnaufpause
Auf der Suche nach Gründen für den Rückschlag bei dem Edelmetall wie auch bei Rohstoffen werden interessante Aspekte deutlich
ode gemeldeten Zahlen lassen nämlich einen deutlichen Nachfragerückgang bei Goldverarbeitern feststellen. So sank die Nachfrage durch die
Schmuckindustrie im Vergleich zum
Vorjahresquartal um satte 21 % auf
445 Tonnen. Dabei fiel insbesondere
der Nachfragerückgang aus Indien
ins Gewicht. Auf dem
Subkontinent wird traditionell
viel
Goldschmuck verschenkt. In
Von
den ersten Monaten des
Önder Ciftci
Jahres 2008 war die
Goldnachfrage deutlich
rückläufig, wie Importzahlen der Bombay Bullion Association beleLeiter des Bereichs
gen. Von Januar bis
Zertifikate der
April wurde mit 75 TonABN Amro Bank N.V.
nen Gold nur ein Drittel
in Deutschland und
der Menge des VorjahÖsterreich
reszeitraums
eingeführt. Starke Rückgänge
tieren können, notierte im Juli mit gab es aber auch bei nahezu allen an4 828 auf Allzeithoch, und der Gold- deren klassischen Goldverarbeitern.
preis nahm Kurs auf die Marke von So fiel die Nachfrage durch die Zahn1 000 US-Dollar pro Feinunze. Doch industrie um 5 % auf 14 Tonnen und
dann kam alles anders. Die Roh- die aus der Münzenherstellung um
stoffe gerieten ab Mitte Juli unter 27 % auf 28 Tonnen.
Druck. Selbst Gold blieb davon nicht
verschont. Die Goldnotierung fiel
Investmentszene aktiv
von Mitte Juli bis Mitte August um
fast 200 auf 784 US-Dollar. Zwar
Zulegen konnte einzig und allein
erholte sich der Unzenpreis bis Ende die Nachfrage aus der InvestmentAugust auf 832 US-Dollar. Dennoch szene. Anlegergelder flossen vor alfragen sich die Investoren, ob die lem in die börsentäglich handelbarasante Talfahrt auf ein Ende der ren Open-End-Zertifikate und ExRohstoff- und damit auch der Gold- change Traded Funds auf Gold. Die
hausse hindeutet. Zur Beantwortung Summen, die in die Finanzprodukte
dieser Frage sollte man einen Blick hineinflossen, wurden in Gold invesauf die zurückliegenden Monate tiert. Entsprechend wurde gleich
werfen.
doppelt so viel aufgekauft wie im
Vorjahreszeitraum – insgesamt 73
Tonnen. GFMS, die naturgemäß
Preis dämpft Nachfrage
dem Edelmetall positiv gegenüberInteressant ist in diesem Zusam- steht, kommentierte die Zahlen mit
menhang ein Blick auf die Nachfrage dem Hinweis, dass der Goldpreis nur
nach dem Edelmetall im ersten Quar- durch die starke Kauflust der Investotal 2008, als der Goldpreis mit 1 032 ren über die Marke von 900 Dollar
US-Dollar je Unze sein bisheriges Re- getrieben werden konnte. Dagegen
kordhoch gesehen hatte. Die vom Re- sei bei der Nachfrage durch die
search-Institut GFMS für diese Peri- Schmuckindustrie bei dauerhaft hoBörsen-Zeitung, 11.10.2008
Vor wenigen Wochen sah alles noch
ganz gut aus für Rohstoff- und GoldFans: Der Rogers International Commodity Index, in den die Investoren
mit Open-End-Zertifikaten oder mit
börsengehandelten
Fonds
(Exchange Traded Funds – ETFs) inves-
Im Gleichklang
Öl als Signalgeber
Ein Blick auf die Entwicklung des US-Dollar zum Euro auf der einen Seite und des Goldpreises auf der anderen Seite zeigt, dass sich beide vor allem ab Mitte letzten Jahres in einem
extremen Gleichklang bewegt haben. Je schwächer der Dollar notierte, desto mehr legte
der Goldpreis zu. Anleger nutzten anscheinend das Gold als Fluchtburg vor dem Dollarverfall. Das könnte aber auch heißen, dass der Goldpreis unter Druck kommt, wenn der Dollar,
zumindest temporär, ein Comeback feiert.
Aufgrund der Vielfalt an Terminkontrakten auf Rohstoffe können Anleger nur schwer die Übersicht über den generellen Trend am Rohstoffmarkt behalten. Vermutlich orientieren sich daher
viele Anleger am Ölpreis, dem wichtigsten Rohstoff für die Weltwirtschaft. Wenn dieser steigt,
werden auch alle anderen Rohstoffe positiv beurteilt. Gerade beim Gold kann man hier in den
letzten Monaten einen Gleichlauf feststellen. Je höher der Ölpreis stieg, desto weiter kletterte
auch der Goldpreis. In der jüngsten Korrektur beim Ölpreis kam auch der Goldpreis unter Druck.
hen Preisen mit einem deutlichen
Einbruch zu rechnen. Damit ist man
einer Antwort auf die Frage, warum
der Goldpreis Ende 2007 und Anfang 2008 so stark anzog, schon ein
Stück nähergekommen. Es scheinen
also die Investoren gewesen zu sein,
die durch Anlageprodukte einen entscheidenden Einfluss ausgeübt haben. Einen Einfluss, der nun nachzulassen scheint, denn sonst wäre der
Goldpreis in der ersten Augusthälfte
nicht so stark gefallen. Was hat denn
die Investoren dazu bewogen, überhaupt in Gold zu investieren?
Einerseits dürfte es die bereits angesprochene stetig steigende Inflation gewesen sein, die die Anleger
verschreckt in den sicheren Goldhafen hat einlaufen lassen. Gold ist
schließlich ein Rohstoff, der in Infla-
tionsphasen hohes Ansehen genießt.
Aufgrund seiner stark positiven Korrelation zum Konsumentenpreisindex kann Gold als Schutz gegen Inflation eingesetzt werden. Ein solches
Instrument ist vor allem dann gefragt, wenn die Notenbanken eine
expansive Geldpolitik betreiben. Senken Notenbanken ihre Leitzinsen so
stark, dass die Realzinsen negativ
sind, kommt häufig Schwung in den
Goldpreis.
Zur Erinnerung: Eine negative Realverzinsung liegt vor, wenn die Inflationsrate in einem Land höher ist
als der dort gezahlte Nominalzins.
Das führt dazu, dass sich die Anleger
verstärkt auf die Suche nach inflationsresistenten Engagements machen. Negative Realzinsen sind zum
Beispiel in den USA längst zur Realität geworden. So liegt der dortige
Leitzins bei derzeit 1,5 %. Zudem
musste der Chef der US-Notenbank
Fed, Ben Bernanke, kürzlich eine Inflationsrate von 5 % bekannt geben.
Das war der stärkste Preisauftrieb
seit Mai 1982.
Dollarkurs stimulierte
Andererseits dürfte es auch die
Angst der Anleger vor einem weiteren Verfall des US-Dollar gewesen
sein, die zu einer starken Nachfrage
nach Goldinvestments geführt hat.
Ein Vergleich zwischen der Entwicklung des US-Dollar zum Euro auf der
einen Seite und des Goldpreises auf
der anderen Seite zeigt, dass das
Edelmetall in dem Moment seinen
Höhenflug Richtung 1 000 Dollar antrat, als die amerikanische Währung
zu einem Sturzflug ansetzte. Ziemlich genau vor einem Jahr, im August 2007, sackte der US-Dollar binnen weniger Monate von 0,75 Euro
auf weniger als 0,63 Euro ab. Im gleichen Zeitraum beschleunigte das
Gold seinen Aufwärtstrend, brach einen wichtigen Widerstand bei 700
US-Dollar und „raste“ in einem Zug
auf mehr als 1 000 US-Dollar.
Grundsätzlich, und das sollte bedacht werden, besteht aber zwischen der Dollarentwicklung und
der Goldpreisentwicklung kein stringenter Zusammenhang. So gab es in
den neunziger Jahren lange Phasen,
in denen der Dollar und der Goldpreis gleichzeitig nachgaben. Die
Entwicklung des Goldpreises spiegelt vielmehr das Vertrauen der Anleger in die verschiedenen Papierwährungen wider. Da die Geld- und
Haushaltspolitik in den USA von den
Investoren derzeit weitaus kritischer
beäugt wird als die in Europa, lässt
das Vertrauen in den Dollar schneller nach als das Vertrauen in den
Euro. Besonders eklatant wurde der
Vertrauensverlust vor einem Jahr.
Damals kochte an der Börse das
Thema Immobilienkrise zum ersten
Mal so richtig hoch. Darum stieg der
Goldpreis, aber auch die Preise vieler Rohstoffe, nahezu synchron zum
Dollarverfall.
Diese Entwicklung ist unter reinen Marktgesichtspunkten eigentlich unsinnig. Denn die Rohstoffhausse, die auch Gold beflügelte,
setzte vor dem Hintergrund einer
drohenden Rezession in den USA
ein. Obwohl die Raten für das ökonomische Wachstum angesichts der Immobilienkrise reduziert wurden, erklommen Rohstoffe, und hier vor allem das Öl, neue Rekordmarken.
Vor dem Hintergrund, dass weniger
Wirtschaftswachstum für einen
Nachfragerückgang bei Rohstoffen
spricht, stellt dies einen Widerspruch dar. Gold macht da im
Grunde genommen keine Ausnahme. Denn auch das Edelmetall
ist letztendlich ein Rohstoff, der in einer Phase des wirtschaftlichen Niedergangs tendenziell weniger nachgefragt wird als in Boomphasen.
Die Angst vor der Inflation und
die vor einem weiteren Verfall des
Dollar können wohl als wichtige Faktoren genannt werden, die die Investoren zu einem stärkeren Engagement in Gold und in andere Rohstoffe wie Öl und Industriemetalle
motiviert haben. Sind diese beiden
Faktoren nun obsolet geworden?
Wohl kaum. Am fundamentalen Umfeld hat sich wenig geändert. Die Immobilienkrise in den USA schwelt
weiter, die Inflation wird uns noch
auf längere Zeit beschäftigen. Allerdings wurde durch den Rückgang
des Ölpreises etwas Druck vom
Markt genommen. Ohnehin scheint
das Öl eine wichtige Signalwirkung
für den gesamten Rohstoffmarkt bekommen zu haben.
An der Börse geht man davon aus,
dass viele Investoren die breite
Palette an Rohstoffen wie einen
Korb betrachten. Bei ihren Kauf- und
Verkaufentscheidungen orientieren
sie sich dabei im Wesentlichen an
der Entwicklung des Preises für
Erdöl, das als maßgebender Rohstoff stellvertretend für den gesamten Korb steht. Wenn der Ölpreis
nachgibt, werden auch viele andere
Rohstoffe verkauft. Das betrifft auch
das Gold.
Nur eine Konsolidierung
Zusammenfassend kann man derzeit wohl davon ausgehen, dass die
Rohstoffe und damit auch Gold
wahrscheinlich eine längere Verschnaufpause machen. Auch für die
Börsenlegende Jim Rogers stellt der
Rückschlag lediglich eine Konsolidierung im Aufwärtstrend dar. Der Bullenmarkt ist laut ihm noch nicht vorbei. Rogers’ Begründung: „Die Weltbevölkerung wächst, und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und
Energie zieht entsprechend an, während die Produktion weiter begrenzt
ist.“ Er prognostiziert, dass in zehn
Jahren die Preise vieler Commodities höher als heute liegen.
Aktien-Anleihen rücken wieder in den Fokus
Fortsetzung von Seite B 2
geltungsteuer begrenzt: Ab 1. Januar 2009 werden Kursgewinne und
Zinserträge pauschal mit 25 % Kapitalertragsteuer (zuzüglich 5,5 % Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls
Kirchensteuer) grundsätzlich abgegolten sein. Kursverluste sind steuerlich im Rahmen der Kapitaleinkünfte anrechenbar. Bei einer Aktienlieferung kann es sein, dass der
entstandene Verlust erst bei Aktienverkauf berücksichtigt wird. Um die
persönliche steuerliche Situation zu
optimieren, ist die Beurteilung
durch Steuerexperten unerlässlich.
Theoretisch kann mit Aktien-Anleihen in jeder Marktphase eine attraktive Rendite erzielt werden. Ausschlaggebend ist vielmehr, auf welchem Kursniveau der Basispreis fixiert wird: je niedriger, desto größer
der Sicherheitspuffer. Gleichzeitig
verringert sich die Kuponzahlung.
Abhängig von der Höhe des Basispreises können Anleger sowohl von
Kursanstiegen und Seitwärtsbewegungen als auch leicht fallenden Aktienkursen profitieren. Wichtig für
die Rückzahlung und damit auch für
die Rendite ist einzig, dass der Basispreis bei Fälligkeit nicht unterschritten wird.
Emittenten bieten mittlerweile Aktien-Anleihen für mehrere ChanceRisiko-Profile an, mit denen sie unterschiedliche Anlegermentalitäten
erreichen: Bei einer konservativ ausgerichteten Aktien-Anleihe mit einem geringeren Kupon liegt der Basispreis deutlich unter dem Aktienkurs. Wird ein neutraler Ansatz verfolgt, entsprechen sich Basispreis
und Aktienkurs in etwa. Aktien-Anleihen, deren Basispreis über dem aktuellen Kursniveau der Aktie fixiert
ist, eignen sich nur für risikofreudige Anleger. Der Reiz sind hohe
Zinszahlungen. Neben dem Basispreis und der Höhe des Kupons beeinflussen die Parameter Volatilität,
Dividenden sowie Laufzeit die Entwicklung von Aktien-Anleihen.
Die grundsätzliche Funktionsweise von Aktien-Anleihen ist seit ihrer Entstehung unverändert. Allerdings haben sich verschiedene Varianten herauskristallisiert. Neben Aktien-Anleihen, die sich auf einen Einzelwert beziehen, gibt es auch Index-Anleihen auf ganze Märkte.
Eine Weiterentwicklung der Produktstruktur stellen „Protect-Aktien-Anleihen“ dar. Diese bieten einen größeren Sicherheitspuffer, dafür jedoch etwas geringere Zinszahlungen. Charakteristisch ist eine perma-
nent „aktive Barriere“, die bei Emission deutlich unterhalb des aktuellen Aktienkurses und unterhalb des
Basispreises fixiert wird. Wird diese
Kursschwelle während der gesamten
Laufzeit nicht verletzt, erfolgt die
Rückzahlung zum Nennbetrag –
selbst wenn die Aktie bei Fälligkeit
unter dem Basispreis notiert.
Verständliches Konzept
Im aktuellen Marktumfeld suchen
Anleger und Sparer attraktive Renditechancen mit einem gleichzeitig
überschaubaren Risiko. Gefragt sind
Anlagelösungen mit kalkulierbaren
Zinserträgen. Aktien-Anleihen rücken daher wieder in den Fokus der
Investoren. Während ursprünglich
hohe Zinserträge im Vordergrund
standen, ist es heute überwiegend
ein komfortabler Sicherheitspuffer.
Mit der Einführung der Abgeltungsteuer zum 1. Januar 2009 sind die
Rahmenbedingungen für den „Klassiker“ Aktien-Anleihe ausgezeichnet.
Deshalb dürften Aktien-Anleihen in
der Gunst der Anleger wieder deutlich steigen. Das Produktkonzept ist
einfach und verständlich. Ferner bietet es den Emittenten außerordentlich viele Möglichkeiten, attraktive
Anlagealternativen zu entwickeln.
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B5
Auf dem besten Weg zu einer paneuropäischen Handelsplattform
Investoren und Anleger honorieren Qualitätsstandards – Spürbar beschleunigte Orderausführungszeiten – Mehrere neue Emittenten
chen Handel an die aktuellen Bedürfnisse der Anleger angepasst. Beispielhaft genannt seien die sekundenschnelle Ausführung, die hohe Transparenz bei der Preisermittlung und
der beste Ausführungspreis bei niedrigen Transaktionskosten.
Der neue vollelektronische Handel auf der Xetra-Technologie ist ein
notwendiger Evolutionsschritt zur
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
des börslichen Handels in Deutschland gegenüber den außerbörslichen Handelssystemen und konkurrierenden
europäischen
Von
Handelsplätzen. Das im
Michael Jung
April dieses Jahres gestartete Xetra Release
9.0 hat zu einer messbaren Qualitätsverbesserung für den Anleger geführt. Das angebotene
Chief Financial Officer/ Spezialistenmodell und
Chief Operating Officer auch das neu eingeführte Emittentenmoder Scoach Europa AG
dell haben ihre Bewährungsprobe problemlos
in den achtziger Jahren sind die bestanden. Die Order-Ausführungsstrukturierten Produkte mit der Ein- zeiten bei Scoach haben sich spürbar
führung von Xetra Release 9.0 im beschleunigt. Kauf- oder VerkaufsApril dieses Jahres im 21. Jahrhun- aufträge der Anleger werden jetzt
dert angekommen. Der Handel aller problemlos im Median innerhalb eian der Frankfurter Börse gelisteten ner Sekunde ausgeführt. Über 80 %
Anlage-Zertifikate und Hebelpro- der Orders werden innerhalb von
dukte auf der elektronischen Han- zehn Sekunden abgearbeitet. Und
delsplattform Xetra hat den börsli- das obwohl im intermediärbasierten
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Die Verbesserung der Handelsqualität nach der Migration der strukturierten Wertpapiere auf Xetra hat
die Attraktivität von Scoach gesteigert. Immer mehr ausländische Anleger schätzen die hohen Qualitätsstandards.
Die Zukunft hat auch im Markt für
Zertifikate und Hebelprodukte Einzug gehalten. Ausgehend vom Handel der klassischen Optionsscheine
Menschliche Expertise
oftmals unverzichtbar
Schneller ist nicht immer besser
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Die aus Filmen bekannte Vorstellung von gestikulierenden Händlern, die sich per Handzeichen auf
dem Börsenparkett verständigen
und ihre Geschäfte per Zuruf abschließen, liegt in der europäischen
Wirklichkeit Jahre zurück. An den
Börsen weltweit wird der soge-
beitungslast in hochvolatilen Marktphasen umzugehen – und dabei stabil und verlässlich zu laufen.
Markterfahrung wichtig
Doch um erfolgreich zu sein ist
nicht nur ein Marktmodell wichtig,
das auf dem neuesten technologischen Standard basiert
und damit einen reibungslosen und zuverlässigen elektronischen
Von
Handel gewährleistet.
Ralph Danielski
Unverzichtbar im Handel mit verbrieften Derivaten sind auch weiterhin die Markterfahrung,
das Handels-Know-how
und der zusätzliche Service von hochqualifizierGeschäftsführer
ten Handelsexperten.
der Börse Stuttgart
Denn in jedem SpezialisHolding GmbH
tenmarkt, bei jedem
komplexeren oder etnannte Zurufhandel heute kaum was weniger liquiden Produkt sowie
mehr praktiziert. Dennoch sind an in hochvolatilen Marktlagen ist ein
die Stelle der Händler nicht nur rein vollautomatisierter Handel für das
automatisierte Handelssysteme ge- beste Preisbild in der Regel im Nachtreten. Trotz des enormen technolo- teil. Dies gilt vor allem für sogegischen Fortschritts ist es in vielen nannte Nebenwerte bei Aktien, AnAnlageklassen und Produkten nicht leihen, Auslandsaktien, Genussscheisinnvoll, auf die menschliche Exper- nen – und insbesondere für den Hantise im Handel zu verzichten.
del mit verbrieften Derivaten wie
Es gibt nichts Dauerhafteres als Zertifikaten und Hebelprodukten.
die Veränderung, besagt eine Weisheit des Philosophen Heraklit. Dies
QLP gibt Sicherheit
trifft auch in hohem Maß auf den
Börsenhandel zu. Weltweit ist er
An der Börse Stuttgart werden desdurch ständigen Wandel gekenn- wegen Handelsexperten eingesetzt,
zeichnet. Die Märkte sind liquider sogenannte Quality Liquidity Proviund effizienter geworden: Neue An- der (QLP), die Ausführungs- und
bieter alternativer außerbörslicher Preisqualität verbessern und RisiHandelsplattformen erhöhen den koübernahme betreiben. Die EmitWettbewerbsdruck durch extrem tenten verpflichten sich im Rahmen
niedrige Gebühren. Etablierte Bör- des Regelwerks der Börse Stuttgart,
senplätze schließen sich internatio- fortlaufend verbindliche An- und
nal zusammen. Nicht zuletzt haben Verkaufspreise für ihre Produkte zu
in den letzten Jahren rasante techno- stellen. Der QLP überprüft die Quologische Entwicklungen der elektro- tierungen der strukturierten Papiere
nischen Handelssysteme auf dem stets auf ihre Plausibilität. Den EmitBörsenparkett Einzug gehalten. Nur tenten gibt dies die Sicherheit, dass
Börsen, die ihre Handelsprozesse die An- und Verkaufspreise für mehr
schnell, kosteneffizient und vor al- als 370 000 strukturierte Produkte
lem zuverlässig gestalten, haben nochmals einer Qualitätskontrolle
eine Chance, sich auch in Zukunft zu unterzogen werden: ein in der Regel
behaupten.
sehr wirksamer Schutz vor möglichen finanziellen Schäden, sollte
es durch Softwarefehler zu irrtümStabilstes Handelssystem
lich falsch übermittelten Preisen
An der Börse Stuttgart wurde des- kommen.
wegen im Januar 2007 auf den elektronischen Handel im verbrieften DeService zahlt sich aus
rivatesegment Euwax umgestellt. In
Kombination mit innovativen InDas verminderte Risiko geben die
house-Systemen setzt die Börse Emittenten an die Anleger weiter.
Stuttgart mit Xontro das für die Han- Somit macht sich der Service des
delsteilnehmer stabilste Handelssys- QLP auch für den Anleger bezahlt:
tem auf dem Markt ein, das seit über bessere Preise zu höheren handelbaacht Jahren ohne jeden Ausfall ver- ren Stückzahlen. Preisvorteile sifügbar war. Dies gilt insbesondere chert der QLP den Anlegern ebenfür verbriefte Derivate, wo kein an- falls dadurch, dass er sich deckende
deres System bisher die Fähigkeit ge- Kauf- und Verkaufsorders verschiezeigt hat, mit über 370 000 Produk- dener Marktteilnehmer zusammenten und einer enormen QuoteverarFortsetzung Seite B 6
Handelsmodell von Scoach ein Spezialist als technischer Vermittler zwischen dem Emissionshaus und dem
Investor tätig ist.
Spezialisten wie Emittenten hatten zuvor ihre IT-Infrastruktur für
die Migration den Erfordernissen eines Xetra-Handels angepasst. Die aktuellen Daten sind, verglichen mit
den Ausführungszeiten in der „VorXetra-Ära“ von rund sechs Sekunden, ein Meilenstein im Handel von
strukturierten Wertpapieren, der
auch vom außerbörslichen Handel
nicht zu toppen ist. Darüber hinaus
sind technische Probleme wie die gefürchteten Orderstaus in den ersten
Minuten nach Öffnung des Aktienmarktes am frühen Morgen überwunden. Die Erfahrungen in den vergangenen Monaten zeigen, dass
selbst in stark volatilen Marktphasen
mehr als 600 Millionen Quotes am
Tag, also Kauf- und Verkaufskurse
für Zertifikate und Hebelprodukte,
ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit gestellt werden. Damit ist
der Zertifikatehandel auf Xetra in
puncto Quotierungsvolumen bereits
in Eurex-Regionen vorgestoßen.
Deutlicher Mehrwert
In einem schnellen Handelsverlauf, wie wir ihn an den Aktienmärkten zeitweilig im Januar und im
März hatten, bringen die kurzen Ausführungszeiten für den Anleger einen deutlichen Mehrwert. Von der
Beschleunigung des Handels profitieren die Anleger insbesondere bei
den Hebelpapieren und den Schwellenprodukten unter den Anlagezertifikaten. Die durch Xetra Release 9.0
erreichte Verbesserung hat zusammen mit der Transparenz und der
Rechtssicherheit dem Börsenhandel
einen Vorsprung vor dem Direkthandel über außerbörsliche Handelssysteme gebracht. Die neuen Qualitätsstandards von Scoach haben ebenfalls das Interesse der ausländischen
Anleger und Order-flow-Provider im
Süden und Norden Europas geweckt.
Einige Jahre Vorsprung
Die strukturierten Produkte sind
schon lange kein rein deutsches oder
Schweizer Thema mehr. An vielen
anderen europäischen Handelsplätzen haben Anlagezertifikate und Hebelprodukte bei den Anlegern stark
an Beliebtheit gewonnen und erzielen hohe Umsätze. Die Märkte in der
Schweiz und in Deutschland haben
aber einige Jahre Vorsprung, so dass
sich Handelsqualität, Transparenz
und Rechtssicherheit in anderen
Märkten Europas nur schwer mit denen hierzulande vergleichen lassen.
So gehören garantierte Ordergrößen
und festgelegte Maximalspreads
noch nicht zum europäischen Standard. Die neue Xetra-Plattform hat
das Tor des deutschen Handelsplatzes für die strukturierten Wertpapiere für ausländische Anleger geöffnet und somit den Zugang der Anleger zum deutschen Handelsplatz wesentlich vereinfacht.
Rund 260 Marktteilnehmer – davon 100 aus dem europäischen Ausland – haben nun direkten Zugriff auf
die mehr als 400 000 Finanzinstrumente bei Scoach. Die Ausweitung des Zertifikatehandels auf die
19 Xetra-Teilnehmerländer hat den
Handel bei Scoach schon in den ersten beiden Monaten seit dem Start
deutlich internationalisiert. Eine
Reihe ausländischer Investoren
schickte durch einen Mausklick ihre
Kauf- oder Verkaufsaufträge nach
Frankfurt. So kamen im Juli über
15 % aller Orders aus dem Ausland.
Gerade Anleger wie die aus Südeuropa schätzen die sekundenschnelle
Ausführung, die engen Spreads und
die größeren Sizes. Die veröffentlichten Quotes von Scoach sind keine
unverbindlichen Preisindikationen.
Scoach garantiert die Ausführung innerhalb fester Mindestvolumina
(10 000 Euro bei Anlageprodukten
und 3 000 Euro bei Hebelprodukten).
Die Investoren honorieren die
faire Behandlung, wenn der Markt
volatil wird. Der Intermediär im Spezialistenmodell kann dem Markt immer dann Liquidität zuführen, wenn
die Marktentwicklung dies erforderlich macht. Große Wertschätzung erfährt auch die Rechtssicherheit von
Kauf- oder Verkaufsorders auf
Scoach. Die unabhängige Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) in Frankfurt beobachtet und dokumentiert
die Kursstellung, die Umsätze und
eventuelle Handelsausfälle. Die
HÜSt ahndet konsequent Verstöße
gegen die Regularien.
Aber auch die deutschen Anleger
honorieren die Qualitätsverbesserungen durch Xetra. Der Marktanteil
von Scoach im börslichen Handel
von strukturierten Produkten ist, gemessen an den Umsätzen, um 4,2
Prozentpunkte von 29,6 % im ersten
Quartal auf 33,8 % im Zeitraum von
April bis Juli gestiegen. In den vergangenen Wochen konnte Scoach
den Marktanteil parallel zu den Kursturbulenzen an den internationalen
Finanzmärkten weiter ausbauen.
Ein Zeichen, dass die Anleger die
hohe Handelsqualität gerade in
schwierigen Marktphasen schätzen.
Im August lag der Anteil am Orderbuchumsatz auf der Grundlage der
vom Deutschen Derivate Verband
(DDV) erhobenen Marktdaten bei
knapp 34 %. Bemerkenswert ist dabei, dass sich der Marktanteil bei
den eher defensiven Anlagezertifikaten von Mai bis August um rund
5 Prozentpunkte auf mehr als 45 %
ausweitete. Im gleichen Zeitraum
stieg die Quote bei den Hebelprodukten um 1,5 Prozentpunkte auf
21,4 %. Der leichte Rückgang der
durchschnittlichen Ordergrößen von
rund 10 % auf 10 600 Euro pro
Trade zeigt, dass die neue ScoachQualität auch von den Privatanlegern zunehmend anerkannt wird.
Dritter Spezialist stößt hinzu
Durch den Liquiditätszufluss inländischer und ausländischer Investoren in den vergangenen Monaten
steigt die Attraktivität von Scoach
auch in den Augen der Emissionshäuser. So werden mehrere neue Emittenten in den nächsten Wochen
durch ihre Produkte das Angebot auf
Xetra erweitern. Sie werden dabei
ebenfalls von der Wertpapierhandelsbank Steubing betreut. Mit Steubing
stößt neben ICF und der Baader
Bank ein dritter Spezialist im Intermediärhandel hinzu. Der Wettbewerb zwischen den Spezialisten, die
Standardisierung und Vereinfachung
von Handelsabläufen durch Xetra sorgen am Ende auch für Druck auf die
Transaktionskosten. Davon profitiert
nicht nur der Privatanleger. Es verbessert sich darüber hinaus die Wettbewerbssituation von Scoach gegenüber dem außerbörslichen Handel
und den anderen europäischen Handelsplätzen. Scoach ist auf dem besten Weg zu einer grenzübergreifenden, paneuropäischen Börse für
strukturierte Produkte.
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Der Trend geht zu sicherheitsorientierten Investments
Mit Zertifikaten gelingt dies sehr individuell – Kürzere Laufzeiten gefragt – Nicht vor allem steuerliche Überlegungen ausschlaggebend
den. Wer also bis zum 30. Juni 2008
in Zertifikate investiert hat, die
Papiere mindestens ein Jahr lang
hält und bis zum 30. Juni 2009
verkauft, sichert sich steuerfreie
Erträge. Kaufen Anleger heute Zertifikate und verkaufen sie sie nach
dem 30. Juni 2009, unterliegen mögliche Kursgewinne der
Abgeltungsteuer.
Hat
diese Regelung das Angebots- und NachfrageVon
verhalten maßgeblich
Christopher Maaß
beeinflusst?
Im ersten Halbjahr
2008 haben zahlreiche
Emittenten Papiere mit
einer Laufzeit bis Mitte
2009 emittiert – einen
starken Einfluss auf das
Zertifikate-Experte
Angebotsverhalten hatdes Bankhauses
ten gleichwohl turbuSal. Oppenheim
lente Märkte und das Sicherheitsbedürfnis der
ein Nachfrageschub in erwartetem Anleger. So hat der Statistik der
Umfang stattgefunden hat. Vieles Frankfurter Wertpapierbörse (FWB)
spricht dafür, dass Zertifikateinvesto- zufolge der Anteil der an der FWB
ren ihre Anlageentscheidung nicht notierten sicherheitsorientierten Proin erster Linie von steuerlichen Über- dukte von Januar bis Juli 2008 deutlegungen abhängig gemacht haben lich zugenommen. Waren im Januar
und machen. Der Trend geht zu si- gut 2 300 Garantiezertifikate notiert,
cherheitsorientierten Produkten und hatte sich die Zahl im Juni auf knapp
4 200 fast verdoppelt. Auch die Ankürzeren Laufzeiten.
zahl der notierten Bonus- und Teilschutzzertifikate ist gestiegen – von
Begrenzter Bestandsschutz
knapp 60 000 im Januar auf mehr
Die Abgeltungsteuer in Höhe von als 71 000 im Juni. Beide Zertifikate25 % plus Solidaritätszuschlag und arten bieten Anlegern ein Investgegebenenfalls Kirchensteuer wird ment mit Sicherheitspuffer, das sie
am 1. Januar 2009 eingeführt; für in unterschiedlichem Umfang gegen
Zertifikate gilt nur ein begrenzter Kursverluste schützt.
Stark gestiegen ist auch das AngeBestandsschutz: Demnach greift die
Steuer, wenn die Zertifikate nach bot an Discountzertifikaten, das mit
dem 15. März 2007 gekauft wurden über 84 000 im Juni (Januar: etwa
und über den 30. Juni 2009 hinaus 69 000) noch deutlich größer war
gehalten werden. Bei anderen Wert- als das der anderen Zertifikatearten.
papierarten ist die Regelung groß- Als passendes Investment in Zeiten
zügiger: Ihre Erträge unterliegen der hoher Volatilität haben die EmittenAbgeltungsteuer erst, wenn sie ab ten im ersten Halbjahr zudem das
dem 1. Januar 2009 gekauft wer- Angebot an Aktienanleihen ausgeBörsen-Zeitung, 11.10.2008
Die Diskussion um die Einführung
der Abgeltungsteuer hat die Zertifikatebranche monatelang in Atem gehalten. Nun ist mit dem 30. Juni der
Tag verstrichen, an dem Anleger
letztmalig steuerfrei in Zertifikate investieren konnten. Fraglich ist, ob
weitet. Die Nachfrage nach Zertifikaten im Vorfeld der AbgeltungsteuerEinführung scheint moderater ausgefallen zu sein, als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Zwar berichtet zum Beispiel die Münchener DAB
Bank, dass in den Depots ihrer Privatanleger die Anteile der Zertifikate
entgegen dem damaligen Trend
rückläufig waren, just steuerliche
Aspekte aber diesen Rückgang gestoppt hätten. Nach einer Analyse
von 500 000 Anlegerdepots kommt
die DAB Bank zu dem Ergebnis, dass
nach einem Rückgang innerhalb der
vergangenen zwölf Monate der Anteil der strukturierten Wertpapiere
in den Portfolien wieder steigend ist.
Im Juni 2008 hätten Zertifikate einen Anteil von 10,1 % des Depotvolumens eingenommen.
Die Entwicklung am Gesamtmarkt
zeichnet jedoch ein abweichendes
Bild: Zwar sind die Umsätze einiger
Zertifikatearten im Juni dieses Jahres deutlich gestiegen, das ausstehende, von Privatanlegern in Zertifikate investierte Volumen (Open Interest) hat sich jedoch nicht analog entwickelt.
So hat sich gemäß der Statistik
des Deutschen Derivate Verbandes
(DDV) der Umsatz mit Anlagezertifikaten und Hebelprodukten im Juni
an den deutschen Börsen gegenüber
dem Vormonat um 20,3 % auf 6,5
Mrd. Euro erhöht. Gut zwei Drittel
davon entfielen auf Anlagezertifikate. Besonders stark legte mit
einem Plus von 92 % auf nunmehr
1,5 Mrd. Euro der Umsatz an Discountzertifikaten zu. Zweifelhaft ist
jedoch, ob es sich dabei um abgeltungsteuerinduzierte Käufe handelt.
Denn im Gegensatz zum Umsatz hat
das Volumen der Papiere im gleichen Zeitraum um 9,8 % abgenommen. Vielmehr dürften verbliebene
Aktivitäten auch mit dem volatilen
Marktumfeld zu tun gehabt haben,
das Discountzertifikate attraktiver
machte. Rund um den 30. Juni stieg
der Dax-Volatilitätsindex (VDax®)
stark: von 17,62 Punkten Mitte Mai
auf 26,38 Punkte am 15. Juli.
Unabhängig von der Frage, welche Rolle steuerliche Überlegungen
bei der Anlageentscheidung spielen,
steht fest: Es gibt eine eindeutige Präferenz vieler Anleger für kapitalgeschützte Produkte – und das obwohl
Erträge aus diesen Papieren bisher
als Finanzinnovationen generell mit
dem persönlichen Steuersatz belegt
wurden. Damit waren sie häufig steuerlich unattraktiver als zum Beispiel
ein Discountzertifikat, dessen Erträge nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei vereinnahmt
werden konnten. Durch die Einführung der Abgeltungsteuer im nächsten Jahr werden Erträge aus Kapitalschutzzertifikaten dann aber pauschal mit 25 % besteuert.
Verlustrisiko begrenzen
Vielen Anlegern schien es offensichtlich wichtiger, das Verlustrisiko
ihres Investments zu begrenzen, als
nach steuerlichen Kriterien anzulegen. Darauf lassen nicht nur die genannten Umsatzzahlen und Volumina schließen, sondern auch die
Entwicklung der vergangenen Monate: Fast konstant entfallen nach
Angaben des DDV weit über 50 %
des von Privatanlegern in Zertifikate
investierten Volumens auf kapitalgarantierte und Teilschutzprodukte.
Das überrascht nicht – angesichts andauernder Finanzkrise, hoher Energiepreise, des starken Euro und anziehender Inflation. Sie drücken auf
die Stimmung der Anleger, die sich
dann lieber für sicherheitsorientierte
Investments entscheiden.
Emittenten haben darauf reagiert
und innovative Kapitalschutzvarianten in ihre Angebotspalette aufge-
nommen. Ein Vorteil: Auch als Kapitalschutzvariante behalten Zertifikate ihre Flexibilität: Anleger können mit ihnen auf Seitwärtsbewegungen, auf steigende oder sogar
auf fallende Kurse der zugrunde liegenden Basiswerte setzen. Kapitalschutzprodukte tragen häufig zusätzlich zu ihrer Produktbezeichnung
ein Kürzel, etwa „CP“ für Capital Protection.
Der Schutz ist in unter-schiedlichem Umfang verfügbar: Bei
CP100-Zertifikaten erhalten Investoren am Ende der Laufzeit mindestens 100 % des Nominal- bzw. Nennbetrags oder des Referenzkurses des
Basiswerts bei Emission – im Idealfall jedoch die je nach Zertifikateart
unterschiedlich strukturierte Renditechance. Andere Ausgestaltungen
sind beispielsweise ein Kapitalschutz
in Höhe von 75, 80 oder 90 %
(CP75-, CP80- oder CP90-Zertifikate). Zwar gilt die Faustregel: Je höher der Schutz, desto geringer die
Renditechance des Investments. Auf
eine attraktive Rendite müssen Anleger mit innovativen Kapitalschutzprodukten aber dennoch nicht verzichten.
Spekulationsfrist entfällt
Zertifikate mit kurzen Laufzeiten
könnten künftig stärker nachgefragt
werden als bisher, da die Laufzeit als
Anlagekriterium an Bedeutung verliert. Denn zukünftig entfällt die Spekulationsfrist ersatzlos, so dass realisierte Erträge unabhängig von der
Haltedauer der Abgeltungsteuer unterliegen. Kurzläufer werden dann
steuerlich ebenso behandelt wie Zertifikate mit einer langen Laufzeit.
Kurzläufer sind unter anderem als
Bonus-, Bonus-Cap- und Discountzertifikate verfügbar. Wer also beispielsweise an einen kurzfristig positiven
Kursverlauf einer Aktie glaubt, kann
mit einem Discountzertifikat günstig
einsteigen. Hier gilt: Je höher die Volatilität des Basiswerts, desto höher
fällt der Preisabschlag und damit die
Renditechance aus.
Von den gestiegenen Volatilitäten
profitieren aber nicht nur die neu
emittierten Discountzertifikate. Anleger können auch in bereits emittierte Discountzertifikate investieren, deren Höchstbeträge bereits
deutlich unterhalb der Referenzkurse der Basiswerte liegen. Selbst
wenn die Basiswerte signifikant fallen sollten, können die Investoren
die Maximalrendite erzielen, sofern
die Basiswerte nicht unter die jeweiligen Höchststände fallen. Auf diese
Weise können sie von einer hohen
Volatilität profitieren.
„Perlen“ investierbar machen
Nicht nur die Struktur der Papiere
war in der Vergangenheit wichtig,
sondern auch die Basiswerte. In einem schwierigen Marktumfeld wird
es relevanter, neben großen Trends
wie „Rohstoffe“ oder „Ökologie“
auch sogenannte „Perlen“ zu finden,
also vielversprechende Werte oder
Branchen. Das kann zum Beispiel
ein Einzelwert wie die Kali und Salz
AG sein, lange Zeit ein extrem erfolgreicher Nebenwert. Über ein Zertifikat können Anleger in diese
MDax-„Perle“ investieren. Das kann
aber auch ein Zertifikat auf die Maschinenbaubranche sein, die selbst
positive Erwartungen für die Zukunft hat.
Sollte die Unsicherheit an den
Märkten andauern, werden Anleger
auch in den kommenden Monaten
auf Sicherheit setzen wollen. Mit Zertifikaten können sie dies sehr individuell tun. Emittenten werden mit
entsprechenden Produkten darauf
reagieren – unabhängig von steuerlichen Überlegungen.
Zinsen und Garantie-Zertifikate – zwei, die gut miteinander können
Ideales Instrument für Sicherheitsorientierte – Vollständiger Kapitalschutz – Mindestverzinsung stabilisiert Depot
Vielzahl von Faktoren. Bei Anleihen
sind diese Faktoren zum Beispiel die
Wirtschaftslage eines Landes, die
Bonität des Schuldners oder bei
Fremdwährungsprodukten die Entwicklung des Wechselkurses. Diese
beeinflussenden Faktoren der verschiedenen Assetklassen wirken oft
ausgleichend auf das Portfolio des
Anlegers. Folglich sollten Zinsinvestments immer einen festen Bestandteil in jedem PortVon
folio bilden.
Marc Pawlak
Das aktuelle Zinsniveau macht eine Anlage in Produkten interessant, die eine regelmäßige Verzinsung bieten – besonders da die
Leiter des
Aktienmärkte
aktuell
Produktmanagements
nur eine schwache PerZertifikate der
formance zeigen. AnlaWestLB AG
geprodukte wie Anleihen, Tagesgeld oder
so ließen sich beispielsweise mit Ak- Festgeld eignen sich insbesondere
tieninvestments – dank kontinuier- für Investoren, die sich im derzeilich steigender Aktienmärkte – deut- tigen Marktumfeld nicht in Aktien
lich höhere Renditen erzielen. Jetzt engagieren wollen oder eine sinnhat sich das Blatt gewendet: Stei- volle diversifizierende Ergänzung
gende Rohstoffpreise haben die Infla- für ihr Wertpapierdepot suchen.
tion in die Höhe getrieben. Die Euro- Eine interessante Alternative zu den
päische Zentralbank hat die Zinsen genannten Produkten sind struktuangehoben, um den steigenden Prei- rierte An-leihen wie Stufenzinsanleisen entgegenzuwirken und somit die hen, bei denen der Kupon periodisch
Preisstabilität mittelfristig zu si- während der Laufzeit steigt.
Aber auch Anleger, die im Grunde
chern. Bei aktuell knapp 5 % ist das
Zinsniveau so hoch wie zuletzt im an eine langfristige positive Entwicklung zum Beispiel des AktienmarkSeptember 2000.
tes glauben und dennoch mit einem
Regelmäßige Zahlungsströme 100-prozentigen Kapitalschutz vor
möglichen Korrekturen an den
Von einem solch hohen Zinsni- Aktienmärkten geschützt sein wolveau profitieren natürlich alle Anle- len, profitieren ebenso von dem
ger, die Gelder in verzinsten Anlage- hohen Zinsniveau, wenn sie in Zerformen anlegen. Aber auch diejeni- tifikate mit einer Kapitalgarantie ingen, die weiterhin in Aktien investie- vestieren.
ren möchten und dabei auf eine Kapitalgarantie nicht verzichten wollen,
Nullkuponanleihe
können profitieren.
Auch wenn starke Phasen am
Phasen mit hohen Zinssätzen erAktienmarkt die Aktienanlage attrak- möglichen für Garantie-Zertifikate
tiver erscheinen lassen, bieten „Zin- attraktivere Konditionen wie beisen“ als Assetklasse in der Zusam- spielsweise höhere Kupons oder eine
mensetzung eines Depots einen höhere Partizipationsrate am Basisunschlagbaren Vorteil: Durch die re- wert. Der Grund dafür liegt in einer
gelmäßigen Zahlungsströme redu- der beiden wesentlichen Komponenzieren Zinsen die Ergebnisvolatilität. ten eines Garantie-Zertifikats: der
Denn fortlaufende Erträge fördern Nullkuponanleihe. In der einfachsdie Rendite des Portfolios dauerhaft ten Struktur bestehen Garantie-Zertiund haben somit eine stabilisierende fikate aus einer Nullkuponanleihe,
Wirkung. Gleichzeitig diversifizieren die den Kapitalschutz zum LaufzeitZinsinvestments das Portfolio: Wie ende sicherstellt, und Optionen, die
auch Aktienkursentwicklungen sind den Basiswert abbilden. Dies erfolgt
Anleiherenditen abhängig von einer beispielsweise durch eine festgeBörsen-Zeitung, 11.10.2008
In den vergangenen fünf Jahren lagen die Zinsen in Deutschland auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Anleger haben davon vor allem durch günstige Finanzierungsmöglichkeiten profitiert. Für verzinsliche, rentable Geldanlagen allerdings war das Zinsniveau zu gering,
legte Partizipationsrate an einem Index. Über die Optionskomponente
kann somit eine zusätzliche Rendite
generiert werden. Der Betrag, der
für den Kauf dieser Optionen eingesetzt werden kann, entspricht dabei
der Differenz aus dem Rückzahlungskurs von 100 % und dem Barwert
der Nullkuponanleihe zum Emissionstermin.
Diese Differenz zwischen dem
(niedrigen) Ausgabekurs und dem
zu erwartenden höheren Rückzahlungskurs, dem Nominalbetrag,
entspricht der Rendite der Anleihe.
Diese entsteht, indem die Papiere
unterhalb ihres Nominalbetrags
emittiert und bei Fälligkeit am Laufzeitende zum Nominalbetrag getilgt
werden. Die Höhe des Abschlags
hängt dabei direkt vom Marktzins
ab, da der Nominalbetrag mit dem
Marktzins über die Laufzeit abdiskontiert wird. Bei einem hohen
Zinsniveau oder auch bei einer längeren Laufzeit wird der Abschlag
folglich größer und der Ausgabekurs der Nullkuponanleihe deutlich
niedriger.
Zum besseren Verständnis
Ein Beispiel dazu: Eine Nullkuponanleihe wird nach vier Jahren
zu 100 Euro zurückgezahlt. Bei einem Zinssatz von 3 % kostet die Anleihe 88,85 % je 100 Euro, bei einem Zinssatz von 5 % allerdings
kann der Emittent die gleiche Anleihe bereits für 82,27 % je 100 Euro
einkaufen. Somit ist hier bei dem
Zinssatz von 5 % der Kurs der Nullkuponanleihe um 6,58 Euro je 100
Euro nominal niedriger als bei einem Zinssatz von 3 %.
Das Beispiel zeigt, dass bei einem
höheren Zinssatz die Kosten für die
Garantiekomponente sinken, weil
die Nullkuponanleihe günstiger
wird. Damit verbleiben für den Erwerb der Optionskomponente, die
die Rendite des Garantiezertifikats
hervorbringt, anstatt 11,15 Euro
nun 17,73 Euro. Durch diesen zusätzlichen Spielraum kann der Emittent mehr Optionen oder attraktivere Optionen mit besseren Basispreisen erwerben, die stärker an der
(positiven) Entwicklung des Basiswerts partizipieren. Alternativ ließe
sich damit auch eine Mindestverzinsung darstellen.
Je nach Höhe des Abschlags
können Emittenten so in einem höheren Zinsumfeld Garantie-Zertifikate
nicht nur mit 100-prozentigem Kapitalschutz, sondern gleichzeitig auch
mit einer 100-prozentigen oder sogar höheren Partizipation am Basiswert anbieten. Anleger können folglich bei Garantie-Zertifikaten in Zeiten hoher Zinsen trotz Kapitalschutz
höhere Renditen erwarten und müssen beispielsweise bei einer 100-prozentigen Partizipationsrate nicht auf
Rendite zugunsten des Kapitalschutzes verzichten!
Keine weiteren Bedingungen
Gleichzeitig bilden diese Produkte
die denkbar einfachste Struktur eines Garantie-Zertifikats, denn der
Anleger partizipiert unbegrenzt an
der Entwicklung des Basiswerts –
ohne dass an die Höhe der Rendite
weitere Bedingungen geknüpft sind.
Bei einem Garantie-Zertifikat beispielsweise auf den Euro Stoxx 50,
das im August 2008 bei einem Indexstand von 3 350 Punkten zu einem
Preis von 100 Euro emittiert wurde,
bestimmt lediglich der Indexstand
am Fälligkeitstag im August 2013
die Höhe der Verzinsung. Stünde an
diesem Tag der Euro Stoxx 50 bei
3 920 Punkten, wäre dies eine Steigerung von 17 %. Der Anleger bekäme somit im August 2013 zusätzlich zu dem investierten Betrag
17 Euro zurück.
Während sich höhere Zinsen vor
Emission eines Zertifikats generell
positiv auf die Konditionen auswirken, beeinflusst ein Anstieg der Zinsen während der Laufzeit die aktuelle Kursstellung bereits bestehender Zertifikate. Wie beschrieben
führen steigende Zinsen zu einem
niedrigeren Wert der Nullkuponanleihe. Bei bestehenden Zertifikaten
senkt dies während der Laufzeit
damit auch den Kurs des Zertifikats.
Ungeachtet dessen wird der Nominalbetrag der Anleihe zur Fälligkeit zu 100 % getilgt, das heißt, der
Kapitalschutz bleibt unvermindert
bestehen.
Unterschiedliche Formen
Garantie-Zertifikate gibt es in unterschiedlichen Formen: Die meisten
Garantie-Zertifikate beziehen sich
auf die Assetklassen Zinsen, Aktien
oder Rohstoffe. Allerdings zeigt sich
auch bei den Garantie-Zertifikaten
die hohe Flexibilität des Anlageinstruments Zertifikat bzw. der strukturierten Anleihe, denn auch exotischere Basiswerte wie Strom,
Fonds oder auch die Inflation werden unter anderem mit Garantie-Zertifikaten für den Anleger investierbar gemacht.
Gut für erste Erfahrungen
Der Vorteil von Garantie-Zertifikaten ist der vollständige Kapitalschutz. Anleger bekommen damit unabhängig von der Entwicklung des
Basiswerts zur Fälligkeit mindestens
den Nennbetrag des Zertifikats zurückgezahlt. Durch die zusätzliche
Chance auf Renditen, die meist über
denen von Anleihen mit höchster Bonität liegen können, eignen sich Garantie-Zertifikate damit sehr gut, um
im Aktienmarkt erste Erfahrungen
zu sammeln, ohne ein Risiko eingehen zu müssen. Gleichzeitig stabilisieren Garantie-Zertifikate mit einer
Mindestverzinsung das Depot genauso wie andere Zinsanlagen. So
sind Garantie-Zertifikate ein ideales
Instrument für sicherheitsorientierte
Anleger.
Menschliche Expertise oftmals unverzichtbar
Fortsetzung von Seite B 5
führt oder eigene Liquidität spendet.
In beiden Fällen kann er so die Aufträge auch innerhalb der Spreads –
der aktuellen An- und Verkaufsspannen des Emittenten – bedienen und
damit eine entsprechende Preisermittlung im elektronischen Handelssystem anstoßen. Dieser Service beinhaltet somit die hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Anleger einen besseren Preis bekommt als im außerbörslichen Handel.
Dabei beachtet der Handelsexperte im Rahmen des am Börsenplatz Stuttgart entwickelten „BestPrice-Prinzips“, dass die Order des
Anlegers nicht schlechter als zum aktuell außerbörslich gestellten Preis
des Emittenten ausgeführt wird. Referenz-Marktdaten über die Quotes
des Emittenten, die ermittelten
Preise oder die getätigten Umsätze
können die Anleger auf der Website
des Stuttgarter Handelsplatzes bis
ins Jahr 1999 zurückverfolgen. So-
mit kann jeder Anleger stets überprüfen, ob seine Order auch tatsächlich
nach dem Best-Price-Prinzip gehandelt wurde. Zudem stellt der QLP sicher, dass Teilausführungen einer
Order und dadurch mehrfach anfallende Gebühren für den Kunden vermieden werden. Teilausführungen
gibt es nur dann, wenn sie deutlich
erkennbar im Interesse des Anlegers
sind.
Stuttgarter Modell
Auch am Beispiel der Ausführungsgeschwindigkeit lässt sich demonstrieren, warum der Mensch im Handelssegment Euwax so effizient ist.
Die schnellste Ausführung durch einen vollautomatisierten Handel ist
bei Anlagezertifikaten oft kein Vorteil. Hier ist für den Anleger vielmehr die Preisqualität ausschlaggebend. Der Handelsexperte stellt sicher, dass der Anleger je nach Produkt die gemessen am Preis beste
Ausführung erhält. Schneller ist
nicht immer besser. Denn grundsätzlich gibt es Situationen, die eine längere Ausführungsdauer notwendig
machen, um die Interessen der Privatanleger zu wahren. Beispielsweise wenn sehr hohe Ordergrößen
vorliegen. Dann ist es unerlässlich,
dass der QLP den Emittenten kontaktiert, um den Fall im Sinne des Privatanlegers zu klären.
Das Stuttgarter Modell vereint die
Vorteile des elektronischen Handels
wie Automatisierung und höchste
Ausführungsgeschwindigkeit
mit
den Vorzügen des betreuenden Expertenhandels wie Erfahrung, Risiko- und Qualitätskontrolle. Somit
profitiert der Anleger an der Börse
Stuttgart sowohl von den positiven
Aspekten des elektronischen Handels als auch von der Beratungs- und
Serviceleistung des betreuenden
Handelsexperten. Denn letztlich
gilt: Trotz hervorragender Technik
ist es weiterhin der Mensch, der für
die Sicherstellung der Qualität am
Handelsplatz verantwortlich ist.
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Zertifikate – Fluch und Segen von Barrieren
Neue und sinnvolle Barriere-Mechanismen bieten Sicherheit vor Gewinn – Dass sich etwas geringere Renditen lohnen, verdeutlichen die letzten Monate
chen Bonus- und Teilschutz-Zertifikate. Sie gehören neben den Discount-Zertifikaten zu den beliebtesten Produkten und machen gut 20 %
des investierten Gesamtvolumens
(18,17 Mrd. Euro) aus.
Das liegt zum einen an den ansprechenden Risikoprofilen, die sie im
Vergleich zu einem Direktinvestment bieten. Denn bei keinem anderen Produkt ist man mit einem derart großen Sicherheitspolster zur ungeteilten Partizipation an steigenden Kursen berechtigt.
Zum anderen ist die einfach verständliche Funktionsweise neben dem
Von
attraktiven AuszahlungsChristine Dillinger
profil mit Sicherheit einer der wesentlichsten
Erfolgsfaktoren von Bonus-Zertifikaten.
Die heftigen Kursrückgänge seit Beginn des
Head of Privalto
Jahres und damit verDeutschland und
bunden einer der härtesÖsterreich bei
ten Stresstests der letzBNP Paribas
ten Jahrzehnte an den
Finanzmärkten haben
Schließlich helfen die derivativen An- die Investoren unsanft an die Wichlageprodukte, Portfolien sinnvoll zu tigkeit von Schutzmechanismen bei
diversifizieren, und erlauben auch der Geldanlage erinnert. Aufgrund
Privatanlegern, mehr und mehr in der starken Entwicklung seit 2003
Bereiche des Kapitalmarktes vorzu- wurde dieser Aspekt nur allzu gerne
dringen, die lange Zeit nur den Pro- verdrängt. Obwohl in der Praxis der
fis offenstanden. Die rapide gestie- absoluten Höhe des Puffers durchgene Beliebtheit spiegelt sich auch in aus ein hohes Maß an Aufmerksamdem vom Deutschen Derivate Ver- keit zukommt, wurde bis dato auf
band (DDV) veröffentlichten Report die Qualität der unterschiedlichen
für das erste Halbjahr 2008 wider: Puffer zu wenig geachtet. Wenn14 Mitglieder des DDV konnten al- gleich sie es sind, die gerade am Lauflein im Juni dieses Jahres für zeitende einen gravierenden UnterDeutschland ein Open Interest von schied bei der Auszahlung ausma93,87 Mrd. Euro für den Bereich Zer- chen können.
Die Anleger erlagen dem systematifikate melden.
Entscheidenden Anteil an dem Sie- tischen Bias, dass wohl keiner der
geszug haben die seit 2003 erhältli- großen Dax® Konzerne 30, 40 oder
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Zertifikate sind längst eine feste
Größe am Kapitalmarkt. Insbesondere Bonus-Zertifikate ermöglichen
es dem Investor, die Rosinen aus
dem Anlagekuchen zu picken. Leider haben die vergangenen Wochen
und Monate gezeigt, dass aber auch
die Risiken nicht nur theoretischer
Natur sind.
Die Anlage in Zertifikaten hat in
den vergangenen Jahren sehr rasch
an Popularität gewonnen. Zu Recht.
gar 50 % an Wert verlieren könnte.
Und so versperrte die Chance auf
mögliche Traumrenditen und Prosperität nicht selten die nüchterne
Sicht auf die Dinge. Die Maxime: Sicherheit vor hohem Gewinn wurde
ins Gegenteil verkehrt, und so
wurde aus dem in der Wissenschaft
gerne zum „homo oeconomicus“ stilisierten Menschen der „homo ludens“
– der spielende Mensch. Dass dies besonders an der Börse häufig schiefgeht, wusste schon André Kostolany,
der sagte: „An der Börse ist alles
möglich, auch das Gegenteil.“
So kam es dann auch. Immerhin
die Hälfte der Dax-, MDax- und
TecDax-Unternehmen notierte während des Januar-Crashs 30 % unter
dem Kurs des Vorjahres. Ergo war
ein Großteil der Risikopuffer mit einem Schlag pulverisiert. Im Umkehr-
schluss bedeutet dies für den Zertifikateinhaber, dass alle Boni verloren
sind und die Anlage ab diesem Zeitpunkt einem „Delta 1“ – bzw. Direktinvestment abzüglich der Dividenden entspricht. Das wiederum steht
konträr zu der intendierten Anlageund Risikostrategie.
Vertrauen wieder stärken
Ein weiterer Punkt kommt hinzu:
Der Barrierebruch mit seinen Folgen
wird von Anlegern meist als finanzielle oder gar persönliche Katastrophe empfunden. Obwohl ein Direktinvestment keinen großen Performance-Unterschied gemacht hätte,
neigen die Anleger dazu, Zertifikate
per se zu verurteilen und nicht mehr
als Anlageinstrument zu nutzen.
Folglich muss es das Anliegen der
Emittenten sein, das Vertrauen in
die Produkte zu stärken und gerade
der Ausgestaltung und Auswahl der
Risikopuffer eine tragende Rolle bei
der Produktentstehung zukommen
zu lassen.
In der Vergangenheit wurde die
Barriere kontinuierlich betrachtet,
wobei jeder intraday festgestellte
Kurs relevant war. So konnte bis
dato ein Produkt den Anspruch auf
die Bonuszahlungen verlieren, wenn
der Kurs nur an einem einzigen Tag
oder im Extremfall auch nur für wenige Sekunden die Barriere berührt
oder unterschritten hat. So ähnlich
lief es vor kurzem für Besitzer von
Zertifikaten auf die Daimler AG. Seit
dem Hoch vom 25. Oktober 2007
verlor der Automobilkonzern mehr
als Hälfte seines Wertes. Die Aktie
unterschritt dabei an nur zwei Han-
delstagen jeweils kurz die für einige
Bonus-Produkte relevante Schwelle
von 36 Euro, nur um direkt im Anschluss wieder bis auf 43,80 Euro zu
steigen. Ohne Zweifel sehr ärgerlich.
Ebenso ernüchternd wäre es gewesen, wenn man ein Multi-Bonus-Zertifikat auf den fiktiven Korb bestehend aus Daimler, Volkswagen und
Kali + Salz besessen hätte. Dann
nämlich erkennt man die „Grausamkeit“ des „Worst of“-Mechanismus
und der geringen Korrelation der
Basket-Werte. Im gleichen Zeitraum,
in dem Daimler 55 % verlor, gewannen VW 17 % und K + S sensationelle 152 % an Wert. Da man bei einem Barrierenbruch long auf die
schlechteste Aktie ist, hätte man
nichts von den Wertzuwächsen der
beiden anderen Aktientitel und läge
Fortsetzung Seite B 9
Von der modernen Portfoliotheorie profitieren
Mit intelligenten Indizes gegenüber klassischen Indexinvestments deutliche Effizienzsteigerung realisieren
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Eine alte Börsenweisheit besagt: „Es
kommt nicht darauf an, wie viel
Geld man verdient, sondern wie viel
Geld man nicht verliert.“ Anders gesagt, auf die Gewinne allein kommt
es nicht an. Investoren sollten sich
also nicht ausschließlich an der zu erwartenden Rendite orientieren, sondern auch das Risiko stets im Auge
behalten. Doch wie lässt sich das Risiko messen? Üblicherweise wird
dazu die Schwankungsbreite einer
Aktie, auch Volatilität genannt, herangezogen, das heißt, je stärker der
Kurs einer Aktie schwankt, desto grö-
ßer ist auch die Gefahr von fallenden Kursen. Wann aber stehen Risiken und Chancen in einem gesunden Verhältnis?
Mit Nobelpreis bedacht
An dieser Stelle kommt die
Sharpe Ratio ins Spiel. Die Formel
für diese Berechnung geht auf William F. Sharpe zurück, der mit Harry
M. Markowitz an der effizienten
Portfolio-Theorie arbeitete. Die Portfoliotheorie wurde bereits 1952 entwickelt, 1990 mit dem Nobelpreis
ausgezeichnet und befasst sich mit
Titeln von den anderen Titeln kompensiert werden, da diese in der Regel nicht oder selten dieselbe Kursentwicklung aufweisen.
Allgemein lässt sich sagen, dass der Investor
genau dann ein optimaVon
les Portfolio besitzt,
Emanuel Pfeilschifter
wenn er durch geeignete Gewichtung der einzelnen Wertpapiere in
seinem Portfolio die
größtmögliche Sharpe
Ratio erreicht hat.
Für Spezialisten lässt
Sales Manager Market
Data & Analytics bei der sich das Verfahren auch
knapp in einer mathemaDeutsche Börse AG
tischen Formel darstellen:
lung eines Risikomaßes für das Verhältnis von Risiko zu Rendite – die
Sharpe Ratio.
Kurz ausgedrückt misst die
Sharpe Ratio die Überschussrendite
eines Investments pro Risikoeinheit.
Im Einzelnen wird zunächst die Rendite einer Aktie oder eines Portfolios
mit der Rendite einer risikofreien An- rf = risikofreie Rendite am Kapitalmarkt
lage verglichen. Hat man sich die re- s = Standardabweichung des Gesamtportfolios
sultierende Überschussrendite mit einem unverhältnismäßig hohen RiZur Lösung dieses Optimierungssiko erkauft? Um hier Klarheit zu bekommen wird daher abschließend problems werden umfangreiche Datenmengen sowie hochkomplexe
noch durch das Risiko geteilt.
Mathematisch stellt sich das so Computerprogramme, wie sie meist
nur professionellen Investoren zur
dar:
Verfügung stehen, benötigt. Mit ihren DAXplus® Maximum Sharpe Ratio Indizes bietet die Deutsche Börse
jedoch für alle einen systematischen
Zugang zu einer optimalen Portfoliozusammensetzung an. Im Rahmen
des Indexkonzepts wird dabei für
den jeweiligen Aktienmarkt das zurp = geforderte Gesamtportfoliorendite
grunde gelegte Aktienuniversum
s = Standardabweichung des Gesamtportfolios
vierteljährlich so gewichtet, dass
rf = risikofreie Rendite am Kapitalmarkt
eine optimale Sharpe Ratio erzielt
wird. Im Falle des deutschen AktienEine Sharpe Ratio von 1 sagt aus, markts wird also beispielsweise undass pro Einheit mehr Ertrag eine verändert in die 30 Aktien aus dem
Einheit mehr Risiko zu tragen ist. All- DAX® investiert, jedoch mit andegemein gilt: Je größer die Sharpe Ra- ren Gewichten. Durch diesen Trick
tio, desto effizienter das Investment der nobelpreisgekrönten Portfolioin Bezug auf das Risiko-Rendite-Ver- theorie kann der Investor eine beshältnis. Investoren sollten also im- sere Rendite unter Berücksichtigung
mer versuchen die Sharpe Ratio zu des Risikos erzielen, eben eine besmaximieren. Dies kann insbeson- sere Sharpe Ratio. Dieses Konzept
dere durch Diversifikation der Invest- funktioniert natürlich nicht nur im
ments und der damit verbundenen deutschen Markt, daher bietet die
Deutsche Börse auch Indizes für die
Risikoreduktion erreicht werden.
Ganz nach Markowitz’ Ansatz, der Märkte in den USA, Japan, Frankerkannte, dass typische Anleger reich und der Schweiz an.
Insgesamt hat der Investor damit
hohe Renditen erwarten, aber vor allem unterstellen, dass diese Rendi- die Chance, von den Erkenntnissen
ten sicher, das heißt ohne Risiken zu der modernen Portfoliotheorie in syserzielen sind, woraus sich ein tradi- tematischer Weise zu profitieren
tioneller Zielkonflikt ergibt: Um ei- und damit die Möglichkeit zu optinerseits die Renditen zu maximieren malen risikoadjustierten Investund andererseits das Risiko zu mini- ments, ohne selbst komplexe Optimieren, müssen die Investments also mierungen vornehmen zu müssen.
Diese Optimierung führt nicht nur
nach diesen Kriterien gegeneinander
ausbalanciert werden, damit für An- in der Theorie, sondern auch in der
leger die optimale Anlagestrategie Praxis zu deutlich besseren Ergebnisnach Rendite-Risiko-Gesichtspunk- sen. So hat der DAXplus® Maximum
Sharpe Ratio Index Germany im Zeitten ermittelt werden kann.
Zwar sind Rendite und Risiko für raum September 2001 bis September
eine einzelne Aktie untrennbar mitei- 2008 eine Performance von 15,8 %
nander gekoppelt – durch die Diversi- bei einem Risiko von 20,1 % erzielt,
fikation gilt dies bei mehreren Ak- was einer Sharpe Ratio von 0,642
tien jedoch nicht. Ein Teil des Risikos entspricht. Im gleichen Zeitraum
lässt sich eliminieren, ohne gleichzei- konnte der Dax-Index lediglich eine
tig einen Renditeverlust zu verzeich- Performance von 6,9 % bei einem hönen. Diversifikation bedeutet in die- heren Risiko von 24,3 % und eine
sem Fall, dass sich die Risiken der dementsprechend niedrigere Sharpe
Einzeltitel nicht einfach addieren, Ratio von 0,17 aufweisen. Derselbe
sondern sich zum Teil gegenseitig Trend lässt sich auch in den anderen
aufheben, was vor allem immer Märkten historisch feststellen.
Somit ist klar: Mit intelligenten Indann der Fall ist, wenn sich die einzelnen Investments in einem Portfo- dizes wie den DAXplus® Maximum
lio möglichst unabhängig von- Sharpe Ratio Indizes können Investoeinander entwickeln – also niedrige ren gegenüber klassischen Indexoder keine Korrelationen aufweisen. investments eine deutliche EffizienzSo können Kursverluste in einzelnen steigerung erzielen!
Ertrag und Risiko in Investmentportfolien und deren Messung. Ziel der
Arbeit war unter anderem die Ermitt-
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B9
Beim Thema Asien auf aktives Management setzen
Auch für Boom-Regionen lautet die Grundregel des Investierens Diversifikation und Risikobegrenzung
asiatischen Länder aber in einem
sehr unterschiedlichen Ausmaß.
Nach Einschätzung der Analysten
von Nomura sind Thailand, die Philippinen und Korea von allen asiatischen Staaten am anfälligsten gegenüber zunehmenden Energiepreisen.
Ihr Wirtschaftswachstum würde bei
einem weiter steigenden Ölpreis am
stärksten zurückgehen.
Die Volkswirtschaften
Singapurs,
Malaysias
und Taiwans leiden hinVon
gegen am stärksten unIngo Heinen
ter dem Rückgang ihrer
Exporte. Hohe Lebensmittelpreise treffen naturgemäß die Länder beHead of European
sonders hart, in denen
Equity and Fund
der Anteil der Ausgaben
Derivatives Sales
der privaten Haushalte
bei Nomura
für Nahrungsmittel an
International plc
den Gesamtausgaben bein London
sonders hoch ist. Dies
sind die Philippinen, Inschen Aktienmarkt bergab. Selbst dien und Vietnam. Aufgrund dieser
die Olympischen Spiele konnten die Heterogenität der asiatischen LänAbwärtsbewegung nicht stoppen. der ist ein aktiv gemanagtes Asien-InGleichwohl bleibt Asien ein spannen- vestment insbesondere in der aktueldes Investmentthema, denn am lang- len Marktsituation sehr sinnvoll.
fristigen Aufstieg Asiens wird sich
trotz der aktuellen Marktschwäche
Inflationstreiber
nichts ändern.
Aber die aktuelle Entwicklung
Das zentrale Problem Asiens ist
zeigt, dass auch für die Boom-Re- trotz der jüngsten Preisrückgänge
gion Asien die Grundregeln des In- der hohe Ölpreis. Dieser führt zu eivestierens, nämlich Diversifikation nem Einkommenstransfer aus den ölund Risikobegrenzung, gelten. Mit
aktiv gemanagten, kapitalgeschützten Zertifikaten können Anleger
diese Regeln befolgen und so bei ei„Gleichwohl kann
nem hohen Maß an Sicherheit am
von einer echten
Aufschwung Asiens partizipieren. Zudem lohnt sich ein Blick auf den japaKrise keine Rede
nischen Aktienmarkt, der endlich
sein. Die
vor einem Comeback stehen könnte.
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Nachdem in den vergangenen Jahren die asiatischen Aktienmärkte
fast ausnahmslos nur eine Richtung
kannten – nämlich nach oben –, zeigen sie angesichts steigender Inflationsraten und einer drohenden Rezession in den USA zurzeit Schwächen.
Seit Monaten geht es am chinesi-
prognostizierten
realen Wachstumsraten für Asien
sind trotz Inflation
und Exportrückgang
nach wie vor
beachtlich.“
Derzeit drei Problemfelder
Zwischen den Jahren 2002 bis
2007 ist die Weltwirtschaft stark gewachsen, ohne dass die Inflation
spürbar gestiegen wäre. Grund für
diese Entwicklung waren die geringen Löhne in den exportstarken asiatischen Staaten, insbesondere in
China. Diese Zeiten sind nun aber
vorbei. Steigende Energie- und Rohstoffpreise können nicht mehr durch
Effizienzsteigerungen in Produktion
und Distribution wettgemacht werden. Aufgrund expandierender Rohstoffpreise und Löhne ist China mittlerweile zu einem weltweiten Exporteur von Inflation geworden. Steigende Preise und eine schwache USWirtschaft wiederum sorgen in vielen asiatischen Staaten für sinkende
Exporte und somit für ein schwächeres Wirtschaftswachstum. Asien
steht zurzeit vor drei Problemen:
hohe Energiepreise, hohe Nahrungsmittelpreise und sinkende Exporte.
Diese drei Probleme betreffen die
importierenden Ländern hin zu den
ölproduzierenden Staaten. Die Analysten von Nomura gehen davon
aus, dass der durchschnittliche Ölpreis im Jahr 2008 bei 109,60 USDollar pro Barrel liegen wird. Dies
würde bedeuten, dass Thailand ca.
5,3 % seines Bruttoinlandsprodukts
an die ölexportierenden Länder verlieren würde. Für die Philippinen
würde der Verlust ca. 4,7 % betragen, für Taiwan 4 %. Profiteure wären Malaysia mit einem Zufluss von
4 % und Vietnam mit einem Zufluss
von 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts.
Fluch und Segen
Fortsetzung von Seite B 8
aktuell gut 50 % im Minus. Darüber
hinaus ergibt sich durch die Struktur
ein zusätzliches Risiko, nämlich dass
Daimler deutlich an Wert gewinnt,
dafür aber einer der beiden anderen
Titel „abstürzt“. Wie man auf die veränderten Marktbedingungen reagieren kann, zeigen die aktuellen Innovationen von BNP Paribas. Deutlich
wird dabei, welche außerordentliche Relevanz der Barrierenbetrachtung zukommt.
1. Die Gültigkeit der Barrieren –
Es ist möglich Zertifikate mit einer
Barriere auszustatten, die lediglich
am Laufzeitende aktiv ist. Das heißt,
allein der Schlusskurs am Bewertungstag entscheidet, ob der Bonus
gezahlt wird. Diese Art der Barrierengestaltung verbirgt sich hinter dem
Kürzel „PlusPro“, welches seit einiger Zeit die Produkttitel schmückt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Variante „Partial“. Dabei erfolgt die Barrierenbetrachtung
ausschließlich
während eines fest definierten Zeitraums von wenigen Wochen am
Ende der Laufzeit.
2. Best Trigger bzw. „Best-of“ –
Eine ebenso neue wie sinnvolle Anpassung ist dieser Mechanismus.
Hier entscheidet der Basiswert mit
der besten Performance im Vergleich zu seinem Startkurs über die
Auszahlung der Bonusbeträge und
eine mögliche vorzeitige Rückzahlung.
3. Sammel-Mechanismus – Hierbei erfolgt die Barrierenbetrachtung
zwar kontinuierlich, doch zählt
sprichwörtlich jeder Tag. Denn: An
jedem Tag, an dem keine Barrierenverletzung auf Schlusskursbasis vorliegt, wird anteilig der Bonus angesammelt. So gefährden selbst
Barrierenverletzungen nicht die
Auszahlung des bereits gesammelten Kupons. Beispiel: Verletzt die
Aktie der Eon AG die Barriere an 25
von 250 Handelstagen, so erhält
der Anleger am Ende 90 % des vorher maximal in Aussicht gestellten
Kupons.
4. Memory-Mechanismus – Wie
der Name erahnen lässt, „speichert“
dieser Mechanismus sprichwörtlich
alles. Schließlich können die entfallenen Bonuszahlungen an einem der
folgenden Beobachtungstage zusätzlich ausgezahlt werden, wenn an diesem sämtliche Schlusskurse wieder
über der jeweiligen Barriere notieren. Kein Bonus ist demnach unwiederbringlich verloren, und der Anleger kann sich folglich auch nach einer ausgedehnten Durststrecke unter Umständen noch über den maximalen Bonusbetrag freuen.
Die Kunst des Möglichen
Letztlich geht es um die Kunst des
Möglichen. Emittenten wie BNP Paribas haben sich schnell auf den Anspruch der Anleger eingestellt und
bieten mit neuen und sinnvollen Barriere-Mechanismen Sicherheit vor
Gewinn. Gemäß der Regel „There is
no free lunch“ wird dieses überzeugende Mehr an Sicherheit, Chance
und Flexibilität allerdings durch etwas geringere Renditen finanziert.
Dass dies sich aber unbestritten
lohnt, zeigen die letzten Monate.
Zu den hohen Energiepreisen
kommt als zweiter Inflationstreiber
der starke Anstieg der Nahrungsmittelpreise, insbesondere von Reis,
hinzu. Dieser trifft vor allem die Länder mit einem niedrigen Einkommensniveau wie beispielsweise Vietnam, die Philippinen und Thailand.
Die Analysten von Nomura rechnen
damit, dass die hohe Inflation das
reale Wachstum der asiatischen Wirtschaft in diesem und im kommenden Jahr behindern wird. Wachstumsdämpfend wird sich zudem die
Schwäche der US-Wirtschaft auswirken; erst im zweiten Halbjahr 2009
dürfte ihr Wachstum wieder anziehen. Dementsprechend wird sich der
asiatische Export im zweiten Halbjahr 2008 und im ersten Halbjahr
2009 verlangsamen.
Wichtiges Anlageziel
Gleichwohl kann von einer echten
Krise keine Rede sein. Die prognostizierten realen Wachstumsraten für
Asien sind trotz Inflation und Exportrückgang nach wie vor beachtlich.
So wird für China für 2008 ein Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts von 9,6 % und für 2009 von
8,7 % prognostiziert. Die Asean-5-Staaten Indonesien, Malaysia,
Philippinen, Thailand und Vietnam
werden voraussichtlich 2008 im
Durchschnitt um 4,9 % zulegen. Im
Jahr 2009 wird sich ihr Wachstum
auf 4,8 % abschwächen. Für die vier
„Asian NIE Staaten“ (Asian New Industrialized Economies) Südkorea,
Taiwan, Hongkong und Singapur
wird 2008 mit einem Zuwachs des
realen Bruttoinlandsprodukts von
4,2 % und für 2009 von 4 % gerechnet. Asien bleibt also nach wie vor
eine dynamische Wachstumsregion
und somit ein wichtiges Anlageziel.
Allerdings hat die jüngste Entwicklung gezeigt, dass auch die asiatische Wirtschaft und die asiatischen
Aktienmärkte vor Rückschlägen
nicht gefeit sind. Daher sollte bei
Asien-Zertifikaten neben einer breiten Diversifizierung und einem aktiven Management zusätzlich auf ei-
weile wieder in einer guten Verfassung. Zahlreiche wichtige japanische Unternehmen wie beispielsweise Mitsubishi, Toshiba oder Sumitomo Chemical haben jüngst bekannt gegeben, dass sie mittelfristig
mit einer zweistelligen Eigenkapitalrendite rechnen. Daran gemessen
sind viele japanische Unternehmen nach wie vor
sehr günstig bewertet
Zudem ist Japan von
. . . und
den steigenden EnergieBenedikt von
preisen deutlich weniFürstenberg
ger betroffen als alle anderen Industriestaaten.
Als sehr energiearmes
Land hat Japan schon
Mitte der siebziger
Vice President
Jahre damit begonnen,
bei Nomura
seine Industrie auf EnerInternational plc
gieeffizienz zu trimmen.
in London
Diese Anstrengungen
zahlen sich in der aktuelnen ausreichenden Risikoschutz ge- len Marktsituation aus. Zur Generierung von einem realen Bruttoinachtet werden.
landsprodukt in Höhe von 1 Mill.
US-Dollar benötigt die japanische
Zuversichtlich für Japan
Wirtschaft lediglich 107 Tonnen Öl.
Eine Betrachtung der asiatischen Die deutsche Wirtschaft benötigt
Wirtschaftsentwicklung wäre ohne dazu immerhin schon 176 Tonnen,
Berücksichtigung Japans – nach wie die US-Wirtschaft 213 Tonnen und
vor die zweitgrößte Volkswirtschaft China gar 907 Tonnen. Der Durchder Welt – nicht komplett. Zumal schnitt für alle Industriestaaten liegt
sich nun endlich das schon so oft vor- bei 318 Tonnen. Von ihrer Energieefhergesagte Comeback des Nik- fizienz profitieren die japanischen
kei 225 abzeichnet. Jahrelang hinkte Unternehmen in zweifacher Weise.
er der Entwicklung großer interna- Zum einen verfügen sie über einen
tionaler Leitindizes deutlich hinter- Kosten- und damit Wettbewerbsvorher. Seit März dieses Jahres schlägt teil, zum anderen besteht in den asiaer sich aber besser als Dow Jones tischen Staaten ein großer Bedarf an
Produktionsund Dax. Die Analysten von Nomura energieschonenden
sind zuversichtlich, dass sich diese und Transporttechniken und damit
Outperformance fortsetzt. Sie bele- ein enormes Exportpotenzial für jagen ihre Einschätzung sowohl mit panische Unternehmen. Insbesonmakro- als auch mikroökonomi- dere in den Bereichen Nukleartechschen Faktoren: Die japanischen Un- nik, Solartechnik und Kohlefaserternehmen befinden sich mittler- technik nehmen japanische Unter-
nehmen weltweit eine führende Stellung ein.
Auf der makroökonomischen
Ebene profitiert Japan von der Erholung des US-Dollar gegenüber dem
Yen. Seit März dieses Jahres hat der
Dollar gegenüber dem Yen um rund
10 % aufgewertet und hat somit die
Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exporteure wieder erhöht.
Das Thema Inflation spielt in Japan
im Gegensatz zu den anderen Industrienationen eine untergeordnete
Rolle. Nach wie vor liegt die Inflationsrate in Japan nur knapp über
0 %. Das reale Wachstum der japanischen Wirtschaft wird also nicht wie
in anderen Ländern durch steigende
Preise reduziert.
Sicherheit im Auge behalten
Trotz der guten Aussichten sollten
Anleger in der aktuellen Marktsituation bei Japan-Investments auf Sicherheit setzen. Denn die Risiken an
den internationalen Kapitalmärkten
werden wohl noch eine ganze Weile
fortbestehen. Eine tiefe Rezession
der US-Wirtschaft aufgrund der
Subprime-Krise hätte unweigerlich
auch negative Folgen für Japan. Wer
allerdings mit seinen Investments so
lange wartet, bis die Subprime-Krise
endgültig ausgestanden ist, vergibt
womöglich attraktive Renditechancen. Abhilfe können im aktuellen
Marktumfeld
Garantiezertifikate,
beispielsweise auf den Nikkei 225,
schaffen. Zurzeit ist eine Partizipation von 100 % am Index bei
einem gleichzeitigen Kapitalschutz
von 100 % am Laufzeitende darstellbar.
B 10 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Zertifikate und ETFs bereichern Produktpalette maßgeblich
Bei der Wahl zwischen den beiden Anlagevehikeln lässt sich nicht sagen, welches zu bevorzugen wäre – Jeweilige Situation des Investors entscheidend
Run auf Aktien aller Art wurde zum
Selbstläufer, und jede Emission war
vielfach überzeichnet. Dass einer solchen spekulativen Blase irgendwann
die Luft ausgeht, war absehbar.
Wann dies aber geschieht nicht. Deshalb wurden Aktien von Unternehmen des Neuen Marktes auch noch
gekauft, als sich die Eigentümer schon langsam von ihren Aktienpaketen verabschiedeten.
Von
Die Konsequenz war der
Ralph W. Stemper
dramatische
Kursverfall, der drei Jahre andauerte und den Dax
fast 75 % an Wert verlieren ließ. „Not macht erfinderisch“ – heißt es im
Volksmund, und so entwickelte sich aus der
Product Manager bei
Baisse eine vollkommen
der Commerzbank AG
neue Anlageklasse, die
Zertifikate. Vereinfacht
wählen konnten, eröffnet sich ihnen gesagt ermöglichen Zertifikate dem
heute ein ganzes Universum ver- Anleger, auch in fallenden oder seitschiedenster Anlagevehikel. Für je- wärts tendierenden Märkten Geld zu
den Anlagetyp, jede Risikoneigung, verdienen.
jeden Anlagehorizont und jeden steuerlichen Hintergrund gibt es das pasETFs gefragt
sende Investment. Ohne Frage haben in der jüngsten Vergangenheit
Anleger, die den Einzelwert wevor allem Zertifikate und Exchange gen des erhöhten Risikos scheuen
Traded Funds (ETFs) einen maßgeb- und deshalb eher die Investition in
lichen Beitrag zu dieser Vielfalt ge- einen Index bevorzugen, hatten leleistet.
diglich die Möglichkeit, einen Investmentfonds zu kaufen. Untersuchungen, die bis in die siebziger Jahre zuNot macht erfinderisch
rückgehen, haben aber gezeigt, dass
In der zweiten Hälfte der neunzi- Fondsmanager nur in den seltensten
ger Jahre entstand in Deutschland, Fällen den Benchmark-Index dauerwas es in den USA oder auch in den haft schlagen können, was nicht zueuropäischen Nachbarstaaten be- letzt an den hohen Gebühren liegt.
reits seit langem gab, eine Aktienkul- Aus dieser Situation heraus entstantur. Die Emission der „Volksaktie“ den in den USA 1993 Exchange TraDeutsche Telekom leistete ihren Bei- ded Funds, also börsengehandelte Intrag. Die Kehrseite der Medaille: Der dexfonds, die nicht zum Ziel haben,
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Die Investitionsmöglichkeiten für Privatanleger haben sich in der zweiten
Hälfte der neunziger Jahre aber insbesondere in den letzten fünf bis sieben Jahren deutlich erweitert. Während Private davor lediglich zwischen Aktien, Fonds und Anleihen
einen Vergleichsindex zu schlagen,
sondern ihn möglichst genau abzubilden, und dies bei für einen Fonds
bis dahin unerwartet niedrigen Kosten. Der Markt für ETFs ist nicht nur
in den USA, sondern auch in
Deutschland, wenn hier auch etwas
verspätet, sehr stark gewachsen und
umfasst weltweit inzwischen über
1 000 Mrd. Euro.
Welches ist das bessere?
Welches der beiden innovativen
Investmentvehikel ist aber das bessere? Lässt sich dies überhaupt pauschal beantworten, oder ist es vielmehr von Fall zu Fall unterschied-
lich? Betrachtet man zuerst die Beliebtheit, gemessen an den Assets under Management, ergeben sich zwei
Probleme. Während bei ETFs relativ
genau erfasst wird, wie hoch die verwalteten Gelder sind, beruht dies bei
Zertifikaten teilweise auf Schätzungen. Laut Deutschem Derivate Verband sind rund 120 Mrd. Euro in Zertifikaten angelegt, während einer Erhebung der Steinbeis Hochschule in
Berlin zufolge knapp 80 Mrd. Euro
in ETFs investiert sind. Ein weiteres
Problem bei dem Vergleich nach verwaltetem Vermögen ist die Anlegerstruktur. Während bei Zertifikaten
aus rechtlichen Gründen institutionelle Investoren seltener auftau-
chen, sind sie bei ETFs in der Überzahl. Nach Assets under Management also zu schließen, dass Zertifikate die bessere Anlageform sind, ist
wenig sinnvoll.
Risikogesichtspunkte
Beleuchtet man den Vergleich aus
Risikogesichtspunkten, muss man
nach Produkt und nach Anbieter differenzieren. Zertifikate bergen ein
Emittentenrisiko. Da Zertifikate
Inhaberschuldverschreibungen sind,
erleidet der Investor einen Verlust,
wenn der Emittent insolvent wird.
Dieses Problem hat der ETF-Investor
nicht, da sein Vermögen geschützt
ist, egal ob der Fondsanbieter insolvent wird oder nicht. Das angelegte
Geld gehört zum Sondervermögen
und damit nicht zur Konkursmasse.
Was den Vergleich auf Produktebene betrifft, haben die Zertifikate
die Nase vorne. Bei dem größten
Teil der ETFs muss der Markt steigen, damit der Anleger eine positive
Rendite erzielt. Zertifikate werden
mit Risikopuffern, Airbags, Kapitalgarantien und Ähnlichem angeboten
und bieten damit für jeden Risikotyp
das passende Produkt. Der Anleger
erzielt eine positive Rendite, selbst
wenn der Markt einmal nicht so
läuft, wie man es eigentlich erwartet
Fortsetzung Seite B 11
Volatilität – Das Fieberthermometer der Märkte
Zusehends nicht mehr nur Risikomaß und Bewertungsparameter, sondern auch Anlageinstrument
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Volatilität wird in der Finanzwelt als
Risikomaß eines bestimmten Basiswertes – zum Beispiel einer Aktie
oder eines Index – verwendet und beschreibt das Ausmaß der Schwankungen dieses Basiswertes um seinen Mittelwert innerhalb eines bestimmten Zeitraums.
Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Volatilität: die realisierte – historische – und die implizite Volatilität. Unter der realisierten
Volatilität versteht man die über einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit beobachtete Standardabweichung von zum Beispiel einem
Aktienindex, die auf Basis der historischen Kurszeitreihen berechnet werden kann. Bei einer realisierten Vola-
tilität von beispielsweise 15 %
schwankte der Basiswert innerhalb
des Betrachtungszeitraums zwischen einem Niveau von 85 und
115 % seines Wertes, also 15 % um
seinen Mittelwert.
Zukunftsorientierte Größe
Die implizite Volatilität ist hingegen eine zukunftsorientierte Größe
und gibt die für einen bestimmten
Zeitraum in der Zukunft von Marktteilnehmern erwartete Volatilität an.
Sie kann beispielsweise aus den Preisen von an Optionsbörsen gelisteten
Optionen abgeleitet werden. Dabei
variiert die Höhe der impliziten Volatilität je nach Laufzeit und Basispreis
der jeweiligen Option. Die implizite
schaft: Sie reagiert häufig überproportional auf Renditebewegungen
der Aktienmärkte. Das bedeutet,
dass die Volatilität bei negativen
Kursveränderungen stärker steigt,
als sie bei einer positiven Aktienmarktentwicklung verliert. Diese
asymmetrische Eigenschaft unterstreicht den Nutzen von
Volatilität im Portfoliokontext.
Empirische Studien
Von
haben gezeigt, dass die
Andreas Kotula
implizite Volatilität in
der Regel höher ist als
die realisierte Volatilität. Dies bedeutet, dass
Marktteilnehmer die zukünftige Schwankung eines Basiswertes höher
Zertifikate-Experte bei einschätzen, als diese
dann in Wirklichkeit einSociété Générale
tritt. Hinzu kommt, dass
Investoren bereit sind,
hinaus korreliert die implizite Volati- für Optionen eine „Volatilitätsprälität oft gering oder gar negativ mit mie“ (Volatility Risk Premium) zu bedem jeweiligen Basiswert, das heißt, zahlen, da diese häufig im Rahmen
wenn der Basiswert fällt, steigt die von Absicherungsstrategien verwenimplizite Volatilität – und umge- det werden. Dies führt zu einer entkehrt. Eine weitere Eigenschaft der sprechenden Höherbewertung.
impliziten Volatilität ist es, zu ihrem
historischen Mittelwert zu tendieZertifikatebranche reagiert
ren. Das bedeutet, die Volatilität „erholt“ sich mit der Zeit von VolatiliDie Zertifikatebranche bietet nuntätsspitzen und kehrt tendenziell mehr Anlagelösungen, mit denen Vowieder auf das Niveau zurück, das latilität als Anlageklasse zugänglich
für sie „typisch“ ist.
gemacht wird. Mit dem „SGI Vol PreVolatilität wird in der Finanzwelt mium US Index“ zum Beispiel wurde
zunehmend nicht nur als Risikomaß ein Indexkonzept geschaffen, das
und Bewertungsparameter verwen- auf einer Volatilitätsanlagestrategie
det, sondern dient mittlerweile auch basiert, nämlich die Bewertungsdiselbst als Anlageinstrument. So wird vergenz zwischen implizierter und
die implizite Volatilität über ent- realisierter Volatilität gewinnbrinsprechende Terminmarktinstrumen- gend zu nutzen. Der Index basiert
te wie Optionen oder Swaps han- auf einem systematischen Anlageprodelbar.
zess, den die Société Générale bereits seit vielen Jahren erfolgreich
im Eigenhandel anwendet; er nutzt
Zunehmende Konvergenz
die Differenz zwischen der impliziAufgrund der zunehmenden Ver- ten und realisierten Volatilität durch
flechtung der Weltwirtschaft hat eine rollierende Position in sogeauch der Gleichlauf der internatio- nannte „Varianz-Swaps“ aus.
Bei Varianz-Swaps handelt es sich
nalen Aktienmärkte zugenommen.
Während noch vor wenigen Jahr- um Terminmarktinstrumente, mit
zehnten die Kursentwicklung deut- denen diese Volatilitätsdifferenz hanscher Aktien wenig mit der von delbar gemacht werden kann. Der
amerikanischen oder japanischen Varianz-Swap im SGI Vol Premium
Standardwerten korrelierte, führte US Index bezieht sich auf den Chidie voranschreitende Globalisie- cago Board Options Exchange Volatirung in den neunziger Jahren des lity Index (VIX), welcher von der Chiletzten Jahrhunderts zu einer zuneh- cago Board of Exchange (CBOE) bemenden Konvergenz der Finanz- rechnet wird und die implizite Volatilität der Optionen auf den S & P 500
märkte.
Eine Analyse der jüngsten Ent- abbildet.
wicklung an den Kapitalmärkten
zeigt, dass insbesondere in Phasen
Varianz-Swaps
fallender Märkte – also genau dann,
wenn Anleger auf eine diversifizieDer Rollmechanismus der Varirende Wirkung eines Aktienportfo- anz-Swaps im Index basiert auf eilios hoffen – die Korrelationen der ner systematischen Methode, die zu
globalen Aktienmärkte hoch sind. So einer Glättung der Erträge des Index
betrug die Korrelation gemessen am und zu einer Erhöhung der LiquidiKorrelationskoeffizienten zwischen tät führt. Jeder Varianz-Swap ist mit
dem DJ Euro Stoxx 50 und dem identischen Merkmalen in Bezug auf
S & P 500 während der vergangenen den jeweiligen Rolltermin ausgestatzehn Jahre 0,86. Diversifikationsef- tet. Der Basispreis des Varianzfekte waren durch ein Investment in Swaps wird bei jeweils 95 % des akden europäischen und den amerika- tuellen Volatilitätsniveaus des VIX
nischen Aktienmarkt damit prak- festgelegt, die Laufzeit beträgt jetisch nicht zu erzielen.
weils einen Monat.
Die Berechnung des SGI Vol Premium US Index erfolgt durch den InInteressante Chance
dexanbieter Standard & Poor’s, der
Aufgrund dieser Entwicklung rü- den Index sowohl in US-Dollar als
cken Anlageklassen in den Blick- auch in Euro berechnet. Über zwei
punkt, die eine bessere Diversifika- entsprechende Indexzertifikate hation des Portfolios ermöglichen. Auf- ben Anleger die Möglichkeit, eins zu
grund ihrer Eigenschaften stellt die eins in den jeweiligen Index zu invesVolatilität hier eine interessante tieren.
Neben den Vorteilen, die eine InMöglichkeit dar. Sie weist in der Regel eine geringe oder negative Korre- vestition in die Anlageklasse Volatililation zu dem jeweiligen Basiswert tät im Portfoliokontext ermöglicht,
auf. Diese Eigenschaft legitimiert sie spricht ein weiteres Argument für
als eigenständige Anlageklasse im eine Investition in den SGI Vol PreRahmen der Portfoliodiversifikation. mium US Index: Er konnte in den
Zudem besitzt implizite Volatilität vergangenen drei Jahren eine absoeine weitere vorteilhafte Eigen- lute Rendite von 28,1 % erzielen.
Volatilität gilt als sehr guter Gradmesser für die Unsicherheit am Aktienmarkt.
In der Vergangenheit konnte man
beobachten, dass sie während unsicherer Börsenphasen stark zunahm
und damit die Nervosität der Marktteilnehmer widerspiegelte. Darüber
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B 11
Strukturierte Fonds liegen aktuell im Trend
Flexible Anlagekonzepte kommen dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Anleger entgegen – Anbieter entwickeln enorme Vielfalt
Grund: Sie kamen mit ihren regelbasierten Auszahlungsprofilen und unterschiedlichsten Sicherheitspuffern
den Bedürfnissen der Anleger entgegen. Darüber hinaus boten sie die
Möglichkeit, auch in fallenden und
seitwärts laufenden Märkten Renditen zu erzielen – bislang ein Novum
in der Geldanlage.
Eine innovative Weiterentwicklung zertifikateähnlicher Strukturen stelVon
len strukturierte Fonds
Holger Schmid
dar. Sie verbinden die
Vorteile beider Kategorien: das nachvollziehbare Auszahlungsprofil
eines Zertifikats und die
rechtlichen Sicherheitsaspekte eines Fonds.
Experte für
strukturierte Fonds bei Denn anders als bei Zertifikaten, die Schuldverder HypoVereinsbank
schreibungen eines Unternehmens sind, stellt
wärts- oder Seitwärtsmärkten Er- das in Fonds verwaltete Kapital ein
träge bieten. Entsprechend gefragt Sondervermögen dar. Das Emittentenrisiko ist damit ausgeschlossen.
sind die Produkte.
Doch wie funktionieren struktuDeutsche Privatanleger wenden
sich immer mehr von Aktien und klas- rierte Fonds und wie unterscheiden
sischen Investmentfonds ab. Den ak- sie sich von klassischen Investmenttuellen Zahlen des Deutschen Aktien- fonds? Das Auszahlungsprofil von
instituts (DAI) zufolge fiel die Bilanz strukturierten Fonds setzt sich wie
im ersten Halbjahr 2008 ernüchternd bei Zertifikaten aus unterschiedliaus: Nur rund 9,8 Millionen Deut- chen derivativen Komponenten zusche oder rund 15 % der Bevölkerung sammen. Das Ergebnis ist ein klar desind derzeit direkt in Aktien oder klas- finiertes Auszahlungsprofil, mit dem
sischen Aktienfonds investiert – fast Erträge in jeder Marktlage möglich
eine halbe Million weniger als noch sind – ein wesentliches UnterscheiEnde 2007. Zum Vergleich: Während dungsmerkmal zu klassischen Investdes Börsenbooms im Jahr 2001 hiel- mentfonds, die Erträge lediglich in
ten noch rund 13 Millionen Bundes- Aufwärtsmärkten abwerfen. Strukturierte Fonds sind demnach nicht mit
bürger Aktien in ihren Depots.
Zertifikatefonds zu verwechseln.
Denn während ein Zertifikatefonds
Image des „Aktienmuffels“
das Kapital in verschiedene ZertifiExperten führen diesen anhalten- kate anlegt, bildet ein strukturierter
den Abwärtstrend auf den mangeln- Fonds lediglich ein zertifikateähnliden „Wohlfühlfaktor“ zurück: Je län- ches Auszahlungsprofil nach.
Darüber hinaus wird bei struktuger positive Signale von den Finanzmärkten ausblieben, desto eher rierten Fonds kein aktives Fondsmascheuten Privatanleger ein Invest- nagement betrieben, da die Funktiment an der Börse. Für ihr Sicher- onsweise nach festen Regeln abheitsdenken sind die Deutschen läuft. Das ist auch ein Grund dafür,
über die Grenzen hinaus bekannt. weshalb die Gebühren der struktuLaut dem DAI bildet Deutschland be- rierten Fonds – etwa die dem Sonderreits seit Jahren das Schlusslicht un- vermögen belasteten Umschichter vergleichbaren Industrieländern tungskosten – deutlich geringer ausbei Aktieninvestments – den Deut- fallen als bei klassischen Stockstrukturierten
schen haftet also nicht umsonst das picker-Fonds. In
Stigma des „Aktienmuffels“ an. Lang- Fonds vereint sich damit das Knowfristig lohnt sich allerdings ein Ak- how, das in 50 Jahren Fondshistorie
tienengagement mehr als andere An- und zehn Jahren Zertifikateerfahlagen, auch wenn es höheren rung gewonnen wurde. Strukturierte Fonds lassen sich nur mit den entSchwankungen unterliegt.
sprechenden Spezialisten, funktionsInnovative Weiterentwicklung tüchtigen Systemen und einem dafür ausgerichteten RisikomanageDoch es gibt längst alternative ment umsetzen. Dieses Know-how
Konzepte zu einem Direktinvest- besitzt nicht jede Kapitalanlagegement. Mit strukturierten Produkten sellschaft (KAG). Die HypoVereinskann der Anleger an den Entwicklun- bank zählt über ihre 100-prozentige
gen des Aktienmarkts teilhaben, Tochter Structured Invest S.A. zu
aber gleichzeitig sein ihm entspre- den wenigen Anbietern, die struktuchendes Chance-Risiko-Profil wäh- rierte Fonds auflegen können.
Grundsätzlich lassen sich die meislen. Zertifikate etwa haben das Herz
der Anleger hierzulande im Sturm er- ten klassischen Zertifikatestrategien
obert. Und das aus einem guten in einem strukturierten Fonds umsetBörsen-Zeitung, 11.10.2008
Die Börsenkapriolen haben die
Flucht aus Aktien und klassischen Investmentfonds in diesem Jahr noch
verstärkt. Ein Finanzinstrument erfreut sich hingegen zunehmender Beliebtheit: der strukturierte Fonds. Er
kann Anlegern nämlich auch in Ab-
Zertifikate und ETFs
Fortsetzung von Seite B 10
hat. Das Thema private Altersvorsorge gewinnt immer stärker an Bedeutung und gerät auch zunehmend
in den Fokus der Anleger. Fondssparen oder fondsbasierte Versicherungen sind hier sicherlich die bekanntesten Formen der wertpapierbasierten Altersvorsorge. Sowohl ETFs als
auch endlos laufende Zertifikate bieten sich wegen ihrer attraktiven Kostenstruktur für den langfristigen Vermögensaufbau an.
Bis zum Ende dieses Jahres genießen ETFs einen deutlichen steuerlichen Vorteil zu Zertifikaten. Wer
noch 2008 einen ETF kauft und ihn
länger als zwölf Monate hält, kann
Kursgewinne steuerfrei vereinnahmen. Dies ist bei Zertifikaten leider
nicht mehr möglich, weil hier der
späteste Zeitpunkt des „steuerfreien Erwerbs“ der 30. Juni 2008
gewesen ist. Ab dem 1. Januar 2009
gilt die Abgeltungsteuer – Kursgewinne sollen dann einheitlich mit
25 % zuzüglich Kirchensteuer und
Solidaritätszuschlag besteuert werden. Somit wird es ab nächstem
Jahr auch keinen Unterschied in
der Besteuerung von Zertifikaten
und ETFs geben.
Ein letztes, aber nicht minder
wichtiges Entscheidungskriterium
sind die Kosten. Um einen Vergleich
sinnvoll durchführen zu können,
sollte man lediglich Indexzertifikate
einbeziehen, da andere Zertifikate
über ganz unterschiedliche Auszah-
lungsprofile verfügen, die die Vergleichbarkeit mit einem ETF erschweren, ja sogar unmöglich machen. Grundsätzlich lässt sich sagen,
dass beide Produkte sehr niedrige
Kosten aufzeigen. Grundsätzlich
gibt es zwei Kostenarten, die anfallen können: den Spread (Differenz
aus An- und Verkaufspreis) und die
Verwaltungs- oder Managementgebühr. Die Letztere fällt in aller Regel
bei Zertifikaten, die sich auf einen
herkömmlichen Index beziehen,
nicht an. Auch der Spread ist bei
manchen Zertifikaten, zum Beispiel
einem Dax-Indexzertifikat, null. Bei
ETFs hingegen fallen, wenn auch in
sehr geringem Rahmen, sowohl Managementgebühren als auch ein
Spread an. Man kann also festhalten, dass bei den Kosten Zertifikate
über einen Wettbewerbsvorteil verfügen.
Fasst man alle Punkte zusammen,
lässt sich keineswegs sagen, welches
der beiden Anlagevehikel in jedem
Fall zu bevorzugen ist. Vielmehr
muss der Anleger seine eigene Situation beleuchten, seine Risikoneigung, seinen Anlagehorizont und
auch seinen steuerlichen Hintergrund, um für sich eine optimale Anlageentscheidung zu treffen. Hat
man sich für das eine oder das andere entschieden, sollte man in jedem Fall die Angebote der verschiedenen Anbieter vergleichen, um so
das Beste für sich zu identifizieren.
Die einschlägigen Finanzportale bieten hierzu nützliche Tools.
zen, gleich ob mit begrenzter oder
unbegrenzter Laufzeit. Es gibt entsprechend defensiv, marktneutral
und offensiv ausgerichtete Fonds dieser Art – je nach Sicherheitsbedürfnis des Anlegers. Wie bei jeder Geldanlage macht es deshalb auch bei
strukturierten Fonds Sinn, im Vorfeld das eigene Rendite-Risiko-Profil
auszuloten, um das passende Produkt zu wählen.
Einem hohen Sicherheitsbedürfnis
kommen besonders strukturierte Kapitalschu0tzfonds entgegen. Ähnlich
wie Garantie-Zertifikate verfolgen
sie das Konzept, Anleger bis zu einer
bestimmten Grenze an der Wertsteigerung teilhaben zu lassen und
gleichzeitig die Rückzahlung des Nominalbetrags am Ende der Laufzeit sicherzustellen. Fonds ohne Laufzeitbegrenzung legen rollierend das Kapital am Ende einer Periode turnusmäßig in eine vergleichbare Struktur
weiter an und schreiben so den Anlageerfolg für die Zukunft fest.
Auch geldmarktnahe strukturierte
Fonds erfreuen sich unter sicherheitsorientierten Anlegern einer großen Beliebtheit. Diese Fonds investieren zu einem hohen Prozentsatz synthetisch in den Geldmarkt und haben keine Laufzeitbegrenzung. Der
monatlich erreichte Höchstwert
wird täglich je nach Produkt bis zu
fast 100 % abgesichert.
Für renditeorientierte Anleger, denen eine Teilabsicherung des Kapitals genügt, eignen sich strukturierte
Fonds mit Bonus-Strategie. Sie funktionieren im Grunde wie ein BonusZertifikat, verfügen über ein klares
Auszahlungsprofil, einen festen Basiswert und eine Zeichnungsfrist vor
Fondsauflage. Auch danach sind weiterhin tägliche Ausgaben möglich.
Sie haben zudem einen Sicherheits-
Die verschiedenen Anlageklassen im Vergleich
Zertifikat
Fonds
Strukturierter Fonds
Rechtlicher Status
Inhaberschuldverschreibung
Sondervermögen
Sondervermögen
Emittentenrisiko
ja
nein
nein
Strategie
passives Management
(vorwiegend)
aktives Management
(vorwiegend)
passives Management
Basiswert und
Auszahlungsprofil
– fest definierter Basiswert
– zum Laufzeitende fest
definiertes Auszahlungsprofil
– Fondsmanager entscheidet über
Zusammensetzung
– kein fest definiertes
Auszahlungsprofil; Erfolg
ergibt sich erst bei Einlösung,
Verkauf oder Veräußerung
– fest definierter Basiswert
– Anlagestrategie ist auf ein
fest definiertes Auszahlungsprofil
zum Laufzeitende/
Stichtag ausgerichtet
Steuerliche Behandlung
bei Erwerb 2008
(Abgeltungsteuer)
– Erwerb vor dem 30.6.2008:
Veräußerung/Einlösung nach
einjähriger Haltefrist steuerfrei
(nach dem 30.6.2009 unterliegt
Veräußerung/Einlösung der
Abgeltungsteuer)
– Erwerb nach dem 29.6.2008:
Veräußerungs-/Einlösungsgewinne sind zu versteuern
– Erwerb vor dem 1.1.2009:
Veräußerung/Einlösung nach
einjähriger Haltefrist steuerfrei;
keine zeitliche Begrenzung
(ausgenommen sind
ausschüttungsgleiche Erträge bei
thesaurierenden Fonds)
– Erwerb vor dem 1.1.2009:
Veräußerung/Einlösung nach
einjähriger Haltefrist steuerfrei;
keine zeitliche Begrenzung
Stand: 27. März 2008
Quelle: HVB
puffer und bieten eine Mindestrückzahlung, die dann erfolgt, wenn der
Puffer nicht unterschritten wird. Damit eröffnen sie neben der Teilabsicherung des Kapitals Renditechancen selbst bei seitwärts tendierenden Börsen oder moderat fallenden
Kursen.
Die Bonus-Fonds variieren je nach
Ausgestaltung in der Höhe des Sicherheitspuffers und der möglichen
Bonuszahlung. Gemeinsam ist ihnen
jedoch, dass sie Anlegern zusätzlich
die Möglichkeit eröffnen, an einer
Wertsteigerung unbegrenzt zu partizipieren. Bonus-Fonds gibt es auch
mit unbegrenzter Laufzeit. Möglich
ist auch die komplette Vermögensverwaltung in einem strukturierten
Fonds, inklusive des Einsatzes von
Aktien, allen gängigen Derivaten
und festverzinslichen Wertpapieren
etc. Ein Vorteil gegenüber Misch-
Börsen-Zeitung
fonds ist für Privatanleger eine weitgehende Steuerfreiheit der Erträge
im Fonds. So fallen bei strukturierten Fonds der Structured Invest S.A.
beispielsweise keine ausschüttungsgleichen Erträge durch Zinsen oder
Dividenden an. Durch die größere
Vielfalt an Anlagemöglichkeiten und
die hohe Flexibilität kann der Vermögensverwalter seinen Kunden somit
maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Er behält die absolute Handlungs-, Entscheidungsfreiheit und
Managementhoheit,
wird
aber
durch ein einfacheres Transaktionsmanagement und Handling pro
Kunde entlastet.
Strukturierte Fonds sind demnach
auch für das professionelle Vermögensmanagement eine attraktive Ergänzung zu den am Markt erhältlichen klassischen Produktkategorien.
Ein weiterer Vorteil von strukturier-
ten Fonds ergibt sich derzeit auch bei
der Nachsteuerbetrachtung. Durch
die Neuregelung bei der Abgeltungsteuer, die Anfang 2009 eingeführt
wird, gelten nämlich unterschiedliche Bedingungen.
Während der Gewinn bei Zertifikaten, die nach dem 14. März 2007
gekauft wurden und nach dem 30.
Juni 2009 verkauft werden, komplett versteuert werden muss, sind
die Wertzuwächse bei Fonds nach
der derzeit gültigen Regelung für
den Privatanleger steuerfrei. Voraussetzung dafür ist, dass der Fonds
noch bis zum Ende dieses Jahres erworben und bei einem Verkauf die
zwölfmonatige Spekulationsfrist eingehalten wird. Die hier beschriebenen Fondsarten stellen nur einen
Ausschnitt aus dem inzwischen verfügbaren Universum der strukturierten Fonds dar.
B 12 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Sichere Häfen in unruhigen Börsenzeiten
Exchange Traded Funds bieten für diese Marktsituation eine flexible und kostengünstige Investmentlösung
Anleihen um. Nach wie vor gelten
bei einer unsicheren Börsenlage
Staatsanleihen im Gegensatz zu Aktien als sicherer Hafen. Viele Experten halten Anleihen ohnehin für einen wichtigen Bestandteil eines jeden Depots und verweisen auf den
Vorteil der Diversifikation, also der Risikostreu-ung. Untersuchungen zeigen, dass die AsVon
set Allocation genannte
Thomas Meyer zu
Aufteilung des VermöDrewer
gens auf verschiedene
Anlageklassen zu 80 bis
90 % über den Erfolg
des Depots entscheidet
Leiter des
und nicht die Auswahl
ETF-Geschäfts von
einzelner Titel innerLyxor Asset Managehalb einer Asset-Klasse.
ment in Deutschland
Je nachdem, ob das Portund Österreich
folio eher wachstumsoder sicherheitsoriendie jüngsten Börsenturbulenzen ih- tiert ausgerichtet sein soll, ist ein Anren Ursprung in den Vereinigten leihenanteil von rund 20 bis 50 %
Staaten. Die Angst vor Verlusten sinnvoll.
durch die Hypothekenmarktkrise in
den USA und einem Übergreifen auf
Umschichtung in Anleihen
andere Märkte und Investmentinstrumente belastet nach wie vor
Investoren, die in unsicheren Börauch die Börsen in anderen Erdtei- senzeiten einen Teil ihres Vermölen. Viele Anleger flüchten vor die- gens in Anleihen umschichten wolsem Hintergrund in Rentenpapiere. len, stehen allerdings vor einigen
Nachdem in den USA ein beispiello- Problemen. Mit wachsender Nachser Run auf die als sicher geltenden frage steigen zwar die Kurse der Ankurzfristigen Staatsanleihen ein- leihen, gleichzeitig sehen sich Einsetzte, folgten auch in Deutschland steiger jedoch mit sinkenden Rendiund anderen Ländern verunsicherte ten konfrontiert. Hintergrund ist,
Anleger, Hedgefonds sowie institu- dass sich die Renditen in entgegengetionelle Investoren diesem Trend. setzter Richtung zu den Kursen der
„Bundesanleihen bieten ein Höchst- festverzinslichen Werte bewegen. Je
maß an Sicherheit. Die Anleger fra- gefragter eine Anleihe ist, umso stärgen sie im derzeitigen Marktumfeld ker steigen deren Kurse und umso
stark nach“, unterstreicht Jörg Krä- mehr sinkt die Rendite. Dieser Effekt
mer, Chefvolkswirt der Commerz- machte sich im Zuge der Immobilienbank. Investoren schichten ihr Kapi- krise in den USA auch bei Staatsantal in starkem Maße von Aktien in leihen bemerkbar. Gleichzeitig ist
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
„Wenn die USA husten, haben wir
die Grippe“ – so lautete lange Zeit
eine Börsenregel in Europa. In Zeiten der Globalisierung hat diese
Weisheit zwar ein wenig an Bedeutung verloren, dennoch haben auch
die Verzinsung für sogenannte Commercial Papers, kurzfristige Schuldscheine von Unternehmen, innerhalb kurzer Zeit stark gestiegen. Auslöser war die Angst vor zunehmenden Ausfällen im Markt für minderwertige Hypotheken, dem Subprime-Segment. Dem erhöhten Risiko stand in diesem Fall eine höhere
Renditeerwartung gegenüber.
Krämer ist sich zudem sicher, dass
„im nächsten Jahr die US-Notenbank Federal Reserve angesichts der
latenten Inflationsrisiken nicht umhinkommen wird, die Leitzinsen zu
erhöhen. Das wird nicht nur die Renditen von US-Staatsanleihen steigen
lassen, sondern auch die Renditen
von Bundesanleihen zumindest etwas nach oben ziehen.“
Neben der Renditeentwicklung
stellt sich Privatanlegern bei Investments in Staatsanleihen aber auch
die Frage der richtigen Diversifikation. In den meisten Fällen ist es für
sie schwierig, ihr Anleiheninvest-
ment breit zu streuen. Viele von ihnen verfügen nicht über genügend
Zeit oder Kapital, um selbst ein entsprechend diversifiziertes Portfolio
zusammenzustellen. Als weiterer
Punkt kommt der Wunsch nach Flexibilität hinzu. Institutionelle Investoren sind beispielsweise darauf angewiesen, bei Börsenturbulenzen ihr
Kapital möglichst schnell von Aktien
in Anleihen umschichten zu können.
Andererseits müssen bei einem langfristigen Anlagehorizont immer wie-
der fällig gewordene Anleihen gegen
neue ausgetauscht werden, was zu
vergleichsweise hohen Transaktionskosten führt.
Einfache Lösung
Eine einfache Lösung für das Investment in diese Anlageklasse bieten Exchange Traded Funds (ETFs)
auf Anleihenindizes. Durch den liquiden Handel über die Börse ist zu den
Fortsetzung Seite B 13
Schienenverkehr bleibt auf der Überholspur
Mit Open-End-Zertifikaten bereits an der Entwicklung des Infrax Global Railway Index partizipieren
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Trotz der aktuellen Befürchtungen
um eine Abschwächung des globalen
Wirtschaftswachstums lesen sich die
Statistiken der vergangenen Jahre
beeindruckend. Beflügelt von den dynamischen Emerging Markets waren
die Zuwachsraten hoch. Dabei legte
der Welthandel überproportional
zu. Diese Entwicklung kam vor allem dem Transportsektor zugute.
Ein neuer Aktienindex, der Infrax®
Global Railway, umfasst die nach
der Marktkapitalisierung 20 größten
Unternehmen, die Bahnstrecken betreiben oder Bahn-Services anbieten
und die künftig vom Ausbau des
weltweiten Handels am ehesten profitieren dürften. Anleger können mit
Open-End-Zertifikaten auf diesen Index an Kursgewinnen und Dividenden ausgewählter Aktien von Bahngesellschaften partizipieren.
Seit den neunziger Jahren gewann der Welthandel an Dynamik.
Handelshemmnisse wurden abgebaut, Zollschranken fielen. Zahlreiche Schwellenländer erlebten einen
nachhaltigen Aufschwung, der das
globale Wachstum antrieb. Der hohe
Stellenwert des Handels lässt sich
am Beitrag der Exporte zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) ablesen. In vielen Emerging Markets ist der Anteil
der Ausfuhren nachhaltig gewachsen. Besonders ausgeprägt war dieser Trend in China. Hier kletterte
der durchschnittliche Beitrag der Exporte zum BIP von 16 % im Jahr
1995 auf 42 % im Jahr 2007. Weltweit lag das jährliche globale Wirtschaftswachstum in den vergangenen vier Jahren stets oberhalb von
4 %. Dabei nahm im Zuge der Globalisierung vor allem der Handel zu.
Nicht nur in den Industrieländern
stiegen die Ein- und Ausfuhren.
Auch wuchs der Handel der Schwellenländer untereinander, die dadurch unabhängiger von den entwi-
ckelten Ländern wurden. Nach Angaben der Welthandelsorganisation
WTO überstiegen die weltweiten Exporte im Jahr 2006 die Marke von
12 Bill. US-Dollar. Seit dem Jahr
Bahngesellschaften anbieten oder
Bahninfrastruktur schaffen. Es handelt sich bei dem Index um einen sogenannten Performance-Index, ähnlich dem Deutschen Aktienindex
Dax. In ihn fließen im
Gegensatz zu einem
Kurs- oder Preisindex
nicht nur die KursentVon
wicklungen der MitChristian Reuss
gliedsaktien ein. Auch
die Dividenden werden
berücksichtigt.
Doch nicht jedes Unternehmen, das sein
Leiter Öffentlicher
Geld im SchienentransVertrieb Strukturierte
portsektor verdient und
Produkte
Deutschland & Schweiz an einer Börse notiert
ist, kann sich auch für
bei Goldman Sachs
den Index qualifizieren.
Denn für den Index gelten strenge Aufnahmere2000 haben sich die Ausfuhren fast
verdoppelt, seit dem Jahr 1980 so- geln für Größe, Liquidität und Transgar in etwa versechsfacht. Dieser parenz. Um in den Infrax® Global
Trend verlieh dem Transportsektor Railway Index zu gelangen, müssen
natürlich einen enormen Schub, da die Unternehmen unter anderem
die meisten Güter entweder per eine Marktkapitalisierung von minLkw, Schiff, Flugzeug oder Bahn von destens 1 Mrd. US-Dollar aufweisen.
den jeweiligen Produzenten der Das durchschnittliche tägliche HanWare zum Konsumenten gebracht delsvolumen muss in den letzten
werden mussten. Fazit: Das Güter- drei Monaten mindestens 2,5 Mill.
US-Dollar betragen haben. Die nach
verkehrsaufkommen erhöhte sich.
Falls Investoren von einem weiter der Marktkapitalisierung größten 20
steigenden Handelsvolumen ausge- Unternehmen gelangen in den Infrax® Global Railway Index. Dabei
hen, spricht auch in Zukunft vieles
erfolgt die Gewichtung ebenfalls entfür einen wachsenden Güterverkehr.
sprechend der Marktkapitalisierung,
Allerdings könnten sich im Trans- wobei der maximale Indexanteil eiportsektor erhebliche Verschiebun- ner Gesellschaft bei 10 % liegt. Um
gen ergeben, die mit der jeweiligen eine breite geografische DiversifikaKostenstruktur in Zusammenhang tion zu gewährleisten ist zudem der
stehen dürften. So verteuern bei- Anteil pro Land auf 30 % und auf siespielsweise steigende Energiepreise ben Aktien begrenzt. Die Zusammenden Transport auf der Straße. Die er- setzung des Index wird regelmäßig
höhten Kosten müssten in Form von überprüft. Aktuell wird der Index
höheren Produktpreisen auf den von Aktien aus den USA, Japan und
Endverbraucher umgelegt werden. Kanada dominiert. Europäische Titel
Da spricht vieles für eine Verschie- spielen derzeit eine geringere Rolle.
bung vom Gütertransport auf der
Straße auf den Gütertransport über
Unbegrenzte Laufzeit
die Schiene.
Ein weiterer Grund deutet auf
Mit Open-End-Zertifikaten köneine künftig zunehmend wichtigere nen Anleger bereits an der EntwickRolle des Bahnverkehrs hin: In Zei- lung des Infrax® Global Railway Inten des Klimawandels kommt hinzu, dex (Total Return) partizipieren.
dass in den westlichen Industriena- Diese Zertifikate bilden die Indexenttionen die Bevölkerung sowie auch wicklung nahezu eins zu eins nach.
weite Kreise der Politik auf „grüne“ Investoren profitieren dank der TatBeförderungsmittel setzen. So stei- sache, dass es sich um einen Perforgen die Transportkosten per Lkw mance-Index handelt, sowohl von
nicht nur wegen der hohen und wo- den Kursbewegungen als auch von
möglich weiter steigenden Kraftstoff- den Dividenden der Indexmitgliepreise, die ihre Ursache in der welt- der. Die Laufzeit von Open-End-Zerweiten Verknappung der Rohstoffe tifikaten ist grundsätzlich, und wie
haben. Mautgebühren und Ökosteu- auch der Name schon vermuten
ern kommen noch hinzu. Der Güter- lässt, unbegrenzt. So entscheidet alverkehr der Bahn könnte von dieser lein der Anleger, bei welchem Indexstand er sein Geld investieren und
Entwicklung profitieren.
bei welchem Stand er wieder aussteiBahnen schnellere Alternative gen möchte.
Die Struktur der Zertifikate ist einfach.
Das hat für den Anleger zwei
Doch nicht nur der Transport von
Waren profitiert von dieser Entwick- Vorteile: Das Produkt ist einerseits
lung: Auch der Personenverkehr auf gut zu verstehen. Damit ist andererder Schiene könnte in den kommen- seits auch die Preisentwicklung gut
den Jahren zulegen. Gerade in Bal- nachzuvollziehen. Steigt der Basislungszentren von entwickelten In- wert eines Open-End-Zertifikats beidustrienationen sind gut ausgebaute spielsweise um 5 %, so steigt auch
Nahverkehrssysteme ein wichtiger der Wert des Zertifikats etwa um
5 %. Auch an den Kursverlusten ist
Standortfaktor. Durch das hohe
der Anleger in etwa eins zu eins beStraßenverkehrsaufkommen erweiteiligt. Fällt der Index um 5 %, versen sich die Bahnen im Vergleich
liert auch das Open-End-Zertifikat
zum Auto häufig als schnellere Alter- rund 5 %.
native. Hinzu kommt künftig, dass
auch in den wachsenden MetropoWas es noch zu beachten gilt
len der Emerging Markets der Schienenverkehr mehr und mehr zur AlDabei müssen allerdings neben
ternative wird. Hochmoderne Züge dem Emittentenrisiko noch folgende
wie der Transrapid haben ihr Debüt Produkteigenschaften beachtet werbereits gegeben. So könnten Unter- den: Die Kurssteigerung des Zertifinehmen aus dem Bahnsektor mittel- kats muss noch um die jeweilige Mabis langfristig überproportional von nagementgebühr und mögliche
der
Globalisierung
profitieren. Wechselkursschwankungen bereiHierzu zählen entsprechend dann nigt werden. Die Wechselkursauch die Bahnstreckenbetreiber und schwankungen, die entstehen könTransportgesellschaften.
nen, weil ein Teil der Aktien nicht
Der neu kreierte Index, der In- auf Euro lautet, ermöglichen dem
frax® Global Railway Performance Anleger einerseits weitere GewinnIndex, versucht diesen Sektor abzu- chancen, wenn die Fremdwährung
bilden. Er bündelt Aktien von Unter- steigt. Sie bergen aber auch die Genehmen, die – ganz gleich, ob im Per- fahr von Verlusten, wenn sich die
sonen- oder Güterverkehr – Bahnver- Fremdwährung gegenüber dem
kehrssysteme betreiben, Dienste für Euro abschwächt.
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Börsen-Zeitung Nr. 197
B 13
Gebrauchte Lebensversicherungen erobern die Zertifikatewelt
Kombination der Marktkenntnis aus dem Bereich geschlossener Fonds und der Strukturierungskompetenz erfahrener Emittenten
In Deutschland befindet sich folglich der Zweitmarkt seit einigen Jahren im Wachstum: 2007 konnten die
Policeneinkäufer schon Policen im
Wert von rund 1,4 Mrd. Euro einkaufen – Tendenz steigend. Denn angesichts eines handelbaren Stornovolumens von bis zu 7 Mrd. Euro im Jahr
sind zurzeit erst rund
20 % des Marktpotenzials erschlossen.
Für Privatanleger ist
Von
es zumeist nicht mögOliver Moosmayer
lich, direkt in die Lebensversicherungspolice eines anderen zu investieren. Diverse Kapitalmarktprodukte auf britische und deutsche Policen öffnen Anlegern
aber seit einigen Jahren
Vorstandsmitglied der
diesen Zugang und maHCI Capital AG
chen so dieses relativ risikoarme und ertragsstarke Asset investierNach Schiffen und Immobilien erbar. Das Risiko des Assets wird dabei
obert nun auch dieses Asset die Zerti- durch ganz verschiedene Faktoren befikatewelt.
grenzt: Zum einen liegt schon der
Lebensversicherungen (LV) sind Wert der Police bei deren Kauf in der
in Großbritannien und Deutschland Regel über dem bezahlten Kaufpreis.
ein wichtiges Instrument des Vermö- Dieser „innere“ Wert richtet sich ungensaufbaus und der Altersvorsorge. ter anderem nach den von der VersiEin großer Teil der Verträge wird al- cherungsgesellschaft bereits garanlerdings von den Versicherten nicht tierten Bonusausschüttungen und
bis zum Ende der Laufzeit fortge- dem Schlussgewinnanteil, der bei Fälführt. Die Gründe für eine vorzeitige ligkeit der Police zur Auszahlung
Kündigung sind dabei ganz verschie- kommt. Aktuell garantieren beispielsden, von Arbeitslosigkeit oder Schei- weise die deutschen Versicherer eine
dung bis hin zur gezielten Umstruk- Mindestverzinsung von 2,25 % p. a.,
turierung des eigenen Anlageportfo- bei älteren Policen bestehen sogar
lios. Eine Kündigung ist jedoch für noch Zusagen von bis zu 4 %. Britidie Versicherten in der Regel ein Ver- sche Versicherungen beinhalten
lustgeschäft. Zweitmärkte bieten zwar keine Garantieverzinsung, die
den Versicherten eine attraktive Al- einmal getroffenen jährlichen Bonusternative, da die gezahlten Verkaufs- deklarationen sind allerdings nach
erlöse hier meist über den von den Zusage ebenfalls garantiert.
Versicherungsgesellschaften gezahlZum anderen wird das Risiko
durch einen hohen Grad staatlicher
ten Rückkaufswerten liegen.
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Bonitätsstarke Versicherungsgesellschaften, eine attraktive Verzinsung
und eine geringe Volatilität machen
gebrauchte Lebensversicherungspolicen zu einem beliebten Investment
für Anleger. Bislang gab es sie jedoch nur als geschlossene Fonds.
Sichere Häfen
Fortsetzung von Seite B 12
üblichen Börsenhandelszeiten jederzeit ein Kauf und Verkauf möglich. Im Vergleich zu klassischen
Rentenfonds, deren jährliche Kosten
im Durchschnitt bei 0,8 % liegen, ist
die Management Fee bei ETFs mit
0,165 bis 0,2 % gering. Diese Kostenersparnis steigert das Gewinnpotenzial des Investors – bei sinkenden
Renditen der Anleihen ist dies ein
entscheidender Performance-Vorteil. Hinzu kommt, dass beim Kauf
von ETFs der Ausgabeaufschlag
entfällt. Wer mittels eines ETF in einen Anleihenindex investiert, muss
sich zudem keine Gedanken über die
richtige Auswahl der Anleihen für
die gewünschte Laufzeit machen.
Das Durationsmanagement und die
Umschichtungen entfallen für den
Anleger.
Lyxor Asset Management verfügt
über eines der größten Angebote an
Renten-ETFs. Referenzindizes sind
die Anleihenindizes von EuroMTS Limited, einer der wichtigsten Plattformen für Staatsanleihen. Die Investmentgesellschaft deckt alle Laufzeitensegmente zwischen einem und 15
Jahren ab – angefangen vom ein- bis
dreijährigen Spektrum über drei- bis
fünfjährige, fünf- bis siebenjährige
und sieben- bis zehnjährige Laufzeiten bis hin zum zehn- bis 15-jährigen
Durationssegment. Komplettiert wird
das Angebot vom Lyxor ETF auf den
EuroMTS Global für Staatsanleihen
mit unterschiedlichen Laufzeiten.
Anleger erhalten auf diese Weise
die Möglichkeit, passiv gemanagte
Rentenfonds auch in kleinen Einheiten zu handeln. Neben den sechs
klassischen Renten-ETFs von Lyxor
AM bietet der Lyxor ETF EuroMTS
Inflation Linked den Anlegern die
Möglichkeit, von der Wertentwicklung von inflationsgebundenen
Staatsanleihen zu profitieren. Der
Referenzindex beinhaltet entsprechende Staatsanleihen von Mitgliedstaaten der Eurozone mit einem Volumen von mehr als 2 Mrd. Euro und
einer Laufzeit von mindestens einem
Jahr. Ein Investment in diesen Anleihenindex eignet sich insbesondere
im Umfeld steigender Konsumentenpreise – wie im aktuellen Marktumfeld gegeben. Die Strategie hilft, den
durch die Inflation verursachten realen Wertverlust eines Depots auszugleichen. Dazu wird die Nominalverzinsung der Anleihe an die Inflationsrate angepasst. Ein Konsumentenpreisindex – der sogenannte Consumer Price Index (CPI) – dient dabei
als Referenz.
Zwar haben inflationsgebundene
Anleihen im Vergleich zu traditionellen Bonds eine niedrigere Nominal-
verzinsung, der Investor erhält jedoch im Gegenzug einen Ausgleich
für die erwartete Inflationsrate. Auf
diese Weise hat er die Möglichkeit,
einen durch die Inflation bedingten
Kaufkraftverlust aufzufangen. Eine
solche Strategie war in der Vergangenheit meist institutionellen Investoren vorbehalten. Der Lyxor ETF
EuroMTS Inflation Linked hat das innovative Konzept jedoch auch für
Privatanleger geöffnet. Die RentenETFs erleichtern zudem die Asset Allocation. Mit einer einzigen Börsenorder können Investoren ein ganzes
Anleihenportfolio erwerben – ganz
gleich, ob ihr Fokus dabei auf bestimmten Laufzeiten oder dem Inflationsausgleich liegt.
Kapital kurzfristig parken
Neben Rentenpapieren haben Anleger auch den Geldmarkt entdeckt,
um in turbulenten Börsenzeiten Kapital zu parken. Für dieses Segment
bieten Lyxor ETFs ebenfalls einen
einfachen, transparenten und flexiblen Zugang. Referenzindex des Lyxor ETF Euro Cashs (EONIA) ist beispielsweise der EuroMTS EONIA®
Investable™, der den Eonia-Zinssatz
abbildet. Eonia ist die Abkürzung für
„Euro Over Night Index Average“
und bezeichnet den Durchschnitt der
Zinssätze, zu dem sich die Banken in
der Eurozone über Nacht Geld leihen. Er wird von der Europäischen
Zentralbank festgestellt und ist einer
der wichtigsten Geldmarktzinsen.
Der Lyxor ETF Euro Cash (EONIA)
bietet für Privatanleger eine sinnvolle Alternative zur Geldanlage auf
einem Tagesgeldkonto, die bislang
nur institutionellen Investoren zugänglich war. Banken locken zwar
derzeit mit hohen Tagesgeldzinsen,
oft gelten die lukrativen Konditionen
jedoch nur für Neukunden, sind zeitlich oder auf eine bestimmte Einlagenhöhe begrenzt.
Die Ratingagentur Standard &
Poor’s hat dem Lyxor ETF Bestnoten
verliehen: Die Qualität des Fonds
wird mit „AAAf“ bewertet, die Volatilität mit „S1+“. Die Bewertung
„AAAf“ gibt an, dass die Portfoliozusammensetzung des Lyxor ETF dem
Anleger einen hohen Schutz vor Ausfallrisiken ermöglicht – das Rating
„S1+“ steht dafür, dass der ETF
kaum auf Veränderungen der Marktbedingungen reagiert und eine äußerst geringe Volatilität aufweist.
Investments in sichere Staatsanleihen oder in den Geldmarkt geben Anlegern die Möglichkeit, bei unsicheren
und instabilen Börsenphasen ihr Kapital vor möglichen Verlusten zu schützen – bis die Grippe ausgestanden ist
und die USA nicht mehr husten.
Regulierung reduziert: Im britischen
wie auch im deutschen Versicherungsmarkt gelten gesetzliche Regelungen, deren Ziel es ist, Versicherungskunden gegen Verluste bei Insolvenz der Versicherungsgesellschaft abzusichern. In Großbritannien garantiert der Policyholder Protection Act von 1997 nicht nur die
eingezahlten Prämien, sondern auch
die bereits zugesagten jährlichen Bonuszahlungen bis zu einer bestimmten Höhe des Kapitalstocks. Bei deutschen Versicherungsgesellschaften
ist das Kapital, das zur Deckung der
bereits zugesagten Überschüsse benötigt wird, verbindlich in einem sogenannten Deckungsstock anzulegen, der selbst bei Insolvenz zur Verfügung stehen muss.
Relativ hohe Sicherheit
Dass diese relativ hohe Sicherheit
nicht auf Kosten der Rendite geht,
zeigen die von den Gesellschaften erwirtschafteten stabilen Erträge: So
betrug die durchschnittliche Rendite
in den letzten zehn Jahren aus ablaufenden LV-Policen in Deutschland
fast 6 %. Die noch renditestärkeren
britischen Policen haben im gleichen
Zeitraum bis zu 11 % erwirtschaftet.
In den vergangenen zwei Jahren lagen die britischen Bonusdeklarationen zwar unter diesem Wert, aber
die von den Versicherungen erwirtschafteten guten Renditen und die
Aussicht auf deshalb steigende Boni
bieten gerade jetzt einen günstigen
Einstiegszeitpunkt.
Bereits seit rund sechs Jahren gibt
es für deutsche Anleger die Möglichkeit einer Beteiligung an geschlossenen Lebensversicherungszweitmarktfonds. Doch eingeschränkte Liquidität und lange Laufzeiten schreckten
viele Anleger bislang von einer An-
lage ab. Seit kurzem gibt es jedoch
auch für diese Zielgruppe eine
maßgeschneiderte „Investmentverpackung“: Ein Indexzertifikat mit
etwa zehn Jahren Laufzeit, das sich
auf die Wertentwicklung eines aktiv
gemanagten Portfolios von deutschen und britischen Lebensversicherungspolicen bezieht. Die Policen
werden direkt oder über professionelle Policenhändler gekauft und innerhalb des Portfolios entweder bis
zur Fälligkeit gehalten oder, bei attraktiven Marktchancen, aktiv am
Markt gehandelt. Zum Laufzeitende
der Policen vereinnahmt die Portfoliogesellschaft die Ablaufleistungen
inklusive aller Einnahmen aus den
Sparanteilen der Beiträge, der jährlichen Überschussbeteiligung und
dem Schlussgewinnanteil. Der Index, der die Wertentwicklung des
Portfolios abbildet, macht die Verbriefung der Performance aus dem
Portfolio möglich.
Durch das Zertifikat wird zudem
die Kombination zweier Märkte –
Großbritannien und Deutschland –
möglich. Deutsche Lebensversicherungen gelten wegen der garantierten Mindestverzinsung und der staatlichen Regulierung des Marktes als
besonders sicher. Britische Policen
weisen, da die Lebensversicherungsgesellschaften ihre Gelder stärker
am Aktienmarkt investieren dürfen,
oft höhere Renditen auf. Das Indexzertifikat erschließt beide Märkte für
eine breitere Anlegerschicht, kombiniert in einem Produkt. Anleger partizipieren so unmittelbar sowohl an
den generierten Einnahmen aus den
Policen als auch an den Handelsgewinnen, die wiederum in den Markt
reinvestiert werden können. Da es
sich hier nicht um „verpackte“ Aktien- und Anleihemärkte handelt, unterscheidet sich das Zertifikat in Pro-
duktmerkmalen und Strukturierungsaufwand
notwendigerweise
von gängigen Zertifikateprodukten.
Die Herausforderungen einer solchen Strukturierung liegen hierbei
auf zwei Ebenen: zum einen in den
Besonderheiten des Marktes und des
Assets, zum anderen in der anlegerfreundlichen und kapitalmarktfähigen Ausgestaltung der „Verpackung“.
Klumpenrisiken vermeiden
Bezüglich des Assets muss besonders auf die fachkundige und sorgfältige Auswahl der Policen geachtet
werden. Hierbei ist der „Lebenszyklus“ einer Police zu beachten, das
heißt die Entwicklung des inneren
Werts einer Police über die Jahre.
Schlüsselkriterien bei der Auswahl
sind weiter die versicherungsmathematische Bewertung und die Prüfung
jeder einzelnen Police auf Tauglichkeit für das Portfolio. Faktoren wie
Qualität des Versicherungsunternehmens und die Restlaufzeit der Police
spielen dabei eine wichtige Rolle.
Ebenso wichtig wie die sorgfältige
Beurteilung der gekauften Policen
ist deren gezielte Strukturierung: Dabei sollte besonders auf den Diversifikationsgrad des Portfolios geachtet
werden. Eine breite Streuung der Policen auf verschiedene Anbieter und
Restlaufzeiten vermeidet Klumpenrisiken. Dies, zusammen mit strikten
Investitionskriterien und Anforderungen an die Bonität der Versicherungsunternehmen, ermöglicht eine
möglichst hohe Risikostreuung innerhalb eines Portfolios. Die Bewertung
und das aktive Management kann so
nur ein im Asset erfahrener Produktexperte leisten, der über einen Zugang zu Versicherungsmathematikern, Aktuaren und Policenhändlern
verfügt. Auf der Verpackungsseite
wiederum muss dem eigentlich illiquiden Asset, den Policen, Liquidität verliehen werden. Dies gelingt
durch die Schaffung einer täglichen limitierten Rückgabemöglichkeit durch die Emittentin und der
kontinuierlichen Bewertung des
Portfolios. Dem Anlegerwunsch
nach Sicherheit kommt die gute Bonität der Emittentin entgegen, die
auf einen langen Track Record erfolgreicher Zertifikateemissionen blicken kann und so Vertriebsbarrieren
mindert und den Markteintritt für
das neue Produkt erleichtert. Hier
liegt der besondere Vorteil einer modernen Produktpartnerschaft: Der
Experte aus dem Bereich der geschlossenen Fonds verfügt über den
notwendigen Marktzugang und die
Assetkenntnis, der erfahrene Zertifikateemittent wiederum stellt die
Strukturierung des Zertifikats, dessen Liquidität und Bonität sicher.
Das Beste aus zwei Welten
LV-Policen sind schon lange als Assetklasse im Bereich der geschlossenen Fonds etabliert. Jetzt, wo Marktkenntnis aus dem Bereich der geschlossenen Fonds und Strukturierungskompetenz erfahrener Zertifikateemittenten kombiniert werden,
steht diese Assetklasse auch der Zertifikatewelt zur Verfügung: Wer also
in Zeiten von Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten nach
einer unkorrelierten und dennoch ertragsstarken Anlage gesucht hat, der
findet sie in gebrauchten Lebensversicherungen. Das neue Zertifikat bietet nun zudem eine sinnvoll strukturierte, kapitalmarktfähige Verpackung.
B 14 Börsen-Zeitung Nr. 197
Sonderbeilage
Sonnabend, 11. Oktober 2008
Dem Schreckgespenst Inflation ein Schnippchen schlagen
Strukturierte Inflationsanleihen sind eine attraktive Gelegenheit für risikobewusste Anleger
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Konsumenten und Anleger scheinen
der Inflation nicht nur bei den Benzinpreisen wehrlos ausgesetzt zu
sein. Auch Lebensmittel wie Butter
und Milch verzeichneten kürzlich
überdurchschnittliche Preissteigerungen. Es scheint, als kehre ein Gespenst zurück, das zuletzt in den
siebziger Jahren Angst und Schre-
zone wurde sogar ein Rekordniveau
von 4 % vermeldet – doppelt so hoch
wie von der Europäischen Zentralbank angepeilt.
Traumatisierte Generationen
Schon immer war die Geldentwertung von größter wirtschaftspolitischer Relevanz. Die Hyperinflation
der zwanziger Jahre hat
Generationen von Deutschen
traumatisiert.
Banknoten von über 50
Von
Bill. Mark waren zu dieRoland Lang
ser Zeit im Umlauf. Das
Geld war so wenig wert,
dass Familien es in ihren Öfen verheizten.
Wer sein Geld nicht in
Leiter Derivative
Sachwerten investiert
Solutions bei
hatte, stand binnen kürMorgan Stanley in
zester Zeit mit leeren
Deutschland und
Händen da. Auch die akÖsterreich
tuelle Teuerungswelle
stellt die Menschen vor
cken verbreitete. Wer die steigende eine große Herausforderung. Sie
Inflation zum eigenen Vorteil nutzen raubt Bürgern einen Teil ihrer Kaufwill, kann mit unterschiedlichen An- kraft und verursacht im Endeffekt einen Verlust von realem Vermögen.
lagen agieren.
Seit Wochen beherrscht das Steigende Inflationsraten schmälern
Thema „Inflation“ die Schlagzeilen. die Realverzinsung von verzinsliEines der ältesten ökonomischen chen Anlagen.
Phänomene scheint zurückgekehrt
zu sein. Ein Gespenst, das die MenSchlechte Aussichten
schen seit Jahrhunderten verfolgt,
das Ersparnisse wertlos macht und
Erneut hat ein Preisschub vor alAnleger vor eine besondere Heraus- lem bei Energie und Nahrungsmitforderung stellt. Tatsächlich steigen teln die Teuerungsrate in ungeahnte
die Preise an der Tankstelle und im Höhen getrieben. Preistreiber NumSupermarkt so schnell wie seit 15 mer 1 blieb das teure Öl. So erJahren nicht mehr. Für Juli 2008 er- reichte der meistgehandelte Rohmittelte das Statistische Bundesamt stoffkontrakt der Welt, der Ein-Moeine Teuerungsrate von 3,3 % in nats-Future auf WTI Light Sweet
Deutschland. Die Inflationsrate ver- Crude, am 11. Juli das Rekordniblieb damit erneut auf ihrem höchs- veau von etwa 147 US-Dollar. Zwar
ten Stand seit 1993. Für die Euro- sank der Preis bis Mitte August wie-
der spürbar und liegt derzeit rund
30 US-Dollar unter seinem Rekordwert. Doch sogenannte Zweitrundeneffekte schärfen die Furcht vor einer
Inflation auf weiterhin hohem Niveau. Beispielsweise sind die von vielen Unternehmen angekündigten
Preiserhöhungen aufgrund gestiegener Kosten noch gar nicht realisiert.
Zudem werden die konstant zunehmende globale Nachfrage nach
Agrarrohstoffen und vor allem der
„Energiehunger“ in den Schwellenländern für langfristig steigende
Preise von Milch, Butter, Fleisch und
Co. sorgen.
Eine Problemlösung scheint kurzfristig nicht in Sicht zu sein: Sämtliche Notenbanker der Welt stecken in
demselben Dilemma: Eine Zinserhöhung, um der Inflation Einhalt zu gebieten, würde das ohnehin nachlassende Wachstum der Weltwirtschaft
weiter belasten. Eine Zinssenkung,
um die Wirtschaft anzukurbeln,
dürfte dagegen weiter steigende Inflationsraten nach sich ziehen. Wie man
das Blatt auch wendet, ein signifikanter Rückgang der Inflation scheint
kurzfristig nicht in Sicht zu sein.
In Deutschland wird die Inflationsrate vom Statistischen Bundesamt
gemessen. Zentraler Indikator für
die Berechnung der Geldentwertung
ist der Verbraucherpreisindex (VPI),
der wiederum auf einem repräsentativen Warenkorb aus sämtlichen Waren und Dienstleistungen fußt, die
für den Konsum in Deutschland von
Relevanz sind. Der Verbraucherpreisindex liefert ein Gesamtbild der
Teuerung in Deutschland, bei dem
alle Haushaltstypen, alle Regionen
Deutschlands und sämtliche dort
nachgefragten Waren und Dienstleistungen einbezogen sind – Mieten,
Nahrungsmittel, Bekleidung ebenso
wie etwa Kraftfahrzeuge oder Dienstleistungen wie Friseur, Reinigung
oder Reparaturen. Monatsweise berechnet das Statistische Bundesamt
aus rund 700 Güterarten – jeweils
mit dem Ausgabenanteil gewichtet,
welchen die privaten Haushalte im
Durchschnitt für diese Güterart ausgeben – und auf Basis von etwa
300 000 Einzelpreisen die Preisentwicklung.
Auf europäischer Ebene wird dieser Index „Harmonised Index of Consumer Prices“ (HICP) genannt. In
ihm sind die verschiedenen nationalen Indizes vereint. Die verschiedenen Indizes weichen in ihrer Gewichtung der Güter allerdings voneinander ab, da historische und gesellschaftliche Besonderheiten der einzelnen Staaten berücksichtigt werden müssen. Das zuständige Europäische Amt Eurostat hat eine jährliche
Inflationsrate von 4 % für die Eurozone im Juli 2008 berechnet, unverändert verglichen mit Juni. Das ist
der höchste Wert seit 1992.
Wie kann man sich schützen?
Auswirkungen hat die Inflation
vor allem auf Bargeldbestand und
Sparbucheinlagen, denn diese verlieren erheblich an Kaufkraft. Um dem
Schreckgespenst Inflation also nicht
zum Opfer zu fallen, sondern vielmehr ein Schnippchen zu schlagen,
sollten sich Anleger allmählich umorientieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das eigene Geld gegen steigende Teuerungsraten abzusichern
oder gar davon zu profitieren.
Als klassische Inflationsgewinner
gelten generell Investitionen in Sachwertanlagen und Rohstoffe. Gold
stellt in Phasen steigender Inflation
beispielsweise eine klassische Anlagemöglichkeit dar. Der Preis für eine
Feinunze Gold stieg in den letzten
drei Jahren von etwa 430 US-Dollar
auf 850 US-Dollar. Aber auch Investitionen in Preistreiber wie Öl und
Nahrungsmittel sind interessante Alternativen für Anleger, die sich schützen wollen. Beim Rohöl ist die Preisentwicklung in der Vergangenheit
noch rasanter gewesen als bei Gold.
So ist der Wert des WTI-Ölpreises
von August 2007 bis August 2008
um nahezu 65 % gestiegen. Notierte
der Ölpreis Anfang 2002 noch etwa
bei 20 US-Dollar pro Barrel, hat er
sich bis Anfang August 2008 mit
rund 125 US-Dollar mehr als versechsfacht.
Anlagen in Agrarrohstoffe, etwa
über Fonds oder Zertifikate, haben
ähnliche Entwicklungen wie Öl nehmen können und bieten daher in gewissem Maß Inflationssicherheit. Allerdings können Rohstoffe kurzfristig stark volatilen Preisentwicklungen unterliegen, gelten jedoch langfristig als guter Schutz vor Inflation.
Auch Investitionen in Immobilien
liefern seit Jahrzehnten gute Argumente für Anleger, die sich gegen
die schleichende Entwertung ihres
Geldvermögens absichern möchten.
Während das Geld an Kaufkraft verliert, steigen die Immobilienwerte
bei entsprechender Lage tendenziell. Renditen können hier theoretisch auf zwei verschiedene Arten erzielt werden. Zum einen sollten Anleger von der direkten Wertsteigerung
ihrer Immobilie profitieren, zum anderen auch durch Mieteinnahmen
ein ständiges Einkommen erzielen.
Doch in der Praxis gelingt es vielerorts oftmals nicht, die Inflation auf
die Miete eins zu eins aufzuschlagen. Wegen dieser unvollkommenen
Mietindexierung klettert auch der
Immobilienwert nicht mit der Teuerung. Hinzu kommt der hohe Kapitalaufwand klassischer Immobilieninvestments sowie Makler-, Notarkosten und Grunderwerbsteuern.
Wer sich dagegen an einem geschlossenen oder offenen Immobilienfonds beteiligt, kann bereits mit
vergleichsweise geringen Kapitalsummen in dieser Anlageklasse einsteigen, wird aber beim Kauf mit Nebenkosten und Aufgeldern belastet.
All diese Anlagemöglichkeiten haben zwei Nachteile: Der Inflationsschutz ist nur über einen langen Zeitraum hinweg gewährleistet, und Investoren können nur indirekt an der
Inflationsentwicklung partizipieren.
Direkte Partizipation
Wer sich jedoch direkt gegen die
Inflation absichern will, für den können inflationsindexierte Anleihen
eine sinnvolle Variante sein. Hier
schützen sich Investoren direkt vor
einer hohen Teuerungsrate und sichern sich eine reale Rendite. Die
Bundesrepublik Deutschland hat solche kapitalgeschützten Anleihen erstmals im März 2006 angeboten. Sie
sind an die Inflationsrate im Euroraum gekoppelt und haben eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Anleihe
verfügt über einen jährlichen Kupon
von 1,5 %, der zusätzlich zur aktuellen Inflationsrate ausgezahlt wird.
So sind Anleger zwar vor jeder Inflationsrate geschützt, haben jedoch
nur eine garantierte Realverzinsung
von 1,5 %. Eine weitere Möglichkeit stellen strukturierte „Inflationsanleihen“ dar, die mittlerweile von
vielen Emittenten angeboten werden. Sie bieten dem Anleger einige
Vorteile gegenüber den „Bundesanleihen“. Sie haben kürzere Laufzeiten, sind flexibel am Sekundärmarkt
handelbar und verfügen über oftmals attraktivere Konditionen.
Beispiel aus der Praxis
Ein Beispiel sind die 200 %-Inflationsanleihen von Morgan Stanley, inzwischen in der fünften Auflage emittiert (MS0J0C). Sie haben eine Laufzeit von drei Jahren und bieten Anlegern die Möglichkeit, von steigenden Teuerungsraten im Euroraum
zu profitieren. Im ersten und zweiten Laufzeitjahr erfolgt eine Verzinsung in Höhe der doppelten europäischen Inflationsrate. Sollte beispielsweise Eurostat für den Beobachtungszeitraum eine Inflation von
3,5 % vermelden, schüttet die Anleihe 7 % aus. Damit ist die Realverzinsung automatisch um 100 % im
Plusbereich. Im dritten und letzten
Laufzeitjahr erhalten Anleger einen
Fixkupon von 5 %. Zusätzlich ist die
Anleihe zum Laufzeitende mit einem
100-prozentigen Kapitalschutz ausgestattet.
Solche strukturierten Inflationsanleihen stellen eine attraktive Gelegenheit für risikobewusste Anleger dar,
weil sie nicht nur direkt gegen steigende Teuerungsraten abgesichert
werden, sondern darüber hinaus
auch noch davon profitieren. Sollte
sich ein Rückgang der Inflationsrate
einstellen, auf beispielsweise 2,5 %,
erhalten Anleger immer noch eine attraktive Verzinsung von 5 % p. a.
Die Expansion der
Renten-ETFs geht weiter
Europa wird in Kürze die in den USA verwalteten Vermögen überholen
durchschnittlichen Handelsumsatzes in Europa aus, und in Amerika
sind es gerade mal 0,5 %.
Das starke Wachstum in Europa
wurde hauptsächlich von den hohen
Zuflüssen in Geldmarkt-ETFs getrieben, die mittlerweile 30 % des verwalteten Vermögens in Renten-ETFs
ausmachen. Dabei sind
der db x-trackers II EONIA TR Index ETF mit
3,25 Mrd. Euro sowie
Von
der Lyxor ETF Euro
Thorsten Michalik
Cash EuroMTS Eonia
mit 2,42 Mrd. Euro die
mit Abstand größten
Renten-ETF in Europa,
bezogen auf das verwalManaging Director
tete Vermögen.
bei db x-trackers –
Der große Erfolg der
Deutsche Bank
Geldmarkt-ETFs zeigt,
Exchange Traded
dass die Anleger die VorFunds
teile eines börsengelisteten Fonds auf den GeldMrd. Euro gewachsen. Dies ent- marktsatz mit jederzeitiger Handelspricht einem jährlichen Wachstum barkeit, hoher Transparenz, keinen
von 80,3 %. Dem gegenüber steht Anlagebegrenzungen und täglich anein Anstieg des verwalteten Vermö- gepasstem Zinssatz erkannt haben.
Mit Blick auf die Emittenten liegens im gesamten ETF-Markt von
12,72 % p. a. bezogen auf denselben gen die drei großen ETF-Anbieter
Zeitraum.
Insgesamt werden weltweit 61,2
Mrd. Euro in Exchange Traded
Funds auf Renten verwaltet. Davon
entfallen 57,1 % auf die USA,
39,9 % auf Europa und 3 % auf den
Rest der Welt. Es ist davon auszugehen, dass Europa das Mutterland
der ETFs in den kommenden Monaten hinsichtlich der ausstehenden
Vermögen in Renten-ETFs überholen wird. Im Gegensatz dazu ist das
verwaltete Vermögen in ETFs auf
Aktien in den USA 4,5-mal größer
als in Europa.
Mit 92 ETFs im Rentenbereich
hatte Europa Anfang Mai 2008
schon 38 ETFs mehr ausstehen als
Amerika, wobei weltweit insgesamt
162 ETFs auf Renten erhältlich gewesen sind. Die europäischen Renten-ETFs machen schon 24,5 % des
Börsen-Zeitung, 11.10.2008
Der Markt für Renten-Exchange-Traded-Funds (ETFs) in Europa hat in
den vergangenen zwei Jahren ein extremes Wachstum erlebt. Von Anfang 2006 bis Mitte September 2008
ist das verwaltete Vermögen in Renten-ETFs von 5 Mrd. Euro auf 24,5
in Europa auch bei den RentenETFs vorne. Größter Emittent von
Renten-ETFs, gemessen am verwalteten Vermögen, ist Lyxor mit 7,2
Mrd. Euro, was einem Marktanteil
von 29,61 % entspricht, gefolgt von
db x-trackers mit 6,40 Mrd. Euro
bzw. einem Marktanteil von
26,38 %. Die Deutsche Bank ist gerade einmal 15 Monate mit ihren
ETFs auf Renten am Markt aktiv.
BGI Deutschland ist mit 4,6 Mrd.
Euro und einem Marktanteil von
18,67 % der drittgrößte Anbieter
von Renten-ETFs in Europa.
Günstige Perspektiven
Egal ob in Europa oder Amerika,
die Expansion der Renten-ETFs wird
in den nächsten Jahren um einiges
größer sein als die der ETFs auf Aktienindizes. Sollten Pensionskassen,
die über 90 % ihres Vermögens aktiv
verwalten lassen und einen Großteil des Geldes in Rententiteln halten, nur 4 % dessen in ETFs umschichten, entspricht das einer Verdoppelung des weltweit verwalteten
ETF-Vermögens.
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